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It's about to be legendary

Von Legenden und Helden
von
Koautor:  rotes_pluesch

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Kontrollverlust

Merthin

Als Merthin später aus dem Fluss zurück ins Zelt ging, war er froh, dass das Zelt leer war. Das Unwohlsein und die Unruhe, die er seit geraumer Zeit spürte, war noch immer da. Er musste sich weiter ablenken. Und so ging er zu seinen Freunden, die nach dem Training begonnen hatten, sich um die Ordnung rund um die Pferde zu kümmern. Und so fand er sich bald dabei wieder, Sättel und Trensen zu säubern. Wenigstens musste man dabei nicht groß nachdenken…
 

Aaron

Aaron hatte sich nach dem Gespräch von Marie verabschiedet und aus seinem Rucksack das Buch geholt. Mit dem Büchlein, seinem schönen Schreibgriffel, der Vase und der Schatulle ging Aaron auf die Wiese, direkt bei der Koppel zu den vielen Pferden. Hier setzte er sich ins Gras, ließ sich von der Sonne bescheinen und atmete tief durch. War das alles Schicksal, das bereits so viele Jahre vor ihrer Geburt entschieden worden war? Merthin und Aaron hatten sich darauf geeinigt, nicht an das Schicksal zu denken, sondern so zu handeln, wie sie es für richtig hielten, dennoch waren sie immer wieder in anscheinend vorherbestimmte Situationen geraten, als ob sie unterbewusst dennoch den vorgegebenen Pfad folgen würden. Das hieß nicht, dass sie sich einfach zurücklehnen konnten. Sie mussten etwas dafür tun, dass sie weiterhin den richtigen Pfad beschritten und eine Möglichkeit war es, die Prophezeiung zu vervollständigen und sie zu verstehen. Deshalb öffnete Aaron nun die kleine Schatulle von Marie und entdeckte darin Zettelchen, auf denen jeweils vereinzelt alte Schriftzeichen geschrieben standen. Es war nicht nur so, dass sich Aaron regelrecht verpflichtet fühlte, das zu übersetzen, er begrüßte auch die Ablenkung, das Besinnen seiner Gedanken auf anderes. Inmitten dieser herrlichen Natur, die mit den Pferden im Hintergrund die perfekte Umgebung bot, um zum loszulassen. Schließlich war Aaron so auf die Schriftzeichen fokussiert, dass er gar nicht mitbekam, wie Merthins Freunde zu den Pferden kamen und sie versorgten. Aber das war ihm im Moment auch recht so.

Erst als es begann dunkel zu werden, stoppte Aaron seine Arbeit an den Übersetzungen. Er hatte den Text auf den Zetteln entschlüsseln können, aber es ergab dennoch keinen rechten Sinn. Langsam erhob sich Aaron, klopfte die Grasreste von der Kleidung und marschierte zurück zum Lager. Es wurde gerade für alle zum gemeinsamen Abendessen gedeckt und der Prinz hielt nach Merthin Ausschau. Als er ihn inmitten der anderen an einem Tisch entdeckte, ging er dorthin und setzte sich dazu. Merthin hatte neben sich wieder keinen Platz frei, aber auch wenn Aaron lieber neben ihm gesessen hätte, war das in Ordnung, immerhin war Aaron ja auch etwas zu spät gekommen. Während des Abendessens hatte Aaron kaum Gelegenheit zu sprechen, da alle durcheinander quasselten. Jeder wollte etwas erzählen, wollte seine Geschichten zum Besten geben und es wurde viel gelacht. "Hast du gleich noch Zeit für mich?", schaffte es Aaron schließlich Merthin zu fragen und hielt das kleine Buch unauffällig hoch, damit Merthin verstehen würde, dass es um die alte Sprache ging.
 

Merthin

Merthin hatte Aaron eine geraume Weile dort sitzen gesehen. Dort auf der Wiese, vertieft in seinem Notizbuch und in einer anderen Welt lebend. Es hatte schön ausgesehen, dieses Idyll und diese Konzentration, in der sich der andere befand. Und so ertappte er sich immer wieder dabei, dass sein Blick den anderen suchte, obwohl er doch hier gerade mit etwas Anderem beschäftigt war. Dass jener die Schatulle hatte, die seine Großmutter immer als „Schatzkiste“ bezeichnet hatte, hatte er wohl bemerkt. Ein wenig schmerzte es ihn auch, dass sie es nicht ihm gegeben hatte. Aber im tiefsten Inneren wusste er, dass es ohnehin bei Aaron besser aufgehoben war. Dennoch würde er Marie deswegen sicher noch einmal ansprechen… Und vielleicht war das auch der Grund, weshalb er nach getaner Arbeit nicht zu ihm hinüberging und sich neben ihn setzte, sondern mit den anderen ins Versorgungszelt ging. Diese Tatsache und die, dass er ohnehin wieder ein wenig mehr Distanz brauchte. Ihm war klar geworden, dass etliche Situationen in ihm falsche Gefühle ausgelöst haben könnten. Das Händchenhalten, das so untypisch für ihn war, sich aber gut anfühlte; dieses Gespräch über Sex und Körperlichkeit, bei dem er den anderen auf eine Phantasiereise mitgenommen hatte; die Verbundenheit durch ihre magischen Fähigkeiten, die ihn so tief berührte und glücklich machte… Es war wichtig, dass er sich nicht aus dem Gefühl heraus, falschen Illusionen hingab!

Und so saß er bereits beim Essen, als auch Aaron zu ihnen kam. Im ersten Moment freute er sich, den anderen zu sehen, wollte eigentlich auch dafür sorgen, dass sich jener direkt zu ihm setzen konnte, doch dann sah er Jennas fragenden Blick und reagierte nicht weiter. Er konnte sich ja dennoch zu ihnen setzen… Und doch verging ihm der Appetit und er schob irgendwann die halbvolle Schüssel von sich. Als Raven aufstand, um das Geschirr wegzubringen, blickte er zu Aaron, der nun näher zu ihm rutschte. Er nickte. „Na klar!“, sagte er auf seine Frage hin. Die Teile der Prophezeiung waren wichtig. Sie mussten sie übersetzen und Merthin war Aaron dankbar, dass er das übernommen hatte. Sie konnten ja auch nicht ewig hier im Lager bleiben. Ihre Anwesenheit war gefährlich für alle hier, auch wenn das die wenigsten wussten. Daher würden sie bald aufbrechen müssen. Auch darüber sollten sie sprechen. Besonders, wenn sie wüssten, wohin sie gehen sollten… Merthin nutzte die Unterbrechung, die Raven verursacht hatte, um sich gleich von den anderen zu lösen.
 

Aaron

Als sie schließlich vor dem Zelt standen und weiter zu ihrem Zelt gingen, hielt Aaron Merthin die Schatulle hin, die er von dessen Oma erhalten hatte. "Marie gab mir dies", sprach er und öffnete das kleine Kästchen vor Merthins Augen. Die Zettelchen lagen wieder darin, Aaron hatte versucht, sonst nichts daran zu verändern. "Ich habe den Tag über daran gearbeitet sie zu entschlüsseln", fuhr er fort und merkte, dass dieses Thema half, zur Normalität zurückzukehren und nicht mehr an die Geschichte mit ihrer Nähe denken zu müssen. "Dieses Zeichen ist das Wort für 'Unwetter', begann er und deutete auch auf die anderen Schriftzeichen. "Darunter finden sich aber auch Zeichen für 'Kontrolle' und 'entarten'", sagte er und das waren wahrlich keine positiven Worte. "Leider sind es nur Worte, kein zusammenhängender Text. Allerdings glaube ich, dass die Schriftzeichen auf der Vase den Text vollenden können", sprach er weiter, Aaron war gerade voll drin im Thema. In seinem Buch hatte er alle Schriftzeichen hintereinander gereiht, um sie in die richtige Reihenfolge bringen zu können. "Da gibt es noch etwas...", murmelte er dann und stellte sich direkt neben Merthin. Er hielt das Buch direkt vor sie beide, damit sie zusammen hinein schauen konnten. Dann kippte er das Buch leicht, sodass ein anderer Blickwinkel auf das Geschriebene entstand. "So betrachtet ergeben die Zeichen erst richtig Sinn", sagte er, da Merthin wahrscheinlich sonst nicht würde sagen können, wie die Zeichen ansonsten richtig zu lesen wären. In diesem Moment entdeckte Aaron, dass er zwei Schriftzeichen falsch herum sortiert hatte. "Merthin!", sagte er deshalb plötzlich und rückte noch ein Stück näher an den Blonden heran, so nahe, dass sich ihre Schultern nun direkt berührten. "Drei Tage nach der Zusammenkunft der Krieger mit der Weisen...", laß er nun das vor, was er nur durch das Verschieben zweier Schriftzeichen entziffern konnte. "Ist mit 'der Weisen' Marie gemeint? Und drei Tage später soll dieses Unwetter kommen?", fasste Aaron es zusammen, so müsste es gemeint sein. Bei dem Schriftzeichen für Unwetter dachte Aaron sogleich an einen Sturm, aber der eine Strich beim Schriftzeichen machte ihn irgendwie stutzig. Er war nicht deutlich erkennbar und somit vielleicht nur ein verwischter Klecks, weshalb Aaron ihm keine weitere Bedeutung zurechnete. Erst später sollte sich das als Irrtum herausstellen.
 

Merthin

Gemeinsam gingen sie ein Stück und Aaron sprudelte sogleich sein Wissen hervor, sodass Merthin unwillkürlich schmunzeln musste. Er ergriff die Dose, damit der andere sein Notizheft aufschlagen konnte, und strich sacht darüber. Ja, ein wenig war er schon gekränkt, dass sie es nicht ihm gegeben hatte… Doch für solcherlei Sentimentalitäten hatte er jetzt keine Zeit, so dass er seine Augen davon löste und Aarons Erklärungen folgte. Unwetter, Kontrolle , Entarten – Merthin hatte das Gefühl an die Situation heute früh zurückversetzt zu werden. Er hatte auch davon gesprochen, dass sie ihre Kräfte kontrollieren mussten, damit sie sich nicht verselbstständigte. Würde eine Prüfung auf sie zukommen, bei der dies geschehen würde? Würde ihre Energie außer Kontrolle geraten? Aber was hatte das Unwetter damit zu tun? Sie hatten doch nicht wirklich die Macht, eines zu erzeugen, oder? Merthins Stirn legte sich in nachdenkliche Falten, während er dem anderen weiter folgte, der immer näher zu kommen schien. Und je näher er kam, desto besser fühlte sich Merthin irgendwie wieder… zumindest spürte er wieder die Magie, die sie verband und die sich so gut anfühlte. Aber hatte er nicht eigentlich auf Abstand bleiben wollen? Doch Aaron lenkte ihn ab, als er das Buch drehte und mit einem Mal es schien, als würde sich der Text verändern… Irritiert blickte er auf das Buch und versuchte Zeichen zu erkennen… Als Aaron ihn an der Schulter berührte, durchfuhr ihn ein sanftes Kribbeln in seinem Bauch und Merthin schloss einen Moment die Augen, um das Gefühl zu genießen, das ihm irgendwie gefehlt hatte. Und doch wurde ihm gleichzeitig gewahr, dass genau das das Problem war. Er war süchtig nach dem Energiefluss der Magie geworden – so musste es sein. Und das konnte doch nur dazu führen, dass die Magie entartete, oder?

Während Aaron nun den gesamten Text vortrug, ging Merthin wieder ein wenig auf Abstand, um sich wieder zu sammeln. Es konnte doch nicht sein, dass sein Körper ständig so darauf reagierte. Er sollte das wirklich unterbinden! „Könnte sein“, murmelte er auf die Frage, ob Marie die Weise sei. Seine Gedanken ratterten und auch er sah sich die Schriftzeichen noch einmal an. „Könnte dieses Zeichen nicht auch Prüfung heißen?“, fragte er nach. „Und steckt hier in dem Kontrolle das Zeichen von Gefühl drin?“, fragte er nach und sah den anderen an. „Oder spielt es keine Rolle, woraus sie zusammengesetzt sind?“ Seine Augen hingen einen Moment in den blauen des anderen fest und er spürte wieder das Bedürfnis, ihn zu berühren, spürte unvermittelt den Wunsch, ihn küssen zu wollen. Er schluckte und wendete den Blick ab. War es das, was er kontrollieren musste, damit seine Energie nicht entartete? „Gibt es eine Ortsangabe im Text? Wo dieses Unwetter stattfindet? Ganz offenbar scheint es ja so zu sein, dass mit Korntolle die Kontrolle der Magie gemeint ist. Wenn sie zu wenig kontrolliert wird, entartet sie… Vermutlich hast du recht: das Unwetter wird durch die mangelnde Kontrolle ausgelöst. Vielleicht ist mit Kontrolle auch Corvo gemeint und er provoziert das Unwetter…?“ Er seufzte und rückte noch ein Stück weg von Aaron, auch wenn es sich seltsam anfühlte. „Das heißt ja, dass übermorgen etwas Schlimmes passieren könnte. Wir müssen ohnehin bald los, damit wir den Tross nicht weiter gefährden. Vielleicht sollten wir schon morgen aufbrechen… Aber erst sollten wir überlegen, wo wir hinmüssen…“ Er betrachtete noch einmal die Schnipsel der Prophezeiung. Bei einem stutzte er irritiert und hielt ihn näher vor sein Auge. Dann reichte er ihn Aaron. „Sag mal bilde ich mir das nur ein, oder sieht man da im Hintergrund ein Wappen?“, fragte er und deutete auf einen dunklen Fleck, der etwas versetzt von den Schriftzeichen im Hintergrund zu erkennen war. „Es sieht aus wie das Stadtwappen von Dorstaal.“ Dorstaal war eine Stadt in etwa einer knappen Tagesreise von hier. Sie lag am Fuße eines hohen Gebirges, war von hohen Stadtmauern umgeben und wurde früher als Stützpunkt des Königs genutzt. „Vielleicht ist es so, dass in Dorstaal in nunmehr zwei Tagen ein Unwetter aus entarteter Magie auftreten wird.“ Er sah wieder zu Aaron. „Dann sollten wir morgen Vormittag aufbrechen, um dort zu sein und zu helfen, wenn es soweit ist.“
 

Aaron

Aaron merkte genau, während sie beieinander standen und die Schriftzeichen begutachteten, wie Merthin immer weiter wegrückte, je näher er ihm gekommen war. Die kurze Berührung ihrer Schultern hatte es wieder so schön warm werden lassen, jetzt wurde es bloß wieder kühl. Merthin gab ihm mit seiner Nähe genug Wärme, sodass Aaron schon ganz vergessen hatte, wie kühl er aufgrund seines Elementes vorher immer gewesen war. Durch die Distanz, die Merthin recht plötzlich begann aufzubauen, fehlte diese Wärme wieder. Äußerlich und innerlich. Aber Marie hatte ihm geraten geduldig zu sein und das wollte er versuchen umzusetzen.

Zum Glück lenkte Merthin Aarons Gedanken gleich wieder ab, denn er entdeckte noch weitere Zusamenhänge, die Sinn ergaben. "Ja, wenn man das Büchlein noch etwas mehr kippt...", murmelte Aaron, setzte diese Worte in die Tat um und entdeckte, das Merthin mit seiner Vermutung Recht hatte. So betrachtet könnte man eines der Schriftzeichen auch als Prüfung lesen. Dass ein solches Unwetter eine Prüfung war, war wohl unbestritten. Aber Aaron war noch nicht ganz klar, wie es entstehen würde. Ja, sie beide hatten große Kraft, aber hatte das auch solch weitreichende Folgen für die direkte Umwelt? Konnten sie das Wetter beeinflussen? Aaron erwiderte Merthins Blick und brauchte einen Moment, bis er sich dazu besinnen konnte, dessen Frage zu beantworten. Wenn Merthin ihm so fest und tief in die Augen schaute, musste der Prinz wirklich aufpassen, nicht darin zu versinken. "Doch, das spielt natürlich eine Rolle. Durch die Zusammensetzung des Zeichens ergibt sich die wahre Bedeutung", antwortete er und schaffte es schließlich seinen Blick von Merthins hellen Augen zu lösen und nochmal auf besagtes Zeichen zu blicken. Gefühl konnte durchaus mit drin stecken. Kontrolle mit Gefühl... brauchten sie vielleicht noch ein Schriftstück, ähnlich wie es die Vase war, um das zu verstehen? Oder würde sich das an ihrem nächsten Ziel ergeben, wo die Prüfung auf sie wartete?

Erstaunt blickte Aaron wieder zu Merthin, als er ableiten konnte, wo das Ziel überhaupt war. Eine Stadt namens Dorstaal... da klingelte was bei Aaron. Es war ein alter Stützpunkt, von wo aus Könige reisen oder die Verteidigung des Landes organisieren konnten. Ein genaueres Betrachten des Stadtwappens bestätigte das, denn es war eine Mischung aus dem königlichen Wappen und militärischen Elementen. Dass sie dadurch bereits nächsten Vormittag aufbrechen müssten, erschien recht plötzlich, aber Aaron stimmte Merthin mit einem Kopfnicken zu. Sie mussten zu diesem Zeitpunkt dahin, damit sie wenigstens eine Chance haben konnten, dieses Unwetter zu beseitigen. Die Worte der Prophezeiung hatten bisher immer Sinn gemacht, das hier musste also auch etwas bedeuten.

"Vielleicht solltest du Marie davon erzählen?", sprach Aaron nun und kam doch nochmal einen Schritt näher an Merthin heran. Er hielt es für besser, wenn Merthin es wäre, der der älteren Dame von ihrem Aufbruch morgen erzählen würde, denn gewiss hatte sie für Merthin ebenso weise Worte, wie sie diese auch schon für Aaron gehabt hatte. "Und vielleicht bringst du dann auch gleich eine Schere mit?", fügte er verschmitzt grinsend hinzu. Immerhin hatte Merthin ihm zugesagt noch seine Haare zu kürzen und Aaron hielt es für einen guten Zeitpunkt dies zu tun, bevor sie in einen ehemaligen Königsstützpunkt gingen, wo man ihn ansonsten vielleicht leichter erkennen würde. Ein bisschen vorsichtig stupste Aaron mit seiner Hand die von Merthin an. Er wollte sich ihm nicht so sehr aufzwingen, als dass er nun einfach seine Hand ergreifen würde, obwohl er ja wusste, dass Merthin auf Distanz gehen wollte, aber sich ganz zurücknehmen ging einfach nicht. "Ich gehe solange an den Fluss und wasche meine Haare, dann kannst du sie leichter schneiden", sprach er weiter und hoffte, das Merthin zustimmen würde.
 

__________
 

Aaron

Seine Haare hatten eine Wäsche dringend nötig, ebenso auch Aarons restlicher Körper. Jetzt am Abend erwartete Aaron jedenfalls keinen der Schausteller am Fluss, hörte man die meisten doch noch im Versorgungszelt lauthals lachen und sich unterhalten. Aaron huschte also schnell zum Fluss und stellte erleichtert fest, dass tatsächlich niemand hier war. Dank der Wassermühle hatte er sogar Sichtschutz, welchen er auch dafür nutzte, um sich zu entkleiden und dann mit der mitgebrachten Seife ins Wasser zu hüpfen. Aaron beeilte sich nicht, achtete aber peinlichst darauf, ob jemand näher kam, um rechtzeitig flüchten zu können. Sowas wie beim letzten Baden mit den Frauen wollte er nicht nochmal erleben. Allerdings... bei der Erinnerung zurück an Merthins Rettungsaktion dort wurde ihm wieder ganz anders. Er hielt kurz inne, ließ es Revue passieren, wie Merthin vor ihm im Wasser gestanden hatte. Mit seiner eigenen Hand fuhr er den Weg von seiner Wange an nach, den auch Merthins Hand genommen hatte, als er ihm schlußendlich die Seife aus der Hand genommen hatte. Das Gefühl, das er dabei verspürt hatte, war noch immer präsent und ausgesprochen angenehm. Es war nicht die Erinnerung an seine Scham, die er durchaus ebenfalls verspürt hatte, an die Aaron sich am meisten erinnerte, sondern dieser Moment der Berührung war es, der in seinem Gedächtnis Eindruck hinterlassen hatte.

Als Aaron einen Moment später merkte, dass er nur mit geschlossenen Augen im Wasser stand und sich selbst merwürdig angenehme Gefühle machte, zuckte er zusammen und machte schnell damit weiter sich zu baden. Gründlich wusch er auch seine Haare und beeilte sich dann wieder aus dem Wasser zu kommen und sich anzuziehen. Erst dann kehrte er mit tropfnassen Haaren zurück zu Merthins Zelt. Ob dieser auch bereits zurück war?
 

Merthin

Letztlich konnten sie nicht komplett lösen, was die einzelnen Zeichen ergaben. Erstaunlich, dass durch das Drehen der Zeichen auch ein neuer Sinn entstehen konnte. Ob das in Zukunft ihnen auch Schwierigkeiten bereiten würde? Oder würden sie das irgendwie nutzen können? Konnte man etwas damit bewirken? Und dass die Zusammensetzung der Zeichen zu einem Wort auch wichtig für die Deutung war, war wieder ein interessanter Hinweis. Was, wenn er nicht seine Zeichen beim Namen nannte, sondern nur Elemente daraus? Würde das genauso wirken? Unwillkürlich erinnerte er sich an das schöne Gefühl in ihm, das das Aussprechen dieser Worte in alter Sprache bei ihm bewirkte. Er erinnerte sich an ihr Treffen in der Bibliothek, an dieses erfüllende Kribbeln. Er erinnerte sich an ihre Nähe, an das gemeinsame Aufwachen, an ihre Wanderungen – Hand in Hand -, er erinnerte sich an jene Situation im Fluss, an ihr Gedankenspiel, an die Sorge um Aaron und das Gefühl, als er sich versichern konnte, dass es ihm gut ging… und er erinnerte sich daran, welche Leere er gespürt hatte, als er so lange darauf hatte warten müssen, bis jener zu ihm gekommen war. Daran, dass das Feuer ihm nicht mehr auf die gleiche Weise hatte gehorchen wollen… Merthin verschob den Gedanken schnell wieder, während er seine Kisten durchsuchte und alles zusammenlegte, was er brauchen könnte. Er hatte sich mit Marie getroffen, die ihm nachdrücklich gesagt hatte, dass er auf Aaron achten musste, dass er ihn nicht im Stich lassen durfte. Es war seltsam gewesen, denn auch wenn er sich gegen diesen Vorwurf gewehrt hatte, hatte es sich doch so angefühlt, als hätte Marie recht und das schlechte Gewissen war hinaufgekrochen und hatte sich in seinen Nacken gesetzt. Aber wieso? Er trainierte mit ihm, er reiste mit ihm, erfüllte seine Aufgabe. Dass er aufpassen sollte, dass sich nicht falsche Gefühle hier einnisteten, nur weil es sich so verdammt gut anfühlte, dem anderen nahe zu sein, war doch nichts Falsches! Aber das Grübeln half gerade gar nichts. Im Moment mussten sie sich auf ihre Abreise konzentrieren und darauf, was auf sie zukam, auch wenn sie nur vermuten konnten, dass bald etwas geschehen würde, weil augenscheinlich die Magie außer Kontrolle geriet… Ob sie nun der Auslöser waren, weil sie sich in ihrer Kraft verschätzten, oder weil es Corvo selbst war, wussten sie nicht. Sie würden vorbereitet sein müssen auf alle Möglichkeiten. Und egal, was der Text nun genau bedeutete, sie mussten zeitnah los, um rechtzeitig da zu sein.

Als Aaron ihm gesagt hatte, er solle sich mit Marie besprechen, hatte er ein „Ja, das muss ich wohl…“ geknurrt. „Meine gesamte Kindheit habe ich diese Schatulle als den größten Schatz, das Kostbarste angesehen… Ein wenig ärgert es mich, dass ich ihn nicht von ihr bekommen habe.“ Er hatte gelächelt – Aaron konnte ja nichts dafür. Er war ihm nicht böse. Marie war Marie und sie hatte definitiv ihren eigenen Kopf.

Merthin hörte auf, Sachen zusammenzutragen und ging hinüber zu der Wasch-Kommode, in der unter anderem auch eine Bürste, ein Kamm und eine Schere lagen… Als Aaron die Schere erwähnt hatte, hatte er den anderen überrascht angesehen. Sicher, sie hatten das besprochen, aber Merthin hatte es schon wieder ganz vergessen gehabt. „Gute Idee!“, hatte er gesagt. Merthin blickte auf seine Hand, die die Schere hielt. Die zaghafte Berührung des anderen, hatte er nur zu deutlich gespürt, denn sie hatte wieder einmal ein Kribbeln in der Hand hinterlassen, das sich in seinem Arm ausgebreitet hatte. Und dieses Gefühl, dass ihm das gut tat, war so heftig gewesen, dass er gar nicht anders konnte, als die Berührung zuzulassen. Er hatte die Hand des anderen kurz ergriffen und leicht gedrückt, dann hatte er sie aber wieder losgelassen, damit nicht noch mehr Magie floss. „Ich bring sie mit…. Und die Farbe auch“, hatte er sanft gesagt. „Aber wie gesagt: keine Beschwerden hinterher!“ Merthin lächelte leicht bei der Erinnerung, dass er Aaron prüfend durchs Haar gestrichen hatte. Dann hatte er die Hand aber doch wieder zurückgezogen, kurz erklärt, dass er zu Marie gehe und war gegangen. Er schluckte. Er spürte, wie sein Magen sich wieder verkrampfte. Was war nur los mit ihm? Warum dieses ständige Wechselbad der Gefühle? Was machte er falsch?

Merthin blickte in den Spiegel auf der Kommode und erschrak etwas. Irgendwie wich immer mehr Farbe aus seinem Gesicht. Er war noch nie besonders dunkel gewesen, aber durch die viele Zeit unter freiem Himmel hatte er immer eine gesunde Gesichtsfarbe gehabt. Aber seit heute Morgen schien diese zu weichen. Er wirkte kraftlos und müde. Merthin öffnete sein Haar und schüttelte den Kopf, bürstete sich und begann dann in ruhigen Schnitten sein eigenes Haar zu kürzen. So, dass er es noch zusammenbinden konnte, es ihm aber nicht mehr über die Schultern hing. Als er fertig war fiel sein Blick auf das Buch, das Marie ihm gegeben hatte. Noch hatte er sich nicht getraut, hineinzusehen. Und auch jetzt würde er es nicht tun. Irgendwie sollte er das gemeinsam mit Aaron tun.

Er stellte einen Stuhl vor den Spiegel, verhängte diesen aber mit einem Tuch. Aaron sollte sich lieber überraschen lassen, als dass er ihn ständig korrigierte und beobachtete. Zumindest würde er ruhiger arbeiten können. Dann rührte er die Paste an, die dem anderen eine dunklere Haarfarbe geben würde. Wie er wohl damit aussehen würde? Sicher verdammt gut. Denn diese hellen blauen Augen würden nur umso deutlicher aus dem schönen Gesicht hervorstechen.

Als er Schritte hörte, blickte er zum Zelteingang und Aaron trat ein. Seine Haare waren nass, sein Hemd an den Schultern daher auch feucht. Es klebte etwas an der Haut, so dass Merthin das Schlüsselbein deutlich darunter gezeichnet sah. Er lächelte unwillkürlich, als sich ihre Blicke trafen und er räusperte sich leicht. „Dann wollen wir mal anfangen", sagte er etwas lauter als nötig, so als wollte er gleich diese kribbelnde Stille durchbrechen, damit sie sich nicht zu mehr aufbauschte, als richtig wäre. Aaron trat auf ihn zu und Merthin lud ihn mit einer entsprechenden Handgeste ein, sich hinzusetzen. Zügig band er seine eigenen Haare wieder nach hinten, damit er ungestört würde arbeiten können. Dann griff er nach einem Handtuch und trocknete dem anderen die Haare noch etwas. „Ich hoffe, du hattest deine Ruhe?“, fragte er, um die wieder entstandene Stille zu durchbrechen, während er hinter Aaron stand und ihm sachte den Kopf mit dem Handtuch massierte.

Doch irgendwann endete das Gespräch und Merthin griff zu Schere und Kamm, begann vorsichtig und konzentriert die Haare zu kürzen. Aarons Haare fühlten sich weich an. Und mit jeder Berührung fühlte sie Merthin wohler, entspannter und zufriedener. Das magische Gefühl, das sich in ihm ausbreitete schien ihm wieder Kraft zu geben und auch wenn er wusste, dass sie Gefahr liefen, ihre Magie ausarten zu lassen, genoss er es. Einmal, nur einmal sollte er das hier noch genießen! Danach würde er sich gewiss wieder mehr unter Kontrolle haben…

Als er mit dem Schneiden fertig war, strich er Aaron prüfend durch das Haar, stellte sich vor ihn, um ihn besser ansehen zu können und nickte zufrieden. „Ich färbe sie dir auch gleich…“, wisperte er leise und seine Stimme hörte sich seltsam rau an. Und dann begann er vorsichtig die Paste aufzutragen. Er achtete darauf, dass er auf der Haut keine Flecken hinterließ, damit Aaron morgen nicht gefleckt herumlaufen müsste… Nach getaner Arbeit lächelte er zufrieden. „Jetzt muss es noch etwas einwirken…“, sagte er leise. „Dann kann ich dir zeigen, was ich von Marie bekommen habe…“ Er ging die paar Schritte zu seinen Sachen, wo das Buch lag, und nahm es zusammen mit einem anderen Stuhl zu Aaron. Dort setzte er sich neben ihn. „Das ist ihr Notizbuch“, erklärte er und blickte kurz in die blauen Augen des anderen, während er es ihm reichte. Es war ein kleines Buch, in dem feinsäuberlich alle Beobachtungen eingetragen und beschrieben worden waren, in dem Gegenstände, Personen, Tiere und Wesen gezeichnet waren, in dem Kartenausschnitte skizziert waren. Alles, was Marie jemals im Hinblick auf Magie jeglicher Art hatte beobachten können, stand darin. Ein Sammelsurium an Kräutern war aufgezeichnet, die bei magischen Verletzungen helfen konnten, Namen von Menschen, die ihnen helfen würden, wenn sie Hilfe bräuchten… „Es ist alles, was sie seit 24 Jahren gesammelt hat. Sie sagte, dass es für uns bestimmt ist, für das, was wir machen müssen und nur wir machen können…“ Er schluckte, als er das sagte und irgendwie fühlte er sich seltsam. „Es wird uns vermutlich in vielen Situationen helfen können… Und ich habe…“ Er nahm es Aaron, der darin geblättert hatte, kurz ab. „… auch etwas zu Dorstaal gelesen…“ Er sucht die entsprechende Seite im Buch und las vor. „In Dorstaal bin ich seltsamen Energien begegnet. Es fühlte sich so an, als sei die Stadt sich im Innersten uneinig. Ich konnte beobachten, dass die Menschen leicht reizbar waren, dass sie häufig wegen Kleinigkeiten stritten. Die schwelende negative Energie war überall zu spüren. Sie führte dazu, dass es schnell zu hitzigen Diskussionen kam. Gleichzeitig herrscht dort aber auch pures Glück, Lachen, Freude, Liebe… Vielleicht sollten hier einmal alle Fronten geklärt werden, damit die Stadt in neuem Licht erstrahlen kann.“ Er sah Aaron an. „Vielleicht ist es eben diese Gewitter, das sie die Fronten klären lässt. Und wir sollten da sein, um dabei zu helfen, dass sie nicht ins Negative schwenkt…“
 

Aaron

Aaron hatte nicht gewusst, dass diese Schatulle von Merthin als größter Schatz angesehen worden war. Da konnte er es absolut nachvollziehen, dass es ihn verletzte, dass Marie diesen Schatz nicht ihm zuerst offenbart hatte und es dann auch noch in Aarons Obhut gegeben hatte. Aber Aaron teilte diesen Schatz und das enthaltene Wissen natürlich mit Merthin, was aber wohl die Situation an sich nicht veränderte. Dennoch hatte sich Aaron sogleich bei Merthin dafür entschuldigt. Wenn er das gewusst hätte, hätte er Merthin vielleicht wenigstens dabei haben wollen, wenn er von Marie die Schatulle bekam, sodass sie sie gemeinsam zuerst entdecken konnten. Aber der Moment war vorbei, das tat Aaron leid. Aber das war noch ein Grund mehr, dass Merthin mit Marie sprechen sollte, was dieser auch bestätigte.
 

Je näher Aaron wieder Merthins Zelt kam, desto langsamer wurden seine Schritte. Es erschien ihm schwierig einfach normal wieder zu Merthin zu gehen, nachdem ihm diese kleine Träumerei 'passiert' war. Es war zu angenehm gewesen, das nachzufühlen, sich nochmal vorzustellen, wie Merthin seine Haut entlang gestreichelt hatte. Wie er ihn so intensiv dabei angeschaut hatte und wie nahe er einfach gewesen war. Gut, die Frauen aus der wahren Begebenheit hatte es in seiner Vorstellung eben nicht gegeben, aber alles andere... Kurz fuhr sich Aaron noch mit seinen Händen über das Gesicht, strich seine Haare nach hinten, verdrängte dabei den aufkommenden Gedanken, dass Merthin vorhin genau diese Bewegung mit seiner Hand durch sein Haar ebenfalls gemacht hatte und betrat schließlich das Zelt. Sein Blick landete sogleich bei Merthin und vielleicht lag es an der kleinen Nervösität, die sich Aaron bei seinen Träumen selbst gemacht hatte, doch es fühlte sich an, als ob etwas in der Luft liegen würde. Es gab dafür kein Wort, keines, das Aaron hätte benennen können. Es war einfach nur... besonders.

Langsam trat der Prinz näher und sah dabei, das Merthin anscheinend bereits Vorbereitungen getroffen hatte. Ein Stuhl stand in Position und der Spiegel war verhangen. Während Aaron der einladenden Geste zum Stuhl folgte, fühlte er sich immernoch in gewisser Weise aufgeregt. Nicht weil er Sorge hätte, das Merthin seine Haare verschneiden würde, sondern durch die ganze Atmosphäre. Sie war aufgeladen mit dem speziellen Etwas und Aaron spürte dies deutlicher, je mehr der Blonde mit dem Handtuch seine Haare trocknete und dabei ganz nebenbei eine Massage seiner Kopfhaut andeutete. Aaron schloss einfach genießerisch die Augen und ließ sich von dem ganzen mitreißen. "Ja, bin ungestört gewesen", antwortete Aaron leise, beeindruckt von Merthins Fürsorge. Viele Worte fielen Aaron momentan überhaupt nicht ein, da er einfach genoss, wie liebevoll Merthins Hände immer wieder durch seine Haare strichen beim Schneiden. In dem Fall war der Prinz ganz froh, dass der Spiegel zugedeckt war, so konnte Merthin wenigstens nicht durch diesen hindurch sehen, wie sich in Aarons Gesicht das Wohlgefühl ausdrückte, das ihn die ganze Zeit durchzog. Es gab einfach keine andere Erklärung dafür, als dass Merthin selbst der Grund dafür war, dass es sich nach mehr als einfachem Haare schneiden anfühlte. Merthin zeigte keinerlei Distanz mehr und auch Aaron nahm diese schöne Nähe gerne an. Im Schloss hatte es extra einen Diener gegeben, der der Königsfamilie die Haare geschnitten hatte, aber das war bei weitem nicht so ein Erlebnis gewesen wie bei Merthin. Dabei tat er gar nichts so spezielles. Er war einfach immer nahe, berührte Aaron viel und schenkte ihm Aufmerksamkeit, das reichte für dieses kleine Herzklopfen, das Aaron inzwischen in seiner Brust spürte.

Ein geseufzter Laut von Aaron sollte Zustimmung ausdrücken, als Merthin so leise und rau sagte, dass er auch gleich die Farbe auftragen würde. Merthins Stimmlage und weil er so leise sprach, gab Aaron nur noch mehr das Gefühl, etwas Besonderes mit Merthin zu tun. Und egal wie es für andere aussehen würde, es war gerade wirklich etwas Besonderes und Aaron hoffte, dass es auch für Merthin besonders war. Er hoffte, dass diese fast schon intime Atmosphäre wahrlich herrschte und Aaron sich das nicht nur so wünschte.

Vertrauensvoll ließ Aaron sich auch die Färbepaste auftragen und nickte schließlich auf die Information, dass die Paste noch einwirken musste. Er holte einmal etwas Luft und schaute sich dann an, was Merthin von Marie erhalten hatte. Es war ein Buch, gefüllt mit Unmengen an wertvollem Wissen. "Das hat sie so viele Jahre stetig weiter geführt?", sprach Aaron bewundernd und blätterte in dem Büchlein. Es gab neben Text auch Zeichnungen zu Orten und Lebewesen, die teilweise wunderhaft anmuteten, aber auch gewöhnlich sein mochten. Besonders interessant fand Aaron die Sammlung an Heilkräutern, die ihnen gewiss gute Dienste leisten würden, sollten sie mal verletzt werden. Ausgeschlossen war dies immerhin bei weitem nicht, bisher hatten sie unwahrscheinliches Glück gehabt. "Was nur wir machen können...", wiederholte Aaron andächtig diese Worte und musste ebenfalls schlucken. Es erinnerte nur wieder an ihre Aufgabe und dass sie nicht scheitern durften, da nur sie es könnte. Aaron schaute Merthin an, als er ihm das hilfreiche Büchlein wieder aus der Hand nahm, blickte weiterhin in dessen Gesicht, während er seinen Worten zuhörte, anstatt auf die entsprechende Seite im Buch zu schauen. Erst als die hellen Augen des anderen wieder zu ihm aufblickten, reagierte Aaron. "Nach allem, was wir nun herausgefunden haben, glaube ich auch, dass die Stadt uns braucht. Die negativen Energien der Stadt könnten ansonsten Überhand gewinnen", sprach der Prinz aus und nickte zustimmend. Das würde ihr nächstes Ziel sein und Aaron war entschlossen, diese Aufgabe zu meistern. Zwar wusste er noch nicht wie, aber sobald sie eintreffen würden, würden sie eine Möglichkeit finden. Gemeinsam.
 

Merthin

Als Aaron das Zelt betreten hatte, bemerkte Merthin nicht, dass jener nervös war. Vielleicht vor allem deshalb, weil er nicht spüren wollte, dass hier mehr in der Luft lag, als nur Magie. Die Furcht davor, die Kontrolle zu verlieren, war tief in ihm: geschürt von dem Wissen, dass Aaron immer noch ein Prinz war, geschürt auch von den Worten Jennas, die ihn gewarnt hatte, den Kopf zu verlieren. Und da war noch tief in ihm eine unbekannte Angst, die er nicht richtig zuordnen konnte. Und so ließ er es nicht zu, all das wahrzunehmen, was Aaron so deutlich bewusst wurde: dass ihre Beziehung zueinander besonders war – und zwar fernab von der Magie. Man sollte nicht sagen, dass sie füreinander bestimmt waren, denn das ließ wieder nur den Gedanken zu, dass es vorbestimmt war. Nein! Sie waren wie füreinander geschaffen und zwar unabhängig von allem anderen! Und wenn Merthin dies alles hier sachlich betrachten könnte, dann würde er vermutlich genau diese Schlüsse ziehen können. Nur leider konnte er das nicht. Er war verwirrt von all den Emotionen, die in ihm herumgeisterten – ausgelöst durch Magie, durch Aufregung und Abenteuer aber eben auch von tiefen Gefühlen für einen anderen Menschen. Und gerade letzteres war auch etwas, was Merthin bisher nie für sich zugelassen hatte. Und dieser Selbstschutz war über eine wirklich lange Zeit aufgebaut worden – so schnell brach er nicht ein.

Und doch konnte er sich nicht dauerhaft gegen diese Gefühle wehren, die hier im Raum standen. Er wurde nach und nach von ihnen eingenommen, schaltete nach und nach seinen Verstand aus, ließ sich mehr und mehr treiben, von der Situation, von den Gefühlen, die damit einhergingen. Aaron so berühren zu dürfen, ohne dass jener gleich errötete und vor Scham den Kopf wendete, war angenehm. Genauso angenehm war es, die leisen Unterhaltungen zu führen. Gemeinsam zu beschließen, nach Dorstaal zu gehen und dort dafür zu sorgen, dass die Magie sich nicht verselbstständigte, tat gut. Sie waren ein Team und das war wichtig. Es war harmonisch, selbst wenn sie schwiegen waren sie sich nahe.
 

„Lehn dich zurück“, sagte er, seitlich versetzt hinter Aaron stehend. Er hatte eine große Schüssel auf den Boden gestellt und einen Krug Wasser geholt, um die Paste aus Aarons Haar waschen zu können. Auf dem Weg vom Fluss zum Zelt hatte er das Wasser mit Hilfe seiner Energie gewärmt, so dass er nun warmes Wasser über Aarons Haar fließen ließ, mit der freien Hand nachhelfend, die Paste zu lösen und ganz auszuspülen. Vorsichtig ließ er das Wasser nach und nach über das Haar fließen, genoss erneut die Berührung, die ja nicht anders möglich war… Schließlich trocknete er die Haare des anderen mit einem Handtuch und löste dieses dann vorsichtig von ihm. Mit der Bürste glättete er die Haare etwas, dann trat er vor Aaron und betrachtete sich, was er geschaffen hatte. Stirnrunzelnd musterte er ihn, nachdenklich, biss sich unentschlossen auf die Unterlippe. „Ich fürchte, das geht so nicht…“, sagte er mit kritischem Blick, bevor er doch schmunzeln musste. Daher trat er lieber zur Seite, ergriff Aarons Hand, um ihn aufstehen zu lassen und lupfte dann das Tuch, das vor dem Spiegel gehangen war. Er hatte die Hand nicht losgelassen, sondern hielt sie noch immer, als er dichter neben den anderen trat, um über seine Schulter zu blicken und ihn auch im Spiegel ansehen zu können. „Ich fürchte“, raunte er leise. „Du siehst viel zu gut aus, als dass wir unbemerkt reisen könnten, Aaron.“
 

Aaron

Langsam lehnte sich Aaron zurück und ließ sich die Paste aus den Haaren waschen. Wieder etwas, das er sehr genießen konnte. Deutlich spürte Aaron Merthins Magie überschwappen, jedesmal, wenn seine Hand ihn berührte, aber seine Wärme berührte ihn innerlich noch tiefer. Immer mehr glaubte Aaron zu merken, was Marie angedeutet hatte als sie sagte, das Aaron und Merthin so vieles miteinander verband. Mehr als Magie. Allerdings machte Merthin Aaron mehr nervös, als dieser so skeptisch und nachdenklich auf Aarons Haare schaute und dann noch sagte, das es so nicht gehen würde. "Was genau meinst du...?", fragte Aaron vorsichtig, nahm aber Merthins Hand, um sich zu erheben und dann gleich einen Blick in den Spiegel zu werfen. Mit erstaunten Blick betrachtete er sich selbst, sah das ungewohnt kurze Haar und die noch viel ungewohntere Farbe, welches beides in Kombination seine aufgesetzt adlige Miene verwegener machte. Sein piekfeines und geordnetes Aussehen wirkte ungezwungener, war verwirbelt worden und in gewisser Weise drückte dies sein Inneres aus.

Aarons Blick wanderte im Spiegel von sich selbst zu Merthin, der hinter ihm stand und über seine Schulter ebenfalls in den Spiegel schaute. Aaron fühlte sich gut mit seinem neuen Schnitt und der Farbe, was sich noch um Längen verstärkte, als Merthin sein Kompliment aussprach. Jetzt verstand Aaron auch was er eben damit gemeint hatte, das es so nicht gehen würde. "Danke", sagte Aaron leise, nicht nur für das schöne Kompliment, sondern auch dafür, dass Merthin ihn so gut hinbekommen hatte. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen wandte sich Aaron herum, wobei er nicht gewillt war, Merthins Hand dafür loszulassen. Deshalb drehte der Prinz seinen eigenen Arm auf seinen Rücken, um Merthins Hand weiterhin festhalten zu können, was gleichzeitig den angenehmen Nebeneffekt hatte, dass Merthins Arm nun um Aaron herum lag und dieser den Prinzen damit halb umarmte. Aaron stand dadurch auch so nahe vor Merthin, dass er sich leicht ein kleines Stück vorlehnen konnte, um an dessen starker Brust zu lehnen. Sein Blick lag in Merthins Augen, welche Aarons Blicke einfach immer wieder einfingen. Seine freie Hand legte Aaron auf Merthins Schulter, fasste ihm sanft in den Nacken und striff dabei unbeabsichtigt sein Zeichen für Schicksal. Ruhige Energie entwickelte sich, umfloss sie beide und verstärkte Aarons Bauchkribbeln. Nie hatte er sich jemandem näher gefühlt als Merthin und ohne über Konsequenzen nachzudenken, ließ er das zu. Aaron hatte das absolute Bedürfnis danach, diese Nähe, diese Umarmung zu bekommen, Merthins Wärme direkt zu fühlen und seinen eigenen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Die Atmosphäre lud förmlich dazu ein und mit Merthins Kompliment war der Moment perfekt. Fast perfekt. Einen kurzen Moment blickten Aarons Augen auf Merthins volle Lippen hinab. Eine unwillkürliche Reaktion. "Mit dir klappt das Reisen doch auch trotzdem", gab Aaron das Kompliment leise und mehr indirekt zurück.
 

Merthin

Dass seine gespielte Zweifel Aaron unsicher werden ließen, quittierte er ihm mit einem Grinsen, als sich ihre Blicke im Spiegel trafen. Aaron sah ohnehin gut aus. Ihn hier mit kurzen schwarzen Haaren zu sehen, wirkte anders – und dennoch war er immer noch verdammt gutaussehend. Und offenbar gefiel es Aaron, denn nachdem er sich kritisch beäugt hatte, vermutlich überrascht von der Veränderung, blickte er ihn jetzt zufrieden an. Und dass er ihm Danke, bestätigte ihm seine Vermutung.

Als sich Aaron drehte und Merthins Hand hinter seinen Rücken führte, hielt dieser den anderen automatisch fest. Seine Augen blickten nun direkt in die Augen des anderen und er spürte mit unerwarteter Wucht die Nähe, die sein Herz schneller schlagen ließ, die ein Kribbeln in seiner Magengegend bewirkte. Er schluckte, als er die andere Hand Aarons an seiner Schulter spürte, wie sie sacht nach hinten in seinen Nacken glitt und der Schauer an Magie, der von seinem Mal aus den Rücken hinunterrieselte, ließ ihn die Sinne schwinden. Es war ein Gefühl von Ruhe und Glückseligkeit, von Wärme und Gelassenheit, von Zuversicht und Zärtlichkeit. Warum fühlte sich das alles hier so gut an? Wieso fühlte es sich so verdammt gewollt an? Aarons schlanken Körper in den Armen zu halten, von ihm im Nacken gekrault zu werden, seinen Atem über sein Kinn rieseln zu spüren… Konnte daran etwas falsch sein?

Merthin wagte es nicht, sich zu rühren. Nicht, um die Umarmung zu verstärken, nicht um die Distanz wieder einzunehmen. Und doch wusste er, wofür er sich gerade wirklich lieber entscheiden würde… Nun zumindest wenn Aaron ihm ein Zeichen dafür gab, dass er es auch wollte… Und das tat er in dem Moment, in dem er auf seine Lippen blickte und ihm indirekt das Kompliment zurückgab. Sollte er darauf noch antworten? Sollte er etwas sagen? Nein! Nichts, was er sagen könnte, würde zu dieser Situation passen. Hier gab es nur eine Sache, die er tun wollte…

Langsam, den anderen weiterhin ansehend hob er die Hand und strich Aaron über die Wange, wo er seine Hand einen Moment liegen ließ. Sein Daumen glitt den schönen Bogen der geschwungenen Lippen des anderen nach und seine Augen folgten dieser Bewegung. Dann sah er wieder auf in das Blau, in dem er sich so gerne verlor und überwand zögernd Zentimeter für Zentimeter, bis seine Lippen endlich die des anderen versiegelten. Und das Gefühl, das von dieser zunächst zaghaften Berührung ausging, war atemberaubend, berauschend… unwillkürlich schloss er die Augen, um zu genießen, was hier gerade vor sich ging. Ein Beben packte seinen Körper, das ihm vor Augen führte, wie sehr er das hier begehrte, wenn er denn darauf hören würde. Doch er war in diesem Moment einfach nur überwältigt und vollkommen perplex von all diesen Emotionen, die auf ihn einströmten. Es fühlte sich gut an, wünschenswert… und er wollte mehr davon. Und so ließ er seine Hand nach hinten gleiten, in den Nacken des anderen, hielt ihn damit fester an sich. Auch die Hand, die noch immer in der des anderen an dessen Rücken lag, zog Aaron näher. Er spürte keinen Widerwillen von Aaron. Und so begann er langsam und vorsichtig die Lippen zu bewegen, den Kuss damit zu intensivieren und erlaubte sich, sich in diesem Gefühl treiben zu lassen. Zitternd atmete er aus, löste den Kuss kurz, um Luft zu holen und blickte Aaron kurz an. Heißer Atem rann über seine leicht geöffneten Lippen und noch bevor er den Fehler begehen konnte, etwas zu sagen, oder gar doch wieder auf Abstand zu gehen, versiegelte er erneut die Lippen des anderen, um ihn nun intensiver, ja fast schon gieriger zu küssen. Leicht öffnete er den Mund, leckte sacht mit seiner Zungenspitze über Aarons Lippen, um um Einlass zu bitten. Und als ihm dieser gewährt wurde, verwickelte er die Zunge des anderen in ein sanftes Spiel.

Sein Körper schmiegte sich an den anderen, seine Hand massierte leicht seinen Nacken, während er Aaron küsste. Erst jetzt kehrten langsam wieder seine Gedanken zurück, ließen ihn sich bewusster wahrnehmen. Und er spürte deutlich, dass das hier nicht spurlos an seinen Lenden vorbeiging. Er spürte die Erregung, spürte das brennende Verlangen in ihm, das seltsamerweise nicht von seinen Malen auszugehen schien, obwohl auch diese deutlich sichtbar wurden, ja leicht zu glühen begannen. Und mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass er so etwas, wie das hier, noch nie gespürt oder empfunden hatte. Obwohl er wirklich kein Kind von Traurigkeit war...
 

Wo ist denn da der Unterschied zu dem Begehren, zu dem Sex, wenn man verliebt ist? – hörte er mit einem Mal Aarons Frage in jener Scheune. Dann sah er Flammen, ein Inferno, das versuchte von ihm Besitz zu ergreifen. Mit einem Ruck öffnete Merthin die Augen, löste den Kuss und blickte Aaron erschrocken von seinen eigenen Gefühlen an. Merthin taumelte zurück, fasste sich an den Mund und ließ den anderen los. „Oh nein!“, sagte er mit gebrochener Stimme. „Es tut mir leid… Ich kann das nicht. Es wäre nicht fair dir gegenüber… Entschuldige, ich wollte dir keine falschen Hoffnungen machen…“ Verwirrt blickte er den anderen an. „Das hat nichts zu bedeuten…“, stammelte er weiter, um sich irgendwie aus der Situation zu retten. „Ich sollte jetzt lieber gehen. Es war falsch von mir, mich so gehen zu lassen… Entschuldige!“ Damit wandte er sich um und rannte mehr als dass er lief aus dem Zelt, hinunter zum Fluss, um wieder zur Ruhe zu kommen. Ruhe, die gerade gänzlich aus seinem Körper gewichen zu sein schien.
 

Aaron

Aarons Blick huschte wieder in Merthins Augen, als er die sanfte Berührung an seiner Wange spürte, der er sich leicht entgegen lehnte und so den Kopf etwas schief hielt. Dann wanderte sein Blick wieder zurück auf Merthins Lippen, welche sich stückchenweise langsam näherten. Ohne sich bewusst zu sein, was das Resultat werden würde, sobald diese weich anmutenden Lippen des Blonden bei denen von Aaron angekommen sein würden, ließ dieser sie immer näher kommen ohne zurückzuweichen. Aaron hob im Gegenteil sein Gesicht an, um Merthin ein Stück entgegen zu kommen. Seine Augenlider schloßen sich genauso stückchenweise und waren schließlich ganz geschlossen, als sich ihre Lippen das erste Mal trafen. Mehr Energie entfaltete sich sogleich, umstrich sie aufgeweckter als eben noch, dennoch blieb der Fluss weich. Merthins Lippen fühlten sich so zart an, so unbeschreiblich wohltuend. Ein Glücksgefühl kribbelte von Aarons Lippen ausgehend durch seinen Körper, erreichte sein Herz, was es schneller schlagen ließ, wanderte weiter zu seinem Bauch, dessen flattern sich verstärkte. Allein diese noch recht zaghafte Berührung reichte bereits aus, dass Aaron für einen Moment der Atem stockte. Alles war mit einem Mal so unfassbar unwichtig geworden, nur Merthin und das vor Glück ganz flaue Gefühl in seinem Magen existierten noch. Sachte gab Aaron mit seinen Lippen Gegendruck, hielt Merthins Hand an seinem Rücken fester, lehnte sich ihm mehr entgegen, als könnte er Merthin gerade nicht nahe genug sein. Seine Hand in dessen Nacken massierte die Haut, umspielte einzelne Haarsträhnen, die aus seinem Zopf gerutscht waren. Wenn Aaron nicht gerade verdammt abgelenkt wäre, wäre ihm vielleicht aufgefallen, dass Merthin auch seine eigenen Haare gekürzt hatte.

Die kurze Pause nach der ersten Berührung ihrer Lippen nutzte Aaron dazu kurz Luft zu holen, ehe ihn das wunderschöne Gefühl Merthins Lippen auf den eigenen erneut erfüllte. Diesmal intensiver, tiefer. Das Glücksgefühl in seinem Körper zog weiter hinab, als er schließlich der Zunge des anderen den gewünschten Einlass gewährte und sie kurz darauf sanft gegen seine eigene stupsen fühlte. Auch diese Berührung, dieses zärtliche Spiel erwiderte Aaron gefühlvoll. Der Prinz hatte noch nie jemanden derart innig geküsst und das erstrecht nicht mit so viel Gefühl. Seine Beine begannen weich zu werden und er nutzte die Tatsache, dass sich Merthin anschmiegte, als zusätzlichen Halt. Seine Hand in Merthins Nacken rutschte noch ein Stück höher, mehr in sein zusammen gebundenes Haar, um Merthin so nahe bei sich zu halten. Sein Bauchkribbeln war langsam auch dabei sich zu verselbstständigen und in seinen Unterleib zu ziehen. Aaron war sich sehr sicher, dass diese ganzen Gefühle, die nur dieser Kuss bereits auszulösen vermochte, nicht bei jedem auftreten würde, den Aaron küssen würde. Merthin hatte mehr Wirkung auf ihn als das verstärken seiner Kräfte, das wurde ihm mehr als bewusst. Ganz leicht schimmerte wieder Aarons Symbol auf der Haut im bläulichen Glanz, was den Moment komplettierte.

Doch bekam Aaron keine Gelegenheit, das weiter zu genießen. Mit dem unerwarteten Ruck, mit dem Merthin recht plötzlich zurücktaumelte und alles löste, was sie in diesem Moment verbunden hatten, spürte Aaron auch den sanften Energiefluss aufrucken, der sie seicht umspielt hatte. Es war wie ein Schlag, mit dem auch die Ruhe und Zärtlichkeit des Moments verflogen. Perplex stand Aaron nur da, ließ langsam seine Hand sinken, die bis eben noch Merthins Haut im Nacken berührt hatte, blickte Merthin an, der sehr geschockt aussah und ihren Kuss, ihren besonderen Moment, ganz offensichtlich bereute. Aaron verstand nicht so ganz, was Merthin da redete, warum er sich entschuldigte und das dreimal. Und was war bitte nicht fair? "Aber, Merthin..!", war das einzige, was Aaron noch hervor brachte, bevor der Blonde bereits aus dem Zelt rannte. Ohne den Blick vom Ausgang des Zeltes zu nehmen ließ sich Aaron ein bisschen wie in Trance auf das Bett sinken und blieb dort einen Moment starr sitzen. In seinem Körper wirbelten noch die Emotionen des Moments, seine Lippen kribbelten, seine Atmung ging schneller und sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Mit seinem Zeigefinger strich er sich gedankenverloren über die prickelnden Lippen und kam sich gerade sehr einsam vor. Der Kuss hatte ihre Nähe auf ein neues Level gehoben und das so abrupt abzubrechen hinterließ Spuren, besonders, wenn es als 'falsch' bezeichnet wurde. Hatte Merthin das ernst gemeint? Empfand er solche Gefühle als falsch? Hatte der Kuss für ihn wirklich nichts zu bedeuten gehabt? Aber Merthin hatte deutlich gezeigt, dass er ebenso mitgerissen gewesen war, seine Hände hatten Aaron doch ganz fest gehalten, hatten seine Male auf der Haut doch geglüht, sein Atem gezittert. Für Aaron hatte der Kuss eine Bedeutung gehabt! Dass er von Merthins Flucht und Leugnung der Gefühle verletzt war, bestätigte das nur. Gewiss hätte der Prinz die Berührung ihrer Lippen nicht zugelassen, wenn es nichts zu bedeuten hätte. Und dann sagte Merthin einfach, dass Aaron sich keine falschen Hoffnungen machen sollte. Holzklotz.

Schließlich ließ Aaron sich einfach gänzlich auf das Bett fallen, schnappte sich eines der Strohkissen und drückte es sich aufs Gesicht. Erst jetzt stieg ihm die Röte in die Wangen, während er an den Kuss zurückdachte und dabei in sich spürte, was für eine Bedeutung der Kuss für ihn selbst gehabt hatte. So unendlich viel hatte er dabei gespürt, nicht nur Magie, sondern etwas, das jeder Mensch empfinden konnte, nicht nur sie beide. Was nur wir machen können, hallte es in Aarons Kopf aus dem Gespräch kurz zuvor wider, das war Magie. Sich Liebe und Glück schenken zu wollen war menschlich und sie waren neben Magiern auf einer Mission auch immernoch Menschen. Menschen mit Gefühlen außerhalb der Magie. Merthin schien das vergessen zu haben.
 

Merthin

Als er spät in das Zelt zurückkehrte, schlief Aaron bereits – so wie Merthin es gehofft hatte. Leise kroch er selbst unter die Decke und konnte lange nicht einschlafen, dem Atem des anderen lauschend. Wie hatte er sich nur so gehen lassen können? Wieso hatte ihn die Magie nur so verwirren können, dass er Gefühle in das alles hier interpretierte, die nicht real sein konnten. Diese elendige Prophezeiung schien seine Sinne zu verwirren und das war nicht fair. Aaron hatte etwas Besseres verdient, als dass er ihn hier aus einer Laune heraus verführte. Und überhaupt! Wohin sollte das führen, wenn sie sich das Bett teilen würden? Das würde nur in einer Katastrophe enden. Waren die Flammen nicht ein deutliches Zeichen gewesen? Hatten sie ihn nicht gewarnt? Deutlich hatte er darin einen verkohlten Menschen erkannt... war das eine Zukunftsaussicht?

Sie hatten einen Auftrag und den galt es zu erfüllen. Alles andere war nicht zweckdienlich! Ganz und gar nicht!


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier noch ein Bild...
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So ähnlich könnte der Kuss für Marie ausgesehen haben ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Laila82
2017-08-02T20:32:37+00:00 02.08.2017 22:32
Merthin du denkst zuviel. Hör auf dein Herz! Aaron nicht aufgeben, das wird schon werden.
Antwort von:  rotes_pluesch
09.08.2017 15:03
Wie Recht du damit hast^^
Ist nur alles nicht so einfach, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt :)


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