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Wishes

»[MarcoxOC]«
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo und herzlich Willkommen zu meiner zweiten Fanfiction!

Also 'Wishes' wird vermutlich 20 Kapitel umfassen und wird daher eher ein kürzeres Projekt. Zudem spielt das Ganze im selben Universum wie meine andere Geschichte . Genauer gesagt ungefähr neun Monate nach dem Marine Ford Arc und zwei Monate vor dem Epilog.
Ich hoffe, ihr habt Freude mit meiner neuen Geschichte, die definitiv beendet wird, und seid mit meiner Darstellung von Marco und Co. zufrieden. Über Votes und Kommentare jeglicher Art würde ich mich natürlich freuen. :P

Betaleserin: Übernimmt wieder die gute Thistledown, die auf Fanfiktion.de zu finden ist.

Disclaime: Abgesehen von Cora, Liah, Nikira und anderen kleinen Erscheinungen sind alle Charaktere Eigentum von Eiichiro 'the King' Oda. Auch gehören mir keinerlei Handlungsorte. Außer natürliche jene, die meiner Fantasie entsprungen sind.

So! Und nun viel Spaß mit dem kleinen Einstieg!


~*~ Komplett anzeigen

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Prolog

Ein schwacher und gequälter Laut kam Cora über die Lippen, als sich die Messerklinge unterhalb ihrer rechten Schulter in ihr Fleisch bohrte und anschließend langsam über ihre Haut fuhr. Der Schnitt hinterließ ein brennendes Feuer, welches sich rasend schnell ausbreitete und ihren gesamten Körper binnen weniger Sekunden einnahm. Ihre Muskeln zuckten, baten um eine Pause von den höllischen Schmerzen.
 

Mit verschwommener Sicht starrte sie auf den Boden und schmeckte die Galle, die bei dem Anblick des Blutes ihren Hals hochkroch. Zittrig holte sie Luft und schloss die Augen. Sie wollte ihren eigenen Körper nicht sehen, der von Brandwunden und Schnitten übersät war. Stattdessen konzentrierte sie sich auf das Geräusch der roten Flüssigkeit, wie diese mit einem regelmäßigen Tropfen auf dem Boden aufkam.
 

Unweigerlich fragte sie sich, wie viele Qualen ein Körper ertragen konnte, bis er kapitulierte und endgültig in die erlösende Bewusstlosigkeit tauchte. Und wie viel Blut konnte ein Mensch tatsächlich verlieren, bis er durch den Verlust seiner Gliedmaßen nichts mehr spüren konnte? Welche Belastungen waren möglich, bis es einfach nicht mehr ging?
 

Es war Cora nahezu unmöglich, einen sinnvollen Gedanken zu fassen und sie war sich nicht sicher, wie lange sie dieser mentalen und physischen Folter noch standhalten konnte. Ständig dachte sie an die enormen Schmerzen und versuchte unter ihnen nicht den Verstand zu verlieren. Sie konnte nicht aufgeben. Sie durfte nicht. Niemals würde sie Liah alleine lassen. Liah...
 

„Mama? Was wünscht du dir zu deinem Geburtstag?" Ihre Tochter starrte sie mit großen, unschuldigen Augen an und erhoffte sich eine lockere und schnelle Antwort. Eine Antwort, für die man nicht großartig nachdenken musste. Doch manche Fragen beanspruchten eine längere Bedenkzeit. Deshalb wandte Cora ihren Blick von der damals Achtjährigen ab und betrachtete nachdenklich die Kerze, die beinahe zur Hälfte abgebrannt auf dem Nachttisch vor sich hin flackerte.
 

Was wünschte sie sich zum Geburtstag? Was wünschte sie sich in ihrem Leben? Sie dachte sofort an die klassischen Dinge wie Weltfrieden, der aufgrund der Ungerechtigkeit und der verschiedenen Ansichten nie zur Gänze eintreten würde. Sie dachte auch an Gesundheit, die durch diese brutale und rücksichtslose Welt niemals gewährleistet werden konnte. Sie dachte an eine behütete Liah, die dank ihrer Umgebung nie in vollkommener Sicherheit sein würde. Und sie dachte an sich selbst. An ein glückliches Leben, das trotz ihrer wunderbaren Tochter nicht ganz zustande kommen würde, weil ihr etwas Entscheidendes fehlte.
 

Cora musste trotz dieser Tatsachen lächeln, als sie wieder zu Liah sah. Sachte strich sie ihr die blonden Strähnen aus dem vor Neugier geprägten Gesicht. „Gar nichts", lautete schließlich ihre Antwort und stieß sofort auf Unverständnis.
 

Die Achtjährige richtete sich umständlich von ihrer liegenden Position auf und runzelte die Stirn. Mit ihren kleinen Händen stützte sie sich gegen die weiche Matratze. „Hä? Wieso gar nichts?"
 

Bei ihrer perplexen Frage musste sie leise lachen. „Weil ich alles habe, was ich brauche." Ihr Blick wurde sanft, als sie den verwunderten Blick ihrer Tochter sah. Die braunen Iriden des wichtigsten Menschen in ihrem Leben strahlten sie an und stimmten sie trotz dessen wehmütig. Wie sehr Liah ihm ähnelte...
 

Cora öffnete plötzlich hektisch die Augen und hob abrupt ihren Kopf. Der Schmerz kam so plötzlich und heftig, dass es sie innerlich zerriss und sich ihr Körper unter lautem Protest verbog. Sie öffnete den Mund, aber kein Laut wagte sich dieses Mal über ihre Lippen. Das enorme Stechen in ihrer Bauchgegend war so gewaltig, dass es ihr für einen kurzen Moment die Luft zum Atmen nahm. Panisch riss sie an der Kette, die ihre Handgelenke über ihrem Kopf zusammenhielt, und ignorierte jeden Nerv und jeden Muskel, der um Erlösung flehte. Kraftlos sackte sie schnell wieder in sich zusammen und senkte ihren Kopf, noch bevor der Schmerz vorbei war.
 

Heiße Tränen bahnten sich vor Anstrengung ihren Weg über die mit Blut verschmierten Wangen und brachten die Person vor Cora zum Lachen. Es klang wahnsinnig, sadistisch und machten ihr unmissverständlich klar, dass er noch lange nicht mit seinem Vorhaben fertig war. Er hatte gerade erst begonnen, während sie längst am Ende angelangt war.
 

Und trotz des Schmerzes, der sie endgültig in den Abgrund zu ziehen drohte, konnte sie ein schwaches Lächeln kaum verhindern. Nicht weil ihre prekäre Lage so amüsant war. Nein. Es war viel absurder. Zehn lange Jahre war es her, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Zehn Jahre und dennoch schlich er sich ausgerechnet hier und jetzt in ihre Gedanken. Sie fand es erbärmlich und trotz allem schaffte sie es nicht, ihn wieder aus ihrem Kopf zu bekommen. Die Erinnerungen ätzten sich wie eine Säure durch ihre mühsam errichtete Blockade und ließen längst vergangene Bilder vor ihren Augen aufblitzen. Bilder, die ihr schmerzhaft bewusst machten, dass es doch etwas gab, was sie sich von ganzem Herzen wünschte.
 

Denn alles was in ihrem Leben noch fehlte, war er.
 

Marco.
 

~*~

Between Life And Death

Auf einer kleinen Insel mitten im Westblue strahlte die Sonne mit den Bewohnern um die Wette. Die heftigen Regentage, die in den vergangenen Tagen für eine triste Stimmung in der Stadt gesorgt hatten, waren vorüber. Endlich konnten sich die Menschen wieder ohne Regenschutz ins Freie wagen. Auch ein Junge im Alter von 14 Jahren nutzte den schönen und vor allem trockenen Nachmittag, um unter einer großen Eiche vor sich hinzudösen. Die Ruhe, die nur von dem Rascheln der Blätter begleitet wurde, genoss er in vollen Zügen. Immerhin wusste er aus Erfahrung, dass diese selten von langer Dauer war.
 

„Marco? Hey, wach auf!“ Eine sanfte, aber dennoch fordernde Stimme ertönte plötzlich über ihm und verursachte ein Murren bei dem Blonden. Er hatte es tief in seinem Inneren geahnt…

Marco ignorierte das Mädchen jedoch und legte seinen Unterarm über sein Gesicht. Dadurch wollte er deutlich machen, dass es definitiv nicht in seiner Intention lag, jetzt aufzustehen. Als Antwort bekam er nur eine wüste Beleidigung, die man von einer 12-Jährigen vermutlich nicht erwartet hätte. Sein Mundwinkel zuckte. In Gedanken zählte er bis drei.
 

„Wenn du nicht sofort aufstehst, werde ich richtig wütend, weißt du?“ Abermals erhob das Mädchen über ihm die Stimme und klang dabei äußerst unheilvoll. Ein ungutes Gefühl keimte in ihm auf, denn er wusste, dass mit ihr nicht zu spaßen war. Trotz dieser Tatsache öffnete er nahezu belustigt seine Augen und sah sie von unten an. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und die Augenbrauen verärgert zusammengezogen. Wenn sie ihn so ansah, dann fand er sie immer besonders niedlich. Natürlich würde er ihr das nie im Leben sagen, denn das würde tagelange Schmerzen bedeuten. Seine beste Freundin mochte es nämlich gar nicht, wenn man sie als niedlich bezeichnete.
 

„Ich hoffe, es gibt einen äußerst wichtigen Grund dafür, dass du mich aufweckst.“ Er seufzte und stand widerwillig auf. Immerhin konnte er ihr kaum einen Wunsch abschlagen. Seine grasgrünen Augen richteten sich auf das Mädchen, das vor ihm mit ihren geflochtenen Haaren spielte.
 

„Also eigentlich war mir nur furchtbar langweilig.“ Mit einem Lächeln, welches nicht ansatzweise schuldbewusst wirkte, zuckte sie mit den Schultern.
 

Marco seufzte abermals, war ihr aber keineswegs böse. Wie konnte er auch? „Und was genau hast du jetzt, wo ich schon wach bin, vor?“, wollte er wissen und streckte sich.
 

Das zwölfjährige Mädchen grinste. „Ich dachte, wir könnten in den Wald gehen und du zeigst mir diesen einen Trick, den du so gut draufhast.“ Ach, das hatte sie also im Sinn.
 

Marco verschränkte die Arme und runzelte die Stirn. „Wieso willst du eigentlich kämpfen lernen?“ Die Frage stellte er sich bereits seit geraumer Zeit. Genauer gesagt seit drei Wochen, in denen sie ihn öfters darum gebeten hatte, ihr ein paar Techniken zu zeigen.
 

Seine beste Freundin Cora stieß angestrengt die Luft aus. „Naja, wenn ich mich selbst verteidigen kann, dann musst du mich nicht immer beschützen.“ Mit festem Blick sah sie ihn an. Sie war überzeugt von dieser Tatsache und würde sich auch nicht so schnell davon abbringen lassen.
 

Auf dem Gesicht des Blonden erschien bei ihrer Antwort ein sanftes Lächeln. Er ging auf sie zu und legte seine Hand auf ihren Haarschopf. Sie war einen ganzen Kopf kleiner als er, weshalb sie ihn mit großen Augen von unten herauf ansah. „Ich beschütze dich aber gerne, Zwerg.“
 

Statt sich bei seinen Worten geschmeichelt zu fühlen, wurde ihr Blick trotzig und sogar ein wenig verärgert. Sie war drauf und dran mit ihrem Fuß aufzustampfen. „Nenn mich nicht immer Zwerg, du Idiot!“
 

Marco zog seinen Arm zurück und vergrub seine Hände in seinen Hosentaschen. „Ich kann doch auch nichts dafür, dass du so winzig bist“, murmelte er und machte sich ein kleines bisschen lustig über sie. Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, ging er einen großen Schritt nach hinten, da Cora trotzig nach ihm schlug. Er biss sich auf die Lippe. Sie war wirklich niedlich, wenn sie ihn so wütend anfunkelte. Aufgrund ihrer zierlichen Statur war es für viele schwer zu glauben, dass sie das Temperament von mindestens zehn Männern besaß. Außerdem hatte sie den größten Sturkopf, den er kannte.
 

„Manchmal frage ich mich, wieso ich meine kostbare Zeit mit dir verbringe.“ Sie verdrehte ihre warmen, bernsteinfarbenen Augen und wirbelte herum. Sie wartete gar nicht darauf, dass er sich in Bewegung setzte.
 

Marco folgte der Jüngeren. „Das habe ich mich auch schon öfters gefragt.“ Er sagte dies mehr zu sich selbst, aber Cora hatte ihn genau verstanden.
 

Abrupt blieb sie stehen und wandte sich energisch zu ihm um. „Du hast einen riesigen Vogel, Marco! Und das meine ich nicht nur sinnbildlich!“ Sie hatte ihre Arme verschränkt und konnte nicht glauben, dass er wieder damit anfing. Die 12-Jährige wusste genau, welche Gedanken ihm gerade durch den Kopf gingen. Immerhin kannte sie ihn schon ziemlich lange und deshalb verstand sie nicht, wieso er dieser Ansicht war. Klar, ihr bester Freund war nicht gerade einfach und zu Beginn hatte er Schwierigkeiten gehabt, ihr zu vertrauen. Sie war ihm damals wochenlang nachgerannt, bis er ihr zumindest seinen Namen verraten hatte. Der Anfang ihrer Freundschaft war schwer gewesen, doch mittlerweile konnte sie sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Deshalb mochte sie es gar nicht, wenn er sich fragte, wieso man mit ihm überhaupt Zeit verbringen wollte. Er war nicht umsonst ihr bester Freund. „Ich werde jetzt nicht näher darauf eingehen, aber wenn du noch einmal so einen Schwachsinn sagst, muss ich dich leider windelweich prügeln.“ Ernst sah sie ihn an, obwohl sie wusste, dass sie gegen den Jungen, der zwei Jahre älter war als sie, keine Chance hatte.
 

Das wusste auch Marco, der ihren Blick zweifelnd erwiderte. „Das würde ich nur zu gerne sehen.“ Ein leichtes Grinsen, welches er viel zu selten zeigte, schlich sich auf sein Gesicht.
 

Der verärgerte Ausdruck bei Cora verschwand und machte Platz für ein erleichtertes Lächeln. So gefiel ihr das schon besser. „Oh, das wirst du auch noch sehen.“ Sie machte kehrt und hüpfte förmlich über die Wiese. Sie erntete ein leichtes Kopfschütteln von dem Blonden.
 

Das Mädchen sah während des Gehens nach hinten und kicherte, als sie seinen üblichen gelangweilten Ausdruck bemerkte.

Ihr Lachen hallte nahezu über das Feld, wurde aber nach und nach zu einem Echo. Es klang merkwürdig und Marco runzelte die Stirn. „Cora?“ Ihre Silhouette verblasste zunehmend. „Was…?“, murmelte er irritiert. Sein Herz begann zu rasen und Panik machte sich in ihm breit. Seine Schritte beschleunigten sich, bis er anfing zu rennen. Er streckte seinen Arm nach seiner besten Freundin aus, doch er erreichte sie nicht. Ihr Körper war kaum noch zu sehen und das machte ihm Angst. Große Angst. Er rief nach ihr. Immer und immer wieder, bis sie schließlich nicht mehr zu sehen war. Seine Atmung ging schnell und er fühlte diesen Druck in sich, der immer größer wurde und ihn zu zerreißen schien. „Cora“, murmelte er leise vor sich hin. Wieder und wieder, doch es war aussichtslos.
 

Unsanft wurde er zurück auf den Boden der Tatsachen geschleudert, wodurch er völlig hektisch seine Augen aufriss. Sein Herz raste und seine Atmung ging unruhig. Nur langsam wurde ihm bewusst, dass er geträumt hatte. Ein viel zu realistischer Traum hatte ihn heimgesucht und sein Inneres zur Gänze durcheinander gebracht. Einen Moment hielt er inne, um das emotionale Chaos zu schlichten, ehe er sich erschöpft über das Gesicht fuhr. Beinahe verärgert richtete er sich schließlich auf, stützte die Ellbogen auf seinen Knien ab und starrte auf den Holzboden seiner Kajüte. Jedes Mal war es dasselbe und jedes Mal handelten die Bilder von ihr. Egal welches Ereignis seiner Vergangenheit sich vor seinem geistigen Auge abspielte, es endete immer gleich. Immer verschwand sie.
 

Genervt vergrub er sein Gesicht in seinen Handflächen. Das Pochen, welches ebenfalls nicht besser werden wollte, machte ihn langsam wahnsinnig. Es war, als würde der Schmerz etwas ankündigen. Etwas Unheilvolles. Normalerweise täuschte ihn sein Gefühl nicht. Er hoffte, dass es dieses Mal anders war.
 

Schwerfällig erhob er sich, legte seine Hand in den verspannten Nacken und machte sich auf den Weg an Deck. Dort angekommen, sah er nach oben. Der Himmel war so blau wie das Meer und die Sonne sorgte für eine angenehme Temperatur. Das Wetter passte allerdings absolut nicht zu seiner Stimmung, obwohl der letzte Kampf bereits ein paar Tage zurücklag und auf dem Schiff eine wohltuende Ruhe herrschte. Marco seufzte und versuchte den Traum zu vergessen. Stattdessen konzentrierte er sich auf den Wind und das Rauschen des Wassers. Diese zwei Aspekte halfen schon immer, ihn zu beruhigen.
 

Seit dem Krieg war ein dreiviertel Jahr vergangen und das Piratenzeitalter hatte seinen Höhepunkt erreicht. In der Zeit gab es viele Angriffe auf die Moby Dick. Einige Banden waren der Ansicht, dass es nun ein Leichtes wäre, die Whitebeard-Piraten zu vernichten, da Edward Newgate nicht mehr lebte. Doch wie falsch sie alle damit lagen. Der Phönix war ein guter Käpt’n und hatte noch dazu eine verdammt starke Crew. Niemand konnte sie besiegen. Dafür würde er sorgen.
 

Von einer aufgeregten Stimme wurde er prompt aus seinen Gedanken gerissen: „Feindliches Schiff in Sicht!“ Marco sah zu Riko, einem Mann aus der fünften Division. Er hatte Wachdienst. Besagter Pirat kletterte nach unten und kam vor ihm zum Stehen. Unaufgefordert lieferte er seinem Käpt’n die notwendigen Details: „Sieht nach einem Handelsschiff aus.“ Der stämmige Mann mit den dunkelblonden Haaren grinste erfreulich. Natürlich. Handelsschiffe waren immer ein guter Fang, wenn es um neuen Proviant ging.
 

Marco wandte sich zum Meer und konnte in der Ferne einen schwarzen Punkt ausmachen. Er runzelte die Stirn, als dieses Gefühl von vorhin stärker wurde. Auch der Vogel, der seit dem Erlangen der Teufelskräfte wie eine zweite Seele in ihm lebte, bemerkte es und wurde zunehmend unruhiger. Mit einem harten Gesichtsausdruck meinte er sachlich: „Holen wir uns die Beute.“
 

Die Moby Dick änderte minimal den Kurs. Das feindliche Schiff bemerkte die Moby Dick recht spät und da sich die Moby dank der ausgezeichneten Bauweise schnell auf dem Wasser fortbewegte, war es keine große Herausforderung, dieses einzuholen. Das Aufeinandertreffen selbst war recht unspektakulär und es dauerte nicht lange, bis ein Kampf entstand. Der Käpt‘n selbst beobachtete die Whitebeard-Piraten, wie sie sich bei den Feinden austobten, und griff nicht ein. Sie brauchten ihn nicht. Erst als der Großteil besiegt war, sprang er mit Leichtigkeit an Deck des kleineren Schiffs. Bevor er die Beute kontrollierte, wollte er allerdings zu dem Mann, der hier das Sagen hatte. Besagter Mann kniete auf dem Boden und wurde von Jozu festgehalten. Sein Gesicht war von Wunden übersät und aufgrund des Kampfes wirkte er ausgelaugt.
 

„Wie ist dein Name, Menschenhändler?“ Marcos Stimme klang kühl, als sein Blick auf sein Tattoo fiel. Der Halbmond war ein gängiges Symbol in dieser verachtenswerten Branche und wenn er etwas in den vergangenen Jahren gelernt hatte, dann, dass man diese Leute nicht unterschätzen sollte.
 

Die Miene des Mannes war finster. „Das geht dich nichts an, Phönix“, zischte er und erntete sofort einen heftigen Schlag von Jozu, der ein solches Verhalten gegenüber seinem Käpt‘n nicht tolerierte.
 

Marco verschränkte seine Arme. „Dein Name.“ Dieses respektlose Auftreten strapazierte im Moment seine Geduld.
 

Deshalb war es fast schon eine Genugtuung, als der Glatzköpfige Blut auf den Boden spuckte und ihm widerwillig eine Antwort gab: „Bone.“
 

Kaum hatte er gesprochen, runzelte der Käpt’n der riesigen Crew die Stirn. Nicht aufgrund des Namens, sondern aufgrund des merkwürdigen Gefühls, welches plötzlich in ihm aufflammte. Es war ähnlich wie jenes von vorhin, doch dieses Mal weitaus stärker. Er wollte etwas sagen, aber als die Unruhe ihn einnahm und seine ohnehin schon geringe Konzentration nachließ, konnte er selbst Jozus Worte nicht mehr verstehen. Es war, als wäre alles weit entfernt. Nur den Phönix in seinem Inneren nahm er wahr, als dieser aufgeregt mit den Flügen flatterte und nach seiner Aufmerksamkeit verlangte. Marcos Körper verkrampfte sich und schlussendlich konnte er nicht anders. Langsam drehte er sich nach rechts. Das Blut rauschte in seinen Ohren und als er die Person erblickte, die sich mit einiger Entfernung an der Reling festhielt, fühlte er sich plötzlich wie betäubt.
 

Es war eine dunkelhaarige Frau, die Mühe hatte, aufrecht zu stehen. Der Anblick war schockierend. Die Kleidung hing ihr in Fetzen vom abgemagerten Leib und verdeckte nur das Nötigste. Unzählige Narbe und auch frische, tiefe Wunden zierten ihre blasse Haut. Das Blut tropfte aus den meisten Schnitten auf den Boden und bildete nach und nach eine kleine Pfütze. Sie öffnete den Mund, aber kein Wort kam ihr über die Lippen. Ihre Augen suchten hektisch nach etwas Vertrautem und verharrten schließlich bei Marco.
 

Dieser wusste indes nicht wie ihm geschah. Seine Atmung stockte und selbst sein Herz setzte bei ihrem Anblick für eine Sekunde aus, nur um in doppelter Geschwindigkeit erneut zuzuschlagen. Übelkeit stieg in ihm auf. „Das ist unmöglich“, hauchte er und zog damit die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich. „Cora?“ Ungläubig sah er sie an. Nein. Das war nicht sie. Das konnte nicht sie sein.
 

Die ihm bekannte Frau hatte ihre Nägel so fest in das Holz der Reling gekrallt, dass ihre Knöcheln weiß hervortraten. Ein verzweifelter Laut kaum ihr über die Lippen, als plötzlich ihre Beine nachgaben und sie nach vorne kippte. Sie wäre auf dem Boden gelandet, wenn Jozu nicht so schnell reagiert hätte.
 

Nur langsam realisierte Marco, was hier vor sich ging. Er schluckte und ging auf den Hünen und die mittlerweile bewusstlose Frau zu. Dabei nahm der Blonde kein einziges Mal die Augen von ihr. Von den sonst so geordneten Gedanken war kaum etwas übrig. Viel zu überrumpelt war er von dem plötzlichen Auftauchen der Bekannten. Spielte ihm das Schicksal einen Streich? War sie tatsächlich hier oder handelte es sich nur um eine weitere Illusion? Nein. Das war sie wirklich. Selbst nach so vielen Jahren erkannte er das Mädchen, welches in seiner Kindheit die einzig positive Konstante gewesen war. Und jetzt war sie hier. Hier bei ihm. Halb tot. Diese Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Langsam streckte er die Arme nach ihr aus. „Gib sie mir“, befahl er ungewohnt hart.
 

„Marco! Was zum Teufel ist los? Woher kennst du sie?“ Haruta stand mit ernster Miene neben den Männern und schien genauso skeptisch zu sein, wie die restlichen Anwesenden.
 

„Das tut nichts zur Sache. Gib sie mir, Jozu.“ Marcos Worte ließen keine Widerrede zu, weshalb der Angesprochene seinem Befehl sofort nachkam. Auch wenn er der Sache eher misstrauisch gegenüberstand.
 

„Was hast du vor?“, fragte Haruta abermals eindringlich, die noch immer nichts verstand.
 

Ihr Käpt‘n sah aber nicht auf. „Ich bringe sie zur Krankenstation. Sofort.“ Vorsichtig veränderte er ihre Position, sodass ihr Kopf an seiner Brust ruhte. Er drehte sich um und verschwand umgehend auf die Moby Dick, ohne auch nur einmal zurückzusehen.

Sein Gesichtsausdruck war hart und sein Kiefer angespannt, als er das Innere des Schiffs erreichte und seinen Blick eisern den Flur entlang richtete. Er wollte sie nicht ansehen. Der Gedanke, dass ihr jemand tagelang diese Wunden zugefügt hatte, brachten ihn um den Verstand. Unzählige Szenarien rasten durch seinen Kopf. Projizierten Bilder, die er niemals sehen wollte. Bilder, wie sie vor Schmerzen schrie. Er bebte vor Wut. Sein Blut rauschte pulsierend durch seine Venen und nur mit Mühe konnte er verhindern, dass er sofort aufs gegnerische Schiff lief und diesem Mann den Kopf abschlug. Niemand durfte ihr etwas antun. Absolut niemand. Nicht ihr…
 

Seine Gedanken waren noch immer das reinste Chaos, als er das Krankenzimmer von Tao betrat. Der Arzt und mehrere Schwestern wurden sofort auf ihn aufmerksam.
 

„Heilige Scheiße! Das sieht übel aus“, rief der Schiffsarzt und erntete einen eisigen Blick von dem Vize. Das war nicht das, was er hören wollte.
 

„Sie darf nicht sterben. Hast du verstanden?“ Seine Aufforderung klang harsch und alles andere als nett, weshalb ihn Tao zuerst verwirrt ansah. „Hast du verstanden?“, wiederholte Marco energisch und etwas lauter. Der Arzt nickte nur perplex und gab den Krankenschwestern Anweisungen, die ebenfalls von seinem Verhalten überrascht waren. So hatten sie ihn erst einmal erlebt und das war ein paar Monate her…
 

Dem Käpt‘n war das jedoch alles egal. Er legte sie vorsichtig auf das Bett, ging ein paar Schritte nach hinten und fuhr sich durch die Haare. Es fiel ihm schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Mit geschlossenen Augen lehnte er sich gegen die Wand. Er konnte einfach nicht glauben, dass sie hier war. Mitten auf der Grand Line. Blutüberströmt. Was, wenn sie nicht überlebte? Sie durfte nicht sterben. Nicht, wenn er sie gerade erst wiederhatte.
 

Nur einer war schuld an ihrem Zustand. Nur dieser verdammte Sklavenhändler...
 

Mit einem Mal baute sich eine unglaubliche Wut in ihm auf, sodass er mit einer vor Zorn geprägten Miene seine Lider öffnete und verärgert gegen die Wand schlug, die einen Riss bekam. Er würde dafür büßen.
 

„Alles okay, Marco?“, fragte Tao vorsichtig, dem seine verkrampfte Haltung natürlich aufgefallen war. Etwas stimmte nicht mit ihm. Er war komplett neben der Spur. Grüblerisch sah der Arzt auf die Frau. Sein Verhalten hatte definitiv etwas mit ihr zu tun.
 

Marco ballte indes seine Hand zu einer Faust. „Absolut nicht“, zischte er leise, doch verstehen konnte ihn jeder.
 

„Ich glaube, es ist besser, wenn du jetzt gehst.“ Ernst sah Tao ihn an. In seinem derzeitigen Zustand war es nicht gut, wenn er hier war.
 

Zu seiner Überraschung nickte der Blonde abwesend. „Gute Idee. Ich muss ohnehin noch etwas erledigen.“ Mit finsterem Blick drehte er sich um und verschwand aus der Krankenstation. Besorgt sah der Arzt ihm nach. Er hoffte, dass er nichts Unüberlegtes tat.
 

„Doc? Was folgt als nächstes?“ Die Schwester namens Fiona riss ihn aus den Gedanken.
 

Für seine nächsten Worte überlegte er nicht lange. „Blutkonserven. Die hat sie bitter nötig.“
 

~*~
 

Long Time No See

Als Cora zwei Tage später ihre Augen öffnete, rührte sie sich in der ersten Minute ihres Wachseins keinen Zentimeter. Nicht nur, weil sich ihr Körper anfühlte als hätte man ihn in Flammen gesetzt. Nein. Grund für ihre Bewegungslosigkeit waren die spärlichen Erinnerungen, die sich dennoch wie ein heißes Eisen in ihr Gedächtnis gebrannt hatten. Eine beängstigende Menge Blut und das unheilvolle Grinsen von Bone waren alles, an das sie sich noch erinnern konnte. Hinzu kam die unbekannte Umgebung und das machte alles noch schlimmer.
 

Konfus hefteten sich ihre Augen auf ihren rechten Handrücken, nachdem sie nervös durch den Raum gewandert waren. Fahrig strich sie mit ihren Fingern über den Katheter, der irgendein Sedativum in ihren Körper leitete. Als sie wohl etwas zu heftig an dem Teil ankam, zuckte sie kurz zusammen. Dieser verursachte Stich brachte sie jedoch dazu, dass sich der Nebel in ihrem Kopf zumindest ein wenig verzog. Noch immer leicht benommen, versuchte sie sich unter enormen Schmerzen aufzurichten, dabei fixierte sie mit tränenden Augen und zusammengepressten Lippen ihren bandagierten Oberkörper.
 

„Wo bin ich hier?“, stellte sie krächzend jene Frage, die ihr bereits seit dem Erwachen in den Sinn gekommen war. Ihr Blick wanderte von ihrem Körper abermals zu ihrer Umgebung. Halb aufrecht befreite sie ihre Beine von der Bettdecke. Cora hatte das Gefühl, als würde sie gerade alles einengen. Die Decke und vor allem dieses Krankenzimmer, in dem sie sich befand. Nervös krallte sie ihre Nägel in das weiße Leintuch.
 

Eine Krankenschwester, die bis dato in ihre Arbeit vertieft war, wurde erst jetzt auf die einzige Patientin im Raum aufmerksam. Doch bevor sie auf ihre Frage eingehen konnte, bekam sie es mit der Panik zu tun. „Hey! Was tust du da? Du sollst dich nicht aufsetzen!“ Bei dem leicht panischen Ausruf zuckte die Dunkelhaarige zusammen und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Krankenschwester, die ein verflucht gewagtes Kleid trug.
 

Cora hielt dadurch inne und kam so indirekt dem Befehl nach. „Wo bin ich hier?“, wiederholte sie ein wenig eindringlicher. Unruhig fing sie an, an ihrer Bettdecke zu nesteln. Wieso konnte sie sich an kaum etwas erinnern? Wie war sie hier gelandet? Die Unwissenheit machte sie verrückt!
 

„Wie wäre es, wenn du dich zuerst wieder hinlegst, ich den Doc hole und du mit ihm darüber sprichst?“ Die Krankenschwester lächelte, doch es wirkte alles andere als freundlich. Allerdings war das Cora egal, denn alles was sie wollte, war, dass man ihre Frage beantwortete. Deshalb biss sie ihre Zähne so fest zusammen, dass ein unangenehmes Knirschen entstand. Die Dunkelhaarige ballte zusätzlich ihre Hände zu Fäusten und unterdrückte eine wüste Beleidigung. Stattdessen holte sie tief Luft, löste die Anspannung in ihren Schultern und fuhr sich mit dem Handrücken, in dem keine Nadel steckte, über die Augen.
 

Ausgerechnet jetzt die Beherrschung zu verlieren, würde sie auch nicht weiterbringen. Außerdem hätte sie auf die schwarzhaarige Krankenschwester hören sollen. Die schnelle und verfrühte Bewegung war rücksichtslos gegenüber ihren Verletzungen gewesen. Deshalb legte sie sich langsam, und mit Unterstützung ihrer geschwächten Arme, wieder zurück.
 

Mit einer erschöpften Stimme meinte sie: „Könntest du…könntest du mir jetzt bitte sagen, wo ich bin?“ Als Cora ihren Kopf hob und so den Blick der Krankenschwester begegnete, war die anfängliche Unfreundlichkeit aus ihrem Gesicht verschwunden. Jetzt hatte es den Anschein, als hätte die Schwarzhaarige einfach nur Mitleid mit ihr.
 

Diese schien unsicher zu sein, ob sie ihr antworten sollte. Doch nach einem kurzen inneren Konflikt seufzte sie nachgiebig. „Du befindest dich auf der Moby Dick. Also bei den Whitebeard-Piraten, aber alles Weitere solltest du mit dem Doc besprechen.“ Die Schwester sagte noch etwas, doch Cora hatte nach dem Wort Whitebeard-Piraten bereits abgeschaltet. Voller Entsetzen sah sie der Frau mit großen Augen nach, als sie den Raum verließ. Fassungslos öffnete sie ihren Mund, doch kein Laut kam über ihre spröden Lippen.
 

„Das…das ist eine absolute Katastrophe“, murmelte Cora und konnte noch immer nicht glauben, dass sie hier war. Von all den Schiffen auf diesem verdammten Meer musste sie ausgerechnet auf diesem landen. Sie war nicht bereit dafür. Nicht bereit, ihn wieder zu sehen.
 

Sie schloss die Augen, als ihre Atmung auf einmal unkontrolliert schneller wurde. Sie war hier. Hier in seiner Nähe. Wieso jetzt? Wieso? Nervös biss sie sich auf ihre trockene Lippe. All die Jahre hatte sie unzählige Szenarien durchgespielt und war dabei gedanklich Konversationen durchgegangen, die niemals stattfinden würden. Und dennoch war sie nicht bereit dazu. Nicht im Geringsten. Sie konnte ihm nicht gegenübertreten. Sie wollte es nicht.
 

Der anfängliche Schock schlug urplötzlich um und Panik machte sich in ihr breit. Hektisch durchforstete sie ihren Kopf nach einer Lösung. Sie war auf einem verdammten Schiff. Wie sollte sie von hier unauffällig verschwinden können? Für einen kurzen Moment lang versuchte sie das Chaos in ihrem Inneren zu ordnen. Sie wusste nicht, was sie denken sollte. Sie hatte nicht mal ansatzweise daran gedacht, dass sie ihm jemals wieder gegenübertreten würde. Diese Tatsache brachte alles durcheinander und dann war da auch noch Liah. Er hatte keine Ahnung, dass sie überhaupt existierte…
 

Die Dunkelhaarige holte bei der Erkenntnis tief Luft und schlug die Bettdecke beiseite. Sie konnte gerade nicht untätig herumliegen. Sie musste sich zumindest versuchen zu bewegen, um zu sehen, wie schlimm ihre Verletzungen tatsächlich waren und wie lange sie brauchte, um vollends zu genesen. Cora musste weg von diesem Schiff. So schnell wie möglich. Dass sie dabei unweigerlich auf Marco treffen würde, verbannte sie kurzfristig aus ihrem Kopf.
 

Vorsichtig setzte sie schließlich ihre Füße auf den Boden. Allein diese Bewegung war die reinste Tortur und machte ihr klar, durch welche Qualen ihr Körper gegangen sein musste. Für eine Sekunde nahm ihr der Schmerz sogar die Luft, sodass sie kurzzeitig innehielt. Angespannt versuchte sie sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Dabei wanderte ihr Blick zu den schwarzen Shorts. Es waren nicht ihre, denn diese hier war ihr ein wenig zu weit. Der Rest der sichtbaren Haut war, wie ihr Oberkörper, bandagiert.

Sie seufzte und wollte nicht wissen, wie schlimm ihre Wunden aussehen mussten. Indem sie ihre Augen weiterwandern ließ, kam sie auf andere Gedanken. Die Infusion stach besonders hervor. Ohne zu zögern, griff sie nach der Nadel und zog sie sich aus der Haut. Anschließend verlagerte sie ihr Gewicht auf ihre Beine und versuchte langsam aufzustehen. Sie zitterten und konnten sie nur mühsam halten, weshalb sie ihre Finger in die Matratze krallte.
 

Es musste erbärmlich aussehen, wie sie völlig verkrampft dastand und nicht mal einen Schritt zusammenbrachte. Wieso war sie auch so blöd, sich von diesem drittklassigen Menschenhändler fassen zu lassen? Es war ein Anfängerfehler gewesen, der sie in diese Misere gebracht hatte und ihr Leben gehörig auf den Kopf gestellt hatte. Zudem hatte sie Liah eine Ewigkeit nicht mehr gesehen und für einen Moment trieb ihr diese Erkenntnis Tränen in die Augen.
 

Cora kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. „Reiß dich gefälligst zusammen“, murmelte sie und versuchte, sich selbst Mut zu machen. Rumjammern würde sie auch nicht schneller hier wegbringen.
 

Mit aller Kraft und einem halbwegs klaren Kopf versuchte sie einen kleinen Schritt nach vorn. Das Pochen in ihren Gliedmaßen war unerträglich, weshalb sie angestrengt ihre Zähne aufeinanderbiss. Diese sonst so natürliche Bewegung hatte ihr Schweißperlen auf die Stirn getrieben. Sie war darüber verärgert, wusste doch, was das zu bedeuten hatte. Und nicht umsonst hatten sich die Tage in dem Verlies angefühlt wie die Hölle auf Erden. Genau genommen hatte sie nicht mal gedacht, dass sie diese Gefangenschaft überleben würde…
 

„Verflucht! Wer hat dir die Erlaubnis erteilt, aufzustehen?“ Zum zweiten Mal in kürzester Zeit ertönte eine aufgebrachte Stimme. Mit angestrengtem Gesicht betrachtete sie den relativ jungen Mann in der weißen Arztkleidung. Er sah wütend aus. Verständlich, denn sie hatte ihre Bettruhe missachtet. Dennoch dachte sie nicht daran, klein beizugeben.
 

„Ich schätzte, das war ich.“ Bemüht locker stützte sie sich am Bettrand ab und biss sich dabei fest auf die Zunge, denn diese Position war absolut nicht angenehm, sondern verdammt schmerzhaft. Manchmal war sie ein ziemlicher Idiot.

„Der Arzt bin hier immer noch ich.“ Eindringlich sah er sie an und lieferte sich mit ihr ein kurzes Blickduell.
 

Doch sie verdrehte schnell nachgiebig die Augen und antwortete: „Schon gut. Ich leg mich wieder hin.“ Dieses Mal ging sie nicht den ganzen Weg wieder zurück, sondern hievte sich wieder auf das Bett und robbte unelegant zurück. Beinahe erleichtert, den weichen Untergrund zu spüren, atmete sie auf.
 

Der Arzt kam auf sie zu und stellte sich neben sie. Cora beobachtete ihn genau, als er an ihrem Oberschenkel langsam den Verband abnahm. „Du hast ganz schön übel ausgesehen und jede Menge Blut verloren. Viele Wunden waren so tief, dass wir sie nähen mussten“, erklärte er ihr nebenbei. Vergessen war der Ärger über ihre voreiligen Gehversuche. „Deshalb solltest du auch nicht aufstehen. Sie sind frisch und könnten aufreißen.“ Er sah kurz zu ihr, widmete sich aber schnell wieder ihren Blessuren. Sie sah bewusst nicht hin. Den Anblick frischer Wunden wollte sie sich nicht antun.
 

Als er wieder von ihr abließ, drehte er sich zu ihr. „Ich bin übrigens Tao.“ Dieses Mal lächelte er sie freundlich an.
 

„Cora“, antwortete sie halbherzig. Auch wenn sie ihm für seine Hilfe dankbar war, so wollte sie noch immer schnellstmöglich weg von hier. Einerseits natürlich wegen ihrer Tochter und andererseits wegen Marco.
 

„Also Cora. Du solltest dich ausruhen. Falls du etwas brauchst, ruf einfach. Wir sind meistens im Nebenraum. Ansonsten schaut jede Stunde jemand bei dir vorbei. Okay?“ Nachdem sie nickte, wollte er gehen. „Ach ja! Bevor ich es vergesse. Marco wol-“
 

„Nein!“, rief sie bei der Erwähnung seines Namens und kam sich augenblicklich dumm vor. Deshalb räusperte sie sich peinlich berührt. „Er…ich…will ihn nicht sehen.“ Die Dunkelhaarige wandte ihren Blick ab und starrte stur auf ihre Finger, die an den Schnüren ihrer Shorts herumspielten. Sie wusste, dass ihr Verhalten kindisch und dumm war, aber sie hatte ihre Gründe.
 

Tao seufzte bei ihren Worten. „Schön. Ich sag ihm, dass du fürs Erste Ruhe brauchst. Aber dieses Gespräch ist unausweichlich. Der Käpt‘n besteht immer darauf, mit…Gästen persönlich zu sprechen. Und in diesem Fall versteh ich das auch. So habe ich Marco noch nie erlebt.“ Den letzten Teil sagte er mehr zu sich selbst, aber Cora hatte ihn genau verstanden.
 

Auch nachdem sie ihm dankte und er aus dem Raum ging, dachte sie über seine Worte nach. Wie hatten sie ihn noch nie erlebt? Sie hätte nachhaken sollen, aber andererseits ging sie das nichts an. Es interessierte sie auch nicht. Dachte sie zumindest. Denn trotz allem war der Phönix Mittelpunkt ihrer Gedanken, bis sie vor Müdigkeit wieder ins Traumland driftete.
 

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Cora schlug das nächste Mal ihre Augen auf, da war es Abend. Ihr Schlaf war dunkel und ohne Erinnerungen gewesen. Sie war froh darüber, denn wenn sie träumte, dann kam immer er darin vor. Er und sein Lachen. Er und seine stechend grünen Augen. Er und seine Hände auf ihrem Körper. Diese Bilder erinnerten sie immer wieder an die schöne Zeit von damals. Als sie beide jung, leichtsinnig und ohne Sorgen waren. Als sie zusammen waren. Das war das einzig Gute an der ganzen Sache. Diese Träume waren niemals über sein Verschwinden und die einsame Zeit danach. Dennoch wachte sie immer mit einem schmerzhaften Pochen in der Brust auf. Damit und mit dem Wissen, dass es niemals wieder so sein würde. Deshalb war sie froh, wenn sie nicht träumte. Denn Träume weckten Erinnerungen.
 

Sie blinzelte noch immer verschlafen und setzte sich langsam auf. Nicht zur Gänze ausgeruht, rieb sie sich mit ihrem Handrücken über die müden Lider. Auch wenn sie Stunden geschlafen hatte, so kam es ihr vor, als wären es nur Minuten gewesen. Gähnend streckte sie ihre Arme durch und nahm zufrieden zur Kenntnis, dass zumindest diese Bewegung nicht schmerzte. Es war zwar nur eine Kleinigkeit, aber wenigstens etwas. Sie sah es als Fortschritt und jeder Fortschritt bedeutete, dass sie schneller nach Bartigo Island kam. Diese Tatsache stimmte sie positiv und deshalb bildete sich nach längerer Zeit wieder ein ehrliches Lächeln auf ihren Lippen. Wie so oft, wenn sie an Liah dachte.
 

Sie war so in ihren Gedanken versunken, dass sie die Person nicht bemerkte, die an der Wand lehnte und sie beinahe schon verletzt betrachtete. „Du hast dich kaum verändert“, sagte Marco matt und erhielt dadurch Coras ungeteilte Aufmerksamkeit.

Die Braunhaarige war bei der Stimme erschrocken zusammengezuckt, doch erst als sie ihn sah, begriff sie, wer dort stand. Ihre Augen weiteten sich und für einen Moment glaubte sie, dass ihre Sinne sie täuschten.
 

„Marco?“, flüsterte sie heiser. „W-Was machst du hier?“ Etwas zu schnell für ihren körperlichen Zustand setzte sie sich auf. Ihre Finger krallten sich in die Bettdecke und ihr Blut rauschte in ihren Ohren. Es traf sie völlig unvorbereitet. Ihr Herz pochte so stark, dass es förmlich gegen ihren Brustkorb drückte. Ihre Gefühle drohen sie zu ersticken. Sie hatte nicht mit so vielen Emotionen gerechnet. Sie hatte sich immer vorgenommen, nicht die Fassung zu verlieren und schon gar nicht zu zeigen, wie sie sich bei seinem Anblick fühlte. Nämlich hilflos und absolut verletzlich. Aber so war es und seine Stimme zu hören, machte es nicht besser.
 

„Glaubst du ernsthaft, dass ich mich von dir fernhalte, nachdem ich dich jahrelang nicht gesehen habe?“ Als er sich von der Wand abstieß, wirkte er wütend. Wütend und verzweifelt. Doch das bemerkte Cora nicht.
 

Sie hatte bei seinen Worten ihren Blick abgewandt und starrte stattdessen auf ihre verkrampften Finger. „So würde ich es zumindest wollen.“ Ihre Stimme klang kalt und emotionslos. Vehement versuchte sie das zu fühlen, was sie wollte. Sie wollte nichts spüren, wenn sie ihn sah. Kein Herz, welches sich schmerzhaft zusammenzog und keine Gänsehaut, wenn sie seine Stimme hörte. Und schon gar nicht wollte sie daran erinnert werden, dass sie ihm eigentlich etwas Wichtiges verschwieg…
 

„Hör auf, dich selbst zu belügen, Cora!“, zischte er plötzlich und bereute es sofort, als die Frau auf dem Bett zum zweiten Mal in seiner Nähe zusammenzuckte.
 

Die Dunkelhaarige wusste, dass er recht hatte und doch verdrängte sie diesen Gedanken. Stattdessen löste sie ihre Muskeln aus der verspannten Haltung. „Vor elf Jahren warst du es, der sich selbst belogen hat. Sich selbst und mich.“ Langsam sah sie auf. Ihre Augen glänzten, doch sie weigerte sich zu weinen.
 

Der Anblick versetzte Marcos Herz einen gewaltigen Stich. Es tat weh, sie so zu sehen. So verletzt. Das hatte sich nach all den Jahren nicht geändert. Er musste schlucken. „Ich dachte…ich dachte es wäre leichter für dich. Für uns.“
 

Bei seinen Worten lachte Cora freudlos auf. „Leichter? Es war alles, aber nicht leicht.“ Wie konnte er glauben, dass es besser gewesen war, nichts zu sagen? Es hatte alles so viel schlimmer gemacht. Auch wenn er sich dessen noch gar nicht richtig bewusst war.
 

„Es tut mir leid, dass ich dich alleine gelassen habe, aber ich konnte nicht anders.“ Er wusste, dass seine Entschuldigung ein armseliger Versuch war, alles wieder gut zu machen und doch hoffte er, dass sie ihm wenigstens nicht mehr so verachtend ansah. Zaghaft ging er ein paar Schritte auf sie zu. Als er jedoch ihre Reaktion auf seine Worte sah, stoppte er. Sie hatte schützend ihre Arme vor ihren Körper verschränkt und starrte leer an ihm vorbei. Marco wandte den Blick von der schönen Frau ab, denn er wollte nicht sehen, wie sehr ihr seine Anwesenheit missfiel.
 

Plötzlich richtete sich ihr Blick direkt Marco. Er hielt inne, als ihre sonst so warmen, braunen Augen auf seine grünen trafen. Sein Herz verfiel selbst nach so vielen Jahren noch in einen untypischen Rhythmus.
 

Die nächsten Worte waren jedoch wie ein Schlag ins Gesicht für Marco. „Es geht mir nicht nur darum, dass ich damals aufgewacht bin und du nicht da warst. Du hast einfach nichts gesagt. Du bist gegangen und hast es nicht für nötig gehalten, mich darüber zu informieren. Tagelang habe ich gehofft, dass du wieder zurückkommen würdest. Ich war am Boden zerstört und unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.“ Kurz hielt sie inne und holte tief Luft. „Aber weißt du, was das Schlimmste daran war? Ich dachte…ich dachte wirklich, ich bedeute dir etwas.“ Cora versuchte den stärker werdenden Drang, ihren Tränen freien Lauf zu lassen, zu unterdrücken. Sie hatte schon zu viele davon wegen ihm vergossen. Schon gar nicht wollte sie aber vor ihm weinen und doch sehnte sie sich tief in ihrem Inneren nach seinen Armen, die sie behutsam in eine Umarmung schlossen. Es war absurd.
 

Marco schenkte ihr einen ungläubigen Blick und ging auf sie zu. Kurz vor ihrem Bett blieb er stehen. „Du…glaubst ernsthaft, dass du mir nichts bedeutet hast? Du…verdammt!“ Er fuhr sich mit seiner Hand aufgebracht durch die Haare. Ihre Annahme machte ihn wütend. Wie konnte sie das glauben? Mit einem beinahe verletzten Gesichtsausdruck musterte er sie. „Du warst alles für mich, Cora. Einfach alles. Selbst nach so vielen Jahren gibt es nicht einen verfluchten Tag, an dem ich nicht an dich denke! Also sag nicht, dass du mir nichts bedeutet hast, denn das tust du noch immer.“ Marco holte tief Luft. Es war ungewöhnlich, dass er die Beherrschung verlor und doch war er schon lange nicht mehr so ehrlich gewesen.
 

Cora hatte indes ihre Lippen aufeinandergepresst. Ihre Nägel bohrten sich schmerzhaft in ihre Handflächen. Es tat gut, denn so vernahm sie die Qualen in ihrem Inneren nur begrenzt. Sie wusste nicht, wie sie auf seine Worte reagieren sollte. Die Braunhaarige entschied sich dazu, Marco einfach nur anzusehen. Sie sah, wie sich sein tätowierter Brustkorb hob und senkte. Und natürlich dachte sie abermals an Liah. Wie konnte sie auch nicht? Die Ähnlichkeit war zu groß, als dass sie die Verbindung zwischen ihrer Tochter und ihrer…Jugendliebe je leugnen könnte. Tief in ihrem Inneren wollte sie es ihm sagen und doch hatte die 28-Jährige Liah bis jetzt mit keinem Wort erwähnt. Ihr war bewusst, dass es ihm gegenüber nicht fair war, aber vielleicht war es besser so. Vielleicht sollte sie ihn in Unwissenheit zu lassen.
 

„Cora“, fing er zaghaft an, „wirst du mir jemals vergeben?“ Er wartete auf ihre Reaktion und wusste nicht, ob er wirklich eine Antwort auf diese Frage wollte.
 

Die junge Frau schluckte und verbannte die Problematik um die Existenz des zehnjährigen Kindes für den Moment aus ihrem Kopf. Stattdessen verinnerlichte sie seine Frage und wurde sich bewusst, dass der Schmerz nach seinem Verschwinden selbst nach all den Jahren nicht einfach zu vergessen war. So sehr sie ihm auch vergeben wollte, sie konnte es nicht. Dabei war es auch nicht relevant, dass Liah einen Vater verdient hatte. Er hatte damals sein Versprechen gebrochen und sie eiskalt angelogen. Er hatte ihre Welt zum Einsturz gebracht, weshalb sie schließlich mit brüchiger Stimme antwortete: „Ich weiß nicht, ob ich das kann.“
 

Sie wandte abermals den Blick ab und wusste dennoch, dass Marco mit einer ausdruckslosen Miene den Raum verließ. Kaum fiel die Tür krachend in ihre Angeln, zog sie ihre Knie zu ihrem Körper und schlang die Arme um diese. Ihre Schultern bebten und sie bekam kaum Luft, als sie ihren Kopf senkte. Die Tränen, die unaufhörlich eine feuchte Spur auf ihren Wangen hinterließen, nahm sie nur nebenbei wahr. All die Gefühle, die sie bis jetzt zurückgehalten hatte, brachen über sie herein.  
 

Cora weinte lange. Zu lange für jemanden, der eigentlich alles hatte, was er sich wünschte.

The Captain's Orders

Vier Tage später entließ Tao Cora endlich von der Krankenstation. Er hatte ihr aufgrund der Verletzungen und Unterernährung nicht oft gestattet, das Bett zu verlassen, weshalb sie froh war, sich endlich frei bewegen zu dürfen. Viel zu lange hatte sie ihre Zeit in dem Krankenzimmer verbracht. Es war einengend gewesen. Vor allem für ihre Gedanken, die sich beinahe rund um die Uhr um den Phönix und Liah drehten. Nachdem er damals fluchtartig verschwunden war, hatte sie ihn nicht mehr gesehen, aber das war auch gut so. Die Wut, die Enttäuschung und das schlechte Gewissen machten sie auch ohne seine Anwesenheit verrückt.
 

Die Wut galt dabei ganz ihr selbst, denn nachdem er bei ihr gewesen war, keimten die Gefühle von damals wieder in ihr auf. Da half auch nicht die Enttäuschung über sein Versprechen, welches er ihr vor zehn Jahren gegeben hatte. Zu all dem Chaos kam auch noch, dass sie nicht fair zu ihm war. Es war schlichtweg unfair und feige von ihr, dass sie ihm die Sache mit Liah verschwieg. Sie sollte es ihm sagen, auch wenn es zwischen ihnen niemals wieder so sein würde wie früher. Es war sein gutes Recht über Liah Bescheid zu wissen und dennoch zögerte sie die Wahrheit hinaus. Cora befand sich in einer Zwickmühle.
 

Seufzend zog sich die junge Frau ihr weites, schlichtes Shirt, welches sie von einer Frau namens Nikira bekommen hatte, zurecht und strich sich ihre dunklen Haare zurück. Sie versuchte nicht zu sehr an ihre Tochter und an Marco zu denken. Es drückte ihr auf die Stimmung und zumindest jetzt wollte sie sich darum bemühen, sich nichts anmerken zu lassen. Auch wenn es ihr unheimlich schwerfiel.
 

Tief Luft holend betrachtete sie die Narben im Spiegel. Die zwei Schnitte in ihrem Gesicht waren zum Glück kaum sichtbar. Auch jene auf ihren Armen heilten gut, obwohl sie noch immer stark hervortraten. Der Großteil ihres Rückens sah jedoch schlimm aus. Er war überzogen mit langen, tiefen Schnitten, die nie mehr gut verheilen würden. Selbst ein paar Brandwunden hatte man ihr zugefügt. All diese Verletzungen würden für immer sichtbar bleiben und sie an die Schmerzen erinnern, die ihr der Mann namens Bone zugefügt hatte.
 

Es war nicht das erste Mal, dass man sie gefangengenommen und gefoltert hatte. Dies zählte zu den Risiken, die sie einging, wenn sie einen Auftrag ausführte. Dennoch musste sie gestehen, dass es noch nie so schlimm gewesen war. Dieser Bone wusste, was er tat. Er wusste es so gut, dass Cora selbst nach Tagen von den Schmerzen und der Angst in ihren Träumen heimgesucht wurde. Sie hoffte, dass das bald aufhören würde, und schob es schlichtweg auf den allgemeinen Stress und ihr Gefühlschaos. Ruhe war das, was sie jetzt brauchte. Dann würden auch sicherlich die Albträume ein Ende finden.
 

Cora wandte sich vom Spiegel ab und verließ das Krankenzimmer. Eine der Krankenschwestern hatte ihr zuvor eine detaillierte Wegbeschreibung gegeben, sodass sie kaum Probleme damit haben sollte, den Speisesaal zu finden. Während sie also durch die Gänge ging und ihren Orientierungssinn auf die Probe stellte, musste sie immer wieder anhalten. Sie hatte sich geweigert, weiterhin Schmerzmittel zu nehmen. Durch das Sedativum, welches ihr der junge Arzt namens Tao regelmäßig verabreichte, wurde sie immer ganz schläfrig und wirr im Kopf. Sie hätte allerdings nicht gedacht, dass die Schmerzen noch so stark sein würden und doch überwog ein anderes Gefühl. Hunger.
 

Es war das erste Mal, dass sie mit den anderen essen sollte. Innerlich hatte sie sich bereits auf die vielen Blicke eingestellt. Ihr war bewusst, dass ihr Auftauchen viele Fragen aufgeworfen hatte. Vor allem, da der Käpt’n sie kannte und sehr auffällig auf ihr Erscheinen reagiert hatte. Cora selbst wusste nicht mehr viel von dem Moment, als sie zum ersten Mal die Piraten getroffen hatte. Nur verschwommen konnte sie sich daran erinnern, wie ihre Beine sie mühsam an Deck gebracht und sie in viele geschockte Gesichter geblickt hatte.
 

Die 28-Jährige strich sich durch die langen, dunklen Haare und bog links ab. Mit einem leicht mulmigen Gefühl öffnete sie schließlich die große Tür und hielt inne. Es herrschte reges Treiben in dem Saal und Cora fühlte sich ein wenig fehl am Platz. Sie kannte hier niemanden außer Marco und zu dem würde sie sich nicht setzen. Deshalb sah sie sich etwas verunsichert um.

„Du kannst dich gerne zu uns setzen.“ Cora zuckte überrascht zusammen und musterte die Frau neben sich. Sie hatte lange, rote Haare und war sehr hübsch. Ein leichtes, beinahe gezwungenes Lächeln zierte ihr Gesicht. Das musste Nikira sein. Sie kannte sie von dem Steckbrief und den Artikeln über den großen Marineford-Krieg. Dennoch zögerte sie bei dem Angebot der Jüngeren. Diese schien sie sofort zu durchschauen und ergänzte: „Keine Sorge. Marco hat bereits gegessen.“
 

Unbewusst atmete sie erleichtert aus. „Danke.“ Cora folgte ihr und ließ sich schließlich auf der Bank nieder. Nikira nahm ihr gegenüber Platz und saß dadurch direkt neben dem berühmt-berüchtigten Gol D. Ace. Dieser zog sie sofort zu sich und beugte sich zu ihr. Cora beobachtete, wie er ihr etwas ins Ohr flüsterte. Die Rothaarige fing prompt an zu grinsen und nickte belustigt. Ein wenig musste sie lächeln, als sie die beiden so sah. Diese Nikira wirkte wie ausgewechselt. Das Angespannte und Gezwungene war zur Gänze aus ihrem Verhalten verschwunden. Stattdessen wirkte sie nun locker und zufrieden. Doch so sehr Cora diese offensichtliche Zuneigung der beiden freute, so sehr machte es sie unglücklich.
 

Bevor sie zu sehr an ihre eigene verzweifelte Situation denken konnte, wurde sie von jemandem unterbrochen: „Du bist Cora, richtig?“ Der Pirat hatte schwarze Haare und einen merkwürdigen Bart. Noch dazu war er ziemlich groß. Sie durchforstete ihr Gehirn nach den Steckbriefen der Whitebeards. Das musste Jozu sein.
 

„Die bin ich wohl.“ Sie lächelte. Das letzte, was sie wollte, war, dass man sie für unfreundlich hielt.
 

„Weißt du? Ich würde ja gerne sagen, dass wir schon viel von dir gehört haben, aber irgendwie haben wir das nicht.“ Er runzelte die Stirn und schien über diese Tatsache verwundert zu sein.
 

Im Gegensatz zu ihm überraschte es sie nicht, dass man auf diesem Schiff nichts über sie wusste. Sie kannte Marco gut genug. Er war niemand, der gerne über seine Vergangenheit sprach. Im Allgemeinen war er kein Mann großer Worte und deshalb meinte sie: „Mit etwas anderem habe ich auch nicht gerechnet.“ Zusätzlich zuckte sie mit ihren Schultern.
 

„Also, was hat es mit dir und Marco so auf sich?“, fragte Ace unverblümt und beugte sich neugierig zu ihr.
 

Prompt bekam er einen Schlag auf den tätowierten Oberarm von Haruta, die zu seiner Rechten saß. „Du Idiot! Überfall sie nicht damit!“ Sie ließ von ihm ab und wandte sich zu der Dunkelhaarigen. „Entschuldige, Cora. Das Wort Taktgefühl ist ihm fremd.“ Die Kommandantin verdrehte die Augen und brachte die Leute um sie herum zum Grinsen. Nur der Schwarzhaarige neben ihr sah nicht so begeistert aus.
 

„Ich bin sehr wohl taktvoll“, brummte er und widmete sich seiner Fleischkeule.
 

„Schon gut. Das zwischen Marco und mir ist…“ Cora biss sich auf die Lippe und wusste nicht ganz, wie sie die Beziehung erklären sollte. „Wir sind zusammen aufgewachsen“, meinte sie schließlich und beschränkte sich auf das Minimum. Denn es war viel mehr, als ein schlichtes zusammen Aufwachsen.
 

„Warte! Das heißt, du hast Marco gekannt, als er noch so ein kleiner Zwerg war? Und du warst bei ihm, als er ein pubertierender Teenager war?“ Ace schien begeistert zu sein.
 

„Ja. All das habe ich miterlebt.“ Sie musste tatsächlich bei den Bildern, die plötzlich in ihrem Kopf auftauchten, lachen. Eigentlich erinnerte sie sich gerne zurück. Es war eine schöne Zeit, die sie mit ihm verbracht hatte. Jedes wichtige Ereignis, welches zum Erwachsenwerden dazugehörte, hatte sie mit ihm erlebt. Die ersten Schmetterlinge, den ersten Kuss, das erste Mal, die ersten Liebeskummertränen. Für sie war es bis zu seinem Verschwinden die perfekte Beziehung gewesen.
 

„Unglaublich. Du musst mir irgendwann mal mehr darüber erzählen. Ich würde alles für peinliche Kindheitsgeschichten über Marco geben“, kommentierte der Vize grinsend und hakte nicht weiter über ihre Vergangenheit nach. Stattdessen wurde weiterhin nur über Belangloses geredet.
 

Nach dem ausgiebigen Abendessen und den Gesprächen mit fast allen Kommandanten musste Cora eine Sache hinter sich bringen, die ihr seit Tagen Kopfschmerzen bereitete. Ace hatte sie darauf hingewiesen, dass Marco mit ihr sprechen wollte. Und zwar sofort nach dem Essen. Sie hatte dem Befehl nickend zugestimmt. Ihr war klar, dass dieses Gespräch unumgänglich war.

Mit einem mulmigen Gefühl ging sie alleine den Gang entlang und fuhr sich ab und zu über ihre Seite, die unangenehm brannte. Die vermehrten Bewegungen war ihr Körper nicht mehr richtig gewohnt und auch die Wunden meldeten sich immer mehr zu Wort. Vielleicht sollte sie nachher bei Tao vorbeischauen und doch ein leichtes Schmerzmittel verlangen.
 

Sie seufzte, richtete ihren Blick nach vorn und hielt inne. Wenn sie sich an Nikiras Wegbeschreibung von gerade eben zurückerinnerte, dann müsste sich links von ihr Marcos Kapitänskajüte befinden. Cora kaute auf der Innenseite ihrer Wange. Zögerlich ging sie ein paar Schritte auf die Tür zu und hob ihren Arm, nur um ihn wieder sinken zu lassen. „Reiß dich zusammen“, murrte sie verärgert. Sie waren beide keine Kinder mehr und konnten normal miteinander reden. Zaghaft und mit einer gewissen Anspannung klopfte sie schließlich gegen das Holz.
 

Als ein leises „Herein“ ertönte, öffnete sie langsam die Tür. Sie konnte nicht bestreiten, dass sie nervös war und ein kleiner Teil wollte am liebsten sofort wieder verschwinden. Aber das hier musste sein. Mit pochendem Herz biss sie sich auf die Unterlippe und betrat die relativ große Kajüte. Marco saß an seinem Schreibtisch und wirkte müde, als er sie ansah.
 

Für einen Moment herrschte Stille zwischen den beiden. „Hey“, fing Cora leise an und schlug sich gedanklich gegen die Stirn. Welch einfallsreiche und selbstbewusste Begrüßung, dachte sie und riss sich von seinen eindringlichen, grünen Augen los.

Marco schwieg, legte die Seekarte beiseite und kam auf sie zu. Cora war irritiert und verfluchte ihr Herz dafür, dass es bei Marcos Näherkommen verräterisch schnell schlug. Sie blendete es aus und hielt die Luft an, als er seinen Arm hob und schließlich den geringen Abstand zwischen ihnen beinahe komplett überbrückte. Die Dunkelhaarige versuchte standhaft zu bleiben, als er so nahe bei ihr war, dass sie seine Wärme spüren konnte. Erst als hinter ihr die Tür zufiel wurde ihr klar, was er vorgehabt hatte. Und erst als er sich wieder von ihr entfernte, wagte sie es, einzuatmen. Dabei entging ihr nicht, dass sie wieder mit ihm alleine war. Und dass sie sich dieses Mal in seiner Kajüte befand, machte es nur schlimmer.
 

Marco hingegen schien diese Tatsache nicht zu stören. Zumindest wirkte es so. „Als Käpt’n ist es meine Pflicht, über die vergangenen Vorkommnisse zu sprechen und deinen weiteren Aufenthalt zu klären.“ Er hatte die Arme verschränkt und verfolgte jede ihrer Bewegung, mochte sie auch noch so klein sein. Tief in Coras Innerem tat es weh, dass er als Käpt’n zu ihr sprach und nicht als…Freund. Aber ihr war klar, dass es so sein musste. Er war hier der Kapitän und sie nur ein unerwünschter Gast.
 

Die Dunkelhaarige schluckte und lehnte sich gegen die nun geschlossene Tür. Dabei versuchte sie sich ebenfalls nichts anmerken zu lassen, auch wenn es ihr vermutlich überhaupt nicht gelang. „Zuerst will ich mich bedanken.“ Bei diesen Worten klang sie überraschend selbstbewusst. „Danke, dass ihr mich von diesem Schiff geholt habt.“ Auch wenn einiges zwischen ihnen stand, war sie ihm und der gesamten Crew dankbar. Sie wusste nicht, wie lange sie die Tortur noch überlebt hätte. Bei dem Gedanken wurde ihr schlecht und leicht hilflos umschlang sie ihre Taille. Als er nichts erwiderte, fuhr sie mit jenem Teil fort, der besonders wichtig war: „Außerdem habe ich eine Bitte. In ungefähr zwei Wochen muss ich bei dem Treffpunkt auf Treasur Island sein. Ich habe mit eurem Navigator gesprochen. Die Insel liegt fast auf eurem Kurs. Vielleicht wäre es möglich, wenn ihr mich dorthin bringen könntet?“ Cora hatte Marco die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen.
 

„Du willst, dass wir einen Umweg machen und dich dorthin bringen?“, hakte der Blonde nach.
 

Die 28-Jährige seufzte. „Ich weiß, es ist viel verlangt, aber-“
 

„Gut“, wurde sie von dem Käpt’n unterbrochen. Verwundert blinzelte sie ein paar Mal und runzelte die Stirn. Hatte er gerade einfach so zugestimmt?
 

„Gut?“, wiederholte sie zweifelnd. Es war zwar das, was sie hören wollte, aber damit hatte sie nicht gerechnet. Nicht nachdem er damals so wütend die Krankenstation verlassen hatte. Wie gerne wollte sie wissen, was er sich wirklich dabei dachte.
 

Marco nickte. „Ich denke ohnehin, dass es besser ist, wenn du nicht mehr hier bist. Auf unserem Schiff ist es zu gefährlich und wir können dich nicht wirklich gebrauchen.“
 

Coras Herz setzte aus und dennoch lächelte sie zustimmend. Zustimmend, aber verletzt. „J-Ja. Das sehe ich auch so.“ Sag es ihm! Sag ihm, dass es jemanden gibt, von dem er nichts weiß! Sag ihm, dass ihr eine Tochter habt! Na los! Sie schluckte ihren Schmerz hinunter.
 

Gerade als sie etwas sagen wollte, kam ihr Marco zuvor: „Bevor ich es vergesse. Das hier,“ er ging auf den Schreibtisch zu und öffnete die Schublade, „hatte Bone bei sich. Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke, es gehört dir.“ Er hielt ihr etwas entgegen.

Cora stockte der Atem, als sie den Gegenstand sah. Niemals hatte sie damit gerechnet, dass sie die Teleschnecke wiedersehen würde. Umso größer war die Freude, als sie mit großen Augen nach dem Kommunikationsmittel griff und sie es mit geschlossenen Augen an sich drückte. Wie als wäre es ihr größter Schatz.
 

„Muss wohl einer wichtigen Person gehören, wenn du dich so sehr darüber freust.“ Marco hatte bei ihrer Reaktion auf die Schnecke die Stirn gerunzelt. Es überraschte ihn, dass sie sich darüber so sehr freute.
 

Cora öffnete bei seinen Worten die Augen und strich lächelnd über den Kopf der Schnecke. „Ja. Es ist die einzige Möglichkeit, mich mit dem wichtigsten Menschen in meinem Leben zu verbinden.“ Nur durch diese Teleschnecke konnte sie derzeit mit Liah sprechen. Aus Sicherheitsgründen wurde jede Verbindung, die zu Bartigo Island bestand, verschlüsselt. Dass hieß, dass man nur mit gewissen Schnecken dorthin kommunizieren konnte. Und diese war eine davon.
 

„Dem wichtigsten Menschen in deinem Leben?“
 

Cora sah auf und stutzte. Seine Haltung war plötzlich angespannt. So, als würde ihn irgendetwas stören. Seine Miene und auch Stimme wirkten hingegen neutral. Beherrscht. Wie sie es von ihm kannte. Aber sie dachte nicht lange darüber nach, denn etwas anderes kam ihr bei seinen Worten in den Sinn. Etwas, über das sie sich seit Tagen den Kopf zerbrach. „Marco? Da gibt es noch etwas, dass du wissen solltest.“ Plötzlich war ihr Selbstbewusstsein und die Freude von vorhin komplett verschwunden. Im Gegenteil. Sie fühlte sich klein unter seinem Blick und es fiel ihr schwer, ihm standzuhalten. Nervös biss sie sich auf die Lippen. Sie war nicht mal annähernd bereit, ihm dieses Geheimnis zu offenbaren und doch hatte er ein Recht darauf, es zu erfahren.
 

„Ich…wir haben…“, fing sie an, als plötzlich ein gewaltiger Ruck durch das Schiff ging und sie zum Taumeln brachte. Sie hielt sich mit ihrer freien Hand am Türrahmen fest und sah erschrocken zu Marco. Dieser schien nicht überrascht zu sein. Cora folgte seinem Blick und zum ersten Mal, seit sie diese Kajüte betreten hatte, richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf das kleine Bullauge über dem Bett.
 

„Was zum…?“ Wie aufs Stichwort krachte eine gewaltige Welle gegen die Seite. Cora wurde durch die Wucht nach hinten gedrückt. Der Türstock rammte sich unangenehm in ihren Rücken, welcher noch immer von zahlreichen, nicht verheilten Wunden übersät war. Sie zischte auf, als ihr durch den kurzen, aber intensiven Schmerz schwindelig wurde.
 

„Ich sollte an Deck“, kam es leise von Marco, der nochmal einen ernsten Blick zum Bullauge warf und dessen Gedanken sich immer mehr von dem Gespräch entfernten.
 

Cora überlegte nicht lange, als sie sich aufrichtete und die Teleschnecke an sich drückte. „Gut. Ich komme mit.“ Sie klang wie ein sturer Bock, doch davon ließ sich der Phönix nicht beirren.
 

Er schnaubte, nachdem er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Frau gerichtet hatte. „Bestimmt nicht. Du wartest hier.“ Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, ging er auf sie zu und schob sie nicht gerade sanft beiseite, damit er die Tür öffnen konnte.
 

Bevor er den Raum verlassen konnte, griff Cora mit ihrer freien Hand nach seinem Arm. „Ist das dein verdammter Ernst? Ich werde hier bestimmt nicht rumsitzen und warten, bis der Sturm vorbei ist. Ich komme mit und werde euch helfen.“ Sie konnte es nicht leiden, wenn man sie wie ein unfähiges Kleinkind behandelte. Leider neigte Marco oft dazu, genau das zu tun. Daran hatte sich in all den Jahren nichts geändert. Aus diesem Grund wusste sie auch, was als nächstes kam.
 

„Ja, das ist mein verdammter Ernst. Und mein verdammter Befehl. Also tu, was ich sage und bleib hier!“ Mit einer ruckartigen Bewegung befreite er sich aus ihrem Griff.
 

Obwohl seine Worte harsch klangen, war Cora klar, dass er es nur gut mit ihr meinte. Deshalb presste sie ihre Lippen zusammen, um eine bissige Antwort zu vermeiden. Stattdessen nahm sie es hin, dass er die Tür zuknallte und sie somit allein zurückließ.
 

Die plötzliche Stille wurde durch ein Donnergrollen unterbrochen und endete mit Coras Entscheidung. Mit entschlossener Miene betrachtete sie die Teleschnecke in ihrer Hand. „Käpt’n oder nicht, den Befehl muss ich leider missachten.“ Sie drehte sich zum Schreibtisch um und legte die Schnecke wieder in die Schublade. Als das Schiff abermals von einer gewaltigen Welle erfasst wurde, war sie vorbereitet. Sicher auf zwei Beinen hielt sie sich am Tisch fest und dankte innerlich dem Schiffszimmermann, dass dieser alle Möbel in der Kajüte am Boden festgeschraubt hatte.
 

Erst als das Wetter ihr einen ruhigen Moment schenkte und sie wieder halbwegs geradestand, griff sie nach der Türklinke.
 

Marcos Befehl oder nicht, ihr Ziel war das Deck.

Heavy Rain

Cora war bewusst, dass auf der Grand Line ein merkwürdiges Wetter herrschte, doch dieses Gewitter überraschte die 28-Jährige dennoch ein wenig. Die Wellen überragten das Schiff deutlich und die Blitze zuckten in einer Vielzahl vom Himmel, die sie bis jetzt noch nie gesehen hatte. Hinzu kam, dass sie aufgrund der niedrigen Temperatur an Deck binnen weniger Sekunden anfing zu frieren. Mit ihren Armen um den Oberkörper und zusammengekniffen Augen versuchte sie durch den starken Regen jemanden zu erkennen. Sie überlegte nicht lange, als sie ein Crewmitglied sah, welches offensichtlich Probleme mit dem Befestigen der Fässer hatte.
 

Sie ging auf ihn zu und versuchte nicht auf den nassen Holzdielen auszurutschen. Das ständige Schwanken machte das Unterfangen nicht einfacher. Als sie nach großer Anstrengung bei dem Mann mit dem vernarbten Gesicht ankam, sagte sie nichts, sondern nahm das andere Ende des Seils und half ihm, es zu verknoten. Immer wieder blickte sie dabei nach oben. Es schien nicht besser zu werden, doch diese Tatsache konnte oft täuschen. So schnell wie das Unwetter gekommen war, so schnell konnte es wieder verschwinden. Sie hoffte es zumindest.
 

Cora stieß nach kurzer Zeit erschöpft die Luft aus und fuhr sich fahrig über die Stirn, als ihr der Mann zunickte und dadurch verdeutlichte, dass er seine Arbeit erledigt hatte. Sie stützte sich kurz an den festgemachten Fässern ab, ehe sie zu den nächsten Piraten lief, die augenscheinlich Probleme hatten. Hastig griff sie nach dem Tau, welches jemandem aus der Hand gerutscht war. Fest zog sie daran, um mit den andern das große Segel einzuholen. Auch wenn es bereits einen Riss hatte, wollte man noch größeren Schaden vermeiden. Ihr gesamter Körper zitterte unter der Anstrengung und doch weigerte sie sich, dem Warnsignal nachzugeben. Sie war noch lange nicht fit genug und doch wollte sie nicht zusehen, wie andere bis zur Erschöpfung für ihre Sicherheit sorgten. Nicht, wenn sie genauso etwas dafür tun konnte. Deshalb sammelte sie all ihre verbleibendenden Kräfte und zog abermals kräftig an dem Tau.
 

„Was zum Teufel tust du hier?“, ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihr, doch diese hinderte sie nicht an ihrer Tätigkeit. Im Gegenteil.
 

Cora konnte nicht anders, als die Augen zu verdrehen. Als wäre das nicht offensichtlich. „Nach was sieht‘s denn aus? Ich helfe“, rief sie deshalb, da die Wellen und das stetige Donnergrollen jegliche Laute übertönten. Obwohl sie Marco nicht sehen konnte, da sie mit dem Rücken zu ihm stand, wusste sie, dass er unheimlich wütend war.
 

„Das wirst du nicht tun!“, meinte er streng und griff plötzlich nach ihrem Arm. „Es ist viel zu gefährlich und du bist bei Weitem noch nicht fit genug!“ Cora sah von dem Tau zu seinem Gesicht. Er wirkte nicht so erschöpft wie sie, aber unzufrieden. Sie konnte es ihm nicht verübeln. Immerhin hatte sie seinen Befehl missachtet. Andererseits musste gerade er sie verstehen. Sie war schon immer jemand gewesen, der helfen wollte, wo es nur ging.
 

„Ich weiß, du meinst es nur gut, aber hör auf, mir zu sagen, was ich tun soll. Ich bin alt genug und weiß, wozu ich imstande bin!“ Sein Beschützerinstinkt war schon immer fürchterlich nervig gewesen.
 

„Cora“, zischte er und hätte durch das Schwanken des Schiffes beinahe das Gleichgewicht verloren.
 

Sie kniff die Augen zusammen. Wie konnte er von ihr verlangen, nicht zu helfen? Kopfschüttelnd widmete sie sich wieder dem Segel. „Ich bleibe und werde helfen." Mittlerweile spürte sie die Kälte schon nicht mehr, die bis unter ihre Verbände gekrochen war. Es war vermutlich kein gutes Zeichen und doch dachte sie nicht daran, ins Innere des Schiffes zurückzukehren.
 

„Tu doch einmal im Leben das, was ich dir sage!“ Marco schien mit seiner Geduld am Ende zu sein. Ohne Zweifel. Cora seufzte und wandte sich zu ihm. Vor eisiger Kälte zitternd, peitschte ihr der Regen ins Gesicht und verschlechtere ihre Sicht. Sie hasste dieses Wetter.
 

Die Dunkelhaarige öffnete ihren Mund, um etwas zu erwidern, als sie jemand mit einem panischen „Alle festhalten!“ unterbrach. Irritiert runzelte sie die Stirn und drehte sich um.
 

Bei dem Anblick entglitten ihr alle Gesichtszüge. Im Zentrum ihrer Aufmerksamkeit stand die riesige Welle, die sich erhoben hatte und die Moby von oben herab anlachte. Sie hatte nicht Zeit, lange darüber nachzudenken. Aus Reflex kniff sie ihre Augen zusammen und riss die Arme nach oben, ungeachtet dessen, dass es sie in keiner Weise schützen würde. Die Welle krachte auf das Schiff und brachte es bedrohlich zum Schwanken. Die gewaltigen Wassermassen riss alles mit, was nicht niet- und nagelfest war. Auch Cora wurde von ihren Füßen gerissen und nach hinten geschleudert. Sie konnte nicht sagen, wo oben und unten war und doch spürte sie den plötzlichen Schmerz, der ihren gesamten Körper einnahm. Wie als hätte man ihr mit einem Hammer mehrmals auf den Kopf geschlagen, zog sich ein Pochen von ihrem Hinterkopf bis zu den Füßen. Heiße Tränen bahnten sich ihren Weg aus den noch immer geschlossenen Augen. Dieses Pochen war allerdings nicht der einzige Grund dafür und schon gar nicht der einzige Schmerz, der ihr die Luft zum Atmen nahm. Es brannte. Ihr gesamter Körper stand in Flammen und wollte nicht aufhören. Sie griff sich zittrig an ihren Kopf, während sie ihren anderen Arm um ihren Oberkörper schlang. Heftig zuckte sie zusammen, als sie die warme Flüssigkeit ertastete.
 

Langsam öffnete Cora die Augen und betrachtete mit verschwommener Sicht ihre Finger. Sie war so heftig gegen die Reling gekracht, dass sie eine Platzwunde an ihrem Kopf hatte. Diese Verletzung verursachte Übelkeit und Schwindel. Dennoch riss sie sich zusammen und versuchte, sich langsam aufzurichten. Fast zur Gänze aufrecht stehend, sah sie sich um. Viele hatten sich rechtzeitig festgehalten, aber eine Pause war ihnen nicht vergönnt. Das Gewitter hielt weiterhin an, schwächte aber allmählich ab. Als wäre diese gewaltige Welle der Höhepunkt gewesen.
 

„Cora? Alles okay?“
 

Die Angesprochene sah zu ihrer Linken, während sie sich an der Reling abstützte. Marco stand nicht weit von ihr entfernt und sah besorgt aus. Es war das erste Mal, dass er sie ansah, ohne wütend zu sein. Zumindest wirkte es so. Cora seufzte und nickte halbherzig. Eigentlich war nichts okay. Ihr Kopf schmerzte und sie konnte förmlich spüren, wie das Salz des Wassers sich in ihre Wunden fraß. „Ich glaube, es ist Zeit auf den Käpt’n zu hören und unter Deck zu gehen.“ Es nagte an ihrem Stolz, aber sie war auch nicht blöd. Mittlerweile hatte sie ihre Grenzen mehr als nur überschritten und das Schwindelgefühl wollte auch nicht nachlassen. Möglich, dass es sich um eine Gehirnerschütterung handelte, aber diesen Gedanken wollte sie nicht weiter ausführen. Einen weiteren Tag auf der Krankenstation und sie würde durchdrehen.
 

„Gut. Ich begleite dich. Du siehst alles andere als fit aus“, kam es ernst von Marco und stieß auf wenig Verständnis. Cora hatte zwar eine Wunde am Kopf, aber diese war kaum der Rede wert.
 

„Danke für das Angebot, aber das musst du nicht. Mir geht’s bestens. Ich schaffe das.“ Sie warf ihm einen festen Blick zu und wartete nicht auf eine Antwort, sondern machte sich auf den Weg unter Deck. Dieses Mal verlief es auch einfacher, da die Wellen nicht mehr so hoch und der Regen weniger geworden waren. Als Cora endlich im Trockenen war, holte sie tief Luft und fuhr sich über die Stirn. Erst jetzt, wo das Adrenalin aus ihrem Körper verschwand, wurde ihr bewusst, wie geschwächt ihr Körper war. Ihre Beine hielten sie kaum aufrecht und dabei war es bis zu ihrer Kajüte noch ein weites Stück.
 

Sie straffte die Schultern und stieg die Treppen hinab, um zum Unterdeck zu gelangen. So weit, so gut. Ab der Hälfte des Flures bekam sie allerdings Probleme. Sie hielt an und stützte sich an der Wand ab. Mit zusammengekniffenen Augen griff sie an ihren Kopf, welcher noch immer heftig pochte und einfach nicht damit aufhören wollte.
 

„Ah ja. Dir geht’s also ausgezeichnet“, kam es plötzlich trocken, woraufhin sich Cora erschrocken umdrehte. Bescheuerte Idee, denn durch die ruckartige Bewegung wurde ihr Gleichgewichtsinn gewaltig auf die Probe gestellt. Sie taumelte.
 

„Ich muss zugeben, dass es mir schon mal…besser ging.“ Angestrengt rieb sie sich ihre Schläfe und vermied es, Marco anzusehen. Seinen „Ich hab’s dir doch gesagt“-Blick kannte sie auch so.
 

„Dann lass mich dir helfen. Meine Kajüte ist gleich da vorne.“ Er verschränkte die Arme und wartete anscheinend auf irgendeine patzige Antwort, doch Cora sagte nichts. Sie starrte auf den Boden und schien mit sich selbst zu ringen.
 

Was hatte sie zu verlieren? Alles, was sie im Moment wollte, war raus aus ihren Klamotten. Sie wollte Ruhe und in Marcos Kajüte würde sie diese bestimmt erhalten. Außerdem war sie nur wenige Meter von dieser entfernt. Im Gegensatz zu ihrer eigenen. „Ja, gut. Wieso eigentlich nicht?“ Cora wartete, dass der Phönix vorausging.
 

„Es wäre für deine Wunden nicht sehr förderlich, wenn du krank werden würdest. Du solltest heiß duschen.“ Hinter dem Kapitän betrat sie sein Zimmer. Statt daran zu denken, dass sie wieder mit ihm alleine war, wurde ihr mehr und mehr bewusst, dass sie noch immer komplett durchnässt war und auch wirklich fror. Irgendwie hatte sie es geschafft, diese Tatsache erfolgreich zu verdrängen. Deshalb stimmte sie ihm zu. Schon wieder.
 

Sie ging auf die zweite Tür zu und war schon beinahe zur Gänze im angrenzenden Bad, als ihr etwas einfiel. „Ich…ähm…habe nichts zum Anziehen“, meinte sie etwas peinlich berührt, obwohl ihr das eigentlich nicht unangenehm sein musste.
 

„Warte. Ich gebe dir etwas.“ Der Phönix suchte in seinem Schrank nach etwas halbwegs Passendem. Außerdem legte er noch neues Verbandszeug dazu. Ihr war schleierhaft, wieso er so etwas überhaupt hier hatte, aber sie nahm das ganze Zeug ohne zu fragen entgegen. Anschließend kehrte er ihr den Rücken zu und schloss die Tür hinter sich.
 

Es dauerte auch nicht lange bis Cora ihre nasse Kleidung und Verbände losgeworden war und unter der Dusche stand. Und eines war klar. Sie hatte eine heiße Dusche selten so genossen, wie in diesem Moment. Das Wasser wirkte wie eine Heilsalbe auf ihren Wunden und entspannte ihre Muskeln ungemein. Bewusst vermied sie es, zu sehr auf die Schnitte zu achten. Den Anblick wollte sie sich wirklich ersparen und dennoch nahm sie missmutig wahr, wie sich das Wasser zu ihren Füßen rötlich färbte. Sie hatte gespürt, dass einige Wunden wieder aufgerissen waren.
 

„Was soll’s“, murmelte sie und griff nach dem Shampoo. Irgendwie schaffte sie es, dass kaum Flüssigkeit in die Wunden gelangte. Dennoch konnte sie nicht alle Schnitte umgehen, weshalb sich ein unangenehmes Brennen über ihren Körper zog. Dieses ignorierend, nahm sie den markanten Duft im gesamten Bad wahr, welches sich binnen weniger Sekunden ausbreitete. Es war ein verdammt männlicher Duft, um genau zu sein. Einfach alles roch nach Marco. Cora biss sich auf die Lippen und schloss die Augen, als Wasser über ihr Gesicht rann.
 

Was tat sie hier eigentlich? Sie stand unter Marcos Dusche, genoss diesen verfluchten Geruch und dabei vergaß sie komplett, dass sie eigentlich nicht hier sein sollte und schon gar nicht wollte. Ihr Leben geriet aus den Fugen und das alles wegen diesem Dreckskerl Bone. Sie wollte zurück nach Bartigo Island und vor allem zurück zu Liah. Es war einfach schon zu lange her, seit sie ihre Tochter das letzte Mal gesehen hatte…
 

Sie stieß missmutig die Luft aus und entschied sich, nicht länger darüber nachzudenken. Je länger sie dies tat, desto schlimmer wurde die Sehnsucht nach ihrem Ein und Alles. Deshalb hörte sie auf in ihren Gedanken zu versinken, wusch sich eilig die Haare und verließ schließlich die Dusche. Sie trocknete sich schnell ab und zog sich zuerst ihre Unterwäsche an. Zumindest den unteren Teil, denn um ihren Oberkörper wickelte sie das neue Verbandszeug. Ohne Salbe war es vermutlich nicht ideal, aber besser als nichts. Die restliche Kleidung war auch schnell angezogen. Diese war ihr um einiges zu groß, aber das war ihr ebenfalls egal. Das Letzte was sie hatte, waren hohe Ansprüche.
 

Vor dem Spiegel fuhr sie mit ihren Fingern notdürftig durch ihre feuchten Haare. Anschließend musterte sie ihre Erscheinung. Der rötliche Schnitt an ihrem Hals war gut zu sehen, sowie jene auf ihrem Arm. Ihr Gesicht war zum Glück verschont geblieben. Dennoch ärgerte sie der Anblick und die Wut gegen Bone kam zurück. Keine Ahnung, was mit ihm passiert war. Er hätte den Tod mehr als nur verdient. Nicht nur wegen dem, was er ihr angetan hatte. Dieser Mann hatte mehr Leben auf dem Gewissen als jeder andere Menschenhändler. Der Tod war beinahe schon zu gnädig, wenn sie ehrlich war. Cora schüttelte den Kopf, um das Bild seines abartigen Grinsens loszuwerden und wandte sich von ihrem Spiegelbild ab. Stattdessen zog sie das T-Shirt über ihre Nase.
 

Es war nahezu derselbe Duft wie sein Shampoo. Es war merkwürdig, denn es warf sie zurück in die Vergangenheit. Damals trug sie ständig seine T-Shirts oder Hemden. Sie mochte den weiten Stoff und vor allem liebte sie seinen Geruch. Schnell ließ sie den Stoff wieder los und brummte genervt auf. „Reiß dich zusammen! Vergangenheit bleibt Vergangenheit“, grummelte sie. Wie alt war sie? Fünfzehn? Kopfschüttelnd öffnete sie die Tür. Sofort richteten sich ihre Augen auf Marco. Er saß auf dem Bett und schien sie noch nicht bemerkt zu haben. Anscheinend war sie nicht die Einzige, die gerade ihren Gedanken nachhing.

Cora räusperte sich, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. „Das Bad ist jetzt frei.“ Halbherzig deutete sie mit ihrer Hand nach hinten.
 

Als hätte sie ihn aus einem tiefen Schlaf geweckt, sah er sie mit müden Augen an. Langsam ließ er seinen Blick über ihren Körper gleiten und ein kleines, aber noch immer gut sichtbares Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Cora hob ihre Augenbrauen und verschränkte ihre Arme.
 

Marco stand auf und kam auf sie zu. Neben ihr blieb er stehen und legte seine Hand auf ihren Kopf. Cora verkrampfte bei dieser Geste und ließ ihre Arme wieder sinken. „Das steht dir wirklich besser als mir, Zwerg“, sagte er nahezu sanft. Er zog seine Hand wieder zurück und verschwand im Bad. Selbst als das Rauschen des Wassers ertönte, stand sie noch an derselben Stelle. Dieser Satz, diese Berührung, dieses eine Wort. Und wieder versetzte eine scheinbar belanglose Sache sie mehr als zehn Jahre zurück. Er hatte sie immer Zwerg genannt. Bei jeder Gelegenheit hatte er sie an ihre Größe erinnert und sie damit aufgezogen. Jedes verfluchte Mal.
 

Cora schluckte und sah über ihre Schulter. Diese Erinnerungen an früher. Marcos Anwesenheit. Seine Worte. Sein Grinsen. Einfach alles davon machte sie schwach. Das durfte nicht passieren. Lass das nicht zu, befahl sie sich selbst und rieb sich die Augen. Träge ging sie aufs Bett zu und setzte sich. Jetzt gerade bemerkte sie, wie müde sie eigentlich war. Die anstrengende Arbeit und das Meerwasser hatten ihrem Körper ganz schön zugesetzt.
 

Nachdenklich wanderte ihr Blick zu der wirklich gemütlich aussehenden Bettdecke und zu dem ebenso verlockenden Kopfkissen. Ein innerer Konflikt entstand, der schnell gelöst war. Langsam ließ sie sich auf die Matratze sinken. „Nur ganz kurz. Ich bin gleich verschwunden“, nuschelte sie in den leeren Raum und wurde zum Ende hin immer undeutlicher. Die Müdigkeit holte sie binnen weniger Sekunden ein, bis es schließlich zur Gänze schwarz um sie herum wurde.

Conversations

Als Cora die Augen aufschlug, brauchte sie einige Sekunden, um richtig wach zu werden. Es war viel zu gemütlich, weshalb sie sich kaum bewegte, sondern ihr Gesicht tiefer in das weiche Kissen drückte. Lange war es her, seit ihr die Albträume einen ruhigen Schlaf gewährt hatten, daher genoss sie den Moment umso mehr. Doch die anfängliche Gelassenheit währte nicht lange. Stück für Stück nahm sie die Umgebung wahr. Diese Kajüte war um einiges größer als ihre und auch persönlich eingerichtet. Zudem befand sich in ihrem Blickfeld ein großes Regal, welches voll mit Büchern war. Sie besaß zwar ebenfalls welche, aber nicht hier.
 

Mit einem Ruck saß sie aufrecht im Bett. Aufgrund der schnellen Bewegung pochte es unangenehm in ihrem Kopf. Um dem Schwindel entgegenzuwirken, drückte sie die rechte Handfläche fest gegen ihre Schläfe. Doch der dumpfe Schmerz wurde zur Nebensache, als sie ihren Blick auf die einzige Lichtquelle richtete.
 

Reife Leistung, Cora.
 

Cora schluckte, aber rührte sich nicht sofort. Erst ein wenig später zog sie die Beine an ihren Körper. Mit einer Hand fuhr sie sich durch die zerzausten Haare. „Wie spät ist es?“ Ihre Stimme klang in ihren Ohren merkwürdig laut, aber vielleicht lag das auch an der ungewohnten Stille.
 

Mit müden Augen beobachtete sie Marco, der bis eben noch in irgendeine wichtige Kapitänsarbeit vertieft gewesen war und sich nun zu ihr drehte. Für einen Augenblick musterte er sie einfach nur. Keine Ahnung, was durch seinen Kopf ging, aber sie war noch zu konfus, um weiter darüber nachzudenken.
 

„Kurz vor drei, wenn ich mich nicht irre.“
 

Bei seiner Antwort war sie plötzlich hellwach. Panik machte sich in ihr breit, auch wenn sie keine Ahnung hatte, weshalb. „Drei? Und du hast mich nicht geweckt?“ Etwas hektisch warf sie die Decke beiseite und stand auf. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie so lange schlafen würde. „Ich habe dein Bett besetzt und dich vom Schlafen abgehalten. Das tut mir leid. Ich…“ Sie hörte auf zu reden und sah sich um. Sie suchte nichts Bestimmtes, aber es fiel ihr gerade schwer, einen klaren Gedanken zu fassen.
 

„Cora?“
 

„Du bist der Käpt’n und ich sollte eigentlich gar nicht hier sein.“ Die Dunkelhaarige biss sich auf die Lippen.
 

„Cora!“
 

Verwirrt sah sie auf, als plötzlich jemand ihren Oberarmen berührte. Marco stand vor ihr und musterte sie forschend. „Beruhige

dich, okay? Alles halb so schlimm.“
 

Cora runzelte verständnislos die Stirn, nahm sich aber die Zeit, ihren Puls zu beruhigen. Sie ließ ihre Schultern sinken. „Aber du hast wegen mir nicht geschlafen.“ Die Reue war ihr anzusehen.
 

Bei ihren perplexen Worten musste der Phönix schmunzeln. Das Wohl anderer schien ihr noch immer am wichtigsten zu sein. „Nur weil hier kein Platz war, heißt das nicht, dass ich keine andere Möglichkeit gefunden hätte.“ Er ließ sie wieder los und vergrößerte den Abstand zwischen ihnen. „Aber das ist egal, weil ich ohnehin nicht schlafen könnte.“
 

Cora umklammerte mit ihren Fingern jene Stelle, die Marco eben noch berührt hatte. „Wieso nicht?“
 

Der Käpt’n verschränkte seine Arme und fuhr sich anschließend mit der Hand über seinen Dreitagebart. „Seit Pops Tod fällt es mir schwer, Ruhe zu finden. Ich bin es also gewohnt, spät schlafen zu gehen. Deshalb ist es mehr als okay, dass du hier bist.“
 

Mit dieser Erkenntnis setzte sie sich wieder aufs Bett. Sie wusste nicht, was gerade in sie gefahren war. Normalerweise verlor sie selten die Beherrschung. Schon gar nicht über solch banale Dinge. Um die Situation nicht noch peinlicher zu machen, meinte sie: „Okay. Das heißt, du erledigst mitten in der Nacht den ganzen Papierkram?“ Sie deutete auf den großen Schreibtisch, auf dem sich ein überschaubarer Stapel sowie ein Tintenfass befand. Tatsächlich interessiert sah sie ihn an. Sie hatte sich schon immer gefragt, was man als Käpt’n einer riesigen Crew alles zu tun hatte.
 

Zu ihrer Überraschung musste Marco grinsen. Er vergrub seine Hände in den Hosentaschen seiner Shorts und antwortete: „Nicht ganz. Vieles übergebe ich den Kommandanten. Ich kümmere mich hauptsächlich um die Finanzen und den Kontakt zu jenen Inseln, die unter unserem Schutz stehen. Hinzu kommen noch ein paar Kleinigkeiten, aber die sind nicht der Rede wert.“
 

„Klingt…spannend.“ Ihre Mundwinkel hoben sich. Ihr war natürlich bewusst gewesen, dass das Leben als Pirat nicht ausschließlich aus Abenteuern, Partys und Kämpfen bestand. Aber ein wenig überraschte es sie, dass er sich zusätzlich um die Finanzen kümmerte. Selbst unter den Revolutionären gab es jemanden, der dafür verantwortlich war.
 

Marco zuckte mit den Schultern. „Ich bin froh, dass ich ab und zu Papierkram erledigen kann. Es ist eine willkommene Abwechslung zu meinen sonstigen Pflichten.“
 

Cora richtete ihren Blick auf den Boden. Eine Frage brannte ihr schon seit Längerem auf der Zunge. Nur war sie bis jetzt noch nicht dazu gekommen, ihm diese zu stellen. Möglich, dass es daran lag, dass die Gespräche zwischen ihnen bis jetzt immer nur zwanghaft geführt wurden. Jetzt, zum ersten Mal, seit sie auf der Moby Dick war, sprachen sie miteinander, ohne dass sich Cora unwohl dabei fühlte. Deshalb wollte sie es wagen. „Eigentlich sollte es mir egal sein, aber ich muss es einfach wissen. Was ist mit Bone passiert?“
 

Bei der Erwähnung seines Namens verdüsterte sich Marcos Gesicht plötzlich und auch seine Muskeln spannten sich an. Anscheinend war Bone nicht nur bei ihr ein rotes Tuch. „Er wird dir nie wieder zu nahe kommen. Dafür habe ich persönlich gesorgt.“
 

Cora wusste, was das bedeutete und obwohl sie Gewalt grundsätzlich mied, fühlte Cora, wie eine große Last von ihren Schultern fiel. „Danke, Marco. Das…bedeutet mir wirklich viel.“ So ehrlich wollte sie zu ihm sein. Dass sie Bone nie wieder zu Gesicht bekommen würde, erleichterte sie ungemein.
 

„Bedanke dich nicht für etwas, das selbstverständlich ist.“ Marco Stimme klang sanft und sorgte dafür, dass Coras Herz verräterisch schnell schlug. Als sie nichts erwiderte, fuhr er fort: „Ich habe dich nie gefragt, wie es dir mit dieser ganzen Sache geht.“
 

Als sie seine Frage vernahm, warf sie ihm einen merkwürdigen Blick zu. „Welche Sache meinst du? Die, bei der ich für den Rest meines Lebens mit Narben rumrennen muss, oder die, bei der ich dank der Albträume kaum eine ruhige Nacht mehr haben werde?“ Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Frage trocken klang.
 

Der Phönix zog seine Augenbrauen nach oben. „Alles. Und vielleicht noch die Sache, bei der du am liebsten den East Blue zwischen uns hättest.“
 

Diese ebenso trockene Antwort veranlasste Cora tatsächlich dazu, kurz aufzulachen. „So schlimm ist es auch wieder nicht. Sonst wäre ich jetzt nicht hier in deiner Kajüte.“ Komischerweise fühlte sie sich keineswegs unbehaglich, hier mit ihm alleine zu sein. Im Gegenteil. Das Gespräch war locker.
 

„Sieht aus, als würden wir Fortschritte machen“, meinte er belustigt, aber Cora wusste genau, dass er es eigentlich verdammt ernst meinte. Und sie musste ihm recht geben. Wenn sie an ihr erstes Zusammentreffen dachte, dann war das hier tatsächlich eine normale Konversation. Natürlich empfand Cora noch immer eine gewisse Distanz zu ihm. Zehn Jahre war eine verdammt lange Zeit, auch wenn es ihr viel kürzer vorkam. Es hatte sich so viel verändert und gleichzeitig auch gar nichts.
 

Es war nicht so, dass zwischen ihnen alles okay war. Bei Weitem nicht. Aber vielleicht konnten sie es schaffen, dass sie zumindest in der Zeit, in der sie noch auf dem Schiff war, normal miteinander umgingen. Dass es nicht leicht werden würde, war klar. Jedoch sollte es ja nicht für lange sein, oder?
 

„Ich wollte dich in den letzten Tagen nicht mit solchen Fragen überfallen, aber ich habe in letzter Zeit gerätselt, was du auf diesem Schiff überhaupt zu suchen hattest.“ Marcos Frage riss Cora aus ihren Gedanken. Sie hatte sich schon gewundert, weshalb er nicht schon früher damit gekommen war.
 

„Hm. Bone ist, wie du weißt, Menschenhändler. Meine Aufgabe bei den Revolutionären ist es, Informationen über solche Personen zu beschaffen und wenn es die Situation verlangt, auch auszuschalten.“ Und dieses Mal war sie alles andere, als erfolgreich dabei gewesen.
 

Marco hatte bei ihrer Antwort irritiert die Stirn gerunzelt. „Warte. Du bist bei der Revolutionsarmee? Seit wann? Und wieso weiß ich nichts davon?“
 

Am liebsten hätte sie erwidert, dass er vieles nicht über sie wusste, aber sie ließ es bleiben. Stattdessen meinte sie nach kurzem Überlegen: „Ungefähr neun Jahre. Und du weißt vermutlich nichts davon, weil es so beabsichtig ist. Wenn dem nicht so wäre, könnte ich meine Missionen nicht erledigen.“ Es war die Wahrheit. Bei öffentlichen Aktionen der Armee hielt sie sich im Hintergrund. Das war nicht nur für ihre Arbeit wichtig, sondern auch für Liah, die sie nicht in Gefahr bringen wollte. Cora könnte es nicht ertragen, wenn ihr deshalb etwas zustoßen würde. Ohne auf seine Antwort zu warten, fügte sie hinzu: „Ich sollte jetzt wirklich gehen. Noch länger will ich dir nicht den Schlaf rauben.“
 

Obwohl sie gerade geschlafen hatte, war sie es, die sich die Augen rieb. Sie war tatsächlich schon wieder müde. Die Dunkelhaarige durchquerte die Kajüte und griff nach der Türklinke, drehte sich aber noch mal zu Marco. „Du solltest übrigens auch mal schlafen. Du siehst furchtbar aus.“ Sie schenkte ihm ein letztes und seltenes Grinsen, bevor sie schließlich auf den Gang trat und leise die Tür hinter sich schloss.
 

Gerade als sie ihren Gedanken, dass es doch recht gut verlaufen war, beendet hatte, zog eine Person ihre Aufmerksamkeit auf sich. „Na sieh mal einer an. Ist das nicht die Kapitänskajüte, aus der du da gerade kommst, Süße?“ Cora runzelte bei diesem Spruch die Stirn und sah zu dem Ausgangspunkt der Stimme. Ein Mann mit Dreadlocks, unheimlich vielen Muskeln und Piercings kam langsam auf sie zu geschlendert. Seine Hände steckten tief in seinen Hosentaschen und sein Grinsen versteckte eine eindeutige Botschaft. Er spiegelte im Grunde all das wieder, vor dem Mütter ihre Töchter immer warnten.
 

„Und wenn schon. Ich glaube kaum, dass dich das zu interessieren hat“, meinte sie fast schon eisig und würdigte ihn keines weiteren Blickes, da sie in die entgegengesetzte Richtung ging. Was für ein Idiot, dachte sie sich und strich ihre leicht gelockten Haare nach hinten. Auch wenn sie Gast auf diesem Schiff war, konnte sie solche Aussagen nicht unkommentiert lassen. Schon früh hatte sie gelernt, dass man sich nicht alles gefallen lassen sollte.
 

„Oh, bissig ist sie auch noch. Wie reizend. Dann vergessen wir mal, dass du in den Sachen des Käpt’ns aus dessen Kajüte gekommen bist. Und das mitten in der Nacht.“
 

Cora musste schnauben, hörte sie doch klar und deutlich den Zynismus in seiner Stimme. Anscheinend passte ihm etwas an dieser Sache ganz und gar nicht. Dennoch erwiderte sie nichts darauf, sondern warf ihm nur einen verächtlichen Blick über die Schulter zu und bog nach rechts ab. Sie war froh, als sie ihre vorübergehende Kajüte erreichte und die Tür hinter sich schloss. Es dauerte auch nicht lange, bis sie sich die Zähne geputzt und ins Bett gelegt hatte. Doch obwohl sie vorhin müde gewesen war, brauchte sie ewig, um einzuschlafen.
 


 

Cora fühlte sich fehl am Platz, als sie an Deck ging und einen Teil der gut gelaunten Piratencrew sah. Sie kannte hier kaum jemanden und wäre viel lieber auf Bartigo Island bei ihrer Tochter. Ständig musste sie sich daran erinnern, dass sie nur noch eine Insel von Koala und Sabo entfernt war und es von dort nur noch ein paar Tage waren, bis sie wieder zuhause sein würde. Zuhause und bei Liah.
 

Etwas unschlüssig sah sie sich um. Es wurde Musik gemacht, gelacht und geredet. Es war kaum zu übersehen, dass alle unheimlich viel Spaß hatten. Um nicht noch länger untätig herumzustehen, überquerte sie das Deck und stellte sich an die Reling. Der Himmel war so klar, dass sich die Sterne an der Meeresoberfläche spiegelten. Aber nicht mal dieser schöne Anblick konnte ihre Stimmung heben. Es passte ihr ganz und gar nicht, dass ihr Gemüt stetig weiter zu sinken drohten, denn eigentlich war sie ein fröhlicher Mensch. Sie versuchte oft in Dingen das Gute und Positive zu sehen. Diese Eigenschaft schien ihr in letzter Zeit aber abhandengekommen zu sein.
 

„Tut mir leid, dass ich dich beim Trübsalblasen unterbreche, aber du siehst so aus, als hättest du Alkohol bitter nötig“, ertönte es plötzlich belustigt hinter ihr und veranlasste Cora dazu, sich seufzend umzudrehen.
 

„Ist es wirklich so offensichtlich?“ Sie schenkte Nikira ein recht verzweifeltes Lächeln und nahm ihr den Krug ab, den die Rothaarige ihr entgegenhielt.
 

Die Kommandantin gesellte sich neben sie und lehnte sich ebenfalls an die Reling. „Ja. Ist es.“
 

Bei der trockenen Antwort musste Cora dennoch grinsen und warf einen kurzen Blick zu der jungen Frau. Ihre langen roten Haare hatte sie zu einem hohen Zopf gebunden, wobei einige Strähnen ihr Gesicht umrahmten. Außerdem trug sie ein lockeres schwarzes T-Shirt sowie eine enge Jeanshose. Die dunklen Boots, die sie trug, hatten bereits so Einiges hinter sich. Es war sofort zu sehen, dass sie Wert auf praktische Kleidung legte. In dieser Hinsicht waren sie sich wohl sehr ähnlich. Mit dieser Erkenntnis nahm sie einen Schluck von ihrem Getränk. Als die Flüssigkeit ihre Lippen berührte und sie den Geschmack intensiv wahrnahm, hob sie überrascht ihre Augenbrauen.
 

„Honigwein ist genau das Richtige, um die Stimmung zu heben und negative Gedanken zu vertreiben.“ Nikira schenkte ihr ein wissendes Lächeln.
 

Ihre Aussage erstaunte Cora. „Wow. Anscheinend bin ich offenes Buch für andere.“ Sie konnte den Missmut in ihrer Stimme nicht ganz verbergen. Wer wollte schon leicht zu lesen sein?
 

„Nicht wirklich. Es ist nur so, dass ich diesen Blick aufs Meer nur zu gut kenne“, antwortet Nikira und setzte den Krug an.
 

„Gut zu wissen, denn anscheinend hat es geholfen.“ Damit sprach sie ihr jetziges Leben im Vergleich zu ihrem früheren an. Dank den unzähligen Zeitungsartikeln hatte jeder über die Entscheidung von Akainus Tochter, den Whitebeards beizutreten, erfahren. Es war ein riesengroßer Skandal, der selbst unter den Revolutionären für Aufruhr gesorgt hatte.
 

„Das, und Ace.“ Als ihr Blick zu besagter Person wanderte, zierte ihre Lippen ein Lächeln. Ein Lächeln, welches pure Liebe ausstrahlte. Cora konnte gar nicht anders, als sich für sie zu freuen. Auch wenn sie das ehemalige Marinemitglied nicht gut kannte, so war es schön zu sehen, dass sie hier glücklich war. Wenn man bedachte, was sie alles durchgemacht hatte, dann verdiente sie es.
 

Die Ältere erwiderte nichts, sondern ließ ihre Augen über das Deck wandern. Dabei erregte besonders eine Person ihre Aufmerksamkeit. Es war der Typ, der sie letztens im Gang angesprochen hatte. „Nikira? Wer ist dieser Typ mit den unzähligen Piercings im Gesicht?“
 

Die Rothaarige widmete sich wieder ihrer Gesprächspartnerin und runzelte bei ihrer Frage die Stirn. Sie suchte nach demjenigen, den Cora meinen könnte und wurde schnell fündig. „Ah, du meinst Abaddon.“
 

Bei seinem Namen hob die Revolutionärin die Augenbrauen. „Abaddon? Wie der Engel des Abgrunds?“
 

Nikira schien überrascht zu sein, dass sie sich mit dieser Thematik auskannte, musste aber schließlich grinsen. „Ja. Wenn man ihn kennt, dann ist der Name ziemlich passend. Wieso fragst du eigentlich?“
 

„Naja. Ich bin ihm gestern Nacht auf dem Gang begegnet und er hat ziemlich merkwürdige Sprüche rausgelassen. Er scheint mich nicht sonderlich zu mögen.“ Cora erinnerte sich an sein abschätziges Grinsen.
 

Nikira nickte wissend. „Abaddon ist nicht gerade der einfachste Typ. Er hat…ziemliche Probleme mit Frauen. Oder zumindest mit Frauen, die er nicht für seinen Spaß haben kann.“
 

Etwas irritiert über diese Antwort runzelte sie die Stirn. „Tatsächlich? Inwiefern?“
 

„Naja. Ihm passt es zum Beispiel gar nicht, dass er in meiner Division ist. Für ihn ist der Gedanke, dass er Befehle einer Frau entgegennehmen muss, unvorstellbar. Oder zumindest war es das.“ Am Schluss lachte sie kurz auf. Anscheinend musste sie an etwas Bestimmtes denken. Sie bemerkte Coras fragenden Blick und fügte hinzu: „Er hat mir unmissverständlich klar gemacht, dass ich ihm als seine Kommandantin nicht in den Kram passe. Deshalb habe ich ihm klar und deutlich gezeigt, dass ich diesen Posten nicht deshalb habe, weil ich mit Ace zusammen bin. Ich habe gegen ihn gekämpft und ihn vor allen anderen fertiggemacht. Seitdem akzeptiert er mich.“
 

Cora lachte über diese Geschichte. Nikira wurde ihr von Mal zu Mal sympathischer und das lag nicht nur daran, dass sie diesem Abaddon eine Abreibung verpasst hatte. Außerdem rechnete sie der Jüngeren hoch an, dass sie nicht danach gefragt hatte, wieso sie mitten in der Nacht durch das Schiff gewandert war.
 

Sie nippte an ihrem Getränkt, das mittlerweile fast leer war und beobachtete die Piraten auf der anderen Seite. Teilweise wurde wild diskutiert, andere hatten Spaß, beim Kartenspielen zu schummeln und manche versuchten sich an neuen Musikinstrumenten, was nicht sonderlich erfolgreich verlief. Ihre Beobachtung führte sie auch zu Marco. Er stand mit Ace etwas abseits und hatte im Gegensatz zu den anderen kein Getränk in der Hand. Die beiden sprachen anscheinend über ein ernstes Thema, denn jedes Mal, wenn Marco etwas sagte, starrte er auf den Boden. Das tat er eigentlich nur, wenn ihn irgendetwas sehr beschäftigte. Zumindest war es damals so gewesen. Ob er diese Angewohnheit heute auch noch hatte?
 

Cora legte ihren Kopf leicht schief. Wenn sie darüber nachdachte, dann störte es sie, dass sie das nicht wusste. Und es störte sie, dass zehn Jahre zwischen ihnen lagen. Zehn verdammte Jahre und doch fühlte sich der Schmerz an, als wäre es erst gestern gewesen. Würde sich das jemals ändern? Würde sie ihn jemals vergessen können? Gott! Wie oft sie sich diese Fragen bereits gestellt hatte und dabei lagen die Antworten direkt vor ihr.
 

„Eigentlich wollte ich dich nicht darauf ansprechen, aber wie du ihn ansiehst…Ihr seid nicht nur einfach zusammen aufgewachsen, oder?“, vermutete Nikira richtig.
 

Für einen Moment überlegte sie, ob sie antworten sollte. Sie wollte nicht wirklich darüber sprechen, aber sie konnte auch nicht den ganzen Schmerz in sich hineinfressen. Es wurde ihr langsam zu viel. „Du hast recht“, meinte Cora deshalb mit einem Lächeln, in dem Verzweiflung klar und deutlich zu erkennen war. „Es war mehr als das. Viel mehr.“ Ihr Blick heftete sich auf ihre Finger, die sich verkrampft um den Krug geschlossen hatten.
 

„Und was ist es jetzt?“
 

Die Dunkelhaarige biss sich auf die Unterlippe. „Ich weiß es nicht. Und ich bin mir nicht so sicher, ob ich es wissen will.“
 

Nikira wandte sich zu ihr. „Das sehe ich anders. Mir ist bewusst, dass wir uns nicht gut kennen, aber es ist kaum zu übersehen, dass du am liebsten über die Reling springen würdest, um von hier zu verschwinden.“
 

Ertappt. Dennoch antwortete sie: „Das würde ich so nicht sagen. Ich…ich habe nur keine Ahnung, wie ich mich Marco gegenüber verhalten soll. Im Grunde sollte ich wütend sein, aber ich merke, wie diese Wut immer mehr in den Hintergrund rückt.“ Cora hielt inne. Sie hatte gestern Nacht viel darüber nachgedacht. Diese Enttäuschung und der Schmerz waren nach wie vor präsent, aber wie das Wachs einer Kerze schwanden diese Gefühle Stück für Stück. Sie hatte diese Entwicklung nicht erwartet und das machte ihr Angst.
 

„Ich weiß nicht, was zwischen euch vorgefallen ist, aber das klingt nach der richtigen Richtung. Wut kann einem das Leben verdammt schwer machen.“
 

Cora nickte halbherzig. „Tut sie. Und diese Wut ist nicht das einzige, die mich beschäftigt. Es gibt da etwas, von dem Marco nichts weiß. Etwas, dass ihn und mich betrifft. Und ich habe keine Ahnung, ob ich ihm davon erzählen soll.“
 

Nikira musterte sie nachdenklich. „Wenn es ihn betrifft, dann hat er ein Recht darauf, darüber Bescheid zu wissen, oder nicht?“
 

Die Ältere nickte fast schon widerwillig. Das war genau das, was ihr zu schaffen machte. Er hatte ein Recht darauf. „Aber auch wenn er davon weiß, wird sich nichts ändern. Ich muss zurück nach Hause und Marco ist euer Käpt’n. Wir haben beide unsere Pflichten und vielleicht ist es besser, wenn jeder sein eigenes Leben weiterlebt.“
 

„Also für mich hört es sich fast so an, als hättest du dich bereits entschieden“, kam es von Nikira sachlich.
 

Sie hatte recht. Wenn sie an die ganzen Briefe dachte, die sie damals an Marco geschrieben und wieder zerrissen hatte, dann war ihre Entscheidung indirekt vor einigen Jahren gefallen. Was konnte sie denn erwarten, wenn sie ihm von Liah erzählen würde? Dass er sofort alles stehen und liegen lassen und mit ihr nach Bartigo Island fahren würde? Dass er seinen Posten als Käpt’n aufgeben und das Meer zurücklassen würde? Nein. Nichts davon war realistisch und gerade sie erwartete das am wenigsten von Marco.
 

Cora richtete ihren Blick auf Marco, der an derselben Stelle stand, wie zuvor. Er musste über irgendetwas lächeln, was sie dazu veranlasste, es ebenfalls zu tun. Das hier war jenes Leben, welches er vor zehn Jahren gewählt hatte. Er sollte sich nicht zwischen Liah und den Whitebeard-Piraten entscheiden müssen. Das war nicht fair.
 

Nein. Sie würde ihm nichts von ihrer gemeinsamen Tochter erzählen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Sorry, dass es so lange gedauert hat. Im Moment verlang die Uni ziemlich viel und ja. Das geht nun Mal vor. ;)
Aber auf jeden Fall danke für die Favos und auch die zwei Kommentare zum Prolog. Hat mich sehr gefreut.
Ich hoffe, euch hat das erste Kapitel gefallen und ihr seid ein wenig neugierig geworden. :D
Bis zum nächsten Mal!
LG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Also der Titel passt auch ganz gut zum Autorennachwort. Deshalb - Hallo nach einer langen Zeit!

Es ist nämlich wirklich sehr lange her, dass das letzte Kapitel online gekommen ist. Dafür gibt es mehrer Gründe, die viele vemutlich gut nachvollziehen können. Arbeit, Freizeit, Familie haben mich in der letzten Zeit sehr eingenommen, weshalb ich kaum zum Lesen und auch gar nicht zum Schreiben gekommen bin. Hinzu kam auch noch ein schwerer Krankheitsfall in der Familie, der mich und meine Familie nervlich etwas bzw. sehr mitgenommen hat.

Es tut mir furchtbar leid, dass ich euch so lange warten lassen musste. Aber jetzt bin ich mit einem neuen Kapitel zurück und hoffen, dass ihr noch Freude an der Geschichte habt, die ja noch recht am Anfang steht. :D

Ich wünsche euch jetzt noch einen schönen und seeeehr heißen Tag. Ich werde mich bemühen, dass ich von nun an regelmäßiger posten kann. :3

LG
Lena Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wie immer hoffe ich, dass es euch gefallen hat. Auch wenn nicht viel passiert ist. Cora hat Marco noch immer nichts von Liah erzählt und Marco ist die ganze Zeit ziemlich pissed. haha
Achjaaa. Und Nikira ist auch vorgekommen. Das konnte ich einfach nicht lassen. ;)
Najaaa. Mal sehen was im nächsten Kapitel so passiert. Ich lass mich selber überraschen xD Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey, Leute!

Ich hab die Exkursion gut überstanden und kann endlich das nächste Kapitel posten. Na wenn das nicht ein schöner Freitag ist haha Ich hoffe es hat euch gefallen. Es passiert ja nicht viel Aufregendes, aber gut. Im nächsten Kapitel kommt es auf jeden Fall zu mehr Dialogen. Zum einen zwischen Marco und Cora und zum anderen zwischen Cora und Nikira. :D Da erfährt man dann auch noch ein wenig mehr über die Vergangenheit der beiden.
Ich wünsch euch noch ein schönes Wochenende! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey, Leute! Es gibt endlich wieder ein neues Kapitel. Und wie ihr lesen konntet, war Nikira mit dabei. Es hat richtig Spaß gemacht, sie wieder einzubauen. Vor allem, da sie sich auch ein wenig verändert hat. #Imissher :)

Sooo. Das wars von mir. Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag und hoffe wie immer, dass euch das neue Kapitel gefallen hat. :3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (10)

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Von:  Hypsilon
2018-10-28T15:04:16+00:00 28.10.2018 16:04
Um direkt bei deinem Nachwort anzusetzen: ich hab mich auch wieder sehr über Nikira gefreut :D #imisshertoo

Sehr schön zu lesen, dass die zwei mal halbwegs miteinander reden zu können, ohne dass Marco aus seinem Beschützerinstinkt irgendwelche "Befehle" gibt oder Cora aufgebracht davon eilt.

Auch das Gespräch mit Nikira war super, Gott, sie ist so erwachsen geworden <3
Die Entscheidung zum Schluss gefällt mir allerdings nicht... Bin ja gespannt wie, wann und ob sich das ändert. ^^
War wieder toll von dir zu lesen!
Von:  Hypsilon
2018-10-03T10:55:13+00:00 03.10.2018 12:55
Whoohoo es geht weiter!
Den Sturm hast du echt genial beschrieben, was für ein Chaos da an Deck eines so großen Schiffes herrschen muss ist wohl unbeschreiblich.
Dass Cora so stur ist und unbedingt helfen will, hilft ihr selbst zwar nicht besonders aber macht sie sehr sympathisch.
Was ich besonders süß finde, sind ihre Gedanken.
Hach, da wirds noch n Drama geben wo Gefühle gegen Vernunft kämpfen werden und natürlich ist da auch noch ihre Tochter, die macht sich sicherlich auch sorgen und vermisst ihre Mama.

Der Ausblick aufs nächste Kapitel gefällt mir auch schon sehr gut =D
Von:  SimplySmiling
2018-09-02T17:46:48+00:00 02.09.2018 19:46
Wirklich wieder ein sehr schönes Kapitel :)
Und es freut mich, dass Nikira scheinbar auch in dieser Fanfic ihren Platz bekommen hat, irgendwie ist sie mir mit ihrer ganz speziellen Art ans Herz gewachsen :D

Antwort von:  SocialDistortion
28.09.2018 20:46
Freut mich sehr, dass dir das Kapitel gefallen hat. <3
Jaaa. Es macht auch richtig Spaß sie wieder einzubauen. Wird nicht das letzte Mal sein :D
Von:  Hypsilon
2018-08-28T14:07:05+00:00 28.08.2018 16:07
Oh Mann, also gegen Ende hab ich genau das gedacht, was da stand "mach schon, sags ihm" etc. Gottchen, Cora... tse tse tse, wenn das rauskommt und sie nicht bald damit rausrückt, dann wird's richtig ungemütlich *seufz*
Und hey! Nikira und Ace kamen vor! Hurra =D Da hab ich mich wirklich wahnsinnig drüber gefreut!!
Coras Zustand ist übrigens ja wirklich nicht der beste... die Ärmste, und dann ist Marco auch noch so... kühl... aber ja, so ist er halt. Dass Cora einen "wichtigsten Menschen im Leben" hat, wurmt ihn allerdings doch hihi.
SPANNUNG!! xD
Antwort von:  SocialDistortion
28.09.2018 20:44
Ohhhh ja. Es wird ungemütlich. So schnell wird sie ihm die Sache nicht sagen. Sonst wärs ja fad haha
Du kannst dich weiter freuen. Im 6. Kapitel werden die beiden wieder vorkommen. ;)
Puhh. Ja die Aussage konnte ich mir nicht verkneifen. Ein wenig Eifersucht schadet ja nicht. :P
Von:  SimplySmiling
2018-08-15T20:27:13+00:00 15.08.2018 22:27
Hey :)

Ich bin gerade über deine Fanfic gestolpert und muss sagen, dass sie mir bisher unglaublich gut gefällt. Du hast einen wirklich schönen Schreibstil und auch deine Ideen finde ich toll :)

Antwort von:  SocialDistortion
16.08.2018 09:35
Hey!
Freut mich sehr, dass dir die Geschichte gefällt und vor allem, dass dir mein Schreibstil zusagt. :D
Ich arbeite schon fließig am nächsten Kapitel. :3
Von:  Hypsilon
2018-08-05T16:43:47+00:00 05.08.2018 18:43
Whoohoo endlich geht's weiter! Ich hab ja gestern schon angefangen zu lesen, aber ich hab mich dann doch immer wieder ablenken lassen und das war dem Kapitel gegenüber nicht fair. Aber jetzt konnte ich es mit voller Aufmerksamkeit verschlingen.
Mir war klar, dass das Kapitel das Aufeinandertreffen bearbeiten wird und dass es wohl emotional wird. Du hast echt genial beschrieben, wie es in Coras Inneren vorgeht und ich finde es durchaus realistisch, wie sie reagiert. Einfach so verschwinden und zu glauben, sie fällt ihm in die Arme? Sowas erwartete sich der liebe Marco wohl, aber so läuft das mit uns Frauen nicht. Wobei Cora eine sehr starke Frau ist, eine andere wäre wohl gebrochen, hätte ihm vergeben... Der Herr muss noch ein paar Konsequenzen spüren!
Es war ein richtig schönes Kapitel und ich freu mich immer wieder von dir zu lesen. Dein Schreibstil sagt mir einfach wahnsinnig zu :-)
Antwort von:  SocialDistortion
09.08.2018 13:55
Hey!
Ja das kenn ich. Ich muss auch öfters neu anfangen, weil ich oft den Faden verliere oder anderweitig abgelenkt werde. ;)

Ja das Kapitel war eine richtige Herausforderung. Umso mehr freut es mich, dass ich Coras Gefühlschaos halbwegs gut hinbekommen habe. Ich wäre auch sehr wütend an ihrer Stelle. Einfach so verschwinden ist uncool, aber Marco hatte seine Gründe, die Cora gut nachvollziehen kann. Nur im Moment hat sie Probleme damit. :P

Danke für deine lieben Worte. Ich werde mich mit dem nächsten Kapitel beeilen. :3
Von:  Hypsilon
2018-05-20T17:18:21+00:00 20.05.2018 19:18
"ein wenig neugierig geworden"??? unheimlich neugierig.
Nach dem Prolog bin ich ja sehr erleichtert, dass Cora direkt in Sicherheit ist. Der Zustand ist zwar alles andere als toll, aber sie ist da endlich weg!
Und der Traum war doch bis zu dem Verschwinden wirklich herzallerliebst.
Kann mir Marco so als Kind/Teenie richtig gut vorstellen. Sehr schön geschrieben.
Und alles danach sehr spannend, hatte direkt ne Gänsehaut als er Cora erkannt hat.
Geht der den Mistkerl jetzt aufschlitzen?
Von:  Miana
2018-05-20T07:58:08+00:00 20.05.2018 09:58
Ohhhh, das ist ein mega süßes Kapitel und Marco tut mir richtig leid, sie so wiedersehen zu müssen. Er ist echt süß, wie er sich um sie sorgt :) bin schon gespannt aufs nächste Kapitel! :)
Von:  Hypsilon
2018-05-07T06:56:43+00:00 07.05.2018 08:56
Es geht los =D Whoohooo
Wie es losgeht ist echt nicht ohne. Da geht's gleich zur Sache, die arme Cora =O
Aber man merkt, dass sie ne ganz tolle Mutter ist, der Part mit Liah ist echt schön geschrieben.
Auch der kurze Einblick in die aktuelle (eher beschissene) Situation ist echt genial geschrieben. Spannung hast du auf jeden Fall mal wieder gut aufgebaut und hast mich abermals angefixt ;)

Bin schon sehr neugierig auf mehr =D
Antwort von:  SocialDistortion
09.05.2018 19:28
Wuhuuuu! Hallo, liebste Chii. :D
Jaaaa. Sie ist in einer wirklich beschissenen Situation. Aber das ist wohl Berufsrisiko. haha
Freut mich sehr, dass dir der kurze Rückblick mit Liah gefallen hat. Das wird wohl noch eine große Herausforderung. Mal sehen, wie gut ich mich in eine Mutter hineinversetzen kann. xD
Danke auf jeden Fall für dein Kommentar. Es war mir wie immer eine Ehre darauf zu antworten. :P


Von:  Miana
2018-05-07T04:36:07+00:00 07.05.2018 06:36
Ohhhh. Eine neue Fanfic! Und ein sehr gelungener Einstieg! Sehr spannend. Ich bin gespannt, wer sie denn da foltert :O und warum? Klingt auf jeden Fall mal wieder nach einer vielversprechenden Story :)
Ich freu mich schon auf die nächsten Kapitel :)

LG
Miana
Antwort von:  SocialDistortion
09.05.2018 19:25
Freut mich sehr, dass der Beginn gut angkommt. War mir ein wenig unsicher, weil ich selbst eigentlich nicht sooo ein Fan von Prologen bin. Aber andererseits hat ein direkter Einstieg auch nicht so gepasst. Naja. Jetzt kann ich es nicht mehr ändern. xD

Die Identität des Mannes wird überraschend spät geklärt, fällt mir grad auf. Aber das wirst du dann selbst lesen. hihi

Danke auf jeden Fall für dein Kommi. Hat mich wahnisnnig gefreut. :D
LG


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