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Kapitel 18 - Kopf gegen Herz

Unter den Schülern herrschte ein angespanntes Schweigen, als die Boote, mit Hagrid an der Spitze, auf Hogwarts zufuhren. Alle waren wie in Bann gezogen von dem Bild, das das nächtliche Hogwarts ihnen bot. Selbst in finsterer Dunkelheit schien der weiße Stein, aus dem das Schloss gebaut war, im Mondlicht zu glitzern, sodass ein seltsamer Schein um das Bauwerk schwebte.
 

Langsam aber sicher kamen sie immer näher, bis sie direkt unter dem Schloss waren, wo sie auf eine Felsenöffnung zusteuerten. Wild gewachsene Seepflanzen hatten beinahe den kompletten unteren Teil der Felsformation erobert und sich auch bis in die Öffnung vorgearbeitet, sodass es aussah, als durchfuhren sie einen Vorhang aus Ranken.
 

"Passt auf eure Köpfe auf", hörte sie Hagrids tiefe Stimme von irgendwo weiter vorne rufen. Sofort gingen alle Anwesenden in die Knie. Kaum hatten sie die Öffnung hinter sich gelassen, reihten sich alle Boote ohne menschliches Zutun in einer Reihe und fuhren einen nicht beleuchteten Tunnel entlang. Wasser, aufgewühlt durch ihre Fahrbewegungen, klatschte an die glatten Felswände und immer wieder hörte man Holz ächzen. Evelyn vermutete, dass sie sich nun direkt unter dem Schloss befanden und kurz vor der Anlegestelle waren.
 

Die Anlegestelle entpuppte sich als schlichter Holzsteg, an dessen voller Länge die Boote beinahe gleichzeitig anlegten. Hier gab es schlanke Laternenpfähle, die das Innere der Höhle erleuchteten. Hagrid kletterte routiniert mit nur einem Schritt aus seinem Boot, das er ganz für sich alleine gehabt hatte. Die Schüler waren weitaus wackeliger auf den Beinen und mussten sich gegenseitig hinaus helfen. Während Evelyn beobachtete, wie die anderen sich bemühten nicht auf den letzten Metern ins Wasser zu fallen, fuhr sie mit der Hand vorsichtig über die Wölbung ihres Mantels, wo sich Trevor noch immer in einer Tasche verbarg. Sie nutze die allgemeine Verwirrtheit und griff beherzt nach der Kröte, um sie auf den Boden des Bootes zu setzen, ehe auch sie auf den Steg sprang.
 

Bei allen kehrte die Nervosität zurück, weshalb die Erstklässler sich zu einer großen Gruppe formierten und aufgeregt aufeinander ein quasselten. Hagrid half den letzten, die sich nicht trauten das sichere Gefährt zu verlassen, hinaus und prüfte mit einem letzten Blick die Boote. Evelyn beobachtete ihn mit gesenktem Blick, ihre Gefühle waren vor Müdigkeit und Hunger beinahe taub.
 

"Hat jemand seine Kröte vergessen?"
 

Sofort sprang ein plumper blonder Junge aus der Masse und lief mit weit geöffneten Armen auf Hagrid zu. "Trevor!", rief er und drückte seine wiedergefundene Kröte an sich. Alle, die sich die Mühe gemacht hatten zuzusehen, wie Neville sein Haustier wiederbekam, wirkten eher verstört und angewidert. Alle, bis auf Evelyn.
 

Überfordert mit der Situation steckte sie ihre Hände in die Manteltaschen und vergrub sich. Sie bemühte sich klar zu denken, doch mittlerweile war sie am Ende ihrer Kräfte und sie wünschte sich nichts sehnlicher als endlich etwas zu essen und schließlich in ein weiches Bett zu fallen. Doch trotz ihrer Müdigkeit registrierte sie, was gerade passiert war. Dass sie alleine mit ihrer Anwesenheit im Zug es geschafft hatte etwas derart durcheinander zu bringen, dass sie irgendwen oder irgendwas daran gehindert hatte das zu tun, was vorgesehen war, nämlich Trevor ins Boot zu bringen.
 

Hagrid forderte sie auf ihm zu folgen und so setzte sich die Gruppe erneut in Bewegung, eine schmale, steile Steintreppe nach oben. Evelyn hielt ihren Blick gesenkt und bekam kaum mit, was um sie herum geschah. Immer wieder redete sie sich ein, dass sie einiges nicht anders hatte machen können. Sie hatte in gewisser Weise das kleinere Übel genommen, denn der wichtige Ankerpunkt war Harrys Treffen mit Ron gewesen, denn ohne Rons Einfluss hätte sich Harry wohl gleich unterm Hut für Slytherin entschieden. In Zukunft würde sie im Unterricht sitzen, an Essen teilnehmen und im Gemeinschaftsraum mit anderen wohnen, so passiv sie dabei auch sein würde. Sicherlich würde dadurch etwas durcheinander geraten, doch sie müsste einfach sehen, dass sie im Zweifelsfall alles wieder in richtige Bahnen brachte; so wie eben mit Trevor.
 

Sich um alles Sorgen zu machen würde sie auf lange Sicht kaputt machen, es reichte, wenn sie sich auf das Wesentliche konzentrierte, und das waren Situationen wie Harrys Treffen mit Ron, der Troll an Halloween, die Suche nach dem Stein der Weisen, um nur das erste Jahr abzudecken. Das musste passieren, darauf musste sie achten.
 

Evelyns Kopf begann fürchterlich zu pochen, sodass sie sich mit den kalten Fingern die Schläfen massierte. Die Fahrt über den trotz sommerlichen Temperaturen kühlen See, der Schlafmangel und wachsende Hunger ließ sie in dem Höhlensystem frösteln. Dazu kam das wachsende Gefühl mit ihrem Egoismus einen großen Fehler gemacht zu haben und Zweifel, ob sie es schaffen würde in sieben Jahren alles zu richten. Sie musste sich einen Notfallplan überlegen für den Fall, dass etwas schief ging. Doch das würde sie morgen machen, wenn sie besser denken konnte.
 

Sie verließen die geschlossene Höhle durch eine Öffnung im Boden und standen auf einer feuchten Wiese, direkt im Schatten des riesigen Schlosses. Erneut verschlug es Evelyn die Sprache und sie musste einen schweren Kloß hinunterschlucken. Es war egoistisch gewesen, ja. Doch in diesem Moment, Hogwarts vor Augen, wusste sie, dass egal was passieren würde, sie würde es nicht bereuen.
 

Hagrid führte sie eine weiter Stufe hinauf, bis sie vor einer dicken Holztür zum Stehen kamen, die mit verschiedenen Runen und Hieroglyphen geschmückt war du selbst Hagrid um einiges überragte. Selbst ein echter Riese würde hier problemlos durch passen. Der Wildhüter drehte sich zu den versammelten Kindern um und strahlte sie an.
 

"Da wären wir. Jeder hat noch seinen Reisepartner, die Kröte ist auch noch da? Wunderbar." Mit diesen Worten hob er seine riesige Hand, ballte sie zur Faust und schlug einige Male heftig gegen die Tür.
 

Die Tür, so dick sie auch war, erschütterte leicht unter seinen Hieben. Gebannt starrten alle auf den Eingang, auch Evelyn. Schließlich öffneten sich die Tore nach Innen und eine Frau im smaragdfarbenen Umhang kam zum Vorschein. Es sah so aus, als hätte sie gewartet.
 

"Professor McGonagall, hier sind die Erstklässler."
 

Mit strengem Blick schweifte sie über jeden einzelnen Anwesenden, ehe sie Richtung Hagrid nickte. "Danke Hagrid, ab hier übernehme ich." Sie legte ihre Hände hinter den Rücken und straffte sich. "Folgt mir."
 

McGonagall sah anders aus, als noch bei ihrem Besuch bei Ollivander. Ihre Roben wirkten festlicher und auch ihre Haare waren in feineren Knoten gebunden, die von funkelnden, in ihrem dunklen Haar kaum zu sehenden, Spangen gehalten wurden. Viel interessanter als die Garderobe ihrer zukünftigen Lehrerin fand sie die Eingangshalle, in der dutzende Fackeln an den Wänden tanzten. Eine Decke schien es nicht zu geben, da direkt vor ihnen eine breite Marmortreppe geschwungen nach oben in luftige Höhen führte. An der Seite führte eine schmalere, aber am Geländer mit steinernen Tieren reich verzierte Treppe in die unteren Stockwerke. Zu ihrer Rechten fanden sie eine weitere Tür, die nicht weniger imposant war, als das Eingangstor selbst. Dahinter hörte man deutlich das unverständliche Gemurmel hunderter Menschen. Mit jedem Schritt schoss mehr und mehr Adrenalin durch Evelyns Körper und vertrieb dadurch die Müdigkeit; zumindest für den Moment.
 

Tief atmete sie die Luft ein, roch den Duft von Kerzenwachs, Staub und nassem Stein. Je weiter sie ins Innere ging, desto klarer witterte sie auch den köstlichen Geruch des Abendessens, das irgendwo unter ihren Füßen vorbereitet wurde. Der Boden war mit riesigen, flach polierten Marmorplatten ausgelegt, denen man die Last der Jahrhunderte nicht anmerkte. Sie sahen so strahlend aus, als seien sie erst vor kurzem gelegt worden. Ihr Blick blieb schließlich an der geschlossenen Tür zur Großen Halle hängen, an der McGonagall sie jedoch vorbei führte.
 

Statt direkt zu den anderen gebracht zu werden, mussten sie sich vorher auf McGonagalls Anweisung hin in ein schmales Vorzimmer direkt neben der Halle quetschen, das wenig prunkvoll war. Der Raum wurde wohl ausschließlich dazu benutzt wartende Schüler abzustellen.
 

"Willkommen auf Hogwarts. Ihr steht kurz davor eure magische Laufbahn zu beginnen. Dazu werdet ihr zunächst einem von vier Häusern zugeteilt, das die nächsten sieben Jahre nicht nur euer Zuhause, sondern auch eure Familie sein wird. Während eures Aufenthaltes hier werdet ihr euch hauptsächlich in euren Häusern aufhalten, die ..."
 

Evelyn blendete ihre Rede aus, da sie keine Erklärung benötigte. Sie bezweifelte, dass die Mehrheit hier gesagt bekommen musste, dass es vier Häuser gab oder dass man Punkte sammeln konnte. In der Regel hatte jeder hier magische Verwandte, die zu irgendeinem Zeitpunkt Hogwarts besucht hatten. Ab morgen würde sie an jedem Wort kleben, das McGonagall oder ein anderer Lehrer von sich gab, doch heute erlaubte sie sich gedanklich abzuschweifen.
 

Unauffällig betrachtete sie den mit Holz verkleideten Abstellraum, der weder Bilder, noch andere Inneneinrichtung hatte. Dieses schmucklose Zimmer war ein starker Kontrast zu der eindrucksvollen Eingangshalle. Wirklich wichtig war ihr im Moment jedoch eher zu erfahren, wie die Große Halle aussah.
 

"Nutzt die Zeit um euch für die Augen eurer zukünftigen Hauskameraden zurecht zu machen. Setzt eure Hüte auf und wartet, bis ich euch abhole", hörte sie McGonagall sagen, ehe sie durch dieselbe Tür verschwand, durch die sie hineingekommen waren.
 

Einige nahmen sich McGonagalls Rat zu Herzen und richteten ihre Umhänge, zupften an den Haaren oder wischten sich mit ihrem Hemd den Schweiß von der Stirn, wobei Evelyn bezweifelte, dass diese Handlung das Gesamtbild verbesserte, wenn das Hemd vollkommen verkrumpelt war. Zunächst herrschte erneut angespannte Stille, doch dann ging das aufgeregte Getratsche los. Gesprächsthema Nummer eins war verständlicherweise die bevorstehende Sortierung. Die meisten waren sich bereits sicher, in welches Haus sie kommen würden, andere schienen noch unschlüssig zu sein. Evelyn konnte sich ein zufriedenes Grinsen nicht verkneifen. Im Moment war sie einfach nur froh hier zu stehen.
 

Mit Schwung stellte sie ihren Spitzhut auf, der bisher an ihrem Rücken von ihrem Umhang gehangen hatte. Sie hasste Hüte, doch diesmal würde sie von Herzen gerne eine Ausnahme machen. Der schlicht gehaltene Hut war etwa so lang, wie ihr kindlicher Unterarm und sah vermutlich ziemlich bescheuert aus, doch all das war ihr gerade völlig egal.
 

In erwartungsvoller Vorfreude wippte sie auf ihren Füßen und trommelte eine stumme Melodie gegen ihre Schenkel, als plötzlich eine ganze Horde durchsichtiger Gestalten durch die Wände geschwebt kamen. Im Gegensatz zu den Kindern, die sie mir riesigen Augen anstarrten, schienen sich die Geister kaum für die anwesenden Lebenden zu interessieren. Sie waren vielmehr in ihrem ganz eigenem Gespräch vertieft.
 

"Woah, sind die echt?"
 

"Ih, er hat mich berührt."
 

"Ist das getrocknetes Blut auf der Uniform von dem da?"
 

Evelyn war erstaunt über die unhöfliche Art, wie manche über die Geister sprachen. Andererseits hörten die ja sowieso kaum, was geredet wurde. Ab und zu nickte ein Exemplar ihnen zu oder winkte, die meisten blieben aber ansonsten unbeeindruckt.
 

Sie glaubte die einzelnen Hausgeister in der Menge zu erkennen, wobei die fast weiß-transparenten Gestalten ineinander zu verschwimmen schienen.
 

Während sie beobachtete, wie die Geister die Kamer durch die gegenüber liegende Wand verließen, öffnete sich die Tür und McGonagall, die nun ihrerseits ebenfalls einen zu ihrer Robe passenden Hut aufgezogen hatte, rief sie zu sich.
 

"Wir sind soweit."
 

Unaufgefordert formierte sich die Gruppe zu einer Reihe und folgte ihrer Lehrerin, die ohne zu zögern auf das Tor der Großen Halle zu lief. Ohne, dass Evelyn gesehen hätte, dass jemand die Tür öffnete, schwang sie vor ihnen auf. Hunderte Augenpaare verfolgten, wie die Erstklässler ihre ersten Schritte in ihre Mitte machten.
 

Evelyns Blick wurde sofort von der Decke angezogen, die von tausenden schwebenden Kerzen verhangen war. Der wolkenlose Nachthimmel leuchtete auf sie hinab und außer den Kerzen und dem Schein des Mondes gab es keine weiteren Lichtquellen. Ihre Knie wackelten mit jedem Schritt den sie weiter in die Halle machte, durch die Tische hindurch und direkt vor die Plattform, auf der die Lehrer saßen.
 

Jeder Platz war bereits mit goldenen Tellern und Besteckt gedeckt, wobei einige noch nicht besetzt waren. Jeder von ihnen trug wie sie einen Spitzhut, wobei man anhand ihres Wappens genau erkennen konnte, welches Haus an welchem Tisch saß. Sie riss sich von der Decke weg und begutachtete die Wände, die fast komplett aus Glas bestanden und nur ein feines Geflecht aus steinernen Einfassungen hatten. Das Glas war jedoch nicht durchsichtig, sondern leicht getrübt.
 

Das Lehrerpodest überflog sie nur flüchtig, denn ihre Aufmerksamkeit galt nun, da sie die Halle durchquert hatten, dem alten von Löchern übersätem Lederhut, der fast schon unscheinbar auf einem Schemel neben McGonagall lag. Kurz herrschte absolute Stille, doch dann regte sich der Hut, baute sich zur vollen Größe auf und öffnete einen der unzähligen Schlitze wie einen Mund.
 

Eine unmenschliche, tief hallende Stimme erfüllte die Halle, ohne dass der Hut schrie. Jedes seiner Worte war klar zu verstehen, so als stünden sie direkt neben ihm. Einige Silben kamen ihm krächzend über die Hutkante, doch abgesehen davon hatte er eine angenehme Stimme, der Evelyn gerne lauschte, wie er sein Lied vortrug.
 

Nun los, so setzt mich auf, nur Mut, habt nur Vertrauen in den Sprechenden Hut!
 

Sofort verfiel der ganze Saal in tosenden Beifall, in den auch Evelyn einstimmte. Ein Kribbeln durchfuhr sie als sie zusah, wie McGonagall noch während des Jubelausbruches eine Rolle mit rotem Wachssiegel zur Hand nahm und sich neben dem Stuhl positionierte.
 

"Wenn ihr euren Namen hört, tretet ihr vor. Ich beginne nun." Das Siegel wurde aufgebrochen und McGonagall verlas den ersten Namen. "Abbott, Hannah."
 

Evelyn fielen spontan zehn Schüler ein, die vor ihr einsortiert werden würden, sodass sie der Verkündung der einzelnen nur flüchtig folgte. Vielmehr nutzte sie die Zeit sich nun jeden einzelnen genau anzusehen, was sie bisher vermieden hatte, um abschätzen zu können, von wem sie sich besonders fern halten sollte. In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen jubelte einer der vier Tische, als der Neuzugang unter ihnen Platz nahm.
 

Mandy war unter einen der ersten, die aus ihrer Runde der Neuen erlöst worden war. Evelyn hatte sich richtig erinnert, sie war eine Ravenclaw geworden. Auch Anthony Goldstein folgte ihr, genauso wie der Großteil der frühen Gruppe, was Evelyn überraschte. Wichtiger waren jedoch die Gryffindors, darunter Seamus, ein knubbeliger Junge mit wildem, rotblondem Haar, und die Slytherins. Crabbe war kaum zu übersehen gewesen, mit seinen breiten Schultern und eingedrückter Nase. Irgendwann hörte sie Hermines Namen und sie sah zu, wie ein Mädchen förmlich den Weg zum Schemel hinauf stolperte und sich den Hut ungeduldig aufsetzte.
 

Evelyn zählte die Sekunden, aus denen Minuten wurden. Eine echte Hutklemme, dachte Evelyn schmunzelnd. Irgendwann ertönte der erlösende Schrei, der Hermine nach Gryffindor schickte, und Daphne Greengrass nahm den Platz auf dem Stuhl ein. Soweit so gut.
 

Das dünne Mädchen mit schwarzen Haaren wurde unter tosendem Jubel in Slytherin aufgenommen, als Evelyns Mund mit zwei Worten von McGonagall völlig austrocknete.
 

"Harris, Evelyn."
 

Mit einem Schlag schien sich der Raum um sie herum auf nur einen Punkt zu verkleinern. Alles und jeder wurde zu einem unbeteiligten Schemen, sodass sie nur noch den Hut und den Stuhl sah. Völlig taub lief sie hinauf. Ihr unscheinbarer Kopfschmuck wurde durch den alten Sprechenden Hut ersetzt, der ihr, wie fast allen auch, viel zu groß war. Sofort hallte seine dunkle Stimme in ihrem Kopf.
 

"Kurios, eine alte Seele." Evelyn ballte ihre Hand auf ihrem Knie zur Faust.
 

"Oh, einsortieren werde ich dich, denn dies ist die Aufgabe, die mir vor tausend Jahren von den Gründern persönlich gegeben wurde. Und dieser Aufgabe gehe ich nach. Mh, nach Hufflepuff willst du -- Helgas Haus. Das erscheint mir jedoch nicht die richtige Wahl. Nein, ich bin nicht blind, ich sehe deine Argumente. Strukturiert. Subtil. Scharfsinnig. Zielorientiert und doch -- verschlossen."
 

Evelyn brüllte ihn nun in Gedanken förmlich an sie endlich nach Hufflepuff zu schicken. Jede Sekunde, die sie länger hier oben unter den Blicken aller verbrachte, erschien ihr wie eine Tortur. Immer wieder predigte sie, dass es ihr Wunsch sei, dass er auf ihren Wunsch achten sollte. Dass sie wusste, was sie tat.
 

"Dein Kopf sagt mir Hufflepuff, doch dein Herz erzählt etwas anderes. -- Oh, nein, egal ist das nicht. Der Wunsch, der für mich zählt, die Entscheidung, die ich fälle, hört nicht auf den Kopf, sondern auf das Herz." Evelyn schluckte schwer, panisch darüber, in welche Richtung die Sortierung gerade ging. Sie verlor die Kontrolle.
 

Plötzlich spürte sie, wie der Hut leicht zu vibrieren begann. Er ... lachte? "Gryffindor? Nein, nein, das ist ganz falsch." Seine Entscheidung nahte und Evelyn versuchte noch einmal, ihn dazu zu bewegen sie nach Hufflepuff zu schicken.
 

Bitte nicht, bitte nicht - sag Hufflepuff, sag Hufflepuff. Bitte!
 

Vergebens. Seine Stimme donnerte für jeden hörbar durch die Halle und Evelyn glaubte fast vor Schock vom Stuhl kippen zu müssen.
 

"SLYTHERIN."



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