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Camembert und Kekse

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ,

ich hab heut ein neues Kapitel für euch. Lasst euch von den Sprüngen bitte nicht irritieren, im Ganzen versteht ihr die Absicht die dahinter steckt. Wem irgendetwas unklar ist, der kann mir gern schreiben oder das nächste Kapitel abwarten. :)

Ich wünsche ganz viel Spaß.

//Betaleser:Imaginis// Komplett anzeigen

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Der Panther ist aus dem Sack

„Hier drin seid ihr in Sicherheit!", sagte Ladybug bestimmt und verschloss die Käfigtür hinter sich. Sie verschwand eilig und verfolgte das neueste Opfer eines Akumas - Animan. Sie betete, dass es die richtige Entscheidung war, die beiden zusammen in einen Tierkäfig zu stecken. Aber etwas anderes war ihr auf die Schnelle nicht eingefallen. Immerhin ging es ihr nur darum, dass die beiden in Sicherheit waren, solange überall wilde Tiere umherliefen. Der Käfig war leer und bot somit Schutz. Sobald sie den Akuma hätte, würde sie die beiden wieder freilassen.
 

Alya war sprachlos vor Entsetzen. So war das nicht geplant gewesen. Durch die große Plexiglasscheibe des einem Dschungel nachempfundenen Geheges, in dem sie nun steckte, sah sie, wie Ladybug um eine Ecke schnellte und verschwand.
 

Ein nervöses Räuspern hinter ihr, erinnerte sie daran, dass sie nicht alleine war. „Ähm, was geht ab?", stammelte Nino neben ihr und sie schlug sich genervt mit der Hand an den Kopf.
 

Nein, nein und nochmals nein, das würde sie ihrer Lieblingsheldin nie verzeihen. Nichts gegen Nino, er war ein guter- nein, ein sehr guter Freund sogar, aber mehr auch nicht. Und sie wollte nicht alleine mit ihm sein. Nicht jetzt, da sie durch das Headset mit angehört hatte, dass er auf sie stand. Das ging doch einfach nicht. Sie war dagewesen, um Marinette für ihr Date mit Adrien zu coachen, und jetzt saß sie auf unbestimmte Zeit hier mit ihm fest.
 

„Das darf doch nicht wahr sein!", schrie sie und wütend schlug sie mit der Faust gegen die zentimeterdicke Stahltür. Die bewegte sich kein Stück. Sie zog scharf Luft ein und hielt sich mit einem leisen „Au." die pochende Hand.
 

Oh nein, Marinette. Sie ist noch da draußen, stelle sie erschrocken fest. Ihr Entsetzten spiegelte sich in ihrem Gesicht. Langsam glitt sie an der Tür zu Boden, den Kopf auf die Knie gestützt.
 

„Was ist los?", fragte Nino besorgt und kam schüchtern näher.
 

„Marinette. Ich hab sie aus den Augen verloren. Hoffentlich ist ihr nichts passiert." Kurz vergaß sie ihre eigene Situation.
 

Auch Ninos Augen wurden groß. Nicht nur Marinette, auch Adrien war im Zoo gewesen. Er sank neben ihr auf den Boden, seine Hand schwebte über ihrer Schulter. Er schluckte seine Angst und seine Schüchternheit herunter und tätschelte sie sanft. „Ich bin mir sicher, dass Ladybug und Cat Noir sie auch in Sicherheit gebracht haben. Das machen sie doch immer." Er legte allen Optimismus in seine Stimme und schaute sie aufmunternd an. Sie blickte hoffnungsvoll zu ihm auf. Er wusste, wie viel Alya von Ladybug hielt. Das munterte sie mit Sicherheit auf.
 

„Du hast Recht, wenn ich mir nur nicht solche Sorgen machen würde. Ich hab sie ganz schön runtergemacht durch das Headset." Noch bevor Alya darüber nachdenken konnte, was sie gerade gesagt hatte, wäre sie am liebsten an ihren Worten erstickt.
 

Verdutzt sah Nino sie an. „Sie hatte auch ein Headset auf?"
 

„Was genau meinst du mit auch?", fragte nun Alya verwundert. Jetzt verstand sie gar nichts mehr.
 

Nino wirkte verlegen. Auch er hatte nun etwas im Affekt gesagt, was er lieber für sich behalten hätte. Peinlich berührt, fuhr er fort. „Ich hatte auch eins." Er versuchte zu kichern, es klang aber eher, als ob er sich verschluckt hätte.
 

„Wer?", fragte Alya tonlos, obwohl sie eine schwache Ahnung hatte. Nino hatte nur einen besten Freund.
 

„Adrien. Ich war so aufgeregt und er wollte mir helfen. Er ist auch noch irgendwo da draußen. Darum hoffe ich ja, dass unsere Helden sich auch um ihn gekümmert haben."
 

Alya war einen Moment sprachlos, aber sie hatte wie immer schnell ihre Fassung zurück. „Ich glaub es einfach nicht." Unbewusst prustete sie los. Auch wenn ihr die aktuelle Situation überhaupt nicht passte, war es komisch sich die Szene vorhin im Park vorzustellen mit dem Wissen, das Adrien Nino hatte helfen wollen und sie selbst Marinette. Verrückte Welt.
 

Jetzt war Nino etwas verwirrt. Eben noch war sie total sauer gewesen und jetzt lachte sie aus vollem Hals. Aber sie saß dabei so süß aus. Nun lächelte auch er. Die Sorgen waren zumindest ein Stück weit in den Hintergrund gerückt. Sie hatte Recht, die Situation könnte komischer nicht sein. Und er war glücklich, dass sie nicht sauer war oder ihn von sich wegstieß. Er hatte sie beobachtet, sie hatte Temperament und sagte immer was sie dachte, ohne Rücksicht auf Verluste. Aber diese Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit mochte er total. Das vermisste er manchmal bei Adrien. Sicher er war sein bester Freund, mit dem er über absolut alles reden konnte, aber er war manchmal etwas vielbeschäftigt und wenn er plötzlich verschwand, hatte er merkwürdige Ausreden. Er fühlte sich wohl mit Alya, sie war stets gut gelaunt so wie er selbst und hübsch fand er sie auch. Bei dem Gedanken erschien ein leichter Rotschimmer auf seinen Wangen. Hoffentlich war Alya noch so lange abgelenkt, bis es vorüber war. Er schwieg, denn langsam spürte er wieder eine leichte Nervosität. Alya strich sich eine kleine Lachträne aus dem Augenwinkel und schaute ihn jetzt aufmerksamer an.
 

„Entschuldige, aber die ganze Sache ist so verdammt verworren und irgendwie auch saukomisch." Alya wirkte nun entspannter, aufgelockert durch das Lachen.
 

„Kein Problem, du hast ja Recht." Er machte eine kleine Pause, atmete tief durch und fuhr dann schließlich fort. „Hör mal Alya, ich wollte dir noch etwas erklären." Er druckste etwas herum. Er hoffte, dass sie das jetzt richtig verstand. Denn so eine Chance wie jetzt, so ungezwungen mit ihr reden zu können, durfte er nicht verstreichen lassen. „Ich stehe nicht auf Marinette. Ich dachte es eine Zeit lang, aber ...", er stockte. „In Wirklichkeit mag ich dich. Das ist mir erst jetzt so richtig bewusst geworden, obwohl ich es schon eine Weile gespürt habe. Ich bin sehr gern mit euch beiden zusammen und dabei muss ich meine Gefühle etwas falsch gedeutet haben. Marinette ist eine gute Freundin, aber für dich empfinde ich ein wenig mehr", er brach ab. Er bat inständig, dass sie nach dieser Erklärung nicht auch in lautes Gelächter ausbrach.
 

„Nino, ich ...", begann Alya. Sie hatte damit gerechnet, aber irgendwie ... hatte sie gehofft, dass er es vielleicht doch nicht tun würde. Da war es also, das gefürchtete Geständnis. Nachdem er Marinette gestanden hatte, das er in Wirklichkeit sie mag, war sie überrascht gewesen. Negativ überrascht. Von dieser Seite hatte sie Nino nie betrachtet. Er war immer ein Freund gewesen. Ein Kumpel, wie ein großer Bruder, den sie nie hatte. Aber er hatte sie hier drin echt aufgebaut und getröstet und wenn sie so länger drüber nachdachte, hatte sie sich schon einmal vorgestellt einen festen Freund zu haben, mit dem sie auch befreundet war. Mit dem man lachen und durch dick und dünn gehen konnte. Da wusste sie, was sie sagen sollte.
 

„...ich mag dich auch. Sehr sogar. Wir sind so gute Freunde geworden. Was hältst du davon, wenn wir hier raus sind, gehen wir mal einen Kaffee trinken oder ins Kino? Nur wir beide." Sie lächelte ihn keck an und er verstand. „Allerdings hab ich oft mit Babysitten zu tun. Da ist es schwierig neben meinem Blog und der Schule noch Zeit freizuschaufeln."
 

„Und wenn wir zusammen Aufpasser spielen müssen", sagte Nino erfreut. „Ich habe noch zwei jüngere Brüder. Die muss ich auch regelmäßig hüten. Das sollten wir hinbekommen. Ich freu mich darauf, etwas mit dir zu unternehmen." Er konnte sich vorstellen, dass sie so auf die Schnelle nicht anders reagieren konnte. Aber er war glücklich. Wenn sie noch etwas mehr Zeit allein miteinander verbringen würden, dann... wer weiß.
 

Sie lächelte erleichtert. Manchmal hatte sie Marinette gegenüber ein schlechtes Gewissen, weil sie häufig wegen ihrer Geschwister keine Zeit hatte. Sie war Einzelkind und konnte das nicht immer nachvollziehen, wie es war große Schwester zu sein und das rund um die Uhr. Die eine Stunde, die sie pro Woche auf Manon aufpasste, war da kein Vergleich. Sie war froh jemanden zu haben, der das verstehen würde und mit dem sie auch mal darüber sprechen konnte.
 

„Alya, eine Frage hab ich nur noch." Dieser Gedanke war Nino eben erst gekommen. „Wie erklären wir das Marinette?"
 

Alya begann zu glucksen: „Oh mach dir keine Sorgen, du hast sie nicht verletzt oder enttäuscht."
 

„Puh ... Ok ich dachte schon." Da war er schon ein wenig erleichtert, das war seine nächste Sorge gewesen. Marinette hatte so begeistert dem Treffen zugestimmt. Dann im Zoo war sie so hilfsbereit, als er sagte, sie mag Alya, dass er nicht recht wusste, was er davon halten sollte. „Aber warte mal, warum ist sie dann überhaupt mitgegangen?"
 

Nur nichts Falsches sagen, schalt sich Alya schon vorsorglich selbst: „Weil ihr doch auch gute Freunde seid. So ist Marinette eben. Mach dir nicht so viele Gedanken. Sie schwärmt für jemand anderen. Das weiß ich zufällig, immerhin bin ich ihre beste Freundin." Stolz das sie sich nicht verplappert hatte, grinste sie ihn an.
 

„Kenn ich ihn?" Jetzt war er schon ein wenig neugierig. Er war ja sonst kein Tratschmaul, aber wenn Alya einmal so schön in Erzähllaune war. Vielleicht kannte er den Betreffenden ja wirklich.
 

Nun gefror Alya das Lächeln auf dem Gesicht. Mist! Damit hätte sie rechnen müssen. Ok, ganz ruhig, Marinette war ihre beste Freundin, sie durfte sie nicht verraten. Vor allem nicht vor Nino, Adriens bestem Freund. Wenn er sich verplappern würde, Marinette würde sie umbringen. Obwohl sie selbst der Ansicht war, dass die Geschichte mit den beiden festgefahren wahr und eigentlich einen Schupps in die richtige Richtung nötig hätte. Aber sie wollte auch nicht schuld sein, wenn es schiefging. Sie druckste ein wenig herum. Und bevor sie eine Antwort im Kopf formulieren konnte ...
 

„Also ja." Nino klang interessiert, aber er wollte es sich auch nicht mit Alya verscherzen, indem er sie bedrängte. Wer könnte es sein? So viele Jungs in der Klasse gab es nicht und andere, die er kannte und Marinette auch, fielen ihm nicht ein. Moment mal, da legte sich ein Schalter in seinem Kopf um. Als er Marinette umgerannt hatte, trug sie eine Modezeitschrift von Gabriel Agreste voll mit Bildern von ... und als er sie in den Zoo einlud, war auch nur ein anderer anwesend. Und im Zoo ... nach wem hatte sie mehr als einmal gefragt? Eine imaginäre Glühbirne in seinem Kopf begann zu leuchten. Seine Miene wurde ungläubig und sein Mund öffnete sich zu einer Bemerkung: „Nicht dein er-!"
 

„Bitte Nino!" Alya hielt ihm den Mund zu und sprach schnell und eindringlich zischend. „Denk was du willst, aber von mir erfährst du nichts. Und wenn auch nur ein Wort über deine Lippen kommt, dann bist du ein toter Mann!" Sie gab ihn wieder frei.
 

Nino begann in Zeitlupe zu nicken. „Aber -"
 

„Nichts aber, hörst du ...!", sie brach erschrocken ihre Standpauke ab. Ein Rasseln und ein Klicken verrieten ihr, dass das Schloss des Käfigs geöffnet wurde. Na endlich!
 

***
 

Erschöpft ließ sich Marinette auf das rosa bezogene Sofa in ihrem Zimmer fallen. Kaum lag sie eine Sekunde so da, klingelte ihr Handy. Sie spähte auf das Display und stellte erschrocken fest, dass es Alya war. „Oh nein, ich hab sie total vergessen. Sie ist bestimmt super sauer auf mich." Marinette schlug die Hände über den Kopf zusammen, entsetzt darüber, wie sie das vergessen konnte.
 

Tikki kam aus ihrer kleinen Umhängetasche geflogen und schwebte nun aufgeregt neben ihr. „Stell dir vor, wenn sie wüsste, dass du Ladybug bist und sie mit Nino eingesperrt hast." Sie klang ein wenig besorgt, aber der amüsierte Tonfall überlagerte das doch erheblich.
 

„Das wäre das Einzige, was noch schlimmer wäre. Ich werde versuchen die Wogen zu glätten." Optimistisch nahm sie das Gespräch an und begann sofort zu erklären. „Hör mal Alya, es tut mir leid wegen vorhin. Ich hätte nicht versprechen sollen Nino ein Date mit dir zu arrangieren." Während sie sich entschuldigte, lief sie die Treppen wieder hinunter, mit der Absicht, sofort in den Zoo zu gehen, um die beiden zu befreien. „Ich werde es ihm nachher alles erklären, versprochen. Verzeihst du mir?" Sie trat aus der Haustür und wollte gerade die Bäckerei umgehen, als sie innehielt, das Handy immer noch am Ohr. Da stand Alya vor ihr. Direkt vor der Eingangstür zur Bäckerei, die sich in dem Moment mit einem leisen Bimmeln öffnete. Mit einer großen Papiertüte in der Hand erschien Nino und reichte Alya einen der Kekse, die er aus der Tüte gefischt hatte. „Oh, danke Nino", antwortete sie und strahlte.
 

Warum strahlte sie so? Und warum war sie nicht sauer auf Nino oder noch verständlicher, auf sie? Marinette konnte ihre beiden Mitschüler nur verständnislos anstarren. Ein Wort brachte sie nicht heraus.
 

„Willst du auch einen Marinette?", fragte Nino im gemütlichen Plauderton. Vorhin im Zoo klang das noch ganz anders. Da hatte sie sich beinahe selbst erkannt. Stotternd und stammelnd hatte Nino kein Wort herausbekommen. Er steckte sich einen Keks in den Mund und kaute mit einem breiten Lächeln im Gesicht.
 

Jetzt schaffte sie es sich zu rühren und fragte Alya leise: „Was ist denn hier los?"
 

„Ladybug hat uns zusammen in einen Käfig gesperrt", begann Alya glücklich. „Und dabei haben wir festgestellt, dass wir viel gemeinsam haben", ergänzte Nino.
 

Was war denn das? Ergänzten die beiden etwa gegenseitig ihre Sätze? Wie schräg war das denn?
 

Leicht nervös kratzt sich Nino am Hals und fuhr fort: „Weißt du Marinette, ich dachte doch ich sei verliebt."
 

„Oh, äh, ja ..." Marinette nickte zum Zeichen, dass sie sich erinnerte und lächelte etwas verlegen.
 

„Und zwar in dich", fuhr Nino ungerührt und gut gelaunt fort. „Das dachte ich jedenfalls, aber jetzt da ich Alya besser kennen gelernt habe ..." Mit einem Knuff in die Seite brachte Alya ihn zum Schweigen. „Ich glaube nicht, dass sie alle Einzelheiten hören mag."
 

„Klar, tut mir leid." Er entschuldigte sich und lies Alya weitererzählen, denn sie stand ganz hibbelig neben ihm. „Weißt du, was verrückt ist? Ich war im Zoo dein Coach und Nino wurde von Adrien gecoacht."
 

„Adrien war da?", entfuhr es Marinette, nur eine Spur zu hoch und zu schnell.
 

„Total verrückt, oder?" Alya war bestens gelaunt. Na immerhin eine.
 

„Alya hat gesagt, dass du voll auf einen Typen stehst", begann Nino mit derselben übertrieben guten Laune.
 

Alya fuhr schnell dazwischen und packte Marinette an den Schultern: „Er weiß nicht auf wen, großes Ehrenwort. Ich habe ihm nichts verraten", sagte sie schnell und zwinkerte ihr zu. Es war zwar nicht ganz die Wahrheit, aber eins stimmte. Sie hatte es nicht verraten.
 

„Aber wenn du willst, könnte ich dir irgendwie helfen ...", begann Nino enthusiastisch, bis sie hörte, wie er scharf Luft durch die Zähne einzog. Alya hatte ihn getreten. „... Falls ich den Typen kennen sollte", presste er noch zwischen zusammengebissen Zähnen hindurch.
 

„Nino!", schalt ihn Alya empört.
 

„Ok vergiss, was ich gesagt hab ..., aber wenn du Hilfe brauchst ...", wieder unterbrach ihn Alya mit einem vorwurfsvollen „Nino!", die Hände dabei in die Hüften gestemmt. „Wir gehen jetzt! Bis später", verkündete sie laut.
 

„Ich ruf dich an", flüsterte sie an Marinette gewandt, während sie Nino am Kragen gepackt hatte. Ihre rechte Hand formte dabei ein imaginäres Telefon an ihrem Ohr. Mit einem breiten Grinsen verschwanden die beiden hinter einer Hausecke.
 

Perplex stand Marinette vor der Bäckerei und blinzelte verwundert. Sie brauchte ein paar Minuten, in denen sie versteinert dastand und über das nachdachte, was soeben passiert war.
 

***
 

„Das ist ja toll Alya, ich freu mich für dich." Marinette legte ihr Handy auf ihren Schreibtisch und aktivierte den Lautsprecher, während Alya weitererzählte. Sie gönnte ihrer besten Freundin aufrichtig ihr Glück, auch wenn sie leicht wehmütig bei dem Gedanken wurde, dass sie ihren Seelenverwandten gefunden hatte und von diesem dann auch wusste, wie er für sie empfand. Anfangs war sie überhaupt nicht begeistert gewesen, aber das Glück hatte seine eigenen Methoden. Sie lächelte in sich hinein. Das Glück, vielleicht half es ihr auch eines Tages. Wenn sie an den Beginn dieses Tages zurückdachte, wurde ihr schwer ums Herz. Sie hatte sich gefreut mit Adrien in den Zoo zu gehen. Zwar nicht allein, aber das wäre wahrscheinlich sowieso keine gute Idee gewesen, aber immerhin. Als Nino dann alleine vor ihr stand, war das an Peinlichkeit nicht zu übertreffen gewesen.
 

Es hatte knapp zwei Stunden gedauert, bis der angekündigte Anruf von Alya dagewesen war. Und nun hörte sie ihr schon eine gefühlte Ewigkeit zu. Leicht abgelenkt von ihren eigenen Gedanken, warf sie in Alyas Erzählungen hin und wieder ein: „Nicht wahr?", oder ein „Und dann?" ein.
 

Das flog allerdings auf als Alya ihre Erzählung mit: „Und dann hab ich dich angerufen", beendete und Marinette antwortete: „Und dann?"
 

Tikki, die auf Marinettes Schulter einen Keks mit Schokostücken knabberte, bemerkte den Fehler als Erstes und zog ihr kurz an einer dunklen Haarsträhne.
 

Marinette zuckte zusammen und wollte sich gerade korrigieren, als Alyas Stimme verstärkt durch das Telefon tönte. „WIE UND DANN! Hast du mir überhaupt zugehört?"
 

Das war so laut, dass ihre Mutter den Kopf durch die Klappe im Fußboden ihres Zimmers steckte und zu einem „Hallo Alya, ich wusste gar nicht das du ...", ansetzte. Tikki versteckte sich gerade noch Rechtzeitig im Kragen von Marinettes Jacke.
 

Verdutzt schaute ihre Mutter einige Sekunden in das Zimmer, bis Marinette sie mit einem stillen „Pardon!" und dem Deaktivieren des Lautsprechers veranlasste, wieder nach unten zu gehen.
 

Sie atmete kurz durch und begann Alya zu erklären: „Nein, nein natürlich hab ich zugehört. Ich glaube es einfach nicht das Ladybug das getan hat." Mit diesem Thema war sie immer auf der sicheren Seite.
 

„Ja oder! Aber eigentlich bin ich mittlerweile froh drüber. Wo warst du eigentlich die ganze Zeit, ich meine du bist einfach ..."
 

Leicht verärgert versuchte sie die Kekskrümel aus ihrem Ausschnitt zu schütteln die Tikki versehentlich darauf verstreut hatte, als sie sich schnellstmöglich mit dem angebissenen Keks in ihrer Jacke versteckt hatte. Super, braune Schokoflecken auf einem weißen T-Shirt. Tikki folgte ihrem Blick, sah sie entschuldigend an und zog die kleinen Schultern hoch.
 

„Ich... ich habe es noch aus dem Zoo geschafft und konnte mich zu Hause verstecken. Und Ladybug hatte wirklich keine Zeit für ein Interview?", nuschelte sie in das Handy.
 

„Nein ich hab doch gesagt, sie hat die Tür geschlossen und war gleich verschwunden. Und Zack da standen wir! Sag mal du klingst ganz schön fertig."
 

„Ja bin ich auch. Wir sehen uns morgen ok?"
 

„Alles klar. Gute Nacht!"
 

Puh, geschafft. Das Telefonat war fast anstrengender als der ganze Tag. Sie streckte sich verschlafen und gähnte.
 

„Entschuldige bitte", piepste Tikki kleinlaut. Der kleine, rote Kwami schwebte mit hängendem Kopf knapp über Marinettes Schreibtisch.
 

„Nein, es muss dir nichts leidtun Tikki. Die Flecken bekomm ich wieder raus." Sie konnte ihr einfach nicht lange böse sein. Ganz sachte legte sie einen Finger unter Tikkis Kinn und hob ihren Kopf an.
 

Erleichtert lächelte sie und drückte mit ihren winzigen Ärmchen Marinettes Finger. „Es nimmt dich wirklich mit, das Adrien heute nicht gekommen ist, oder?", bemerkte sie. Es war eindeutig mehr eine Feststellung als eine Frage.
 

„Kannst du etwa Gedanken lesen?", sagte Marinette niedergeschlagen.
 

„Nein", grinste Tikki und setzte sich in die zu einer Schale geformten Hände, die Marinette ihr hinhielt. „Aber ich kenne dich mittlerweile ziemlich gut. Und vergiss nicht, gerade wenn du verwandelt bist, bekomme ich mehr von deinen Gefühlen mit, als dir vielleicht lieb ist."
 

„Oh, darüber habe ich noch nie nachgedacht. Wirklich? Und du behauptest trotzdem, sie nicht lesen zu können?" Marinette war nun trotz ihrer Müdigkeit doch interessiert und kurz hellten sich ihre Gesichtszüge auf. Gespräche mit Tikki taten ihr oft sehr gut, denn der kleine Kwami wusste meist ziemlich genau wie ihr zu Mute war und fand die richtigen Worte.
 

„So funktioniert das nicht, aber ich empfinde es sozusagen zusammen mit dir. Weil ich in dem Moment du bin. Oder umgedreht? Das kann ich dir nicht so genau sagen." Kurz von ihrem eigenen Gedanken abgelenkt, hielt sie inne und wandte den Blick ab. Sie verharrte einige Sekunden so, bis sie schulterzuckend Marinette wieder direkt ansah und fuhr fort: „Du bist enttäuscht, dass es nicht darum ging, dass Adrien dich in den Zoo einladen wollte, sondern er Nino geholfen hat, sich mit dir zu treffen."
 

„Ja, du hast Recht." Natürlich hatte sie Recht. Sie hatte immer Recht. Tikki war das moralische Vorbild, manchmal eine kleine Besserwisserin und es nervte hin und wieder schon, dass das was sie sagte, so viel Sinn ergab und die unverblümte Wahrheit enthielt. Die hatte nämlich manchmal, nein ziemlich häufig sogar, einen bitteren Beigeschmack. Sie war so oft ihr kleines Gewissen, welches ihr ins Ohr flüsterte, was das Richtige war. Ihr persönlicher Jiminy Cricket. Und sie war der kleine dumme Pinocchio, der von einem Abenteuer und einer Dummheit in die Nächste rannte. Sie seufzte tief. „Dir kann man echt nichts vormachen." Ihr Kopf wurde schwer wie Blei und sie senkte den Blick.
 

„Ich verstehe voll und ganz, dass du das vor Alya jetzt nicht zugeben konntest. Immerhin war es für sie so ein schöner Tag mit Nino." Sie beobachtete kurz ihre Freundin und stellte fest, dass sie ihr damit nicht wirklich weitergeholfen hatte.
 

„Hey, denk doch einfach daran, was für ein tolles Gefühl es ist, zwei Seelenverwandte miteinander verbunden zu haben. Das ist doch auch etwas", rief sie begeistert.
 

„Ja super, alle finden ihr Glück und freuen sich. Nur ich sitze alleine zu Hause und werde begraben unter meinen eigenen Gedanken und Selbstzweifeln." Ihre Stimme verzog sich zu einem mürrischen Gebrumme.
 

„Jetzt hör aber mal auf Marinette."
 

„Warum? Ich habe gerade feststellen müssen, dass es dem Jungen, in den ich schon eine Ewigkeit verschossen bin, total egal ist, dass es mich überhaupt gibt, geschweige denn, dass sein bester Freund kurzzeitig Gefühle für mich hatte. Wenn es ihm auch nur im Entferntesten etwas bedeuten würde, ich ihm etwas bedeuten würde, dann hätte er doch irgendetwas tun müssen oder etwas sagen müssen oder zumindest erscheinen müssen", verzweifelt hob sie ihre Hände, um das Gesagte zu unterstreichen und ließ sie anschließend lustlos fallen.
 

„Marinette", begann Tikki vorsichtig. „Ich verstehe dich. Wirklich. Und ja es ist seltsam, das Adrien heute nicht da war. Also nicht in dem Sinne. Aber vielleicht hatte er auch seine Gründe. Nehmen wir mal an, er ist sich der Gefühle für dich nicht sicher oder noch nicht bewusst oder traut sich nicht es frei heraus zu sagen und dann kommt Nino, der mit ihm über dich spricht und sagt das er dich mag und er vor hat es dir zu sagen. Was blieb ihn denn anderes übrig, als seinem besten Freund zu helfen?"
 

„Mensch Tikki, du machst es einem echt nicht leicht sauer zu bleiben." Marinette fuhr sich zerstreut mit einer Hand durch die schwarzen Haare und schaute unschlüssig in die großen blauen Augen des kleinen Kwamis, der unschuldig und süß auf ihrer anderen Hand saß.
 

„Ok vielleicht war es so, erfahren werde ich es nie." Immer noch etwas betrübt, schloss Marinette gedanklich mit dem Thema ab und lächelte etwas gequält auf ihre kleine Partnerin herab. Trotz allem war sie ihr immer eine gute Freundin und immer da, wenn sie sie brauchte.
 

Tikki lächelte sie ebenfalls an und hoffte sie mit einem anderen Thema ablenken zu können. „Du hast Cat Noir heute ganz schön erschreckt, glaub ich."
 

„Wie kommst du jetzt darauf? Und wie meinst du das?" Angestrengt dachte sie nach, kam aber nicht darauf.
 

Tikki grinste und rollte mit den Augen: „Weil du dir nie Gedanken über ihn machst?" Da war sie wieder, diese Frage, die keine war, sondern eine unumstößliche Feststellung. Verdammter Gedankenlese-Hokuspokus.
 

„Könnte daran liegen, dass er mich ständig nur nervt", erwiderte sie und prompt erschien vor ihrem inneren Auge das freche Grinsen des Katers, kurz bevor er sich in Schwierigkeiten brachte. Sie musste zugeben, in dem Fall kam sie sich häufig vor wie Jiminy Cricket.



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