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Kizuna II

Verdammung
von

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Einsicht

 

 

 

Zögernd lasse ich die Schichten an Kimonos zu Boden gleiten, schenke ihnen keine weitere Aufmerksamkeit, weiß ich doch ganz genau, dass die Bediensteten alles anfassen, sobald ich den Raum verlasse. Selbst in meinem Zimmer wird mein Bett gemacht worden sein bis ich zurückkehre. Es schüttelt mich jedes Mal bei diesem Gedanken, weil es sich anfühlt, als wäre man ständig unter Beobachtung, als wenn man mir mein letztes Stückchen Privatsphäre nehmen möchte. Einen Schatz, den ich unter allem Umständen versuche zu beschützen...

 

Gedankenverloren habe ich mir bereits in einem allmählich entstanden Automatismus ein Handtuch um den Körper gebunden. Auf das Waschen werde ich heute verzichten. Ich kann nicht länger warten oder gar riskieren, dass er die Chance nutzt und verschwindet. Mein anfangs entstandener Gedanke, ihm heute entgegen zu treten hat sich von einem schwankenden Vorhaben in ein sehnsuchtsvolles Verlangen gewandelt. Und mehr den je ertrag ich die Vorstellung nicht, noch eine Sekunde länger von ihm getrennt zu sein. Dieses eigentlich so leichte, und dennoch für mich so schwere Eingeständnis kostete mich eine Menge an Kraft. Aber ich kann es nicht länger leugnen, auch wenn Kizuna vielleicht dahintersteckt. Die Grenzen sind verwischt. Ich kann sie kaum noch voneinander unterscheiden, denn nach diesem einen Tag, an dem es ihm fast gelungen wäre, mich zu brechen, mich ihm willig zu machen, ab diesem Tag konnte ich nicht umhin, zu glauben, dass nicht allein Kizuna für meine Gefühle verantwortlich war. Ja sicher, dieses Band manipuliert mich, schickt mir Bilder, lässt mich Sachen denken und fühlen, die nicht von mir aus auf natürlich Weise kommen würden.

Doch ab wann ist der Punkt erreicht, wo dieser Einfluss aufhört?

Ich kann nicht bestreiten den Lord auf seine eigene stolze und störrische Weise zu akzeptieren, ja ihn vielleicht sogar manchmal zu bewundert und mir einzugestehen, dass dies nicht der Dämon ist, für den man ihn im ersten Moment halten würde. Auch wenn es kaum wahrnehmbar ist, so besitzt er dennoch Gefühle, genau wie wir Menschen. Ich habe gelernt es zu spüren und es zu sehen. Und es berührt mich auf eine eigene komische und verkorkste Art. Diese drei Wochen haben mich so verwirrt, mich so durcheinander gebracht. Nicht nur die Bilder diesen einen Tages drangen immer wieder in meinen Kopf, nein auch sämtliche andere Erinnerungen, die ich mit Sesshoumaru verbinde strömten auf mich ein. Es war kaum auszuhalten. Ich war mir sicher Kizuna versuchte mich zu drängen, ihn zu suchen, was diese Band ja auch letztlich geschafft hat. Doch nachdem ich ihn nicht antreffen konnte hörten die Erinnerungen dennoch nicht auf. Und ab da verstand ich, dass der eigentlich Grund meine eigene Angst war.

Angst, ich würde nie wieder jemanden Vertrautes in diesem Schloss sehen, eingesperrt und allein.

Angst, er hätte beschlossen, mich zu verlassen.

Angst, ich könnte nach der Zeit plötzlich sein Gesicht vergessen.

 

Doch die Bilder verfolgten mich sogar bis in meine Träume, wo sie mich auf süße und gleichzeitig so schreckliche Weise folterten. Als ich heute morgen aufwachte machte ich einen weiteren Schritt in eine Richtung, bei der ich mir immer noch nicht sicher bin, ob es der richtige Weg werden könnte.

Ich gestand mir ein, ihn zu vermissen.

Nicht vermissen, wie es Liebende bei einer langen Trennung tun, doch auf eine Art und Weise, die mir vorher nicht aufgefallen wäre. Ich misse seine, wenn auch kragen Gespräche, seine störrische Art und seine bloße Präsenz. Seine Anwesenheit hatte manchmal etwas Beruhigendes, als wenn meine Seele ihre Balance gefunden hätte. Allein das ist es, was mir fehlt. Nicht mehr, nicht weniger. Darüber hinaus werde ich Kizuna nicht kommen lassen. Freundschaft, ja, aber Liebe nicht.

Mehr darf es nicht sein.

 

Eine kühle Brise reist mich aus meinen plötzlich so ernüchternden Gedanken und führt mich in die Realität zurück. Fröstelnd schling ich die Arme um meinen mageren Körper. Ich kann nicht von mir weisen, dass die Trennung von dem Youkai und die generelle Situation mich grenzenlos ausgelastet haben. Mein Appetit ist gering, meine Lebensfreude wird nur durch den warmen und blumenreichen Garten aufrecht erhalten, der momentan das Einzige ist, was in meinen Leben bunt erscheint.

 

Zögernd schiebe ich die Tür beiseite, überkommt mich doch plötzlich wieder ein Gefühl von Unsicherheit. Ich schlucke es runter, als mich der warme Neben des heißen Wasser begrüßt und mich in seine köstliche Wärme einlädt. Abgesehen von dem Verlangen der Kälte zu entkommen tragen mich meine Füße plötzlich viel schneller, als ich seine Aura wahrnehme. Er hat sie die ganze Zeit gut unterdrücken können, doch gerade jetzt flackert sie so unruhig wie ein gefangener Schmetterling im Spinnennetz. Leise gleitet mein Körper ins Wasser. Als es mich bis zu Hüfte bedeckt nehme ich mir einem Moment um mich zu sammeln. Ich lächle leicht über den Gedanken, wie sehr mich seine Nähe aus dem Ruder reisen kann.

`Ruhe´ gebe ich innerlich von mir, um wenigsten jetzt einen kühlen Kopf, frei von irgendwelchen Einflüssen Kizunas zu haben. Überraschenderweise höre ich, wie sich mein Herzschlag tatsächlich etwas beruhigt. Meine Hand wandert zu meiner Brust und fühlt das ruhige Heben und Senken, verdeutlicht meine nun entspanntere Erscheinung, als sie noch vor ein paar Tagen war.

Innerlich grinse ich schief.

Natürlich geht es mir besser.

Schließlich ist er in der Nähe.

Ich schüttel leicht den Kopf, um mich selbst aus meinen Gedanken zu holen.

 

Mein Blick wandert umher und findet sein Ziel schnell.

Auch wenn der Nebel der heißen Quelle mir die Sicht auf ihn nur unscharf wiedergibt, reicht es dennoch aus, um sein Gesicht zu studieren. Ich halte die Luft an, als ich, durch seine so anders wirkenden Gesichtszüge bemerke, dass er noch keineswegs über meine Ankunft Bescheid weiß. Ein kurzer Moment zuvor ergriff mich der Gedanke, dass er mich mit seiner kühlen Art gekonnt ignoriert, doch dann sah ich genauer hin. Sein Kopf ist leicht in den Nacken gelegt, den Blick ziellos dem Himmel zugewandt. Kaum erkennbar, doch seine Augen blicken nachdenklich ins Nichts. Sein Kiefer ist dabei angespannt. Seine Hand schließt sich eine Spur zu feste um die kleine Trinkschale, in der sich sein so geliebter Sake befindet. Generell zeugt sein ganzer Körper von purer Anspannung und einem fast kränklichen Aussehen. Er erscheint unnatürlich blass und seine Statur ist etwas dünner als vor ein paar Woche.

Ich runzle verwirrt die Stirn und lasse meine Augen gezielt auf seine Schulter fallen.

Hat er wieder Schmerzen?

Ist er woanders vielleicht verletzt?

Fragen, die sich mir sofort in den Kopf drängen, während ich diesen Inuyoukai genauer mustere, wohl in dem Wissen, dass er mir oder sonst jemandem nie diese Seite seines Wesen freiwillig zeigen würde. Doch ich verbiete es mir so schnell wie es gekommen war, Mittleid zu empfinden.

 

Er senkt zu meiner Verwunderung seine bisher weit geöffneten Augenlider etwas und ich befürchte schon entdeckt worden zu sein. Doch sein Mund öffnete sich lediglich zu einem stummen Seufzer.

 

 

Und da sehe ich es.

 

 

Eine Szene vor meinem inneren Auge, die ich nicht bewusst herbei gerufen habe.

Doch als der Daiyoukai lautlos die Luft aus seinen Lungen gepresst hat, ist es, als hätte er mir seine Gedanken zugesendet.

Nicht bewusst, aber für das Band hat es gereicht. Kizuna umhüllt mich mit einer durchsichtigen Wolke von Gefühl und Erinnerung.

Hauptsächlich, sehe ich mich selbst. Aus seiner Sicht.

Er kniet vor mir, streicht mir sanft meine tränennasse Wange.

Der Akt verschwindet so schnell, wie er gekommen war. Doch das dumpfe, enge Gefühl in meiner Brust, welches nicht das meine ist bleibt noch ein paar Augenblicke länger, ehe es von meinem eigenen verwirrten, fassungslosem Herzen abgelöst wird.

 

Ich schlucke einmal, um die Erkenntnis zu verarbeiten. Denn es ist mir plötzlich so eindringlich bewusst, was das zu bedeuten hat.

 

Er hat es für mich getan.

 

Er hat mich alleine gelassen, um mir dass zu geben, was ich am dringendsten von allem brauchte.

Abstand.

Er erkannte meine Ängste vor diesem Palast, vor den Dämonen, vor dieser ungewissen Zukunft, aber vor allem...vor ihm selbst. Er hat diese Ängste gesehen und akzeptierte. Er zog sich zurück, ließ mir die Freiheit, die ich vor seiner so plötzlich drängenden Art dringend benötigte. Er hat es gewusst, gewusst, dass er einen falschen Weg einschlagen würde, würde er mich weiter drängen. In dem Moment, wo er mir meine Träne weggewischt hat, da hat er diese Entscheidung gefällt. Kizuna versuchte seine Entscheidung zu unterbinden, diesen Gedanken durch brennende Eisenstäbe in seinem Rachen zu verglühen. Der Schmerz war kaum zu ertragen, auch wenn ich nur kurzzeitig damit Bekanntschaft machen durfte. Umso tiefer sitzt nun die tiefe Rührung.

Er hat sich gezügelt für mich und dabei sich selbst weg gesperrt.

Nicht aus seinem Interesse.

Aber aus meinem.

 

Ich brauche nur einen winzigen Moment, um diese Szene zu verarbeiten.

Ich hebe das Kinn, atme einmal lautlos ein, dann langsam aus und erfasse den Entschluss meine Handlung anders zu gestalten.

Ich festige meine Blick, als ich bewusst laut durch das Wasser auf ihn zuschreite und mein Reiki gezielt ausschweifen lasse, um mich deutlich anzukündigen. Sein Kopf rückt sofort in meine Richtung und sein Blick wandelt sich im selben Augenblick zu dem kühlen Ausdruck, wie ich ihn sonst kenne. Ich schmunzle. Deutlich spüre ich seine Verärgerung, die zweifellos gegen seine eigene Person gerichtet ist und ich kann diese nur all zugut verstehen. Es ist schließlich eine Besonderheit, ihn in einem Status der Unaufmerksamkeit zu ertappen.

 

Doch augenscheinlich schluckt er dieses Missfallen schneller runter, als ich es vermutet hätte. Bereits im nächsten Moment konzentriert er sich aufs hier und jetzt. Ich zu meinem Teil verzichtet heute auf eine verbale Begrüßung, habe ich doch mehr, als eindeutig durch meine Aura gegrüßt. Somit lasse ich mich stumm zwei gute Meter ihm gegenüber ins Wasser gleiten und kundschafte mit meinen Augen die Umgebung ab. Als ich das Objekt meine Begierde gefunden habe greife ich danach und nähere mich ihm langsam. Ich schwenke leicht das Schälchen in meiner Hand als unausgesprochene Aufforderung, von der ich mir in diesem Moment sicher bin, dass er ihr nachkommen wird. Er zögert, doch dann greift er hinter sich und schüttet mir dieses grässliche Teufelszeug ein. Die Atmosphäre ist auf eine bescheidene Weise friedlich und harmonisch.

 

„Danke“

 

Ich weiß ich müsste es nicht sagen und dennoch hatte ich das dringende Bedürfnis danach, auch wenn er vielleicht nicht weiß worauf mein Dank bezogen war.

Ich weiß es schließlich selbst nicht genau.

 

In Gedanken nippe ich an dem Sake und stelle mit Verwunderung fest, dass mich der Geschmack dieses mal nur halb so doll abstößt. Ohne nach zu denken lasse ich meine Zunge über meine feuchten Lippen gleiten und spüre unmittelbar seine Aura aufs heftigste flackern. Erschrocken blick ich ihn an, während er die Lider senkt und sich angespannt gegen den Felsen lehnt. Ich räuspere mich in Anbetracht dieser so plötzlich entstandenen, unangenehmen Situation. Ich hätte es nicht für möglich gehalten ihn allein mit einer solchen Gestik aus der Fassung zu bringen. Erst dadurch wird deutlich, wie sehr ihm diese drei Wochen zu schaffen gemacht haben. Der kleine Einblick, den Kizuna mir gewährt hatte, war wohl nur ein Stück des Kuchens. Der anfängliche Gedanke, dass allein nur ich unter dem Band leiden würde, gestaltet sich nun als fader Nachgeschmack. Es scheint wohl egal, wie stark die jeweiligen Personen sind. Ob Dämon oder Mensch, Kizuna kann auf beiden Seiten Chaos stiften. Eine Tatsache, die sich nun sehr deutlich herauskristallisiert...

 

Das heiße Gebräu wandert meine Kehle hinab und erzeugt mit der bereits vorhanden Wärme um mich herum ein leichtes Brennen in meinen Wangen. Ich könnte mich abermals verfluchen, dass ich keineswegs trinkfest bin. Das hier wird sicher in einem Desaster enden. Doch traurigerweise fühle ich mich neben ihm in mancher Hinsicht so schwach und klein, dass ich unwillkürlich nach alkoholischer Hilfe greifen muss, um mir wenigsten das Scheingefühl von Stärke einverleiben zu können. Ich weis genau, dass die Sache an sich keinerlei wirklichen Sinn beinhaltet und dennoch fühle ich mich teilweise in seiner Nähe derart nervös, dass ich abermals eine Schluck Sake nehme, um dieses Gefühl hinunter zu schlucken. So sitzen wir eine Weile schweigend da und ich nutze die Zeit, mich zu entspannen. Mein Blick fällt dabei wie von selbst auf seine Person. Seine Haltung ist trotz seiner seligen Gesichtszüge angespannt und ich frage mich was diesen Umstand herbeigeführt hat. Seine Aura wirkt dagegen auf mich balanciert und schon fast friedvoll. Es ist ein Zustand der bisher nur selten vorgekommen ist und ich belächle leicht die Situation, als ich feststelle dass ich mich ähnlich fühle. Unsere Wesen sind in perfekter Harmonie.

 

Ich spüre seine stechenden Iris auf mir ruhen und schaue ihm ertappt in die Augen. Ich erkenn sofort dass er meinen analysierten Blick bemerkt hat und dass ihm dies keinesfalls gut stimmt. Doch es ändert nichts daran, dass ich ihn anscheinend dennoch durchschaut habe.

Ertrunken in neuem Mut nähere ich mich ihm vorsichtig. Diese Konstellation erscheint mir in einem Déjà-vu und es ist mit mehr als unerklärlich, wie es abermals dazu kommen konnte, dass ich dem Lord halbnackt entgegen schwimme. Es ist mehr ein schwacher Versuch, als ich meine Hand auf sein Schulter wandern lasse und mit leichtem Druck seine Schulterblätter zu mir wenden will. Ein elektrisierender Schlag wandert durch meine Fingerspitzen in dem Moment, in dem ich seine erhitze Haut anfasse. Ich hoffe inständig dass er mein kurzes Zusammenzucken nicht bemerkt hat.

Sein Blick fokussiert sich als ich mein stummes Tun durchzusetzen versucht und kurz glaube ich zu scheitern, eher er meinem Willen nachgibt und mir seinen Rücken zukehrt. Gezielt fahren nun meine Hände über seine Schulterpartie und drücken, wie schon damals gegen einzelne Muskelstränge, um seiner steifen Haltung Linderung zu verschaffen. Dabei achte ich penibel darauf ihn nicht mit meinem restlichen Körper zu berühren.

 

Es ist komisch nach so langer Zeit seine Haut unter der meinen zu spüren und kurz versuche ich der Sache keinen tieferen Sinn zu schenken, aber es lässt sich nicht vermeiden, dass mein Körper sich zunehmend in seiner Nähe entspannt und mein Geist zur Ruhe kommt. Wahrscheinlich genieße ich diesen Augenblick noch mehr, als der Daiyoukai gerade. Sein Körper vibriert unter meinen Händen, als ich etwas mehr Druck ausübe. Kurz darauf höre ich ein zufriedenes Knurren. In diesen Momenten sieht man mehr als deutlich, wie animalisch er wirklich veranlagt ist. Ein Grinsen huscht mir über das Gesicht und ich erkenne, wie ich das kleine Stückchen seiner zufriedenen Seele in mich aufsauge, gleich einem ausgetrockneten Schwamm. Ein klein Stückchen Kontrolle, ein kleines Stückchen Macht, welche er mir in diesem Augenblick schenkt, lässt mich kaum noch daran glauben ein zerbrechlicher Mensch zu sein.

 

"Leistest du mir Morgen beim Essen Gesellschaft?"

 

Es ist ein erster Schritt. Ein Kleiner.

Kurz verspannt sich seine Schulter unter den plötzlich Worte meinerseits. Doch ich drücke bereits im nächsten Moment die gespannte Stränge zurück in eine ausgeglichene Position. Er blickt kaum merklich über seine Schulter zu mir rüber, ehe seine Aura mich wohlig warm umhüllt. Ich lächle abermals und streife mir zufrieden eine Strähne hinters Ohr.

 

Dann geht plötzlich alles ganz schnell.

Blitzartig dreht er sich zu mir herum, so dass einige Wellen mein Sakeschälchen weit hinfort schwemmen. Sein Blick fängt den meinen auf und als ich erschrocken zurückweichen will legen sich seine Klauen bestimmend auf meine Hüfte.

Ich schlucke stark.

Soviel zu kleinen Schritten.

 

"Sesshoumaru"

 

"Dieser Geruch ..."

 

Seine Hand greif nach der Strähne die ich mir gerade hinters Ohr geschoben hatte und studiert diese mit Skepsis. Zuerst verstehe ich nicht ganz, doch als die Nase des Hundes vor mir wild anfängt zu zucken, geht mir plötzlich ein Licht auf.

 

"Es ist deine Schuld."

 

Seine Augen wandern wieder zu den meinen und ich kann seine Aura unruhig flackern fühlen, als er auf eine Erklärung wartet.

 

"Du hättest mir Bescheid sagen können, wenn du Besuch hast. Man ist gerne vorbereitet, wenn ein Vampir in seinem Wintergarten auftaucht!"

 

Meine Wut, die mich auf dem Weg hier hin überströmt hatte nimmt mich nun abermals gefangen und beleidigt schnaufe ich, als sein Gesicht immer noch keine Regung zeigt. Doch dafür scheint sein ganzes Wesen nun in reinster Alarmbereitschaft zu sein und überzuquellen mit Wut und Zorn, sodass ich unwirklich zurückzucke.

 

„Akaya, dieser Blutsauger“

 

Auch wenn man es von außen kaum erkennen mag, brodelt der Hund vor mir.

Es ist schon fast ein Reflex, als ich beruhigend meine Hand über seinen Oberarm fahren lasse.

 

„Er hat mir nichts getan.“

 

Ich weiß nicht genau, wieso ich ihm das sage. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass er absolut nicht um meine Sicherheit besorgt ist. Momentan tut mir dieser Vampir wohl eher leid. Sollte er dem Hund das nächste Mal über den Weg laufen, wird dies kein schönes Treffen für ihn werden...

Der Lord schaut mich an und beruhigt sich tatsächlich ein wenig. Einen kurzen Augenblick meine ich sogar ein amüsiertes Lächeln gesehen zu haben. Im selben Moment ziehe ich meine Hand von seinem Arm. Wie lächerlich das doch wieder ist. Ich kann nicht anders, als peinlich berührt den Blick abzuwenden und den Mund zu verziehen.

Na toll.

 

Der Lord löst sich von mir. Ich bringe augenblicklich etwas Abstand zwischen uns, versuche seinen allzu männlichen Geruch aus meiner Nase zu verbannen.

 

„Er hat dich gesehen.“

 

„Ja und?“

 

Ich zucke abwehrend mit den Schultern und lehne mich an den Felsen.

 

„Dieser Vampir ist der ranghöchste Offizier von Lord Fusakeru.“

 

Ich stutze, als mir die Bedeutung hinter seinen Worten bewusst wird und sich passend dazu die Szene mit dem Dämon vor meinem inneren Auge abermals abspielt.

 

Du bist es also?“

 

„Er..“

 

Ich stutze abermals, als ich mir kurz sicher sein muss nicht falsch zu liegen. Aber leider passt alles zusammen.

 

„Er muss es gerochen haben.“

 

Sesshoumaru nickt scheinbar gelassen und schließt die Augen.

Doch seine Aura beginnt zu brodeln, wobei er tief in Gedanken mit seiner Kralle gegen das dünne Sakeschällchen tippt. Völlig untypisch für ihn.

Ich zucke mit den Schultern und versuche entspannt zu klingen.

 

„Tja, dann wird er halt seinem Herren davon erzählen, dass ein gewöhnlicher Mensch deine Gefährtin ist...

Ändern kann man es jetzt nicht mehr.“

 

„In der Tat.“

 

Ich sinke etwa tiefer, um meinen angespannten Kiefermuskel in der Wärme des heißen Wasser Entspannung zu schenken, doch die Gedanken rasen gerade zu hinter meiner Kopfhaut. Die Nachricht, dass ein Mensch Sesshoumarus Gefährtin ist, wird sich nun wie ein Laubfeuer bei den Lords verbreiten. Der Überraschungseffekt ist somit gestrichen und mein Leben hängt nun wohl am dünnsten Faden der Welt. Von dem, was ich aus Jakens Erzählungen hören durfte, werden diese Daiyoukais keine Gnade walten lassen.

 

Mein Blick wandert zum Daiyoukai neben mir. Er bewegt sich nicht, doch seine Muskeln sind zu meinem Ärgernis abermals zum zerreißen gespannt. Allein das leise Klirren, als die Sakeschale dem Druck seiner Klauen nicht länger Stand hält ist das einzige, was die Stille durchbricht...

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Nach langem Warten endlich das nächste Kapitel.

Ich bin momentan etwas "abgelenkt", da ich auf Jobsuche bin und gleichzeitig meine dreiwöchige Japanreise im April abschließend vorbereite. Das sind einfach Sachen, die momentan Vorrang haben. Dennoch will ich euch nicht (zu mindestens all zu lang) auf dem Trockenen sitzen lassen.
Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen :)
Gerne für den weiteren Verlauf der Story eure Ideen oder Gedanken... immer wieder interessant zu lesen, wie ihr denkt, wie es sich entwickeln wird, da ich ja bereit genau weiß, wie das Ende sein wird xD

Liebe Grüße und schöne Ostertage
Eure Salada Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  KagomeKizu
2018-07-22T02:53:45+00:00 22.07.2018 04:53
Das Kapitel ist wieder mal echt toll geworden.
Schön das sich Kagome getraut hat auf Sesshoumaru zu zugehen und beide einen „wenn auch kleinen“ Intimen Moment hatten.
Ich bin mal gespannt wie es jz weitergeht mit den beiden und was der Vampir und die anderen Lords beim nächsten Besuch machen werden.

Glg Kago
Antwort von:  Salada
22.07.2018 20:35
Freut mich, dass es dir gefällt. ich versuche es so spannend wie möglich zu halten, also bleib dran ;)
LG Salada
Von:  Biancacojocaru
2018-04-21T20:28:37+00:00 21.04.2018 22:28
Hallo erst mal schön das es eine Fortsetzung gibt ,aber eines wie kannst du nur sowas machen 😤 aufzuhören du bist gemein gemein gemein gemein ☹

Ich bin froh das du dich entschieden hast eine Fortsetzung zu schreiben den deine Geschichte fazieniert mich sehr ,und freue mich riesig wenn es ein neues Kapitel von dir gibt 🤩 LG Bia
Antwort von:  Salada
22.07.2018 20:35
Es freut mich, dass ich dir etwas nettes zum lesen bieten kann ;) Diese Woche geht es weiter und ich hoffe, dass dir auch die folgenden Kapitel zusagen werden

LG Salada
Von:  XxGirlyxX
2018-04-02T20:59:39+00:00 02.04.2018 22:59
Sie sind sich wieder näher gekommen und das ist schon mal was wert :)
Auch sieht sie nun, das es auch an ihm nicht vorbeigeht und kizuna ihn "quält"
Wie das wohl nun weiter gehen wird mit den anderen lords? Ob sie es ihnen schwer machen werden oder sie vielleicht mehr oder weniger doch "locker" sind?
Ich lass mich überraschen
LG XxGirlyxX
Antwort von:  Salada
07.04.2018 10:57
Freut mich dann es genau so rüber gekommen ist, wie es sein soll :)
Mit den Lords habe ich noch so einige Überraschungen für euch geplant
Lasst euch überraschen :)
Von:  SUCy
2018-03-31T18:53:21+00:00 31.03.2018 20:53
Wirklich toll geschrieben das Kapitel und lässt mit Spannung auf das Nächste hoffen :D schreib schnell weiter :)
Von:  Sabsii-chan
2018-03-30T20:25:14+00:00 30.03.2018 22:25
Uhhh endlich, ich bin mal gespannt wie es weitergeht. Ich kann es kaum erwarten.


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