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Dye

von
Koautor:  Daelis

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Pre Soul Society

Yoruichi-san entlässt mich für den Tag und ich darf zu Hause duschen und mich ausruhen. Um die Camping-Sachen kümmere sie sich und Tatsuki habe man nach Hause geschickt.

Wider der Aufforderung, mich auszuruhen, kann ich daheim nicht wirklich stillsitzen. Es kribbelt in meinen Fingern. Ich will meine Fähigkeit, auch wenn das wirklich übertrieben klingt, kontrollieren können. Außerdem bin ich im Vergleich zu den beiden anderen einige Tage im Verzug. Ich habe Ferien, keine wirklichen Pflichten und das ist gerade mein greifbares Ziel, weshalb ich mich natürlich sofort da hineinsteigere.

Ich schnappe mir den tragbaren Spiegel vom Bad und verpflanze mich in mein Zimmer, wo ich meine Augen herausfordernd fokussiere: Nichts. Ganz normale, dunkelbraune Augen.

Wenn ich mir es so überlege, der Vorteil einer so unauffälligen Fähigkeit wie meiner ist: der Gegner wird sie nicht so schnell wahrnehmen. Denn man müsste theoretisch mit dem Gesicht direkt vor meinem sein, um den Unterschied zu sehen.

Das ist dann schon wieder ziemlich cool, denn es ist ganz nach meinem Geschmack, leicht unterschätzbar zu sein. Es ist immer toll, unterschätzt zu werden.
 

Ich starre weiter in den Spiegel aber natürlich ändert sich selbst nach exzessivem Starren nichts, also bringe ich den Spiegel zurück ins Bad.

Mein Kopf ist blank. Ich versuche es mit einem logischen Ansatz und gehe einige Biologiebücher durch. Hauptsächlich Schulbücher, in der Hoffnung, dort vielleicht eine Ansatzhilfe zu finden, aber nein, nichts, was ich nicht schon bereits weiß. Ihr wisst schon, der ganze Kram mit Auge nimmt Bild auf, kommt auf die Netzhaut, gelangt über den Sehnerv ins Hirn, was Zäpfchen und Stäbchen machen, und so weiter und so weiter.

Ich lehne mich in meinem Stuhl im Zimmer zurück. Schon doof, bei sowas kein Internet zu haben. Wobei es natürlich nur begrenzt helfen würde. Denn die erste Hürde ist die Tatsache, dass ich eine übermenschliche Fähigkeit besitze. Und selbst wenn das nur die Tatsache ist, dass ich meine Augenfarbe ändern kann, wenn es stimmt, was Yoruichi-san sagt, so ist das schon mal nicht normal. Zumindest da wo ich herkomme sicherlich nicht. Also da einen logischen Ansatz anwenden zu wollen ist eigentlich nicht wirklich zielführend. Aber ein Ansatz und irgendwo muss ich ja anfangen oder?
 

Irgendwie stecke ich also fest und da man Ergebnisse sowieso nicht erzwingen kann, beschließe ich, in der Küche meiner Mutter zu helfen um mich ein wenig abzulenken. Soll sich mein Unterbewusstsein sich damit ein wenig rumärgern.

Ich werkle hier und da, mache Abwasch, decke den Tisch fürs Mittagessen und helfe beim Aufräumen des Geschirrs.

„Tatsuki, Essen!“, rufe ich durch das Haus, als Mutter fertig ist und kurz zur Toilette verschwindet.

Es gibt Hiyashi-chuuka.*1

Das sind kalte Nudeln mit in Streifen geschnittenem Rührei, Wurst, Wakame (ne Algenart), Tomatenstücken, Gurke, was immer man möchte, bei meinem echten zu Hause war es meistens das, und der dazugehörigen Soße. Ziemlich lecker auf alle Fälle und perfekt für den Sommer. Was Leichtes für den Magen und kühl. Sowieso eine Jahreszeit wo man dank der erdrückenden Hitze kein Bock auf nichts hat, außer man wird von irgendwelchen schwarzen Katzen sonst wohin verdonnert. Oder Sport. Weil Sport. Das braucht keine Begründung.

Tatsuki lässt auch nicht lange auf sich warten und rast in die Küche.

„Ich hab schon gewartet!“, verkündet sie ziemlich gut gelaunt.

Ich schlucke und überlege fieberhaft, was Tatsuki zu den Vorkommnissen am Morgen fragen würde und was ich darauf antworten soll. Immerhin hat sie heute Morgen sicher irgendetwas gesehen und wenn das auch nur die Verwüstung ist, die von den Hollows hinterlassen wurde, sollte das reichen.

Schwungvoll rauscht Tatsuki zu ihrem Sitzplatz und stößt dabei mit ihrem gebrochenen Arm ein Glas um, das von der Tischkante kippt.

Ich sehe in Zeitlupe das Glas fallen.

Reflexartig hechte ich nach dem Glas und fange es weniger Zentimeter vor dem Fußboden auf.

Save, I call.

„Nice Reflexe“, lobt Tatsuki anerkennend.

„Pass besser auf, dass wir nicht nachher noch mehr gebrochene Gliedmaßen haben anstatt geheilte“, gebe ich sarkastisch mit einem breiten Grinsen zurück um zu signalisieren, dass das nicht böse gemeint war.

„Ach was, du übertreibst“, meint sie und beginnt mit ihrer gesunden Armseite die anderen Gläser mit Getränken für alle aufzufüllen.
 

Das war…merkwürdig.

Normalerweise wäre ich viel zu langsam gewesen. Jeder von Euch kennt dieses Gefühl von Zeitlupe sicher. Diese Momente, wo man komischerweise nie in der Lage zu handeln ist, obwohl es einem so langsam vorkommt, um das Zerschellen von allerlei Geschirr zu verhindern.

Ich stelle das gerettete Glas auf den Tisch und wende mich zur Mikrowelle, die neben mir auf der Anrichte steht und starre mein Spiegelbild an.

Ich kann gerade noch sehen, wie sich die bunten, klaren Regenbogenfarben alle wieder zu dem Standardbraun zurückmischen.

Ich reiße mich von dem Bild weg bevor noch Tatsuki auffallen kann, dass ich eine Mikrowelle hypnotisiere und setzte mich an den Tisch.

„Orihime meinte heute Morgen irgendetwas von Unwetterwarnung wegen starken Windes, dass ich schon mal nach Hause soll und dass sie dich holen würden. Ist dir was passiert? Warum bist du plötzlich in den Wald verschwunden?“, beginnt Tatsuki.

„Ne eigentlich nicht. Orihime hat mich auch gefunden, aber da war nichts mehr, ich konnte normal nach Hause“, berichte ich nur die letzte Hälfte der Wahrheit.

„Ach so, uns sind ein paar Sachen wegen dem Wind weggeflogen und ich habe die Sachen verfolgt“, flunkere ich.

Mir ist klar, dass Tatsuki sich was denkt. Sie hätte sicher mit den anderen zusammen nach mir gesucht oder zumindest auf mich gewartet. Es ist nicht ihre Art, zuerst zu gehen also muss sie etwas geahnt haben und deswegen gegangen sein.

„Naja, Sommer ist ja Taifunzeit. Vielleicht war es eine Fehlmeldung“, vermutet Mutter, die gerade wieder die Küche betritt.

„Hattet ihr auf dem kleinen Camping-Trip Spaß?“

„Eh ja, war cool“, antworte ich schnell und wechsle ebenso schnell das Thema.

„Ma. Was hälst du von zwei oder drei Wochen mit Rucksack quer durch Europa reisen?“, frage ich total beiläufig.

„Klingt aufregend! Warum fragst du?“, antwortet sie und setzt sich.

Wir beginnen mit einem fröhlichen „Itadakimasu“ zu Essen.

Ich ignoriere den fragenden, schockierten Blick von Tatsuki und fahre fort.

„Ach nur so, ich habe überlegt, ob ich das nicht vielleicht über diesen Sommer machen will“, antworte ich, als wäre das überhaupt nicht merkwürdig. Ist es eigentlich auch nicht, aber für Japaner eher selten. Die Angst vor dem Ausland scheint fast eine gewisse Art von Volkskrankheit zu sein.

Aber ich muss mir irgendeine Ausrede für die Soul Society einfallen lassen und jetzt schon mal langsam den Gedanken in der Familie zu verbreiten, dass ich gerne alleine eine Weile verschwinden wollte. Ist vielleicht besser, als ein Tag vorher damit rauszuplatzen.

„Dann musst du aber schnell machen mit Planen und Geld“, teilt mir Mutter ihre aufrichtige Sorge mit.

„Kein Problem, ich habe mit dem Gedanken schon länger gespielt. Ich habe nach Jugendherbergen gesucht und gespart“, lüge ich.

„Ich bin mir nur noch nicht sicher wohin ich will ehrlich gesagt. Vielleicht doch Taiwan oder Korea? Amerika? Oder ganz wo anders? Aber ich will einfach für ein paar Wochen weit weg, mir was Fremdes anschauen“, berichte ich.

Später könnte ich sagen ich wäre in Deutschland, England, Italien oder Österreich gewesen, falls jemand fragt. Aber ich will eigentlich nicht lügen, deswegen lieber erst mal schwammig halten.

„Klingt cool“, meint selbst Tatsuki langsam und nachdenklich, was mich überrascht.

„Ich denke, das ist eine gute Idee. Mama macht sich zwar Sorgen, aber ich werde mit Papa reden. Ich glaube, es kann auf alle Fälle nicht schaden, sich die Welt anschauen zu wollen. Vielleicht ist Papa so lieb und Tatsuki darf als früheres Weihnachtsgeschenk mit“, schlägt sie vor.

„Ne, das ist schon okay. Wäre ja auch unfair Maria gegenüber, die extra gespart hat“, meint Tatsuki eher halbherzig aber überlegt, wie es scheint.

Wir vertilgen in Rekordgeschwindigkeit die Nudeln. Wir hatten dann doch wohl ziemlich Hunger gehabt. Ein Gefühl, was ich so oder so schon nicht kenne, aber bei der Hitze ist selbst mein Magen zu faul zu knurren. So schnell wie die Teller leer waren, hatten wir das wohl aber ziemlich nötig.

Tatsuki und ich helfen noch beim Abräumen, wobei ich abwasche und Tatsuki abtrocknet. Wir schweigen uns an und es ist ziemlich offensichtlich, dass Tatsuki etwas auf dem Herzen hat, was sie nur gerade nicht ansprechen will. Wahrscheinlich, weil Mutter hinter uns sitzt und eine Zeitschrift liest.
 

Nachdem wir unsere Aufgaben erledigt haben, will ich einfach zurück in mein Zimmer und meine Ruhe, aber Tatsuki folgt mir ins Zimmer und wirft sich wieder mal ungefragt auf mein Bett.

Innerlich seufze ich. Here we go.

„Und ist das der Grund wieso du in letzter Zeit so verdächtig rumgedruckst hast?“, fragt sie.

„Jop“, gebe ich geschlagen zu. Eigentlich nicht, aber das darf sie leider nicht wissen.

„Warum hast du mir nichts erzählt?“, beschwert sich Tatsuki bei mir.

„Ich wollte einfach mal alleine in die Fremde reisen. Einfach mal raus aus dem Alltag was Neues probieren, Neues lernen, Horizont erweitern, mich herausfordern“, sprudle ich heraus.

“Und…“

Tatsuki wirkt ein wenig wütend und unterbricht mich.

„Tu doch nicht so! Hier ist doch irgendwas im Busch, in Karakura. Und du weißt was!“, beschuldigt sie mich und wird lauter.

Ich hebe nur eine Augenbraue und schweige. Ich will den Streit nicht weiter Richtung Eskalation schrauben und eine Pause ist ganz gut, um hier ein paar Gemüter zu beruhigen.

Tatsuki fährt jedoch erhitzt fort.

„Erst Ichigo, jetzt ist schon Orihime irgendwie distanziert, nicht du auch noch! Letztens sagtest du mir noch ich soll es akzeptieren und jetzt bist du auch noch eingeweiht und sagst mir trotzdem nichts?!“

Ich habe einfach keine Lust auf dieses Drama.

„Wovon redest du?“, frage ich platt.

Ich hasse Drama. Und ich habe auch keinen Nerv für Tatsukis Jammereien.

„Von der Geheimniskrämerei um Ichigo. Du weißt doch was? Er ist in letzter Zeit total komisch und in Karakura passieren merkwürdige Unfälle am laufenden Band. Und du weißt was davon oder?“

„Ehm, nein? Nicht dass ich wüsste“, gebe ich lahm von mir.

„Und die zwei drei Wochen? Wohin willst du eigentlich in Wirklichkeit?“

Tatsuki kommt richtig in Fahrt.

„Ich will wirklich einfach mal weg von zu Hause und ein bisschen lernen, auch mal für mich selbst zu sorgen“, antworte ich, wie in Trance, habe ich so das Gefühl.

“Und was ist wenn etwas passiert?!“, fragt Tatsuki.

„Dann lerne ich jetzt, damit umzugehen anstatt später wenn es vielleicht schlimmer kommt?“, antworte ich.

„Und ich komme ja zu Schulbeginn wieder zurück, nichts Wildes“, versuche ich Tatsuki zu beruhigen, denn am Ende ist es, glaube ich, die Sorge um mich. Zumindest war im Manga Tatsuki immer so angriffslustig zu Ichigo in Sorge um Orihime gewesen.

Tatsuki seufzt resigniert und verschränkt die Arme. Ein zweifelnder Ausdruck ist noch immer auf ihrem Gesicht.

„Danach komme ich zurück und es wird wieder wie immer sein. Ist doch nur eine kleine Reise“, spiele ich alles herunter.

Nun ja, es ist ja wirklich auch nur das.

Hoffend behalte ich Tatsukis Mimik im Auge. Nach einer scheinbar nicht enden wollenden Pause seufzt Tatsuki tief als sei sie geschlagen.

„Dann pass auf dich auf ja?“, bittet sie mich dann.

„Und verlauf dich nicht, ich weiß doch, dass du keinen Orientierungssinn hast“

Ich nicke und danke ihr.

„Aber bis zum Sommerfest bleibst du noch?“, fragt sie mich gleich darauf.

„Ja“, antworte ich.

„Wollen wir zusammen gehen?“, schlage ich auch sofort vor.

Ich habe jetzt ein bisschen ein schlechtes Gewissen, muss ich gestehen und will ein wenig zur Versöhnung beitragen. Tatsuki kann wirklich nichts dafür, dass alles gerade so passiert, wie es passiert.

„Klar“, meint Tatsuki nun lockerer. Sie mimt die coole Tatsuki, die sie sonst ist. Auch wenn ihre Zweifel nicht komplett beseitigt scheinen, so scheint sie die Situation gerade zumindest akzeptiert zu haben. Gott sei Dank.
 

„Ich würde dann mich langsam ab zum Sport machen“, beginne ich lahm, mit einem Blick auf die Uhr.

Tatsuki bedankt sich, dass ich ihr zugehört habe und wünscht mir viel Spaß, bevor sie das Zimmer verlässt.

Sport ist immer gut um Stress abzubauen und außerdem habe ich es die letzten Tage etwas vermisst, seitdem ich unter Yoruichi-sans Fittiche gelangt war. Denn bei ihr hatte ich mich kaum bewegt und irgendwo muss meine überschüssige Energie ja hin. Ich meine, ja Balanceübungen schön und gut, Reaktionsgeschwindigkeit auch super, aber so richtig bewegen ist da nie dabei gewesen. Laufen will ich nicht üben, brauche ich auch nicht, so oft wie ich vor Hollows wegrennen muss.

Auf alle Fälle freue mich gerade sehr darauf, zum Fitnessclub zu gehen.

Dementsprechend kann ich mich dort auch gehörig auspowern, lange ausgiebig dehnen und bin am Abend wieder richtig gut gelaunt.
 

Als ich nach Hause komme hat Mutter mit Vater gesprochen und mir wird erlaubt, über den Sommer zu tun was ich möchte, was mich beruhigt. Man schläft eben ruhiger, wenn es eine Sorge weniger gibt. Tatsuki hält sich den Abend ziemlich zurück und redet mit mir kaum. Eigentlich würde ich sie gerne darauf ansprechen, aber da ich mir ziemlich sicher bin, dass ich der Grund bin, tu ich es nicht. Zeit oder Vernunft werden es für mich lösen müssen.

Wie sonst auch immer, bringe ich die abendlichen Angewohnheiten wie Bad und Zähneputzen hinter mich und mache mich bettfertig. Immerhin muss ich morgen wieder zum Training und vor allem lastet noch die Pflicht, meine Fähigkeit kontrollieren lernen zu müssen, auf meinen Schultern. Der Druck ist nicht wirklich angenehm und nagt an mir, jetzt wo ich vor dem Einschlafen wieder die nötige Ruhe habe, um mir über sowas Gedanken zu machen.

Was ich heute Mittag gelernt habe ist, dass meine Theorie vom Morgen, dass ich reagiere bevor mein Hirn kapiert hat, was abgeht, nicht ganz stimmt.

Wahrscheinlich war ich auf der Flucht zu gehetzt und mit anderen Dingen beschäftigt gewesen um das richtig wahrzunehmen, aber das Glas habe ich heute Mittag willentlich gefangen. Ich habe es fangen wollen und reagiert. Es ist viel mehr, dass ich schneller reagieren konnte. Die Augenfarbenänderung gibt an sich keinen Sinn, denn meine Augen haben, wenn das stimmt, absolut nichts damit zu tun. Ich sehe Dinge immer noch wie vorher, oder wenn ich sie schneller sehe, dann merke ich das nicht wirklich aktiv. Dann wiederum, wer weiß, wie lange 0,2 Sekunden sind aus dem Stehgreif? Eine Sekunde, klar, aber 0,2? Man müsste da von Null bis Fünf innerhalb einer Sekunde zählen. Das ist nicht unmöglich, aber es ist ein so kurzer Zeitraum, den wir im Leben so selten als Richtlinie für eine Zeiteinheit brauchen, dass ich nicht glaube, dass viele ein Gefühl für die Länge von 0,2 Sekunden haben, mich inbegriffen.

Aber ich kann sagen, dass meine Reaktionszeit schneller ist. Und diesbezüglich muss ich tatsächlich nachlesen, was das bedeutet, denn ich habe keine Ahnung mehr, Schule ist für mich eine Weile her Leute.

Ich krieche aus dem Bett heraus und staple mir die Bücher, die ich heute Mittag kurz überflogen habe, auf mein Bett und suche die nötigen Seiten zu Nervensystemen und Informationsverarbeitung heraus, um mich zu bilden. Am liebsten hätte ich meinen echten Vater gerne hier. 15 Jahre im Bereich Neurologie und Psychiatrie hätten mir hier wirklich gute Dienste geleistet. Aber momentan müssen die Bücher eben reichen.

Herrlich, das Ergebnis hilft mir kaum weiter.

Fazit: Reaktionszeit umfasst alles an Zeit die zwischen Wahrnehmung und Handlung vergeht. Vorbereitet sein verkürzt diese, unvorbereitet sein verlängert es, falls man sich entscheiden muss oder sich ein einer Situation befindet die einem unbekannt ist, dauert es auch länger. Und natürlich spielt Verarbeitungszeit eine große Rolle und die Motorik auch.

Frustriert stelle ich alles wieder zurück in den Schrank und grüble weiter. Wie soll ich bitte „Wissen und Vorbereitung“ nach Willen an oder ausschalten?

Das gibt keinen Sinn! Also ich meine, inhaltlich. Entweder ich weiß etwas, habe es schon mal erlebt oder nicht.

Vor allem, ich reagiere den ganzen Tag. Ob ich ein Glas, das am Fallen ist auffangen muss, oder eine Tür öffnen möchte um durchzulaufen, am Ende ist es genau dasselbe. Also für den Körper.

Ich werde nicht schlauer und beschließe, eine Nacht mal drüber zu schlafen.
 

Am nächsten Tag treffe ich als erstes in der Trainingshalle ein und werde von einer selbstgefällig grinsenden Yoruichi-san mit „guten Morgen, kleine Fee, gut geschlafen?“, begrüßt.

Ich bemühe mich, meine gelangweilteste „seriously?-„Miene aufzusetzen und gehe auf den schrecklichen Rufnamen nicht weiter ein. Es ist wie gemobbt werden in der Schule: je mehr man sich aufregt, desto mehr freut es die Mobber.

In der großen Halle, zu der wir seit Chads Kontrolle über seine Fähigkeit umgezogen sind, steht heute ein beachtlicher mit Tennisbällen befüllter Eimer. Und mit beachtlich meine ich riesig. Das Ding sieht aus wie eine riesige Wanne! Was wollen wir mit so vielen Tennisbällen?

„Heute werden wir an deiner Reaktionsgeschwindigkeit arbeiten“, berichtet mir Yoruichi-san direkt auch schon. Wie zuvorkommend, den Rest kann ich mir denken: Man wird mich mit den Dingern wahrscheinlich bewerfen.

Ich nicke schweigend. Heute Morgen, nach dem Aufstehen, habe ich meine Ansätze von gestern Abend weitergedacht, aber bin nicht weit gekommen und bin momentan übergegangen in den Apathie- Modus: einfach die Übungen machen, die man mir auftischt, bis auf weiteres.
 

Kurz darauf treffen auch Chad und Orihime ein und Yoruichi-san erklärt uns den Tagesplan. Sie werde mit Orihime ihre Techniken versuchen zu verfeinern. Chad hingegen werde heute mit mir trainieren.

Er soll mich mit den Tennisbällen bewerfen und ich soll ihnen von 3m Entfernung ausweichen.

Wusste ichs doch.

Ich unterdrücke meinen Wunsch, die Augenbraue zu heben und begebe mich auf Position.

Sollte nicht allzu schwer sein. Das sollte ich selbst als normaler Mensch können.

Aber mein Irrtum wird schnell offensichtlich, als Chad seinen Handschuh ausrüstet: Er wird in unmenschlicher Geschwindigkeit auf mich werfen.

Ha! Ich könnte lachen. Das wird schmerzhaft.

Und dann geht es auch schon los, ein Ball nach dem anderen wird auf mich gefeuert in einer Geschwindigkeit, die ich wahrscheinlich nicht mal Baseballern zutrauen würde. Werde ich nie wissen, die stehen weiter auseinander als 3 m.

Aber die Bälle kennen keine Gnade, sie fliegen auf mich zu und mein Job ist es, ihnen auszuweichen, also mache ich mich daran, mich auf diese gelben Biester zu fokussieren. Wieder sehe ich die Bälle in Zeitlupe auf mich zufliegen. Nun ja, das ist eigentlich wie bei Standartvölkerball auch. Den Ball siehst du kommen. Nur bis dein Hirn deinem Körper das gesagt hat und der sich richtig positioniert hat, an der Flugkurve gesehen hat wohin und wie ausgewichen werden soll, ist man meistens schon getroffen worden.

Aber es verläuft etwas anders als meine Kindererfahrung. Dieses Mal fällt mir das Ausweichen ungewöhnlich leicht. Fast wie beim Glas gestern.

Es ist, als würde mein Körper tun was ich will, nur früher als ich es bisher gewöhnt war. Die Motorik selbst ist nicht schwer, ich mache nichts anderes als in meinem normalen Alltag auch. Es scheint nur, als wäre der Lag weg, wenn ich in Computergame-Terms sprechen darf.

Es ist als ob ich mich tatsächlich bewegen würde, wenn ich es auch will, nicht viel später.

Und es macht Spaß!

Schnell merke ich auch, ich muss mich gar nicht so konzentrieren wie ich gedacht hatte, einfach weil ich nicht so lange brauche wie ich es bisher gewöhnt bin, die Flugkurve etwa herauszusehen, oder die Geschwindigkeit in etwa zu schätzen. Diese Latenz, die man erst zu spät bemerkt ist einfach weg.

Ihr kennt sicher dieses „im Nachhinein die Szene nochmal im Kopf abspielen“ und sich wundern, warum man das, was man danach tun würde, nicht schon vorher gemacht hat, als es wichtig war oder?

Es ist, als hätte ich die Zeit dazu, mir zu überlegen, was ich tun will und das zu tun, da wo es wichtig ist. Kein danach wundern, warum ich es nicht hatte tun können, sondern ich habe genug Zeit, das zu machen was ich nach überlegen am ehesten tun würde.

Es macht richtig Spaß! Ich spiele Völkerball! Naja, zugegebenermaßen mit x-fach schnelleren Tennisbällen, aber die Mechanik ist die Selbe.

Ich muss gerade an dieser Stelle erzählen, ich habe Völkerball immer geliebt. Egal in welcher Kombination. Völkerball? Brennball? Mit Hindernisparkour, Frisbees, Mischung aus beidem, egal. Sportkurse an denen irgendeines davon auf dem Stundenplan anstand waren meine Lieblingstage gewesen. Nur auch im Sportunterricht klopft irgendwann das Leben an und man verbringt die restlichen 5 Jahre ab der 7ten Klasse, wenn man da überhaupt noch solche Spiele gespielt hatte, nur noch mit abwechselnd Volleyball- und Basketballtortour. Meistens so inkonsistent, dass man selbst nach 5 Jahren beides immer noch nicht kann und frustriert sich über jede drei freut, die man irgendwie hinbekommt. Oder Hochspringen. Ich habe nie verstanden wie man das technisch macht. Jede Sportstunde bin ich ja auch nur 5-mal gesprungen zwischen Auf- und Abbau und Teilen der Zeit mit 20 anderen. Dass man dabei nichts lernt ist ja irgendwie logisch.

Aber wenn ein Lehrer aus reiner Faulheit manchmal beschlossen hat, Völkerball zu spielen (weil das braucht so wenig Vorbereitung) war ich Feuer und Flamme gewesen und habe es genossen.

Ich fühle mich hier wie ein kleines, begeistertes Kind. Wahrscheinlich habe ich ein breites Grinsen auf dem Gesicht.

Die Zeit vergeht im Flug, die Bälle in diesem wirklich gigantischen Bottich nehmen tatsächlich sichtbar ab und als der letzte Ball geworfen ist, jauchze ich begeistert und springe hyperaktiv herum.

Das war super! Nochmal!

Nur am Rande nehme ich wahr, wie schwer mein Atmen vom ganzen hin- und herspringen geht und wie vollkommen verschwitzt ich in meinen Klamotten mittlerweile bin.

Ich meine, das kenne ich ja von meinem normalen Sport. Und ich trage meistens Kleidung, die es mir erlaubt, mich relativ frei zu bewegen im normalen Alltag, daher behindert mich das nicht allzu sehr.
 

Ich wische mir den Schweiß mit dem Arm von der Stirn und schlucke. Mein Hals ist ganz trocken. Ich hätte mir was zu trinken mitbringen sollen. Ich habe nur nicht damit gerechnet, heute endlich mal meinen Körper tatsächlich zu bewegen, da ich es sonst bisher auch nie getan habe.

Yoruichi-san versammelt uns inmitten der rumliegenden Tennisbälle und nickt anerkennend.

„Und wie wars?“, fragt sie mich neckisch.

„Super. Es hat sau Spaß gemacht!“, gebe ich total begeistert als Feedback. Ich muss aussehen wie ein kleines Kind, das sich wie ein Honigkuchenpferd freut. Aber das ist mir egal. Es ist mir ja sonst auch immer egal. Ich sehe, wie Yoruichi-san mich immer noch anstarrt.

„Ja?“, frage ich.

„Hol nochmal deine Feenaugen zurück“, fordert sie.

Ich schaue sie fragend an. Sie seufzt.

„Du kannst es nicht kontrollieren“, stellt sie bedauernd fest.

„Nein“, schüttle ich den Kopf.

„Na gut, das kommt noch. Solange es sich aktiviert, wenn du es brauchst, sollte das erst mal kein Problem sein. Wir haben keine Zeit. Sado, dein Handschuh hält schon ziemlich lange, ohne an Kraft zu verlieren, sehr gut. Und Inoue, du kannst mittlerweile auch ohne die Namen die Techniken ausführen. Ihr macht alle Fortschritte, das ist sehr gut. Wir haben noch ein paar Tage, wo ihr euch am besten darum kümmert, euch an eure Fähigkeiten zu gewöhnen. Das ist eure Priorität. Euch ist am meisten geholfen, wenn ihr möglichst flexibel damit seid.

Zehn Minuten Pause“
 

Wir setzen uns und Orihime packt eine Lunchbox aus.

Sofort bricht auf mich die Müdigkeit herein. Ich fühle mich, als ob nach der ersten Aufregung meinem Körper eingefallen wäre, die Nacht gar nicht geschlafen zu haben.

Ich lasse Orihime ihr Menü aufbrabbeln und schließe kurz die Augen um mich auszuruhen.

„Maria, willst du auch was?“, fragt mich Orihime.

„Nee danke, nachher vielleicht. Ich hau mich kurz zehn Minuten hin“, murmle ich und lege mich zur Seite. Ich bin sofort weggetreten.
 

Gefühlt wenige Minuten später, reiße ich die Augen auf. Warum haben weder Orihime noch Tatsuki mich geweckt? Sie tun es doch sonst auch immer, wenn der Unterricht losgeht?!

Ich setze mich auf und sehe die große Halle, wo ich eben den Bällen ausgewichen bin. Damit kommt auch meine Erinnerung wieder.

Beruhigt strecke ich mich erst Mal ausgiebig. Die Tennisbälle liegen noch immer wild verstreut herum und mittendrin kann ich Orihime und Chad sehen, die wohl eine Art von Sparring machen. Zumindest sehe ich sie umeinander kreisen und Chad immer wieder Orihimes Schild angreifen. Etwas geistesabwesend, schaue ich den beiden dabei zu.

„Guten Morgen, kleine Fee“, höre ich Yoruichi-san neben mir.

„Wie lange habe ich geschlafen?“, frage ich. Eigentlich will ich es gar nicht wissen.

„3 Stunden“, antwortet mir Yoruichi-san.

„Tut mir Leid“, entschuldige ich mich irgendwie aus Gewohnheit.

„Ich bin auf einmal todmüde gewesen. Wahrscheinlich mangelnde Übung“, vermute ich laut. Was soll es denn sonst auch sein? An dem Rumgespringe kann es nicht liegen, körperliche Anstrengungen habe ich schon das x-fache durchgehalten. Das einzig Logische wäre, die Fähigkeit die ich eben wahrscheinlich wieder eingesetzt hatte. Yoruichi-san hatte immerhin eben verlangt, dass ich meine Augen „nochmal“ zurückhole. Das würde bedeuten, dass ich sie mal verwendet hatte eben.

Wenn ich mit der Fähigkeit so reagieren kann, als wäre ich voll konzentriert auf eine Bewegung fokussiert mit Verarbeitungszeit, Entscheidungsbildung und Befehl zur motorischen Handlung von einem längeren Zeitraum so dicht zusammengepackt zu einem kurzen Augenblick, würde das sogar Sinn machen. Und ich war gar nicht wirklich so auf die Bälle fokussiert gewesen, wenn ich im Nachhinein so überlege. Hätte jemand von der Seite etwas auf mich geworfen, ich hätte es auch noch normal mitbekommen glaube ich.

Mir wird gerade klar, was mir die Fähigkeit für riesige Vorteile verschafft, könnte ich sie im normalen Alltag so verwenden. Unter anderem wäre sie eine unglaublich mächtige Kompensation meiner Unfähigkeit von Multitasking.

Erst mal müsste ich natürlich lernen, sie an und auszuschalten und lange genug zu erhalten, aber wenn ich das kann? Im normalen Alltag wäre es ein Riesenbonus. Gegen die Gegner, gegen die Ichigo antreten müssen wird, bin ich mir aber nicht so ganz sicher, muss ich gestehen. Die mit ihren Shunpo und Angriffen die schneller, stärker und präziser kommen als jeder Mensch reagieren könnte, wer weiß wie viel mir das hier dagegen helfen wird?
 

Ich sehe einen Schlag von der Seite kommen und weiche Reflexartig mit dem Oberkörper zur Seite aus. Meine Aufmerksamkeit wechselt von Orihime und Chad, die ich gerade etwas gedankenverloren beobachtet hatte, zu dem etwas, was gerade von der Seite gekommen war und identifiziere Yoruichi-sans Kralle, die eine Kratzbewegung abgeschlossen hatte.

„Was sollte DAS denn?!“, frage ich schockiert und beleidigt. Das war ziemlich unfair gerade.

Wieder starrt sie mir ins Gesicht.

„Hast du das gerade kommen sehen?“, fragt sie überrascht.

„Ich habe nur ne Bewegung zu meiner rechten wahrgenommen. Rest war Reflex“, antworte ich wahrheitsgemäß. Warum? Ich kippe meinen Kopf fragend zur Seite.

Yoruichi-san steht auf und streckt ihre Vorderbeine und beginnt vor mir im Kreis zu laufen. Natürlich vergisst sie dabei nicht, mir die ganze Zeit in mein Gesicht zu schauen. Ich schaue ihr eine Weile dabei zu und da es mich langsam ziemlich unbehaglich macht, frage ich sie, was das werden soll wenn es fertig ist.

Anstatt zu antworten, springt sie mich urplötzlich an. Hätte ich meinen Schwerpunkt nicht zur Seite verlagert, hätte sie mir im Gesicht gehangen.
 

„Yoruichi-san. Ernsthaft. Was soll das werden. Und könntest du bitte aufhören, mich als Kletterobjekt oder Kratzbaum missbrauchen zu wollen?“, frage ich sie langsam etwas genervt.

„Ist dir der Gedanke gekommen, dass die Kontrolle über diese Fähigkeit schon immer hattest?“, fragt sie mich, ohne auf mich einzugehen.

Was eine einseitige Konversation.

„Nein, ich hatte noch nie solche Reflexe“, antworte ich gespielt beleidigt. Ich verschränke meine Beine zu einem Schneidersitz und widme mich wieder Orihime und Chad.

Was ist das für eine dumme Frage?

Ich kann erst seit gestern all dieses crazy Zeug.

„Oder…nein warte“, unterbreche ich mich selbst und wende mich doch wieder der schwarzen Katze zu.

Yoruichi-san hat mir gerade einen wichtigen Hinweis gegeben. Wenn man es genau nimmt, habe ich keine „neue“ Fähigkeit bekommen. Es ist eher eine „Verbesserung“. Denn reagieren auf Dinge tue ich ja als Mensch immer. Wenn ich die Fähigkeit verbildlichen würde, ist es, als wäre ich schon immer ein Computer gewesen, dem man plötzlich mehr Arbeitsspeicher und eine SSD verpasst hat.

Ich kann mehr Information auf einmal aufnehmen und schneller verarbeiten und darauf reagieren. Als könnte die CPU auf einmal viel mehr als vorher, weil sie eine bessere Ausrüstung bekommen hat.

Aber das Netzteil ist immer noch das Alte und kann nicht genug Energie zur Verfügung stellen und deswegen hat der Computer gerade eben heruntergefahren. Quasi? Macht das Sinn?

Wenn man sich es sowieso genau überlegt, habe ich keine aktive, sondern eine passive Fähigkeit. Reaktion, Reflexe und Impulse sind passiv. Wie Atmung und Herzschlag und all das. Es ist keine aktive Willenshandlung.

Eigentlich ist es also logisch, sie gar nicht aktivieren zu können.

Ziemlich geräuschvoll klatsche ich mir meine Hand ins Gesicht zu einem Facepalm.
 

Je länger ich darüber nachdenke, desto dümmer komme ich mir vor. Natürlich kann ich mich gerade irren und mich in irgendeine Einbildung festfahren, aber momentan sieht es eher so aus, als wäre ich vorher auf den Holzweg gewesen.

Ich spinne den Gedanken weiter:

Der Vorteil von einem menschlichen Körper gegenüber eines Computers ist, er kann seine Leistung mit Training erhöhen. Natürlich gibt es Grenzen, aber die Kapazitäten sind häufig ein Vielfaches von dem, was eine normale Person ohne Training besitzt. Anders formuliert, während der Computer dazu verdammt ist, jedes Mal herunterzufahren, wenn die CPU meint, den neuen Arbeitsspeicher voll ausnutzen zu wollen, bin ich es nicht. Denn der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Wenn ein Mensch jeden Tag Jahrelang zig km in die Schule hin und zurück rennt und das immer aufrechterhält, dann wird er mit gezielten Training zu einem der besten Marathonläufer werden. Das ist Fakt. Die afrikanischen Kinder sind so. Natürlich haben sie von vornherein andere Körperproportionen, sodass ein afrikanisches Kind mit demselben Training wie ein asiatisches Kind, wahrscheinlich immer die Nase vorn haben wird, aber das führt hier zu weit und darum geht es nicht.
 

Also um das sinnvoll zusammen zu fassen: mein Training ist schlicht und ergreifend, diese Fähigkeit permanent zu verwenden. Ich kann sie nicht aktivieren, weil sie sich von selbst aktiviert, wenn meine Standartausrüstung nicht ausreicht. Und das bedeutet, dass ich, als Training, permanent irgendetwas ausgesetzt sein muss, was meine menschlichen Standartreflexe weit übersteigt.
 

„Diesen Gedanken hatte ich auch“, nickt Yoruichi-san.

Verwirrt starre ich sie an.

„Hä?“, frage ich willkürlich.

„Verzeihung, wie bitte?“, korrigiere ich mich schnell. Da Multitasking nicht zu meinen Fähigkeiten gehört, die ich gut kann, passiert es häufig, dass zu viele Dinge auf die ich achten muss mich aus dem Konzept bringen. Meistens sind meine Gedanken Schuld daran.

„Habe ich gerade laut gedacht?“, frage ich, da das die mir momentan am wahrscheinlichsten wirkende Erklärung ist. Auch eine Angewohnheit von mir: laut denken, damit ich das gedachte besser sortieren kann. Häufig nicht gerne gesehen da ich unabsichtlich anderen Leuten mittenrein rede oder irgendwo rede wo ich eigentlich eher ruhig sein sollte.

„Ja…“, stellt Yoruichi-san amüsiert fest.

„Und nachdem wir ein wenig schlauer sind als vorher, können wir ja weitermachen“, fügt sie hinzu.

Ohne Vorwarnung schlägt sie mit ihrer Pfote wieder nach meinem Gesicht.

Ich werfe meinen Oberkörper zur Seite und rapple mich auf.

Was beginnt, ist ein Katz und Maus spiel, fast wort-wörtlich. Yoruichi-san jagt mich quer durch die Halle bis zum Abend.
 

Und die nächsten Tage geht es so weiter. Chad und Yoruichi-san attackieren mich abwechselnd mit den verschiedensten Strategien und meine Aufgabe ist es, die Angriffe vorauszusehen und ihnen auszuweichen.

Yoruichi-san steigt eine Nacht sogar in mein Zimmer, um mich im Schlaf zu kratzen. Danach habe ich zwei Nächte nicht mehr gut geschlafen bis sie mir versprochen hat, es nicht mehr zu tun.

Einmal kam Yoruichi-san auch auf die Idee, dass ich den Tennisbällen die Chad wirft nicht ausweichen soll, sondern sie fangen soll. Aber aufgeschürfte Hände später verwarfen wir die Idee wieder.

So vergeht eine halbe Woche und die Reise in die Soul Society steht kurz bevor.
 

Am Abend vorher gehe ich natürlich wie versprochen mit Tatsuki zum Sommerfest, allerdings meiden wir die Menschenmasse und beschließen, von weiter weg uns die Feuerwerke anzuschauen. Der Abend vergeht recht ruhig und wieder zurück zu Hause, packe ich mir einen kleinen Rucksack. Wohlwissend, dass Kämpfe in der Soul Society irgendwie immer sehr kleidungsschädlich enden, nehme ich eine Garnitur Unterwäsche (sogar extra zwei BHs, weil ohne is einfach schei*e) mit sowie eine Ersatzjeans, T-Shirt und einen dünnen Pullover. Zwar ist die Soul Society ein Ort der Seelen aber auf Nummer sichergehen. Natürlich nehme ich auch Hygieneartikel mit, weil als Frau weiß man nie 100% genau wann meine seine Tage bekommt und ich will nicht auf Risiko gehen. Ich weiß zwar nicht ob man als Seele auch die Tage kriegen kann, aber sicher ist sicher. Einen Kamm, weil ich irgendwie Wert auf zumindest gepflegtes Äußeres lege und eine Zahnbürste. Beides Sachen wo ich nicht genau weiß ob ich sie brauche, aber haben und nicht brauchen, kein Problem, brauchen und nicht haben, schon eins. Ich wähle Sachen, die vom Material eher leichter sind und komme mit wenig Gewicht herum, was mich sehr freut.

Da ich ebenso weiß, dass ich mich viel bewegen können muss, wähle ich zum Anziehen eine etwas ausgeleierte, anliegende lange Jeans, die mich nicht einschränkt und trotz meiner Liebe für sehr weite Oberteile, ein eher anliegendes T-Shirt und einen weiten Kapuzenpullover. Den kann ich notfalls ausziehen und in den Rucksack packen. Und lacht mich aus oder nicht, ein paar Turnschuhe quetsche ich auch dazu. Weil ohne Turnschuhe is nicht viel mit Laufen, und kämpfen kann ich auch so schon nicht. Und nicht zu vergessen, einen kleine Skizzenblock, einen Druckbleistifte und Ersatzminen. Weil Zeichnen. Natürlich und immer.

Wie mein echter Pa immer zu sagen pflegte: Planung ist das halbe Leben.

Handy und Geldbeutel und sonstige Wertsachen werde ich nicht brauchen und lasse sie tief in einer Schublade vergraben zurück. Meiner Familie hatte ich gesagt, dass ich in der Nacht gehen würde und daher erwarte ich niemanden, der mich verabschiedet.

Dementsprechend überrascht es mich, Tatsuki an der Treppe nach unten anzutreffen.

„Ich wünsche ne gute Reise dann“, flüstert sie, um die Eltern nicht zu wecken. Sie hält mir einen Glücksbringer hin und setzt eine ernste Miene auf.

„Pass auf dich auf und komm unversehrt zurück“

Ich nicke und danke ihr, nehme überrascht den Glücksbringer entgegen und binde seine Schnur an meine Gürtelschlaufe. Den Glücksbringer selbst verstaue ich in der Hosentasche, damit ich ihn nicht so schnell verlieren kann. Dann sage ich auf Wiedersehen und verlasse das Haus. Es sind wirklich nur drei Wochen also.
 

Ich stöpsle mir meine Ohrhörer in die Ohren und nehme einen Umweg über den Fluss, da ich ja weiß, dass Urahara einen Ball Farbe nach mir werfen wird.

Um allen Leuten möglichst wenig Arbeit zu machen hatte ich überlegt und der Fluss ist mir als einzige, sinnvolle Idee gekommen, wo diese Farbe wahrscheinlich am wenigsten stören würde.

Wie gut geplant platscht auch einige Zeit später dieser Ball in den Fluss.

„Also auf geht’s“, sage ich mir im Stillen und mache mich auf Richtung Urahara-Shop.

Ab in die Soul Society.


Nachwort zu diesem Kapitel:
*1
Hiyashi-chuuka

Vorgaben:
- Die nächsten Trainingstage wirst du mit der Kontrolle über deine Fähigkeiten verbringen.
- Niemand scheint mehr in Frage zu stellen, dass du mitkommen wirst. Yoruichi und sogar Kisuke werden deine Fähigkeiten genau untersuchen und offenbar auch hinter deinem Rücken darüber diskutieren. Yoruichi findet sie sehr nützlich und amüsiert sich gerne auf deine Kosten, indem sie dich "Fee" nennt - passend zu den Regenbogen-Augen.
- Bereite dich auf deine Reise in die Soul Society vor und überlege dir eine gute Ausrede für deine Familie. Die Wahrheit kannst du ihnen ja nicht sagen! Am Abreisetag wird dich Tatsuki kurz aufhalten und dir einen Glücksbringer mitgeben. Du sollst vorsichtig sein. Sie wirkt ungewohnt ernst.
-Kisuke gibt dir bei der Abreise einen kleinen Rucksack mit, den du nur öffnen sollst, wenn du gar nicht weiter weißt - und nur dann!
- Reise in die Soul Society und verschaffe dir einen ersten Eindruck mit deinen Reisegefährten zusammen!

Kommentare vom Autor:
Der letzte Teil der Aufgabenstellung musste leider ins nächste Kapitel, weil es sonst etwas lang wurde x'D
Dieses Kapitel war irgendwie schwer für mich aufzubauen. Ich hoffe es war nicht allzu langatmig.
Allerdings, ich empfand eine Notwendigkeit, das so auszuführen und das wurde etwas lang.
Persönlich habe ich keine Probleme mit langen Kapiteln, muss ich sagen, aber irgendwie habe ich doch immer das Bedürfnis, es nicht zu lang werden zu lassen x'D
Außerdem ist hier eine gute Stelle um das Kapitel erst mal zu beenden. Ich hoffe ich bekomme das nächste Kapitel etwas schneller wieder hin x'D
Vielen Dank fürs Lesen *__*
Bis zum nächsten Kapitel^^ Komplett anzeigen

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