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Night-Shadow

Ich lebe nicht in der Dunkelheit. Die Dunkelheit lebt in mir.
von

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Der runde Vollmond erhellte den Weg durch den dichten Wald kaum. Das Blätterdach schirmte das kalte weiß fast gänzlich ab. Doch wir waren diesen kurzen Weg durch den Wald schon hunderte Male gegangen und konnten ihn fast Blind.

Lei ging voraus und redete ununterbrochen.  „Und er sieht so unglaublich süß aus.“ hörte ich meine Freundin schwärmen. „Wer?“fragte ich verwirrt den gerade hatte sie noch von der Schule gesprochen. „Einer der zwei neuen. Du hast mir von ihnen erzählt und ich hab mich mal schlau gemacht. Außerdem haben wir die beiden aus der ferne gesehen. Du weißt schon am Parkplatz.“ Ich hob eine Augenbraue. Typisch Lei. „Und welcher der beiden?“ „Naja, ehrlich ich finde beide Mega heiß. Ich kann mich eigentlich gar nicht richtig entscheiden. Der Blonde scheint mir eher der Typ zum Liebhaben zu sein und der andere....naja du weißt schon.“ Sie drehte sich zu mir um und grinste. Ich musste mir ein lachen verkneifen und sah sie kopfschüttelnd an. Aber recht hat sie. Gestand ich mir ein.

 

 Lei hatte genauso ein dunkles Make Up wie ich. Sie war ebenfalls dunkel gekleidet mit einem Blutroten Top. Das war Tradition auf dieser Vollmondparty. Wieso? Keine Ahnung aber jeder kam so.

Endlich traten wir aus dem Wald. Vor uns erstreckte sich eine Wiese. Dahinter das spiegelglatte Wasser des Sees. Der Vollmond spiegelte sich mit seinem Blassen schein darin und zauberte glitzernde Akzente. Der Schein der beiden Lagerfeuer flimmerte warm im Kontrast zu den blassen Mondstrahlen. Es roch nach Rauch und Wiese. Musik drang zu uns rüber. 
 

Ein Mann trat uns in den Weg. „Hey, Jace.“ „Hey, Lei. Wie geht’s euch?“ Jace, Leis Exfreund nickte mir kurz zu und richtete seine Augen dann wieder auf meine Freundin. Jace hatte rote leuchtenden Haare und Sommersprossen. Er sah ein wenig so aus wie Ed Sheeren. Und der war rein zufällig einer von Leis Lieblings Sängern. So ein Zufall. Man sah Jace an das er immer noch etwas für Lei empfand. Seine Augen überflogen ihre Gesicht und ihren Körper. In seinen Augen lag ein seltsamer Glanz. „Uns gehts super. Bist du heute für die Runen zuständig?“ fragte Lei ohne auf seine Blicke zu reagieren. Ach ja die Runen. Das war ebenfalls eine der Traditionen. Bevor man sich den anderen Feiernden Teenagern anschloss bekam jeder eine Rune aufs Handgelenk. Mit Henna, das es ja wieder abging.

 „Ja. Habt ihr euch schon eine Ausgesucht?“ Lei nickte sofort. „Wir hätten gerne beide die Rune für Kraft.“ „Ach ja?“ fragte ich belustigt und grinste als Jace mich ansah. „Ich will die!“ sagte Lei entschlossen und hielt ihren nackten Unterarm zu ihrem Ex. Dieser grinste und begann damit, mit Henna die besagte Rune auf den Unterarm meiner Freundin zu malen. Als er fertig war sah er mich fragend an. Ich hielt ihm meinen Arm hin und lächelte. „Überrasche mich!“ Jace Augen funkelte und sein grinsen breitete sich aus. „Ok. Heute bist du aber ausgelassen, kleine Hexe.“ Mit Jace hatte ich mich immer gut verstanden. Auch schon vor seiner Beziehung zu Lei. Ich hatte die beiden vorgestellt. Jace war mein Nachbar. Wir hatten als Kinder öfter miteinander gespielt.
 

Die kühle Farbe auf der Haut kitzelte und ich schloss kurz die Augen. „Fertig.“ Ich öffnete die Augen und sah auf die schwarze Rune. „Mut?“ fragte ich verblüfft. Jace nickte und grinste. „Ich finde das passt.“ Kopfschüttelnd grinste ich ihn an. Auch Jace wusste von meiner Kindheit. Nicht ganz so Detail getreu wie meine verrückte Blondine.  „Danke.“ „Viel Spaß ihr beiden.“ rief er uns noch nach als wir uns auf den Weg zur Bar machten.
 

„Schönen Abend!“ Lei sah an mir vorbei. „Abend.“ begrüßte sie lächelnd den Neuankömmling hinter mir. Ich drehte mich um und sah in zwei warme Blaue Augen. Sascha. Sein Augen blitzen auf und ich hielt kurz den Atem an. Was hast du nur an dir. dachte ich und musterte ihn. Ein grinsen stahl sich auf seine Lippen bevor er sich bei Lei vorstellte. „Ich bin Sascha. Und neu an eurer Schule. Ich glaube wir haben uns heute schon mal gesehen.“ richtete er seine Worte an mich. Ich nickte. „Haben wir.“ Sascha wollte gerade etwas erwidern doch jemand anderes kam ihm zuvor. 

„Hey, Mimi! Komm mal, sing mit mir!“ rief eine mir vertraute Stimme. Jimmy. Einer aus meinem Kurs. Braune kurze Haare, braune Rehaugen. Gut aussehend. „Ähm...ich…!“ „Komm schon. Drück dich nicht immer.“ rief er grinsend und griff nach meiner Hand. „Ich muss...dann los.“ Mit einem letzten Blick auf Lei die sich sofort an den blonden Wendete wurde ich Richtung feuer gezogen.
 

„Jimmy.“ rief ich genervt. Dieser drehte sich grinsend um und zog mich an sich. Mein Herz klopfte stark.

 „Du drückst dich jedes Jahr. Aber heute nicht. Sing für uns.“ flüsterte er nah an meinem Gesicht. Sein warmer Atem roch nach Bier.

Überrascht durch seine Plötzliche nähe keuchte ich kurz und sah in seine braunen Reh Augen. „Ok.“ flüsterte ich. Grinsend ließ er mich los. Mein Herz klopfte in der Brust. „Was singen wir?“ fragte ich als langsam mein Herzschlag wieder ruhiger wurde. „Oonagh. Tanz mit mir“ Er schnappte sich seine Instrumente und begann. Auch ich griff nach dem Schellenkranz und begann zu singen. 
 

Beim Singen und Tanzen konnte ich abschalten. Meine Gedanken schweiften ab und ich verfiel dem Rhythmus und dem Text. Merkte kaum wie die Leute um uns mehr wurden und sich einige ebenfalls ausgelassen ums Feuer bewegten.

 
 

Als das Lied endete kam ich außer Atem vor Jimmy zum Stehen. Mein Herzschlag hatte sich erneut beschleunigt diesmal aber vor Aufregung und dem Adrenalin. „Das war klasse!“ grinste er und nahm meinen Schellenkranz entgegen. Ich grinste zu ihm hoch. „Ja hat Spaß gemacht.“ Jimmys Blick veränderte sich. Seine Augen schienen zu funkeln. Das Feuer das sich darin spiegelte ließen sie vor wärme Strahlen. Sein Kopf senkte sich. Nein. Oh gott. Schnell wendete ich meinen Kopf ab und drehte mich um. „Bis zum nächsten Mal.“ rief ich und verschwand zwischen den Menschen, die zur Musik eines neuen Sängerpärchens Tanzte. Was hatte er gerade getan? Hatte er ernsthaft versucht mich zu Küssen? Ich musste Lei finden. 
 

„Was?“ rief Lei entsetzt als ich sie endlich gefunden hatte und ihr schnell von Jimmys Kuss versuch erzählt hatte. „Aber….!“ „Ja. Ich verstehe es auch nicht. Auf einmal will er etwas von mir?“ Verwirrt legte ich mich auf die Wiese. Lei und ich hatten uns etwas abseits hingesetzt um reden zu können. Sascha war nirgends zu sehen als ich Lei immer noch an der Bar fand. Auch Lei legte sich ins Gras. „Vielleicht hat er endlich gemerkt wie schön du eigentlich bist.“ „Hör auf Lei.“ rief ich sichtlich beschämt. Ich hasste mein Aussehen. Meine komisch eisblauen Augen, die viel zu groß wirkten, diese unzähmbaren braunen locken, und dann noch diese Figur. Ich war jetzt nicht dick aber ich war Welten entfernt so aus zusehen wie Lei. Mein Bauch wollte seinen Speck nicht verlieren. Und ich fand mich zu klein. Viel zu klein. Lei überragte mich ja schon fast um einen halben Kopf und die Jungs erst.
 

Vor genau einem Jahr hatte ich mich in Jimmy verknallt. Als ich ihm meine Gefühle, durch viel Überredungskunst von Lei gestanden hatte, hatte er verlegen abgelehnt. Seitdem war zwischen uns eine Komische Stimmung entstanden, lediglich im Tanzunterricht oder bei der Musikstunde waren wir normal. Meine Gefühle waren verschwunden. Ich wollte ihn nicht mehr, den er hatte mich verletzt. Aber darüber war ich hinweg. Oder doch nicht? Doch sein plötzliches Interesse war mir unangenehm. „Vielleicht hat er was getrunken.“ warf ich meinen Gedanken ein. Lei lachte. „Kann sein. Apropos betrunken. Hier probier das mal.“ Sie reichte mir eine kleine Flasche die sie aus ihrer Jackentasche gezogen hatte. „Schon wieder so ein Mischzeug?“ Sie zuckte mit den Schultern und grinste. Doch ich nahm trotzdem einen Schluck und verzog angewidert das Gesicht. „Komm so schlimm ist es nicht.“ rief Lei belustigt und nahm selber einen Schluck davon. „Glaubst aber auch nur….!“ Meine Freundin lachte laut was mich ansteckte. 

 

„Darf ich auch probieren?“ Vor uns war Sascha aufgetaucht. Erschrocken fuhr ich hoch und starrte in die Blauen Augen. Wie Wasser. „Sicherlich.“ Lei reichte ihm die Flasche und Sascha setzte sich neben uns. Sein Gesicht verzog sich nicht als er das bittere Getränk meiner Freundin schluckte. „Interessante Mischung.“ sagte er dann und lächelte. Sein Lächeln war wirklich schön. Anders konnte man es nicht beschreiben. Schön traf es am besten. Er sah zu mir und grinste. Seine Augen wirkten amüsiert. „Was?“ fragte ich. Durch den Alkohol mutiger geworden. „Nichts.“ Ich hob skeptisch meine Augenbraue. Sascha lachte leise und reichte mir Leis Alkoholflasche.
 

Der Abend war entspannt. Der Alkohol hatte mich leicht benebelt und locker gemacht. Zusammen mit Sascha und Lei saßen wir mittlerweile auf einem Baumstamm am Lagerfeuer. Die Hitze des Feuers schlug mir ins Gesicht und ich nahm sie dankbar entgegen. Die Nacht war kühl geworden und die Lederjacke, mit den Dreiviertel Ärmeln war längst nicht mehr ausreichend. Sascha und Lei unterhielten sich angeregt. Soweit wie ich mitbekommen hatte war Sascha vor ein paar Tagen erst hierher gezogen um zu Studieren. Sport. Wie passend für Lei. Ich musste innerlich grinsen als ich daran dachte wie sehr sie bereits geschwärmt hatte. Meine Blase drückte und ich stand auf. „Ich komm gleich wieder.“ rief ich den beiden zu die kurz aufsahen sich dann aber weiter unterhielten.
 

Die Toilette lag etwas abseits in einem Bootshaus. Der Schein der Feuer war die einzige Lichtquelle und die Tanzenden Schatten an den Wänden ließen mich nervös werden. Keine Panik. Plötzlich Prickelte meine Haut am Unterarm und ich sah überrascht auf die Rune. Es sah aus als würde sie kurz aufglühen. Kopfschüttelnd fuhr ich darüber. Der Alkohol hatte mir einen Streich gespielt. Die Haut war leicht gewärmt an der Stelle was mich nicht wunderte bei der Hitze des Lagerfeuers. Entschlossen trat ich ins Bootshaus und erledigte mein Geschäft.
 

Ich trat zurück an die Luft und merkte das etwas nicht stimmte. Der Geruch hatte sich verändert. Schwefel lag in der Luft. Schwefel erinnerte mich immer an das Wesen in meinem Kinderzimmer. Es hatte auch so gerochen nachdem...quatsch, das war nicht real. Nervös sah ich mich trotzdem um. Im Schatten bewegte sich etwas. Ängstlich riss ich die Augen auf und starrte auf zwei rotglühende Augen. Er war zurück? Jetzt? Hier?

Nein. Kopfschüttelnd presste ich meine Hände auf die Augen und atmete ruhig. Der Alkohol spielte mir wieder einen Streich. Ruckartig drehte ich mich weg und schritt auf das Feuer zu.

Sascha tauchte vor mir auf. Ich hatte ihn gar nicht kommen sehen. „ Alles ok?“ fragte er sichtlich angespannt. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und sein Kiefermuskel zuckte als er fest die Zähne zusammen Biss. „Ja. Wieso? Ist was passiert?“ fragte ich und versuchte ruhig zu klingen. Sascha sah an mir vorbei und seine Augen blitzten auf. Sofort war ich einen Blick hinter mich doch da war nichts. Das Wesen im Schatten war verschwunden. Klar, das war ja auch nur Einbildung.
 

Saschas Verhalten verwirrte mich schon wieder als er den Arm um meine Schulter legte und einen letzten Blick über seine Schulter warf. Unsicher wollte ich sie von mir schieben doch er ließ es nicht zu. 

„Wo ist Lei?“ fragte ich als wir am Feuer ankamen. Suchend fuhr mein Blick über die Menschen. Auch Sascha sah sich um. Er hatte mich wieder losgelassen.
 

„Mimi. Los es wird Zeit.“ flüsterte sie plötzlich neben mir und ich stieß einen erschrockenen Laut aus. Lei lachte laut. Sascha fuhr herum und starrte uns beide kurz an. Mein Herzschlag beruhigte sich und ich überlegte ob es Schäden abbekommen könnte wenn man so oft an einem Tag Herz rasen hatte.

„Für was?“ fragte Sascha. Lei deutete auf ihren Körper und grinste als sie sah wie die blauen Augen ihres Gegenübers jedes Detail abfuhren. Sie steckte bereits in ihrem Bikini. „Wir gehen jetzt Vollmond schwimmen.“ Sascha hob eine Augenbraue und sah zu mir. „Tradition!“ rief Lei und zog mich mit sich.

Seufzend folgte ich meiner verrücken Freundin zum Ufer. Auch andere hatten sich bereits in Badesachen geworfen und standen am Ufer. Schnell entledigte ich mich meinen Klamotten, bis auf das Top und trat daneben.

„Ihr seid ein Komischer Haufen.“ ertönte Saschas Stimme hinter uns. Es klang belustigt. Als ich mich umdrehte Wanderte sein Blick auf meine Schulter. Seine Augen weiteten sich kurz und sein lächeln verschwand. „Was ist das?“ fragte er und deutete auf meine Schulter. „Pocken Narben.“ erwiderte ich lediglich und drehte mich wieder um. Lei sah mich an.
 

Jimmys Stimme erklang. Er sang. Es war kurz vor Mitternacht. Langsam stimmten alle am Uferstehenden ein und der Gesang und die Stimmung trieb mir eine Gänsehaut auf die Arme. Langsam schritt für schritt traten wir gemeinsam ins Wasser. Es war wie eine Rituelle Reinigung das wir gemeinsam abtauchten und das Lied so plötzlich verstummte wie es begonnen hatte. Es schlug Mitternacht und jeder war unter Wasser.
 

Ein Ruck ging durchs Wasser. Es fühlte sich an wie eine Energiewelle und Jagte durch meinen Körper. Mein Körper Prickelte und ich riss die Augen auf. Völlige Dunkelheit umfing mich. Die Panik setzte sofort ein und ich kämpfte mich an die Oberfläche. Als mein Kopf das Wasser durchbrach atmete ich tief ein. Der Sauerstoff beruhigte mich. Meine Augen fuhren über das Wasser, wo immer mehr meiner Kommilitonen auftauchten und lachten, jubelten. Auch Lei durchbrach neben mir die Wasseroberfläche. Sie wirkte ein wenig irritiert aber als sie mich sah grinste sie. Was war gerade passiert?

Stürmisch viel sie mir um den Hals und drückte mir einen Kuss auf die nasse Wange. „Mimi.“ rief sie erleichtert. Ich spürte ihr Herz, es raste. „Alles ok bei dir?“ fragte ich und schob sie etwas von mir. Konnte es sein das sie dieses Gefühl unter Wasser ebenfalls hatte? Ihre grünen Augen glänzten. „Ja. Alles gut.“ Sie zog mich aus dem Wasser.
 

Sascha hielt uns stumm die Handtücher hin. Sein Blick begutachtete uns. Er wirkte leicht nervös. „Lass uns für heute heimgehen.“ rief Lei und ich sah sie überrascht an. Ihr Blick war auf Sascha gerichtet doch ihre Worte galten mir. Irgendwas war zwischen den beiden Passiert und ich konnte mir nicht erklären was oder wann. Doch die Anspannung war greifbar. „Ok.“ Ich schlüpfte zurück in die Klamotten und folgte Lei den Weg zum Wald hoch. Schweigend war Sascha uns gefolgt.
 

Lei schmiss ihre Sachen in den Kofferraum und trat auf die Fahrerseite. „Du hast getrunken.“ erwiderte ich und sah sie an als Lei die Fahrertüre öffnete und einsteigen wollte. „Na und.“ fuhr sie mich an. Leis Laune hatte sich verschlechter und das schlagartig. „Ist wirklich alles ok bei dir?“ fragte ich verunsichert und trat einen Schritt auf sie zu. „Steig einfach ein.“ maulte sie und ließ sich auf den Fahrersitz fallen. Schnell um sie nicht weiter zu reizen winkte ich Sascha kurz zu und stieg ein. Saschas Augen ruhten auf Lei als sie Rückwärts ausparkte und davonfuhr.
 

„Was ist passiert?“ fragte ich nachdem wir auf dem Rückweg waren. „Nichts.“ erwiderte sie. Wir kamen an unserem Haus an. Ich wusste genau das sie log aber um frieden zu wahren ignorierte ich diese Tatsache.

„Wenn irgendwas ist ruf mich an.“ sagte sie und sah mich endlich an. „Wie ich es immer mache.“ rief ich und schenkte ihr ein lächeln. Sie seufzte und lächelte ebenfalls. „Gute Nacht. Mimi.“ ich sprang aus dem Auto und lief zum Haus. Leise schloss ich auf und trat ein. Dunkel lag der Flur vor mir und ich schaltete schnell das Licht ein. Mein Vater war nicht zuhause.
 

Nachdem ich meine Nassen Klamotten ausgezogen und eine heiße Dusche genommen hatte legte ich mich ins Bett. Das Nachtlicht brannte bereits und strahlte in alle Ecken. Der weiße Kuschelhase saß auf dem Bett und bewachte wie jede Nacht meinen Schlaf.

Ich dachte an den Abend. Er war anders verlaufen als ich gedacht hatte aber dennoch schön. Bis auf die Tatsache das mich beinahe eine Angstattacke heimgesucht hatte und das seltsame Gefühl unter Wasser. Was war das? Hab ich mir das auch nur eingebildet? Aber auch Lei hatte etwas gemerkt. Oder? Auch die angespannte Stimmung zwischen Sascha und Lei war eigenartig. Vielleicht hatte er sie beleidigt. Oder Abgelehnt.
 

Mein Handy vibrierte. Ich griff danach und sah auf den Absender. „Geht es dir gut?“ von einer Unbekannten Nummer. Irritiert sah ich die Nachricht an. Was hatten den alle heute? Wie oft soll ich es ihnen noch sagen? „Ja. Wer bist du?“ schrieb ich zurück. „Oh tut mir leid. Sascha hier.“ „Woher hast du meine Nummer?“ „Von Lei!“ „Ist zwischen euch etwas vorgefallen?“ „Nein. Gute Nacht Mimi.“ Ich überlegte noch ob ich antworten sollte. Unten ging die Türe auf und und schmiss das Handy auf den Nachtisch. Schnell drehte ich mich weg und schloss die Augen. Mein Vater würde wie jede Nacht reinschauen. Ich lauschte angestrengt als ich seine Schritte hörte.
 

„Emilia.“ flüsterte mein Vater. Seine Stimme klang schwach. Mit offenen Augen starrte ich an die Wand, antwortete aber nicht. Er hatte mich noch nie angesprochen wenn ich schlief. „Em...“ Etwas viel zu Boden.

Ich fuhr hoch und drehte mich um. Mein Vater war nach vorne gekippt. Seine Atmung war erhöht. „Vater.“ rief ich und sprang aus dem Bett. „Emilia. Nimm das hier.“ Ich kam bei ihm an und ging auf die Knie. Seine Hand war blutverschmiert. Mein Atmung beschleunigte sich und ich lehnte mich zurück. „Nimm es und häng es dir um. Du darfst es niemals abnehmen.“ fauchte er und sein Kopf fuhr ruckartig nach oben. Aus seinem Mund floss Blut. Seine Augen waren blutunterlaufen. Er hatte eine klaffende Wunde im Bauch aus der das dunkle Blut unaufhaltsam auf den Boden floss. Meine Eigenen Hand erstickte einen Schrei. „Was…!“ Er hielt mir immer noch seine Hand hin. „Bitte. Mimi. Tu es.“ flüsterte er. Seine Augen waren so besorgt das ich nach der Blutigen Kette griff und sie an mich nahm. Vor den Augen meines Vaters hängte ich sie mir um und er lächelte. Er lächelte? „Was ist dir passiert? Ich rufe den...“ „Das ist bereits zu spät.“ flüsterte er. „Suche nach den Laorca! Sie werden dir helfen können.“ „Nach wem?“ fragte ich und reichte ihm meine Hand als er danach griff. Sein Blut sickerte nun auf mein Nachthemd. Der weiße Stoff färbte sich rot. Ich unterdrückte ein Schluchzen als der Körper meines Vaters Leblos auf meinen Schoss sackte. Die Atmung hatte gestoppt und sein Körper war so erschlafft das ich sofort wusste das er Tod war. Er war Tod. Mein Vater war Tod. 
 

ich hatte keine Ahnung wie lange ich so dasaß. Mein Körper war eingefroren. Keine Bewegung nicht mal die Tränen flossen weiter. Ich war wie zu einer Eis Statue geworden. Ich hatte keine Empfindungen die ich beschreiben konnte. Mein Hirn hatte Sendepause. 

 Das Nachtlicht flackerte und erlosch. Das knurren hinter mir ließ mich doch endlich aufspringen. „Ich hab dich gefunden.“ knurrte es. Das Wesen. Das Wesen aus meiner Kindheit. Seine rotglühenden Augen beobachten mich. Ich werde verrückt.  Ich wich zurück. Mein Herz raste und ich kämpfte mit der Panik die meine Luft abdrücken würde. Ich musste bei klarem verstand beleiben. Als ich die Wand im Rücken spürte griff ich blind links nach der Tür und rannte die Treppen runter. Das Knurren hinter mir sendete eine Gänsehaut über meinen Körper.
 

Ich nahm nichts mit rannte einfach nur aus dem Haus. Der Kies bohrte sich in meine nackten Füße doch ich ignorierte den Schmerz und rannte die Straße entlang. Mein einziger Gedanke war Flucht.

 Meine Füßen trugen mich Richtung Lei doch dann erinnerte ich mich an ihren jüngeren Bruder, an ihre liebevolle Mutter. Ich wollte sie nicht in Gefahr bringen. Deshalb rannte ich Richtung Schule. Irgendwo musste ich ein Telefon finden.
 

Das schaben und knurren hinter mir zeugte davon das ich verfolgt wurde. Ich kam an dem schwarzen Eisentor der Schule an. Es ging quietschend auf als ich mich dagegen lehnte. Das Wesen hinter mir stieß einen spitzen Schrei aus der mich ins Wanken brachte. Dieser Schleifpapierton seiner Stimme benebelte meinen Kopf. Ich zwang mich wieder aufzustehen und rannte weiter. Die Schultüre war ebenfalls offen, wie leichtsinnig. Doch es half mir zumindest schneller vorwärts zu kommen. 
 

Die dunklen Flure verhießen nichts gutes aber ich musste ins Büro. Dort war das Telefon. Meine Beine trugen mich automatisch in die Richtige richtung. Panik drückte auf meine Brust und ich keuchte. Doch ich musste Hilfe holen.

 

 Es knallte und die Druckwelle hinter mir schleuderte mich gegen die Wand. Schmerz durchfuhr meinen Rücken als ich mit diesem Gegen die Wand prallte. Keuchend blieb ich liegen.  Mein Körper schmerzte. Das Knurren ließ mich hochfahren. Das Wesen kam auf mich zu. Panik stieg auf und diesmal ließ ich sie zu. Ich schloss die Augen und versuchte mir einzureden das es ein Traum war. Ich lag eigentlich im Bett und schlief. Mutiger als vorhin öffnete ich die Augen und sah in seine Roten stechenden Seelenspiegeln. Sie wirkten böse auf mich. 
 

Plötzlich ging ein Ruck durch das Wesen und es sprang. Seine Krallen bohrten sich in meinen Schenkel und ich schrie schmerzerfüllt. Mein Blick vernebelte sich durch die schmerzen. Mein Bewusstsein drang langsam in die Dunkelheit. Helles Licht blitzte auf und ich sah einen Schatten. Das Wesen sprang zurück und zog ruckartig seine Klauen wieder aus meinem Bein. Ein Schmerzensschrei verließ meinen Mund ich presste meine Hand auf die Blutende Wunde. Die rote, warme Flüssigkeit floss auf die hellen Kacheln des Bodens. Ich werde sterben. das ist kein Traum....kein Traum. Ich will nicht sterben. Reis dich zusammen Emilia! 
 

Mit letzter Kraft rappelte ich mich auf. Das Wesen fuhr herum und knurrte mich wieder an. „Ich bin dein Gegner!“ ertönte eine tiefe unbekannte Stimme. Mein Gleichgewicht geriet ins Wanken. Der Blutverlust. Mein Blick verschwamm als das Wesen einen Schritt auf mich zuging. Dann ging alles zu schnell das Wesen sprang erneut auf mich zu doch es kam nicht an. Ein Blonder Junge tauchte vor mir auf. Es blitzte hell und dann spritzte dunkle Flüssigkeit durch den Raum. Der schmerzhafte Schrei des Ungeheuers ertönte in der Ganzen Schule. Ein Silbernes Schwert hatte sich durch seinen Körper gebohrt. Die Spitzte die zu uns zeigte tropfte voll Blut. Übelkeit kämpfte sich in mir hoch das mein Adrenalin im Körper verhinderte mehr. Was geschah hier gerade?
 

Mit einem letzten knurrenden Ton brach das Wesen zusammen und blieb reglos liegen. Meine Weit aufgerissenen Augen erkannte endlich meine beiden Retter. Sascha. Und dieser dunkelhaarige Junge. „Wolltest du nicht besser auf sie aufpassen?“ Die Stimme des dunkelhaarigen war genervt als er sein Schwert aus dem Wesen zog und es an seiner Hose sauber machte. Die beiden sahen nicht aus als wäre ihnen das ganze unbekannt. Oder als hätten sie nicht gerade ein...naja...Monster getötet. „Wolltest du den Xhlys nicht schon vorhin beseitigen?“ fragte Sascha trotzig zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Hab ich. Das ist ein neuer.“ Sascha betrachtete das Wesen. „Schon wieder?“ „Anscheinend wollen nicht nur wir….!“ „Sei still. Ich will das gar nicht und das weißt du!“ „Aber es ist unsere Aufgabe.“ „Das ist mir egal. Sie ist ein Mensch. Mehr nicht.“ „Was soll das heißen.“ „Das ich aussteige und ich werde sie lieber beschützen als das…!“ Das war nicht denen ihr ernst? Sie stritten? Ich verblutete hier halb und die beiden hatten nichts anderes zu tun als sich zu streiten? „Wenn du weiter redest musst du mich nicht mehr beschützen.“ flüsterte ich leise und blinzelte den schwarzen Schleier weg der sich langsam vor meine Augen schob. Sascha fuhr augenblicklich herum und kam auf mich zu. Das kalte Lachen seines Partners war das letzte das ich hörte bevor sich meine Augen schlossen.



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