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Mia und Kai-Alexander - das wandernde Rätsel

Band I
von

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Kapitel 53 Dank

Kapitel 53 Dank
 


 

Seid dem Beginn seiner militärischen Ausbildung hatte Orell sich nicht mehr so erbärmlich gefühlt. Sein Körper fühlte sich wie ein 3-D-Puzzel an, welches mit einer Abrissbirne niedergeschlagen wurde. Er war in einem privaten Krankenzimmer aufgewacht, gut bewacht von seinen eigenen Kollegen. Sein Vorgesetzter kannte ihn ausgesprochen gut, denn ein grauer Briefumschlag lag sorgsam auf seinem Nachtisch, als er sich aufrichten konnte und eine Bestandsaufnahme seiner geschundenen Gliedmaßen erstellt hatte. Noch ehe ein Arzt oder gar eine Schwester nach ihm sehen konnte, hatte er bereits die Akte der aktuellen Geschehnisse erhalten.

"Wüschen Sie den Bericht zu lesen oder ziehen Sie eine kurze Zusammenfassung vor?"

Egal wie schwer er verletzt war, der Griff unter sein Kopfkissen nach der gewohnten Sig Sauer und einem heiligen Kreuz war ein reiner Reflex.

Der Blick in tiefbraune Augen ließ ihn inne hallten. Still, fast regungslos saß sie in der Ecke des Krankenzimmers. Ihr Kleid viel bis zum Boden und war aus feinem, jedoch schwerem Material. Ihr Haar war, geflochten und eben so schwarz wie die Kleidung. Orell musste mehrfach blinzeln. Jemanden wie sie hatte der Gardist noch nie gesehen, beziehungsweise wahr genommen. Er befand sich zu hundert Prozent in einem Zimmer, aber seine Sinne wollten ihm glauben machen, er befände sich im Freien.

Zwischen Kimme und Korn befand sich die Stirn der seltsamen Frau. Hätte es diesen Fokus nicht gegen, Orell wäre der Versuchung verfallen, dass sein Bett auf einem weiten Feld stand, umhüllt von einer kräftig duftenden Sommerbrise.

Auf dem Schoss des ungewollten Besuches lag ein altes Buch. Augenscheinlich hatte diese Frau so lange gewartete bis er aufgewacht war.

"Wer sind Sie!"

Die Frau reagierte nicht auf seine Frage und sah still auf die Waffe. Nach Minuten des Schweigens und der Anspannung senkte Orell, die Sig Sauer und stopfte sie beleidigt in sein Nachtschränkchen: "Ich weiß schon, blöde Idee."

Wieder keine Antwort. Das Schweigen breitete sich aus, ebenso wie die Prässens seines Gegenübers. Orell fragte sich wie sie wohl hier herein gekommen war. So wie diese Kreatur im Hinterhof gewütet hatte herrschte mit Sicherheit ein Ausnahmezustand und er war einer der Hauptakteure in diesem Chaos gewesen mit der nur denkbar schlimmsten Nebenrolle seines Lebens. Sein siebter Sinn war Ausschlag gebend für den Antritt seines Amtes gewesen, jedoch diese Aura müsste im Grunde jeder magische Dumpfbacke wahrnehmen. Obwohl, er hatte einen der höchsten Ränge im Internen Netzwerk der heiligen christlichen Kirche und für ihn war es so als hätte er auf ganzer Linie versagt. Jahrzehnte hatte er sich für diesen Posten eingesetzt und bei der ersten großen Schlacht jämmerlich versagt. Beschützt von einer jungen Frau, nieder geschlagen von einer Dämonenjägerin und zusammen geflickt von einem Haufen Ärzten. Seinen Job konnte er an den Nagel hängen, denn jetzt bekam er schon wieder von einer Magierin Besuch und konnte gegen ihr Eindringen nichts ausrichten.

Orell beschloss seine Handfeuerwaffe im Tiber zu versenken. Zu mehr war das Ding nicht zu gebrauchen.

"Weswegen sitzen sie in meinem Zimmer?", knirschte Orell heftig.

"Aus Respekt."

Orells Augenbrauen verselbständigten sich, selbst wenn eine Schnittwunde ihm schmerzhaft vor Augen führte, dass das eine dumme Idee gewesen war.

"Sie haben die Astrontochter sehr gut behandelt, sich um sie gesorgt. So ein Glück wird ihr nur selten zuteil.“

Wie Kanoneneinschläge drängten sich die Bilder des Kampfes in das Gedächtnis des Schweizer Gardisten: "Wo ist Sabriel? Geht es ihr gut."

Die Frau gab keine Antwort, lediglich klappte sie das in Leder gebundene Buch zusammen und wandte sich mit ihrer vollen Aufmerksamkeit dem Mann zu.

Wie der aufkommende Wind kurz vor einem kräftigen Landregen, streifte diese Aufmerksamkeit seine Sinne. Gänsehaut über kam Orell, dass die Haut schmerzte.

"Was ist nach dem Auftauchen der Dämonenjägerin passiert?"

"Der Kampf hatte ein offenes Ende. Der heiligen Stadt ist nichts weiter passiert. Man konnte eine defekte Gasleistung sicher stellen und ihr habt euer bestmögliches getan, um den Dämon auszutreiben. Der heilige Vater selbst sprach ein Lob an euch aus."

Orell gekreuzigte sich kurz, bevor er fluchen musste: "Ja klar. Versagt habe ich. Die heilige Stadt hatte dieser Bestie nichts entgegen zusetzten."

"Nichts von dem Bericht ist gelogen oder dazu erfunden worden. Oder habt ihr im Kampfgeschehen einmal daran gedacht euer Leben zu schützen und wegzulaufen. Ihr seid bei der Astrontochter geblieben und wolltet auch für dem gefallen Kameraden kämpfen. Das war ihr konntet habt ihr so gut getan wie ihr es konntet. Unter den Magiern ein wertvolles Handeln. Das weiß auch der heilige Vater."

"Wenn ich euch so reden höre, möchte ich gerade meinen ich hätte wirklich eine Heldentat vollbracht."

Und wieder ging die Besucherin nicht auf seine Frage ein, was Orell allmählich ziemlich nervend fand: "Herr Gott, dieses halbe Mädchen hat sich gegen ein Monster gestellt und was habe ich gemacht ich hatte Angst um sie. Ein schöner Soldat bin ich. Was ist an ihr so besonders, das mein Beistand angeblich der Art hoch angerechnet wird, dass ich von einer Magierin beim Schlafen bewacht werde."

"Sie ist die Astrontrochter."

Zum ersten Mal hatte die Frau in Schwarz auf eine seiner Fragen geantwortet und das mit einer Information, welche nur sehr schwer verdaulich für den Mann war.

"Sie ist DIE Astron. Kein Kind einer Nebenlinie. Sie ist die Erstgeborene,"

Das Schweigen seines Gegenübers machte die Wahrheit, über die mächtigste Feuermagiern der fünf Familien nicht unbedingt erträglicher.

"Sabriel ist ein wertvoller Schatz in der Welt der Magie. Eine geborene Astron. Das kam seit über Zweihundert Jahren nicht mehr vor."

"Mit dieser Aussage stehen sie fast alleine auf der Welt da."

Orell fragte nicht wieso, die schwarze Frau würde ihm niemals Details verraten. Deswegen gab er eine Antwort auf eine noch nicht gestellte Frage: "Der Zettel, ich habe für sie ein Stückchen Papier aufbewahrt. Wurden meine Sachen schon exorziert, ich meine verbrannt."

Ganz sanft nickte die Frau, doch bevor der "Custos de occulto literae" das Schlimmste annehmen konnte erwiderte die Magierin seine Frage: "Aus Respekt kam ich um ihnen mitzuteilen, dass Sabriel die Nachricht erhalten hat, jedoch das Papier ist zerstört."

"War der Kampf also nicht vergebens?"

"Er ist für alle Beteiligten anders ausgegangen als erwartet."

Sich mit dieser Person zu unterhalten war extrem anstrengend und das lag mit Sicherheit nicht an der vergessenen Nummerierung von Orells Knochen.

"Wo ist Sabriel?"

Langsam wandte sich das Gesicht der Magierin zum Fenster, sodass das Licht der Abendsonne ihrem fahlem Teint einen Hauch von Gold und Kupfer bescherte. Ihr Blick war in den Himmel gerichtete, aber Orell wusste, dass diese Frau keinen Glauben an den Herrn in sich trug und dabei kein Sünder war. Augenscheinlich sinnierte sie über ihre nächsten Worte.

"Wenn es ihnen möglich ist aufzustehen habt ihr die Chance morgen früh Luca ein letztes Mal zu sehen."

Was sollte das denn schon wieder heißen. Gestresst kniff sich der Soldat in die Nasenwurzel. Ein absolut dummer Fehler wie er nur eine Sekunde später feststellen musste. Die wunderschöne Frau in dem schwarzen Gewandt war verschwunden, als er auf sah. Einzig und alleine der Duft von Kräutern blieb zurück. Vielleicht Lavendel?



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