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Kapitel 34 - Q-u-i-d-d-i-t-c-h

Nochmal", sagte Zabini mit überraschender Ruhe, womit er das genaue Gegenteil von Evelyn war, die schwer atmend vor ihm stand, den Zauberstab in der Hand, und sich den Schweiß von der Stirn wischte. Beide waren früh aufgestanden, jeweils nur mit wenigen Stunden Schlaf, und hatten sich in den Gemeinschaftsraum begeben, wo Blaise geduldig sein Versprechen versuchte einzulösen. Leicht nach vorn gebeugt, die Hände wie zum Gebet gefaltet, beobachtete er jede von Evelyns Bewegungen.
 

Evelyn hingegen glaubte in den vergangenen Stunden, die sie nun hier waren, bereits Kilometer durch den Raum gelaufen zu sein. Unruhig hatte sie angefangen in den kurzen Pausen, die sie sich gönnte, herum zu gehen und Blaise hatte sie gelassen, ja sogar animiert sich zu bewegen.
 

"Accio", bellte sie mit kratziger Stimme, während sie auf ihren Pflanzentopf am Fenster zielte. Er bewegte sich nicht, wie schon die halbe Nacht lang nicht.
 

Blaise seufzte, als er sich kurz nach dem nicht-anfliegenden Topf umgeschaut hatte. "Hast du wirklich mit deinem Stab geredet?"
 

Evelyn starrte ihn nur von der Seite an, unwillig darauf zu antworten. Ja, sie hatte mit ihm geredet. Den ganzen gestrigen Abend und nach dem Aufstehen. Sogar Millicent hatte sich kurz hinab gebeugt und etwas geflüstert, was Evelyn vielleicht sogar verstanden hätte, wenn sie sich in diesem Moment nicht darüber lustig gemacht hätte, wie Millicent tat, als hätte das Holz Ohren.
 

"Nochmal", hörte sie ihn sagen und sie begann das Wort zu hassen.
 

Sie zeigte mit der Spitze des Stabes auf Blaise Stirn. "Wenn du das noch einmal sagst."
 

"Dann was?" Zabini zeigte sich völlig unbeeindruckt. Er streckte sich und lehnte sich nach hinten, wodurch er ein noch besseres Ziel abgab. "Du schaffst keinen Accio, was willst du schon anrichten?"
 

"Ich kann dich mit dem Stock hauen", murmelte sie, wobei sie gleichzeitig die nicht vorhandene Muskulatur ihres kleinen Körpers verfluche, mit dem sie kaum Schaden anrichten würde. Ich muss trainieren.
 

"Nochmal." Evelyn starrte auf Blaise hinunter, der sie mit seinen strahlenden Zähnen anlächelte und herausfordern auf ihren nächsten Zug wartete.
 

"Accio", sagte sie mit zusammengepressten Zähnen. Selbst wenn der Stab reagiert hätte, so hätte der Zauber nie funktioniert.
 

"Deutlicher!", forderte Blaise, doch bevor Evelyn seiner Forderung nachgehen konnte, erschien ein Schüler im Gemeinschaftsraum. Vollkommen verschlafen und mit schiefer Krawatte, die halb über dem Umhang zu sehen war, taumelte er ins Zimmer. Erst auf den zweiten Blick merkte er, dass er nicht allein war.
 

"Oh, wusste nicht, dass schon jemand wach ist." Er sollte nicht der einzige bleiben. Schüler nach Schüler, manche einzeln, manche in Gruppen, fanden ihren Weg aus den Schlafsälen und erinnerte Evelyn daran, wie wenige Zeit ihr noch blieb.
 

Zusammen mit Blaise wartete sie, bis sie familiärere Gesichter sah. Pansy war die erste, die sich zeigte.
 

"Wie ist der Stand?", wollte sie wissen, doch Evelyn schüttelte den Kopf. "Schande."
 

"Sie könnte, wenn sie nicht so stur wäre", meine Blaise, als er sich mit einem Ruck aufrichtete. "Wie der Zauberer so der Stab."
 

Evelyn fühlte sich zu erschöpft, um mehr zu erwidern, als einen unerfreulichen Blick. Es dauerte nicht lange, bis der Gemeinschaftsraum gefüllt mit Schülern war und man beschloss zum Frühstück zu gehen.
 

"Könnt ihr es auch kaum abwarten endlich Fliegen zu lernen?", fragte Daphne, die an diesem Morgen besonders aufgeregt war.
 

"Fliegen lernen? Ich muss es nicht lernen. Ich könnte bereits in der Quidditch-Mannschaft spielen, wenn sie es Erstklässlern erlauben würden", tönte Draco schon fast gelangweilt, was die anderen eher unbeeindruckt zur Kenntnis nahmen. Zumindest alle, außer Pansy.
 

"Man müsste eine Ausnahme machen. Wieso ignoriert man ein Talent wie dich, Draco?"
 

Pansy schien die einzige, die interessiert zuhörte, wobei Evelyn noch nicht gelernt hatte Crabbe und Goyles Gesichtsausdrücke zu deuten. Ihre stummen Gesichter könnten Neugier bedeuten, oder aber sie hielten einen stummen Disput darüber, wie es kleinen Besen möglich sein sollte ihre massigen Körper in die Luft zu heben, wer wusste das schon.
 

"Ihr Verlust", winkte er ab. "Ich bin schon in Höhen geflogen, da würde jeder professionelle Quidditch-Spieler neidisch werden, aber was soll man machen, wenn die Regeln mich in der Mannschaft verbieten."
 

Blaise wandte sich ab und verdrehte die Augen, wobei er ein stummes Wort formte, das verdächtig nach Angeber aussah.
 

"Wenn du zu hoch fliegst, erwischt dich ein Hubschrauber", sagte Evelyn, die das Gespräch halbherzig verfolgte. Allerdings realisierte viel zu spät, dass sie in völlig blanke Gesichter starrte.
 

"Was soll das sein?", fragte Pansy defensiv.
 

"Oh, die kenn ich", sagte Millicent aufgeregt, "das sind diese Dinger die aussehen, wie ein Berunda!"
 

"Ein Fluggerät", erwiderte Evelyn langsam, "der Muggel. Und nein, die sehen nicht aus wie Berunda." Was auch immer das ist. Zunächst gab es nur stilles Schweigen, bis Blaise laut los lachte.
 

"Das würde ich gerne sehen!"
 

Neben Blaise wirkte Pansy regelrecht angewidert von dem Gedanken, während Draco versuchte seine Fassung zu behalten.
 

"Eigentlich bin ich so einem Hubschrauber schon begegnet", sagte er mit fester Stimme. "Beinahe hätten sie mich erwischt, aber die Muggel waren viel zu langsam für mich."
 

Red dir das nur ein, dachte Evelyn, während sie sich an ihrem Tee wärmte, der ihr nach den Stunden des Übens gut tat.
 

Über ihr segelten die Eulen herein und brachten Briefe und Pakete. Seit dem ersten Tag gehörte das zu den schlimmsten Minuten des Tages für Evelyn. Das laute Flügelschlagen übertönte jedes Gespräch, was sie noch ertragen würde. Doch es gab nichts Schlimmeres als eine losgelöste Feder auf einem frisch gestrichenen Marmeladenbrot. Heute schaute sie jedoch nach oben in der Hoffnung, vielleicht bereits eine Antwort von Ollivander zu erhalten. Der einzige Brief, oder besser gesagt das einzige Paket, erhielt jedoch Draco, der den Inhalt vor allen genüsslich verspeiste. Crabbe war dabei nicht der einzige, der neidisch auf all die Leckereien schielte, die Mrs Malfoy ihrem Sohn geschickt hatte. Draco hatte derweil ganz andere Dinge im Auge.
 

"Seht ihr das?", fragte er alle Anwesenden, die sich daraufhin umschauten. Normalerweise vermied Evelyn es sich bei den anderen Tischen umzuschauen, erst recht beim roten, doch Dracos Worte hatten sie aufhorchen lassen.
 

Zwischen dutzenden Köpfe hindurch entdeckte sie einen runden Blondschopf, den sie zwar zur von hinten sah, der aber eindeutig einen Ball in die Luft hob, was von Harry und Ron neben ihm interessiert beobachtet wurde. Evelyn schmunzelte als sie sah, wie sich der Ball in der Hand des Jungen, bei dem es sich um Neville handeln musste, rot färbte.
 

"Was hat der Trottel da?", murmelte Goyle, als Draco sich plötzlich erhob.
 

Zabini sprang auf und versuchte ihn aufzuhalten. "Draco, lass es." Sein Blick ging hinauf zum Lehrerpult, wo beinahe jeder Lehrer seine Augen auf die Schüler der Großen Halle gerichtet hatte. Die Slytherin konnten jedoch nichts weiter tun als zuzusehen, wie Draco jede Warnung ignorierte und zu den Gryffindor marschierte, mit Crabbe und Goyle im Schlepptau.
 

"Man könnte meinen, er sei von Potter besessen", sagte Zabini, nachdem er sich wieder gesetzt hatte. Sofort verschluckte sich Evelyn an ihrem Tee, von dem sie nichtsahnend versucht hatte zu trinken, was ihr besorgte Blicke einbrachte. Es gab vieles, was sie gerne erwidert hätte: wie recht er hatte oder dass er das niemals zu Draco persönlich sagen sollte, doch der Hustenreiz und die Atemnot machten es praktisch unmöglich zu sprechen.
 

Dracos Verschwinden war gleichzeitig das Signal zum Aufbruch und ihre Gruppe bewegte sich hinaus zu den Gewächshäusern. Das morgendliche Wetter spiegelte Evelyns trübe Laune wider, als sie von einem mit dicken Wolken verhangenem Himmel begrüßt wurden. Zunächst standen zwei Stunden Kräuterkunde auf dem Plan, die jedoch – wie immer, wenn man Angst vor einem Ereignis später am Tag hatte – zu schnell vorbei waren. Und dabei hatte Evelyn das Zurückschneiden von Zitterbüschen regelrecht genossen. Alles war besser, als sich mit fehlendem Talent zu blamieren.
 

Viel zu schnell waren sie vor Flitwicks Klassenzimmer, wo Evelyn letzte Versuche unternahm den Stab zum Reagieren zu bringen, die leider ebenfalls erfolglos waren.
 

"Man könnte meinen, du bist ein Muggel." Draco brachte sich mit seiner Aussage selbst zum Lachen, doch nur Crabbe und Goyle unterstützten ihn. "Sie bringt Slytherin in Verruf", meinte er nun ernster und Evelyn konnte ihm kaum widersprechen, und so empfanden auch die anderen.
 

Zum gefühlt hundertsten Mal umklammerte sie den Schaft des Stabes und hielt ihn vor sich.
 

Nur ein Funken. Ein Blubbern.
 

Sie war zum Flehen übergegangen und konnte nur hilflos zusehen, wie die Gruppe hinein strömte. Sie hatte dieses Gefühl bereits in der Schule gehasst; zu wissen, dass man die Prüfung verhauen würde: wissend in einen Rum zu gehen, der die nächsten zwei Stunden ihr Gefängnis sein würde.
 

Blaise warf ihr einen letzten Blick zu, der jedoch wenig aufmunternd war.
 

"Und wenn es nicht klappt übst du weiter, du kannst es doch." Millicent war die einzige, die zumindest so tat, als wäre sie optimistisch. Ich kann es, sagte sie sich, doch wieder hatte sie das Gefühl, die Magie sei unerreichbar.
 

"Willkommen, Erstklässler." Kaum, dass Flitwick auf seinem erhöhten Stuhl erschienen war, verkrampften sich ihre feuchten Finger um das Holz.
 

Bitte, wir sind doch ein Team, versuchte sie es erneut, während Flitwick den heutigen Lehrplan erörterte. Wie der Zauberer so der Stab, schoss es ihr durch den Kopf. Ihr Stab, wann hatte sie zuletzt von ihrem Stab gedacht?
 

"Miss Harris", verlangte Professor Flitwick ihre Aufmerksamkeit und einige Köpfe drehten sich zu ihr herum. "Sie dürfen sich nun beweisen. Ich bin sicher, Sie haben fleißig geübt?" Mit einer Geste seiner Hand bat er sie sich zu erheben, weshalb Evelyn nervös ausatmete. Das wird ja immer besser.
 

Evelyn fixierten den Stab – ihren Stab – und erkaufte sich einige Sekunden Zeit, indem sie sich nur sehr langsam und schwerfällig erhob. Dabei fixierte sie den hölzernen Tisch vor ihr um nicht in die Augen der anderen schauen zu müssen.
 

Du bist mein Stab, dachte sie und plötzlich glaubte sie zu wissen, womit sie ihren Stab verärgert haben konnte. Sie hatte geglaubt die zwei Tage in der Kommode hätten ihn entfremdet, falls es stimmte, was Blaise versucht hatte zu erklären. Doch ihr kam nun ein anderer Gedanke. Gaila, Gaila hat dich gemacht, aber du gehörst mir. Ihr Griff verfestigte sich. Du gehörst zu mir.
 

Ein Zischen ging dem leisen Plopp voraus, der sich an der Spitze ihres Stabes bildete. Ein Gebilde aus rötlichem Licht hing wie eine Christbaumkugel von dort herab, ehe sie sich los machte und langsam nach oben schwebte, wo sie verpuffte.
 

"Wie erfreulich! Hervorragend, Miss Harris." Er wandte sich nun an die ganze Klasse, was Evelyn nicht mehr mitbekam. Sie stieß Luft aus von der sie gar nicht bemerkt hatte, dass sie sie angehalten hatte, während sie sich auf ihren Platz zurück in die Menge setzte.
 

Millicent lehnte sich zu ihr und strich ihr über ihren Zauberstabarm. "Ich sagte doch, du kannst es."
 

In ihrem Rücken nickte auch Zabini zufrieden, der sich selbst gratulierte, allerdings hatte Evelyn nur ihren Stab fixiert. Sie lächelte sanft und dankte ihm still, dass er sie nicht im Stich gelassen hatte, wobei sie mit dem Finger über das grobe Holz strich.
 

Stur wie der Zauberer.
 

Es bedurfte ein langsames antasten, doch im Laufe der Stunde schaffte sie es sowohl den Lumos als auch den neu besprochenen Nox zu meistern, was sie mehr als erleichterte.
 

In der Mittagspause stürmte Zabini sofort auf sie zu und legte ihr den Arm um die Schulter, was Evelyn eher verhalten erwiderte. "Ich sollte Lehrer werden. Das war super, Evelyn. Er hätte dir auch Punkte geben können."
 

"Punkte? Sie hätte es erst gar nicht versagen sollen. Magie zu lenken ist ein Kinderspiel, dafür sollte man keine Punkte bekommen", sagte Draco, der an ihnen vorbei ging und ohne sich umzudrehen und mit Crabbe du Goyle verschwand.
 

Sein Gerede war Evelyn, die ähnlich wie er gestern die Spitze ihres Zauberstabes nach Belieben erhellen ließ und wieder löschte, ziemlich egal.
 

Ihre Hochstimmung hielt jedoch nicht sehr lange an, als nach Stunden des elenden Wartens die erste Flugstunde ihres Lebens bevor stand. Eine Erfahrung, die sie mit Freuden übersprungen hätte, womit sie beinahe alleine dastand. Daphne war ganz aufgeregt, als sich die Mädchen zum zweiten Mal an diesem Tag auf die Ländereien begaben, wo starker Wind ihnen ihre Haare ins Gesicht wehte. Wenigstens war es bisher trocken geblieben. Auch Pansy hatte sich von Daphnes Vorfreude und Dracos eigenen Lobpreisungen anstecken lassen und redete nur noch davon endlich selbst fliegen zu wollen.
 

Sie eilten einen leicht abfallenden Hang hinab, bis sie eine weite Rasenfläche nicht weit des Verbotenen Waldes erreichten, wo im frisch gemähten Gras eine Reihe wild aussehender Besen bereit lagen. Einen davon inspizierte Evelyn näher und konnte sich bei dem krummen, dünnen Besenstiehl nur noch weniger vorstellen, wie man auf den Dingern bequem fliegen konnte. Selbst Daphnes Freude wurde getrübt angesichts dieser alten Fliesenfeger.
 

Einige Gryffindors waren bereits anwesend, jedoch nicht die Personen, die eine Eskalation hervorrufen würde, wodurch es relativ ruhig blieb, bis Madam Hooch auf der Bildfläche erschien. Ihre gelben, falkenähnlichen Augen zogen Evelyn sofort in ihren Bann. Welchen Zauber Madam Hooch angewendet haben musste, um solche Augen zu bekommen?
 

Ihre Lehrerin ließ sich nicht lange bitten. "Na los, steht nicht so rum. Jeder nimmt sich einen Besen, hop hop!" Na guten Tag auch. Als ob nicht sie es gewesen war, die als letzte den Hang herunter gelaufen kam, kommandierte sie nun alle an ihre Plätze. Evelyn suchte sich einen Besen am Ende der Reihe, wobei sie darauf achtete einen guten Blick auf Harry zu haben. Das wird interessant. Sie hielt es für relativ sicher ihn von weitem zu beobachten, da sie hier wenig Potential sah, dass ihre Anwesenheit irgendetwas beeinflussen könnte.
 

"Stellt euch mit festem Stand neben euren Besen, hebt euren Arm, und sagt 'Hoch'!"
 

Von überall hörte sie, wie die Schüler der Aufforderung nachkamen. Ein Chor aus Stimmen, die alle dasselbe Wort immer und immer wieder riefen, erhob sich. Evelyn vergaß dabei selbst nach ihrem Besen zu rufen, während sie zu sah, wie Harrys Besen sofort in seine Hand schoss. Er wirkte dabei ähnlich überrascht wie Draco, der unweit von Harry ebenfalls die Szene beobachtete.
 

"Hoch!", sagte Millicent ihr gegenüber, doch der Besen neben ihr Sprang nur wie an Fäden hin und her. Daphne hatte derweil bereits ihren Besen erfolgreich in den Händen.
 

Schulterzuckend konzentrierte sie sich nun auf ihre eigene Aufgabe und sprach eher gelangweilt: "Hoch."
 

Geschockt stellte sie fest, wie der Besenstiehl sofort nach oben flog und gegen ihre Finger stieß, die sie gar kaum geöffnet hatte in Erwartung, dass der Besen sich nicht rühren würde. Mit irritiertem Gesicht schüttelte sie ihre schmerzenden Finger, während der Besen mit einem leisen Klong ins Gras zurück flog.
 

Kopfschüttelnd starrte sie ungläubig zu Boden. "Na, das war ja klar – das funktioniert", sagte sie leise zu sich selbst, als Madam Hooch den Griff jedes einzelnen überprüfte.
 

"Mr Malfoy, Sie fliegen einen Besen und machen kein Gewichte stemmen. Halten Sie ihn weiter unten und drehen Sie ihr Handgelenk", verbesserte sie Dracos Haltung, der mit jedem Wort der Lehrerin mehr Farbe aus seinem Gesicht verlor.
 

"Er ist einem Hubauber entkommen, ja klar", meinte Millicent mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht, wobei sie noch immer mit ihrem Besen kämpfte.
 

"Hubschrauber", verbesserte Evelyn und rief erneut ihren eigenen Besen, der wie zuvor in ihre Hände flog. Diesmal fing sie ihn auf.
 

Madam Hooch legte ein ordentliches Tempo vor und schon bald standen sie mit den Besen zwischen ihren Beinen geklemmt nebeneinander im Gras. Evelyn kam sich absolut albern vor, wobei der Gedanke heute sowieso noch nicht fliegen zu müssen beruhigend war.
 

Sie schaute zu einem rot angelaufenen Neville, der unsicher von einem Fuß auf den anderen tänzelte, seinen Besen hielt er dabei umklammert, als hinge von ihm sein Leben ab. Armer Neville.
 

"Hört alle auf meinen Pfiff. Auf mein Signal hin stößt Ihr euch mit aller Kraft vom Boden ab." Madam Hooch positionierte sich mit der Pfeife um ihren Hals griffbereit vor ihnen und schaute ihre Reihe entlang. "Ich will keine Höhenflüge. Ihr sollt eure Besenstiele gerade halten, ein Gefühl für das Schweben bekommen und sofort wieder landen. Lehnt euch dazu nach vorne. Auf meinen Pfiff! Drei-Zwei-"
 

Ein Schrei durchschnitt die angespannte Stille, den man beinahe für einen Pfiff hätte halten können. Parvati und Dean, die Neville am nächsten gestanden hatten, waren zur Seite gesprungen, als Neville in Schräglage begonnen hatte zu schweben.
 

"Mr Longbottom! Halten Sie sich gerade. Mr Longbottom, kommen Sie zurück!" Neville schwebte leise wimmernd und starr vor Angst höher, wobei er mit dem Körper zur Seite hing, unfähig sich fest zu halten. Ein Ruck schoss durch den Besen und er flog ungebremst in die Luft. Sein Flug dauerte nur Sekunden, da sein Griff sich bereits löste. Entsetzt sahen sie zu, wie er kippte und zu Boden fiel. Evelyn wandte sich ab und hörte nur den Aufschlag auf dem Gras.
 

Zu sehen, wie hoch sein Fall war, war erschreckend gewesen. Er hätte sich weit mehr brechen können, als nur sein Handgelenk.
 

"Was hat der denn gemacht?", hauchte Millicent erschrocken, die zu Evelyn gelaufen gekommen war.
 

"Zu eifrig", sagte Evelyn nur und zu zweit beobachteten sie, wie Madam Hooch die Menge, die sich um Neville zu bilden begann, auseinander trieb und ihn untersuchte.
 

"Er muss in den Krankenflügel", rief Madam Hooch über die Köpfe der Neugierigen hinweg. "Während ich ihn dort hin bringe, werden Ihr euch keinen Meter vom Fleck bewegen. Niemand rührt auch nur einen Besen an oder Ihr fliegt schneller von der Schule, als jemand von euch 'Quidditch' sagen kann!" Ihr strenger Ton brachte die meisten dazu, sofort ihre Besen aus der Hand zu werfen.
 

"Trottel, jetzt müssen wir warten, bis wir fliegen dürfen", murmelte Daphne mit verschränkten Armen als sie gemeinsam beobachteten, wie Madam Hooch mit einem weinenden Neville verschwand.
 

Draco gehörte zu den wenigen, die noch immer ihre Besen hielten. Es dauerte nicht lange, bis er laut zu lachen begann, was zum größten Teil auf Unverständnis traf. "Hab ihr gesehen, wie der Riesentrampel geschaut hat, als er mit seinem breiten Hintern auf dem Boden gelandet ist?" Mit verzerrtem Gesicht und gepressten Tönen imitierte Draco, was er glaubte gesehen zu haben. Daphne neben ihr versteckte ein Grinsen hinter den Händen. Diese Mühe machte sich Pansy nicht, die nun lauthals mit lachte.
 

"Sehr witzig, Malfoy. Halt doch einfach deinen Mund." Parvati war vorgetreten und versuchte Draco in seine Schranken zu weisen. Mit wenig Erfolg. Evelyn sah zu, wie das Drama seinen Lauf nahm.
 

"Wusste gar nicht, dass du auf diesen Lahmarsch stehst, Patil", waren Pansys Worte gewesen und Evelyn war beinahe froh, als Draco aufgeregt rief, er habe etwas gefunden.
 

Der Streit um das gläserne Erinnermich, das Neville beim Sturz verloren hatte, entfaltete sich vor Evelyns Augen, bis Draco in die Luft schwebte, gefolgt von Harry. Ein Raunen ging durch ihre Reihen, da sie alle nur zu gut wussten, was Madam Hooch ihnen angedroht hatten, falls sie es wagen sollten die Füße vom Boden zu nehmen.
 

Millicent schlug die Hände vor den Mund als sie sah, wie hoch die beiden stiegen. "Das gibt Ärger", murmelte sie, ihre Stimme gedämpft.
 

"Schaut euch Draco an!" Pansy verfolgte sie begeistert und auch Daphne war beeindruckt.
 

Evelyn interessierte sich derweil eher für die Figur im scharlachroten Mantel, die mit zum Himmel gerichteten Augen den Hang hinab gelaufen kam. Sie hatte eine Hand als Sonnenschutz erhoben, den sie bei dem wolkigen Tag gar nicht gebraucht hätte.
 

"Los Draco!", feuerte Goyle Malfoy an und wie aufs Stichwort sahen sie, wie etwas Glänzendes zu Boden segelte, Harry im Sturzflug direkt dahinter. Sein Umhang wehte im Flugwind und obwohl Evelyn wusste, dass er rechtzeitig hoch ziehen würde, riss sie die Augen auf als sie sah, wie nahe er dem Boden kam. Auch einige andere wurden unruhiger und kreischten auf, als er kurz vor dem Aufprall stand.
 

Keiner hatte bemerkt, wie Professor McGonagall sich abseits positioniert hatte und das Spektakel begutachtete, Zauberstab gezückt um im Zweifelsfall einzugreifen. Glücklicherweise war das nicht nötig. Harry landete mit dem Erinnermich in der Hand vor einer jubelnden Gruppe Gryffindor, nachdem er im letztmöglichen Augenblick mit einer Hand den Stiel umgerissen hatte.
 

"Verdammt, das war gut", gab Daphne zu und auch Pansy nickte. Draco stand mit grimmiger Miene einige Meter von ihnen entfernt und musste zusehen, wie Harry gefeiert wurde. Der Wind hatte seine ohnehin wilden Haare nach hinten geblasen, sodass sie ihm wie eine Föhnfrisur abstanden und die Narbe freilegten. Evelyn grinste und klatschte langsam anerkennend in die Hände.
 

"HARRY POTTER", meldete sich nun Minerva.
 

Sofort verstummte jeder und starrte auf die plötzlich in ihrer Mitte erschienene Professorin, die scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht war. So verhielten sich zumindest Seamus und Dean, da sie ihre Hauslehrerin mit offenen Mündern anstarrten, als sei sie ein Geist. Ohne zu zögern griff sie nach Harrys Schulter und zog ihn mit sich, weg von der Gruppe und Richtung Hogwarts, nachdem sie jeden Protest der Gryffindor im Keim erstickt hatte.
 

"Den haben wir wohl zum letzten Mal gesehen", sagte Millicent, die beinahe ebenso schockiert war, wie die Gryffindor. Draco hingegen winkte Harry mit triumphierendem Lächeln nach, wobei er nur ein Wort langsam und genüsslich formte: "Q-u-i-d-d-i-t-c-h."



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