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It's about to be legendary

Von Legenden und Helden
von
Koautor:  rotes_pluesch

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Entdeckungen

Kapitel 8
 

Aaron

Aaron merkte es selbst nicht, aber es gab einen Punkt in der Nacht, an dem seine Träume ruhiger wurden und sein Gedankenkarussell langsamer wirbelte - als Merthin seine Hand auf Aarons Schulter legte. Es war faszinierend zu bemerken, dass ihre Kräfte sich gegenseitig verstärken konnten, aber auch sich gegenseitig beschwichtigen konnten, eine Waage zwischen ihnen halten konnte. Und genau diese Waage sollte auch in der ganzen Welt wieder Einzug finden, deren Kräfte aus den Fugen gerieten, da ein Mann zu viel davon für sich beanspruchte.
 

Am nächsten Morgen wurde Aaron recht ruckartig wach. Etwas gehetzt blickte er sich um, doch lagen sie noch immer in der Bauernhofruine. Irgendwas hatte ihn geweckt und das Gefühl war nicht angenehm gewesen. Allerdings schien hier nichts zu sein, was ihnen gefährlich werden konnte. Jedenfalls entdeckte der Prinz auf Anhieb nichts. Aaron streckte sich nun und ließ sich nochmal zurück auf die Decke fallen. "Bist du schon wach, Merthin...?", fragte Aaron verschlafen und ohne zu wissen, wo genau der Blonde war. Dank des Gesprächs gestern Abend und ihrer gemeinsamen Trinkgeste war Aaron nun in der Lage ihn zu duzen und es fühlte sich gut an.
 

Merthin

Als ein Ruck durch seine Hand ging und sie zu Boden fiel, schreckte auch Merthin hoch. Der Griff um sein Schwert hatte sich gefestigt und er blickte sich um, erschrocken auch darüber, dass er doch tiefer eingeschlafen war, als gewollt. Etwas beunruhigte ihn, ohne etwas Genaues benennen zu können. Der Tag brach gerade an und es war kalt. Er zog den Mantel enger um sich. Aaron neben ihm legte sich gerade wieder hin. "Jetzt schon", antwortete er lächelnd. "Hast du schlafen können?" Es war schön zu hören, dass er es wirklich schaffte, ihn zu duzen.
 

Aaron

Aaron hörte direkt in seiner Nähe Merthins Antwort. Dann hatte er ihn geweckt? Der Prinz blickte auf und schaute dabei gleich in das lächelnde Gesicht des anderen. Es fühlte sich so natürlich an, neben ihm wach zu werden und sein erfreutes Gesicht gleich als erstes nach dem Aufwachen sehen zu können. "Schlafen an sich schon, nur die Qualität ließ etwas zu wünschen übrig", antwortete er schließlich. Dennoch konnte er nicht behaupten sich irgendwie gerädert zu fühlen. Dafür, dass er mit so vielen Gedanken eingeschlafen war, hatte er später erstaunlich erholsam geschlafen. Dafür fühlte sich seine Schulter angenehm warm an, weshalb er - ohne es zu merken - automatisch mit einer Hand hinfasste. "Ich hoffe... du konntest auch schlafen?", gab er die Frage an den Blonden zurück und wunderte sich fast über sich selbst. Es war nicht nur, dass es sich gut anfühlte, eine Grenze überschritten zu haben damit, weil er angefangen hatte, für Merthin das 'Du' zu verwenden, es fiel ihm leichter als er gedacht hätte. Als Merthin die ersten Male um das 'Du' gebeten hatte, war es Aaron einfach nicht über die Lippen gekommen, jetzt fühlte es sich so vertraut an, dass er es sich anders gar nicht mehr wirklich vorstellen konnte.
 

Merthin

„Ja, konnte ich“, sagte er ehrlich. Schließlich hatte er ja etwas geschlafen. „Ich hoffe, wir können morgen in einem Gasthaus schlafen. Dann wird die Qualität des Schlafes auch besser werden…“ Dass sein Schlaf sicher auch nicht sonderlich gut war, brauchte er nicht extra zu erwähnen… Wenn sie wieder auf seine Leute stoßen würden, dann könnte er sich hoffentlich auch wieder richtig ausschlafen. Solange nahm er, was er bekommen konnte.

Merthin wollte sich noch einmal zur Seite legen, um sich etwas auszustrecken, denn er spürte deutlich seinen Rücken und seinen Hintern, als das Feuer plötzlich flackerte, ohne dass es windig war. Erneut festigte sich der Griff um sein Schwert. "Spürst du das auch?", fragte er leise. Irgendwie hatte er das Gefühl, als nähere sich jemand. Oder etwas? Es schien, als würde es dunkler werden, obwohl man dem glühenden Feuerball zusehen konnte, der sich mehr und mehr nach oben schob, um die Dunkelheit der Nacht zu vertreiben.

Langsam stand Merthin auf und blickte sich um. Das Bauernhaus war nur teilweise eingefallen. Hier war der großzügige Hausflur gewesen, der danach in die Stube führte. Gestern war es bei der Ankunft zu dunkel gewesen, um alles zu erkennen. Man sah bis hinein und Merthin zuckte zusammen, als er sah, dass am Tisch eine Familie saß. Zumindest die sterblichen Überreste derselben, denn sie waren tot und mumifiziert mit grotesk entstellten Gesichtern. Die vor Schreck aufgerissene Münder und Augen erregten den Eindruck, als sei der Teufel persönlich Ihnen erschienen - oder Schlimmeres.

Was um alles in der Welt war hier geschehen? Merthin wog das Schwert in der Hand und blickte zu Aaron. "Wir sollten schauen, dass wir hier schleunigst verschwinden...", sagte er leise und griff nach seinem Rucksack, nahm die Decke des anderen entgegen, die dieser ihm reichte. Dann schulterte er den Rucksack und den Bogen und drehte sich um. "Komm", sagte er und reichte Aaron die Hand.

Er sah es nur im Augenwinkel, einen Schatten, der sich aus dem Nichts löste und auf sie zustürmte. Im Reflex riss Merthin die Klinge hoch, ließ Aaron los, damit er seine zweite Hand in einer Drehung hinzunehmen konnte, als auch schon die Axt des Angreifers auf seinem Schwert auftraf. Eine Fratze blickte ihn aus diesem dunklen Nebel heraus an, schrie auf und versuchte Merthin hinunter zu drücken, doch er hielt stand. Was war das?!

Der Blonde spürte, dass er dieser Kraft nicht lange Stand halten konnte, er sah, dass sich der schwarze Nebel begann auszubreiten, zu seinen Schuhen, seine Beine hinauf! Das war nicht Irdisches, nichts Lebendiges! Das war das Böse in Person und es würde sie definitiv töten, wenn es die Gelegenheit bekam. 'Es ist aus der Dunkelheit gekommen...', dachte Merthin nach. Und mit einem Mal, wusste er, wie er ihnen Zeit verschaffen konnte... seine linke Hand löste sich wieder vom Schwert, mit letzter Kraft drückte er gegen die Klinge, bis er plötzlich zurückwich und seine freie Hand die Flammen ihres Lagerfeuers auf die Kreatur losließ. Mit einem Aufschrei wich die Gestalt zurück.
 

Aaron

Langsam erhob sich auch Aaron, als ihn das ungute Gefühl beschlich, das er auch schon verspürt hatte, als er eben aus dem Schlaf geschreckt war. Es war eine Form von Magie, die ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagte, nur leider nicht im positiven Sinne. Es war fast, als läge eine böse Absicht in der Luft, eine Wut, die sich auf alles entlud, das diesem Ort zu nahe kam. "Ja... was ist das?", murmelte Aaron auf Merthins kleine Frage und folgte seinem Blick zur ehemaligen Wohnstube des Gebäudes. Der Anblick erschreckte ihn und sogleich war klar, dass hier keine gutmütige Magie entstehen konnte. Wenn solch Umstände existierten, mit dem verdorrten Umland, des zerstörten Gebäudes und der toten Familie erstarrt vor Schreck und Todesangst, konnte nichts Gutes entstehen.

Aaron hatte denselben Gedanken wie Merthin, nämlich, dass sie sich schleunigst vom Acker machen sollten, weshalb der Prinz seine Decke schnappte, diese grob zusammen legte und sie dann an Merthin reichte, damit dieser sie verstauen konnte. Je länger sie hier waren, desto drückender wurde diese böse Absicht, desto bedrohlicher schien die Luft an diesem Ort zu wabern. Aaron bekam schon alleine von diesen bösen Gefühlen in der Luft Angst, die sich immer weiter manifestierten. "Gute Idee", sagte Aaron schnell und griff nach Merthins Hand, welche ihm dieser reichte. Gerade hatten ihre Finger zueinander gefunden, blies ihnen ein sehr übler Hauch entgegen und Aaron wandte seinen Kopf ab, zog sich sein seidiges Hemd hoch ins Gesicht und über die Nase, aus reinem Reflex.

Erschrocken hörte Aaron das Geräusch aufeinander schlagenden Stahls und verspürte die darauf folgende Druckwelle, die ihn fast zur Seite gestoßen hätte. Der Feuermagier schaffte es mit einem gezielten Angriff seiner Feuermagie den Angreifer für einen Moment auf Abstand zu bringen. Allerdings gab das Unwesen einen ordentlichen Brüller von sich, das Feuer hatte ihm ganz offensichtlich nicht gut getan. Dieser laute Brülllaut entfachte eine weitere Druckwelle, die Aaron erneut von seinen Füßen zu fegen drohte. "Merthin!", rief Aaron den Namen des anderen, um kurz auf sich aufmerksam zu machen. Schnell angelte der Brünette mit seinen Armen nach Merthin, erwischte ihn am Arm und hielt sich an ihm fest. Natürlich waren Merthins Zeichen in diesem Augenblick aktiviert, sie waren heiß selbst über seiner Kleidung spürbar. Merthin hatte die Axtattacke des Wesens nur mit letzter Kraft abwehren können, um selbst einen Angriff starten zu können, brauchte er mehr davon. Aaron selbst hatte keine Waffen, wollte aber dennoch helfen und da fielen ihm bloß die vielen Male ein, in denen seine Worte die Zeichen zu mehr Leistung angespornt hatten. Fest legte Aaron daher seine Hand auf die Stelle an Merthins Oberarm, unter dessen Kleidung das Zeichen für Stärke brannte. "Bitte, mehr Stärke!", sprach Aaron schnell in der alten Sprache, in der Hoffnung, dass es gewirkt hatte, denn die Kreatur hatte sich bereits von dem Feuerangriff erholt und setzte wieder auf Merthin zu, holte dabei mit seiner Axt aus. Aaron merkte allerdings noch viel mehr, dass Merthins Kraft anzusteigen schien. Auch er selbst merkte ein Ansteigen seiner Magie im Körper, das wieder blaues Leuchten zur Folge hatte.

Dunkle Nebelschwaden zogen ihre Bahnen rund um das Wesen herum und immer wieder versuchten diese Nebel auch Merthin einzunehmen, ihn mit ihrer Bosheit einzuhüllen und damit wohl genauso enden zu lassen, wie die arme Familie dort am Essenstisch. Dabei fiel Aaron etwas auf. Nebel war immer auch verflüchtigte Flüssigkeit, egal ob diese Flüssigkeit verderbt war oder vor Reinheit strotzte; Aaron musste es wenigstens versuchen. Während Merthin das Wesen beschäftigt hielt, hob Aaron seine Hand nach oben hin geöffnet vor seine Brust, sammelte einen kleinen Schwall eisige Magie darin, die er dann mit einer schnellen Handbewegung vor sich auswarf, woraufhin die Luft von kleinen Eiskristallen erfüllt wurde, die die Umgebungstemperaturen herabsetzten und den durch Merthins Hitze dampfenden bösen Nebel gefrieren ließ. Das Ungeheuer war dadurch nicht länger in der Lage seine bösen Fühler nach Merthin auszustrecken und kam für einen Moment auch nicht mehr vom Fleck, da auch seine Fortbewegung eine neblige Basis hatte.

Aaron merkte aber auch, das er gar nicht geübt darin war seine Magie einzusetzen und so stark wie jetzt gerade hatte er das auch noch nie getan. Feiner Eisstaub hatte sich daher um Aarons Unterarm und der ausführenden Hand gebildet und diesen stark eingehüllt. So konnte Aaron seine Hand erstmal nur schwer bewegen, aber das war es wert gewesen, wenn Merthin dadurch die Chance bekam, dem Wesen den Gar aus zu machen.
 

Merthin

Wenigstens schien das Wesen Feuer nicht zu vertragen, oder zumindest dessen Licht zu scheuen. Damit ließ sich schon einmal arbeiten. Denn Feure spürte Merthin gerade mehr als genug in sich. Doch noch bevor er sich sammeln konnte, um zu überlegen, wie ihm das nutzen konnte, hörte er Aaron hinter sich seinen Namen rufen. Wurde er angegriffen? Ruckartig drehte er sich um. Aaron war nicht bewaffnet und dass sie das so bald wie möglich ändern mussten, war ihm in diesem Moment bewusster als je zuvor. Doch Aaron war nicht in Bedrängnis geraten, sondern griff nun nach seinem Arm und sprach Worte der alten Sprach. Merthin hörte das Wort „Stärke“ heraus und im nächsten Moment spürte er eine ungeheure Kraft in sich hochkommen, so dass er sich nun umwandte, um dem nächsten Angriff de Ungeheuers zu parieren. Es war unglaublich, wie die magische Energie in seinem Inneren ihn schneller, wendiger und kräftiger werden ließ. Und so konnte er verhindern, dass das Wesen ihnen näherkam. Doch einen wirklichen Treffer konnte er auch nicht landen. Denn sobald er das Gefühl hatte, das Wesen in Bedrängnis gebracht zu haben, löste sich dieses an der Stelle, an der Sein Schwert landete, einfach auf, wich so dem Schlag aus, so dass Merthin nicht weiterkam. Merthins Gedanken überschlugen sich. Wie konnte er da Wesen irgendwie binden? Wie konnte er es auf einen Punkt lenken? Kurzerhand warf er eine Feuerkugel in die eine Ecke des Zimmers, so dass das Wesen erschrocken daraus zurückfuhr. Das gleiche tat er alsbald mit der andere Ecke. Nun hatte dieser bösartige Nebel, der einem die Sinne schwinden ließ, der einen erschaudern ließ, keinen richtigen Rückzugsort mehr, doch nun konnte es seine „Tentakeln“ näher zu ihnen bringen. Merthin spürte, wie sich etwas um seine Fußgelenke zu winden begann und trat schnell zurück. Und das war sein Glück, denn im nächsten Augenblick leuchtete der Ort hellblau auf und der Nebel gefror, erstarrte und regte sich nicht mehr. Ohne zu zögern nahm Merthin Anlauf, riss das Schwert in die Höhe, um dem gefrorenen Wesen den Schädel zu spalten, woraufhin es in tausende Stücke zersprang. Schwer atmend blickte sich Merthin um, sah zu, wie die Teile des schwarzen Nebels tauten und dann zu verdunsten schienen. Sie verschwanden einfach und das Licht, das vermisste, kehrte in den Raum zurück. Merthin blickte zu Aaron und sah, dass dieser sich nicht regte. „Aaron!“, rief er und überwand die wenigen Schritte zu diesem, sehend, dass die Arme des anderen gefroren waren. Ohne weiter darüber nachzudenken, ergriff er beide Hände und umschloss sie mit den seinen, um ihm die benötigte Wärme zurückzugeben. „Das war fantastisch! Die Idee war genial…“, sagte er Merthin schwer atmend und blickte Aaron lächelnd an. „Und ich hatte vorhin den Gedanken, dass es ein Fehler sei, dass du keine Waffe besitzt…“ Er grinste schief. „Dabei bist du doch die beste Waffe…“ Er spürte, wie Aarons Arme sich wieder langsam zu bewegen begannen. Doch die Kälte war noch immer da. Kurzerhand legte er sie Hände des anderen an seinen Hals, vermutlich einer der wärmsten Orte an seinem Körper. Ihn fröstelte, wegen der Kälte, aber er hatte so viel Wärme in sich, dass es kein Problem darstellte, sie zu teilen. „Aber wir müssen das üben… das gemeinsame Kämpfen..“

Mit einem Mal war Merthins Blick abgelenkt und er sah hinter Aaron. Die Tür, die zerborsten vor dem Haus gelegen hatte, fügte sich wieder zusammen und setzte sich ein. Merthin sah sich erschrocken um, zog automatisch den anderen näher zu sich, um ihn beschützen zu können, wenn es notwendig wäre. Aber hier war alles warm und… schön! Alles um sie herum schien sich zu regenerieren, so als habe man viel Schmutz und Dreck von den Gegenständen gewaschen. Das Haus setzte sich wieder zusammen, die Einrichtung erstrahlte in neuem Glanz. Fasziniert sah Merthin dabei zu, wie sich alles hier wieder in den Zustand zurückverwandelte, in dem er einst gewesen war. Vorsichtig drehte er sich um. Was würde mit den Menschen geschehen? Und auch dort am Tisch regte sich etwas… Die verdorbenen Speisen verwandelten sich in frisches Essen, die Menschen schienen wieder mit Lebensenergie gefüllt zu werden, denn sie lösten sich alsbald aus ihrer Erstarrung und begannen wieder zu atmen. Merthin schluckte. Konnte das wirklich sein? Konnte es wirklich sein, dass sie das hier bewirkt haben? Merthin drehte sich erneut und blickte aus dem Fenster. Und es schien, als sei nicht nur das Haus ein Ort, der wieder aufgebaut werden musste, sondern auch die Umgebung darum… Wie weit wohl die Veränderungen reichen würden? Merthin war vollkommen erstaunt. Mit so einer Wirkung hätte er nie gerechnet. „Ob Schicksal oder Dummheit – in jedem Fall zusammen…“, murmelte er und sah Aaron wieder an.
 

Aaron

Aaron hatte gewiss ein bisschen Glück gehabt, dass das Übel sich auf Merthin konzentriert hatte. Vielleicht, weil es in ihm die größere Bedrohung gesehen hatte. Damit hatte es vollkommen Recht gehabt, doch nahm der Braunhaarige seine Rolle den Blonden zu unterstützen, sehr ernst, immerhin konnte jetzt auch Aaron aus vollster Überzeugung behaupten, richtig zu handeln, weil er es selbst so gewollt hatte. Dass ihm jedesmal die Knie schlotterten vor Angst, wenn Merthin mit dem Übel die Klingen kreuzte, da er nicht wollte, dass Merthin verletzt werden würde, übersah man dabei leicht.

Erfreut beobachtete Aaron, wie Merthin ohne zu zögern die Gelegenheit wahrnahm und mit seinem Schwert den gefrorenen Gegner in tausend Stücke zerschlug. Die vielen Stücke splitterten durch die Luft und verglühten zu schwarzem Rauch, der verdunstete. Erleichtert atmete Aaron durch und schaute auf seine eingefrorenen Arme. Ob Merthin auch am Anfang Probleme mit seiner Magie gehabt hatte? Es war ein bisschen erniedrigend, dass Aaron von seiner eigenen Magie betroffen war und wäre dies mitten im Kampf passiert, wäre er gar nicht mehr zu gebrauchen. Aber diese Gedanken verschwanden erstmal, als Merthin seinen Namen rief und sogleich zu ihm rüber kam und seine warmen Hände um die des eisigen Prinzen legte. Sofort spürte Aaron das spezifische Kribbeln in seinen Armen unter dem Eis, während Merthins magische Wärme die Eisschicht durchdrang und sie langsam zum Schmelzen brachte.

Aarons Blicke waren in Merthins Augen gerichtet, welcher ihn sehr lobte, was Aaron etwas verlegen machte. Aber auf sehr positive Weise verlegen. Das passte wieder so sehr zu Merthin und das war auch der Grund, dass Aaron glücklich lächeln konnte, obwohl ihm der Ausrutscher seiner eigenen Magie peinlich war; Merthin machte ihm keine Vorwürfe deswegen, sondern half ihm ganz einfach, sehr selbstlos dabei aus der Misere wieder rauszukommen. Und statt Tadel erntete Aaron höchstes Lob. "Du bist mein Vorbild. Und du gabst mir von deiner Stärke, es ist also mehr dein Verdienst", wollte Aaron das Lob an Merthin zurückgeben. Er hatte sich super gegen das Wesen geschlagen, hatte die Angriffe dessen riesen Axt sehr gut pariert und wäre das Wesen nicht aus Nebel gewesen, so hätte Merthin es auch ohne Eis besiegt, da war sich der Prinz sicher. Merthins Aussage, Aaron bräuchte keine Waffe, da er selbst eine wäre, brachte ihn ein bisschen zum nachdenken. Sie würden herausfinden müssen, wie sie am besten zusammen kämpften und welche Möglichkeiten Aaron hatte, um selbst anzugreifen und sich auch zu verteidigen. Natürlich war sich Aaron sicher, dass Merthin ihn beschützen würde, aber wenn dieser sich sicher sein konnte, dass der Prinz sich auch selbst schützen könnte, hätte er es im Kampf gewiss auch leichter. Kurz darauf bestätigte auch Merthin diese Gedanken; ja, sie mussten wirklich üben.

Sogleich durchzog Aaron eine noch größere Wärme, als Merthin seine Hände an seinen Hals legte. Ein bisschen konnte Aaron seine Hände wieder bewegen, was ihn dazu brachte, seine Hände selbst mehr an die wärmespendene Haut zu drücken und sich von ihr durchströmen zu lassen. Aaron sah noch, wie Merthins Blick an ihm vorbei ging, dann drückte dieser den braunhaarigen enger an sich heran, was Aaron erschreckte. Was war los? Ein bisschen von leichter Furcht ergriffen kam er Merthin automatisch näher, spürte aber schon bald, wie sich positive Energie in die Luft setzte und sich über den gesamten Ort ausbreitete. Um sie herum setzte sich Kaputtes wieder zusammen, erstrahlte Ergrautes im neuen Glanz, erwachte Totes zu neuem Leben. Sie hatten das Unheil besiegt, das diese Landschaft und seine ehemaligen Bewohner befallen hatte und nun kehrte alles verloren gegangene zurück. Aaron blickte Merthin an, welcher ihren Spruch vom gestrigen Abend murmelte. Sie hatten es nur zusammen schaffen können, wäre nur einer von ihnen beiden hier gewesen, wäre ein Sieg aussichtslos gewesen, da sie es nur vereint geschafft hatten. So nickte Aaron andächtig, während noch die Schönheit auf ihn wirkte, die dieser neu erwachte Ort ausstrahlte. Es würde wohl noch dauern, bis Aaron begreifen würde, was sie geschafft hatten. "In jedem Fall zusammen", bestätigte Aaron leise und hielt seine Arme einfach weiterhin an Merthins Hals und sich selbst näher bei ihm, obwohl seine Arme inzwischen wieder frei von Eis waren.
 

Merthin

Unwillig schüttelte Merthin den Kopf. „Ich bin kein Vorbild!“, stellte er klar. „Und es ist nicht meine Stärke, sondern unsere Stärke, der wir uns bedienen!“ Es hatte vorhin so ausgesehen, als wunderte sich Aaron, von ihm gelobt zu werden. Und es wirkte so, als schäme er sich etwas. Einen Moment blieb Merthins Blick in den Augen des anderen hängen. War er so zurückhaltend, weil er noch keine Erfahrung mit seiner Magie hatte? Oder war er es einfach eher gewohnt, kritisiert als gelobt zu werden? Und wieder einmal stellte Merthin sich die Frage, in welchen Umständen der andere wohl gelebt hatte. Auf diese Frage hatte ihm Aaron nämlich noch nie eine Antwort gegeben. Sicher, sie würden noch viel an ihren Fähigkeiten arbeiten müssen, vermutlich auch neue Fähigkeiten kennenlernen, aber das war nur eine Frage der Zeit. Merthin trat schon seit fast 20Jahren bei Shows auf, bei denen es auch um Feuer und der Beherrschung des selben ging. Natürlich konnte er damit umgehen konnte mit seinem Element umgehen. Aaron schien seine Magie noch nie wirklich entfesselt zu haben. Und wenn man das Element Eis für sich betrachtete, dann würde es eine ungeheure Macht bedeuten, damit umgehen zu können. Merthin war ein Optimist, durch und durch, auch wenn er sich manchmal über die Ausweglosigkeit von der Situation im Volk aufregte, so glaubte er doch daran, dass sich alles zum Guten wenden könnte. Und genauso sah er es auch, was Aarons Kräfte anbelangte. Und Aaron bestätigte ihm, dass sie s in jedem Fall zusammen tun würden.

In diesem Moment hörte er einen Stuhl hinter sich und er entließ Aaron aus dem Griff, um sich umzudrehen. Der Hausherr trat zu ihnen gefolgt von seiner Familie: seiner Frau und ihren Kindern, von einer Magd und einem Knecht. „Habt ihr uns aus der Hölle befreit, in die wir gestoßen wurden?“, fragte der Mann vorsichtig und sah sie ängstlich an. „Dann lasst mich euch von Herzen danken!“
 

Aaron

Erst als die Familie, zu neuem Leben erwacht, auf sie zutrat, ließ Aaron den Blonden los und betrachtete den Hausherrn. Dieser Mann kam ihm bekannt vor... "Wir haben gern geholfen, guter Mann", sprach Aaron, doch auch die ganze Familie neigten ihre Häupter vor Dankbarkeit. "Wie können wir Euch jemals danken?", sprach die Frau und Tränen kullerten ihre Wangen hinunter vor Freude, während sie ihre Kinder fest an sich drückte. Gewiss hatte sie geglaubt, das nie wieder tun zu können. Noch während Aaron diese Szene beobachtete, trat der Familienvater an ihn heran. "Hier, bitte", sprach er und Aaron wandte sich zu ihm um. Der Mann stand gerade, mit vorn über geneigtem Oberkörper, streckte seine Arme zur Gänze nach vorn aus, in dessen Händen er einen Gemälderahmen hielt. Darin war auf der Leinwand ein Text in kunstvoller Verschnörkelung zu sehen. Der Mann senkte nun auch den Kopf, als Aaron zu ihm blickte. Sofort schlug das Herz des Prinzen schneller, er kannte diese Verbeugung, diese Geste, das machte man als ehrfürchtiger Diener seinem König gegenüber, wenn er ihm etwas darreichte. Wusste er etwa...? "Nehmt bitte dieses bescheidene Geschenk zum Zeichen unseres ewigen Dankes und Loyalität Euch gegenüber an, Eure königliche Hoheit." Aarons Herz setzte bei diesen Worten aus. Ja, dieser Mann wusste... "Wir haben nie aufgehört zu glauben, das Ihr rechtschaffen seid, Prinz Aaron", sprach dann die Magd und machte einen bewundernswert gut ausgearbeiteten und korrekten Knicks, der bei Hofe absolut angebracht war. Jetzt war es völlig raus.

Leicht biss sich Aaron auf die Lippen, während er das Geschenk standesgemäß entgegen nahm, ohne zu wissen, was er da Wertvolles in Händen hielt. Einen kleinen Blick schickte er Merthin, Aaron bekam Angst dass es sich hiermit mit ihrer Freundschaft und Zusammenarbeit erledigt haben würde. Nicht nur, weil Merthin sich belogen vorkommen könnte, sondern auch, weil er vielleicht nicht mit dem Prinzen reisen wollte. Aaron merkte, wie ihn der Gedanke daran traurig machte, aber vermutlich hätte er in diesem Fall selbst Schuld.

"Wir nehmen Euren Dank an, allerdings möchten wir Euch bitten, Schweigen darüber zu bewahren, dass wir Euch befreiten", sprach Aaron, denn er wollte nicht, das die Familie allen erzählte, dass Prinz Aaron mit Gefährten sie gerettet hatten, zu viel Aufmerksamkeit konnten sie nicht brauchen, außerdem machten sie dies hier nicht für Ruhm oder Anerkennung. Die Familie schien verwundert, akzeptierten aber diese Bedingung. In seinen Worten hatte Aaron extra 'wir' gesagt, denn sie beide waren jetzt ein gemeinsames 'Wir' und er hoffte, dass das auch weiterhin so bleiben würde, auch wenn Merthin nun die Wahrheit über Aarons Stand wissen dürfte.



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