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Meeresrauschen

[bitte bei NEWS nachschauen] - es ist alles einfacher, als ihr denkt. -
von

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Verloren...

Was bedeute ich dir? Sag's mir, ich weiß es nämlich nicht…
 

Was bedeutet das, Sasuke? Freiheit? Was bedeutet das für dich?“ Die junge Frau lächelt, liebevoll und spöttisch zugleich.
 

„Warum fragst du mich das? Willst du mich ärgern? Willst du mir zeigen, was für ein Idiot ich bin? Dass ich falsch gelegen habe?“ Er versucht, das dumme Zittern in seinen dummen Händen zu unterdrücken, aber es lässt sich nicht verhindern, einzugestehen, dass er verdammt noch mal aufgebracht ist.

Sie schnalzt leise mit der Zunge. „Sasuke, Sasuke, hast du etwa deine guten Manieren im Flugzeug liegen lassen? Wir sind hier nicht in Tokio, vergessen? Hier sagen sich Kiba und Naruto ‚Gute Nacht’, huh? In diesem Kaff werden Fragen nicht mit Gegenfragen beantwortet, stimmt’s?“ Ihre Stimme hat einen bitteren Unterton.
 

„Vermutlich nicht. Aber ich war lange weg – kann man mir da nicht eine Kleinigkeit vergeben?“ Er lächelt schief und erwartet, dass sie ihn rausschmeißt. Er kann verstehen, wenn sie es machen würde.
 

Es würde ihm das Herz brechen.
 

„Es waren 18864 Kleinigkeiten, Sasuke. 365 Tage, 8760 Stunden – Stunden, die du mich allein gelassen hast. Und ich muss es wissen. Erinnerst du dich? In Mathe war ich schon immer ein Ass.“
 

Sie hat Tränen in den Augen, er sieht sie.
 

„Sakura…“
 

Sie schlägt seine Hand weg. „Lass mich!“, ruft sie aufgebracht. „Ich kann das nicht, versteh doch! Ich… wir haben uns genau ein Jahr nicht mehr gesehen und ich liebe dich immer noch. Ach, was rede ich denn da? Noch mehr als früher, okay? Ich liebe dich immer noch mehr alles andere auf der Welt und ich weiß, dass dich das einen Scheißdreck interessiert!“ Sakura schaut ihm direkt in seine dunklen, dunklen Augen mitten in die Seele; sie stockt und zupft an der rosafarbenen Haarsträhne, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hat. Dann wirft sie ihm einen entschlossenen Blick zu, es leuchtet ein wildes grünes Feuer in Sakuras Augen.
 

„Verschwinde, Sasuke. Lass mich in Ruhe. Geh endlich.“
 

Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr – wieso siehst du das nicht?
 


 

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Für diese FF werd ich NUR Wellenlinien benutzen *muahaha*
 

Also, der Prolog ist kurz, ich weiß, und ziemlich... inhaltslos. Tja, ich habs ein bisschen als One-shot aufgebaut xD
 

Naja, was auch immer: Die fetten Überschriften sind meist Dialoge. Hier sagt zuerst Sakura: "Was bedeute ich dir? [...]"

Dann kommt der Inhalt. Am Ende antwortet Sasuke: "Ich liebe dich. [...]"

Nur so als Erklärung, weil das in den Kapiteln noch öfter kommen wird. Eine elegante (jaahh, klar. Als ob^^) Umschreibung von Flashbacks, aber dazu im nächsten Chap.
 

LG, bells

Schlimmer als Naruto, defintiv

786 Tage, 18864 Stunden, 1131840 Minuten, 67910400 Sekunden vorher.

Erster Monat - August
 


 

Herzlich Willkommen in Wakkanai, wo sich Fuchs und Hund ‚Gute Nacht’ sagen.“
 

Sasuke sah genervt vom sauberen Boden auf, ein grauhaariger Mann mit gewaltiger weißer Löwenmähne stand vor ihm und lächelte breit.

„Dir wird es hier bestimmt gefallen, Junge. Es gibt hier wirklich nette Attraktionen, die du erkunden kannst, du wirst sicherlich viele neue Freunde finden und die Mädchen sind auch alle entsetzlich hübsch -“

Er verdrehte die Augen. „Wissen Sie was? Dieses Kaff kotzt mich jetzt schon an. Wenn Sie von heute an Kinder heulen sehen, dann wissen Sie, dass das Ihre Schuld ist, Sie Volltrottel.“

Das Lächeln fiel dem alten Mann aus dem Gesicht und wurde vom Wind weggetragen. „Uchiha Sasuke, huh? Genauso arrogant und selbstverliebt wie der Rest der Sippe, genauso verhätschelt und reich.“ Der Mann lächelte – und dieses Lächeln war schlimmer als jede Beleidigung.

„Hör mir mal zu, Uchiha: Du bist nicht der Nabel der Welt, klar? Hier – egal, wie sehr du es hassen wirst – gelten Regeln. Hier ist es egal, ob du von der Straße kommst oder ein Millionärssohn bist – man wird dich verabscheuen, wenn du dich so verhältst. Du bist hier, weil du Scheiße gebaut hast. Sehr viel Scheiße. Es ist nur als Tipp gemeint, Bürschchen.“

Mit diesen Worten steuerte auf einen alten Landrover zu, Sasukes Tasche schulternd.
 

„Willst du jetzt endlich kommen, Uchiha?“, rief er, als er schon am Steuer saß.
 

Sasukes Starre löste sich langsam und er bemühte sich, seinen Uchiha-Stolz zu vergessen.

„Wie heißen Sie?“
 

„Jiraiya.“
 

°°°
 

„Wir sind da!“, rief Jiraiya in den leeren Flur, als er die Tür eines einstöckigen, kleinen Hauses aufgeschlossen hatte. Sasuke stand schräg hinter dem bärenartigen Mann und versuchte, nicht über seine Schulter linsen zu wollen. Er wa hier nicht freiwillig, also, verdammt noch mal, sollten diese beschissenen Hinterwäldler nicht denken, dass er sich irgendwie für sie interessierte!
 

„Wer ‚wir’?“, kam es aus einem Zimmer und Sasuke sah kurz einen grauen Schopf aufblitzen. War das hier auch noch ein Seniorenkabuff?

„Na, wir halt, Hatake. Ich und der kleine Uchiha.“

Der andere Mann kam aus dem Zimmer und lehnte sich an den Türrahmen, es war eine eigenwillig coole Geste und sowieso war alles an diesem Mann eigenwillig cool, das sah Sasuke sofort. Eine merkwürdige Maske – eine Maske? – bedeckte die untere Hälfte seines Gesichtes und es sah aus, als hätte er sich die Haare grau gefärbt. Er konnte höchstens Mitte dreißig sein.
 

„Ah – der Neuzuwachs.“ Er wandte sich zu Sasuke. „Willkommen, Uchiha. Ich bin Hatake Kakashi – und wenn du irgendjemandem in diesem Dorf etwas tust, wirst du schneller, als du ‚Aua’ sagen kannst, tot sein. Alles klar? Ja? Gut, dann kümmer ich mich jetzt wieder um den Lachs, sonst zerfällt der schöne Fisch noch. Und dabei war er im Sonderangebot!“ Zu Jiraiya gewandt, fügte er hinzu: „Zeig ihm sein Zimmer und deckt dann den Tisch. Kitten ist heut außer Haus, sie diniert bei Hyugas, hat sie gesagt. Allerdings ist es dann ja immer noch die Frage, ob sie bei Neji-san oder Hinata-chan essen wird…“
 

„Außer Haus? Weißauge? Was?“ Aufgebracht sah Jiraiya Kakashi hinterher. „Das haben wir ihr aber nicht erlaubt! Typisch Kitten… immer dieses… Tsunade ist einfach viel zu locker“, brummte er vor sich hin, während er Sasuke durchs Haus, über eine schmale Treppe, in sein Zimmer führte.
 

Der Raum war in einem dunklen blau gestrichen, schwarze Gardinen waren vor dem hohen Fenster angebracht. Er war nicht besonders groß – das schmale Bett, der kleine Kleiderschrank, das Regal und der Schreibtisch passten gerade so herein.

Sasuke fühlte sich sofort wohl in dem Zimmer.
 

Aber das würde er wohl nie zugeben.
 

„Komm jetzt runter, Uchiha. Wir müssen noch das Essen vorbereiten.“ Jiraiya stand im Flur und blieb sorgsam stehen, als würde er zeigen wollen, dass Sasuke so etwas wie Privatsphäre besaß.
 

„Verpissen Sie sich, verdammt, und machen Sie sich drauf gefasst, die nächsten Monate allein den Tisch zu decken, Mann.“ Sonst war er nicht so. Aber er war genervt und wütend genug, um seine kühle Maske für einen Moment vergessen zu können.

Jiraiya sah ihn mit schräggelegtem Kopf, dann seufzte er. „Okay, Uchiha. Wenn du dich lächerlich machen willst, bitteschön. Weder Kakashi, noch ich haben Bock, dir irgendwie entgegenzukommen, wenn wir wissen, dass es nichts bringt. Also, verkriech dich ruhig hier drin, ich ruf dich, wenn das Essen fertig ist.“ Der Mann dreht sich um, nachdem er hinzugefügt hatte: „Ach so, der Schlüssel fürs Haus liegt auf der Kommode im Flur, dein Name hängt mit am Bund.“
 

Sasuke hörte, wie er die Treppen herunterging und fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht, verspürte eine Art bitteren Triumph. Er hätte nicht gedacht, dass der alte Mann so einfach nachgeben würde.

Volltrottel.
 


 

Wir werden dich vermissen, Junge.
 


 

„Auf Wiedersehen, Jiraiya. Und grüß… Kakashi von mir.“
 

„Mach dir keinen Kopf, Junge – das mit euch beiden werdet ihr schon noch einfädeln… ihr gehört einfach zusammen. Es wird alles gut.“
 

Sasukes Gesichtszüge nahmen einen bitteren Zug an. Nichts würde gut werden. Warum auch? Er hatte es vermasselt.
 

Jiraiya lächelte nachgiebig. „Kakashi sucht sie gerade. Wenn du Glück hast, findet er sie früh genug. Der Flug geht erst in einer halben Stunde. Und auch, wenn er sie nicht findet – wozu gibt’s all dieses neumodische Zeug? Internet, SMS, Chatten, Webcams? Und wenn du’s ganz altmodisch haben willst – es gibt auch noch Briefe!“

Es war ein netter Versuch, ihn zum lachen zu bringen.
 

„Gib’s zu, Jiraiya. Ich hab's einfach verbockt. Ich kann sie verstehen. Wenn ich sie wäre, würde ich mich auch hassen.“
 

„Ach Sasuke…“
 

Ihr seid ein Teil meiner Familie geworden. Wie soll ich plötzlich ohne euch leben?
 

„Essen ist fertig!“, hörte Sasuke Kakashi zweiundzwanzig Minuten später rufen. Das kam davon, wenn man nichts besseres zu tun hatte, als Sekunden zu zählen. Langeweile, hallo.
 

Er polterte die Treppen runter, schlurfte schwerfällig Richtung Esszimmer. Kakashi verteilte gerade den Reis, Jiraiya saß ihm gegenüber, wild mit den Händen fuchtelnd. „Ich weiß nicht, womit wir das verdient haben! Steht auf unsren Stirnen: ‚Hier alle Idioten hin’?!“

Kakashi lachte rau. „Na ja – ja. Irgendwie schon. Aber hey – zumindest haben wir noch Kitten.“

Sasuke setzte sich an das Tischende, so weit weg von den beiden Männern wie möglich, und ließ seinen Blick über den Tisch wandern. Dann fing er an, das Abendessen zu verschlingen. Jiraiya stöhnte laut auf.
 

„Okay – das ist schlimmer als Naruto, und zwar definitiv“, bemerkte Kakashi, bevor er sich ebenfalls setzte und anfing, zu essen.
 

°°°
 

Am nächsten Morgen wurde Sasuke durch ein durchaus penetrantes Klingeln geweckt. Ruckartig setzte er sich auf, ihm wurde ein bisschen schwindelig dabei, dann besah er seine Hände.

Tod.
 

„Kitten, willst du mitfrühstücken?“ Sasuke, der gerade aus dem Bad kam, konnte sehen, wie Kakashi ‚Kitten’, die scheinbar in der Küche stand, anlächelte. Es sah gut aus – nicht halb so abwertend wie seine Blicke.
 

Hier wirst du nach deinem Verhalten bewertet.
 

„Nein danke, Kakashi-sensei. Ich muss auch noch gleich zu Naruto-kun… wollte nur mal fragen, wie’s gestern so bei euch lief.“

Kakashi zupfte an seiner Maske, die Schultern zuckend. „Ich hab keinen blassen Schimmer, Sakura. Das ist alles komplizierter, als ich gedacht hätte.“
 

Schweigen.

Dann: „Ohh nein, so kommst du nicht schon wieder durch, Kakashi! Guck mich nicht so an, als würde ich dich in Pakkuns Scheiße schmeißen! Ich hab mich um Naruto gekümmert und das war's! Ich bin doch nicht die beschissene Wohlfahrt!“

Jetzt mischte sich auch Jiraiya ein: „Aber Sakura-chan… Kitten… biiiiiiiiiittteeeeeeeeee! Sieh uns alte Knacker doch mal an! Mit so einem wie dem kommen wir doch gar nicht mehr klar! Tu uns doch den Gefallen… oder -“ – ein beleidigt-trauriger-Hundewelpenblick erster Klasse – „magst du uns etwa nicht mehr?“
 

Das Mädchen stöhnte auf. „Ich hasse euch alle! Männer!“

„Strike!“ Die beiden gaben sich High Five und grinsten wie Honigkuchenpferde.
 

Sasuke hob eine Augenbraue, ob wegen des männlichen oder des weiblichen Parts des Gespräches, wusste er selbst nicht so genau.

„In Ordnung, Jungs. Ich kümmer mich um diese Sache.“ Diese Sache. Sasuke grinste trocken, als er sie so abfällig über ihn reden hörte.

„Hatake, Ero-Sennin – ich verdufte. Sagt Tsunade Bescheid, wenn ihr mich mal wieder als Putze missbrauchen wollt. Die geht zumindest mit der Zeit – und sie weiß jetzt sogar, wie man ’ne SMS schreibt! Nehmt euch ein Beispiel an ihr!“

Mit diesen Worten ging das Mädchen zur Haustür, einen spöttisch feixenden Sasuke dalassend.
 

Pinke… Haare?
 

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oÔ - was hab ich da für Scheiße fabriziert?? Bäh, bäh, bäh. Wie man sieht - es ist mir unsympathisch. Damals, als es noch ein One-shot war’s nicht so schlimm, weil es ja eigentlich nur eine Filler-Szene war, um so ein bisschen die Ankunft und das erste "Zusammentreffen" zwischen Sasuke und Sakura zu schildern - aber nun, mittlerweile finde ich es als Kapitel ungeeignet. Dennoch stell ich es jetzt einfach rein und erwarte konstruktive Kritik, damit ich weiß, warum zu Teufel dieses Kapitel so ranzig ist! ü_Ü

Der Pitel-Name ist komisch. Ich mag ihn eigentlich nicht (wow! Auch mal was Neues? *rofl*) - aber so was wie "Arrival" oder "erstes Treffen" zu nehmen, wär auf doofig (made by Annipan *gg*) gewesen. Deswegen dieses interessante Zitat.
 

So, und da all die anderen Autoren kein bisschen auf die schlanke Linie ihrer Leser achten, hinterlasse ich euch gesunde Tofu-Suppe (schmeckt übrigens echt lecker, obwohl mir persönlich der Tofu zu wabbelig ist x.X) made by Bells_Mannequin und Mineralwasser.
 

Grüße,

bells
 

PS: Noch nicht mal das Flashback ist gut geworden. Ähm... hier noch mal eine nähere Erläuterung dazu: Der Prolog ist die direkte Gegenwart, Sasuke und Sakura erinnern sich sozusagen wieder an ihre Geschichte - die Kapitel - und der Epilog wird sozusagen das Resümee daraus. Die Flashbacks sind aus der Gegenwart gesehen. Wer das nicht checkt, kriegt nen Keks von mir - einen kalorienarmen Keks, versteht sich xD Wer will, kann noch ne nähere Erklärung haben... o_O
 

PPS: Mann, erstes Chap und so viel A/N-Gelaber...
 

EDIT: Hupsipupsi *Wort schräg anguckt* hab ganz was vergessen: Wakkanai gibt es wirklich, allerdings liegt es im Norden von Hokkaido und ist eine Großstadt, kein Dorf. Ich fand nur das mit dem Bahnhof geil xD Außerdem KÖNNTE es schließlich sein, dass es so ein Dorf gibt xDDDD

Hundeleinenschicksal

Erster Monat - August
 


 

Naruto war perplex, als Sakura-chan an der Haustür klingelte. Er war noch perplexer, als sie ungefragt in sein Zimmer stürmte, auf den Lippen wirklich schön ausgedachte Beleidigungen über Kakashi-sensei und Ero-Sennin; und Sakura war am perplexesten, als sie, nachdem sie vor Wut beinahe Narutos Zimmertür aus den Angeln gerissen hatte, Hinata relativ nackt auf Narutos Bett sitzen sah.
 

Obwohl Naruto wohl nie das Wort ‚perplex’ benutzen würde (es hatte zwei absolut komplizierte Silben!).

Aber das war ja auch vollkommen schnuppe, wenn einem gerade die Trommelfelle platzten…
 

„AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH“, war die Reaktion Sakuras. „W-was machst du hier, Hinata-chan? Und was, zur Hölle, machst du h-halbnackt hier??“, fuhr sie fort, ignorierend, dass Hinata schockgefroren und Naruto umgefallen war – dank ihres ausgesprochen enormen Sprachorgans. Die drei hörten – schockgefroren oder nicht – schnelle Schritte, dann steckte Tsunade ihren Kopf durch die Tür.

„Bäh, ich kotz gleich. Danke, dass ich mir das jetzt antun musste, Sakura. Hinata-chan, Naruto, zieht euch endlich was an, sonst werde ich noch als Produzentin von Softpornos angeklagt. Ach so – Frühstück gibt’s in zirka fünf Minuten.“

Abgang Tsunade.

Sakura zeigte mit zitterndem Zeigefinger auf Hinata, dann erwachte sie aus ihrem Schockzustand, und haute Naruto eins runter. Bester Freund hin, Fast-Bruder her, sie hatte keinen Bock, sich vorzustellen, was er nachts anstellte… vor allem nicht mit der süßen, lieben, braven Hinata-chan!
 

„Aaaaaaaaalso, Cherrs – was steht an? Warum bist du einfach so hier reingeplatzt? Ich mein, du wohnst jetzt auch hier, aber eigentlich klopfst du trotzdem!“

Sakura bedachte ihn mit einem mörderischen Blick. Naruto verschluckte sich an seinem Rührei und Sakura grinste böse, weil er immer und immer mehr einer sehr reifen Tomate glich, bis Hinata sich – nicht minder rot – erbarmte und ihm stark auf den Rücken klopfte.

Was so ein bisschen Sex alles anstellen konnte… aber zurück zum Grund ihrer Wut.

„Nenn. Mich. Nicht. Cherrs“, knurrte sie deswegen. „Weißt du eigentlich, wie schlimm es ist, wenn dein Name andauernd verhunzt wird? Saku-chan, Kuralein, Kitten, Cherrs! Ich versteh’s nicht, echt jetzt!“ Sakura oder auch Saku-chan, Kuralein, Kitten, Cherrs und/oder Cherry, die eh schon dank zwei gewisser Herren aggressiv drauf war, hackte in ihrem Fisch rum, als würde sie dort die unsagbar hässlichen, verabscheuungswürdigen, bescheuerten Visagen einer Kröte und eines Mopses sehen.
 

„Hoho, Cherrs“, lachte Naruto, dumm wie eh und je. „Sei doch froh, dass du überhaupt solche Spitznamen hast! Bei Naruto und Tsunade oder Hinata fallen einem nicht so coole ein! Oder überleg mal, was du mit Inos machen willst!“

Sakura stöhnte. Warum wurde Naruto immer erleuchtet, wenn sie keinen Bock auf Logik, Sinn und solchen Schrott hatte?
 

„Männer sind Arschlöcher!“, beschwerte Sakura sich fünf Minuten später, als sie über das merkwürdige Hin und Her zwischen Miako und Rock Lee redeten. Merkwürdigerweise war es Lee, der anscheinend eine Bindungsphobie hatte – obwohl er Sakura mit dreizehn jungen Jahren sehr glaubhaft versprochen hatte, sie irgendwann zu heiraten und auf ewig auf sie aufzupassen.

„Stimmt“, bestätigten Hinata und Tsunade im Chor, Tsunade im Brustton der Überzeugung, Hinata leise wie immer. Das gebrüllte ‚He!’ Narutos wurde getrost ignoriert.

„Nachdem ich mir schon die Ramenbacke Nummer Eins angetan habe, soll ich jetzt auch noch diesen komischen Uchiha vorknöpfen!“, lenkte das Mädchen jetzt auf das Thema ihres… Tobsuchtsanfalles. „Also echt mal! Ich bin doch nicht – äh… die Psychotusse, die sich um die Durchgeknallten kümmern muss…“

„Gleich und gleich gesellt sich gern…“, murmelte Hinata lächelnd, ein fröhliches Funkeln in ihren schönen Augen.

Sakura lachte. „Yeah.“
 

„Hey! Ich bin doch keine Ramenbacke! Und was hast du überhaupt gegen Ramen? Wenn du mich nicht dazu eingeladen hättest, hättest du jetzt nicht den Quark! Wie sagt man doch so schön: Du hast dir die Suppe eingebrockt, jetzt löffel ich sie eben aus! Ha! Du bist selbst Schuld!“

Naruto war auf seinen Stuhl gesprungen und vollführte nun einen wilden ‚Ha-ich-bin-doch-nicht-so-doof-wie-ihr-alle-dachtet!’-Tanz. Dann sank er auf einmal in sich zusammen. „Das ist ja mal so was von fies, Cherrs! Hätte ich das gesagt, was Hinata-chan gesagt hat, würde ich jetzt unterm Tisch liegen“, schmollte Naruto.

„Junge, das sind zwei Mädchen, die sich seit dem Kindergarten kennen. Betonung auf zwei Mädchen. Wenn du das kapierst, schenk ich dir ’nen Gutschein für die allseits beliebten Krabben-Ramen von Teuchi…“
 

Tsunade hatte in der Zwischenzeit mit den beiden Mädchen abgeräumt und während Naruto überlegte, was es mit den zwei Mädchen auf sich hatte, jammerte Sakura sich weiter bei Hinata aus.
 

„Bei meinem Glück ist das ein tomatenfressender, exorbitant hässlicher, psychopathischer Junkie, der wegen Brandstiftung hier ist!“
 

°°°
 

Der tomatenfressende, exorbitant hässliche, psychopathische Junkie, der in dem kleinen Dorf wegen Brandstiftung untergebracht worden war, war überaus schlecht gelaunt. Als er es in seinem Zimmer nicht mehr ausgehalten hatte, war er nach draußen gegangen – einfach nur ein wenig frische Luft schnappen.

Kakashi war, nachdem das Mädchen mit der merkwürdigen Haarfarbe hinausgegangen war, sofort weggedüst. Jiraiya hatte Sasukes fragenden Blick anscheinend erhascht, deswegen brummte er: „Wir sind eine Männer-WG, Junge. Kakashi, ich und – ob du willst oder nicht – du jetzt auch. Wir kommen ganz gut klar. Ich mach regelmäßig Abendseminare an der Uni in der nächsten Kleinstadt, Kakashi kümmert sich, nachdem er von der Arbeit zurückkommt, ums Essen. Dann und wann kommt Kitten – eigentlich heißt sie Sakura – vorbei und kümmert sich ums Put-... um den Haushalt. Sie ist Kakashis Sozusagen-Nichte und wohnt für das Jahr, das du hier bist, bei Tsunade, einer alten Freundin von mir, und Naruto, ihrem Pflegesohn. Kakashi ist irgendwie der Cousin zweiten Grades von Kittens Vater und Tsunade ist Ärztin von ihrer Mutter gewesen. Sakura und Naruto sind für mich wie meine eigenen Kinder. Vor allem Sakura. Sie ist ein liebes Mädchen. Und sehr hübsch.“ Jiraiya blickte ihn streng an, wie ein Vater, der mit dem Freund seiner kleinen Prinzessin ein Gespräch unter Männern führte. Sasuke rollte innerlich mit den Augen. Als ob er jemals was von einem pinkhaarigen Mädchen wollen würde. Ts.
 

„Ich mag dich, Uchiha. Ich versteh zwar nicht, warum – aber ich tu’s. Falls du aber Sakura wehtust, werde ich dir höchstpersönlich das Genick brechen.“ Jetzt sah der Mann wirklich wie ein Bär aus… wie ein sehr, sehr gefährlicher Bär.

„Entschuldigen Sie bitte, Jiraiya, aber ich werde wohl kaum viel mit ihr machen, oder? Ich zumindest hab keinen Bock auf irgendwelche Freundschaften.“

„Aber…“

„Lassen Sie mich einfach in Frieden dahinvegetieren, okay? Alles ist besser, als irgendwelches beschissenes Heile-Welt-Getue.“ Mit diesen Worten war er aus dem Haus gestürmt, ignorierend, dass es draußen nieselte. Gott hasste ihn, stimmt’s?
 

Der grauhaarige Mann drinnen seufzte und stellte sicherheitshalber schon mal eine Wärmflasche und extraflauschige Handtücher bereit. Er verstand es wirklich nicht, fand keinen logischen Grund – aber er mochte Sasuke. Jiraiya hatte das Gefühl, dass mehr hinter ihm steckte, als der bockige, wütende Junge, als der er sich präsentierte. Und dass Kakashi ihn irgendwie verabscheute, war noch besser. Er verabscheute die meisten netten Jungs – schließlich waren das die Typen, die Kittens potentielle Freunde waren!
 

°°°
 

Sasuke folgte nicht der „großen“ „Hauptstraße“, sondern schlug immer wieder den Weg in kleine Gassen ein, bis er nicht mehr wusste, wie lange er überhaupt schon draußen war, geschweige denn, wo er sich befand.
 

Es war okay. Er fühlte sich in Ordnung und der kalte Regen hatte seine Wut abklingen lassen. Sasuke wusste, dass er unfair spielte, total unfair sogar. Diese Menschen hatte ihm nichts getan, aber er war sauer, hier sein zu müssen, und die Leute, das Dorf, Kitten und all die anderen waren die perfekten Opfer seiner schlechten Laune.
 

Wenn er doch nur gewusst hätte, wieso er sich zwingen musste, sauer zu sein…
 

Sasuke fühlte, wie die Feuchtigkeit sich in seine Schuhe fraß, seine Haare waren schon seit geraumer Zeit triefend nass – aber das war ihm egal. Regen hatte ihn bisher nie verletzt. Wenn er seine Sonnenbrände dagegen zählte…
 

Während er weiter durch die leeren Straßen schlenderte, Steine aus dem Weg kickte und sich fragte, wieso er zum Teufel hier gelandet war, kam er plötzlich auf einem mit großen, groben Steinen bepflasterten Platz. In der Mitte war ein kitschiger Springbrunnen – die typischen nackten Engelchen fehlten natürlich auch nicht – und auf diesem Brunnen balancierte jemand. Als wäre es ein Schulbarren und kein rutschiger, gefährlicher, nasser Brunnen, bei dem keine übervorsichtige Sportlehrerin stand, und man, wenn man fallen würde, nicht elendig verbluten würde. Sasuke konnte nicht genau erkennen, wer da so bescheuert war… aber er hatte auch nicht vor, es herauszufinden. Er würde einfach da vorbeilaufen und diese merkwürdige Gestalt ignorieren…
 

He, Cherrs!
 

Sasuke drehte sich einfach um, seine Haare von dem starken Wind verwuschelt, als er das – annähernd menschliche – Grölen hörte, und später würde er im Bett liegen und darüber grübeln, warum er das getan hatte.
 

Es gibt das Schicksal…
 

„Das ist es, wovor du Angst hast, stimmt’s, Sasuke-kun? Dass du nicht überall lenken kannst, was passiert. Dass du nicht der Master bist und nicht überall entscheidest, wie was wo wann passiert.“
 

Wie kam sie bloß immer auf diese absurden Ideen?

„Hn.“

Sie lachte fröhlich. „Ach, Sasuke, bitte. Gib’s doch zu: Nicht mal du, Mister Uchiha, bist allmächtig. Und das macht dir Angst.“

„Und dir macht es keine Angst, Miss Haruno?“, entgegnete er.
 

Schlagartig wurde Sakura ernst.

„Natürlich macht es mir Angst, Sasuke. Todesangst. Aber damit muss ich klar kommen, huh? Das Leben ist beängstigend. Und wir niederen Wesen werden uns damit zufrieden geben müssen, dass wir nicht das Geringste davon verstehen. Und das Schicksal gehört dazu. Genauso wie die Liebe.“
 

… es ist wie ein Hund. Und das Leben ist die Leine. Pass auf, dass sie dir nicht aus der Hand rutscht.
 

Ein fröhliches Lachen erschallte auf dem leeren Platz und der Regen schien auf dem leeren Marktplatz mitzulachen. Sakura und Naruto liebten diesen Ort, vor allem, weil hier auch keine Wohnhäuser, sondern nur Geschäfte waren, die nachts natürlich geschlossen waren. Nur sie beide und der tosende Wind und der peitschende Regen und ihre wunderbare Freundschaft.
 

Eine besonders heftige Windböe ließ Naruto beinahe wegwehen, während Sakura ihre Mühe hatte, ihr Gleichgewicht zu halten und er lachend und vollkommen albern wirkend unter ihrem knallgelben, riesigen Regenschirm um sie herumtanzte.
 

He, Cherrs!“, rief er gegen den immer stärker werdenden Wind. „Cherrs, schau zu mir!“ Und Sakura lächelte, sie breitete die Arme aus, als würde sie vom Wind weggefegt werden wollen, als würde sie gleich fliegen. Dann sah sie zu ihm, strahlte ihn an. Diesen Moment nutzte Naruto, zückte seine – wasserfeste – Kamera und drückte ab. Das würde ein tolles Foto geben.
 

Plötzlich zuckte ein greller Blitz am Himmel und Sakura, vollkommen in einer anderen Welt, schien es, als würde ihr in der Sekunde, die zwischen Blitz und Donner herrschte, das Herz stehen bleiben. Unendlich.
 

Dann ging alles ganz schnell. Das Mädchen rutschte vor Schreck aus und knickte um. Sie schrie perplex auf, aber das Donnergrollen, das schlimmer klang, als Narutos Magenknurren an einem Verstärker, übertönte ihr schmerzerfülltes Stöhnen. Sie ließ sich vom Brunnen runterrutschten, dankte sich selbst dafür, dass sie nur einen alten Pullover und eine schon abgewetzte Jeans angezogen hatte, in weiser Voraussicht, dass sie heute noch im Regen spazieren würden.
 

Naruto hatte mit dem Regenschirm zu kämpfen, während er gleichzeitig versuchte, zu ihr zu gelangen, damit er ihr helfen könnte. Würde es nicht so schrecklich wehtun und sie nicht genau wissen, wie nah das Gewitter ihr im Nacken saß, hätte sie sich bei diesem Anblick krankgelacht. Nun, das mit dem Krankwerden würde sie gerade noch so hinbekommen.
 

Unerwartet war eine Hand auf Sakuras Schulter, sie zuckte kurz zusammen, als eine raue Stimme befahl: „Halt dich an mir fest.“

Viel zu perplex ließ sie es mit sich machen, als der Junge – denn das war er; er konnte höchstens ein Jahr älter als sie sein, das sah sie selbst in dieser Dunkelheit – ihre Hände in seinem Nacken verschränkte und er sie schnell auf die Treppe zum Antiquariat trug; sie war geschützt vor dem Regen. Dort zog Sakura rasch aber nicht hektisch ihren Schuh aus und tastete behutsam ihren Knöchel ab, sodass sie schnell bemerkte, wie stark er angeschwollen war. So konnte sie unmöglich nach Hause gehen. Sie fluchte leise.
 

Naruto war währenddessen ebenfalls zu ihrem kleinen Unterschlupf gelangt, den Regenschirm eisern festhaltend. „Boah!“, machte er. „Das Gewitter ist genau über uns, echt jetzt!“ Dann wandte er sich dem schwarzhaarigen Typen zu der ihr geholfen hatte. „Danke, dass du ihr geholfen hast. Ich hatte – ähm – Probleme mit dem Regenschirm…“ Er verschränkte in typischer Naruto-Manier die Hände hinter dem Kopf, der Regenschirm fiel auf den Boden, ein fröhliches Grinsen klebte ihm auf dem Gesicht. Und das, das wusste Sakura, würde selbst so ein Sturm ihm nicht vom Gesicht wischen.
 

„Also, noch mal danke…“ Erst jetzt war ihm aufgefallen, dass er kein Einheimischer war – der Grund, warum Sakura bisher kein einziges Wort mit ihm gewechselt hatte.

Wer war das?
 

„Wer ist das?“
 

Sakura konnte nicht anders, sie fing an zu lachen. „Naruto! Hör auf, so ein unhöflicher Volttrottel zu sein!“

Sie wandte sich dem Jungen grinsend zu: „Wer bist du?“

Naruto gackerte los.
 

Sasuke runzelte die Stirn bei diesem merkwürdigen Gespann… aber was erwartete er denn bitte bei ‚Kitten’ und dieser… dieser männlichen Blondine?

„Uchiha Sasuke.“
 

Das seltsame Duo warf sich total synchron einen Blick zu und sagten ebenso simultan: „Uchiha?“
 

Wie er gesagt hatte, stimmt’s? Jiraiya hatte immerhin nicht erwähnt, dass Kitten schlau war. Ein Blitz erleuchtete den dunklen Himmel und es kostete Sasuke all seine Konzentration, bei dem Donnergrollen nicht zusammenzuzucken.
 

„D-du wohnst nicht ganz zufällig bei einem Kakashi-san und einem Jiraiya-san?“, meldete sich das Mädchen mit der eigenartigen Haarfarbe zu Wort.

„Doch.“

Daraufhin stieß sie einen wirklich nicht verachtenswerten, sehr unmädchenhaften Fluch aus.

Für einen Moment beobachtete sie ihn aus zusammengekniffenen Augen, dann seufzte sie resignierend und streckte Sasuke dann die Hand hin. „Ich bin Sakura, das ist Naruto. Deine tollen Mitbewohner haben mich dazu genötigt, dich unter meine Fittiche zu nehmen.“ Sie lächelte kurz. „Um ehrlich zu sein: Ich bin nicht besonders scharf auf den Job. Ich habe gerade meinen Abschluss in der Tasche und wollte einfach mal nichts tun, nachdem ich mich unaufhörlich abgerackert hab, um dieses bescheuerte Stipendium zu bekommen – und jetzt soll ich ein Jahr so einen komischen Stadt-Fuzzi bemuttern? Sorry, aber wer hat darauf schon Bock? Nichts gegen dich.“
 

Zuerst war Sasuke überrumpelt von ihrer Ehrlichkeit, aber dann lachte er. So belustigt wie schon lange nicht mehr.

„Na, dann sind wir doch schon zwei, die keine Lust drauf haben.“

Naruto griente. Das war definitiv der Beginn einer schönen Freundschaft, echt jetzt!

„Ach, ich kann euch beide auch nicht leiden!“, lachte der Chaos-Junge. Dann sah er in den Himmel. „Hey, das Gewitter hat aufgehört. Und nass sind wir ja eh schon. Wir bringen Sasuke zu Ero-sennin und Kakashi-sensei und gehen dann schnell nach Hause, ja Cherrs?“

Sakura nickte zustimmend, worauf Naruto sie liebevoll Huckepack nahm und sie sich zu dritt auf den Weg nach Hause machten.
 

Nach Hause.
 


 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Ich mag das Pitel. Es hat was und außerdem... mag ich Gewitter. Es ist einfach: Sasuke denkt, dass er keine Freundschaft schließen will und dann trifft er plötzlich Sakura und Naruto und er freundet sich eigentlich sofort mit ihnen an - ohne zu wissen, warum eigentlich. Es ist einfach... Hundeleinen-Schicksal^^ Hinterlasst Reviews. Bitte^^ *trällert*

Mögenswert, liebenswert

Huhu^^

Also, heute ausnahmsweise mal am Anfang zur Erklärung: Wir sind jetzt im dritten Kapitel im Februar, also ein halbes Jahr nach Kapitel 2. Ja, das wirkt vllt komisch, aber alles kommt in meinen geliebten Flashbacks wieder xD Das Flashback hier in diesem Pitel spielt im November. Ich hab die Kapitel jetzt auch nachträglich nummeriert: August - 1. Monat, November - 3. Monat, etc., etc.
 

Hoffe, es gefällt euch,

Bells_Mannequin
 

*Feenstaub und Bionade dalässt*
 

Tschö!
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ (Uh, Wellenlininen xD)
 

Siebter Monat – Februar
 


 

Kommst du eigentlich mit auf das Winterfest?

„Nein.“

„Warum? Sakura-chan wird da sein!“

„Ach, und du glaubst, dass das der ausschlaggebende Grund ist, warum ich dorthin gehen sollte?“

„Ja, natürlich! Wenn ihr das mit dem Verabreden schon so nicht hinkriegt, dann solltest du zumindest auf dem Fest sein!“

„Dobe.“

„Teme! Das Fest ist die Dating-Börse, und du hättest sogar noch fast zwei Wochen, um sie zu fragen. Außerdem – was findest du daran so dumm??!“

„Ich werde niemals mit ihr ausgehen… deswegen… sind deine Hoffnungen so dumm. Wie du.“
 

Sasuke und Naruto lagen im Schnee, die Kälte schon lange nicht mehr spürend, und starrten beide in den grauen Himmel. Diese Gespräche häuften sich in letzter Zeit an! Sasuke seufzte unhörbar, aber man sah es trotzdem in der kalten, trockenen Luft.

„Wie kommst du überhaupt auf diese absurde Vorstellung, Dobe? Sakura und ich? Als Paar?“
 

Naruto runzelte die Stirn. Sasuke war komisch. Manchmal verstand er den

Schwarzhaarigen nicht, gerade jetzt, wenn er ehrlich war. Einerseits erfüllte es ihn mit… Stolz, eine der Personen zu sein, die Sasuke tatsächlich ‚Freund’ nennen durften, andererseits wünschte er sich manchmal, dass er ihn nicht kennen würde. Er war so schwierig!
 

„Außerdem… hast du schon vergessen, dass ich nicht für immer hier bleibe? Ich werde zurück nach Tokio gehen und Sakura wird ihr Ober-Mega-Stipendiums-Medizinstudium machen. Da wird wohl kaum Zeit für so was bleiben.“

Sakura verstand ihn besser. Naruto wusste nicht, wieso, aber er spürte, dass Sakura und Sasuke noch mehr auf einer Wellenlänge waren als er selbst und Sasuke. Er war darauf nicht wirklich eifersüchtig, weil er sich für Sasuke freute – schließlich Sakura-chan war ein tolles Mädchen. Dennoch – er konnte nichts dafür, dass da manchmal kleine Stiche waren, wenn er die beiden zusammen sah. Ganz einfach, weil er seine beste Freundin jetzt schon so lange kannte – und er hatte sie nie mit einem anderen Jungen teilen müssen. Es war ungewohnt und ein bisschen unangenehm.

Diese Neid-Phasen verrauchten allerdings meist rasch, und dann konnte er sich wieder für Sasuke freuen, dass er Cherrs Freund sein durfte. Schließlich war Sasuke-teme, trotz all seiner negativen Seiten, ein sehr loyaler Freund. Selbst nach diesen paar Monaten wusste er das. Und es machte Naruto glücklich, dass er nun zwei so tolle Freunde hatte.
 

„Sakura-chan ist hübsch. Sie ist klug. Ich verstehe nicht, wie man sie nicht lieben kann“, setzte der blonde Junge ein weiteres Mal an.

„Sie ist nur eine Freundin – genauso platonisch, wie es eure Beziehung auch ist.“

„Ich verstehe das aber nicht. Warum… warum machst du das? Warum – versuchst du’s nicht einfach?“

Sasuke schlug genervt die Augen auf und setzte sich auf, sich mit seinen Händen abstützend. Dass Dobe auch nie wusste, wann er aufgeben sollte!

„Schon mal dran gedacht, dass Sakura vielleicht nicht auf mich steht? Dass sie vielleicht schon in jemanden anderen verliebt ist? Vielleicht bin es gar nicht ich! Vielleicht ist es Sakura!“ Mit diesen Worten rauschte er davon, bis er nur noch ein kleiner schwarzer Strich im Schnee war.
 

Narutos Kopf rauchte… war das das Problem?
 

°°°
 

Sakura lachte fröhlich, während sie mit Neji den Markt entlang schlenderte.

„Kaum zu fassen, was Gai sich da wieder ausgedacht hat!“ Nejis Mundwinkel waren leicht gehoben – man hätte es fast als Lächeln bezeichnen können.

„Yeah“, stimmte Sakura ihm zu. „Und Lee-kun wird ihm von Sekunde zu Sekunde ähnlicher…“

„Wollen wir uns ins Café dahinten setzen?“ Neji wies mit seinem Kopf zu einem kleinen Café. Sakura nickte zustimmend, einen Blick auf den vereisten Springbrunnen werfend. Ihr Lächeln wurde strahlender.

Es war immer noch ungewöhnlich mild für einen Winter hier, aber Sakura erfreute sich daran, solange es noch so ‚warm’ bleiben würde.

Sie setzten sich nach draußen, neben einen der Heizpilze und nachdem Sakura sich eine heiße Schokolade und Neji sich einen Kaffee bestellt hatte, verfielen sie in angenehmes Schweigen. Sakura genoss diese Stille zwischen ihnen, denn über das übliche Maß an Smalltalk waren sie schon längst hinaus. Sie hatte nicht das Gefühl, dauernd mit ihm im beschwingten Wettstreit zu liegen, wer mehr in so und so viel Zeit plapperte (wie bei Naruto), auch nicht, andauernd Fettnäpfchen ausweichen zu müssen, weil da ja immer noch die Vergangenheit war (wie bei Ino) und sie hatte auch nicht das Gefühl, ihm unbedingt alles Schöne auf dieser Welt zeigen zu wollen, weil er es verdient hatte (wie bei Sasuke). Bei ihm musste sie sich keine Mühe geben, gut auszusehen oder schlau zu sein oder perfekt zu sein. Bei ihm war sie einfach Sakura, mit all ihren Verrücktheiten und all ihren Vorzügen.
 

„Worüber grübelst du, Kitten?“ Neji beobachtete sie mit seinen wachsamen Augen, die Hinatas so ähnlich waren und dennoch eine so andere Wirkungen erzielten.

„Darüber, wie sehr ich es mag, mit dir zusammen zu sein, Neji-kun.“

Neji lächelte leicht. „Mir gefällt es auch. Mehr als ich gedacht hätte. Vielleicht hatte Uchihas Auftritt doch etwas Positives.“

Sakura bedachte ihn mit einem strafenden Blick. „Hör auf, ihn Uchiha zu nennen! Das ist unhöflich. Außerdem weißt du genauso gut wie ich, dass ich ihn sehr gerne hab!“

In Nejis Augen war ein – beunruhigendes – Funkeln getreten. „Ich weiß, Kitten. Aber bei ihm und mir und dir – da kann ich ja wohl ein bisschen den Obermacker raushängen lassen, oder?“

Sakura lachte. Das tat sie in letzter Zeit so oft in seiner Nähe. Hinter der harten Schale steckte ein angenehmer Kern. Mögenswert.
 

Plötzlich schaute sie auf, es hatte keinen besonderen Grund, sie hatte es einfach im Gefühl, und sah Sasuke auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes. Sie hob die Hand, winkte, und bedeutete ihm, herzukommen. Kurz war ein Flackern in seinen Augen gewesen – das hatte sie selbst aus dieser Entfernung gesehen – doch dann war da nur noch dieser eiserne Schutz, wie ein kalter, unfreundlicher Hafen. Sicher, nur nicht unbedingt nett. Aber unter dieser Schale steckte ein angenehmer Kern. Liebenswert.
 

Als Sasuke zu ihr und Neji getreten war, begrüßten die beiden sich mit einem eisigen Blick.

„Uchiha-san“, machte Neji höflich. Sakura verkniff sich ein Grinsen.

„Hyuga. Sakura, was willst du?“

Ihr verstecktes Grinsen verschwand sofort. „Nichts. Was sollte ich von dir wollen?“, entgegnete das Mädchen schnippisch; Neji musste ein Feixen unterdrücken.

„Ich geh dann mal. Uchiha, Kitten.“ Er stand auf, legte mehr als genügend Geld auf seine Untertasse und hob seine Hand kurz zum Abschied. Dann drehte er sich um, doch auf halbem Weg schien er es sich anders überlegt zu haben. Er beugte sich zu Sakura herunter und drückte ihr einen kurzen, sehr keuschen Kuss auf die Lippen – soweit ein Kuss überhaupt keusch sein konnte.

Sasuke war bis zum Schlag angespannt, Sakura versteinert, ein Rotschimmer hatte sich auf ihre Wangen gelegt.

„Ciao.“ Abgang Neji.
 

Sakuras Mund war leicht geöffnet. Ein „Oh“ entwich ihr.

Sasuke dagegen guckte finsterer denn je, sogar noch finsterer, als vor sechs Monaten – war es wirklich schon ein halbes Jahr her? – und wollte weggehen. Das einzige, was ihn daran hinderte, war ihre kalte Hand, die sein Handgelenk umklammerte.
 

„Warte, Sasuke.“
 

Warum du? Warum? Jeder andere, aber warum du?
 

3. Monat – November
 

„Sasuke! Komm schon, machst du jetzt schon schlapp! … Ach, das war ja klar! Ihr Stadt-Tölpel geht ja nie an die frische Luft, huh? Das einzige, wohin ihr euch bewegt, ist in eure Luxus-Limousine, zum Kühlschrank und zum Sex, stimmt’s? Pah! Da bin ich ja doch froh, dass ich noch nicht in Sapporo bin!“
 

Sasuke stöhnte. Ihr Gebrabbel nervte ihn.
 

„Na, jetzt komm schon!“ Sie ruckte mit ihrem Arm, er fiel beinahe auf die Fresse. „Wenn du schon an meiner Hand hängst, will ich zumindest nicht gestört werden!“ Ja, richtig. Wenn du schon an meinem Arm hängst!
 

„Na, vielleicht hängst du ja auch an meinem Arm! Vielleicht warst es ja auch du, die so oberklug bei Jiraiya rumgemeckert hat, dass ich nirgendwo mitgehe?! Vielleicht bist du ja Schuld, dass Jiraiya und Handschellen angelegt hat, damit wir uns besser kennen lernen???“ Normalerweise wäre er nicht so aufgebraust wegen einer kleinen Stichelei, aber er war gereizt, sein Handgelenk war wund und er wurde durch ein dämliches, dämliches Kuhdorf von einem dämlichen, dämlichen Mädchen gezogen.
 

„Pah! Also, will ich hier nicht durch das Dorf, damit ich weiß, wo ich mal für kleine Idioten-Städter muss oder bist du das, der sich weigert, überhaupt mal an den Hafen zu gehen? Ich mein – du warst ja noch nicht mal am Strand, obwohl Naruto und ich in den letzten zwei Monaten bestimmt 20 Mal dahin gegangen sind! DU bist ja wohl Schuld! Wenn du gleich mitgegangen wärst, hätt ich bei Jiraiya nicht motzen müssen!“ Sakura hatte sich in Rage geredet, das wusste sie selbst am besten, aber sie verstand ihn einfach nicht.

Natürlich, sie musste zugeben, dass es hier nicht unbedingt viel zu sehen gab…

Der Strand war kein Sonne-weicher-Sand-Strand, sondern ein mit grobkörnigem Meeressand bedeckter wilder Teil einer überhaupt schon schwierig erreichbaren Küste – aber das machte gleichermaßen auch den Reiz daran. Jeder hier hatte ein eigenes Versteck, es gab kaum Massengerangel um ‚die besten Plätze’. Sie fragte sich, ob Sasuke überhaupt schon einmal eine solch raue Schönheit erblickt hatte, vermutete aber, dass er auch das mit kaltem Blick und seiner dunklen Stimme zunichte machen würde.
 

Es war so schwierig mit ihm.
 

Klar, nach dieser Gewitter-Aktion waren sie wohl so etwas wie Freunde und er stellte sich nicht komplett quer, wenn Naruto und sie etwas mit ihm unternehmen wollten. Manchmal gingen sie zu dritt spazieren und redeten über Gott und verschiedene Ramen-Arten, oder sie saßen schweigend in der Dunkelheit am Brunnen – der so etwas wie ein Treffpunkt für sie geworden war – aber er sträubte sich, wenn die beiden Freunde ihn zu sich nach Hause einladen wollten oder mit ihm und der Clique, wie sie einfach genannt wurde, ins Kino oder zu irgendwelchen Feiern gehen wollten.
 

„Sasuke, warum versperrst du dich so sehr davor? Sind Kakashi, Jiraiya, Naruto und ich so schrecklich, dass du niemand anderen mehr hier kennen lernen willst?! Ich versteh’s einfach nicht! Warum blockst du immer ab? Das ist doch dämlich! Lass mich dir zeigen, wie ich den Tag verbringe, was ich hier hasse, was ich liebe. Lass mich dir mein Leben zeigen.“

Sakuras Wangen waren leicht gerötet von ihrer Wut auf Sasuke, sein Unverständnis, ihre Augen funkelten von dem Wunsch, ihm – dem reichen Nichtsnutz, dem Eisblock aus der Stadt, Uchiha Sasuke – ihre Existenz darzureichen. Wären sie beide nicht durch Handschellen aneinandergekettet worden, hätte sie wohl ihre Arme in einer sich selbst präsentierenden Geste gehoben.

„Komm schon, Sasuke. Sei kein Frosch. Oder eher – keine Kröte.“
 

Mittlerweile verstand Sasuke all diese Wortspiele, die sie andauernd verwendete, und das zeigte ihm, dass er schon viel zu tief in der Scheiße steckte.
 

Ganz oder gar nicht, Sasuke. Merk dir das.
 

Er war schon ein Teil dieses Dorfes geworden, weil er ein Teil von Sakuras Leben wurde, jetzt, in diesem Moment und in all den anderen, genauso, wie er in Jiraiyas Leben Spuren zog, in Kakashis und in Narutos.
 

Sasuke seufzte. Gut. Dann würde sie ihm halt ihre Welt offenbaren.

„Okay, Sakura. Zeig mir, wie du lebst.“
 

Er resignierte.
 

Du hast es geschafft, du hast es geschafft, mich zum Aufgeben zu bringen. Aufgeben, gegen meine Gefühle anzukämpfen. Gegen deine Gefühle…
 

„Warte, Sasuke“, wiederholte sie leise.

„Was?“, fuhr er sie an. „Was, verdammt noch mal, willst du von mir?“ Er war so was von sauer, Sakura sah das. Nur einen Moment später hatte er wieder all seine Emotionen hinter seiner Maske versteckt. Aber sie zeigte erste Risse.
 

Der erste Schritt…
 

„Sasuke… komm, lass uns an den Strand gehen.“ Sakura war aufgestanden, blickte ihm ins Gesicht und lächelte beruhigend. Er fühlte, wie sich etwas in seiner Brust zusammenzog. Warum ging er jetzt nicht einfach? Warum ließ er nicht einfach dieses dumme, dumme Mädchen stehen? Warum musste sie ihn anlächeln, warum musste sie so verdammt ehrlich sein? „Okay.“
 

Jetzt, während sie durch die Straßen liefen, fühlte er sich… sicher. Er wusste genau, weswegen, aber er versuchte den Grund so gut es ging in einen ungefährlichen Teil seines Gehirns zu verstecken, in einen Teil, der ihn nicht verraten würde.

Sakura neben ihm war ebenfalls still, aber es war kein angenehmes Stummsein, wie sie es in letzter Zeit öfter zu schweigen pflegten, weil Naruto genug für zehn redete, weil sie sich einfach nichts zu sagen hatten, weil sie zufrieden waren – sondern ein wartendes, ein lauerndes. Lauernd darauf, dass er etwas Dummes sagte.

Das Schweigen hielt bis zum Strand, bis sie beinahe auf einem der Steine ausrutschte und er ihre Hand umklammerte. „Danke, Sasuke“, wisperte sie. Sasuke gefiel die Art, wie es betont wurde, nicht. Es klang viel zu gefährlich.

„Pass auf, dass das nicht zur Gewohnheit wird“, sagte er deswegen nur so nüchtern und kühl wie möglich.
 

Als sie ihm Sand saßen, brach ein plötzliches Lachen aus Sakura heraus. „Meine Güte!“ Sie lächelte ihn an, in ihren Augen flackerte es, aber Sasuke sah, dass da etwas Falsches in ihren Augen war. „Wir benehmen uns wie zwei verliebte Teenies auf ihrem ersten Date!“

„Hm.“ Sasuke wusste nicht, ob sie wusste, was sie da sagte, aber er hoffte, dass sie es nicht wusste.

Sie ließ sich nach hinten fallen, die Haare breit gefächert, ihre Arme weit von sich weggestreckt. „Hat Naruto dich auch so bequatscht, von wegen, wir sollten gemeinsam auf das Fest gehen?“, wollte sie wissen.

„Ja“, sagte er und legte sich neben sie, den Kopf in seine verschränkten Hände gebettet.

„Ich dachte, wir gehen eh zusammen hin, oder?“ Sakura sah ihn aufmerksam von der Seite an, sie schien unsicher.

„Natürlich.“ Er schloss die Augen, und entspannte sich, wie er es nur bei ihr konnte.

„Gut“, hörte er noch, dann umhüllte sie die Stille, die er so sehr an ihr liebte. Die Stille, die ihm sagte, dass alles richtig war.
 

Der zweite Schritt…
 

„Bin wieder da!“ Tsunade kam ihr entgegen, sich an das Treppengeländer lehnend und beobachtend, wie sie aus den Winterstiefeln schlüpfte und Mantel und Schal an die Garderobe hängte. „Und, was hast du heute so gemacht, Sakura?“

„Ich… war bei Momoko-chan, dann mit Neji-kun spazieren und später noch mit… Sasuke am Strand.“ Das Mädchen schien irgendwie unsicher.

„Was ist passiert, Sakura?“, kam Tsunade gleich zum Eingemachten, während sie sich in die Küche setzten und Tsunade sich und dem Mädchen Tee einschenkte. „Es ist… nichts passiert, o-ba-san. Das ist es ja“, fügte sie leise hinzu, fast zu leise, aber Tsunade war es gewohnt, dass Sakura bei solchen Gefühlsdingen nicht wirklich die Offenste war. Ihr Vater war genauso gewesen.

„Ich versteh dich eh nicht mehr, seit Uchiha hier ist. Und seit wann hängst du überhaupt mit Hyuga ab?“

„Das ist alles nicht so einfach…“, setzte Sakura an.

„Wenn die Leute so etwas sagen, ist es immer eine einfache, aber peinliche Sache“, warf Tsunade trocken ein. „Jetzt sag schon, Sakura. Schlimmer, als dass du mit Lee zusammen bist, kann’s ja nicht sein…“ Sie schien darüber zu denken, was wäre, wenn ihre „Nichte“ mit diesem merkwürdigsten allen Jungen zusammen wäre. „Wenn du mit Rock Lee zusammen bist, enterbe ich dich.“
 

Sakura lachte kurz künstlich auf, verstummte aber sofort unter dem drohenden Blick Tsunades. „Ich… also… ähm, seit… seit Sasuke hier ist, ist die Beziehung zwischen TenTen-chan und Neji-kun noch komplizierter geworden. Deswegen… wollte er sie eifersüchtig machen… mit mir. Und da ich eh nicht verstehe, wieso TenTen so oberflächlich ist… hab ich einfach mitgemacht. Und mittlerweile – ähm, ich würd sagen, Neji-kun und ich sind wirklich Freunde!“
 

„Die Pointe, Schätzchen.“
 

„Ja… also, heute, im Café, hat Neji-kun mich vor Sasuke geküsst, um zu… was weiß ich, wieso. Und dann war Sasuke so komisch drauf, obwohl ich dachte, über diese Phase wär er schon längst hinweg, aber das ist er anscheinend doch nicht und das nervt mich alles und Naruto versucht ständig, ihn und mich zu verkuppeln, was wiederum Hinata völlig kirre macht, weil er anscheinend mit ihr nur noch über uns redet und sie sich natürlich nicht traut, ihm das ins Gesicht zu sagen, weil sie immer noch viel zu schüchtern ist und anscheinend ist sie auch eifersüchtig auf mich… und Sasuke – findest du das nicht auch albern? – und TenTen kann ich jetzt auch nicht mehr in die Augen sehen, weil der Plan war, sie eifersüchtig zu machen und nicht rumzuknutschen und ich will sie nicht als Freundin verlieren und“, Sakura schnappte nach Luft, „na ja… jetzt weiß ich nicht, was ich machen soll. Das wär’s in Kurzform…“
 

„Also, wenn ich deine Probleme hätte…“, murmelte die vollbusige Dame, „Es ist doch ganz offensichtlich, was los ist… aber…“, plötzlich hatte Tsunade ein wölfisches Grinsen auf den Lippen, „was ist eigentlich mit dir und Sasuke?“

Sakura wurde rot wie ein Feuermelder. „Nichts ist mit uns! Er ist nur ein Freund!“

„Das sagen die Leute auch immer, wenn sie sich verknallt haben.“

„N-nein! Es… es läuft wirklich nichts. Ich mein… ich… er… das würde niemals, nie im Leben, klappen! Stell dir mal vor, was ist, wenn ich in Sapporo studiere und er wieder in Tokio hockt! Außerdem ist er nun wirklich nicht der Beziehungstyp -“

„Dafür, dass nichts ist, machst du dir ja wirklich ziemlich viele Gedanken, huh?“ Tsunade hatte ein wissendes Lächeln aufgesetzt, freudig und mitleidig gleichzeitig. „Weißt du, dass ich mir gewünscht habe, dass du dich endlich mal verliebst, seit du bei mir wohnst? Nach dieser Riesen-Pleite mit Ryozo, meine ich.“

Sakuras Mund klappte auf, das einzige, was sie herausbrachte, war ein wirklich erstaunlich intelligentes „Hä?“

„Na ja, ganz am Anfang dacht ich ja, da könnt was zwischen dir und Naruto passieren, aber mittlerweile… na, und seit Uchiha da ist… Du bist in ihn verliebt, Sakura.“

„Ich…“

„Ich hab mir immer gewünscht, dass du dir jemand einfachen aussuchst, weiß nicht, Shoichi, Akira oder so und nicht Mr Tiefkühler – aber was erwarte ich denn von dir? Wenn du jemals einen normalen Typen nach Hause schleppst, dann geh ich zu Ton-Ton und mach ihm ’nen Heiratsantrag.“

„Tsunade…“

„Hoffen wir, dass das mit euch beiden klappt und…“

„Tsunade.“

„… dass er dir nicht das Herz bricht…“

„Tsunade!“

„… denn wenner dir das Herz bricht, wird er Kinderwünsche bis auf weiteres vergessen müssen…“

„TSUNADE!“
 

Tsunade, durch das Gebrüll Sakuras in ihrem Monolog gestört, fragte: „Was?

„Tsunade, schon mal dran gedacht, dass wir nicht zusammen kommen werden? Und dass er vielleicht nicht auf mich fliegt? Dass er vielleicht eher auf… was weiß ich… Blond oder Brünett steht und nicht auf Rosa? Dass er vielleicht nicht in mich verliebt ist? Und dass ich vielleicht auch nicht in ihn bin?“

„Schätzchen, so wie du dich verhältst, bist du definitiv in ihn verschossen. Und außerdem… wer liebt dich denn nicht? Wie kann es jemand überhaupt wagen, dich nicht zu lieben?“

„Sasuke liebt mich nicht. So ist es und so ist es gut. Wir bleiben Freunde und mehr auch nicht.“
 

Der dritte Schritt…
 

Fast zwei Wochen später, ein Tag vor dem Sapporo Yuri Matsuri,fluchte Jiraiya, als er den Fernseher ausschaltete. „Verdammte Scheiße! Ausgerechnet morgen soll es wieder unangenehm werden! Wie soll man sich denn Eisskulpturen ansehen, wenn es schneit??“
 

Sasuke, der in einem alten Ohrensessel saß und gerade einen Brief von Temari zerknüllte, sah auf. Er zerrupfte das Papier auseinander und versuchte, Ordnung in seinen Kopf zu bekommen, in dem die Gedanken wirbelten wie die weißen Flocken in einer Schneewehe.
 

Deinem Bruder geht es immer schlechter, Sasuke. Wenn es nicht jetzt die Zeit ist, ihm endlich zu vergeben – wann dann? Bitte, Sasuke. Wenn du schon nicht Itachi einen Gefallen tun willst, dann tu es mir zuliebe! Wir brauchen dich hier alle sehr. Gaara kriegt bald einen Nervenzusammenbruch und Kankuro sitzt mal wieder auf seinem hohen Ross, obwohl Itachi von Tag zu Tag kaputter geht und ich bei all den Schulden, die er für die Firma gerade macht, echt schwarz sehe…
 

Sasuke schüttelte den Kopf. Weg mit den dummen Gedanken! Er hatte nicht darum gebeten, hierher zu kommen. Er war hier, weil er musste – und mittlerweile auch, weil er wollte, auch wenn er das niemals öffentlich zugeben würde – und er würde nicht gehen, bevor 365 Tage vorbeigegangen wären. Was Itachi tat, war definitiv seine Angelegenheit und wenn er es nicht ohne einen 19-jährigen schaffte, diese beschissene Firma aufrecht zu erhalten, dann war das nun mal sein Pech. Punktum.
 

„Was ist los, Junge?“ Kakashi stand plötzlich neben ihm, und wäre Sasuke nicht so geübt darin gewesen, keine Emotionen zu offenbaren, wäre er sicherlich zusammengezuckt.

„Sakura war heute auch schon so neben der Spur, als wir trainiert haben. Naruto hat sie innerhalb der ersten Minute flachlegen können!“ Sasuke verspannte sich, seine Fingernägel gruben sich tief in seine Handflächen, obwohl er genau wusste, dass Kakashi es nicht so gemeint hatte. Aber wenn…

„Na, du weißt ja, wie das ist, wenn man nicht zu hundert Prozent aufmerksam ist, stimmt’s?“

„Wie?“ Der Schwarzhaarige schien ein wenig verwirrt.

„Ich… ach, vergiss es, Junge. Also – was ist los mit dir? Und was hat das mit Kitten zu tun?“
 

Sasuke bedachte Kakashi mit einem abwehrenden Blick, dann murmelte er: „Ich leg mich hin.“

Doch Jiraiya, der Sasuke ebenfalls aufmerksam beobachtet hatte, schnalzte mit der Zunge. „So nicht, Uchiha. Erzähl endlich, was passiert ist! Du bist doch sonst nicht so… merkwürdig!“

„Es ist nichts, okay?“, schnauzte Sasuke.

„In Ordnung, Junge. Falls nichts ist, kannst du uns ja erzählen, wann aus dir ein Mensch geworden ist, huh?“

Obwohl du wohl gerade eine Rückverwandlung durchmachst. Und obwohl wir ja schon wissen, dass es zwei, drei Monate her ist, dass du ein Mensch geworden bist“, addierte Jiraiya grinsend.

Sasuke rieb sich die Schläfen und versuchte das Pochen in seinem Kopf zu vergessen. „Mann! Sakura hat mich halt durch die Gegend geschleppt und mir Leute vorgestellt und gezeigt, wo man auf Toilette kann, und so weiter.“

„Aha.“ Seine beiden Mitbewohner grinsten sich an; Kakashis Augenbrauen verschwanden fast in seinem Haar, Jiraiya hatte ein sehr anzügliches Funkeln in den Augen. „Ich seh’s vor mir: Und so weiter – der neue Liebesroman… zwei Menschen, unterschiedlicher nicht möglich, treffen sich am Hafen Wakkanais und während sie sich näher kennen lernen, kommt es immer wieder zu gefährlichen Anspielungen… ähm… gerade, weil das Mädchen schon einen Freund hat und eine schwangere Freundin nur darauf lauert, sich den gutaussehenden Jüngling unter die Haube zu bringen – mit sich als Braut. Werden die beiden Liebenden es schaffen, letztendlich doch zusammen zu kommen?“ Jiraiya stand auf dem Sofa, hatte sich in eine wichtigtuerische Pose geworfen und Kakashi währenddessen kugelte sich auf dem Boden vor lachen.
 

Oh Mann.
 

Ein Perverser, und ein Perverser, der die perversen Bücher des ersten Perversen las – das waren seine tollen Mitbewohner.

„Ach, verpisst euch doch alle“, murmelte Sasuke, dann verpisste er sich auf sein Zimmer. Das Gelächter hörte er trotzdem noch.

Tochter Scheherezades

Siebter Monat – Februar
 


 

Er lag unumgezogen auf seinem Bett, das Fenster weit geöffnet, so dass die kalte Nachtluft sich in seinem Zimmer einnistete. Der kalte Mond schien herein, warf einen unmenschlichen Schimmer auf ihn. Es war schon spät nach Mitternacht, aber er konnte einfach nicht einschlafen. Erinnerungen zurrten an seinem Verstand, seinem geordneten, kühlen Verstand, von dem Itachi, sein Vater und all die anderen immer gesagt hatten, dass er immer noch nicht nüchtern und rational genug war. Jetzt im Nachhinein musste Sasuke zugeben, dass es stimmte. Er war keine Maschine, er war ein Mensch. Menschen hatten Gefühle. Und das war in Ordnung. Es war kein Fehler.
 

Es ist kein Fehler!
 

Lass mich dir meine Welt zeigen! Farbenfroh, schön, voller Liebe…
 

Hokkaido, Wakkanai

Vierter Monat – November
 

Sakuras Gesicht leuchtete nicht, wie es sonst immer war, das einzige, woran man hätte sehen können, dass sie fröhlich war, war ihr verhaltenes, stilles Lächeln. Es schien nicht so richtig zu Sakura zu gehören, stand ihr aber ausgezeichnet – das sah er ganz objektiv –, noch besser vielleicht als das ewig strahlende Mädchen.

Jetzt wirkte sie wie eine Frau – klug, bezaubernd, attraktiv… begehrenswert.
 

Sasuke schüttelte den Kopf, weil ihm diese lästigen Gedanken kamen, als könne er sie damit wegwischen.
 

„Kommst du?“ Sie lächelte wieder dieses liebe Lächeln und nickte dann mit dem Kopf Richtung Hafen. „Ich möchte dir meine Freunde vorstellen. Und…“, sie stockte, „ach, ist ja auch egal.“

Sasuke runzelte die Stirn, beschloss aber, vorerst nicht nachzubohren. Stumm folgte er ihr, während sie ihm alles zeigte, was es zu sehen gab. Sie wies auf die hohen Bäume, die mehrere Jahrhunderte alt seien, wie sie in der besten Fremdenführerinnenstimme, die sie draufhatte, erläuterte. Sie erklärte, dass dieses Dorf nur vom Fang von Meeresfrüchten und kleinen Familienbetrieben lebte und der Hafen ein eher kleiner war. Sie zeigte ihm mit spöttischer Miene Denkmäler der ersten Einwanderer.

Sakura schien seinen fragenden Gesichtsausdruck bemerkt zu haben.
 

„Die Japaner sind hier auf Hokkaidō Eindringlinge gewesen, Sasuke. Das waren sie vor Jahrhunderten, das sind sie auch jetzt noch. Die meisten Ureinwohner, die Ainu, leben in abgeschiedenen Gemeinden, sie haben sich zusammengeschlossen, weil sie hier keinen Halt gefunden haben. Sie wurden verspottet, weil sie nicht so viel Geld hatten wie die Japaner, und auch jetzt haben die wenigsten es zu Ansehen gebracht. Unsereins kann schrecklich beschränkt sein, wenn’s um so etwas geht.“
 

Sasuke hatte wirklich nichts Anderes von ihr erwartet. Sie war die typische Person, die sich für alte Menschen, Minderheiten und Wale einsetzte. So typisch…

Plötzlich hatte sie wieder ein Lächeln im Gesicht, das mehr dem fröhlichen Mädchen entsprach, das er bisher kennen gelernt hatte. Ihre Augen glühten.

„Na los, lass uns den Fischmarkt durchstöbern – oder willst du den bezaubernden Geruch frischen Fisches nicht genießen?“ Diesmal zog sie nicht an den Handschellen, und er ging bereitwillig von sich allein aus mit.
 

Über den Tag verstreut besuchten sie viele Bekannte Sakuras, eine alte Frau, der Sakura manchmal beim Einkaufen half, einen jungen Mann – Iruka –, der mit ihr kurz über die Walfischereien der Chinesen sprach und letztendlich ein Mädchen, ungefähr in ihrem Alter.

„Hey, TenTen-chan“, grüßte Sakura fröhlich und wollte das braunhaarige Mädchen an sich drücken, doch sie besann sich im letzten Moment.

„Oh. Sorry, Ten, aber ich bin gebunden. Sonst würd ich dich umarmen…“ Sakura lächelte entschuldigend, und hob wie zum Beweis den Arm; das Metall rasselte und Sasukes Arm wurde unfreiwillig mitgezogen. TenTen lachte auf, dann fragte sie mit einem feinen, kaum hörbaren Akzent: „Mal wieder Kakashi-san?“

„Nein“, entgegnete Sakura, „diesmal Jiraiya.“

Die beiden Mädchen redeten weiter miteinander, Sasuke hatte die eine Hand – die nicht in Handschellen lag – in seiner Hosentasche vergraben und pustete sich die Haare aus der Stirn.
 

Merkwürdigerweise fassten sich die beiden recht kurz, was vor allem an dieser TenTen zu liegen schien und Sasuke beschloss, das Mädchen zu mögen. Sie erinnerte ihn an Temari.

TenTen lächelte: „Okay – also sehen wir uns heute Abend um Acht am Darcy-See?“

„Jepp. Dann bis später – und grüß Neji-kun und Hinata-chan von mir, ja?“, antwortete Sakura.
 

Sakura lächelte zufrieden, als sie Sasuke weiter mit sich zog.

„Wer war das?“, meldete er sich das erste Mal seit einer halben Stunde zu Wort.

„Oh. TenTen… sie ist eine halbe Ainu. Ihr Vater ist nach der Geburt abgehauen und sie und ihre Mutter hatten’s wirklich nicht leicht. Wenn man bedenkt, dass sie eine alleinerziehende Mutter mit Ainu-Wurzeln ist…“ Das Mädchen zuckte mit den Schultern. „Aber es kommt doch drauf an, wie man ist, und nicht, was, oder? Und TenTens Mutter ist wirklich supernett, genauso wie TenTen.“ Sakura sah zu ihm hoch. Erst jetzt fiel Sasuke auf, dass sie fast einen Kopf kleiner war als er… aber das, musste er zugeben, machte ihre unglaubliche Fröhlichkeit (und ihre harte Rechte…) wett.

In den nächsten Stunden gingen sie an den Hafen und Sasuke fühlte das erste Mal, seit er hier war, wirkliche… Ruhe. Sakura hatte ihn zu einem stillen Plätzchen gebracht und man hörte nur das ungestüme Brechen der Wellen.

„Und, war es das wert, deinen Stolz zu vergessen?“ Sie hatte ein schelmisches Lächeln aufgesetzt, ihre Haare waren vom Wind zerwühlt, ihre Wangen gerötet. Sie sah wundervoll aus.
 

Er nickte nur, wollte sich nicht der Blöße eines klitzekleinen ‚Ja’s geben, was Sakura zum Grinsen brachte. „Na, dann hat es sich doch gelohnt, nicht wahr? Und heute Abend gehen wir mit den anderen aus und wecken dann Jiraiya um vier Uhr morgens und brüllen ihn zusammen, weil er uns Handschellen angelegt hat!“ Sie schien Feuer und Flamme, ihre Begeisterung war ansteckend und beinahe hätte Sasuke gelacht.
 

Es dämmerte schon, als sie wieder Richtung Sakuras zu Hause schlenderten, und obwohl Sasuke kein offener Mensch war, so hatte Sakura es doch geschafft, aus ihm Informationen herauszukitzeln.
 

„Wie ist deine Familie?“, löcherte sie ihn nun weiter. „Hast du Geschwister? Was arbeiten deine Eltern?“

Sakura hatte einen wunden Punkt getroffen, aber Sasuke wollte sich das auf keinen Fall anmerken lassen. Niemals Emotionen zeigen. Gefühle sind was für Schwächlinge.
 

„Mein Vater ist vor ein paar Jahren gestorben. Meine Mutter kommt nicht mehr aus dem Haus raus und mein Bruder kümmert sich jetzt ums Familiengeschäft.“
 

Sie biss sich auf die Unterlippe und sah ihn an; in ihren Augen stand das Verständnis und das Wissen, dass er kein Mitgefühl wollte – es nicht brauchte.

„Das tut mir sehr leid.“
 

Für einen kurzen, irrationalen Augenblick hatte er das Bedürfnis, sie in die Arme zu nehmen und herauszufinden, was ihr auf dem Herzen lag, sie zu trösten. Schnell schüttelte er diese Empfindung ab, bemühte sich, seine Fassade aufrecht zu erhalten, aber in Sakuras und Narutos Nähe schien sie immer brüchiger zu werden.

„Mir auch.“
 

Sakura warf ihm einen kurzen Blick zu. „Erzähl mir, wie er war“, bat sie.

„Vater war… kein netter Mensch. Er war sehr unterkühlt und hielt nichts von unnötigen Gefühlsduseleien. Meine Mutter hingegen war… ist… eine sehr liebevolle Frau und ich habe mich oft gefragt, warum sie ihn geheiratet hat.“ Die Details über den Tod seines Vaters und die Beziehung zu seinem Bruder ließ Sasuke aus; er wusste nicht, was Sakura davon halten würde. Und merkwürdigerweise… war ihm ihre Meinung sehr wichtig.

Aber sie lächelte nur traurig, während sie seine Geschichte hörte, ihre Unterlippe zitterte leicht. Dann nahm sie seine Hand und zog ihn in die entgegengesetzte Richtung. Sakura hatte eigentlich vorgehabt, ihn zum Abendessen mit Naruto und Tsunade einzuladen, aber das könnte sie auch noch irgendwann anders machen. Sie hatten alle Zeit der Welt, aber dieser Moment der Verbundenheit, dieser Funken, der übergesprungen war, würde sicherlich nicht lange glühen. Sasuke nahm wahr, wie sie immer weiter in die Wildnis, außerhalb des Dorfes, gelangten und er konnte diesen Hauch von Unwohlsein nicht unterdrücken. Vielleicht war er ja wirklich ein Stadt-Heini, genauso wie Sakura es gesagt hatte und er traute sich noch nicht mal, in irgendeine Höhle hineinzugehen. In eine dunkle, unbekannte Höhle, wohlgemerkt.
 

„Meine Mutter war ein Flittchen, Sasuke. Sie war eine Nutte ohne Zuhälter. Hier gibt es keine Bordelle, zumindest nicht in unsrem Dorf.“ Die Worte hallten an den hohen Steinwänden, und hinterließen ein leises Echo.

„Sie war eine Nutte mit ainuischen Wurzeln – und beachte, Sasuke, die Betonung liegt auf ainuisch. Um es kurz zu machen:

Mein Vater war hierher gekommen, weil seine reiche, reiche Verlobte hier wohnte und er sie nun mal heiraten musste – und mein Vater verabscheute… all dieses Gesellschaftsleben, obwohl seine Familie zur High Society gehörte… wohl immer noch gehört. Nun, wie auch immer – es wurde ihm zu bunt, er löste die Verlobung, verschwand aus Yokohama hierher und wollte einfach nur seine Ruhe.

Mutter war eine Scheherazade der Neuzeit: schön, begehrenswert und klug genug, um ihn zum Bleiben zu überreden. Sie wollte ihn heiraten, damit sie endlich angesehen werden würde, er wollte nur Ruhe und Sex. Jedenfalls wurde sie dann irgendwann schwanger, mit mir, er wollte immer noch nicht heiraten, ihr wurde es zu bunt, weil er sich als Wasserkopf entpuppte und der Traum von toller Hochzeit geplatzt war. Nachdem sie entbunden hatte, ist sie abgehauen, mit irgendeinem Kerl aus Amerika, der hier zum Skifahren war. Mein Vater saß also hier in diesem dummen, kleinen Dorf, seine Familie hasste ihn, seine Verlobte hatte seinen jüngeren Bruder genommen, und er war schon längst enterbt und aus dem Stammbaum entfernt worden. Na, und irgendwann dann hat Tsunade ihn in der Notaufnahme aufgenommen – damals war sie noch Ärztin im Krankenhaus – weil er zu viele Tabletten geschluckt hat. Er hat sich umgebracht; ich bin im Waisenhaus im überüberübernächsten Dorf gelandet, obwohl Tsunade anfangs vorhatte, mich zu adoptieren – ist das dann auch ins Wasser gefallen, weil sie immer noch damals diese Alkoholprobleme hatte. Mit sieben oder so hat Kakashi mich dann nach Wakkanai geholt. Das ist es, Sasuke. Meine Lebensgeschichte.“
 

Ihre Fingerspitzen berührten die kalten von der Sonne unberührten Wände, die Schatten wurden immer länger.
 

Sasuke wusste nicht genau, wie er darauf reagieren sollte. Sakura hatte ohne Scheu mit ihm über diese… scheußliche Vergangenheit, ihre Vergangenheit geredet.
 

„Der Vater ein ängstlicher Idiot ohne Peilung, die Mutter eine Prostituierte, die abhaut, sobald sich eine Möglichkeit ergibt. Wenn das keine guten Anlagen sind.“ Sie klang jetzt verbittert, wie jemand, der schon aufgegeben hatte. Wie jemand, der nicht die quirlige, lebensfrohe, im Regen tanzende Sakura war.
 

Sasuke lehnte sich neben sie und starrte an die Wand ihm gegenüber. Es war… kompliziert.
 

„Aber… irgendwo sind es immer noch meine Eltern und ich hasse sie. Dumm, oder? Eigentlich sollten sie mir am Arsch vorbeigehen, schließlich habe ich sie nie kennen gelernt und Kakashi, Jiraiya und Tsunade sind mehr meine Eltern als sie, aber… ich hasse sie dennoch dafür, dass sie mich allein gelassen haben. Und ich wünschte, sie würden hier sein, damit ich sie lieben könnte.“ Sie lachte auf. „Das ist so albern! Ich mein… sie… ich…“ Sie strich sich mit dem Handrücken ihrer freien Hand über die Augen und blinzelte stark. „Diese Höhle erinnert mich an sie. Ich weiß nicht, ob die beiden überhaupt von ihrer Existenz gewusst haben, aber ich fühle mich hier meinen Eltern näher als irgendwo anders.“ Dann schien ihr aufzufallen, dass er die ganze Zeit geschwiegen hatte, es machte sie scheinbar unruhig.

„Ich… tut mir leid, dass ich dich damit zuschwafle… es war einfach…“ Sakura stockte. „Ich denke einfach… dass du nicht zu denen gehörst, die das jetzt im ganzen Dorf ausbreiten. So sehr ich es hier liebe, manchmal wünschte ich, ich könnte die Anonymität der Großstadt genießen. Du kannst heulend durch die Straßen laufen, und niemanden kümmert es, weil jeder denkt, ein anderer wird schon helfen. Hier wirst du mit Taschentüchern bombardiert.“

Sie schien zumindest ihren Humor wieder gewonnen zu haben – wenn auch mit etwas Schwärze getränkt –, aber Sasuke musterte sie immer noch irgendwie… besorgt.
 

„Manchmal fühlt man sich in der Großstadt sehr allein“, sagte er irgendwann mit seiner rauen Stimme. „Man kommt sich vor wie ein Sandkorn in der Wüste. Unwichtig. Einsam.“
 

Plötzlich spürte er ihren Arm um seinen Körper, ihre Haare am Hals, ihren Duft in der Nase. Sie umarmte ihn, federleicht und doch so bedeutend. Ihre andere Hand hatte seine umfasst, und ließ ihn sich komplett fühlen. Einfach nur vollständig.

„Ich hab dich so vermisst, Sasuke-kun. Warum bist du nicht früher aufgetaucht?“ Es klang wie eine Anklage, aber er verstand sie richtig. Er hatte sie auch vermisst, sie hatte gefehlt in seinem Leben. Absurd wie es klang.

Er seufzte, während er sie ein wenig enger an sich selbst drückte. Hier, in diesem Moment konnte er nicht daran denken, dass er mitten ins Verderben raste.
 

Gefühle machen schwach, Sasuke. Itachi hat das verstanden, wann bist du dran?
 

Ihr Vater wurde in seinem Büro gefunden. Es… er hat eine Kopfverletzung und ist verblutet. Alles sieht nach einem Unfall aus, Uchiha-san.
 

Aber Hass ist nicht das schlimmste, otouto. Solange du mich hasst, weiß ich, dass du mich noch liebst.
 

„Oh verdammter Scheißdreck!“
 

Sasuke wurde aus seinen Erinnerungen geschleudert, weil Sakura panisch auf seine Armbanduhr starrte. „Wir kommen zu spät! Es ist schon zehn vor acht! Bis zum Darcy-See schaffen wir das nie!“ Nach diesem – leicht panischen – Ausruf zerrte sie ihn mit aus der Hölle, und Sasuke nahm kurz war, dass die Sonne nun komplett untergegangen war. An ihrer Stelle war der strahlende Halbmond erschienen, der sanftes Licht auf sie warf, während sie rannten, Sakura wieder seine Hand fassend. Kleine Wölkchen aus heißem Atem in der kalten Novembernacht hingen in der Luft, aber Sasuke und Sakura waren still. Alles war gesagt.
 

°°°
 

„Mann, da seid ihr ja endlich! Sogar ich bin schon hier, echt jetzt!“

Narutos Begrüßung war freundlich wie eh und je, während er bockig auf einem Felsen hockte und beleidigt in den Himmel starrte.
 

„S-sorry-… wir… ich hab-… die Zeit vergessen…“, keuchte Sakura. Jetzt wusste sie, warum sie sich so sehr gefreut hatte, endlich nicht mehr zur Schule zu gehen: der elende Sportunterricht. Aber es war zumindest nett von Sasuke gewesen – dessen Atem natürlich noch absolut ruhig ging, wie konnte es anders sein – dass er sie nicht gehetzt hatte.
 

„Ts! Und da meckerst du mit mir, wenn ich zu spät komme?! Pah!“, grummelte Naruto, der miesepetrig den Weg entlangmarschierte. Sakura warf ihm nur einen belustigten Blick zu. „Das macht er immer so, wenn ich zu spät komme“, erklärte sie Sasuke. „Was ja NICHT SO OFT IST WIE BEI NARUTO, aber wenn, dann macht er draus den 3. Weltkrieg.“ Sasuke grinste nur leicht, während sie Dobe folgten.
 

Endlich am Darcy-See angekommen, wurde Naruto erst einmal von einer Welle Beschimpfungen empfangen.
 

„Mann, dass du auch immer zu spät kommen musst!“

„Usuratonkachi! Deinetwegen ist mir mopskalt!“

„Typisch Fuchs halt…“

„Ich hab Hunger!“

Naruto, eh schon mit den Nerven gespielt am Ende, flippte nun vollkommen aus:
 

„MANN, DAS WAR ICH NICHT!!!!! SAKURA IST ZU SPÄT GEKOMMEN!!!!!! ARGH!“
 

Sakura indes lachte sich zu Tode und wäre sie nicht an Sasuke gekettet gewesen, läge sie sicherlich schon auf dem kalten Boden.

Ihre Freunde zuckten daraufhin nur mit den Schultern.
 

„Ach so…“

„Ach, macht doch nix. Kitten ist halt ein bisschen zu spät gekommen… passiert jedem mal.“

„Was erwartet man schon von Stirni? Hinter dieser Breitstirn kann doch nur Luft sein!“
 

Plötzlich lachte Naruto auf. Es war ein Ritual geworden. „Hey Leute!“ Er begrüßte die Junges mit einem ‚coolen’ Handschlag, die Mädchen umarmte er. Sakura hatte sich auch wieder eingekriegt, hob allerdings nur die freie Hand zum Gruß. „Oh, bevor ich’s vergesse: Das ist Sasuke, der, der jetzt bei Jiraiya und Kakashi wohnt. Wir wurden-… aneinandergelegt, damit er nicht abhaut, wenn ich ihm das Dorf zeige.“ Sakura grinste schief. Zuerst traute sich anscheinend niemand etwas zu sagen, bis ein blondes Mädchen wie ein geölter Blitz auf Sasuke zuschoss, ihn plötzlich heftig umarmte und ihn dann anstrahlte: „Hey, ich bin Yamanaka Ino! Ich mag Ikebana, arbeite im Blumenladen meiner Eltern, bin Single und find dich scharf. Willst du mit mir gehen?“ Sasuke sah beunruhigt das Mädchen an. Gott, konnte die schnell reden. Und was sie da redete… unvermittelt dankte er Gott, dass er sich mit Sakura und Naruto bekannt gemacht hatte, und nicht als erstes auf diese Furie getroffen war. Er hörte ein sanftes, melodisches Lachen, dann stellte sich schon das nächste Mädchen vor: „Hyuga Hinata. Ich b-bin mit Naruto-kun zusammen, also nicht Single“, sie warf einen erheiterten Blick zu der Blonden, „und freu mich sehr, dich endlich kennen zu lernen. Naruto und Sakura haben schon total viel von dir erzählt.“ Ihr Lächeln war bezaubernd und er verstand, was Sakura und Naruto gemeint hatten, als sie von der jungen Hyuga erzählt hatten. Naruto hatte einen wirklich ausgezeichneten Geschmack… obwohl sie ihm persönlich vielleicht etwas zu sanft war.
 

Der Reihe nach stellten sich nun alle brav vor, die meisten lächelten, niemand umarmte ihn ein weiteres Mal, bis TenTen an die Reihe kam. An die Halb-Ainu erinnerte er sich noch, jetzt, mit dem Wissen um Sakuras Mutter, nur noch schärfer. Sie hatte schöne, braune Augen, und war hübsch, wenn auch nichts Besonderes, falls man von dem leicht europäischen Hauch absah. „Ich bin TenTen“, stellte sie sich schlicht vor, aber ihr Lächeln reichte, damit er wusste, dass sie auf ihn stand.

Als letztes war da ein Junge, in etwa so groß wie Sasuke selbst, der ihn mit einem wütenden Funkeln in seinen blassen Augen begrüßte. „Hyuga Neji, Cousin von Hinata.“ Feind von dir. Er hatte es nicht gesagt, aber Sasuke hatte genügend Leute, die ihn nicht ausstehen konnten, um zu erkennen, dass Neji definitiv dazugehörte.
 

„Kiba, gib mir den Ballon wieder her! Kiba! Kiba, du beschissenes Arschgesicht, komm SOFORT HER!!!!!!!“ Jetzt wusste Sasuke, warum er auf eine nähere Bekanntschaft zu Ino verzichtete. Mit diesem Stimmorgan könnte sie jede Oper allein singen. Kiba, ein Junge, der anscheinend nie ohne seinen Hund aus dem Haus ging – und auch nicht im Haus, wie Naruto ihm erklärt hatte – hatte sich den Luftballon geschnappt, den ein anderer Junge für sie gekauft hatte.
 

„Oh Mann, wie nervig…“, hörte Sasuke neben sich. Der Junge – „Shikamaru, ein Intelligenzviech, das mit mir studieren wird“ – stöhnte auf und zündete sich dann eine Zigarette an. Er schien den Blick von Sasuke gespürt zu haben, denn er murmelte: „Ich als angehender Medizinstudent sollte nicht rauchen, aber bei Ino bleibt mir nichts anderes übrig, echt jetzt. Stress pur, einfach nur nervig.“ Färbte denn wirklich bei jedem Naruto ab? „Wenn ich fertig mit studieren bin, werd ich erst mal was gegen ihre Stimme erfinden. Mendoukose.“ Sasukes Mund umspielte der Hauch eines Grinsens, als er die Genervtheit von diesem Shikamaru hörte.

„Hey, lass Ino in Ruhe, Shikamaru! Schließlich bist du’s doch, der auf sie steht“, mischte sich nun Sakura ein.

„Klar. Und morgen werd ich ’ne verdammte Meerjungfrau, stimmt’s, Kitten?“

Sakura seufzte. „Also wirklich, Shikamaru. Komm mit ihr zusammen, ich halt dieses Gequietsche und Rummgeflirte nicht mehr aus. Tu’s fürs Allgemeinwohl!“ Shikamaru stieß ein kurzes „Nervig!“ aus, dann ging er gemächlich zu Ino und drückte ihr einen Kuss auf den Mund.
 

„Zwei sind weg, bleiben noch zwei“, hörte er Sakura murmeln.

„Sakura, was hast du vor?“

„Nichts, Sasuke! Nur die Erhaltung meiner Nerven!“ Sie grinste spitzbübisch, schien ganz aufzublühen bei ihren Freunden.

„Na, wenn du’s sagst…“
 

°°°
 

Es war tatsächlich spät nach Mitternacht, als Sasuke mit Sakura am Handgelenk vor Kakashis Haus stand. Nachdem sie sich die Spätvorstellung irgendeines Actionstreifens angesehen hatten – Naruto hatte die Knutschvorstellung von Ino und Shikamaru interessanter gefunden – „Echt jetzt, hätt’ mich nicht gewundert, wenn ihr gleich da gevögelt hättet!“ – waren sie noch in irgendeine Kneipe gegangen, wo – wer hätte das gedacht – Naruto einen über den Durst getrunken hatte, und von Hinata und Neji zu Tsunade geschleppt werden musste.

Jetzt wollte Sasuke nur noch ins Bett und von bösen Machenschaften träumen. Oder sie wahrmachen.
 

„Eins… zwei… drei… JIRAIYA!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“ Der alte Mann saß sofort senkrecht im Bett, die Augen weit aufgerissen, die Hand auf seinem Herz.

„W-was…? Sasuke! Sakura! Was macht ihr hier um… vier Uhr morgens???“

„Wir wollen die Schlüssel, Ero-sennin.“ Wie zum Beweis hob Sakura den Arm.

„Oh… da auf der Kommode-… und jetzt haut ab, bevor ich wach bin und euch Feuer unter’m Hintern mache!“
 

Nachdem Sakura ihm noch einmal spitzbübisch die Zunge rausgestreckt hatte, gingen sie gemächlich runter in die Diele.

Sasuke schloss die Handschellen auf und mit dem Klicken des geöffneten Schlosses kam die… Beklommenheit. Plötzlich konnten sie wieder so weit voneinander weg, wie sie wollten.

„Ich-… wir sehen uns dann morgen, ja? Tschüss, Sasuke.“

„Ja“, konnte er gerade noch sagen, dann war sie auch schon aus dem Haus geflitzt.
 

Das war das erste Mal gewesen, dass er Angst vor der Zukunft hatte. Zukunft ohne Sakura.
 

Ich habe mich in die farbenfrohe Welt verliebt. Was ist, wenn ich sie nicht mehr sehen kann?
 

Ich bin schwanger, Sasuke. Und… oh Gott, ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich weiß nicht, wer der Vater ist. Ach scheiße – Sasuke, ohne dich schaff ich’s nicht. Meld dich, Temari.
 

Sasuke stöhnte auf und drehte sein Gesicht zur Wand. Temari war verdammt noch mal schwanger. Als hätte er nicht auch so genug Probleme!

Nun, zumindest würde es einen Uchiha als Vater haben. Fragte sich nur, ob Itachi oder Sasuke.
 

Verdammte Scheiße!
 


 


 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Muahahahahaha. Ich bin so was von böse. *evilgrinst*
 

Wollt ihr eigentlich ein Happy End oder ein trauriges, dramatisches Ende? Ich richte mich da ganz (oder auch nicht, haha) nach euch.
 

Und hiermit möchte ich mich erst mal entschuldigen (für die Verspätung des Kapitels) und bedanken für die wunderbaren jetzt schon 35 Kommentare! Dankedankedanke! Und natürlich danke für 74 Favos. Und die Bitte natürlich um mehr Meldungen, hier!
 

Alter, Mann! Alter Mann! Sonst schreib ich nicht weiter!!!!11 Echt jetzt1!!!
 

Haha. Nein, ich würde mich nur freuen, wenn ihr Reviews hinterlasst. Und natürlich schreib ich weiter^^ Wär ja echt bösartig von mir, wenn nicht - wie sollt ihr ohne meine geile Story weiterleben *ironisch grinst*
 

bells-chan (mit viel Ironie, Sarkasmus und als Entschuldigung dafür Lilien)

Kopfgefühle, Herzgedanken

Siebter Monat – Februar
 


 

Das Sapporo Yuri Matsuri am nächsten Morgen wurde – wie schon im Wetterbericht angesagt – von unangenehm beißendem Wind eingeleitet. Als Sakura aus dem Fenster ihres Hotelzimmers starrte, konnte sie den Schnee beinahe fühlen, wie er sich in ihrem Inneren ausbreitete, obwohl noch keine einzige Flocke den mit einer dünnen Schicht Frost bedeckten Boden berührt hatte. Aber sie fühlte es. Es kribbelte in ihrer Nase. Es war nichts Schlimmes. Sie liebte Schnee, sie liebte Kälte. Zu viel Sonne machte sie ganz wuschig, die Temperaturen stiegen ihr zu Kopfe und sie benahm sich wie eine nörgelnde Fünfjährige. Vermutlich mochte sie auch deswegen Sasuke. Weil er kein Sonnenschein wie Naruto war. Weil er ganz anders war, als alle anderen Menschen, denen sie in ihrem Leben je begegnet war. Weil sie das Gefühl hatte, sie könnte sich fallen lassen, und würde aufgefangen, egal wie stumm und kalt er war. Eine erfrischende Abwechslung nach all den Jahren Wärme.

Sakura stöhnte auf.
 

Verschwinde endlich aus meinem Kopf, du bescheuerter Eisklotz!
 

Bei diesem Gedanken musste sie fast grinsen. Schließlich war er kein Eisklotz. Er war eine formvollendete Eisskulptur, mit spitzen Kanten und einer kalten, glatten Fassade. Nun, es gab einen Grund, warum sie das Schneefest liebte.
 

„Naruto, jetzt hetz doch nicht so, verdammt!“, meckerte Sakura, während sie auf einem Bein hüpfend von dem blonden Chaos-Jungen aus dem Hotelzimmer, in dem sie geschlafen hatte, gezogen wurde.

Es war ein nostalgischer Moment. Sapporo war mit dem Auto gute sieben Stunden von Wakkanai entfernt und sie waren gestern Nachmittag wie jedes Jahr losgefahren, um nachts in dem kleinen Hotel einzuchecken, zu schlafen und heute die Eisskulpturen zu bewundern. Danach würden sie wieder die Nacht durch nach Hause fahren. „Ich-… Mann, Naruto – bleib doch mal stehen! Ich muss noch meinen anderen Schuh und meine Handschuhe holen. Baka!“

Nachdem auch diese Hürde bewältigt worden war, hasteten die beiden Freunde zu Sasuke und Hinata, die beide an einem der kahlen Bäume lehnten, Sasuke pseudocool, Hinata scheu mit ihren Fingerspitzen spielend. Sakuras Blick wurde unmerklich weicher, als sie zu den beiden sah, die Zornesfalte, die nur in Narutos Gegenwart erschien, verschwand. „Hallo, Hinata-chan. Hallo Sasuke.“ Sie umarmte Hinata, Sasuke schenkte sie nur ein irgendwie schüchternes Lächeln. Innerlich klatschte sie sich selbst ihre Hand auf die Stirn. Sie war doch sonst nicht so mädchenhaft! Es war albern, einfach albern. Er war nicht an ihr interessiert und sie-… sollte zum Teufel auch nicht an ihm interessiert sein!

Er raubte ihr den Verstand. Den Verstand, der sie bisher davor bewahrt hatte, sich zu verlieben. Den Verstand, der ihr sagte, dass es besser wäre, sich nicht gerade jetzt gerade in ihn zu verlieben. Es sprach so vieles dagegen… und so vieles dafür. Und dieses dafür ließ sie aufleben. Sie sah ihn. Ihn und seine Fehler. Sie sah ihn. Und er war perfekt.

Sakura seufzte.
 

Narutos Begrüßung fiel im Gegensatz zu Sakuras – wie immer… – ausgesprochen herzlich aus. Er drückte Hinata einen schamlosen Kuss auf die Lippen, Sakura grinste sanft und hielt sich in einer übertrieben Art ihre Hand vor die Augen. Sasukes Blick blieb unberührt, bis er auf Sakura fiel; er seufzte. Dann wurde er von Dobe abgelenkt, der ihn mit einem freudigen „Hey, Teme!“ begrüßte. Sasuke nickte ihm zu, ein feines Lächeln umspielte seine Lippen. „Wir müssen uns beeilen, hat Kakashi gesagt“, meinte er dann beiläufig. Naruto, Sakura und Hinata schauten Sasuke einen Moment verdutzt an, dann brachen sie in schallendes Gelächter aus. Er zuckte die Schultern. „Ich bin nur der Bote“, meinte er. „Und jetzt kommt in die Gänge, ich hab kein Bock bis zum Festplatz zu laufen.“

„Klar, Teme. Als ob.“ Naruto sah ihn – ihn, Uchiha Sasuke! – spöttelnd an.
 

„Nein, wir gehen heute nicht Ramen essen!“

„Wir müssen aussteigen.“

„Maaaaaaann, Cherrs!! Hast du mir nicht zugehört?! Es gibt Ramen am Stiel! Das ist doch-… das ist… genial! Echt-“

„Wir müssen aussteigen.“

„Kami-sama! Das ist doch Wahnsinn. Ich sag’s dir, Wahnsinn. Schaffst du es nicht, einen beschissenen Tag ohne den Gedanken an Ramen auszukommen?!“

„Wir müssen aussteigen.“

„Sakura-chan! Echt jetzt! Hör auf, Ramen schlecht zu machen!!! Du-… du… du!“
 

Sie saßen in einem Bus. Und das seit zwei Stunden.

Kakashi und Jiraiya hatten es tatsächlich gewagt, allein zum Schneefest zu fahren. Ts. Naruto, der Dobe, hatte absichtlich herumgetrödelt und als sie in 15 statt fünf Minuten auf dem Hotelparkplatz gewesen waren – stand Jiraiyas Landrover nicht mehr da. Ts. Nun, zumindest hatten sie den Bus nicht verpasst, ansonsten hätten sie schöne zwei Stunden warten können.
 

„Los, Leute, kommt jetzt endlich aus dem Bus, der arme Mann will bestimmt noch weiterfahren. Und die anderen warten auch schon“, meldete sich nach Sekunden des ‚Wer-zuerst-blinzelt-ist-der-Verlierer’-Spiels Hinata, sie stand vor den beiden. Sasuke stützte sich neben ihr an einer Lehne ab und guckte desinteressiert wie eh und je. Dass die beiden auch immer so kindisch sein mussten! Hinata seufzte. Kindisch – aber liebenswert. „Außerdem, Sakura-chan, solltest du wirklich niemals Ramen beleidigen. Sonst kommt der böse Instnant-Nudel-Mann und tötet dich!“ Hinatas Augen funkelten erheitert.

„Hey!“, machten Sakura und Naruto synchron.

„Sei nicht so fies, Hinata-chan!“

„Genau! Und hör auf, dich über Ramen lustig machen!“

Der Streit war vergessen.

Sasuke musterte sie nun unverhohlen beeindruckt. Wer es schaffte, Sakura und Naruto vom Streiten abzuhalten, verdiente einen Orden.
 

°°°
 

Am Festplatz angekommen, trennte sich die Truppe, die sich auf dem Weg dorthin angehäuft hatte. Pärchenweise gingen sie nun herein. Naruto hatte wirklich Recht gehabt, als er gemeint hatte, das Fest sei eine Dating-Börse. Shikamaru, mit dem Sasuke sich mittlerweile recht gut verstand, war immer noch mit Ino zusammen – wenn auch mit einigen ‚Beziehungspausen’. Das Date heute war die zehnte Wiederbelebung ihrer Beziehung innerhalb von drei Monaten. Kiba hatte sich mit einem blonden Mädchen verabredet, obwohl beide wohl eher die Kumpeltypen waren. TenTen schien ihn selbst mit Blicken auszuziehen, dennoch warf sie auch unidentifizierbare Blicke zu Hinatas Cousin. Choji hatte einen Blick auf das rothaarige Mädchen neben Augenbraue geworfen, Chojis Begleitung auf Shino, den Typen mit der Vorliebe für Insekten. Hyuga stand an den Zaun gelehnt, Sakura mit wachsamen Augen fixierend. Es schien beinahe so, als würde er sich zwingen, sie nicht mal für eine Sekunde zu verlieren. Beobachtete sie, als würde sein Leben davon abhängen, nur Sakura zu sehen, die perfekte, schöne Sakura, und würde Sasuke nicht Mordgedanken gegenüber Hyuga hegen, hätte er ihn verstanden.

Es hatte ihn gewundert, dass sie nicht zusammen zum Fest gingen, wie es sich für ein angehendes Paar gehörte – aber dann hatte er bemerkt, dass er selbst ja auch noch da war und er immer noch die Pflicht von Sakura war. Eine sinnfreie, nervige Pflicht, bist du, Bruder. Ein Nichtsnutz. Sasuke biss die Zähne zusammen.
 

Dummes, dummes Herz.
 

„Okay, wir gehen dann auch mal los, ja?“ Langsam spazierte auch das letzte Paar von dannen – Hinata und Naruto – und übrig blieben Neji, TenTen, er selbst – und Sakura.

Juhu. Sein Herzenswunsch war erfüllt. Durfte er nun sein Grab schaufeln gehen und in Ruhe verrecken?
 

Sakura war nervös. So richtig. Sie blickte Neji kurz von der Seite an und registrierte, dass er ebenfalls ein wenig fahrig schien.

‚Mach dir keine Sorge, Kitten’, sagte sein gewohnt kühler Blick. Anders als Sasukes. Welten. ‚Auch wenn es nicht klappt, ist das nicht deine Schuld, klar? Wenn es nichts wird, dann wird es halt nichts.’ Aber sie würde sich Vorwürfe machen. Weil er nervös war. So sehr. Es tat weh. Und da war die kleine Vorahnung, wie der Geruch von Schnee, der in der Luft lag, bis die erste Flocke das Gesicht berührte.

Es würde kaputt gehen.
 

„TenTen-chan, Neji-kun, Sasuke – kommt schon! Trödelt nicht so.“ Sie bemühte sich, das Gefühl der Aufgelöstheit zu ignorieren. Aber, zum Teufel, hier ging es um Nejis Glück! Und es entschied so ein kurzer Moment über so viel. Zerbrechlich. Filigran. TenTen löste ihren Blick von Neji und nickte. Ein gutes Zeichen. TenTen ging schnell zu der ersten Skulptur, einem süßen, kleinen Eisbärenbaby im Eins-zu-eins-Maßstab, das im Schnee herumtollte. Es sah verblüffend echt aus. Selbst nach so vielen Jahren überraschten die Künstler die Bewohner und Touristen mit neuen Ideen, neuen Techniken, sodass die Figuren noch realistischer wirkten. Neji lächelte, während er das braunhaarige Mädchen beobachtete, als sie staunend wie ein kleines Kind um die Statur lief. „Geh ihr hinterher“, murmelte Sakura.

Der Hyuga sah zu ihr, sein Blick war voller stummer Panik. Dann straffte er seine Schultern, drückte Sakura einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange und wollte zu TenTen gehen.
 

Ein kurzer Moment. Glück oder nicht. Kaputt.
 

Kleber, zum Teufel, ich brauche Kleber!
 

TenTen rennte weg, in ihren Augen Tränen, mit bebender Unterlippe. Sasuke glaubte, ein leises ‚Arschloch!’ gehört zu haben.
 

„Ach verdammt!“, fluchte Sakura. „Mist, Mist, Mist! Warum musstest du es ausgerechnet jetzt überstrapazieren, Neji?? Usuratonkachi! Kannst du mich mal irgendwie küssen, wenn niemand dabei ist, der mich dafür töten will??“ Sie war wütend, das Herz klopfte ihr bis zum Hals – aber Humor hatte sie immer noch.

So würde sie es nie zusammenkleben können. Es würde nur weiter zerstört werden. Sie, Sakura, sollte sich da raus halten. Es war Nejis Sache und es war TenTens Sache… nicht ihre… nicht ihre…

„Was meinst du damit?“ Neji warf ihr einen unsicheren Blick zu.
 

Sasukes Augenbraue wanderte eine Etage höher. Seit wann zeigte Hyuga Schwäche? Seit wann beschimpfte Sakura ihre Freunde, wenn man mal von Naruto absah?
 

Sie seufzte. Er war noch flüssig, der Kleber, aber bald würde es nicht mehr reparabel sein, das Glück, dieses zerbrechliche Gefühl… „Jetzt such sie schon! Und sag ihr, dass alles deine Schuld war, und dass du mich dazu genötigt hast!“ Es war ein Scherz, ein dummer Scherz, über den Neji gerade nicht lachen konnte – aber es war nett gemeint.

Er seufzte, danach rannte er los. Meine Güte, war das eine schwere Geburt…

Sakura straffte die Schultern und warf einen Blick zu Sasuke, der den Augenkontakt mit einer Essenz Verwirrtheit erwiderte.

„Neji-kun ist in TenTen-chan verliebt“, begann Sakura unaufgefordert-aufgefordert zu erklären, als sie weitergingen. „Schon ziemlich lange, aber na ja, du weißt ja, wie das ist, wenn man keinen Bock hat, irgendwie Gefühle zu zeigen, huh?“ Sie lächelte neckend. „Nun, TenTen ist auch volle Kanne in ihn verschossen, hast du ja grad gesehen. Da gab es nur ein Problem: du.“

Er?

„Als du gekommen bist, du weißt schon, an dem Handschellen-Tag, hat sie ziemlich offensichtlich Interesse gezeigt. Neji wütend, du ohne Ahnung, TenTen mit unbekannten Motiven und ich irritiert. Ich war ein bisschen sauer auf Ten, weil sie ja eigentlich meinte, sie würde es mit ihm ernst meinen und so-… na ja, deswegen hab ich Neji geholfen.“
 

Ach, hieß ‚helfen’ jetzt auch schon daten, spazieren, küssen?
 

„Heißt, daten, spazieren gehen… eifersüchtig machen, halt.“ Ja, klar. Sasuke verdrehte innerlich die Augen. Ihn eifersüchtig machen oder TenTen? „Das mit dem Kuss im Café war übrigens nicht geplant – ich versteh immer noch nicht, was das sollte – schließlich war TenTen ja nicht da“, fügte sie hinzu, während sie ihn von der Seite ansah. Uh, Sakura die Gedankenleserin. Sasuke hatte das Bedürfnis, gegen eine sehr harte Wand zu rennen.

„Zuerst dachte ich, dass es nicht geklappt hat, aber mittlerweile sieht man ja, dass sie dich nur weiter angeschmachtet hat, um ihn eifersüchtig zu machen. Clever, eigentlich.“ Sakura schmunzelte. „Hätt ich von ihr nicht gedacht…“

„Hattet ihr was miteinander?“ Sasuke wunderte sich, dass er überhaupt den Mund aufgemacht hatte. Es würde doch nur wieder das Übliche kommen. Sie, das Mädchen, das die Scheinfreundin gespielt hatte, hatte sich in den beschissenen, verlogenen, ermordenswerten Kerl verliebt, der letztlich auch einsehen würde, dass er sie liebte. Ende. Kitsch. Würg.

Sakura guckte überrascht. „Äh… n-nichts? Ich hab Neji echt liebgewonnen und so, aber da würde niemals was laufen. Außerdem würde ich nie einer Freundin den potentiellen Freund wegnehmen. Ich hoffe, TenTen nimmt mir das nicht übel…“

Sasuke legte den Kopf schief, ein fragender Ausdruck in seinen dunklen, dunklen Augen. „Ich mein… na ja, er ist nett, klug, ein Supergentleman, er bezahlt für mich, hat Humor und sieht gut aus -“

Beste Grüße und tausend Dank von meinem Ego, Haruno. „Komm zum Punkt.“

„Er ist es einfach nicht.“ Sie zögerte kurz. „Wenn ich ihn ansehe, fühle ich nur Freundschaft. Tja, Pech für mich, Glück für TenTen. Er wird ein toller Freund sein.“ Sie zog an ihrer Unterlippe. „Ich hoffe wirklich, dass sie nicht böse auf mich ist…“

Und während Sasuke darüber nachdachte, machten sie sich auf den Weg, sich die Eisskulpturen näher anzusehen.
 

Es wurde ein angenehmer Tag. Sakura lachte viel und auch Sasuke hatte ein stetiges, wenn auch verhaltenes Lächeln im Gesicht – sie bemühten sich beide, nicht an Neji zu denken, Sakura, weil es sie nur panisch machen würde, Sasuke, weil es ihm nur schlechte Laune bereiten würde – auch wenn er jetzt wusste, dass nichts zwischen den beiden lief.

Die Figuren verzauberten Sakura und Sasuke wunderte sich, wie man überhaupt das Knirschen unter ihren Füßen hören konnte, so sehr schien sie vor Glück zu schweben. Er selbst fand die Figuren faszinierend, aber auf eine andere Weise als Sakura. Sakura betrachtete die Schönheit, Sasuke die Muster dahinter. Sie waren so verschieden.
 

Irgendwann trafen sie wieder auf die Meute und natürlich überredete Naruto sie dazu, Ramen zu essen. Was auch sonst.

„Für dein Ramen-Zeugs würdest du deine Mutter verkaufen, huh?“, machte Kiba.

„Nein.“ Überrascht von der unerwarteten Härte in seinem Gesicht, lagen plötzlich alle Blicke auf Naruto.

„Äh… uh… wirklich?“ Kiba schien es sichtlich peinlich zu sein, dass er an so ein Tabuthema geraten war, obwohl er natürlich nicht wusste, warum und ihn auch keine Schuld traf. „Sorry.“ Es war albern, dass Kiba sich entschuldigte, aber er war fair. „Ich… ich muss sowieso los… Komm Choji, wir gehen. Tschüss, Hinata-chan.“

„Jahh, wir gehen auch mal wieder…“

„Komm, Shika-kun, dahinten gab es noch das Weiße Haus, das will ich mir noch angucken!“
 

Langsam gingen auch die anderen weg, bis nur noch das übliche Quartett am Ramen-Stand saß. „Ich konnte Kiba eh noch nie leiden“, brummte Sakura. „Sorry, Hinata-chan.“

Hinata errötete. „Kiba-kun ist nur ein Freund. Und er kann nichts dafür, oder?“

„Klar“, warf ihre Freundin trocken ein, „der Freund, der auf dich steht. Und stimmt, du hast Recht, Kiba kann nichts dafür. Trotzdem kann ich ihn nicht ab.“

„Warum eigentlich?“

„Ach, er hat mich angebaggert, als er hierher gekommen ist. Niveaulos halt. Du weißt schon, das übrige Attentäter-Eltern-Zeugs.“

Sasuke verfolgte mit wachsamen Augen, wie die beiden Mädchen sich scheinbar unverkrampft unterhielten, aber er war schließlich nicht ramengeschädigt. Er kannte die beiden gut genug, um zu erkennen, dass sie Naruto erst mal in Ruhe lassen wollten. Dieser saß schlaff auf seinem Hocker, das Gesicht über die leere Schüssel gebeugt.

„Naruto?“, wagte Sakura nach einigen Minuten den ersten Versuch.

„Ist schon okay, Sakura.“ Naruto war aufgestanden, ein schiefes Grinsen klebte ihm auf dem Gesicht, seine Augen waren noch immer hart. „Ich… glaub, ich geh zurück ins Hotel. Mir ist die Laune vergangen.“ Dann ging er weg und Hinata sah ihm mit einem ratlosen Ausdruck im Gesicht hinterher. Plötzlich drehte er sich um, und als sein Blick auf das schwarzhaarige Mädchen fiel, war da wieder die Herzlichkeit in seinen Augen, der Zug um seinen Mund weich. „Kommst du mit, Hinata-chan?“

Ihre Augen leuchteten auf. „Klar, Naruto-kun.“ Sie schnappte sich ihre Tasche und eilte ihrem Freund hinterher. Die zwei übrig gebliebenen sahen dem Paar hinterher, während Naruto Hinatas Hand ergriff und sie nah an sich zog.

Sakura seufzte: „Die beiden sind einfach perfekt zusammen.“

„Was ist mit Narutos Eltern?“, fragte er.

„Kushina ist bei der Geburt gestorben… und in derselben Nacht ist auch Minato bei einem Brand ums Leben gekommen. Er war Feuerwehrmann. Natürlich haben weder Naruto, noch ich sie persönlich kennen gelernt“, fuhr sie dann fort, „aber dennoch bewundere ich sie für das, was sie getan haben. Kushina wusste, dass es eine Risiko-Schwangerschaft werden würde; Minato wusste, dass es gefährlich würde, weil das Haus einsturzgefährdet war. Es war beiden egal und sie haben zwei Leben gerettet. Vielleicht klingt das grausam, aber ich bin sehr froh darüber. Auch wenn er nervt, ich wüsste nicht, wie ich ohne Naruto leben könnte.“

Sasuke wusste, was sie damit meinte. Der wahnwitzige Strudel namens Naruto nistete sich in jedem Leben ein, bis man ihn vermisste, wenn er nicht da war. Naruto war ein guter Typ.

„Wollen wir morgen zum Strand?“, schlug Sasuke vor, nachdem sie einige Minuten in Gedanken geschwelgt hatten. Sakuras Kopf ruckte nach oben. „Hey, das ist das erste Mal, dass du von dir aus zum Strand willst!“ Sie strahlte, als hätte man sie gerade für den Nobelpreis nominiert. „Cool! Dann – dann gleich morgen, wenn wir wieder da sind, oder? Das Fest kann ich schließlich jedes Jahr besuchen und außerdem-“ Sakura stockte. „Ich studiere nächstes Jahr. Weg aus dem Kuhdorf.“ Es schien sie in eine Art Schockzustand zu versetzen, dass sie endlich realisierte, dass ihre Zeit hier ablief; ein Fakt, der ihm selbst von Anfang an im Kopf herumgeschwirrt war. Nur dass er jetzt einen bitteren Beigeschmack hatte.
 

°°°
 

Hokkaido, Wakkanai

Siebter Monat - Februar
 

„Jetzt komm schon, Sasuke! Wir sind nicht hier, weil wir irgendwelchen Steinen beim Wachsen zusehen wollen, oder?“ Sasuke starrte weiterhin durch sie durch, als wäre sie nicht da, wie schon die bisherige halbe Stunde, aber diesmal gab sie sich nicht damit zufrieden. „Hey! Sasuke! Erde an Eisblock! Bist du da?“ Sakura sah ihm in die Augen und murmelte kopfschüttelnd: „Und er bemerkt noch nicht mal die tolle Alliteration…“

Dann: „Du wolltest doch an den Strand!“

Durch Sasukes Augen ging ein Flimmern und er war wieder anwesend. Der Wind strich durch seine Haare, in seine Nase floss der salzige, angenehme Meergeruch. „Na, jetzt los! Selbst für dich Stadt-Kind sind wir noch nicht viel gelaufen. Oder willst du mir etwa noch ein Liebesgeständnis machen?“ Sakura grinste, und er glaubte, flirrende Lichter in ihren Augen zu sehen, wie Glühwürmchen. Pah, als ob du jemals ein Glühwürmchen gesehen hättest, Uchiha! Dass ich nicht lache!
 

„Ich liebe dich.“
 

Kabumm.
 

„Oh, ach so. Na los, da hinten können wir uns auf den Felsen setzen. Und heute Abend– was?“ Sakura, erst jetzt realisierend, war mitten in ihrer Drehung stehen geblieben. „D-d-du? Ich mein-… äh, ich…“, stammelte sie. Sasuke starrte sie weiterhin mit seinen Rätseln aufgebenden Augen an. Sie wusste, dass sie nicht schwarz waren, wie auf den ersten Blick, sondern dunkelblau, so tief wie der unendliche Ozean, so dunkel wie der klare Nachthimmel über ihnen.

Dann atmete sie tief durch und versuchte, ihre Hysterie in den Griff zu bekommen.
 

„Du liebst mich nicht, Sasuke.“
 

Sasuke hätte beinahe gelacht, wäre es ihm nicht so Ernst. „Normalerweise fängt das Mädchen an zu weinen und fällt dem Jungen freudenstrahlend um den Hals, Sakura.“

„Ja, und normalerweise sagst du nicht mir, dass du mich liebst. Das geht doch nicht, Sasuke! Ich mein… du-… ich – und sowieso – das ist doch alles viel zu kompliziert. Du tust es nicht! Du liebst mich nicht!“

Jetzt lachte er wirklich. Kompliziert? Die Innereien eines Frosches auszunehmen, war kompliziert. Die Innereien eines Oldtimers auszunehmen, war kompliziert. Atombomben zusammenbauen, war kompliziert. Itachi war kompliziert. Das hier war einfach. Er hatte ihr gesagt, dass er sie liebte. Kein kluger Schachzug, aber immerhin war das hier keine Schlacht.

In der Schlacht hätte er zumindest eine geringe Chance, lebend rauszukommen.

Hier… würde ihn beides umbringen. Er fragte sich, welcher Tod der bessere war.

„Sakura, ich denke, das kann ich noch gerade so selbst entscheiden.“

Sie gingen weiter, zu dem Felsen, den Sakura schon vorher anvisiert hatte. Sasuke lehnte sich an ihn und merkwürdigerweise war er ganz ruhig. Wozu auch aufgeregt sein? Er konnte nichts daran ändern.

Sakura hingegen schien für sie beide aufgeregt und panisch und verwirrt zu sein; sie lief wie ein eingefangenes Raubtier vor ihm hin und her, keinen Punkt fixierend, sondern mit schwirrenden Augen. Glühwürmchen. Goldene Punkte in ihren meergrünen Augen.
 

„O-okay… lass uns mal objektiv sein“, meinte sie irgendwann, während sie den Blick aufsetzte, den sie benutzte, wenn sie mit Shikamaru diskutierte.

„Erstens: unser Charakter. Du bist ruhig und kühl und relativ emotionslos, zumindest auf den ersten Blick, auf den zweiten kannst du sogar ganz nett sein, vertrauenswürdig, ein guter Freund; du siehst sehr gut aus, hast Charisma, könntest an jedem Finger siebeneinhalb Gören haben und kommst aus einer Großstadt. Für jedes Mädchen ein Traum. Ich bin laut, ständig am Lachen, vermutlich trage ich mein Herz auf der Zunge und bin zu ehrlich, auch wenn ich auf zweiter Ebene eher ruhig bin. Ich bin hübsch – kein Model, aber ganz ansehnlich. Geschmackssache, schätze ich – mit der Haarfarbe… Nun, das verbunden könnte eine relativ interessante Mischung geben, Gegensätze ja, aber keine krassen, genügend Spielraum also, um zu streiten, aber nicht zu töten – pro.

Zweitens: Du bist nur ein Jahr hier wegen einer mir – immer noch – unbekannten Tatsache, sonst wohnst du in Tokio. Ich wohne hier, in den nächsten Jahren bin ich in Sapporo-… so und so, die Entfernungen sind zu weit, ich steh nicht auf Fernbeziehung – contra.

Drittens: Äußere Umstände. Du bist reich, ich nicht. Ich bin Halbwaise, wohne momentan bei der leitenden Oberärztin des Krankenhauses, eigentlich bei meinem Onkel, Kakashi. Meine Mutter war eine Prostituierte, mein Vater war ein niveauloser Neureicher. Ich hingegen bin unbekannt, weil Daddy nicht mehr im Stammbaum verzeichnet ist. Ich bin ein schwarzes Schaf – du bist auch Halbwaise, dein Vater ist gestorben, du hast einen großen Bruder, der sich ums Familiengeschäft kümmert und eine Mutter, die emotional am Boden ist. Wir haben also beide kaputte Familien, was entweder zu einer psychischen Störung im weiteren Lebensverlauf führen könnte, oder zu einer Heilung, weil wir beide das Gefühl kennen, unvollständig zu sein – pro, contra.

Viertens: Die Leute würden tratschen, klar. Die wären verwirrt und sie können dich nicht leiden. Ich bin der… nun, Dorfschatz, weil ich es hier liebe und mich für Einiges engagiere. Außerdem habe ich vor, nach meinem Studium hier zu arbeiten, das gibt Pluspunkte. Du hingegen bist ein Arsch, scherst dich ’nen Dreck um alles, und so weiter und so fort, du weißt ja, wie das ist. Man würde dich noch mehr verabscheuen, weil du mich armes, unschuldiges Mädchen verführt hast – definitiv contra.“ Ein Seufzen entfuhr ihr. „Alles in allem gesehen: Zwei Mal pro, drei Mal contra.“ Sie lachte. „Ich sollte nein sagen.“
 

Sasuke, der ihren Monolog mitverfolgt hatte, hob einen Mundwinkel leicht. Wenngleich es bedeutete, dass sie ihn wohl abblitzen lassen würde, war es doch interessant, einmal zu verstehen, wie sie ihre Probleme löste. Vermutlich der angenehmere Tod, obwohl er in diesem Moment das Gefühl hatte, er würde gefoltert werden, weil sie verdammt noch mal nicht die Karten auf den Tisch legte. „Stimmt.“

„Sasuke, du bist ein Idiot“, teilte sie ihm sofort mit. „Du solltest betteln, dass ich dich dennoch nehme! Winseln wie ein Hund!“

So war sie.
 

Das Mädchen, das mit dem Kopf fühlt und mit dem Herzen denkt.
 

Sie seufzte. „Tsunade-ba-san meint, dass ich in dich verliebt bin. Naruto-kun auch, genauso wie Hinata-chan und Ino. Selbst Kakashi hat gemeint, dass ich die Finger von dir lassen soll.“

„Und das ist gut?“

„Na ja – bei all den miesen Idioten hat er keinen Mucks gesagt, aber er findet, dass die netten Jungs viel gefährlicher werden können.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ziemlich viel pro würd ich sagen. Außerdem glaub ich, hab ich verstanden, wieso Neji mich geküsst hat, was noch ein pro ist.“

Sie schwieg, betrachtete den bewölkten Himmel, ihre Miene war… selbstironisch. „Ich sollte ja sagen.“
 

„Aber das ist doch alles voll bescheuert!“, meinte sie dann, sie schien kurz davor, sich vor lauter Verzweiflung in Naruto-Manier die Haare zu raufen. „Ich mein, hallo?! Welches Mädchen würde schon ‚Nein’ zu einer Beziehung mit dem großen, gutaussehenden, reichen und sogar netten Uchiha Sasuke sagen? Wer außer mir? Ich… ich weiß einfach nicht, was ich denken soll.“
 

Sie hatte es nicht darauf angelegt. Wirklich nicht. Sie war nicht mit dem Bedürfnis aufgestanden, von Sasuke geküsst zu werden. Wirklich nicht! Warum also spürte sie dann Sasukes Lippen auf ihren, warum spürte sie das Kribbeln in ihrem Bauch, warum spürte sie Tränen in ihren Augenwinkeln, weil es so verdammt schön war?

Und, zum Teufel, warum erwiderte sie den Kuss?
 

Es war letztlich Sasuke, der den Kuss löste, nicht Sakura. Er starrte sie an und unter seinem Blick fühlte sie sich plötzlich unbehaglich. Es war, als könnte er viel zu sehr von der anderen Sakura sehen, wissen, kennen… von der Sakura, die nachts weinte, die allein war, während alle anderen Kinder abgeholt wurden. Von der Sakura, die redete, damit die tosende Stille verschwand. Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und setzte zum Sprechen an: „Ich…“

Aber anscheinend hatte er sich schon ein eigenes Bild gemacht. „Okay, Sakura“, unterbrach er sie. „Okay.“

Sein Blick sagte mehr als all die Wörter, die er hätte sagen können.

„Es tut mir leid“, sagte sie mit bebender Unterlippe. „Ich… ich wünschte, ich könnte…“

„Du solltest langsam eine Entscheidung treffen, Sakura.“

„Sasuke, ich-“
 

Er wollte sich wegdrehen, wollte endlich weg von ihr, aber er wurde im letzten Moment von ihr festgehalten.

„Bleib hier, Sasuke.“ Was sollte das werden?

„Sakura, ich bin vieles, aber sicherlich kein Masochist.“

„Bleib“, beharrte sie.

Er seufzte, sein Gesicht glich einer stumme Maske. „Willst du mir auch noch das letzte Stückchen Ehre nehmen? Hör auf.“

„Ich will nicht deine beschissene Ehre, Sasuke, ich will dich!“
 

Dann ließ sie seine Hand los, verschlang ihre schmalen Finger in seinem Nacken und küsste ihn stürmisch. Als würde sie ihn lieben. Als würde sie für immer bei ihm sein wollen. Und sein Verstand verflog, bis er vergaß, dass ‚Für immer’ sehr kurz sein konnte.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen und ich schwöre, es gibt nur ein kleines Pitel, dass diese Sozusagen-Romantik übertreffen wird.
 

Nächstes Mal, wenn ich poste, schätze ich, wird es '09 sein, also wünsche ich euch hiermit einen rutschigen (besoffenen, bleigießenden, fondueschmeckenden) Rutsch ins neue Jahr!
 

bells
 

PS: Die meisten Fragen, wie "Warum ist Sasuke denn jetzt in Wakkanai?" oder "Was ist jetzt mit Temaris Brief und dem Baby?" werden so erklärt: Sasuke ist in Wakkanai, weil er Scheiße gebaut hat. Scheiße, die im... ähm... ich glaub, überübernächsten Kapitel erklärt wird (weil davor zwei Romantik-Freundschafts-Chaps zwischengezwängt sind).

Temaris Baby... Hmm, ja, das ist so ne Sache. Ein ganz einfaches Prinzip eines Menschen ist: Wenn es Probleme ist, rennt man lieber weg, versteckt sie, als dass man sich ihnen direkt entgegenstellt. Und Sasuke hat mit dem Problem zu kämpfen, dass er sich da gerade in Sakura verliebt, in Naruto und in ihr auch so was wie Freunde gefunden hat - und auf der Gegenseite steht da dieses Tokio-Teil Temari, das schwanger ist. Er versucht einfach, nicht daran zu denken.

Aaaaaaber - keine Sorge, selbst Uchiha hält das nicht lange aus...

Über Wolken-, Scherben- und perfekte Freundschaften

Achter Monat - März
 


 

Und ihr seid jetzt wirklich zusammen?

„Ja.“

„So richtig?“

„Ja.“

„Also so richtig richtig?“

Naruto gab einfach keine Ruhe. Selbst nach drei Wochen schien er nicht zu begreifen, dass Sakura und Sasuke jetzt zusammen waren. Die anderen im Dorf hatten sich nach einigen Tagen wieder eingekriegt. Das größte Spektakel war noch das Ohnmächtigwerden Kakashis gewesen, das er später als Kreislaufkollaps bezeichnet hatte – „Wer’s glaubt, wird selig! Du bist einfach aus den Latschen gekippt, Sensei, echt jetzt!“ – und Inos Gekreische, das Sakura zumindest davor bewahrt hatte, irgendeinen der anderen zu informieren.

Selbst Neji hatte sich ein Lächeln abgerungen. „Wenn du mal Hilfe brauchst, meine Fäuste stehen dir immer zur Verfügung“, hatte er bloß sarkastisch lächelnd gemeint. Sarkastisch und traurig. Denn der Kleber war getrocknet, bevor Neji die Teile hatte zusammensetzen können. TenTens Mutter wusste nicht, wo sie war. Aber sie machte sich auch keine Sorgen. „Ich habe mein Mädchen selbstständig erzogen. Und wenn sie wegwill, darf sie das. Sie hat ihren Ausweis, sie hat ihre Kreditkarte, sie hat meine Handynummer. Ich vertraue ihr.“
 

Sakura versuchte, das Pochen unter ihrer Stirn verschwinden zu lassen.
 

„So richtig richtig richtig?“
 

„Ja. Und jetzt halt’s Maul, Dobe“, mischte sich nun auch Sasuke genervt ein. Es war spät nach Mitternacht, sie saßen am Brunnen und der Winter, der dieses Jahr eher spät eingezogen war, war irgendwie rasch verflogen. Die Luft roch nach Meer und Frische, Sakura hatte erst gestern die ersten Triebe eines Strauches gesehen. Sie balancierte wieder, Naruto hatte schließlich doch aufgegeben und die Augen geschlossen, Sasuke starrte in den dunklen Sternenhimmel.

„Es ändert doch nichts… oder?“ Naruto klang zaghaft, verunsichert – und Sakura, irritiert von seinem Ton, sprang vom Brunnen und setzte sich zwischen die beiden Jungs… ihre Jungs. Und das einzige, was sie fühlte, war Liebe, bedingungslose Liebe für beide, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und ihre Liebe konnte auch nicht unterschiedlicher aussehen. Aber es war Liebe. Sie spürte es.

„Was denn, Naruto?“

„Na ja… also, zwischen uns. Wir… wir sind doch immer noch Freunde, oder?“

Es war Sasuke, der antwortete, den Blick immer noch starr auf die hellen Punkte in der Dunkelheit gerichtet, seine Stimme kühl, obwohl Sakura und Naruto – seine beiden besten Freunde – diesen anderen Ton, der bei jedem Wort mitschwang, heraushörten: „Natürlich sind wir noch Freunde, Dobe. Als ob du Sakura jemals loswerden könntest.“

Sakura lächelte über die freundschaftliche Spitze. „Erinnerst du dich noch, Naruto? Letztes Jahr?“
 

Haha.
 

„N-Naruto-baka! Du dämlicher Vollidiot! Du… du-… unbeschreiblich dummer Kaktus!“

Sakura war wütend, oh ja, sehr wütend. Wenn sie mit Kakteen-Beleidigungen um sich warf, war man verloren. Und das, obwohl er doch wohl schon genügend gestraft war, oder? War sie es, oder war er es, der mit seinem Hintern am Naruto-und-Sakura-Brunnen festklebte?
 

Oh.
 

Jahh.
 

Das war sie.
 

„Ehehe… ich liebe dich?“ Naruto verschränkte seine Hände hinter seinem Kopf und grinste entschuldigend.

„Ach JA? Und – kannst du durch deine unglaubliche Liebe das Eis flüssig machen, damit ich endlich meinen Arsch aufwärmen kann???“ Sakura sah aus wie eine wunderschöne, sexy (böse) Meeresnixe, wie sie da mit ihrem Abschlussballkleid – schwarz, lang, wunderschön (und gruselig…) auf dem Brunnen saß, Strähnen ihres kirschblütenfarbenen Haares aus ihrer Hochsteckfrisur entwischt, loderndes Feuer in ihren Augen (oh ja, sie war wütend…).

„Na ja – du kannst zumindest froh sein, dass… ähä…“

„Naaa? Worüber kann ich FROH SEIN, DU VERDAMMTER, BESCHISSENER ARKTOS-IMITATOR???????!!!!!!!!!“

„Äh…“

„JETZT HOL SCHON HILFE!!!!!“

Naruto fragte sich, warum sie überhaupt noch am Eis festklebte, wo sie doch so sehr glühte und Feuer spuckte, dass er sich wie eine Packung Instant-Ramen in kochendem Wasser fühlte.

Sakura pustete sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht, das zu einer wutverzerrten Grimasse verzogen war.
 

Urplötzlich entspannte sie sich. „Naruto-kun“, ein süßes Lächeln, „falls du es nicht schaffen solltest, mich innerhalb der nächsten fünf Minuten von diesem Brunnen zu lösen, ohne dass dieses wunderschöne, teure, bezaubernde, seidene Kleid in Mitleidenschaft gezogen wird oder ich auch nur einmal wütend auf dich werde, WERDE ICH DICH SO WAS VON KALTSTELLEN. Hast du das Verstanden, mein Lieber?“
 

Naruto nahm seine Beine in die Hände.
 

Und noch einmal, weil’s so schön war: Haha.
 

„Na ja“, Sakura zuckte mit den Schultern, „wer so’n Typen wie dich so lange aushält, wie ich es getan habe, der kann dich nur mögen, oder? Du wirst uns nicht mehr los, nie mehr!“

Naruto sah auf, seine Augen waren voller Zuneigung. „Danke.“

Sakura strahlte, umarmte ihn innig und seufzte. „Familie – sogar, wenn sie notorisch nervig ist – kann man nicht loswerden, Brüderchen.“

„Dann ist das, was ihr da treibt, also Inzest?“

Wir sind alle eine große Familie – Inzest erlaubt“, zitierte Sakura. „Hat irgendein schlauer Mensch zumindest mal gesagt. Und jetzt komm her und guck nicht so, Sasuke-baka.“ Sie löste einen Arm von Narutos Hals und drückte nun auch Sasuke an sich. „Ich liebe euch, Jungs.“

Die Stille war absolut kristallin, absolut perfekt. Sie war das, was sich jeder wünschte. Freundschaft in seiner reinsten Form.

„So, und jetzt, nachdem wir den Kitsch-Kram hinter uns gebracht haben, können wir uns endlich wieder wie Sakura, Sasuke und Naruto verhalten, ja?“

„Es ist nicht besonders nett, sich als erstes zu nennen, Haruno“, merkte Sasuke spöttisch an.

„Klappe, Uchiha“, gab Sakura lapidar zurück.

Seit sie zusammen waren – war es anders. Nicht so, wie Naruto es befürchtet hatte. Er hatte gedacht, dass seine beiden besten Freunde jetzt tatsächlich so enden würden, wie jedes normale – gut, er musste zugeben, dass weder Teme, noch Cherrs wirklich normal waren – frisch verliebte Pärchen. Naruto hatte sich Sorgen gemacht, dass die Freundschaft an ihrer Beziehung zerbröckeln würde. Er verstand jetzt, warum Sakura so komisch gewesen war, als sie bemerkt hatte, was sich mit Hinata und ihm tat. Hinata war auch Sakuras Freundin und sie hatte sich sehr wie das dritte Rad am Wagen fühlen müssen. Sakura war schon immer eine gute Schauspielerin gewesen und hatte ihre Gefühle mit Gleichmut verdeckt, ihre Enttäuschung darüber, vergessen zu werden, mit Fröhlichkeit übertönt. Sie war gut gewesen, vermutlich gut genug, um sich selbst davon zu überzeugen – aber Naruto kannte sie besser als sie sich selbst.
 

Und dann, tja, dann war Sasuke gekommen…
 

Er hatte sich anfangs gefragt, ob die beiden ihm und den anderen nur etwas vorspielten. Dass, wenn sie allein waren, sie das ätzende Liebespaar waren, das jeder sich vorstellte. Aber wenn es etwas geändert hatte, dann war es die Art, wie Sasuke mit Sakura umging. Vorher war er distanziert gewesen – Sasuke hatte sich weder groß mit ihr gestritten wie mit ihm selbst, noch war er besonders liebevoll gewesen. Jetzt war er freier. Er lächelte öfter und wurde öfter laut – zumindest im Ramen- äh… Rahmen eines Uchiha Sasuke. Er war wie ein lebender Mensch. Naruto grinste bei dieser Wortwahl, aber anders konnte er es einfach nicht ausdrücken – außerdem war er eh noch nie ein Mann großer Worte gewesen.

„Pah! Du und Mann?“ Sakuras liebevoll neckende Stimme holte ihn aus seinen Gedanken.

„Wahhh!“ Hatte er etwa seine Gedanken ausgesprochen?

„Ja, hast du, Usuratonkachi.“

Nun, das war wohl irgendwie peinlich.

„Du bist die Inkarnation von Peinlichkeit, Naruto!“

„Hörst du jetzt mal auf, meine Gedanken zu lesen, Kura?“

„Seit wann das denn?“

„Huh?“

„Das ‚Kura’!“ Sakura war aufgestanden und blickte ihn jetzt – wortwörtlich – von oben herab an. Er starrte sie an. „Naruto, was ist denn los? Bist du krank?“ Sie beugte sich vor und fasste mit ihrer Hand nach seiner Stirn. Naruto konnte gar nicht anders, als ihr noch mehr in den Ausschnitt zu glotzen. Wirklich.
 

Tja – das allerdings änderte nichts daran, dass er nun auf dem Boden lag, vor ihm Sakura mit Mörderblick, der obligatorischen Wutfalte und erhobener Faust. „BAKA!“
 

Sasuke hatte das ganze mit oberflächlich gesehen unberührter Meine beobachtet. „Sakura?“, fragte er dann irgendwann, während einer durch dringend benötigte Atemluft zustanden gekommene Unterbrechung Sakuras Schimpftirade.

„Ja?“

„Halt den Rand. Und du, Dobe: Hör auf Sakura zu begaffen.“

Naruto, der nun ebenfalls stand, nölte bloß: „Ach Mann! Wenn sie einen Ausschnitt wie Tsunade trägt, kann ich ja nix für, oder? Findest du nicht auch, dass sie Tsunade immer ähnlicher wird? Ich mein-… du bist ihr Freund und…“ Naruto hob hilflos die Hände, ein trauriger Versuch, sich vor Haruno (und ihren Fäusten) zu rechtfertigen.

Auf Sakuras Gesicht konnte man wieder diese beeindruckend beängstigende Naruto-Wut-Grimasse sehen, sie holte tief Luft…

„Sakura…“

… und plusterte nur ihre Wangen auf. Es sah süß aus.

Und da diese Nacht wohl die Nacht der freien Gedanken war, kippte Naruto bühnengerecht um, während Sakuras Stirn sich glättete und das Blut ihr in die Wangen schoss. Aber nicht aus Befangenheit.

„Das ist… das ist ja wohl das allerletzte, Sasuke!“, erklärte sie, ihre Hände in die Hüften gestemmt. „Ich bin nicht süß. Hinata ist süß, Akamaru als Welpe war süß – ich bin nicht süß.“

„Echt jetzt“, war Narutos einziger Kommentar.
 

„Oh Mann.“ Uchiha Sasuke fuhr sich durch seine Haare. „Gott des verbrannten Froschschenkels, rette mich.“
 

°°°
 

Naruto hatte nicht Unrecht gehabt, als er geglaubt hatte, dass Sakura und Sasuke alleine anders waren. Dennoch waren sie vermutlich nicht das, was in der Lehrbuchbeschreibung als ‚Beziehung’ galt. Sasuke kaufte ihr keine Rosen, Sakura schwebte nicht auf Wolken und plante nicht ihre Kinder, Enkel-, Urenkel- und Ur-Ur-Ur-Ur-Urenkelkinder.
 

Und in den Tag hineinzuleben war eine ausgesprochen angenehme Verbindung von sich verflechtenden Gefühlen, wenn sie beieinander waren.
 

„Warum eigentlich nicht? Warum schenkst du mir keine Rosen?“, fragte Sakura am nächsten Morgen, während sie auf Sasukes Bett gegen die Wand gelehnt zu ihm sah. Sasuke drehte sich vom offenen Fenster weg, ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht. „Weil du Rosen hasst, Sakura. Du sagst, dass Rosen hässlich sind und sie, wenn sie Menschen wären, eingebildete Scheißbonzen wären. Und Tulpen machen sich einfach nicht so schön im Strauß… aber wenn du willst, besorg ich dir ein paar Tulpenzwiebeln im Topf. Was meinst du, Sakura?“

Sie küsste ihn, einfach, weil sie es konnte. Und als sie „Ich liebe Tulpen“ sagte, schien es, als würde etwas durch diesen Satz hindurchschimmern, als wäre es ein Labyrinth aus Lichtfällen, dessen Ausgang niemand jemals gefunden hatte, gefangen in etwas, das niemand jemals hatte verlassen wollen.
 

„Strand oder Darcy-See?“, fragte er, nachdem sie mit Kakashi und Jiraiya gefrühstückt hatten – und Kakashi beäugte ihn immer noch argwöhnisch, obwohl sie sich jetzt schon über ein halbes Jahr kannten und Sakura und er auch schon fast einen Monat zusammen waren. Ihm waren glatt die Stäbchen aus den Fingern gerutscht, als Sasuke Sakura das Salz gereicht und dabei kurz ihre Hand berührt hatte. „So zittrig, Kakashi-sensei?“, hatte Sakura anzüglich gefragt und gegrinst.

„Wo willst du denn hin, Sasuke?“ Er zuckte bloß mit den Schultern.

„Na dann – wie wär’s, wenn wir zu Shikamaru gehen? Ino ist da ja eh 4/6 ihres Tages…“

„Ino?“, entwich es Sasuke.

„Jahh, genau: Ino. Meine Güte, Sasuke, sie ist ein ganz normales Mädchen, keine schwule Anakonda.“

Sasuke grummelte unverständliches Zeug und zog sie vom Bett, indem er sie am Arm packte und mit Schwung hochruckte. „Aber, Sasuke-kun…“, hauchte sie, als er sie mit seinem unendlichen Blick besah. „Hast du etwa… Angst?“

Sasuke rollte mit den Augen. Er kannte diese Spielchen schon. „Hör auf zu schwafeln“, gab er von sich, dann küsste er sie. Und er konnte genau sehen, wie ihre Augen belustigt funkelten.

„Chrm“, machte ein angepisster Kakashi und klopfte nachträglich an die Tür. „Wolltet ihr nicht heute weg?“, horchte er aus, aber er hätte genauso gut ‚Lass die Finger von Kitten’ sagen können.

„Klaro, wir sind gleich weg“, erwiderte sie. „Muss nur noch meine Tasche holen. Ich bin in zehn Minuten wieder da, ja?“, fügte sie an Sasuke gewandt hinzu. Sie warf Kakashi einen frechen Blick zu – und drückte Sasuke einen Kuss auf die Lippen. Er spürte für einen Moment ihre vorwitzige Zunge, dann war sie aus dem Zimmer gerauscht.
 

„Habt nicht zu viel Spaß ohne mich, klar?“, tönte es von unten. Die Tür fiel ins Schloss.

Sie waren allein.

Er und Kakashi und viele, viele Mordwaffen…

„Ich kann alles erklären?“, machte Sasuke provisorisch.

Kakashi sah Sasuke todesverheißend an – jetzt wusste er zumindest, woher Sakura diese mörderische Ader hatte… – und seufzte: „Gut… dich trifft eh keine Schuld.“

Hää?, war das, was Sasuke in diesem Moment dachte, aber dieses Wort war nun wirklich nicht eines Uchihas würdig.

„Ich mein ja nur: Wenn ich nicht biologisch gesehen so ihr Onkel wäre und ein paar Jahre jünger – ach was, Quatsch, auch wenn ich nicht ein paar Jahre jünger wäre… ich würde dermaßen auf sie fliegen. Sie ist klug, schön und fröhlich. Außerdem hat sie’s faustdick hinter den Ohren… Und wie sie uns gerade vortrefflich vorgeführt hat, ist sie auch nicht dein kleines Betthäschen. Sondern du ihres.“

„Also“, setzte Sasuke an.

„Ist schon okay, Sasuke. Ich denke, ich bin an dem Punkt angekommen, an dem ich checke, dass Sakura aus dem Wickelalter raus ist. Und du bist ein anständiger Junge.“

„Heißt das, du wirst nicht mehr in die Luft gehen, wenn wir keinen Sicherheitsabstand von zwei Metern einhalten?“ Er konnte nicht anders. Kakashi war gerade so gut zu reizen.

„Ich denke, ihr könnt es auf einen Meter reduzieren, Uchiha.“

„Du hast mich gerade Sasuke genannt.“

„Tja – damit bist du wohl in den elitären Kreis meiner Freunde aufgestiegen, huh?“

Sasukes Mundwinkel hob sich. „Damit kann ich leben, Kakashi.“
 

„Worüber habt ihr geredet?“

„Unwichtig.“

„Warum willst du’s mir dann nicht einfach sagen?“

„Wieso willst du es denn wissen, verdammt?“

„Weil du mein Freund bist? Ich möchte jetzt von dir mitgeteilt bekommen, was für Konversation du zum Teufel mit Kakashi betrieben hast.“ Die hochgestochenen Wörter kamen einfach, wenn sie mit Sasuke redete. Als würde sie ihm immer noch zeigen wollen, dass sie klug genug, hübsch genug war, um mit ihm zusammen zu sein. Dass sie gut genug war. Aber das war sie. Sie war so viel besser als er. Es war wie der Unterschied zwischen einem für immer strahlenden Stern und einer untergehenden Sternschnuppe.

„Na, na, na, Sakura – Blasphemie wird hier bestimmt nicht gut geheißen“, raunte Sasuke ihr zu und spannte seinen Arm um ihre Hüfte.

„Das war gar nichts, Sasuke! … Und sowieso: Hör auf vom Thema abzu-“

Es war beinahe schon Routine geworden. Eine sehr nette Routine, zugegeben, obwohl sie es eigentlich hasste, wenn ihr jemand über den Mund fuhr und sie unterbrach. Außer wenn es Sasukes Lippen waren.

Gott, sie wurde sentimental. Böse, böse.

Beleidigt löste Sakura sich aus Sasukes Griff: „Es macht dir Spaß, stimmt’s? Hör auf damit!“

Sasuke grinste: „Es ist immer wieder schön zu wissen, dass man dich doch irgendwie zum Schweigen bringen kann.“

„Ino kann man damit auch stoppen“, meinte sie fies lächelnd.

„Ja, das kann schon sein, aber ich will lieber nicht wissen, was dann los ist.“

Sie lachte.
 

„Sakura!“

„Ino!“

„Sakura!“

„Ino!“

„Sakura!“

„Ino!“

„Wie nervig.“

„Hn.“

„Shikamaru!“

„Sasuke!“

„Shikamaru!“

„Sasuke!“

„Shikamaru!“

„Sasuke!“

„SHIKAMARU!!“

„SASUKE!!“

„SHIKAMARU!!!!!“

„SASUKE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“

„Ino.“

„Kyaa! Ich hab gewonnen! Gewonnen, siehst du? Ha, Stirni, ich bin immer noch so gut wie früher!“
 

„Seit wann machen die das eigentlich?“, machte Sasuke, während die beiden schnatternden Damen der Schöpfung vorangingen und ins Wohnzimmer marschierten, als wäre Ino die Hausherrin und Sakura die gönnerhafte… Schwiegermutter.

„Seit sie sich wieder vertragen haben.“ Shikamaru ging mit halbgeschlossenen Augen und schlurfenden Schritten durch das Haus. „Vorher war Ino ein nervliches Wrack, von Sakura hab ich damals ja nicht so viel mitbekommen… vielleicht besser so… mendokuse.“
 

Ich bin schwach. Ich habe Angst. So große Angst…
 

Sie gingen spazieren, schweigend. Wieder einmal. Aber sie mieden den Brunnen heute. Es wäre nicht fair, wenn zwei von ihnen ohne den dritten dorthin gehen würden, das hatten sie stumm abgeschlossen.
 

„Sasuke, setzen wir uns da auf die Bank?“ Sie war nicht schüchtern, wozu auch? Es gab keinen Grund dazu. Sie war nicht schüchtern. Nicht mehr. Obwohl sie erst einige Stunden offiziell zusammen waren, fühlte es sich nicht besonders anders an – da war nur diese eine Kleinigkeit, die Sakuras Herz leichter pochen ließ. Sasuke liebt dich.

Es war, als wären mit dieser einen Stunde, die sie am Strand verbracht hatten, all die Mauern und Barrieren, die zwischen ihnen gestanden hatten, angeschlagen, aber eigentlich unversehrt, nun endlich zusammengefallen, ohne weitere größere Bemühungen, als wäre all die Verwirrung in ihrem Herzen nicht nötig gewesen, wie ein schrecklicher Scherz, ein herzklopfender Traum, aus dem sie jederzeit wieder aufwachen könnte.

„Warum heißt es Darcy-See?“, fragte Sasuke irgendwann. Der Himmel war bewölkt und die blasse, unscharfe Silhouette des Mondes spiegelte sich auf dem sich kräuselnden Wasser.

„Ach… nur eine kleine Kinderei von Ino und mir damals.“ Sakura lächelte. Sie dachte gern an diese Zeit zurück. Damals, als sie noch beste Freundinnen gewesen waren.

„Was ist mit euch beiden?“ Sasuke schien heute fest darauf aus zu sein, mehr über sie herauszufinden.

„Ich weiß nicht. Es ist kompliziert.“

„Das sagen die Leute immer, wenn es eine einfache, kurze Geschichte war, die einem nur zu peinlich ist.“

Sakura starrte ihn verdutzt an. „Hast du mit Tsunade-ba-san geredet? Außerdem stimmt es diesmal sogar. Es ist kompliziert. Ausnahmsweise.“

Er lächelte. „Wenn du dir darum Sorgen machst: Ich werde schweigen wie eine Tiefkühltruhe.“

„Oh… danke.“ Sie lächelte zurück, ein Windhauch von Ironie spiegelte sich auf ihrem Gesicht, aber die Zuneigung zu ihm war dennoch deutlich zu sehen.
 

„Also, es war so, dass ich, nachdem ich bei Kakashi aufgenommen worden war, in die Grundschule gegangen bin, ganz normal halt, und da war Ino. Ino war gut in der Schule, hübsch, sie hatte Respekt und sie hatte Eltern, eine kleine Zuckerprinzessin.“ Sakura zuckte die Schultern. „Ich war neidisch. Meine Eltern hatten mich nicht gewollt, ich war zu schüchtern und weil ich zu sehr darauf geachtet habe, schüchtern zu sein und niemanden an mich ranzulassen, hab ich nicht aufgepasst. Das erste Schuljahr flog an mir vorbei als wär’s eine Woche gewesen. Außerdem habe ich eine zu große Stirn. Gegen Inos Schönheit konnte ich natürlich gar nichts machen. Trotzdem konnte sie mich nicht leiden.“

Sasuke betrachtete sie und sagte: „Du hast ’ne hohe Stirn. Aber sie passt zu dir. Intelligent… äußergewöhnlich.“

Sie lächelte scheu: „Du wirst jetzt nicht zu ’nem Blümchen verteilenden Weichkeks-Minnesänger, oder?“ So überspielte Sakura ihre Verlegenheit – weil, nun, in den Tiefen ihres Herzens war sie doch nur ein verliebtes Mädchen und es war in Ordnung, wenn sie sich auch dementsprechend verhielt.

Kurz streifte sie sein Blick. „Wenn du nicht ausdrücklich darum bittest – nein.“ Sasuke zog sie näher an sich, nachdem er sie kurz auf ihre Stirn geküsst hatte. Sakura errötete und weil sie errötete, errötete sie noch mehr. Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter und seufzte leise. Wie hatte sie bloß so lange ohne ihn leben können? Wie hatte sie das bloß überleben können?

„Weil ich nämlich trotzdem Verehrer hatte. Blümchen verteilende Minnesänger, um genau zu sein. Rock Lee… Ino war wütend, hat mich hier und da gehänselt, und so weiter.

Um es kurz zu machen: Ich, die arme, kleine Waise, die trotz allem noch an das Leben glaubt, trifft auf die verzogene, perfekte Vorzeigetochter. Wir haben uns gestritten, noch mehr gestritten, geschlagen und wurden beste Freunde. Ohne groß zu reden, weißt du? Weil sie für mich da war und ich für sie. Es war einfach. Schön einfach.

Aber dann, in der fünften Klasse, kam Shikamaru hier her. Seine Eltern sind irgendwelche hohen Tiere und da war es ganz gut, in der Nähe von Sapporo zu wohnen. Die beiden mögen das einfache und vor allem unnervige Leben, deshalb bleiben sie immer in irgendwelchen ruhigeren Gegenden. Und du weißt ja, wie sehr neue Leute die Blicke auf sich ziehen. Shikamaru war wie immer gelangweilt, auch, als Ino in angegraben hat und das hat natürlich in ihr den Kampfgeist geweckt. Er hat mich nicht besonders interessiert und da ich gerade in einer Null-Bock-Phase war, waren wir beide perfekte Partner. Wir saßen nebeneinander, haben kein Wort miteinander gewechselt und einfach nur die Wolken angestarrt. Es war entspannend – und weißt du… es war gar nicht meine Absicht! Ich mein, ich war zu der Zeit eh ein bisschen genervt von Ino, aber ich hatte ja nicht vor, mich neben Shikamaru zu setzen, damit die Genervtheit schlimmer würde und Ino sich verletzt fühlte. Ich hab nie mitbekommen, wie ernst die Sache von ihrer Seite aus war. Schließlich stand sie jede Woche eigentlich auf ’nen anderen. Nur bei ihm nicht und dabei kannte sie ihn nicht mal. Ich kannte ihn ja auch nicht, aber wir hatten so was wie ne Wolkenfreundschaft aufgebaut und deswegen habe ich sie ignoriert.

Es war meine Schuld, ich weiß. Ich war unsensibel und gemein und keine so gute Freundin, wie Ino es verdient hatte. Irgendwann war sie dann so wütend, weil Shikamaru sie abgewiesen hat und ich in seiner Nähe war – dass sie die Freundschaft gekündigt hat. Du weißt schon, dieses ‚Ich-bin-nicht-mehr-deine-Freundin’-Zeugs. Und ich hab es nicht ernst genommen und mich nicht entschuldigt. Ich weiß ganz genau, dass es meine Schuld war, aber ich fand, es war unnötig. Unnötig, irgendetwas zu sagen, weil es schließlich alles normal war. Ino sauer, ich nicht bereit, mich zu entschuldigen.

Und das war dann das Ende unsrer Freundschaft. Shikamaru war dann plötzlich bei Ino und sie wurden Freunde. Ich hab mich beleidigt zurückgezogen und war wütend auf die ganze Welt. Mit den beiden hab ich kein Wort mehr gesprochen, jahrelang. Und weißt du, ich war zufrieden damit! Mit Hinata war ich ja schon immer befreundet gewesen und eigentlich haben wir uns immer besser verstanden als ich mit Ino. Nur war da Ino gewesen und die nimmt einen ein. Wenn du dich auf Ino konzentrierst, dann nur auf Ino. Hinata wurde meine beste Freundin. Und TenTen und die anderen, Miako, Ai und so waren ja auch noch da!

Ich dachte, es würde Ino nicht verletzen, dass wir nicht mehr befreundet waren, schließlich hatte sie jetzt Shikamaru, wenn auch nur als Kumpel, sie hatte die ganzen anderen, und ich war zufrieden, ich geb es zu. Ich hab Ino nicht so sehr vermisst, wie ich gedacht hätte. Wir haben uns nie ausgesprochen. Irgendwann habe ich Blumen in dem Laden ihrer Eltern gekauft und wir haben wieder miteinander geredet. Seitdem ist das so was wieder wie Freundschaft zwischen uns, aber so sehr wie damals war es nie. Ich weiß eh nicht, wie ich es beschreiben soll. Es war einfach so – wir waren befreundet. Ohne Grund. Wir waren es einfach. Es hat gepasst. Und jetzt passt es halt nicht mehr so sehr wie früher. Wir sind Freunde, aber es ist nicht mehr so wie damals. Es ist kompliziert, weil es so einfach ist – verstehst du, Sasuke? Und ich habe das Gefühl, ein falsches Wort in ihrer Gegenwart könnte alles wieder kaputt machen. Ich habe Angst davor. Ino ist mir immer noch wichtig.“
 

Und plötzlich waren da die Tränen, die Sakura nie geweint hatte, um die verlorene Verbundenheit mit Ino, um die erste beste Freundin und um die Gewissheit, dass sie daran Schuld war.
 

Sie war Schuld.
 

Die Tränen, die Sakura nie für möglich gehalten hatte, die Sakura für unnötig gehalten hatte. Warum sollte sie um etwas weinen, was wieder da war? Warum sollte sie um etwas nicht weinen, das jetzt so anders war, so falsch, so richtig, weil es ehrlich war, so verletzlich?

Sie weinte und drückte sich näher an Sasuke und er hielt sie einfach nur fest, war da und strich über ihr Haar.
 

Er war da.
 

Jeder hat Angst, vergessen? Angst ist nicht schlimm. Und ich bin da – ich bin da…
 

„Ino, willst du eigentlich irgendwann mal ausziehen? Ich mein, nicht dass es schlimm ist, noch bei den Eltern zu wohnen, tun ja die meisten hier, aber…“ Das ‚Aber’ schwebte über ihnen, kreiste sie ein und würde irgendwann auf sie niedersausen wie die Klinge eine Guillotine; es war ein unausgesprochener Fakt. Sakura saß auf dem weichen Sofa, die Beine dicht an ihren Körper gezogen, ihren Kopf auf die Knie platziert.

„Ich… ich weiß nicht…“ Ino warf einen unsicheren Seitenblick zu Shikamaru, der allerdings gelangweilt wie immer auf den Fernseher starrte, in dem gerade irgendeine amerikanische Sitcom lief. „Es… kommt drauf an, wie sich gewisse Dinge entwickeln.“

Ino fragte nicht ‚Und du?’ – und Sakura war dankbar darüber. Sie wollte nicht mehr über die Zukunft nachdenken und hatte jede Grübelei, die weiter als bis zum nächsten Gedanken ging, verbannt, in die dunkle, verlassene Ecke ihres Kopfes.
 

Sie war schon immer gut im Verdrängen gewesen.
 

Dass Ino nicht fragte, zeigte aber auch, dass sie sich kannten. Ihre Freundschaft war einfach gewesen, und diese Einfachheit prägte auch jetzt noch ihre Gefühle füreinander. Manchmal wusste die andere einfach, was sie sagen musste, sie wusste, was das Richtige war. In solchen Momenten fühlte Sakura dann, dass es gut war, so einfach, so schlicht und gerade deswegen so überwältigend kompliziert und sie war dankbar dafür. Es war ihr Leben.

Aber es gab auch die anderen Momente, die, in denen Sakura sich fragte, was sie von einer Person wie Ino wollte, die Momente, in denen Sakura Kopfschmerzen von Inos Stimme und Hysterie und ihrem unsagbaren Drang, alles neben sich in den Schatten zu stellen, bekam – bis sie sich erinnerte, wie sehr Ino und sie selbst sich ähnelten…

Zu Shikamaru hatte sie ein ähnliches – gestörtes – Verhalten. Sie hatten nicht die Zeit gefunden, einander kennen zu lernen und das Ende der Freundschaft zwischen Ino und Sakura hatte auch jeden Sympathiefunken zwischen den beiden erkalten lassen. Erst seit einem Jahr, seit sie wussten, dass sie gemeinsam studieren würden, gemeinsam weggehen würden, tasteten sie sich aneinander an. Sie würden nie Freunde werden, aber zu guten Bekannten und Studentenfreunden würden sie sicherlich noch werden. Ein neues Ziel verband einen, ob man es anstrebte oder nicht. Sakura wollte vermutlich gar nicht mit ihm befreundet sein – er hatte einfach zu viele Charakterzüge, die sie nervig fand – aber sie fand es schade, dass sie nie selbst die Entscheidung gefällt hatte. Sie hatte nie entschieden, dass sie nicht mit ihm befreundet sein wollte – es war ihr aus der Hand geglitten wie ein wertvolles Porzellanstück, das zerbrach. Scherben.
 

Wenn Sakura und Shikamaru Wolkenfreunde waren, dann war die Freundschaft zwischen Ino und Sakura eine Scherbenfreundschaft. Zerbrochen. Und jetzt mussten sie auf Zehenspitzen wanken, damit sich niemand verletzte. Damit alte Wunden nicht wieder öffnen würden. Es war kompliziert. Aber Scherben glitzerten. Sakura mochte Glitzer-Zeug.
 

~~~
 

Ich kann nicht zählen, deswegen sage ich nicht, was das für ein Streich war. Der sechste, der siebte? Dass Ding hat momentan übrigens geplante 13-14 Pitel + Epilog, wird allerdings wahrscheinlich noch erweitert...
 

Ich hoffe, ihr habt viel Spaß mit dem Kapitel!
 

Liebe Grüße,
 

bells

Flickenteppich

Neunter Monat - April
 


 

Willst du nicht doch mitkommen?“ Kakashi lehnte am Türrahmen, beobachtete seinen störrischen Schützling – oder was auch immer sonst Uchiha Sasuke darstellen sollte – mit aufmerksamen Augen. „Ich mein, wenn man schon mal die Chance hat, aus unserem Kuhdorf rauszukommen, dann sollte man sie doch ergreifen, oder?“

„Tut mir leid, Kakashi, wenn das jetzt überraschend kommt, aber ich wohne in Tokio. 19 Jahre Nicht-Kuhdorf reichen mir, dankeschön.“

„Seit wann das denn, Uchiha? Ich dachte, wir kotzen dich alle an, sind Hinterwälder, blabla. Können sich Hochwohlgeboren daran erinnern?“

Sasuke rollte mit den Augen: „Du mich auch, Hatake.“

Kakashi grinste unter der Maske, dann flötete er: „Ich werte das als Zustimmung dafür, dich zu kidnappen, ja?“ Ein scharfer Pfiff ertönte, dann stürmten plötzlich Jiraiya, Naruto und Tsunade ins Wohnzimmer. Hinata, rot um die Nase und verlegen, stand hinter den Vollpfosten. Es war sicherlich nur eine Einbildung, dass sie ein Kichern unterdrücken musste. Genau. Sie hatte Schluckauf, mehr nicht. „Bringt ihn ins Auto“, ordnete Kakashi an, konnte sich allerdings ein kindisches Grinsen nicht unterdrücken. Sasuke dachte einen Moment daran, wegzurennen, aber erstens gehörte sich das für einen Uchiha nicht und zweitens war Tsunade dabei. Welcher Kerl hatte keine Angst vor dieser Monsterbraut?
 

NARUTO, HÖR VERDAMMT NOCH MAL AUF, DIESEN BESCHISSENEN RADIOSENDER ZU WECHSELN!!

Sasuke zuckte minimal zusammen, Hinata war der Schrecken von der Nasenspitze abzulesen, Jiraiya grinste und Kakashi summte weiter vor sich hin.

„Ach, Tsunade, auf deine alten Tage wirst du noch sentimental“, sagte Jiraiya, dem das Lachen in der Nase zu jucken schien, während er Tsunade beobachtete, die aus dem Fenster starrte. Ihr Gesicht glitt einer dieser Masken, von denen große Brüder gerne Gebrauch machen, um ihre kleinen Schwestern zu verängstigen. „Fresse, Perverser, oder du wirst ein neues Gebiss brauchen.“

Sasuke verdrehte entnervt die Augen. Womit hatte er das verdient?

„Werte es als Rache dafür, dass du mich an den Zaun gekettet hast.“ Jiraiyas breites Grinsen könnte einen toten Frosch zum Steppen bringen, verdammte Sch-…laftablette.

„Es war Sakuras Idee.“

„Ach, und das soll ich dir jetzt glauben, du böser, mieser Wicht, der nur Sakuras Unschuld haben will?“

„Außerdem eine Rache dafür, dass du Sakura und mich mit Handschellen aneinandergeschlossen hast.“

„Hey – ich brauchte Stoff für das neueste Flirtparadies und wenn man so was mal im eigenen Haus hat… da hätte ich doch nicht widerstehen können.“

„Stimmt, Ero-sennin. Außerdem war das voll lustig, echt jetzt!“

„Nicht wahr, Naruto? Als ich da, nachts, allein, nur ich und der Wolf-“

„Der Wolf und ich, Idiot.“

„-mit Handschellen und wunden Handgelenken herumsaß, ist mir echt ’ne heiße Szene eingefallen. Es ist nämlich so, dass…“
 

Sasuke hatte den Wunsch, sehr schnell und schmerzlos zu sterben. Jetzt. Sofort.
 

„Wo ist Sakura eigentlich?“, fragte Sasuke beiläufig, während Naruto, Hinata und er in einem Buchladen standen. Um genau zu sein war Hinata auf der Suche nach neuen Schmökern und Naruto wollte bei Hinata sein und Sasuke stand daneben. Narutos Blick wurde anziehend, auf eine süffisante Art, und sein Grinsen ließ nichts Gutes verheißen. Es war einer dieser Jetzt-gucken-wir-mal-warum-alle-denken-dass-ich-dumm-bin-Blicke, gepaart mit etwas Schließlich-war-ich-es-der-euch-zusammengebracht-hat und etwas, das verdächtig nach Ich-wusste-doch-dass-du-in-sie-verschossen-bist-und-zwar-schon-von-Anfang-an aussah.

Sasuke beugte sich zu Naruto rüber, als wolle er ihm etwas Oberwichtiges und Supergeheimnisvolles anvertrauen, und schlug ihm dann gegen den Hinterkopf: „Dobe, wie kommst du auf die Idee, huh? Könnte es denn nicht sein, dass ich sie einfach ausnutze, weil ich kein Bock auf 365 Tage ohne Sex habe und kein Geld für ’ne Hure ausgeben will?“

„Ich bin ihr bester Freund“, erwiderte Naruto bockig, während er seinen Kopf befühlte. „Ich bin dein bester Freund – wenn es nicht zu hart ist, dich so etwas zu beschuldigen. Außerdem wissen wir doch alle, dass du dir ’nen ganzen Puff leisten könntest.“

Sasuke rollte mit den Augen.

„Sasuke-kun… sie mag dich wirklich, wirklich sehr.“ Hinata lächelte, Nachdruck in ihren blassen Augen, Freundschaft um ihren Mund, und ging zum Regal mit den historischen Romanen.

„Sie mag dich nicht“, korrigierte Naruto, ein ernster Ausdruck in seinen blauen Augen. „Sie hat sich in dich verliebt.“ Er seufzte. „Und weißt du was? Ich bin auch mit ihren Exfreunden klargekommen, aber wenn ich schon nicht denken kann, kann ich zumindest sehen – und das, was ich sehe, ist, dass sie in dich verliebt ist. Sehr. Sie ist so fröhlich. So, wie man es sein sollte, wenn man verliebt ist. Wag es nicht, sie zu verletzten, Sasuke.“

Den restlichen Tag blieb Sasuke noch ruhiger als gewöhnlich, während er sich Gedanken über das Gespräch mit Naruto machte.

Für ihn war es auch Neuland. Woher sollte er denn wissen, wie es normalerweise war?

Wenn er Sakura ansah, war da dieses Sehnen, dieses Gefühl, dass ihn alles zu ihr hinzog. Wenn er sie nicht sah, ging in seinem Kopf plötzlich alles – gerade. Er hatte gedacht, dass es ihn verwundbar machen würde, sich in sie zu verlieben, aber seit sie da war, wusste er, dass es weiterging. Nicht schneller, aber beständig.
 

Verletz sie nicht.
 

°°°
 

Neji und Sasuke konnten sich noch immer nicht leiden, ganz offiziell. Keiner der beiden hielt mit seiner Meinung hinterm Berg – und das war eigentlich ganz gut so. Es entkeimten keine Rivalitäten und es stand ganz einfach im Raum, dass die beiden eine Aversion gegen den jeweils anderen hatten. Und es war okay. Eigentlich. Sakura hatte das akzeptiert. Man konnte nicht jeden mögen, es war in Ordnung, so wie es war.

Eigentlich.
 

Das Wetter wurde immer schöner und so blühte auch die Beziehung zwischen Sakura und Sasuke. Es war absolut unbegreiflich, was zwischen den beiden passierte, aber es war dennoch so bodenständig, wie die wenigsten Menschen glauben könnten und würden. Es war der Fakt, dass Sasuke ein arrogantes Arschloch aus der Hauptstadt war und Sakura das süßte, liebste, beste Mädchen, das dieses Dörflein zu bieten hatte. Es war wunderbar irritierend mit anzusehen, wie auch die Bewohner Wakkanais, die das Mädchen bisweilen missbilligend ansahen – sei es wegen ihrer schnellen Zunge, ihrer Freundschaft zu Naruto oder auch den Gerüchten um die halbainuischen Wurzeln Sakuras – plötzlich alle Haruno Sakura beschützen wollten.

Sakura war plötzlich das unschuldige, kleine Mädchen, das nicht auf sich aufpassen konnte und Naruto natürlich nicht regelmäßig verkloppte und auch niemandem die Meinung geigte.

Und Sasuke wurde zu einem fotzigen Playboy karikiert, der sie nur dazu bringen wollte, die Beine breit zu machen – um sie danach wie eine heiße Schüssel Ramen fallen zu lassen.

Das war nicht gerade fair und zeugte auch nicht unbedingt von der großen Menschenkenntnis der meisten Wakkanai-Bewohner, aber sie waren zumindest schlau genug, sich nicht öffentlich mit Sasuke anzulegen, ganz einfach, weil niemand mit den Fäusten von Tsunade zutun haben wollte. Es war irgendwie ironisch, dass gerade sie leitende Oberärztin des hiesigen Krankenhauses war.
 

Manchmal fragte Sakura sich, warum sie so viel Glück verdient hatte, denn obwohl ihre Vergangenheit und ihre Wurzeln nicht besonders großartig waren, hatte sie doch bisher immer fröhlich gelebt, sie hatte ihre Freunde gehabt und sie hatte ihre Familie. Vielleicht nicht durch Blut verbunden, aber immerhin eine Familie.

Es war nicht ganz fair, dass sie nun auch noch die tollste Beziehung mit dem tollsten Kerl überhaupt hatte, befand Sakura. Impulsiv umarmte sie Sasuke, der neben ihr im Sand saß und zusah, wie Naruto sich von irgendwelchen Wassertierchen ärgern ließ. Für einen Moment war er erstarrt, dann entspannte er sich in ihrer Umarmung.

„Du bist komisch, Sasuke-kun“, machte sie lakonisch. Dann und wann war sie so. Sagte ‚Sasuke-kun’, hatte diesen merkwürdigen Blick drauf, war kryptisch, war liebevoll, war so un-sakura. Sie mochte es, ihn zu verwirren.

„Und du umso hübscher, Sakura-chan“, erwiderte Sasuke nonchalant . Mittlerweile hatte er sich daran gewöhnt, notdürftig zumindest, machte sarkastische Komplimente, die trotz allem ernst gemeint waren. Sakura wusste dessen ungeachtet, dass er verunsichert war, wenn sie so offen ihre Gefühle zeigte.
 

Es war so einfach. Im Sand zu liegen, Hinata beim Zeichnen zusehen, über Naruto zu lachen, den Wind wehen zu lassen, das Meer rauschen zu hören.

„Stell dir mal vor, das Meer würde keine Gezeiten mehr haben.“

„Dann hätten wir keinen Mond, Sakura. Und das mit der Gravitation…“

„Mann, Sasuke! Sei doch nicht immer so… dumm nüchtern und bieder und blöd!“

„Realismus, Sakura. Nur Realismus.“

„Gut. Dann back deinen Kuchen auf dem Kack-Realismus, ich meinen auf Fantasie!“
 

Merkwürdig, dass sie so was kein bisschen unernst meinte.
 

„Sakura, du willst doch jetzt nicht wirklich, dass wir… das da… essen, oder?“

Sakura, die Arme ineinander verschränkt, blickte mit drohendem Blick auf Naruto, der sich mit einem Quieken hinter Hinata versteckte. „Sa-sakura-chan“, bemühte sich Hinata erblassend um Diplomatie, „das hier i-ist ein Kuchen aus… Sand. Den-… können wir nicht essen.“ Für einen Moment wurde Sakura etwas bleich um die Nase, dann drehte sie sich auf dem Absatz um und stampfte mit langen Schritten davon: „Ich hasse Realismus.“

Sasuke lachte, dann stand er auf und folgte ihr gemächlich.
 

„Es gibt zwei Dinge“, erläuterte Sakura, „die ich absolut nicht ausstehen kann.“ Ein kurzer Blick Richtung Sasuke. „Einmal Schokolade – und dann noch fette, hässliche, pädophil aussehende alte Männer mit Fetisch. Außerdem ist es Sommer! Du kannst mir nicht einfach einen Schokoweihnachtsmann schenken! Und woher hast du den überhaupt?“

Sasuke zuckte die Schultern: „Connections?“

„Könntest du bitte aufhören mit schlechtem Englisch um dich zu werfen?“

„Ich habe für dich Schokolade gekauft – und du sagst, du magst keine Weihnachtsmänner?“ Sasuke schien sich das Lachen zu verkneifen.

„Jahh??“ Es war ein bedrohliches ‚Jahh’. Sehr bedrohlich.

Er beugte sich zu ihr herunter, küsste sie auf den zu einem Schmollen verzogenen Mund. „Das nächste Mal bekommst du einen Osterhasen. Oder ’ne Klapperschlange“, murmelte er auf ihre Lippen.

Sakura sah in seine dunklen Augen, dann schüttelte sie den Kopf, ganz leicht, so sanft und zerbrechlich, wie sie in diesem Moment wirkte, so zierlich und schwach, so intensiv und hilflos, wie sie wirklich war. Dann verschlang sie ihre Hände um seine Mitte und drückte ihn fest an sich. Schweigend erwiderte er die Umarmung. „Ich benehme mich unmöglich. „Tschuldigung“, murmelte sie. In Sakuras Augen schwamm etwas, das er nicht verstand. Oder doch verstand. Aber es tat weh. „Ich weiß auch nicht, was los ist. Und ich hab noch nicht mal die Ausrede, dass ich meine Tage hab!“ Sie stieß ein hilfloses Lachen aus.

Er fuhr ihr schweigend über die Wange.

„Warum bist du mit mir zusammen, Sasuke?“ Schon während ihr Mund die Worte herausließ, wollte Sakura sie wieder einfangen, sie biss sich hart auf die Zunge und versuchte, nicht vor Schmerz und Scham aufzuschreien.

Stumm fuhren Sasukes Augen ihre Gesichtskonturen nach. „Ich vermisse dich sogar, wenn du in der Drogerie bist und dir diese ekelhaften Aloe-Vera-Gesichtsmasken für Ino und dich kaufst“, sagte er nur.

Sie schüttelte lächelnd den Kopf: „Das ist das beste Geständnis, das ich jemals gehört habe, Sasuke.“

Er erwiderte: „Warum bist du mit mir zusammen?“

„Erinnerst du dich nicht mehr an dieses hervorragende Plädoyer, das ich seinerzeit raugehauen hab?“ Sakura lachte.

Sasuke hob eine Augenbraue: „Kann schon sein.“

„Das hat dich echt fertig gemacht, huh?“

Er erwiderte ihren spitzbübischen Blick mit dieser arroganten Kälte, die sagen sollte: Ich bin ein Uchiha, mich macht nichts fertig.

„Zumindest – na ja, ich mein, ich glaub, wenn ich es mir heute so angucke, würde ich sagen, dass das meiste, was ich davon gefaselt habe, echter Mist war.“

Er sah sie nur stumm an, was Grund genug war, um weiterzureden: „Weißt du, du bist schon irgendwie ganz nett.“ Sie kicherte. „Und ich war verknallt in dich. Und es war schön, zu hören, dass du mich auch mochtest.“ Plötzlich war jeder Schalk aus ihrem Gesicht gewichen. „Aber ich weiß nicht, ob es eine gute Idee war“, flüsterte sie.
 

Sasuke schüttelte stumm den Kopf, nahm sie in die Arme, hielt sie.

Das mit uns war eine dumme Idee, ein Kleinmädchentraum, Sasuke…

Er wusste es.

Aber es änderte nichts.
 

°°°
 

Obwohl er es sich wünschte.
 

Sich so weit wie möglich weg wünschte, in die Dominikanische Republik, nach Norwegen, überall hin, nur nicht bei einem abermals besoffenen Naruto und einer Hinata, die, ohne ganz bei Bewusstsein zu sein, mit Inos Haaren zitternde Türme voll blonden Haares erbaute.

„Scheißdreck.“ Es hatte keinen Anlass gegeben, sich so die Kante zu geben, das war das schlimmste daran. Oder auch nicht. Das schlimmste daran war, dass Sasuke das wusste. Der Alkohol lag schwer auf seiner Stirn, ließ sie pochen und laute Wellen über ihm zusammenschlagen. Er versuchte, seine Hand zu heben, damit er sehen konnte, wie viel Uhr es war, aber irgendwie hatte er letztendlich doch keine Lust dazu.

Er fühlte sich schlaff und fertig, und das einzige, was sein Ego nicht vollkommen zerstört sein ließ, war der Fakt, dass die gesamte Menge an Leuten in diesem Raum noch voller waren als er.

Irgendwo aus der Küche hörte er ein Geräusch, das stark nach schwerem auf den Boden gefallenen Menschen klang. Und nach zersplittertem Glas.
 

Tsunades Haus war der perfekte Platz für eine nette Sommerparty mit viel Alkohol und feuchtfröhlichen Spielen. Ihr Garten war groß genug für einen Grill, ihr Einfamilienhaus für um die fünfzig Leute. Tsunade war auf einer Fortbildung für irgendwelche komischen chirurgischen Neuheiten und Sakura war mit nach Sapporo gefahren, weil sie gehört hatte, dass TenTen sich momentan zumindest wieder auf derselben Insel aufhielt wie Hyuga. Wie merkwürdig, dass TenTen Sakura, die ja ganz offensichtlich auch einen Teil zu dieser schrecklichen Liebestragödie beigetragen hatte, verzieh. Wahrscheinlich war das so ein Mädchending. Und wenn er ehrlich war – so lange es darum ging, dass Hyuga sich weiter abschottete und wie das nackte Elend aussah, nun, dann würde er nichts dagegen haben. Uchiha grinste träge.

Inos Kopf fiel schwer zur Seite und stieß hart gegen die Wand, während Hinata, die auch langsam einschlummerte, immer noch die Finger in Inos langen blonden Haaren hatte. Zwei so gegensätzliche Mädchen.

Manchmal fragte Sasuke sich, warum sie mit Sakura befreundet waren. Natürlich, da gab es die gemeinsame Vergangenheit, aber es wäre ein leichtes für jemanden wie Ino eine andere Freundin zu finden. Und ein leichtes für Hinata, eine solch nervige Person wie Sakura zu vergessen. Aber irgendwo hielt es sie doch zusammen, diese komische Freundschaft, die manchmal aus nichts anderem bestand als aus hysterischen Wutanfällen und kleinen Kosmos-Blüten.

Verdammt. Sein Kopf war schwer und er wollte schlafen, aber das einzige, zu dem sein Kopf in der Lage war, war Sakura.

Gut, er gab es zu. Haruno Sakura, dieses komische Ding, war der Grund, warum er sich besoffen hatte. Ein Teil seines Verstandes wusste, dass es besser wäre, es so schnell wie möglich zu beenden, am besten sofort, weil er wusste, dass es nicht halten würde. Natürlich nicht. Sie waren so unterschiedlich, auf eine Art und Weise, von der er wusste, dass es zusammenpasste, für immer zusammenpassen würde, von der er wusste, dass sie vergänglich sein würde.

Aber es gab andere Dinge, die ihn daran hinderten, es zu beenden. Banales wie ihre Augen. Der Ausdruck darin, wenn sie belustigt war, das Funkeln, bevor er sie küsste, die irrationale Logik, wenn sie wütend war, und versuchte, es zu bleiben. Sakura gehörte zu den Menschen, die mit dem nächsten Atemhauch vergessen hatten, dass sie wütend waren, und nicht vergessen wollten, dass sie vergessen hatten. Oberflächliche Dinge wie ihren süßen Mund, ihre langen Beine, ihre grünen Augen. Das weiche Atmen, wenn sie schlief, die Wärme in seinem Körper, wenn sie ihn umarmte, die Gelassenheit in ihrer Nähe.

Natürlich.

Er stand auf dieses Mädchen, er war geil auf sie, aber Sakura war nur eine von Abermillionen auf der Welt, und er kannte auch ihre Schwachstellen. Sie konnte gemein sein, bis in die Knochen hinterhältig, und sie war stur, sie war eine Lügnerin, sie war schwächer als viele andere Mädchen, auf eine komische Weise.

Alles zusammenfassend musste Sasuke sagen, dass er in sie verliebt war. Und ein bisschen mehr.

Letztendlich war es doch nur ein Traum. Nichts weiteres, nur ein Schließen seiner Augen, nur das Wissen, dass es gut war, obwohl es nicht vorstellbar war.
 

„VERDAMMTE SCHNECKENSCHEISSE!“ Es war Tsunades donnernde Stimme, tief und grollend, wie ein elektrisiertes Gewitter, das jederzeit ausbrechen konnte. „Wer ist Schuld daran, dass in meinem armen, unschuldigen Haus eine verfluchte Säuferfeier geschmissen wurde??“

Die meisten waren entweder eingepennt oder schon weg. „NARUTOOOOOOOOOOO!!!“, polterte Tsunade.

„War’s nich’“, nuschelte Naruto, den Teppich vollsabbernd, „Teme…“

Verräter. Sasuke rappelte sich halbwegs auf, um zumindest den Hauch von Würde beibehalten zu können, aber an dem spöttischen Blick, den Sakura, mit nach ihrem Shampoo duftendem Haar, ihm zuwarf und der gerümpften Nase des Ainumädchens-ich-hau-mal-schnell-ab, konnte er erkennen, dass er es nicht hinbekam.

TenTen war wieder da.
 

„Ich kann’s nicht fassen, dass ihr echt so dumm wart, eine Party bei Tsunade zu schmeißen!“ Ein belustigter Unterton perlte von ihrer Stimme ab.

Sasuke stöhnte: „Halt die Klappe, Sakura.“

„Na, zumindest bist du wieder halbwegs nüchtern, Mr. Obercool.“

Nun, kalt war es tatsächlich. Zumindest um halb acht morgens unter der Dusche. Während das heiße Wasser nickt funktionierte. Und die eigene Freundin einen fertig machte.

Sasuke hörte, wie Sakura in den Badezimmerschränken herumwühlte, als er das Wasser abstellte. Er griff nach einem Handtuch und schlang es sich um die Hüfte, während seine Freundin irgendein fröhliches, sirupsüßes Kinderlied summte. „Aber jetzt ehrlich mal“, setzte Sakura erneut an, „was sollte das? Habt ihr gefeiert, dass ich weg bin?“ Sie warf einen spöttischen Blick über ihre Schulter und lächelte dann kurz amüsiert.

„Wir wollten uns betrinken.“ Sasuke zuckte mit den Schultern.

Sakura klatschte in die Hände: „Der perfekte Grund, das hatte ich glatt vergessen.“

Was sollte er sagen? Ich wollte mich vollaufen lassen, um zu ignorieren, dass ich dich liebe, und nach dem Besäufnis ist mir klar geworden, dass ich nichts daran ändern kann? Klar, sie würde ihn abknutschen.

Sie drehte sich zu ihm um, in einer Hand triumphierend eine Flasche durchsichtigen Nagellacks, und sagte mit einem Lachen in der Stimme: „Wenn du dich umgezogen und ’ne Tablette genommen hast, können wir zu Tsunade und aufräumen helfen.“

Die Tür fiel leise hinter ihr ins Schloss.

Nun, zumindest hatten die paar Tage Ruhe ein bisschen ihre Dynamik zurückgebracht. Während sie davor dauernd einem Nervenzusammenbruch nahe gestanden hatte, strotzte sie heute nur so vor Sarkasmus und Lachen.

Sasuke versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken.

Aber der Fakt, dass er es nicht schaffte, erklärte, warum er in sie verliebt war.
 

Naruto machte ihnen die Tür auf und ließ sie, immer noch halbschlafend, in Tsunades Haus herein. „O-baa-chan ist im Krankenhaus. Sie sagt, dass, wenn sie wiederkommt und es nicht sauber aussieht, sie uns beiden die ‚Häute langsam und qualvoll’ abziehen wird.“ Dann seufzte er genervt, als wäre diese Drohung nicht ernst zu nehmen. „Ich geh unter die Dusche, danach können wir’s mit Kommunikation versuchen.“ Mit diesen Worten schlurfte der blonde Junge davon.

Sakura und Sasuke warfen sich einen Blick zu. Dann ging Sakura an die Musikanlage, drehte irgendeine Gute-Laune-Musik auf und öffnete die Fenster. Das Wetter zumindest war fantastisch. TenTen kam aus der Küche, eine dampfende Tasse in der Hand haltend: „Sakura, Sasuke.“ Sie nickte zum Gruß. „Wollt ihr auch ’n Kaffee?“

Sie bejahten und setzten sich gemeinsam an den Küchentisch.

TenTen schien abwesend, nicht anders als sonst, eigentlich, und doch mit anderen Gesten, in ihrer Art, die Augen direkt auf den Gegenüber zu richten, nicht anders in ihrer stachligen Art, zu reden – aber trotz dessen wirkte sie verändert in den paar Monaten, die sie an verstreuten Orten verbracht hatte. Die Gespräche gingen stockend, tastend, als wüssten weder Sakura noch TenTen, was zu sagen war. Sakuras Augen flirrten in der Gegend umher, fassten ein Thema nach dem anderen auf, die Bankfilialen in Tokio, Polizeibeamte aus Osaka, neue Küchengarnituren in Wakkanai; ihre Finger verflochten sich automatisch unter dem Tisch mit Sasukes.

Es war eine zittrige Erleichterung, als Naruto mit einem etwas helleren Gesichtsausdruck in die Küche kam und polternd begann, schmutzige Teller in die Geschirrspülmaschine zu tun, während er fröhlich vom gestrigen Saufgelage berichtete.

„Ich geh in den Garten und sammle den ganzen Müll ein“, stellte TenTen fest, als sie aufstand, ihre Tasse in die Geschirrspülmaschine legend.

Sakura erklärte sich bereit, das ganze Badezimmer zu wischen und somit blieb es Sasukes Aufgabe, das Wohnzimmer zu säubern, bis sich die vier unter der Hilfe ihrer entkaterten Freunde ins Obergeschoss wagen würden.
 

Es war brennend heiß an diesem Tag, seit Jahren das erste Mal wieder. Das Thermometer zeigte über dreißig Grad und die Sonne schien prall auf den Garten und auf TenTen, Ino und Choji, die mit Begeisterung die Wiese besprengten. Und sich selbst gleich mit dazu: „Ieeeeeeeeeh, Choji!!“, kreischte Ino, „Du bist so eeeeeklig!“ Sie wrang ihre blonden Haare aus, schwang sie mit Wucht über ihre Schulter und bemühte sich, ihr Gesicht mit ihren nassen Händen zu trocknen. „Du bist Schuld, wenn mein Make-up ruiniert ist!“ Aber ein Lachen tropfte in ihrer Stimme mit und keine Sekunde später warf Ino sich mit der Wucht ihres schmalen Körpers auf den großen Choji. Sein Lachen klang wie das eines Bären. „TenTen, wie wär’s, wenn du diese Verrückte dazu bringst, etwas anderes zu misshandeln als mich?“

TenTen lachte laut, öffnete ihre nassen Zöpfe und bemühte sich, ihre Haare in einen Pferdeschwanz zu zerren.

„Wir sind fertig unten!“, rief Sakura, die auf der Terrasse stand und ihre Augen mit einer Hand abschirmte. „Lasst uns Mittag essen, und dann oben weitermachen.“

Die Mahlzeit verlief halbwegs zivilisiert, obwohl sie im Freien essen mussten, weil das Gartentrio zu nass und dreckig für das frisch geputzte Erdgeschoss war. Naruto verschüttete die Limonade auf Sakuras Shorts, Sakura schlug Naruto, Shikamaru, der mit Sasuke das Wohnzimmer aufgeräumt hatte, brannte mit einer Zigarette ein – kleines – Loch in seine Hose, was zur Folge hatte, dass sie in Flammen aufging und das genässte Quartett entstand. Es war ein Sommertag wie jeder andere auch.

„Was ist denn hier los?“, fragte Neji, plötzlich in der Tür stehend, während seine Augen vom dösenden Naruto über Shikamaru wanderten und bei TenTen verharrten.

„Gewisse Personen“, Sakura knuffte den auf dem Boden liegenden Naruto und gab Sasuke einen innigen Kuss, „mussten unbedingt eine Sauforgie veranstalten, während Tsunade und ich in Sapporo waren, wo wir nebenbei auch noch TenTen aufgepickt haben.“ Sakuras Lächeln war eine Spur zu strahlend, als dass Leute wie Sasuke es ernst nehmen konnten. Niemandem in dieser Runde war nicht klar, dass zwischen TenTen und Sakura, trotz dass TenTen wieder heim gekommen war, eine gewisse Distanz herrschte. Nun, es musste schließlich Gründe geben, die erklären konnten, warum TenTen überhaupt glauben konnte, dass eine Freundin ihr den Jungen wegschnappen würde. Irgendwo war da eine gewisse Spannung, und nun, da Neji auch noch da war, schien einer netten Vorstellung mit Popcorn und Tamtam nichts im Wege zu stehen. Sasuke zog eine Augenbraue hoch und warf einen abwartenden Blick zu TenTen, die sich auf die Lippe biss und nicht wusste, wohin sie schauen sollte. Hinata bemühte sich, ein Gespräch mit ihr zu beginnen, aber alles wirkte fahrig und aufgesetzt. Hyuga stand immer noch an derselben Stelle wie zuvor, angespannt und nervös.

Plötzlich sprang TenTen auf, sagte hastig „Ich muss gehen! Tschüss!“ und rannte wie von Furien gejagt aus dem Haus.
 

„Das lief scheiße“, bemerkte Sasuke lapidar, während Sakura ihr Zimmer lüftete und Sasuke sich gegen die – nicht mehr mit Bier bespritze – Wand lehnte. Die anderen waren schon größtenteils gegangen, nur Hinata tummelte sich noch bei Naruto.

„Das musst du nicht mir sagen“, erwiderte Sakura, ihre Stimme nahm einen skurrilen Ton an. „Meine Güte, das war einer der schlimmsten Momente meines Lebens. Ich fühl mich scheiße, Sasuke. Tu was dagegen!“ Sie klang weinerlich, stampfte mit einem Fuß auf, und zerrte an ihren Haaren. „Scheiße, scheiße, scheiße!“

Als Sasuke versuchte, ihren Arm zu fassen, schlug sie ihn weg. Hart. Ihr angespannter Gesichtsausdruck, der irgendwie an eine schrullige Psychotante mit Ambitionen auf Selbstmord erinnerte, glättete sich, als sie begann, Dinge zu tun, wie alte Schulsachen zu zerreißen, ganze dicke Hefter auf einmal, sie danach feinsäuberlich in die Mülltüte packte, und dann begann, ihn selbst zu schlagen. „Sakura… Hölle, Sakura, hör auf! Ich bin keine Stressbewältigungspuppe.“ Sasuke hielt ihre Handgelenke eisern fest und der gehetzte Zug um ihre Augen verblasste langsam.

„Ich hab’s total verbockt“, sagte sie plötzlich nüchtern.

Er lachte kurz: „Ja, genau, Sakura. Und mehr als das kannst du auch nicht machen. Lass Hyuga und TenTen in Ruhe ihren eigenen Kram erledigen und bürde dir nicht noch mehr auf. Das ist albern.“

„Aber ich fühl mich dreckig. Wenn sie nie wieder ein Wort miteinander reden, bin ich Schuld daran, verstehst du das nicht? Es würde–“

„Küss mich mal bitte, Sakura.“

„Hä?“, machte sie geistreich. Er verdrehte die Augen: „Du weißt schon, so von wegen Lippen auf Lippen, rumschlabbern, fummeln.“

„Oh. Ach so. Und warum?“

„Weil du dich sonst um Kopf und Kragen laberst und dich aus dem Fenster stürzt. Weil ich genervt war, als du weg warst, und all die Mädchen, die ich in der Zwischenzeit gevögelt habe, es nicht so gebracht haben wie du.“

„Ah, verstehe.“
 

Als der Kuss endete, schlug Sakura Sasuke in den Bauch. Ihre Augen funkelten ernst, während sie ihn ansah. „Wenn ich dich einmal gehen lassen wollen sollte, kannst du mich zurückhauen, ja?“ Und sie berührte erneut seine Lippen in einem Aufschwung von merkwürdigen Gefühlen und verschlungenen Händen und pochenden Herzen und lebendigen Seelen.

Die unperfekte Seite des Perfektseins

Zwölfter Monat - Juli
 


 

Sag mal, was machen die da eigentlich?“, flüsterte Hinata Sakura zu. Diese zuckte mit den Schultern.

„Ich will es gar nicht so genau wissen, Hinata-chan.“

Sie warfen einen abwartenden Blick zu Naruto, der lautstark mit Hanabi, Hinatas jüngerer Schwester, über eine bestimmte Judo-Wurftechnik diskutierte. Hanabi war ein Genie, selbst für den Hyuga-Maßstab. Sie war übermäßig intelligent, übermäßig talentiert in allem und jedem, und würde später eine überaus tragende Rolle für den Konzern der Hyugas tragen, das war jedem klar, auch ihr. Hanabi hielt diesem Druck gelassen entgegen, entspannte sich bei Yoga und Judo, machte Fortgeschrittenenkurse in Politikwissenschaften, Geschichte und Kunst und wurde immer schöner, je älter sie wurde. Hanabi war eine auffallende, elegante Person; auch wenn sie noch schmaler und zerbrechlicher als Hinata aussah, schien sie jeden Raum mit ihrer Präsenz auszufüllen, bis jede Nische voll von Hanabi war. Dies heute war allerdings kein Treffen, um das Feuerwerk um Hanabi auszudrücken, sondern etwas ganz allein für Hinata. Ihren neunzehnten Geburtstag.
 

Hinata hatte sich keine große Party gewünscht, sondern wollte nur im kleinsten Kreis feiern. Somit waren nur sie selbst, natürlich Naruto, Sakura und ihre Familie da – obwohl die eher mager und nur durch Neji, Hanabi und die ganzen Bediensteten, welche alle von Hinatas stillem Zauber verführt worden waren, vertreten waren. Und eigentlich auch Sasuke. Es war merkwürdig, wie gut sich die beiden mittlerweile verstanden. Und es war keine Wortfreundschaft. Zwischen ihnen herrschte dieses gewisse Einvernehmen (stille Einverständnis), dieses Wir-wissen-wie-es-ist-mit-Naruto-und-Sakura-befreundet-zu-sein. Doch Sasuke hatte abgesagt, Hinata ein kleines, dunkelblau eingepacktes Päckchen in die Hände drückend, eines seiner seltenen Lächeln im Gesicht. Er meinte, er hätte einige Dinge zu erledigen, die mit seiner Familie zu tun hätten. Und Hinata akzeptierte das. Sie wusste, wie es war, in so eine Familie hereingeboren zu sein. Sakura war enttäuschter gewesen, auch wenn sie versuchte, das zu überspielen. Aber in letzter Zeit… da waren auch Risse in Sakuras Maske. Wie in Sasukes. Hinata lächelte. Sanftmütig. Nachgiebig. Die beiden wussten vermutlich nicht einmal, wie ähnlich sie sich waren. Wie unterschiedlich.

Die gleiche Seite zweier verschiedener Münzen.
 

„Aber echt jetzt! Je früher man den Gegner besiegt, desto besser! Das weiß doch jede Ramenverpackung!“

„Eigentlich nicht, Naruto-kun. Deine Art ist vielleicht offensiver, aber mit klügeren Taktiken hältst du den Stand, bis du die absolute Sicherheit eines Sieges hast.“
 

Es versetzte Hinata einen Stich. Es tat weh, oh ja, sehr weh. Sie konnte doch eh nichts ändern. Nicht und wieder nichts. Sie würde immer die erste Zweite bleiben. Für immer die Verliererin auf dem Siegertreppchen. Sie bemühte sich doch! Sie tat es wirklich. Und doch – es war ein Kreis. Ein ewiger Kreis. Und sie würde immer hinten sein.

Hinata war mit der Ansicht aufgewachsen, dass sie die Erste sein musste. Sie musste Bestnoten schreiben, sie musste die beliebteste sein, sie musste die Stufensprecherin sein. Aber das war nicht Hinata. Das war Hanabi. Ihr Vater hatte es erst viel später erkannt. Zu spät. Die zurückhaltende Hinata, sanft in ihrem Wesen, stolz in ihrem Geist, mutig in ihrer Liebe. Eine Kämpferin im Verborgenen. Aber ihr Vater wollte schon immer blind sein, für Dinge, die sich hinter dem Schattenspiel bewegten, für Dinge, die Hinata hätten wahr werden lassen können. Hyuga sah Schemen und dachte nicht daran, dass sie etwas anderes sein könnten, als das, für das sie gehalten wurden. Schatten waren nie so stark wie die echten Bilder. Hanabi hatte keinen Schatten, sie hatte keinen toten Winkel. Sie war so glatt, so scharf wie ein kunstvoll gearbeitetes Messer. So sehnsuchtsvoll wie der Tod, der süßeste Tod überhaupt. Hanabi drückte alles das aus, was man ersehnte, was man sein wollte. Sie war perfekt.
 

Aber Hinata hatte nie perfekt sein wollen. Hinata wollte sie selbst sein, nicht mehr, nicht weniger, aber das war ihr nicht erlaubt worden. Und dann war sie zum Schatten geworden, zum blassen Schatten, zu der unsicheren, zurückhaltenden Hinata, zu der, die niemand haben wollte. „Ein Missgeschick“, hatte ihr Vater einmal gesagt, lachend und es ernst meinend. „Sie ist unser kleines, hässliches Entlein. Und ich denke nicht, dass sie noch zum Schwan wird.“

Und dann war es vorbei gewesen, das Schattenleben. Naruto. Er war in ihr Leben getreten, wie eine Farbbombe hatte er sich über sie ergossen und sie hatte alles in einem anderen Licht gesehen. Und Sakura, die lustige, fröhliche Sakura, die Sakura, von der Hinata gedacht hatte, dass sie auch perfekt war, weil sie eben Sakura war… bis sie hinter die Fassade geblickt hatte, es gedurft hatte. Es hatte lange gedauert.
 

„Ach Quatsch, Neji! Brendan Fraser ist ein guter Schauspieler! Du magst ihn nur nicht, weil er Mumien killt oder klangvolle Namen wie ‚Zauberzunge’ besitzt, wohingegen du hier in diesem Nest sitzt und Fliegen an die Wand datschen darfst!“

„Sakura, du bist betrunken. Du redest Schwachsinn.“

„Ich bin auch leicht angetrunken in der Lage, eine ordentliche Sachdiskussion zu führen! Du bist nur ein Feigling, Hyuga!“
 

Sakura war so fließend gewesen, dass sie lange hatte suchen müssen, sehr lange sogar. Und dahinter, hinter dieser Fassade, da war ein Mensch gewesen, ein verletzlicher Mensch und das hatte sie nur noch schöner gemacht. Hinata war so froh, dass sie Sakura hatte. Und Naruto. Naruto. Naruto. Naruto. Sie hätte seinen Namen so oft sagen können, wie sie wollte, es würde immer noch wie ein Geschenk aus dem Himmel klingen. Naruto, den sie liebte. Naruto, der an sie glaubte. Naruto, der aus ihrem Schatten eine Person gemacht hatte. Naruto, der mit ihrer perfekten Schwester redete, die so viel makelloser, klüger und begehrenswerter war als sie selbst, die schwache, unscheinbare Hinata. Naruto, der sie plötzlich ansah und lächelte. Seine Augen blau wie der Himmel, seine Liebe strahlend wie die Sonne. Naruto, der perfekt war. Für sie. Nicht für Hanabi. Ganz allein für sie. Hinata.
 

„Ich liebe dich, Hinata.“ Nur ein sanftes Murmeln. Es war das erste Mal, dass er nicht ‚Hinata-chan’ sagte. Und es war das erste Mal, dass sie es fühlte.
 

Er liebte sie auch. Naruto. Gewissheit.
 

Hinata strahlte. Und Sakura lächelte sanft. Es war, als hätten sie die Rollen getauscht, aber Sakura wusste, dass es nicht für immer sein sollte. Hinata war nicht so. Offen, verschwenderisch. Sie war still glücklich, es reichte ihr, wenn sie es selbst wusste, es musste nicht auch noch der Rest der Welt sein. Hinata war bewundernswert. Hinata, die stille Hinata in all dem verwirrenden Getöse, die Hinata, die Naruto begleitete, egal, wohin er ging, die Hinata, die Naruto noch besser verstand als es Sakura tat. Und nun – endlich, hatte sie es auch verstanden. Dass sie es wert war.
 

„Hinata-san?“ Ein alter Mann steckte den Kopf durch die Tür, ein inniges Lächeln auf seinen Zügen. Hinata hatte von Anfang an alle Dienstmädchen und Köche, alle Putzfrauen und Hausdiener auf ihrer Seite gehabt. Mit ihrer stummen Freundlichkeit, die sich durch die schlichten Blumensträuße im Dienstzimmer ausdrückten, in den kleinen Präsenten aus der Stadt, für den Koch die Pralinen aus Sapporo, für den Butler das Lieblingsbuch, für die Dienstmädchen ein wenig Schminke. Mit ihrer Art, das Zimmer aufzuräumen und das Bett zu machen. Sie hatte sie sofort gehabt. Die liebe Hinata…

„Ja, Daisuke-kun?“

„Wir, die Angestellten, wollen Ihnen zum Geburtstag gratulieren und uns einmal dafür bedanken, wie gut Sie immer zu uns sind. Danke, Hinata-san. Wir danken Ihnen so sehr dafür.“ Und damit öffnete sich die hohe Tür vollkommen und da standen plötzlich ein Dutzend Bedienstete und sangen lautstark Happy Birthday, während eine bombastische zweistöckige Torte in das Wohnzimmer gebracht wurde.

„W-was? Für… für mich?“ Hinata klang, als würde sie daran zweifeln, dass sie wirklich geschätzt wurde. Aber zu aller Erstaunen war es Hanabi, die plötzlich zu ihrer großen kleinen Schwester sah. Sie lächelte transparent. „Alles Gute zum Geburtstag, nee-san.“ Sie wies mit einer kleinen Geste auf die ganzen Menschen hier. „Du bist gut, so, wie du bist. Lass dir von tou-san nichts einreden. Er sieht es nicht, Hinata. Er sieht dich nicht.“
 

Und Hinata weinte. Verwunderung? Freude.
 

So unperfekt…
 

°°°
 

Sasuke starrte auf sein Handy. Minutenlang.

Die Zeit ran ihm davon und er war nicht schnell genug, um sie festzuhalten. Rieselnder Sand durch seine Finger. Er war zu langsam, viel zu langsam. Oder war es die Zeit, die sich plötzlich schneller drehte? Jetzt, da er einmal in seinem Leben zufrieden war – stieß die Zeit ihn voran, dem Ende entgegen, dem bitteren Ende. Er harrte. Es war eine Endlosschleife, das unsichere Einatmen, zittrige Ausatmen – ha, Uchiha, dann mach dir mal die Hosen voll. Mehr war es nicht. Nur ein kleiner Anruf; Wahrheit oder Pflicht?

Er gehörte nich zu den Menschen, die unbedingt fürsorglich waren – aber da war der Hang nach Gewissheit, steil und spitz.

Er wollte hier bleiben.
 

Und das Glück rinnt durch deine Hände, Sasuke-kun. Immer weiter… es wartet nicht auf dich.
 

Uchiha.

„Hallo, Itachi.“

Welch eine Ehre, endlich wieder deiner engelsgleichen Stimme lauschen zu dürfen.

„Dir scheint es fabelhaft ergangen zu sein, nii-san.“

Der Schein kann trügen, otouto.

„Wie geht es Temari?“

Temari ist meine beste Freundin. Du wirst dich in keinem Fall darum kümmern müssen.

„Falls ich der Vater bin, werde ich die Verantwortung dafür übernehmen, Itachi.“

Oh, heute so schnell beim Punkt? Das war letztes Mal aber nicht so. Mir scheint, als wärst du der mit den Stimmungsschwankungen, nicht Temari.

„Wie geht es ihr?“

Den Umständen entsprechend. Das Ganze wirft kein gutes Licht auf uns, zumal du jetzt auf Hokkaidō bist. Zumindest gibt es noch keine Schlagzeilen. ‚Infusion der Uchiha-Company mit Sabakuno-Industries durch uneheliches Baby besiegelt.’ – stell es dir vor. Wenn du hier wärst, könnte man diesen ganzen Spekulationen ein Ende bereiten, mit Pressekonferenz und all dem Firlefanz.

„Ich habe nie entschieden, hier sein zu wollen. Das warst du. Vergessen?“

Ich vergesse nicht, Bruder. Aber lassen wir diese albernen Spielchen. Kaa-san geht es schlechter. Die Aasgeier verschwinden einfach nicht und treiben Spekulationen, die selbst Gaara zum Wütendwerden zwingen.

„Selbst dorthin, wo ihr mich verbannt habt, gibt es so etwas wie eine Boulevardzeitung und die Regenbogenpresse schickt mir wöchentlich schillernde Artikel. Hier gibt es sogar Internet – stell dir das mal vor, nii-san!“

Du nimmst es mir immer noch übel, Sasuke.

„Dass du mich, nachdem ich einen einzigen verdammten Fehler begangen habe, in ein Kuhkaff geschickt hast, ohne irgendwelche Worte, ohne mich es dir erklären zu lassen, mich bei irgendwelchen Verrückten wohnen lässt, mich damit zu bestrafen, zu wissen, dass ich nichts tun kann, als hier rumzuhocken? Was glaubst du denn, nii-san?“

Es war berechtigt. Außerdem kenne ich Jiraiya- und Hatake-san, sie sind seriös. Jiraiya-san war im Studium mein Mentor.

„Ich habe nur das Gefühl, dass du einen Grund gesucht hast, mich abzuschieben.“

Du hast drei Räume des Konzerns abgefackelt, Sasuke. Du bist mit einem Firmenwagen durch die Stadt gerast, ohne irgendwelche Verkehrsregeln überhaupt zu registrieren. Du wurdest in diversen zwielichtigen Nachtclubs gesehen. Ich habe akzeptiert, dass du jung bist – aber das ging zu weit. Noch mehr Belastung hätte kaa-san nicht ertragen.

„Schieb das ganze nicht auf kaa-san. Sie hat damit nichts zu tun, Itachi. Es ging nur um uns. Und ich bin es nicht, der die Firma in den Ruin treibt.“
 

… Wenn du das ernst meinst, haben wir uns nichts mehr zu sagen.
 

„Wir hatten uns noch nie etwas zu sagen. Du hast geredet, ich musste gehorchen.“

Tou-sama hat immer gewollt, dass wir gemeinsam die Firma -

„Ja, genau, er wollte. Aber er ist tot, Itachi. An einer Schreibtischkante verblutet, mit einem verdammten toten Herzen. Unser Vater.“

Du glaubst immer noch, dass ich Schuld bin. An seinem Infarkt.

„Ich werde zurück nach Tokio kommen. Ich werde sehen, was ich tun kann, wer der Vater von Temaris Kind ist, ich werde kaa-san besuchen und dann werde ich wieder nach Hokkaido fliegen und an der Universität von Sapporo immatrikulieren.“

Das ist nicht dein Ernst. Du wirst nicht auf Hokkaido weiterleben. Das werde ich nicht akzeptieren.

„Wer, glaubst du, bist du? Mein Vater? Ich bin nicht nützlich für die Firma, du kannst sie genauso gut allein halb in den Ruin treiben, um dann als strahlender Held dazustehen, wenn sie wieder läuft. Ich habe nichts mehr bei euch verloren. Ich bin es leid.“

Das… ist nicht deine Entscheidung, Sasuke. Was ist da in Wakkanai, was dich festhält? Du hast in Tokio die besten Chancen, irgendwann mit mir den Uchiha-Konzern zu leiten und so viel Macht, Reichtum und Einfluss zu erlangen wie du wünscht.

„Das ist der Unterschied, nii-san. Du glaubst, dass ich das gleiche wünsche wie du, aber du irrst dich.“

Es ist kein Jahr her, da waren wir noch gleich, otouto.

„Warum sollte ich? Sag mir einen Grund, warum ich in Tokio studieren sollte. Warum ich wieder ins Familiengeschäft einsteigen sollte.“
 

Mama wird bald sterben. Und sie will dich in ihrer Nähe haben. Ich erwarte dich in dreiunddreißig Tagen in Japan, das Ticket wird in einigen Tagen angekommen sein.
 

Itachi legte auf.
 

°°°
 

War es das Branden des Meeres oder das seines Blutes, das durch seine Ohren rauschte und ihn endlich wieder zur Vernunft brachte?
 

°°°
 

„Was haltet ihr davon?“ Kakashi sah gespannt zu den beiden Älteren, wartete ihre Antwort ab.

„Ehrlich gesagt, hab ich keine Ahnung. Es wird kompliziert. Komplizierter, als ich gedacht habe.“

Tsunade führte das Wasserglas an ihre Lippen und nippte daran, während sie einen abwartenden Blick zu ihrem langjährigen Freund warf: „Wie kommst du darauf, Jiraiya?“

„Orochimaru wird ihn zurück nach Tokio begleiten“, erwiderte der Angesprochene, eine ungewöhnliche Ernsthaftigkeit lag in seinen Zügen.

„Orochimaru?“ Tsunade seufzte müde. „Was will er?“

„Nachdem er von hier weggegangen ist, ist er zu den Uchihas übergewandert. Bei den Hyugas hätte er nie mehr eine Chance bekommen und mit dir hier… eines muss ich ihm lassen: Er weiß, wann er verloren hat.“

„Aber das ist nicht der Grund, weshalb wir reden wollten“, mischte sich Kakashi nun wieder ein. „Ich weiß, dass ihr ihn beide am liebsten zu Ramen am Stiel verarbeiten würdet, aber darum geht es nicht. Sasuke gehört mittlerweile zu ihnen, mehr als jeder andere.“

Tsunade lachte hart: „Habt ihr bemerkt, wie Sakura ihn ansieht? Sie liebt ihn, Grundgütiger, sie liebt ihn wirklich sehr. Und er liebt sie, auch wenn man ihm es nicht ansieht: Er ist glücklich. Jeder in diesem Dorf scheint ihn langsam anzunehmen. Warum glaubst du, wird er jetzt wieder gehen wollen, Kakashi? Wenn er wollte, könnte er sogar auf Sakuras und Shikamarus Hochschule angenommen werden, selbst auf den letzten Drücker. Er ist ein Uchiha – und die werden überall aufgenommen. Ich weiß wirklich nicht, warum ihr so ein Aufheben darum macht.“
 

„Wir haben heute ein Fax von Itachi-san erhalten“, berichtete Kakashi. „Er will Sasuke unbedingt nach diesem Jahr wiederhaben.“

„Na und? So wie ich Sasuke kennen gelernt hab, wird er sich von nichts und niemandem etwas vorschreiben lassen – vor allem nicht jetzt.“ Tsunade war wirklich verwundert gewesen – und natürlich auch skeptisch. Sie als Ärztin bekam viel mit – es gab genügend Leute, die sich über Uchiha ausgelassen hatten, Gerüchte über Gerüchte, höher und surrealer als viele Neubauten in Tokio. Aber nach dem ersten Kennenlernen hatte sich ihre Meinung stumm geändert. Es war nicht, dass er unbedingt aufgeschlossener als sonst gewesen war, aber jede halbblinde Schnecke mit Krückstock hätte sehen können, dass die drei wirklich Freunde waren. Dass sie einander liebten – auf freundschaftliche Art. Und später auch auf die andere. „Ich glaube, ihr macht euch zu viele Sorgen.“

„In dem Fax steht auch, dass Uchiha Mikoto sterben wird – an Tuberkulose. Du wirst dich da bestimmt besser auskennen, aber nach dem Tod ihres Mannes hat sie sich abgekapselt und nach meinen Informationen Antidepressiva genommen. Niemandem sind die ganzen Symptome dafür aufgefallen und jetzt ist es zu spät. Ich glaube nicht, dass die arme Frau sehr viel davon mitbekommen wird, und dass es schlimm ist für sie, zu sterben… aber für Sasuke wird das ein Schlag in die Magengrube. Ist das genug, dass er zurück nach Tokio geht?“

„Die arme Frau“, murmelte Jiraiya.

„Warum sollte er dort bleiben?“ Tsunade blieb stur. Nach all den Jahren konnte der Tod sie nicht mehr schockieren und sie kannte Sasukes Mutter nicht. Sie wusste, warum sie wieder zurück, in das Dorf ihrer Jugend, gezogen war. Sie hatte den Schmerz um ihren toten Bruder und ihren toten Ehemann vergessen wollen, diese Tragödie, die ihr ganzes Leben einst bestimmt hatte. Sie wollte nicht sie selbst vergessen, sondern das drückende Gefühl, wenn sie an die geliebten Menschen, die sie verloren hatte, dachte. Sasukes Vater war in Tokio gestorben, seine Mutter würde folgen. Und hier waren seine Freunde und seine Liebe. Es gab keinen Grund, nicht hier zu bleiben.

„Ich hab keine Ahnung.“ Kakashi zuckte mit den Schultern, seine Stirn immer noch vor Sorgen in Falten gelegt. „Aber ich… ich weiß auch nicht. Ich hab einfach ein schlechtes Gefühl dabei.“

„Na, darauf trinken wir einen.“ Jiraiya grinste zynisch. Er hob sein Sakeschälchen. „Auf Kakashis böse Vorahnung und darauf, dass sie nicht in Erfüllung geht…“ wie all die anderen Ahnungen davor, nicht wahr?

Tsunade, mittlerweile auch etwas beunruhigt, hob ihr Wasserglas. Kakashi beobachtete die beiden skeptisch.

„Dem kann ich nichts mehr zufügen“, sagte die Frau und Wasserglas klirrte an Porzellanschälchen. „Prost.“
 

Kakashi schüttelte bloß den Kopf. Er würde die beiden nie verstehen können.
 

°°°
 

„Danke, dass du gekommen bist“, machte Hinata wohlerzogen wie eh und je. Sie verbeugte sich höflich vor Sakura und lächelte dann.

„Hinata – hör auf damit. Wir sind nur deine Freunde!“, erwiderte Sakura verzweifelt. Würde sie denn nie, nie, nie diese schwachköpfige Etikette abzulegen?!

„Angeboren“, Neji grinste, „wir können nichts dafür. Wärest du in unsre Familie reingeboren worden, würdest du das verstehen. Können wir, Kitten?“ Sakura nickte widerstrebend, bevor Neji sich vor seiner höhergestellten Cousine verbeugte. „Träum süß, Hinata-sama.“ Sakura boxte Neji ihren Ellenbogen in die Seite, er stöhnte theatralisch, als leide er unmenschliche Schmerzen. Die beiden Mädchen lachten.

„Tschüss, Hinata-chan. Und pass bloß auf, dass Naruto nichts kaputt macht, ja?“ Hinata lächelte verlegen, ein Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen – es war ihr immer noch unangenehm, wenn sie bei ihm oder Naruto bei ihr übernachtete – und nickte. Sie verschloss die Tür nach einem letzten „Komm gut nach Hause“ und Sakura und Neji machten sich auf den Weg.
 

„Du brauchst mich jetzt nicht bis zu Tsunade bringen, wirklich!“, beharrte Sakura. Aber Neji, wie üblich Kavalier vom Scheitel bis zur Sohle, schüttele bloß den Kopf und ging weiter neben dem Mädchen her. „Vergiss es, Kitten. Wie schon gesagt: Hyuga-Instinkt.“ Er lächelte, und Sakura blickte ihn misstrauisch von der Seite an, dann seufzte sie: „Schon was von TenTen gehört?“

Nejis beherrschtes Gesicht wurde einen Atemzug lang hart. „Sie hat noch nicht mit mir geredet.“

„Ja“, lenkte Sakura ein, „schau mal, Neji, sie ist erst seit einer Woche –“

„…dreieinhalb Wochen.“

„– wieder hier und muss sich noch einleben –“

„… was sie nicht davon abhält, sich mit Hinata, Lee oder Ayame zu treffen.“

„– außerdem weißt du doch, dass TenTen nachtragend ist.“

„Was nichts daran ändert, dass ich keine Lust mehr habe, einem Mädchen hinterherzulaufen, dem ich anscheinend egal bin.“

Sakura runzelte die Stirn: „Du hast Recht. TenTens Verhalten ist nervtötend und infantil. Akzeptier es oder zieh weiter.“

Neji verzog das Gesicht: „Sei nicht so albern, Haruno.“

„Ich bin nur ehrlich, Hyuga“, erwiderte sie. „Also solltest du das vielleicht auch sein. Tu nicht so, als wäre es dein Ego, das dich hindert, an sie ranzukommen. Sag ihr brav ‚Guten Tag’ und ‚Tschüss’. Schreib ihr ’ne SMS, ruf sie an. Irgendwann wird sie nachgeben.“
 

Kakashis Haus war schon in Sicht, nur noch eine Kreuzung entfernt. „So, und jetzt wirst du deinen Hintern schön zurück zu dir nach Hause bewegen und schlafen gehen. Und morgen wirst du mit TenTen reden.“

„Bis dann. Und renn ganz schnell weg oder tritt ihnen in die Eier, wenn Fremde dich ansprechen“, murmelte er und umarmte sie kurz. Sakura erwiderte die Geste, winkte und rannte über die Ampel, während Neji zurück zum Hyuga-Anwesen ging.
 

Sie mochte es, wenn sie allein durch die Nacht spazieren konnte. Der Umstand an sich kam einfach nicht besonders häufig vor und gerade deshalb genoss sie es und würde es auch heute wieder bis aufs letzte auskosten. Es war nicht so, dass Tsunade sie nie aus dem Haus ließ oder allzu streng war – nur hatte Naruto anscheinend einen Ich-spüre-wenn-Sakura-chan-alleine-spazieren-will-und-stehe-deshalb-auf-nur-um-sie-mal-zu-ärgern-Sensor eingebaut. Und bei Kakashi und Jiraiya funktionierte es auch nur selten. Zwar könnte man Kakashi kaum mit einem Bären und einem Orchester gemeinsam aus dem Schlaf reißen, aber dafür war Jiraiya umso leichter aufzuwecken.

Langsam schlenderte sie den Weg entlang und bog in eine kleine Seitenstraße ab. Unvermeidlich trugen ihre Füße sie zum Darcy-See. Und sie lächelte. Und dann sah sie. Für einen ungehörig lauten Moment war da eine Furcht, eine Sorge. In ihrem Herzen. Die Gestalt auf der Bank rührte sich nicht, aber als sie genauer hinsah, erkannte Sakura sie dennoch.
 

Sasuke?
 

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Es hat so lange gedauert T_T Es tut mir leid. Und wenn ich könnte, würde ich schwören, dass es besser wird, aber ich könnte es eh nicht halten, deswegen... *seufzt*
 

Ich hoffe, euch gefällt das Kapitel!
 

Viele Bagles und Auflaufformen,

bells
 

PS: Danke für die 118 Favoriteneinträge!

Auftürmende Gewässer

Zwölfter Monat - Juli
 


 

Sasuke, was tust du hier?“ Sasuke sah das erste Mal seit Stunden auf, als er Sakuras Stimme hörte. Sakura. Sakura, die er liebte. Gott, er liebte sie so sehr. Sie kam näher, ihre Schritte flüssig und geschmeidig in der Dunkelheit, ihre Augen besorgt, vom Mondlicht bestrahlte Jade. „Was ist los, Sasuke?“, flüsterte sie. Sie hatte sich vor ihn gekniet, ihre Hände lagen auf seinen Oberschenkeln.

Er starrte sie an, konnte seinen Blick nicht von ihr lösen. Sie tat ihm weh. Ihre Schönheit, ihre Perfektion.

„Sakura“, murmelte er, in seiner Stimme schwang die Sehnsucht des Mutlosen. Und dann nahm er ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie voller Inbrunst, legte seine Verzweiflung, seine Liebe in diese eine Berührung. Sein Herz lebte. Schmerzhaft.

„Sasuke…“ Sie? Ihre Stimme bebte. „Sasuke, was hast du?“ Es klang so viel Liebe in dieser einfachen Frage, dass er erzitterte. Sakura erhob sich und setzte sich dicht neben ihn auf die Bank. Als wäre er nur mit halbem Bewusstsein da, bemerkte er, dass er sie noch näher an sich zog und ihren wunderbaren Geruch inhalierte, wie er seine Nase in ihren Haaren vergrub. Sie erwiderte die Umarmung sanft und strich über seinen Rücken.
 

Und dann begann er zu erzählen: „Mein Bruder, Itachi, war immer besser als ich, überall. Er hatte bessere Noten, er hatte bessere Freunde, er hatte bessere Kontakte. Er war der ganze Stolz meines Vaters und das hat er mir immer wieder deutlich gemacht. Das war das einzige. Itachi ist besser als du, sei mehr wie Itachi. Ich… war immer Luft für ihn, egal, wie sehr ich mich bemüht habe. Ich habe Itachi dafür gehasst. Dass er besser war als ich, und ich habe ihn geliebt und bewundert – als meinen Bruder, als mein Vorbild. Es war klar, dass Itachi irgendwann der Geschäftsführer der Firma der Uchihas werden würde. Irgendwann habe ich mich damit abgefunden. Und hab mich immer wieder gefragt, was ich falsch gemacht habe. Itachi hat Klassen übersprungen, natürlich ist er klüger als ich, er ist ein Genie. Und trotzdem, als ich fertig mit Schule war, sollte ich studieren. Betriebswirtschaftslehre. Was habe ich auch anderes erwartet? Ich gehöre Uchiha an, ob ich will oder nicht. Ich soll mich gefälligst an die Regeln halten. Und ich habe es auch getan, ich wollte tou-san alles recht machen. Er hat nie gezeigt, dass er mich geliebt hat und dennoch hat er verlangt, dass ich ins Familiengeschäft einsteige. Er hat mir keine Wahl gelassen.“ Sasuke lächelte bitter. „Es wäre der größte Skandal gewesen, wenn ich nicht diesem ganzen beschissenen Clan nachgeeifert hätte.

Itachi ist größenwahnsinnig. Er wollte nicht nur der Beste sein, er wollte das nonplusultra darstellen. Er wollte aus unserer Firma etwas machen, was sie nicht ist. Sie haben sich immer öfter gestritten. Am nächsten Abend war Vater tot. Herzinfarkt. Als kaa-san ihn am nächsten Morgen gefunden hatte, konnte man nichts mehr für ihn tun.“ Dann, zusammenhangslos: „Itachi hat ihn umgebracht.“

Sakura sah ihn an. Schockierte Augen, der Mund in Schrecken geöffnet. Ihre Fingernägel gruben sich in die Hand, die sie hielt. Sie saßen nebeneinander, starr den Blick auf den See gesetzt, roter Mond und blutende Herzen.

Sasuke sagte: „Niemand weiß, was sich damals abgespielt hat. Es ist auch unwichtig.“

„Aber Itachi hat sein Herz erst schwach gemacht“, erwiderte Sakura. Es waren seine Gedanken. Ihr Herz. Beides zusammen. „Sie haben sich gestritten und dann-…“ Sie zog tief die Luft ein, als würde sie ersticken und die Unsicherheit hing in silbernen Fäden am blausanften Himmel.

„Es ist nie etwas bewiesen worden und… niemand wollte… weiter darüber nachdenken. Er hat zu viel gearbeitet, zu viel getrunken, hat ungesund gelebt und war gehasst von der ganzen Welt. Man-… hat es akzeptiert. Man hat ihn… in Ruhe gelassen.“

„Deswegen hasst du deinen Bruder?“
 

Sie war perfekt. Für ihn.
 

„Ja.“

„Kommst du damit klar?“ Es war eine komische Frage aus ihrem Mund.

„Vermutlich nicht“, gab er zu.

„Kann… kann ich dir irgendwie helfen?“
 

Bleib, für immer und ewig…
 

Er schüttelte den Kopf.

Sakura bemühte sich, seinen Blick einzufangen, aber seine starren Augen… seine Augen waren ganz weit weg…

Ein schimmerndes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, der weiche Blick aus ihren grünen Augen. So viel Liebe.

Er hatte nicht beabsichtigt, ihr heute und hier davon zu erzählen, ihr das zu erzählen, was ihm seit Monaten auf der Seele brannte. Sakura beugte sich zu ihm, strich mit ihrer Hand über seine Wange. Sasuke lehnte sich in diese in kostbare Zuneigung getauchte Geste und realisierte erst jetzt, wie sehr er sich auf ihr abstützte und es wurde ihm bewusst, dass sie es gerne tat. Sakura küsste ihn. Voller Gefühle.

„Ich bin immer für dich da, Sasuke. Ich liebe dich.“ Sie flüsterte es wie ein sanftes Geschenk, wie das Ende eines Wartens, wie ein Herz aus Wasser. Wie sollte er es festhalten? Wie konnte er es wagen? Zu halten. Sie. Die selbstsichere Zerbrechlichkeit. Die Veränderbarkeit. Sakura.

Ich liebe dich. Es war das erste Mal, dass sie es gesagt hatte und es war wie ein Fakt, der einfach zu ihrem Leben dazugehörte, genauso wie Hinatas Schüchternheit oder Jiraiyas Perversionen. Es war ein überwältigend grausames Gefühl, zu hören, dass sie ihn auch liebte. So sehr, wie er es tat, wie er sie liebte, wie er das unglaubliche Rauschen hörte, wenn sie bei ihm war. Dass sie genauso fühlte wie er, wenn sie ihn umarmte, und dass sie sich bei ihm fallen ließ wie in den Ozean und dass sie es liebte, wie ihre Seelen zueinander gehörten, dass sie es liebte, ihn zu lieben.
 

Der Beschluss zurrte an ihm, doch sein Verstand hielt eisern dagegen.
 

„Wir sollten nach Hause gehen.“ Mit diesen Worten zog er sie auf die Beine, ließ ihre Hand los. Weil er sich verbrannt hatte. An ihrer Echtheit und an seiner Lüge. Und er ging schnell voran, weg von der Stimme, die ihm sagte, dass es falsch war. Weg von Sakura, die den Entschluss unmöglich machte. Sasuke schüttelte den Kopf. Auch wenn es für immer und ewig richtig sein würde, wusste er nicht, wie. Er wusste nicht, ob.

Wie hatte er jemals diese Schwäche zulassen dürfen?
 

Sakura folgte ihm rasch, doch nach diesem Gespräch lastete ein Druck auf ihrem Brustkorb, den sie nicht verstand. Sie wusste, dass sie ihn liebte, letztendlich hatte sie es ihm sogar gesagt. Und sie wusste auch, dass er sie liebte. Was war daran so falsch?

Die raubkatzenartigen Schritte, die ihn weg von ihr trugen.

Die neue Kälte in seinen Augen. Die Wahrheit in seiner Stimme.
 

Oder war es das Wissen, das sie selbst in sich trug?
 

Der Fehler im System. Sie. Und das niemals endende Bewusstsein darum.
 

Such den Fehler, Sakura-chan… such so lange du noch kannst… die Zeit verrinnt…
 

°°°
 

„Naruto, was ist los?“

Hinata sah besorgt zu ihrem Freund, während dieser betrübt aus dem Fenster starrte. Die Dunkelheit war schon eingebrochen und Hinata wusste, dass es eigentlich die Zeit für SakuraNarutoSasuke war. Sie akzeptierte, dass es einen Bereich nur für die drei gab. Selbst dann, als Sasuke und Sakura zusammengekommen waren, waren sie in diesen Stunden der Nacht doch kein Paar, sondern nur Freunde gewesen. Aber heute… saß Naruto hier, bei ihr. Es verwirrte sie.

Naruto zuckte mit den Schultern, der Blick aus seinen sonst so fröhlichen Augen war – besorgt. „Ach, Hinata-chan – ich weiß nicht. Es ist nur so ein komisches Gefühl. Als… als würde… ich spüren, dass Tsunade-o-baa-chan heute was ganz Ekliges kochen wird. Nur schlimmer.“

Hinata lächelte sanft. Es war seine Art, Sorgen und Gefühle in Worte zu drücken. Einfach er.

„Warum bist du heute nicht bei Sakura-chan und Sasuke-kun?“

Naruto fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, wodurch seine eh schon zerzauste Mähne noch mehr an allen Seiten abstanden. „Sakura übernachtet heute bei Ino, hat sie gesagt. Und – weißt du, das finde ich komisch. Weil, na ja, Freitage sind nun mal unsere Tage! Es ist… als wäre irgendwas falsch, weil wir heute nicht zusammen sind. Und Sasuke ist auch wieder so komisch drauf. Total abweisend. Selbst zu Sakura ist er nicht wie sonst.“

Hinata war hellhörig geworden. Sie hatte Sasuke wirklich in ihr Herz geschlossen. Seit sie sich nicht mehr so eingeschüchtert von ihm fühlte, zugegebenermaßen. Sie mussten nicht unbedingt reden, es war eher dieses Mundwinkelanheben, wenn Sakura und Naruto wiederum zankten. Sein Ausdruck, wenn er mit Sakura redete. Wie er mit Naruto Wortgefechte ausliefern konnte. Handgefechte. Prügeleien.

Dennoch wusste sie auch, dass er eine miese Allerwertestenöffnung sein konnte, er hatte es anfangs schließlich deutlich genug zum Ausdruck gebracht.
 

„Meinst du vielleicht… dass-… also, dass er… Sakura vielleicht ausnutzt?“

„Hör auf so einen Quatsch zu reden, verdammt!“

Hinata zuckte zusammen, als er sie so anfuhr. Sie war nicht gewohnt, dass er einen so harten Ton bei ihr anschlug und es trieb ihr die Tränen in die Augen. Naruto, der bemerkt hatte, wie laut er geworden war, seufzte und hob entschuldigend die Arme: „Es… es tut mir leid, Hinata-chan. Ich bin-… einfach mit den Nerven am Ende.“ Er lächelte um Verzeihung bittend und Hinata nickte nur, bevor Naruto sie umarmte und ihr einen Kuss auf die Stirn drückte. „Du weißt, dass ich dich liebe, ja? Wir sind jetzt schon fast zwei Jahr zusammen und es hat sich nichts an meinen Gefühlen für dich verändert, das musst du mir glauben. Teme macht mich nur so wütend!“

Sie lächelte verständnisvoll.

„Ich weiß ganz sicher, dass Sasuke Sakura liebt. Er liebt sie mehr als irgendetwas anderes auf der Welt und ich verstehe nicht, wieso er sich jetzt wieder wie so ein Idiot verhält. Er ist ja nicht mal irgendwie gemein zu ihr! Nur irgendwie… abwesend. Er ist wieder total oft allein. Und Sakura-chan nimmt sich das ganze so sehr zu Herzen.“

Hinata seufzte. „Ich glaube dir, dass er Sakura-chan liebt. Ich sehe es schließlich tagtäglich. Aber es muss immer noch einen Grund für sein komisches Verhalten geben und eher beschuldige ich ihn als Sakura.“ Der Blick aus ihren blassen Augen war plötzlich hart, undurchdringbar, und Naruto fühlte sich unwillkürlich an Neji erinnert. Kühle Seide, harter Marmor. Naruto vergaß allzu oft, dass auch Hinata mir Sakura befreundet war. Manchmal war er sehr dumm.
 

„Tut mir leid, Hinata-chan.“

„Es ist kein Grund vorhanden, sich zu entschuldigen, Naruto.“ Das Ausbleiben des Suffixes und der klare, kühle Blick aus ihren Augen sagten das Gegenteil. Es waren solche Momente, in denen Naruto bewusst wurde, dass die kleine Hinata-chan nicht mehr existierte. Manche Leute dachten vielleicht, dass es an ihm selbst lag, dass Hinata so viel an Selbstbewusstsein zugelegt hatte – aber das waren die oberflächlichen Bekanntschaften, die dachten, sie hätten die Menschenkenntnis mit Sieben gelöffelt.

Hinata hatte es allein geschafft. Manchmal fragte er sich, ob er sie sonst bemerkt hätte. Natürlich, Hinata war ganz eindeutig Sakuras beste Freundin, aber das hatte nichts daran geändert, dass sie für ihn jahrelang nur die anonyme Freundin Sakuras gewesen war. Er hatte ‚Hallo’ und ‚Tschüss’ gesagt, er hatte dann und wann mit ihr geredet – aber mehr auch nicht. Flüchtigkeitsbekannte. Damals war ihm Sakura wichtiger gewesen und in einem bestimmten Licht gesehen war sie das auch immer noch. Er hoffte, dass Hinata es verstand.

Sie hatte gelernt, so aufzutreten, dass sie bemerkt wurde. Zu dieser Zeit hatten sie sich angefreundet, nur angefreundet. Dass sie auf ihn stand, das hatte er erst nach dem Abschluss erkannt. Heiliger Hosenstall, jetzt im Nachhinein fragte er sich, was er hatte, dass sie ihn nicht aufgegeben hatte. Er war so froh darüber, dass sie so verbissen gewesen war. Hin und wieder hatte er aber das Gefühl, dass sie das nicht wusste. Dass er sie noch viel mehr verehrte und liebte, als er es zeigte.

„Dennoch entschuldige ich mich“, sagte Naruto dann, „Ich bin manchmal ein Idiot. Und ich vergesse, dass du die beiden genauso kennst wie ich… es tut mir leid.“
 

Hinata lächelte schwach. „Ich habe das nicht nur so gesagt, Naruto. Ich liebe dich, dich ganz allein und alles an dir. Du brauchst dich nicht dafür zu entschuldigen.“

Sein Strahlen in der Antwort beruhigte ihre sturmblassen Augen und ebneten sie.
 

Für diesen Moment.
 

°°°
 

Sabakuno Temari, im neunten Monat schwanger, war gestresst. Und nein, das lag nicht an den Hormonen, wie jeder auf dieser beschissenen Welt zu wissen pflegte. Die hatte sie vollkommen im Griff gehabt, nachdem ihr klargeworden war, dass sie schwanger war. Gut, danach hatte sie vielleicht tagelang nur geheult und war ein nervliches Wrack gewesen, aber später hatte sich das eingerenkt. Temari war nur gestresst, weil mal wieder nichts klappen wollte. Die Präsentation des neuen Projektes war die letzte Hoffnung für das Uchiha-Unternehmen – wenn das hier nicht geschmiert klappen würde, konnten sie getrost Konkurs melden. Und somit hätten Sabakuno-Industries ihren wichtigsten Partner verloren. Du musst das Gleichgewicht halten, Temari. Ein anderer kann dieses Chaos doch nicht mehr bändigen. Mikotos Stimme aus alten Kindertagen hallte in ihrem Kopf. Aber das war damals gewesen, ein Früher, das abgelaufen war, um nie wiederzukehren. Sie wusste, eine Sabakuno-Frau würde niemals unter einem Haufen voller trotteliger Kerle mit Mus im Kopf zugrunde gehen, die lieber Bier-und-Glotzeproll spielen wollten anstatt beim Geschirreinräumen zu helfen. Aber das hier – war etwas anderes.
 

Hiervon.

Hing ihr gesamter weiterer Lebensverlauf ab. Und Mann, hatte sie Schiss.
 

Itachi ließ sich ja mal wieder nicht ins Blatt gucken und Kankuro strotze wie üblich vor Selbstbewusstsein, der Vollidiot. Wenn Gaara hier wäre, würde sie sich sicherer fühlen, ganz einfach, weil sie wusste, er würde niemals den Kopf verlieren.
 

Normalerweise.
 

Aber normalerweise wäre Gaara auch hier und normalerweise stünde nicht ihrer aller Existenz auf dem Spiel. Da sah man mal wieder, was für ein Kerl ihr ach-so-toller Bruder war. Nerven aus Sandseilen, einfach viel zu leicht zu zerbröckeln.

Und natürlich Sasuke. Klein-Uchiha fehlte an allen Ecken, überall und nirgendwo, selbst am Frühstückstisch, wenn er alle nervte, weil er als einziger in einem fortgeschrittenen Tokio auf ein traditionelles Frühstück bestand und das auch irgendwie immer wieder durchsetzte. Sasuke mit seinem unsinnigen Ehrgeiz, obwohl Temari vermutlich die war, die ihn in diesem Punkt noch am ehesten verstand.

Sie war die älteste der Sabakuno-Geschwister und dennoch – dadurch, dass sie ein Mädchen war, hatte niemand viel von ihr erwartet. Gut in der Schule sein, Cheerleader werden, was Schickes wie Japanische Geschichte oder Kunst studieren und dann als ‚Chefin’ einer kleinen Abteilung der Uchiha-Sabakuno-Verbindung einsteigen. Hätte alles auch toll funktioniert, wenn da nicht die Tatsache gewesen wäre, dass Temari wirklich nicht das Mädchen war, was jeder sich gewünscht hatte. Es war Kankuro, der den Kaffee perfekt wie eine Sekretärin brühen konnte, es war Itachi, der mit einem charmanten Lächeln ein italienisches Drei-Gänge-Menü vorbereiten konnte, es war Deidara, der durchgeknallte – und das war ein Wortspiel – Kumpel von Itachi, der die Wäsche in bunt, weiß und dunkel teilte und wusste, was Weichspüler war. Und wie man ein achtstöckiges Haus binnen vierzehn Sekunden in die Luft jagen konnte.

Sasuke hatte es ebenfalls schwer gehabt, aber sie hatte immer gedacht, dass sie trotz dessen Freunde waren, selbst Itachi und Sasuke. Aber seit dem überraschenden Tod Fugakus gab es keine Familie Uchiha mehr. Nur noch Itachi, Sasuke und Mikoto. Bald nur noch Itachi und Sasuke.

Temari musste immer wieder das Gefühl unterdrücken, loszuheulen wie ein verdammter hässlicher fetter schwangerer Schlosshund, wenn sie sich den Gedanken daran erlaubte, wie es ohne die innige, sanftmütige, liebreizende Mikoto sein würde. Mikoto war der einzige Teil, der Sasuke und Itachi verband und wenn sie jetzt sterben würde…
 

„Temari-san, wir brauchen Hilfe im Raum 3. Uchiha-sama ist-… uhm – nicht da und weil Sie sich auskennen…“

Temari stöhnte auf, nickte dann aber und meinte resignierend: „Ich komme in fünf Minuten“ und starrte dann weiter auf den zähfließenden Verkehr. Selbst zu dieser frühen Stunde sah man kaum ein Stück von der Straße. Tokio war einfach nicht groß genug für all die Menschen, die es beherbergte. Temari legte eine Hand auf den Bauch, wie um sich zu beruhigen. Das tat sie momentan häufiger, als würde sie sich bewusst machen wollen, dass sie einerseits noch den Kopf für andere bewahren musste und sie andererseits nicht allein war.

Sie seufzte. Lehnte ihre Stirn gegen die Fensterscheibe. Der Stress bekam ihr nicht gut.

Itachi hatte sich also auch aus dem Staub gemacht. Temari hätte beinahe geweint, aber wenn hier niemand sonst die Arbeit machte – dann musste sie halt doppelt und dreifach ranklotzen. Der heutige Tag war einfach zu wichtig, um wie ein nervliches, mit einer fetten Wampe beladenes Wrack, durch die Gegend zu wanken.

Mit diesen Gedanken und einem angsteinflößenden Blick, der jeden ein paar Meter wegrücken ließ, stampfte sie zu Raum 3, sich glücklich schätzend, dass sie nicht fett genug war, um weniger gebieterisch als sonst und unseriös zu wirken.
 

Meine Güte, sie konnte schließlich nichts dafür, dass sie anscheinend monströs große Fünflinge bekam!
 

°°°
 

Sakura sah aus dem Fenster. Es war bewölkt und heiß und schwül, zumindest für Hokkaido-Verhältnisse. Sie verstand es nicht. Sie verstand nicht, was mit Sasuke vorgefallen war, dass er so verdammt komisch war in letzter Zeit. Sie wusste, dass sie keine gute Schauspielerin war, dass die Versuche, ganz normal mit ihm umzugehen, ab-so-tal fehlschlugen, und dass jeder ihrer Freunde und Bekannte – selbst Shikamaru hatte es mitbekommen, der lustlose Baka – sie mit irritierten und zum Teil auch mitleidigen Blicken bedrängten.

Natürlich, alles deutete darauf hin, dass er keinen Bock mehr auf sie hatte, und sie wie ein schon benutztes Taschentuch wegwerfen würde. Natürlich sah alles so aus, als würde er mit ihr Schluss machen wollen. Natürlich sagten Leute wie Ino, dass sie ihm zuvorkommen sollte und mit ihm Schluss machen sollte, wenn er sie eh abschießen würde, und natürlich gab der ängstliche Teil ihres Herzens den Personen wie Ino recht. Sie seufzte und rieb sich die Stirn. Es war ein sehr großer Teil.

Andererseits… sollte sie Sasuke besser kennen.

Vielleicht war er so, er würde immer so bleiben. Aber sie kannte ihn. Nicht wahr?
 

Sie liebte Sasuke. Mit jedem Atemzug zurrte Sakuras Herz, damit sie auch ja Bescheid wusste, dass sie ihn so sehr liebte, dass sie nicht mehr ohne ihn leben könnte.
 

Würde er bleiben?

Das war die andere Frage.
 

Liebst du mich noch? Bleibst du bei mir?
 

Sie kam sich so schrecklich dumm vor, dass sie ihn nicht fragte, um sicher zu sein; aber sie hatte auch Angst, dumm zu sein, wenn sie es wüsste.

Hinatas Blicke. Da. Manchmal. Immer. Was sie sagte, war Sakura klar. Von Anfang an klar. Hinata war Realistin, offensichtlich. Sasuke liebte sie, sicherlich. Liebte er sie genug? Gefühle kamen und gingen, das konnte sie nicht verhindern und das wollte sie auch nicht verhindern.

Scheiße, bin ich eine schlechte Lügnerin.

Natürlich wollte sie es verhindern. Sie würde ihn am liebsten mit einem sehr schweren Gegenstand sehr fest anbinden, dass er niemals gehen würde. Es war so surreal, was Gefühle mit einem rationalen Verstand machen konnten.

Er schaltete sich gerade wieder ein, als ein kurzer Gedanke mit dem nächsten viel zu weit entfernten Gewittergrollen auftrat.

Fernbeziehung.

Donner.

Fernbeziehung?

Albern und unvorstellbar. Sie waren noch jung, ihr Leben lag vor ihnen.

Nur, dass Sakura sich kein Leben ohne Sasuke mehr vorstellen konnte. Das war problematisch. Und eine Beziehung auf Distanz… würde nicht funktionieren. Sie wusste es doch jetzt schon – wie konnte sie sich überhaupt ausmalen, sich vorstellen zu können, so etwas durchzuführen? Und all die Leute, die sich irgendwie an Sasuke gewöhnt hatten – hatte Sasuke sich auch an sie gewöhnt? Kakashi, Jiraiya, Hinata. Naruto.

Wollte sie ehrlich zu sich sein? Ja. Nein.

Sasuke würde niemals bleiben, wenn er gehen wollte. Egal für was oder für wen. Sie kannte ihn eben doch. Im Guten wie im Schlechten.
 

Sie hatte sich darauf vorbereitet, auf Schmerzen, als sie sich auf die Beziehung mit ihm eingelassen hatte, aber Sakura hatte niemals gedacht, dass es so sein würde. So sehr… Sasuke liebt dich nicht mehr und Aber du liebst ihn dafür umso mehr. Sasuke sah gut aus, er war reich, er war sexy. Sie hätte sich damit abgefunden, wenn er sie einfach nicht mehr interessant finden würde, klar. Verliebtsein kam und ging, wie es wollte; sie konnte niemanden zwingen. Aber wie er sie ansah, mit diesem bestimmten Blick, wie er mit ihr sprach, mit diesem bestimmten Unterton, wie er vollkommen im Reinen mit sich und der Welt schien, wenn sie bei ihm war. Er liebte sie. Sakura glaubte nicht, dass das alles Selbstüberschätzung war, aber sie glaubt auch nicht daran, dass sie sich sein merkwürdiges Verhalten einbildete – außer, wenn sich der Rest des Dorfes sein merkwürdiges Verhalten auch einbildete, was möglich war, durchaus. Wakkanai hatte einen starken Zusammenhalt, da wurden auch mal alle gleichzeitig aus Solidarität vollkommen Banane im Kopf.
 

„Ich gehe.“ Sasuke war vom Sofa aufgestanden – es wunderte Sakura nicht; nach zwei Stunden des sich Anschweigens konnte sie es ihm nicht übel nehmen – und warf ihr einen undeutbar ewigen Blick zu. Des Rätsels Lösung. Hinter seinen Augen. Mit sieben Siegeln. Egal, wie sehr sie versuchte, irgendetwas, nur ein kleines Gefühl, nur einen Hauch von Zuneigung zu erhaschen… es blieb immerzu die unendliche Dunkelheit in seinen Augen. Die verführerische Dunkelheit, obwohl sie nach fast einem Jahr genau wusste. Was wusste? Unergründlich. Nichts. Gar nichts. Wie hatte sie jemals denken können, dass sie ihn verstand? Wie hatte sie jemals so übermütig werden können?
 

„Tschüss, Sasuke.“ Sie starrte auf ihre im Schoß gefalteten Hände und seufzte lautlos, als er sich zu ihr herunterkniete. Sie hatte trotz der feucht-geladenen Hitze eine Gänsehaut und rieb sich leicht die Arme. In seinen Augen schwirrte etwas, das sie nicht klar definieren konnte, aber man könnte es wohl als so etwas wie Zärtlichkeit auffassen. Zumindest war der Zug um seinen Mund nicht mehr so hart und sein Blick auf sie gerichtet, nicht durch sie hindurch.

„Was hast du?“ Seine Stimme war rau, schmirgelte die Angst von ihrem Herzen, bis sie nur noch die Liebe zu ihm fühlte. Es war verblüffend, wie weh dieses Liebe ihr tat. So sehr.

„Wusstest du, dass ich mir geschworen habe, niemals zu weinen, wegen einer Person, die ich liebe?“, flüsterte Sakura. „Weil ich niemals jemanden lieben wollte, der mich nicht liebt.“

„Wer könnte dich nicht lieben, Sakura?“ Sasuke lächelte nicht, und obwohl das kein seltener Fall war, wusste sie doch, dass es heute ernst war. Dies war das Stück, keine Generalprobe, keine Rückspultaste. Er berührte sie nicht.

Ihr Mundwinkel zuckte. „Du?“

„Ich habe dich nicht verdient, Sakura. Das ist alles.“ Da war es gewesen. Sie hatte genau gespürt, wie seine Hand ihre Wange gestrichen hatte. Sie hatte es genau gespürt. Er liebte sie.
 

Die Tür fiel ins Schloss und mit ihr die erste Träne auf Sakuras Schoß.
 

Aber er hatte es nicht gesagt.
 


 

°°°
 


 


 

T___________________________________T

Ich habe ehrlich keine Entschuldigung, dass ich mich um mehr als einen Monat verspätet habe. Und es tut mir wahnsinnbig leid! Zuerst war ich zwei Wochen groggy von meiner Zahn-OP, die merkwürdige Probleme aufgewiesen hat (irgendeine Entzündung links unten; und ich muss jetzt immer noch zwei Mal die Woche um halb sieben los zum Arzt, damit er mir einen Scheiß-Jodstreifen reintut.), und jetzt, wo es mir halbwegs gut geht, ist meine arme Betali krank und kann nicht betalesen. Zudem kommen wir doch alle in die heiße Phase und können uns über Prüfungen und Arbeiten und Lehrer beschweren, die es nicht schaffen, Arbeiten logisch und schülerfreundlich zu verteilen x_X
 

Wie auch immer, hier ist das nächste Kapitel und es tut mir wirklich, wirklich leid.
 

Ich hoffe, es gefällt euch,

bells
 

PS: Es wird immer dramatischer. Na, was denkt ihr?
 

EDIT: GEBETATE VERSION

Sintflut

Zwölfter Monat - Juli
 


 

Plötzlich hatte der Regen eingesetzt. Es war besser so. Besser als dieses ewige Warten, wenn man wusste, dass es regnen würde, aber man es noch nicht sah. Wenn man keine Ahnung hatte, ob es sich noch lohnte, rauszugehen. So war es besser. Obwohl es auch komplizierter war. Nach fast einem Tag konnte sie kaum vor die Tür gehen, so eklig war das Wetter. Und das sagte sie, Sakura ‚die-mit-dem-Regen-tanzt’.
 

Ein Telefon klingelte. Das Geräusch schnitt ihre Ohren auf und ließ sie langsam und vorsichtig bluten. Das merkwürdige Mittel aus Herzschmerz und dem Schock des Erwachens riss sie aus ihrer Lethargie. Und jetzt wusste sie wieder, wo sie war. Bei sich zuhause. Mit Sasukes Jacke, die im Wohnzimmer lag. Sakura seufzte, löste den müden Blick von ihrem Laptop und ließ ihn zur Tür schweifen. Es war sein Handy, das klingelte.

Sie holperte die Treppe herunter und sah auf das Sofa im Wohnzimmer. Für einen Moment war da die Stimme der Moral, die sagte, dass es sich nicht in Ordnung war, einfach an das Handy eines Anderen zu gehen, aber diese Stimme war ziemlich leise und außerdem war es das Handy ihres Freundes. Sie würde nur rangehen und sagen, dass Sasuke momentan nicht da war und die Person – wer immer sie auch war – es später noch mal versuchen möge.
 

Sasuke, die Wehen haben eingesetzt. Wir brauchen dich hier alle, vor allem Temari. Es ist dein Kind. Nimm den nächsten Flug hierher. Itachi ist es egal. Bitte komm.“
 

Sakuras Hand wurde starr, aber sie bemühte sich, in einem geschäftsmäßigen Ton zu reden. „Sasuke ist nicht dran. Ich werde es ihm ausrichten.“

Was? Ich meine-… wer ist da?

„Sakura. Eine… Bekannte von Sasuke.“

Es wäre toll von Ihnen, wenn Sie ihm so schnell wie möglich Bescheid sagen könnten, Sakura-san. Sagen Sie ihm, dass Temari sein Kind bekommt und er seinen verdammten Arsch nach Tokio bewegen soll. Von- von Sabakuno Kankuro.Von allen. Wir brauchen ihn. Sagen Sie ihm das?

Sakura unterdrückte ein Schluchzen. „Ja.“ Ganz leise. „Ich werde ihm… sagen… ich werde Ihre Nachricht überbringen. Dankeschön, dass Sie uns Bescheid gesagt haben, Kankuro-san.“ Dann legte sie auf. Und sie wünschte, sie würde nicht das Brennen hinter ihren Augen spüren.

Sie wünschte, sie würde ihn nicht lieben.
 

Der Regen prasselte auf sie ein. Aber es tat gut, zu wissen, dass sie noch lebte, unter all diesem Schmerz, der sich in ihrem Herzen breitgemacht hatte. Ihre Haare klebten an ihrer Stirn und sie musste furchtbar aussehen. Sie musste aussehen wie eine Leiche, die durch den Regen durch die Straßen gespült wurde, gen Haus des Hatakes.

„Hey, Stirni, was machst du denn hier so im Regen?“ Ino stand mit Shikamaru unter einem riesigen roten Schirm, sie winkte Sakura zu sich. „Meine Güte, Sakura, du holst dir noch den Tod, wenn du in den nassen Klamotten bleibst! Du kommst jetzt zu mir und dann lass ich dir ein heißes Bad ein, ja?“ Ino lächelte lieb.
 

„Was würdest du machen, wenn du herausfinden würdest, dass Shikamaru in diesem Moment Vater wird?“
 

Sakura starrte, während sie Ino die Frage stellte, in den Himmel, während immer weiter die Regentropfen ihr Gesicht herunterliefen. Ihr war so kalt.

„Sakura?“ Shikamaru zog Sakura an der Hand zu Ino und sich unter den Schirm und warf ihr einen besorgten Blick zu. „Was hast du?“

„Ich habe nichts, Shikamaru. Ich habe gar nichts mehr.“

Mit diesen Worten ließ sie die beiden stehen und ging. Weiter. Voran.

Sie machte keine Pause.

Ino blickte ihrer Freundin lange hinterher. „Wenn Sasuke ihr wehgetan hat, werde ich ihn eigenhändig kastrieren“, erklärte sie sachlich Shikamaru.

„Sakura ist stark.“ Shikamaru kramte nach einer Packung Zigaretten.

Ino bedachte ihn mit einem zuerst verwirrten und dann liebevollen Blick: „Hör auf, so idiotisch sensibel zu sein, sonst denk ich noch, du liebst mich.“ Sie hakte sich bei ihrem Freund ein und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Blumengeschäft der Yamanakas. „Sie packt das…“

Ino lachte unecht auf: „Und wenn nicht, dann…“
 

°°°
 

„Kitten, was machst du hier? Und wie siehst du aus? Jiraiya!“ Kakashis Augen waren so starr, als er zur Seite trat, um sie ins Haus zu lassen. Er wusste es. Es brach ihr beinahe ein zweites Mal das Herz. Ihre eigenen Gefühle waren schrecklich genug, aber dieses… Mitleid, diese Liebe…

Sakura atmete zittrig aus.

Jiraiya kam aus der Küche und der Zug um seinen Mund wurde besorgt, als er Sakura so apathisch dastehen sah. So hatte er sie das letzte Mal gesehen, als sie erfahren hatte, dass ihre Mutter eine Hure und ihr Vater ein elender Drückeberger gewesen war.

Was konnte so schlimm sein, dass es sie wieder in diesen Zustand versetzte?

„Mach ihr einen Tee, Jiraiya, hol ihr ein Handtuch und Klamotten“, wies Kakashi an. Sakura lehnte an der Haustür und strich sich immer wieder das nasse Haar hinter die Ohren. „Wo ist Sasuke?“ Sie hatte solche Angst vor der Antwort, immer noch. Es war keine Gefühllosigkeit, es war das Vermissen von positiven Gefühlen. Es tat so weh.
 

Wo ist Sasuke? Ihre Stimme war so blass wie ihre ganze Erscheinung, wie sie da stand, sodass jeder das Bedürfnis haben musste, sie sofort umarmen und trösten zu wollen. Er runzelte die Stirn.
 

„Was willst du hier?“
 

In dem Moment, in dem sie seine Stimme hörte, wurde das beklemmende Gefühl der Angst stärker als jemals zuvor.

Es. War grauenvoll.

Erwartet hatte sie es, natürlich. Erwartet, dass er zu Hause sein würde. Wer ging schon bei diesem Wetter nach draußen? Natürlich.

Ein Regentropfen fiel von ihren nassen Wimpern. Es war nur ein Regentropfen. Nur. „Wir… wir müssen reden, Sasuke. Allein“, brachte sie hervor. Sie zitterte. Für einen kurzen Moment flackerte es in seinen dunklen, ewigen Augen, aber sofort verhärteten sie sich wieder, so als wäre nichts geschehen. Nicht die Entfremdung, nicht die Liebe.

Gott, sie liebte ihn so sehr.

Kakashi und Jiraiya warfen sich einen besorgten Blick zu, aber letztendlich gingen sie mit Regenjacke und Schirm aus dem Haus, um Tsunade einen Besuch abzustatten. Sakura fragte nicht, warum Kakashi und Jiraiya gingen. Weil sie es wusste. Sie wusste es ganz einfach und es war kein Trost, dass sie es auch wussten.

Wusste es Sasuke?

Ein kurzer Blick, erhaschend.

Sein. Blick. Ihr war kalt.

Wie schnell sie doch vergessen konnte, was sie vergessen wollte.

„Was ist, Sakura?“

Er fragte nicht, warum sie hier war, mitten in der Nacht, inmitten dieses Gewitters, inmitten seines Lebens. Seine Miene glich einer Maske und obwohl Sakura immer gedacht hätte, sie würde Sasuke langsam kennen, sah sie nichts, während sie sein schönes Gesicht betrachtete.
 

„Temari wird gerade entbunden. Du sollst nach Tokio kommen, sagt Kankuro.“
 

Sie hätte so gern darüber gelacht. Diese Ironie. Sie wünschte, sie könnte sich freuen, Uchiha Sasuke einmal sprachlos gemacht zu haben.

Oder geweint.

Jetzt in diesem Moment schien es das verführerischste auf der ganzen Welt, das Weinen.

„Te-temari bekommt grad das… Baby?“ Sasuke stotterte. Unfassbar, huh, Sakura-chan?.

„Ja.“ Angst. So sehr. Vor Liebe. So viel Liebe. „Bist du der Vater?“

Sasukes Miene verdüsterte sich und sie sah die Gewitterwolke, die sich über ihr Leben schob, wie durch eine frischgeputzte Fensterscheibe.

„Ja.“

Sasuke zögerte nicht. Aber das hatte sie auch nicht erwartet. Er war unter all dem immer noch der ehrliche Sasuke, mit den tausend Wörtern in den Augen und dem schweigenden Mund.

Sakura presste die Lippen aufeinander, bis sie weiß wurden. „Dann mach ich jetzt hier offiziell Schluss?“ Sakura ließ ihm die Wahl, eine letzte verzweifelte Tat, um das zu retten, was noch zu retten war. Sie wusste selbst am besten, dass sie nie und nimmer die Beziehung zu ihm beenden könnte. Hinter all der selbstbewussten Sakura steckte immer noch das einsame, kleine Mädchen und es weinte jetzt in einer Ecke ihres Herzens, weil es die wichtigste Person in seinem Leben verlieren würde.

Sie war so dumm. Mit jeder Sekunde, die verstrich, pochte ihr Herz lauter, in der Hoffnung, dass er nicht Ja sagen würde, dass er weiterhin mit ihr zusammen sein würde, dass er sie immer noch liebte.
 

„Beende es.“
 

Schluss. Nur Wörter. Und ein gebrochenes Herz. Und dieser Schmerz war beißend real, genauso real wie die Liebe, die immer noch blutend und pochend in den Trümmern ihres Herzens betete und hoffte und einsickern würde, um niemals vergessen zu sein.

„Ich wünsch dir-… v-viel Glück mit Temari und dem… deinem Kind. Du-… wirst bestimmt ein guter Vater.“

Als sie losschluchzte, wusste sie, dass dies hier kein Effektheischen war, sie wusste, dass sie verloren hatte, gegen ein gesichtsloses Mädchen und ein Kind, welches das Kind ihres Ex-Freundes war. Und es verwirrte sie, als er plötzlich vor ihr stand, so nah, dass er sie berührte, nicht körperlich, sondern da drinnen, in ihrem Herzen, seine Präsenz ihre ganze Seele ausfüllte. Sie weinte.

Und dann küsste er sie, stieß sie in das dunkle, verführerische Meer, ließ sie schweben. Sinken. Sinken. Sinken.

Ein rieselnder Schauer durchfuhr ihren Körper und sie reagierte auf diesen Kuss, der so anders war als alles andere, mit tiefstem Verlangen. Da war ihr Verstand und da war ihr Herz und es schien, als hätte ihr Verstand sich abgesetzt, weil sie vergessen wollte, alles vergessen wollte, was gerade geschehen war, und er ließ sie vergessen, und es war einfach so richtig, es konnte einfach nicht falsch sein. Bis sie plötzlich auftauchte. Und sie hörte ihr Herz schlagen, kräftiger denn je, Bilder flossen durch ihren Verstand, schnell, schneller, am schnellsten. Letztendlich – hatte sie verloren. Sie blinzelte sich das Meersalz und die Träume und die Hoffnungen aus den Augen und stieß Sasuke von sich weg.
 

Mit bedächtiger Stimme sagte sie: „Ich werde jetzt gehen. Und wenn du mich jemals anfassen oder ansprechen oder anschauen solltest, werde ich dich“, Sakura kam einen bedrohlichen Schritt näher, ihr Kiefer war in grenzenloser Wut, die den Schmerz in ihrem Herzen übertraf, zusammengebissen, „gewaltsam vierteilen“, sie fasste nach dem nächstbesten Gegenstand, einem Buch, und warf es mit einer Wucht und Kraft auf den Boden, die durch jahrelanges Trainieren entstanden war, „in Öl, das so heiß ist wie ich, als wir Sex hatten, frittieren“, Sakura schlug mit ihrer linken Faust gegen die Wand, so stark, dass ihre Hand taub wurde und sie schwören könnte, sie hätte sie sich verstaucht, „und dann im chlor-verseuchten Klo runterspülen.“ Sakura lächelte und die ganze Welt schien sich aufzulösen, als kalte Tränen ihr die Sicht verschleierten. Sie traf ihn mit einem perfekt platzierten Schlag.

„Fahr zur Hölle, Sasuke-kun.“
 

Sasuke war gegen Chlor allergisch.
 


 


 

--
 

BWAHAHAHAHA! *hysterisch gackert*

Für meine Verhältnisse a)sehr kurz, b) sehr früh (hab nur 2-3 Wochgen gebraucht!), c) sehr oberdramatastomatisch.

Und alles beabsichtigt.
 

Ich danke meiner Betali Mythic_Eyes dafür, dass sie's so schnell geschafft hat - und das im Geburtstagschaos einer jetzt Achtzehnjährigen. *leise vor sich hinmurmelt*
 

Mit ganz schön viel fieser Fantasie,

bells
 

PS: Ist jemandem aufgefallen, dass ich in einem Nebensatz Sakuras Unschuld zerplatzt haben lasse? *teuflische Musik anspringt*

PPS: Noch eine kleine Frage. Glaubt ihr an ein Happy Ending?

Dr. Pepper

Zwölfter Monat - Juli
 


 

Das Klopfen und Pochen hörte einfach nicht auf. „Mach die Tür auf, Sakura. Bitte.“ Es klang resigniert, aufgebend, verzweifelt; aber in diesem Moment hatte sie nicht die Kraft, an irgendetwas zu denken, außer daran, nicht zu denken. Es klang verletzt. „Bitte.“

Sie versteckte ihr Gesicht in ihrem Kissen, das so sehr nach Sasuke roch, dass sie kotzen musste. „Lass mich in Ruhe…“

Er klopfte wieder und wieder, aber es fühlte sich an, als wäre sie von salzigem Wasser umgeben, überall, es dämpfte das Klopfen, verklärte ihren Verstand und ihr Herz, bis nur noch das Pochen in ihrem Kopf da war…
 

„Sakura-chan?“ Sie versuchte, ihre Augen aufzubekommen, und als sie es schaffte, bereute sie es sofort. Es brannte fürchterlich und Sakura wollte gar nicht wissen, wie schrecklich sie aussah. „Naruto…“, murmelte sie, „wie geht’s dir?“

Ihr bester Freund sah sie entgeistert an: „Wie geht es mir? Du bist stundenlang im Regen rumgelaufen, du hattest tagelang Fieberanfälle, deine Hand sieht aus wie ein angeschwollener Regenbogen, du-… er! …“

„Er hat Schluss gemacht.“ Sie wandte den Blick ab, sah aus dem Fenster.

Naruto hatte Tränen in den Augen. „Was ist mit dir los, Sakura? Wie geht’s dir? Wieso…“ Er stockte.

„Er… ich … habe Schluss gemacht. Sasuke ist Vater geworden. Von einem Kind, das in Tokio entbunden wurde. Die Mutter heißt Temari.“ Sie seufzte. „Ich bin so müde, Naruto. Ich möchte jetzt duschen und ein bisschen lesen und-… Ino muss ich auch noch besuchen gehen.“

Er warf ihr einen bestürzten Blick zu.

„Geh bitte.“

Kurz sah sie ihm in seine empörend blauen Augen, aber sie hielt ihm nicht lange stand. Sie lächelte schief: „Wenn du jetzt nicht gehst, werde ich mich nicht mehr in der Verfassung sehen, die nächsten paar Stunden ohne Heulen zu verbringen, Naruto.“ Ihre Stimme war wie von Meersalz wund und tränenbelegt.
 

Für einen Moment wurden ihre Mundwinkel ganz weich und Naruto sah ihren Kummer.

Dann fiel sie ihm in die Arme und begann, hemmungslos zu weinen.
 

°°°
 

Sie schlief in seinen Armen ein, mit angeschwollenen Augen, strähnigen Haaren und zerbrochenem Herzen. „Ach, Sakura…“ Seine Finger fuhren leicht über ihre Wange. „Schlaf schön.“
 

Draußen war es anders. Es lag nicht unbedingt daran, dass er sich vor Sakura beherrschen musste; sie kannte ihn und sein Temperament so gut wie sie quadratische Funktionen kannte – aber da drinnen war Sakuras Schmerz gewesen, nur Schmerz. Keine Wut, kein Hass.

Sasuke war für Sakura nur noch Schmerz. Und Liebe. Das war das Problem. Es war immer noch, nur, immer wieder Liebe.

Auch für Naruto. Sasuke war noch immer sein Freund, sein Bruder. Wie hatte er es wagen können, Sakura wehzutun? Naruto war nicht so dumm, wie die meisten dachten, aber er war auch nicht so schlau, wie die wenigsten dachten. Naruto war einfach nur ein Junge, der sich eine Familie gewünscht hatte, nachdem schon seine Eltern gestorben waren. Hinata, seine geliebte Hinata, irgendwie dahinten Tsunade, Jiraiya, Kakashi, und natürlich Sakura, imouto, Sasuke, nii-san. Sasuke, der es gewagt hatte, Sakura zu verletzen.

Naruto hatte immer noch keine genaue Vorstellung davon, wie es sich abgespielt hatte. Kakashi-sensei und Ero-sennin hatten den beiden etwas Privatsphäre gegönnt, wer auch immer hatte mit wem auch immer Schluss gemacht…
 

… Sasuke war Vater eines Kindes?
 

Der blonde Junge schüttelte den Kopf. Das ist absolut verrückt, vollkommen krank.
 

Das Rütteln zog ihn aus seinen Gedanken. „Naruto! Naruto, rede mit mir!“ Ino sah ihn besorgt an: „Was ist mit Sakura??“

„Sie-… Sasuke hat Schluss gemacht. Oder Sakura. Ich weiß es nicht.“

„Ich werde diesem verwichsten Sohn eines Astronautenfutterherstellers… !!!“ Jeder kannte die Geschichte mit dem Astronauten, der in die Grundschule gekommen war und Ino vollgekotzt hatte, weil er das Weltallessen nicht vertrug. Inos Gesicht war rot vor Wut, wie die gekochten Krabben in seinen Lieblings-Ramen. Naruto schüttelte den Kopf. „Geh zu Sakura und rede mit ihr, wenn sie aufgewacht ist. Ich bin wohl nicht der Richtige, um mit ihr über Beziehungen zu faseln.“

Für einen kurzen Moment verstand Naruto, warum Sakura immer noch, nach all den Jahren mit Ino befreundet war. Für diese kurzen Momente reichte es, und er lächelte das blonde Mädchen mit den aufrichtigen, himmelblauen Augen an.

„Kein Problem, Naruto. Ich hol nur noch ihr Lieblingsshampoo und ein bisschen Badesalz mit… Wir sehen uns, ja?“ Mit diesen Worten ging sie davon, ihr langer Pferdeschwanz wippend, ihre Schritte energisch.

Komisches Mädchen.
 

„Naruto-kun!“ Hinata war tränenaufgelöst, verwirrt und sehr verletzt.

„Hinata-chan?“

Sie schluchzte, verbarg ihr Gesicht an seinem Hemd. „Sa-sakura-chan, s-sie hat… sie war so böse… sie hat nicht geschrieen… ich mein…“, stammelte Hinata.

„Schsch“, machte er, fuhr über ihr dunkles Haar. „Beruhig dich erst mal, ja?“ Dann küsste er sie auf die Stirn und sah sie an. „Weinen steht dir überhaupt nicht, Hinata-chan.“

Hinata atmete schnell aus: „Sakura war so niederträchtig. Ich… ich mein, ich weiß, sie ist so unglaublich traurig wegen Sasuke-kun… aber sie war…“ Seiner Freundin stockte die Stimme. „Dann ist sie aus dem Haus gegangen… und meinte, wir sollen sie einfach i-in Ruhe lassen.“ Ihre Stimme war immer noch matt. „Rede mit ihr, Naruto-kun.“

„Alles wird wieder gut“, lächelte er, aber er wusste, Hinata sah, dass dieses Sorglossein fehlte, und er wusste, das beunruhigte sie mehr als alles andere. „Hol Neji vom Bahnhof ab und mach dir keine Sorgen. Sakura wird zurückkommen und sich beruhigen.“
 

„Wenn das stimmt, werde ich ihn –“

„A-aber… Neji-nii-san!“

„Lass mich in Ruhe, Hinata, verdammt!“

Naruto hörte Hinata kurz wimmern und er konnte sich vor seinem inneren Auge detailliert vorstellen, wie Neji vor ihr stand, die Hände zu Fäusten geballt, ein Knurren im Hals, und Hinata, standhaft, aber trotzdem verängstigt vor dieser Elektrizität und Energie, die in Neji innewohnte.

Er öffnete seine Tür: „Neji, komm rein und hör auf, in Tsunade-samas Haus rumzubrüllen, Himmel noch mal.“ Hinata stand betreten im Flur. Naruto küsste sie und strich über ihre Wange. „Das mit Neji krieg ich hin“, antwortete er auf ihre unausgesprochene Frage. „Leg dich hin und ruh dich einfach ein bisschen aus. Ich ruf dich später an, ja? Ich liebe dich.“

Sie nickte, in ihren blassen Augen tanzten lächelnde Schmetterlinge: „Ich liebe dich auch.“
 

„Und jetzt zu dir, Neji.“ Naruto schloss die Tür hinter sich. „Wie kommst du zum Teufel dazu, einfach hier rumzubrüllen? Du weißt doch, wie leicht man Sakura-chan aufwecken kann.“ Er fuhr sich mit der flachen Hand übers Gesicht.

„Uchiha hat mit ihr Schluss gemacht.“

„Nein“, kam es wie aus der Pistole geschossen von Naruto.

Neji lachte freudlos. „Du bist so ein naiver Dummkopf, Naruto, das ist unfassbar. Du denkst immer noch, es gibt einen Grund dafür, nicht wahr? Du glaubst tatsächlich noch daran, dass es in ein paar Tagen wieder alles bestens ist, wenn du erst mal mit diesem Wichser geredet hast, stimmt’s? Du denkst, nur, weil ihr befreundet seid, weil ihr euch ja schon ach so lange kennt, hat er einen Grund dafür, ja? Du bist so einfältig.“

Narutos Schultern sackten in sich zusammen. Er hob seine Hände: „Was soll ich dazu sagen? Alle Beweise entdeckt und ausgelegt? Danke, Neji. Wirklich.“ Er fuhr sich durchs Haar, dann sah er Neji durchdringend an. „Ich weiß, dass Sasuke ein Kind mit einer anderen hat. Ich weiß, dass Sakura seinetwegen geweint hat. Aber ich weiß auch, dass er sie liebt. Und etwas anderes zählt nicht. Ich wünschte, ich könnte Sasuke so verabscheuen, wie du es tust, aber ich kann nicht.“

Neji fragte steif: „Wie kannst du bloß so fest entschlossen sein? Du sagst, du weißt, er liebt Sakura, aber ich glaube, du weißt es nicht. Wenn man liebt, verhält man sich nicht so wie er.“

„Ach, aber du hast TenTen immer liebevoll behandelt?“

Neji runzelte die Stirn und antwortete verärgert: „Das ist hier nicht das Thema.“

„Doch.“

„Nein.“

„Doch.“

Nein.“

Neji grollte: „Ich möchte zu Sakura und es ist Respekt genug, dass ich zuerst dich frage und nicht sofort zu ihr gehe. Lass einfach die verdammten Provokationen.“

Naruto schüttelte den Kopf. „So schnell am Aufgeben?“ Als Neji weiterhin verbissen schwieg, seufzte er und sagte: „Geh zu ihr und wenn sie schläft, lass sie in Ruhe, klar?“

„Ich bin genauso ihr Freund wie du, Uzumaki.“

„Mag sein.“ Naruto schob Neji auf den Flur und lächelte gefrierend, so, als hätte er doch etwas von Uchiha gelernt: „Und wenn du jemals wieder so mit Hinata redest, werde ich mich genötigt sehen, dich fertig zu machen, Neji, egal, wie viel sie von dir hält.“
 

Neji schüttelte den Kopf. Uzumaki Naruto war jemand, den er niemals verstehen würde, egal, wie sehr er es versuchte. Dann klopfte er höflichkeitshalber an Sakuras Zimmertür und öffnete sie ein Meeresrauschen darauf. „Sakura?“

Im Zimmer war es kalt wie in den hohen Bergen Japans und Sakura saß eingewickelt in ihre Decke auf ihrem Bett, mit tiefen Augenringen auf das offenstehende Dorf schauend, das vom Fensterrahmen umrandet wurde. Neji ballte die Hände zu Fäusten und ging einige Schritte auf seine rosahaarige Freundin zu: „Sakura.“

„Hallo, Neji.“ Sie lächelte schief. „Kannst du das Fenster zu machen? Es wird kalt.“

Er suchte in ihren Augen etwas Verlorenes, in ihrem Blick etwas Gebrochenes, aber sie hielt ihm flüchtig stand und ihr Lächeln blieb genauso an ihren Lippen wie in der Farbe ihrer Iris. „Mach dir nichts draus, Neji. Du wirst nichts finden.“

Nejis Blick war immer noch hart und verständnislos.

„Was erwartest du, Neji? Dass ich immer noch weine und schreie und sage, dass ich ihn hasse und dass ich will, dass du ihn zu Steak Tartar schlägst?“ Sie klopfte neben sich auf ihr Bett und rutschte zur Seite, sodass er sich hinsetzen konnte. „Das würde ich schon allein deswegen nicht machen, weil du ihn nicht leiden kannst.“

„Das… verstehe ich nicht“, versuchte Neji zu sagen, er stockte bei diesen Worten.

„Du bist ja auch ein Kerl, der so was noch nie mitmachen musste, huh?“ Sie lächelte spöttisch und verletzt. „Es ist ganz einfach, Neji. Da ist ein Mädchen und da ist ein Junge. Sie kommen zusammen, sie sind wirklich verliebt, und der Junge bricht dem Mädchen das Herz. Ende der Geschichte. Ich werde mich nicht erniedrigen, indem ich vor ihm jemals wieder weine, ich werde mich nicht vor euch erniedrigen, indem ich bemitleidet werde.“ Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter. „Lass ihn einfach in Ruhe“, murmelte sie. „Lasst ihn in Ruhe, bringt mir eine Dr. Pepper und leistet mir ein wenig Gesellschaft, damit ich nicht anfange, rumzuweinen.“

Wortlos holte Neji aus seiner Tasche eine Getränkedose und der weiße Marmor seines Blickes wurde brüchig, als er sah, wie Sakuras zu grinsen begann. „Ich liebe dich, Neji. Du bist der beste Freund, den man sich wünschen kann. Abgesehen von dem, der dich mit einer Thermoskanne voller Sake an einen Brunnen kleben kann.“

„Sagst du das zu ihm auch?“ Es schwirrte in der Luft. Zu Sasuke?

Der Blick, der ihre Augen zu kalten Smaragden machte, so, als hätte Sakura sie in flüssigen Stickstoff getunkt, und ihr spitzer Ton drückten alles aus: „Pass auf, was du sagst, Neji-kun. Du bewegst dich auf dünnem Eis.“

Und er konnte nicht anders, er konnte es wirklich nicht, bei diesen dummen Idioten, diesen naiven Verliebten, als zu lachen. „Du auch, Sakura? Er hat ein Kind mit ’ner andren und du liebst ihn trotzdem noch? Und ich dachte immer, du wärst intelligenter als Uzumaki.“

„Es ist doch nur Liebe, Neji. Ich kann nichts dagegen machen, auch wenn ich es tausendmal wollte.“ Sakuras Blick war sanftschwamm im Salzwasser.

„Sasuke ist ein verdammter Wichser.“

„Stimmt wohl.“ Sie grinste nonchalant. „Ich hab auch nie was anderes behauptet.“

Nejis Blick war stumpf. „Du bist noch dümmer, als ich gedacht habe, Haruno“, brummte er.

„Liebst du mich etwa nicht mehr?“ Ihre Augen waren grün und riesig, ihr Mund zu einem Schmollen verzogen, alles an ihr eine kleine PrinzessinKönigin, die jeden um den kleinen Finger wickeln konnte. Er sah sie lange an, und dann kicherte sie und küsste ihn auf die Wange. „Ich liebe dich zumindest noch!“ Ihr Mund lachte, aber ihre Augen blitzten warnend. Er verdrehte genervt die Augen und umarmte sie dann heftig.
 

„Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein, hast du das verstanden, Haruno?“
 

°°°
 

„Ich hab’s doch gesagt, Leute. Irgendwas ist schiefgelaufen!“ Kakashi tigerte in der Küche seines Hauses umher, sich fragend, wie es Kitten ging, um ihr zu helfen, sich fragend, wo Uchiha war, um ihn zu killen.

„Beruhige dich.“

Kakashi schlug mit seiner Handfläche auf den Tisch. Tsunades Teeschälchen kippte um.

Jiraiya faltete seine Hände im Schoß. „Er hat aber Recht, hime.“

Tsunade zuckte zusammen. „Womit, hm?“, knurrte sie, „Damit, dass Sasuke mit Sakura Schluss macht? Dass Sakura mit Sasuke Schluss macht? Dass Sasuke irgendwo in Japan Vater eines Kindes geworden ist? Das ist albern.“

„Warum bist du so ruhig?“

„Keine AhnungWeil er sie liebt.“ Tsunade hatte wirklich keine Ahnung, wieso sie nicht das Bedürfnis hatte, Sakura

Kakashi lachte auf: „Weil er sie liebt? Wenn er sie lieben würde, hätte er nicht diese andere, wenn er sie lieben würde, hätte er nicht mit ihr Schluss gemacht.“

Tsunade schüttelte in Missbilligung den Kopf. „Sei nicht so borniert, Kakashi. Er liebt sie. Er hat nichts von dieser Temari und dem Baby gewusst – erst, nachdem er sich in Sakura verliebt hat. Daran ist nichts Böses. Und natürlich hat er’s ihr dann nicht gesagt. Er liebt sie, und weder er, noch das schwangere Mädchen können etwas dafür, dass sie sich von ihm getrennt hat.“

„Die einzig annehmbare Lösung“, murmelte Kakashi.

„Das reicht jetzt, Kakashi“, klinkte sich Jiraiya wieder ein. „Tsunade hat Recht. Wir sollten nicht daran zweifeln, dass Sasuke Sakura liebt. Und andersrum ist es ja auch sonnenklar.“

„Und was sollen wir dann tun? Ich werde ihn nicht weiter bei mir wohnen lassen, wenn er Kitten das Herz gebrochen hat, zum Teufel.“

Jiraiya schnalzte mit der Zunge. „Aber ich, Kakashi. Hat irgendeiner bis jetzt mit dem Jungen geredet?“ Er sah in die kleine Runde. „Offensichtlich nicht. Und bevor ich nicht gehört habe, was er sagt, werde ich ihn nicht verurteilen.“

„Ich mache mir nur Sorgen“, sagte Kakashi.

„Wir auch“, lenkte Tsunade ein, ihre Miene war nachgiebig, „aber das ändert nichts daran, dass Sasuke mittlerweile dazugehört. Ich habe damals gesagt, dass es nichts gibt, was ihn dazu bringen könnte, wieder nach Tokio zu gehen und dort zu bleiben, aber ich habe mich geirrt. Jetzt müssen wir sehen, was wir alles in Ordnung bringen können, bevor er geht.“

Kakashi, die Stirn runzelnd, erhob sich und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „Ich hab ja gewusst, dass Uchiha Sasuke Probleme bereiten würde, aber mit so was hätt ich nicht gerechnet.“

„Geh zu Sakura und rede mit ihr.“

Tsunade reichte ihm aus dem Kühlschrank eine Getränkedose. „Rede nur über Sasuke, wenn’s nötig ist und versuch keinen Smalltalk zu führen. Dafür kennen wir uns zu gut.“ Kakashi nickte und ging in den Flur. Kurz darauf hörte man die Tür ins Schloss fallen.

Tsunade seufzte auf und legte ihren Kopf kurz auf den verführerisch harten Holztisch: „Das ist schlimmer als zehn OPs nacheinander.“

Sie konnte den Blick ihres alten Freundes auf sich spüren. „Es ist fast so wie damals. Weißt du noch?“

Sie lachte bitter. „Weißt du noch? ‚Weißt du noch’ hat immer Orochimaru gesagt. Und dann ist er abgehauen und hat uns hier einfach allein gelassen. Nachdem er gesagt hat, er liebt mich. Und mit mir Sex hatte. Und nicht verhütet hatte.“ Ihre Stimme klang irgendwie fremd. Jiraiyas Hand lag schwer auf ihrer Schulter. „Und du hattest so panische Angst, dass du vielleicht schwanger geworden bist, und du warst so wütend und so schrecklich und so wunderschön.“ Als sie in seine Augen blickte, sah sie die freundschaftliche Wärme, die immer da war, und sie sah diese liebende Härte, die sie in diesem Moment zum Weinen brachte.

„Hör auf damit“, bat Tsunade schwach. „Dazu bin ich jetzt wirklich nicht in der Lage.“

„Warst du das denn jemals, hime?“

„Ich gebe zu: nein.“

„Naruto, Sakura, Sasuke…“

„Sie sind nicht wir, Jiraiya. Naruto liebt Hinata, Sasuke liebt Sakura, Sakura liebt Sasuke.“

„Und du glaubst, Orochimaru hat dich nicht geliebt?“

„Dann wäre er nicht gegangen.“ Sie biss sich auf die Unterlippe, als sie das Eigentor bemerkte.

„Aber er ist gegangen. Und du hast Recht – Naruto ist nicht ich. Ich hatte keine Freundin.“

Tsunades Stimme hatte diesen barschen Ton, den er an ihr verabscheute: „Hör auf, Jiriaya.“

„Ich hätte…“

„Du hast mich getröstet. Als mein bester Freund. Als der, als den ich dich auch jetzt noch sehe. Ich hab mich in Dan verliebt.“ Sie schluckte. „Nicht in dich.“

„Du hast die letzten zwanzig Jahre damit verbracht, Dan nachzutrauern, und ich war immer da.“

„Dasein bedeutet aber nicht, dass ich mich in dich verliebe.“

„Du rennst vor mir weg, hime.“

„Hör endlich auf mich ‚hime’ zu nennen, verdammt!“

„Warum? Weil es Orochimaru-kun vorbehalten ist, dich so zu nennen? Hm?“

Tsunade schüttelte energisch den Kopf. „Schluss jetzt damit. Du suchst Sasuke und ich versuche mich davon abzuhalten, Sake in mich reinzufüllen.“

Ihr bester Freund erhob sich wortlos und ging.
 

°°°
 

Kakashi klopfte an Sakuras Zimmertür und er musste feststellen, dass seine Hände zu Fäusten geballt waren und er all seinen Willen darauf richten musste, sie zu lösen und entspannt zu halten.

„Herein“, hörte er ihre ruhige Stimme. Sie sah von einem Buch auf, als er eintrat: „Hallo, Kakashi.“

„Was liest du?“

„Macbeth.“ Sie lächelte schief. „Wenn man sich auf all dieses aufgeblasene Zeug und die Dramatik einlässt, ist die echte Welt plötzlich ein Kinderspielplatz, auf dem sich niemand wehtut.“

Kakashi sah sie ruhig an: „Ich hoffe, du planst keinen Suizidversuch, Kitten. Wenn doch, sehe ich mich leider gezwungen, dir den Allerwertesten zu versohlen.“

Sie legte ihren Kopf schief. „Nein, ich werde mich nicht umbringen, Kakashi. Die Welt dreht sich weiter, egal, ob Sasuke und ich zusammen sind oder nicht. Lass ihn einfach in Ruhe. Und tu ihm nicht weh.“ Sie kannte ihn zu gut, seine kleine Sakura. „Ich hatte nicht vor, ihm wehzutun.“ Er zögerte, als er ihren Blick bemerkte. „Na ja, okay, wehtun wollte ich ihm schon, aber nicht, dass er irgendwie auf die Intensivstation gemusst hätte oder so.“

„Tsunade hat mit dir geredet?“

„Jahh“, gab er zu. „Hör mal, Sakura. Du musst hier nicht die Starke mimen. Ich kenne dich fast dein ganzes Leben lang.“

Sakuras Lächeln war schwach, aber da. Immer noch das alte Funkeln in ihren schönen Augen. „Ich spiel hier gar nichts, Kakashi. Ich bin immer noch ich, wenn auch mit Liebeskummer. Ich habe mich ausgeweint, als ich krank war und als ich mit Naruto geredet habe. Ich brauche nur gelegentlich ein bisschen Gesellschaft, jemand muss erst mal Witze machen, bevor ich lache, und ich brauche Dr. Pepper. Aber sonst…“

„Oh!“ Kakashi sprang auf, zog aus seiner Jackentasche die Dose und überreichte sie Sakura in einer feierlichen Geste. Als Sakura sie öffnete, spritze es Kakashi direkt ins Gesicht. Sie verschluckte sich an dem Getränk und an ihrem Lachen und prustete ihr Bettlaken voll: „Schmeckt eeeeeeeklig!“ Dann lachte sie weiter und trank den abgestandenen Softdrink.

Nachdem Kakashi sein Gesicht abgewischt hatte und wieder ins Zimmer gekommen war, legte er einen Arm um das Mädchen. „Und ich muss ihm wirklich keine Schmerzen zufügen?“

„Willst du mir Schmerzen bereiten?“

„Nein“, murmelte Kakashi.

„Dann hör auf, den Wunsch zu hegen, Sasuke aus der Welt zu schaffen. Wenn ich eure Hilfe dabei bräuchte, würde ich es sagen, aber ich bin fertig mit ihm.“

Er umfasste ihr Gesicht mit seiner großen Hand. „Du liebst ihn trotzdem, hm?“

Du liebst ihn doch auch noch!“

„Mich hat er auch nicht verletzt.“

„Aber ich würde ihn auch noch lieben, wenn er mir ein Messer in den Bauch gerammt hätte, ich würde ihn sogar noch lieben, wenn er Naruto ein Messer in den Bauch rammen würde. Es ist so gemein.“

Kakashi schüttelte den Kopf. „Du bist ein komisches Mädchen, Sakura.“

Sie schniefte und schlang die Arme um ihn und nuschelte: „Das ist diese beschissene Liebe, Kakashi. Ich kann nichts dafür.“
 

„Ist es schlimm, dass ich nur sagen kann, dass ich dich auch liebe und dass ich versuchen werde, dich niemals zu verletzen?“
 

Sie schüttelte nur den Kopf. Immer und immer wieder.
 


 

°°°
 

Heyho!
 

Als ich letztes Mal eure ganzen Kommentare gelesen hab, hatte ich eine feine Rede im Kopf; eine feurige, tränenreiche, wunderbare Rede xD Aber die hab ich jetzt vergessen. Omph.

Ich weiß, dass ich sagen wollte, wie sehr es mich freut, dass es das letzte Kapitel so gut gefallen hat und ich wollte mich bedanken, weil ich tatsächlich weiß, dass zumindest einige Leute immer kommentieren. Sogar die, die normalerweise nur ein paar Worte da lassen, waren dieses Mal ein wenig freizügiger^^ Das hat mich wirklich gefreut.
 

Zum Kapitel 11: Dr. Pepper ist ein Softdrink; so ähnlich wie Cola mit Kirschgeschmack, nur zehn Mal toller. Man kriegts in Berlin so gut wie nirgendwo und es ist das beste, das ich in Amerika kennen gelernt habe - haha. Das Kapitel find ich persönlich scheiße - es ist ein verkackter Filler, ich hab sehr, SEHR viel von der früheren Version abgekürzt und es ist jetzt nicht mehr so peinlich "Ohhhhhhh, arme Sakura, wir lieben dich alle so sehr!", blabla. Hoffe ich.
 

Ich wünsche euch noch einen schönen Tag,

bells
 

PS: JIPIEEH! Wir haben die 100er-Marke an Kommentaren geknackt! Und über 150 Favoriteneinträge!!

PPS: 60%, weils wieder ungebetat ist, und weil ich unbedingt das Kapitel verbessern muss *sigh*

Wasserspiegel

Heute mal ein Announcement gleich zu Beginn.

Chrm, chrm. Okay, jetzt gehts los:
 

Ich bin das dümmste Stück Mozarella, das ich jemals gesehen habe. Ich bin so dumm, ich bin ... argh, einfach dumm!

Da lass ich euch erst drei Monate ohne Kapitel sitzen - nur um dann festzustellen, dass ich, OH MEIN GOTT, zwischen "Dr. Pepper" (Kapitel 11) und "Niemals, niemals vorbei" (Kapitel 12) noch ein Kapitel vergessen habe, das zufälligerweise "Wasserspiegel" heißt. Ergo werde ich jetzt Wasserspiegel zwischen Dr Pepper und Niemals, Niemals vorbei quetschen.
 

Zum Glück ist rein plottechnisch nicht besonders viel in Niemals niemals vorbei passiert, das bedeutet, ihr könnt jetzt ein Kapitel mit Naruto-Sasuke-Freundschaft, Hinata-Hanabi-Problematik, Neji-TenTen-Gedösel und Sakura-Gedanken verbringen.
 

ES TUT MIR SO LEID!

(Und ehrlich, ich weiß auch nicht, wie ich einfach ein Kapitel vergessen konnte...)
 

Na gut. Ich wünsche euch trotzdem ein wenig verwirrten Spaß mit dem Kapitel und erwarte euch freudig unten xD
 

bells-mannequin
 

--
 


 


 

Zwölfter Monat - Juli
 


 

Naruto war schneller als Jiraiya. In vielerlei Hinsicht.

Naruto war der, der Sakura als erstes gesehen hatte, Naruto war der, der über dreißig Jahre früher als er selbst mit Tsunade klargekommen war, Naruto war der, der mit der kleinen Hyuga zusammen war, obwohl Jiraiya sehr wohl wusste, dass Sakura für einige sehr schmerzvoll-schön-schreckliche Jahre sein Schwarm gewesen war.

Jiraiya hatte einmal in einer seiner Vorlesungen gesagt, dass die Welt sich wandelte, dass die Jugend immer besser zu sein hatte als die Vorherigen, dass auch nur dadurch der Generationenkonflikt entstand, dass nur so Fortschritte gemacht werden konnten. Und so schien es, dass Naruto Jiraiyas, Kitten Tsunades und Sasuke Orochimarus Fortschritt war. Er hoffte zumindest, dass die Geschichte sich nicht wiederholen würde. Dass Sasuke nicht wie ein feiger Hund fliehen und die Freundschaft zerschlagen würde, dass Sakura nicht in endlose Trauer verfallen würde und dass Naruto sich nicht, jetzt, wo Sakura Single war, Hoffnungen machte. Und Jiraiya hoffte, dass Sakura nicht schwanger war.

Dies wäre ein beschissen ironischer Zustand.

Absolut zum Kotzen.
 

Naruto redete wie ein Verrückter auf Sasuke, der keine Miene verzog, ein, machte mit seinen Händen harte Gesten. Sasukes Gesicht war halb von dem blonden Jungen abgewandt, er sah auf die schäumende Gischt fünf Meter unter ihnen. Kurz hörte man nichts mehr, Naruto hatte die Stimme gesenkt und Sasuke die Hand auf die Schulter gelegt. Sasuke schüttelte sie ab.

Leise drehte Jiraiya sich um, hoffend, dass die beiden Freunde ihn nicht entdeckt hatten. Das war ein Fall zwischen Naruto und Sasuke. Sie waren alt genug, das allein mit ihren Fäusten zu klären.
 


 

„Sasuke… bitte, ich-… ich verstehe dich nicht.“

Sasuke, der auch die letzte Viertelstunde das Schweigen vorgezogen hatte, wagte einen kurzen Blick auf Naruto, doch dann sah er abrupt wieder weg, als hätte er sich verbrannt.

„Du hast Sakura sehr, sehr wehgetan. Ich hoffe, dir ist das bewusst.“ Ja, verdammt, natürlich wusste er es. „Und sie liebt dich immer noch. Warum? Warum hast du ihr das angetan?“ Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Naruto schüttelte unverständig den Kopf: „Das ist so unsinnig! Da ist dieses wunderschöne Mädchen, das dich grenzenlos liebt, und du hast nichts anderes zu tun, als sie fertig zu machen.“ Plötzlich war in Narutos Blick Wut. „Du hast also irgendein Flittchen gevögelt, Sasuke. Und sie war schwanger und hat jetzt ein Kind. Euer Kind. Na und? Ich wette, selbst das hätte Sakura dir verziehen, irgendwann zumindest. Du hättest diese Beziehung retten können, aber du hast es nicht getan.“ Naruto kniff die Augen zusammen, erwartete irgendeine Regung seines besten Freundes, aber alles, was Sasuke tat, war schweigen und es war so provozierend, so Schlag-mir-doch-in-die-Fresse-wenn’s-dir-dann-besser-geht-du-Dummkopf.

Da, für einen kurzen Augenblick, sahen sie sich in die Augen und Naruto wusste vielleicht, dass Sasuke es beabsichtigte, dass er es ersehnte, dass er in diesem Augenblick nur Masochist und nichts anderes war, aber er konnte nicht anders, in diesem Moment seines Lebens war da nichts als Abscheu. „Nenn die Mutter meines Kindes nie wieder Flittchen, Naruto.“
 

Und dann schlug Naruto Sasuke ins Gesicht.
 

„Dein Schlag ist sogar noch besser als Sakuras, Dobe. Hat sie dich damals auch geschlagen, als sie bemerkt hat, dass du sie liebst?“ Es war der Moment, in dem Naruto wusste, ihre Freundschaft würde nie mehr das sein, was sie einmal gewesen war. Niemals.
 

Sie zerschlugen sich gegenseitig in einem absolut irrealen Hass, in einer Abscheu, die sie nicht füreinander empfanden, die sie doch füreinander empfanden, etwas, das sie nicht ausdrücken konnten, etwas, das mit Sakura und mit Liebe und Freundschaft zu tun hatte, aber am Ende lagen sie beide mit einigen Schrammen und Schmerzen und Schmerzen und Schmerzen auf dem harten, rauen Stein und hörten auf das Branden der Wellen, das Branden ihres Blutes.
 

Es ebbte ab.
 

Naruto unterdrückte ein Ächzen, als er versuchte, sich aufzusetzen. Kurz blinkten schwarze Punkte vor seinen Augen. „Machst dir keine Sorgen um Sakura? Ich meine-… du… du liebst sie!“

Sasuke antwortete nichts.

„Seit wann?“, fragte Naruto.

Natürlich wusste er, Uchiha Sasuke würde niemals zu der extrovertierten Sorte gehören, aber irgendwie hatte Naruto sich selbst nach einem Jahr nicht daran gewöhnt, kein ‚Seit wann was?’ zu hören.

„Seit wann weißt du, dass ich in Sakura-chan verliebt war?“

„Es war ziemlich offensichtlich, Dobe. Du kannst nicht lügen und ihr seid schon sehr lange Zeit befreundet. So funktioniert es nicht. War klar, dass du mal in sie verliebt warst.“

„Aber nur weil sie dir nichts davon erzählt hat…“

„Halt die Klappe, Naruto. Sag einfach nichts, wenn du nicht weißt, worum es geht.“ Sasuke lag immer noch auf dem Boden, aber alles an ihm war so erhaben und beherrscht, dass es nichts ausmachte, dass Naruto aufstand. Zumal es den Eindruck verminderte, weil er vor Schmerz das Gesicht verzog. „Es geht darum, dass Sakura-chan dich liebt und es geht darum, dass du sie dazu gebracht hast, Schluss zu machen. Und jetzt sag mir, Sasuke: Liebst du sie noch?“ Komisch, dass er nicht daran zweifelte, dass er es jemals getan hatte. Sasuke schwieg.

„Es gab eine Zeit, da war ich wirklich sehr, sehr, sehr in Sakura-chan verliebt, Sasuke. Und jetzt liebe ich sie wie mein eigen Fleisch und Blut, wie meine Herzensschwester, und ich würde dich gern wegschicken, weil ich weiß, dass du sie nicht liebst, und dass es nur gut ist, wenn du endlich verschwindest, aber du sagst verdammt noch mal nichts, was irgendwie meine Entscheidung beeinflussen könnte. Du bist immer noch mein Freund, Sasuke. Mein bester Freund. Was soll ich machen?“

„Naruto.“ Sasukes Blick war so leer. „Ich hab meine Gründe.“

„Dann sag sie mir, verdammt noch mal“, erwiderte Naruto unglücklich. „Gib mir nur einen beschissenen Anlass, warum ich dich nicht hassen sollte.“

Sasuke sah Naruto an. Es gibt keinen Grund.

Aber. Sie waren nicht umsonst beste Freunde.

„Du vermisst sie, huh?“ Er lachte verschroben. „Du bist Schuld daran, Sasuke. Du allein.“

„Ich weiß“, sagte er nur noch.
 

Naruto stockte, ein überraschter Ausdruck tropfte auf sein Gesicht. „Du gehst.“

„Besser für uns alle.“

„Du kannst nicht einfach gehen. Du kannst uns nicht einfach hier alleine lassen, nachdem… ich dachte-… wir sind doch Freunde!“
 

Gnadenstoß … ohne Gnade.
 

„Du warst nie mein Freund, Naruto.“
 

Und Sasuke ging weg, die Schritte genauso stolz und unbeugsam wie immer, als hätte er vergessen, dass er in diesem Moment seinen besten Freund verloren hatte.
 

°°°
 

„Sag mir bitte, bitte, bitte, dass du nur zu viel schlechtes Sushi in dich reingefressen hast, Sakura. Bitte, bitte, sag mir, dass du was Falsches gegessen hast und nicht überfällig bist. Sag, dass du nicht schwanger bist.“ Tsunade schlug die Hände überm Kopf zusammen und lief im gigantischen Badezimmer der Hyuga-Villa umher. „Ohgottohgottohgottohgott!“

Sakura, nicht in der Lage zu sprechen, weil sie immer noch rückwärts dinierte, schüttelte den Kopf und stöhnte, als sich ein erneuter Schwall der Übelkeit über sie ergoss.

Hinata steckte den Kopf durch die Tür: „Tsunade-san, kann ich vielleicht i-irgendwie helfen?“

„Was?“, murmelte sie nur halb anwesend. „Äh – nein, danke, Hinata, aber ich glaube, es reicht, wenn einer ihr beim Kotzen zusieht, echt jetzt.“ Dann verstummte sie und Sakura gurgelte etwas, das verdächtig klang wie „Naruto“ und „Baka“ und dann liefen plötzlich wieder die Tränen und sie ergab sich wieder und wieder und wieder.

„Kannst du mir bitte eine Kanne von diesem Tee machen, den ich deiner Schwester gegen ihr Unwohlsein verschrieben hab?“, fragte Tsunade, während sie Sakura die Haare aus dem Gesicht strich und ihr beruhigend über den Rücken fuhr.

Hinata nickte nur einmal, dann schloss sie die Badezimmertür und ging in die Küche. Hanabi, die gerade an der Küchenzeile mit einem Füllfederhalter in der einen und einem Blatt in der anderen Hand stand, sah auf und lächelte ihr durchsichtig zu: „Wie geht es Sakura-san?“

Sakura und Hanabi waren sich nie nah gewesen. Um es spezifischer zu sagen, musste man sogar feststellen, dass Sakura Hanabi kein Stück weit leiden konnte. Es war wie die Aversion gegen Kiba, ihren Sozusagen-besten-Freund – obwohl sie natürlich wusste, dass er auf sie stand.

Im umgekehrten Fall mochte Hinata hingegen alle Menschen, die auch Sakura sympathisierte. Hinata lächelte leicht bei dem Gedanken daran, was Sakura ihr bei ihrer ersten Begegnung gesagt hatte. Du magst alle Menschen, oder Hinata-chan? Nun, nicht alle. Aber zumindest fast alle.
 

„Kannst du mir den Tee geben, den Tsunade für dich zusammengestellt hat?“

„Den Salbeitee?“ Hanabi strich ein Wort auf ihrem Zettel durch und nickte abwesend mit dem hübschen Schopf. „Liegt im Schrank ganz links, unterste Schublade.“

Hinata holte die Dose mit den Teeblättern hervor, setzte Wasser auf und suchte im mittleren Schrank nach einer Teekanne.

„Du… nee-san?“

Hinata drehte sich rasch um, irgendwie holperte ihr Herz. Hanabi machte ihr in einem bestimmten Winkel ihres Inneren Angst, obwohl sie nicht wusste, was der Grund dafür war. Vielleicht, weil Hanabi so sehr ihrem Vater innen und ihrer verstorbenen Mutter außen ähnelte. Vielleicht auch aus dem Grund, dass sie so perfekt war. „W-was ist?“, erwiderte sie vorsichtig.

„Was ist mit Sasuke-san und Sakura-san?“

„Sie haben s-sich getrennt“, antwortete sie nach einer langen, zögernden Pause. „W-wieso willst du das wissen, Hanabi?“ Hinata hatte ihre kleine Schwester nie imouto genannt, so, wie es die Tradition wollte, so, wie es sich für die Stammhalterin gehörte, aber Hinata war schließlich auch nicht die Person, die sich jeder in dieser verdammten Familie wünschte.

Hanabi zuckte mit den Schultern: „Es hat sich ein bisschen was rumgesprochen im Ort.“

„Wieso-… das denn?“

„Sasuke-san ist ein heißer Typ und wenn er wieder Single sein sollte…“ Selbst, wenn sie solche Teenager-Begriffe verwendete, wirkte sie immer noch wie eine Königin, so hoheitsvoll und erhaben, als wisse sie die Macht einer Armee hinter sich.

„Er wird in zwei Woche wieder nach Tokio ziehen.“

„Schade“, lächelte Hanabi.

Um genau zu sein, war dies das Beste, was dieses gigantisch fiese Arschloch tun konnte, das einzige, was sie davon abhielt, ihn selbst grün und blau zu schlagen. Außerdem würde Sakura es nicht zulassen. Hinata wollte ihre Freundin in dem Sinne nicht verstehen. Sie war stolz und ehrgeizig, aber das änderte nichts daran, dass ihr Herz immer noch für Sasuke schlug, und kein Naruto, kein Kakashi und auch keine Hinata würden sie davon abbringen können.

Hinata war nicht dumm. Zumindest nicht so dumm wie die anderen, denen Sakura das erst einmal hatte erklären müssen.

„Sehr schade“, sagte Hinata.

Hanabi runzelte leicht ihre Stirn. Sie kannte ihre große Schwester. Hyuga hatte eine ausgezeichnete Menschenkenntnis; eine außergewöhnliche Empathie steckte in jedem von ihnen – nur, dass die wenigsten mit so etwas in Kontakt treten wollten. Wer in der harten Geschäftswelt überleben wollte, brauchte vielleicht dann und wann ein paar kluge Tricks betreffend der Emotionen anderer, benötigte aber vor allem ein Pokerface und keine Angst, andere zu schubsen.

Hinata hatte nach all dem immer noch Angst davor.

„Anscheinend hat Sasuke-san ein Kind in die Welt gesetzt, und Sakura-san wusste nichts davon?“ Es war trotz allem eine Aussage. Hyuga war auch berechnend.

„Kann schon sein.“

Hanabis Augen hatten den gleichen, fliederfarbenen Ton wie auch Hinata und ihre verstorbene Mutter, aber der Ausdruck war dem ihres Vaters gleich. „Hm“, sagte sie lächelnd, „mach weiter so, nee-san.“
 

Und es war nur der pfeifende Wasserkessel, der sie vor einer Antwort auf diesen irritierenden Satz bewahrte.
 

„Grüß Sakura-san und Tsunade-sama von mir.“ Damit verließ Hyuga Hanabi den Raum und mit ihr all der Glanz und Prunk in ihrem Dunstkreis.
 

Hinata schüttelte den Kopf.
 

„Ich hab einen Schwangerschaftstest dabei.“ Es waren die ersten Worte nach einer Stunde des Schweigens. Hinata saß auf dem Rand der Badewanne und warf besorgte Blicke zu den beiden anderen. Die blonde Frau baute sich vor Sakura auf und sagte leise, aber irgendwie trotzdem donnernd: „Sakura, wir müssen den machen. Ich kann nicht das Risiko eingehen…“ Sie zögerte. „Bitte. Wir brauchen Gewissheit.“

Sakura lehnte mit halbgeschlossenen Lidern und auf dem kalten Marmorboden sitzend an der Toilette. Ihre Stimme klang kratzig. „Ich kann mich zumindest noch zurückhalten, was das angeht, Tsunade.“

„Aber ich nicht!“ Tsunade massierte ihre Schläfen. „Sakura, und wenn ich dich zwingen muss, diesen verpissten Test zu machen…“

„Tsunade-san… lass m-mich es versuchen“, meldete sich Hinata zu Wort. Tsunade hob den Blick und nickte einige Sekunden später kapitulierend. „Gut. Oder schlecht. Wie auch immer. Ich komm dich in eineinhalb Stunde abholen und wenn dann noch nichts passiert ist, fahr ich dich zu Dr. Yoshimasa, klar?“

„Jawohl, kaa-sama“, erwiderte Sakura schleppend, aber ein leichtes Lächeln lag auf ihren Lippen.

Tsunade schüttelte missbilligend den Kopf und schloss die Badezimmertür hinter ihr.
 

„Danke, Hinata.“

Hinatas Lächeln war mitfühlend. „Ich werde dich mit… allen möglichen Mitteln dazu bringen, diesen Test zu machen.“ Sakura schwieg beharrlich. „Denk doch mal d-daran, was passiert, wenn wir zu Dr. Yoshimasa gehen! Selbst wenn sie die diskretste Frauenärztin der Welt sein sollte – das w-wird einfach die Runde machen. Du wirst das Gesprächsthema über-überhaupt sein.“

„Bin ich das nicht jetzt auch schon?“

In Hinatas Augen verfestigte sich etwas, was man vielleicht als Entschlossenheit hätte definieren können. Sakura hob beschwichtigend die Hände. „Schon gut, schon gut. Was sein muss, muss sein, nicht wahr?“

„Ich warte vor der Tür.“

Das Mädchen legte den Kopf schief. „Danke, Hinata“, wiederholte Sakura.

„Immer wieder gern.“ Sie hörte das Lächeln ihrer Freundin sogar durch die schwere Tür.

Na dann, machen wir uns ans Werk.

Wenn Sasuke sie wirklich geschwängert hatte, würde sie sterben. Wirklich und wahrhaftig. Sprich dein letztes Gebet, Haruno. Beinahe hätte sie bei ihrem schwarzen Humor gelacht.

Aber auch nur beinahe.
 

°°°
 

Man konnte es natürlich umgehen. Man könnte versuchen, auszuweichen, man könnte sagen, es würde so passen, man wolle schließlich gar nicht hören, letztendlich war sie doch so viel wichtiger als er, nicht wahr? Man würde ihn totschweigen, man würde ihn ignorieren, man würde alles tun, um sie ihn vergessen zu lassen, auch wenn sie alle verdammt noch mal nicht wussten, dass sie das gar nicht wollte, auch wenn sie verdammt noch mal nicht wusste, was sie wollte.

Sasuke vergessen… war etwas, das sie nicht tun würde, unter keinen Umständen.
 

„Wann ist dieser beschissene Test endlich ausgewertet?“

„Frau, lerne Geduld“, wies Naruto an.

„Oh, halt doch die Klappe, du exorbitant verwichster Idiot.“

„Sakura-chan… d-das war nicht nett“, protestierte Hinata energisch, als sie bemerkte, wie ihr Freund sich anspannte. „Bitte. Wir sind momentan alle nur ein bisschen a-angespannt-…“

„Oh, Hinata, komm mir jetzt verdammt noch mal nicht mit Liebe und Güte und Bescheidenheit! Wir wissen doch beide, wer von uns das liebe Mädchen ist, nicht wahr?“ Sakuras Stimme war beißend und klar. So war es immer, wenn sie wütend war. Aber sie war noch nie traurig und wütend und ängstlich gleichzeitig gewesen, und vielleicht machte das diesen minimalen Unterschied zwischen einer wütenden Sakura aus, der man lieber aus dem Weg ging, und einer absolut ekligen Sakura, die Leute trat, um zu sehen, dass sie auch Schmerzen haben konnten.

„Scheiße, verdammt! Krieg dich gefälligst ein und tu nicht so, als wärest du die einzige auf der Welt, die verdammt noch mal Probleme hat.“ Hinata war von ihrem Stuhl in Tsunades Küche aufgesprungen, die Hände zu Fäusten geballt, ihre hellen Augen zu Schlitzen verengt.

„Sieh an, sieh an, unser Küken hat gelernt, auszuteilen.“ Sakuras Hohn war brennend und giftig, aber ihre Stimme immer noch unglaublich weich und angenehm; eine Mischung aus ihrem Humor und ihrer Wut und Sasukes Kälte.

Menschen passten sich Temperaturen nun mal an.

Wie war das? Eine angenehme Abwechslung nach so viel Sonne und Freude?

Scheiße, sie war so was von verdammt selbst Schuld.

„Hör auf!“ Hinatas Wut hingegen war jedes Mal passiv gewesen, jahrelang. Sie war es nicht gewöhnt, zu schreien, zu streiten, zu sehen, wie jemand ihretwegen wütend war. Hinata war den Tränen nahe, Sakura lächelte spöttisch.

„Du solltest jetzt gehen, Sakura-chan“, sagte Naruto ruhig, aber die beiden kannten sich gut genug, um den brodelnden Unterton herauszuhören, sie kannten sich gut genug, um zu wissen, dass Sakura nichts davon ernst meinte, sie kannten sich gut genug, um das wütende Rauschen in ihren Ohren zu ignorieren und ihren Zorn kaltzustellen.

„Das sollte ich wirklich.“ Sakuras grüne Augen waren kühl und ihre Stimme schmeichelnd und sanft. „Piepst mich an, wenn der Test so weit fertig ist.“ Mit einem letzten Seitenblick auf die blasse Hinata stand sie in einer fließenden Bewegung auf und schritt durch die Tür.

Es war irgendwie schrecklich, dass sie so am allerschönsten war. So, wenn sie nicht mehr ganz Sakura-chan zu sein schien, wenn sie das übliche Maß ihrer Wut überspannt hatte, wenn sie so hitzig wurde, dass sie kalt war. Dann war sie schöner als jeder andere Mensch, den Hinata jemals gesehen hatte. Es erschreckte sie.
 

Ein gespannter Faden aus Wasser, das war es doch, oder? Das, was sie gerade tat, war nichts anderes, nur das ertragen ihres Zorns mit Stolz und Würde, die Angst, die Bange, erniedrigende Gefühle. War es das für Sasuke gewesen? War er deswegen so? Natürlich, es hatte etwas damit zu tun. Schwäche war ein vermeintlicher Feind, den man zu vernichten hatte, so einfach war das.

Wie merkwürdig. Jeder sagte ihr, dass sie hübsch war, sie wusste, dass sie hübsch war, wenn auch keine Miss Universum, so doch attraktiv genug.

Schön hatte sie noch niemand genannt.
 

Wasser passte sich an. Wasser war essentiell, lebensnotwendig, aber genauso schnell verdorben und schlecht, so einfach zum Verschrecken zu bringen, und alles so einfach, schwierig, einfach.

Deswegen schrie Sakura auch nicht, als sie Sasuke auf der gegenüberliegenden Straßenseite sehen konnte.

Selbst ein rosahaariges Mädchen hatte Stolz. Sakura reckte ihr Kinn störrisch, lief über die auf grün gesprungene Ampel und versuchte, ihre Schritte schnell und gleichzeitig normal erscheinen zu lassen, je weniger sie seine Anwesenheit ertragen musste, desto besser. Ihr Herz klopfte ungehörig laut.

Ein Schritt, zwei Schritte, drei Schritte.

Sie wusste nicht, ob er aufsah. Ihr ganzer Kopf schien gespickt von spitzen Nadeln, die sich in ihren Gedanken und Gefühlen festmachten und einen andauernden Schmerz voraussetzten und verstärkten. Sakura biss sich auf die Unterlippe, ballte die Hände zu Fäusten und rannte die letzten Meter, endlich weg aus seinem Dunstkreis, der schwer und angenehm kühl zu der flammenden Lohe um sie herum war.

Aber sie hielt das nicht länger aus. Nur noch ein paar Tage, dann ist er für immer und ewig aus deinem Leben weg, Sakura. Das schaffst du doch, stimmt’s?

Sakura wurde wieder langsamer, hörte entfernt das Meeresrauschen und wusste, dass ein entscheidender Fehler vorlag. Sie schloss die Augen, ließ das Meer sie einnehmen.
 

Ich will nicht, dass er weggeht.
 

°°°
 

„Wage es ja nicht, mir die Schuld zu geben, Hyuga Neji!“ TenTen und Neji lieferten da eine grandiose Show ab. TenTen fuchtelte mit ihren Händen, Gestik, die voller Wut war, und voller Liebe. Sie lief mit schnellen Schritten die Straße entlang. Hingegen seiner üblichen Gelassenheit sah man in diesem Moment auch den Zorn Nejis, während er dem braunhaarigen Mädchen folgte. „Ich gebe dir nicht die Schuld, du Volltrottel!“

TenTen lachte schneidend: „Und wer ist hier in den Volltrottel verliebt?“

„Ich habe nur gefragt, warum du, Scheiße noch mal, einfach abgehauen bist.“ Nejis Stimme hatte den Punkt erreicht, der Fingerspitzen kalt werden ließ. Voller Verachtung und Enttäuschung.

„Würdest du mir glauben, wenn ich sagen würde, es hat nichts mit dir zu tun gehabt?“ TenTens Stimme war nur noch ein leises Wispern. Ihre eben noch angriffsvolle Haltung hatte sich im salzigen Wind aufgelöst.

„Nein.“

Sie seufzte. „Dann hat sich zumindest nichts geändert.“ Und sie sahen sich an. Sie schlug ihn nicht, als er ihr näher kam. Mit einem scheuen Blick aus ihren Augen und Händen, die suchten und fanden – damit begann es.
 

Sakura drehte sich lächelnd weg. Zumindest geht’s bei denen bergauf, was, Sakura? Du solltest dich für deine Freunde freuen, hm? Du bist doch eine gute Freundin.

Keine Tränen mehr von Haruno, habt ihr das kapiert?
 

Hinata öffnete ihr die Tür. Einen Moment sahen sie sich angespannt an. Bis Hinata ihre starre Haltung auflöste und den ersten Schritt in eine Umarmung machte. Sakura fühlte die warmen Tränen an ihrer Schulter, und sie strich ihrer Freundin über den Rücken und wisperte Entschuldigungen über Entschuldigungen, dafür, dass sie es tatsächlich gewagt hatte, Hinata zu verletzen.

Nachdem sie sich wieder annähernd beruhigt hatten, gingen sie ins Wohnzimmer, wo Naruto am Esstisch saß. Er deutete ein Lächeln an, aber für diesen Moment war es genug. Sie kannten sich zu lange, um auf gereizten Nerven und überfüllten Herzen herumzutreten – es gab wichtigere Dinge.

Sakura sagte: „Ich hab vorhin Sasuke gesehen.“

„Ich hab heute morgen mit Sasuke geredet und wir haben uns geprügelt und er hat gesagt, dass ich und er niemals Freunde waren“, erwiderte Naruto.

Sakura hörte sein leises Weinen, als ihr bester Freund sie umarmte, und sie schluchzte mit, weil jetzt nicht nur die Liebe zwischen ihnen gestorben war, sondern auch die Freundschaft.

„Es kann nur besser werden“, murmelte Hinata.
 

Aber als Tsunade eine halbe Stunde später eintrat, hob Sakura den Kopf.

Es war so einfach.

Um das Leben eines Menschen zum Wanken zu bringen, brauchte man nicht mehr als eine Feder. Als einen Schwangerschaftstest.

Als Liebe.
 


 

--
 

Soooo.
 

bells-mannequin
 

PS: Das nächste Kapitel, also das nach "Niemals, niemals vorbei" ist zu 55% fertig. Wenn ihr Glück habt, schaff ichs sogar noch in meiner Woche Winterferien...

PPS: reviews are appreciated *flowerpower*

Niemals, niemals vorbei

Dreizehnter Monat - August
 


 


 

Dann.

Jemand krachte gegen den Flur. Eine Vase zerbrach. Jemand brachte Tsunade zum Weinen.

Jemand. War Orochimaru.
 

„Was willst du hier?“ Naruto sah den blassen Mann angriffslustig an, Fäuste geballt, in Wut ertrinkend. „Sag schon, du Arschloch! Rede! Was. Willst. Du. Hier?“

Dunkle lange Haare erhoben sich, weiße, kranke Haut, dünne Finger, ein Lächeln – alles erhob sich und schüttelte sich mit einem stummen Kichern die Scherben vom Anzug.

„Ts, ts, ts. Tsunade-hime, das ist der Junge? Kushina-chans und Minato-kuns Sohn?“ Er wandte sich an Naruto: „Du solltest dich ein wenig zusammenreißen, Naruto-kun. Du bist alt genug, nicht wahr?“

„Du.“ Das Gesicht ihres besten Freundes verzog sich zu einem bestialischen Ausdruck. „Du!“

„Ich…?“ Das Zischen klang provozierend.

„Verschwinde, Orochimaru! Verschwinde!“

„Warum sollte ich das, Naruto-kun? Und überhaupt – was hat dir dieser Dummkopf von Jiraiya erzählt, dass du so einen Hass auf mich hast, hm?“ Der Mann lächelte sanft. „Du kennst mich nicht. Du solltest wirklich keine Fremden angreifen, weißt du? Es könnte sich jemand… verletzen.“ Orochimaru ließ seinen Blick amüsiert auf Tsunade ruhen. „Und weißt du, Naruto-kun, ich habe heute einen schrecklich netten Tag, deswegen sag ich dir was.“ Seine Augen waren gelb. So schrecklich gelb. „Ich bin nicht der, der verletzt wird.“

Die Stille tat weh. Sie roch nach schwerem Regen und nach Schlangenschuppen und nach verlorenen Gefühlen und altem Hass.

„Sie sollten jetzt gehen“, hob Sakura die Stimme. „Gehen Sie… lassen Sie uns in Ruhe.“

„Sakura-chan, eh?“ Sein Blick glitt prüfend über ihren Körper, und obwohl sie wusste, dass in seinem Blick keine Lüsternheit war, fühlte sie sich beschmutzt und offen für jeden Menschen dieser Welt, dass er ihre tiefsten Geheimnisse entdecken könnte. Sie verschränkte ihre Arme schützend vor der Brust. Er kicherte. „Endlich lernen wir uns kennen. Du bist das Mädchen, das Sasuke-kun davon abhält, nach Tokio zurückzukommen, hm?“

„HÖR AUF, MIT IHR ZU REDEN!!“, schrie Naruto aufgebracht.

Sakura biss die Zähne aufeinander und ihre Haltung spannte sich an. „Lassen Sie uns einfach in Ruhe.“

„Wie sollen wir dich in Ruhe lassen, meine Schöne, wenn du uns nicht in Ruhe lässt?“

Ihr kamen Tränen in die Augen, seine leise Stimme war wie beißender, grauenvoller Wind. „Ich mache… nichts. Ich-… hab ihn gehen lassen. Sasuke und ich sind nicht mehr zusammen.“

Orochimaru sah ihr prüfend in die Augen. „Du hast sehr hübsche Augen, Sakura-chan. Sehr klar. Eine schöne Farbe. Nicht ganz so ausdrucksstark wie Kankuro-kuns grün und auch nicht so meergrün wie Temari-kuns…“

Sakura zuckte zusammen. „Ich bin nicht mehr mit Sasuke zusammen. Ich habe nichts mehr mit ihm zu tun. Bitte… lassen Sie uns endlich in Ruhe. Tsunade-ba-san ist mit den Nerven am Ende und Sie wollen etwas von uns, das wir Ihnen anscheinend nicht geben können. Suchen Sie’s woanders.“

„Woanders suchen, huh?“ Er verschränkte seine Hände hinterm Rücken. „Nun gut. Sasuke-kuns und Zug Chitose geht morgen früh um sieben Uhr fünfundzwanzig. Auf Wiedersehen, Tsunade-hime, Sakura-chan, Naruto-kun.“ Er verbeugte sich respektlos vor den dreien, drehte sich um, öffnete die Haustür. Verließ sie mit drückendem Gefühl und verletzten Herzen.
 

„Das war Orochimaru, huh?“ Sakura hob nach dreiundfünfzig Sekunden die Stimme. Sie hatte nichts getan, als die Sekunden zu zählen.

„Ja, das war er wohl.“ Tsunades Stimme war rau von ungeweinten Tränen, ihre Hände umklammerten einander so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten.

„Es tut mir leid. Ich hätte mich besser im Griff haben sollen.“ Narutos Stimme war gedämpft.

Tsunade erhob sich. Nichts. Nichts mehr war übrig von der gewaltigen Aura, die sie sonst umgeben hatte. „Orochimaru ist so. Er muss nur deinen Namen sagen und schon…“ Sie beendete den Satz nicht, aber das musste sie auch nicht.
 

„Sasuke ist morgen weg.“

„Ich weiß.“

Tsunade sah Sakura prüfend an: „Und du glaubst wirklich, dass es vorbei ist?“
 

°°°
 

Nein.“
 

°°°
 

Als Sakura am nächsten Morgen um sieben Uhr siebenundzwanzig aufwachte, fühlte sie sich, als wäre eine Last so schwer wie ein Universum von ihren Schultern genommen. Sie starrte an ihre Zimmerdecke, schloss wieder die Augen. Aber schlafen konnte sie nicht mehr.

Sie ging die Treppen herunter, begrüßte Tsunade und aß ein gebuttertes Toast. Die Last war nicht mehr da.

Aber.
 

Gegen Mittag starrte sie immer noch aus dem Fenster im Badezimmer, dem einzigen Zimmer, das wirklich Meerblick hatte. Naruto kam herein, sah Sakura, und setzte sich zu ihr.
 

Und. Sakura lächelte: „Er ist weg.“
 


 


 

--
 

Meeresrauschen ist hiermit offiziell vorbei, es fehlt nur noch ein Epilog.
 

Bis zum nächsten Mal,

bells
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

(Scherz, natürlich ist Meeresrauschen noch nicht vorbei. Es kommt noch ein Kapitel in Tokio, eins in Wakkanai und dann - dödödödömm.)
 

Ich entschuldige mich jetzt noch mal ganz herzlich bei allen Leuten, die immer noch diese Geschichte lesen, obwohl ich ein Kapitel vergessen habe und all das Drama. Seufz. Ich werde schon irgendwas finden, mit dem ich mich für eure Treue und so revanchieren kann.

Sakura

Vierzehnter Monat, September
 


 

Sasuke.

„Temari.“

Temari seufzte, dann sagte sie, ihre Stimme ruhig: „Danke, dass du gekommen bist, Sasuke.“ Ihr Lächeln verwandelte sich in das gewöhnliche Temarigrinsen – nur dahinter, dahinter war dieses Grün, das ganz anders war, aber das genauso ein Sicherheitsnetz brauchte wie jeder andere auch.

„Ohne dich sind wir ein Wrack“, sagte sie und es klang selbstsicher. Er fragte sich, ob er jemals so ehrlich sein könnte.

„Wo ist-… deine Tochter, Temari?“

„Gaara und Kankuro sind mit ihr schon mal nach Hause gefahren. Ich sollte hier auf dich warten. Glückliche Zusammenkunft von Mama und Papa, oder so was.“

Sasuke schnaubte verächtlich. „Idioten.“

„Das hab ich auch gesagt – aber andererseits, wenn ich mir vorstelle, ich müsste mit dir reden, während Beniko herumschreit und Kankuro sich für sie zum Affen macht…“

„Beniko, huh?“ Sasukes Haltung veränderte sich nicht, sie war immer noch gerade, so wie er es vor so langer Zeit von seiner Mutter beigebracht bekommen hatte. Dennoch, es war keine Wunschvorstellung, dass sein Blick ein wenig von seiner Eiseskälte, von seiner Distanz verlor, oder?

„Du wolltest dein Kind immer Beniko nennen“, stellte er fest.

„Hm-hm.“

Dann plötzlich lächelte Sasuke, er lächelte. „Dir geht’s doch gut, oder, Temari?“

Natürlich. “ Sie erwiderte das Lächeln schief. „Ehrlich…“ Sie zögerte. „Du und dein Bruder, ihr seid euch so ähnlich.“

„Mag sein“, antwortete Sasuke nonchalant, beinahe schon gelangweilt.

Seit wann konnte er so gut seine Gefühle verstecken?

Selbstverständlich, früher, da war er auch nie vor Freude n die Luft gesprungen oder hatte viel gelacht oder sonst was – aber man hatte ihm immer sofort die negativen Gefühle von den Augen ablesen können, die Wut und den Hass, wenn er Itachi angesehen hätte, die stille Akzeptanz, wenn er seine kranke Mutter angesehen hatte, die Genervtheit, wenn sie und Kankuro sich gestritten hatten.

Es war ein Jahr vergangen.

Und sie sah es ihm an.

Dieses eine Jahr.
 

„Erzähl mir was von dir, Sasuke. Erzähl mir, wie es dir geht.“
 

Aber statt dass er erzählte, wie sie es gewollt hatte, warf er ihr diesen einen Blick zu, den Blick, den er von seiner Mutter geerbt hatte, ruhig und wartend.

Sie konnte ihre Klappe einfach nie halten, nicht nach diesem Blick.

Also begann sie zu reden.

Von der grauenvollen Schwangerschaft, von Onigiri mit Pflaumenmusfüllung, von frittiertem Sushi und Pockys, die sie in Salsasauce gedippt hatte. Sie berichtete von ihrem ersten Besuch beim Frauenarzt mit Gaara und davon, wie sehr sie das traditionelle japanische Frühstück vermisste, das man immer hatte zubereiten müssen, weil Sasuke darauf bestanden hatte. Sie sagte, sie hatte sein Dauergrummeln und seine schlechte Laune und seine schwarzen Augen und ihn vermisst.

Und sie sagte immer noch mit ihrem Gesichtsausdruck ein bisschen mehr als mit ihren Worten, obwohl er sich auch daran erinnerte, dass Temari für ihr Pokerface bekannt war.

Irgendwann kam ihr Fluss von Worten zum Stillstand, wie ein Wasserdamm, der ihr Mund und ihre Augen und ihr Herz war. Aber Temari war nicht die Art Frau, die zweifelte – selbst wenn sie zweifelte, würde sie es niemals zugeben. Sie hatte den Sabakuno’schen Stolz und sie trug ihn mit einer Arroganz, die weder ihr jüngerer und noch ihr älterer Bruder hatte.

„Du willst nicht, dass du Benikos Vater bist.“

Sasuke sah sie nur an.

„Das kann ich verstehen.“ Temari legte ihren Kopf schief – eine Geste, in die er sich beinahe verliebt hatte, damals, als er der unerfahrene Fünfzehnjährige gewesen war und sie die kluge, erwachsene Temari. Von der er wusste, dass sich viele in sie verliebt hatten und verlieben würden. „Ich verübel es dir nicht.“

„Temari…“

„Es ist schon okay, weißt du? Ich mein, Beniko hat zwei Väter. Es ist egal, ob biologisch gesehen oder nicht… Itachi ist auch noch da. Und – und Gaara und Kankuro und all die anderen Idioten.“ Ihre grünen Augen – grün, grün, grün, aber doch ganz anders, verletzend anders – strahlten zu sehr, als dass es Wahrheit dahinter zu sehen geben könnte.

„Du bist doch nur angepisst, dass ich dich nicht wie eine Göttin behandle, weil du mein erstes Mal Sex bekommen hast. Und weil ich mich nicht entschuldige, dass wir auf dieser Party noch mal gevögelt haben.“ Sasukes Blick hatte etwas Spöttisches und etwas Normales. Er hob nur die Fäden auf, die er vor einem Jahr fallen gelassen hatte und die seine Leute, Freunde, Familie für ihn aufgehoben hatte, an genau der gleichen Stelle.

„Mag sein“, gab Temari zurück, Stimme neutral und bereit, zuzustechen, „aber es geht nicht nur um mein Ego, Sasuke-kun.“

„Ich werde nicht vor meinen Pflichten wegrennen. Ich bin zurückgekommen und ich werde nicht mehr weggehen.“ Aber mehr wagte er nicht zu sagen, nichts wie Ich werde sie wie meine Tochter behandeln oder Bitte lass meinen Bruder die Vaterrolle übernehmen, ich will nicht, ich kann nicht.

Temaris Blick wurde weich, als sie es bemerkte, wie sie schon früher alles bemerkt hatte.

„Ich hab gehört, du hattest auf Hokkaido ’ne Freundin?“ Ihr Ton war neckisch jetzt, und neugierig.

„Hm.“

„Uchiha Sasuke, wage es nicht, mich anzuhmen! Wie heißt sie? Wie ist sie so drauf? Ist sie heißer als ich? Wie alt ist sie? Und ich hab von irgendeinem blonden Baka gehört und von den beiden Perversen, bei denen du gewohnt hast. Ist sie heißer als ich?

„Nein“, machte Sasuke einfach. Temari kniff die Augen zusammen, als ob sie überprüfen könnte, ob er log oder nicht – aber eigentlich sah sie keinen Sinn dahinter, warum sollte Sasuke sie anlügen? „Sie hat nervige rosa Haare und nervige grüne Augen. Sie ist nervig.“
 

Als Temari den Blick sah, diesen diesen Blick, nicht den Ich-liebe-jemanden-Blick, sondern den Ich-liebe-jemanden-Blick, da wusste sie, dass dieses Mädchen, das Sasuke da auf Hokkaido zurückgelassen hatte, mehr war als nur nervig.
 

°°°
 

„Übrigens sind wir umgezogen“, merkte Temari beiläufig an, als sie vor dem größten modernsten Gebäudekomplex standen, der in der ganzen Umgebung stand. „Die Jungs haben drei Wohnungen gekauft und die Wände, die die einzelnen Wohnungen trennen, eingerissen, sodass uns fast die ganze Etage gehört.“ Sie lächelte ihn zögernd an. „Wir wussten nicht, ob du deine eigene Wohnung haben willst. Wir haben auf jeden Fall in den Wohnungen noch genug Platz. Also, nur wenn du willst.“

Sasuke antwortete nicht – typisch – sondern stellte im Gegenzug eine Frage: „Ist das Gebäude neu?“

„Es ist vor einem halben Jahr fertiggestellt worden.“

Sie stiegen in den Fahrstuhl und Temari drückte auf die Einundzwanzig.

Temari erinnerte sich noch, dass Sasuke früher Fahrstuhlmusik so sehr gehasst hatte, dass er lieber Treppen gelaufen war, selbst in den dreißigsten Stock – aber genauso sehr schien er sich noch daran erinnern zu können, dass sie zwar eine gute Sprinterin war, aber niemals mehr als einen Kilometer am Stück lief. Sie wusste nicht, ob er weich geworden war – aber früher hätte er sie allein fahren lassen.

Vielleicht war es, weil sie und er – sie beide zusammen – Eltern sein könnten.

Vielleicht hatte er einfach keinen Bock.

Oder vielleicht hatte ihm das Hokkaido-Mädchen ein paar Manieren beigebracht.

Temari zuckte unmerklich zusammen, als der Fahrstuhl einen leisen Pling-Ton von sich gab und die Tür sich öffnete.
 

Zuerst brachten sie Sasukes Gepäck in seine Wohnung, die sie ihm ohne Aufheben zeigte. Sie war weitläufig und hell, modisch und teuer eingerichtet und im Wohnzimmer war eine ganze Glasfront, von der aus man Welten und Herzen und Gedanken und Smog sichten konnte. Temari warf ihm den für ihn angefertigten Schlüsselbund zu, aber tief im Inneren hoffte sie, dass er nur seine eigene Wohnung annahm, um den Schein zu wahren. Tief im Inneren hoffte sie, dass Sasuke sie alle immer noch liebte.

„Wollen wir zu den Idioten?“ Sie stellte die Frage etwas atemlos, als hätte sie eingeatmet, um mit dem Schwung des Ausatmens zu fragen.

Er zuckte nonchalant mit den Schultern, was sie als Ja interpretierte, und gemeinsam verließen sie die eine Wohnung, um an anderen der gegenüber zu klingeln.

Eine Weile war nichts zu hören.

Dann:

„Ey, fick dich mal!“

„Kann ich was dafür, dass du so’n Loser bist?“

„Halt die Klappe und wasch diesen verkackten Reis!“

„Flachwichser!“

„Hure!“

„WENN, DANN SCHON HURENSOHN, OKAY?!?!“

„INS KNIE!“

Temari lachte gezwungen und trat versehentlich ein Mal schwungvoll gegen die Tür. Diese war anscheinend keine besonders gut gesicherte Tür, sodass sie sofort aufschwang und sich ein Chaos erster Klasse vor den beiden ausbreitete.

Gaara, der stoisch wie eh und je an der Fensterfront, die anscheinend jeder Wohnung gleich war, lehnte, seufzte: „Glauben die wirklich, dass die Security so gut ist, dass man keine sicheren Schlösser braucht?“

„Anscheinend“, bemerkte Itachi vom Sofa, „wenn sogar eine, die gerade entschwangert worden ist, es schafft, die Tür aufzumachen.“

„FICK DICH!“, brüllte Kankuro aus einem anderen Zimmer.

„FICK DU DICH EINFACH MAL MEHR, OKAY?!!“, brüllte Shoichi zurück.
 

„Seit wann ist Shoichi wieder in Japan?“, fragte Sasuke Temari leise – als wäre es das einzige, was er wissen wollte, das wichtigste.

„Seit gestern“, antwortete Temari. Sie zuckte kurz zusammen, als man zerspringendes Geschirr aus dem Zimmer, das die Küche war, hörte.

„Und warum?“

„Itachi hat sich vermutlich gedacht, dass es – cool wäre, einen auf „Heimkehr der Verlorenen“ zu machen, und hat ihn aus den Staaten herbestellt.“

„Nur, dass wir nicht in dieser zweitklassigen Seifenoper sind und Shoichi und Kankuro sich an die Gurgel gehen, wenn sie sich auch nur ansehen.“

„Ja, genau.“

Temari schloss die Tür hinter ihnen und blieb dann unschlüssig im Zimmer stehen. Sie warf einen Blick zu Sasuke, dann sah sie zu Itachi, zu Gaara, wieder zu Sasuke. Sie wusste nicht, wie sie mit der neuen – gewollten, merkwürdigen, irritierenden – Situation umgehen sollte, sie hatte wirklich keine Ahnung. Beniko-chan lag brav in ihrem himmelorangefarbenem Babyzimmer und hier war sie – mit diesen beiden verfluchten – dummen, attraktiven, dummen, schlauen, dummen, stolzen, dummendummendummen – Kerlen, mit diesen Uchihas, die sich nicht ansehen wollten und sich nicht akzeptieren konnten. Gaara, der stumm wie immer einfach dasaß und mit seinem iPhone spielte, war da auch keine große Hilfe.

Kami-sama, ich weiß, ich habe gesündigt, aber bitte, bitte, hilf mir.

Als kein Meteor in die Wohnung krachte oder ein Alien an der Haustür klopfte oder ein Nachbar klopfte, um nach Zucker zu fragen, seufzte Temari enttäuscht. Sie stand immer noch einfach da, während Sasuke an der Wand lehnte und Itachi an einer anderen Wand lehnte und sie sehen sich immer noch nicht an, diese Idioten.

Gaara sah sie erwartungsvoll an, mit Geschwisterempathie, die so etwas wie Beweg deinen fetten Arsch, Temari und Oder kannst du nicht? bedeuten sollte, und sie öffnete den Mund, um ihn zu beschimpfen – aber da war Gaara schon aufgestanden, hatte Sasuke zugenickt und war weiter in die Wohnung herein in irgendein Zimmer verschwunden.

Temari sah aus dem Augenwinkel, wie Sasuke die Hände in die Hosentaschen schob, und dann in die Richtung ging, in der Gaara verschwunden war.
 

„SCHEISSE, DU IDIOT HAST DAS ESSEN VERBRANNT!“

„KANN ICH WAS DAFÜR?!?!“

„ÄH – JA?? NATÜRLICH KANNST DU WAS DAFÜR!!
 

Es war ein ganz normaler Tag, redete Temari sich ein. Ganz furchtbar vorhergesehen wunderbar langweilig normal.
 

Aber dann starrte Itachi weiterhin mit angespannten Schultern aus dem Fenster und ihr großer Bruder hörte irgendwann auf zu fluchen und plötzlich merkte sie, dass sie sich nicht mehr anstrengen musste, sich Sasuke vorzustellen, Sasuke lächelnd, Sasuke stirnrunzelnd, SasukeSasukeSasuke.
 

Ein normaler Tag, Temari, nichts weiter.
 

Sie redete es sich ein, aber irgendwie klappte es nicht.
 

°°°
 

Gaara war noch nie ein Alkoholtrinker gewesen. Er war immer der gewesen, der während Partys in der dunkelsten, stillsten Ecke gelehnt hatte, um später seine beiden älteren – idiotischeren – Geschwister nach Hause zu schleppen und sie davor zu bewahren, irgendwelchen Abschaum anzukotzen und – oder – diesen Abschaum zu heiraten.

Sasuke aber wusste gut genug, wie trinkfest Gaara war, auch wenn er diese Tatsache nie ausnutzte.
 

Außer, um Uchiha Sasuke zum Reden zu bringen.
 

„Wie heißt sie?“

Sasuke sah sein Gegenüber abschätzig an und zog es vor, zu schweigen.

„Sie heißt Haruno Sakura-san, genau. Sie ist neunzehn, ein Bastard, überdurchschnittlich intelligent, in dich verliebt, vielleicht von dir schwanger.“ Gaara starrte ihn die ganze Zeit über an, um ihm jede kleine Gesichtsregung ablesen zu können. „Schwanger“, wiederholte er, als wolle er die letzte Aussage besonders betonen – was er, nun, wahrscheinlich sogar wirklich wollte. Gaara war schon immer ein kleiner Arsch von Sadist gewesen.

„Ich weiß echt nicht, was ihr alle mit Sakura habt“, antwortete Sasuke stirnrunzelnd, während er beobachtete, wie Gaara ihm erneut Alkohol einschenkte. „Habe ich jemals auch nur angedeutet, dass ich sie mag oder so?“

Gaara runzelte die Stirn: „Du bist nicht mit jemandem zusammen, wenn du es nicht willst.“

„Jetzt behauptest du, dass ich euch mag, nur, weil ich hier bin.“

„Tust du auch.“

„Und woher weißt du das?“

„Sagt mir mein Bauchgefühl.“

„Aha.“

Gaara schien zu realisieren, dass auch ein alkoholisierter Sasuke ein sturköpfiger – dummer, dummer – Sasuke war: „So kommen wir nicht weiter. Du magst Haruno-san. Gib’s einfach zu, sonst kommen wir nicht weiter.“

„Woher hast du diese ganzen Informationen über sie?“, wechselte Sasuke das Thema.

„Wenn ich dir das sagen würde, müsste ich dich umbringen.“
 

Sasuke kannte Gaara lange genug, um sich nicht sicher zu sein, ob er wieder einen seiner morbiden Scherzchen trieb oder es ernst meinte.
 

„Mich interessiert diese Frau, Sasuke“, fuhr Gaara irgendwann fort. „Was hat sie, dass du in Wakkanai bleiben wolltest?“

„Ich wollte nicht wegen ihr bleiben.“ Sasuke runzelte die Stirn, als wolle er sich selbst glauben. „Ich wollte überhaupt nicht bleiben. Es geht nur darum, dass ich bei euch noch weniger sein wollte.“

„Das war ehrlich.“

„Du hast nie gesagt, dass ich nicht ehrlich sein soll.“

„Wohl wahr.“

Der Schwarzhaarige nahm einen Schluck von seinem Getränk und sah seinen Freund misstrauisch an. „Was willst du wirklich wissen? Sakura ist nicht der Grund, dass wir uns hier besaufen.“
 

Sasuke wusste, dass er auf diese Frage keine Antwort bekommen würde – Gaara war nicht umsonst für seine Schweigsamkeit bekannt. Er ließ nie Informationen lecken.

Aber später, als Sasuke schon fast eingedöst war, stellte er eine Frage, die fast wie eine Antwort war.
 

„Wirst du der Vater sein? Wirst du bleiben?“
 

Und obwohl die Frage nicht überraschend kam und die Antwort klar vor ihnen lag, konnte Sasuke nicht antworten.
 


 

--
 

So, endlich wieder ein neues Kapitel. Ich bedanke mich sehr herzlich bei allen, die trotzdem noch lesen und reviewen und entschuldige mich für die Kürze. Ich fühl mich immer ein bisschen unwohl, neue Charaktere zu schreiben und Gaara und Itachi zu schreiben, war hart.
 

Noch eine Info: Pocky sind berühmte Süßigkeiten aus Japan, wir kennen sie wohl unter dem Namen "Mikado" - diese Stäbchen mit Schokoladenüberzug.

Und: Hat irgendjemand ne Idee, warum ich das Kapitel "Sakura" genannt habe?
 

Ich freu mich über Feedback,
 

bells-mannequin

Erinnerst du dich?

Sechzehnter Monat, November
 


 

Ich hab’s!“, jubelte Naruto.

Hinata sah milde von ihrem Kreuzworträtsel auf: „Ein berühmter Traumforscher, vier Buchstaben? Zweiter Buchstabe ist ‚U’.“

„Jung“, mischte sich da Kakashi, im Türrahmen stehend, ein.

„Ah, danke.“ Hinata lächelte zufrieden und füllte die Kästchen aus.

Chrm-chrm, Leute? Ich buchstabier mal: i-c-h-h-a-b-s-a-u-s-r-u-f-e-z-e-i-c-h-e-n.“

Hinata blätterte eine Seite in ihrem Kreuzwörterheftchen um, Kakashi starrte Löcher in die Luft.

„Ihr seid gemein.“ Naruto zog einen Schmollmund. „Ich hab ’ne Superidee, wie wir Sakura wieder normal machen können und ihr – ihr, verschmäht mich, missachtet mein Talent!“

Kakashi runzelte die Stirn. „Was auch immer deine Idee ist, wenn sie was mit Sasuke oder Windbeuteln oder diesem Schüler von Gai, der immer grüne Spandex-Anzüge trägt, zu tun hat, dann scher dich zum Teufel.“

Sofort machte Naruto den Mund wieder zu, nachdem er eine Sekunde zuvor ausgesprungen war und anfangen wollte, zu lamentieren, wie scheiße und gemein Kakashi doch sei.

„Sakura-chan hat ein bisschen abgenommen, Kakashi-san“, bemerkte da Hinata, ohne von ihrer Zeitschrift aufzublicken. „Die Idee mit den Windbeuteln war gar nicht so schlecht.“

„Ja-ha… nur, dass Naruto vergessen hat, dass Sakura überempfindlich bei Sahne ist und sie sich eine halbe Stunde übergeben musste. Auf den Teppich, den meine Großtante mir vererbt hat.

„Ach“, winkte Naruto ab, „sei doch nicht so engstirnig, Sense-se-se-se…“ Er starrte ins Nirgendwo, mit einem Ausdruck, den weder Kakashi, noch Hinata je bei ihm gesehen hatten.

„Was ist denn mit dem los?“

„Sprung in der Platte. Einziges bisher gekanntes Antiteilchen?“

„Positron.“

„Passt sogar. Danke.“
 

„ICH HAB EINE IDEE!“

„Nein“, seufzten Hinata und Kakashi gleichzeitig.
 

°°°
 

„Heyyyy!“, rauschte Ino in das Zimmer.

„Hn“, machte Naruto als Begrüßung und es bedingte aller Yamanaka’schen Selbstbeherrschung – zugegeben, so viel war das nicht, aber dennoch – den Blonden nicht hier und auf der Stelle umzubringen, nur wegen dieses Grunzlautes, der sie nun einmal an diese Person erinnerte, an die sie sich wirklich nicht erinnern wollte, sonst würde sie Amok laufen.
 

Stattdessen lief sie friedfertig auf das Bett zu, auf dem Naruto bäuchlings mit seinem Laptop lag, und gab ihm die liebenswerteste Kopfnuss, die zu der sie sich im Stande sah. Naruto gab einen gedämpften Schmerzenlaut von sich, sah sie aber nur anklagend an, statt in lautes Chaos-Gebrüll zu verfallen.

„Was’n mit dir los?“, fragte Ino verdutzt. „Deine Stimme verloren?“

Naruto antwortete in einem verschwörerischen Flüsterton: „Hast du alle Sachen, die ich dir gemailt habe?“

Ino runzelte die Stirn, nickte aber, und packte die Utensilien aus, um die Naruto gebeten hatte: „Mein USB-Stick, Poky mit Erdbeer-Und-Weiße-Schokolade-Glasur – weißt du, wie schwuchtelig es ist, wenn ein Typ so was isst? –, Poky mit Zartherbglasur, Eagle Brand Medicated Oil, die neue Single von den Black Eyed Peas, Chips mit Sourcream&Onion-Geschmack – die teuren –, das Sockentier, das das Mädchen aus der Grundschule uns geschenkt hat, als wir für Kurenai-sensei Misses und Mister Santa Claus gespielt haben, Weingummis, ein Sechserpack Bier aus Sapporo.

„Auf dich ist echt immer Verlass“, sagte Naruto schief grinsend.

Heulst du?

Naruto rollte sich auf die Seite, so dass Ino nur noch seinen Rücken sah. „Und wenn schon“, machte er trotzig und zog die Nase hoch.

Ino schüttelte den Kopf theatralisch und stemmte die Hände in die Hüften: „Es gibt ja viele Kerle, die in Tränen ausbrechen, weil ich so wunderbar und wunderschön und eh alles wunder-mäßige bin – aber jetzt ist wirklich nicht die Zeit dazu. Wir müssen Sakura helfen, Naruto. Wir müssen was machen.“

„Ich weiß“, nuschelte er in die Matratze. „Ich weiß.“ Er setzte sich auf und nahm seinen Laptop auf den Schoß. Dann klopfte er mit der einen Hand auf den Platz neben sich, während er mit der anderen in Rekordschnelle irgendetwas eintippte.

Ino zuckte mit den Schultern, schnappte sich das Eagle Brand Medicated Oil, die Chips und die Erdbeer-Und-Weiße-Schokolade-Glasur-Pokys und setzte sich neben ihren Freund. „Willst du mir nicht endlich mal sagen, was überhaupt deine Idee ist?“

„Versprich mir, dass du niemandem davon erzählst.“ Naruto sah außergewöhnlich ernst aus – und es könnte auch daran liegen, dass die einzige Lichtquelle in dem Zimmer sein Laptop, der ungesundes weißes Licht machte, war, aber sie glaubte, sie konnte dunkle Ringe unter seinen Augen erkennen. „Ich mein’s ernst, Ino. Wirklich ernst. Wenn du mitmachst, dann ist das eine Sache zwischen uns beiden, nur zwischen uns, dann musst du diese Sache mit ins Grab nehmen.“

„Du klingst, als müssten wir ins Weiße Haus einbrechen, damit’s Sakura wieder besser geht“, lachte sie nervös. „Und jetzt spuck’s aus, Uzumaki. Spann mich nicht so auf die Folter.“

„Versprich’s mir, Ino.“

„Schon gut, schon gut.“ Ino seufzte. „Ich verspreche hoch und heilig, niemandem von dem zu erzählen, was hier passiert, um Sakura zu helfen. Mein Ehrenwort darauf.“
 

Naruto griff über sie hinweg zu seinen Lieblings-Pokys, öffnete die Packung, und schien sich davor zu wappnen, was sie wohl sagen würde, wenn er ihr die Wahrheit eröffnen würde.
 

„Ehrlich gesagt, glaub ich, ins Weiße Haus einbrechen würde dir besser gefallen. Und ich weiß, dass du mich dafür ehrlich und von ganzem Herzen hassen wirst…“, begann er und Ino wusste, es konnte nur bergab gehen. „Also, meine Idee ist folgende…“
 

Als er geendet hatte, forderte es mehr als nur die Yamanaka’sche Selbstbeherrschung, um nicht ‚DU WILLST WAS MACHEN?!?!?! BIST DU IRGENDWIE GESTÖRT????’ durch das Haus zu brüllen, und damit Sakura und Tsunade zu wecken.

„Ohmeingottohmeingottohmeingottohmeingottohmeingott“, machte Ino, als wäre sie verrückt. „Scheiße, bist du wahnsinnig geworden? Nicht über meine verschimmelte Leiche.“

Naruto schluckte hörbar, als er sah, wie in Inos blaue Augen ein Funken Wahnsinn trat. Schnell griff er nach dem Eagle Brand Medicated Oil, tupfte sich etwas davon auf die Finger und begann, es in Inos Schläfen einzureiben. Der Effekt war erstaunlich.
 

„Okay“, sagte Ino rational – und ein wenig von dem Öl benebelt. „Das ist vermutlich die einzige Möglichkeit, Sakura wiederherzustellen.“

„Genau.“

„Und sie kann ja später immer noch entscheiden, was sie macht, wenn unser Plan funktioniert hat.“

„Exakt.“

„Wenn alles vorbei ist, werde ich dir jedes Haar einzeln von den Wimpern ziehen.“

Naruto schluckte hörbar. „Für Sakura.“

„Für Sakura.“
 

„Okay“, machte Naruto in einem geschäftsmäßigen Ton, „ich muss noch relativ viel an ihnen machen, und ich speicher’s zwar jedes Mal auf dem USB-Stick, aber ich will’s sicherheitshalber, wenn wir für heute fertig sind, auch noch mal schicken, damit du’s auch hast und mir geben kannst, wenn ich total versagt habe.“

„Baka“, erwiderte Ino.

„Was willst du denn jetzt schon wieder?“, fragte Naruto nach, während er die Chipstüte öffnete.

„Dir ist schon klar, dass Sakura entweder momentan bei mir oder bei dir ist? Ergo einen unserer Computer irgendwann in den nächsten Wochen benutzen wird? Und dadurch es finden wird? Na ja, momentan ist es ja noch sie.“

„Du kannst doch bestimmte Datenordner kennwortsichern, oder? Ich mach das zumindest immer.“

Ino schüttelte den Kopf. „Gut, wenn du so auf Nummer sicher gehen willst, kannst du’s mir auch noch mal schicken.“

„Abgesehen davon: Was hältst du bisher von ihnen?“ Er drückte ihr einen Stapel doppelt bedruckte Blätter in die Hände.

Sie sah sich das ganze Material genau an und sagte dann zusammenfassend: „Hm, sie sind ziemlich gut. Ich hab nur keines gefunden, das es sein könnte, weißt du?“

„Hmm…“, machte Naruto nachdenklich, „ich verstehe, was du meinst. Aber hier“, er schob seinen Laptop zu ihr herüber, „was hältst du von denen? Die sind von der Mitte, das war eigentlich auch nicht schlecht.“

Für ein paar Minuten blieb es still im Zimmer – abgesehen vom gelegentlichen Tippen auf der Tastatur und Narutos Chipsgeknusper – bis Ino sagte: „Hallelujah. Das ist genial. Naruto“, sie klopfte ihm auf die Schulter, „hätte nicht gedacht, dass hinter dem dümmlichen Gesicht so ein Genie stecken könnte. Und dass du wirklich so viel Ausdauer hattest, ich meine, na ja, das kann man halt nur, wenn man nicht schlau ist, auch mal was anderes zu machen, ne?“

„Danke“, strahlte Naruto.

Ino sah ihn nur an.

Und brach in schallendes Gelächter aus.
 

Die nächsten Wochen stand Ino jeden Abend gegen acht auf der Matte, klingelte, wurde von einer verdutzten Tsunade oder einer immer verdutzter werdenden Sakura hereingelassen, flitzte dann sofort zu Naruto ins Zimmer und verließ irgendwann spät nach Mitternacht wieder das Haus. Es war eine irritierende Angewohnheit, vor allem, wenn man bedachte, dass Ino und Naruto davor nie wirklich enge Freunde gewesen waren. Zwar war die ganze Meute irgendwo befreundet, aber Naruto hing doch lieber mit der süßen Hinata ab, oder dem lustigen Kiba, oder seiner Herzensschwester Sakura – lieber zumindest als mit der arroganten Ino. Dass die beiden plötzlich – vom einen auf den anderen Tag, wirklich – so dicke miteinander waren, irritierte nicht nur Sakura und Tsunade, sondern ganz Wakkanai.
 

„Oh. Stör ich gerade was?“ Sakura hatte die Zimmertür geöffnet, eine weiße Wollmütze auf dem Kopf und ihren Mantel in der Hand. „Ihr habt nicht reagiert, als ich geklopft habe und ich wollte nur sagen…“ Während sie geredet hatte, war Ino aufgesprungen und auf eine leere CD-Hülle getreten, hatte dabei Naruto geschlagen, Naruto hatte seine Bettdecke über seinen Schoß geworfen und beide sahen aus, als wären sie gerade bei ihrem Einbruch ins Weiße Haus ertappt worden. Vom Präsidenten persönlich.

Sie runzelte die Stirn. „Äh. Okay. Wie auch immer. Kiba wartet unten.“

„Was? Wie viel Uhr ist denn?“ Ino hüpfte hektisch wie ein Huhn herum.

„Oh Gottchen, was habe ich die Zeit vergessen! Haha!“ Und Naruto sprach wie eine senile alte Frau.

„Es ist fünf Uhr morgens. Sonntag. Und wir hatten schon vor zwei Wochen besprochen, dass heute unser alljährliches Sonnenaufgangs-Eislaufen ist. Ihr seid solche Chaoten, wirklich.“ Aber hinter der gewöhnlichen Rüge war da noch ein wenig Misstrauen in Sakuras Blick, etwas, was weder Ino, noch Naruto wirklich interpretieren konnten. „Beeilt euch. Kiba und ich gehen schon mal die anderen zusammentrommeln. Wenn ihr in einer Viertelstunde nicht fertig seid, kommt ihr eben nicht mit.“ Dann schien sie über das, was sie gerade gesagt hatte, nachzudenken, und korrigierte sich: „Ich geb euch zwanzig Minuten. Beeilt euch.“

Als sie die Tür schloss, knallte es nur ein kleines bisschen lauter als sonst.

Naruto und Ino schauten einander verdutzt an: „Was ist denn mit ihr los? Warum ist sie so sauer auf uns?“
 

Draußen hörten sie – sogar durch die geschlossenen Fenster – Kiba johlen: „OH MEIN GOTT! INO BETRÜGT SHIKAMARU MIT NARUTO?!“
 

„Oh du heilige Scheiße“, sagten sie synchron.
 

Panik war angesagt.
 

°°°
 

„Oi, Hinata.”

„Shikamaru-kun. Ohayo.“ Hinatas Lächeln war sanft und willkommenheißend. Sie saß auf einer der Bänke am Darcy-See und schnürte ihre Schlittschuhe, während der Rest der Gruppe schon auf dem Eis umherflitzte. TenTen, die aus dem Freundeskreis die talentierteste im Schlittschuhlaufen war, fuhr lässig rückwärts vor Neji, der zwar eislaufen konnte, sich aber eigentlich nicht viel daraus machte. Hinata und Shikamaru wussten beide, dass er es einfach nur mochte, TenTen dabei zuzusehen – aber sie waren auch beide schlau genug, es niemals laut auszusprechen.

„Du hast’s schon gehört“, stellte Shikamaru fest, als er sich neben sie setzte und einen gelangweilten – gekonnten, beobachtenden, aufmerksamen – Blick in ihr Gesicht warf.

„Was meinst du?“, behauptete Hinata in einer Tonlage, die störrisch für sie wohl am nächsten kam.

„Von wem hast du’s?“, fuhr Shikamaru fort.

„Neji-nii-san“, gab Hinata nach.

„Ah.“

Dann schwiegen sie für eine Weile, während Shikamaru gelangweilt in den mit Wolken bedeckten Himmel starrte und Hinata ihre kalten unbehandschuhten Finger anhauchte. Der Himmel wurde langsam heller, lebend, aber es schien kein sonniger Tag zu werden.

Mendokuse“, murmelte Shikamaru, die Augen verdrehend, zog seine eigenen Handschuhe aus und warf sie seiner Nachbarin in den Schoß. Er konnte sich gerade noch ein ‚Hast wohl gehofft, dass Naruto das macht, eh?’ verkneifen – er hatte nur vergessen, wie nervig empathisch Hyuga Hinata war. Als sie sich die Handschuhe überzog, begann sie das Gespräch: „Es ist alles ziemlich unrealistisch, oder? Ich meine, wenn man mir das vor zwei Monaten gesagt hätte, hätte ich ihn vermutlich für verrückt gehalten, weißt du?“ Hinata lächelte, in ihren Grübchen ein wenig Gezwungenheit. „Aber jetzt – nach diesen Wochen… weiß ich nicht mehr, was ich denken soll.“

Shikamaru grummelte.

„Ich mein, Ino-chan ist schön. Und selbstbewusst und fröhlich und –“

„– nervig und definitiv nicht für diesen Idioten von Naruto gemacht. Ich frag mich eh, wie der noch nicht gestorben oder zumindest mental geschädigt worden ist. Ino ist eine keifende Ziege, die jeden schlägt, der sie stört. Und – nichts gegen dich – Dummheit stört sie. Naruto ist nun mal nicht die krasseste Leuchte in der Abteilung.“

Hinata grinste fast bei Shikamarus Worten: „Du kannst unglaublich freundlich sein, Shikamaru-kun. Wirklich, ich kann verstehen, was Ino an dir findet.“

Er zuckte mit den Schultern, als würde ihn nichts davon angehen, aber Hinata war ebenso empathisch wie Shikamaru schlau war, also kamen die Lügen in einem Gespräch zwischen den beiden nicht wirklich weit.

„Machst du dir denn überhaupt keine Sorgen?“

„Doch“, gab Shikamaru widerwillig zu, „aber es ist irgendwie peinlich – und anstrengend – dass ich mich von Naruto in dieser Hinsicht bedroht fühle.“

„Er kann durchaus charmant sein“, erinnerte Hinata, mit der Kufe ihres Schlittschuhs auf dem Boden scharrend. „Ich meine…“, sie suchte nach Worten, fand aber nicht die richtigen und seufzte, halb frustriert, halb deprimiert.

Eine Weile starrten beide wieder auf den See, auf dem Kiba gerade gegen Sakura knallte und sie daraufhin beide hinfielen. Sakuras und Kibas Lachen schallte durch die kalte Luft, und Choji schlitterte ziemlich wackelig auf sie zu, um den beiden aufzuhelfen. Bei dem Versuch fiel auch er hin und das Lachen wurde nur noch lauter.

Ächzend stand Shikamaru auf, zog den Reißverschluss seiner Jacke bis zum Anschlag hoch und fragte: „Also, was wollen wir machen, Hinata?“

„Sie darauf ansprechen, würde ich sagen.“

„Bist du dir sicher?“ Shikamaru runzelte die Stirn. „Diese Strategie ist entweder totaler Verlust oder totaler Sieg. Allerdings stehen die Chancen fünzig fünzig, und so ein Risiko geh ich normalerweise nicht ein, wenn es noch andere Möglichkeiten gibt.“ Dann sah er den Blick in Hinatas Augen, der mehr dem grauweißen Schnee auf dem Boden ähnelte als dem Flieder, das sonst ihr ganzes Sein ausmachte: „Andererseits kann es auch mal Anfänger geben, die mich im Shogi schlagen.“

„Shogi hat nichts mit Vertrauen zu tun.“

„Oh doch“, sagte Shikamaru, als er Hinata die Hand hinhielt, um ihr aufzuhelfen, „Vertrauen in die eigene Stärke.“ Sie ergriff sie und er sah hinter ihr zwei Leute kommen, die tief in ein Gespräch verwickelt schienen – die eine stark gestikulierend, der andere wiederholt nickend. „Und Vertrauen in die Schwäche des Gegners.“

Hinata drehte ihren Kopf ebenfalls in die Richtung seines Blicks und ihre Hände in seinen Handschuhen hielten seine nur ein wenig fester.
 

°°°
 

Wirst du der Vater sein?

Wirst du bleiben?

Sasuke.

Du liebst doch, oder?

Weil, wir lieben dich so schrecklich sehr. Es tut weh, nicht zurückgeliebt zu werden, weißt du?
 

„Shoichi, wach auf. Es gibt Frühstück.“

Hmmgggnh.“

„Wie bitte? Könntest du dich bitte nicht in Aliensprache ausdrücken?“

„Halt deine verschissene Fresse, Alter.“

„Fäkalsprache ist doch schon mal ’n Fortschritt, oder?“, mischte sich Kankuro ein, der gerade an Shoichis Zimmer vorbeilief.

„Hure“, murmelte Shoichi verschlafen, aber noch laut genug, dass Kankuro es hören konnte.

Bevor es in einen Streit ausarten konnte, fuhr Sasuke dazwischen: „Hurensohn, Shoichi. Sohn.“

Kankuro zeigte Shoichi und Sasuke den bösen Finger und ging weiter.

„Jetzt steh auf, Shoichi.“

„Nur, wenn du mir versprichst, dass wir heut ’nen BFF-Day machn, Sasuke-chan. Du bist schon über zwei Monaten wieder hier und wir sind noch nich mal durch die Bars gezogn.“

„BFF?“

Best Friend Forever, Alter. Mann, du hast ja echt gar nix in diesem Dorf mitbekommn, huh?“

Sasuke drehte sich weg und ging zur Tür.

„Um Elf geht’s los. Erster Halt: Unsre alte Oberschule“, nuschelte Shoichi, schon wieder halb eingeschlafen.

„Du bist ein Idiot, Shoichi.“

„Damit kann ich leben“, antwortete Shoichi und fing an zu schnarchen. Sasuke schloss die Tür hinter ihm so laut, dass er aus dem Bett fiel und mit dem Fuß in der Schüssel Pudding landete, die er gestern nicht aufgegessen hatte. „Damit kann ich leben“, wiederholte er und war wach.
 

„Die gute alte Schule“, machte Shoichi theatralisch mit ausgebreiteten Armen, als sie das Schulgelände betraten, und erntete die Blicke einiger neugieriger Schüler, die gerade Sport machten – oder schwänzten.

„Hör auf mit dem Scheiß, Shoichi“, sagte Sasuke und vergrub seine Hände tief in den Hosentaschen. „Spiel dich nicht so auf.“

„Klar“, antwortete Shoichi ohne die verstellte Stimme und verschränkte die Arme. „Lass uns aufs Dach gehen.“

Sasuke zuckte mit den Schultern und folgte.

Als sie vor der Tür zum Dach standen und Shoichi mit dem Schlüssel im Schloss herumfummelte, stellte Sasuke fest: „Sie haben die Schlösser ausgetauscht.“

„Sieht so aus.“

Dann lief ein jung aussehendes Mädchen an ihnen vorbei, ein halbes Dutzend Bücher auf den Armen, und Shoichi pfiff – wie man nach einem Hund pfeifen würde. „Hey, O-jou-chan.“

„Huh?“ Sie machte einen kleinen Satz, als sie die beiden bemerkte, und verspannte sich noch ein wenig mehr, als sie bemerkte, dass sie zu alt waren, um Schüler zu sein. „W-wer sind Sie? Was wollen Sie hier?“

„Wir sind nur zwei Typen, die mal wieder ihre alte Schule besuchen wollen. Kannst du uns mal die Tür zum Dach öffnen?“

„Das ist verboten“, kam es wie aus der Pistole geschossen.

„Na und? Es war schon immer verboten – aber trotzdem hat jeder zweite Schüler ’nen Schlüssel dafür.“

„Nein“, sagte sie und sah selbstbewusster aus, als sie vermutlich war.

„O-jou-chan.“ Mehr sagte Shoichi nicht.

Nein.“ Ihre Stimme wackelte wie die Bücher, die sie hielt. „Was ist, wenn Sie irgendwelche Gestörten sind, die sich wie O-nee-sama vom Dach schmeißen? Was soll ich d-dann machen? G-gehen Sie bitte.“

Für einen kurzen Moment sagte keiner von ihnen etwas und man hörte nichts außer das hektische Atmen des Mädchens. Shoichi hatte seine Hände zu Fäusten geballt.

Und ohne ein weiteres Wort ging er die Treppe herunter.

„Es… es tut mir leid. Es ist nur…“ Sie lächelte schwach, entschuldigend.

„Es ist egal“, antwortete Sasuke und folgte Shoichi. „Vergiss es einfach.“
 

„Was jetzt?“, fragte Sasuke, als sie aus dem Gebäude herauskamen. Shoichi zuckte mit den Schultern und setzte an, etwas zu sagen, als er von einem hohen Quietschen unterbrochen wurde: „Kyaaaaaa! Kurosaki-senpai!“ Shoichi drehte sich zu dem Geräusch um und Sasuke sah nur noch einen Rausch von Rot und Pink an ihm vorbeifliegen – und schon lag Shoichi auf dem Boden, ein Mädchen auf ihm drauf: „Kurosaki-senpai, endlich bist du mal wieder da!“ Die Stimme war hoch, auf eine Art, die ihm Kopfschmerzen machte.

„Ah, Scheiße… Nana-chan! Geh von mir runter… verdammt, hast du zugenommen?“

Das Mädchen auf ihm warf ihre Haare nach hinten, stand von Shoichi auf und sagte schmollend: „Zuerst sagst du mir nicht, dass du aus Amerika zurückbist, und dann beleidigst du mich auch noch? Kurosaki-senpai ist heute in Höchstform, ne?“

„Ja, ja, was auch immer.“ Er stand auf und klopfte sich den Schmutz von der Hose. „Ehrlich, Nana-chan. Hast du nicht jetzt im Moment Unterricht?”

„Aaaaaach”, flötete das Mädchen und grinste verschmitzt. Dann erst schien sie Sasuke zu bemerken. „Senpai, wer ist das denn?“

„Uchiha Sasuke. Mein BFF.“

„Kurosaki-senpai… ernsthaft, ‚BFF’ ist seit ungefähr zehn Jahren out. So was sagt man jetzt nicht mehr!“

Shoichi und ‚Nana-chan’ unterhielten sich weiter und Sasuke wusste wirklich nicht, auf was er sich da eingelassen hatte.
 

„Zehnter Halt, Hachiko-chan.“

„Warum ist das Mädchen immer noch dabei, Shoichi?“

„Damit du siehst, dass es noch andere Mädels außer Beniko-chan gibt? Weil Nana-chan und ich schon ewig lang nichts mehr zusammen gemacht haben und sie Japanisch schwänzen wollte?“ Shoichi zuckte nonchalant mit den Schultern. „Woher soll ich das bitteschön wissen? Ist doch egal, oder?“

Manchmal hatte Shoichi die Angewohnheit, nur in Fragesätzen zu reden, und manchmal hatte Sasuke die Angewohnheit, genervt davon zu sein.

In diesem Fall allerdings war er zu sehr von Nana-chans rotem Haar irritiert, als dass es noch groß Platz für andere Sachen gab, die ihn störten. „Warum hast du dir die Haare gefärbt?“, fragte er barsch, als sie auf den Bahnhof mit der Hundestatue zukamen.

Nana-chan lächelte naiv – war es gespielt oder nicht? Er konnte es nicht recht einschätzen – nahm eine Strähne ihres sorgfältig frisierten Haares in die Finger und besah sie sich, als würde sie ernsthaft über die Frage nachdenken: „Ich weiß nicht, ehrlich gesagt. Ich wollte meine Eltern und meinen Ex schocken, denke ich. Und dann – hab ich mich an die Farbe gewöhnt. Ehrlich, wenn Uchiha-senpai wüsste, wie meine Haare aussehen, wenn ich mir die Farbe rauswachsen lasse, würde er nicht so komische Fragen stellen!“ Und dann waren ihre grauen Augen wieder auf Shoichis Gestalt geheftet und die beiden begannen eine lebhafte Diskussion über Haarfärbemittel. Sasuke verdrehte die Augen.
 

Shoichi und er waren Freunde seit der Mittelschule. Sasuke war auf eine dieser Privatschulen geschickt worden, die auch einen Trakt für die Oberstufe hatte und bei der man keinen Eingangstest bestehen musste, wenn man für den Eintritt in die Mittelstufe schon genug gezahlt und bestochen hatte.

Er hatte nicht wirklich erwartet, gute Freunde zu finden – mit der ganzen Geschichte, dass er Uchiha Sasuke war, was ein Anfang war, weil er ein Uchiha war, aber eben auch nur ein Anfang, denn dann musste man sich als Freund ja noch mit Itachi gut stellen, um wirklich etwas erreicht zu haben. Und wie er es sich gedacht hatte, waren natürlich einige von seinen neuen Klassenkameraden wirklich blutlechzende Monster, die es auf nichts mehr als auf seinen Namen und Ruf abgesehen hatten – aber was war daran schon ungewohnt? Seine Eltern waren gern gesehene Gäste in der höheren Gesellschaft und Itachi, das Genie, ein aufsteigender Stern in Teenie-Magazinen, auf irgendwelchen nationalen Schul-Wettbewerben, in der Firma, überall.

Dann aber sah er irgendwann einen blonden Jungen – der einzige, den er bisher an der Schule gesehen hatte; feine Gesellschaft duldete anscheinend keine aufmüpfigen Haarfärbereien – in seiner Parallelklasse, als sie Sport machten, und irgendwie waren sie in den nächsten Monaten Freunde geworden. Sie trafen sich während der Mittagspause in einem leerstehenden Klassenzimmer, auf dem Dach, Shoichi redete, Sasuke schwieg, und irgendwie waren sie sich ähnlich wie unähnlich.

Es hatte keine Dramen gegeben und Sasuke konnte sich auch an keinen Moment erinnern, als sie sich feierlich die Hand gegeben hatten und sich ewige Freundschaft und Rivalität geschworen hatten – so etwas gab es bei ihnen nicht. Es war klar, dass Sasuke der intelligentere – und ehrgeizigere, renn Itachi hinterher, renn, renn, renn – der beiden war, und abgesehen davon war Shoichi auch nicht der Typ, der sich um Schule kümmerte. Seine Mutter war erfolgreiche Autorin, schrieb für Dutzende von Magazinen – jedes ihrer Bücher wurde ein Bestseller, war es einfach – und sein Vater leitete eine Kette von Fünf-Sterne-Restaurants. Es hatte für Shoichi nie einen Grund gegeben, sich nicht auf die faule Haut zu legen und ein schnöseliger, dreister Erbe zu werden.

Shoichi war nonchalant und hatte einen trockenen, verdrehten Humor; er fluchte viel und stritt sich gerne; er war ein Aufreißer und ein arroganter Bastard.

Wirklich, es gab keinen Grund, warum sie nicht Freunde geworden waren.
 

„Wie hat dir der Tag gefallen, Sasuke-chan?“

„Schlecht.“

„Freundlich wie eh und je, huh?“

„Hn.“
 

Sie schwiegen, während sie die Straßen Tokios entlangliefen.

„Du bist Schuld, dass wir die letzte Bahn verpasst haben, Sasuke-chan.“

„Du bist Schuld, dass wir unser ganzes Geld versoffen haben und jetzt kein Taxi nehmen können.“

„Ey, ich seh ja wohl reich aus, oder? Als ich dieser Fotze gesagt habe, dass sie ihr Geld kriegt, wenn sie mir ihre Nummer gibt, hätte sie mir ruhig glauben können.“

„Sie war schlau.“

„Weil sie sich nicht hat angraben lassen und mir ihren heißen Kaffee ins Gesicht geschüttet hat?“

„Ja, genau.“

„Ach, fick dich.“
 

„Wir haben uns verlaufen, Sasuke-chan.“

„Das habe ich schon bemerkt, als dieser Penner mit dem Messer auf uns losgegangen ist, gesagt hat, wir sollen ihm unsre Klamotten geben, und wir weggerannt sind, während du geschrieen hast wie ein Mädchen, Shoichi.“

„Ach, fick dich.“
 

„Ich bin irgendwie neidisch auf deine Homies in Wakkanai.“

„Homies?“

„Yeah, Mann.“

„Lass uns die Straßenseite wechseln.“

„Gib mir einen vernünftigen Grund, Shoichi.“

„Na, auf dieser Seite sehe ich nur ’n Penner, der auf ’ner Bank schläft, und auf der anderen Seite sind heiße Nutten.“

„Nein.“

„Aber Sasuke-chan.“

„Nein.“

„…“

„Schon gut, ich weiß. Ich soll mich ficken.“
 

„Jetzt mal ehrlich, ich bin scheiße neidisch. Itachi hat von diesem blonden Typen erzählt, mit dem du richtig dicke gewesen sein sollst.“ Shoichi warf einen scharfen – besoffenen, halb ausgenüchterten – Blick zu seinem Freund. „Es klingt, als hättest du einen Ersatz für mich gefunden und die findest du jetzt besser als das Original.“

Sasuke starrte auf den Boden, als er antwortete: „Du bist nicht mehr blond.“

„Oh Mann, Sasuke, manchmal würd ich dich einfach gerne in den Arsch treten“, sagte Shoichi und trat ihm in den Arsch. „Darum geht’s nicht!“

„Worum dann?“

„Wie ist er so drauf, dieser Naruto?“ Er sprach den Namen aus wie eine ansteckende, eiternde Wunde. „Wie ist Sakura drauf? Was ist mit Kakashi? Jiraiya? Neji? Hinata? Ino? Was ist mit den Leuten, die du kennen gelernt hast, Sasuke? Warum beschwerst du dich kein einziges Mal über sie, obwohl dein Bruder sie dir aufgezwungen hat? Er hat dich ins Exil geschickt – und du sagst nie etwas Schlechtes über sie.“ Shoichi kickte eine leere Getränkedose aus dem Weg. „Es klingt, als würdest du die Leute dort mehr mögen als uns.“

Manchmal wusste Sasuke nicht mehr, wie er mit den Leuten in Tokio umgehen sollte. Sie waren schon viel länger ein Teil seines Lebens – und diese Hokkaido-Leute waren nur lahme Abklatsche seiner Tokio-Leute: Sakura mit grünen Augen wie Temari, aber ganz anders; Naruto mit blonden und Shoichi mit früher-aber-nicht-mehr-jetzt blonden Haaren, Gaara und Neji mit stoischer Miene, aber anderen Beweggründen, seine Mutter, sein altes Zuhause und Kakashi und Jiraiya mit Handschellen und perversen Bücher.
 

Aber dann wieder…

Naruto und Shoichi waren nicht vergleichbar. Sie waren anders, aber nicht so anders, dass man wirklich den Finger auf dieses anders legen konnte. Sie waren sich ähnlich – und auch wieder nicht. „Naruto ist Naruto und du bist du“, bemerkte Sasuke intelligent.

„Ach, wie hilfreich. Und ich bin auch nicht Sakura oder Temari oder Fugaku oder –“, er hielt inne, um stehen zu bleiben, und legte seine Hände auf Sasukes Schultern. „Sasuke, sei mal ehrlich.“ Mehr sagte er nicht – und dann, dann wartete er nur noch.

„Naruto und Sakura zu treffen, war das nervigste und genialste, was mir je in meinem Leben passiert ist.“ Sasuke sah Shoichi in die Augen. „Wir waren weniger als ein Jahr Freunde, aber es ist irgendwie mehr. Sie haben mich von Anfang an verstanden.“

Shoichis Augen waren wütend, als er antwortete: „Sie haben dich verändert.“

„Kannst du das akzeptieren?“, fragte er, ohne darauf einzugehen – ich hab mich verändert; sie haben mich verbessert.

Irgendwann seufzte Shoichi, resignierte: „Klar. Bin ja ’ne weltoffene Person, huh?“ Er grinste sein zynisches Grinsen, das irgendwie auf der gleichen Wellenlänge mit Nana-chans Naivität, dem Nein des Mädchens vor der Tür zum Dach und Itachis stoische Art war. „Du hast auch nix dagegen gesagt, dass ich jetzt wieder schwarzhaarig bin und ’n komischen Akzent in meinem Japanisch hab, oder dass ich nix von Yumicchi erzählt habe.“

Sasuke zuckte mit den Schultern: „Geht mich ja nichts an, was du mit deiner Freundin angestellt hast.“
 

Shoichi antwortete mit einem ungläubigen Blick und hochgezogenen Augenbrauen. Dann grinste er: „Mann, bin ich froh, dass wir beide wieder da sind.“
 


 


 

--
 

First things first:
 

(1) Eagle Brand Medicated Oil: Ist eine Mischung aus mehreren ätherischen Ölen, das bei Kopfschmerzen, leichten Verspannungen oder Erkältungen hilft. Wie ein Wundermittel <3

(2) O-jou-chan: Junge Dame, Fräulein, so was in der Art; zu Yumicchi: Shoichis Ex (oder was auch immer sie ist, was sich ja noch spatter herausstellen wird xD) – sie heißt eigentlich einfach “Yumi” und er hängt dann noch ein „cchi“ ran. Dazu: -cchi is not a kind of honorific titles like -san or -sama. It is used to make nicknames.

(3) „Hachiko-chan” soll bedeuten: Die Statue des Hundes, der jahrelang jeden Tag am Bahnhof Shibuya in Tokio auf sein Herrchen gewartet hat, der aber schon gestorben war. Es passt einfach zu Shoichi, selbst eine Bronzestatue von Hund zu verniedlichen, ne? xD

(4) Pocky ist das, was wir als "Mikado" kennen, also diese Stäbchen mit Schokoüberzug. Nur gibt es die in Japan in ungefähr 100000~ Geschmacksrichtungen. Obwohl ich nicht weiß, ob es Narutos Lieblingssorte wirklich gibt. Bestimmt, oder?
 

Second things second:
 

SORRY.
 

Third things third:
 

Ich kann nichts versprechen, aber fürchtet nicht! *strahl* Ich werde dieses Ding zu Ende bringen, selbst wenn es mich umbringen sollte! *nice guy pose*
 

Ich liebe euch alle,

bells-mannequin
 

PS: Nein, dich liebe ich nicht. Und dich. Und dich. Und dich.

Dich mag ich auch nicht, nein.



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Von: abgemeldet
2011-01-27T01:41:32+00:00 27.01.2011 02:41
Hallöchen
Was für ein Kapitel
Hat mir sehr sehr gut gefallen
Ich finds toll wie du das alles beschreibst
Man kann sich richtig in die Charas rein fühlen
sehr schön

die geschichte von Ino und Sakura fand ich sehr sehr toll
Hat mir gut gefallen

Mach weiter so
bye L0VELY :3
Von: abgemeldet
2011-01-27T00:53:24+00:00 27.01.2011 01:53
WUNDERVOLL!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Sowas wollte ich lesen!
Endlich hast du es vollbracht XD
Ein sehr sehr sehr sehr sehr schönes Kapitel
Einfach schön
Ciao L0VELY
Von: abgemeldet
2011-01-27T00:36:50+00:00 27.01.2011 01:36
AUS!
Das kann doch nicht wahr sein!
Das kannst du doch nicht machen!
Wieso gerade Temari!?
Hättest du nicht kp wen nehmen können?
*heul*
Ich hasse Temari
*schnief*

Ich fands klasse wie sich die beiden geöffnet haben
sehr sehr schön
ich weiß gar nicht was ich dazu sagen soll

Mach weiter so
bye L0VELY :D
Von: abgemeldet
2011-01-27T00:27:51+00:00 27.01.2011 01:27
hrhr
miemiemie~
PERFEKT!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
mehr fällt mir nicht ein
ciao~
L0VELY
Von: abgemeldet
2011-01-27T00:07:22+00:00 27.01.2011 01:07
Hallöchen :)
ich muss dich für dieses Kapitel besonders Loben :)
Dein schreibstil war wieder göttlich und super zu lesen, wie immer :)

Ich muss sahen die Szene am Brunn war besonders toll.
Die idee mit dem Gwitter war besonders toll, hat mir gut gefallen.
Das dieses Gespärch von Sasuke, Saku und Naruto.
Einfach toll

Ich muss sagen ich bin wiedermal sehr sehr begeistert
Mach weiter so
Liebe Grüße L0VELY
Von: abgemeldet
2011-01-24T02:13:57+00:00 24.01.2011 03:13
Hallöchen
Das war wieder ein unglaubliches Kapitel
Ich fands einfach zu genial, wirklich

Die tatsache wie Sasuke sich verhalten hat usw
Das mit Sakura von wegen das sie kitten heißt, damit hätte ich nie gerechnet

war ein super Kapitel

LG L0VELY
Von: abgemeldet
2011-01-24T01:09:03+00:00 24.01.2011 02:09
WoW
Was für ein anfang
ich finds klasse das man noch nicht genau weiß, wieso halt dieses gespräch ist.
Man fragt sich halt nur, wieso ist das gespräch etc.

Dein schreibstil ist wirklich klasse
man kann alles sehr sehr flüssig lesen
einfach super
aufjeden fall war das ein super anfang
hat mir gut gefallen
mach weiter so
bye L0VELY
Von: abgemeldet
2010-07-12T06:53:03+00:00 12.07.2010 08:53
hi
ich habe mir vor ein paar Tagen deine FF durchgelesen. Sie ist zwar verwirrend und man muss manchmal einen ganzen Absatz zwei mal lesen, aber mir gefällt es ^^
erinnert mich irgendwie ein bisschen an Kare Kano.
Aber coole Idee gewesen und klasse Schreibstiel ^^
Ach ja und was den Inhalt angeht xD
ehrlich...die Truppe in Tokio ist lustig, obwohl mich das ein bisschen angepisst hat, dass Temari AUSGERECHNET Sasukes Baby bekommen sollte. Aber irgendwie hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, dass es nur Zufall war, dass Sasuke der Vater ist...könnte es sein, dass Tema so zwischen den Uchiha Brüdern hin und her springt???
Sakura tut mir entsetzlich Leid, ich weiß wie das ist, etwas von seinem Freund zu erfahren, dass einen extrem verletzt...
na ja, es sind halt Männer!!!
glg
Hero
ps: schreib schnell schnell weiter ;)
Von:  XxGirlyxX
2010-06-28T11:12:44+00:00 28.06.2010 13:12
Das Kapitel hat mir sehr gut gefallen =)
auf jedenfall die szene zwischen Shoichi, kankuro und Sasuke und zwischen naruto und ino xD
ich habs grinsen gar nit mehr aus dem gesicht bekommen xD
ich freue mich schon auf das nächste kapitel =)
gglg
Von: abgemeldet
2010-06-07T20:49:20+00:00 07.06.2010 22:49
hey bells
wie immer einfach nur.... genial, perfekt, unverbesserlich!!
...verwirrend :D
ach ich liebe deine ffs <3
hachiko 4 eva x3
ino und naruto?? hell!! das ist gut ;)

schreib schnell weiter!!

glg manga-sama


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