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Tanzende Worte

Magie der Worte
von

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Vorlesung

Stöhnend nahmen die Stundenten auf den verschieden hohen Rängen des Hörsaales platz.

Klappernd zogen sie die Stühle hinter den Einzelpulten hervor und setzten sich unter regen Geschwätz, packen Block und Kugelschreiber aus und setzten sich.

Schlagartig verstummte das Gemurmel, als eine 38jährige schlanke Frau den Raum betrat und ihre Unterlagen auf den langen Schreibtisch vor der grünen Tafel legte. Ihre Brille saß wie immer etwas schief und ihre smaragdgrünen Augen sahen prüfend über den Rand des dünnen schwarzen Rahmens ihrer Sehhilfe. Leicht unsicher wirkte es, als sie sich eine ihrer schwarzbraunen Locken aus dem Gesicht strich und noch einmal prüfend auf ihre Schüler schaute.

Wie immer, die Streber in der ersten Reihe, in der zweiten die etwas weniger lernwütigen, in der Dritten der Durchschnitt, in der vierten die Gelangweilten und in der fünften und letzten Reihe die Störenfriede und die Außenseiter.

Nickend schlug sie einen ihrer großen schwarzen Ordner auf und meinte mit leicht zaghafter Stimme:

"Guten Morgen liebe Studenten."

"Guten Morgen Professorin Selerima!", schalle es ihr als monotone Antwort entgegen.

"Schön!"

Seufzend sah Iren Selerima auf und zückte einen Stift, den sie wie gewöhnlich in Pferdeschwanz, der mit einem weißen Band ihre langen Locken zusammenhielt, sitzen hatte und begann die Anwesenheitsliste durchzugehen. Alphabetisch las sie die Nachnamen vor.

"Arol?"

"Hier!"

Häkchen.

"Balkar?"

"Hier Frau Professorin!"

Häkchen.

"Delira?"

"Anwesend!"

Häkchen.

So ging das, bis sie bei der letzten angekommen war. Und das war Samantha.

Ohne aufzusehen rief sie ihren Nachnamen:

"Zerbera?"

"Ja ..."

Iren sah auf, bevor sie auch hinter diesen Namen ein Häkchen machte. Wie immer saß Samantha in der letzen Reiche am oberen Fenster.

Sie war eine gute Schülerin und sehr augagiert und ehrgeizig, jedenfalls in den Arbeiten. Im Unterricht oder in ihren Vorlesungen machte sie so gut wie nie den Mund von alleine auf. Doch immer, wenn die Professorin für Mythologie sie etwas fragte, wusste sie eine perfekte Antwort.

Iren hatte ein seltsames Gefühl bei der jungen Frau, war sie doch ihre bislang beste Studentin mit dem glatten Schnitt von 1,0.

"So meine Lieben, heute wollen wir uns mit den Mythen im alten Ägypten geschäftigen!"

Ein gequältes Stöhnen und Seufzen ging durch die Reihen, nur Samantha bleib wie immer still. Sie war eben sehr schweigsam und verschlossen.

Ungerührt von dem Unmut ihrer Schüler wandte sich Iren Selerima zu der großen Tafel um und begann einige wichtige Fakten und Daten anzuschreiben. Die Studenten schrieben fleißig mit und lauschten ihren Erklärungen.
 

Auch diese Stunde würde wieder genauso verlaufen, wie die anderen in diesem Semester auch, dachte Iren.

Victor wird wieder einschlafen, Hanna wird sich mehr mit ihren Fingernägeln und mit ihrem Make-up beschäftigen als mit dem Unterrichtsgeschehen, Oliver würde sie sicher wieder mit seinen ewigen Fragen zum Wahnsinn treiben, Lara würde dauernd strecken und doch nicht drankommen, Piere würde seine Mitschüler mit Papierkugeln beschmeißen und Samantha, ja die würde wieder nur aus dem Fenster sehen, mitschreiben und nur etwas sagen, wenn sie sie ansprechen würde.

Ja, ein ganz normaler Vormittag eben in der Universität von Serantiso ...
 

"Samantha, kannst du uns bitte diese ägyptischen Zeichen übersetzten?"

Auffordernd und fragend sah die Professorin die Studentin an, die ihren Blick aus dem Fenster abwand und auf die alten Symbole an der Tafel sah.

Nach kurzem Nachdenken sagte sie monoton und gelassen:

"Denn wer stört die Ruhe der Verschollenen soll für immer im Fegefeuer des heiligen Re schmoren ..."

Ein Raunen und Tuscheln ging durch die Reihen.

Iren nickte zufrieden.

"Gut gemacht Samantha!"

Ungerührt wandte sich Samantha wieder dem Windspiel in dem Blühenden Kirschbaum vor dem Fenster des Hörsaals zu, von dem sie die Frage der Lehrerin abgebracht hatte.

"So ne Angeberin ...", meinte Rina hinter vorgehaltener hand zu ihrer Freundin Hanna.

Sofort begannen beide miteinander zu tuscheln und zu kichern.

Iren ignorierte es einfach, sie kannte es schon zu genüge. Samantha war eine Außenseiterin, weil sie alte Sprachen und die meisten Dialekte fließend beherrschte. Klar, da waren sie anderen mehr als neidisch auf sie.

Samantha tat es zwar nicht mehr so weh wie am Anfang, aber sie hatte sich damit abgefunden das ihr Talent und ihre Herkunft von den anderen verteufelt wurde.

Ihre Eltern waren Sprachforscher und Froscher in alten Kulturen gewesen. Sie konnte schon mit acht Jahren 12 verschiedene Sprachen fließend sprechen. Mit ihren jetzigen 22 Jahren hatte sie ein Sprachrepertuar von über 30 verschiedenen Sprachen, darunter auch alte wie Ägyptisch, Latein, Griechisch und noch viele andere, die man nicht mehr sprach.
 

Gelangweilt drehte sie eine ihrer langen blauschwarzen Strähnen zwischen ihren schlanken Fingern ihrer linken Hand. Ihre langen Fingernägel waren sehr gepflegt und mit einem glänzenden Klarlack überzogen.

Ihre langen Haare hatte sie immer mit einer edlen Spange aus Silberdrähten hochgesteckt, trotzdem rutschten einige widerwillige Strähnen immer wieder heraus.

Reflexartig schob sie sich mit der rechten Hand ihre rahmenlose Lesebrille hoch, wobei die drei Dünnen Silberreifen an ihrem handgelenk leise und mit einem hellen Klang aneinander stießen.

Das dunkelblaue Samthalsband mit dem in Silber eingefassten Saphir bewegte sich sanft mit wenn sie atmete und ihre blaugrünen Augen strahlten etwas mysteriöses aus, besonders wenn sie sie wie meistens mit einem perfekten schwarzen Lidstrich aus ihrem zierlichen Gesicht hervorhob und die langen Wimpern tuschte.

Allgemein war Samantha Zerbera eine geheimnisvolle und mysteriöse Erscheinung. Ihre helle Haut hob sich drastisch von ihren dunklen hüflangen Haaren und ihr meist dunkler Kleidung ab. Lange nachtblaue Kleider mit altertümlichen und weiblichen Schnitten, enge schwarze Hosen mit weiten wissen Spitzenhemden, ab und zu ein weißes Sommerkleid mit weißem Hut, aber nie bunt. Und zu jedem Outfit, ob es nun zusammen passte oder nicht, trug sie ihre leicht hochhackigen schwarzen Lederstiefel. Diese gingen ihr bis knapp unter das Knie und waren zum Schnüren.

Alles zusammen brachte ihr nicht gerade die Sympathie ihrer Mitschüler ein, sie wurde eher wie die Pest gemieden und hatte nur wenige Freunde, die dann aber zugleich ihre aller besten waren.

Insgesamt war Samantha einzigartig, so einzigartig und individuell wie es ein einzelner Mensch nur sein kann ...

Kaleido

Quetschend öffnete sich die Tür zu dem kleinen und gemütlichen Buchladen, als Samantha eintrat.

Klopfend tat es, wenn sie mit ihren niedrigen Absätzen auf dem alten Parkett lief und ab und zu knarrte noch eines der teilweise morschen Bretter ohrenbetäubend unter dem idealen Gewicht der 1,71m großen Frau.

Zielsicher ging sie durch den Laden, sah sich nicht um, sondern steuerte stur zwischen den dicht aufeinander gestellten und bis oben hin vollgestopften Regalen hindurch und gelange schließlich zu der kleinen Ladentheke. Darauf lagen einige Zettel, Papiere, Abrechnungen, Belege und Rechnungen. Hinter dem ganzen Chaos saß eine 28jährige Frau mit kurzen dunkelbraunroten Haaren und las mit ihren dunklen graublauen Augen konzentriert eines der vielen Papiere durch.

"Hallo Diana, nah, was macht die Buchhaltung so??"

Erschrocken für die junge Frau von der Quittung hoch und sah ihre Freundin mit großen Augen an.

Samantha lächelte leicht, ein Gesichtsausdruck den man selten an ihr sah.

Sofort beruhigte sich Diana und legte den Zettel zu den anderen auf die antike Theke.

"Man Sam, du hast mich aber erschreckt!!", meinte sie grinsend.

Ganz im Gegensatz zu Samantha war Diana aufgeschlossen und äußerst hilfsbereit. Doch auch sie hatte eine geheimnisvolle Aura um sich, die manchen Menschen doch eine Gänsehaut über den Rücken laufen ließen.

Ihre Leidenschaft waren Bücher. Nicht zuletzt deshalb hatte sie sich den Traum von einem eigenen Buchladen erfüllt. Früher war sie 'nur' Chefbibliothekarin in der Unibücherei gewesen. Ihr war es dort so langweilig gewesen, das sie beinahe alle Bücher, und das sind unermesslich viele, durchgelesen hatte. Kein Wunder war sie eine der belesensten und dadurch auch klügsten Menschen in Serantiso.

"Tut mir echt leid Diana, ich werde versuchen das nicht mehr zu machen ..."

"Ja, das kenn ich schon!", sagte Diana, während sie mit den Augen rollte.

Sie kannte Samantha so gut wie kaum jemand sonst.

"Und das nächste Mal krieg ich dann wieder beinah einen Herzinfarkt, wenn du wieder wie ein Geist vor mir auftauscht!!"

"Ich kann doch auch nichts dafür, wenn du mich nicht kommen hörst, was ich eigentlich nicht verstehe.

Die Türglocke ist ohrenbetäubend und meine das Parkett knarrt auch.

Und du willst mir ernsthaft immer wieder weiß machen, das du mich nicht hörst??"

Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah Samantha auf die Buchhändlerin nieder, die nach einer kurzen pause den Kopf schüttelte und aufstand.

"Komm schon Diana, hol deinen Mantel und beeil dich!

Arlena und Maik warten sicher schon auf uns ..."

Ungeduldig verzog Samantha das Gesicht und sah ihrer Freundin zu, wie sie in aller Seelenruhe ihren Mantel von dem hacken an der Wand neben der Theke nahm. Gemütlich zog sie den schwarzen Trenchcoat über ihre schwarze enge Nadelsteifenbluse und die eben so knappe schwarze Lederjeans. Danach zog sie ihre lange Silberhalskette mit dem brutroten Rubinanhänger noch mit ihren schlanken Fingern, die prinzipiell schwarz lackiert waren, aus ihrer Bluse und zog sich ihre hochhackigen schwarzen Stiefel an. Noch ein letzter Blick in den Spiegel, die kurzen Haare mit einer verdunkelten Sonnenbrille nach hinten geschoben, den dunkelroten Lippenstift noch einmal nachgezogen und schon konnte es los gehen.

Samantha hatte sich schon ungeduldig zur Eingangstüre begeben und wartete dort mit verschränkten Armen.

Grinsend ging Diana neben ihrer Freundin aus dem Laden, drehte vorher noch das Schild von 'Opened' auf 'Closed' und schloss dann die Tür sorgfältig ab.

Immer noch gut gelaunt hackte sie sich bei der etwas genervt dreinblickenden Samantha unter und beide gingen die lange Straße hinunter in Richtung Marktplatz.
 

In der hintersten Ecke des 'Kaleido' saßen zwei junge Studenten und unterhielten sich.

Ein junger Mann, Anfang 23, dunkelbraune kurze Haare und schwarzbraune Augen in schlabberiger dunkelblauer Kleidung. Er unterhielt sich mit einer jungen Frau, gerade erst 21 Jahre alt geworden, mit blonden langen Locken die sie mit gelben Bändern geflochten hatte und aus deren zierlichen Gesicht zwei honigbraune Augen funkelten. Sie trug helle und fröhliche Kleidung und drehte die ganze Zeit ihr Silberarmband mit den drei Smaragden, das sie am linken Handgelenk trug, ungeduldig hin und her.

"Hey ihr zwei!

Tut uns echt leid das wir euch beide ham warten lassen, aber Sam hat leider getrödelt ..."

Mit einem hämischen Grinsens setzte sich Diana neben das blonde Mädchen und zwinkerte dem jungen Mann ihr gegenüber amüsiert zu.

Samantha war davon weniger angetan. Wütend knuffte sie Diana in die Seite und meinte, während sie sich neben den Studenten setzte mit mürrischer Stimme:

"Red keinen Mist!

Du warst es doch, der gemeint hat das wir unbedingt fünf Minuten vor diesem bekloppten Schaufenster stehen müssen ..."

Verärgert und beleidigt sah Samantha ihre Freundin an, die ihr gutgelaunt die Zunge rausstreckte.

"Ist ja schon gut, ich sehs ja ein!"

Doch einmal lächelte sie Samantha an, bevor sie den Kellner herbestellte und für alle 'das Übliche' bestellte.
 

Dampfend standen vier Tassen mit unterschiedlichen Teesorten auf dem Tisch. Schwarztee, Pfefferminztee, Früchtetee und Kamillentee.

Jeder der vier Freunde rührte in einer der Tassen und trank vorsichtig einen Schluck des heißen Getränks.

"So, Maik und Arlena, erzählt mal, was war bei euch die letzten zwei Wochen so los!

Mann hat sich ja kaum gesehen ...", fragte Diana fast zu gut gelaunt und warf noch einen Zuckerwürfel in ihren große Teetasse.

Gelangweilt winkte Arlena ab.

"nichts, das ist es ja.

Es passiert absolut nichts in diesem Nest!"

Zustimmend nickte Maik, der gerade damit beschäftigt war an seinem Keks zu kauen.

"Es ist todlangweilig im Studentenheim und jeder Lehrer macht uns die Hölle heiß, weil doch bald die Halbjahresklausuren anstehen!"

Diesmal schloss sich Samantha Maiks tonlosem Nicken an.

Sie hatte eine der Wohnungen im Dachgeschoss des großen Fachwerkhauses, das gleich neben dem Unigelände stand und als Studentenwohnheim diente. Maik hatte sein Zimmer in der zweiten und Arlena in der dritten Etage. Schließlich wurde streng nach Mädchen und jungen getrennt, was die meisten Bewohner erstens total spießig und zweites eh nicht einhielten.

Diana lauschte dem mit zurückhaltendem Grinsen.

Sie war schon lange nicht mehr auf der Uni gewesen, seit sie ihr Literaturstudium mit Auszeichnung bestanden hatte und sich danach mit ihrem Laden Cuenta selbstständig gemacht hatte. Aber sie hörte den dreien immer wieder gern zu, wie sie von der Uni, den Lehrern, den Klausuren und natürlich von dem Wohnheim erzählten.
 

Lange saßen die vier Freunde noch da, tranken nicht nur eine Tasse Tee und aßen fast ein ganzes Blech von Karolas Keksen. Karola Stenfort, die Besitzerin des Cafés Kaleido, hatte immer eine Ladung ihrer berühmten Haselnusskekse im Ofen gehabt, wenn sich ihre vier besten Stammkunden wieder angekündigt und sich in ihrer Ecke im Café niedergelassen hatten. Denn schon mehr als vier Jahre trafen sich Diana, Maik, Arlena und Samantha in dem kleinen aber gemütlichen Café am Marktplatz von Serantiso jede Woche mindestens einmal.

Auch dieses Mal kamen Arlena, Samantha und Maik erst zu nachtschlafender Stunde wieder in dem alten Fachwerkhaus an und schlichen sich auf ihre Zimmer. Jeder wusste, wenn sie jetzt von der Hausmutter Greta erwischt wurden, würde das nicht nur einen riesen Ärger sondern auch gemeine Konsequenzen nach sich ziehen.

Aber wie meistens schafften sie es rechtzeitig in ihre Zimmer, bevor Greta wieder ihre allabendliche Mitternachtsinspektion durchführte.
 

Seufzend schloss Samantha die Tür und drehte den Schlüssel zweimal um, bevor sie sich umzog. Sie tauschte ihre figurbetonte schwarze Kleidung gegen ein schlabberiges genauso gefärbtes langes Nachthemd und lies sich dann in ihr riesiges Bett fallen, das direkt unter den zwei großen Dachfenstern stand und auf dessen weiße Bettwäsche sich die Schatten der Bäume abzeichneten.

Überall in ihrem Zimmer hatte sie Kerzen verteilt. Ob auf verschnörkelten Ständern, auf eisernen Platten oder einfach nur auf ihren dunklen Holzmöbeln. Diese waren neben der Liegewiese von Bett ein großzügiger Schreibtisch, ein alter Schrank aus dem Mittelalter, eine kleinere antike Kommode und ein großer Wandspiegel, der aus einem Märchen hätte stammen können. Das helle Parkett war frisch gewachst. Der Geruch vermischte sich mit dem Parafin der Kerzen, den Räucherstäbchen, der Duftöllampe und dem leicht modrigen Geruch der vielen Bücher, die überall im Zimmer herumlagen.

Neben dem Schrank führte eine kleine Türe in ihr eigenes Bad. Es war, wie sollte es auch anders sein, ganz in schwarz. Die Badewanne, der Duschvorhang, die Armaturen, das Waschbecken, der Kosmetikschrank, die Handtücher, die Toilette und auch die normale Glühbirne hatte sie gegen eine Schwarzlichtlampe ausgetauscht. Alles war schwarz, bis auf die Fließen. Es waren Spiegelfließen. Außer ihnen gab es im Bad und auch sonst, bis auf den alten in ihrem Wohnraum, keine Spiegel.

Viele Bilde von Fabelwesen, mystischen Ritualen und auch von ägyptischen Gottheiten hingen an den Wänden, standen auf dem Schriebtisch oder waren an die Tür gehängt worden. Aber an der Decke über ihrem Bett neben den Dachfenstern war ein großes Bild von Jeanne d'Arc aufgehängt, wie sie in Rouen auf dem Marktplatz im Feuer der Inquisition unschuldig verbrannte.
 

Lange sah Samantha das Bild an, bevor ihr die Augen zu vielen und sie einschlief. Das ging jeden Abend so, seit sie in das Wohnheim eingezogen war.

Sie konnte noch die Uniglocke hören, wie sie zwei Mal schlug, dann war sie entgültig ins Traumland gekommen.

Leicht legt sie ihren Kopf auf die rechte Seite. Funkelnd blitz der Silberring durch ihren oberen Ohrknorpel im fahlen Licht des Mondes.

Bald würde wohl Vollmond sein ...

Bibliothek

Entschuldigend hob Samantha die Hände und meinte gewohnt neutral:

"Tut mir echt leid ..."

Mit einem leicht schmerzhaften Stöhnen richtete sich der Student auf und sammelte seine Bücher ein, die auf dem Gang herumlagen.

Ohne zu fragen half Samantha ihm dabei und streifte zufällig den Titel eines dicken Buches, das direkt vor ihr gelegen hatte.

"Du interessierts dich für den Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich??"

Ungläubig sah sie den 24jährigen Mann vor ihr an. Der sah eher verwirrt aus.

"Ähh ... ja!?"

Plötzlich begannen Samanthas Augen zu funkeln.

Mit einem Gesichtsausdruck, der einem Lächeln sehr nahe kam richtete sie sich auf und reichte ihm das Buch.

Immer noch verwirrt nahm er es entgegen und sah es sich an, als würde er es zum ersten mal sehen.

"Ich studiere Mittelalter und das gehört unteranderem zu einem der Themen meiner Halbjahresarbeit."

Er stippte auf den alten Ledereinband des Buches.

Samantha sah ihn anerkennend und interessiert an.

"Ich heiße übrigens Samantha!", meinte sie betont freundlich.

Was war nur mit ihr los??

"Ich in Neo ...", sagte der junge Mann freundlich und lächelte sie unsicher an.

Aber noch bevor beide ins Gespräch kommen konnten, kam auch schon Tamara von hinten angelaufen und hackte sich bei Neo unter.

Schnipptisch meinte das Mädchen mit den Modellmaßen:

"Komm schon Neo, wir verpassen die Vorlesung!

Halt dich lieber von der fern, die frisst doch kleine Kinder zum Frühstück!!"

Und bevor sie ihn wegziehen konnte, sah sie Samantha noch einmal wie eine Küchenschabe an und zog dann mit Neo im Schlepptau von dannen.

"Hirnlose Zicke ...", zischte Samantha und machte sich dann wieder auf den Weg zur Unibibliothek. Dort wollte sie ursprünglich hin, bevor sie gedankenverloren Neo über den Haufen gerannt hatte.
 

Knarrend ging die hohe und schwere Eichentür mit den alten Eisenbeschlägen auf und gewährte der Studentin Eintritt in einen gigantischen Saal. Er war bis unter die Decke mit Regalen vollgestellt, die unter der Last der unzähligen Bücher beinahe auseinander brachen. Lange und alte Rollleitern waren an Schienen an deren hohen Regalen angebracht worden, damit man problemlos an jedes der vielen Regalböden hinkommen und sich das gesuchte Buch herausnehmen konnte.

Machen war es ein Rätsel, wie zielsicher Samantha durch die Regalreihen gehen konnte und immer das richtige Buch fand, und dass noch in Rekordzeit. Selbst die alte Bibliothekarin brauchte länger.

Durch die lange Fensterfront, wie eine gesamte Fassade ersetzte, drang das helle Licht der Sonnenstrahlen und man brauchte nur in den hintesten Ecken eine Leselampe.

Fast silbrig schimmerte Samanthas helle Haut in der Nachmittagssonne, die durch die Fenster mit den verzierten Einfassungen schien. Sie hatte sich wieder in ihre Welt begeben, die Welt der Bücher. Hier konnte sie vollkommen abschalten, sich frei bewegen und wurde von niemandem dumm angemacht oder abwertend von oben betrachtet. Noch dazu war sie um diese Zeit so gut wie allein. Es kam selten vor, das noch jemand außer der Bibliothekarin da war. Nicht um sonst hatte sich Samantha ihren Stundenplan so umgestellt.

Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck hatte sie ihre lange Umhängetasche aus abgenutztem Leinen auf ihren "Stammlesetisch" an einem der hinteren Fenster gelegt und hatte sich auf die Suche nach einem Buch begeben. Sie suchte nichts bestimmtes, lies sich einfach von ihrer Intuition durch die Regale und Reichen leiten und sah sich die Bücher in den unteren Ablagen an.

Plötzlich blieb sie vor einem der hinteren Regale der Bibliothek stehen. Hier war sie nur selten gewesen, weil sich die Bücher ihres Themengebietes eher links vom Eingang befanden.

Hatte sich da nicht gerade etwas bewegt? Da oben, unter der Decke auf einem der Ablegefächer?

Misstrauisch und mit einem prüfenden Blick sah Samantha noch einmal genauer hin. Und tatsächlich, da hatte sich schon wieder etwas gerührt.

Aufgeschreckt hielt sich Samantha die Hand vor den Mund um nicht laut loszuschreien. Mäuse?? Und das in der Bibliothek?? Bei all den kostbaren Büchern??

Nein, das konnte nicht sein, sie musste sich getäuscht haben. Aber was war es denn dann?

Eilig holte sie eine der Leitern heran und schob sie so hin, das sie die Bücherreihe in dem alten Regal erreichen konnte.

Unheilvoll knackte die erste Sprosse der Holzleiter, als die 1,71m große Studentin ihren Fuß draufsetzte. Es störte sie nicht wirklich, wusste sie doch das fast jedes Möbelstück in diesem Saal solche Geräusche von sich gab. Es waren eben schon fast Reliquien aus hunderten von Jahren, die diese Universität schon erlebt hatte. Da musste man auch mal ein Auge zudrücken wenn eines der Teile lautstark seinen Widerwillen bemerkbar machte.

Stück um Stück entfernte sich Samantha vom Boden und kam ihrem Ziel immer näher. Und als sie direkt vor der Buchreihe stand, bei der sie die Bewegung wahrgenommen hatte, konnte sie ihren Augen nicht trauen. Da stand doch tatsächlich ein Buch, das in altägyptisch verfasst worden war! Es war gut neun Zentimeter dick und der schwarze Ledereinband sah noch relativ gut erhalten aus. Besonders faszinierten Samantha die eingedrückten Zeichen, die mit Blattgold veredelt worden waren.

Mit fast zittrigen Fingern zog sie das Buch vorsichtig zwischen den anderen Büchern heraus. Feiner Staub rieselte von dem Einband und den oberen Seiten und fiel wie Schnee zu Boden. Noch einmal begutachtete sie das alte Stück und machte sich dann daran, die Leiter wieder hinunter und auf den Boden zu kommen.
 

Knisternd ließen sich die alten und fast vergilbten Seiten des Buches öffnen.

Samantha hatte fast Herzrasen als sie das Buch auf den Lesetisch gelegt und sich davor gesetzt hatte. Doch bevor sie sich an das Geheimnis des Buches gemacht hatte, hatte sie erst ihre Lesebrille aufgezogen und noch einmal tief durchgeatmet.

Es roch leicht modrig und man konnte den Seiten aus dem feinen Papyruspergament die Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende ansehen. Einige Seiten waren an den Rändern eingerissen, Wasserspritzer zeichneten sich ab und sogar ein eingetrockneter Blutstropfen hatte Samantha auf der ersten Seite gefunden.

Doch dann stutzte Samantha, alle Seiten waren vollkommen leer! Kein einziges Wort, nicht eine Silber und auch kein einziges Zeichen. Verrückt, was sollte denn das?? Ein Buch ohne Inhalt, das war doch sinnlos!

Sie hatte sich anfangs nicht gewundert, als sie auf dem Einband keinen Titel entdecken konnte. Das war nichts ungewöhnliches, sie war schon öfters auf solche Exemplare gestoßen. Aber dann stand immer auf der ersten oder auch der zweiten Seite der Buchtitel.

Aber nein, nichts stand da. Garnichts. Die Seiten waren alle total blank.

Kein Titel, kein Inhaltsverzeichnis, keine Kapitel, keine Überschriften, kein Autor, kein gar nichts! Es war wie verhext. War sie denn jetzt verrückt geworden?

Kopfschüttelnd lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück und nahm die Brille ab. Da musste doch irgendwas sein! Es konnte doch nicht sein, das die Uni ein solches leeres Buch einfach nur als Lückenfüller in ihre Regale stellte! Sie hatten ja so schon kaum Platz für die ganzen Bücher, mussten doch nicht wenig Exemplare auf den Tischen und provisorischen Schränken stehen.

Seufzend schlug sie das Buch wieder zu. Schlagartig schnappte ein Siegel zu. Aber halt, das war doch vorher noch nicht da gewesen?!? Langsam wurde es Samantha schwindelig. War sie durchgedreht, hatte sie einen Sonnenstich? Kalt und unnachgiebig hatte sich ein gewaltiges Goldsiegel um die rechte Buchseite gelegt und verschloss es somit.

Kopfschüttelnd schnappte sich die junge Frau das Buch wieder um es aufzuräumen. Doch als sie es in seine Lücke zurück schieben wollte, konnte sie es nicht loslassen. Es klebte regelrecht an ihren Fingern, wie mit Sekundenkleber fixiert. Ungehalten davon versuchte sie das alte Ding von ihrer rechten hand loszubekommen, doch vergebens. Als hätte sich das Leder mit ihrer Haut verbunden.

Langsam wurde ihr dann doch etwas mulmig zumute. Erst diese komische Bewegungen an dem Regal, dann das vollkommen leere Buch, das plötzlich erschienene Siegel und dann das noch. Sie klebte an einem Buch.

Stöhnend verdrehte Samantha die Augen, das konnte doch einfach nicht wahr sein!! Es ging doch wirklich alles schief, was nur konnte. Mürrisch sah sie auf die Lektüre, als sie die Leiter wieder hinabstieg, mit dem Buch in der Hand.
 

"Ich nehm mir das Buch hier mit Susan!", meinte Samantha leicht lächelnd zu der älteren Bibliothekarin und ging durch die offenstehende Flügeltür hinaus auf den großen Hof vor der Bücherei.

Die Sonne stand schon tief am Himmel und ein lauer Abendwind fuhr Samantha durch die blauschwarzen haare und spielte sanft mit einigen ihrer seidigen Strähnen.

Auch nach mehrmaligem Bemühen hatte sie das Leder nicht von ihren Fingern lösen können und weil sie noch etwas wichtigeres zu tun hatte als sich mit so einem alten Schinken rumzuärgern, hatte sie beschlossen es einfach mit nach hause zu nehmen und sich dort weiter den Kopf darüber zu zerbrechen. Es musste schließlich eine Möglichkeit geben, sich das Ding vom Hals zu schaffen.

Sie würde sich jetzt erst mal ins Wohnhaus zurück begeben und dann weiter sehen. Hoffentlich würden ihr nicht wieder die Zickenfraktionen der Uni über den Weg laufen. Tamara, Hanna, Rina und Silvia, ihre erklärten Todfeindinnen. Modellmaße, hohle Köpfe, ständiges nervtötendes Rumgekichere, nuttiger Aufzug, Dauergesprächsthema Jungs, ihre Bibel "Cosmopolitan" und ihre Freizeitbeschäftigung (wenn sie nicht gerade ihre Nägel feilten oder ihre Beine enthaarten) war es Samantha zu ärgern.

Man, wie sie die vier hasse!!

Vergangenheit

Total fertig lies sich Samantha in ihre weißen Kissen fallen.

Das Buch war sie endlich los geworden. In dem Moment als sie ihr Zimmer betreten und die Türe hinter sich zugeschlossen hatte, hatten sich ihre Finger von dem Einband gelöst und sie konnte es endlich aus der Hand legen.

Nun ruhte es ganz friedlich neben ihr auf dem Bett und sah fast ganz normal aus. Naja, eben nur fast.

Aber Samantha hatte wenig Lust sich jetzt noch weiter über irgendwas aufzuregen. Auf dem Flur war ihr die schrullige Greta entgegen gekommen und hatte sie wieder über alle möglichen Sachen zugetextet. Samantha hatte auf Durchzug schalten müssen, sonst wäre sie der 55jährigen wahrscheinlich noch an die Gurgel gesprungen. Stattdessen hatte sie nur hin und wieder freundlich genickt und ab und zu ein zustimmendes 'Ja' vernehmen lassen. Dann konnte sie sich endlich in ihr Zimmer verziehen.

Erschöpft schloss sie die Augen und war kurz darauf auch schon eingeschlafen.
 

Mitten in der Nacht wachte sie dann plötzlich auf. Sie hatte so ein eigenartiges Gefühl im Bauch, als würde sie von kleinen Stromstößen durchzogen, die von ihrem linken Arm ausgingen. Aber ja, da lag doch das seltsame Buch!

Schlagartig war sie wach und wandte ihren Kopf nach links. Und tatsächlich, da war etwas. Im fahlen Licht des Vollmondes konnte sie goldenschimmernden Buchstaben auf dem schwarzen Leder ausmachen. Doch ein Titel für das namenlose Buch?

Hallwach setzte sie sich hin und nahm das Buch in die Hand, legte es auf ihren Schoß und sah es sich eingehend an. Sie kannte die eingedrückten und goldverzeigten Zeichen genau.

"Hasarel", flüsterte sie mit leicht flatternder Stimme.

Dann geschah etwas, das Samanthas Atem und ihr Herz rasen ließ.

Das Buch begann leicht zu glimmen, kein Feuer, ein kaltes Licht. Keine Sekunde später zog sich dieses unnatürliche Licht in adrigen Mustern von ihren Händen, die das Buch festhielten, auf der Haut über ihren gesamten Körper. Das Glimmern schien sich über ihre ganze Blutbahn durch ihren Körper zu ziehen und sie vollkommen zu erfüllen, vom Haaransatz bis hin in die Zehen.

Kleine zuckende Blitze zwängten sich zwischen den Seiten hervor und erfüllten den Raum mit einem hellen gleißenden Licht. Schlagartig setzte ein schwacher Wind ein, der Samanthas Haare wie in einem Wirbelsturm umherfliegen lies und sie aus ihrer Spange herauszog. Mit einem lauten Klacken sprang das Siegel, welches das Buch verschlossen hatte auf. Kurz darauf schlug sich der Buchdeckel wie von Geisterhand auf und gewährten den Einblick in sein Inneres. Und so plötzlich wie die Blitze und der Wind auch gekommen waren, so schnell waren sie dann auch wieder verschwunden und es sah so aus, als wäre nichts geschehen.

Samantha war wie gelähmt vor Angst und Erstaunen. Sie zitterte am ganzen Körper und ihre langen Haare lagen ihr ungeordnet auf dem Rücken und hingen ihr ins Gesicht. Und was sie da sah, lies ihr den Mund auffallen.

Sie atmete wie nach einem stundenlangen Dauerlauf und war vollkommen verwirrt.

Doch dann gelangte ihre Neugier zurück und sie las das erste Wort, das auf der zweiten Seite des Buches stand. Ihre Stimme hatte ein ungewohntes Zittern angenommen.

"Tala ...", hauchte sie fast tonlos.

Wieder zogen sich die glühenden Adern durch ihre Haut und ihren ganzen Körper. Doch dieses Mal kein Wind, keine Blitze. Statt dessen fuhr eine Kugel aus dem Buch, schwirrte zweimal in zuckenden Bewegungen um Samantha herum und lies sich dann auf dem Kissen vor ihr auf dem Bett nieder. Nicht lange verharrte der glühende Ball aus Licht dort, sondern manifestierte sich keine halbe Minute später zu einem Wesen, das Samantha noch nie zuvor gesehen hatte.

Erst dachte sie, es wäre eine Katze, die da auf ihrem weißen Kopfkissen sitzen würde. Doch dann sah sie genauer hin und erkannte, das es sich um ein Wesen handelte, das einer Katze nur ähnelte.

Es hatte die Statur einer Katze und es ähnelte dem auch, aber doch war es anders. Es war ca. 22 cm groß, hatte cremefarbenes Fell mit dunkelbraunen Kreisen, einen langen Schwanz und lange spitze Ohren, beide mit dunkelbraunen Puscheln dran. Der Schwanz zuckte unruhig hin unter her, während das Tier Samantha mit seinen goldgelben Knopfaugen ansah, die im fahlen Mondlicht geheimnisvoll funkelten.

"Hallo, ich heiße Tala und ich habe schon so lange auf dich gewartet!", sagte das Wesen mit einer glockenhellen Stimme.

Samantha hatte sich nach dem ersten Schock schnell wieder gefangen. Sie war Meisterin darin, ihre Gefühle zu verstecken. Außerdem, was konnte so eine eigenartige kleine Katze ihr schon groß antun?

Gerade als es auf Samantha zukommen wollte, sagte diese gelassen und fast gelangweilt:

"Keinen Schritt weiter, du .. du ..."

Samantha fehlte das passende Wort. Was war denn diese Tala für ein Wesen?

Sicherheitshalber sprang Samantha vom Bett auf und legte das Buch schnell aus der Hand.

"Ich bin eine Nemek.", sagte Tala mit geduldiger und lieblicher Stimme.

Samantha zog prüfend eine Augenbraue hoch und sah Tala ungläubig an.

"Und was willst du von mir??"

Sie misstraute ihr. Sie hatte noch nie etwas von sprechenden Katzen, oder Nemek, war ja auch egal, gehört und ihr kam das alles seh suspekt vor.

Obwohl sie zugeben musste, dass sie wie ein Kuscheltier wirkte: Süß, knuffig, nett und so richtig zum Knuddeln!

Schnell verscheuchte sie diese Gedanken aus ihrem Kopf, war sie denn verrückt geworden? Da saß ein eigenartiges Tier auf ihrem Bett, das aus einem Buch gekommen war, sprechen konnte und ganz eindeutig nicht von dieser Welt war.

"Ich gehöre dir, weißt du das nicht?"

Samantha fiel ungewollt der Mund auf.

"Du gehörst wem ?!?"

Tala sah etwas verstört und verwirrt aus.

"Na, dir natürlich Serana!"

"Wer ist Serana?"

Samantha verstand nur noch Bahnhof. War sie denn nun in einem schlechten Fantasiefilm gelandet?

"Hör mal zu ... Tala!

Erstens heiße ich Samantha und nicht Serana.

Zweitens ist mir nicht bewusst das ich eine Katze besitze und

Drittens würde ich dich dann doch bitten, wieder in dieses seltsame Buch zu verschwinden!!"

Samantha reichte es für heute. Erst dieser komische Typ den sie umgerannt hatte, dann das Buch das sie nicht mehr loslassen konnte, dann Greta die sie fast zur Weißglut getrieben hatte und dann noch das! Eine sprechende Katze mit Wahnvorstellungen.

Tala setzte sich gelassen wieder hin und sah Samantha mit leicht schief geneigtem Kopf und funkelnden Augen an.

"Ich bin auch keine Katze, ich bin eine ...-"

"Ich weiß, ich weiß, du bist eine Nemek!

Was auch immer das ist ...", unterbrach sie Samantha.

"Genau!

Und ich gehöre dir, Serana Ischron Kalen!!"

"Jetzt reichts aber!

Ich hab dir doch schon gesagt, das ich Samantha heiße!

Samantha Zerbera."

Langsam bekam Samantha einen zuviel. Was hatte diese Tala denn bloß?? Konnte sie nicht zuhören oder wollte sie einfach nicht verstehen??

Erschöpft ließ sich Samantha im Schneidersitz auf das glatte Parkett nieder und strich sich ihre Haare aus dem Gesicht nach hinten.

Gedanken verloren starrte sie auf den Boden vor sich und dachte angestrengt nach.

Währenddessen war Tala aufgestanden, mit einem eleganten und lautlosen Sprung auch auf den Holzboden gelangt und hatte sich vor Samantha hingesetzt. Nun sah sie der jungen Frau mit ihren goldenen Augen entgegen und bewegte ihren Schwanz leicht hin und her, wie das Pedel einer großen Standuhr.

"Sag, wer bist du, das du mich Serana nennst?", fragte Samantha leicht erschöpft.

Schnurrend rieb die Nemek ihren Kopf an Samanthas Hand, die auf ihrem linken Knie ruhte und antwortete:

"Ich bin Tala, eine Nemek.

Ich war eine der heiligen Tempelkatzen von Ischtar und die Beschützerin von Serana, der obersten Priesterin des Tempels.

Als du getötet wurdest und dein Leichnam mumifiziert wurde, haben mich die anderen Priesterinnen und die Tempeldienerinnen in das Hasarel eingeschlossen und haben es mit einem magischen Siegel verschlossen.

Es war vorhergesagt von unserer Ältesten, dass du eines Tages dieses Buch wieder in Händen halten und mich somit wieder befreien würdest.

Somit gehöre ich untrennbar zu dir."

Immer noch schnurrend legte sich Tala auf den Schoß von Samantha und rollte sich darauf ein.

Unfähig etwas dagegen zu tun saß diese da und brütete noch immer über den Worten des seltsamen Katzenwesens.

"Und warum gibt es dann heute keine Nemek mehr?"

"Wir wurden alle getötet oder in irgendwelche Gegenstände eingeschlossen."

Tala klang traurig und auch ihr wohliges Schnurren war verschwunden. Samantha hatte wohl einen Wunden Punkt getroffen.

"Aber bis heute hat man noch nie etwas über Wesen wie dich gehört."

Die wissbegierige Studentin lies nicht locker.

"Nemek sind durch einen Dimensionsspalt, den die heilige Göttin Isis eins versehentlich geschaffen hatte, aus der Parallelwelt Kinsara hier auf die erde gekommen. Nicht alle, aber doch genug. Somit wurden wir zu den Tempelkatzen, die man heute noch kennt."

"Aber die Statuen und Zeichnungen der damaligen Katzen sehen dir überhaupt nicht ähnlich!"

"Ich weiß, die damaligen Künstler waren echte Taugenichtse!"

Amüsiert lachte Tala auf und zuckte mit dem Puscheln an ihrer Schwanzspitze.

Stille entstand.

Ein fast erdrückendes Schweigen, fand Samantha.

"Schön und gut, aber warum wurdet ihr dann alle .. na ja ..."

"Ausgelöscht?!", ergänzte Tala.

"Genau."

"Abergläubische Menschen haben den Priestern, die nicht von uns beschützt werden konnten, geglaubt das wir Kreaturen Seths seien und haben uns alle ausgelöscht oder in irgendwelche Artefakte eingeschlossen. Deshalb gibt es keine freien Nemek mehr."

Samantha nickte.

"Warum konntet ihr keinen Priestern dienen?"

"Nemek sind grundsätzlich weiblich. Deshalb können wir nur Mädchen und Frauen dienlich sein.

Die Ägypter waren neidisch und wollten uns dazu zwingen, auch den Männern zu dienen. Und als wir uns weigerten haben sie eben dieses Gerücht in die damalige Welt gesetzt."

"Und warum bist du jetzt bei mir?"

"Weil du die Reinkarnation von Serana Ischron Kalen bist, der obersten Priesterin von Ischtar.

Bevor du getötet wurdest hattest du darum gebeten, mich in das Hasarel einzuschließen. Du hattest geahnt, das bald das Ende der Nemek kommen würde und du wusstest genau, dass das Buch einmal wieder zu dir finden würde."

"Und woher wusste ich das?"

Samanthas Neugier war nun voll geweckt worden. Sie wollte unbedingt alles wissen, auch wenn sie nicht alles ganz verstand oder auch glauben konnte.

"Du warst nun mal die Oberpriesterin, das bedeutete damals, das du besondere Fähigkeiten besaßt und durch das Hasarel war dir auch das Auge der Zukunft hörig."

"Ok, das habe ich jetzt verstanden.

Aber was soll ich jetzt mit dir?"

Fragend und leicht ratlos sah Samantha auf Tala herunter,

Die lächelte nur und fing wieder an zu schnurren.

"Warte einfach ab. Du hast noch eine wichtige Aufgabe zu erledigen und musst vorher noch jemanden rufen.

Und solang werde ich dich einfach begleiten. Es wird keiner verdacht schöpfen. Sie werden mich nur für eine gewöhnliche Katze halten, nichts weiter."

"Aber was soll ich ...-"

Weiter kam Samantha nicht, denn noch ehe sie ihre Frage beenden konnte, hatte Tala sie mit ihren goldgelben Augen, die zu glühen begonnen hatten, hypnotisiert.

Wie eine Marionette stand Samantha auf, ging in ihr Bett und schlief sofort ein.

Tala legte sich neben sie auf das Kopfkissen und war kaum später auch eingeschlafen.

Rat

Misstrauisch sah Silvia von Samantha zu Tala und wieder zurück.

Die 1,75m große Studentin studierte wie Samantha auch Mythologie und hatte sich selbige zur offiziellen Rivalin erklärt, gegen die sie mit aller Härte kämpfen musste. Silvia hatte schon immer etwas überreagiert.

Doch jetzt, wo Tala zu Samanthas Schatten geworden war, konnte es echt gefährlich werden für die schweigsame junge Frau.

"Was schleppst denn du da für einen Flohteppich mit dir rum?!"

Angewidert rümpfte die brünette Schülerin die schlanke Nase und sah abwertend auf die eigenartige Katze herab.

Tala passte das gar nicht. Angriffslustig zuckte ihr Schwanz hin und her und sie funkelte die unsympathische Frau vor ihrer Herrin böse an.

Seufzend meinte Samantha:

"Das ist eine Katze und kein Flohteppich."

Silvias Nase rümpfte sich nur noch mehr.

"Das nennst du eine Katze???

Ich finde es sieht eher aus wie ein verunglückter Wischmopp!!"

Lachend deutete sie auf Tala, die schon begann die Zähne leicht zu fletschen.

Samantha musste einschreiten, sonst würde die Nemek ihrer Mitstudentin wohl noch die Augen auskratzen. Obwohl Samantha sagen musste, dass ihr der Gedanke gar nicht so abwegig erschien.

"Hör zu Silvia, hör erst mal auf deine Nase zu rümpfen, das gibt Falten."

Augenblicklich entspannten sich die Gesichtszüge der jungen Frau.

"Außerdem solltest du dich besser um deine eigenen Probleme kümmern, zum Beispiel die eine Haarsträhne, die da aus deinem Zopf herausgerutscht ist."

Mit steinernem Gesichtsausdruck zeigte Samantha auf ein paar von Silvias gepflegten Haaren, die in einem kleinen Bogen aus ihrem sonst so perfekten Zopf hervorlugten.

Fast panisch faste sich die eitle Studentin an den Kopf und tastete nach der verloren gegangenen Strähne.

Mit einem hämischen Grinsen auf den hellen Lippen ging Samantha in den großen Hörsaal und setzte sich wie gewohnt an ihren Platz in der hintersten reihe am Fenster. Immer gefolgt von Tala. Die legte sich friedlich neben Samanthas Stuhl auf die breite Fensterbank. Leise schnurrend rollte sie sich auf dem sonnenbeschienenen Stein ein und genoss das wärmende Licht.
 

Die Vorlesung von Frau Selerima und ihr darauffolgender Unterricht verlief wie gewöhnlich. Bis auf Tala, die ab und zu interessiert die Ohren spitze, wenn Samantha etwas gefragt wurde. Die Nemek wusste anscheinend genau um das Wissen ihrer Herrin und wunderte sich nicht wirklich, wenn ihre Serana komplizierte Zeichen deutete und vollkommen perfekt übersetzte.

Keiner hatte das katzenähnliche Tier groß bemerkt. Auch die Professorin hatte das cremefarbene Knäuel auf der Fensterbank nicht sonderlich gestört. Es war, als wäre die Nemek schon immer mit dabei gewesen.
 

"Sowas hab ich ja noch nie gesehen ..."

Völlig begeistert nahm Diana das Buch entgegen, das Samantha ihr mitgebracht hatte.

Leichter Zigarettenrauch hüllte die beiden Freundinnen in ihrem Stammcafé Kaleido ein und lies das ohnehin schon gedämpfte Licht noch diffuser erscheinen. Genau diese Atmosphäre war es, die die beiden jungen Frauen so mochten. Besonders in ihrer hinteren Sitzgruppe, die ihnen immer von Karola freigehalten wurde, fühlten sie sich richtig wohl.

Ehrfürchtig strich Diana mit ihren schlanken Fingern an dem dunklen Ledereinband. Ihre helle Haut bot einen krassen Gegensatz zu dem schwarzen Buch.

Doch als sie das Buch aufschlagen wollte, lies sich das Goldsiegel nicht öffnen. Prüfend sah Diana auf und sah ihre Freundin an.

Die lies ein leises Stöhnen von sich und griff nach dem alten Wälzer. Bei ihr machte das Schloss keine Zicken und lies sich problemlos öffnen. Schulterzuckend schob sie es dann wieder Diana zu, die es vorsichtig aufschlug. Wieder knisterten die dünnen Pergamentseiten beim Umblättern und gaben den Blick auf die alten, mit schwarzer Tinte geschriebenen Zeichen und Worte frei.

Nachdem die Buchhändlerin das gute Stück eingehend studiert hatte, wobei sie mehr auf Verarbeitung und Erhalt als auf den eigentlichen Inhalt achtete, klappte sie den Lederdeckel wieder zu und schob es Samantha entgegen. Unaufgefordert schnappte das Schloss aus dem edlen Metall wieder ein.

"Und?"

Fast ungeduldig kam diese Frage von Samantha, die sich eigentlich sonst von nichts aus der Ruhe bringen lies.

"Wie gesagt, so etwas habe ich noch nie vorher gesehen."

Nachdenklich nahm Diana einen Schluck aus ihrer großen Teetasse.

"Wie alt schätzt du es?", fragte Samantha weiter, während sie das Buch wieder behutsam in ihre Leinentasche gleiten lies.

"Kann ich schlecht sagen, aber es ist schätzungsweise so um 2 bis 3 tausend vor Christus gefertigt worden.

Aber es ist auch nicht ausgeschlossen, das es mehr als 8000 Jahre alt ist."

Samantha atmete hörbar aus und ein, bevor auch sie einen Schluck aus der überdimensionalen Teetasse nahm und nachdenklich in einen von Karolas Keksen biss.

"Aber sag mal Sam, wo hast denn du das gute Stück her?

Das ist sicher unbezahlbar ..."

"Ich hab es aus der Unibibliothek."

Ungläubig setzte Diana nun ihre Tasse ab und sah Samantha an, als hätte die ihr gerade erzählt, das die Erde eine Scheibe ist.

"Das kann nicht sein.

Ich habe in dieser Bibliothek über zwei Jahre gearbeitet und habe jedes Buch dort schon mindestens einmal in der Hand gehabt. Aber das hier, das ist mir noch niemals unter die Augen gekommen."

"Aber wenn ich's dir doch sage.

Es stand in der hinteren Ecke an der Wand in einer der oberen Reihen des Regals."

Ungläubig und mir hochgezogenen Augenbrauen wurde Samantha von ihrer Freundin gemustert.

"Du kannst mir ruhig glauben.

Außerdem, warum sollte ich dich da anlügen?"

"Schon und gut, aber du kannst mir auch glauben ,das ich dieses Buch noch nie zuvor gesehen habe.

Vielleicht hat Susan es ja neu angeschafft."

Fast energisch schüttelte Samantha darauf den Kopf.

"Das kann ich mir nicht vorstellen. Da lag Staub von mindestens einem oder sogar zwei Jahren drauf.

Und zu der Zeit hast du da noch gearbeitet."

Beide schwiegen und dachten jeder für sich darüber nach.

Es war schon seltsam, dachte Samantha. Das Buch konnte doch nicht einfach so da aufgetaucht sein. Aber wenn sie genauer darüber nachdachte, wunderte sie schon fast gar nichts mehr. Sie konnte sich nun auch mit dem Gedanken anfreunden, das sie da in der Bibliothek wirklich Gestalten in dem Regal gesehen hatte. Seit Tala erschienen war, glaubte sie schon fast alles, wenn auch mit ihrer üblichen Skepsis.
 

"Nun ja, ich würde das Ding nicht so schnell aus der Hand geben."

"Aber das geht doch nicht, ich muss es doch nach zwei Wochen wieder abgeben."

Verwirrt sah Samantha Diana an. Was war denn jetzt in sie gefahren? Sie selbst hatte immer einen halben Tobsuchtsanfall bekommen, wenn mal jemand die Ausleihfrist auch nur für einen Tag überzogen hatte.

"Ganz einfach, es hat keinen Barcode."

Ruhig rührte Diana in ihrer Tasse.

Sie hatte recht, Samantha hatte auch keinen Strichcode auf der Rückseite des Buches gesehen. Das hieß zweifelsohne, dass das Buch nicht in der Datenbank des Computers erfasst war. Somit konnte sie es solange behalten wie sie wollte.

So hatte sie das noch nie gesehen. Aber es ergab, in Verbindung mit Talas Worten, durchaus einen Sinn.
 

Samantha hatte sich schon überlegt, ob die Diana auch von Tala und den eigenartigen Geschehnissen erzählen sollte. Doch da hatte ihre innere Glocke Alarm geschlagen.

Deshalb hatte sie Tala auch gesagt, sie solle im Wohnheim bleiben. Etwas mürrisch und schmollend hatte sich die Nemek auf Samanthas Bett gesetzt und unwillig mit ihrem Schwanz gezuckt. Sie wollte nicht allein bleiben, das war Samantha schon lange klar geworden. An diesem Tag hatte sie sie überall hin mitbegleitet. Ob in der Vorlesung, im unterricht, im Sport, in die Kantine und in die Bibliothek war sie ihr gefolgt. Aber ins Kaleido wollte die junge Frau ihr 'Anhängsel' nicht mitnehmen.

"Es ist besser so, glaub mir.

Außerdem will ich mal wieder meine Ruhe haben, verstehst du das?"

Auf diese Anweißung ihrer Herrin hatte Tala nur ein unwilliges Miauen von sich gegeben und hatte sich etwas beleidigt auf Samanthas Kopfkissen zusammengerollt. Denn auch wenn sie sprechen konnte, war sie in solchen Dingen eher wie ein kleines Kätzchen.

Samantha hatte sich sogar dazu verleiten lassen sie hinter ihren Ohren zu kraulen, was sie sonst eigentlich bei jedem Tier zu vermeiden versucht hatte, was ihr bei der niedlichen Nemek aber nicht vollständig gelang.
 

Bis weit in die Nacht hinein saßen die beiden Freundinnen noch in dem Café.

Am nächsten Tag war die Uni geschlossen, da Wochenende war und auch Diana hatte sich die zwei Tage frei genommen und ihr Geschäft ihrem Cousin Ian überlassen. Der war zwar kein Buchexperte wie Diana, konnte aber dafür gut mit Kunden umgehen und vertrat seine kleinere Cousine gern mal ein paar Tage.

So hatten die beiden jungen Frauen endlich mal wieder ein ganzes Wochenende Zeit füreinander und konnten was zusammen unternehmen. Beiden hatte in dem letzten Monaten die Zeit für so etwas gefehlt und so freuten sie sich um so mehr, das es nun wieder mal zwei Tage entspanntes Faulenzen im großen Stadtpark 'Green Island' geben sollte.

Da waren sie, wenn sie nicht in Dianas laden, dem Kaleido oder in irgendeiner Bücherei steckten.

Vielleicht würde Samantha ja da Tala mit nehmen und sie Diana vorstellen. Doch es würde wohl besser sein, wenn die süße Nemek nichts sagt. Samantha wusste nicht warum, doch sie fand es besser, wenn Diana nicht so viel von Tala wusste.
 

Es würde Tala zwar nicht gefallen, aber es musste nun mal sein, wenn sie Samantha weiter begleiten wollte.

Green Island

Friedlich lag der Green Island Park da, als Diana, Samantha und auch Tala durch eines der vielen rosenbewachsenen Tore auf den hellen Kiesweg in die grüne Oase eintraten.

Er war ungefähr so groß wie drei Fußballfelder und wie der Name schon sagte eine grüne Insel in dem Getümmel der großen Stadt Serantiso. Ein Drittel davon bestand aus einem großen zusammenhängenden Rasen auf dem immer wieder kleine Gruppen von Bäumen, Sträuchern, Hecken und wunderschönen Rosenranken gepflanzt worden waren. Der Rest der Fläche war ein großer See, an dessen Ufern Schilf und im Wasser dunkelrote Seerosen, wuchsen. Besonders die schneeweißen Schwäne fühlten sich an dem sauberen Wasser wohl und kamen Jahr für Jahr wieder hier her.

Vögel zwitscherten und es war angenehm ruhig als die drei an dem flachen Ufer angekommen waren und sich unter eine große knorrige Trauerweide gesetzt hatten.

Über dem klaren Wasser schwirrten hunderte von Insekten. Mücken, Wasserläufer und vor allem die bunten und schillernden Libellen, von denen es unzählige verschiedene Arten gab.
 

Seufzend lies sich Diana auf das weiche Gras fallen, während Samantha eine flauschige decke ausbreitete und sich dann neben ihre Freundin setzte. Tala hatte sich auf einen der über das Wasser hängenden Äste der Weide gelegt und beobachtete die Fische unter sich.

Diana hatte wieder ihren großen Korb aus geflochtenem Schilf mitgenommen, den sie als Picknickkorb gebrauchte. Sie war äußerst geschickt darin alles mögliche auf kleinem Raum zu verstauen und so wunderte sich Samantha nicht mehr, das die Buchhändlerin eine Dose, Thermoskanne, Schachtel und wer weiß was noch aus ihrem Korb hervorbrachte und auf die Decke legte.

Das warme Licht der Sommersonne fiel in tanzenden Flecken auf die beiden Freundinnen nieder, während sich die Krone des alten Baumes sanft mit dem frischen Wind mitbewegte und leise rauschte. Es war ungemein freilich, obwohl an diesem Samstag viele Menschen in den Park gekommen waren. Alle nutzen ihn zum Entspannen und um wieder neue Energie für die nächste Arbeitswoche zu tanken. Auch einige Studenten waren unter den Parkbesuchern, die die Ruhe zum Lernen nutzten. Manche waren sogar so mutig und gingen in dem See baden, obwohl das Wasser doch noch ziemlich kalt war. Andere hingegen begnügten sich mit den kleinen Booten, die man mieten konnte, und fuhren mit ihnen über den See.
 

"Du hast dich mal wieder selbst übertroffen Diana!", schwärmte Samantha, als sie in eines der Sandwichs biss, die ihre Freundin mitgebracht hatte.

"Dachte mir schon, das sie dir schmecken werden.", meinte auch Diana kauend.

Sie hatte nicht nur ein Talent fürs Packen, sie konnte auch super gut kochen. Kein Wunder, ihre Eltern waren beide Köche in einem der nobelsten und besten Restaurants der Welt. Da war sie um einige Kochstunden bei ihrer Mutter nicht herum gekommen.

"Warum bist du dann nicht Köchin geworden, wie es deine Eltern wollten?"

"Ach weißt du, mir machte das Kochen zwar Spaß, aber Bücher hatten mich schon von klein auf in ihren Bann gezogen.

Klar, meinen Erzeugern hatte das nicht gefallen, aber es war und ist ja mein Leben. Ich muss wissen was damit geschieht.

Und ich glaube, das sie jetzt gar nicht mehr so unzufrieden mit meiner Entscheidung sind!"

Fröhlich lächelte Diana Samantha an, bevor sie einen Schluck von ihrem selbstgebrühten Kamillentee nahm.

Samantha nickte kauend.

"Komm runter Tala, dann kriegst du auch was ab!", meinte Samantha.

Und kaum hatte die junge Frau zuende gesprochen, war die kleine Nemek auch schon von ihrem Aussichtsplatz gesprungen und zu ihr hingelaufen. Schnurrend rieb sie ihren Kopf an Samanthas nacktem Bein und setzte sich abwartend vor sie hin.

Fast grinsend gab sie Tala ein Stück von dem Schicken, der auf ihrem Sandwich zwischen der Tomate und dem Salat gelegen hatte. Fast schmatzend verschlag das Tier das Fleisch und rollte sich dann zwischen Diana und Samantha auf dem weichen Untergrund ein.

"Sag mal., wo hast du die Katze eigentlich her?

Sieht nicht gerade wie eine der 'normalen' Rassen aus ..."

Fast unmerklich zuckte Samantha zusammen.

Sie hatte gewusst, das Diana das irgendwann einmal fragen würde.

Doch sie hatte sich schon eine Erklärung zurecht gelegt.

Und während sie Tala über das kuschelige Fell strich, sagte sie:

"Ach, ich hab sie von Saria, du weißt schon, die alte Wahrsagerin die bei den Zigeunern außerhalb der Stadt in dem alten Wagen wohnt.

Sie hat mir Tala gegeben, als ich das letzte Mal bei ihr war. Sie hat gesagt, das sie sie von ihrer Urenkelin aus Ägypten hat. Aber da sie ja nicht auf das Tier aufpassen kann, hat sie sie mir gegeben."

Lauernd sah sie Diana an, würde sie ihr die Geschichte benehmen?

Aber dann nickte Diana, wobei Samantha ein riesen Stein vom Herzen fiel.

"Und für wie lange musst du auf sie aufpassen?"

"Naja, weiß nicht so genau ..."

Mist, darüber hatte sie sich noch keine Gedanken gemacht.

"Aber das muss sie dir doch gesagt haben, oder nicht?!", meinte Diana skeptisch.

Samantha begann leicht zu Schwitzen. Sie saß ganz schon in der Klemme, wenn ihr nicht gleich etwas gutes einfallen würde, womit sie Diana überzeugen konnte.

Und gerade als sie nahe einem Nervenzusammenbruch stand, bekam sie unverhofft Hilfe.
 

"Hey ihr zwei!!"

Leicht außer Atem kam Maik vor ihnen zum Stehen und stütze seine Atme in die Seite, die ihm zu schmerzen schien.

Seine gewohnt weite Kleidung hing ihm etwas ungeordnet am Körper und seine Haare warne noch ungeordneter als sonst.

Nachdem er erst einmal wieder Luft geholt hatte, richtete sich der 1,81m große Student wieder auf und sah Diana und Samantha mit einem breiten Lächeln an.

"Na, warum hattest du es denn so eilig?", fragte Diana mit einem eben so breiten Grinsen im Gesicht und fügte noch hinzu:

"Du hörst dich ja an wie ne alte Oma mit Stützstrümpfen, Krückstock und Asthma!!"

Laut prustete sie los und auch Samantha konnte sich das Lachen nicht mehr verkneifen.

"Hmpf ...", machte Maik.

Immer musste ihn die zwei aufziehen.

"Sehr witzig Diana!

Nein, ich bin keine asthmatische Oma ..."

Frech streckte er den beiden jungen Frauen die Zunge raus.

"Jetzt sag schon, warum du gerannt bist, als wäre der Tod hinter dir her ...", fragte Samantha, die sich schon wieder gefangen hatte mit ihrer gewohnt kühlen Stimme.

"Ich bin zwar nicht der Tod, aber wenn man mich reizt könnte es durchaus mal passieren, dass ich mit der Senfe bewaffnet hinter armen Studenten herjage.", meinte ein junger Mann, der nun hinter Maik getreten war mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.

Samantha staunte nicht schlecht. Da stand doch tatsächlich Neo, der den sie vor nicht einmal zwei Tagen über den Haufen gerannt hatte.

Aber wo war denn sein Anhängsel Tanja??

Auch Neo hatte Samantha bemerkt.

Amüsiert grinste er sie an, während er sich mit der linken Hand durch seine schwarzen leicht gelockten kurzen Haare strich. Seine blauen Augen musterten erst sie und dann Diana.

"Ja, das ist Neo!", stellte Maik seinen Begleiter seinen beiden Freundinnen vor.

"Angenehm, ich heiße Diana.", meinte die Buchhändlerin lächelt und sah Neo an.

"Und dass ist ...-", doch weiter kam Maik nicht, da er von Neo unterbrochen wurde.

"Samantha, ich weiß.

Wir hatten schon einmal das Vergnügen."

Maik und Diana sahen etwas betreten aus der Wäsche.

"Ich hab ihn buchstäblich umgeworfen ...", erklärte Samantha, wobei sie keine Miene verzog.

Noch größere Fragezeichen zeichneten sich auf Dianas und Maiks Stirn ab.

"Was??", fragten beide im Chor.

"Ach, ich war mal wieder gedankenversunken auf dem Weg zur Unibibliothek und hab ihn nicht gesehen, als ich um die Ecke gebogen bin. Und dann hab ich ihn eben überrannt."

"Ach so .."

Fast erleichtert stieß Diana die Luft aus.

Dann setzten sich sie zwei Studenten zu den beiden Mädels auf die Picknickdecke und fingen an sich zu unterhalten.

Maik erzählte, das er Neo bei eine der Ägyptologievorlesungen an der Uni kennengelernt hatte. Sie hatten sich sofort gut verstanden und waren schnell ins Gespräch gekommen. Neo studierte zwar Mittelalter, interessierte sich aber auch für das Ägyptologiestudium, welches Maik belegte. So waren sie Freunde geworden.
 

"Interessante Katze, die du da hast.", meinte Neo zu Samantha, die Tala hinter den Ohren kraulte und ihr ein wohliges Schnurren entlockte.

"Ist mir auch schon aufgefallen, seit wann hast du sie denn Sam?", fragte Maik.

Nicht schon wieder , dachte Samantha.

"Ich hab sie von der alten Saria vor zwei tagen in Pflege genommen, weil die alte Witwe nicht auf sie aufpassen kann."

"Aha ...", sagten Neo und Maik fast gleichzeitig.

"Und wie heißt sie?"

"Sie heißt Tala.", kam Diana Samantha zuvor und beantwortete damit Neos Frage.

Der sah Tala eingehend an und musterte ihre langen spitze Ohren.

"Wirklich ein außergewöhnliches Tier ...", sagte er nachdenklich.

"Ja, Saria hat sie von ihrer Urenkelin bekommen."

Plötzlich wurde stoppte Talas Schnurren und sie stupste ihre Herrin leicht mit der feuchten Nase an der Hand an. Leicht irritiert sah Samantha die Nemek an, deren gelbe Augen wieder so eigenartig funkelten, ja fast glühten.

Ich muss dringend mit dir reden! , ertönte es in Samanthas Kopf.

Verwirrt sah sie sich um, begriff dann aber wessen Stimme sie da eben gehört hatte

Eingegend sah sie Tala an, die sich lautlos von ihrem Schoß erhob.

Komm schon!!

Leicht seufzend erhob isch nun auch Samantha.

"Ich komm gleich wieder ...", meinte sie noch und lies Diana, Maik und Neo einfach sitzen und lief hinter der Nemek her, die schon ein ganzes Stück vorgegangen war.

Erst als sie eine der großen Rosenhecken erreicht hatte, die gute hundert Meter von der Trauerweide entfernt stand, hielt sie an und sprang auf die Parkbank davor.

Mit einem Gesichtsausdruck der deutlich ihren Unmut ausdrückte, setzte sich Samantha neben Tala und sah diese abschätzend an.

Was wollte sie denn jetzt??

Warnung

Ungeduldig sah Samantha die Nemek an, die keine Eile zu kennen schien. Ungerührt von Samanthas fast schon wütenden Blicken leckte sich Tala die Pfoten und putze ihr cremefarbenes Fell.

"Ich wusste ja gar nicht, das du telepatische Fähigkeiten besitzt ..."

"Hatte ich das nicht gesagt?!"

Tala hatte die Ruhe weg, ganz im Gegensatz zu Samantha.

Die überlegte gerade fieberhaft, was sie den drei unter der Weide sagen sollte, wenn sie wieder zurückkam.

Sie war mit Tala Gassi gegangen??

Nein, das war keine Erklärung, das war einfach nur lächerlich.

Aber was denn dann?
 

"Neo ist gefährlich ..."

"Er ist was ???"

Samantha konnte einfach nicht fassen, was Tala ihr da gerade gesagt hatte.

"Du macht Scherze ..."

Es kam der skeptischen Studentin unsinnig vor, was dieses Fabelwesen neben ihr gerade gesagt hatte.

"Nein, es ist mein voller Ernst!", sagte Tala bestimmt und sah Samantha eindringlich an.

Der bildete sich langsam ein Kloß im Hals, der ihr beinahe die Luft abdrückte.

Ungläubig und mit hochgezogener Augenbraue fragte sie:

"Und warum soll er gefährlich sein?!

Auf mich macht er einein ganz normalen Eindruck, nichts vor dem man Angst haben müsste."

Energisch schüttelte Tala ihren Kopf und meinte seufzend:

"Mhm!"

Tala wirkte beinahe sauer, was Samantha nur noch mehr verwirrte.

"Ja dann sag mir doch, was an ihm so gefährlich sein soll!"

"Kannst du es denn nicht auch spüren?!"

Samantha verstand nur noch weniger als Bahnhof.

Was sollte sie spüren?

Tala musste wohl einen Sonnenstich haben.

"Bist du krank?!"

Der Nemek fiel beinahe der Mund auf.

Redete sie denn russisch??

"Nein, ich bin nicht krank!!", schrie Tala fast.

"Ssscccchhht!!", machte Samantha und hielt der Nemek kurzerhand die Hand vor das kleine Schnäuzchen.

"Wenn du noch weiter so rumschreist, kann ich dich ja gleich bei nem Zirkus oder nem Labor abliefern!"

Fast beleidigt wand sich Tala von Samantha ab und lies ihren Schwanz unruhig zucken, was ihrem Widerwillen und ihrer inneren Wut Ausdruck verlieh.

Doch dann fing sie sich wieder und meinte gefasst:

"Er hat eine eigenartige Aura an sich.

Eigentlich müssest du sie als die Reinkarnation von Serana nicht nur fühlen, sondern auch sehen können.

Du musst dich nur mal anstrengen."

"Was soll denn der Mist jetzt schon wieder bedeuten.

Gut, das ich die Wiedergeburt dieser Priesterin bin, dass kann ich dir ja noch abnehmen.

Aber dass ich Auren fühlen und sehen kann, das kannst du mir nicht weiß machen.

Ich glaub, du warst zu lange in diesem Buch eingesperrt ..."

Für Samantha ergaben Talas Worte einfach keinen Sinn.

Tala atmete hörbar ein und aus.

"Na gut, du willst es nicht wahr haben.

Aber du wirst schon noch sehen, was ich meine.

Deine Fähigkeiten werden bald zurück kehren Serana, wenn du das Hasarel liest.

Dafür würde ich sogar eines meiner neun Leben verwetten ..."

Gelassen sprang Tala von der Parkbank und steuerte auf leisen Pfoten wieder auf die Trauerweide zu.

Samantha, die etwas betreten aus der Wäsche schaute, lies sie einfach sitzen.

Als Tala die drei Studenten schon fast wieder erreicht hatte, erhob sich auch Samantha von dem warmen Holz der Bank und schlenderte zu ihren Freunden und zu Neo zurück.

Ihr gingen die Worte von Tala auch nicht mehr aus dem Kopf, als sie schon wieder neben Diana saß und deren Unterhaltung mit Maik und Neo halbherzig zuhörte. Tala hatte sich wieder auf den knorrigen Ast über dem Wasser verzogen und döste im Halbschatten.
 

"Warum siehst du mich denn so an?!"

Leicht irritiert musterte Neo Samantha, die ihn schon seit mindestens zehn Minuten angestarrt hatte.

Es dauerte einige Sekunden, biss Neos Worte zu Samantha durchgedrungen waren.

Sie schüttelte nur kurz den Kopf und meinte dann:

"Was?!"

Neo sah sie skeptisch an.

"Ich hatte dich gefragt, warum du mich so angesehen hast."

Seine Stimme klang ruhig und äußerst beherrscht, als müsste er jedes seiner Worte genau überdenken.

"Hab ich dich angeschaut?!

Hab ich gar nicht mitbekommen.

Na ja, wenn so war dann tut's mir leid ..."

Samantha lächelte unsicher und sah zu Tala auf den Baum.

Die lies alle viere von dem Ast nach untern hängen und ihr Schwanz zuckte nur gelegentlich. Aber auch wenn sie so ganz entspannt aussah, konnte Samantha doch an ihrem Blick erkennen das sie mehr als konzentriert war.

Pass auf ...

Samantha schüttelte leicht den Kopf, wegen was denn aufpassen?!

Neo wollte sie ja schließlich nicht fressen!

"So Sam, wollen wir dann nicht mal wieder nach hause?!

Es dämmert schon und ich sollte noch ein bisschen meine Buchhaltung in Ordnung bringen."

Diana stupfte ihre Freundin an, nachdem die sich nicht gerührt hatte.

"Hallo, Erde an Samantha!

Wir wollen gehen ..."

"Hm?!"

Samantha fuhr herum. Sie war wieder voll in ihre Gedanken angerutscht.

"Mensch, mach doch mal deine Ohren auf ..."

Diana schüttelte den Kopf. Sie war es schon gewohnt, dass Samantha am und zu mal nicht wirklich bei der Sache war und sich ganz mit sich und ihren Gedankengängen beschäftigte, aber jetzt ging es ihr langsam doch auf den Keks.

"Ja, gehen wir.", antwortete Samantha dann endlich.

Es dauerte nicht lange, da hatten sie die Decke ausgeschüttelt und zusammen mit dem anderen Picknicksachen in den Weidenkorb gelegt und konnten gehen. Samantha rief noch schnell Tala zu sich heran, die sich mit einem gewagten Sprung vom Baum auf ihre Schulter setzte. Schnurrend strich sie mit ihrem zierlichen Katzengesicht an Samanthas Wange vorbei und meinte so leise, dass nur ihre Herrin es hören konnte:

"Ich muss dir dingend was sagen ..."

Samantha verdrehte die Augen.

Nicht schon wieder so ein komisches Gewäsch von wegen jemand sei gefährlich weil er eine eigenartige Aura hatte ...

"Na gut ...", sagte Samantha fast tonlos und beeilte sich, die drei Studenten vor sich einzuholen.

Ohne etwas zu sagen lief sie neben Diana her und lauschte dieses Mal etwas aufmerksamer dem Gespräch zwischen den dreien.
 

Als sie den Green Park verließen berührte der glühende Feuerball schon die Linie zwischen Himmel und Erde und färbte das strahlende Blau des Tages in die verschiedensten Rottöne der Abenddämmerung.

Zigeunerdorf

D

er leicht beißende Geruch von orientalischen Räucherstäbchen stieg Samantha in die Nase, als sie den alten Wohnwagen betrat.

Er war beinahe schon ein Relikt aus den Zeiten, als die Zigeuner noch zu hunderten die ganze Welt durchreisten und sehr angesehen waren. Doch schon seit mindestens dreihundert Jahren war ihre Zahl immer mehr zurück gegangen und ebenso war auch ihr Ansehen unter den Menschen gesunken. Heute tat man ihre Kultur und ihr uraltes Wissen nur noch als Ammenmärchen ab und zollte ihnen kaum noch Respekt.

Doch dieses kleine Lager von Zigeunern, die es aufgegeben hatten zu wandern und die Länder zu bereisen, gab es tatsächlich.

Der alte Wald mit seinen hohen Bäumen, seinen verschlungenen Pfaden und der noch fast unberührten Natur war zur Heimat der Ruhelosen geworden.

Sie hatten sich auf einer kleinen Lichtung neben einer Wiese und einem Bach niedergelassen und hatten ihre Wohnwagen, wie schon früher, in einem Kreis aufgestellt.

Spielende Kinder in altertümlich wirkender Kleidung rannten zwischen den alten Holzwagen umher, kreischten vergnügt und verschwanden lachend im Wald. Einige Frauen, deren meist lockigen langen Haare mit einem kunstvollen Tuch zurück gebunden waren, wuschen ihre Wäsche in dem klaren Wasser des kleinen Flusses während vor einem der Wohnwagen ein älterer Mann im Schatten genüsslich an seiner antiken Pfeife zog.

Samantha liebte diese Atmosphäre. Sie hätte stundenlang einfach nur in der Mitte des Wagenkreises stehen können und den Zigeunern zusehen, wie sie ihr Leben lebten. Es erfüllte sie mit einer gewissen Ruhe und Zufriedenheit. Hier ging es nicht so hektisch und stressig zu wie in der Stadt, in der mehr oder weniger zivilisierten Welt. Es war beschaulich und trotz der scheinbaren Unordnung von vorne bis hinten durchgeplant. Jeder wusste was er oder sie zu tun hatte, auch wenn man sich bei den einzelnen Aufgaben ruhig mal Zeit lies.
 

"Hallo Señorita!"

Freudestrahlend rannte ein kleiner Junge, vielleicht 10 oder 12 Jahre alt, auf Samantha zu.

"Hallo Enriko!"

Auch Samantha lächelte den jungen Zigeuner an, der nun mit einem breiten grinsen vor ihr stand und sie vergnügt ansah.

"Ich habe schon auf dich gewartet!

Dachte schon du kommst uns gar nicht mehr besuchen ..."

"Ach Quatsch!

Versprochen ist versprochen."

Wieder grinste Enriko und zeigte seine strahlend weißen Zähne.

Seine schwarzen kurzen Locken glänzten im Licht der warmen Sonne wie dunkle Seide.

"Dann erzählst du uns wieder Geschichten?!"

Auffordernd nahm er die Hand der Studentin und wollte sie schon mit sich ziehen, als Samantha stehen blieb und sich nicht vom Fleck rührte.

Verwundert sah Enriko sie an.

"Tut mir leid Kleiner, aber ich habe nicht so viel Zeit.

Ich wollte Saria besuchen. Ich habe eine Frage an sie bezüglich dieses alten Buches."

Stumm deutete sie auf den dicken Wälzer, den sie sich unter den Arm geklemmt hatte.

Enrikos Gesichtszüge erschlafften augenblicklich und wechselten die Stimmung.

Nun sah er eher traurig als glücklich aus.

Mit wehmütiger Stimme sagte er:

"Schade, und ich hatte mich schon so gefreut wieder eine deiner Geschichten zu hören als ich dich hab kommen sehen ..."

Niedergeschlagen lies er ihre Hand los und sah zu Boden.

"Jetzt mach nicht so ein Gesicht wie 7 Tage Regenwetter!"

Aufmunterst strich sie ihm durch die wirren Haare.

"Ich versprech dir, wenn ich wieder Zeit habe, dann komm ich noch einmal vorbei. Und dieses Mal dann nur um euch wieder was zu erzählen, versprochen!"

Augenblicklich hellte sich das Gesicht des spanischen Jungen wieder auf.

"Gut!"

Lächelnd und mit einem vergnügten Pfeifen auf den Lippen rannte Enriko wieder zu seinen Freunden, die außerhalb des Wohnwagenkreises auf ihn warteten. Lachend verschwanden sie am Ufer des Baches.

Seit sich Samantha einmal hier her verirrt hatte, war sie immer wieder regelmäßig auf die Lichtung und besuchte die Zigeuner. Und seit einigen Monaten hatte sie damit begonnen, den Kleinen aber auch den Großen Geschichten, vor allem Mythen, zu erzählen. Durch ihr Studium kannte sie schließlich eine ganze Menge. Nicht selten erfand sie aber auch einfach etwas hinzu oder erzählte von der Stadt und den Menschen dort. Enriko hatte sich zu ihrem treusten und interessiertestem Fan entwickelt.

Doch dieses Mal hatte sie keine Zeit. Sie hatte wichtigeres im Kopf.
 

Im Inneren des Wohnwagens war es düster und ein bisschen stickig. Die Fenster waren mit dichten Vorhängen verdeckt und sperrten das grelle Sonnenlicht aus.

In der Mitte des Raumes saß eine alte Frau auf einem kunstvollen Ohrensessel vor einem kreisrunden Tisch und sah die junge Frau mit einem wissenden Lächeln an.

"Ah, Samantha, ich hatte dich schon erwartet ...", sagte sie mit leicht krächzender Stimme.

Das war der Standartsatz von Saria Kalarmo, der 102 Jahre alten Wahrsagerin und Witwe. Schon bei ihrer aller ersten Begegnung, als sich Samantha hier her verlaufen hatte, hatte sie sie schon so begrüßt. Die Alte wurde ihrem Ruf als Wahrsagerin und Seherin in allen Punkten mehr als gerecht.

"Hallo Saria."

Leicht lächelnd setzte sich Samantha auf den ebenso alten Stuhl gegenüber der weißhaarigen Frau an den Tisch, legte das Buch auf ihren Schoß. Sie wollte es ihr erst etwas später zeigen.

"Was führt dich dieses Mal zu mir?!"

Wieder dieses Leise Lachen, dass Samantha an eine alte Hexe aus den Märchen erinnerte.

Ihre weißblinden Augen musterten die junge Frau. Das hörte sich eigenartig und unlogisch an, aber trotz ihres fehlenden Augenlichtes konnte Saria sehen wie jeder andere Mensch auch.

"Also wusstest du das nicht schon längst ..."

Samantha schmunzelte.

Sie fand, das die Alte ihre doch beträchtlichen geistigen Fähigkeiten viel zu oft herunterspielte.

Dabei wusste Saria mehr wie alle anderen, das nicht jeder Tarotkarten so legen konnte wie sie. Außerdem konnte sie aus den Händen der Menschen lesen wie aus einem offenen Buch.

Wieder dieses Hexenlachen.

"Ja, da hast du wohl recht."

Ihre knochigen Finger, die von einem langen und nicht immer leichten Leben berichteten, ordneten die großen Karten mit den verschiedenen Symbolen und Bildern darauf und legten sie auf die Seite. Der kleine kunstvoll geschnitzte Schrank wurde mit einem ohrenbetäubenden Quietschen geschlossen und verbarg ihre 'Augen in die Außenwelt', wie sie ihr Tarot, ihre Kristallkugel und das ihre anderen Hellsehersachen nannte.

"Ich wollte dir ...-"

Dich weiter kam Samantha nicht, die wurde von Saria unterbrochen.

"Du kannst deine Freundin übrigens ruhig reinbitten. Ich habe nichts dagegen, wenn sie auch mit am Tisch sitzt. Sie muss sich da draußen auf der alten Linde ja schon zu Tode langweilen.

Außerdem spielt sie bei deinen Fragen keine unwichtige Rolle, habe ich nicht recht?!"

Diese frage brauchte keine Antwort, sie hatte natürlich recht.

Samantha staunte trotzdem darüber, das Saria Tala bemerkt hatte.

Sie war leicht geknickt, hatte sie doch gehofft, das die Wahrsagerin die Nemek nicht entdecken würde.

'Naja, da kann man nichts machen ...', dachte die junge Frau schulterzuckend, stand auf, öffnete die Wagentür und pfiff einmal kurz auf den Fingern.

Der helle Ton hallte noch an den Stämmen der alten Bäume zurück, als Tala auch schon mit schnellen Sprüngen auf dem Treppenabsatz ankam und schnurrend um Samanthas Beine strich.

"Ein schönes Tier.", sagte Saria, als sich Samantha wieder setzte und Tala auf ihren Schoß sprang. Das Buch lag nun auf dem weichen Teppichboden neben Samanthas Stuhlbeinen.

"Sehr außergewöhnlich ..."

Zittrig strichen ihre Finger über das kuschlig weiche Fell der katzenähnlichen Tala.

"Na, sprich ..."

Lächelnd sah Saria Tala an, die etwas verdutz aus dem Pelz schaute.

Doch nach einem prüfenden Blick zu Samantha, die der Nemek zunickte, lies sie etwas zaghaft ihre helle Stimme vernehmen.

"Es freut mich sehr ihre Bekanntschaft zu machen."

Höfliche setzte sich Tala vor die Alte auf den Tisch und neigte leicht en Kopf.

'Sie hat ja auch Manieren ...', dachte Samantha hämisch und grinste in sich hinein.

Sichtlich vergnügt zwinkerte Saria ihr zu und meinte:

"Nenn mich Saria, Tala."

In diesem Moment wäre ihr als eine der Letzten ihrer uralten Katzenrasse beinahe der Mund offen gestanden.

Samantha, was ...

Fast hilfesuchend sah Tala ihre Herrin an. Doch die schüttelte beruhigend den Kopf.

Mach dir nichts draus. Sie weiß fast alles. Deshalb sind wir ja auch hier.

"Und die Telepathie beherrscht ihr also auch, sehr interessant."

Samantha lächelte Tala an, der nun wirklich der Mund offen stand und ihre spitzen Reiszähne zeigte.

So war das eben mit Saria. Vor ihr konnte m an kaum etwas geheimhalten.

Prophezeiung

Äußerst interessant, das muss ich schon sagen!"

Tastend strich Saria Kalarmo über den weichen Lederband, über das Blattgold und über die Pergamentseiten des Hasarel.

"Und du sagts, du hast es in der Bibliothek eurer Universität gefunden?!"

"Ja, hab ich.", antwortete Samantha wahrheitsgemäß.

Nickend fuhr die Zigeunerin fort das Buch zu erfühlen. Sie war sichtlich interessiert und war beinahe so aufgeregt gewesen wie ein Kind an Weihnachten, als Samantha ihr das alte Buch gereicht hatte.

Hoffentlich konnte sie der neugierigen Studentin etwas mehr über den dicken Wälzer sagen als ihre Freundin Diana.

Es vergingen einige Minuten, bis Saria das Hasarel wieder aus der Hand legte. Raschelnd rieb der altertümliche Stoff ihres kunstvoll gearbeiteten Kleides aneinander als sie sich zu ihrem Schränken umdrehte, es öffnete und etwas suchte.

Das enggeschnürte Mieder aus dunkelgrünem Samt mit den Silberstickereien und der funkelnden Rubinbrosche passten perfekt zu ihrem an sonst auch ziemlich unheimlichen Erscheinungsbild. Der lange Rock war aus dem selben Stoff wie das Mieder und hatte auch ein kompliziertes Muster aus Silberfäden darauf. Die ellenbogenlangen Ärmel endeten in weißer Spitze und legten sich eng um ihre knochigen Arme.

Einige weiße Haarsträhnen fielen aus ihrem Dutt und legten sich sacht auf ihre fast schon durchsichtige Haut. Ihre langen haare, die ihr wohl bis zu den Knien ihres 1,58m kleinen Körpers reichen mussten, hatte sie immer zusammengebunden und im Nacken mit einem Silberkreuz zu einem festen Knoten hochgesteckt.

Die 102 Jahre alte geheimnisvolle Frau zog nach einigen Minuten eine lange Silberkette mit einem tiefgrünen Smaragd deren Ende hervor und lies sie auf dem Tisch zu einem kleinen Knäuel aus silber und grün zusammen sinken. Geschickt löste sie den grünen Stein aus seiner Fassung und legte ihn einige Zentimeter weiter von sich weg auf ihren runden Tisch. Dabei wurde sie von Samantha und Tala ganz genau beobachtet.

Die beiden sahen sich etwas ratlos an und beobachteten weiter, was Saria da mit dem Schmuckstück machte.

"Gib mir dein Halsband."

Auffordernd sahen Sarias blinde Augen Samantha an und ihre rechte Hand deutete auf das blaue Samtband mit dem funkelnden Saphir in der kunstvollen Silberfassung.

Samantha sah die alte Wahrsagerin etwas verstört an.

Was wollte sie denn jetzt damit?!

"Jetzt gib es schon her, du wirst schon sehen, zu was ich es brauche ...", forderte sie sie abermals auf.

Nur zögerlich strich Samantha ihre langen schwarzen Haare mit dem leichten blauen Schimmer zur Seite, öffnete mit einigen wenigen Handgriffen den Silberverschluss des Halsbandes und lies es in Saria ausgestreckter Hand zusammensinken.

Ihr war doch etwas unwohl bei der Sache. Sie hatte das Schmuckstück bisher so gut wie nie abgemacht oder es gar aus der Hand gegeben.

Doch sie vertraute Saria, schien die Alte doch eine übersinnliche Verbindung zu ihr zu haben.

"Wir haben uns gerufen ...", hatte sie gesagt, als sie gesagt, nachdem sie Samantha sie zum zweiten Mal besucht hatte.

Sie hatte damit sagen wollen, dass ihr Auftauchen etwas mit den Lebenslinien zutun hatte, die sich überall befanden. Wenn sich diese unsichtbaren Bänder kreuzten, begegneten sich zwei Menschen.

Manchmal aber ziehen sich diese Bänder auch fast magnetisch an und führen zusammen wie Flüsse, wickeln sich umeinander und treiben dann wieder auseinander.

Saria war eine der wenigen, die diese Fäden sehen konnte. Sie beschrieb sie als dünne leuchtende Haare, die wie Spinnfäden durch die ganze Welt gespannt waren und sie damit zusammen hielt.

Durch ihre Worte bekam der Spruch 'Alles ist miteinander verbunden' einen ganz neuen Sinn.

Interessiert begutachtete die alte Saria Samanthas Halsschmuck, bevor sie damit begann, den etwa daumennagelgroßen Stein aus seiner Fassung herauszulösen.

"Aber, was ...-", wollte Samantha schon wieder sprechen und Saria aufhalten, den Edelstein vollends aus seinem Silbergeflecht zu befreien.

Doch die wahrsagende Zigeunerin brachte sie mit einer fast schon energischen Handbewegung zum Schweigen.

"Sei still.

Sie dir erst an, was ich tue und entscheide dann, ob es falsch oder richtig von mir war."

Sarias Worte bewirkten bei Samantha beinahe so etwas wie ein schlechtes Gewissen und sie verstummte, sah nur stumm dabei zu, wie Saria den blauen kirstallartigen Stein keine Minute später in der Hand hielt.

Und dann ging es ganz schnell.

In ihrer rechten Hand hielt sie den Saphir und in der anderen die lange Silberkette mit der leeren Fassung. Ihre Hände näherten sich nur einige Zentimeter und schon fuhren Stein und Kette zusammen. Es wirkte auf Samantha als wäre das eine Metall und das andere ein Magnet.

Nach einem kurzen Klicken, das sich anhörte als hätte man einen Druckknopf geschlossen, lag ein silbernes Knäuel in Sarias rechter Hand, aus dem ein dunkelblauer Saphir hervor funkelte.

"Was ..."

Samantha war wie vor den Kopf gestoßen.

Ganz im Gegensatz zu Tala und Saria.

Tala schien zu wissen, was die Alte da getan hatte miaute:

"Mach dir keinen Kopf Serana.

Sie hat deinem Saphir nur den richtigen Partner gegeben."

"Ah, du kennst also auch ihren wahren Namen Götterkatze?!"

Schmunzelnd sah Saria Tala an, die ihr als Antwort nur schnurrend an der Wange strich.

Auf der einen Seite war Tala ganz Katze und auf der anderen war sie wie ein Mensch.

Samantha hingegen war von der ganzen Situation weniger begeistert. Sie fühlte sich übergangen und irgendwie ausgesaugt.

Jeder schien mehr über sie zu wissen als sie selbst und alle hatten Geheimnisse vor ihr. Und wenn sie eines nicht leiden konnte, dann nicht zu wissen um was es ging und vor allem weniger zu wissen als andere.

Trotzig meinte sie:

"Tala, ich hab dir schon lange gesagt, dass du mich nicht so nennen sollst.

Ich heiße Samantha und nicht Serana oder sonst wie ...

Und wenn ihr mir nicht bald mal sagt, was das alles soll, dann kann ich dieses Buch ja auch in den Reiswolf schmeißen!"

Sie wollte das Hasarel schon vom Tisch heben, als sie stockte.

Warum bewegte sich das Buch nicht mehr?! War es denn so schwer geworden?!

Abermals versuchte die Studentin, das Buch aufzuheben, doch der Tisch und das Buch schienen zusammen zu kleben wie Pech und Schwefel.

Saria lachte wieder ihr kicherndes Hexenlachen.

"Kind, du wirst es jetzt nicht an dich nehmen können.

Du hast ihm Angst gemacht.

Es wird sich solange nicht von meinem Rundtisch lösen, bis zu ihm versprochen hast, es nicht in den Reiswolf zu werfen."

"Aber warum?!"

Samantha war noch verwirrter als vorher.

Wo war sie denn gelandet?!

Bücher sie Angst hatten, Edelsteine die wie von selbst in ihre Fassungen rutschten, das war einfach zu viel für die skeptische junge Frau.

"Das ist sein Selbsterhaltungstrieb.", erläuterte Tala.

"Das Buch hat eine Seele, sonst hätte ich nicht in ihm eingeschlossen werden können und es hätte dich sonst nicht gefunden.

Oder hast du dich nie gefragt, warum Diana es nicht kannte, obwohl sie die Unibibliothek wie ihre eigene Westentasche kannte?!

Hasarel wollte nicht von ihr gefunden werden. Es hat einzig und allein auf dich, die Reinkarnation von Serana gewartet.

Und jetzt schützt es sich, indem es sich durch seine Magie an den Tisch geheftet hat."

Samantha war einen verzweifelten Ohnmacht nahe.

"Nagut, es tut mir leid Buch.

Ich werde dich nicht zerstückeln.

Darf ich dich bitte wieder aufheben?!"

Augenrollend sah Samantha Tala an, die zufrieden nickte. Dann faste sie abermals unter den weißen Ledereinband und tatsächlich, das Hasarel lies sich wie jedes andere Buch auch vom Tisch nehmen.

"Aber nun genug."

Saria kraulte Tala hinter den Ohren und entlockte ihr ein wohliges Schnurren.

"Ich muss dir sagen, dass du in großer Gefahr schwebst.

Darum habe ich auch den Saphir aus deinem Halsband in diese Kette versetzt. Oder besser gesagt, Stein und Metall haben von alleine zueinander gefunden.

Dieses Silber wurde aus dem Rosenkranz der Jeanne d'Arc geschmiedet und en Stein, den hattest du in deinem Körper, habe ich recht?!"

Eindringlich sah Saria Samantha an. Doch wie immer brauchte diese frage keine Antwort, die Seherin wusste es ohnehin.

Trotzdem erwiderte die 22jährige:

"Ja, bei einer Röntgenaufnahme hat am ihr in der Nähe meines Herzens entdeckt als ich 4 Jahre alt war und mir eine Rippe gebrochen hatte.

Keiner der Ärzte hatte es sich erklären können und weil meine Eltern es für ein Zeichen hielten, hatten sie mir ein Halsband daraus anfertigen lassen."

Wissend nickte Saria, hatte sie es doch gewusst.

"Und warum ist sie in Gefahr?!"

Tala meldete sich wieder zu Wort.

Doch statt einer richtigen Antwort, zitierte Saria einen alten Spruch:

"Zeigt die Mondgöttin ihr ganzes Gesicht, so wird das Alte wieder erwachen.

Es erscheint der Bote, berührt sich, was zusammen gehört.

Verdeckt ein leuchtendes Band das Licht des weisenden Sternes wird er wieder kommen, der Schützer, gerufen durch seinen Herrn, zu dienen ihm bis in sein Ende.

Denn das Böse hat seinen Weg aus der ewigen Dunkelheit gefunden. Kriechend steigt es aus der Hölle empor, die blutverschmierte Göttin als sein Portal, wird er abermals Unheil und Schrecken über den Mutterboden bringen.

Doch wir der von dem Stern gerettet, der in der selben Nacht geboren wird, so wird er abermals in die Unterwelten verbannt werden, wartend auf seinen nächsten Tag."

Das war alles, was Saria sagte, bevor sie Samantha und Tala bedeutete zu gehen.

"Ruft den Schützer ...", hörten beide noch sagen, als sie die Tür von dem Zigeunerwagen knarrend schlossen.

Nachdenklich gingen Samantha und Tala durch den Wald in Richtung Stadt zurück.

Samantha lies der Spruch der Wahrsagerin nicht los.
 

Abermillionen von kleinen leuchtenden Glühwürmchen tanzten vor den funkelnden Sternen über ihnen. Der abnehmende Mond warf sein fahles graues Licht in Samanthas Studentenwohnung, als sie sich erschöpft auf ihr Bett fallen lies.

Sie hatte noch in der Bibliothek nach alten Überlieferungen gesucht in der Hoffnung, die von Saria genannte zu finden. Doch Fehlanzeige, sie hatte rein gar nichts gefunden.

Aber ihr war, als kannte sie die Worte, nur woher?!

Und während sie langsam ins Land der Träume abdriftete, braute sich über ihr, fern ab im All, eines der seltensten kosmischen Schauspiele: Ein großer Asteroid bahnte sich seinen Weg auf die Erde zu. Doch er würde sie nicht treffen.

Sein Schweif würde nur die Sicht auf einige Sterne verbergen. Aber nicht auf irgendeinen, sondern den Nordstern ...

Bibliothek 2

Ich kann nicht glauben, dass du dir so etwas immer wieder gefallen lässt ..."

Kopfschüttelnd und mit einem tiefen Seufzer hatte sich Maik neben Samantha an einen der vielen Lesepulte in der Bibliothek sinken lassen und sah seine Freundin etwas traurig an.

Samantha zuckte nur unbeteiligt mit den Schultern und schlug den dicken Wälzer vor sich auf, den sie aus ihrem Rucksack gezogen hatte.

Ohne aufzusehen meinte sie leidenschaftslos:

"Man gewöhnt sich mit der Zeit daran ..."

Bei diesen Worten hätte Maik beinahe seinen Kugelschreiber auf den Boden fallen lassen.

Fassungslos starrte er seine Freundin an.

Er wusste ja, dass sie etwas eigen war und so gut wie nie die Beherrschung verlor, aber bei dem was Rina und Hanna ihr da an den Kopf geschmissen hatten, wäre sogar der geduldigste Esel durchgegangen.

"Man gewöhnt sich daran!?

Also ich wäre ihnen beinahe an die Gurgel gesprungen, und Tala auch.

Nicht war, meine kleine Tigerin?"

Seinen Worten beipflichtend lies Tala ein kleines Miau unter dem Tisch hervor vernehmen.

Sie hatte sich zu Samanthas Füßen zusammen gerollt und beobachtete mit zuckender Schwanzspitze die anderen Studenten, die sich in der Bibliothek befanden.

Auch sie konnte Samanthas Gelassenheit und Gleichgültigkeit nicht so ganz verstehen.

Obwohl sie stolz auf die Selbstbeherrschung ihrer Herrin war.

"Du tust ja grad so, als hätten sie mich grün und blau geschlagen."

"Aber diese Beleidigungen grenzen ja schon fast an Körperverletzung!"

Maik musste sich unheimlich beherrschen nicht zu laut zu sprechen, damit er die anderen nicht störte.

"Was kannst du denn dafür, dass du einfach besser bist als sie?

Sie hätten dich ja nicht gleich eine altkluge eingetrocknete Jungfer nennen müssen. Aber das war ja noch das netteste, was sie gsagt haben.

Ich find sowas einfach feige, wenn mehrere sich auf einen stürzen und dann auf ihm oder ihr rumhacken müssen.

Das ist doch ein eindeutiges Zeichen von Charakterschwäche!

Man sollte sie dreimal im Viereck rumschlagen!!!"

Samantha sah kurz auf und streife Maiks dunkelbraune Augen, die von einem zornigen Glimmen erfüllt waren.

Ruhig und mit fast schon sanfter Stimme meinte sie:

"Maik, ich finds ja nett, dass du dich so für mich einsetzten willst.

Aber was würde das ändern?

Irgendwann werden sie es leid sein oder werden erkennen, dass es unrecht ist was sie da abziehen.

Doch bis dahin, muss ich einfach auf Durchzug schalten, auch wenn es mir nicht wirklich passt.

Lass sie doch reden, schließlich sind sie eh nur hirnlose Zicken ..."

Mit einer gelassenen und beiläufigen Bewegung setze sich Samantha ihre rahmenlose Lesebrille auf.

Maik stand der Mund offen.

Samanthas verständnisvolle Art und die sture Gleichgültigkeit diesen vier Furien gegenüber war einfach faszinierend.

"Ja aber wenn ...", stotterte Maik, brach dann aber ab.

Mit einem freundlichen und ein bisschen mitleidigen Grinsen meinte er:

"Gut, wenn du das so machen willst, dann wünsch ich dir viel Glück.

Du solltest aber wissen, wenn die dir nur ein Haar krümmen, mach ich sie persönlich zur Schnecke!"

Feierlich legte er sich die Hand aufs Herz und sah Samantha abwartend an.

Die musste sich das Lachen verkneifen, ihr Freund sah einfach zum Schießen aus.

Dankbar sah sie ihn an und konnte ein Lächeln nicht verbergen.

"Danke, mein Retter!

Aber wenn ich jetzt nicht anfange zu Büffeln, dann musst du mich vor Frau Selerima schützen, und ich glaub nicht das dir das gelingen wird.

Und musst du nicht für einen Zwischentest bei Doktor Taldan büffeln?"

Mit einem schiefen Gesicht, das aussah als hätte man einen kleinen Jungen ertappt wie er etwas Unerlaubtes tat, zog Maik das Genick ein.

"Ah ... hähä, da hast du recht!

Der Direx reist mir den Kopf runter, wenn ich den test wieder in den Sand setz ..."

Blitzschnell schlug Maik ein Buch auf , schnappte sich seinen Block und den Kugelschreiber und begann die dünnen Seiten umzublättern.

"Was musst du denn lernen?"

Interessiert schaute Samantha über seine Schulter um einen Blick auf seine Notizen zu werfen.

Doch Maiks schludriges Gekrakel sah eher aus wie babylonische Keilschrift als Buchstagen.

"Das kann ja kein Mensch lesen!

Herr Taldan muss ein guter Hyroglyphenleser sein, wenn er deine Sauklaue lesen kann ..."

"Hehe, nicht frech werden!"

Empört sah Maik Samantha an.

"Also ich kann es lesen und in den Klausuren schreib ich auch viel schöner."

Ungläubig zog Samantha eine Augenbraue hoch, schluckte ihren fiesen Kommentar, den sie auf der Zunge hatte, aber runter und fragte stattdessen:

"Nagut.

Aber jetzt sag schon, was musst du lernen ..."

Scharf stieß Maik die Luft aus, als er das schwere Buch von dem glatten Holztisch hochhob und Samantha den Titel lesen lies.

"Götter und Fabelwesen Ägyptens", stand da auf dem schwarzen Einband mit weißen Buchstaben.

"Das hab ich auch noch nicht gesehen.", gestand sich Samantha ein, die ja so gut wie alle Bücher aus der Bibo der Uni kannte.

"Ja, ich auch nicht!", scherzte Maik.

Doch dann wurde er wieder ernst.

"Es ist ziemlich schwer sich die ganzen Namen und Zusammenhänge zwischen den einzelnen Personen und Kreaturen zu merken.

Da gibt es Viehcher, denen möchte ich lieber nicht über den Weg laufen ..."

Schnell hatte er in dem Buch geblättert und hielt Samantha eine Seite hin, auf der ein unheimlicher greif abgebildet war. Unter sein mächtigen Schwingen wanden sich hunderte kleiner Menschen und seine Krallen waren rot von ihrem Blut.

Samantha schauderte er bei dem Anblick dieses Szenarios.

Aber zwischen all dem Abscheu und des Ekels schlich sich ein Fünkchen Vertrautheit ein.

Plötzlich spürte sie, wie ihre Gedanken von etwas gestreift wurden.

Tala.

Doch ehe sie reagierten konnte, war die sanfte spirituelle Berührung der Nemek wieder verschwunden.

Irritiert schüttelte sie den Kopf und wandte ihren Blick ab.

"Ist ja grausig."

"Ja, find ich auch.

Aber ich kann da auch nichts machen, Stoff ist Stoff, die Lehrer können sich ja auch nicht aussuchen, was sie unterrichten wollen. Die müssen sich ja schließlich auch an den lehrplan halten."

Maik schlug das Buch wieder zu und legte es neben seinen Block.

"Aber haben sich deine Eltern nicht mit sowas beschäftigt?!"

Samantha nickte nur.

Der Gedanke an ihre Eltern war für sie nicht immer ein Vergnügen.

"Möchtest du dann nicht morgen in die Vorlesung vom alten Taldan kommen?

Er hat bestimmt nichts dagegen und so weit ich weiß hast du morgen keinen Termin, weil Professorin Selerima auf einer zweitägigen Fortbildung ist.

Also, hast du Lust?!"

Fröhlich sah Maik seine Mitstudentin an.

"Klar ..."

Samantha hatte schon viel von den Vorlesungen des Direktors gehört, hatte es aber nie in eine geschafft, da Frau Selerima immer zur selben Zeit ihren Unterricht machte.

Die nächsten eineinhalb Stunden redeten Samantha und Maik nur wenig miteinander, da beide für ihre Zwischentests büffeln mussten, die in zwei Wochen auf dem Plan standen.
 

"Bastet steh uns bei, Steh muss hier sein Unwesen getrieben haben!"

Mit offenem Mund starrte Tala auf das Chaos, das in Samanthas Zimmer herrschte.

Die niedliche Nemek schlüpfte schnell durch das offene Dachfenster in den von der untergehenden Sonne orange und rot gefärbten Raum und landete mit einem eleganten Sprung auf dem Bett. Doch sie hatte kaum einen Schritt getan, da traf sie auch schon auf einen Bücherstapel der gefährlich wackelte, aber nicht umfiel.

Sie war nur für ein paar Stunden weggewesen, weil Samantha sie weggeschickt hatte. Sie hatte gemeint, sie bräuchte absolute Ruhe, schließlich musste sie ja lernen. Und weil Tala sich einem direkten Befehl ihrer Herrin nur ungern widersetzte (obwohl sie lieber in ihrer Nähe geblieben wäre) hatte sie sich aus dem Fenster aufs Dach verzogen. Von dort oben hatte sie den Campus beobachtet. Und als es immer später wurde und die Sonne schon halb hinter dem Horizont verschwunden war, hatte sie sich wieder nach drinnen begeben.

Und da war sie auf dieses heillose Durcheinander gestoßen.

Über all Bücher über Bücher über Bücher, aber keine Spur von Samantha.

Leicht bewegte sich die beige Nase des Katzenwesens hin und her und suchte nach Samanthas Duft. Doch es roch im ganzen Zimmer nach ihr und so konnte Tala anhand des Geruchs nicht ausmachen, wo sich ihre Herrin befand.

Doch dann zuckten ihre längeren Katzenohren alarmiert in die Höhe. Kam da nicht leises Geplätscher aus dem Badezimmer?

Mit schnellen Sprüngen bahnte sich Tala geschickt ihren Weg durch die verschlungenen Bücherberge und war auch schon an der Türschwelle zu dem kleinen schwarzen Bad.

Ihr war dieser Raum schon immer unheimlich gewesen. Nicht zuletzt, da sie Wasser, wie eben alle Katzen, nicht sonderlich schätzte.

Auf lautlosen Samtpfoten tapste sie über die Spiegelfliesen auf dem Boden auf den zugezogenen Duschvorhang der Badewanne zu. Denn da in dem klienen Raum nicht genug platz für eine separate Dusche war, konnte man die Badewanne zu einer umfunktionieren.

Doch jetzt schien Samantha wohl eher in der Wanne zu liegen als zu duschen.

Und doch zog sie den schwarzen Vorhang aus Nylon vor?

Tala kam das seltsam vor.

Sie sprang auf die kleine Armatur, die neben der eingemauerten Badewanne hinter dem Vorhang hervorluckte und wäre beinahe an den glatten Fliesen abgerutscht. Im letzten Moment hatte sie sich noch an dem Handtuchhalter festkrallen können.

Erleichtert atmete sie aus. Sie war doch schon ganz schön eingerostet in der langen Zeitspanne, die sie in dem Buch zugebracht hatte, auch wenn sie das gar nicht gern zugeben musste.

Samantha lag regungslos im warmen Wasser, die langen Haarsträhnen bewegten sich wie schwarzblaue Korallen sacht hin und her. Neben dem Knistern der zerplatzenden Schaumblasen hörte man ganz leise ihren Atem heraus. Sie hatte ihre blaugrünen Augen geschlossen und der zerlaufene Kajal rann ihr wie schwarze Tränen die blassen Wangen herunter.

Hatte sie geweint?

Oder hatte sie nur vergessen sich abzuschminken?

Naja, viel schminke sie sich ja nicht. Sie trug nur den schwarzen Kajal als dünnen Strich um ihre Augen auf, das war's dann auch schon. Sie machte sich nun mal nicht so wirklich was aus Kosmetik. Sie fand es unnütz. Wenn man hässlich war, dann konnte das auch kein Pfund der teuersten Schminke wieder wett machen. Obwohl sie sich ja nicht hässlich fand. Es war ihr einfach nicht so wichtig.

'Ich darf es zwar eigentlich nicht, aber mich würde doch mal interessieren ...', dachte Tala und setzte sich hin.

Ihr Schwanz zuckte unruhig wie ein Wurm hin und her und ihre Ohren bewegten sich leicht, als wolle sie etwas hören, das weit entfernt war. Ihre goldgelben Augen sahen konzentriert auf Samanthas Gesicht gegenüber von ihr.

Langsam, sehr behutsam schlich sich Tala in katzenhafter Geschmeidigkeit in Samanthas Gehirn, in ihre Erinnerungen und lauschte der schwachen Stimme ihrer Gedanken.

Doch was sie da finden würde, würde ihr das Herz bluten lassen.

Böse Erinnerungen

Warum mussten Vater und Mutter nur noch einmal nach Luxor?'

Samantha lag regungslos in ihrer Badewanne im warmen Wasser und hatte die Augen geschlossen. Ihr Gesicht war blass und beinah blutleer, fast so als wäre sie tot. Doch sie lebte noch, daran bestand kein Zweifel. Ihr Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig.

Tala hatte sich heimlich in ihre Gedanken geschlichen und hatte teil an den grausigen Erinnerungen, die in Samantha wieder hoch gekommen waren, als sie am Vormittag mit Maik geredet hatte.

Bilder von weiten Sandwüsten, einer grünen Oase mit hohen Dattelpalmen und einer zerfallenen Ruine erschienen.

'Sie hätten doch genau so gut die Aufzeichnungen studieren können oder hätten sich den anderen Ausgrabungsstätten des Isiskults widmen können!

Warum musste es noch einmal die verlorenen Stätten des alten Luxor in der Wüste sein?'

Tausende Bilder von Ruinen, Ausgrabungsstätten, Museen, Artefakten in gepolsterten Holzkisten und alte Hyroglyphen an bröckelnden Grabmauern schossen in wenigen Sekunden an ihrem Inneren Auge vorbei.

Und plötzlich, als hätte jemand in einem ICE die Notbremsegezogen, blieb ein Bild stehen. Es zeigte einen stattlichen Mann mit breiten Schultern und einer Glatze, die er unter einem langen Baumwollschal versteckte und sich so gegen die stechende Hitze der Sonne schützte. Seine Augen waren blaugrün, wie die von Samantha und der hielt einen feinen Pinsel in der Hand. Neben ihm stand eine wunderschöne Frau, sie war gekleidet wie eine Ägypterin, ein langes weißes Tuch um ihren zierlichen Körper gewickelt, den Kopfschal nachintern geschlagen. Ihr schwarzes Haar schimmerte bläulich in dem hellen Licht und der sachte Wind lies es wie Seide hin und her wiegen. In ihren schlanken Händen befand sich eine alte, an allen Seiten eingerissene Papyrusrolle.

Der Schmerz beim Anblick dieser beiden Menschen lies bei Samantha beinahe den Atem, versagen, als sie durch einen schmalen Eingang in einer Wand der freigelegten Grabstätte gingen. Und keine Augenblick später hörte sie Schreie, entsetzliche Schreie die kaum aus den Kehlen menschlicher Wesen stammen konnten und doch wusste sie mit zerstörerischer Sicherheit, dass diese verzerrten und gequälten Laute von den beiden Forschern stammten, die eben im Schatten der Ruine verschwunden waren.

Sie würden nie wieder herauskommen.

Der Fluch hatte sie getroffen, weil sie zu neugierig waren, weil sie nicht wussten wann Schluss war, weil sie nicht hatten sehen wollen das jeder, der das Grab betrat, sein eigenes darin finden würde.

Tala war so in Samanthas Bewusstsein vertieft, dass ihr beinahe das Herz stehen geblieben wäre, als Samantha schlagartig ihre Augen aufschlug.

Gleichzeitig begann das Wasser in der dunklen Badewanne an so zu sprudeln und zu blubbern, als wäre es kochend heiß.

Doch es waren nicht Samanthas Augen, die die Nemek ansahen. Feuer schien das sanfte blaugrün, das an eine ruhige Lagune in der Karibik erinnerte, völlig verzehrt zu haben. Jetzt erinnerte die Iris eher an einen ausbrechenden Vulkan. Dunkles rot, orange und goldenes gelb waberten um die Wette.

Und es war auch nicht Samanthas Stimme, mit der sie sprach.

Kratzend und als würden hunderte Menschen, nein keine Menschen, Dämonen aus der Kehle der jungen Studentin sprechen. Die Worte würden wohl jedem Wesen das Blut in den Andern gefrieren lassen.

Und so sagte sie mit ihrer unmenschlichen teuflischen Stimme gedehnt:

"Tu ... das ... nie ... wieder !!!"

Talas Hals schnürte sich zusammen.

Sie wusste, wenn sie noch länger in diese Flammenaugen sehen würde, würde sie ihr Augenlicht verlieren und wahnsinnig werden.

Aber noch bevor das geschehen konnte, erwachte Samantha, die echte Samantha.

Das Brodeln im Wasser hörte auf, das Feuer in ihren Augen erlosch und ihre Stimme war wieder die selbe.

"Tala, was ist los, du schaut so als hättest du einen Geist gesehn.

Ist was passiert?!"

Wie eine Salzsäule saß Tala auf der Ablage Fläche zwischen Badewanne und Handtuchhalter und war nicht im Stande sich zu bewegen. Das Licht, das durch das kleine Fenster über der Wanne in das Bad gefallen war, wurde immer dunkler und würde in einigen Minuten wohl völlig verschwunden sein. Die Sonne hatte die Horizontsgrenze wohl gerade vollständig überschritten.

Lange Schatten wurden von den Bäumen hereingeworfen, die sich sacht hin und her bewegten, da der Wind die Wipfel der alten Platanen sanft mit sich wiegte.

Tala sah in dem weniger werdendem Licht und mit ihren vor Schreck geweiteten Augen aus als wäre sie zu Stein geworden.

Mit einem etwas gequält wirkendem Lächeln sah Samantha die Nemek an.

"He, Erde an Tala, wach auf!"

Und noch ehe sie ihre Worte zuende gesprochen hatte, spritze die mit der rechten Hand etwas Wasser zu der kleinen katzenartigen Gestalt auf der Ablagefläche. Die warmen Wasserperlen trafen ihr Ziel und nach einigen weiteren Wasserschüben war Tala klatsch nass.

"Jetzt langst mir, wach auf!"

Energisch setzt sich Samantha in der Wanne auf, so dass eine ordentliche Ladung Wasser über den schwarzen Rand auf den Spiegelboden schwabte.

Mit beiden Händen nahm sie die Nemek hoch und lies sie einfach in die Wanne plumpsen.

Keine Sekunde später teilte sich auch schon der knisternde Schaum und eine völlig durchgeweichte Tala kam hustend und prusten an die Wasseroberfläche.

Sie lies einen kreischenden Ton von sich, den Samantha nur zu gut von erschrockenen und verärgerten Katzen kannte.

So sehr unterschieden sich Nemek und Katze also doch nicht.

"Willst du mich ertränken?!?"

Beinah panisch patschte Tala mit ihren Pfoten auf dem Wasser auf, ehe sie merkte, dass sie ja auf Samanthas Beinen saß.

Die hätte sich beinahe vor Lachen weggeschmissen. Es kam sehr selten vor, vielleicht zehn Mal im Jahr, dass Samantha so ausgelassen lachen konnte.

Aber Tala sah ja auch wirklich aus wie ein begossener Pudel, pardon, wie eine begossene heilige Tempelkatze.

"Nein, ich wollte dich nicht ertränken ...", meinte Samantha, nachdem sie sich beruhigt und ihre Lachtränen aus den Augen gewischt hatte.

Tala saß beleidigt da, das Wasser reichte ihr bis an die flauschige Brust, und zuckte ungehalten mit dem Schwanz. Ihre Goldaugen sahen traurig und verärgert aus. Aber sie machte keine Anstalten aus dem Wasser zu kommen.

Und so schnappte sich Samantha die Shampooflasche neben sich, tat sich etwas von der flüssigen Substanz auf die linke Handfläche und begann, Talas Fell damit einzureiben bis es schäumte. Der angenehme Geruch von Melisse und Rose erfüllte schon bald den Raum und auch Tala schien es zu gefallen, auch wenn sie anfangs mehr als skeptisch dreingeschaut hatte.

"Dein Fell ist bestimmt nicht mehr gewaschen worden, seit du in das Buch gesteckt wurdest."

"Es war auch nicht üblich die heiligen Katzen ins Wasser zu stecken und sie mit ..."

"Shampoo", ergänzte Samantha.

"Ja .. mit Shampoo einzureiben."

Tala machte eine kleine Pause, da Samantha ihr gerade das Kinn kraulte.

Sie konnte der klatschnassen Katze sogar ein wohliges Schnurren entlocken.

"Aber auch wenn ich Wasser nicht sonderlich mag, muss ich doch sagen, dass es eigentlich nicht so schlecht ist ..."

Genüsslich lies sich Tala von Samantha einshampoonieren und somit auch gleich von oben bis unten durchkraulen.

Doch als Samantha den Schaum mit dem Duschkopf abwusch, was Tala nicht mehr so begeistert.

"Bei Tefnut, ist das nass!"

Es folgten einige Flüche auf Altägyptisch, von denen Samantha sie nicht eindeutig zuordnen konnte, oder sie lieber nicht zuordnen wollte. Sie hatte sich ohnehin vorstellen können, was sie bedeutet haben mochten.
 

Kaum eine viertel Stunde später waren Samantha und Tala aus der Badewanne wieder draußen und so gut wie trocken.

Samantha war in schwarze Boxershorts und ein weites schwarzes T-Shirt geschlüpft und hatte ihre Haare mit einem Handtuch zu einem schwarzen Turban zusammengewickelt.

Tala hingegen hatte sie nur mit einem Handtuch trocken gerieben. Jetzt sah die Nemek aus als hätte sie in die Steckdose gefasst. Sie war ein einziges Fellknäul und nur die langen Ohren und der Schwanz verrieten noch, wo vorne und hinten war.

"Du siehst aus wie ein zugroßgeratenes Wollknäuel mit vier Beinen, Ohren und nem Schwanz ...", meinte Samantha mit hämischer Stimme und musste sich die Hand vor den Mund halten, um nicht laut loszulachen.

Es sah einfach zu komisch aus.

"Du bist gemein, schließlich ist es deine Schuld, dass ich jetzt so verunstalten bin!"

"Ach Tala, mach dir nichts draus! Das geht wieder weg.

Du wirst sehen, morgen erinnert nichts mehr an dieses haarige Dilemma."

Schnell sprang Samantha auf das frisch aufgeräumte Bett. Sie hatte ihre Bücher in Rekordzeit wieder auf deren Platz gebracht. Nun konnte man wieder ohne Gefahr zu laufen, einen der Stapel umzuschmeißen, durch das Zimmer der Studentin gehen.

Tala trottete ihr hinterher und rollte sich neben Samantha auf ihrem Kopfkissen zusammen.

Sacht strich Samantha über das weiche und flauschige Fell.

"Aber zumindest ist dein Fell nun wieder schön glänzend und duftet wunderbar nach Rose und Melisse.

Dafür kann man doch das Stromschlagaussehen in Kauf nehmen, oder?"

Tala antwortete nicht, sondern lies nur ein missmutiges 'Hmmm' von sich hören.

Samantha störte das wenig. Sie war ausnahmsweise wirklich gut gelaunt und nichts sollte ihrer Stimmung nun einen Abbruch tun. Auch nicht die schmollende Tala.

Es dauerte eine Weile, bis Talas helle Stimme die Stille durchschnitt, die sich in dem Zimmer gebildet hatte.

"Du Samantha ...?"

"Hmmm ?"

Die Studentin war noch wach, obwohl sie die Augen geschlossen hatte.

"Kannst du dich erinnern, was du vorhin im Bad zu mir gesagt hast bevor du mich nass gespritzt und ins Badewasser gesteckt hast?"

Samantha horchte auf. Leicht neigte sie ihren Kopf auf die Seite und sah Tala an. Beide Augenpaare funkelten katzenhaft im fahlen Licht des immer mehr abnehmenden Mondes. In zwei Tagen würde wohl Halbmond sein.

"Was meinst du?

Ich lag in der Wanne und als ich die Augen aufgemacht hab saßt du da wie eingefroren.

Davor hab ich überhaupt nichts zu dir gesagt.

Wie auch, ich wusste ja nicht das du schon wieder da warst.

Warum fragst du?"

Samantha war verwundert.

Hatte sie denn kurz geschlafen und im Traum geredet?

Oder hatte sich Tala das nur eingebildet?

Doch die Nemek schüttelte den Kopf.

"Ach nichts, dann wird ich mich wohl doch verhört haben ..."

Abermals rollte sie sich ein und schloss die Augen und auch Samantha schlüpfte unter die Bettdecke.

Kaum zwei Minuten später war sie auch schon eingeschlafen.

Nur Tala lag beinah die ganze Nacht wach.

In ihr rumorte es und sie konnte einfach nicht aufhören nachzudenken.

In Samantha war 'das Alte' wieder erwacht. Das bedeutete, das sie sich wohl langsam wieder erinnern würde. Nicht sofort, die Erinnerungen und Bilder würden nur langsam und schubweise wieder in ihr Gedächtnis sickern. Sie würde sich ihres früheren Lebens als Serana wieder bewusst werden. Sie Seele würd erwachen und sie könnte wieder das sein, was sie schon vor tausenden von Jahren war.

Doch irgendetwas war schief gelaufen. Das war nicht Serana gewesen, die da in der Badewanne gelegen und 'die Macht' genutzt hatte.

'Es wird Zeit, dass Xeron erweckt wird.

Und bald ist es soweit ...'

Die Tanzenden Worte

Krachend biss Diana in einen Keks.

Kleine Krümel fielen auf das weiße Tischtuch mit den orientalischen Stickereien.

"Und als wäre das noch nicht genug, hat die Zimtzicke von Jeriso uns auch noch Hausaufgaben gegeben, daran hätte ich wohl noch als Oma zu knabbern! Die hat echt ein an der Klatsche, die sollte selber mal nen Psychologen aufsuchen!!"

Arlena platze gleich vor Wut.

Ihre Psychologie Professorin Beatrix Jeriso hatte ihren Studenten mal wieder so viel aufgegeben, dass wohl mindestens die Hälfte sie nicht vollständig machen konnte.

Die ansonsten so fröhliche und gutgelaunte Arlena war beinah zum Fürchten, wenn sie sich über irgendetwas oder irgendjemanden tierisch aufregte.

Maik, Diana und Samantha pflichteten ihr nur bei. Es war besser ihr nicht zu widersprechen.

Aber es konnte ja wirklich nicht angehen, dass man seinen Studenten aufgab, einen zwanzig Seiten Aufsatz über Freud in zwei Tagen zu schrieben. Das war nicht heilig, das war barbarisch.

Sacht strichen Samanthas Fingerspitzen über Talas Fell.

Die kleine Nemek hatte so lange gequengelt und gedrängt, bis Samantha aufgegeben und sie mit ins Kaleido genommen hatte.

Denn, was konnte sie denn schon groß anstellen?

Karola hatte nichts gegen Katzen, sie hatte ja selber zwei. Eine schwarze mit weißen Pfötchen und eine rotgetigerte, Zorro und Zora.

"Ich muss schon sagen, ich hab ja schon einen heiden Respekt das du ausgerechnet Psychologie studierst.

Aber dann noch die Jeriso auszuhalten, meinen Glückwunsch!"

Maik wusste, von was er sprach. Er hatte die verhasste Dozentin einmal in Vertretung gehabt und es war die Hölle auf Erden gewesen.

Seit dem meckerte er nie wieder über die Lehrer die er hatte.

Alle waren besser als diese Schreckschraube.

Auch Diana wusste, von was Arlena und Maik sprachen.

Als sie noch die Bibliothek geleitet hatte, war sie immer wieder einmal mit der Professorin aneinander geraten und hatte deren Jähzorn zu spüren bekommen.

"Arlena, Schätzchen, reg dich nicht auf, das gibt Falten und es nützt dir jetzt eh nichts.

Du musst wohl oder übel hinnehmen, das sie nicht ganz knusper ist.

Mach das beste draus und schreib den Aufsatz, auch wenn du nicht fertig werden solltest."

Diana hatte den angebissenen Haselnusskeks auf den Untersetzer ihrer großen Teetasse gelegt und sah Arlena beinah bemutternd an.

Ihre feingliedrige Hand mit den schwarzen Fingernägeln ruhte auf Arlena und beruhigte sie sogar ein wenig.

"Du hast recht ...", seufzte sie schließlich, nahm einen Keks und tauchte ihn in ihren Früchtetee.

"Man muss es so nehmen wies kommt.

Aber mal was anderes, wie hat dir eigentlich die Vorlesung von meinem Prof gefallen Sam?"

Fragend sah Maik Samantha über den Rand seiner Tasse Pfefferminztee an.

Samantha dachte kurz nach.

Ja, gestern war sie in der Vorlesung bei Direktor Konrad Taldan gewesen.

Es war sehr interessant gewesen und sie hatte sich sogar zu einem Kommentar aufgerafft, was normalerweise nicht ihre Art war.

Sonst saß sie ja lieber nur dabei, hörte zu und sagte nur etwas wenn sie gefragt wurde.

Doch der alte Direx hatte die Vorlesung sehr lebendig und anschaulich gestaltet das es sogar Samantha beeindruckt hatte.

"Ich hab selten ein 54jährigen so verständlich über das alte Ägypten reden hören."

Das stimmte, denn die ganzen Professoren und Doktoren der Ägyptologie waren ziemlich trocken und äußerst sachlich wenn sie über ihre Arbeit sprachen, so dass es Außenstehenden nicht leicht oder sogar unmöglich war ihnen zu folgen.

Samantha dachte an den Direktor, wie er gestern vor ihnen gestanden hatte: Ein 1,72m großer Mann im fortgeschrittenen Alter in einem dunklen Anzug mit sandfarbener Krawatte, einer Zwickerbrille auf der Nase und dahinter wache hellblaue Augen. Er wirkte sehr freundlich und hatte viel gelacht. Doch trotz dieser lustigen Fassade hatte man ihm angemerkt, dass er ein unangefochtener Experte auf seinem gebiet sein musste und sehr klug war.

Samantha hatte ihn auf den ersten Blick sympathisch gefunden.

Sie hätte auch gerne mit ihm persönlich noch einmal unter vier Augen geredet, doch er war in Eile gewesen.

Sie hatte sich jedoch fest vorgenommen, ihn nach seiner nächsten Vorlesung abzufangen und mit ihm zu fachsimpeln. Schließlich bewegte auch sie sich auf diesem Gebiet sehr sicher.

Das solltest du auch, schließlich bist du die Wiedergeburt einer großen ägyptischen Priesterin ...

Talas Stimme klang in Samanthas Kopf wie in einer riesigen Aula.

'Lass das!', dachte Samantha scharf.

Tala hatte ihr zwar schon versichert, dass sie auch Telepathin war, aber bis jetzt hatte sie noch nicht viel davon mitgekriegt.

Und eigentlich war sie auch nicht sonderlich scharf darauf zu erfahren, was andere so über sie dachten.

Aber es ist doch wahr!

'STILL !!!'

Samanthas Gedanken waren schneidend und sie fühlte wie Tala unter den Fingerspitzen ihrer linken Hand leicht zusammenzuckte, als hätte man sie erschreckt.

"Tut mir leid Kleine, ich hab's nicht so gemeint!

Sei nicht sauer, ja?!"

Samantha flüsterte so leise, dass nur Tala sie hören konnte.

Die lies nur ein leises Miau ertönen, was Samantha als 'ja' eingestuft hatte.

Und weil für sie damit die Sache gegessen war, wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihren drei Freunden zu, die sich mittlerweile angeregt über die kommende Afrikaausstellung des städtischen Museums unterhielten.

Tala lag still und mit geschlossenen Augen neben Samantha und lauschte nur mit einem Ohr den Worten der Menschen um sich herum.

Samantha hatte es nicht gemerkt, aber als sie Tala so angefahren hatte, hatte sich ihre Iris kurz verändert, sie war blutrot gewesen ...
 

Der Mond satnd halb über den sich wiegenden Platanen auf dem Campus, keine einzige Wolke war am Himmel, nicht einmal ein Wolkenfetzen.

Tala saß, wie ein mondsüchtiger Wolf, auf Samanthas Bett und starrte mit leerem Blick in den Himmel, auf die halbe Scheibe. Daneben fraß sich ein silbernes Band durch den Himmel gen Norden.

Sie saß ganz starr da, nur ihre Schwanzspitze bewegte sich hin und wieder und auch die Puschel an ihren Ohren zuckten von zeit zu Zeit kurz, als höre sie etwas.

Doch alles im Zimmer war ruhig.

Auch das Hasarel neben Tala war ruhig.

Noch ...

"Serana wird bald kommen Xeron.

Dann wird sie dich aus Chons' kaltem Griff befreien.

Bald, warte nur noch ein bisschen, bald bist du wieder frei, so wie ich."

Talas Stimme klang wie in Trance, leer und leidenschaftslos.

Und als hätte Samantha sie gehört, kam sie durch die Tür in das dunkle Zimmer.

"Kind, jetzt warte doch!", schall eine penetrante Frauenstimme aus dem Flur und kaum waren die Worte verklungen stand auch schon eine kleine rundliche Frau hinter Samantha und hielt die Tür auf.

Samantha, geistesgegenwärtig wie sie war, Zog sie Tür wieder zu.

Wenn Greta sehen Würde, hätte ihr letztes Stündlein geschlagen.

Die 60jährige Hausmutter hatte Samantha hartnäckig bis zu ihrem Zimmer verfolgt. Und jetzt würde sie ihr wahrscheinlich wieder ihr Leid klagen, ihr eine Standpauke verpassen oder ihr sonst irgendwie das Ohr abkauen.

Samantha verdrehte die Augen und meinte gezwungen freundlich:

"Was kann ich für sie tun Frau Orson?"

Wie eine zu fette Ente watschelte die alte Frau näher und legte die zittrige Hand auf Samanthas Arm.

"Mädchen, ich hab dir doch schon hundert Mal gesagt, das du mich Greta nennen sollst.

So wie die anderen Mädchen und Jungen auch."

"Gut ... Greta."

Samantha zögerte sie so zu nennen. Es klang so vertraut und mit dieser Frau wollte sie alles sein, nur nicht vertraut.

"Schön Kindchen!"

Greta tätschelte noch einmal ihren Arm und meinte dann:

"Schön, schön.

Ich wollte dir nur sagen, dass du nicht mehr so spät noch im Haus rumgeistern solltest!"

Tadelnd sah Greta Samantha an, die nur gezwungen lächelte.

"Ich war noch in der Bibliothek.

Wir schreiben bald einen Test und da brauchte ich noch ein Buch."

Schnell deutete sie auf den dicken Band in ihrem Arm.

Gretas Gesichtsausdruck schlug plötzlich in helle Begeisterung um.

"Braves Kind, das lob ich mir!"

Sie tätschelte Samanthas rechte Wange das es weh tat.

Und als sie schon wieder davonwackelte meinte sie noch:

"Lern aber nicht zu lang, ihr jungen Dinger braucht ja noch so viel Schlaf!"

"Ja, wird ich machen ...."

Samantha verdrehte die Augen und als Greta außer Hörweite war, zischte sie

"Alte Schachtel ..."

und verschwand in ihrem Zimmer.
 

"Du musst Xeron rufen.

Bald verdeckt das leuchtende Band den weisenden Stern ... "

Tala war immer noch in einem tranceähnlichen Zustand.

"Wen soll ich rufen?"

Samantha legte das Buch auf ihren Schreibtisch, zog ihren langen schwarzen Mantel aus und hängte ihn an den Hancken an ihrer Tür. Danach zog sie ihre Stiefel aus und stellte sie hinter die Tür auf ein kleines Schuhschränkchen.

"Xeron, den Beschützer.

Du musst ihn rufen, um dich zu schützen."

Samantha setzte sich mit verständnisloser Miene auf die Bettkante und sah Tala besorgt an.

"Warum?

Wozu beschützen?

Vor was?

Und wie überhaupt?

Geht es dir gut Tala?

Du sieht's abwesend aus ..."

Der Länge nach hatte sich Samantha auf die weiche Liegewiese gelegt und sah Tala an, die immer noch unverändert zum Mond und dem Kometenschweif hinaufstarrte.

"Das Hasarel, nimm es in die Hand und klapp den Deckel auf.

Die richtige Seite wird sich ganz von alleine aufschlagen.

Und dann lies was da steht, wenn der Schweif den Nordstern verdeckt hat."

Samantha war das alles etwas suspekt.

Ach Quatsch, etwas??

Sie fand das alles merkwürdig und befremdlich.

Doch schließlich hatte ihre verdammte Neugier gesiegt und sie tat was Tala gesagt hatte.

Und tatsächlich. Gleich nachdem sie den Deckel des alten Buches aufgeschlagen hatte, blätterten sich die Seiten von alleine um und gaben ihr wenig später den Blick auf eine Seite ziemlich in der Mitte des Buches preis.

Auf den alten Papyrusseiten stand in drei Zeilen eine Formel.

Und als dann der Schweif den Stern verdeckt hatte, las Samantha:

"Bei Atum und Ptah,

ich befehle dir Chons,

gib den Beschützer frei,

dass er sein Werk erfüllen kann."

Und kaum hatte sie die letzte Silbe fertig gesprochen geschah etwas ganz eigenartiges.

Die Worte, die sie eben noch vorgelesen hatte, lösten sich von der Seite ab. Die goldenen Buchstaben rissen sich von dem Papyrus frei und tanzten durch den Raum. Sie schwirrten einige Male wie Glühwürmchen um die völlig verblüffte Samantha herum, wirbelten ihr offenes Haar leicht auf und zogen dann einen kurzen Kreis um die noch immer starre Tala bevor sie sich neben dem bett sammelten. Dort schwirrten sie so schnell im Kreis, dass Samanthas Augen sie nicht mehr voneinander trennen konnte und sie aussahen wie viele im Kreis tanzende Worte.

"Die Magie der Worte, die Tanzenden Worte ...", flüsterte Tala.

Das Schauspiel der glühenden Fadenwörter ging noch einige Sekunden lang so weiter.

Doch dann, auf einen Schlag, verschwanden sie wieder in dem Buch, dass sich sofort mit einem lauten Klatschen schloss und auf Samanthas Schoß niedersank.

Doch die hatte im Augenblick nur noch Augen für das, was die Goldworte zurückgelassen hatten.

Samantha blickte auf ein Wesen, das sie nur aus Fabeln und Märchen gekannt hatte.

1,40m Stockmaß. 2,80m Länge, schwarzsilbernes Fell, zwei angelegte Flügel mit ebensolch schwarzsilbernen federn, ein Löwenschwanz der unruhig hin und her zuckte, Löwenpranken mit gefährlichen Silberkrallen und zwei saphirblaue Augen, die im fahlen Licht des Halbmondes wie Katzenaugen funkelten.

Vor Samantha stand ein lebendiger Chimera ...

Der Beschützer

Bleich wie ein Gespenst und regungslos wie eine Marmorstatue saß Samantha im Schneidersitz auf ihrem Bett, das Hasarel im Schoß, und starrte das Vieh an, das vor ihr stand und sie mit seinen Saphiraugen anstarrte.

Man konnte seinen ruhigen Atem hören, den er durch seine große Nase ausstieß. Es hörte sich an wie das Schnauben eines großen Pferdes, hohl und tief, als würde man in eine Flasche atmen.

Auch Tala war noch in ihrer Starre, doch dann löste sich die Trance und ihre goldenen Augen begannen sich wieder mit Leben zu füllen.

"Xeron!!!"

Wie von der Tarantel gebissen sprang sie auf und rannte auf den Chimera zu, der mitten in Samanthas Studentenzimmer stand und sich noch immer nicht bewegte.

Wie ein verschmustes Kätzchen, das sie ja auch irgendwie war, schmiegte sich Tala an die rechte Pranke des Monster und schnurrte voller Wohlgefallen.

"Ich freu mich so dich wieder zu sehen!!

Endlich bist du wieder frei!"

Noch einige Mal strich sie um seine Vorderpfoten ehe der Chimera antwortete.

Seine Stimme war wie ein leises Donnergrollen, sehr tief und ziemlich unheimlich.

"Ich bin auch von Freude erfüllt,

das Chons mich nicht mehr in sein kaltes Licht hüllt.

Aber sag mir kleine Freundin,

wem hab ich zu verdanken das ich wieder frei bin?"

"Er kann ja sprechen!

Ich glaub mich tritt ein Pferd!!

Und dann reimt er auch noch ..."

Samanthas Stimme war nicht mehr als ein gehauchtes Flüstern.

Sie war gelähmt und konnte sich nicht ganz entscheiden, ob sie nun Angst haben oder sich mit Tala freuen sollte, auch wenn sie nicht so wirklich wusste warum.

Was hatte sie da nur für ein seltsames Fabelwesen freigelassen?

Und was war, wenn es sie jetzt angriff?

Nein, das wäre nicht logisch, schließlich schein Tala Vertrauen zu ihm zu haben.

Die schmiegte sich immer noch an das schwarze Fell in dem regelmäßig silberne Strähnen schimmerten und schnurrte.

Doch dann löste sie sich und ging wieder auf das Bett zu, auf dem Samantha immer noch in unveränderter Pose saß.

"Das ist Serana's Widergeburt.", verkündete sie mit heller und fast schon feierlicher Stimme.

Samantha kam sich irgendwie albern vor.

Sie saß da, strümpfig, in schwarzer Schlagjeans, einer engen Bluse ohne Ärmel die vorne mit kleinen Haken zusammengehalten wurde und einem weißen Top darunter. Ihre Haare waren von den merkwürdigen fliegenden Worten und Buchstaben zerzaust und lagen ihr wirr auf dem Rücken, den Schultern und einige blauschwarze Strähnen hingen ihr auch in das blasse Gesicht.

Was gab sie nur für eine klägliche Wiedergeburt einer Hohlenpriesterin ab?

Die drei Silberreifen an ihrem rechten handgelenk schlugen mit einem hellen Klirren aneinander, als sie das Hasarel zur Seite legte und sich eine lange Strähne aus dem Blickfeld strich.

Sie hatte es geschafft sich soweit aus der Erstarrung zulösen, dass sie sich einiger maßen bewegen konnte. Doch hätte sie weglaufen müssen, wäre sie wohl kläglich gescheitert, weil ihr ihre Beine den Dienst verweigerten, dass wusste sie auch ohne einen versuch zu machen.

Also blieb sie still sitzen und vertraute auf Tala, der es anscheinend ja ziemlich gut gehen musste.

'Aber wenn's drauf ankommt, würde nicht mal weglaufen was bringen!

Dieses Vieh hätte mich ja schon nach drei Schritten eingeholt und in tausend Stücke zerrissen.'

"Es schmerzt mich das du hören,

ich wollte euren Frieden nie stören.

Ihr könnt euch nicht erinnern, so schein mir,

aber dazu bin ich nun hier.

Ich werde euch treu dienen,

mit Körper und allen Sinnen.

Ich werde Xeron genannt

und war früher eure rechte Hand."

Die Stimme des Chimera war immer noch ein Grollen, das stark gedämpfte Brummen eines mächtigen Löwen, nur das er eben keiner war.

Naja, nicht wirklich, vielleicht hatte er etwas von einem Löwen, doch normale Exemplare dieser Großkatzen wurden ja auch nicht so groß , hatten Flügel, hatten ein so eigenwillig gefärbtes Fell und konnten sprechen.

Langsam lösten sich seine Pranken von dem Parket. Samantha zuckte zusammen bei der leichten Erschütterung die sie spüren konnte, als er sie wieder aufsetzte. Mit kleinen Schritten kam er näher, kam immer mehr auf Samantha zu.

Doch in der herrschte mittlerweile ein so großes Durcheinander und so viel Verwirrung, dass sie gar nicht mehr daran gedacht hatte vor dem großen Fabelwesen Angst zu haben.

Und so zuckte sie kaum merklich, eher vor Erstaunen als vor Furcht, zurück, als der Chimera seinen großen Kopf sanft auf ihren Schoß legte und ihre linke Hand mit der feuchten Löwennase anstupste und erwartungsvoll die Augen schloss.

Zögerlich, ganz langsam und vorsichtig, als wäre er aus Glas und würde jeden Moment in abermillionen Scherben zerspringen, legte Samantha ihre leicht zitternde Hand auf seine weiche Schnauze.

Sie war sichtlich überrascht wie weich und kuschelig sich das Fell unter ihren Fingerspitzen anfühlte. Sie hatte eher erwartet das es drahtig und kratzig ist, so wie das Fell eines Rauhaardackels und nicht so geschmeidig wie das einer Schmusekatze.

Und als sie langsam damit begann ihn auf dem Nasenrücken und zwischen den Augen zu kraulen, ertönte ein durchdringliches und tieffrequentes Schnurren aus seiner Kehle. Das leichte Vibrieren auf ihren Beinen fühlte sich seltsam an, irgendwie vertraut.

"Das du mich befreit hast war mein Glück,

kehrt denn jetzt deine Erinnerung zurück?"

Samantha spurte das Schwingen seiner Stimmbänder an ihren Beinen. Es lies ihr eine wohligen Schauer über den Rücken laufen.

Doch auch wenn sie noch so angestrengt nachdachte, sie konnte sich an nichts konkretes erinnern. Sie erinnerte sich zwar an diese Berührungen, an sein Schnurren und an seine Stimme, doch sie sah keine Bilder vor ihrem Inneren Augen aufblitzen. Sie sah einfach nichts.

"Mach dir nichts draus Samantha,

Thot und Heh werden geben das du dich wieder erinnern kannst."

Nun stupste Tala Samanthas rechte Hand an und schob sich darunter.

Und so saß sie da, in ihrem dunklen Zimmer das nur dürftig vom Halbmond erhellt wurde kraulte zwei Wesen die es eigentlich gar nicht geben dürfte. Langsam bekam sie Kopfschmerzen, es war einfach zu viel für sie. Sie war zwar ziemlich tolerant, aber das war dann doch entschieden zu kompliziert und zu reichhaltig an neuen Informationen.

"Ich denke meine Herrin sollte sich nun zur Ruhe begeben,

ich werde über euch wachen wie die Götter über Theben."

Und mit diesen Worten nahm Xeron seinen Löwenkopf von ihren Beinen, legte sich längs parallel zu dem Bett, atmete noch einmal tief ein und aus und war dann, so schien es jedenfalls, eingeschlafen.

Samantha, der es jetzt auch schon egal war, zog ihre Klamotten aus und schlüpfte in ihr bequemes Nachtoutfit bestehend aus T-Shirt und Boxershorts und kroch dann erschöpft unter die Bettdecke.

Tala rollte sich wie gewohnt neben ihrem Kopfkissen ein und war ebenfalls keine zwei Minuten später schon eingeschlafen.

Samantha hatte der Zauber, den sie aus dem Hasarel entnommen hatte, doch mehr geschwächt als sie es hätte zugeben wollen. Und der Schreck, den ihr das große Fabelwesen Xeron eingejagt hatte, hatte ihr Herz auf touren gebracht. Sie fühlte sich wie nach einem Marathon durch die gesamte Sahara und wollte einfach nur noch schlafen ...
 

Zufrieden lächelnd schrieb Iren Selerima Samanthas Antwort an die lange grüne Tafelwand.

Reges Getuschel ging durch die Reihen.

"So ne Streberin, die macht sowas doch extra!"

Empört hatte Silvia die Arme vor der Brust verschränkt.

Frau Selerima hatte zuerst sie befragt, doch als sie nicht die richtige Antwort gewusst hatte, hatte die etwas schludrige Professorin Samantha gefragt. Die hatte die Antwort gewusst, obwohl sie genau in dem Moment etwas geschlafen hatte.

Sie war beinah zuspät zur Vorlesung gekommen weil sie ihren Wecker nicht gehört hatte. Deshalb war sie etwas abgespannt und wäre in dem Hörsaal beinahe mit dem Kopf auf den Tisch geknallt, wenn die Dozentin ihr nicht die Frage gestellt hätte.

Nun hatte sie abermals den Hass von Silvia, Hanna, Rina und Tamara auf sich gezogen.

Aber das war ihr jetzt noch viel egaler als sonst. Ihr fielen die Augen fast zu und sie war genug damit beschäftigt nicht doch noch einzuschlafen, als das sie sich jetzt mit den Gemeinheiten dieser Zickenfraktion auseinandersetzen konnte. Es war die Sache einfach nicht wert.

Tala war an diesem Tag auch nicht mitgekommen, sie war bei Xeron auf ihrem Zimmer geblieben um aufzupassen.

Samantha hatte sich ein verächtliches Lachen verkneifen müssen. Es klang aber auch zu komisch, das eine kleine Katzenkreatur auf einen riesigen Chimera aufpasste. Das war beinah so als würde eine Ameise Babysitter für eine Heuschrecke spielen.
 

"Heute kann ich leider nicht so lange bleiben und mit dir eine Tasse Tee trinken Susan.

Ich muss noch jemanden besuchen ..."

Entschuldigend sah Samantha die ältere Bibliothekarin an die etwas geknickt hinter ihrem hohen Schriebtisch saß.

Susan und Samantha hatten es sich zur Gewohnheit gemacht jeden Freitag eine Tasse Schwarztee in der Bibliothek zusammen zu trinken. Freitags war so gut wie keiner in der Bibo und so waren sie meist ungestört. Die meisten Studenten gingen übers Wochenende nach Hause, zu Freunden oder machten sich schon für den Weekendpartymarathon bereit, den manche zelebrierten um sich von dem stressigen Unialltag abzulenken.

Doch Samantha war ja so gut wie jeden Tag in der großen Bücherei, da leistete sie der netten Frau Anfang 40 gerne Gesellschaft. Besonders weil sie eine gemeinsame Leidenschaft hatten: Bücher.

"Naja, da kann man nichts machen.

Aber ich versteh dich, wenn du jemanden besuchen willst."

Susan lächelte freundlich.

"Jetzt kuck nicht so schuldbewusst, ich bin nicht sauer oder traurig!

Ich sollte ohnehin noch die neue Enzyklopädie einsortieren, da musst du mir nicht dabei zuschaun."

Samantha lächelte sie dankbar an.

Mit der hohen Flügeltür in der Hand meinte sie beim Rausgehen:

"Dann wünsche ich dir viel Spaß Susan!

Nächste Woche holen wir das nach, ganz bestimmt ..."

Und schon war sie über alle sieben Berge.

Mit schnellen Schritten eilte sie die langen Gänge entlang, hechtete über die Wiese vom Unihauptgebäude zum Wohnheim und spurtete da in einem Affentempo die Treppen in den fünften Stock und war keine acht Minuten, seit sie Susan 'tschüss' gesagt hatte, in ihrem Zimmer.

Sie keuchte wie eine asthmatische Oma und hatte fürchterliches Seitenstechen, doch sie war da.

Tala und Xeron sahen sie nicht sonderlich überrascht an.

"Wir dachten schon du hättest dich verlaufen ..."

Tala sah sie mit einem herausfordernden Grinsen an.

Samantha lächelte nur müde und winkte mit der Hand ab.

Sie hatte nun wirklich keine Lust und auch nicht den Nerv sich mit der vorwitzigen Nemek zu streiten.

Sie hatte anderes im Kopf.

Sie musste unbedingt zu Saria, der alten Zigeunerin. Sie hatte ihr Versprochen sie am Ende der Woche zu besuchen. Doch heute konnte sie nicht Nachmittags gehen, wie sie es sonst immer tat. Sie musste erst die Dämmerung und das Einsetzen der Dunkelheit abwarten.

Schließlich war Xeron nicht gerade klein so das sie ihn in ihre Handtasche stopfen konnte.

Er hatte hartnäckig darauf bestanden sie zu begleiten, es war schon beinah unheimlich gewesen. Und weil Samantha am Morgen ohnehin spät dran gewesen war, hatte sie in ihrer Eile zugesagt. Und da hatte sie nun den Salat.

Sie konnte heilfroh sein wenn die Zigeuner sie nicht als Hexe verbrannten wenn sie mit dem riesigen Ungetüm bei ihnen in ihrem Wohnwagendorf aufkreuzte.

Nur noch ein oder zwei Stunden und sie könnten es wagen sich aus dem Haus zu schleichen. Samantha war ein riesen Klotz vom Herzen gefallen als sie herausgefunden hatten, das Xeron auch durch das Dachfenster passte und so nicht durch das Haus gehen musste. Sie hätte wirklich daran gezweifelt, wenn er durch die Türrahmen gepasst hätte ohne sie zu beschädigen oder einen Höllenlärm zu machen.

Also machten sie sich, im Schutz der Dunkelheit, auf den Weg in den nahegelegenen Wald.

Während Tala und Samantha durch das Wohnheim schlichen hatte sich Xeron aus dem Dachfenster gezwängt und war auf das Dach geklettert. Dort wartete er, bis er Samanthas Zeichen auf dem rasen des Campus sah und erhob sich dann auf deinen Mächtigen Schwingen, deren Spannweite die 6 Meter überschritten, in die kühle Nachtluft und flog beinah lautlos auf den Wald zu, dem Samantha ihm als ihr Ziel gewiesen hatte.

Er hatte ihr mehrmals angeboten sie auf dem Rücken zu tragen, wie er es früher getan hatte, doch Samantha hatte dankend abgelehnt. Der Weg auf dem Boden und zu Fuß, mochte er auch beschwerlicher sein, war ihr dann doch lieber.
 

Und so huschten die drei Gestalten durch die Nacht in Richtung Wald auf das Dorf der Zigeuner zu, wo sie schon fast sehnsüchtigst von der alten Saria erwartet wurden ...

Vision

Langsam öffnete Samantha die knarrende Tür zu dem Wohnwagen der alten Wahrsagerin.

Im Inneren brannte an jedem erdenklichen Fleck eine Kerze und erhellten den Wohnwagen großzügig. Doch der etwas aufdringliche Geruch der Raucherstäbchen war immer noch genau auszumachen, auch wenn Samantha keine brennen sah.

"Komm näher Kind, ich habe dich erwartet ..."

Saria sagte wieder ihren Standartsatz. Auch wenn es nicht immer ganz der Selbe war, kamen doch immer die Worte 'ich habe dich schon erwartet' darin vor.

Samantha hatte schnell begriffen, dass es nicht nur eine Floskel war, sondern das Saria so etwas tatsächlich wusste.

Sie besaß eben das 'allwissende Auge' wie sie ihre Gabe in die Zukunft zu blicken nannte.

Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen und dicht gefolgt von Tala trat Samantha in den Wohnwagen ein und verschloss die alte Tür hinter sich wieder.

"Schön zu sehen das es dir gut geht, mein Liebes ..."

Sarias Stimme klang etwas krächzend und auch unheimlich.

Aber Samantha störte das nicht.

Sie genoss es beinah, auch wenn sie es nie freiwillig zugeben würde, dass die Alte sie etwas bemutterte, so wie sie es mit allen anderen auch tat. Sie war das Oberhaupt, das älteste Mitglied der Zigeuner hier in diesem Wald.

Ihre langen weißen Haare hatte sie unter einem feinen Netz aus schwarzen Fäden zusammengeflochten.

Samantha setzte sich auf den Stuhl gegenüber von der Wahrsagerin und streife ihren schwarzen Mantel glatt. Wie immer war sie ganz in schwarz, nur die Silberkette mit dem Saphir in seiner kostbaren Fassung blitzen auf dem dunklen Untergrund ihrer Brust im flackernden Licht auf.

Tala war einmal, zur Begrüßung, um Sarias Beine gestrichen und hatten sich kurz von ihren ausgezehrten Händen kraulen lassen, ehe sie sich neben Samanthas Stuhl auf dem Teppichboden eingerollt hatte.

Saria Kalarmos bleiche Augen sahen Samantha eindringlich an.

Doch die hielt dieser lautlosen Musterung ihres Äußeren und auch ihres Geistes stand.

Schließlich meinte Saria seufzend, während sie ihre alten vergilbten Tarotkarten aus ihrem Schränkchen holte:

"Es ist lange her seit ich einen Beschützer das letzte Mal gesehen habe.

Und auch der, wie die meisten anderen auch, war ausgestopft gewesen."

Sie spielte eindeutig auf Xeron an, der zwischen den dicken Stämmen der alten Linden auf dem Waldboden lag und wartete.

Samantha hatte ganz gewusst warum sie sich nicht die Mühe gemacht hatte den Chimera besser zu verstecken.

Saria hatte es wahrscheinlich ohne hin mit ihrem 'allwissenden Auge' gesehen oder wenn nicht, es auf sonst irgendeine Art herausgefunden.

Doch Samantha staunte nicht schlecht über ihre Aussage, dass sie solche Geschöpfe wie Xeron kannte.

"Ich wusste nicht, dass es sie immer noch gibt oder jedenfalls bis vor kurzem noch gegeben hat ..."

In aller Seelenruhe mischte Saria weiter die Karten.

"Du weißt noch von vielem nichts, aber das wirst du wohl selbst schon erkannt haben.

In der Tat, es wird wohl noch ein paar Exemplare geben, die noch aus lebendigem Fleisch und Blut sind.

Aber sie sind über den ganzen Planeten verstreut, leben in den unwirtlichsten Gebieten und müssen jeden Tag ihren Göttern auf Knien danken, das sie Menschen sie nicht entdeckt haben.

Es ist unwürdig ..."

Traurig senkte Saria ihren Blick, lies für einen Moment ihre Hände ruhen und schüttelte betroffen den Kopf.

"Aber wie ich sehen konnte hast du ihn aus seinem Gefängnis am Himmel befreit.

Gut, gut ...

Ich wusste das du diesen Teil der Prophezeiung mit Hilfe deiner Freundin da unten erfüllen könntest."

Mit einem kurzen Kopfnicken deutete sie auf den Boden rechts von Samanthas Stuhl.

Ohne Zweifel hatte sie Tala damit gemeint.

Saria, ich bitte dich, zeig ihr was Xeron zu verhindern versucht ...

Tala hatte die fehliche Bitte telepathisch an die alte Hellseherin übermittelt.

Doch die schüttelte, ohne das Samantha es sehen konnte, den Kopf.

'Tut mir leid du altes Geschöpf, aber es ist mir verboten anderen etwas über ihre Seele zu berichten.

Und das weißt du auch.

Sie wird es wohl selbst herausfinden müssen ...'

Sie war sich sicher, das Tala diesen Gedankengang gelesen hatte.

Unbeirrt fuhr sie fort die Karten zu mischen.
 

"Aye ... das hatte ich nicht erwartet ..."

Grübelnd beugte sich Saria über das verworrene und in Samanthas Augen total chaotische Legesystem der 78 Tarotkarten.

Sie kannte zwar die Bedeutung einiger Karten, aber angesichts eines gesamten Decks war sie hilflos überfordert.

Deshalb wagte sie es auch nicht Saria in irgendeiner Weiße zu stören.

Mit angestrengtem Blick und äußerst aufmerksam folgte sie Sarias linker Hand, die mit erfahrenen Bewegungen auch die letzten Karten sorgfältig auf dem ganzen Tisch auslegten, bis von der goldbestickten schwarzen Tischdecke kaum noch etwas zu sehen war.

Und als Saria damit begann die Karten nacheinander zu deuten und dabei leise vor sich hin murmelte, wurde es Samantha immer unwohler zu mute und sie konnte kaum noch still sitzen bleiben.

Aber sie wusste, wenn sie sie jetzt unterbrechen würde, würde sie das nur in ihrer Konzentration stören und sie müsste noch länger auf eine Antwort warten.

Schließlich lehnte sich die alte Frau z6urück an die Lehne ihres alten Ohrensessels und seufzte beinah erschöpft auf.

"Du hast ein interessantes Leben gehabt ..."

Samantha stockte der Atem bei den Worten der Wahrsagerin.

"Wie ... meinst du das?

Ein interessantes Leben gehabt??

Sterbe ich denn bald?"

Ihr Herz begann beinah unkontrolliert zu rasen und ihr stand der Angstschweiß in feinen Tröpfchen auf der Stirn.

Ihre Hände krallten sich verkrampft in den schwarzen leicht glänzenden Stoff ihrer langen Hose.

Sie hatte eigentlich nicht vorgehabt in naher Zukunft das Zeitliche zu segnen.

Doch Saria winkte ab.

"Nein, du wirst nicht sterben, jedenfalls nicht in den nächsten Jahrzehnten."

Sie legte eine kurze Pause ein und sah Samantha mit einem leichten Lächeln an.

Der war ein riesen Steinbrocken vom Herzen gefallen das sie bangen müsste man hätte den Aufprall gehört.

""Ich wollte dir keinen Schrecken einjagen, wirklich nicht.

Ich sprach von deinem früheren Leben, das im alten Ägypten.

Dein Leben als Serana, der Hohlenpriesterin von Ischtar."

Mit einem fast un merklichen Zittern deutete Saria auf die Karten im Zentrum des komplizierten Legesystems.

"Das ist das 'Gericht', in deinem Fall steht es für Reinkarnation.

Ich denke, diese Karte spricht für sich ..."

Ihr linker Zeigefinger deutete auf die 'Hohepriesterin'.

Samantha nickte. Die Alte brauchte ihr nicht mehr dazu erklären, denn in dem Zusammenhang zählte nicht die genauere Bedeutung der Hofkarte. Es reichte völlig aus, denn das Zentrum beschrieb das Wesen und die Natur der Person über die die Karten ausgefragt wurden.

Also hatte Samantha tatsächlich noch immer die Aura einer Priesterin an sich.

Natürlich!

Seelen verändern sich nicht, auch wenn sie noch so lange auf ihre Wiedergeburt gewartet haben ...

Talas Stimme klang hell und vertraut in Samanthas verwirrten Gedanken.

Schon wollte sie wieder zu einem vernichteten Gedankengang ansetzten, doch dann lies sie es.

Sie konnte es Tala nicht verübeln, sicherlich hatten sich Serana und sie immer so unterhalten wenn andere Menschen anwesend waren.

'Die Macht der Gewohntheit ...', dachte Samantha seufzend und widmete sich dann wieder ganz Sarias Erklärungen der Karten.

Letztendlich deutete sie auf zwei Karten, die übereinander lagen.

Ihr Gesicht verdunkelte sich und sie sagte mit einer unheimlichen Stimme, die Samantha an ihr noch nie gehört hatte düster:

"Und schließlich die Umstände deines, Seranas Todes.

Das hier sind die Zehn der Schwerter.

Sie bedeuten diesem Fall Opfer, Hinterhalt, Schmerz und Hass auf sich ziehen.

Und das ist die Königin der Kelche.

Sie steht für Missgunst, Neid, Hass und falsche Schlange."

Saria sah Samantha abwartend an und blickte dann auch kurz auf Tala, die auf Samanthas Schoß gesprungen war um auch zu sehen, was die Zigeunerin da gelegt hatte.

Ihre Augen waren schreckgeweitet.

'Oh mein Gott, die Karten sprechen tatsächlich die Wahrheit.

Und trotzdem hat sie die dunkle Seite von ihrer Seele nicht mitgelegt ...'

Talas Schanz zuckte unwillig und nervös hin und her.

Samantha bemerkte es nicht. Sie war ganz mit den Karten geschäftig und damit Sarias Worten zu lauschen und jedes einzelne in sich auszusaugen wie ein gieriger Schwamm.

"Wie du dir denken kannst Kind wurdest du von einer missgünstigen und von Neid zerfressenen Frau, der 'falschen Schlange', durch einen Hinterhalt getötet."

Saria schwieg einige Sekunden und setzte dann hinzu:

"Ich denke du weißt, was es heißt ..."

Samantha nickte langsam.

"Natürlich, Geschichte kann sich wiederholen ..."

Schmerzlich schossen ihr die Gesichter von Hanna, Tamara, Rina und besonders das von Silvia durch den Kopf.

Würden sie wirklich so weit gehen und ihr ernsthaft etwas antun, sie vielleicht sogar umbringen?

Samantha schüttelte entschieden den Kopf, das war doch blanker Unsinn was sie da dachte!

Und doch wurde ihr Angst und Bange bei dieser Vorstellung.

Schnurrend und mit dem festen Willen Samantha von ihren düsteren Gedanken abzubringen schmiegte sich Tala an ihre Brust und schnurrte.

Mit einem steinharten Gesicht, das keine Emotionen zu zeigen schien, sammelte Saria die Karten auf dem Tisch wieder ein.

Und während sie sie wieder in ihrem Schrank verstaute, die bemalten Türen schloss und den Schlüssel herumdrehte sagte sie:

"Quäle dich nicht mit diesem Wissen Samantha, du weißt nicht ob du es nicht noch ändern kannst.

Schicksal ist eine vielseitige Sache.

Wir können uns entweder in unseren Zimmern verkriechen und uns ihm ergeben oder wir können hinaus in die Welt gehen und unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen."

Mit einer Geste, die Samantha sie sehr an ihre eigene, schon seit ihrem achten Lebensjahr verstorbene Großmutter erinnerte fasste Saria nach Samanthas Hand, die bleich und blutleer auf der Tischplatte lag.

Ihre alte und mit Falten überzogene Hand fühlte sich warm und doch kühl auf ihrer eigenen an und schenkte ihr ein unerwartet starkes Gefühl von Zuneigung und Trost.

"Denk immer daran, wer nicht bereit ist für eine Sache zu kämpfen, hat schon verloren."

Doch als Saria Samantha anlächelte, fuhr sie plötzlich zusammen.

Schmerzverzerrt war ihr Gesicht und sie zog schnell ihre Hand von Samanthas weg als hätte sie einen Stromschlag erhalten.

Besorgt sprang Samantha auf, ungeachtet der erschrocken Tala die bei dieser plötzlichen Bewegung von ihrem Schoß rutschte.

"Saria, was hast du?

Hast du Schmerzen?

Geht es dir nicht gut?

Soll ich Hilfe holen?"

Panik, Hilflosigkeit und ein unerklärliches Schuldgefühl kämpften in Samantha um die Oberhand und liesen ihren Puls sprunghaft in die Höhe schnellen.

Doch bevor sie aus dem Wohnwagen springen konnte um die anderen zur Hilfe zu rufen, hatte sich Saria wieder gefangen.

Beschwichtigen und sanft sagte sie:

"Keine Angst Samantha, es ist schon vorbei.

Es war nur ein kurzes Stechen und ist schon wieder weg.

Das ist in meinem Alter nun einmal so das der Körper nicht mehr so mitmachen will wie man es gern hätte.

Nun beruhige dich."

Samantha war noch immer ganz aufgewühlt.

Doch langsam, in kleinen Schritten, beruhigte sich ihr Herz wieder und die Panik verlies ihren Körper wieder.

"Sicher, das es dir wieder gut geht?

Soll ich nicht vielleicht doch die anderen holen?"

"Nein nein, ich sagte doch schon das es wieder vorbei ist.

Aber trotzdem solltest du dich jetzt auf den Heimweg machen ..."

Langsam und unter leisem Ächzen erhob sich Saria aus ihrem Stuhl.

Samantha hatte sie nur selten stehend sehen und sah ihr besorgt entgegen.

Doch die nur 1,58m große Frau wehrte entschieden ihre helfenden Hände ab als Samantha sie stützen wollte.

"Lass nur, ich schaffe das schon.

Der Tag muss erst noch kommen an dem man mich wie eine gewöhnliche hutzelige alte Greisin stützen und durch die Gegend tragen muss!"

Amüsiert zwinkerte sie Samantha zu und ging, für ihr Alter noch sehr beschwingt, mit Samantha und Tala zu der Tür ihres alten Holzwohnwagens.

Sie verabschiedeten sich kurz und schon waren Samantha und die Nemek draußen in der Dunkelheit hatten schon einige Schritte auf die Waldgrenze zugemacht, rief Saria sie noch einmal zurück.

"Was ist?", fragte Samantha als sie sich umgedreht hatte.

"Lass mir den Chimera ein paar Tage da, ich möchte mich mit ihm unterhalten."

Samantha stockte und sah Tala fragend an.

Die meinte leidenschaftslos:

"Schau mich nicht so an, es ist ganz die Entscheidung von dir und Xeron ..."

Und als hätte er es vorhergesehen, stand Xeron auch schon neben Samantha.

Die fuhr vor Schreck zusammen als sie seinen feuchtwarme Nase an ihrer Hand spürte.

"Wenn ihr beide es wünscht, werde ich einige Tage hier verweilen,

doch wenn ihr in Schwierigkeiten seit müsst ihr es mit sofort mitteilen."

Xerons blaue Augen funkelten im Licht der unzähligen Sterne am dunkelblauen Nachhimmel.

"Gut, dann bleib hier im Wald.

Und wenn du zurück kommst, dann tu das in der Nacht."

Schnurrend streifte Xerons Kopf Samanthas Hand als er zu Saria hinüber ging und sich neben die Treppe, auf der die alte Witwe stand, hinsetzte.

Samantha seufzte und schüttelte lächelnd den Kopf bevor sie sich umwandte und im Gehen meinte:

"Dann sehen wir uns in einigen Tagen wieder Xeron!

Auf Bald Saria!"

Und kaum waren die Worte verklungen waren Samantha und Tala auch schon im Wald verschwunden.
 

Xeron sah zu Saria auf und die erwiderte seinen Blick.

"Du hattest eine Vision ehrenwerte Saria?", fragte er in ungereimter Form mit seiner tiefen Stimme.

Die Alte nickte und in ihrem Gesicht machten sich dunkle Schatten breit.

"So ist es.

Sie wird sterben ..."



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Kommentare zu dieser Fanfic (14)
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Von: abgemeldet
2004-12-18T15:53:15+00:00 18.12.2004 16:53
Schön geschreiben.^^
Von: abgemeldet
2004-12-18T15:41:28+00:00 18.12.2004 16:41
°__°

U__U

°__°

XD NEEEEEEEEEOOOOOOOOOOO!!!!!!!!
.
.
.
Wieder ein gutes Kapitel. ^^
Das Lesen macht großen Spass!
Von: abgemeldet
2004-12-15T14:13:39+00:00 15.12.2004 15:13
^^ idealgewicht?^^
Von: abgemeldet
2004-12-15T14:09:19+00:00 15.12.2004 15:09
Kann ich nur rechtgeben.^^
Ähh, was soll ich sonst noch sagen... lange Beschreibung des Hauptcharas...abba echt gut.
Von:  Soulprayer
2004-08-24T11:58:04+00:00 24.08.2004 13:58
O_O O_O *zwinker*
Dass Du auch immer an den spannendsten Stellen aufhören musst... -__-
Überarbeite nochmal das Kapitel sind noch viele Fehler drin... ^^;;
Von:  Soulprayer
2004-08-18T21:20:50+00:00 18.08.2004 23:20
Und schon wieder am Ende.... *bedröppelt am Monitor sitz*
Fazit über die letzten Kapitel:
Sind zwar hier und da noch ein paar Rechtschreibfehler drin und ein paar Wiederholungen, aber trotzdem bleibt es sehr interessant und amüsant *gerad an pitschnasse Tala denken muss* ^_^'' *gg*

Das einzige, was mich a bisserl gestört hat war 'zog Maik das Genick ein.' in Kapitel 10. Also mag es jetzt Einbildung sein (ist schließlich auch ne Bildung ^_~), aber es hört sich für mich falsch an. 'Genick einziehen' hab ich bisher noch nie gehört. ^^;;

(btw. brauchst Du evtl. nen Betaleser ? *g*)

hoffe ich lese dich bald wieder :)
bye
souly
Von:  Soulprayer
2004-08-18T21:04:36+00:00 18.08.2004 23:04
is nich wahr... O_O''
*schnell weiterlesen muss*
*sich freut, daß du so viele Kapitel auf einmal hochgeladen hast*
Von:  Soulprayer
2004-08-18T20:53:00+00:00 18.08.2004 22:53
NYaaa... geiles Kapitel... ^^
als das wasser anfing zu blubbern dachte ich zuerst an flatulenzen. *giggle* >_<''
aber eine pitschnasse katze.... *mwahahaha* LOL ^^
wirklich cool :)
*zum nächsten kapitel roll*
Von:  Soulprayer
2004-08-18T20:41:38+00:00 18.08.2004 22:41
*fähnchenschwenkend eine Laola-Welle mit all Deinen Fans mache und zum nächsten Kapitel sause*
Von:  Soulprayer
2004-07-19T15:56:49+00:00 19.07.2004 17:56
Nun kurz zu Deinen Kapiteln:
Prophezeiungen erklären nicht und sagen auch nicht, wie es ausgeht... ;-)
Sie sagen zwar: 'wenn dies und das passiert, wird folgendes eintreten'
Aber das Resultat bleibt immer offen... ^^

Und ansonsten:
*May_chan-fähnchen schwenk*
MEEEHHHRR !! ^_^;;


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