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Entscheidung


Erstellt:
Letzte Änderung: 22.10.2012
abgeschlossen
Deutsch
1549 Wörter, 1 Kapitel
Wettbewerbsgeschichte für abgemeldet
Thema: Abtreibung


Diese Geschichte spiegelt nicht meine Ansicht der Dinge wieder.

Picture: DeviantArt raindrops_by_tariqui
Diese Fanfic nimmt an 1 Wettbewerb teil.

Fanfic lesen
Kapitel Datum Andere Formate Daten
Kapitel 1 Kapitel 1 E: 22.10.2012
U: 22.10.2012
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1549 Wörter
abgeschlossen
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Von: abgemeldet
2013-01-14T06:40:29+00:00 14.01.2013 07:40
Undine:
Danke, für deine schöne Geschichte! Ich finde es gut, dass du in der Beschreibung sagst, dass diese Geschichte nicht deine Ansicht vertritt. Das ist in der Philosophie ja leider so ein Problem bei vielen. Da stellt man nur eine Position vor und die anderen glauben gleich, es wäre die eigene Meinung, auch wenn es gar nicht stimmt.
Zu deiner Geschichte: Abtreibung ist ein schwieriges Thema, aber du hast es toll umgesetzt. Mir gefällt dieser Rückblick auf ein altes Telefonat, das darauf hoffen lässt, dass am Ende klar wird, was der Rückblick für das Jetzt bedeutet. „So ähnlich oder anders“, sind die ersten Worte deiner Geschichte. Für mich bildete die Phrase eine Art Vorahnung, dass alles, was folgt, eine bloße Erinnerung, die auch hätte anders enden können, ist. Der direkte Einstieg in das Problem gibt der Geschichte ein spannendes Tempo und zögert den Kern nicht künstlich heraus. Mir gefällt es, dass du zwei konträre Thesen mit den beiden Frauen darstellst; die eine ist die christliche Fremdgängerin und die andere ist die strukturierte, logisch denkende Mutter. Die Wahl der Personen finde ich sowieso sehr gelungen. Es ist eben nicht die Minderjährige oder das Vergewaltigungsopfer, sondern Frauen, die etwas älter sind, in einer festen Beziehung sind und teilweise sogar ein Kind haben. Wieso reden also solche Frauen von Schwangerschaftsabbruch? Spannend!
Die Diskussion, ob oder ob nicht abtreiben, ist strukturiert und lässt durchblicken, wie beide Frauen mit dem Thema umgehen: verängstigt und unsicher vs. klar und sachlich. Wobei ich letzteres eher als Schutzbarriere angesehen habe. Die Argumentation der beiden sorgt jedoch auch dafür, dass die Sätze z.T. gekünstelt und irgendwie nicht natürlich klingen.
Neue Spannung baut sich auf, als klar wird, dass es sich um ein uneheliches Kind und um eine Schwangerschaft handelt, die gefährlich für die Mutter sein könnte. Es ist schön, dass Lil genau dann anfängt zu weinen, als sie davon redet, endlich Abstand von dem „Kind“ durch den Begriff „Fötus“ zu kriegen. Heißt das, sie ist über die 12. Schwangerschaftswoche hinaus? Weiß sie vielleicht, dass das Kind behindert ist oder liegt am Ende eine nicht erkannte Rhesus-Inkompatibilität vor von der sie nichts weiß, aber es trotzdem ahnt?
Ich finde es gut, dass du das Gespräch an dieser Stelle beendest und wieder in die Gegenwart kommst. Die Frage steht im Raum, ob sie es getan haben oder nicht. Das Ende ist etwas überraschend, obwohl ich damit gerechnet hatte, dass Lil das Kind behält. Dass es hingegen eine Todgeburt war, ist überraschend und traurig. Dass Anna auf dem Weg zur Klinik einem tödlichen Unfall zum Opfer fällt, ist mir persönlich etwas zu dramatisch, aber dennoch passt es. Immerhin hat die christliche Fremdgängerin, die ihr Kind abtreiben wollte (mehrere Sünden auf einmal), eine Strafe erhalten, wenn man es dann so nennen mag. Ich finde es spannend, dass Lil am Ende anscheinend in einer Art Klinik sitzt. Zwei Interpretationen: Nr. 1 – Psychiatrie. Sie hat die Todgeburt und den Tod der besten Freundin nicht verkraftet und es ist ungefähr ein bis drei Jahre nach dem Gespräch. Nr. 2 – Altersresidenz. Nach vielen Jahren und kurz vor dem Tod überlegt sie, ob die Entscheidungen in ihrem Leben richtig waren oder ob sie sich hätte anders entscheiden sollen. Mir gefällt die letztere besser, einfach weil es dadurch noch emotionaler wird.
Inhaltlich ist deine Geschichte also sehr überzeugend. Sprachlich gibt es orthografische und grammatische Fehler, die manchmal mehr oder weniger auffallen. Es stört den Lesefluss aber nicht so sehr, dass ich die Lust am Lesen verloren hätte.
Nun möchte ich noch ein paar Anmerkungen zu einzelnen Sätzen deiner Geschichte machen. Damit möchte ich dich nicht angreifen (immerhin weiß ich, dass es nicht deine Ansicht vertritt), sondern lediglich meine Gedanken äußern, die mir zu den jeweiligen Passagen kamen. Dies ist übrigens sehr schön, wenn philosophische Geschichten zum Nachdenken anregen!
„wir spucken Gott praktisch ins Gesicht“ – ein toller Spruch!
„Könntest du mit einem Kind leben, dass die gewaltsam zugefügt wurde?“ – Tatsächlich können das mehr Frauen, als man glaubt. Viele lieben ihr Kind dennoch, auch wenn es vom Vergewaltiger ist (nichtdestotrotz hat es Auswirkungen auf die Erziehung – z.B. Strenge und Mutterliebe). Ich persönlich finde, dass es eine der schwersten Abtreibungsentscheidungen ist, die man fällen müsste. Einerseits die Erinnerung an die Vergewaltigung und andererseits ein Kind, das nichts für die Vergangenheit kann. Es mag als unbeteiligte Person leicht sein, zu sagen, dass eine Abtreibung nur logisch ist, aber was, wenn man es nun wirklich erlebt und der Gedanke wächst, dass dort ein Kind im Leib entsteht?
„Was ist, wenn ein Mädchen mit sechzehn schwanger wird?“ – nun, Adoption wäre eine Alternative, wenn das Kind (ich meine die Mutter) dem Stress nicht gewachsen ist. Dann wäre jedoch noch immer das Problem vorhanden, dass die Minderjährige mit der Schwangerschaft, der Geburt und dem –auf die Adoption folgenden – Fehlen des Kindes umgehen müsste. Dafür bräuchte es vor allem helfende Eltern und Freunde. Ferner gibt es ja auch Teenie-Mütter, die ihre Aufgabe wirklich souverän meistern. Leider werden typischerweise nur die negativen Beispiele öffentlich gemacht – Kindsmord, verwahrloste Kinder, ... Um den Bogen zu spannen: Nicht alle Teenager, die Mutter werden, haben nicht verhütet und zügellos Sex gehabt – manche wurden auch missbraucht und vergewaltigt. Ob Teenager sich für Abtreibung entscheiden sollten ist sehr schwierig, immerhin sind viele Entscheidungen von Jugendlichen impulsiv und unüberlegt. Die Gefahr, dass es eine Fehlentscheidung wird, ist demnach groß.
„In Deutschland ist es eh verboten abzutreiben, wenn man in der Schwangerschaft fortgeschritten ist.“ – Naja, Abtreibungen werden auch vorgenommen, wenn die Monate an zwei Händen gezählt werden müssen. Z.B. wenn die Geburt zu großen Schaden für die Mutter hätte oder das Kind nicht überleben könnte, aufgrund von unglaublich ausgeprägten Fehlbildungen. Diese Kinder werden ihren Eltern dann auch nie gezeigt, da sie eben … manchmal nicht mehr „menschlich“ sind.
„und dem Kind wird ein vielleicht schlechtes Leben erspart.“ – ist ein relativ schlechtes Leben nicht immer noch besser, als gar kein Leben? Ich meine: Deutschland ist behindertenfreundlich. Es gibt Lebenshilfswerke und genug Institutionen, wo behinderte Menschen arbeiten, lernen und leben können. Leider haben viele Menschen noch diesen „Ekel“ oder diese Abneigung vor Behinderten, da sie „anders“ sind. Das ist demnach lediglich eine Einstellung der Menschen, die aufgrund von Unwissenheit beruht. Viele behinderte Menschen sind so wohlwollend, freundlich und gar nicht „anders“. Und hier nun der gleiche Fall wie bei der Vergewaltigung. Wenn man nicht gerade ein behindertes Kind im Leib trägt, kann man wohl kaum sagen, ob man es tun würde oder nicht. Es ist einfach ein sehr schwieriges Thema. Und wie bereits zum Zitat vorher: wenn das Kind nicht lebensfähig wäre und das Leben mehr Leid als Freude aufwiese, würden die Ärzte zur Abtreibung raten.
Ich fasse also zusammen: eine schöne, philosophische Geschichte, die die grundlegenden Probleme darlegt und auf Personen anwendet, die nicht die populären „Abtreiber“ sind.