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Fluch der Karibik 4: Der Quell des ewigen Lebens

JackxElizabeth
von

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Rückkehr nach Port Royal

Fluch der Karibik 4: Der Quell des ewigen Lebens

Kapitel 1 – Rückkehr nach Port Royal – ­­
 

Tropfnass stieg Elizabeth von Bord des Schiffes, das sie auf hoher See aufgelesen hatte und nun, nach mehreren Wochen und nach einem gewaltigen Sturm, am Zielhafen eingetroffen war.

Als sie die Planken des Anlegersteges betreten hatte, wrang sie sich ein letztes mal die langen Haare und das Ende ihres Stoffgürtels, welchen sie um die Taille trug, aus, sodass das Meerwasser auf die Planken tropfte, und machte sich mit nassen schmatzenden Stiefeln auf den Weg zu dem alten Herrenhaus, welches sie seit über elf Jahren nicht mehr betreten hatte. Im Hintergrund hörte sie immer noch den Sturm, den das Schiff gerade durchquert hatte und knapp an der Insel vorbeizog.

Während sie die altbekannten Straßen entlangging, bemerkte sie die winzigen aber spürbaren Veränderungen, die sich nach der Schreckensherrschaft von Kattler Backet vollzogen hatten.

Die Jahre, die sie in ihrer eigentlichen Heimat England verbrachte, bekam sie nur bruchstückhaft mit, wie die englische Krone langsam die gebilligten Missstände unter Kattler Backet wieder rückgängig zu machen versuchte. Gesetzte wurden wieder in Kraft gesetzt, noch unschuldig Gefangene wurden begnadigt und ein offizieller Vertreter des Königshauses reiste in die neue Welt, um sich in Namen der Krone bei allen Betroffenen für die Geschehnisse zu entschuldigen. Doch für viele Unschuldige kam dieses Eingeständnis zu spät, hätten die Piraten damals nichts unternommen und sich gegen Kattler Backet zur Wehr gesetzt, so würde seine Herrschaft immer noch andauern.

Schweren Herzens musste sie sich eingestehen das dies tatsächlich der Wahrheit entsprach.

Gerade bog sie um eine Ecke und blickte auf einen kleinen Bäckerladen, den sie als Kind immer sehr oft besucht hatte. Lächelnd stellte sie sich ans Fenster um einen Blick auf die aufgeweckte stämmige Bäckerin zu erhaschen. Doch ihr Lächeln verschwand als ein grimmiger Mann zu ihr schaute und sie missbilligend ansah. Grimmig schaute sie zurück und ging schnellstmöglich weiter. Also war auch die liebe Bäckerin, die ihr als Kind immer etwas zugesteckt hatte, verstorben. Doch sie wusste warum sie der Mann so abwehrend angesehen hatte, sie trug wieder ihre Piratenkleidung, die sie zuletzt in der alles entscheidenden Schlacht gegen die Flying Dutchman getragen hatte. Niemand wusste, dass die Piraten Kattler Backet besiegt hatten, die Krone behauptete, sie selbst hätten die Verschwörung entdeckt und ausgemerzt. Wütend stapfte Elizabeth weiter, für eine unangefochtene Loyalität würden die meisten sogar ihre eigene Mutter verkaufen. Doch die Überlebenden in Port Royal und anderenorts wussten es besser, ihre Loyalität zur Marine und dem Königshaus war angeknackst oder zerbrochen.

Langsam wurden die Straßen breiter, die Häuser imposanter, sie hatte die Hafenstadt verlassen und war nun im Aristokratenviertel, welche alle zu Füßen des Herrenhauses um Aufmerksamkeit krochen. Hier war es wesentlich leiser als im Gewirr der Hafenstraßen, ihre Stiefel schmatzten bei jedem Schritt und ihr Säbel schlug im Takt der Schritte gegen ihr Bein und klapperte. Die wenigen, die sich zu dieser Tageszeit im Vorgarten ihrer Häuser aufhielten setzten ihre ohnehin leisen Gespräche nicht mehr fort, sondern verfolgten jeden Schritt von Elizabeth mit herabwürdigenden und bösen Blicken. Sobald sie die Häuser passiert hatte, ging leises Getuschel durch das Viertel. Als sie jedoch stehen blieb und einen Blick zurück warf, verstummten die Stimmen und niemand war mehr hinter den Hecken zu sehen. Mit einem leichtem Kopfschütteln und einem Grinsen im Gesicht machte sich Elizabeth wieder auf den Weg weiter den Berg hinauf, wo stolz und allein das Herrenhaus emporragte und über Port Royal herrschte. Wenn diese arroganten Schnösel doch nur wüssten über wen sie gerade die Stimme zum Tratsch erhoben hatten.

Nach einem letzten kleinen Fußmarsch erreichte sie das schmiedeeiserne Tor des Herrenhauses. Sie zog den abgewetzten chinesischen Mantel zurecht und zog den Stoffgürtel enger. Wie schon immer stand eine Wache vor dem Tor, auf die sie jetzt mutig zuging.

Diese schaute gelangweilt vor sich hin und bei genauerem hinsehen erkannte sie Mr. Sheppard, der schon vor Jahren diesen Dienst schob.

Sie stand nun vor ihm und setzte die Maske der verwöhnten Adligen auf und sagte arrogant zu ihm: „Guten Tag Mr. Sheppard, ich werde erwartet, würden sie mir das Tor öffnen?“

Um die Dringlichkeit zu unterstreichen, tippte sie immer wieder mit ihrem Stiefel auf den Boden.

Ihre Stimme riss ihn aus seinen Tagträumen und er starrte sie entgeistert an: „Miss Swann, ähm ich meine Misses Swann, ach nein Misses Turner, wie schön sie nach so vielen Jahren mal wieder zu Hause begrüßen zu dürfen, wie geht es ihrem Mann und ihrem Sohn? Geht es ihnen gut? Natürlich öffne ich ihnen das Tor.“

Elizabeth blieb ihm eine Antwort schuldig, denn sie nickte bloß als sie das Tor passierte und zwang sich zu einem Lächeln um ihre Traurigkeit zu überdecken, die Sheppards Worte wieder aufleben ließ.
 

Gelangweilt von etlichen Aristokratenbriefen, die seinen Tisch beherrschten, lehnte sich der jetzige Gouvaneur von Port Royal weit in seinem Stuhl zurück, bedeckte sein Gesicht mit seinen Händen und seufzte. Diese Briefe würden ihn noch ins Grab bringen und auf diese Art des Herrschens hatte er absolut keine Lust. Was gingen ihn die verwöhnten Aristokraten mit ihren unmöglichen Problemen an. Genervt stand er auf und stellte sich vor das leicht geöffnete Fenster um sich ein wenig abzulenken. Port Royal war ein sehr schöner Ort, was er wieder einmal bemerkte, leider hatte er nie zeit die Insel einmal in Ruhe zu erkunden, leider.

In den mehr als elf Jahren in denen er hier war er erst wenige Male im Hafen entlang geschlendert um die Bote und Schiffe zu bewundern. Vielleicht sollte er sich einfach mal die Zeit nehmen. Lächelnd setzte er sich wieder an seinen Schreibtisch und fertigte eine Verfügung für seinen offiziellen Vertreter an, der ihn für die nächste Woche in allen Dingen vertreten sollte. Gerade als er das Siegel und seine Unterschrift darunter setzten wollte, wurde der große Gong geschlagen und wenige Augenblicke später stürzte das Hausmädchen Bella herein. Beschämt über ihre Hast verbeugte sich tief an der Tür und überbrachte die Nachricht: „ Mr. Bhermoore, sie haben Besuch, man erwartet sie im vorderen Salon.“

Leicht schmunzelnd antwortete der Gouvaneur: „Danke Bella, du darfst dich wieder an die arbeit machen.“

So schnell wie sie gekommen war, verschwand sie auch wieder. Ein wirklich aufgewecktes Kind, diese Bella.

Schnell zupfte er Hemd und Perücke zurecht und machte sich mitsamt der Vertretungsverfügung auf den Weg nach unten. Auf der Treppe drückte er dem Hausboten das Kuvert mit der Verfügung in die Hand und wies ihn an, dies so schnell wie möglich zu Mr. Stean zu bringen. Pflichtbewusst eilte der Junge davon. Mit einem weiteren Lächeln begab sich Mr. Bhermoore in den vorderen Salon, wer könnte wohl zu Besuch gekommen sein, so dass der vordere Salon von Nöten sein sollte?
 

Elizabeth traute sich gar nicht sich auf die edle Garnitur zu setzten, da ihre Kleider immer noch nass oder vielmehr feucht waren. So ging sie unruhig im Zimmer umher und blieb schlussendlich am Kamin stehen, in dem zu dieser Jahreszeit nur Holzscheite zur Zierde lagen. Sie legte den Kopf an den kühlen Stein um ruhiger zu werden. Die Kälte tat ihr gut, sie erinnerte Elizabeth an das tiefe Meer, das manchmal genauso hart und kalt war. Trotz allem war sie gerne dort, auf einem Schiff, fast unbezwingbar und vor allem eins, frei. Vor etlichen Jahren hatte sie selbst einmal davon geträumt, von Freiheit, die, wie man ihr sagte und beibrachte, einer Hofdame nicht zustand. Doch eines Tages wurde das Schloss ihres goldenen Käfigs geöffnet, mehr unfreiwillig als freiwillig dachte Elizabeth vor sich hin und lächelte matt. In den letzten elf Jahren in England hatte sie viel an Jack gedacht und immer gehofft, dass er vom Galgen verschont bliebe. Nur wenige Male hatte sie ihn getroffen, als sie ihre Tante in Port Katana auf der Nachbarinsel besuchte, verschwand er gerade in eine schäbige Kneipe am Unterhafen. Dies war wenige Wochen nachdem Will zum Captain der Flying Dutchman geworden war. Zur Zeit dieses Besuches bei ihrer Tante wollte sie ihren Cousin darum bitten die Verwaltung von Port Royal in ihrer Abwesenheit zu übernehmen, denn sie hatte mit Will verabredet zurück nach England zu gehen. Da alle Formalien erfüllt waren, der Abend dämmerte und sie gerade wieder auf den Weg zum Schiff zurück war, würde es nicht auffallen, wenn sie einen Abstecher in die Kneipe machen würde. Damals wusste sie nicht was sie getrieben hatte ihm zu folgen, doch sie tat es. Wie immer wenn sie in den Häfenstädten unterwegs war, zog sie es vor ihre Piratenkleidung zu tragen, anstatt ein Kleid. Erstens erkannte sie so niemand so schnell, andererseits wurde sie nicht für ein einfältiges Weib gehalten, sondern ähnelte eher einem Jüngling mit etwas zu langen Haaren. Sie liebte diese Anonymität und die Freiheit, die dadurch entstand.

In der Kneipe selber stand die Luft und roch schwer nach Tabak und Alkohol. Etwas angewidert schlich sie durch die Kneipe, auf der Suche nach Jack.
 

Elizabeth schüttelte den Kopf und lachte kurz auf, der Teufel wusste warum, aber sie hatte Jack vermisst, das wurde ihr jetzt klar.
 

Als sie damals so durch die Kneipe gestreift war, sich an den schwitzenden Männern und Huren vorbei schob, hielt sie Ausschau nach Jack. Während sie an den hinteren Tischen vorbei schlich, erschrak sie leicht als eine Hand ihren Nacken sanft berührte und ihren Kopf leicht nach links bog. „Liebes, wenn ihr jemanden verfolgen wollt, tut dies nicht so ungeschickt, Ai?“ Immer noch spürte sie seinen warmen Atem auf ihrer Haut, roch den Rum den er getrunken hatte und atmete schwer, mehr vor Erleichterung, dass es Jack war, anstatt irgendein anderer schmieriger Seemann, als vor Erregung. Das dachte sie zumindest.

„Was wollt ihr von mir Misses Turner? „, fragte er ruhig und gelassen, zu gelassen. Was sollte sie ihm sagen, sie wusste ja noch nicht einmal selbst warum sie hier bei ihm war.

Er stand immer noch hinter ihr, dicht, sehr dicht. Elizabeth spürte wie sich seine Haare auf ihren Rücken bewegten, wenn er den Kopf bewegte und seine Hand lag immer noch an ihrem Nacken. Plötzlich ließ er von ihrem Nacken ab und zupfte stattdessen an ihrem Mantel herum und beugte sich nah zu ihr heran: „Ihr wisst doch Liebes, ein Kleid oder gar nichts, diese Sachen stehen euch nicht. Ich habe leider kein Kleid für euch hier…“ Er brach ab und strich langsam über ihren Arm. „Jack,…ich…“ Gerade als sie ihm antworten wollte, griff er hart nach ihrem Oberarm und drehte sie zu sich herum. Erschrocken starrte Elizabeth nun in seine braunen Augen, die traurig und schelmisch zugleich auf sie hinunterblickten. Er stand nun noch näher und sein Geruch und seine Alkoholfahne waren nun betäubend stark. Er trug immer noch seinen Schnur- und Kinnbart mit den zwei Zöpfen, auch wenn diese ein wenig ungepflegter als sonst wirkten. Auch das rote Kopftuch und die Perlen in seinen Haaren sahen so aus wie immer. Es war der Captain Jack Sparrow, den sie vor über 13 Jahren das erste Mal traf. Ihre Hände zitterten und rangen miteinander, da sie sich nicht einig waren, Jack zu umarmen oder die Distanz zu wahren. Ihr Herz pochte unerträglich laut und Elizabeth wunderte sich warum Jack es nicht schon gehört hatte. Die Hitze in der Kneipe machte es einem nicht leicht zu atmen, immer noch sog Elizabeth schwer die Luft ein und starrte Jack weiter an. Eigentlich wollte sie ihn nicht so anstarren, doch irgendwie konnte sie den Blick nicht abwenden. Wie auch in ihrem Gesicht, stand auch auf Seinem der Schweiß, doch irgendwie fand sie es nicht ekelig, sondern auf eine besondere Art anziehend. Elizabeth hob zitternd die Hand an Jacks Hals und strich mit dem Daumen eine Schweißperle auf seiner Wange davon. Doch anstatt die Hand wieder weg zu nehmen, ruhte sie immer noch dort. Sie spürte den stoppeligen dunklen Bart unter ihren Fingern und die feuchte Hitze seiner Haut. Sogar seinen Puls konnte sie leicht unter ihrer Hand pulsieren spüren. Er legte leicht den Kopf schief und schloss die Augen, stützte sich dabei aber nicht auf ihre Hand. Eigentlich wollte sie ihm nicht so nahe kommen, eigentlich war sie verheiratet, eigentlich sollte sie gar nicht hier sein, eigentlich….

Sie war schon immer von Jack fasziniert gewesen und nun war er wieder da. Nach endlosen Minuten öffnete er seine Augen wieder und nahm ganz gelassen ihre Hand herunter und schaute sie kurz mit einem Hauch von Traurigkeit an. Diese verschwand so schnell, wie sie gekommen war, als wäre sie nie da gewesen. Jetzt grinste er, entblößte seine Goldzähne, wackelte mit einer dreckigen noch vollen Flasche Rum und fragte keck: „Rum Liebes?“ Sie erwiderte sein Grinsen und warf ihm einen schelmischen Blick zu. An den Rest des Abends konnte sich Elizabeth nur teilweise erinnern, sie hatten viel Rum getrunken und waren später am Strand gewesen. Doch am nächsten Morgen war sie auf dem Schiff gewesen, das sie zurück nach England bringen sollte. Sie hatte mächtige Kopfschmerzen gehabt und sich den ganzen folgenden Tag in ihrer Kabine verkrochen.

Während der Überfahrt entdeckte sie in Ihrer inneren Manteltasche eine Goldmünze und einen Zettel. Sie musste von Jack sein. Die Münze war sehr schön geprägt und sah edel aus. Der dazugehörige Zettel war mit einer geschwungenen schönen Schrift beschrieben. Jack hätte sie niemals eine so schöne Schrift zugetraut, er steckte eben voller Überraschungen, dachte sie schelmisch. Nachdem sie den Zettel gelesen hatte, lief sie vor Verlegenheit rot an, zerriss den Zettel und warf ihn in die See, nur die Münze behielt sie.

Was fiel ihm ein ihr so etwas zu schreiben, dachte sie damals wütend, während sie den Schnipseln nachsah.

Danach hatte sie ihn nur noch einmal gesehen, aber nur flüchtig, als ob er ihr aus dem Weg gehen wollte.

Noch einmal hatte sie nicht versucht ihn zu finden, nicht noch einmal.

Ihre Gefühlswelt war schon genug durcheinander gebracht worden.
 

Sie hatte sich schon oft gefragt warum sie so viel an ihn dachte und hatte schon oft überlegt warum sie eigentlich William geheiratet hatte und manchmal war so von ihrer Liebe zu William überzeugt, dass sie nicht einen Gedanken an Jack verschwendet hatte. Vor elf Jahren war sie überzeugt gewesen das es Liebe war, die sie und Will verbindet, doch seit dem hatte Elizabeth William erst einmal wieder gesehen, das war vor einem Jahr. Es war ein schöner Tag geworden, ein wirklich schöner, doch am Ende musste er wieder gehen. Weitere zehn Jahre müssen erst vergehen bevor er wieder an Land kommen darf. Eine lange Zeit, eine einsame Zeit, in der viel geschehen kann, das wusste William und das wusste sie. Ob er ihr immer noch traute, obwohl sie zehn Jahre getrennt waren. Elizabeth wollte ihm gerne trauen, doch wie gesagt in zehn Jahren kann viel geschehen, mit der Liebe und den Liebenden selbst. Wenn sie so im nach hinein über ihr Treffen nachdachte, musste sie zugeben, dass ihr Verhältnis viel distanzierter gewesen war, nicht mehr so vertraut und innig. Elizabeth schloss die Augen und seufzte, die Geschehnisse vor über elf Jahren hatten die Liebe zwischen ihr und William verändert, sein mehrmaliger Verrat an ihr und an der Sache für die sie als Königin der Piraten gekämpft hatte, sowie ihr Verrat an ihrer Liebe, als sie Jack geküsst hatte. Aber warum hatte sich damals der Verrat an ihrer Liebe nicht falsch angefühlt? Sie wusste es nicht, leider Gottes. Insgesamt waren sie beide unfähig einander zu vertrauen, einer hinterging den anderen, wie soll das die Basis einer Beziehung sein. Außerdem hieß es ja ´bis der Tod uns scheidet´ und William war gestorben, rein theoretisch waren sie nur für wenige Stunden verheiratet gewesen. Vielleicht war es besser so, vielleicht war es damals ein Fehler gewesen ihn zu heiraten, ohne vorher zu überlegen, ohne alles noch einmal zu durchdenken. Eine Beziehung war es schon lange nicht mehr, nur der verzweifelte Versuch zu retten was zu retten war. Wenn sie ganz ehrlich zu sich war, konnte sie ihm nie wieder richtig vertrauen. Elizabeth schluckte hörbar und musste mit den Tränen kämpfen, denn sie wusste, dass es die Wahrheit war. Sie hatte Will immer blind vertraut und er hinterging sie, Jack hingegen hatte sie nie wirklich getraut, doch er hatte sie nie hintergangen, er war immer ehrlich gewesen, auch wenn es ihm schwer viel. „Ach Will...“, sagte sie leise, „… warum musste es mit uns so enden….“

Sie wusste, dass sie William immer noch liebt, obwohl ihre Liebe mehr Schein als Sein war, doch mit Jack war es anders, Jack war für sie mehr als nur ein Freund, er war …
 

Ihre Gedanken wurden jäh unterbrochen als sich die Tür öffnete.

Etwas erschrocken stellte sie sich aufrecht hin um mehr Würde auszustrahlen.

Der Mann der vor ihr stand war in seinen besten Jahren und hatte diese alberne Perücke gar nicht nötig, dass wusste sie. Doch als Gouvaneur war man sozusagen gezwungen so etwas zu tragen. Lächelnd ging sie auf ihn zu und faltete die Hände hinter den Rücken: „Gouvaneur Bhermoore, schön sie wieder zu sehen.“ Ihr Gegenüber grinste sie keck an: „Wehrte Cousine seit wann redest du mich mit meinem Titel an?“ Elizabeth musste sich ein Lachen verkneifen und nahm ihn stattdessen herzlich in die Arme.

„Hat dir deine Mutter gar keinen Anstand beigebracht?“, sagte Elizabeth halb lachend, als sie sich von ihm gelöst hatte.

Bhermoore stemmte eine Hand in die Hüfte und musterte sie: „Und dein Vater hat der dir nicht erzählt wie sich eine Lady zu kleiden hat?“

Beide schauten sich einen Moment lang an und prusteten beide vor lachen los, bis sich Elizabeth ernst räusperte: „Doch hat er schon, doch ich zog trotzdem an was ich wollte.“

„Du hast dich nicht verändert kleine Lizzy“, sagte der Gouvaneur herzlich.

„Du auch nicht Thomas, du auch nicht…“, sprach sie immer leiser und wurde ein wenig bedrückt. Warum wusste sie auch nicht, doch auf einmal war die Trauer und die Hilflosigkeit wieder da:
 

Sie dachte daran als sie ihn gesucht hatte, um es ihm zu erzählen. Dort, auf hoher See, wo die toten Seeleute waren, hatte sie ihn gefunden und es ihm erzählt, doch da war keine Trauer in ihm gewesen, kein Trost den er ihr spenden konnte, nur Wut, Wut so viel Wut, sie hatte Furcht gehabt. Er schrie, sie habe sich nicht verändert, ein elender Pirat sei Sie! Er schrie sie an, Sie war schuld, dass er tot war, sie, nur sie, Sieee…
 

Sie riss die Augen weit auf als Thomas sie an den Schultern festhielt und sie schüttelte.

Die Tränen liefen ihr lautlos über die Wangen und tropften in Bächen auf den roten persischen Teppich. Sie hörte Thomas Fragen nicht, ließ sich nur zum Sofa führen und werte sich nicht als er sie darauf legte.

Schnell war er zur Tür geeilt und hatte seinen Diener angewiesen Tee in den Salon zu bringen und Rum. Als er weg war merkte sie, dass sie zitterte. Was um Himmels Willen war los mit ihr?

Als Thomas wieder bei ihr war und den Tee auf den Tisch stellte, setzte sie sich aufrecht hin und nahm als erstes das Schnapsglas mit dem Rum von ihm entgegen und lehrte es in einem Zug. Sie war immer noch ein wenig abwesend und spielte mit dem Schnapsglas in ihren Händen, doch sie hörte die Frage von Thomas: „Was ist passiert Elizabeth und warum bist du hier?“

Hinterhalt

Fluch der Karibik 4: Der Quell des ewigen Lebens

Kapitel 2 - Hinterhalt -
 

Nachdem sich Elizabeth wieder gefasst hatte und sich selbst noch ein Glas Rum einschenkte, schaute sie ihren Cousin ernst an: „Warum ich hier bin kann ich dir sagen Thomas, doch was geschehen ist…“ Sie schaute zu Boden und lehrte das Glas, bevor sie weiter redete. Sie blickte Thomas mit ihren rehbraunen Augen an, an denen immer noch Teile ihrer Tränen klebten, und sprach: „Es sind Dinge vorgefallen, die mich veranlasst haben England endgültig hinter mir zu lassen. Ich wollte nicht das es so endet, doch ich konnte es nicht verhindern.“

Fragend schaute Thomas zu seiner Cousine: „Ich weiß nicht wovon du redest Elizabeth? Du sprichst in Rätseln. Ist etwas mit deinem Sohn oder deinem Mann geschehen?“

Er rückte näher an sie heran, um sie zu trösten, doch sie stoppte ihn mit einer Handbewegung. Traurig schaute sie auf: „Das muss ich mit mir selbst klären, du kannst mir leider nicht helfen und dein Trost würde es nur schlimmer machen. Ich kann dir nur sagen, was ich bereits gesagt habe. In England gibt es nichts mehr von Bedeutung für mich, NICHTS.“

Wieder rollten die Tränen, denn es war die Wahrheit, es gab nichts mehr in ihrem Leben, nicht in England, deswegen war sie hier. Doch wie sollte sie es ihrem Cousin erklären, er würde sie genauso verurteilen wie William. Noch konnte sie es nicht erzählen, nicht ihrer Familie.

„Lass mich dir wenigstens ein Taschentuch reichen, Elizabeth“, sagte Thomas mitfühlend.

Nachdem sie sich die Tränen weggewischt hatte, nahm sie einen Schluck Tee, der bereit in einer Tasse vor ihr auf dem Tisch stand.

Er wärmte sie innerlich, was ihr unendlich gut tat. Nachdem Lizzy fertig war und die Tasse wieder auf dem Tisch stand, versuchte Thomas erneut seine Cousine zum Sprechen zu bewegen: „Lizzy, hör mir zu, egal was geschehen sein mag, ich werde zu dir stehen. Hörst du….“

Ihre Augen waren immer noch feucht als sie sprach: „Ich möchte dir gerne glauben, doch im Moment gibt es nur einen Menschen, der mir dafür nicht den Kopf abschlagen würde, und das bist nicht du und auch nicht William, keiner von euch….“

Thomas lehnte sich zurück und seufzte: „Na gut Lizzy, wenn du es erzählen kannst, irgendwann, dann komm zu mir, in Ordnung?“

Beim letzten Wort beugte er sich zu ihr und strich ihr sanft übers Haar.

Mit einem schwachen Lächeln sagte Elizabeth: „Danke Thomas…“

Nachdem sie sich einen weiteren Schluck aus der Tasse gönnte, sprach sie wieder ein wenig ernster: „Ich bin hier um mein Erbe anzutreten, welches mir mein Vater hinterlassen hat.“

Nachdenklich rutschte Thomas ein Stück näher und strich mit seiner Hand über sein Kinn: „Du willst mich also als Gouvaneur absetzten und selbst hier regieren?“

Sie drehte sich zu ihm und sprach etwas belustigt: „Nein, ich werde dich nicht absetzten, du sollst hier weiter regieren, das hast du die letzten Jahre eigentlich ganz gut hinbekommen.“

Nach einer kurzen Pause redete sie weiter: „Ich möchte nur einen Teil des Vermögens ausgezahlt bekommen. Außerdem möchte ich, dass du mir immer ein Zimmer freihältst, falls ich vorbeikomme, hier im Herrenhaus und auch auf den anderen Inseln die du regierst. Ich denke das ist nicht zuviel verlangt.“

Thomas überlegte und sagte dann: „Nein ist es nicht, ich werde ein Dokument anfertigen, welches dir in jeder Gaststätte mit Schlafmöglichkeit in meinem Herrschaftsgebiet freies Wohnen und Essen garantiert. Weiter… an wie viel des Vermögens dachtest du denn?“

Elizabeth überlegte, der Familienbesitz ihres Vaters umfasste viele Gebäude und Bargeld.

Nachdem sie gründlich überlegt hatte sagte sie schließlich: „Heute werde ich einen kleinen Beutel mit Goldmünzen, Silbermünzen und Schillingen mitnehmen, das dürfte fürs erste reichen. Danach möchte ich, dass du monatlich 100 Gold-, 200 Silbermünzen und 150 Schillinge zusammen in einem Beutel zu einem vereinbarten Treffpunkt bringen lassen, welchen ich dir frühzeitig mitteilen werde. Sollte ich einmal keine Nachricht ankommen oder verloren gehen, bringt das Geld nach Tortuga, zu einem Mann namens Hackler. Er wird es für mich verwahren.“

Ihr Cousin war stutzig geworden, doch warum sollte er nicht, es war gefährlich in Tortuga mit viel Geld umher zu spazieren. Hackler wurde ihr von Mr. Gibbs empfohlen, der ihr diesen Tipp kurz vor der Abreise der Black Pearl aus Tortuga gegeben hatte. Noch am selben Tag hatte sie Hackler ausfindig gemacht und ihn vorsichtshalber darauf hingewiesen, dass sie vielleicht mal seine Hilfe beanspruchen müsse. Er würde sich jederzeit Zeit für die Lady nehmen, hatte er gesagt. Ein schmieriger, ekliger Kerl, aber ehrbar und geschäftstüchtig.

Bei ihm war jedes Geld sicher.

Thomas hatte noch immer die Stirn gerunzelt: „Was hast du vor Elizabeth…“

Sie seufzte und senkte den Blick auf ihre Knie: „Ich weiß es noch selbst nicht genau, erst einmal werde ich mir ein Schiff suchen was mich nach Tortuga bringt, mit einem Beutel voller Münzen ist das nicht allzu schwer.“

Danach erhob sie sich, straffte ihren Rücken und reckte sich, bevor ihr Blick wieder zu Thomas fiel: „Wenn du damit nicht einverstanden bist, kannst du es mir sagen, doch der Besitz meines Vaters war nicht klein Thomas und ich überlasse dir die Herrschaft und die Gebäude und Ländereien, ich denke es ist ein faires Angebot.“

Nun stand sie vor dem Sofa und blickte Thomas erwartungsvoll und ernst an: „Nun…“

Thomas konnte sich nicht helfen irgendetwas stimmte bei dieser Sache nicht, doch seiner Cousine vertraute er. Er erhob sich nicht sondern schloss kurz die Augen und sagte mit einem ernsten Blick: „Ich hoffe du tust das Richtige, Lizzy. Ich werde deinen Vorschlag so entgegen nehmen. Wir haben jetzt den zwanzigsten des achten Monats, wann gibst du Bescheid?“

„Das erste Geld kannst du nach Hackler bringen, ich werde ihm Bescheid geben das ihr kommen werdet. Am besten kommt ihr in zehn Tagen, die Überfahrt dauert ungefähr fünf Tage. Ich werde morgen früh abreisen. Zieh den Beutel von heute vom restlichen Betrag für den Monat ab.“

Thomas erhob sich: „In Ordnung, ich werde dir jetzt das Dokument ausstellen und dir den gewünschten Betrag auszahlen.“

Zum Glück gab es im vorderen Salon auch einen Arbeitsschreibtisch, in dem er alles Nötige finden würde. Er ging hinter den Schreibtisch und machte sich daran das Dokument anzufertigen. Nachdem er seinen Stempel, sein Siegel und seinen Namen darunter gesetzt hatte, übergab er es Elizabeth wortlos in einer ledernen Hülle, die vor dem Schreibtisch ungeduldig stand. „Dürfte ich mir noch ein Glas Rum einschenken, Thomas?“ Er nickte nur. Der Rum beruhigte sie immer ein wenig, langsam verstand sie warum die Männer dieses Getränk so liebten. Langsam lehrte sie ihr Glas, schmeckte den brennenden Alkohol und fühlte die wohlige Wärme in ihrem Bauch, ihr kam der Rum nicht mehr ganz so scheußlich vor wie vor etlichen Jahren. Das war jetzt ihr drittes Glas und ihr war schon ein wenig anders zu mute. Ein leichtes Grinsen war auf ihren Lippen, alles änderte sich. Mittlerweile trank sie Rum recht gern, wenn auch nicht so häufig wie die meisten Männer.

„100 Münzen, 30 Goldene, 40 Silberne und den Rest in Schillingen, das müsste reichen.“, sagte Elizabeth während sie das Schriftstück durchsah. Dann machte sich ihr Cousin daran, das Geld abzuzählen. Nachdenklich schaute er Elizabeth an als sie auf dem Weg zur Tür war.

Kurz bevor sie hindurchschlüpfte, sagte sie noch: „Danke Thomas, wir sehen uns bestimmt wieder. Bis bald…“ „Danke ich finde den Weg selbst.“, sagte sie etwas gereizt zum Hausmädchen, welches schon an der Zimmertür stand und auf sie wartete.

Ohne ein Wort des Abschiedes saß der Gouvaneur von Port Royal immer noch hinter seinem Schreibtisch und dachte daran was sich gerade im Salon abgespielt hatte.

Seine kleine Cousine hatte sich sehr verändert, sie war keine Hofdame, war sie nie gewesen, das wusste er. Ein Anflug eines Lächelns war in seinem Gesicht zu erkennen, sie war nun das was sie immer sein wollte. Doch irgendwie war ihm nicht wohl bei der ganzen Sache. Er würde genau aufpassen was in seinen Regentschaftsgebiet abspielte. Einer musste ja auch sie aufpassen. Seufzend erhob sich Thomas Bhermoore und verließ den vorderen Salon. Sofort kam Bella auf ihn zugetürmt verbeugte sich tief und fragte: „Sir, ihre Gemahlin wünscht sie zum Mittagstisch im ersten Stock.“

Ein mildes Lächeln lag auf seinen Lippen: „Sag ihr, ich bin alsbald bei ihr.“

Mit einem Knicks verabschiedete sich Bella und eilte die Treppe hinauf.

Bevor er zu seiner Geliebten konnte musste er noch etwas erledigen und verschwand schnell über eine kleinere Treppe im Untergeschoss.
 

Für den Rückweg zur Hafenstadt wählte Elizabeth eine andere Strecke, sie hatte keine Lust auf das Getuschel der Aristokraten. Sie hatte was sie wollte, Geld und das besagte Schriftstück. Seufzend kämpfte sie sich durch das Gebüsch des Gartens der sich hinter dem Herrenhaus erstreckte. Diesen Weg war sie früher als kleines Mädchen immer gegangen, wenn sie unbemerkt in die Hafenstadt gelangen wollte. Gerade als sie den schmiedeeisernen hohen Zaun erreichte, stieß ihr etwas gegen die Beine. Etwas erschrocken sprang sie zurück und zückte aus Gewohnheit den Säbel. Etwas erstaunt starrte sie auf den kleinen Jungen der vor ihr stand. Er hatte zerzauste schwarze Haare und seine Kleidung zeigte ihr, dass er hier zum Herrenhaus gehören musste, allerdings waren seine Kleider zerrissen und dreckig.

Furchtlos starrte er sie an: „Du bist ein Pirat nicht wahr?“

Grinsend senkte Elizabeth ihre Waffe: „Ja bin ich, und wer bist du?“

Der Junge verschränkte die Arme, er mochte zehn oder neun Jahre alt sein, wie ihr Sohn: „Ich, ich bin der Sohn des Gouvaneurs, also wenn du mir was tust, bist du so gut wie tot.“

Elizabeth stieß ein Lachen aus: „Ich werde doch wohl nicht das Kind meines Cousins töten wollen, oder willst du das unbedingt?“

Misstrauisch beäugte der Junge sie: „Du bist Elizabeth Swann? Oh man wie toll, du bist echt Pirat?“

Das Leuchten ins seinen Augen war kaum zu übersehen. Elizabeth lächelte nachsichtig: „Ja bin ich, und du benutzt gerade meinen Schleichweg, den ich als Kind immer gegangen bin um in die Hafenstadt zu gelangen. Also du kleiner Rumtreiber, mach deinen Eltern keinen Kummer, geh rein und zieh dich um. Ansonsten merken sie das du weg warst, also los!“

Mit leichtem Entsetzen in seinen Augen blieb er wo er war: „Werden wir uns noch einmal wieder sehen?“ Mit einem leicht traurigen Lächeln sagte sie: „Bestimmt, doch nicht allzu bald. Also los kleiner Pirat, ab nach Hause.“ Mit diesen Worten schob sie ihn in Richtung Herrenhaus. Widerstrebend machte sich der Junge auf den Weg, und winkte zum Abschied noch einmal. Als er aus ihrem Sichtfeld verschwunden war, machte sie sich weiter auf den Weg, während sie sich durch die etwas verbogenen Eisenstangen zwängte, musste sie an ihren Sohn denken, die beiden wären gut miteinander klar gekommen. Doch der junge Bhermoore würde ihren Sohn niemals kennen lernen.

Etwas bedrückt machte sie sich auf den Weg zum Hafen, gerade jetzt wäre ein Glas Rum nicht verkehrt gewesen, dann wäre sie auf andere Gedanken gekommen. Doch der steile Abstieg nahm sie soweit in Anspruch, so dass sie keinen anderen Gedanken nachhängen konnte. Nach der kleinen Klettertour kam sie zwischen zwei kleinen Gärten raus, die den Pfad mit Büschen und Bäumen gut verbargen. Manche Dinge ändern sich eben nie.

Schnell ging sie den staubigen Sandweg entlang um sich eine kleine Herberge für die Nacht zu suchen. Doch vorher musste sie sich unbedingt neue Sachen zum wechseln kaufen, da ihre alt und durchnässt waren. Der Geldbeutel hing schwer hinter ihrem Stoffgürtel und war gut an den darunter liegenden Ledergürtel befestigt. Von außen sah niemand, dass dort Geld zu holen war. Sie klopfte auf die Stelle, wo der Geldbeutel war und sagte so zu sich: „Na dann, auf ins Getümmel…“ Doch irgendwie war ihr nicht wohl, sich in den Massen an Menschen zu bewegen. Sie wäre froh, wenn sie den Einkauf schon hinter sich hätte und in einem bequemen Bett einschlafen könnte. Sie seufzte, bis dahin war noch viel Zeit, mindestens ein halber Tag.

So schlenderte Elizabeth durch die Straßen des Hafens von Port Royal auf der Suche nach einer Herberge. Es war Mittagszeit und viele Bedienstete hasteten die Straßen entlang, um schnellstmöglich zu Zutaten für das anstehende Mittagsmahl zu besorgen. Marktstand reihte sich an Marktstand und viele boten ein üppiges Angebot an Obst, Gemüse, frischem Fisch, anderem Fleisch, Gewürze und sogar Kleidungshändler hatten geöffnet.

Nachdem sich Elizabeth einen Apfel gegönnt hatte und nun kauend weiterging, fiel ihr Blick alsbald auf ein Geschäft, welches auch vor dem Gebäude seine Waren feilbot. Hier würde sie unter Garantie neue Kleidung finden. Das Kerngehäuse ihres Apfels ließ sie unauffällig unter einem Marktstand mit Gemüse verschwinden und ging nun auf die Auslagen des Kleidungsgeschäftes zu.

Nach einem kurzen Blick in die Auslagen war ihr klar, dass sie hier nichts finden würde. Nur edle Kleider und fein geschneiderte Anzüge würde sie drinnen finden.

Elizabeth seufzte und betrat trotzdem das Geschäft, vielleicht gab es drinnen noch andere Ware. Außerdem konnte sie den Besitzer nach weiteren Geschäften fragen.

Die Sonne stand hoch am Himmel und die Temperatur stieg zusehends, somit war Elizabeth froh, dass es im Gebäude selber recht kühl und angenehm war.

Nur wenige Menschen waren im Geschäft zu sehen und die die dort waren, sahen nicht sehr nach der höheren Gesellschaftsschicht aus. Auch die Auswahl an Kleidung unterschied sich sehr von den Auslagen vor dem Geschäft. Aber wenn Elizabeth es sich recht überlegte, würde auch keiner der Aristokraten hier unten im Hafen einkaufen kommen. Also waren die hübschen edlen Auslagen nur Tarnung für irgendetwas anderes. Sie musste auf der Hut sein, deshalb legte sie vorsichtig die Hand auf den Griff ihres Säbels und ging weiter unauffällig durch das Geschäft.

Auf mehren Regalen sah sie schon was sie suchte, einen braunen Mantel, Stiefel, in allen möglichen Größen und Formen, Hüte, Hosen aus Leinen oder grober Baumwolle, verschiedene Gürtel und Hemden.

Schnell suchte sie sich etwas zusammen ging an den Tresen und bezahlte.

Der Ladenbesitzer war freundlich aber auf der Hut, das verrieten seine Blicke. Nachdem er alles mit einer Schnur umwickelte und fest verschnürte, machte sich Elizabeth wieder auf den Weg nach draußen. Doch sie ging nicht allein, zwei schmierige Seemänner folgten ihr hinaus. Elizabeth hatte sie bemerkt und verschwand so schnell wie nur möglich zwischen den Menschenmassen in der Straße. Doch die beiden ließen sich nicht abschütteln. Mit leichter Aufregung überlegte sie, wie sie die beiden abhängen konnte. Schnell huschte sie durch die Nebenstraßen, bis sie einen guten Vorsprung erzielt hatte. Noch einmal hastete sie in eine kleine Gasse, die, wie sie wusste, in einem hohen Zaun endete. Doch behände kletterte sie hinauf und verschwand auf das niedrige Dach, eines anliegenden Hauses. Dort versteckt wartete sie auf ihre Verfolger, eine der neu gekauften Pistolen geladen und bereit auf den Eingang der Gasse gerichtet. Was wollten diese Typen von ihr? Hatten sie mitgekommen das sie Geld hatte?

Für weitere Fragen war keine Zeit, denn die beiden Männer tauschten schon am Eingang der Gasse auf. Elizabeth kroch leise noch ein Stück nach hinten, um sicherzugehen nicht gesehen zu werden.

Vorsichtig zogen beide ihren Säbel und gingen langsam in die Gasse hinein. Schritt für Schritt kamen die beiden näher, Elizabeth konnte ihr Gemurmel jetzt auch verstehen.

Der eine der beiden Männer war groß und Muskel bepackt, der andere eher klein und schmächtig, doch meistens waren diese Männer gefährlicher als sie aussahen.

Der Schmächtige hatte seine fettigen Haare nach hinten gekämmt und sein dünner Oberlippenbart verriet sein verräterisches Wesen. Der Große hingegen trug seine blonden Haare sehr kurz und hatte ein Kopftuch auf, wahrscheinlich wegen der Mittagshitze. Genervt kamen beide näher. „Wo ist dieser junge Bursche abgeblieben? Er ist doch hier reingelaufen…“, sagte der Kleinere wütend.

„Ja ist er auch, ich hab ihn doch gesehen Slice.“, meinte der andere.

Sie waren am Ende der Gasse angekommen und blickten sich um. Sichtlich ärgerlich trat der Mann namens Slice gegen den Zaun.

„Verdammt Brian! Wie sollen wir jetzt die Belohnung kassieren? Mann wir brauchen das Geld, verstehst du?!“

Elizabeth wurde hellhörig, wer könnte diese beiden angeheuert haben um sie umzubringen? Vielleicht erzählten die beiden ja noch mehr. Gespannt horchte sie weiter.

Der Mann namens Brian zuckte nur mit den Schultern: „Vielleicht ist er über den Zaun?“

Slice hatte einen fiesen Ausdruck auf seinen Gesicht: „Du könntest recht haben, das Bürschchen war sehr agil. Heb mich hoch, ich schaue nach.“ Während der große Brian Slice hochhob, lud der seine Pistole. Als Slice über den Zaun schauen konnte schoss er ohne Vorwarnung und fluchte sofort: „Verdammter Huresohn! Da ist niemand, der Typ ist weg!“

Noch während Brian Slice herunterhob, erhob sich Elizabeth, nun mit jeweils einer Pistole in jeder Hand und ging leise zum Rand des Daches. Da die beiden Kerle sich in den Haaren hatten und dieser Slice nach unten schaute um nicht herunterzufallen, bemerkten sie es nicht.

Da Brian anscheinend Probleme hatte den wütenden Slice von seinen Schultern zu heben, überlegte Elizabeth nicht lange, sprang auf den ohnehin schon gebeugten Rücken von Brian und von dort schnell auf den Boden der Gasse zurück. Durch die Wucht des Sprungs hatte Brian das Gleichgewicht verloren und war samt Slice nach vorne gegen den Zaun gedonnert. Slice donnerte mit vollem Schwung mit seinen Knien gegen das Holz und schrie auf. Auch sein Kopf hatte etwas abbekommen, wahrscheinlich nur eine Platzwunde. Brian stolperte so unglücklich, dass er sich den Fuß verdrehte und es laut knackste. Elizabeth hatte sich aus ihrer Hockposition erhoben und stand nun wenige Meter vor den beiden Männern und zielte mit ihren Pistolen auf sie. Noch bevor die beiden sich richtig aufraffen konnten, hallte Elizabeths Stimme bedrohlich ruhig durch die Gasse: „An eurer Stelle würde ich mich nicht zu schnell bewegen. Los schmeißt eure Waffen nach vorne zu mir und keine faulen Trick, meine Pistolen sind geladen.“

Immer noch ein wenig verwirrt realisierten die Typen, was soeben geschehen war.

Slice hatte sich langsam aufgerichtet und hielt sich sein rechtes Knie, von seinem Kopf tropfte Blut herab. Er schaute sie an und leckte mit einem Grinsen das Blut von seinem Mundwinkel: „ Ein Weib…schau an.“

„Komm nimm die Waffen runter Missy, du weißt doch eh nichts damit anzufangen.“, sagte der Typ namens Slice in einem verhöhnenden Tonfall. Mit einem erregten Gesichtsausdruck fügte er noch hinzu: „Ich weiß mit welcher langen Waffe du umgehen kannst Schätzchen.“ Danach griff er sich in den Schritt und schaute sie vulgär an.

Grimmig schaute Elizabeth zu ihm rüber und schoss. Das Loch im Zaun, war knapp neben Slice Kopf zu sehen, der wütend zu ihr starrte.

Elizabeth setzte ein süffisantes Grinsen auf und sprach: „ Glaubt nicht ich könnte nicht mit Waffen umgehen, deine scheint anscheinend zu lang zu sein, soll ich sie dir ein wenig kürzen?“ Bei ihren letzten Worten zog sie schnell den Dolch aus ihrem Ärmel hervor und ließ ihn genauso schnell wieder verschwinden. Doch es hatte seine Wirkung nicht verfehlt, Slice Blick wurde noch wütender, wobei Brian die Augen aufriss und sich anscheinend schon das Schlimmste ausmalte.

Elizabeth schoss noch einmal, diesmal direkt vor den Schritt von Slice, sodass diesem der aufgewühlte Dreck ins Gesicht flog.

Sein Kopf war mittlerweile hochrot, doch er warf seinen Säbel und seine Waffen nach vorne und verkniff sich sein Kommentar. Auch Brian legte bereitwillig alle Waffen ab. Doch Elizabeth wusste nur zu gut, dass dies nicht alle Waffen waren, Slice hatte unter Garantie noch irgendwo Dolche versteckt.

Die Waffen der beiden Männer lagen weit genug bei ihr, sodass sie beruhigt ihr Verhör starten konnte. Sie hatte ihre Pistolen neu geladen und sprach nun ernst: „Wer hat euch beauftragt mich umzubringen?“

Brian sagte nichts, wobei Slice dreckig lächelte und vor ihr in den Sand spuckte: „Wir werden dir nichts erzählen Schätzchen.“ In der Gasse war es nun ruhig, nur Elizabeth Schritte machten gedämpfte Geräusche auf dem sandigen Boden.

Sie stellte noch etliche Fragen, die Zeit verging, doch es war immer dasselbe Spiel, Brian antwortete nicht und Slice ließ nur dumme Sprüche von sich. Mittlerweile stand die Sonne über ihnen und Elizabeth konnte sich immer schlechter konzentrieren. Sie ging auf und ab und versuchte die Typen nicht aus den Augen zu verlieren, doch dann geschah es. Ein unaufmerksamer Moment genügte, Slice sprang nach vorne und hatte schon den Dolch wurfbereit in der Hand. Schnell warf er ihn auf Elizabeth. Im allerletzten Moment konnte sie ausweichen, indem sie zur Seite hechtete. Ohne weiter zu überlegen, jagte sie Slice einen Schuss in den Bauch und einen in die Brust und zog danach ihren Säbel. Er lag links neben ihr, wütend raffte sie sich auf, packte ihn an den Haaren und hielt im die Klinge an den Hals: „So du dreckiger Mistkerl, entweder du redest jetzt oder ich schneide dir die Kehle durch!“

Doch Slice Augen waren nur noch halb offen und aus seinem Mund troff Blut, er war bereits tot.

Sie ließ den Kopf auf den Boden fallen und wandte sich Brian zu, dieser saß grimmig am Zaun und starrte sie an.

Sie hatte keine Lust ihre Pistolen neu zu laden, deswegen ging sie mit ihrem Säbel auf ihn zu und hielt ihm die Spitze an den Hals: „Sag mir den Namen.“

Er hielt ihrem Blick stand: „Wir hatten keinen Namen, nur einen Treffpunkt.“

„Und der wäre?“, sagte Elizabeth genervt, obwohl sie sich schon denken konnte, was er sagen würde.

„Tortuga…“

„Wie lautete euer genauer Auftrag?“, fragte sie weiter.

„Wir sollten nach Port Royal fahren und dort sollte ein schmächtiger Jüngling mit langem Haar in asiatischer Piratenmontur herumlaufen, wir sollten ihn töten.“

Wütend schnaufte Elizabeth, nun gut, sie wollte sowieso nach Tortuga.

Sie schaute auf Brians Bein und tippte mit ihrem Säbel dagegen: „Da dein Bein wahrscheinlich gebrochen ist, wirst du mir eh nicht folgen können und das rate ich dir auch. Such dir einen Arzt und lass dich behandeln.“ Ungläubig schaute er auf das blinkende Etwas das nun vor seinen Füßen lag.

Mit diesen Worten verschwand sie aus der Gasse und stürzte sich wieder in die Menschenmasse. Sie hatte ihm ein Goldstück dagelassen, da sie wusste, dass er den Arzt sonst nicht bezahlen konnte. Irgendwie wusste sie, dass Brian eigentlich ein anständiger Kerl war. Außerdem war er mit einem gebrochenen Bein mehrere Monate nicht fähig richtig zu laufen, wie sollte er sie dann verfolgen. Ein Schiff würde er für die nächste Zeit nicht betreten.

Ein leises Seufzen entfleuchte ihr, sie war durchgeschwitzt, hatte Hunger und wollte nur noch schlafen. Sie betrat die nächst beste Herberge zeigte das Dokument vor und suchte ihr Zimmer auf. Schnell wusch sie sich und nahm im Speiseraum eine ausgiebige Mahlzeit zu sich, bevor sie sich am späten Nachmittag in ihr Zimmer verzog und sich ins Bett legte, um zu schlafen. Lange lag sie noch wach, da sie nicht wusste, was sie von den letzten Ereignissen des heutigen Tages halten sollte. Wer hatte es auf sie abgesehen? Jetzt würde sie die Antworten nicht finden, aber in Tortuga, dachte sie so während sie in den Schlaf hinüberglitt.

Der Schmerz des Verlustes

Fluch der Karibik 4: Der Quell des ewigen Lebens

Kapitel 3 - Der Schmerz des verlustes
 

Immer noch lag er in der Gasse, er hatte schon ein paar mal versucht sich aufzuraffen, doch das Luder hatte recht gehabt, sein Bein war gebrochen. Nun war es schon nach Mitternacht und Brian saß gegen den Zaun gelehnt da und betrachtete seinen toten Kumpan. Der Job war es nicht wert gewesen, dachte er so bei sich und seufzte.

Sie sollten den Burschen oder besser gesagt das Weib gefangen nehmen, nicht töten, was hatte sich Slice bloß dabei gedacht vom Plan abzuweichen. Einen Gefallen würden wir dem Boss tun, hatte er gesagt. Von wegen, deswegen war alles schief gelaufen, wütend schlug er mit der Faust gegen den Holzzaun.

Plötzlich tauchte ein Schatten am Eingang der Gasse auf, Brian wurde flau im Magen. Irgendwie wusste er, dass gleich etwas Schlimmes passieren musste.

Der Mann kam näher, sein Gesicht immer im Schatten. Er blieb kurz vor Slice toten Körper stehen und schaute hinunter. Verächtlich trat er Slice in die Seite, doch der Tote bewegte sich kaum. Dann sah er zu Brian hinüber.

Das einzige was Brian bekannt vorkam waren die langen nassen Haare, die ihm weit über die Schulter reichten, unter dem schwarzen Kopftuch, leicht verkrustet durch das Meerwasser. An seiner rechten Wange waren immer noch die Abdrücke des Seesterns zu sehen, der dort einmal klebte.

„Wie es aussieht… habt ihr versagt.“ Brian nahm seinen Mut zusammen und sprach: „Er war eine sie, das hättet ihr uns sagen müssen, außerdem lebt sie noch. Slice wollte sie eigentlich umlegen.“

Er kam noch ein Stück näher: „Das ändert nichts an der Tatsache, das sie immer noch frei ist, oder?!“, sagte er leise und gefährlich.

Brian bekam Angst, doch er konnte nicht flüchten. Der schwere schwarze Mantel triefte vor Meerwasser und hinterließ dunkle Tropfen auf dem sandigen Boden.

Er drehte den Kopf leicht und sagte: „Dein Bein ist gebrochen…war sie das?“

Verächtlich schnaubte Brian: „Ja wer sonst, das Biest ist mir auf den Rücken gesprungen und wir sind mit voller Wucht gegen den Zaun geknallt.“

Plötzlich schaute der Mann nach hinten und horchte, bevor er sich wieder Brian zuwandte: „Mein Captain wird dies anders regeln, hier ist dein Lohn für deine Mühe.“

Freudig gespannt wartete Brian auf das Geld, doch stattdessen trat der Mann noch ein Stück näher nahm eine der Pistolen von Slice auf und schoss Brian in das andere Schienbein. Auch hier splitterte der Knochen und Brian schrie.

Brian lag zusammengekrümmt auf dem Boden und heulte. Der andere trat Schritt für Schritt zurück und lächelte hämisch im Dunkeln: „Ich hoffe sie verheilen wieder…such dir lieber einen guten Arzt….“ Brian hörte dies nicht mehr, sondern fühlte nur den Schmerz in seinen Beinen.

Der Mann verließ die Gasse und machte sich auf den weg zurück zum Hafen. Schritt für Schritt ging er ins Wasser und war bald auf dem Schiff seines Captains angekommen, im kühlen Dunkel des Meeres.
 

Elizabeth schreckte aus dem Schlaf hoch, hatte da gerade jemand geschrieen? Sie blickte vom Bett aus hinaus durch das kleine Fenster, welches zur Straße hin gelegen war, alles schien ruhig, nur ein paar Hunde bellten aufgeregt. Irgendetwas musste passiert sein.

Plötzlich tauchte aus dem Schatten ein Mann auf, schnell machte sie sich klein, um nicht gesehen zu werden. Langsam verschwand er Richtung Hafen, er kam ihr bekannt vor, doch ihr war unheimlich genug und wollte nur weiterschlafen. Schnell glitt sie wieder in den Schlaf.
 

Schon beim ersten Sonnenstrahl war sie hellwach und räkelte sich noch einmal ausgiebig. Danach raffte sie sich auf und holte das geschnürte Bündel, das sie gestern erworben hatte, zu sich aufs Bett und friemelte den Knoten auf. Zügig hatte sie die Klamotten angelegt, der Stoff war neu und nicht so abgewetzt, wie ihre alten Sachen, die sie über den einzigen Stuhl im Zimmer zum trocknen aufgehängt hatte. Irgendetwas etwas war heut Nacht passiert, doch Elizabeth wusste nicht mehr was genau sie mitten in der Nacht beobachtet hatte.

Nach einem leichten Frühstück schnürte sie ihr Bündel und machte sich auf zum Hafen, um ein Schiff zu finden, dass sie nach Tortuga bringen konnte.

Der Weg zum Hafen war nicht mehr weit, sie konnte schon die ersten weißen Segel sehen. Nachdem sie die letzte Häuserreihe passiert hatte, die sie noch vom Hafen trennte, war sie begeistert von den majestätischen Schiffen, die hier vor Anker lagen.

Jetzt musste sie nur noch jemanden finden, der wusste wohin welches Schiff fahren würde. Um nicht als Frau aufzufallen, hatte sie sich noch schnell heute Morgen ein wenig die Haare gekürzt, sodass der Zopf den sie jetzt trug, nicht weiter auffallen würde. Sie hatte sich außerdem gestern einen Hut bekauft, einen dreieckigen Braunen. Den hatte sie auch auf.

Sie beschloss niemanden zu fragen, jedenfalls nicht den Hafenvorsteher, sondern die einzelnen Captains. Als sie an das erste Schiff herantrat, fragte sie einen vorbei eilenden jungen Matrosen: „Wohin soll die Reise gehen?“

Kurz blieb der Bursche stehen und beäugte sie: „In den Süden, wohin genau weiß ich auch nicht.“

Elizabeth ging weiter nach mehreren Fehlschlägen erreichte sie das vorletzte Schiff. Ein grimmiger Seebär schnauzte Kommandos von der Kaimauer aus. Er wüsste bestimmt bescheid.

„Guten Tag, wohin geht die Reise?“, fragte Elizabeth höflich den Alten.

Als er sich zu ihr umdrehte, sah sie seine Augenklappe und die dicke Pfeife im Mund: „Söhnchen, hier brauchst du nicht anheuern, die Reise wäre eh viel zu lang und anstrengend für dich.“ Er lachte hämisch.

„Sir, ich habe nur gefragt welchen Zielhafen dieses Schiff ansteuert?“, sagte Elizabeth ein wenig trotzig.

Der Alte öffnete sein gesundes Auge noch ein Stück mehr: „Wir werden zurück nach Frankreich fahren, in die alte Welt.“

Diesem Kerl musste man alles aus der Nase ziehen: „Sir, hält dieses Schiff in Tortuga?“

Er musterte sie eindringlich: „Was will ein so junger Bursche in einem Piratennest wie diesem?“ Etwas grimmig antwortete Elizabeth: „Sir, was ich dort will ist meine Sache, ich brauche nur ein Schiff, das mich dort hinbringt. Ich kann arbeiten, ich bin nicht das erste Mal auf See.“

Erst sagte der Alte gar nichts, dann lachte er lauthals: „Na dann, willkommen an Bord, Tortuga ist der letzte und einzige Hafen, bevor wir mehrere Wochen auf See sind.“
 

Die fünf Tage auf See verliefen ohne Zwischenfälle, keiner schien bemerkt zu haben, das sie eigentlich eine Frau war und nach einem kurzen heftigen Streit mit einem Matrosen endete zu ihren Gunsten, nachdem sie ihn mit ihrem Können mit dem Säbel beeindruckt hatte. Sie hatte sich den Respekt der restlichen Männer verdient und niemand zweifelte mehr ihren Aufenthalt auf dem Schiff an. Als der Abend des fünften Tages anbrach stand Elizabeth an Deck und stütze sich auf den Mopp, mit dem sie gerade das vordere Deck schrubbte. Das nasse Deck roch stark nach Seewasser, doch die Salzkruste hatte sie zum größten Teil entfernt bekommen. Ihren Soll hatte sie erfüllt. Sie brachte den Mopp an seinen Platz und meldete sich beim Bootsmann, im Moment war nicht viel los auf dem Deck, da die Hitze des Tages immer noch schwer auf dem Schiff lag und sich kaum ein Lüftchen regte. Doch eine Flaute hatten sie auch nicht, dass Schiff bewegte sich stetig vorwärts. Der Bootsmann schien zufrieden und entließ sie aus ihrer Arbeit. Verschwitzt ging sie zurück auf das vordere Deck und kletterte ein Stück die Takelage hinauf, um doch einen Hauch von kühlen Wind zu erwischen. Doch auch auf Höhe der ersten Quermasten war kaum Wind. Seufzend wischte sie sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn und starrte nach vorne, über den Bug des Schiffes hinaus und sah seit fünf Tagen das erste Mal wieder Land. Auch die Lichter Tortugas waren schon erkennbar. Doch der Mann im Krähennest schien bei der Hitze besseres zu tun zu haben, als darauf zu achten. Da keiner sich regte, rief sie: „Land in Sicht!“

Innerhalb von wenigen Minuten waren die meisten Matrosen an Deck angelangt und schauten in Fahrtrichtung. Fast zuletzt eilte der Captain an Deck und schrie die nächsten Befehle. Alle gehorchten und binnen weniger Stunden hatten wir die letzten Segel gerafft und die letzten Taue am Kai von Tortuga festgebunden. Elizabeth packte ihr kleines Bündel zusammen. Dabei fiel aus ihrem alten Mantel die Goldmünze, welche dumpf auf die Dielen fiel. Langsam hob sie es an dem daran festgemachten Lederband auf, hängte es sich um den Hals und ließ das Goldstück unter ihrem Hemd verschwinden. Nachdem sie wieder an Deck war und sich von dem Captain verabschiedete, ging sie über den Holzsteg an Land. Noch während sie ging schaute sie sich um, im Hafen lagen einige Schiffe vor Anker, wie sie ahnte, waren es alle Piratenschiffe. Als sie den Anliegersteg betrat, schaute sie zurück in die Bucht hinaus. Dort waren schon die nächsten Schiffe, die auf Tortuga zusteuerten.

Mit aufgerissenen Augen betrachtete sie das schwarze elegante Schiff, welches allen voran in die Bucht einlief.

„Die Black Pearl…“, sagte Elizabeth fast flüsternd. Erst musste sie einige Dinge erledigen, danach würde sie mit Barbossa sprechen. Noch bevor die Pearl anlegte, verschwand Elizabeth in den sandigen Straßen von Tortuga Bay. Nachdem sie durch mehrere Gassen geirrt war, um Ärger aus dem Weg zu gehen, fand sie eine kleine Pension am Rande der Stadt. Die nette Frau zeigte ihr alles und gab ihr dann den Schlüssel für ihr Zimmer.

Doch lange blieb Elizabeth nicht, sondern machte sich auf um Hackler zu treffen. Schnell schlängelte sie sich durch die Massen an betrunkenen Piraten und Huren, um das kleine Backsteinhaus im östlichen Teil Tortugas zu erreichen. Trotz mehrmaligen Pöbeleien, reagierte Elizabeth nicht, sondern verzog sich schnell. Dann bog sie in eine kleine Seitengasse ein, in der es schon deutlich ruhiger war. Am Ende der Gasse lag versteckt ein kleines Gebäude mit vergitterten Fenstern und trug den Namen Gefängnis in einem abwetzten Schild über der Eingangstür. Irgendwann, vor sehr langer Zeit, schien Tortuga auch einmal ein normaler Fischerort gewesen zu sein. Kein Licht erleuchtete die Gasse, es war stockfinster. Etwas beunruhigt klopfte Elizabeth das richtige Zeichen und die Tür öffnete sich. Der Türsteher schaute sie, wie sie erwartet hatte, grimmig an und wies ihr mit einem Wink mit seinem Kopf den Weg. Schnell ging Elizabeth durch die spärlich beleuchteten Gänge, bis sie Hacklers Büro erreichte.

Die Unterredung dauerte nicht lang, sodass Elizabeth schon nach wenigen Minuten wieder die Gasse zurückging. Sie schüttelte sich, der Typ war wirklich widerlich, doch er verstand es mit Geld umzugehen.

Da sie seit langem nichts Vernünftiges gegessen hatte und die nette Dame in der Pension keine Mahlzeiten für ihre Gäste anbot, machte sie sich durch das Gedränge auf zur nächsten Kneipe. Fünf Tage am Stück nur Zwieback und Trockenfleisch waren echt eine Tortur gewesen. Sie befand sich mittlerweile wieder am Hafen und sah aus dem Augenwinkel, dass die Pearl nun fest vertäut am Kai von Tortuga lag. Sie seufzte erleichtert und ein wenig grinsend, eine Begegnung würde sich wohl nicht vermeiden lassen. Irgendwie mochte sie ja das Piratenpack der Black Pearl.

Als sie gerade die ihr am nächsten gelegene Kneipe betreten wollte, wäre sie fast in Pintel und Raghetti gestolpert, die mit jeweils einer Flasche Rum an ihr vorbeitorkelten und lallend über den Unterschied zwischen Männern und Frauen diskutierten. Elizabeth sah ihnen verdutzt nach, sie hatten sie anscheinend gar nicht bemerkt.

Ohne weiter darüber nachzudenken, betrat sie die Kneipe und kämpfte sich durch die besoffenen Männer und Frauen, bis sie endlich den Tresen erreichte.

Mit gekünstelt dunkler Stimme sprach sie den Wirt an: „ Ich brauch was Ordentliches zu essen und ein Glas Rum.“ Etwas irritiert schaute der Wirt sie an, bis er sein Putztuch weglegte und nach hinten in die Küche verschwand.

Schnell kam er mit einem dampfenden Teller mit Eintopf wieder und stellte ihn vor Elizabeth. Den Rum holte er anschließend. „Lass es dir schmecken Bursche.“, sagte er leicht grinsend, als Elizabeth ihm mehrere Schilling in die Hand drückte. Hungrig schaufelte sie den Eintopf in sich hinein. Es war köstlich. Danach nahm sie das Glas Rum in die Hand und brachte kurz den Rum darin zum rotieren, bis sie ihn in einem Zug hinunterkippte. Zufrieden und satt stellte sie das Glas wieder auf den Tresen zurück. Als sie sich umdrehen wollte um zu gehen, fiel ihr Blick sofort auf den oberen Absatz der Treppe, die hinunter in den Schankraum führte.

Allein ging er gemächlich die Stufen herunter und ließ seinen Blick schweifen. Schnell drehte sich Elizabeth um und hoffte, dass er sie nicht gesehen hatte. Da sie am äußeren Ende des Tresens saß, hielt sie die Wahrscheinlichkeit auch für viel zu gering. Ihr Herz pochte schnell und zur Beruhigung bestellte sie noch einen Rum, an dem sie nur spärlich nippte.

Doch er half nicht die Anspannung in ihr zu lösen. Völlig in Gedanken versunken, merkte Elizabeth nicht, dass er auf sie zukam und sich auf den Platz neben sie setzte. Als sie seine Stimme hörte, schreckte sie regelrecht auf. Nachdem er seinen Rum bekommen hatte lehrte er das ganz volle Glas in einem Zug und knallte das Glas auf den Tisch. Aus den Augenwinkeln sah Elizabeth zu ihm, er sah abgehetzt und müde aus, was er wohl in all den Jahren getrieben hatte? Plötzlich kam eine der Huren auf ihn zu, sie hatte feuerrote Haare und ihr Gesicht war vor Ärger verzerrt. Doch gerade als sie ihm eine Ohrfeige verpassen wollte, griff er nach ihrem Handgelenk ohne hinzusehen.

Erbost schrie die Hure ihn an: „Was soll das Jack? Die hättest du verdient und das weißt du auch!“

Er schaute sie nur aus den Augenwinkeln an: „Ich bin heut nicht in der Stimmung mich von einer Hure schlagen zu lassen. Also verschwinde, bevor ich meine guten Manieren gegenüber Frauen noch einmal überdenke. Klar soweit?“, sagte er ein wenig bedrohlich.

Etwas erstaunt und verwirrt wandte sich die Hure ab und schlenderte durch die die Menge.

Noch bevor er das Gespräch mit ihr suchen konnte, sprang Elizabeth von ihrem Hocker und drängte zur Treppe. Ohne auf andere zu achten, bahnte sie sich ihren Weg nach draußen. In der Mitte des Raumes rempelte sie einen sehr stark Angetrunkenen, der vor Schreck seine noch volle Flasche Rum fallen ließ, an. Laut zerschellte sie am Boden. Wütend über den verlorenen Alkohol, zückte er seinen Säbel und griff sie an. So entbrannte eine Kneipenschlägerei die Tortuga alle Ehre machte. Gläser und Flaschen wurden geschmissen, Stühle zerschlagen und mit Säbeln gekämpft. Schnell parierte sie alle möglichen Angriffe und arbeitete sich über die Treppe nach draußen vor. Als sie die Kneipe gerade verlassen wollte sah sie, dass Jack sich auch ins Getümmel geworfen hatte und ihr zu folgen schien. Für einen Moment blickte er hoch zu ihr. Sein Blick war undurchdringlich, sie wusste ihn nicht zu deuten. Sie griff sich an die Brust und spürte das Goldstück unter ihren Fingern. Sie spürte wie ein dumpfer Schmerz ihren Bauch ausfüllte, wie damals. Sie hatte keine Lust sich um ihre Gefühle zu kümmern. Er würde sie nicht schon wieder in ein solches Chaos stürzen. Es tat immer so weh, sie wollte es nicht, nicht schon wieder, nie wieder. Ihr Atem wurde schneller, wahrscheinlich weil sie so abgehetzt war oder der Kämpfe wegen. Noch ehe sie weiter nachdenken konnte verließ sie die Kneipe und rannte zurück zur Pension. Mit jedem Schritt spürte sie das Gewicht des Goldstückes um ihren Hals. Sie hatte es wegschmeißen wollen, schon seit langem, doch sie konnte es nicht. Nach halbem Weg in irgendeiner leblosen Gasse machte sie halt und lehnte sich an eine der Wände.

Schwer stützte sie ihre Hände auf ihre Knie und atmete heftig. Der Schweiß tropfte ihr von der Stirn und fiel auf den staubigen Boden. Der Abend war immer noch sehr heiß und schwül, was ihr das Luftholen erschwerte. Sie war so erschöpft, sodass sie kraftlos an der Wand hinunterrutschte. Sie hatte noch keinen Schlaf gehabt und die schwere Arbeit des letzten Tages auf dem Schiff, forderte ihren Tribut. Außerdem war das Wasser an Bord knapp gewesen, sie hatte seit gestern kein frisches Wasser gehabt. Sie spürte die Trockenheit in ihrem Mund, hätte sie bloß Wasser statt Rum bestellt. Wütend spuckte sie in den Sand, um den alkoholischen Geschmack los zu werden. Ihr Atem wurde nicht ruhiger, selbst nachdem sie saß. Auf einmal spürte sie ein dumpfes pochen in ihrem linkem Bein. Blut tropfte leise in den Sand. Als sie die Wunde sah, schloss sie die Augen und lehnte ihren Kopf zurück an die Wand. Verdammt, dachte sie so bei sich, wäre ich bloß nicht so hastig geflüchtet, dann wäre mir das erspart geblieben. Die Wunde war weder groß noch tief, aber da Elizabeth schon erschöpft war, behinderte die Wunde zusätzlich.

Am liebsten hätte sie die Augen geschlossen gelassen und sich schlafen gelegt. Doch nicht hier. Elizabeth rappelte sich auf und ging an die Wand der Gasse gestützt weiter. Nach wenigen Metern sackte sie zusammen und blieb sitzen. Sie zog ihren Mantel aus und riss ein Stück ihres Hemdärmels ab und verband damit ihr Bein. So schnell wie möglich zog sie ihren Mantel wieder an und raffte sich auf um weiter zu gehen.

Meter für Meter ging sie vorwärts, doch sie war erschöpfter als sie gedacht hatte, wäre sie doch bloß mit knurrendem Magen ins Bett gegangen. Ärgerlich schleppte sie sich weiter.

Mittlerweile war sie in eine andere Gasse eingetaucht und ging mühsam ihren Weg. Als sie sich wieder einmal hinsetzte, um sich ein wenig auszuruhen, hörte sie Schritte aus der Richtung, aus der sie gekommen war. Ihr Herz klopfte schneller und sie versuchte sich aufzuraffen, sie würde sich nicht kampflos ergeben. Schwer an die Wand gelehnt zückte sie ihren Säbel und starrte auf den Eingang der Gasse. Die Schritte kamen immer näher, bis ein Schatten am Eingang der Gasse erschien. Er kam näher und näher, ohne ein Wort zu sagen, nur die Schritte hallten leise an den Wänden wieder. Weniger als zwei Meter blieb er vor ihr stehen, immer noch den Säbel in der Hand.

Wütend schaute sie ihn an: „Verschwinde Jack, ich brauche deine Hilfe nicht….“, sagte sie in einen zittrigen erstickten Tonfall.

Doch Jack antwortete nicht sondern blickte sie bloß an. Seine braunen Augen verrieten nichts. Elizabeth ging ein paar Schritte zurück, immer noch an die Wand gestützt. Immer noch lief ihr der Schweiß am Körper hinab und der alte bekannte Schmerz fraß sich in ihren Magen. Sie wollte weinen, doch konnte es nicht. Warum war er ihr gefolgt, warum war er wieder da, warum? Es endete doch eh immer gleich, es tat immer am Ende weh, ihr Herz ertrug das nicht mehr. Für den Moment waren sie immer da, doch was war mit morgen und übermorgen? Immer waren sie fort und sie allein. Mit ihm war es dasselbe.

Immer weiter ging sie zurück, den Säbel auf Jack gerichtet. Die Gasse machte einen Knick, Elizabeth verschwand um die Ecke. Sichtlich erleichtert ging sie weiter zurück, bis sie plötzlich über eine Holzkiste stolperte, die direkt hinter ihr an der Wand stand. Ohne zu schreien fiel sie zu Boden, lag auf dem Bauch, die Arme nahe am Kopf. Wütend schlug sie mit der Faust auf den Boden, die Wunde am Bein pochte schmerzhaft. Doch das war es nicht was ihr die Tränen in die Augen trieb. Ihre Gefühle schienen ein Eigenleben zu führen, heute so morgen andersherum. Sie wusste nicht mehr was sie sich selbst glauben konnte und was nicht. Hatte sie nicht den Verräter geheiratet, der sie jetzt verurteilte, für etwas, für das sie nichts konnte? Sie hatte ihre Liebsten verloren, zuerst ihren Vater, dann ihren Sohn. Ihr Leben war ein Scherbenhaufen und er hatte den ersten Riss verursacht. Eigentlich wollte sie ihn hassen, doch sie konnte es nicht. Verdammt, warum nur nicht! Nun stand er hier um die Ecke, warum. Ihre Gedanken waren so wirr und drehten sich um so viele Fragen, das ihr dabei übel wurde. Sie raffte sich auf und lehnte sich an die gegenüberliegende Wand. Die Wunde war weiter aufgeplatzt, ihr Verband durchnässt von Blut. Als sie den Verband mit zitternden Händen öffnen wollte, tropften ihre Tränen auf ihr Bein und vermischten sich mit dem Blut. Doch sie öffnete den Verband und die Tränen brannten, ja sie brannten und überdeckten den Schmerz in ihrem Herzen. Den Säbel hatte sie beiseite gelegt, doch als Jack um die Ecke kam, nahm sie ihn zitternd wieder hoch. Immer noch schaute er so undurchdringlich. Mit verheulten Gesicht schaute sie ihn an und sprach zitternd: „Warum bist du hier? Willst du mir noch mehr wehtun…glaubst du ich wüsste nicht warum du hier bist? Warum bist du nur in mein Leben getreten, WARUM! Du hast alles kaputt gemacht, ALLES!“

Ihre Stimme brach ab und sie senkte weinend den Kopf. Das Salz in ihrer Wunde brannte, doch der Schmerz in ihrem Herzen war mittlerweile noch schlimmer.

Sie hörte wie er näher kam und sich ihr gegenüberstellte, an die andere Wand. Er rutschte an der Wand runter und saß ihr nun gegenüber. Kraftlos hielt Elizabeth noch den Säbel fest, doch die Spitze lag schon längst im Sand. Sie wusste, dass die Dinge, die sie ihm an den Kopf warf nicht gerechtfertigt waren, doch ihr wäre es lieber gewesen, er streite sich mit ihr, anstatt das er gar nichts sagt. Warum war sie hier, wo war noch der Sinn in ihrem Leben, sie hatte alles verloren, was ihr etwas bedeutete. Alles, ihren Sohn, ihren Mann, ihren Vater. Und die Wut über diese Ungerechtigkeit ließ sie an ihm aus.

Noch einmal hob sie den Kopf und sprach leise: „…es, es tut mir Leid Jack, du kannst nichts dafür,…aber…“

Noch ehe sie weiter sprechen konnte, beugte sich Jack vor und nahm den letzten Rest des behelfsmäßigen Verbandes von ihrem Bein. Er griff zu einer kleinen Flasche Rum, die er in einer seiner Taschen hatte und kippte den Inhalt vorsichtig über die Wunde. Elizabeth kniff die Augen zu, es brennte höllisch. Danach riss er von seinem Hemdärmel ein Stück ab und verband ihr Bein straff.

Überrascht schaute Elizabeth ihn an und fand keine Worte. Sein Blick ruhte immer noch auf ihrem Bein bis er aufstand und seine Hand anbot, um ihr auf zu helfen.

Elizabeth wusste nicht, was sie von dieser Geste halten sollte und versuchte es allein. Sie hatte es fast geschafft, als sie an der Wand abrutschte und fiel. Doch Jack fing sie auf.

Ihr Herz pochte schon wieder…doch Elizabeth wollte es nicht, wollte ihn nicht mögen, wollte nicht das er ihr half, wollte nicht das er so nahe war…es tat immer so weh…

Als Elizabeth wieder festen Stand hatte, stand er immer noch bei ihr, so nahe, zu nahe…

Mit einer Hand an die Wand gestützt schaute Elizabeth ihn an. Sein Blick war wie damals, als sie ihn gesucht und er sie gefunden hatte.

Sie wandte den Blick ab und wollte gehen. Ihr Herz war so schwer, von all den Lügen Intrigen, dem gegenseitigen Verrat, alles was sie je für richtig hielt, verkehrte sich ins Gegenteil. Wie sollte sie wissen, ob dies nun richtig oder falsch war. Sie wurde je aus ihren Gedanken gerissen, als er ihren Hals berührte und das Band unter den Fingern spürte. Langsam zog er das Goldstück hinauf und nahm es in die Hand, um es zu betrachten.

„Wenn ihr die Sachen wirklich so meint, die ihr mir gerade an den Kopf geworfen habt Liebes, warum habt ihr das Goldstück nicht schon vor langer Zeit weggeworfen?“, fragte er ungläubig.

Elizabeth wollte gehen, doch sie konnte es nicht. Ihr Atem ging schwer und sie war immer noch schweißnass. Wieso fragte er so was, sie wusste nicht mal selbst warum sie es noch hatte. Er ließ das Goldstück wieder los und schaute sie wieder an. Sie drehte sich mit dem Rücken zur Wand und lehnte sich dagegen, um ihr Bein zu entlasten. Er würde sie nicht gehen lassen, nicht wenn er es nicht wollte.

Sein müder Blick wirkte gehetzt und sein Gesicht war ebenso schweißnass wie Ihres. Abermals verlor sie sich in seinem Blick, konnte sich nicht satt sehen. Wieso war dieser elende Pirat wieder bei ihr? Wieso war er ihr gefolgt? Sie hatte versucht ihn aus ihrem Leben auszuschließen, doch so sehr sie es versuchte, es schien immer erfolglos zu sein.
 

Sie erinnerte sich an diesen einen Tag, der schon so lange zurück lag, als sie auf der Black Pearl waren und sie Jack von den Kaperbriefen erzählte. Damals wollte sie ihn überzeugen, dass auch er eine gute Seite besaß und hätte sich fast der Versuchung ihn zu küssen hingegeben. Dann als der Kraken die Pearl so gut wie zerstört hatte, war er zurückgekommen, um sie zu retten, sie alle. Er war ein guter Mensch. Sie war von dieser Selbstlosigkeit beeindruckt gewesen und musste ihn so schrecklich hintergehen. Doch den Kuss hatte sie niemals wieder vergessen können, selbst nach so langer Zeit nicht.
 

Sein Hemd klebte an seiner Brust, anscheinend war es auch für ihn ein sehr warmer Tag gewesen. Auch auf seinem Kopftuch waren die dunklen Ränder des Schweißes sichtbar.

Wieder beugte er sich vor und sprach dicht vor ihrem Ohr: „Warum seid ihr wirklich hier, Misses Turner?“

Sie schluckte und knurrte zurück: „Ich bin nicht mehr Misses Turner…“

Eine Träne floss ihre Wange hinab, es war die Wahrheit. Sie wusste es schon lange Zeit, fürchtete sich aber immer, dass auszusprechen, was unausweichlich war. Es war keine Liebe mehr, nur noch ein Bündnis, wegen des Kindes, doch das hatte nun auch keinen Bestand mehr. Er zog sich wieder ein Stück zurück und bedachte sie mit einem viel sagendem Blick: „So so…“

Dann kam er wieder nahe an ihr Ohr und flüsterte: „Und warum seid ihr nun hier…Elizabeth?“ Ein Schauder ging über ihren Rücken. Sein heißer Atem strich über ihren Hals, seine Haare lagen schwer auf ihrer Brust und kitzelten sie am Hals. Sie sog seinen Duft ein und roch den Rum, den Schweiß und den Dreck. Ihr Herz ging schnell, zu schnell.

War es wirklich das was sie hier wollte?

Seine Nase strich an ihrer Wange entlang, dann ihren Haaransatz. Ihren Hut hatte sie längst nicht mehr auf, seit ihrem Sturz lag er im Staub neben ihr.

„Meint ihr immer noch, dass es mit uns nichts wird, Liebes?“, fragte er ruhig und ein wenig belustigt. Elizabeth legte ihm eine Hand auf die Brust und schob ihn zitternd ein Stück von sich, damit sie ihm in die Augen schauen konnte.

Ein wenig war sein Blick belustigt, aber hauptsächlich sah er sie ernst an. Ihre Hand ruhte immer noch auf seiner Brust, sie spürte den Schweiß auf seiner Haut. Sie wusste immer noch nicht ob ihre Gefühle ihr nur einen Streich spielten oder diesmal ernst waren. Doch irgendwann musste sie sich entscheiden. Ihre Beziehung zu William war so gut wie zerstört. Wer würde es ihr verdenken…

Als sie die Hand von seiner Brust nahm und sie zusammengekrampft vor ihren Bauch hielt, senkte sie den Blick nach unten. Ohne weiter darüber nachzudenken, schlüpfte sie unter seinem Arm hindurch und lehnte sich ein Stück weiter an die Wand. Schwer atmend blickte sie zu Jack und lachte gestellt: „Glaubst du ich habe zeit für so was? William denkt ich habe seinen Sohn umgebracht und werde von angeheuerten Mördern verfolgt…Ich habe wirklich andere Probleme…Jack.“

Sie versuchte ihn standhaft und hart anzuschauen, doch die Tränen liefen trotzdem, ohne das sie etwas dagegen tun konnte. Sie versuchte die Tränen wegzublinzeln, doch es half nichts. Ihr Körper schien immer schwerer und schwerer zu werden, langsam sackte Elizabeth die Wand hinunter und schlang die Arme um sich. All der Kummer, den sie all die Wochen nach dem Tod ihres Sohnes nicht verspürt hatte kam jetzt hervor, so als hätte er die Chance erkannt und sich zwischen die anderen Gefühle gemischt und war so an die Oberfläche gelangt. Sie weinte und weinte, vergrub den Kopf zwischen den Armen, um die Welt auszublenden.
 

Als Jack mit seiner Mannschaft die Kneipe betreten hatte, musste er auch schon Scarlett abwimmeln. Kurz danach entbrach eine wilde Schlägerei, in die er unweigerlich mit hineingezogen wurde. Mitten im Getöse schienen mehrere Männer einen jungen Burschen zu rufen, der ihnen die teure Flasche Rum zerdeppert hatte. Jack war ihren Blicken gefolgt, hinauf zum Eingang der Kneipe. Für einen kurzen Moment starrte er den jungen Burschen, der eigentlich eine Frau war, an, ohne zu wissen, was er denken sollte, bis ihn Bruchteile später die Schlägerei wieder umfing.

Unkonzentriert führte er die Gefechte in der Kneipe weiter, bis er sich entschloss ihr zu folgen, falls sie es wirklich war, vielleicht hatte er sich auch getäuscht. Mittlerweile lagen die meisten der Kneipenbesucher besiegt, betrunken, oder tot herum und Captain Jack Sparrow stieg schwankend die Treppe hinauf, hinaus in die schwüle Nachtluft. Draußen angekommen drehte sich die Welt um Jack ein wenig, doch er gewann schnell die Orientierung wieder und schaute sich um. Mit einem kaum merklichen Seufzer steckte er seinen Säbel wieder in die Metallscheide zurück. Es waren nur wenige Minuten vergangen und sie konnte noch nicht allzu weit gekommen sein. Aber als er sich draußen in der überfüllten Hauptstraße umschaute, zweifelte er immer mehr daran, dass es wirklich eine Frau war, die er gesehen hatte, vielleicht war es doch bloß ein Jüngling gewesen. Jack trat nach einem kleinen leeren Holzfass und war sichtlich überrascht, wie viel Wut er in diesen Tritt gelegt hatte.

Noch einmal ließ er seinen Blick schweifen, entdeckte Huren, ihre Freier, Betrunkene und anderes Gesocks. Noch während er schaute verwarf er den Gedanken immer mehr, selbst wenn sie hier wäre, was wollte sie schon von ihm, wahrscheinlich war sie es gar nicht gewesen. Plötzlich erschien Mister Gibbs neben ihm, mit einer Flasche Rum, die Jack ihm gleich abnahm und einen großen Schluck hinunterschlang. Nachdem er sich mit dem Handrücken den Mund abgewischt hatte, reichte er Gibbs die Flasche zurück: „Ich glaube ich habe Halluzinationen Mister Gibbs.“ Er schielte Gibbs aus den Augenwinkeln an: „Ich dachte ich hätte Elizabeth Swann äh Turner gesehen. Lachhaft nicht wahr?“

Überrascht hob Gibbs die Augenbrauen: „Ganz und gar nicht Captain, ich habe sie auch gesehen. Ich stand oben an der Balustrade mit einer reizenden Dame, die sich mir näher bekannt machen wollte. Sie lief direkt an uns vorbei, schien es recht eilig zu haben. Na ja mit einer solchen Wunde am Bein wäre ich wahrscheinlich auch schnell verschwunden. Jack?“

Doch noch ehe Gibbs den letzten Satz zu Ende bringen konnte, hatte sich Jack schnellen Schrittes in die Menge gestürzt. Allzu weit konnte sie noch nicht gekommen sein. Noch während er zwischen den Leuten hindurch marschierte, fragte er sich warum er sie suchte, sie war verheiratet und glücklich. Sie wollte nichts von ihm wissen, dass hatte sie ihn mehrmals klar gemacht. Doch warum war sie hier?

Ewig ging er ziellos die Hauptstraße entlang, was hatte er sich bloß dabei gedacht sie zu suchen. Leicht verärgert stiefelte er weiter. Auf seinem Weg konnte er mehreren unachtsamen Männern Geld stehlen. Nachdem er mehrere Beutel ergattert hatte lehnte er sich an eine Hauswand, an der eine ruhige Gasse begann und lehrte die Beutel in eine einer seiner Handflächen aus. Ein breites Schmunzeln erschien auf seinem Gesicht, sodass der Goldzahn blitzte. Stück für Stück zählte er die Münzen in seinen eigenen Geldbeutel hinein. Kurz darauf kam ein Betrunkener an ihm vorbei, dem er mit viel Sprachgewandheit eine halbvolle Flasche Rum abschwatzen konnte. Zufrieden lehnte er an der Wand und genoss den Rum. Nachdem die Flasche fast leer war, streifte sein Blick die vorbeiziehenden Massen von Tortuga Bay. Ein paar mal meinte er Elizabeth zu sehen, doch der Rum spielte ihm Streiche. Innerlich seufzte er und blickte in die ruhige Gasse rechts von ihm. Doch als er so die umherstehenden Kisten und den Abfall in der Gasse sah fiel ihm noch etwas auf. Er kniff die Augen zusammen, konnte es aber nicht erkennen. Neugierig machte er einige Schritte in die Gasse hinein und erkannte schnell, dass es Blut war, welches an der Kiste klebte. Nach weiteren Blicken entdeckte er Fußspuren, die einzigen seit langem in dieser Gasse und überall auf dem sandigen Boden waren ebenfalls Blutspuren zu finden. Schnell folgte er den Spuren, ohne genau zu wissen, was ihn erwarten würde. Doch tief in seinem Innern wusste Jack wessen Spur er hier folgte, verdrängte es jedoch, denn er wusste, dass in den Gassen von Tortuga so gut wie alles lauern konnte.

Lange Zeit wanderte er von einer Gasse in die Nächste, folgte den Spuren im Sand, bis ein erschöpftes Keuchen aus einer nahen angrenzenden Gasse kam. So leise wie möglich schlich Jack weiter und linste vorsichtig um die Ecke. Gerade als er sie erblickte, riss sie sich ein Stück ihres Hemdärmels ab und verband damit ihr blutendes Bein. Selbst von hier konnte er sehen wie erschöpft sie war. Gibbs und er hatten sich nicht getäuscht, es war tatsächlich Elizabeth. Vorsichtig zog er sich zurück und lehnte seinen Kopf schwer an die Wand. Er schloss die Augen und schluckte. Noch hatte er die Möglichkeit umzukehren und den Vorfall in Rum zu ertränken, sie aus seinen Gedanken zu verbannen. Doch er wusste, dass es nicht funktionieren würde, bis jetzt hatte nichts geholfen, keine anderen Frauen, kein Alkohol, nicht einmal ein Abenteuer. Obwohl er Barbossa besiegt hatte und die Pearl wieder sein war, war er nicht mehr derselbe. Er hatte dagegen angekämpft, alles versucht, doch er wusste, dass es so war, auch wenn er die Wahrheit immer noch nicht akzeptieren wollte.

Er hörte wie Elizabeth sich stöhnend aufraffte und weiter die Gasse hinunterschlurfte, außer hörweite. Jack bewegte sich immer noch nicht, immer leiser wurden Elizabeths Schritte, bis er sie gar nicht mehr hörte. Doch gerade als er ihr folgen wollte, hörte Jack ein schleifendes Geräusch und leises erschöpftes Keuchen, gefolgt von einem dumpfen Aufprall auf den sandigen Boden. Ohne weiter darüber nachzudenken, wirbelte er schnell um die Ecke, den Säbel gezückt und ging eilig in die Nebengasse, in der Elizabeth gerade noch gewesen war. Ob er nun Lärm machte war ihm egal, vielleicht war ihr etwas zugestoßen. Wie von einer fremden Macht getrieben hetzte er weiter, bis er, am Ende der Nebengasse angelangt, rechts den einzig möglichen Weg einschlug und um die Ecke bog.

Dort stand sie,schwer an die Wand gelehnt, den Säbel auf ihn gerichtet.

Jack bewegte sich nicht. Jahrelange Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass selbst ein verletztes Frauenzimmer mit einem Säbel in der Hand gefährlich sein konnte.

Ihre Beschimpfungen prallten an ihm ab, er war weit aus schlimmeres gewöhnt, trotzdem beobachtete er sie aufmerksam, Frauen waren zu allem fähig.

Elizabeth raffte sich langsam auf und zog sich tiefer in die Gasse zurück und verschwand schließlich um nächste Biegung aus seinem Sichtfeld.

Wenige Sekunden verstrichen bis Jack das Knacken einer Holzkiste und einen dumpfen Aufprall aus Elizabeths Richtung hörte. Anstatt zu verschwinden, wie es ihm die ganze Zeit durch den Kopf geisterte, ging er schnellen Schrittes zur Biegung der Gasse, ohne auf das zu hören, was er eben noch über Weibsbilder gedacht hatte.

Schwarze Schatten über Tortuga

Fluch der Karibik 4: Der Quell des ewigen Lebens

Kapitel 4 – Schwarze Schatten über Tortuga –
 

Langsam wandelte sich der feuchtschwüle heiße Tag in eine lauwarme windarme Nacht. Der wenige Wind der Tortuga umspielte, verebbte schon in den ersten Straßen oder, außerhalb des Hafens, in dem dichten Dschungel des Piratennestes.

Aus eben jenem fast undringlichen Gebüsch schlugen sich zwei Männer mit scharfen großen Messern den Weg frei. Sie hatten gerade ihre Instruktionen und den ersten Teil der Bezahlung erhalten und erreichten gerade eine Anhöhe, von der sie den Hafen Tortugas überblicken konnten. Beide waren dunkel gekleidet, athletische Körper waren schemenhaft im fahlen Mondlicht zu erahnen, beide an die Zähne bewaffnet.
 

Einer der Beiden konnte sich beim Anblick der Piratenstadt ein Lächeln nicht verkneifen. Ein einzelner Goldzahn blinkte schwach.

Als sein Lächeln erstarb und er sich seinem Mitstreiter zuwandte, bedachte dieser ihn mit einem schauerlichen Blick, der sowohl Wahnsinn als auch Freude für die bevorstehende Aufgabe widerspiegelte. Dieser Blick wurde auf die gleiche Art erwidert, dann trennten sich die Männer um Tortuga von zwei Seiten aus zu durchsuchen. Sie wussten zwar schon von ihrem ominösen Auftraggeber, den sie auf seinem Schiff am anderen Ende von Tortuga getroffen hatten, wo sich ihr Opfer aufhielt doch sie wollten nichts dem Zufall überlassen. Sie waren die Besten und Gründlichsten, ihr Auftraggeber würde mit ihnen zufrieden sein und dann erwartete sie noch etwas viel wertvolleres als das bisschen Gold, dass ihnen versprochen war.

Wie ein Windhauch fegten sie durch Tortugas Straßen und Gassen, bis sie Ihrem Ziel ganz Nahe waren.
 

Jack stand mit gespitzten Ohren in der Gasse und horchte. Irgendetwas ging hier vor sich, er ahnte es. Ganz in der Nähe lauerte eine Gefahr. Er musste schnell handeln, wenn er nicht selbst in eine Falle gehen wollte. Ein kurzer Blick streifte Elizabeth, die immer noch zusammengekauert am Boden der Gasse schluchzte.

Sie schien nichts mehr wahrzunehmen. Jack nutzte die Gelegenheit und sprang schnell auf mehrere der aufgestapelten Kisten um auf den Dachfirst des Hauses zu gelangen und verharrte dort im Schatten.

Aus dem Schatten sah er noch einmal zu Elizabeth, die an der Wand des gegenüber liegenden Hauses lehnte. Ruckartig hörte ihr Schluchzen auf. Auch er hatte es gehört und drehte langsam den Kopf um kein Geräusch zu verursachen. Lächelnd zog er bedächtig seinen Säbel aus der Scheide, nun würde sich zeigen was für eine Gefahr ihnen auf den Fersen war.
 

Das plötzliche Aufstellen ihrer Nackenhaare und das kurz danach folgende Geräusch ließen Elizabeths Schluchzen sofort verebben. Bedächtig hob sie den Kopf und schaute sich um.

Durch die Tränen verschmierten Augen sah sie niemanden, an keinem Ende der Gasse. Doch irgendetwas war da, Elizabeth schob ihre Hand ganz langsam zu ihrem Säbel, der neben ihr im Sand lag. Doch ihr Versuch blieb nicht unbemerkt. Ein dunkles leises Lachen kam aus den Schatten der Gasse rechts von ihr. Dieses Lachen ging Elizabeth durch Mark und Bein, schnell packte sie mit festem Griff ihren Säbel und richtete ihn in die Richtung aus der das Lachen gekommen war.

Ihre Augen huschten über die Schatten der Gasse, konnten aber nichts erkennen. Langsam versuchte Sie sich aufzurichten, doch ihre Füße bekamen nicht genug Halt im sandigen Boden. Ihr Versuch blieb vergebens.

Verflucht, dachte Elizabeth, wo war Jack wenn man ihn mal brauchte?

Oder machte er ihr solche Angst?

Sie ließ es auf einen Versuch ankommen und rief: „Jack das ist nicht komisch, komm raus, du machst mir keine Angst!“

Ihre Worte waren gut gewählt, aber ihre Stimme verleugnete die Wörter die gesprochen wurden.
 

Kurze Zeit blieben die Schatten der Gasse ihr eine Antwort schuldig, bis sich ein schrilleres Lachen aus der linken Seite der Gasse erhob. Es hörte sich wie die eines Wahnsinnigen an und hinterließ auf Elizabeths Körper eine Gänsehaut. Solch eine Lache konnte einem das Blut in den Adern gefrieren lassen.

Erschrocken riss Elizabeth den Säbel herum und schaute verwirrt zu der Hausecke, um die Jack erst vor wenigen Minuten herumkam. Jetzt schien jemand anderes dort zu sein.
 

Ihr Herz klopfte immer schneller und sie konnte kaum mehr schlucken. Panik schien sie zu übermannen, sie atmete schnell und hektisch.

Sie versuchte krampfhaft die Ruhe zu bewahren, doch die Panik ließ nicht von ihr ab.

Selten hatte sie solche Angst gespürt.

In ihrem Versuch die Panik abzuschütteln hätte sie fast die Stimme überhört die jetzt sprach.

Erschrocken schaute sie tiefer in die Gasse hinein.

„Meinst du nicht dass dieser Auftrag ein wenig zu einfach für uns ist, Bruder?“

Ein gackerndes Lachen erfüllte die Gasse, bis der Mann weiter sprach: „Ich meine, schau dir die Kleine an? Verletzt und total erschöpft, so einfach war es seit langem nicht.“

Ein dunkles Kichern drang von der anderen Seite an ihr Ohr.

„Du hast Recht Bruder, sie wird leichter zu töten sein, als ein Fisch and der Angel.“

Nun war es still.

Elizabeths Blick huschte von links nach rechts und wieder zurück, wie sollte sie in ihrem Zustand mit zwei Männern fertig werden. Mit Jack hätte sie vielleicht eine Chance gehabt, aber dieser elende Pirat hatte sich mal wieder aus dem Staub gemacht.
 

Wieso war er einfach abgehauen. Ärgerlich legte sie die Stirn in Falten. Die Wut schien ihr neue Kraft zu geben, langsam raffte sie sich auf, zwar immer noch an die Wand gelehnt, aber wenigstens würde sie nicht kampflos sterben.

Wie um sich selbst zu ermutigen sprach sie ganz leise: „Verflucht seist du Jack Sparrow, ich besiege diese Kerle auch ohne dich.“

Wie zur Bestätigung hörte sie wieder leises Lachen und das schabende Geräusch, wenn eine Klinge aus ihrer metallenen Hülle gezogen wird.

„Sie will kämpfen, wie ehrenhaft, was meinst du Bruder?“, kam es von links.

„Sie zögert ihr Ende nur heraus.“

Schneller als Elizabeth damit gerechnet hatte, entstiegen die beiden Gestalten den Schatten der Gasse.

„Was wollt ihr von mir, wieso wollt ihr mich töten!“ entfleuchte es Elizabeth, die nicht wusste an wenn von den beiden sie sich wenden sollte.

Links an der Hausecke schien der Jüngere von beiden zu stehen, sie waren beide zwar von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, was erklären würde warum Elizabeth sie im Schatten nicht sehen konnte. Er lehnte lässig an der Hausecke und sein Blick durchbohrte sie regelrecht.

Er bemerkte natürlich ihren Blick und meinte schelmisch zu seinem Bruder: „Eigentlich ist es viel zu schade sie zu töten, wobei sie doch so wunderbar straffes Fleisch hat.“

Elizabeth hätte schwören können, dass er sich die Lippen geleckt hatte. Sein Bruder reagierte nicht, sondern schritt langsam und mit gezückter Waffe auf Elizabeth zu. Elizabeth versuchte beide im Blick zu behalten, doch dies schien unmöglich.
 

Sie wandte sich mit ihrer Frage noch einmal an den Älteren: „Warum wollt ihr mich töten, sagt es mir, damit ich wenigstens weiß warum ich sterben muss.“

Überrascht hielt der Ältere an, mit der Hand signalisierte er seinem Bruder sie nicht hinterrücks anzugreifen. Danach wandte er seine eisblauen Augen ihr zu und sprach ruhig und bestimmt: „Dies ist unser Auftrag. Ihr habt euren Sohn umgebracht und Ereignisse in Gang gebracht, die unserem Auftraggeber missfallen.“

Ungläubig starrte Elizabeth dem vermummten Mann in die eisblauen Augen: „Ereignisse in Gang gesetzt? wovon redet ihr? ich habe meinen Sohn nicht umgebracht, es war ein Unfall.“, sagte sie fast eingeschüchtert.

„Wie auch immer“, meinte der Jüngere und stieß sich von der Hauswand ab, visierte sie mit der Klingenspitze an und kam langsam auf sie zu „Jetzt musst du sterben meine Hübsche.“

Elizabeth konnte selbst unter dem Tuch das selbstzufriedene Lächeln des Mannes erkennen.
 

Ärgerlich richtete sie den Säbel nun auf ihn und schritt auf ihn zu: „Ich bin nicht deine Hübsche.“ Mit diesem Satz versuchte sie ihm mit ihrer letzten Kraft die Waffe aus der Hand zu schlagen, doch sein Griff war so eisern, dass sich seine Waffe nicht einen fingerbreit bewegte. Der Rückstoß war so heftig, das Elizabeth ihren Säbel nicht mehr halten konnte und ihn zu Boden fallen lassen musste. Sie hatte den sicheren Halt der Wand verlassen um diesen Schlag ausführen zu können, doch ohne Stütze sackten ihr nun die Beine unter dem Körper weg.
 

Noch bevor ganz vor dem Fremden auf dem Boden lag, griff dieser mit seiner freien Hand

nach ihrem linkem Oberarm und hielt sie fest. Seine Finger bohrten sich schmerzhaft in Elizabeth Arm und hielten ihren Sturz auf. Er zog Elizabeth immer dichter an sich heran. Er war unglaublich stark, wie Elizabeth leider feststellen musste und in ihrem Zustand konnte sie ohnehin nicht mehr fliehen. Wie sie feststellen musste hatte auch er strahlendblaue Augen, die Elizabeth an das Meer erinnerten.

Sein Blick war eben so hart und unbeugsam, durchbohrte sie, sodass sie sich fast nackt vorkam und lieber den Blick abwenden wollte, doch dies ließ er nicht zu.

Er blickte an ihr hinab und Elizabeth konnte das Muskelspiel in seinem Gesicht beobachten, ihm schien zu gefallen was er sah. Angewidert versuchte sie sich von ihm los zu machen, doch er hatte keine Probleme sie fest zuhalten. Nachdem er sie genug beschaut hatte,

zog er sie noch dichter heran und sagte dann schmeichelnd: „Es ist wirklich ein Jammer, wir hätten viel spaß miteinander haben können meine Hübsche.“

Er zog sie noch näher für einen Kuss, aber kurz vorher warf er sie lässig auf den Boden der Gasse zwischen sich und seinem Bruder. Keuchend blieb Elizabeth dort liegen.

Sie hatte keine Waffe mehr mit der sie sich verteidigen konnte, geschweige denn noch die Kraft dazu.

Elizabeth schaffte es gerade noch ihren Oberkörper auf die Arme zu stützten und zu versuchen beide so gut es ging im Blickfeld zu behalten. Sie wischte sich wirre Strähnen aus dem Gesicht und hoffte auf ein Wunder.
 

Jack Sparrow wusste nicht was er von diesen beiden Männern halten sollte. Er konnte ihre Kräfte schwer abschätzen, doch das war nicht das einzige was ihn stutzig gemacht hatte. Elizabeth soll ihren Sohn umgebracht haben und was sollen das für Ereignisse sein, die sie ausgelöst hat? Jack wusste es nicht, aber er würde es auch nie erfahren schon gar nicht von den beiden Schwarzen Männern und auch nicht wenn Elizabeth tot wäre. Vielleicht war dies das Puzzleteil nach dem er die ganze zeit gesucht hatte. Die Pearl hatte zwar in der zwischen zeit etliche Schätze geraubt und entdeckt, das ihm wichtigste Abenteuer wartete noch auf ihn. Er musste diesen Hinweisen unbedingt nachgehen.

Jack beobachtete wie einer der Kerle Elizabeth grob am Arm packte und zu sich rann zog, um sie dann wieder in den Dreck zu schleudern. Die beiden Männer gingen auf Elizabeth zu, sie waren sich nun einig, sie wollten sie töten. Jack machte sich bereit und erhob sich von seinem Platz und rief: „Gentlemen, ihr wollt euch doch nicht einem hilflosen Weib vergreifen?“
 

Die beiden Männer blickten ihn überrascht an, genauso wie Elizabeth.

Noch während alle so verdutzt dreinschauten sprang Jack elegant auf die oberste Holzkiste, die er vorhin zum Hinaufklettern benutzt hatte.

Nachdem die beiden Männer sich von der Überraschung erholt hatten, sagte der Ältere zu Jack: „Kümmert euch um eure Angelegenheiten und belästigt uns nicht länger sonst werdet ihr auch sterben.“

Jack sprang eine weitere Kiste hinunter und ließ dabei die Männer nicht aus den Augen und bedrohte sie mit seinem Schwert.

„Tut mir leid mein Freund, aber ich glaube dies ist meine Angelegenheit, aber das könnt ihr ja nicht wissen, da dies schon meine Angelegenheit war, bevor es eure sein konnte, also habt ihr euch sozusagen in meine Angelegenheiten eingemischt, ai?!“ Seine Wörter unterstrich er mit ausschweifenden Handbewegungen seiner waffenlosen Hand und einem kokettem Grinsen.

Aus den Augenwinkeln sah er, dass Elizabeth ihn immer noch ungläubig anschaute und dachte bei sich: „Wieso schaut sie so ungläubig, ich bin doch jetzt da, oder nicht?!“

Der Ältere stand ihm am Nächsten, schaute ihn mit einem eiskaltem Blick an und sprach düster und klar: „Wie ihr wollt.“
 

Er setzte zum Angriff an und wollte Jack an den Füßen attackieren. Geschickt sprang Jack über die Klinge und rollte sich hinter dem Mann auf dem Boden ab.

Schnell wirbelte der Mann in Schwarz herum und schlug geschickt auf Jack ein. Im ersten Moment blieb ihm nichts anders übrig als tiefer in die Gasse zurückzuweichen, weg von Elizabeth.

Geschickt bedeutete der Ältere dem Jüngeren sich um die Frau zu kümmern. Dieser setzte ein Grinsen auf und schritt genüsslich auf Elizabeth zu. Elizabeth rutschte immer weiter in Jacks Richtung, da es keine andere Möglichkeit gab dem Kerl zu entkommen.

Während sie zurückrutschte, griff sie unauffällig in den Sand und hielt diesen fest umschlossen. Vielleicht vermochte der Sand ihr noch zu helfen.

Jack hatte keine Zeit sich um Elizabeth zu kümmern, sie musste erst einmal allein zurecht kommen, denn er hatte genug mit dem Kerl vor ihm zu tun.

Jack gestand es sich ungern ein, aber der Mann in Schwarz war ein guter Fechter. Jack versuchte immer wieder eine Parade zu schlagen, doch die Bewegungen des anderen waren schnell genug eine Parade zu verhindern. Auch Finten hebelte der andere ohne Probleme aus, ebenso wie Jack selbst. Es gab so gut wie keine Fehler in seiner Technik. Jack verzog das Gesicht zu einem leichten Lächeln, eine gute Technik konnte man durch Tricks sehr leicht aushebeln. Der andere war wenig irritiert von Jacks Lächeln und hieb nur noch schneller auf ihn ein. Flüchtig schaute sich Jack seine Umgebung an und grübelte an einem Plan, wie er den Älteren austricksen konnte. Das Gefecht wurde immer hitziger, immer öfter wurden auf Schläge und Tritte ausgetauscht, doch Jack kam noch immer nicht dazu seinen Gegner auszuschalten. Sie hatten sich weiter in das Gassengewirr von Tortuga vorangekämpft. Irgendwie verwunderte es Jack doch arg, dass es in dem belebten Tortuga so viele leere Gassen gab. Als Jack wieder einen heftigen Tritt einstecken musste, der ihn zu Boden beförderte, sah er nicht weit von ihm hinter einem Holzfass, viele feine Glassplitter einer geborstenen Flasche. Jack rollte sich nach vorne um einerseits den Schlägen des Gegners zu entkommen und zweitens um unbemerkt in die Nähe der Splitter zu gelangen. Er griff unbemerkt in den Sand voll Scherben und versuchte so viele Scherben wie möglich in der Hand zu behalten. Die kleinen scharfen Splitter schnitten ihm in die Hand, teilweise tief. Nachdem er sich die Scherben geholt hatte setzte er das Gefecht fort, bis sich der ersehnte Moment endlich zeigte. Jack wirbelte herum und kam dicht an seinen Gegner heran und stand mit ihm Klinge an Klinge gegenüber. Ein Kräftemessen.

Der Mann in schwarz schaute ihm mit grimmigen Gesicht tief in die Augen und fragte gedrückt: „Warum helft ihr dieser Frau, ist sie es wert, dass ihr für sie sterbt?“

Jacks Blick war undurchdringlich, als er sagte: „Ich werde nicht für sie sterben, aber du mein Freund!“ Er riss seine Hand hoch und schleuderte seinem Gegner den Sand mit den Glassplittern ins Gesicht.
 

Ein Aufschrei war zu hören und Jacks Gegner war geblendet vom eigenen Blut das aus einigen Schnitten strömte, die die Splitter verursacht hatten. Das ganze Gesicht war blutüberströmt und überall ragten die Splitter hervor und schälten dem Unbekanntem die schwarze Maske herunter. Seine Verletzungen sahen wahrscheinlich schlimmer aus als sie waren, deswegen

nutzte Jack den Augenblick und rammte dem Mann in Schwarz seine Klinge ins Herz.

Der Mann wollte sich noch wehren, aber der Tod kam schneller und ließ ihm die Klinge aus der Hand gleiten. Jack riss seine Waffe aus dem toten Leib, schnappte sich den Säbel seines Gegners und rannte zurück zu Elizabeth.

Während er lief, entfleuchte ihm ein kleiner Seufzer, denn er hatte nicht damit gerechnet, dass der Trick so gut funktionieren würde und vor allem hatte er nicht damit gerechnet, dass er den Mann in Schwarz so schnell austricksen konnte. Doch hastig verbannte er solche Gedanken aus seinem Kopf, er hatte gesiegt, nur das zählte, dass wie interessierte hinterher sowieso nicht.
 

Als Jack die Gasse erreichte in der Elizabeth zuletzt gewesen war, lag sie am Boden und hatte ein durchgeblutetes Hemd an der Bauchseite. Er riss das Hemd auf und warf einen Blick auf die Wunde, wie tief sie war konnte man schlecht einschätzen, aber Elizabeth schien viel Blut verloren zu haben.

Von dem zweiten Mann in Schwarz war nichts zu sehen. Aber wie Jack feststellte lagen dort zwei blutige Säbel. Elizabeth schien noch gekämpft zu haben.

Beunruhigt kniete er neben ihr und nahm ihren Kopf sanft nach oben, um zu schauen ob sie ansprechbar war. Wie es schien hatte sie das Bewusstsein verloren, das war wahrscheinlich auch besser so. Sie sollte ihn nicht so sehen, so schwach. Jack riss sich ein Teil seines Hemdes ab und verband damit ihre Wunde am Bauch notdürftig. Der Verband am Bein schien noch zu halten. Er sammelte alle Säbel ein und verstaute sie an seinem Gürtel. Dann nahm er Elizabeth vorsichtig hoch und trug sie durch die Gassen Tortugas zu dem einzigen Mediziner den es auf Tortuga gab. Zwar war auch er auf der Flucht vor dem Gesetz, doch hier in Tortuga konnte er eigentlich das ganze Jahr unbehelligt leben und mit seinem Wissen gutes Geld verdienen. Immer wieder blickte Jack zu Elizabeth hinunter und hoffte er würde Hanx, den Arzt, schnell genug erreichen.

Gedanken um den zweiten Mann in Schwarz machte sich Jack im Moment eher nicht, doch immer wieder huschte sein Blick unruhig umher und hoffte, dass sie nicht von dem Mörder verfolgt wurden.

Als Jack endlich um die nächste Ecke bog, hörte er wieder das Lachen und Grölen des Piratennestes, er schien die Hauptstraßen erreicht zu haben. Er verschwand schnell mit Elizabeth in der wogenden Masse, die sich noch zu dieser späten Stunde unter einen hellen Mond verschiedenster Lustbarkeiten oder Gewalt hingaben. Er versuchte so gut wie möglich Elizabeths Wunde zu verdecken und erzählte jedem der ihn ansprach oder komisch beäugte, dass sich die arme junge Frau viel zu sehr mit ihm verausgabt hätte und er sie jetzt nach Hause bringen müsse. Es machte ihm Spaß, den Leuten etwas vorzugaukeln und zu sehen wie sie ihm seine Lügen abkauften und neidisch auf ihn wurden, weil er so ein liebreizendes Ding bei sich hatte. Einige Männer musste er noch abwimmeln, da diese ihm die schwere Last abnehmen oder selbst einmal Hand an die kleine schnuckelige Hure legen wollten.

So windete sich der Pirat immer weiter durch Tortugas Straßen, immer einen Blick auf seine Umgebung, da er dem Frieden noch nicht traute. Alles war trügerisch, dass wusste er nur zu gut.

Von Vergangeheit, Gegenwart und Zukunft

Fluch der Karibik 4: Der Quell des ewigen Lebens

Kapitel 5 - Von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft -
 

Abertausende von Sternen erhellten das dunkle Firmament der Nacht, nur der Mond war in diesen unwirklichen Gefilden nicht zu sehen. Doch an diesen mondlosen Himmel hatte er sich mittlerweile gewöhnt und vermisste den Anblick kaum. Sein Blick schweifte von dem berauschenden Antlitz der Sterne zu dem dunklen glatten Meer, welches sich unendlich weit unter dem geöffneten Fenster an dem er stand auszubreiten schien. Er beobachtete die flachen sich kräuselnden Wellen, die das perfekte Spiegelbild des Firmaments ein wenig verzerrten und fühlte die laue Brise, die sein Gesicht entlang strich und einige seiner leichteren braunen Haare mit sich zog.

Der leichte Wind kroch ihm den Rücken hinunter und verursachte ihm einen Schauer. Ein belustigtes Lächeln huschte kurz über seine Lippen, sein Körper schien immer noch auf die Widernatürlichkeit der Brise zu reagieren. Entschlossen spannte er die Muskeln, um den Schauer zu vertreiben und wandte den Blick in die Richtung aus der die Lufthauch zu ihm wehte.

Bald würden sie kommen, die Brise kündigte sie immer an.

Es war Zeit sich der Aufgabe zu widmen, die ihm zuteil geworden war, vor so schrecklich langer zeit.

Doch obwohl er wusste, dass er seine Pflichten erfüllen musste, verweilte er ein wenig länger und wartete.
 

Bedächtig schloss er die Augen und atmete die klare reine salzige Luft ein. Für einen Moment hörte er nur die Geräusche des Schiffes, das Knarzen der Dielen, das Wackeln der Taue, das Ächzen der Wände und wartete.

Als er die Hoffnung fast aufgab und sich vom Fenster abwenden wollte, passierte es.

Eine anderer Windhauch erfüllte die Capitänskajüte und wisperte ihm zu.

Langsam öffnete er die Augen, ein milchig weißer und doch durchsichtiger Rauch schlängelte sich durch die Luft auf das Fenster zu, seidig wie Wasser.

Geschmeidig drehte er sich vom Fenster weg und trat mitten in den Raum.

Er spürte die geisterhafte Berührung als der Rauch hinter ihm näher kam.
 

Das stetige Wispern wurde lauter und klang wohlig in seinen Ohren. Gemächlich zog der Nebel nun vor ihm seine Bahnen, vorsichtig trat er näher.

So nah war er dem Wesen seit langem nicht mehr gekommen. Wenige Schritte trennten ihn noch von dem Nebel, der jetzt unstet wie das Meer hin und her wogte, als ob es aufgeregt wäre.

Langsam streckte er die Hand nach dem Nebel aus, um ihn zu berühren. Unerwartet bewegte sich nun auch der Nebel auf ihn zu und es formte sich eine Hand aus dem Rauch.

Etwas überrascht hielt er inne und blickte in den weißen Dunst.

Die weiße Hand reckte sich ihm entgegen und strich ihm sanft über die Wange und verharrte dort eine Weile.

Kurz schloss er die Augen und genoss die seidige angenehme Kühle, die die milchig weiße Hand auf seiner Haut verströmte.

Seine Hand hing immer noch in der Luft ohne Kontakt zu dem milchigem Weiß, fragend schob er die Augenbrauen zusammen und sprach leise, wie zu sich selbst: "Was bist du?"
 

Leise wisperte ihm die Antwort einer zarten weiblichen Stimme entgegen: "....später.....eure Aufgabe....vergesst sie nicht.......danach komme ich wieder......"

Kaum waren die letzten Worte verklungen, polterte es an der Tür.

Mit dem ersten Schlag der an die Tür donnerte, zersprang der milchig weiße Rauch zu nichts.

William verharrte noch einen Augenblick, dann eilte er zu Tür.

Während er seine Aufgabe erfüllte, dachte er immer wieder an den Nebel und schweifte öfters als gewollt in die Vergangenheit ab.

Vor ungefähr Sechs Jahren hatte er das Wispern das erste Mal wahrgenommen, gesehen hatte er den Nebel erst etliche Jahre später. Damals hatte ihn, wie so oft in der ersten Zeit seinem neuen Daseins, eine Woge der Niedergeschlagenheit erfasst. In solchen Augenblicken hasste er das Schiff, die Enge und Bedrücktheit mit all den Verdammten oder Seeligen, wie auch immer man die Crew der Flying Dutchman bezeichnen wollte. Der einzige Ort auf diesem Schiff, der ihm ein wenig die Bedrücktheit nahm, war das Krähennest. Dort befand er sich auch vor 6 Jahren, hatte nachgedacht und das Firmament fast flehentlich angeschaut. Erst hatte er es für das Heulen des Windes gehalten, doch da kein Lüftchen wehte, mussten die Geräusche einen anderen Ursprung haben. So hatte er das erste Mal das Wispern gehört.
 

Elizabeth hatte er von all den Geschehnissen und anderen Kuriositäten, die er in der Zeit auf der Flying Dutchman erlebt hatte, nichts bei ihrem Treffen vor etwas mehr als einem Jahr berichtet. Es hatte sich irgendwie nicht richtig angefühlt, außerdem war es ihm so vorgekommen, als hätte Elizabeth damals auch Geheimnisse vor ihm gehabt. Nach der ersten stürmischen Begrüßung, hatten sie sich den Tag über kaum in die Augen schauen können. Ein grimmiges Lächeln verzerrte seine schmalen Lippen, sie hatten sich bei ihrer Begrüßung kaum umarmt, als ob der andere in stinkendem Fisch gebadet hätte. Doch selbst diese Umarmung war stürmischer als ihre Gefühlsbekundungen des restlichen Tages. Alles hatte sich so geheuchelt angefühlt. Irgendwie hatten diese 10 Jahre ihn und Elizabeth mehr gezeichnet, als sie es vor mehr als einem Jahrzehnt für möglich gehalten hatten. Selbst der kleine Junge, sein Kind, hatte ihn misstrauisch beäugt und fasste spät am Tag erst ein wenig Interesse an dem Fremden. Der Gedanke an sein Kind versetzte William einen Stich, da wo ein normaler Mann sein Herz verbarg. Er hielt einen Augenblick inne und betrachtete die vorbeiziehenden kleinen Boote mit ihren Insassen. Er sah zum Glück keinen Menschen, den er kannte. Jäh unterbrach er seine Gedanken und vollendete den Knoten, mit dem gerade begonnen hatte, danach brachte er seinen Körper aus der hockenden Position und streckte sich kurz. Nachdem er seine Gelenke wieder ein wenig gelockert hatte, wischte er sich mit den schwieligen braunen Händen den Schweiß von der Stirn. William schwenkte kurz den Blick über das Schiff und nickte unauffällig, seine Männer machten ihre Arbeit gut, er wurde hier unten im Moment nicht gebraucht.
 

Verschwitzt machte er sich auf den Weg zum Achterdeck, um das Steuerrad wieder an sich zu nehmen. doch noch während er das Schiff überquerte, wurde sein Kopf immer noch von verqueren und wirren Gedanken an seinen Sohn überschwemmt. An der Treppe angelangt, die ihn auf den oberen Teil des Schiffes brachte, lehnte er sich unauffällig an das alte dunkle Geländer und rubbelte sich mit dem Handballen über Stirn und Schläfe. Aber die Gedanken an seinen Sohn ließen sich nicht vertreiben, ganz im Gegenteil, immer neue Gedanken ergänzten den Ursprung und verzerrten ihn immer weiter, bis er zum hundertsten Mal an dem Punkt angelangt war zu glauben, dass es nicht sein Sohn war, den er vor über einem Jahr an Englands schroffer Küste bei Cornwall im Schatten seiner Mutter getroffen hatte, da er feststellen musste, dass sein Sohn kaum eine Ähnlichkeit mit ihm besaß. Selbst der Name des Kindes hatte ihn stutzig gemacht. Er hatte zwar braune Haare und braune Augen, doch hunderte Männer hätten ebenso der Vater dieses Knaben sein können.
 

Wie konnte er so naiv sein zu glauben, das Elizabeth zehn Jahre auf ihn warten würde, ohne sich anderen Menschen und vor allen Dingen Männern zu zuwenden. Grimmig seufzend schloss er kurz die Augen und rieb sich noch einmal die Schläfe. Er war von klein auf der Überzeugung gewesen, dass man einem Piraten nicht trauen konnte, meistens hatte sich dies auch bewahrheitet. Niemals hätte er gedacht, dass er auch von Elizabeth so denken könnte.

Obwohl er damals ebenfalls mit Piraten zusammengearbeitet hatte, um seine eigenen Ziele zu erreichen, hatte er nie an seinen Überzeugungen und Grundsätzen gerüttelt, ja nicht einmal gekratzt. Doch sie war die Königin der Piraten, immer noch, und die Zeit unter den Piraten hatte sie verändert, dass hatte er gespürt noch bevor er Captain der Flying Dutchman wurde, aber als er im Sturm des Gefechts um ihre Hand angehalten hatte, schwelte immer noch die Hoffnung in ihm, dass auch Elizabeth irgendwann wieder wie früher wurde. Er schüttelte leicht den Kopf, schon damals als der Kraken die Black Pearl unter sich zerschmetterte und als sie zusammen mit Brabossa und Tia Dalma Jack schließlich vom Grund des Ozeans zurückholten, hatte ihn Elizabeth mehrmals hintergangen und ihn mit ihrem Handeln teilweise tief verletzt, dass hätte die einstige Gouvaneurstochter, die er von klein auf kannte und in die er sich verliebt hatte, niemals getan. Elizabeth hatte sich zwar für ihr Handeln gerechtfertigt, doch ihre Worte klangen hohl in seinen Ohren. Sie war wirklich nicht mehr die junge anständige Frau, in die er sich verliebt hatte.

Dieser enttäuschte und wütende Gedanke mischte sich in seine Melancholie hinein und überschwemmte sie schließlich.
 

Er riss die Augen auf und starrte auf die hölzernen Stufen der kurzen Treppe, sein Griff um das Geländer wurde immer schmerzhafter und seine Knöchel stachen weiß aus der gebräunten Haut hervor.

Ob es jetzt sein leiblicher Sohn war oder nicht, er hatte das Kind akzeptiert, geliebt und sich so sehr auf weitere Treffen gefreut, wie ein Vater. Doch bittere Tatsache war, dass Elizabeth ihr einziges gemeinsames Kind umgebracht hatte. Diese Tatsache war unumstößlich. Selbst Elizabeths verquere Rechtfertigung, als sie hier auf seinem Schiff war, klang für ihn geheuchelt, ihr Schluchzen und Wimmern hatte seine Meinung nicht geändert. Da war die schwelende Hoffnung, mit der er Elizabeth damals geheiratet hatte, in Staub und kalte Asche zerfallen. Er hatte ihre Entschuldigungen und Ausflüchte so satt, diese Heuchelei. Sie würde niemals mehr die junge Gouvaneurstochter sein, sondern ein Pirat, jemand der andere hinterging, dem man nicht vertrauen konnte und der Unschuldige für die eigene Gier ermordet, wie ihren Sohn. Mehr war Elizabeth nicht für ihn.

Diese Wut gab ihm wieder Kraft, mit schnellen Schritten war er an Deck und nahm das Ruder von seinem Vater ohne ein Wort entgegen.
 

Nachdem er nun mehrere Stunden am Steuer stand, hatte sich seine Wut ein wenig verflüchtigt.

Mittlerweile war das Schiff über den Grünen Schein hinaus und befand sich wieder in normalen Gewässern. Eine steife Brise wehte ihm um die Nase und die Mittagssonne verhüllte ihr Antlitz hinter dünnen grauen Wolken, die am Himmel nach Osten wanderten. Das diffuse Licht brachte die Wellen zum glitzern. Seevögel glitten unter den Wolken dahin, auf der Suche nach unachtsamen Fischen, die sie für ihre Brut jagen konnten.
 

Bei dem Anblick drifteten seine Gedanken endlos vor sich hin, ohne ein konkretes Ziel, bis William eine fast vergessene Erinnerung einholte. In der letzten Schlacht, in der die Flying Dutchman Seite an Seite mit der Black Pearl das Flaggschiff der Armada zerstörten, hatte er einen Mann in seine Dienste gezwungen, da er vielleicht noch von Nutzen für ihn sein konnte.

William zog einige widerspenstige Haare aus seinem Blickfeld und grinste, er hatte den Mann damals in den tiefsten Ort des Schiffes einsperren lassen und seiner Crew eingebläut, sich von diesem Kerl fern zu halten.

Seit mindestens 5 Jahren war er nicht mehr dort gewesen. Das letzte Gespräch war nicht sehr informativ für ihn gewesen und sein Gegenüber immer noch dem Hochmut verfallen, der ihn diese Situation gebracht hatte.
 

Vielleicht war es an der Zeit, den Mann in der Bilsch zu besuchen, vielleicht hatte er tatsächlich Informationen, die William helfen würden, sich in dem beginnenden Sog des Schicksals in eine gute Position zu manövrieren.

Er schüttelte bedächtig den Kopf, wusste Elizabeth überhaupt, dass die Wege, die sie beschritt niemals wieder von einem Menschen beschritten werden durften und dass sie das Rad des Schicksals erneut in Gang gesetzt hatte.

Eigentlich musste er das verhindern, hatte es auch schon mehrmals versucht, doch das Schicksal schien Elizabeth immer wieder gewogen zu sein. Sein Vater hatte ihm von dem Versagen der beiden dümmlichen Piraten erzählt, die er angeheuert hatte. Hoffentlich hatten die Meuchelmörder mehr Glück. Sie schienen viel versprechender zu sein als diese Piraten. Doch ob sie das Versprochene erhielten stand noch in Frage. Bisher hatte er keine Rückmeldung erhalten, doch bis zum nächsten Vollmond war es noch einige Tage hin.
 

Gern hätte er ausgelotet, ob Elizabeths Überleben auch für ihn vorteilhaft sein könnte, aber das Risiko war ihm zu hoch. Mit Elizabeths Tod würde alles enden und das Rad des Schicksals würde ihn verschonen. Mit ihrem Tod könnte er den seinen verhindern und diesen Preis war er bereit zu bezahlen. Dies war die einzig sichere Lösung. Alles andere würde seinen Tod bedeuten.

William presste die Lippen aufeinander und schob die Augenbrauen finster zusammen.

Sie durfte nie erfahren was er wusste, niemals durfte ihr die Geschichte zu Ohren kommen, doch er war bestimmt nicht der einzige der von der Existenz der Geschichte wusste.

Die Erkenntnis, dass er nicht der einzige war, der die Geschichte kannte, machte ihn sichtlich nervös. Jemand der schon Ewigkeiten auf See zubrachte musste diese Sage kennen. Sein Gesicht verfinsterte sich zusehends. Er kannte nur einen Piraten, der solch eine bizarre Sage aufschnappen und glauben würde: Jack Sparrow.
 

Angst mischte sich unter seinen Ärger, er musste sich beeilen, vielleicht hatte Elizabeth Jack schon längst gefunden. Vielleicht war sie mittlerweile auch schon tot, doch er wollte nichts dem Zufall überlassen, das Schicksal hatte seine Finger schon viel zu oft im Spiel. Dieses Mal würde er am Zug sein. Schnell rief er seinen Steuermann herbei und übergab ihm hastig das Ruder. Mit schnellen Sätzen verließ er das Achterdeck und verschwand durch eine schäbige Tür im Bauch des Schiffes.

William hastete weiter hinunter in die Eingeweide der Flying Dutchman, bis er die Bilsch erreichte. Kurz hielt er inne, um zur Ruhe zu kommen, dann ging er sicheren Schrittes auf die kleine Zelle zu, die im brackigen Wasser der Bilsch stand. Der Gefangene saß auf einer modrigen Holzbank und lehnte schwer an den Eisenstäben, die so dick wie zwei Männerfinger waren. Die Feuchtigkeit und die zeit hatten der Bank arg zugesetzt, nur die Stäbe glänzten matt, als wären sie frisch poliert worden. Die Luft roch abgestanden, feucht und ein wenig nach Moder. Salzige Ränder waren überall an den Schiffswänden zu sehen, wie abstrakte Landschaften zogen sie sich über die einzelnen Bretter hinweg.

Entweder hatte der Gefangene ihn noch nicht bemerkt, oder er ignorierte William. Mit patschenden Schritten näherte sich William der Zelle, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, doch der Mann bewegte sich immer noch nicht.

Als William direkt vor der Tür der Zelle stand, erklang ein gackerndes Lachen.

Dunkle Augen wanden sich William zu: „Welch seltener Besuch, was verschafft mir die Ehre, Mister Turner?“
 

Die weiße Perücke, die er einst getragen hatte, besaß der Mann nicht mehr. Seine eigenen Haare, die einen dunklen Braunton durchwoben von feinen Grautönen hatten, waren nass und ungepflegt. Das halblange Haar war notdürftig mit einem alten Lederband zusammengebunden. Hier und da lösten sich Strähnen heraus. Man hatte ihn damals seiner alten Klamotten entledigt und in einfache Kleidung aus groben Leinen gesteckt. Durch das dünne feuchte Leinen des Hemdes, welches dem Mann stellenweise am Körper klebte, zeichneten sich der recht magere Körperbau und die wenig trainierten Muskeln deutlich ab. Schmutzränder, Flecken, anderer Dreck und Salzrückstände an Haut und Kleidung ließen ihn noch schäbiger aussehen. So gepflegt wie er einst war, genauso schmutzig sah er nun aus. Doch er war ein Mitglied der Crew und brauchte sich keine Sorgen um Krankheit oder Tod zu machen.

Ohne den Mann aus den Augen zu lassen, schloss William die Zelle auf und trat hinein.

Seine andere Hand lag auf dem Griff seines Säbels.

Bevor er mit seinem Gegenüber zu sprechen begann, dachte er an Jack Sparrow und verfluchte diesen elenden Piraten und hoffte inbrünstig, dass dieser sein Schandmaul bisher gehalten hatte und Elizabeth nichts wusste.
 

Anderswo...
 

Eine Maid mit langen dunkelblonden Haaren, die ihr die Augen verdeckten, beugte sich zu ihm hinunter. Sie kam immer näher, doch als sich ihre Lippen fast berührten, hielt sie inne. Er öffnete leicht die Augen und sah, dass ihr Mund leicht offen war, als wolle sie etwas sagen. Gerade als er den unterbrochenen Kuss fortführen wollte, begann die Frau zu sprechen.: „bssssssseebssssssssssebsssssssssssssssss“ Vor Schreck versuchte er sich von ihr abzuwenden, doch stattdessen fingen seine Augenlider an zu flackern und öffneten sich kurz darauf einen Spalt breit. Der Traum war vorbei.

Ein kehliges Seufzen, das mehr an ein Brummen erinnerte, drang über die Lippen des Captains und füllte seine Lungen sofort mit feucht schwüler Hitze.

Mit der rechten Hand, die er aus seinen überkreuzten Armen, die auf seiner Brust ruhten, befreite, schob er langsam seinen Hut von seinem Gesicht zurück auf den Kopf, um zu schauen wie viel Zeit er hier auf dem Stuhl seit Tagesanbruch gedöst hatte.

Gerade als er sich an die blendende Helligkeit der Mittagssonne gewöhnt hatte, entdeckte er den kleinen Störenfried, der ihn um seinen weiteren Schlaf gebracht hatte.
 

Die Fliege saß gerade auf seiner anderen Hand, die immer noch ruhig auf seiner Brust lag und putzte sich genüsslich die Flügel.

Jack Sparrows Jagdinstinkt war erwacht und er war fest entschlossen, diese Fliege für ihren Frevel ihn beim Schlafen zu stören Kiel holen zu lassen. Mit seinen Augen fixierte er die Fliege und näherte sich langsam mit der rechten Hand. Zu seinem Pech entwischte die Fliege noch bevor er den Angriff starten konnte und schwirrte wieder um seinen Kopf. Da seine Jagd, dank seiner schläfrigen Reaktion, misslungen war, fuchtelte er nun wie wild mit beiden Armen herum, in der Hoffung die Fliege möge verschwinden. Der Stuhl auf dem er saß, kippelte gefährlich. Unerwarteter Weise traf er sie wohl doch irgendwie und die Fliege stürzte ab und landete auf seiner Brust. Mit einem deutlich schnelleren Handgriff hatte er sie in der Faust gepackt und zerdrückte sie.

Das knirschende Geräusch des brechenden Fliegenkörpers ließ seinen Mundwinkel leicht noch oben schnellen.

Obwohl er wusste, was er in seiner Hand vorfinden würde, öffnete Jack die Faust und betrachtete sein Werk. Nun doch ein wenig angeekelt, wischte er sich die Überreste der Fliege an der Hose ab und rückte wieder richtig auf den Stuhl. Erst jetzt merkte er wie steif sein Körper war, seine Schulterblätter, mit denen er an der Rücklehne gedrückt geschlafen hatte, schmerzten sehr. Auch sein Nacken war steif geworden, nur mit Mühe konnte Jack den Kopf weit nach hinten oder zur Seite legen. Seine Beine, die Füße übereinander verkeilt, waren eingeschlafen und fingen langsam an zu Kribbeln, als er sie versuchte zu bewegen.
 

Jack ließ den Blick schweifen und sah sich um, wie er schon bemerkt hatte, stand die Sonne im Zenit, es musste also gegen Mittag sein, das kleine ockerfarbene Haus, an dessen Hauswand er saß, war von einer grünen Wand vom Rest der Piratenhochburg getrennt. Die Palmen wiegten sich in einer lauen Brise, die nur ihre Spitzen berührte, ein leichter Duft von wilden Blumen und Früchten wehte ebenfalls herbei. Das Rascheln der Palmen übertönte das entfernte Kreischen der Möwen, ab und zu hörte man noch die zwitschernden Vögel und anderes Getier im dichten Wald. Aus der nahen Stadt war kein Laut zu hören. Auf dem Sandweg, der aus der Stadt den Hang hinauf hierher führte und auf dem Vorplatz des Hauses flimmerte die Hitze, sodass die Luft über dem Boden in unregelmäßigen Formen nach oben wabberte.

Heute schien es noch heißer zu werden als gestern.
 

Sein Blick schweifte wieder in die Ferne, er konnte von hier aus einen Teil des Hafens ausmachen und einige einlaufende Schiffe erblicken. Die schwarzen Segel der Pearl sah er durch das dichte Grün nicht, leider. Doch das Meer konnte er sehen, hellblau wie der wolkenlose Himmel und friedlich, es schien kein ordentlicher Wellengang zu herrschen.

Ohne den Blick abzuwenden, streckte sich Jack einmal und bewegte seine Füße erneut, sie kribbelten nicht mehr.

Mit einem Sprung stand er auf den Beinen und ging zur Eingangstür des Hauses. Seinen Mantel hatte er heute früh schon im Haus gelassen, da es draußen lau genug war, um ohne ihn zu schlafen. Doch selbst die wenigen Stunden, die die Sonne auf ihn geschienen hatte, hatten gereicht. Jacks Hose klebte wie eine zweite Haut an seinen Beinen, seine Füße fühlten sich glitschig und heiß in den Stiefeln an und selbst sein Hemd war klatschnass, obwohl sein Oberkörper im Schatten gewesen war. Mit einer Hand nahm er seine langen Haare zusammen und lüftete seinen heißen Nacken und wischte mit dem linken Hemdärmel den Schweiß davon.

Der Doktor hatte ihm zwar angeboten drinnen zu schlafen, doch das hatte der Captain abgelehnt. Im Haus war es trotz offener Fenster noch stickiger gewesen als draußen, außerdem hätte er bei Elizabeth im Zimmer auf dem Fußboden schlafen müssen. Er wusste, dass er dann erst recht nicht hätte schlafen können, aus welchen Gründen auch immer.

So hätte er Eindringlinge auch besser bemerken können, falls der zweite Mann in Schwarz noch leben sollte und sie verfolgt hatte, doch diese Vermutung hatte sich zum Glück bisher nicht bestätigt.

Kurz hielt er inne und blieb vor der schmalen Holztür stehen. Gedankenverloren zwirbelte er einen seiner kurzen Bartzöpfe am Kinn zwischen den Fingern und schob die eingeflochtenen farbigen Holzperlen hin und her. Normalerweise gönnte er sich eine solch offene Unachtsamkeit nur, wenn er wusste, dass niemand in der Nähe war oder er sicher sein konnte, dass er nicht hinterrücks angegriffen wurde. Doch diese echte Unachtsamkeit konnte keiner von der gespielten Unachtsamkeit, die er über die Jahre perfektioniert hatte und mit der er schon viele Menschen übertölpelt, ausgeraubt oder getötet hatte, unterscheiden.

Deshalb konnte es Jack sich auch leisten im richtigen Moment auch mal echt unachtsam zu sein, da keiner es je erfahren würde, schon gar nicht hier draußen, auf einem sandigem Fleckchen in mitten des Dschungels von Tortuga.

Noch immer stand er da und grübelte, doch wie er den Gedanken drehte und wendete, er kam zu keiner annehmbaren Lösung. Schon während er Elizabeth hier hoch geschleppt hatte, spukte dieser Gedanke in seinem Hinterkopf und drängte sich immer weiter nach vorne.

Es war fast ein Wunder, das er am frühen morgen überhaupt eingeschlafen war, so sehr hatte er sich das Gehirn zermartert. Er merkte gar nicht, wie er seine drängenden Fragen leise vor sich hin murmelte: „Wie? Wie hatte sie den Mann besiegt? ….. Denk nach Jack, denk nach verdammt! Sie war verwundet und schwach, hatte viel Blut verloren…..sie hatte kaum ihren Säbel halten können…. außerdem war er ihr körperlich weit überlegen gewesen, also wie Elizabeth, wie hast du ihn bloß besiegt?“
 

Plötzlich stieß er sich den Fuß an einem kleineren Felsen. Überrascht machte er kehrt und ging zurück zur Eingangstür. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er sich vom Haus entfernt hatte. Er schüttelte leicht den Kopf und ließ die Hand von seinem Kinn sinken, er hatte sich lange genug einer so offenen Unachtsamkeit hingegeben. Seine Fragen würde ihm auch nur Elizabeth beantworten können, wenn überhaupt.

Nachdem er sein Gehirn endlich wieder im Zaum hatte, merkte er, wie schmierig ihm die Klamotten am Körper klebten und vor sich hin müffelten. Wahrscheinlich waren diese nicht die einzigen, die dringend einmal gesäubert werden mussten. Vorhin hatte er das noch nicht so wahrgenommen, aber es war wirklich mal an der Zeit zu baden.

Vor vier Tagen war die Mannschaft der Pearl bei ruhigem Wellengang im Meer gewesen, da es so heiß war und der Gestank so vieler Männer auch irgendwann wirklich ekelerregend wurde. Doch das war eindeutig zu lange her.
 

Gerade als er die Tür öffnen wollte, schwang sie nach innen und Hanx trat nach draußen ins helle Sonnenlicht.

Etwas überrascht blickte Jack Sparrow den Mediziner an. Dieser rauschte an Jack Sparrow vorbei und der scharfe Blick aus den hellbraunen fast goldenen Augen, den er Jack zuwarf, erstickten jedes Kommentar des Piraten im Keim.

Einige Schritte weiter blieb der Medicus stehen und verschränkte schwer seufzend die Arme auf den Rücken. Nur die geballte Faust mit kalkweißen Knöcheln auf seinem Rücken verriet, wie wütend er war.

Jack wartete und blickte auf den Rücken des Mannes. Hanx war älter als er, aber nicht sehr viel, das wusste Jack. Das letzte Mal als er den Medicus gesehen hatte, trug er seine blonden Haare noch elegant zu einem Zopf im Nacken, ähnlich wie der Welpe. Doch heute waren sie kürzer, höchstens kinnlang und ein wenig zerzaust.

Sein ausgeblichenes gräulich angelaufenes Hemd war bis zum Ellenbogen hochgekrempelt, doch das Blut in den aufgerollten Ärmeln konnte man trotzdem sehen. Nun sah Jack genauer hin, auch an Hanx Fingern klebten noch Blutreste, am deutlichsten unter seinen Fingernägeln. Auch an seiner dunklen Stoffhose entdeckte Jack auffällige dunklere Flecken, er fragte sich, wie viel Blut Elizabeth in dieser Nacht wohl verloren hatte.
 

„Du hast unsere Abmachung gebrochen, Jack.“, sagte der Medicus ruhig, aber die Spannung in seiner Stimme war fast sichtbar.

Jack wandte den Blick von Hanx ab und schaute hinunter auf den Hafen und das Meer. Die Sonne schien immer noch mörderisch heiß auf ihn herab. Am liebsten hätte er sich jetzt, nicht nur um dieser Diskussion aus dem Weg zu gehen, in die kalten Fluten des Ozeans geworfen.

Doch der Wunsch musste ein Wunsch bleiben, vorerst.

„Das schien dich heute Nacht nicht besonders gestört zu haben, du hast uns mit offenen Armen aufgenommen und mir sogar angeboten drinnen zu schlafen, mein lieber alter Freund.“, sagte Jack provozierend und auch ein wenig wütend, obwohl er noch nicht so recht wusste wo diese Wut herkam. Vielleicht konnte er sich ihre alte Fehde noch irgendwie nutzbar machen, denn das was geschehen war konnte man nicht wieder rückgängig machen. Zum Glück wusste Jack, das er dem Medicus überlegen war, zumindest in körperlicher Hinsicht und er sich diese Provokationen leisten konnte. Man hätte auch auf einer anderen Ebene reden können, doch Jack hatte früh gelernt, dass ein wütender in die Enge getriebener Mensch in jedweder Hinsicht mehr von sich preisgab, als er eigentlich wollte und das solches Wissen sich vielfach als sehr nützlich erweisen kann. Viele Male schon hatten ihn solche Informationen und Details, die viele andere nicht beachteten oder übersahen, vor dem Tode oder schlimmeren bewahrt.
 

Mit einem leichten Grinsen beobachtete der Pirat aus den Augenwinkeln, wie der Medicus seine Arme von seinem Rücken löste und diese angespannt zu beiden Seiten seines Körpers ruhten.

Er ballte immer wieder die Fäuste, als ob er noch abwägen würde, mit dem Piraten eine Prügelei anzufangen.

Doch die Vernunft schien gesiegt zu haben, aber in der Stimme des Mediziners hörte man deutlich die Wut, die in ihm tobte: „Ich habe einen Eid geschworen Jack Sparrow. Ich habe geschworen jedem verletzten Menschen zu helfen. Ich würde meinen Eid nie brechen, niemals. Und das ich dir angeboten habe drinnen zu schlafen, tja, ich muss wohl sehr schlaftrunken heute Nacht gewesen sein, als du mich geweckt hast. Ich würde DIR niemals mehr anbieten in meinem Haus zu schlafen und das weißt du.“ Bevor er weiter sprach, drehte er sich zu dem Piraten um und wies auf den Weg zurück in die Stadt. Sein Gesicht war vor Wut verzogen: „ Und jetzt verschwinde von hier Jack Sparrow.“

Belustigt hob Jack seine Augenbrauen, ein leichtes Grinsen trat in sein Gesicht, am liebsten hätte er gelacht, und wie selbstverständlich legte er lässig seine linke Hand auf den Griff seines Säbels.

„Du glaubst wirklich, dass ich jetzt einfach so verschwinde..... Daniel.“, sagte der Pirat selbstsicher. Wobei er den Namen doch ein wenig vorsichtiger aussprach.

Die Züge des Medicus wurden ein wenig weicher, aber immer noch wütend und er ließ seinen Arm sinken.

Aber als er sprach, war seine Stimme genauso hart wie zuvor: „ Diesen Namen habe ich hinter mir gelassen Jack und das weißt du. Ich bin nicht mehr Daniel, schon lange nicht mehr. Und in Zukunft auch nicht, nie mehr, obwohl es schön gewesen wäre Daniel zu bleiben. Aber das, mein lieber alter Freund, hast du mir verwehrt, wie so vieles.“ Den letzten Satz spie er wie etwas Ekliges das ihn jahrelang gequält hatte aus seinem Mund heraus. Er machte eine kurze Pause, als ob er sich von der Ekelhaftigkeit eben erholen müsste, und fuhr dann fort, wobei sein Blick auf den Piraten von Wut in Bedauern wechselte.

„Wer sich mit dir einlässt, wird früher oder später daran kaputt gehen, wie ich und wie die Kleine drinnen.“

Jacks Lächeln erstarb, sein Gesicht wurde ernst und der Griff um den Säbel fester. Er bemerkte gar nicht, dass er seine lockere Haltung aufgab und mehr in eine Art Angriffsposition wechselte.

Ruhig aber drängend sagte er: „Was ist mit ihr? Sprich.“

Etwas überrascht zog der Medicus eine Augenbraue nach oben und blickte Jack skeptisch an.

„Wieso sollte ich dir sagen, was mit ihr ist? Mit sehr großer Wahrscheinlich bist DU doch Schuld an ihrem Zustand, also warum zum Teufel sollte ich dir sagen, wie es meiner Patientin geht!“, antwortete er wutschnaubend.
 

Im nächsten Moment ging alles ziemlich schnell.
 

Ohne ein Wort zu sagen, riss Jack seinen Säbel mit der linken Hand aus der Scheide, fing ihn mit der Rechten aus der Luft, hielt die rostige, aber scharfe Klinge sofort an den Hals des Medicus und drängte ihn an die Hauswand zurück.

Keuchend stand Hanx an einer Wand seines Hauses, spürte den rauen warmen Putz im Rücken. Doch was er im Augenblick noch mehr spürte, war das kalte Metall an seinem Hals, welches gegen seinen Kehlkopf gepresst war und die zarte Haut tief eindrückte aber noch nicht zerschnitt. Er traute sich nicht zu schlucken, sicher hätte er sich dann selbst aufgeschlitzt.

Jack Sparrows Gesicht war keine zwei Fußlängen von dem seinen entfernt. Der Medicus wusste nicht, was er von dem Ausdruck auf dem Gesicht des Piraten halten sollte, es war weder Wut, Ärger oder Angst, nichts von alledem. Jacks Blick bohrte sich in den seinen, doch er wagte es immer noch nicht sich zu bewegen oder zu schlucken. Flach versuchte er ein und aus atmen, ohne sich zuviel zu bewegen. Hanx bemerkte, dass ihm kalter Schweiß den Rücken hinunter lief und senkte nun seinen Blick.

Jacks braune Augen musterten ihn kurz, bevor er den Kopf ein wenig zur Seite neigte, die Augen des Medicus fixierten und leise sprach: „Nun hör mir mal gut zu..“, er machte eine kurze Bedenkpause, „..Daniel. Ich habe keinen Eid geschworen, so wie du, und könnte dir hier auf der Stelle die Kehle aufschlitzen und dich wie ein Schwein ausbluten lassen….“

Daniels Augenbrauen zogen sich finster zusammen, starrte Jack an und versuchte ein wenig zu lachen: „Was du kannst ist mir gleichgültig Jack. Du hast dich doch noch nie an irgendetwas gehalten. Nicht an deine eigenen Versprechen, nicht an Gesetzte, noch nicht mal an deine eigenen Regeln. Warum also solltest du es jetzt tun? Dir ist doch alles und jeder egal. Also, wieso tust du es denn nicht endlich! Dann bin ich von meinem Dasein erlöst. Erlöst von allem! Erlöst von dir.“, zischte der Medicus gedrückt.
 

Jacks Blick wirkte ein wenig abwesend, aber seine Stimme war immer noch leise und bedrohlich: „Hängst du wirklich so wenig an deinem Leben? Dann hier, nimm“, sagte er emotionslos und hielt dem verwunderten Medicus einen alten Dolch hin, „ und bring es selbst zu Ende.“

Gerade als sich die Finger von Hanx in die Richtung des Dolches bewegten, zog Jack ihn wieder ein wenig aus seiner Reichweite, balancierte ihn zwischen den Fingern der freien Hand und grinste den Medicus an: „Vorher allerdings, hättest du die Güte mir meine Frage von vorhin, bevor du in diese…unschöne Situation geraten bist, zu beantworten?“

Jack Sparrows Grinsen blieb, doch seine Augen zeigten immer noch diesen seltsamen Ausdruck, den Hanx nicht deuten konnte. Aber was hatte er schon zu verlieren, vielleicht könnte er so ein wenig von der Pein und dem Schmerz lindern. Sein Blick richtete sich auf den strahlend blauen Himmel, selbst hier waren sich Jack und er nie einig gewesen.

Jack hatte schon immer das Meer geliebt und er den Himmel.

Obwohl sich beides so sehr glich, so sehr unterschied es sich auch von dem anderen.

Seufzend antwortete Hanx: „Sie liegt im Wundfieber, ist aber seit ein paar Stunden auf dem Weg der Besserung. Ihre Wunden waren nicht lebensbedrohlich, aber arg verdreckt und sie hat viel Blut verloren.“

Immer noch lag die Klinge des Schwertes am Hals von Daniel, der flach und schnell atmete.
 

Plötzlich ließ der Druck an seine Kehle ein wenig nach, sodass er wieder normal atmen konnte. Aber die Klinge war noch da und schwebte nur Millimeter von seiner Haut entfernt in der flirrenden warmen Luft.

Jack hatte kurz die Augen geschlossen und wieder geöffnet und blickte den Arzt schief an:„Wie lange?“ fragte er ein wenig ungeduldig.

„Mindestens drei Tage, dann dürfte es ihr wieder gut gehen und die Wunden müssten einigermaßen stabil sein.“
 

Schneller als Hanx gucken konnte, verschwand die Klinge von seinem Hals und glitt mit einem scharfem Ton in die Scheide zurück.

Jack machte einige Schritte zurück und warf Hanx den alten Dolch zu. Geschickt fing er in aus der Luft und richtete die Klinge auf den Piraten. Ein verschmitztes Lächeln erschien auf dem Gesicht des Medicus: „Eigentlich müsste ich dich jetzt umbringen Jack.“ Doch Jack blieb gelassen und grinste zurück: „Du kannst gern versuchen mich mit diesem uralten Ding zu erstechen, aber mit dem Teil da könntest du nicht einmal einen bewusstlosen Papagei töten.“ Ohne ein weiteres Wort machte der Captain auf dem Absatz kehrt und machte sich auf den Weg zurück in die Stadt. Kurz bevor er zwischen den Bäumen verschwand, drehte er sich noch einmal zum Haus um und rief: „Wir sehen uns dann heute Abend.“
 

Daniel hatte Jacks Worte gehört, reagierte aber nicht, er starrte immer noch gebannt auf den alten Dolch. Langsam führte er die Klinge über seine Daumenspitze. Der wenige Druck reichte aus, um die Haut aufzuritzen. Blut quoll in kleinen Schüben hervor.

„Verflucht!“ zischte Hanx, während er sich den Finger in den Mund steckte, um die Blutung zu stillen. Jack hatte ihn reingelegt. Hätte er doch bloß diesen Dolch nach Jack geworfen, hätte es drauf ankommen lassen, als er mit dem Rücken zu ihm stand. Erbost blickte er auf den Dolch, an dessen Klinge kleine rote Blutstropfen hingen. Wütend schleuderte er das Stück Metall Jack hinterher. Klirrend landete der Dolch auf der harten Erde und rutschte unter die ersten Büsche des Dschungels.

Eine Weile noch behielt er den Daumen im Mund, bis sein Ärger genauso verronnen war, wie das Blut aus seinem Daumen.

Als er dann endlich ruhiger atmen konnte, warf er einen Blick auf seinem Daumen. Die Blutung hatte aufgehört. Seufzend verschränkte er die Arme vor der Brust und schaute auf den sandigen Weg, der hinab in die Stadt führte. Bis heute Abend hatte Jack gesagt, also würde er wiederkommen. Er fragte sich, warum Jack auf einmal so hartnäckig ihre Abmachung brach, schließlich hatte er Sie seit sie ausgesprochen wurde eingehalten.

Vielleicht hatte die junge Frau etwas damit zu tun, oder Jack forderte mal wieder sein Schicksal heraus. Einem Impuls folgend, ging der Medicus an den Rand des Waldes und fischte den Dolch aus dem Gestrüpp und steckte ihn sich hinten in den Bund seiner Hose. Wie dem auch sei, dachte Hanx, und blickte nun hinauf in die Sonne, sollte der Pirat doch wieder kommen.
 

Denn Jack war nicht der Einzige, der mit einer Waffe umgehen konnte. Er hatte zwar kein Schwert im Haus, doch er hatte die Lektionen nicht vergessen, die man ihm in seiner Kindheit beigebracht hatte. Und er war gar nicht so schlecht gewesen. Jack würde es noch leidtun, dass er ihn unterschätzt und zu einer Waffe verholfen hatte.

Doch seinen Racheplänen konnte er sich einem anderen Mal widmen, er war schon viel zu lange hier draußen, er musste unbedingt nach seiner Patientin sehen.

Mit schnellen Schritten war er wieder an der Haustür und verschwand schnell ins schattige Innere.
 

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Info:

Im Jahre 1640 gab es noch keine "richtigen" Ärzte, wie wir sie heute kennen. Es gab zwar studierte Ärzte, doch diese haben sich in dieser zeit vielfach nur um gebrochene Knochen und Amputationen im Krieg gekümmert, oder eben mit den großen Seuchen dieser Zeit (Pest etc.). Diese studierten Ärzte nannte man Medicus.

Eben nicht vergleichbar mit heutigen Ärzten.

(Ich erhebe hierfür keinen Anspruch auf Richtigkeit, ist nur ne Schnellreschersche)

Der verlorene Traum

Jetzt ist es tutti kompletti

: )
 

Fluch der Karibik 4: Der Quell des ewigen Lebens

Kapitel 6 - Der verlorene Traum -
 

Langsam kroch das letzte Licht des Tages über die dunklen Dielen und

tauchte alles in einen warmen Schein. Die einzelnen kleinen Scheiben des

Fensters verzerrten das Licht und schufen durch ihre Kratzer und Flecken

unwirkliche Fantasiegebilde auf dem Boden.

Fast den ganzen Tag wog der Staub ruhig durch das Licht, glitzernd wie

winzige Körnchen Gold.

Plötzlich wurde diese ruhige Atmosphäre, wie schon so einige Male an diesem

Tag, von dem Bewohner dieses Raumes gestört.

Ruckartig sprang Captain Jack Sparrow von seinem Stuhl auf, sodass dieser

krachend hinter ihm auf den Boden fiel und er schlug zum wiederholten Male auf

die Karte, die er schon den ganzen Tag grübelnd betrachtete. Die Wucht

seines Schlages brachte die etlichen Rumflaschen, die er heute schon

geleert hatte, zum Schwanken und der Fluch, den er dabei ausstieß, hätte

jedem hartgesottenen Seebären, der seinen lallenden Fluch verstanden hätte,

die Beine vor Angst schlackern lassen. Einige der Flaschen stießen klirrend

gegeneinander, andere fielen dumpf auf den Tisch, auf dem sie standen und

begruben aufgehäufte Notizen und alte Seekarten unter sich und einige

Wenige rollten über die Kante des Tisches und zerschellten am Boden. Dabei

ist zu erwähnen, dass die Kante des Tisches seetauglich erhöht wurde, um zu

verhindern, dass Karten und Sextanten während starkem Seegang vom Tisch

fielen.

Ärgerlich stützte Jack Sparrow seine Hände rechts und links neben die

Karte auf den Tisch, lehnte sich über sie und schnaufte mit einer Mischung aus Wut und

Frust. Wobei er sein Gewicht auf den linken Arm stützte, da seine rechte

Hand von dem ständigen Schlagen auf die Karte, was er schon seit den

Mittagsstunden regelmäßig tat, schmerzte. Der Staub, den er dabei

aufwirbelte, kitzelte ihn mal wieder in der Nase, aber er ignorierte das

aufkommende Niesen und starrte verkrampft von oben wie ein Raubvogel auf

die Seekarte.

Dabei fiel ihm auf, dass die Karte von seinen Schlägen nicht einen winzigen

Kratzer davongetragen hatte. Es war aber auch keine gewöhnliche Seekarte,

die auf Papier oder Häuten gezeichnet war, hierbei handelte es sich um eine

Art hölzerne Karte. Diese war aus vielen schmalen Holzstreifen

zusammengebunden. Jack meinte sich erinnern zu können, dass irgendwer

irgendwo in Singapur mal gesagt habe, bei dem Material handele es sich um

Bambus. Wie dem auch sei, durch Schläge schien sie nicht kaputt zu gehen,

dachte Jack mürrisch.

Er schob die Augenbrauen zusammen und betrachtete dieses rundliche zusammengebundene Holzgeschnipsel namens Karte und machte sich zum ersten Mal Gedanken darüber, ob es vielleicht besser gewesen wäre, Barbossa erst zu fragen was er über die Karte wusste oder wenigstens wie man diese las, anstatt ihn nach dem Sieg für das doch recht ansehnliche Kopfgeld an die Krone auszuliefern. Wenige Sekunden nachdem er diesen Gedanken nachgehangen hatte, vertiefte sich die Falte zwischen seinen Augenbrauen, bis der Pirat blitzschnell den rechten Rand der Seekarte packte und sie in einem Schwung aufrollte.

Wütend packte Jack die zusammengerollte Karte und verstaute sie in dem Geheimfach zwischen den Dielen, damit er dieses Stück Feuerholz nicht mehr sehen musste oder sie aus Ärger zerstörte.

Wie kam er bloß auf den Gedanken Barbossa zu fragen, oder besser gesagt, gefragt haben zu sollen! Diese verräterische Made von einem Wurm konnte froh sein, dass er ihn an die Krone ausgeliefert hatte, anstatt in selber zur Strecke zu bringen. Normalerweise verbot es der Kodex Gleichgesinnte, in diesem Fall Piraten, auszuliefern. Doch für Barbossa hatte er eine Ausnahme gemacht, dies würde er jedes Mal wieder tun.

In diesem speziellen Fall, war der Kodex eben nur eine Richtlinie, von der man auch einmal abweichen durfte.

Allein um Barbossa in seiner Ehre zu kränken, von dem Gesetz hingerichtet zu werden, war ihm dieser Bruch des Kodexes wert. Für einen Piraten war es nun mal kein ehrenhafter Tod am Strick des Gesetzes zu baumeln, sogar ein Tod in der Takelage oder als Gefangener in der Bilsch waren besser.

Davon einmal abgesehen, interessierte sich Jack die meiste Zeit selten für den Kodex, da er mehr Hindernis als Hilfe darstellte.

Wie Jack so über dem Geheimfach hockte, schlich sich ein leichtes grausames Lächeln in sein Gesicht und seine Laune besserte sich ein wenig, wenn er daran dachte, das sein ehemaliger erster Maat wahrscheinlich schon gehängt und als Warnung vor der Küste Port Royals aufgeknüpft war. Mit Sicherheit hatten ihm die Möwen schon das von der Sonne aufgedunsene Fleisch von den Knochen geschält, ihn auseinandergerissen, bis das Fleisch so ranzig war, dass es von selbst ins Meer fiel und die Fische darüber herfielen.

Jacks Lächeln wurde zu einem bösartigen Grinsen und er genoss die Vorstellung das der ehemalige Captain der Pearl so aus dem Reich der Lebenden scheiden würde.

Am liebsten hätte er zugesehen, bis sich auch der letzte Rest des Meuterers von seinen Knochen löste und das Skelett blank und weiß die Sonne reflektierte. Keine Tia Dalma, kein Fluch würden mehr verhindern, dass dies endlich geschah.

So erheitert von den eigenen Gedanken, ließ Jack sich an Schubladen des Tisches nieder auf den Boden. Aus dem Augenwinkel sah er hinter viel zu vielen Rumflaschen, die unter dem Tisch standen und nur gesehen werden konnten, wenn man hinter dem Tisch stand, da der Tisch von vorn mit Bretter blickdicht verschlossen war, noch eine einzige Flasche die nicht leer war.

Mit langem Arm erreichte er die Flasche und trank, immer noch mit einem bösartigem Grinsen im Gesicht, auf den Tod des Verräters. „Auf das er niemals wiederkehre“, nuschelte er mit dunkler Stimme, bevor er die Flasche in einem Zug leerte.
 

Derweil nördlich von Tortuga Bay...
 

Bestimmt zum hundertsten Mal an diesem Tage schlug Hanx vorsichtig das dünne weiße Laken, mit dem die junge namenlose Frau zugedeckt im Wundfieber lag, zurück und betrachtete zuerst die Wunde an ihrem Bein. Hier hatte die Wundheilung schon begonnen und ihr Körper wob das zerschnittene und aufgerissene Fleisch schon wieder zusammen. Doch die Klammern, die er an die Wundrändern gesetzt hatte, durften noch nicht entfernt werden, sonst würde die sich heilende Wunde wieder aufplatzen. Trotzdem war er überrascht, wie gut sich ihr Körper zu regenerieren schien.

Zufrieden mit dem Ergebnis strich er die Decke wieder über ihr Bein machte einen Schritt auf das Kopfende zu und zog vorsichtig die Decke bis zu ihrem Bauch hinunter.

Nun schob er das abgetragene aber saubere Hemd, welches er ihr angezogen hatte, um zu verhindern, dass die Wunden weiter verdrecken, hinauf zur Brust, ohne diese zu entblößen.

Ein unbefriedigender Gesichtsausdruck beherrschte sein Gesicht, trotz der Klammern schien die Wunde immer noch sehr empfindlich, auch die Wundränder waren noch immer ein wenig geschwollen und rot. Ärger machte sich in ihm breit, wer konnte eine Frau nur derart aufschlitzen, sie konnte von Glück sagen, das die Wunde zwar lang aber nicht allzu tief war. Die Wunde war tief, aber die Klinge hatte es nicht durch die Haut in den Bauchraum geschafft. Wahrscheinlich wäre das auch ihr Ende gewesen.

Vielleicht würde sie sogar länger im Bett bleiben müssen, als er Jack zugesagt hatte, aber noch waren die drei Tage nicht um.

Langsam und bedächtig schob er das Hemd hinunter und die Decke langsam über den schlanken Körper.

Bestimmt auch zum hundertsten Mal ließ er sich auf den Hocker neben dem Bett fallen und schaute auf die junge Frau vor ihm.

Wie er schon festgestellt hatte, war sie keine von Tortugas Huren, dafür war ihr Aussehen viel zu natürlich. Aber genau diese natürliche Schönheit, trotz des Wundfiebers, hielt ihn in ihrem Bann und er konnte und wollte dem nicht widerstehen.

Das zerzauste dunkelblonde Haar fiel ihr unwirsch ins Gesicht, ihr Mund mit den schmalen zierlichen Lippen war leicht geöffnet und ihre rechte Hand verkrampfte sich im Kissen.

Ein Lächeln trat auf sein Gesicht, auch er hatte mal eine wunderschöne junge Frau sein Eigen nennen können, bis sie seiner Dummheit wegen gehängt wurde.

Leise seufzend schloss er kurz die Augen und lehnte sich an die Wand, um die Vergangenheit zu verdrängen. Als ihm dies halbwegs gelungen war richtete er seinen Blick wieder auf seine junge Patientin. Inständig hoffte er,dass Jack nicht für ihren Zustand verantwortlich war, denn sonst würde er ihn schneller ins Grab bringen, als Jack seinen vollen Namen hernunterbeten konnte.

Gerade als er wieder seinen Gedanken in puncto Jack nach hing, bemerkte er das seine Patientin unruhig wurde und sich hin und her zu wälzen drohte.

Schnell sprang er auf und drückte sie vorsichtig an der Schulter und am Becken in das Bett. Doch dadurch wurde sie nur noch unruhiger. Sie stöhnte und versuchte sich einzurollen. Hanx Griff wurde noch fester, er konnte sie gerade halten. Etwas überrascht war er über ihre Kraft, normalerweise hatte eine normale Frau keine solche Kraft, jedenfalls keine, die eine Hausfrau war. Ihre Versuche wurden mit der Zeit immer schwächer und er konnte sie in ihrer derzeitigen Position, also auf dem Rücken, halten. Ein flehentliches Gemurmel drang an sein Ohr, er konnte aber nicht entwirren was sie gesagt hatte. Neugierig ließ er sie nun ganz los und beugte sich mit seinem Ohr an ihr Gesicht. Sie schien zu träumen, doch was? Kurz darauf entfläuchte ihren Lippen ein Wort, das ihm seine Frage beantwortete. „Jaaaack....“ hauchte sie leise. Hanx wich vor Schreck zurück und konnte kaum glauben, was er soeben gehört hatte. Doch erschreckt hatte ihn nicht das Wort, sondern ihr Tonfall. Er war nicht ängstlich oder hasserfüllt, sondern klang irgendwie sehnsüchtig.
 

Hanx stand auf und ging langsam im Zimmer auf und ab und blieb schlussendlich am Fenster stehen. Er blickte zwar aus dem Fenster doch er hörte ihr Traumgeflüster weiterhin und wurde mit jedem Mal, wenn sie Jacks Namen hauchte, wütender. Wütend weil der herzlose Pirat nie solche Aufmerksamkeit verdient hatte und wütend andererseits, dass er ein solches Flüstern von seiner Catherine niemals mehr hören würde.

Catherine....

Er drehte sich wieder um und blickte noch einmal auf die junge Frau in seinem Bett. Wie sie so da lag, erinnerte sie ihn stark an seine Liebste, wenn er es nicht besser wüsste, hätten die beiden auch Schwestern sein können. Wieso war ihm die Ähnlichkeit nicht schon früher aufgefallen? Vielleicht war er einfach noch zu müde gewesen und zu eingenommen von seiner Aufgabe als Medicus, dass er darauf gar nicht geachtet hatte. Doch je mehr er sie anschaute, desto mehr Gemeinsamkeiten fielen ihm auf. Benebelt von seinen eigenen Gedanken, ging er zurück an ihr Bett und strich ihr sanft ein paar Strähnen aus dem Gesicht, ohne darauf zu achten wessen Namen sie vor sich hinflüsterte. Jetzt, wo ihr Gesicht frei vor ihm lag, war die Ähnlichkeit mit Catherine verblüffend. Schwer widerstand er der Versuchung sie leicht auf die Lippen zu küssen. Stattdessen strich er ihr sanft durchs Haar.

Dabei wurde ihr Flüstern immer deutlicher, ihre Stimme kräftiger, bis sich ihre Augen mit flatternden Augenlidern öffneten.

Schneller als er wieder auf den Hocker zurückweichen konnte, öffneten sich ihre Augen vollends und er meinte kurz einen goldenen Schimmer über die braune Iris huschen zu sehen, doch wahrscheinlich hatte er sich das nur eingebildet.

Einen Moment blickte er ihr in die offenen Rehaugen, bevor sie vor ihm zurückwich. Allerdings kam sie nicht weit, da das Bett an der Wand und in einer Ecke stand. An die Wand gedrängt beäugte sie Hanx mit einem misstrauischen Blick und suchte unauffällig den Raum ab.

Gerade als sie sich aufsetzten wollte, stand er auf und drückte sie an der Schulter zurück ins Bett. „Was nehmt ihr euch heraus, ich werde .....

Hanx hingegen schaute sie freundlich an und unterbrach ihren wütenden Wortschwall: „Gar nichts werdet ihr, außer erreichen das sich eure Wunden wieder öffnen und noch einmal will ich eine solche Schweinerei nicht in meinem Haus. Außerdem wollt ihr doch keine Narben zurückbehalten, oder? “ Elizabeths trotziger aber resignierter Blick bestätigte ihn: „Also, legt euch wieder richtig ins Bett, damit die Wunden nicht mehr unter Spannung stehen.“ Widerwillig rutschte Elizabeth zurück in die Mitte des Bettes, spürte aber gleich die Erleichterung ihres Körpers über die entspanntere Lage.

Immer noch beäugte sie Hanx skeptisch und fragte schließlich etwas ruhiger: „Wer seid ihr?“

Er stand immer noch neben dem Bett, lächelnd und sagte schließlich: „Mein Name ist Hanx, ich bin Medicus.“ Bei seinen letzten Worten holte er sich den Hocker etwas näher und setzte sich. Ihr Blick hatte sich nicht verändert, doch sie schien über seine Worte nachzudenken. Schließlich seufzte er nachsichtig und redete weiter: „Jack hat euch zu mir gebracht. Ich habe euch wieder zusammengeflickt, oder es zumindest versucht, den Rest muss euer Körper erledigen. Die nächsten drei Tage werdet ihr das Bett hüten müssen, damit die Wunden optimal heilen.“

Elizabeth wandte den Blick von dem Medicus ab und schaute zur ocker getünchten Decke und dachte nach. Drei Tage würde sie hier festsitzen müssen, vielleicht auch länger. Langsam versuchte sie die Ereignisse der letzten Nacht zu rekonstruieren: Sie war verwundet durch die Gassen Tortugas gelaufen, mit Jack im Nacken. Jack....Erst ließ er sie allein mit diesen zwei Männern, dann sprang er vom Dach, um als theatralischer Retter da zu stehen. Er hatte den einen Mann weg gelockt und sie mit dem anderem Wahnsinnigen allein gelassen.

Ihre Lage war aussichtslos gewesen und sie konnte sich nicht erinnern, wie sie diesen Kerl entkommen war. Alles war so weit weg und wenn man die Erinnerung greifen wollte, zerrann sie einem zwischen den Fingern.

Und dazu noch dieser seltsame Traum, an den sie sich auch kaum noch erinnern konnte. Alles außer der Tatsache, das er abstrus und seltsam war, schien in ihren Unterbewusstsein verschwunden zu sein, aber bei Träumen kam das schon mal vor und war nicht weiter wichtig.

Völlig in Gedanken versunken überhörte sie fast die Frage, die der Medicus an sie richtete.

Ihr etwas abwesender Blick wurde ein wenig klarer, als er von der Decke zurück auf den Arzt fiel. Doch als sie ihn ansah, hatte Elizabeth die Frage schon wieder vergessen und brachte nur ein leises: „Was?“ heraus.

Vielleicht sollte sie noch ein wenig schlafen, sie hatte ja genug Zeit dazu.

Der Medicus, der vor ihr saß runzelte die Stirn, sah sie ernst an und wiederholte sein Anliegen: „Miss, wo habt ihr dieses Goldstück her?“ Erst jetzt bemerkte Elizabeth, dass das Goldstück über den Hemdkragen nach draußen gelangt war und nun schimmernd auf dem wollenen Hemd lag. Ihr Blick wurde wachsam, als sie sah, wie die Augen des Blonden an dem Schmuckstück hingen. Kurz und schnell suchte er ihren Blick und fragte erneut, diesmal energischer: „Miss, wo habt ihr dieses Medallion her?“ Elizabeth starrte ihm in die hellbraunen Augen und verharrte für den Moment still.

Eine schmerzende erwartungsgeschwängerte Leere erfüllte das Zimmer und schien drückend auf der Szenerie zu lasten.

Je länger das Schweigen dauerte, desto trotziger wurde der Ausdruck in Elizabeths Gesicht, bis sie ihm antwortete: „Ich wüsste nicht, das ich Euch Rechenschaft über meinen Schmuck schuldig wäre.“ Noch bevor sie den Satz beendete, packte sie das Goldstück, ohne den Blickkontakt zum Medicus zu unterbrechen, und wollte es wieder unter dem Hemd verstecken, wo es hingehörte.

Doch bevor sie das Medallion unter den Kragen rutschen lassen konnte, packte Hanx grob ihre Hand und hielt sie davon ab.

Da der Blickkontakt immer noch andauerte, sah Elizabeth, wie sein neutraler Blick langsam aber sicher in Wut überging. Aber auch ihr Blick wurde giftig.

Als Blicke nicht mehr ausreichten, um ihre Absichten deutlich zu machen, wurden wieder Worte nötig und Hanx machte den Anfang.

„ Wie ihr wollt.“ Er ließ ihre Hand genauso grob los, wie er sie gepackt hatte und stand auf. Kurz bevor er das Zimmer verließ, drehte er sich an der Türschwelle noch mal zu ihr um, die rechte Hand verkrampft in den Türrahmen gekrallt, mit der linken zeigte er anklagend auf Elizabeth: „Aber eines solltet ihr wissen, dieser Dreckskerl ist es nicht wert, das ihr ihn schützt.“

Mit diesen Worten schlug er die Tür zu.

Seufzend ließ sich Elizabeth tiefer in das Kissen sinken, am Liebsten wäre sie darin verschwunden. Ihre Finger waren immer noch um das Medallion geschlungen, sodass sich das kalte Metall langsam erwärmte. Einen Moment lang strich sie noch darüber, bis sie es langsam in den Hemdkragen schob. Obwohl das Metall schon durch ihre Hand erwärmt war, lag es trotzdem wie ein kalter schwerer Stein auf ihrem Brustkorb. Für einen kurzen Augenblick schien das Gewicht ihr ein wenig das Luft holen zu erschweren, was aber schon nach wenigen tiefen Atemzügen verflogen war.

Nachdem Elizabeth wieder zur Ruhe gekommen war, dachte sie über die Reaktion des Medicus nach und legte die Stirn dabei ein wenig in Falten.

Doch schon nach wenigen Minuten gab sie das Grübeln auf und ließ ihre Gedanken frei umherschweifen, ohne wirklich über etwas genaueres nachdenken zu wollen.

Zwischendurch fielen ihr immer wieder die Augen zu, sodass sie einige Zeit des Tages noch verschlief.

So vergingen die Stunden und anhand der immer schwächer werdenden Helligkeit der Sonne, die durch das Fenster am anderen Ende des Raumes hereinflutete vermutete Elizabeth, dass es bald Nacht werden würde. Ein gluckerndes Knurren riss sie aus ihren Gedanken. Etwas säuerlich verzog Elizabeth das Gesicht und wandte den Blick vom Fenster ab und starrte auf die Tür. Würde dieser Hanx heute noch mal kommen und ihr was zu essen bringen?, fragte sie sich und sah weiterhin skeptisch zur Tür. Zu sich rufen würde sie ihn auf jeden Fall nicht, das verbot ihr Stolz.
 

Hanx hatte die Tür heftig zugeschlagen, sodass der Knall immer noch in seinen Ohren nachhallte. Immer noch verärgert, machte er sich auf den Weg durch das kleine Haus, ins Wohnzimmer. Dort ging marschierte er mit angespannter Haltung hin und her und dachte fieberhaft nach.

Er hatte das Medallion schon gesehen, als er ihr das Hemd übergezogen hatte, doch war sich nicht sicher gewesen. Nun hatte er Gewissheit.

Frustriert und durcheinander ließ er sich auf den schäbigen Sessel in der Ecke fallen und barg seinen Kopf in den Händen.
 

Während Elizabeth mit knurrenden Magen auf ihr Essen wartete, fielen ihr immer und immer wieder die Augen zu, bis ein leichter Schlummer über sie fiel. Elizabeth driftete durch ihre letzten Gedanken und schweifte umher, bis sich ihr Traum einer sich immer mehr etablierenden Routine zuwandte. Zum wiederholten Male stand sie im Nebel, völlig starr, ohne sich bewegen zu können oder zu wollen. Langsam lichtete sich der Nebel, bis ein riesiger steinerne Torbogen sichtbar wurde. Wieder einmal versuchte sie die Zeichen, die den Bogen verzierten zu lesen, konnte es aber nicht. Hinter dem Bogen war es dunkel, aber Elizabeth wusste, das die Dunkelheit jeden Moment verschwinden konnte. Kurz danach lag ein gepflasterter steinerner Weg vor ihr, der sie durch den Bogen führte, in die Dunkelheit hinein. Rechts und links des Weges war ebenfalls Finsternis und man mag davon ausgehen, dass dort eine endlos tiefe Schlucht lag.

Wie jedes Mal, ging Elizabeth ohne Furcht durch den Bogen den steinernen Weg entlang. Mit jedem Schritt, den sie tat, schien der Raum, oder bei näherer Betrachtung, die Höhle, heller zu werden, als ob jemand das Licht langsam herein fluten lassen würde. Und je heller es wurde, umso mehr bestaunte sie das Wunder, das hier verborgen lag. Mittlerweile war sie in einem Plateau in der Mitte einer riesigen zylindrischen Höhle angelangt und es war ebenfalls taghell. Wieder einmal schaute sie sich ehrfürchtig um und betrachtete die Maschinerie, die hier arbeitete. Die Wände der Höhle, waren bis in die sichtbaren Deckenbereiche und bis weit unter dem Plateau, außerhalb ihrer Sichtweite mit goldenen Räderwerk verkleidet. Vor ihr, in der Mitte des Plateaus, ragte ein weiterer Zylinder in die Höhe, dieser schien komplett aus den glänzenden Rädchen und Rädern zu bestehen.

Elizabeth fühlte sich wie in einer riesigen alten überdimensionalen Uhr. Sie trat näher an den zylindrischen Turm aus sich drehenden und ineinander greifenden Rädchen heran. Sie bemerkte, dass kein Rädchen dem anderem glich, viele ähnlich, aber nie dieselben waren. Manche Rädchen drehten sich ohne Zusammenhang zu anderen Rädchen. Es waren sogar recht viele, wenn man genauer hinschaute. Auch wechselten Rädchen, wie durch einen Mechanismus ausgelöst ihre Plätze, so wurden ständig aus verzahnten Rädern sich nur um sich selbst drehende Kreisel. Andere Rädchen schienen auch größer zu werden und andere kleiner, doch dies geschah so langsam, dass man wirklich lange hinschauen musste.

Elizabeths Blick schweifte immer noch umher, als suche sie nach etwas bestimmten, sie wusste was sie suchte und wusste es auch wiederum nicht. Und so plötzlich, wie sie in den Traum gefallen war, so plötzlich löste er sich wieder auf, wieder an der gleichen Stelle. Das riesige Uhrwerk verschwand im Nebel und alles um sie herum wurde wieder dunkel. Sie schweifte wieder zurück zu ihren Gedanken, hielt sich unbewusst an ihnen fest, als seien sie ihr Anker in der Dunkelheit und schüttelte schließlich den Schlaf ab, um mal wieder feststellen zu müssen, dass sie sich nicht an ihren Traum erinnern konnte. Nur das ungewisse Gefühl etwas suchen und finden zu müssen blieb ihr erhalten.
 

Doch der köstliche Duft von Nahrung, der ihre Nase erfüllte, entschädigte sie für den verlorenen Traum.
 

Tortuga Bay, Hafen, nahe Mitternacht...
 

Mit schmerzenden Gliedern erwachte Jack Sparrow mühsam aus seinem Alkohol getränkten Schlaf. Er saß immer noch hinter seinem Arbeitstisch, die leere Flasche wenige Zentimeter von seiner schlaffen Hand entfernt.

Etwas orientierungslos blickte er sich um und stemmte sich mit einiger Mühe am Schreibtisch hoch und torkelte ans Fenster. Der eigentlich einfach gehaltene Mechanismus um das Fenster zu öffnen, stellte Jacks Fingerfertigkeit hart auf die Probe, was vielleicht zum Teil daran liegen könnte, dass Jack seine Hände doppelt sah und die Falschen nicht erkannte.

Als seine Mühen schließlich belohnt wurde, sog er die schwüle, aber feuchte Luft tief in seine Lungen ein. Er schielte auf seine Hände, die sich am Fenstersims festkrallten, um zu verhindern, dass der Rest des Körpers zur Seite wegkippte, seufzend stellte er fest, dass er immer noch vier Hände besaß.

Er schüttelte den Kopf bis ihm schwindelig und übel wurde, aber er konnte wieder richtig sehen. Da er sich nun wieder auf seine Augen verlassen konnte, torkelte er mehr oder eher weniger elegant durch seine Kajüte, auf den Weg an Deck.

Irgendwie schaffte er es auch die Türen aufzubekommen, wahrscheinlich durch jahrelange Routine, und betrat das mondbeschienene Deck. Bis auf ein paar schon arg betrunkene Seemänner seiner Crew, die vor sich hinschnarchten, wo sie lagen, war er allein an Deck.

Mit schon wieder etwas gefestigterem Gang, stellte er sich an die Reling der steurbordseite und schaute auf die Lichter Tortugas. Das Treiben schien wie jede Nacht, langsam seinen Höhepunkt entgegenzusteuern.

Wie ihm schien, tummelten sich auch allerlei Gestalten in den Schatten der Häuser und der Palmen am Ufer zur Kaimauer.

Wie gut kannte er die Schrecken, die hier lauern konnten. Ungewollt erinnerte er sich eine wirklich unschöne Geschichte, die ihn gleich an einen seiner ersten Abende in Tortuga widerfahren war. Damals als junger Spund, der fasziniert vom Piratenleben, eben solches selbst leben wollte, hatte er eine riesige Dummheit begangen, die ihm fast das Leben gekostet hatte. Er war so dumm gewesen, die Huren von Tortuga zu unterschätzen. Eigentlich, dachte Jack jetzt so bei sich, war die Sache ganz klar gewesen, er hatte die Hure nicht bezahlt und versuchte sich mit einer Geschichte herauszuwinden. Da das keinen Erfolg hatte, floh er über das Fenster aus dem Bordell, bevor die Hure den Beschützer des Hauses, so etwas hatte jedes Bordell, ihn in die Mangel nehmen konnte. Unglücklicherweise lief Jack gerade diesem Mann am selben Abend wieder über den Weg, als er versuchte ihm sein Geld zu klauen. Jack erkannte ihn nicht, aber die Hure hatte Jack gut beschrieben, sodass der klobige Kerl, den er beklaut hatte, ihn erkannte.

Nachdem der Kerl Jack in eine dunkle Gasse gezerrt hatte, verprügelte er ihn heftig und entledigte ihn seines gesamten Geldes. Dann wurde Jack bewusstlos. Das nächste woran er sich erinnern konnte, war, dass er an einen Pfahl gebunden war, der im Meer steckte. Er war nackt gewesen, die Flut kam und das Wasser war eisig, sodass seine Glieder schwer waren. Gerade als das Wasser über ihn hinwegspühlte, konnte er sich befreien.

Jack kniff die Augen zu, diese Dinge waren Vergangenheit, nicht das es keinen mehr geben würde, der ihm ein solches Ende gern bereiten würde, aber er war nicht mehr dumm genug, so etwas mit sich machen zu lassen.

Der Alkohol in seinem Blut schien sich weiter zu verflüchtigen, ihm ging es schon wieder recht passabel, sodass er schon fast wieder trinken konnte.

Aber bevor er sich einem weiteren Rausch hingeben konnte, hatte er noch etwas zu erledigen.

Als er sich auf den Weg hinauf zum Hang hinter Tortuga Bay machte, fiel ihm eine alte Weisheit von Mister Gibbs ein, „Erinnere dich an Erinnerungen, wenn du meinst einen Fehler das zweite Mal zu begehen und erinnere dich an Träume, um neue Fehler zu begehen.“

Allerdings konnte Jack sich nicht erinnern, wann Gibbs je etwas so tiefgründiges gesagt haben sollte. Es war ihm auch egal.

Nach einiger Zeit, erreichte er immer noch ein wenig beschwipst sein Ziel. Was daran lag, das er einer herrenlosen Flasche Rum nicht den Rücken kehren konnte und sie kurzer Hand als Wegzehrung mitgenommen hatte. Die Flasche war noch recht voll, als Jack einen weiteren Schluck aus der Flasche nahm. Er bemerkte, dass bei Hanx keine Lichter mehr im Haus brannten. Vorsichtig schlich er um das Haus und warf einen Blick in jedes Fenster,das er finden konnte. Nachdem er das Haus fast umrundet hatte, fand er das richtige Fenster. Zielgenau schob er die Klinge seines Säbels zwischen die beiden Fensterhälften und schob den Riegel, der beide Hälften zusammen verschloss, hoch, sodass das Fenster aufging. Leise kletterte er in das Zimmer und ließ sich auf den Hocker neben Elizabeth Bett fallen. Das offene Fenster brachte ein wenig Bewegung in die abgestandene Luft und Jack ließ es für den Notfall noch offen. Nachdem er einen weiteren Schluck des Rums getrunken hatte, hatte er sich aufgerafft, um das Fenster so weit zu schließen, dass man von außen nicht erkennen konnte, dass es eigentlich noch auf war.

Gerade als er sich wieder auf den Hocker gesetzt hatte und sich ans einer Flasche gütlich tat, bemerkte er, das Elizabeth im Schlaf vor sich hin nuschelte.

Interessiert beugte er sich über sie, um genauer zu horchen. Allerdings sprach sie merkwürdig, es schien eine völlig fremde Sprache zu sein, jedenfalls kannte er sie nicht. Gespannt lauschte er weiter. Plötzlich wechselte ihr Kopf die Seite, sodass ihr Gesicht nur wenige Zentimeter von seinem entfernt waren. Sie hatte ihre Lippen leicht geöffnet, die Augen waren ruhig und ihre Mimik entspannt. Jack rückte mit seinem Ohr noch näher an ihren Mund, er wollte unbedingt wissen, was sie da vor sich hin brabbelte und ob es sich wirklich um eine andere Sprache handelte, oder ob es an seinem Alkoholpegel, oder an ihrem Schlaf an sich lag, dass er ihre Worte nicht verstehen konnte.

Doch einige Momente sagte sie nichts mehr, nur ihr ruhiger Atem strich über Jacks Ohr. Als er sich schon zurückziehen wollte, redete sie weiter. Leise säuselte sie: „.....Jack......“
 

Erschrocken und überrascht, überwältigte ihn der Alkohol den er schon intus hatte, sodass er das Gleichgewicht völlig verlor und erst nach vorn auf die Bettkante und dann auf den Boden fiel. Bei dem unkoordinierten Fall blieb seine Rumflasche zum Glück heil, sonst hatte er Hanx mit Sicherheit geweckt. Allerdings hörte Jack, als er dicht vor ihrem Bett lag, dass ihr Rascheln unter der Decke zunahm und die Matratze knarzte. Er hoffte inständig, sie nicht geweckt zu haben, doch als ihr Kopf über der Bettkante erschien und einen skeptischen Blick in Richtung Tür warf, schluckte er schwer und machte sich auf das Schlimmste gefasst.

Sie schien ihn aus den Augenwinkeln bemerkt zu haben, erschreckte sich leicht und wich von der Bettkante zurück. Allerdings schrie sie nicht. Als Jack sich aufsetzte, um auf das Bett schauen zu können, zog sie sich rasch die dünne Überdecke bis an den Hals und schaute ihn vorwurfsvoll und ärgerlich an.

Der bittere Geschmack der Wahrheit

Fluch der Karibik 4: Der Quell des ewigen Lebens

Kapitel 7 – Der bittere Geschmack der Wahrheit -
 

„Was tut ihr hier?“, war das Erste, was Elizabeth nach kurzen Schweigen leise zischte und die Decke noch ein wenig enger an sich zog.

Jack saß immer noch auf dem Boden vor ihrem Bett und schaute noch immer etwas unschlüssig drein bis er diesen Zustand mit einem Augenaufschlag ablegte, ihr in die Augen blickte und sagte: „Warum denn so förmlich Liebes? Wenn ihr doch schon im Schlaf meinen Namen seufzt, brauchen wir auch nicht an lästigen Formalitäten festhalten, Ai?“ Noch während er die Worte sprach, drehte er sich elegant auf seine Knie und lehnte sich mit seinen Oberkörper auf das Bett und grinste Elizabeth kokett an, wobei er den Abstand zwischen ihnen auf ein paar Zentimeter reduzierte. Diese wich zwar nicht mehr vor ihm zurück, sondern lag auf linken Ellenbogen gestützt da, mit der rechten Hand die Decke umklammert vor ihm, hob die Brauen und öffnete den Mund leicht, sagte aber nichts. Sie merkte wie ihr die Röte ins Gesicht stieg, glaubte diesem Pirat aber kein Wort.

Jack legte den Kopf leicht schief und verengte seine dunkel umrahmten Augen und sagte mit ein wenig Belustigung in der Stimme: „Ihr glaubt mir nicht?“ Etwas verzögert kam ein kaum merkliches „Nein“ von Elizabeths Lippen. Langsam drehte sich Jack ein wenig, um etwas bequemer sitzen zu können und saß nun mit dem Rücken zu Elizabeth am Bett, beide Arme lässig auf der Bettkante abgelegt, wobei seine Hände über die Kante hinaus freischwebend hingen. Elizabeth wartete auf Jacks Erwiderung. In der Zwischenzeit löste sich Elizabeths Anspannung langsam, was zum größten Teil daran lag, dass Jack nun mit dem Rücken zu ihr saß, sodass sie die Decke losließ, um ihren linken Ellenbogen zu entlasten. Nach kurzem Schweigen antwortete er, „Warum sollte ich lügen Elizabeth?“

Sie dachte kurz über ihre Antwort nach und schaute dabei auf Jacks Hinterkopf, wo sich seine Dredlocks, Zöpfe und normale Haare zu einem Wirrwarr vereinten und sich auf das Bett ergossen, nur wenige Zentimeter von ihren Fingern entfernt. Etwas abwesend sagte sie leise: „Weil ihr alles tun würdet, um zu bekommen was ihr wollt.“

„Wer sagt, das ich dafür lügen muss?“, antwortete er ebenso leise mit einem Hauch von etwas Unbekannten, sodass Elizabeth eine Gänsehaut auf den Armen bekam. Elizabeth bemerkte, dass ihre Wunden langsam wieder zu Pochen anfingen, wobei es auf ihrem Bauch schlimmer war, als am Bein. Sie versuchte ihre verkrampften Muskeln zu lockern und rückte wieder in die Mitte des Bettes und legte sich leicht auf die Seite. Als sie es sich bequem gemacht hatte, bemerkte sie, das ihre Hand auf Jacks Haaren zum Liegen gekommen war. Für einen kurzen Augenblick strich sie ganz leicht über die mit Perlen verzierten Dredlocks, die geflochtenen Zöpfe und die anderen braunen fast schwarzen Haaren, bevor sie ihre Hand außer Reichweite auf das verblichene Lacken legte.

Ein Ziehen in der Magengegend bestätigte, dass ihre Schmerzen weiter anhielten, deshalb rollte sie sich mit einem kaum hörbaren Seufzer zurück auf den Rücken und wartete, dass das Pochen nachließ. Nachdem das Pochen so gut wie abgeklungen war, sagte Elizabeth gedrückt: „Pirat.“

Ein leises dunkles Lachen ertönte und Jack drehte sich halb zu ihr um: „Mag sein Liebes, aber das ändert nichts an der Tatsache, das ihr meinen Namen im Schlaf flüstert... Elizabeth.“ Jack war nun wieder dicht an sie herangerückt, sodass nur noch drei Handbreit ihre Gesichter voneinander trennten. Elizabeth stieg dieses mal keine Röte ins Gesicht und ihr Blick war immer noch skeptisch auf Jack gerichtet: „Ich habe ganz sicherlich nicht euren Namen geseufzt.“

Jack grinste sie an: „Und ob ihr das habt, Liebes.“ Elizabeth schob die Brauen zusammen: „Nein Jack.“ Sein Grinsen wurde nur noch breiter: „Doch und es hat sehr sehnsüchtig geklungen Elizabeth.“ Jetzt färbten sich ihre Wangen doch ein wenig rot, ihr Blick blieb aber uneinsichtig: „Das kannst du deinen kleinen Huren erzählen Jack, aber nicht mir.“ Elizabeth war nun langsam etwas verärgert und hatte sich wieder auf die Ellenbogen gestützt und verkürzte ihre Distanz unbewusst noch einmal erheblich. Jack drehte sich nun wieder ganz zu ihr um und strich ihr flink mit seinen rauen Fingern einige Strähnen aus dem Gesicht, die ihr beim raschen Aufsetzten ins Gesicht geflogen waren. Sie brach den Blickkontakt ab und schaute hinunter auf ihre Finger, auch um ihre noch röteren Wangen zu verbergen. „Bitte lass das Jack.“, sagte sie mit leiser erschöpfter Stimme.

Gerade als seine Finger mit den Haarsträhnen über ihr Ohr streiften, war seine Berührung weg. Doch während er seine Hand zurücknahm, streifte er ihren Arm mit seinen Fingerspitzen und Elizabeth erschauerte. Ihr Blick beobachtete noch immer die eigenen Finger, die mit dem Zipfel der Decke spielten, sodass sie nur hörte, wie er noch näher kam und sein warmer alkoholischer Atem ihr Ohr und ihren Hals kitzelte. Elizabeth merkte, wie ihr Herz immer schneller klopfte und ihr Atem immer schwerer zu gehen schien, denn sie wusste ja nicht was er vorhatte. „Wie würdet ihr es finden Elizabeth, wenn ich euren Namen so flüstern würde.“ Elizabeth konnte nichts sagen, denn der Kloß den sie im Hals hatte, hielt sie davon ab, nur ein leises Keuchen entfläuchte ihren trockenen Lippen. „Elizabeth...“, flüsterte er in ihr Ohr. Kaum hatte Jack dies getan, lief ihr ein angenehmer Schauer den Rücken hinunter. Als ob er gewusst hätte, das es ihr gefiel, lachte er einmal leise an ihrem Ohr.

Dann zog er sich ein Stück von ihr zurück, sodass Elizabeth dachte, er wolle nun gehen.

Doch dann erschien seine Hand in ihrem Blickfeld und bewegte sich auf ihr Gesicht zu. Da Jack seinen Hemdärmel abgerissen hatte, um sie zu verbinden, konnte sie nun einen Blick auf seinen halben Unterarm werfen. Deutlich erkennbar zeichnete sich das Brandmal, dass ihn als Piraten kennzeichnete, und sein Tattoo mit dem Vogel und dem Sonnenaufgang ab.

Gerade als sie ihn fragen wollte, wann er beides bekommen hatte, überraschte sie ein scharfer Schmerz aus ihrer Leibesmitte, ließ sie zusammenzucken und ein schmerzverzerrtes Keuchen erfüllte den Raum. Wie gelähmt kippte Elizabeth vornüber und wäre im Schlimmsten Fall vom Bett gefallen, doch stattdessen prallte sie gegen Jack und lag für wenige Sekunden in seinen Armen, bevor er sie zurück auf den Rücken legte. In den nächsten Minuten keuchte Elizabeth immer noch vor Schmerzen, doch sie klangen langsam wieder ab. Jack hatte sich an die Bettkante gesetzt und wartete darauf, dass Elizabeth wieder ohne Schmerzen sprechen konnte. Nach ein paar weiteren Minuten ging ihr Atem wieder normal. Sie hatte einen Schweißfilm auf der Stirn und im Gesicht und schaute kurz zu ihm auf. Jack stand nun auf und ging in die Ecke zu seinem Mantel und holte eine kleine Tabakdose aus einer der Taschen und setzte sich wieder auf die Bettkante. Mit einem leisen Klack öffnete er die Dose, in der kein Tabak sondern andere ganze Blätter waren. Jack nahm fünf Blätter heraus und schloss die Dose wieder. Danach blickte er zu Elizabeth hinunter, sie schien ihn interessiert aber auch argwöhnisch zu beobachten. Da er wusste das eine Diskussion über das folgende was er tun würde anstand, machte er sich nicht die Mühe zu fragen, da sie ansonsten bis zum Morgengrauen diskutiert hätten. Jack schob sich eines der Blätter in den Mund und fing an zu kauen, bis sich ein bitterer Geschmack ausgebreitet hatte, danach schlug er die Decke von Elizabeths verletztem Bein zurück. Etwas erschrocken keuchte sie und versuchte ihr Bein anzuwinkeln. Aber Jack war schneller und packte ihr Bein beim Knie und drückte es aufs Bett.

„Jack was machst du da? Lass mich los.“, keuchte sie heiser. Doch ihre Worte waren mehr empört als ängstlich. Jack spuckte sich den grünen Blätterbrei auf die freie Hand und schaute sie fragend an: „Wollt ihr wirklich drei Tage oder länger hier bleiben Liebes?“ Sie blickte ihn immer noch skeptisch an, blieb ihm die Antwort aber schuldig. „Das hatte ich mir schon gedacht...“ sagte Jack mit einem Grinsen, blickte wieder auf ihr Bein und verschmierte den Brei auf der zusammengeklemmten Wunde auf ihrem Oberschenkel. Elizabeth bemerkte die kühle frische des Breis und hörte auf sich zu wehren. Auch das Pochen in ihrem Bein legte sich langsam. Was immer Jack da gerade auf sie schmierte, es schien zu wirken.

Mit einem Schweißfilm auf der Stirn lag Elizabeth in das alte Kissen gedrückt und beobachtete Jack mit einem fragenden Blick. Elizabeth fühlte sich immer noch nicht wirklich besser, ihr war immer noch heiß, sie spürte den Widerhall der Wunden in ihrem Körper, vor allem das Pochen der Bauchwunde schien sich bis zu ihrem Kopf zu erstrecken und verursachte ihr Schwindel. Sie war zwar schnell aus ihrem Schlaf hoch geschreckt und war hellwach gewesen, aber je länger sie wach blieb, desto müder wurde sie. Nach ihrem Zusammensacken vor wenigen Minuten war sie nun sehr erschöpft und war dem Einschlafen sehr nahe. Als Jack die Wunde nun komplett mit dem grünlichen Brei, der die Farbe von brackigen mit Algen verseuchten Wasser zu haben schien, bestrichen hatte, wischte er sich die Finger, an denen noch ein schmieriger grünen Film haftete, an seiner Hose ab. Er hielt kurz inne, als er ihren fragenden Blick bemerkte und antworte: „Tia Dalma..“ Danach wischte er sich den letzten Rest von den Fingern. Der grüne Brei hatte sich auch an seinen Ringen festgesetzt, sodass das abwischen nicht reichte. Ohne einen laut zog er sich einen Ring nach dem anderen von den Fingern und ließ sie auf das Bett fallen. Sein grün silberner Ring rollte einige Zentimeter und stieß gegen Elizabeths Finger. Sie spürte den kurzen Kontakt mit dem noch warmen Ring und schloss träge ihre Finger darum. Da sie sich nicht aufsetzten konnte, hob sie die Hand vor ihr Gesicht und ließ den Ring durch ihre Finger gleiten. Vorsichtig strich sie über die filigranen Silberstränge, die den grünen Stein an seinen Platz hielten. Wieder ließ sie ihn durch die Finger wandern und betrachtete fazinierend den grünen Stein, der in verschiedensten Facetten schimmerte. „Jade...“sagte Elizabeth müde und eher zu sich selbst. Jack, der sie die ganze Zeit beobachtet hatte, wandte den Blick ab und nahm die restlichen Blätter, die er aus der Dose genommen hatte, in den Mund und begann erneut zu kauen. Schnell breitete sich wieder der bittere Geschmack in seinem Mund aus und er spuckte den Brei wieder in seine Hand. Die Decke war immer noch von Elizabeths Bein zurückgeschlagen und ihre Beinwunde sah schon weniger kränklich aus. Jack bemerkte, dass Elizabeth immer müder wurde, was wohl hauptsächlich an der betäubenden Wirkung des Breis lag, denn wie Jack sehr wohl wusste, hatte dieser nicht nur heilende sondern auch eine stark einschläfernde Wirkung, welche den Heilungsprozess noch unterstützte.

Er rückte etwas weiter auf das Bett, nahm Elizabeth den Ring aus der Hand und legte ihn zurück zu den anderen ohne von ihr zurück zu weichen. Elizabeth wurde immer müder und hätte fast gar nicht bemerkt, das Jack ihr den Ring abnahm. Ohne den Halt des Rings, sackten ihre Hände, die ihr nun schwer wie Blei schienen, nach unten, zurück auf das Laken.

Vorsichtig zog er wenig später das Laken unter ihrem Arm hervor und schlug es mit einem kräftigen Schwung von ihrem Oberkörper zurück. Elizabeth bemerkte am Rande, das Jack sie nun komplett von dem Laken befreit hatte, doch sie war zu müde um sich weitere Gedanken zu machen.

Er wartete noch einen Augenblick, bis er sicher war das sie schlief. Währenddessen ließ er seinen Blick über Elizabeth gleiten. Ihre dunkelblonden Haare waren zerzaust, das Gesicht verschwitzt aber friedlich. Das alte lange Hemd, dass sie trug, war teilweise sehr verschwitzt, klebte ihr am Körper und betonte ihre Körperformen. Es war nur an den ersten vier Knöpfen geschlossen, sodass die Wunde an ihrem Bauch frei lag. Die einfache braune Baumwollhose war ein wenig verrutscht und der Knoten der Kordel war ein wenig locker. Auch die Hose war teilweise sehr verschwitzt und klebte an ihr. Das eine Hosenbein hatte Hanx oberhalb der Wunde abgeschnitten, sodass das Hosenbein auf der einen Seite sehr kurz war. Ihre Haut glänzte vor Schweiß und Jack fiel es schwer, bei so viel nackter Haut einen klaren beziehungsweise sachlichen Gedanken zu fassen. Unwillkürlich schlich sich ein Grinsen auf sein Gesicht. Er wusste, dass das Grinsen nicht angebracht war, aber unter anderen Umständen, zu einer anderen Zeit wäre der Anblick ein Genuss. Langsam beugte er sich über ihren Bauch und strich den grünen Brei in die Wunde. Die betäubende Wirkung setzte fast sofort ein, denn Elizabeth stöhnte ganz leise auf. Den restlichen Brei verteilte er nun auch noch, danach wischte er seine Finger erneut in seiner Hose ab und bemerkte kurz darauf, dass der wässrige Teil des Breis an den Enden der Wunde hinauslief. Wieder beugte er sich über Elizabeth und fing das überflüssige grünliche Wasser auf beiden Seiten mit der Hand ab. Dabei strich über die warme erhitzte Haut von Elizabeths Hüfte und ihrer Taille unterhalb der ersten Wölbungen ihres Brustkorbes. Er stellte fest, das ihre Haut sich genauso anfühlte wie damals, weich und fest zugleich. Sein Blick glitt erneut über sie und er erinnerte sich sehr deutlich an das, was etliche Jahre zuvor passiert war, von dem Elizabeth nichts mehr wusste und was er all die Jahre erfolglos zu verdrängen versucht hatte. Ein träumerischer Ausdruck trat in Jacks Augen und nur mit Mühe konnte er seine Hände von ihrem Körper nehmen. Kaum hörbar seufzend stand er von der Bettkante auf, schnappte sich seine Rumflasche und lehnte sich an den Fensterrahmen. Draußen war dunkle Nacht und kaum ein Stern war zu sehen, nur der Mond schien abgeschirmt durch die wenigen Wolken hinab. All die Jahre hatte er sich eingeredet, ja geglaubt, das er sie nicht brauchte und nun war seine feste Überzeugung innerhalb von nicht einmal zwei Tagen anfänglich ins Wanken geraten. Er nahm einen tiefen Schluck aus seiner Flasche und drehte sich zu Elizabeth um. Als er sie ansah, merkte er, wie die Begierde in ihm aufstieg und er sich Gedanken hingab, die er eigentlich schon aufgegeben hatte.

Und Elizabeth seufzte seinen Namen im Schlaf, dachte Jack bei sich und gab ein leises nachdenkliches Schnauben von sich, bevor er wieder an der Flasche nippte.

Intentionen eines Assassinen

Fluch der Karibik 4: Der Quell des ewigen Lebens

Kapitel 8 - Intentionen eines Assassinen -
 

Man sagt, der dunkelste Teil der Nacht ist der Augenblick vor dem Sonnenaufgang, das ewige Zwielicht. Ebenfalls sagt man, das dies die Stunde der Diebe, Mörder und der heimlichen Stelldicheins, oder besser deren Ende war. Wie dem auch sei, diese Zeit eignete sich auf jeden Fall für vielerlei unrechter und unschicklicher Dinge.

Obwohl unrechte und unschickliche Dinge in Tortuga morgens wie abends, nachts wie tagsüber mit Wonne und Genuss praktiziert wurden. Trotz alledem war es in Tortuga nicht mehr allzu lang bis zum Sonnenaufgang und im Schatten des Zwielichts war für wenige Sekunden einmal Stille eingetreten, bevor die ersten schnapsvollen Seemänner wieder erwachten, um auf ihre Schiffe, in eine Kneipe oder warmen Betten einer Frau zu begeben.

Selbst im Dschungel von Tortuga war es für einen Moment ruhig geworden, als ob die satten Nachtjäger sich zur Ruhe legen würden, ohne darauf zu achten ob die Tagaktiven schon erwacht waren.

Zu dieser Stunde hatte sich Hanx gewöhnt aufzustehen, da dies eine gute Zeit war, um in Tortuga Besorgungen zu erledigen oder auf Kundschaft zu warten.

Doch sein erster Weg führte ihn heute nicht in den Vorraum seines Hauses, oder hinunter in die Hafenstadt, sondern zu seiner Patientin. Irgendwie hatte er unruhig geschlafen und hatte instinktiv die Vermutung, das es etwas mit ihr zu tun haben könnte. Im Haus war es stockfinster, doch das störte Hanx wenig, er kannte sein Haus bestens, war es doch Zuflucht und Gefängnis zugleich. Sicheren Schrittes bewegte er sich durch sein Haus und blieb vor der Tür seiner Patientin stehen und horchte. Etwas verunsichert rückte er von der Tür ab und zog die Stirn kraus. Hatte sie eben geschnarcht?, fragte er sich. Er schüttelte den Kopf, das hatte er sich bestimmt eingebildet. Vorsichtig öffnete er die Tür und lugte einen Spalt breit hinein. Er konnte ihre Umrisse in der Dunkelheit erkennen und auch das sie nicht unter dem dünnen Laken war. Wieder zog er die Stirn kraus, diesmal besorgt, hatte sie sich heute Nacht wieder gewälzt und hatte dabei versehentlich die Wunden aufgerissen? Um sich zu vergewissern, das dem nicht so war, betrat er das Zimmer und schritt auf das schmale Bett, in dem die junge Frau lag, zu. Nun stand er vor dem Bett und betrachtete die Wunden ausgiebig. Besorgt beugte er sich näher, die Wunden waren mit einem dickflüssigen Sekret gefüllt, wahrscheinlich Eiter, dachte er. Doch im dunkel sah dieser Schleim nicht gelblich sondern grünlich aus. Gerade als er die Hand vorstreckte, um das Sekret zu berühren, fiel die Tür hinter ihm leise klackernd ins Schloss. Ruckartig drehte sich Hanx mit flatterndem Herzen um, blickte auf den Säbel, der auf ihn gerichtet war und ganz matt in der Dunkelheit schimmerte. Seinen Träger konnte er nicht erkennen, ahnte aber, wer sich da hinter der Tür versteckt hatte. Es konnte sich eigentlich nur um Jack handeln, wer sonst würde in das Zimmer seiner Patientin einsteigen.

Hanx anfängliche Angst schlug in Ärger um, weil Jack, dieser jämmerliche Pirat, wieder in sein Haus eingedrungen war. Er wandte sich von der schlafenden jungen Frau ab, machte einen Schritt auf den Piraten zu und starrte ins Dunkel.

Der Säbel schimmerte immer noch matt im schattigen Zwielicht, doch Hanx gewöhnte sich nach und nach an die schummrigen Verhältnisse, sodass er immer mehr Einzelheiten des Säbels ausmachen konnte. Er kniff die Augen zusammen und erkannte schlagartig, dass es nicht Jack war, der dort saß und ihn bedrohte. Hanx musste schwer schlucken, war es nicht schon genug diese Fremde und Jack am Hals zu haben, jetzt kamen auch noch andere. Trotz der Erkenntnis, wich Hanx nicht zurück sondern betrachtete den Fremden weiterhin: er war komplett dunkel gekleidet, doch die Kleidung war nicht mehr makellos. Hier und da konnte Hanx sehen, das die Kleidung zerrissen und kaputt war. Anscheinend hatte der Fremde auch eine Maske getragen, doch nur noch die Reste hingen schief auf seinem Kopf und bedeckten nur noch einen Teil seiner Haare und seines Gesichts. Wenn Hanx genau hinhörte, bemerkte er, dass der Fremde krampfhaft versuchte normal zu atmen, wahrscheinlich um kein Aufsehen zu erregen. Durch diese vielen kleinen Anzeichen wusste Hanx, das auch dieser Mann seine Hilfe brauchen würde, deshalb sprach Hanx so leise wie möglich: „Wenn Sie meine Hilfe als Medicus in Anspruch nehmen wollen, dann folgen Sie mir bitte in einen anderen Raum.“

Während er sprach machte er eine einladende Geste in Richtung der Tür, aus der er eben gekommen war. Der Fremde schien kurz zu überlegen, senkte dann aber seinen Säbel und stand auf. Hanx öffnete die Tür und sah aus den Augenwinkeln, wie der Fremde sich mit der freien Hand den Bauch hielt, als er durch die Tür schritt.
 

Er hätte diese verdammte Schlampe töten sollen, als er die Gelegenheit dazu hatte, doch er hatte es nicht getan, das erste Mal auf Anordnung seines älteren Bruders, dann weil dieser besoffene Pirat ins Zimmer eingedrungen war und er unter dem Bett ausharren musste, bis dieser verschwunden war und das dritte Mal, ja warum hatte er bei der der dritten Gelegenheit gezögert, als er wieder allein mit der Frau im Zimmer war. Nachdem der Pirat, der ihm schon in der Gasse begegnet war, durch das Fenster verschwunden war, zog er sich unter Schmerzen unter dem Bett hervor, raffte sich mühevoll auf, zückte seinen leichten Kurzdolch und beugte sich über die Verletzte im Bett. Die Klinge lag an ihrer Kehle, doch dann hatte er inne gehalten und hatte nachgedacht. Normalerweise war er nicht der große Denker und Planer, dies übernahm meistens sein Bruder. Der Gedanke an seinen Bruder, den er Stunden nach ihrem Angriff Tod in einer leeren Gasse entdeckt hatte, entfachte Wut und Schmerz, die seinen Gedankenfluss behinderten und sein Griff um die Klinge wurde noch stärker, sodass die Knöchel weiß aus seiner dunkel Karamell farbenen Haut hervortraten.
 

Sein Bruder hatte mit dem Piraten gekämpft und war in die Gassen verschwunden, eigentlich hätte er mit der verletzten Frau leichtes Spiel haben müssen, doch dem war nicht so gewesen.

Er hatte gewusst, das sie am Ende mit ihren Kräften und ihm weit unterlegen war. Aber all diesen Tatsachen zum Trotz versuchte sie wegzukriechen und irgendwie an ihren Säbel zu kommen. Schnellen Schrittes hatte er die Waffe mit seinem Fuß außer Reichweite geschoben. Er hatte dicht vor ihr gestanden und hatte ihr einen deftigen Tritt in die Magengrube verpasst. Dann ging er in die Knie und packte sie mit der rechten Hand an der Kehle, fixierte ihren rechten Arm mit seinem Bein und zwang sie den Kopf zu ihm zu heben. Dann sprach er gefährlich sanft: „ Das war die Strafe, weil du versuchen wolltest mich mit diesem Zweitklassigen Säbel zu töten....“ er hatte kurz inne gehalten und fuhr mit der linken Hand über ihre Rundungen „...meine Hübsche, schade das sich unsere Wege nicht auf andere Weise geschnitten haben.“ Gerade als er ihre bebende Brust streichen wollte, hatte sie ihm überraschender weise Sand ins Gesicht geschleudert und versucht sich aus seinem Griff zu entwinden. Doch dies gelang ihr nicht. Für kurze Zeit war sein Blick von Sand getrübt und im letzten Moment hatte er verschwommen gesehen, das sie ihn mit einem Dolch auf seine Kehle zusteuerte. Gerade noch rechtzeitig hatte er ihre Hand die den Dolch hielt mit seiner Linken gepackt und hielt sie starr fest.

Nach mehrmaligen Zwinkern, war nun auch das letzte Sandkorn aus seinen Augen verschwunden und seine Wut und sein Interesse an dem hübschen Biest unter ihm steigerte sich noch mehr. Als er ihren trotzigen und wütenden Blick bemerkt hatte, verzog sich sein Gesicht unter der Maske zu einem Grinsen: „So kämpferisch meine Hübsche? Anscheinend legst du es darauf an langsam von meiner Hand zu sterben. Doch das dürfte kein Problem sein.“ Mit dem letzten Satz hatte sich sein Griff um ihre linke Hand verstärkt, sodass sie den Dolch nur loslassen konnte, wenn er es so wollte. Langsam hatte er ihre Hand zum ersten Hemdknopf geführt, sie versuchte gegen ihn anzukämpfen, doch er konnte ihre Hand ohne große Mühe nach seinem Willen bewegen. Mit einem kurzem Ruck hatte er die Schlaufe für den Knopf mit dem kleinen Dolch zerteilt und ihr Dekolleté lag nun etwas freier vor ihm. Quälend langsam hatte er den Dolch über die zarte Haut am oberen Ansatz ihrer Brust geschabt. Danach hatte er den Dolch an seinen Mund geführt und hatte einige winzige Tröpfchen abgeleckt. Er hatte bemerkt, mit wie viel Anstrengung sie versuchte das kurze Messer in seinen Mund zu rammen, aber sie war zu schwach. Seine Machtpostion und ihre Hilflosigkeit auskostend, leckte er erneut über den Dolch. Danach hatte er für einen kurzen Moment die Augen geschlossen und genoss die wenigen Perlen ihres Angstschweißes, den er ihr entrissen hatte. „Dein Angstschweiß ist köstlich, nur die metallische Note stört ein wenig. Vielleicht sollte ich ihn direkt von dir kosten, bevor ich dich mit deinem eigenen Dolch aufschlitze.“ Wieder bewegte er ihre bewaffnete Hand, diesmal in Richtung Körpermitte, wo er gekonnt mit einem schnellen Ruck, das Hemd diagonal aufschlitzte. Er hatte bemerkt, wie ihr Atem immer hektischer wurde, sie aber immer noch kein Word heraus brachte.

Sanft schob er mit dem Dolch die zerteilten Hälften des Hemdes auseinander, bis er ihren kompletten Bauch von der Hüfte bis zu den ersten Wölbungen ihres Brustkorbes sehen konnte. Leider hatte er ihr schon durch das Aufschlitzen des Hemdes Schnittwunden zugefügt, die zaghaft zu bluten anfingen. Hätte er den Dolch mit seiner eigenen Hand geführt, wäre ihm das wahrscheinlich nicht passiert. Nachdem er sie eine Weile begutachtet hatte, bewegte er ihren bewaffneten Arm an die Seite ihres Körpers und drückte ihn auf den fest gestampften sandigen Boden. Er hatte ihren Arm so platziert, das die Spitze des Dolchs ihr deutlich in den Oberschenkel drückte. Danach löste er seine Hand von ihrer Kehle und das Knie von ihrem Arm, nur um seinen rechten Fuß gegen ihren Hals direkt unter dem Kinn zu drücken. So zwang er sie, den Kopf zurück auf die Erde zu legen. Ihre rechter Arm war nun frei, aber das war kein Problem. Während er sich über ihren unbedeckten Bauch beugte, raunte er ihr warnend zu: „Dein rechter Arm mag jetzt frei sein, aber nur ein Zucken oder eine Berührung und ich werde dir deinen Schädel zertrümmern.“ Er hatte gespürt wie sie heftig geschluckt hatte.

Über den Dolch brauchte er nicht zu sprechen, das hatte sie gemerkt.

Nun beugte er sich genüsslich über ihren Bauch, der sich unter ihm immer wieder anspannte, kleine Bluttropfen wanden sich wie rubinrote Flüsse über ihre Haut. Er konnte nicht verhehlen, das ihn seine Dominanz gegenüber diesem störrischen Biest ein wenig erregte. Vorsichtig schob er seine Maske ein klein wenig hoch, sodass er seine Zunge langsam auf die leichte Wölbung ihres Brustkorbes gleiten lassen konnte und fing an die blutenden Rinnsale und Schnitte zu verfolgen. Er leckte über ihre warme weiche Haut und fing jeden Blutstropfen und jede Schweißperle auf. Auf seinem Weg ließ er ab und zu seine Zähne scharf über ihren bebenden Bauch schaben. Er genoss ihrer erhöhten Herzschlag, den er so dicht an ihrem Bauch fast hören konnte, die schnelle Bewegung ihres flachen Bauches und fragte sich insgeheim, ob sie es nicht doch genoss. So verfolgte er die blutige Spur, bis zu ihrer Hüfte und überlegte eine Sekunde lang ob er noch weiter gehen sollte. Schließlich hob er den Kopf und leckte sich noch einmal über die Lippen.

„Hmmm....“ hatte er nur gehaucht.

Schnell hatte er sich danach in seine ursprüngliche Position bewegt, sodass ihr Arm wieder fixiert war. Allerdings ließ er ihren Kopf diesmal frei, damit er beide Hände frei hatte, um sie aufzuschlitzen. Langsam hob er wieder ihren bewaffneten Arm und setzte damit die Spitze des Dolchs auf ihren Hüftknochen. Ohne weitere Vorwarnung hatte er die Dolchspitze tiefer ins Fleisch geschoben. Er hatte gemerkt, das sie sich heftig wehrte und angstvolle Laute ausstieß. Doch er ließ sich nicht beirren und machte weiter. Er würde gerade so tief schneiden, das sie viel Blut verlor, aber ihre Gedärme nicht herausquellen würden. Irgendwann, kurz bevor er fertig war, war ihre Gegenwehr verebbt und sie hatte bewusstlos unter ihm gelegen. Nachdem er fertig war und ihre schlaffe Hand zur Seite schmiss, verpasste er ihr einen Schlag ins Gesicht, damit sie wieder aufwachte. Ohne abzuwarten, ob sie tatsächlich erwachte, zog er noch in seiner knienden Postion seinen Säbel machte eine elegante Drehung in den Stand und wollte ihr den Säbel mit einer in die Knie fallenden Abwärtsbewegung mitten ins Herz rammen. Doch während er sich gedreht hatte, bemerkte er aus den Augenwinkeln ein goldenes Leuchten durch ihre Haare hindurch. Kurz bevor er die Drehung vollendet hatte und den Säbel nur Millimeter über ihren Brustkorb schwebte, wurde dieses Leuchten zu einem grellen Blitz, der alles mit seinem weißen Licht verschlang. Irgendwann war er dann aufgewacht und hatte feststellen müssen, das seine Kleidung an der Brust zerfetzt war und darunter Schnitt und Brandwunden zum Vorschein kamen. Neben ihm lag die Frau, immer noch bewusstlos. Er hatte keine Ahnung gehabt, was passiert sei, er wusste nur, das er fürs erste verschwinden musste, da er verletzt war, außerdem wollte er nicht riskieren hier und jetzt durch eine andere Hand zu sterben, er und sein Bruder würden sie schon zeitig wieder aufspüren.

So hatte er sich in die Gassen zurückgezogen und sich ausgeruht. Danach hatte er seinen Bruder gesucht und auch gefunden, tot.

Immer noch schwebte sein Dolch an der Kehle der jungen Frau, doch er konnte sie nicht töten. Vielleicht weil er instinktiv wusste, das dann dieses grelle Licht wieder erscheinen würde und er nicht nur mit Brandwunden davonkommen würde. Außerdem waren die Gesprächsfetzen zwischen der Frau und dem Piraten recht interessant gewesen, vielleicht konnte er noch mehr in Erfahrung bringen und vielleicht auch diesen Piraten, der seinen Bruder auf dem Gewissen hatte, nieder strecken. Deshalb hatte er beschlossen zu warten und die Situation zu überdenken, vielleicht gab es ja noch mehr zu holen als diese läppische Belohnung in Gold, von der der Captain gesprochen hatte. Ihm und seinem Bruder wurde zwar noch etwas anderes versprochen, aber vielleicht führten mehrere Wege zum Ziel. Als sich dann zum Morgengrauen die Tür geöffnet hatte, hinter der er in der Ecke saß, dachte er schon, der Pirat wäre zurück, doch es war nur der Medicus. Wenige Minuten später folgte er bereitwillig dem Medicus und ließ sich behandeln, bezahlte und verließ das Haus in den tiefen Dschungel mit einem halbfertigen Plan in seinem Kopf. Grinsend durchwatete er das Grün, durch das langsam die ersten Farben des Morgens leuchteten, auf den Weg in die Hafenstadt, um den ersten Teil seines Plans vorzubereiten. Aber sich neue Kleidung zu besorgen dürfte das kleinste Problem darstellen, allerdings glaubte er nicht, das der darauf folgende Teil leicht werden würde. Aber irgendwie würde er schon auf das Schiff gelangen.
 

Nachdem Hanx noch weitere Patienten behandelt hatte, die alle mal wieder aus dem Nichts aufgetaucht waren und die üblichen Verletzungen mitbrachten. Schürfwunden, Platzwunden, Prellungen und anderes mehr. Nachdem auch nun der letzte Seemann verschwunden war, wusch er sich die Hände in der Schüssel Alkohol, die immer bereit stand. Seufzend nahm er auch die Klemmen und das Skalpell und wusch die Sachen im Alkohol. Danach richtete er seine hoch gekrempeltes Hemd und machte sich auf zu seiner Patientin, die er seit der seltsamen Begegnung heute morgen nicht mehr besucht hatte. Nun würde er sich das Sekret genauer anschauen, das er heute früh in ihren Wunden bemerkt hatte. Leise machte er sich auf den Weg, als er an einem Fenster vorbeikam, prüfte er den Sonnenstand und hob überrascht die Brauen, es schien schon fast wieder Mittag zu sein. Mit etwas schnelleren Schritten setzte er seinen Weg fort. Langsam öffnete er die Tür und trat ein. Durch das nun einfallende Licht, konnte er beim ersten Anblick schon sagen, das es sich um ein grünliches Sekret handelte und nicht von ihren Wunden stammen konnte. Mit wenigen Schritten war er bei ihr und begutachtete das Sekret. Vielleicht steckte Jack dahinter, dachte er. Gerade als er wieder dabei war seinen Finger in das grünliche Zeug tunken wollte um es zu untersuchen, wurde die Tür hinter ihm zugestoßen. Weniger überrascht als heute morgen, ließ er von der Frau ab, richtete sich auf. Ohne sich um zu drehen sagte er herablassend: „ Was willst du hier Jack.“ Ein leises Lachen, das sehr nach Verhöhnung klang, erfüllte den Raum. Etwas gereizt drehte sich Hanx zu dem Piraten um und stellte fest, das es diesmal tatsächlich Jack war, der lässig auf den Stuhl hinter der Tür saß.

Jacks Grinsen wurde wieder breiter als er Hanx unterdrückte Wut erkannte. Quälend langsam erhob er sich von dem unbequemen Holzhocker, streckte sich und blickte dann wieder auf Hanx, wobei sein Grinsen verschwand: „Das grüne Zeug bleibt wo es ist.“

Als ob Jack seine Gedanken gelesen hatte, weiteten sich die Augen von Hanx vor Überraschung, obwohl er damit gerechnet hatte. Empört ging er einen Schritt auf den Piraten zu: „Bist du von Sinnen?! Du kannst doch nicht einfach irgendwas in ihre Wunden schmieren! Es wird alles nur noch schlimmer machen und sie wird sterben!“ Ohne auf Jack zu achten drehte er sich wieder zu der Frau um, schnappte sich eine Ecke des Lakens und machte sich bereit das Sekret aus den Wunde raus zu wischen. Gerade als er damit beginnen wollte, wurde er von hinten am Arm gepackt und grob zurück gerissen. Überrascht ließ er das Laken los, hatte aber instinktiv eine Idee. Als er herum gewirbelt wurde, griff er erbost mit seiner freien Hand hinten in den Bund seiner Hose, wo der Dolch steckte, den Jack ihm mehr oder weniger überlassen hatte. Als er Jack wieder in die Augen schauen konnte, lag auch schon der Dolch an dem Hals des Piraten. Mit dem Schwung, mit dem Jack ihn zurückgerissen hatte, wäre er ohne Mühe in der Lage gewesen ihm die Kehle bis zur Wirbelsäule aufzutrennen, doch das tat er nicht. Überrascht verengte Jack seine Augen und starrte Hanx an. Für einen Moment herrschte Stille in dem kleinen Zimmer und Hanx Herzschlag beruhigte sich auch ein wenig. Dann wandelte sich Jacks Gesichtsausdruck, in seinen Augen stand ein belustigt fragender Ausdruck und ein leichtes Grinsen umspielte seine Mundwinkel, anscheinend machte ihm der Dolch an seiner Kehle wenig aus. Jack wusste das Hanx nicht zu unterschätzen war und das er einen erheblichen Teil dazu beigetragen hatte, das er sich heute in dieser Situation befand. Doch das Hanx ihn immer noch zum alleinigen Sündenbock machte, das ging ihm langsam gegen den Strich und stachelte seine eigene Wut an. Jahrelang hatte es ihn nicht gekümmert, doch die heutige Situation war eben in vielerlei Hinsicht anders. Gedrückt und warnend sagte er schließlich: „Wenn du mich umbringen wolltest, wieso hast du es nicht schon damals getan, oder gerade eben. Das du ein Geächteter bist und deine Frau tot ist nur zum Teil meine Schuld und das weißt du auch. Also nimm dieses verdammte Brotmesser runter.“

Hanx Blick wurde eindringlicher und der Druck des Dolches auf Jacks Kehle nahm zu, zischend antwortete er: „Ich soll schuld sein?! Das ist ja wohl nicht dein Ernst, du hast uns dazu überredet, du hast darauf bestanden, das wir mitkommen und dann kam der Angriff der Royal Navi und als trauriger Höhepunkt die Meuterei deiner Mannschaft. Erst haben sie meine Frau vergewaltigt und dann den Haien vorgeworfen und mich dann offensichtlich in der Nähe eines Marineschiffes als Piraten ausgesetzt. Mit Mühe und Not bin entkommen!“

Die alte Wut ließ den Dolch und seine Hand zittern. Hanx war fast soweit, Jack die Kehle durch zuschneiden, nur noch sein Eid hinderte ihn daran. Jack schaute ihm immer noch in die Augen, ausdruckslos. Gerade als Hanx griff um den Dolch wieder fester wurde und stärker gegen Jacks Kehle drückte, sodass schon ein wenig Blut floss, stöhnte seine Patientin kurz auf. Abgelenkt versuchte er zur Seite zu schielen. In dem Moment als er den Blickkontakt mit Jack abbrach, spürte er nur einen heftigen Schlag gegen seinen Kopf und sah noch verschwommen, wie Jack vor ihm in den Himmel zu wachsen schien, obwohl er wusste, das er fiel.
 

Zur gleichen Zeit saß Gibbs gelangweilt auf seinem Stuhl und begutachtete die Anwärter die vor dem schäbigen Tisch vor ihm in einer Schlange aufgereiht waren. Die Luft in der Kneipe war wie immer alkoholisch, rauchig und abgestanden. Schwer seufzend schickte er den nächsten hoffnungslosen Fall mit einer Handbewegung davon und nippte danach an seinem Rum. Abgelenkt schob er den Rum mit der Zunge in seinem Mund hin und her und dachte bei sich, das es im „Drunken Bird“ auch schon mal besseren Schnaps gegeben hatte. Doch das ließ ihn für den Moment kalt, denn er hatte eine Aufgabe zu erfüllen. Einige der Mannschaft waren schwer erkrankt und schließlich verstorben.

Verfluchte Motten1) ,dachte er angewidert und hob seinen Blick für den nächsten Kerl, der auf der Pearl anheuern wollte und versprach sich nicht viel dabei, aber sie brauchten noch mindestens einen Mann mehr.

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1) „Die Motten“ sagte man früher umgangssprachlich zu der heute bekannten Tuberkulose
 

Als er seinen Blick hob, rutschten seine Augenbrauen überrascht nach oben und ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Vielleicht war seine Suche gleich zu ende, den der kräftige groß gewachsene Mann mit den rabenschwarzen Haaren, dunkleren Teint und wie er bemerkte, stechend hellen blauen Augen schien ihm der Richtige zu sein. Nach kurzem Gespräch gab es einen Handschlag und Gibbs sprach lächelnd: „Willkommen auf der Black Pearl.“

Der Göttergleichen Kinder

Langsam ganz langsam verzog sich der giftige Rauch und brachte ihren Geist zurück in die Welt der Lebenden. Ihr Kopf hing immer noch über die tönerne Schüssel in ihrem Schoß. Ihre langen schwarzen Haare, die mit Federn und Perlen geschmückt waren, verhüllten ihr kindliches Gesicht, sodass niemand sehen konnte wie ihre milchig trüben Augen ihr natürliches goldbraun wieder annahmen. Auch ihre Haut hatte einen zarten goldbraunen Ton und eigentlich zu hell für die Menschen dieser Gegend. Ein tiefer Atemzug bestätigte ihr, dass sie vollends in dieser Welt angekommen war. Gedankenverloren legte sie den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Ein leichtes Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. Es war richtig gewesen, die andere Kreatur zu suchen, die ihre Mutter in die Welt gesetzt hatte und es war auch richtig gewesen sein Vertrauen zu gewinnen und ihn zum Verbündeten zu machen. Es machte so vieles einfacher. Sie beobachtete ihn schon sehr sehr lang, doch wirklich interessant war er erst in den letzten Jahren geworden. Zwar wusste er nichts über sie, nahm er sie doch nur als milchig weißen Geist war, aber das war auch nicht notwendig, wichtig war nur das sie beide das gleiche Ziel hatten, sie mussten die Ereignisse frühzeitig stoppen, ansonsten würden sie beide sterben. Sie musste zugeben, dass sie ohne ihn nichts von der Prophezeiung gewusst hätte, wobei das auch nicht hundertprozentig stimmte. Sie hatte eine Menge der Talente ihrer Mutter geerbt, wobei sie allerdings noch nicht so ausgeprägt waren. Sie hatte gespürt, dass etwas passieren würde, etwas fundamentales, das weite Kreise ziehen und auch sie erreichen würde. Nun endlich wusste sie auch was es sein würde. Ihre Mutter war nicht immer unsterblich gewesen, vor langer langer Zeit hatte auch sie den Weg auf sich genommen um die Quelle des ewigen Lebens zu finden. Doch das was sie fand war nicht so wie erwartet. So ein großes Geschenk brauchte auch ein großes Opfer oder zumindest ein großes Risiko als Ausgleich. Das war der Haken und ihre Mutter hatte ihn über die Jahrtausende vergessen. Sie vermutete das ihre Mutter über diese lange Zeitspanne tatsächlich zu einem Teil der Natur geworden war, wahrscheinlich konnte dieses spezielle Risiko ihr nichts mehr anhaben. Doch Turner und sie selbst waren Kinder ihrer Mutter und von ihrer Unsterblichkeit abhängig und von dem Talisman der sie band. Sie beide hatten nicht diese Verbindung mit der Natur eingehen können, da sie beide nie vollends unsterblich sein würden, jedenfalls nicht, solang sie nicht selbst am Quell waren. Aber dies barg das nächste Problem, sie beide waren weder unsterblich noch sterblich, sodass es ihnen entweder gar nicht möglich war dorthin zu gelangen, oder es gab keine Talismane für sie, da sie nicht wirklich existierten. Das war nur Spekulation, das wusste sie, aber das sicherste würde sein, den Talisman ihrer Mutter zurückzubekommen und ihn so zu verstecken, das er nie wieder gefunden werden kann. Seufzend öffnete sie die Augen, das viele nachdenken überforderte manchmal diesen Kinderkörper. Dann senkte sie den Kopf und sah auf die kleinen Hände und die zierlichen gekreuzten Beine unter dem langen Kleid und seufzte wieder. Eigentlich war sie schon mindestens 40 oder gar 50 Jahre alt, irgendwann hatte sie aufgehört zu zählen, da das was sie dann vor sich sah dem so dermaßen widersprach und unveränderlich wirkte. Doch was zählte geistiges Alter wenn der Körper dem nicht gewachsen war. Wenn sie sich im Spiegel sah, mochte sie sich selbst auf acht maximal zehn Jahre schätzen. Sie hatte sich schon oft gefragt, warum ihre Mutter es verantworten konnte schwanger zu werden und dann auch noch das Kind zu bekommen. Wahrscheinlich dachte sie das Unsterblichkeit auch mit Kinderlosigkeit einherging, was nicht so abwegig war, wie sie zugeben musste. Doch ihre Mutter hatte sie nicht getötet, nicht in ihrem Leib und auch nicht danach, stattdessen hatte ihre Mutter sie in die Berge gebracht, zu dem Schamanen und Voodoo Kult der auch sie selbst ausgebildet und aufgezogen hatte. Bis vor zehn Jahren wusste sie auch nicht, wer ihre Mutter gewesen war, erst als man sie in den Stand einer vollwertigen Schamanin erhob gab die damals Älteste ihr das Geheimnis preis. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte sich ihre Mutter schon wieder mit dem Meer vereinigt und war für sie so gut wie unerreichbar. Doch wenn sie am Meer war, dachte sie manchmal dass es ruhiger wurde wenn sie da war. Seit sie das Geheimnis kannte und man ihr die Hütte ihrer Mutter gezeigt hatte, lebte sie nun dort. Dann schüttelte sie den Kopf, das Wie und Warum ihrer Existenz war jetzt zweitrangig, wichtig war im Moment nur eines, der Talisman.
 

Vollkommen in Gedanken versunken saß der Captain der Flying Dutchman in seiner Kajüte. Er saß in einem der sechs prunkvollem Stühle, die um einen Esstisch arrangiert waren. Ein Arm auf die mit Samt bezogene Lehne gestützt, ein halbvolles Weinglas in der Hand starrte er auf den rotierenden Wein, den er nicht zu trinken brauchte, es aber aus alter Gewohnheit schön fand es doch zu tun. William lehnte seinen Kopf weiter nach hinten, sodass dieser nun in dem weichen Samt gebettet lag. Für einen Moment ließ er den Wein aus den Augen und schloss diese. Er musste seine Gedanken ordnen, damit er die Ereignisse des Tages in das Gesamtbild einfügen konnte. Nach einem kurzen Moment öffnete er die Augen wieder und legte nachdenklich die andere Hand an sein Kinn. Am einfachsten war es wohl zuerst die klaren Ereignisse einzuordnen. Dies bezog sich auf den Besuch in der Bilge. Ein zweigeteiltes Lächeln erschien auf Williams Gesicht, er hasste diesen Mann und trotzdem hatte er ihn dieses Mal ausgespielt.

Als William die Zellentür hinter sich geschlossen hatte, stand er nur wenige Meter vor dem Mann, der ihn vor etlichen Jahren hängen lassen wollte. Noch immer die Hand am Säbel ging Will wenige Schritte vor, bis das wenige Licht hier unten seinen Rücken erfasste und den Schatten auf die klägliche Gestalt vor ihm warf. William konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Doch noch bevor der Mann vor ihm träge den Blick hob, war das Grinsen einem entschlossen grimmigen Ausdruck gewichen. „Mr. Beckett, wir haben zu reden.“ Der Mann der bisher nur desinteressiert auf der Bank gelümmelt hatte, setzte sich ein wenig auf und der Blick verriet Skepsis. Mit hoch gehobener Augenbraue fragte er dann: „Und was sollte dies sein, Mr Turner? Ich dachte wir hatten schon vor längerer Zeit, ich meine vor ungefähr 4-5 Jahren wenn ich recht erinnere, festgestellt, dass ich nicht wirklich das bin was sie brauchen.“ Will senkte den Kopf und grinste leicht: „Sehen Sie Mr. Beckett, ich weiß das sie kein Mann der Tat sind, sondern der Planer. Sie sind ein Sammler Mr. Beckett und zwar sammeln sie Informationen. Das weiß ich und das wissen Sie.“ Will verlagerte sein Gewicht sodass ein wenig Licht auf den Sitzenden fiel: „Und ich weiß auch, dass sie einer der wenigen in der Royal Navi waren, der den alten Sagen und Mythen Beachtung geschenkt hat. Sie haben wirklich jede Information und sei sie noch so fantastisch oder abwegig ernst genommen. Wohlmöglich verdanken sie dieser Tatsache ihren Aufstieg.“ Der Mann lehnte sich wieder zurück gegen die Gitterstäbe, ließ den Captain dabei aber nicht aus den Augen. Danach verschränkte er seine Arme: „Warum sollte ich jetzt mit Ihnen reden? Ich habe es schon vor 4 oder 5 Jahren nicht getan und davor auch nicht. Ich denke nicht, das ich irgendeinen Grund habe, dies nun zu tun, Captain.“ Das letzte Wort spie er förmlich aus. Will drehte sich zur Seite und schaute auf die Unregelmäßigkeiten im Holz außerhalb des Käfigs, an diesem Punkt waren sie immer angekommen und niemals darüber hinaus, irgendetwas musste er dieses Mal anders machen. Das letzte Mal hatte er ihm mit dem Tod gedroht und auch mit Folter, hatte ihn sogar selbst verprügelt, doch das hatte nichts genutzt. Langsam ging William wieder zurück zur Tür der Zelle und lehnte sich mit gekreuzten Armen vor der Brust links neben der Tür an die Gitterstäbe. Sein Gesichtsausdruck war ernst als er den Mann wieder anblickte: „Was wollen Sie?“ Das war die einzige Frage die er stellte. Beruhigt stellte er fest, dass sein Gegenüber diesen Schritt nicht erwartet hatte. Beckett lehnte sich wieder nach vorn und stützte die Ellenbogen auf die Knie und schaute durch die verdreckten Haare zum Captain hinauf. Einen Moment lang lag gar kein Ausdruck auf dem Gesicht, dann verzog der ehemalige Kattler seinen Mund zu einem Grinsen: „Was ich will Mr Turner?“ Ein kurzes freudloses Lachen erfüllt den Raum: „Nichts was in eurer Macht stünde. Das einzige was ihr mir geben könnt ist der Tod, oder eine Ewigkeit hier auf dem Schiff. Wenn es noch etwas geben sollte, erleuchtet mich bitte.“

William wusste damals schon, dass Beckett ein wahrer Schatz an Informationen war. Damals hatte er immer noch die Hoffnung gehabt, irgendwie aus seiner Rolle als Captain der Flying Durchman zu entkommen und wieder mit Elizabeth vereinigt sein zu können. In einem menschlichen Leben. Aus vielerlei anderen Orten und Mündern wurde damals von dem Quell berichtet, aber stets nur geraunt und fast unhörbar. Seine Motive mögen sich von denen fünf Jahre zuvor unterscheiden, wie der Tag von der Nacht, doch Beckett hatte Informationen und die brauchte er dringender denn je. Ohne weiter auf Beckett einzugehen sprach William: „ Erinnert ihr euch an meine Frage, die ich euch vor 5 Jahren gestellt habe?“ Beckett nickte nur und rezitierte dann monoton: „Was wisst ihr über den Quell des ewigen Lebens, das habt ihr mich gefragt, war es nicht so?“ Will nickte: „ Richtig, das habe ich euch gefragt. Mittlerweile habe ich selbst aus anderen Quellen einiges dazu erfahren.“ Beckett wurde stutzig und legte den Kopf schief: „Und warum wollt ihr dann immer noch das ich euch etwas dazu erzähle?“ William löste seine Arme und stützte sie nun in die Hüften: „Weil ich euch noch eine letzte Chance geben will, euer Wissen ist das einzige, das euch hier hält und deswegen behütet ihr es auch so. Ansonsten wärt ihr ja wertlos für mich, ansonsten wärt ihr schon längst tot. Doch dieses Mal müsst ihr euch richtig entscheiden, antwortet ihr mir nicht, sterbt ihr von meiner Hand oder durch die Hand des Schicksals. In jedem Fall ist es euer Tod.“ Beckett lächelte matt: „Ich fürchte den Tod nicht.“ Will senkte den Kopf leicht: „Wohl aber die ewige Verdammnis. Sterbt ihr durch meine Hand oder die des Schicksals wird eure Seele niemals Ruhe finden. Dies hier ist ein verdammtes Schiff, jeder der hier bleibt ist verdammt und jeder der durch meine Hand stirbt, dessen Seele ist ebenfalls auf ewig verdammt.“ Einen Moment herrschte Stille und Beckett konnte die Wahrheit in den Worten spüren, bis der Captain die Stille unterbrach: „Teilt euer Wissen mit mir und verändert den Lauf des Schicksals, dann gebe ich euch das, wonach ihr euch sehnt.“ Beckett war noch nicht ganz überzeugt und fragte: „ Und was soll das sein?“ William hob den Kopf: „Ihr habt doch gefragt ob es noch mehr Möglichkeiten gibt außer dem Tod oder ein ewiges Leben hier auf dem Schiff. Ich kann euch tatsächlich noch etwas anderes bieten, eine vorzeitige Erlösung. Eine Erlösung von dem Fluch der Flying Dutchman.“ Ohne eine Antwort abzuwarten ging Will aus der Zelle, verschloss diese wieder und ging hinauf in die wärmeren und trockenen Teile des Schiffes.

William wusste dass er es diesmal richtig gemacht hatte, er würde in ein paar Tagen wieder hinuntergehen, mit Papier und Tinte. Sollte dieser elende Hund ruhig alles aufschreiben und glauben, dass er ihn erlösen würde. Doch das musste sich der Captain noch einmal überlegen.

Wieder drehte Will das Glas mit dem Wein. Das andere Ereignis heute, war wesentlich schwerer einzuordnen.

Nachdem er die Bilge verlassen hatte und ihn wärmere Stockwerke umfingen, machte er sich nicht auf den Weg zurück an Deck, sondern ging über Umwege zurück in seine Kajüte. Dort angekommen lief er immer noch ein wenig nachdenklich umher, bis er aus einem Augenwinkel den weißen Nebel registrierte, der wieder herein waberte. In diesem Moment ließ sich William auf einen nahestehenden Sessel sinken und wartete ab. Wieder umkreiste der Nebel ihn und verfestigte sich nach und nach wenige Meter vor ihm. Der Captain legte den Kopf ein wenig schief und sah weiter zu. Er stellte fest, dass dieses Nebelwesen weibliche Gesichtszüge annahm. Immer noch unstet flackerte das Geistwesen vor ihm. Interessiert kam das Gesicht näher. Aus der Masse an Nebel schälte sich eine zarte weißliche Nebelhand, die ihn im Gesicht gerührte. Will hielt still, wusste er doch, dass das Wesen ihm nichts Böses wollte. Nachdenklich schien das Wesen auch den Kopf schief zu legen, bevor es anfing zu sprechen: „Ihr seid ein Geschöpf von Calypso.“ William musste lächeln: „Ja…das bin ich wohl.“ Das Wesen zog seine Hand zurück und schwebte selbst auch ein wenig zurück, als ob es ihn genauer betrachten wollte: „Dann sind wir derer schon zwei mein Bruder.“ Erstaunt hob William eine Augenbraue, sagte aber nichts. Das Geistwesen drehte seinen Kopf zur Seite: „Ich spüre schon seit vielen vielen Jahren, das etwas unheilvolles geschehen wird und das es auch mich erreichen und vernichten wird. Dieser Zeitpunkt liegt nicht mehr allzu fern.“ Williams Blick war entrückt geworden: „Also seid ihr auch ein Geschöpf Calypsos? Und warum sprecht ihr erst jetzt zu mir, jetzt da die Zeit schon viel zu knapp ist?“ Das Geschöpf wirbelte wieder zu ihm herum: „Man könnte uns Bruder und Schwester nennen, richtig, ich bin auch ein Geschöpf Calypsos.“ Das Nebelwesen drehte erneut den Kopf: „Meine Kraft ist hier in diesem Reich begrenzt, lange Zeit war ich nicht stark genug mehr zu sein als eine lebendige Wolke.“

Einen Moment verharrte es wortlos und schweigend, bis es wieder zu William heran schwebte und ihn mit der milchweißen Hand sanft an der Schulter berührte: „Mein Bruder, wir müssen dieses Unglück von uns abwenden.“ Abwartend ließ sie die Hand dort. William hob skeptisch die Augenbrauen: „Wieso sollte ich dir vertrauen? Wer sagt mir, dass du die Wahrheit sprichst?“ Langsam strich das Geistwesen über seinen Oberarm: „Du hast Recht, wieso solltest du mir vertrauen…“ Dann hob es den Kopf und schaute ihn an: „Aber sag selbst mein Bruder, hast du nicht von Anfang an gespürt, dass wir eine Verbindung haben?“ William schaute etwas unschlüssig, sagte aber nichts. „Seit ich weiß wer meine Mutter ist, weiß ich auch von dir. Ich bin oft durch die andere Welt gestreift, in ebendieser Gestalt, bis ich dich gefunden habe. Er war nicht nur Zufall, dass wir uns begegnet sind, ich wusste irgendwie das du da bist.“

Dann seufzte das Wesen und drehte William den Rücken zu: „Die Ereignisse schreiten zu schnell voran, wenn wir uns nicht beeilen, dann wird es uns beide nicht mehr geben.“ Es drehte sich wieder um: „Weißt du irgendetwas mein Bruder, dass uns vielleicht helfen könnte unserem Schicksal zu entgehen? Alles scheint so unausweichlich…“ William wusste nicht ob ein Geistwesen betrübt sein konnte, doch so wie sie sich erklärte, war das nur ihr Geist, ihr Körper war anderswo. Auch wusste er nicht, ob diese Geschichte glaubhaft war, aber ihm und wahrscheinlich auch ihr lief die Zeit davon und einen Verbündeten zu haben, wäre wahrscheinlich gar nicht schlecht. Außerdem hatte er das was sie Verbindung nannte auch gespürt.

Er stützte seinen Arm auf die Lehne und seinen Kopf in die Hand ebendiesen Arms: „In Ordnung, für den Moment glaube ich dir…Schwester. Ich weiß nicht was du weißt, aber ein alter Seemann, den ich eigentlich in meine Crew holen wollte, spie mir vor seinem endgültigen Ende lieber ins Gesicht und lachte mich aus. Ich fragte ihn, warum er das tat, dann rezitierte er eine Prophezeiung, lachte noch einmal einen Schwall Blut hervor und starb dann. Ich wusste, dass die Prophezeiung mir galt und mir mein Ende bevorstand.“ William hob den Kopf aus Hand und richtete sich wieder in seinem Stuhl auf: „Das war vor drei Jahren. Am Anfang habe ich mir viele Gedanken dazu gemacht und auch versucht herauszufinden, was diese Prophezeiung bedeutete. Die erste Phrase konnte ich relativ leicht entschlüsseln:
 

Kehrt die Eine göttergleich,

zurück zu dem was einst gewesen ist ihr Reich,
 

Damit konnte nur Calypso gemeint sein, wir hatten sie von ihrem menschlichen Antlitz befreit und sie war in ihr Reich zurückgekehrt. Das hieß aber auch, dass die Prophezeiung bereits begonnen hatte. Ich machte mich daran den Rest zu entschlüsseln, aber das erwies sich als schwierig.“

Das Geistwesen legte den Kopf schief: „Das ergibt durchaus Sinn mein Bruder. Wie lauten die anderen Strophen?“ Nach kurzem Räuspern sprach William weiter:
 

"wird das Siegel weiter wandern,

in die filigrane Hand eines andern.
 

Dieser wird tragen das Siegel nah am Herz,

bringen wird es ihm einen sehnsüchtigen Schmerz,
 

denn dieser ist nicht die Eine,

und wird ihn treiben diese Sucht,

zum Zentrum dessen Macht.
 

Ist das Siegel zurück am Quell,

innerhalb dreier Vollmonde schnell,
 

werden sterben der Göttergleichen Kinder,

denn ohne der Mutter Macht gehen sie unter."
 

Es folgte nachdenkliches Schweigen, bis William weitersprach: „Die letzte Phrase konnte ich auch relativ schnell entschlüsseln, doch was alles in der Mitte, dem Hauptteil der Prophezeiung stand, habe ich bis vor kurzem nicht entschlüsseln können. Ich vergaß über die Zeit die Prophezeiung, habe ich doch hier genug zu tun. Doch vor drei Wochen suchte mich meine Frau auf.“ Bitterkeit erfasste seine Stimme, als er weiter sprach: „Ihr Suchen nach mir, hörte ich sogar bis in die andere Welt. Ich gab ihr nach. Als ich sie an Bord holte gestand sie mir dass unser Sohn tot war. Nachdem sie beschrieben hatte, was sie getan hatte und sie es sich nicht erklären konnte, packte mich kalte Wut. Ich glaubte ihr nicht und bezichtigte sie des Mordes. In meiner Raserei war ich drauf und dran sie umzubringen. Doch bevor ich dazu Gelegenheit bekam, flüchtete sie ins Meer. Zu ihrem Glück war am Horizont gerade ein Handelsschiff aufgetaucht. Unter den leidlichen Bemühungen meines Vaters verschwanden wir mit der Flying Dutchman, ehe wir entdeckt wurden.“

William senkte den Blick: „Mein Vater mahnte mich und brachte mich wieder auf den Boden der Tatsachen. Nach ein paar Tagen ließ ich unser Treffen wieder und wieder durch den Kopf gehen, da etwas anscheinend nicht stimmte. Nach mehreren Tagen fiel es mir ein, sie trug ein Goldstück um den Hals, welches ich noch nie vorher gesehen hatte. Es war merkwürdig gearbeitet und hatte für Gold einen faszinierenden andersartigen Glanz. Es war ihr aus dem Hemdkragen gesprungen, als wir stritten. Nach der Länge des Lederbandes zu urteilen müsste es auf ihrem Herzen gelegen haben. Nach ihrer Version habe unser Sohn das Goldstück bei ihr am Hals bemerkt und hatte versucht es seiner Mutter abzunehmen, was ihm nicht gelang. Egal auf welche Weise, es war ihm nicht möglich, das Lederband über ihren Kopf zu streifen. Widerwillig habe sie es abgenommen und ihm gegeben. Sie habe sich bei dem Gedanken unwohl gefühlt es abzunehmen und je länger es fort war, desto schlimmer habe sie sich gefühlt. Unser Sohn, habe das alles nicht so ernst genommen und sei mit dem Goldstück weggelaufen. Fast panisch, so erzählte sie mir, sei sie ihm gefolgt. Der Junge hielt es für ein Spiel und lief noch schneller und weiter. Irgendwann sagte sie, habe sich ihre Sicht wie durch gelblichen Nebel verschleiert und sie habe gespürt wie die Panik immer noch wuchs. Später habe sie sich selbst kreischen gehört und ihr Blick wurde noch verschleierter vom gelben Nebel. Kurz danach habe sie gar nichts mehr gespürt oder gesehen. Als sie wieder zu sich kam, so sagte sie mir, lagen ihre Hände immer noch verkrampft um den Hals des Jungen und drückten immer noch zu. Obwohl der gelbliche Schleier verschwunden und ihr Gewissen wieder einsetzte, war sie noch so voller Wut, dass sie nicht merkte, dass sie das Fleisch schon zerquetscht und blutige Hände hatte. Auch da bemerkte sie erst, dass sie ihn die ganze Zeit angeschrien hatte: Ich muss es zurückbringen! Ich muss es zurückbringen!“

William rückte auf die andere Seite des Stuhls und stützte sich auf die Lehne: „Ich habe lange Zeit schon über meine Frau nachgedacht und bin zu der Einsicht gekommen, dass sie nicht mehr die ist, die ich damals heiraten wollte. Schon lang ist sie ein Pirat. Ich traue ihr zu, dass sie das mit der verschleierten Sicht nur erfunden hat. Allein die Tatsache, dass sie ihren Sohn immer noch gewürgt hat, obwohl sie, wie sie selbst behauptete, wieder bei klarem Verstand gewesen war, ist für mich Aussagekräftig genug.“ Wieder machte er eine kurze Pause: „Doch das entscheidende war, das mich das Ganze damals an etwas erinnert hat. Und zwar an die Prophezeiung. Ich suchte meine Notizen, die ich damals angefertigt hatte, damit ich sie nicht vergaß und studierte die Prophezeiung noch einmal.“ Sein Blick fiel auf das Fenster und die Sicht dahinter:
 

"Dieser wird tragen das Siegel nah am Herz,

bringen wird es ihm einen sehnsüchtigen Schmerz,
 

Genau was meine Frau beschrieben hatte.
 

und wird ihn treiben diese Sucht,

zum Zentrum dessen Macht.
 

Sie sagte, sie muss es zurückbringen, wohin war für mich danach klar. Die zweite Phrase war für mich am ausschlaggebendsten, da diese klarsten war. Damit hatte ich den „anderen“ aus der Prophezeiung gefunden. Nachdem ich erkannt hatte, dass es ein Fehler von mir war, sie nicht sofort umzubringen, versuche ich es seitdem. Die ersten zwei Taugenichtse sind gescheitert. Zum nächsten Vollmond erwarte ich die zwei Assassinen zurück, die ich zuletzt beauftragt habe. Ich würde es ja gern selbst erledigen, aber wie du weißt, habe ich eine Aufgabe, von der ich mich nicht lossagen kann.“ Er zuckte mit den Schultern: „Mehr weiß ich selbst nicht. Möchtest du noch etwas ergänzend hinzufügen Schwester?“

Das Nebelwesen hatte sich die ganze Zeit kaum bewegt: „Mein Quellen verrieten mir nur wenig, ich wusste das es eine Art Talisman, oder wie du sagst, Siegel geben musste. Aber mehr wusste ich auch nicht, nur mein Gefühl verriet mir, das etwas passieren würde.“

Plötzlich geriet das Wesen außer Form und waberte nur noch als Wolke hin und her. „Meine Macht ist verbraucht. Doch ich komme so schnell wie möglich wieder zurück. Auf bald mein Bruder.“ Ohne dass William noch ein Wort des Abschieds formulieren konnte, verzog sich die Nebelwolke durch sein Fenster in den Dunst des Tages.

Ja dies war das schwierigere Ereignis, das es einzuordnen galt. Aber schlussendlich gab es wie fast immer nur drei Möglichkeiten: Die erste, es war die Wahrheit, die zweite, es war gelogen und die dritte, es war sowohl wahr als auch gelogen. Er tippte auf letzteres. Aber er glaubte dem Wesen, dass sie auf derselben Seite standen, aber wer es nun genau war, das vermag nur die Zeit ihm zu zeigen. Doch für den Moment musste er sich mit dem abfinden was er hatte. Bei diesen Gedanken drehte er noch einmal das Glas Wein in der Hand und stürzte den Inhalt kurz darauf in einem Zug hinunter. Ein leichtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, immerhin schien das Schicksal ihm jetzt ein wenig geneigter zu sein.



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Kommentare zu dieser Fanfic (22)
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Von:  Kerstin-san
2010-07-07T07:47:14+00:00 07.07.2010 09:47
Hey!
Irgendwie konnte ich mich gar nicht mehr so richitg an die ff hier erinnern. Muss sie wohl mal favorisiert haben, als ich gerade dabei war sie durchzulesen, aber offensichtlich hab ich sie dann komplett vergessen, deswegen musste ich mich gestern mal auf den neusten Stand bringen und deswegen kommt mein Kommi auch erst so spät^^
Alsoo, ich finde dass du die ganzen Charas sehr naturgetreu wiedergibst, besonders Jack hats mir natürlich angetan. =)
Die ganze Geschichte darum, dass Lizzy ihren Sohn umgebracht haben soll, kann ich mir nicht wirklich so vorstellen und darum denke ich, dass Will da irgendwas falsch verstanden hat oder er war in dem Moment einfach so sauer, dass er sich darauf fixiert hat, dass Lizzy ihn umgebracht haben muss.
Hab ich das jetzt eingentlich richitg verstaden, dass Will die ganzen Meuchelmörder auf Lizzy ansetzt? Das würde mich dann doch schon ziemlich erstaunen, andererseits wenn er schon so weit ist, zu Glauben, dass sie ihren Sohn umgebracht hat und er ihr ihre Version gar nicht erst abnimmt, dann überraschts mich vielleicht doch nicht so.
Und was ich mich auch schon seit dem dritten Teil von FdK frage, wie ihre Liebe das ganze hier überstehen soll, wenn sie sich alle 10 Jahre lang, einen Tag mal wiedersehen, dass stellst du auch sehr realistisch da. Ich meine es ist irgendwie klar, dass man sich nach so langer Zeit fremd wird, aber traurig finde ichs natürlich trotzdem...
Hmm, dieses seltsame goldene Licht, das mit dem Nebel den Will sieht und generell das ganze Gerede über das Rad des Schicksals, das sich anfängt zu drehen und dass das alles irgendwas mit Lizzy zu tun hat, bis das alles geklärt ist, muss ich wohl noch seeehr lange warten. =)
Was ich auch noch klasse finde, dass ist, dass dieser Meuchelmörder jetzt auf deer Black Pearl rumrennt, DAS nenn ich mal einen wirklich cleveren Schachzug, mal sehen, wie lange es dauert bis Jack, ich meine Captain Jack Sparrow da was bemerkt.^^
Was ich auch super finde, dass sind deine Beschreibungen, nicht nur von der Umgebung, sondern auch die ganzen Empfindungen, dass macht es mir relativ einfach, mir das ganze bildlich vorzustellen, dass ich fast schon meine mich auch in der Geschichte zu befinden.
Also ein ganz großes Kompliment an dich! =)
lg
Kerstin
Von: abgemeldet
2010-03-12T09:39:01+00:00 12.03.2010 10:39
öhm...
ja ich bin ganz ehrlich ein bisschen sprachlos... DAS WAR FANTASTISCH! xD
und übrigens: ich hätte mir am liebsten etwas von Jacks Haaren abgeschnitten! Die sind soooo toll!! >,< *will haben!!*
joa sonst kann ich nur sagen: Respekt!
ich freu mich schon voll auf das nächste Kapitel

LG
Nairic
Von:  YoukaiYuuki
2010-03-11T20:55:04+00:00 11.03.2010 21:55
*Brinzel*
Ah-
*stimme stockt*
*mich räusper*
*mich nochmal räusper*
DAS WAR GENIAL!
Dein Schreibstil ist einfach Himmlisch!
Ich kann mir die beiden richtig gut vorstellen, vor allem Jacks grinsen XD
*selber grinsen muss*
Also ICH an Elizabeths stelle HÄTTE ja SEINE HAARE etwas länger angefasst...wer weiß wann sich die möglichkeit noch mal bietet^^
*lach*
Das Chap. ist dir echt super gelungen, freu mich schon aufs nächste
lg,

YoukaiYuuki
Von: abgemeldet
2009-08-11T19:10:26+00:00 11.08.2009 21:10
Wow. Das Kapitel war fantastisch! Und dein Schreibstil ist einfach unglaublich!
Was stand eigentlich auf dem Zettel drauf??? ^^
LG
Von:  Green-Star
2009-07-05T12:02:49+00:00 05.07.2009 14:02
hallo^^
das kapi gefällt mir echt gut! schreib bitte ganz schnell weiter!!!! ob barbossa wohl wirklich tot ist?^^
bb und lg
Lara
Von: abgemeldet
2009-05-18T12:11:12+00:00 18.05.2009 14:11
Hi!!!
Die Geschichte ist super,mega,geil!!!!!!
Ich freu mich schon wenn du weiter schreibst.
Also schreib bitte schnell weiter.
Bis dann! Goldennugget

Von: abgemeldet
2009-05-12T05:56:48+00:00 12.05.2009 07:56
Hallo!!
Mir gefällt deine FF sehr gut ^^
Deine Charaktere kommen sehr realistisch rüber
Ich hoffe du schreibst ganz schnell weiter.
Gibst du mir per ENS bescheid, wenn das nächste Kappi da ist?

Bis bald
Weekend

Von: abgemeldet
2009-05-10T09:10:25+00:00 10.05.2009 11:10
Was schon aus???
Das war aber kurz!
Will mehr!
Bitte bitte schreib gaaaaanz schnell weiter
*hundeblickaufsetz*
Take_it_easy_Ronja

Von:  PuneM699
2009-04-10T01:00:29+00:00 10.04.2009 03:00
Mal wieder ein richtig gutes und spannendes Kapi geworden. Freu mich schon auf das nächste ^.~
Von:  PuneM699
2009-04-08T06:44:43+00:00 08.04.2009 08:44
Ui, spannendes Kapi und ich muss sagen, Jack triffst du vom Charakter richtig gut! Bin echt begeistert ^^



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