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Out Of Reach

Seto x Joey
von

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All addicts want to gain affection.

Nah! Ich hab in den Ferien ganz vergessen, dass ich betan wollte. n_n *shame* Dafür nun ein extra langes Kapitel und danke für all die lieben und langen und konstruktiven Kommentare. ;_; Das macht mich total glücklich! Somit hoffe ich dass euch dieses Kapitel auch gefallen wird.~
 

Teil: 3/6
 

Viel Spaß mit:
 

3. All addicts want to gain affection.
 

Kaibas Blick wanderte umher, als er diesmal bei Tageslicht die Straße entlangging. Geschäftiger als in den späten Abendstunden tummelten sich hier die Leute, die Kreuzung mit der Ampel quoll über, als all die Menschen losströmten um noch bei grün die Straße zu passieren. Mit einem Blick auf die gegenüberliegende Straßenseite schien ihm auch der Grund hierfür deutlicher zu werden. Das große Gebäude, dass er für ein Büro gehalten hatte, war wohl ein Einkaufszentrum indem die Menschen ihren Kaufrausch auslebten. Er könnte sich eine weitaus bessere Lage vorstellen, als an dieser Straße, neben diesem Dreck, denn selbst das fahle Licht dass durch die dunkle Wolkendecke sickerte machte hier nichts lebhafter.

Die Menschen, die Reklamen und all das stetige Auf und Ab des Verkehres erschien ihm wie ein Standbild. Entweder er besah es sich im Dunkeln oder er beleuchtete es.

Egal wie, es blieb leblos. Näher betrachtet oder von weiter entfernt. Es war grau in grau und es roch nach einer Mischung aus Schnee und Regen in der Luft.

Seine Hand ruhte bereits auf der goldenen Türklinke zum „House Of Silence“, da schweifte sein Blick zu dem Schild. Sauber poliert spiegelten sich die Wolken darin, ein kleiner Teil des Gebäudes gegenüber. Er wand sein Blick zum Himmel und atmete tief ein.

Goldene Wolken.

Für seinen Kopf.
 

Kaiba öffnete die Tür und trat ein, richtete den Blick zugleich zu 0001, die wie eine eiserne und einsame Hüterin an ihrer Theke stand und die Augen zuschlug, als sie ihn erkannte.

„Willkommen zurück, 0235.“, sagte sie leise und formte tonlos das schmallippige Lächeln das Kaiba unscheinbar aber rätselhaft vorkam, „0009 hält sich bereit für Sie. Haben Sie bereits eine Art der Massage gewählt, die ich ihm mitteilen soll?“

Kaibas Blick wanderte auf der Theke umher, von 0001s sauberen Fingern zu einer Tasse grünem Tee, die das so geordnete Bild in irgendeiner Weise störte, aber gleichzeitig perfekt dazu passte. Schließlich sah er zu seinen eigenen Händen hinab, die bleich und starr vor Kälte waren.

„Eine Hand- und Armmassage.“, erwiderte er, während er ungesehen die kalten Hände zu Fäusten ballte und sie fest drückte, sodass rote Farbe in ihnen hochschoss.

0001 nickte verstehend, ließ den Blick zu ihrem Buch sinken.

„Soll dies das gesamte Programm für die Stunde sein oder soll ich 0009 sagen, dass Sie zur anderen Hälfte auch Ihr bisheriges Programm wünschen?“ Während sie sprach schien die Hand ruhig unter dem Tisch nach etwas zu suchen. Kaiba sah dem Arm ein wenig misstrauisch zu, lies ihr gegenüber sich allerdings nichts anmerken.

„Wenn es das Beste wäre.“, erwiderte er und nahm mit hochgezogenen Brauen, die Schlüsselkarte entgegen, die 0001 ihm just diesen Moment reichte. Sie lächelte schwach und senkte wieder die Lider, ließ das Schloss für die Tür klicken, sodass Kaiba gehen könnte.

„Ich werde es 0009 ausrichten. Kabinett 06. Den Gang rechts entlang auf der linken Seite. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Erholung.“, waren ihre letzten Worte die Kaiba nickend entgegennahm bevor er auf den Flur verschwand.
 

„Nur eine Stille.“, sagte er leise, die Zeile vor sich lesend und wand sich nach rechts. Stille war ein Luxus der ihn in den letzten Tagen nicht gegönnt wurde. Selbst Nachts war es in seinem Kopf ganz und gar nicht ruhig. Ständig hörte er sein Handy oder Telefon, die aufgeregten Stimmen, die besorgt und verzweifelt klangen, die ihn anflehten zu helfen, bettelten, heuchelten. Er sah sie alle in seinem Kopf, diese Gesichter mit ihren übertrieben falschen Emotionen, die hofften Kaibas Nerven zu treffen, ihn zum Erweichen zu bringen.

Er wollte ihnen allen Nummern geben und dann sollten sie lächeln. Lächeln so wie es 0001 tat. Vollkommen unnatürlich, aber niemanden besorgend.

Dann wäre es still.

Im Kabinett 06 kamen ihm die Sprüche an den Wänden und die Bilder alle mysteriös vor. Undurchsichtige Wälder und in das Nichts führende Wasserfälle. Im Umkleideraum war groß in Schönschrift geschrieben „Fürchte dich nicht vor langsamen Veränderungen; fürchte dich nur vor dem Stillstand.“

Mit dem Handtuch um die Hüften betrachtete Kaiba die Leinwand auf der dieser Spruch ihn anlachte. Stillstand, hum? Er kannte so etwas wie Stillstand nicht. Er blickte nicht zurück, sondern immer vorwärts. Was sollte das also für eine Weisheit sein? Welcher Idiot hielt schon an allem fest, was er kannte? Amüsiert schüttelte er seinen Kopf, bevor er langsam hinaus in das Kabinett ging. Da es heute nicht so kalt draußen war wie noch letzten Montag, empfand er die Raumtemperatur als angenehmer und sicherlich würde auch das Öl nicht so brennen wie zuvor. Obwohl er gestehen musste, dass er gespannt gewesen wäre, wie dieser Masseur sich wohl bei einem zweiten Fehler entschuldigen wollte.

Langsam setzt er sich auf die Liege. Er betrachtete seine Arme, dann seine Hände. Ob er wieder so liegen müsste, wenn er diesmal diesen Teil massierte? Ihm wurde nichts anderes gesagt. Er sollte es also annehmen.

Einatmend nahm er Platz und hielt sich nicht lange auf, auch das Licht zu löschen indem er den Knopf drückte. Diesmal den Kopf ein wenig gehoben, beobachtete er wie die Tür zum Zimmer sich öffnete und jemand eintrat. Durch die schwarze Silhouette konnte er ungefähr die Größe des Mannes erkennen. Er schien kleiner als Kaiba zu sein. Also vielleicht doch ein schmächtiger Schwächling?

Das letzte blaue Licht wurde weggedrückt und die absolute Dunkelheit kehrte ein. Eine beruhigende, melodische Musik ging einher mit dem leisen Gong-Geräusch, dann ließ Kaiba den Kopf wieder sinken.

Er schloss beruhigt die Augen, als er die erste Berührung der Finger spürte. Die Hand jenes Masseurs wanderte höher, über sein Schulterblatt zum Nacken und ein wenig verdutzt schnaubte Kaiba, als die flinken Finger sich in sein Haar einflochten. Er wusste nicht recht, was er davon halten sollte, als die Hand durch die Strähnen glitt und die langen enden langsam zwirbelte. Kurz fuhr ihm ein Schauer über den Rücken und die nackten Arme, als die Finger weiterhin liebevoll das Haar eindrehte und schließlich fühlte er, wie der Masseur den kleinen Zopf mit einer Klammer nach oben steckte, außer Reichweite.

So war das also. Er wollte nur freie Fläche haben.

Dennoch schien es Kaiba fast schon zu fürsorglich, wie er die Haare feststeckte und prüfte, dass auch nichts irgendwo ziepte. Dann strichen die weichen Finger langsam durch den Nacken Kaibas, an den Schultern entlang und diesmal an den Armen hinab. Kaiba glaubte dass er die Länge der Arme erfühlte, strich vorsichtig durch die Ellenbeuge, was Kaibas Muskeln veranlasste zu zucken. An den Handgelenken stoppte er kurz, umrundete sie mit einem Finger und hoben sie leicht an um die Innenseiten der Hand zu ertasten.

Wer hätte gedacht, dass er so empfindlich wäre?

Er spürte eine schwache Gänsehaut über seine Arme laufen, sich langsam ausbreitend bis hin zum Rücken, doch er fühlte die warmen Finger nicht lang genug zwischen seinen, als das sie anhaltend wurde.

Sein Arm sank wieder neben seinem Körper auf die Liege und er hörte das leise Geräusch des Öls, dass sein Masseur zwischen den Händen rieb.

Zufrieden presste er die Luft aus seinen Lungen als die warmen Hände den Weg zurück zu seinem Rücken fanden um ihn nicht noch länger auf die Folter zu spannen. Schon bei den ersten fließenden Bewegungen, die diese Hände vor und zurückmachten, spürte Seto, wie die Verkrampfungen der letzten Tage aus ihm wichen. Er konnte sehr deutlich fühlen, was die bisher zwar seltenen, aber intensiven Massagen bewirkt hatten; Sein Rücken war weniger steif und er bewegte sich unkontrolliert aber flüssig mit den Händen seines Masseurs mit. Die sonstigen Schmerzen im Nacken, die er nach Stunden am Schreibtisch sonst immer gespürt hatte, waren deutlich weniger geworden. Seine Schultern hatten viel Ballast abgeworfen und das alles nur durch diese Hände. Obwohl er erst zweimal diese Örtlichkeit besucht hatte, kam es ihm schon wie eine Gewohnheit vor, ohne die sein Alltag unmeisterlich wäre.

Natürlich wusste er es besser, natürlich kannte er sein Leben, ohne diese Annehmlichkeit, doch er gab zu; Ein wenig Farbe schadete dem grauen Bildnis seiner Selbst nicht.

Der Ton würde in diesem Moment wohl in ein purpurnes, rotes Spektrum eintauchen, wie sein Blut das seine Haut aufheizte, als sich die Hände in diesen unglaublich guten, langen Bewegungen seinen Rücken vorknöpften. Loderndes Rot wie Feuer, dass er innerlich und auf sich spürte, ihn auffraß und einnahm und nach dieser Behandlung schon zweimal unverdaut wieder ausgespuckt hatte. Er wollte gar nicht daran denken, wie wenig Zeit sein Masseur diesmal mit der Betreuung seines Rückens einnehmen würde. Fast nur ein flüchtiges Winken, wo die vorhergehenden Aufmerksamkeiten doch soviel mehr versprochen hatten.

Allerdings schienen die geschickten Finger sich diesmal besonders Kaibas Nacken vornehmen zu wollen. Ob es daran lag, dass er diesmal, von Haaren befreit, zur Verfügung stand ohne Gefahr zu bieten, jemanden weh zu tun, oder aber, ob sein Masseur einfach wusste, dass er diesen Teil die letzten Male schändlich vernachlässigt hatte? Kaiba kannte die Antwort nicht, doch wenn er sich so auf die Zärtlichkeiten –etwas anderes war es für ihn einfach nicht- konzentrierte, dann war es ihm auch herzlich egal. Die kreisenden Fingerkuppen fühlten sich einfach zu gut an um noch Gedanken an ein „was wäre wenn“ zu verschwenden.

Große Kreise abwärts führten sie schließlich weiter, flüssig über die Schultern und nun das erste Mal an die Arme. Mit beiden warmen und noch öligen Händen strich er erst den Oberarm entlang, wiederholend und anheizend. Mit sanftem Druck auf den Handballen strich er die Schulterpartie zurück zur anderen Seite um auch hier sein Spiel mit Setos Bizeps zu vollführen. Zufrieden mit den eingeölten Bereich wanderten die Hände in all ihrer Größe tiefer und umstrichen die dagegen eher dünn wirkenden Unterarme, die schmalen Handgelenke Setos.

Anstatt nun einfach zu unterbrechen um auf den anderen Arm zu wechseln, ging sein Masseur mit flüssigen Bewegungen wieder den ganzen Weg zurück. Am Nacken strichen drei zarte Fingerkuppen die empfindliche Haut, bevor er sich am rechten Unterarm zu schaffen machte. Als sein Masseur wieder die Beuge streifte, erschauderte Setos Haut von neuem und die ersten Härchen stellten sich auf. Ein Umstand der ihm aus unerfindlichen Gründen unangenehm war. Vielleicht, weil es im Gegensatz zu Lauten nicht unterdrückbar war, nicht zu kontrollieren. Er wollte nicht, dass sein Masseur dachte, er könne sich nicht beherrschen.

Entgegengesetzt seiner Befürchtung schien es keine Rolle zu spielen. Sein Masseur umrundete und ölte die Haut ein und fand nun schon den Weg zur Hand.

Das Gefühl hier schien ihn um einiges stärker, vielleicht waren seine Nerven hier sensibler oder er konzentrierte sich momentan stärker darauf, doch schon kurz darauf wurde das System erkennbar. Als die Finger seines Masseurs erst eincremend über die Handfläche und den Rücken strich, bevor er sie sanft fasste und mit den Ballen seiner eigenen Hand langsam die Haut ein wenig auseinander zog. Schließlich wandelte sich die Bewegung in das Kreisen lassen der Daumen auf Setos Handrücken. Sie tanzen vor und zurück, zum Anfang der Finger und zurück bis zum Handgelenk. Setos Finger zuckten dabei ein wenig unkontrolliert, doch als die Daumen am Gelenk verharrten, blieb auch er gespannt und regungslos.

Der Druck der Daumen nahm ein wenig zu als sie in gerader Linie hinabwanderten. Rechts überwanden sie den Hügel des kleinen Fingers und rutschte dazwischen, links versank der Daume seines Masseurs in der Spanne nach dem Zeigefinger. Als er sie wieder am Handgelenk ansetzte und sie geradlinig hinabrutschen ließ nahmen sie diesmal den Weg um den Mittelfinger herum ein. Doch er hielt sich nie lang zwischen Setos langen Fingern auf. Immer wieder wiederholte er die feinen Linien, bis er spürte, dass die Finger unverkrampfter wurden.

Schließlich drehte sein Masseur Setos Hand ein wenig, um besser an seine Handinnenflächen zu gelangen. Hier begann das Spiel von vorn; Das sanfte Ziehen mit den Ballen, dass sich schon bald in kreisenden Bewegungen des Daumens verlor und keinen Millimeter aussparte. Diesmal kreiste er vor allem auf den Handwurzeln, die sogar einmal leise knackten und tänzelte wieder zurück zu Setos Puls um auch hier ein wenig, nur vorsichtig, zu kreisen. Allerdings ohne imaginär gezogene Linien drehte sein Masseur Setos Hand wieder und schien sich nun um die Finger kümmern zu wollen.

Vorsichtig nahm er den ersten, kleinen Finger seitlich zwischen Daume und Zeigefinger, begann beim untersten Glied sich langsam vorzutasten und dabei kleine Kreise zu vollführen, ein wenig zu pressen. An den Kuppen angekommen drehte er die Position seines Fingers, sodass nun der Daume oben auflag und er mit dem Zeigefinger von unten sanft dagegen presste.

Setos Nerven schien bis kurz vor dem Zerreisen gereizt. Er wusste nicht, wieso er es als so unglaublich angenehm empfand, dass jemand jeden einzelnen seiner Finger zwischen den eigenen so verführte. Er spürte deutlich seine Gänsehaut, die beide Arme erobert hatte. Er merkte das Blut in seinen sonst so kalten Finger zirkulieren und noch nie hatte er sich besser gefühlt. Noch nie hatte er Hände so bewusst wahr genommen wie in diesem Moment.

Sein Masseur war am Daumen angelangt, der nun auch sanft gepresst wurde und schließlich zu den übrigen entlassen. Die warmen Hände seines Masseurs legten sich dann langsam und fast schon zaghaft um den vorderen Teil von Setos Hand, hielten sie für einen kurzen Augenblick warm, dann rutschten sie zu den Fingern, schlossen auch sie in sich ein.

Dieses Gefühl, dass Wärme ihn umschloss, dass jemand anderes seine Hand hielt

- Es war unbeschreiblich.

Kaiba spürte seinen Arm erzittern, wie der Schauer dieses Moments durch Mark und Bein fuhr, doch war er bewegungsunfähig. Mit geöffneten Augen starrte er in die Dunkelheit, blendete aber diese, die Musik und den Geruch um sich herum aus.

Es gab nur die Hände, nur flinke Finger, geschickte und zarte Finger, die seine Hand hielten. Der Rest der Welt schien ihm egal.

Viel zu spät zuckten die Muskeln in Setos Hand, als sein Masseur ihn losließ um über den Unterarm, dem Bizeps und den Schultern zur linken Hand zu wandern.

Die Technik, mit der er die Hand lockerte und sie zur Entspannung anregte, war die gleiche. Das Ziehen, das Kreisen und die Linien. Er machte genau das gleiche, doch war es keines dieser Dinge, auf das Seto lauerte. Es waren nicht diese, durchaus angenehmen Gefühle, auf die er hoffte. So hielt er seine Hand in stiller Erwartung seinem Masseur entgegen und der bearbeitete wieder die einzelnen Fingern.

Seltsam, dass ihm gerade in diesem Moment Mokuba einfiel. Die kleine dunkelhaarige Freundin, die er mit 14 gehabt hatte. Ein schüchternes aber durchaus niedliches Mädchen in das sich sein kleiner Bruder unsterblich vergucken musste. Als sie schließlich zueinander gefunden, hatte er sie oft eingeladen und er immer, in Hoffnung Seto hätte es nie bemerkt, hinter dem Rücken mit ihr Händchen gehalten. Übrig gehabt hatte Seto dafür nie viel – Mokuba durfte in dieser Hinsicht tun, was ihm beliebte. Seto selbst versprach sich von solchen Gesten nichts, doch gerade, in diesem Augenblick, kam er sich töricht vor, die Berührung zweier Hände als etwas so Banales abgetan zu haben.

Denn wieder legten sich zwei warme Handflächen um seine Finger und gaben ihm das Gefühl sicher zu sein, als gäbe es ungeahnte Kräfte in ihm, die nun frei werden konnten. Es war eine Mischung aus den köstlichsten Drogen der Welt, aus Selbstsicherheit und Geborgenheit, er war zufrieden und gleichzeitig zu allem bereit. Bereit alles zu ändern.

Er hätte sich stundenlang an diesem Gefühl ergötzen können, doch die Berührung wurde schwächer und sein Masseur löste die Hände langsam. Reflexartig zuckten Setos Muskeln und er griff in die Dunkelheit, erwischte die Fingerspitzen einer Hand und hielt sie fest.

Er wusste selbst nicht genau, was gerade geschehen war. Er merkte nur, dass sein Masseur über dieses plötzliche ergreifen der Initiative genauso überrascht sein musste, wie Seto selbst. Beinah hätte er sich durchgerungen, seinen Griff zu lösen, da wurde der sanfte Druck erwidert und nicht nur die Fingerkuppen, sondern die gesamte Handfläche legten sich um Setos Hand.

Vorsichtig strich der Daume seines Masseurs in gerade Linie über seine Haut, zaghaft und sanft und mit aller Geduld, die er aufbringen konnte. Setos Griff lockerte sich langsam und seine Hand wurden zurück geführt auf die Liege neben seinem Körper. Sanft strichen die fremden Finger über sie, beruhigten und besänftigten, bevor beide Hände den Weg aufwärts suchten um an Setos Arm entlang zu massieren.

Er lag da, die Augen einen Spalt geöffnet und schwach ein und ausatmend. Seine Fingerkuppen zuckten, wenn sein Masseur die empfindliche Beuge passierte, hinaufglitt und knapp die Achseln streiften. Seine Finger zuckten, die Hand brannte und sein Kopf glühte.

Was war in ihn gefahren? Was war gerade geschehen? Wieso tat er so etwas törichtes? Wieso fahndete er so provokant um Aufmerksamkeit?

In seinem Kopf rotierten diese Fragen zusammenhaltlos, doch egal wie lang er eine rationale, eine zufriedenstellende Antwort suchte; Er fand sie nicht.

Wo war sein Verstand geblieben?

Hatte er ihn mit all den belastenden Menschen und Dingen, mit allem was ihn hinderte, was ihn auf seinem Weg aufhielt, draußen vor der Tür gelassen?

War sein Verstand, seine kühlen, rationalen Überlegungen, all sein Genie und seine glorreiche Raffinesse – War das, all das, in etwa auch etwas, was ihn belastete, was ihn hinderte und aufhielt?

Aufhielt diese Hand zu greifen?

Wieder zuckten seine Muskeln als sein Masseur nun die rechte Armbeuge streifte und die Handgelenke knapp umrundete, die Haut sanft auseinander zog. Doch er vermied es peinlich genau wieder die Hände von Seto zu berühren, den Fingern zu nah zu kommen.

Hatte er ihn verschreckt? War es seine eigene Schuld?

Langsam wand Seto den Kopf herum, blickte zu der Stelle an der er seinen Masseur vermutete, doch egal wie lang er den schwarzen Punkt anstarrte – Er erkannte nichts. Kein Ausdruck auf dem Gesicht, keine Person, nicht einmal einen Umriss. In diesem Moment verwünschte er sogar die sonst so angenehm und beruhigend wirkende Musik, die jedes Geräusch, dass sein Masseur eventuell verursachte, schluckte. Kein Atem und kein Seufzen, weder Zustimmung noch Ablehnung konnte er auf diese Art wahrnehmen.

Das Einzige, dass hier etwas zu sagen hatte, waren diese Hände, doch auch mit deren Reaktion konnte man sich Nichts sicher sein. Alles was sie Seto antaten war beruflich, es war die Arbeit seines Masseurs, die er gewissenhaft und -weiß Gott- perfekt ausführte. Die Reaktionen, wie sie auf Setos Offenheit reagierten, wie sollte er sich sicher sein, dass sie echt waren und nicht nur aufgrund der Umstände gespielt?

Sowohl Seto selbst als auch sein Masseur schienen überrascht als das leise Geräusch des Ende verkündeten Gongs ertönte. Die Hände, die gerade noch den Oberarm umstrichen hatten wanderten zurück zum Rücken, in den Nacken.

Vorsichtig tastend suchten sie den eingedrehten Zopf und die Klemme, die ihn weggesteckt hatten. Er zog die Klammer langsam aus Setos Haaren, richtete dann die Strähnen, bevor er sich wieder löste um ein Handtuch zu nehmen.

Regungslos ließ Seto all das über sich ergehen, das Öl vom Körper abtupfen und schließlich vernahm er, wie sein Masseur sich zum Gehen abwand. Träge hob er den Kopf, blickte zur Tür, die langsam geöffnet wurde und schließlich die ersten bläulichen Lichtstrahlen hinein fielen. Er beobachtete, wie der schwarze Schatten sich schmal durch diesen Spalt zwängte und für den Bruchteil einer Sekunde, hatte er das Gefühl, sein Masseur sah über die Schulter zurück, direkt Seto an und ihre Blicke würden sich treffen.

Dann wurde er wieder in vollkommener Dunkelheit allein gelassen.
 

Dunkel ächzend ließ er den Kopf auf das Polster fallen, schnaubte leise und wartete, bis das Licht gedämmt anging. Mutierte er zu einem naiven Trottel?

Ihre Blicke konnten sich nicht getroffen haben, es war viel zu dunkel gewesen, die Lichtstrahlen nicht intensiv genug ihre Gesichter zu erhellen. Dieses dumme Händchenhalten – Was war in ihn gefahren? Wollte er den Respekt vor sich selbst verlieren?

Missmutig und mit kraus gezogener Stirn richtete er sich langsam auf und sah sich in dem Raum um, brummte dunkel.

Es war nur eine Handmassage gewesen. Nichts weiter. Ende.

Kaiba besah sich seine Finger, wand sie im Licht und krümmte sie. Er hatte seinen Job gut gemacht, das war es doch was zählte. Das Produkt, nicht wie es zustande kam. Das Endergebnis, nicht der Weg dorthin. Alles andere darum war egal. Diese lächerliche Berührung, nur eine Kurzschlussreaktion.

Er nickte sich selbst zu, bevor er langsam aufstand um sich anziehen zu gehen. Flüssiger als heute morgen noch ließen sich die Knöpfe an seinem Hemd schließen, die Krawatte festbinden. In der Tat, diese Behandlungen zeigten ihre Erfolge schnell und deutlich. So sollte es sein.

Er hielt sich nicht länger als nötig auf und kehrte bald zurück in den Vorsaal zu 0001. Erwartend stand sie hinter der Theke, eine Hand auf dem Buch, in der anderen erneut einen Umschlag. Als Kaiba zu ihr trat lächelte sie und gab mit einer verbeugenden Kopfgeste zu verstehen, dass sie Notiz genommen hatte, als er ihr die Schlüsselkarte gab.

„Hat es Ihnen gefallen, 0235?“, sie reichte ihm den Umschlag mit der Rechnung für die heutige Massage. Kaiba betrachtete die Summe wortlos, außerhalb ihres Sichtfeldes steckte er den Betrag und eine ordentliche Summe Trinkgeld in den Umschlag, reichte ihn ihr zurück. Lächelnd tat sie das Geld beiseite nur um schließlich das kleine, braune Buch heranzuziehen.

„Wünschen Sie einen neuen Termin, 0235?“, sie sah zu ihm hoch und fingerte bereits nach einem Stift, „Ich könnte Ihnen anbieten die heutige, nicht in Anspruch genommene Stunde, auf den erst vorgesehen Mittwoch zu verlegen.“

Kaiba zog die Stirn kurz Kraus. In seiner Manteltasche drehte er zwischen seinen Fingern sein Handy auf dem sein Terminplaner gespeichert war.

„Eine Stunde am Mittwoch wäre einzurichten.“, erwiderte er dunkel und ließ sein Mobiltelefon an Ort und Stelle, atmete dagegen tief ein.

Fast zeitgleich zu seinen Worten öffnete 0001 das Buch, schlug um zum Mittwoch, den Stift parat fuhr sie mit dem Finger über die Seite.

„Welche Uhrzeit wünschen Sie?“, fragte sie leise. Wahrscheinlich dachte sie nicht, dass Kaiba zur selben Uhrzeit wie erst bestellt kommen würde. Um ehrlich zu sein, hatte er das auch nicht vor. Am Telefon hatte er von einer Verschiebung gesprochen; Er würde sich also selbst als einen Lügner entlarven, wenn er zugab, doch zu dieser Uhrzeit verfügbar zu sein.

„Ab 15 Uhr wäre es einzurichten.“, erwiderte er ohne einen Blick auf seine Termine zu werfen. Was auch immer zu dieser Zeit wäre, er könnte es auf die freien Abendstunden verschieben. Das wäre also seine geringste Sorge.

„Ich biete Ihnen 16.30 Uhr an. Ist dies eine Option für Sie, 0235?“, antwortete sie und strich mit dem Finger über die Spalte im Buch. Kaiba nickte nur kurz und schon glitt sie mit der Kugelschreibermine darüber und notierte seine Nummer. „Mittwoch, der 04. Februar. 16.30 Uhr bei 0009.“ Er erhielt einen Zettel mit dem Termin, bevor sie sich schwach verbeugte.

Mit einem dunklen Schnauben wand Kaiba sich ab zum Gehen. Das Papier wanderte in seine Manteltasche, ebenso seine Hände als er hinaustrat und Kälte ihn umspülte.
 

Der Wind war wieder stärker geworden und hatte die Menschen reingetrieben. Zumindest einen Großteil derer, die vor einer Stunde noch diese Straße überfüllt hatte. Mit schweren Schritten bahnte Kaiba sich den Weg vorwärts über den grauen Asphalt und durch den Rest an dreckigem Schnee, der am Rand klebte. Als er wartend an der Ampel stand sah er sich gegenüber ein junges Pärchen. Im ersten Moment wusste er nicht recht, was ihn daran komisch vorkam, doch als sein Blick auf ihre Hände fiel, erklärte er die Welt für vollkommen verrückt. Sie trugen beide Handschuhe, zumindest an jeweils einer Hand, denn die, die ineinander verhakt waren schienen sie absichtlich von dem wärmenden Stoff befreit zu haben. Er blinzelte und realisierte im ersten Moment nicht, wie die Ampel auf Grün sprang. Als Kaibas Weg und der des Pärchens sich kreuzten, zuckten seine Mundwinkel amüsiert.

Diese ganze Welt war wirklich unglaublich undurchsichtig.

Auf der anderen Straßenseite angekommen sah er auf, zu den großen Werbetafeln über dem Einkaufszentrum. Mit vielen Herzen und in rosa-rot kündigten sie den baldigen Valentinstag an. Die Augen verdrehend unterdrückte Kaiba, dass ihm sein Frühstück gleich wieder hochkam.

Valentinstag; Wenn er nur daran dachte wollte er jemanden verklagen. Wer hatte diesen nutzlosen Tag eingeführt? Eine Schulmädchen-Untergrundorganisation, die einen Grund wollte, noch mehr Schokolade auf den Markt zu bringen? Er würde den Trubel darum nie verstehen. Er hatte oft genug selbstgemachte Pralinen oder Kekse geschenkt bekommen, doch im Gegensatz zu Mokuba, schmiss er die meisten davon weg. Vielleicht war es auch diese pinke, zuckrige Stimmung, die alle Leute um ihn herum anstachelte, noch verliebter drein zu schauen, noch enger aneinander zu kleben – Und überall diese Händchen haltenden Pärchen!

Kaibas Schritt wurde schneller als er die letzten Meter zu seinem Auto nahm und einstieg.

Die warme Heizung tat sofort ihren Dienst und doch blieb Kaiba noch eine Weile regungslos sitzen, sah zur Windschutzscheibe hinaus. Die grauen Wolken drückten das Bild der Stadt ein wenig dichter zusammen. Dem Himmel war es egal, ob bald Valentinstag war.

Aus seiner PR-Ecke wusste er, dass es überall bald Angebote gab. Das war Normalzustand um große, besondere Tage herum, seine Firma bildete da keine Ausnahme – Auch wenn er von soviel Kitsch nicht sonderbar begeistert war.

Man hatte eine Ausrede Spezial-Angebote anzupreisen um Kunden zu ködern. Die perfekte Masche. Perfekt. Er fragte sich, ob im „House Of Silence“ auch so etwas aufkommen würde.

Eine extra Massage für den Valentinstag, vielleicht im Paket mit einem Bad und speziellen Düften. Wo man doch überall Blumen schenkte und sie roch.

Zu überdenken wäre das wohl. - Auch wenn es ihm komplett lächerlich erschien.

Worüber zerbrach er sich hier den Kopf? Über Angebote bei seinem Masseur? Seit wann hatte er so was nötig? Und wieso dachte er nicht zweimal nach? Diese Abzocke mit geheuchelten Gefühlen hatte dieses Haus doch nicht nötig. Er könnte froh sein, wenn er dort vor all diesem törichten Gerede von Liebe und Zuneigung verschont wäre.

All dieser süße Parfum-Geruch in der Stadt musste ihn benebelt haben. Das würde es sein. Sein Gehirn fing sich schon gleich wieder, wenn er erst Zuhause am Laptop saß und arbeite.

Nur ein wenig Dunst, der sich schon lichten würde. Er müsste nur auf die Sonnenstrahlen warten.
 

Die Sonnenstrahlen kamen – doch der Nebel in seinem Hirn blieb.

Die Arbeit und alle Probleme, sie gingen ihm furchtbar leicht von der Hand. Alles was Kaiba vorher Kopfschmerzen bereitet hatte schien auf einmal so leicht lösbar wie noch nie. Niemand erhob Einspruch, machte Unzufriedenheit deutlich oder schien sich beschweren zu wollen.

Kaiba hatte alle Bedürfnisse gedeckt. Alle schienen zufrieden, glücklich.

Alle, er selbst eingeschlossen.

Zufriedenheit. Das war ein seltsames Gefühl, weil es ihn, egal wie viel Lob er sich selbst zusprach, doch nicht ausfüllte. Da war seine vor Stolz fast doppelt so groß anschwellende Brust, weil er ganz genau wusste, was er geleistet hatte. Sein Ego, dass einen Höhenflug erlebte, da von allen Seiten Zuspruch kam. Gleichgewicht, aufgrund der Tatsache, dass er den gröbsten Ärger beseitigt hatte.

Aber jedes Mal, wenn er zum Fenster hinaus sah, spürte er, dass es einen Flecken in ihm gab, der nicht gefüllt werden konnte – Egal wie viel er sich selbst zugestand.

Normalerweise hätte er solche Lächerlichkeiten mit einer rationalen und schnellen Erklärung abgetan. Hätte, wenn er dazu in der Lage gewesen wäre. Es lag nicht daran, dass er nicht denken konnte, wie bereits erwähnt fiel ihm das unglaublich leicht, viel mehr, gab es nichts rationales, dass er sich dazu hätte reimen können.

Alles was ihm einfiel, war diese Hand, die seine eigene gehalten hatte.

Was war daran erklärt? Richtig, nichts.

Zu seiner eigenen Verwunderung, wohl zur größten im Moment, stimmte ihn das nicht einmal missmutig. Etwas nicht zu wissen – sonst ein für ihn nicht zumutbarer Sachverhalt, der Klärungsbedarf zur Folge hatte – schien auf einmal vollkommen banal. Er wusste es nicht und spürte auch nicht die geringste Lust danach es wissen zu wollen.

Er gab sich damit zufrieden, dass etwas da war und er nicht wusste, was es war.

Nur tief, tief in seinem Inneren spürte er vielleicht, dass ...

Was war es?

„Mr. Kaiba? Ihr Bruder kommt so eben hinauf. Er scheint Sie etwas wichtiges fragen zu wollen.“, Kaibas Sekretärin war gerade herein getreten, sich höflich verbeugend sah sie ihn an. Sie wusste, dass Mokuba der Einzige war, der Kaiba jederzeit stören durfte, also nickte er nur und sie schloss die Tür.

Sein Blick fiel auf die Anzeige an seinem PC. Der 03.02, 17 Uhr, Dienstag. Der Tag an dem Mokuba die Schule zeitiger verlies als sonst üblich. Eventuell wollte er Kaiba etwas über seine Klassenreise erzählen? Als er seinen Bruder am Sonntagabend vom Flughafen abgeholt hatte, war er zu müde gewesen um Details aufzuzählen. Jetlags gut zu verdauen lag wohl eher ihm selbst im Blut.

„Nii-san!“, Kaiba sah auf als Mokuba eintrat. Die dunkelblaue Schuluniform, die er früher selber tragen musste, noch an. „Ich hab dir was aus Rom mitgebracht, das hatte ich gestern ganz vergessen.“, plapperte er sogleich drauf los als er herum kam zu Kaiba und sich an den Schreibtisch lehnte. Die Schultasche halb auf dem Schoß, halb haltend, kramte er darin herum.

Kaiba lehnte sich zurück und musterte ihn einen Moment schweigend. So stark hatte sich sein kleiner Bruder verändert. Die langen, schwarzen Haare kürzte er von Frisörbesuch zu Frisörbesuch immer mehr, dafür wurde er selbst größer und größer. Dass Mokuba ihn irgendwann einholte, schien ihm aber ausgeschlossen.

„Er ist gefälscht, ich weiß. Aber darauf kommt’s auch gar nicht an.“, Mokuba kramte noch immer, lächelte dann freudig, als er das Objekt seiner Begierde Kaiba unter die Nase halten konnte, „Aber du musst zugeben, dass er außergewöhnlich ist.“

Kaiba nahm die halbdurchsichtige Packung, auf der mit dicken Buchstaben etwas auf italienisch gedruckt war und besah sich den Inhalt. Es war eine kleine Spielfigur, eine Miniaturausgabe eines „Blue eyes“. Allerdings war der Drache nicht weiß und schaute ihn auch nicht mit blauen Augen an, sondern er war rosa. Ein regelrecht penetrantes altrosa mit gelbe Augen. So eine schlechte Kopie von einem Spielzeug hatte er ja noch nie gesehen.

Mokuba hatte wirklich seinen Nerv getroffen – er war amüsiert. So etwas war für ihn der Inbegriff eines schlechten Scherzes, der schon wieder unglaublich gut wurde, dadurch, dass er so furchtbar war.

Amüsiert hob Kaiba die Brauen, besah sich die Verpackung kurz, bevor er zu Mokuba schaute und witzelte:„Vielleicht kennen wir die Karte nur nicht? ‚Pink Dragon with yellow eyes’. Wäre sicherlich ein hübsches Pendant zu meinem Drachen, allerdings könnte man bei ihrer Fusion wohl erblinden, aufgrund der unerträglichen Farbkombination.“

Mokuba blinzelte einen Moment, dann lachte er und beugte sich vor um auch einen Blick auf die Spielfigur und seinen Bruder zu haben. „Er gefällt dir ja wirklich.“, nuschelte er wohl erfreut, hob einen Finger, „Du scheinst ja richtig gut drauf zu sein heute, Nii-san.“

Kaiba hob die Brauen ein Stück höher, hielt Mokuba die Verpackung des Drachens vor die Nase und erwiderte: „Wer wäre bei diesem Geschenk nicht ‚gut drauf’?“

Doch Mokuba lächelte nur noch breiter, „Was ist los, hm? Freust du dich so sehr auf Valentinstag und die Pralinen? Oder ist es etwas anderes?“

Nun war es Kaiba der blinzelte und sich zurücklehnte, seinen Bruder ansah. Seit Mokuba 15 geworden war, rätselte er wirklich über zu viele Sachen, von den Fragen, die er früher nie getraut hatte zu denken, ganz zu schweigen.

„Wie kommst du auf so etwas?“, fragte er mit zurückgenommenen Ernst, der allerdings jetzt wenig Erfolg versprechend war.

„Irgendwas ist anders.“, bemerkte Mokuba weiter, schwenkte den Finger, „Oder ist es nicht der Valentinstag an sich sondern eine gewisse Person, die dir et...“

„Tzz.“, Kaiba schnaubte leise, „Seit wann interessiert dich so was? Und obendrein; Nein.“

Je älter sie wurden, desto frecher. So hatte er seinen Bruder sicherlich nicht erzogen.

„Ach, hör schon auf, Nii-san.“, Mokuba grinste breit und formte mit den Fingern ein Herz, deutete auf Kaibas Brust, „So ausgelassen und locker warst du schon lang nicht mehr und du bist schließlich auch nur ein Mann.“

Kaiba wedelte die Hand von sich weg. „Allerdings war ich und werde ich mich auch nie so pubertär und kindisch verhalten wie du, also Ruhe jetzt.“

Mokubas Antwort war ein tiefes Einatmen, bevor er sich abstützte und aufstellte.

„Ich treff’ mich gleich noch mit Freunden und bin heut Abend wieder da, ja? Wir sehen uns dann, Nii-san.“, sagte er, bevor er sich auf den Weg hinaus machte.

„Bis dann.“, antwortete Kaiba als er ihm nachsah und sich zurücklehnte.

So ausgelassen und locker war er schon lang nicht mehr? Kein Wunder, wenn alles so gut lief. Dafür brauchte er nicht verliebt sein oder eine Romanze haben, nein. Die Richtung die sein Leben einschlug, war vollkommen zufriedenstellend. Er brauchte nur seine Firma, seinen Bruder, all die Möglichkeiten, die ihm offen standen, um seine Wünsche zu verwirklichen und...

Sein Blick fiel auf den Terminplaner, der minimiert auf der Taskleiste ruhte. Er lehnte sich tief einatmend zurück und schmunzelte kurz.

Und ein wenig Stille. Ja, mehr brauchte er nicht.

Doch tief, tief in seinem Inneren spürte er, dass es nur die halbe Wahrheit war, die er nur nicht wahrhaben wollte. Versteckt genug um sie zu ignorieren.

Erklären könnte er sie nicht.
 

Kaum, dass Mokuba das Zimmer verlassen hatte, tippelte seine Sekretärin herein.

„Mr. Kaiba, gerade ist das Fax eingetroffen auf das sie gewartet haben.“, lächelte sie ihm freundlich zu und kam näher um ihm das Papier zu reichen. „Sehr gut.“, erwiderte er und nahm es, begann gleich es zu überfliegen und ignorierte gekonnt den Blick seiner Sekretärin auf den gefälschten Spielzeugdrachen und ihm.

„Stimmt etwas nicht, Mr. Kaiba?“, sie beugte sich ein Stück vor und schien ihn genauer zu betrachten. Er sah zurück, blinzelte: „Sollte es?“

Sie zog die Lippen zusammen. Der Lippenstift war für ihre Verhältnisse ziemlich dunkel gewählt heute, das Haar trug sie offen. Es schien ihm eher, dass mit ihr etwas nicht stimmte.

„Sie ziehen Ihre Stirn nur so kraus. Da dachte ich, das Fax brächte schlechte Neuigkeiten.“, antwortete sie ehrlich und beugte sich wieder zurück, neigte den Kopf fragend. Kaiba fasste sich an die Stirn. Hatte er?

„Es ist nichts.“, betonte er ruhig, doch der Blick seiner Sekretärin wich nicht von ihm. Sie schien mehr zu sehen als er. Bemerkenswert. Ab und zu brachten Frauen ihn doch zum staunen.

„Vielleicht bekommen Sie schon Falten, Mr. Kaiba? Kein gutes Zeichen in Ihrem Alter.“

Was sollte das denn heißen? Kaibas strenger Blick wanderte zu ihr und er schnaubte dunkel. Als würde er Falten bekommen, lächerlich.

Sie lächelte verlegen und hob abwehrend die Hände, erklärte sich: „Verstehen Sie mich nicht falsch. Bei Ihrem Beruf und dem Stress. Vielleicht sollten sie einfach mal einen Wellness-Tag machen? Mit Gesichtsmasken und Massagen und ähnlichem. Das beugt dem sicher vor.“

Als Kaiba darauf nichts als ein dunkles Brummen erwiderte, verabschiedete sie sich rasch: „Ach, nehmen Sie das nicht zu ernst, Mr. Kaiba. Das legt sich sicherlich von allein.“ Immer noch leicht verlegend lächelnd ging sie aus dem Büro.

Seine Finger wanderten über seine Stirn, kreisten an den Schläfen. Als würde er Falten bekommen, lachhaft. Zudem glaubte er auch nicht, dass irgendwelche zusammengemischten Tinkturen und Gurken auf den Augen, das beheben würden.

Er ließ die Hand sinken und krümmte seine Finger.

Allerdings würde eine Massage sicherlich wohltuende Kräfte haben. Mittlerweile war Kaiba davon überzeugt, dass dieses ständige Anregen seiner Blutgefäße förderlich für seine Gesundheit wäre. Er spürte es im Rücken, in den Schultern, seit der letzten Behandlung auch deutlich in den Händen.

Nur weil all diese alten, verwahrlosten Männer, die sich sonst Geschäftsführer nannten, sich nicht um ihr Gesicht kümmerten, galt das nicht automatisch für ihn. Er brauchte niemanden mit Geld bestechen um seine männlichen Bedürfnisse auszuleben. Sein filigranes Gesicht reichte meist schon aus – und die Tatsache, dass in dieser Szene, viele Männer unterwürfig waren. Aber das spielte nichts zur Sache.

Amüsiert sah er zu seiner Uhr, atmete tief ein, bevor er sich die Strähnen aus dem Gesicht zupfte. Da er morgen sowieso nur eine Stunde Behandlung hatte, wäre das durchaus zu überlegen. Er fuhr sich über den Kiefer, tippte mit den Fingern auf.

Durchaus.
 

Überraschend gut gelaunt ging Kaiba den Weg durch die Menschenmassen zur Ampel, an der er geduldig wartete. Die Sonnenstrahlen, die sich den Weg durch die dicke Wolkendecke bahnten, waren das erste Mal dieses Jahr wärmer. Er konnte den Mantel offen tragen ohne das Gefühl zu haben, sich sämtliche Extremitäten abzufrieren.

Als er die Werbung über der Einkaufspassage musterte, bemerkte er einen großen Zähler, der die Stunden bis Valentinstag rechnete. Zehn Tage und er sah schon jetzt überall die Mahnungen, dass man sich vorzubereiten hatte.

Vorzubereiten. Auf was? Sollte man bis dann hungern, um die Schokolade ohne schlechtes Gewissen essen zu können? Vielleicht die Tage vorher den Angebeteten noch einmal besonders auf die Nerven fallen?

Ohja, Kaiba war amüsiert. Furchtbar amüsiert über diese dummen Menschen, die sich so viele Gedanken über diese noch dümmere Tradition machten. Er entkam ihnen allen, unbemerkt und ungesehen – Verschwand er in der Stille.

Leicht blinzelnd sah er über die Straße, dann zum Himmel und kniff die Augen ein wenig zusammen, als die Sonne ihn anstrahlte.

Das Wetter schien unwirklich unzufrieden. Dabei wusste keiner, was das hieß;

Zufrieden sein.

Er würde es wissen. Er wusste es. Da es nur ein schmaler Spalt, ein kleiner Schritt war – Hinein in die Dunkelheit, in die Stille, in eine andere Welt, die diese banalen Menschen, niemals zu Gesicht bekommen würde.

Egal wie heiter die Sonne schien; Sie waren doch alle nur geblendet.

Amüsiert drückte er am goldenen Türgriff und trat ein in das warme und beruhigende „House Of Silence“.
 

Welcome back, addict.
 

Kaibas Schritte zu 0001 waren weitaus weniger zögerlich als bei den ersten Malen, doch im Gegensatz zu vorher, erschien ihm dieses Lächeln von Mal zu Mal undurchdringlicher. Die blassen, dünnen Lippen, die weder von Leidenschaft noch Sinnlichkeit zeugten, hatten eine unheimlich anziehende Wirkung auf ihn. Doch eher im Sinne des Rätselhaften, dass man zu lösen versuchen wollte.

An ihrer Erscheinung festgehangen, überhörte er das:„Willkommen zurück, 0235.“

Sie schien zu warten, bis er wieder bei sich war und fragte anschließend: „0009 hält sich bereit für Sie. Haben Sie sich für eine Art der Massage entschieden, die ich ihm mitteilen soll?“

Kaiba hatte sich entschieden – Und wie er sich entschieden hatte. Informiert, ob es überhaupt mit seinem Masseur möglich wäre, schließlich ist das Gesicht ein unverkennbares Merkmal, dass man durchaus auch blind erkennen könnte und die Preise im Kopf berechnet, hatte er einen Entschluss gefasst – Und das Risiko würde er einfach eingehen.

Er kalkulierte nicht ein, dass sein Masseur ihn fragen würde, wer er war. Diese Bedenken hatte er schnell weggefegt bekommen.

„Eine Kopfmassage.“, antwortete er 0001. Die Wimpern schlugen schneller als üblich auf und mit ihren fast schwarzen Augen sah sie ihn von unten hinweg an. Als sich diesmal ein Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete, badeten ihre Lippen in Wohlgefallen.

„Wie Sie wünschen, 0235.“ Die schlanken Finger, die bereits eine Schlüsselkarte gezogen hatten, verschränkten sich noch einmal kurz und erklärend begann sie: „Bei diesem Programm, muss ich Sie darauf hinweißen, dass Sie anders liegen werden. Die übliche Position mit dem Gesicht nach unten wird hier natürlich nicht möglich sein.“

Ihre rechte Hand wanderte unterhalb der Theke entlang und sie zog eine Schlüsselkarte, die Kaiba anders vorkam als seine bisherigen. War es die Farbe? Oder der Schimmer?

„Sie werden mit dem Gesicht nach oben liegen und 0009 wird hinter Ihnen sitzen. Nur zum Verständnis. Die Knöpfe werden hierbei natürlich nicht unterhalb der Liege sein sondern bequem auf ihrer Armlehne zu erreichen sein.“

Sie nickte ihm schmal lächelnd zu und für einen kurzen Moment sah man sogar ihre Zähne.

„Bei einer Kopfmassage ist natürlich die Berührung und die Behandlung des gesamten Kopfes, also auch ihres Gesichtes Pflicht. Sind Sie sich über das hier vorhandene Risiko im klaren, 0235?“

Kaiba nickte stumm, ohne zu zögern. Mit einem devoten Liderniederschlag reichte 0001 Kaiba die anders aussehende Schlüsselkarte, das Türschloss knackte leise und gab den Weg zum Flur frei.

„Ich werde 0009 unterrichten.“, sagte sie leise, als Kaiba das letzte Mal zu ihr sah, „Kabinett 10. Den Gang rechts entlang auf der rechten Seite. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Erholung.“

Nickend balancierte Kaiba die Karte zwischen den Fingern, bevor er sich abwand und in den Flur ging. Die Tür hinter ihm fiel ins Schloss und ein angenehmer Schauer durchfuhr seine Glieder. Ein Schauer, den er aus Kindertagen kannte und den er damals Vorfreude genannt hatte.

Der Gedanke amüsierte ihn und er ging den langen Flur entlang zu dem beschriebenen Kabinett. Auf der Anzeige war in der Ecke ein kleiner, leuchtender Vermerk. „Head-Up divan-bed”. Ein Zimmer mit Massageliege extra für den Kopf? Oder gab es noch weitere Behandlungsarten, bei dem man nicht auf dem Bauch lag?

Kaiba trat ein und sah sogleich, dass die Liege und die darauf liegenden Handtücher vermuten ließ, dass er heute anders sitzen würde. Zudem stand dahinter ein höhenverstellbarer Hocker auf dem sein Masseur wohl Platz nehmen würde.

Den Mantel langsam lösend ging er in die Umkleidekabine und hängte seine Sachen beiseite. Inwieweit müsste er dafür eigentlich nackt sein? So wie sonst auch? Sicherlich. Ein Pullover wäre vielleicht nicht störend für die Massage an sich, aber eindeutig zu eng zum Entspannen. Die ganzen Dämpfe, die nach Blumen und Hölzern rochen, würden sich zudem auch nur an ihn heften und vielleicht falsche Schlüsse bei gewissen Personen aufkommen lassen.

Eindeutig ein Grund sich zu entledigen. Als Kaiba sich das Handtuch fest um die Hüften wickelte, fand sein Blick die beschriebenen Leinen an der Seite des Zimmers. „Wer neu anfangen will, soll es sofort tun, denn eine überwundene Schwierigkeit vermeidet hundert neue.“, las er leise und als würden die Worte wirklicher werden, wenn er es tat. Doch sie wurden es nicht, im Gegenteil; Der Sinn dieses Spruches schien sich von ihm entfernen zu wollen.

Neu anfangen? Wofür? Er hatte doch alles was er wollte, wieso also sollte er etwas anders machen? Sollte er anders wählen? Würde er anders wählen, hätte er eine Wahl? Neu anfangen. Das braucht er nicht, musste er nicht und konnte er nicht. Niemals.

Die Brauen zusammengezogen ging er aus der Umkleide heraus und schloss die Tür. Kurz umrundete er die Liege und besah sich die Knöpfe an den Lehnen für die Arme, die 0001 beschrieben hatte. Als er sich halb setzte, halb dabei lag, lehnte er den Kopf zurück in das weiche Handtuch. Er rutschte zurecht und atmete tief ein, sah an die Decke und wieder zu den Knöpfen die unter seinen Fingern ruhten.

Diesmal wäre es anders, davon war er überzeugt. Nur inwiefern konnte er nicht ausmachen.

Er schielte zu seiner Hand, strich über den Knopf bevor er ihn langsam drückte und in gewohnter Weise das Licht erlosch. Keinen Augenblick später öffnete sich die Tür spaltbreit und im blauen Licht des Flures sah er eine Person schnell hineinhuschen. Das Schloss knackte leise und die Geräusche seines Masseurs wurden übertönt von dumpfer, leiser Melodie, dem Gong-Schlag. Kaiba atmete tief ein und nahm einen vertrauten Geruch auf, der süßlich und lieblich wirkte. Doch war es nicht das ganze Drumherum auf dass er sich versuchte zu konzentrierten – Die leisen Schritte, der Atmen, der diesmal näher war und schließlich das Geräusch als sein Masseur Platz nahm; Seto erwartete alles Weitere wie durch eine Maske.

Nicht sicher, ob sein Benehmen töricht oder nachvollziehbar war. Nicht im Klaren, in was das hier enden würde. Würde es überhaupt enden? Würde er es jemals enden lassen?

Er würde, er würde, doch diese Hände...

Seto zuckte kurz zusammen als er eben jene an seinen Schultern spürte. Da hatte er sie gerade nicht erwartet, doch schnell beruhigte er sich, als er merkte, dass sie nur den Weg suchten. Die Finger strichen vorsichtig, suchend an seinem Hals aufwärts, am Kiefer vorbei zu den Ohren und hier am Haaransatz entlang bis zur Stirn. Mit fließenden und zaghaften Bewegungen, deutlich zaghafter als jemals zuvor, strich sein Masseur Setos Haare aus der Stirn zurück.

Seto schloss die Augen langsam und sein Kopf beruhigte sich innerlich. Die verspannten Gesichtspartien lockerten sich merklich, als sein Masseur die Haare hinter die Ohren strich. Das wohlbekannte, gute Gefühl einer Gänsehaut kroch über seine Arme und den Oberkörper und ließ ihn einen Wimpernschlag lang stockend einatmen. Es wäre ihm nicht aufgefallen, hätte ihn nicht einmal interessiert, wenn sein Masseur ewig so die Strähnen weggestrichen hätte anstatt zu massieren. Das Gefühl, dass ihm diesmal jemand nah war, noch näher als sonst, mit noch feineren Berührungen; Unbeschreiblich. Er konnte nicht mehr klar erkennen, was in ihm vorging als diese wohlvertrauten Hände ihn berührten. Er hatte die Augen geschlossen und doch waren so viele Bilder in seinem Kopf, von schönen Tagen, von Farben und Dingen, die ihn innerlich wärmten.

Seto öffnete die Lippen überrascht als die Hände leicht eingeölt und noch wärmer zurückkehrten und sich auf seine Stirn legten, hinabstrich zu den Schläfen und kurz zum Ansatz hin kreisten. Die Fingerkuppen spürte er deutlich, den Daumen an seinem Hinterkopf nur schwach und doch waren schon diese ersten Handgriffe Grund genug, dass er den Kopf dichter zurückdrückte, näher an seinen Masseur. Bereitwillig wiederholte der die kreisenden Bewegungen der Kuppen, streifte dabei auch durch Setos Haar. Langsam wanderte die rechte Hand allein zur Mitte der Stirn und der Daumen begann an der Stelle zwischen den Brauen, kurz darüber, zu kreisen. Immer größer werdend, entlang fahrend und leicht ziehend.

Mit weiteren, flüssigen Bewegungen strichen die Hände wieder von der Stirn abwärts zu den Schläfen und kreisten beruhigend entlang.

Setos Kopf versuchte, die Berührungen nachzuvollziehen, ihnen zu folgen, doch viel zu sehr war sein gesamter Körper darauf aus auf sie zu reagieren. Bei der stärkerwerdenden Gänsehaut wusste er nicht, ob ihm warm oder kalt sein sollte. Ob das Gefühl, dass sein Kopf leerer wurde, angenehm oder abstoßend war. – Dennoch; Er sank in einen Zustand zwischen Raum und Zeit und indem ihm alles um ihn herum blass und unwirklich erschien. Das war längst kein Nebel mehr, der vor dieser realen Welt stand, es war eine Wand, erbaut aus den Empfindungen, die der Dunkelheit entsprangen.

Er verspürte nicht die geringste Lust sie einzureißen.

Setos Masseur entlockte ihm ein leises Seufzen, als er den Kopf sanft drehte um durch die Haare zum Hinterkopf zu gelangen um hier zu kreisen, zu massieren. Die Fingerkuppen waren erst vorsichtig, dann stärker und schließlich spürte er die gesamte Hand. Sein Kopf war schwach und labil in diesem Griff, ließ sich so leicht bewegen wie lang nicht mehr und sein Masseur verstärkte das ganze, als er seinen Kopf wieder gerade drehte um schließlich mit diesen viel zu weichen Fingern an seinem Hals hinab zu wandern.

Es löste ein Gefühl in ihm aus, dass er so gern behalten, wie abschütteln hatte wollen. Als sein Masseur sanft kreisend Setos Kieferknochen streifte, hinabfuhr, spürte er Muskelzucken, die pochenden Sehnen am Hals und das unabdingliche Verlangen, mehr zu wollen. Er reckte den Hals und blinzelte leicht, doch er konnte nicht sehen, wem oder was er sich entgegenstreckte. Nur Hände, Berührungen, die fühlten, wie Setos Gesichtsform war, wie verspannt die Stirn und prägend die Kieferknochen.

Sein Masseur fühlte ihn und gab Seto im Gegenzug eine reizende Empfindung nach der anderen. Sanfte Kreise und vorsichtiges Streichen, Finger, die über sein Gesicht flossen wie Wasser. Sein Masseur fühlte und wusste nun vielleicht auch.

Was wusste Seto? Unbedeutend wenig, so kam es ihm vor.

Unbedeutend wenig über die Dinge, die man mit ihm tat, die man in ihm auslöste oder den Mann, der ihm so nah war, ohne jemals da zu sein. So unglaublich wenig, wusste er, was in der Dunkelheit eigentlich geschah.

Es kam ihm unfair vor.

Seto presste die Luft aus den Lungen als er spürte wie die gefalteten Hände seines Masseurs sich auf seine Stirn legten, sanft pressten und die Finger punktieren ließen. Er schlug die Augen weit auf, starrte in die Dunkelheit, mit der Gewissheit, dass der Masseur direkt über ihm sein musste. Gebeugt und konzentriert auf die Handballen die hinabwanderten um die Schläfen mit größerem Druck zu bearbeiten, sanft durchs Haar strichen, nur um wieder die Hände zu falten um von vorn zu beginnen.

Er war direkt über ihm; Seto spürte es. Ein schwacher, flacher Atem und ein Geruch, der angenehm und vertraut schien, der zu seinem Masseur gehörte, zu diesem Mann, der ihn nun kannte.

Er wusste. Es war unfair.

Seto wollte Gerechtigkeit.

Schwerfällig hob er seine Hände, schnaubte innerlich leise und zog die Brauen zusammen.

Es wäre Gerechtigkeit, nicht wahr? Nur gerecht für ihn.

Mit einem ernsten Ausdruck, der in der Dunkelheit ungesehen blieb, streckte er die Arme mehr und schließlich stieß er mit den Fingerkuppen an Haut. Ein Zucken ging durch den Anderen und die noch eben so konzentriert verrichtete Arbeit wurde jäh unterbrochen.

Nicht schnell genug für Seto, der bereits mit den Fingern weiter gewandert war und schließlich lagen seine Hände auf fast glühenden Wangen.

So ein schmales, junges Gesicht, glatte, weiche Haut, wie die einer Frau und das Herz pochend am Puls.

Er wusste; Es war nur fair.

Seto wollte seine Neugier stillen.

Der junge Masseur verharrte regungslos, die Hände noch immer an Kaibas Schläfen ruhend, lagen sie beide auf der Lauer. Der nächste Zug wäre entscheidend für den Ausgang des Spiels; Und Seto Kaiba war ein unglaublich schlechter Verlierer.

Sein Daumen strich langsam von der Wange nach vorn und kam bei den Lippen an, er fühlte die schmalen Wölbungen und spürte den sanften Atmen durch die Nase. Als sein Masseur den Kopf ein wenig drehte, weg vom Daumen, spielte er Seto nur in seine zweite Hand, die höher fuhr, die Nase streifte und unterhalb des Auges entlang fuhr. Der Wimpernkranz kitzelte seine Fingerkuppen. Der junge Mann hatte seine Augen wohl bereits geschlossen.

Amüsiert zuckten Setos Mundwinkel, als sich der Masseur nicht weiter wegzudrehen versuchte, zu entkommen dachte, doch schnell verflog die Innere Amüsierung, als er Gleiches mit Gleichem vergalt.

Die regungslosen Finger seines Masseurs zuckten kurz, dann tastete er tiefer zu Setos Wangen, strich darüber um nur –genau wie er es getan hatte- mit den Zeigefinger über die Lippen zu fühlen. Seto schnaubte amüsiert und er spürte, wie die Mundwinkel des Anderen sich zu einem schmalen Lächeln bogen.

Er hatte in der Tat mit mehr Protest gerechnet, mit schockierten Zuständen oder Abneigung, aber dass dieser junge Mann für ein Spiel bereit war; Es sprach nur für ihn.

Vorsichtig grub Seto seine Finger in das weiche Haar des Anderen, zog ihn dichter und strich tiefer, wieder über die Augen um das Gesicht erfühlen zu können. Sein Gegenüber schien weiche Züge zu haben und ein furchtbar glattrasiertes Gesicht, doch er konnte die ertasteten Partien nicht zuordnen. Ob die Stirn hoch oder die Augen groß waren, kam ihm ohne zu sehen zu zusammenhangslos vor, als dass er Schlussfolgerungen ziehen könnte.

Als letzten Ausweg legte er die gesamten Handflächen vorsichtig auf das Gesicht des Anderen und erntete ein Schnauben. Der junge Masseur kniff als Antwort nur in Setos Wange, zog sie ihm lang. So ein freches Kind.

Seto kniff dunkel brummend zurück, zog ebenfalls an der Wange des Anderen, bis der den Kopf wand und nach seinen Fingern schnappte.

Das war ja nicht mehr frech, das war ja regelrecht unerzogen.

Die Finger an Setos Wange lockerten sich und seine eigene Hand noch an den Lippen des Anderen ruhend, spürten das ausatmen seines Masseur, bevor die Kuppen sich sanft weiter über die Züge schlichen. Es war seltsam, denn obwohl der Dunkelheit, schien Seto genau zu ahnen was vor sich ging.

In was für ein Spiel hatte er sich hier verrannt?

Das Seltsamste an dieser Sache schien ihm jedoch, dass diese Art des plötzlichen Gefühlsumschwungs seines Masseurs, diese zwei Seiten, ihm furchtbar vertraut vorkamen. Wie eine schwache Erinnerung an schöne Zeiten, die verdrängt wurden war.

Bildete er sich das nur ein?

Setos Finger suchten sich wieder den Weg zurück und strichen durch das Haar des Anderen, der die zagen Berührungen erwiderte. Er tastete erneut über die Lippen, als er mit Schrecken das leise Geräusch des Gongs hörte. Ihre Finger blieben erst regungslos doch dann fühlte Seto deutlich, wie die Wärme und Präsenz seines Masseurs abnahm, bevor er sich ganz löste. Etwas ratlos wand er den Kopf, suchte die Geräusche des Anderen, die schon bald zurückkamen, nur um mit einem kleinen Handtuch die Stirn trocken zu tupfen. Die Arbeit verrichtet, ergriff Seto das Handgelenk seines Masseurs, hielt ihn fest, doch viel zu schwach, um ihn wirklich zu halten.

Der Andere riss sich los und keinen Moment später verschwand der schwarze Umriss durch den Türspalt ins blaue Licht.

Seto sah ihm nach, sah zu wie die Tür langsam ins Schloss sackte und er erhob sich ruckartig. Mit zwei langen Schritten durch die Dunkelheit stand er an der Tür und tastete mit der Hand bereits nach der Klinke, legte sie darauf, da ging das gedämmte Licht langsam an. Seto sah hinab, auf seine Hand, die tatbereit wartete, auf seine nackten Füße und seinen nur mit einem Handtuch bekleideten Leib.

Was um alles in der Welt hatte er hier getan?

Er löste die Finger langsam, sah sich seine Hand an und runzelte die Stirn missmutig.

Was war passiert? Was war in ihn gefahren? Was um alles in der Welt war das für eine vollkommen idiotische Idee gewesen?

Amüsiert über seine eigene Dummheit rieb er sich die Stirn, schloss für den Moment seine Augen und atmete tief ein. Er musste sich beruhigen; Er könnte das erklären. Sein Inneres war aufgewühlt, doch nur kurz. Bald schon würden sich die Wogen glätten und der Sinn würde sich erkenntlich zeigen. Sicherlich war er simpel, banal. Natürlich war er das. Was erwartete Kaiba? Es gab eine Erklärung hierfür.

Er ließ die Hand sinken, sah sie sich an und krümmte die Finger zur Faust.

Er würde sie finden. Schon bald.
 

Kaibas Kopf ruckte herum und er ging in die Umkleidekabine, den Gedanken, dass sich alles auf einmal anders anfühlte, verdrängend. Als er sich anzog und den Pullover über den Kopf stülpte, merkte er, dass er duschen sollte. Sein Ansatz war vom Öl feucht und es wäre ein ungepflegter Anblick, wenn er so in die Firma spazieren würde. Er strich sich über die Stirn und den Kiefer und seine Haut fühlte sich so seltsam weich und fremd an. Seine Finger fanden den Weg über seine Lippen und er ertappte sich selbst bei einem schmalen Lächeln.

Noch bevor er den Mantel anzog, holte er sein Handy aus der Tasche, schaltete es ein und rief den Terminplaner vor.

Es war eine simple Rechnung. Was man anfing, musste man zu Ende bringen. Was er heute begonnen hatte, musste er bald fertig stellen. Logisch. Dann würde sich das alles aufklären; Die Geheimnisse und das unerträglich Unbekannte.

Unbekannt – Waren sie das noch?

Er selbst und dieser...

Kaiba legte die Stirn in Falten, als er sich die nächsten Tage besah. Sein Kalender quoll beinah über und selbst mit 26 Stunden am Tag wäre er nicht erlöst gewesen. So wenig Zeit für so dringend benötigte Antworten.

Sein Blick schweifte ein wenig ratlos umher und er las leise: „Wer neu anfangen will, soll es sofort tun, ...“

Sofort? Und wenn das nicht möglich war?

Mit einem Blick auf seinen Terminplaner, einige Überlegungen später, könnte er sich wohl eine Stunde am Samstag oder Sonntag freischaufeln. Vier Tage bis dahin, das würde er aushalten.

Er ließ das Handy zurück in die Tasche gleiten, bevor er sich den Mantel umwarf und hinausging. Seine Schritte waren schwer und in der Stille laut und unbarmherzig. Nur die eingebaute Federung der Flurtür zum Vorsaal verhinderte, dass sie mit zu viel, zu lauter Gewalt aufsprang als Kaiba sie aufriss. 0001s Blick wanderte direkt zu ihm, schmallippig lächelnd öffnete sie den Mund, holte Luft, doch dann fiel Kaiba ihr noch in das unausgesprochene Wort: „Ja, es hat mir gefallen. Ja, ich wünsche einen neuen Termin. Samstag, 18 Uhr, 0009.“ Er legte ihr recht energisch dabei die Schlüsselkarte auf den Tisch.

Die blassen Lippen der Dame vor ihm, die in ein ernstes, verbissenes Gesicht schauten, kräuselten sich für einen kurzen Moment, bevor sie in ihre ursprüngliche Phrase verfielen. Ohne ein weiteres Wort zu verschwenden, reichte sie Kaiba den Umschlag mit der Rechnung für den heutigen Tag. Zeitgleich, als er ihn auffaltete und das Geld hineinsteckte, sah sie in dem Buch für die Termine nach, ob der Samstag frei wäre.

„Es tut mir Leid, 0235.“, sagte sie leise, den Finger in der Seite ruhend. Kaibas Blick traf ihren und devot schlug sie die Lider nieder, „Am Samstag ist 0009 nicht verfügbar. Könnte ich Ihnen einen anderen Masseur vorschlagen?“

Kaibas Antwort war ein sofortiges, energisches: „Nein.“

0001 schien damit gerechnet zu haben, ihr Blick fiel wieder auf das Buch und sie schlug zwei weitere Seiten um, erklärend fügte sie hinzu: „Jahreszeitlich bedingt muss ich Sie darauf hinweißen dass wir stark ausgebucht sind. Der nächste Termin für den 0009 verfügbar wäre im Rahmen unserer üblichen Öffnungszeiten wäre Dienstag der zehnte Februar. Könnte ich sie hierfür einplanen?“

Sie könnte. Sicherlich. Eine Woche war genug Raum für Kaiba um seine Termine so umzuschlichten, dass er Zeit hätte. In einer Woche hätte er sicherlich mehr Spielraum, als Momentan. In einer Woche wäre ein optimaler Zeitpunkt. Eine Woche – Bis dahin wäre sein Gehirn wohl zu einem ekelhaftem Brei verkommen.

Er würde unter dem Druck, den diese Hände in seinem Kopf verursacht hatten, zusammenknicken. Wie könnte er das rechtfertigen?

„Wenn dieser Termin für Sie nicht einzurechnen ist,“, Kaibas Blick fand den von 0001, das schmale Lächeln wirkte bedrohlich und so unglaublich hinreißend, wie nie zuvor, „Ich würde Ihnen 13 Uhr am Sonntag anbieten können. Da dies außerhalb unserer sonstigen Öffnungszeiten liegt, wissen Sie natürlich, dass es einen Aufpreis geben wird.“, durchzog ihre leise Stimme den Raum.

Kaiba zog die Luft scharf durch die Nase ein und endlich konnte er diese ganze Art, diese devote Zurückhaltung, die Unterwürfigkeit, mit der 0001 ihm gegenüberstand, einordnen. In all seinen Jahren, in denen er mit Menschen solcher Art verkehrt hatte; Nun hatte er wohl den Meister unter den Korrupten gefunden.

Mehr als diese Tatsache verwunderte ihn aber, dass er bereit war auf ein so dreistes Angebot einzugehen.

„Eine Stunde ab 13 Uhr am Sonntag lässt sich einrichten.“, erwiderte er dunkel und sah kurz hinab, kapitulierte, angesichts seines Drangs nach Wissen.

Der rote Stift notierte seine Niederlage, hielt sie fest auf Papier und schließlich reichte 0001 ihm den kleinen Zettel mit dem Datum.

„Eine Stunde, 13 Uhr, der 08. Februar, 0009.“, wiederholte sie alles und sah Kaiba zu, wie er das Papier einsteckte und sich zum Gehen abwand. Er wusste selbst, dass er in dieser Sache nicht das letzte Wort gehabt hatte und egal wie sehr sich seine innere Einstellung, sein Kopf und seine Überzeugung dagegen sträubte: Er war abhängig von dem Willen dieser Frau.
 

Eine Erkenntnis, die ihn beißender als der kalte Wind traf, als er hinaus in die Kälte trat. Mit erhobenem Kopf wanderte sein Blick über die graue Straße, die von einer Minute auf die nächste all ihren Glanz verloren zu haben schien.

Seine Schritte waren schwer und seine Gedanken dunkel, missmutig; Er verlor nicht gern.

Doch was hatte er verloren? Seinen Stolz? Hatte er seine innere Einstellung aufgegeben? War es am Ende doch nur Geld? Für welchen Preis?

Er blieb zwischen all den Menschen auf dem Bürgersteig stehen und richtete den Blick zum Himmel. Ein anderer Mann rempelte ihn mit dem Ellenbogen an, doch verflog das Gefühl hierfür, als er die Augen schloss und sich in den Moment zurückversetzte, in dem es keine Rolle gespielt hatte, was er aufgegeben hatte.

Der Lohn war entschädigend genug gewesen.

Amüsiert schnaubend ging er mit geraden, zielorientierten Schritten weiter.

Sein Lohn würde die Erkenntnis, Aufklärung, ein wenig Farbe in der grauen Welt, sein, bevor das Kartenhaus in sich zusammenbrechen würde. Er glaubte nicht daran, dass es etwas Besonderes dahinter gäbe. Hinter der Art und Weise seines Verhaltens oder der, des Anderen. Das einzig Seltsame, dass ihn so handeln ließ, war der Moment. Der kam und ging, wie Kaiba es wollte.

Er richtete seinen Blick nach vorn, direkt durch alle Menschen, Gebäude und Gassen hindurch.

Wie Kaiba es wollte. Er hatte nichts verloren, nichts aufgegeben, oh nein, denn er würde alles zurückbekommen.

Wenn er erst alles aufgeklärt hatte und das Geheimnis verrauchte, wie ein Hologramm.
 

3. End
 

TBC.



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Akumako-chan
2010-01-21T11:16:28+00:00 21.01.2010 12:16
Ich kann mir richtig gut vorstellen wie der Übergang von der lauten, überfüllten Straße zu dem stillen Empfangsraum ist.
Nur das da eben wieder 0001 mit ihren flaschen Lächeln steht! *grusel*
Aber unser 0009 wieder, was für begnadete Hände! *schnurr*
Uns Seto kann von diesen nicht genug bekommen!
Doch kaum kommte er entspannt aus dem Club schon schlägt die Realität mit voller Härte zu.
Valentinstag! *selbst nicht leiden kann*
Und Mokuba bringt ihm dann auch noch nen rose Drachen mit! *lach*
Aber auch der Kleine hat nur rosa Herzchen im Kopf! *sich schüttel*
Uji, seine Sekretärin meint er bekommt Falten?!
Ganz böses Wort!
Aber unser Seto währe nicht Seto wenn er dagen nicht zu tun wüsste! *he he he*
Das Gurken, Quark und Honig nicht in Frage kommen ist doch klar.
Zumindest wenn man so einen begnadeten 0009 haben kann!
Und wie begnadet! *schmacht*
Aber unfair geht ja garnicht.
Seto sterten einen Gegenangriff!
Ach, schön geschrieben!!!
Auch das es mit Seto durch ging und er 0009 beinahe hinter her währe. *kicher*
Aber kaum ist es am schönsten muss der Arme wieder raus in die Kälte! *schnuff*
Mal schaun wies weiter geht!
*gespannt zum nächsten Kapitel tippel*

Grüßle Akumako-chan
Von: abgemeldet
2009-12-06T18:10:38+00:00 06.12.2009 19:10
Genial. Wieder ein neues, sehr spannendes Kapi. ^o^
Sorry, dass ich jetzt erst schreibe… X.x
[…]Kaibas Blick wanderte umher als er diesmal mit Tageslicht die Straße entlangging. […]
Das „mit“ ist ne Stolperfalle… „bei“… und vor dem „als“ ein Komma… Davon sind schon ein paar Fehlerchen im Text.
[…]Goldene Wolken.
Für seinen Kopf. […]
SEHR schön…
[…] „Wenn es das Beste wäre.“, erwiderte er und nahm mit hochgezogenen Brauen, die Schlüsselkarte entgegen, die 0001 ihm just diesen Moment reichte. […]
Sehr schöne Wortwahl….
[…]Selbst Nachts war es in seinem Kopf ganz und gar nicht ruhig. Ständig hörte er sein Handy oder Telefon, die aufgeregten Stimmen, die besorgt und verzweifelt klangen, die ihn anflehten zu helfen, bettelten, heuchelten. Er sah sie alle in seinem Kopf, diese Gesichter mit ihren übertrieben falschen Emotionen, die hofften Kaibas Nerven zu treffen, ihn zum Erweichen zu bringen. […]
SEHR, SEHR GUT!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Das macht deine FF sehr realistisch. Er muss sich den ganzen Tag damit beschäftigen, da ist es klar, dass er nachts avon träumt.
[…]Langsam setzte sich auf die Liege. Er betrachtete seine Arme, dann seine Hände. Ob er wieder so liegen müsste, wenn er diesmal diesen Teil massierte? Ihm wurde nichts anderes gesagt. Er sollte es also annehmen. […]
Wer setzt sich auf die Liege? *g*
Auch wieder sehr realistisch, dass er sich das fragt.
[…]Durch die schwarze Silhouette konnte er ungefähr die Größe des Mannes erkennen. Er schien kleiner als Kaiba zu sein. Also vielleicht doch ein schmächtiger Schwächling? […]
Sehr gut… ich finde Kaibas Vermutungen und Gedanken toll… sehr realistisch, aber trotzdem nicht ooc. Klasse gemacht!!!
[…]Kurz fuhr ihm ein Schauer über den Rücken und die nackten Arme, als die Finger weiterhin liebevoll das Haar eindrehte und schließlich fühlte er, wie der Masseur den kleinen Zopf mit einer Klammer nach oben steckte, außer Reichweite. […]
*weglach* Sorry, die gespannte Stimmung ist verflogen… ich kann nurnoch an Kaiba mit der Friseurklemme im Haar denken… *rofl*
[…]Obwohl er erst zweimal diese Örtlichkeit besucht hatte, kam es ihm schon wie eine Gewohnheit vor, ohne die sein Alltag unmeisterlich wäre.
Natürlich wusste er es besser, natürlich kannte er sein Leben, ohne diese Annehmlichkeit, doch er gab zu; Ein wenig Farbe schadete dem grauen Bildnis seiner Selbst nicht. […]
Und genau DAS ist es: es bringt Farbe rein in SEIN Leben… es ist seins, für ihn, sehr intim und privat.
[…]Dieses Gefühl, dass Wärme ihn umschloss, dass jemand anderes seine Hand hielt
- Es war unbeschreiblich. […]
Fantastisch beschrieben… *o*
[…]Seltsam, dass ihm gerade in diesem Moment Mokuba einfiel. Die kleine dunkelhaarige Freundin, die er mit 14 gehabt hatte. Ein schüchternes aber durchaus niedliches Mädchen in das sich sein kleiner Bruder unsterblich vergucken musste. Als sie schließlich zueinander gefunden, hatte er sie oft eingeladen und er immer, in Hoffnung Seto hätte es nie bemerkt, hinter dem Rücken mit ihr Händchen gehalten. Übrig gehabt hatte Seto dafür nie viel – Mokuba durfte in dieser Hinsicht tun, was ihm beliebte. Seto selbst versprach sich von solchen Gesten nichts, doch gerade, in diesem Augenblick, kam er sich töricht vor, die Berührung zweier Hände als etwas so Banales abgetan zu haben. […]
Sehr gut beschrieben… das Umdenken wird durchaus deutlich.
Vorallem ist aber wichtig, dass er das erst jetzt tut, was heißen würde, dass er bis jetzt noch nicht solch ein Gefühl hatte… eine viel wichtigere Erkenntnis. ^^
[…]Er hätte sich stundenlang an diesem Gefühl ergötzen können, doch die Berührung wurde schwächer und sein Masseur löste die Hände langsam. Reflexartig zuckten Setos Muskeln und er griff in die Dunkelheit, erwischte die Fingerspitzen einer Hand und hielt sie fest.
Er wusste selbst nicht genau, was gerade geschehen war. Er merkte nur, dass sein Masseur über dieses plötzliche ergreifen der Initiative genauso überrascht sein musste, wie Seto selbst. Beinah hätte er sich durchgerungen, seinen Griff zu lösen, da wurde der sanfte Druck erwidert und nicht nur die Fingerkuppen, sondern die gesamte Handfläche legten sich um Setos Hand. […]
Waaaahnsinn… dass du solche „Kleinigkeiten“ an sich so genial und spannend beschreibst. Ich bin fasziniert.
[…]Worüber zerbrach er sich hier den Kopf? Über Angebote bei seinem Masseur? Seit wann hatte er so was nötig? Und wieso dachte er nicht zweimal nach? Diese Abzocke mit geheuchelten Gefühlen hatte dieses Haus doch nicht nötig. Er könnte froh sein, wenn er dort vor all diesem törichten Gerede von Liebe und Zuneigung verschont wäre. […]
Niedlich mit anzusehen, wie er sich etwas vormacht. Guter Lernprozess… klasse gemacht. ^^
[…]Er gab sich damit zufrieden, dass etwas da war und er nicht wusste, was es war.
Nur tief, tief in seinem Inneren spürte er vielleicht, dass ... […]
Wieso brichst du eigentlich an den spannenden Stellen ab, ohne die Unterbrechung an sich zu beschreiben? Ö.ö
[…]Kaiba lehnte sich zurück und musterte ihn einen Moment schweigend. So stark hatte sich sein kleiner Bruder verändert. Die langen, schwarzen Haare kürzte er von Frisörbesuch zu Frisörbesuch immer mehr, dafür wurde er selbst größer und größer. Dass Mokuba ihn irgendwann einholte, schien ihm aber ausgeschlossen. […]
Klar, ausgeschlossen… weil der kleine Bruder ja immer der kleine Bruder bleibt. Du beschreibst den psychischen Hintergrund wirklich absolut klasse!!!!
[…]Mokuba hatte wirklich seinen Nerv getroffen – er war amüsiert. So etwas war für ihn der Inbegriff eines schlechten Scherzes, der schon wieder unglaublich gut wurde, dadurch, dass er so furchtbar war. […]
Das ist etwas kompliziert beschrieben… eine kleine Stolperfalle.
[…] „Vielleicht kennen wir die Karte nur nicht? ‚Pink Dragon with yellow eyes’. Wäre sicherlich ein hübsches Pendant zu meinem Drachen, allerdings könnte man bei ihrer Fusion wohl erblinden, aufgrund der unerträglichen Farbkombination.“ […]
Hallooooooo, ein scherzender Kaiba, welch Seltenheit! *staun* XDDDDDDDDDDDDDDD
[…]Welcome back, addict. […]
Süchtiger? Sehr gut…
[…] „Bei einer Kopfmassage ist natürlich die Berührung und die Behandlung des gesamten Kopfes, also auch ihres Gesichtes Pflicht. Sind Sie sich über das hier vorhandene Risiko im klaren, 0235?“ […]
Gut, dass auch das bedacht wird… hach, diese FF gefällt mir von mal zu mal mehr… *v*
[…]Nickend balancierte Kaiba die Karte zwischen den Fingern, bevor er sich abwand und in den Flur ging. Die Tür hinter ihm fiel ins Schloss und ein angenehmer Schauer durchfuhr seine Glieder. Ein Schauer, den er aus Kindertagen kannte und den er damals Vorfreude genannt hatte. […]
Oh ha, du machst es wirklich spannend.
[…]Es wäre Gerechtigkeit, nicht wahr? Nur gerecht für ihn.
Mit einem ernsten Ausdruck, der in der Dunkelheit ungesehen blieb, streckte er die Arme mehr und schließlich stieß er mit den Fingerkuppen an Haut. Ein Zucken ging durch den Anderen und die noch eben so konzentriert verrichtete Arbeit wurde jäh unterbrochen.
Nicht schnell genug für Seto, der bereits mit den Fingern weiter gewandert war und schließlich lagen seine Hände auf fast glühenden Wangen.
So ein schmales, junges Gesicht, glatte, weiche Haut, wie die einer Frau und das Herz pochend am Puls. […]
*entzückendes Jauchzen ausstoß* Sehr mutig… wirklich Kaiba – like. ^///////^ Sehr schön, sehr schön…
[…]Die regungslosen Finger seines Masseurs zuckten kurz, dann tastete er tiefer zu Setos Wangen, strich darüber um nur –genau wie er es getan hatte- mit den Zeigefinger über die Lippen zu fühlen. Seto schnaubte amüsiert und er spürte, wie die Mundwinkel des Anderen sich zu einem schmalen Lächeln bogen. […]
Haaach, dieses Betasten ist so schön geschrieben… einmalig. *o*
[…]Als letzten Ausweg legte er die gesamten Handflächen vorsichtig auf das Gesicht des Anderen und erntete ein Schnauben. Der junge Masseur kniff als Antwort nur in Setos Wange, zog sie ihm lang. So ein freches Kind. […]
XDDDDDDDDDDDDDDDDDDD Und DAS ist wiederum sehr Joey – like. *giggel*
[…]Das Seltsamste an dieser Sache schien ihm jedoch, dass diese Art des plötzlichen Gefühlsumschwungs seines Masseurs, diese zwei Seiten, ihm furchtbar vertraut vorkamen. Wie eine schwache Erinnerung an schöne Zeiten, die verdrängt wurden war. […]
Oho, jetzt wird’s interessant… ^^
Immer du mit deinen Andeutungen… XDDDDDDDDDDDDDDDDDD
[…]Der Andere riss sich los und keinen Moment später verschwand der schwarze Umriss durch den Türspalt ins blaue Licht. […]
Oh ha, da hat er doch Panik gekriegt… naja, ist ja nachvollziehbar…
[…]Es war eine simple Rechnung. Was man anfing, musste man zu Ende bringen. Was er heute begonnen hatte, musste er bald fertig stellen. Logisch. Dann würde sich das alles aufklären; Die Geheimnisse und das unerträglich Unbekannte. […]
“Die“ klein…
“Unerträglich Unbekannte“, ja? Das sagt ja schon alles…. ^^
[…]Kaiba zog die Luft scharf durch die Nase ein und endlich konnte er diese ganze Art, diese devote Zurückhaltung, die Unterwürfigkeit, mit der 0001 ihm gegenüberstand, einordnen. In all seinen Jahren, in denen er mit Menschen solcher Art verkehrt hatte; Nun hatte er wohl den Meister unter den Korrupten gefunden. […]
Korruption? Wieso bin ich nicht eher darauf gekommen? *mit flacher Hand an Stirn schlag* Natürlich… 0001 ist die Einzige, die alle „kennt“ – und alle Fäden in der Hand hat. Klar, dass da was hinter steckt.
[…]Er war abhängig von dem Wille dieser Frau. […]
Willen…
Haaaach, ich bin so froh, dass du nie sooo lange für das nächste Kapi brauchst. *lol*
*wink* Pan

Von:  Baph
2009-11-26T22:53:10+00:00 26.11.2009 23:53
Oh mein Goooooooooooooott, ist das toll! Einfach anbetungswürdig, wie subtil du die Erotik rüberbringst... Ich mein, die beiden machen ja eigentlich gar nichts, aber trotzdem. Puh!

Boah, deine Geschichte ist so toll! Leider kann ich das letzte Kapitel nicht mehr lesen, muss ins Bett. Aber sobald wie möglich hol ich das nach!

Von: abgemeldet
2009-11-18T07:49:45+00:00 18.11.2009 08:49
Endlich hatte ich Zeit deine ff weiterzulesen q.q
Sorry, dass es so lange gedauert hat Dx

Es wird spannender und spanennder.. *o*
Endlich kommen sich die Beiden näher <3 ^_^
[ Der pinke Drache ist genial !! XDDD ]

Wie immer, klasse beschrieben alles... :3
*weiterles*Dx
Von:  lolitalein
2009-11-08T18:22:50+00:00 08.11.2009 19:22
Gerade hab ich seit langem mal wieder Lust zu lesen und finde gleich so eine interessante Story. Ich mag deinen Schreibstil sehr und die Länge der Kapitel ist genau richtig. Kaiba tappt im wahrsten Sinne des Wortes im Dunkeln, dadurch kommt so viel Spannung rein, ich kann es kaum erwarten zu lesen wie es weiter geht(:
Ich finde aber auch "The House Silence" und besonders die Empfangsdame nen Hauch gruselig, so wenig einschätzbar.
Ich freu mich schon dann bald zu lesen wie es weiter geht (:
Bis zum nächsten mal (:
lg lolitalein
Von:  kuestenfee1
2009-11-04T09:25:38+00:00 04.11.2009 10:25
Auweia! Ich habe ja noch gar nichts geschrieben.
Dabei war das Kapitel wieder so schön.
Wie Seto nach der Hand gegriffen hat. Das hatte schon was. Was wohl passiert wäre, wenn Seto sein Gesicht in die Hand geschmiegt hätte? Ob ihm soetwas überhaupt passiert wäre?

Bin wie immer schon auf das nächste Kapitel gespannt.

Liebe Grüße
fee-chan
Von: abgemeldet
2009-11-01T18:09:09+00:00 01.11.2009 19:09
Wow.
Ich habe lange nicht mehr so eine FF verschlungen wie diese. Du hast einfach einen tollen Schreibstil und -was ich sehr wichtig finde- du bleibst bei Kaiba In Character. Dieses House of Silence finde ich ein wenig gruslig, besonders die Frau mit der Kaiba immer spricht. Kaiba ist wirklich irgendwie abhängig von ihr und das kommt verdammt gut rüber. Dafür also erstmal Kompliment ;)
Ein weiterer Pluspunkt: Du schreibst unglaublich lange Kapitel. Und das ist etwas, das ich sehr mag *g*
Aber wen ich irgendwie sehr lieb gewonnen habe ist Kaibas Sekretärin. Keine Ahnung wieso - sie kommt mir einfach sympathisch rüber ^^
Ich freue mich auf jedenfall tierisch aufs nächste Kapitel und werde die Story auf meine Favoliste setzen ^.~
Bis denne
Peedi

Von:  CherryKiss
2009-10-28T16:43:56+00:00 28.10.2009 17:43
Wow und wieder eine Runde entspannung für uns alle^^
Mein Gott das war irgendwie zucker-süß...*seufz* wunderschön...
Schreib unbedingt schnell weiter ich will endlich das unser lieber seto unseren "unbekannten" Masseur sieht...hach jetzt kann ich gut schlafen^^
Liebe Grüße
Luisa
Von:  Yoshy03
2009-10-26T22:24:42+00:00 26.10.2009 23:24
wow...das ist ja mal was. Ich bin ja gespannt was Kaiba noch so alles im Kopf rum schwirt^^ Ach der Massur is also frech?? warum nur^^
0001 is aber auch ein BIest^^ Ich mag sie
bis zum nächsten Mal^^


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