Zum Inhalt der Seite

ANBU

Ai-Nedan-Budo-Umme
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Das hier ist der erste Teil meiner ANBU-Reihe und ich hoffe er gefällt euch^^
LG
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Der Titel bedeutet übersetzt "Wiedersehen und Verluste"
Viel Spaß^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Der Titel bedeutet übersetzt "Wer? Wann? Was? Warum?"
Viel Spaß^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kumo bedeutet Wolken
Viel Spaß^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Nach den Wolken kommt der Regen... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Wie der Titel verrät stellt sich in diesem Kapi die Frage nach der Beziehung der vier. Sind sie nun mehr Fremde oder mehr Freunde? Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Tatakai bedeutet Kampf Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hēwa bedeutet Frieden... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo alle zusammen!
Es tut mir wahnsinnig leid, dass ihr so lange auf die Überarbeitung dieses Kapitels warten musstet, aber ich hab es einfach nicht getippt bekommen, obwohl ich die Idee schon lange im Kopf hatte...
Ich hoffe die Länge des Kapitels kann euch ein wenig über die lange Wartezeit hinweg trösten!
Alles Liebe und schöne Feiertage!
Eure Hinarika

P.S. Ni Chimu bedeutet "Zwei Teams" Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Chikaku bedeutet "nahe"... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
"Inochi" bedeutet "leben"...
Ich muss mich außerdem schon wieder entschuldigen, dass ihr so furchtbar lange auf die neue Version dieses Kapitels warten musstet, aber ich hatte irgendwie eine richtige Blockade, was diese Fanfic angeht und nichts was ich geschrieben habe, hat mir am Anfang gefallen...
Ich habe es schließlich nach Ewigkeiten doch noch geschafft eine Version dieses Kapitels fertigzustellen, mit der ich im großen und ganzen relativ zufrieden bin und ich hoffe sie gefällt euch auch! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich kann euch gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass dieses Kapitel ENDLICH fertig ist!
Es tut mir wahnsinnig leid, dass ihr schon wieder so lange darauf warten musstet, aber die Anfangsszene zwischen Sakura und Sasuke wollte sich einfach nicht schreiben lassen und ich hab sie zig mal umgeschrieben...
Aber jetzt ist es endlich fertig und ich hoffe sehr, dass es euch gefällt!
GLG
Eure Hinarika

P.S.: Chudoku bedeutet Sucht Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halleluja, das letzte Kapitel ist überarbeitet! Es tut mir leid, dass die Überarbeitung insgesamt so lange gedauert hat, aber ich hab mir das Ganze irgendwie ein bisschen einfacher vorgestellt, aber nachdem ich letztendlich eigentlich alles komplett neu geschrieben habe, statt nur einzelne Teile zu überarbeiten, hat sich das Ganze dann doch ein wenig länger hingezogen...
Danke, dass ihr mit mir bis zum Ende durchgehalten habt und viel Spaß mit dem letzten "neuen" Kapitel!
P.S.: Der Titel bedeutet "ankommen" Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi^^
Ich hab mich mit dem Epilog extra beeilt, befürchte aber, dass er nicht ganz euren Erwartungen entsprechen wird...
Lasst mich wissen, was ihr darüber denkt :3
Mirai bedeutet Zukunft und ich fand den Titel sehr passend... Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Shimai

Es ist noch dunkel, beinahe noch mehr Nacht als Morgen, als sich die junge Frau lautlos in ihrem Bett aufrichtet und noch vor dem Läuten des Weckers die Beine über die Bettkante schwingt und aufsteht. Sie bringt die lärmende Uhr gleichgültig zum Schweigen und stellt sich stumm die Frage warum sie sich überhaupt auf den kleinen Wecker verlässt, wenn sie sowieso jedes Mal schon Stunden vorher wach ist. Schlaf war in den letzten Jahren ohnehin nicht ihr bester Freund. Außerdem muss eine Kunoichi ihres Ranges sich jederzeit blind auf ihr inneres Zeitgefühl verlassen können, alles andere wäre tödlicher Leichtsinn.
 

Sie zieht zuerst die dunklen Vorhänge vor ihrem Fenster zur Seite und mustert in einer alten Gewohnheit wachsam die umliegende Gegend, bevor sie ihre ANBU-Ausrüstung anlegt. Die Arm- und Beinschienen und die maßgeschneiderte Weste aus dem gleichen silbernen Metall. Die Waffentasche fest um den Oberschenkel gebunden und das dünne Schwert, das sie mehr aus bloßer Gewohnheit an ihrem Gürtel trägt.

Sie verschwindet kurz im angrenzenden Bad, greift im Herausgehen nach ihrer Maske, maßgeschneidert um ihre eigenen Gesichtszüge hinter denen einer Katze zu verbergen und mit einer lavendelfarbene Blüte an der rechten Schläfe, die sie unter ihren ANBU-Kollegen kennzeichnet.

Und ihr Stirnband, das sie als Ninja des Dorfes Konoha ausweist und sie jedes Mal mit Stolz erfüllt, seit dem Tag vor so vielen Jahren, als sie es verliehen bekommen hat und noch nicht wusste, was dieses Zeichen eines Tages für sie bedeuten würde. Natürlich trägt sie es heute nur noch verborgen unter ihrer Kleidung, um ihre Identität nicht zu verraten.

Denn genau die wird sie in ihrer Wohnung zurücklassen, sobald sie zu ihrer neuen Mission aufbrechen. Sobald sie mit ihrer Teamkollegin ihre Wohnung verlässt, ist sie nicht länger Hinata Hyuuga, erstgeborene Tochter von Hiashi Hyuuga, ehemaliges Mitglied von Team 8, Erbin des stolzen Hyuuga-Clans, sondern nur noch Natsu, Mitglied von Konohas 12. ANBU-Einheit.

Der Name ihres Teams, Springu - Feder, bringt nach all der Zeit immer noch ein Lächeln auf ihre Lippen, als sie daran denkt, wie passend die Wahl ihrer Kage in dieser Hinsicht doch gewesen ist: Jeder von ihnen ist ein Meister der lautlosen Bewegung.
 

Sie verliert das Lächeln, strafft die Schultern und versucht vergeblich die schweren Gedanken abzuschütteln, die sie an diesem Morgen einfach nicht verlassen wollen. Sie schüttelt unwirsch den Kopf, wie um ihre Gedanken so loszuwerden. Sonst verschwendet sie schon lange keine Gedanken mehr an ihr Leben als ANBU. Nach zwei Jahren ist ihr Beruf zusammen mit ihren Freunden alles, was sie ausmacht. Sie hat das kleine, schüchterne, schwächliche Mädchen, das sie einmal war, schon lange zurückgelassen und seitdem nie mehr zurückgeblickt. Und sie hat diese Entscheidung nie bereut.

Es ist nur ein dummes Gefühl, das sie heute zweifeln lässt und sie schaltet es gleichgültig ab. Auch das bereitet ihr schon lange keine Schwierigkeiten mehr. Es ist so einfach wie einen Lichtschalter umzulegen. Sie wurde jahrelang darauf gedrillt ihren Instinkten als Ninja zu vertrauen und nicht irgendwelchen dummen menschlichen Emotionen, die das Urteil nur trüben. Es spielt keine Rolle, dass sie ein schlechtes Gefühl hat, was diese Mission angeht. Sie hat einen Befehl erhalten und dem wird sie folgen, bis er entweder erfüllt oder sie nicht mehr zu Gehorsam in der Lage ist. Und die einzige Entschuldigung dafür wäre ihr Tod. Und sie hat nicht vor auf einer einfachen B-Rang Mission zu sterben.
 

In dem Moment, indem sie ihre Tür öffnet und in den Flur tritt, spiegelt sich ihre Handlung auf der gegenüberliegenden Seite des Ganges und ihre einzige Teamkollegin, die gleichzeitig so viel mehr für sie ist, tritt ebenfalls aus ihrem Zimmer.

Mit den langen rosa Haaren und ihren faszinierend grünen Augen dreht sie nach all den Jahren reihenweise Köpfe, egal wohin sie geht. Aber als ANBU verbirgt auch sie ihre markanten äußeren Merkmale hinter einer katzengleichen Maske, die sich von ihrer eigenen nur in dem rosanen Farbton der Blüte unterscheidet. Normalerweise ist die Haruno oft gezwungen ihre leuchtende Haarfarbe unter irgendeiner Art von Kopfbedeutung zu verbergen, aber für diese Mission ist diese Art von Tarnung nicht angeordnet worden und so trägt Sakura ihre Haare nach dem Vorbild ihrer ehemaligen Lehrmeisterin zu zwei offenen Zöpfen gebunden, während Hinata ihre langen dunkelblauen Haare zu einen hohen Pferdeschwanz zusammengefasst hat.
 

Die Blicke der beiden Frauen treffen sich und es fällt Hinata nicht schwer zu erahnen, dass Sakuras Gedanken in diesem Moment ähnliche Wege gehen wie ihre. Vor acht Jahren hätte absolut niemand geglaubt, dass sie mit zwanzig einem der besten ANBU-Teams von Konoha angehören würden. Sie waren die Schwächsten ihres Jahrgangs, eine Belastung für ihre Teams und sie selbst obendrein der Schandfleck ihrer Familie. Heute stellen sie zwei von den vier einzigen weiblichen ANBU in Konoha und müssen den Vergleich mit ihren männlichen Teamkameraden schon lange nicht mehr fürchten. Sie sind so stark wie sie schön sind und das wissen sie auch.
 

Sakuras grüne Augen liegen noch liebevoll auf ihr, bevor sie in wenigen Sekunden jene Kälte und Härte annehmen werden, für die die ANBU Haru bekannt und gefürchtet ist.

„Lass uns gehen, Shimai.”

Hinata nickt und zieht sich geschickt ihre Maske über ihr Gesicht, bevor sie ihrer Teamkameradin aus ihrer Wohnung folgt. Ihr letzter persönlicher Gedanke gilt Sakuras Worten. Shimai - meine Schwester. Es ist eine treffende Bezeichnung für ihr Verhältnis, auch wenn es sonst niemand nachvollziehen kann. Sakura ist ihr mehr Schwester als Freundin und auch ohne ihre Pflicht im Dienst ihres Dorfes würde sie sterben, um sie zu schützen.
 

*
 

Die Sonne beginnt gerade erst den dunklen Nachthimmel mit hellen Feuerfarben zu streichen, als sie ihre Teamkameraden am Südtor treffen.

Unter dem Decknamen Hairo verbirgt sich Shin, der sich als äußerst talentierter Waffenkünstler ständig in hitzige Fachsimpeleien mit Tenten verstrickt und außerdem der beste Freund von Sai ist, der selbst einer anderen ANBU-Einheit angehört. Shin ist bereits seit fünf Jahren bei der ANBU, vier Jahre älter als die anderen drei und außerdem ihr Teamleader.

Goki ist Shino, der seit ihrer Zeit in einem Genin-Team unablässig an Hinatas Seite war und mit Kiba außerdem einer ihr ältesten und engsten Freunde ist.
 

Die Vier nicken sich stumm zu und sind schon im nächsten Wimpernschlag verschwunden, ohne das noch etwas darauf hindeutet, dass sie je dort gewesen sind.

Matamimas soshite ishitsu

Ihre Körper werden komplett von unförmigen, schwarzen Reiseumhängen verborgen und die tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen machen es unmöglich die beiden Gestalten zu identifizieren, die mit unmenschlicher Geschwindigkeit durch den Wald preschen. Nur ihre Statur lässt die vorsichtige Vermutung zu, dass es sich um zwei Männer handelt.

„Hörst du das?”

„Natürlich.”

Das gewalttätige Aufeinandertreffen von Klingen hebt sich klar von den anderen Kampfgeräuschen ab und es liegt unverkennbar der eisenschwere Geruch von Blut in der Luft. „Sehen wir nach?” Die erste Stimme klingt unruhig, beinahe aufgedreht und steht in hartem Kontrast zu der Gleichgültigkeit seines Partners. „Hn.”

Scheinbar wertet die erste Kapuzengestalt diese einsilbige Antwort von seinem Kameraden jedoch als Zustimmung, denn er setzt sich lautlos wieder in Bewegung, dieses Mal jedoch zielstrebig in Richtung des Kampfgeschehens.

Die Beiden nähern sich unbemerkt einer großflächigen Lichtung, die mit zahlreichen Leichen übersät, nur noch ein einziges Schlachtfeld darstellt. Aber das ist nicht der Anblick, der die beiden Fremden verblüfft inne halten lässt.
 

Zwei ANBU, eindeutig Frauen, verteidigen ihre zu Boden gegangenen Teamkollegen, bis aufs sprichwörtliche Messer. Doch obwohl sie schon einen beeindruckenden Teil ihrer Gegner gnadenlos hingerichtet haben, sind diese noch immer erschreckend deutlich in ihrer Überzahl. Zu zweit haben sie keine Chance. Und mit einem einzigen Blick beschließen die beiden Kapuzenträger, sich einzumischen, um das Leben der beiden Frauen zu retten.
 

Ihre Gegner sind ehemalige Oto-nin, die die Vernichtung ihres Dorfes mit dem Überlebensinstinkt einer Ratte überstanden zu haben scheinen. Die zweite der beiden Gestalten schätzt ihre verbleibende Anzahl auf sechzig, aber mindestens genauso viele sind den ANBU bereits zum Opfer gefallen, was vollkommen entgegen seiner Natur einen leisen Anflug von Anerkennung in ihm weckt. Gleichgültig einen Feind mit seinem Katana niederstreckend, beobachtet er die beiden Kunoichi aus den Augenwinkeln.
 

Sie können es sich nicht leisten inne zu halten, aber die Kleinere der beiden zuckt kaum sichtbar zusammen und zögert doch einen Moment, bevor sie ihrer Kameradin in einer stummen Genehmigung zunickt ihr Eingreifen zu dulden. Ihre Teamkollegin zweifelt keinen Moment an dem Urteil ihrer Kameradin und zieht gefühllos ein Kunai über die entblößte Kehle eines ihrer Gegner.
 

Doch das schwache Röcheln eines ihrer verwundeten Teamkameraden ruft ihnen grausam in Erinnerung, dass sie keine Zeit zu verlieren haben und es sich nicht leisten können, einen Feind nach dem anderen abzuarbeiten. In einer stummen Absprache stellen sie sich blitzschnell Rücken an Rücken, beißen sich hart in den Daumen und formen synchron vertraute Fingerzeichen. Und mit ihrem einstimmigen Ruf „Kuchiyose-no-Jutsu!” erscheinen ein weißer Wolf und ein Panther auf dem Kampfplatz.

Der gezischte Befehl ihrer Verbündeten „Zerreißt sie!”, ist alles, was die beiden Tiere brauchen. Mit einem angeborenen Jagdinstinkt fletschen sie die Zähne und preschen los.
 

Die beiden ANBU knien sich, in blindem Vertrauen zu ihren gerufenen Geistern, sofort neben ihre Teamkameraden, von denen sich seit einer beunruhigend langen Weile schon keiner mehr bewegt hat.

Die beiden Mantelträger verringern die Anzahl der verbliebenen Feinde nur noch um ein paar, bevor sie erkennen müssen, dass die beiden Tiere mit den übrigen Gegnern auf ziemlich grausame Weise leichtes Spiel zu haben scheinen. Der Zweite von ihnen knurrt leise, als er sich eingestehen muss, dass er sich dieses Mal geirrt hat: Sie waren nicht auf ihre Hilfe angewiesen.
 

Sie treten zu den beiden ANBU, die gerade geübt nach einem Puls am Nacken ihrer Teamkameraden suchen.

Doch die eine, deren rosa Haare beiden Fremden zuerst aufgefallen ist, schüttelt schon nach wenigen Sekunden traurig den Kopf, bevor sie schnell zu ihrer Teamkameradin herumfährt, die noch versucht ihr viertes Teammitglied zu heilen. Aber ein geschulter Blick auf seinen blutüberströmten Oberkörper, verleiht ihr die grausame Gewissheit, dass es auch für ihn zu spät ist.
 

In diesem Moment erhebt der Verletzte mit letzter Anstrengung seine Stimme. „Gebt euch keine Mühe, ihr zwei, dieses Mal haben sie mich.”

Aber seine dunkelhaarige Teamkollegin schüttelt unwirsch den Kopf und verstärkt verzweifelt ihr heilendes Chakra. „Hör auf so einen Unsinn zu reden, Goki!”

Ihre Teamkameradin legt ihr tröstend eine Hand auf die Schulter und versucht zu verbergen, dass ihre eigene Stimme, unter ihrem Versuch ihre Freundin in ihrem Kummer zu beschwichtigen, zittert. „Sie haben ihn vergiftet, Natsu. Es ist zu spät.”

Aber auch ihre ruhigen Worte scheinen nicht zu der verzweifelten Kunoichi durchzudringen, denn sie hält in ihren vergeblichen Bemühungen nicht inne, bis ihr Teamkollege mit letzter Kraft eine Hand auf ihre legt und durch seine Maske ihren Blick sucht. „Haru hat Recht, Natsu und das... weißt du auch. Es ist vorbei. Sagt den anderen Zuhause, dass Shin und ich keine Tränen auf unserer Beerdigung wollen. Wir sterben so wie wir es immer wollten, für Konoha, unsere Heimat. Ihr... und Kiba werdet mir fehlen. Pass auf dich auf Natsu... und du auch Ha-”

Die letzte Silbe des Decknamens seiner anderen Teamkollegin wird ihm nie mehr über die Lippen kommen. Er schließt die Augen und als sein Kopf mit dem Verlust der Muskelkontrolle zur Seite fällt, braucht es keinen Medic-nin mehr, um seinen Tod festzustellen.
 

Die geflüsterten Worte der ANBU mit dem Decknamen Natsu reißen die beiden Fremden mit einer schrecklichen Gewissheit aus ihrer Starre. „Nein, nein! Shino!”

Der erste von beiden zuckt sichtbar zusammen. „Was?! Das ist Shino? Shino Aburame?” Keine Sekunde später hat er ein Messer an der Kehle und die Drohung in der Stimme der Rosahaarigen ist tödlich. „Wer zum Teufel seid ihr? Und woher kennt ihr Shino?”

Doch bevor einer der beiden Fremden dazu kommt sich zu erklären, legt die andere ANBU ihrer Teamkameradin beschwichtigend eine Hand auf die Schulter. „Lass es gut sein, Haru! Ich weiß, dass du nicht gut auf deine beiden ehemaligen Teamkameraden zu sprechen bist, aber ich will nicht noch zwei Leichen nach Konoha bringen müssen.”

Die rosahaarige ANBU fährt panisch zu ihrer Freundin herum und sieht entgeistert von ihr zu den beiden Männern. „Das ist nicht dein Ernst oder?”

„Es tut mir leid, aber meine Augen irren sich nicht.”

Natürlich tun sie das nicht. Mit einem resignierenden Seufzen steckt Haru ihre Schwert zurück in ihren Gürtel und beschließt das Pflaster mit einem Ruck abzureißen. Auch wenn sie sich ziemlich sicher ist, dass die verdammte Wunde darunter noch lange nicht verheilt ist. „Naruto? Sasuke?”
 

Es ist für beide Männer ein ungewohntes Gefühl nicht zu wissen, womit sie konfrontiert werden. Und bis jetzt haben sie die rosa Haare für einen makaberen Zufall gehalten.

Sasuke fängt sich als erster und zieht sich mürrisch wie jeher die Kapuze vom Kopf. Schwarze Haare und mindestens so dunkle Augen bestätigen unverkennbar die Identität des letzten Uchiha. Sein Kamerad macht es ihm wortlos nach und ebenso unverwechselbar sind die nicht zu bändigenden blonden Haare und strahlend blauen Augen des Uzumaki.
 

Der eine, ist seit acht Jahren einer der meistgesuchten Nuke-nin auf Konohas roter Liste und nach der Zerschlagung von Akatsuki könnte man ihm vermutlich auch gleich den ersten Platz auf eben dieser einräumen.

Und der andere ist vor vier Jahren ebenfalls ohne ein Wort des Abschieds zu einer Mission aufgebrochen, über deren Inhalt und Verlauf sich die fünfte Hokage seither eisern ausschweigt. Seitdem hat niemand mehr von Konohas Chaos-Ninja gehört und die Gerüchte über seinen Tod halten sich seit Jahren hartnäckig.
 

Aber jetzt steht er unverkennbar lebendig vor den beiden Frauen, die wohl als einzige nie daran gezweifelt haben, dass die Beiden irgendwo noch am Leben waren. Und der blonde Chaot sieht selten konzentriert zwischen den beiden Anbu hin und her. „Sakura?” Bei ihr ist er sich jetzt sicher, aber bei ihrer Teamkollegin muss er sich auf sein Bauchgefühl verlassen. „Hinata? Seid ihr das wirklich?”

Natsu alias Hinata nickt und schiebt beinahe gleichgültig ihre Maske von ihrem Gesicht hinauf in ihr Haar. „Lange nicht gesehen, Naruto.”

Und mit dem Blick in ihre einzigartigen Augen, fällt diesem auch endlich auf, was ihn bisher gestört hat: Da liegt keine Emotion in ihrem Blick. Keine Trauer, keine Unsicherheit und keine sanfte Röte auf ihren Wangen. Das einzige, was ihren Schmerz über den Verlust ihrer Teamkameraden verraten hat, waren drei leise geflüsterte Worte. Und im Moment sieht sie ihn an, als würde es sie nicht im Geringsten kümmern, dass er nach vier Jahren zurückgekehrt ist.
 

Die gereizte Stimme seiner ehemaligen Teamkollegin reißt ihn aus seinen Gedanken. „Kennst du sonst noch jemanden, der rosa Haare hat?”, murrt sie unwirsch und schiebt wie Hinata ihre Maske hoch.

Naruto grinst, als ihn die unverkennbar grünen Augen seiner besten Freundin mit skeptisch hochgezogenen Augenbrauen mustern. „Ich freue mich auch dich wieder zu sehen, Saku.”

Aber die Haruno übergeht seinen Kommentar regungslos. „Was macht ihr beide hier? Du vor allem.”

Es ist ebenfalls Jahre her, dass sie ihrem anderen Teamkameraden gegenübergestanden hat und sie verengt misstrauisch die Augen, als der Uchiha sie weiterhin ausdruckslos mustert und die Antwort wieder Naruto überlässt. „Wir sind auf dem Weg zurück nach Konoha.”

Aber unter der kalten, berechnenden Musterung seiner ehemaligen Teamkameraden, die dem Wiedersehen, das er erwartet hat, klar widerspricht, hebt sogar die personifizierte Gleichgültigkeit fragend eine Augenbraue.

„Und was will Sasuke in Konoha?”
 

Aber bevor Naruto ihre Anwesenheit weiter erklären kann, unterbricht Hinata ruhig die Diskussion des ehemaligen Team 7. „Saku, lass uns das mit Tsunade besprechen, okay? Wir müssen die Zwei sowieso zu ihr bringen und ich will die beiden da nicht länger liegen lassen.” Ihr Blick richtet sich auf ihre beiden toten Teamkameraden und die anderen folgen ihrem Fokus bedrückt.

Sakura beißt sich hart auf die Unterlippe, bevor sie zustimmend nickt. „Natürlich, tut mir leid. Lass uns gehen.”

Die junge Clanerbin antwortet ihr nicht, sondern kniet sich neben Shino und beginnt in rascher Folge den Männern gänzlich unbekannte Schriftzeichen zu formen. Alles, was sie erkennen können, ist, dass Sakura dasselbe bei dem anderen gefallenen ANBU zu tun scheint. Und auch ihre geflüsterten Worte tragen nicht dazu bei den Männern das Jutsu zu erklären. „Denkibando-no-Jutsu!”

Aber als nur Sekunden später zahlreiche, helle Schnüre erscheinen, die die beiden Toten in die Luft heben, wird der Zweck des Jutsus offensichtlich.
 

Hinata legt zwei Finger an die Lippen und auf ihren leisen Pfiff, kehren ihre beiden vertrauten Geister zu ihnen zurück. Im schwarzen Fell des Panthers kann man es kaum sehen, aber das weiße Fell des Wolfes hat sich überall mit dem Blut seiner Opfer verfärbt. Jetzt lassen sie sich jedoch von ihren Partnerinnen zärtlich durch das Fell streichen und Hinata lehnt ihre Stirn kurz gegen die der Wöfin. „Ich danke euch! Ohne euch wären wir mal wieder aufgeschmissen gewesen.”

Die Wölfin winselt nur leise und stupst ihren Kopf in einer tröstenden Geste erneut gegen Hinatas, während der Panther leise knurrt „Für euch doch immer!”, bevor die beiden in hellem Rauch verschwinden.

Hinata und Sakura setzen sich ohne ein weiteres Wort an die beiden Männer in Bewegung und mit ihnen bewegen sich auch die Lichtbänder.
 

Naruto tritt instinktiv neben Hinata und richtet seine leise Frage an sie. „Dann ist das also wirklich Shino?”

Die junge Hyuuga nickt nur schwach, aber sonst kann er immer noch nichts in ihrer Mimik lesen. Der Blondschopf holt tief Luft und sieht einen Moment auf die reglose Gestalt des Aburame. Sie hatten nie besonders viel miteinander zu tun, aber er hat den schweigsamen Shinobi dennoch als Freund angesehen.

„Wer ist der andere?” Er mustert sie kritisch, während sie ihren Blick stur nach vorne gerichtet hält. Ihre Haltung ist gerade, ihre Schritte sicher und wenn er nicht um den Schmerz wüsste, der sie innerlich beinahe zerreißen muss, könnte er es ihr nicht nachweisen.

„Shin. Ich glaube nicht, dass du ihn kanntest. Er ist- war der beste Freund von Sai, eurem ehemaligem Teamkamerad.”

Naruto schüttelt leicht den Kopf. „Ich glaube, ich habe ihn einmal getroffen.”
 

Aber als er immer noch keine Reaktion erhält, hat er genug und greift entschlossen nach dem Handgelenk der schweigsamen Clanerbin. Und statt sich von ihm loszumachen, bleibt Hinata beinahe erstarrt unter seiner Berührung stehen.

Sakura und Sasuke halten ebenfalls inne, aber Naruto bedeutet ihnen mit einer simplen Kopfbewegung weiter zu gehen. Während Sasuke der Geste wortlos folgt, zieht Sakura nur abschätzend eine Augenbraue in die Höhe und sucht den Blick ihrer Teamkameradin.

Hinata sieht von dem blonden Shinobi zu ihrer Freundin und gibt seufzend nach. „Ist schon gut, Saku, wir kommen gleich nach.”

Sakura macht keinen Hehl daraus aus, dass sie die beiden entweder nicht zurücklassen oder eher nicht mit Sasuke allein sein will, dreht sich aber wortlos um und folgt der schweigsamen Gestalt des Uchiha.
 

Hinata wartet bis die beiden aus ihrer direkten Hörweite verschwunden sind, bevor sie tief um ihre Beherrschung ringt und sich dem Mann zuwendet, der ihr vor vier Jahren das Herz gebrochen hat. „Was ist los?”

Ihr monotoner Ton bringt ihn dazu unzufrieden die Augen zu verengen. „Muss ich dir das wirklich erklären?“

Aber nach nur einem Satz von ihm, reagiert auch die schüchterne Clanerbin plötzlich gereizt. Eine Premiere in seiner Gegenwart. „Nach vier Jahren? Ich würde sagen, ja!“

Er hört die kaum versteckte Anspielung in ihren Worten und er hat fest vor in aller Ruhe mit ihr darüber zu reden, aber im Moment geht es ihm um etwas anderes. Er hält sie noch immer am Handgelenk fest, aber sie hat auch noch keinerlei Anstalten gemacht sich von ihm loszureißen, obwohl sie sich seiner Berührung überdeutlich bewusst ist. „Warum weinst du nicht?”

Für einen Moment stockt ihr Herz in ihrer Brust und beinahe hätte sie sich verraten. Der Schmerz in ihrer Brust bringt sie fast um und wenn sie an Shinos leblose Augen denkt, möchte sie nichts mehr als ihren Kummer in den Wald hinein schreien. Aber Natsu würde sich nie zu einem solchen Gefühlsausbruch hinreißen lassen und solange sie ihre ANBU-Ausrüstung trägt, spielt es keine Rolle, dass Hinata Hyuuga gerade einen ihrer engsten Freunde verloren hat und zum ersten Mal nach vier Jahren wieder ihrer großen Liebe gegenübersteht. „Ich glaube nicht, dass ich dir erklären muss, welche Regeln diesbezüglich für einen Ninja gelten.“ Außerdem hat sie Angst, dass sie nicht mehr aufhören kann zu weinen, sobald sie dem Impuls nachgibt.
 

Aber ihre ungewohnte Gleichgültigkeit, treibt einen seltenen Zorn in ihm hervor. „Du willst mir jetzt nicht ernsthaft mit dieser beschissenen 25. Regel kommen, oder?! Du hast gerade mit angesehen, wie einer deiner besten Freunde gestorben ist. Scheiß auf die Regeln, du hast jedes Recht der Welt zu weinen, zu schreien oder was auch immer dir hilft den Schmerz zu ertragen! Shino ist es wert, dass man um ihn weint!“

Himmel, sie hat beinahe vergessen, wie einfühlsam er sein kann. Aber ihr dummes Herz erinnert sie gerne daran, was das mit ihr macht. Und in ihrer Panik sich zu verraten, macht sie sich gröber als nötig von ihm los. „Shino ist- war einer meiner besten Freunde, verdammt, er war wie ein Bruder für mich! Ich brauche dich nicht, um mir zu sagen, wie ich um ihn zu trauern habe!“

In der nächsten Sekunde stellt sich schon das gewohnte schlechte Gewissen ein, dass sie ihn so angefahren hat. Aber sie beißt sich hart auf die Zunge, um die Entschuldigung zurückzuhalten, die sich beinahe als Reflex formuliert.

Aber Naruto scheint ihren Ausbruch nicht persönlich zu nehmen. Er grinst schief und macht entschlossen einen Schritt auf die erstarrte Hyuuga zu. Und bevor Hinata begreift, was er vorhat oder auch nur versuchen kann ihm auszuweichen, legt er beide Arme um ihren zierlichen Körper und zieht sie ungefragt in eine feste Umarmung.
 

Es dauert einen Moment, bis ihr Körper aus der Schockstarre erwacht, in den seine Nähe sie auch nach vier Jahren immer noch unverändert versetzt, aber dann wehrt sie sich entschlossen gegen seinen Griff. „Lass mich los, Naruto!”

Aber alles was er tut, ist mit einem Grinsen ihre beachtliche Stärke zu registrieren, die sie in ihrer Gegenwehr unbewusst unter Beweis stellt und sie fester zu halten. „Ich denke nicht daran. Du kannst mich gern noch ein bisschen anschreien, wenn dir das hilft, aber ich werde dich nicht los lassen.“

Sie denkt kurz daran ihm zu beweisen, dass sie seine Kooperation nicht braucht, um sich von ihm loszumachen, aber sie fürchtet zu sehr, dass sie ihn dabei verletzen würde und auch, wenn sie im Moment ungewohnt wütend auf ihn ist, würde sie das doch nie fertig bringen. Also lehnt sie müde ihre Stirn gegen seine Brust, aber auch wenn sie aufhört sich gegen seinen Griff zu wehren, hält sie eisern an dem Rest ihrer Beherrschung fest. „Warum tust du mir das an?“

Ihr Flüstern bricht ihm fast das Herz, aber er gibt nicht nach. „Weil ich nicht mitansehen werde, wie dein Kummer dich von innen heraus zerfrisst.“

Sie kann das Zittern ihres Körpers nicht mehr verbergen und holt zischend Luft, aber es ist nicht aus Kummer, wie er meint. Ihr Körper verrät sie auf eine andere Art, als ein bekannter Schmerz ihren Brustkorb durchzuckt und sie dazu zwingt sich haltsuchend an ihn zu lehnen, während sie mit tiefen Atemzügen versucht ihren unregelmäßigen Herzschlag unter Kontrolle zu bringen.
 

Aber auch Naruto begreift, dass es nicht Trauer ist, die ihren Körper schüttelt und löst sich ein Stück weit von ihr, um ihr ins Gesicht sehen zu können. „Hina?“

Sie hat die Augen fest zusammengekniffen, die Zähne schmerzhaft in ihre Unterlippe gegraben und die feinen Schweißperlen auf ihrer Stirn bezeugen wortlos ihre Qualen.

„Was ist los? Hinata?!“

Aber die junge Clanerbin registriert erleichtert, wie sich ihr Puls langsam wieder halbwegs normalisiert, auch wenn der Schmerz nicht von ihr weicht und ihr die Gewissheit verleiht, dass sie sich noch vor dem Ende dieses verfluchten Tages im Krankenhaus wiederfinden wird. Sie nutzt Narutos Sorge aus, um sich erneut von ihm loszumachen. „Es geht mir gut, aber wir müssen zurück.“ Damit dreht sie sich um und flieht beinahe vor ihm.

Er sieht ihr einen Moment perplex nach und fragt sich, was zum Geier er in den letzten vier Jahren alles verpasst hat, dass die schüchterne Hinata Hyuuga gerade vor ihm davon läuft, als wäre der Teufel persönlich hinter ihr her. Aber sie täuscht sich, wenn sie glaubt, dass er es dabei belassen wird. Er setzt sich in Bewegung und holt sie gerade noch ein, bevor sie zu Sakura und Sasuke aufschließt.
 

*
 

Sie spürt seinen musternden Blick schon seit geschlagenen 312 Sekunden auf sich, aber sie denkt nicht im Traum daran die Erste zu sein, die die Stille bricht. Sie hätte nur auch nie damit gerechnet, dass er es tun würde. Und wenn, dann hätte sie diese Frage wohl als letztes erwartet. „Warum weinst du nicht?”

Aber sie formuliert völlig gleichgültig ihre Antwort. „Ninja-Regel Nr.25: Ein Ninja zeigt in keiner Situation seine Gefühle.”

Nur als Sasuke Uchiha sich zu einem verächtlichen Schnauben herablässt, dreht sie doch noch den Kopf zu ihm und verflucht sich im nächsten Moment selbst, als sie seinem dunklen Blick begegnet.

„Und das kommt ausgerechnet von dir? Dem Mädchen, das nie einen Hehl daraus gemacht hat, was sie denkt und fühlt und ihr Herz konstant auf ihrer Zunge spazieren getragen hat?'“

Sakura reißt ruckartig den Kopf herum, um dem Versuch zu widerstehen, ihm zur Begrüßung eine zu verpassen, obwohl er genau das verdient hätte und knurrt leise. „Erstens muss ich mir das ausgerechnet von dir nicht sagen lassen und außerdem gibt es das dumme, naive Mädchen, das du einmal kanntest, schon lange nicht mehr!“
 

Bevor Sasuke darauf jedoch etwas erwidern kann, tauchen Naruto und Hinata lautlos neben ihnen auf. Hinata hat sich ihre ANBU-Maske zurück ins Gesicht geschoben, aber Sakura hört die sorgfältig verborgene Anspannung in der Stimme ihrer Freundin dennoch. „Wir erreichen gleich Konoha.”

Die talentierte Medic-nin nickt jedoch nur und setzt ihre Maske ebenfalls wieder auf.

Naruto und Sasuke wechseln einen stummen Blick, bevor sie sich ihre Kapuzen wieder über den Kopf ziehen. Zwei Minuten später erreichen sie die Grenze des Waldes und die direkt dahinter gelegenen Südtore Konohas.
 

.

.

.

Dare? Itsu? Nani? Naze?

Sie werden am Tor sofort von den Wachen aufgehalten, obwohl Hinatas und Sakuras ANBU-Identitäten wohl bekannt sind, geben sie im schwachen Dämmerlicht unter Garantie einen merkwürdigen Anblick ab. Und es ist Hinata eigentlich nur Recht, dass offensichtlich kein Mitglied ihrer Familie eine Schicht auf diesem Wachturm hat. Es hätte ihrem Tag die Krone aufgesetzt, wenn ihr Vater in fünf Minuten davon wüsste.
 

„Gebt euch zu erkennen!“

Es ist Sakura die mit einem versteckten Augenrollen antwortet. „Die 12. ANBU-Einheit, Natsu und Haru mit den Verstorbenen Goki und Hairo und zwei Personen, die zur Hokage begleitet werden müssen.“

„Sakura? Hinata?”, Naruto erkennt die junge Frau schon an ihrer Stimme, bevor Tenten elegant von einem der hinteren Türme springt und ihre beiden Freundinnen besorgt mustert. „Oh Gott, was ist passiert?“

„Tenten.” Hinata lässt stumm zu, dass ihre älteste Freundin besorgt die Arme um sie schlingt, bevor sie ihren kummervollen Blick wieder auf die beiden Toten richtet.

„Shino und Shin-“

Sakura seufzt schwer und beschließt, dass es jetzt auch schon nicht mehr darauf ankommt, ob sie einen Teil ihrer Mission verrät. „Wir sollten eine Gruppe Oto-nins ausfindig machen und sie erledigen. Aber Konohas Informationen waren unvollständig oder man hat uns absichtlich in eine Falle gelockt. Tsunade sprach von vierzig Oto-nin, aber in Wirklichkeit waren es mindestens dreimal so viele.”

„Scheiße!”, flucht Tenten und scheint gerade noch den Impuls zu unterdrücken ein Loch in die Dorfwand zu schlagen und richtet ihren Blick stattdessen misstrauisch auf die beiden Kapuzengestalten, die sie zwar wahrgenommen, aber noch nicht für wichtig befunden hat. „Und wer seid ihr?“

Sakura und Hinata wechseln einen Blick, bevor letztere sich vorbeugt und ihrer Freundin leise die Namen der Männer ins Ohr zu flüstern scheint, denn Tentens geweitete Augen sprechen Bände.

Im Hintergrund beginnen bereits die Glocken zu läuten, die den Tod eines Ninjas bekunden und Sakura und Hinata lassen steif zu, dass man ihnen die Leichen ihrer Teamkameraden abnimmt.

Sakura schiebt ihre ANBU-Maske grob zurück in ihr Gesicht. „Wir müssen zu Tsunade.“

Tenten nickt nur bekümmert und tritt zur Seite, um die Vier vorbei zu lassen.
 

~
 

Tsunade steht umgeben von einer Gruppe Ninjas vor dem Hokage-Turm, deren komplette Aufmerksamkeit zu den beiden Frauen schwenkt, als diese in ihr Sichtfeld treten.

Der Erste, der sich aus der Gruppe löst und in einem Wimpernschlag vor ihnen steht, ist Neji. „Hinata! Geht es dir gut? Was ist passiert?“

Wie bei Tenten, lässt sich Hinata stumm von ihrem Cousin umarmen und versichert ihm emotionslos, dass sie und Sakura nicht verletzt sind.

Tsunade hat ihre ehemalige Schülerin ebenfalls unzeremoniell in die Arme geschlossen, aber als sie ihren ungewohnt ernsten Blick auf die beiden verhüllten Männer richtet, wird Naruto klar, dass die Hokage längst weiß, wer sie sind.

Sie richtet leise Worte an einen grauhaarigen Mann, von dem Naruto sich zu erinnern glaubt, dass er dem Rat angehört, bevor die Godaime ihre Stimme erhebt. „Ich will euch Vier augenblicklich in meinem Büro sprechen!“
 

Sich ihrem Befehl fügend, lassen sie die anderen zurück und folgen Tsunades energischen Schritten in ihr Büro. Die Hokage lässt sich mit einem schweren Seufzen auf ihren Stuhl fallen und zieht wortlos eine halbvolle Flasche Sake unter ihrem Schreibtisch hervor.

Sie schenkt sich einen großzügigen Schluck ein und leert das Glas in einem Zug, bevor sie den Vieren dasselbe anbietet, aber Hinata und Sakura schütteln nur den Kopf, während Sasuke und Naruto sich beinahe synchron die Kapuzen vom Kopf schieben.
 

Die Godaime nickt den beiden Männern grüßend zu, aber ihr Blick drückt tiefen Kummer aus, als sie sich zuerst an Hinata und Sakura wendet. „Was ist passiert?”

Es ist Hinata, die nur beinahe monoton ihren Missionsbericht abliefert. „Die Informationen, die du uns gegeben hast, waren fehlerhaft. Es waren weit mehr Oto-nin, als wir dachten, 128 um genau zu sein. Wir haben... Shino und Shin in dem Getümmel verloren und so nicht genau gesehen, was passiert ist, sondern”, sie ballt beide Hände zu Fäusten, um ihr Zittern zu verbergen, „nur ihre Schreie gehört, als sie tödlich verwundet wurden. Als wir sie erreicht haben, war Shin bereits tot. Sie... haben ihm von hinten ein Schwert durch den Rücken gerammt. Shino...“

Bei der Erinnerung an ihren Teamkameraden schließt sie schwer um ihre Beherrschung ringend die Augen und Sakura tritt an sie heran, umfasst ihre Hand fest mit ihrer eigenen und nimmt ihr die restliche Erklärung ab. „Er hat noch gelebt, aber... wir konnten ihm nicht mehr helfen. Sie haben ihn vergiftet und außerdem schwer verwundet.”
 

Tsunade stützt den Kopf auf beide Hände und für einen Moment ist es totenstill in dem großen Büro.

Als die tapfere Godaime den Kopf hebt, hat Naruto zum ersten Mal den Eindruck, dass sie müde aussieht.

„Es tut mir so leid!“

Sakura senkt den Kopf und Hinata zwingt sich zu einem Nicken.

„Ihr habt mein Wort, dass ich alles tun werde, um dem Ursprung dieser Fehlinformation auf den Grund zu gehen! Ich werde jeden Stein in diesem verdammten Dorf umdrehen, bis ich herausfinde, wie das passieren konnte!“
 

Erst dann wendet Tsunade sich wieder an die beiden Männer. „Und wo seid ihr in dieser Tragödie aufgetaucht?“

Naruto wendet seinen Blick nur langsam von den beiden Frauen ab und seiner Kage zu. „Zu spät, leider.“

Tsunade nickt, bevor sie sich in ihrem Stuhl zurücklehnt und sich ein schwaches Lächeln abringt. „Es ist dennoch schön, dass ihr endlich wieder da seid, wobei wir alle erfreulichere Umstände bevorzugt hätten. Wo habt ihr den alten Perversling gelassen?”

Die treffende Beschreibung seines ehemaligen Lehrmeisters entlockt Naruto dann doch ein ehrliches Grinsen. „Den haben wir in irgendeinem Dorf zurückgelassen, denn wenn es nach dem kauzigen Eremit gegangen wäre, hätten wir noch ein Jahr zurück nach Konoha gebraucht.”

Tsunade nickte gleichgültig. „Dann ist euer Auftrag also erledigt?”

„Ja, es hat zwar länger gedauert, als wir dachten, aber-“

„Okay, das reicht! Tsunade, was zum Teufel ist hier los?”

Die Hokage seufzt, als sie den klaren Zorn in der Stimme ihrer ehemaligen Schülerin registriert. „Beruhig dich, Sakura-“

„Wenn du mir noch einmal sagst, dass ich mich beruhigen soll, nach dem Tag den wir hatten, brauchst du morgen einen Innenarchitekten!“

Und dass das keine leere Drohung ist, ist der Hokage nur zu deutlich bewusst. Schließlich hat sie sie unterrichtet – zu gut, wie sie manchmal fürchtet. Aber da es keine Möglichkeit gibt diese Tragödie noch abzuwenden, lässt sie das Schiff ungehindert auf Grundeis fahren.

„Ich habe Naruto und Jiraya vor vier Jahren auf eine Mission geschickt, von der niemand außer uns Dreien etwas wusste. Sie sollten Sasuke ausfindig machen und ihn dazu bringen wieder nach Konoha zurückzukehren. Vorher sollten sie uns aber noch die Akatsuki endgültig vom Hals schaffen. Sie sind zwar alle tot, aber Jiraya hat herausgefunden, dass jeder von den Sieben irgendwo eine Möglichkeit gefunden hat, wiederbelebt zu werden. Ihr Auftrag lautete dies zu verhindern.”
 

Einen Moment lang ist es so still in dem Büro der Hokage, dass man die berüchtigte Stecknadel hätte fallen hören können. Doch die pochende Ader an Sakuras Schläfe hat noch nie gutes verheißen. Und ihre betont ruhige Stimme ist eigentlich das letzte Warnzeichen, schnellstmöglich Deckung zu suchen.

„Lass mich das nochmal zusammenfassen, ja: Du hast Naruto und Jiraya auf diese Mission geschickt und du wusstest die ganze Zeit, dass Sasuke höchstwahrscheinlich bei ihnen war.”

„Ja.”

Ohne dass jemand sieht, dass sie sich bewegt, steht Sakura plötzlich vor Tsunades Schreibtisch und schlägt ihre flachen Handflächen so fest auf das Holz, das dieses unter der Gewalt splittert. „Und du hast es nicht für nötig gehalten mir das zu sagen?! Mir zumindest mitzuteilen, dass du mit ziemlicher Gewissheit wusstest, dass er überhaupt noch am Leben ist! Dass du ihn ausgerechnet auf die Suche nach Sasuke geschickt hast, obwohl wir alle wissen, wie das all die Male davor ausgegangen ist?! Du wusstest ganz genau, was für Sorgen ich mir gemacht habe! Was wir uns alle für Sorgen gemacht haben! Weißt du wie viele schlaflose Nächte ich deswegen hatte, wie oft ich schweißgebadet aus Albträumen aufgewacht bin, die voll waren von Narutos Blut?! Warum fragst du nicht Hinata, was die Ungewissheit mit uns beiden gemacht hat? Und Sasuke!“

Sie wirft fuchsteufelswild einen Blick über ihre Schulter und ihr Zorn zerreißt ihre ehemaligen Teamkameraden beinahe, bevor sie sich wieder ihrer Kage widmet. „Jede zweite Nacht bin ich wegen einem der beiden aus dem Schlaf gefahren! Nicht zu wissen was mit ihnen passiert ist, war schlimmer als die Nachricht von ihrem Tod es gewesen wäre! Weißt du, wie es ist, wenn die Zweifel dich Tag für Tag quälen, die Ungewissheit ununterbrochen an dir nagt?! Und jetzt, nach vier Jahren, nachdem die beiden aus heiterem Himmel putzmunter vor uns stehen, eröffnest du uns mal eben ganz nebenbei, dass du Sasukes Nuke-nin Status schon vor Jahren aufgehoben hast und du die ganze Zeit wusstest, dass er und Naruto zusammen mit Jiraya unterwegs waren?!”

Tsunade öffnet resignierend den Mund, aber Sakura kann beängstigend lange schreien, ohne Luft holen zu müssen.

„Nein, warte! Und wahrscheinlich wirst du uns als nächstes mitteilen, dass die beiden unsere neuen Teammitglieder werden - zufällig brauchen wir ja zwei neue! - und ebenso zufällig suchen wir ja noch zwei neue Mitbewohner für unsere WG, aber daran hast du doch bestimmt auch schon gedacht oder, Tsunade?”
 

Auf ihre Worte herrscht bleiernes Schweigen, aber als Sakura die Bedeutung in dem schlechten Gewissen, das Tsunade klar ins Gesicht geschrieben steht, erfasst, bleibt ihr fassungslos die Luft weg.

„Du hast tatsächlich schon darüber nachgedacht!” Und ihre Stimme ist heiser in ihrer Fassungslosigkeit.
 

Aber dieses Mal raubt Narutos panischer Schrei Tsunade die Möglichkeit sich zu verteidigen. „Hinata!”

Mit Sakuras lautstarkem Ausbruch haben beide Medic-nin die Warnzeichen übersehen. Als Sakura zu Hinata herumfährt, spuckt diese in hohem Bogen Blut und kippt beinahe noch im selben Moment zur Seite. Es ist Naruto, der sie zuerst erreicht und sie mit sicheren Händen auffängt, aber Sakura kniet sofort neben ihm. „Leg sie hin!“

Sie stößt den Blondschopf grob zur Seite, hält ihre Hände über den Brustkorb der Hyuuga und aktiviert sofort ihr heilendes Chakra.

„Hinata! Sieh mich an! Sieh mich an! Ich werde dich nicht auch noch verlieren, hörst du mich! Du hast mir geschworen mich nie zu verlassen! Sieh mich an, Hinata, bleib bei mir! Du musst bei mir bleiben!“ Die Verzweiflung bricht ihre Stimme fast, aber ihr grünes Chakra leuchtet gleichzeitig hochkonzentriert.

Tsunade kniet längst neben ihrer ehemaligen Schülerin und mustert den Zustand der jungen Clanerbin kritisch. „Sakura, lass mich das machen, du bist seit Stunden auf den Beinen und hast viel Chakra verbraucht.”

Aber ihre ehemalige Schülerin schüttelte verbissen den Kopf und hält keine Sekunde lang inne. „Und im Gegensatz zu dir bin ich nüchtern! Ich kann nicht auch noch Hinata verlieren!“
 

Es folgt bleiernes Schweigen auf ihre Worte, das anhält, bis Sakura mit einem erleichterten Seufzen ihr Chakra deaktiviert und Hinata genau einen keuchenden Atemzug nimmt, bevor ihr die Rosahaarige schluchzend um den Hals fällt.

Hinata schlingt beide Arme um den Rücken ihrer besten Freundin und schließt erschöpft die Augen. „Es tut mir leid!“

Sie können nicht hören, was Sakura erwidert, aber sie löst sich gleich darauf von der Hyuuga und lehnt ihre Stirn erschöpft gegen Hinatas, bevor sie ihrer angeschlagenen Teamkameradin auf die Beine hilft und sicher stellt, dass die junge Clanerbin alleine stehen kann, bevor sie sich mit kaltem Blick noch einmal an ihre Kage wendet. „Ist es dein Ernst, dass Naruto und Sasuke unsere neuen Teammitglieder und Mitbewohner werden sollen?”

Die Godaime seufzt ergeben. „Sakura, lass uns morgen darüber reden.”

Aber nachzugeben hat ihrer ehemaligen Schülerin noch nie gelegen. „Wirst du mit dir reden lassen?”

Aber der Hokage auch nicht. „Nein, meine Entscheidung steht fest.”

„Dann wüsste ich nicht, was wir noch zu bereden hätten!” Und im nächsten Moment verschwindet sie in einem Wirbel aus hellen Kirschblütensturm.
 

Tsunade lässt sich mit einem schweren Seufzen wieder auf ihren Schreibtischstuhl fallen, als sie Hinatas Blick auffängt. „Nicht du auch noch, Hinata, bitte! Sieh mich nicht so an, ich habe nicht gewollt, dass das Ganze so aus dem Ruder läuft.”

Hinata wischt sich ungewohnt wütend mit dem Handrücken über den Mund und schmeckt immer noch ihr eigenes Blut. „Bei allem Respekt, Tsunade, ich sage schon nichts, obwohl mir da so einiges auf der Zunge liegen würde, aber ich kann wohl schauen wie ich will.”

Die Hokage seufzt ergeben, aber als Hinata aus dem Augenwinkel sieht, wie Naruto besorgt auf sie zutritt, wechselt sie das Thema. „Ist Kiba mit seinem Team schon von ihrer Mission zurück?“

Und Tsunades Blick färbt sich erneut dunkel. „Ich fürchte, nein.“

Hinata nickt, aber sie macht sich nicht mehr die Mühe den Schmerz aus ihrer Mimik zu verbergen. „Schick die beiden zu unserer Wohnung, wenn ihr hier fertig seid. Ich rede solange mit Sakura.”

Aber kurz bevor auch sie aus dem Büro flüchten kann, hält Tsunade sie zurück. „Hinata? Sag Sakura bitte, dass es mir leid tut.”

Die Hyuuga senkt in einem leichten Nicken den Kopf, bevor sie in einem lavendelfarbenen Blütensturm verschwindet.
 

Das Schweigen in Tsunades Büro währt nur kurz, bevor Naruto sich angespannt die Haare rauft. „Tsunade-“

„Ich weiß, ich werde euch so weit wie möglich alles erklären. Wollt ihr euch vielleicht setzen?“

Während die beiden Männer ihrer Aufforderung Folge leisten, schenkt sich die Godaime erneut ein Glas ein. Und sie nimmt einen großzügigen Schluck, bevor sie sich müde durch die langen blonden Haare fährt. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo ich anfangen soll.“

Naruto verschränkt ungewöhnlich gestresst die Arme. „Wie wäre es, wenn du damit anfängst, was das gerade mit Hinata war, warum du und Sakura kaum mit der Wimper gezuckt habt und generell was in aller Welt hier in den letzten Jahren alles vorgefallen ist!“

Tsunade nimmt die präzise Auffassungsgabe, die dem blonden Chaoten vor ein paar Jahren noch niemand zugetraut hätte, innerlich schmunzelnd zur Kenntnis. „Das könnte ein wenig dauern.“

„Dann solltest du besser anfangen, Granny.“
 

Sie ignoriert die vertraute Spitze und kommt der Aufforderung seufzend nach. „Ich werde dazu kommen, was es mit Hinatas Herz auf sich hat, aber es ist einfacher, wenn ich von vorne anfange. Nachdem du Konoha verlassen hast, Sasuke, hat Sakura angefangen unter mir zu lernen. Zuerst nur Medizin, aber dann auch sämtliche Kampfkünste. Als ich Naruto vor vier Jahren mit Jiraya losgeschickt habe, waren Hinata und Sakura wie die anderen Chunin. Die Mädchen waren damals schon alle ziemlich eng miteinander befreundet, aber nach deinem Verschwinden, Naruto, ist zwischen Hinata und Sakura etwas vorgefallen und ich fürchte die Details entziehen sich meiner Kenntnis. Soweit ich weiß, hat keiner eurer Freunde eine genaue Kenntnis davon, was die beiden so plötzlich zusammengebracht hat.

Jedenfalls... ein knappes Jahr, nachdem du mit Jiraya Konoha verlassen hast, sind fremde Ninja in das Haus der Harunos eingebrochen. Sakuras Vater war Jonin, zwar schon seit mehreren Jahren im Ruhestand, aber im Gegensatz zu Sakuras Mutter konnte er sich gut selbst verteidigen. Sakuras Mutter hat niemals eine Ausbildung zum Ninja gemacht und konnte laut Sakuras Vater nicht einmal ein Küchenmesser richtig halten. Sakura und ihr Vater haben alles getan, um ihre Mutter zu beschützen, aber Sakruas Vater muss irgendwie von ihnen getrennt worden sein... Er hat die Nacht nicht überlebt.“
 

„Was?!“ Naruto springt mit einem Satz aus seinem Stuhl. Er kannte Sabato Haruno als gutmütigen, stets zu Scherzen aufgelegten Mann, der seine Frau und seine Tochter vergöttert hat. Und er kann sich nur vorstellen, was sein Verlust für Sakura bedeutet haben muss.

Die Hokage verschränkt müde die Finger. „Ich fürchte, das ist noch nicht alles. Sakuras Mutter ist über den Anblick ihres Mannes zusammengebrochen. Sakura hat ihre Mutter ins Krankenhaus gebracht, wo sie wohl auf Hinata getroffen ist. Und von da an, hat Hinata alles weitere in die Wege geleitet. Sie hat Sakura mit zu sich nach Hause genommen und dort behalten. Wie gesagt, die genauen Vorfälle erziehen sich meiner Kenntnis, weil weder Sakura noch Hinata je wirklich mit jemandem über diese Zeit gesprochen haben.

Aber gerade, als Sakura angefangen hat sich halbwegs zu erholen, wurde bei ihrer Mutter Krebs im fortgeschrittenem Stadium festgestellt. Es war nicht hoffnungslos, aber Sakuras Mutter hat einfach aufgehört zu kämpfen und nur vier Monate, nachdem sie ihren Vater verloren hat, ist auch ihre Mutter gestorben.“
 

„Das kann nicht dein Ernst sein!“ Narutos Stimme ist nur ein heiseres Krächzen, aber sogar in Sasukes Zügen spiegelt sich ganz fein Fassungslosigkeit.

„Glaub mir, Naruto, ich würde alles dafür geben, dass es nicht so wäre. Sakura ist nach dem Tod ihrer Mutter in ein tiefes Loch gestürzt und die Einzige, die zu der Zeit noch zu ihr durchzudringen schien, war Hinata. Hinata hat Sakura über den Kopf ihres Vaters hinweg im Hyuuga-Anwesen einquartiert, um Tag und Nacht bei ihr sein zu können.

Deswegen weiß auch niemand außer Hinata, was Sakura in dieser Zeit alles durchgemacht hat. Ich kann euch nur sagen, dass die beiden seitdem unzertrennlich sind. Sakura hat mich überzeugt auch Hinata zu trainieren und Sakura andersrum mit Hinata und ihrem Team auf Missionen zu schicken.“

„Du hast auch Hinata zur Medic-nin ausgebildet?“ Naruto versucht sich auf den einen Fakt zu konzentrieren, den er verstehen kann. Die Tragödie mit Sakuras Eltern und das quälende Wissen, dass er nicht für sie da war, sind ihm definitiv zu viel für einen Abend.
 

„Ja. Die beiden haben ihre Ablenkung im Training gesucht, vermutlich mehr, als gesund war. Sie haben mit 17 zusammen mit ein paar anderen aus eurem Jahrgang die Jonin-Prüfung bestanden. Und nur ein gutes Jahr später habe ich sie beide zur ANBU ernannt.

Ungefähr zur selben Zeit ist die Situation im Hyuuga-Clan eskaliert und auch hier kann ich euch nur erzählen, was ich weiß. Hiashi hat kurz nach ihrem 18. Geburtstag von Hinata verlangt, dass sie einen anderen Hyuuga heiratet-“

„Nein!“

Tsunade hat eine ähnliche Reaktion erwartet, aber als sie spürt, wie das Fuchschakra in Naruto zu pulsieren beginnt, fragt sie sich müde, ob sie noch mehr verpasst hat, als ihr eigentlich bewusst war. Oder sie wird langsam wirklich zu alt für all das Drama.

„Du solltest mit Hinata darüber reden, aber ich kann dir versichern, dass sie von der Forderung ihres Vaters ebenso erfreut war, wie du im Moment. Statt das Ninja-Dasein aufzugeben und zu heiraten, ist sie mit Sakura aus dem Hyuuga-Anwesen ausgezogen und seitdem wohnen die beiden zusammen.“
 

Naruto ringt eine stille Minute mit sich, bis er seinen Zorn halbwegs im Griff hat, aber Hinatas Anblick wie sie ohne Vorwarnung Blut gespuckt hat, hat sich wie Säure in sein Gedächtnis gebrannt. „Was ist mit ihrem Herz? Du und Sakura ihr habt kaum mit der Wimper gezuckt. Ist das... schon öfter passiert?“

Tsunade wirft einen bedauerlichen Blick auf ihre leere Sakeflasche und fährt sich müde mit dem Handrücken über die Augen. „Erinnerst du dich an den Kampf zwischen Neji und Hinata, während eurer ersten Chunin-Auswahlprüfung?“

„Deutlich“, knurrt Naruto, als er begreift, wohin das führt.

„Hinata hat an diesem Tag einen schweren Schaden an ihrem Herzen davon getragen, von dem sie sich nie ganz erholt hat. Sie konnte ganz gut damit leben, aber vor ungefähr drei Jahren ist sie nach einer Auseinandersetzung mit ihrem Vater erneut mit schweren Herzkrämpfen im Krankenhaus gelandet-“

„Sag mir, dass das ein Unfall war!“

Und als sie sich erneut mit seinem grenzenlosen Zorn konfrontiert sieht, wünscht sich Tsunade für einen Moment Narutos jüngeres, planloses Ich zurück. Andererseits wird dieser junge Mann einmal einen ausgezeichneten Nachfolger für sie abgeben. „Ich weiß es nicht-“

„Wie kannst du das nicht wissen, verdammt!“

Andererseits ist er immer noch ein unverschämter Bengel.

„Willst du jetzt, dass ich zu Ende erzähle oder nicht?“

Naruto verschränkt mit einem mürrischen Grummeln die Arme, schluckt seinen weiteren Protest aber für den Moment hinunter.
 

„Darüber was genau an diesem Tag zwischen Hinata und ihrem Vater vorgefallen ist, hat sie sich mir gegenüber hartnäckig ausgeschwiegen, also wirst du sie selbst fragen müssen. Aber sie hat einen dauerhaften Herzfehler davongetragen und eigentlich dürfte sie damit gar nicht mehr als Kunoichi arbeiten und erst Recht nicht als ANBU. Und bevor du mich jetzt wieder anschreist, wie ich das zulassen konnte: Sakura ist nach mir die beste Medic-nin in diesem Land, sie ist 24 Stunden am Tag an Hinatas Seite und die beiden haben das normalerweise ausgezeichnet im Griff. Was ihr heute mitangesehen habt, ist eine Ausnahmesituation gewesen und nach all dem Stress, den die beiden heute hinter sich haben, nicht wirklich verwunderlich.“

Sie mustert die beiden Männer ernst. „Die beiden sind nach all den Jahren ein perfekt eingespieltes Team. Aber ich warne euch: Außer Sakura und mir weiß niemand etwas von Hinatas Herzfehler und ich werde euch persönlich in das hinterste Eck des Landes versetzen, wenn ihr es irgendjemandem erzählt. Das sind vertrauliche medizinische Informationen und ich habe euch das nur erzählt, weil ich tatsächlich vorhabe euch zu den beiden in die ANBU-Einheit einzuteilen. Und jetzt verschwindet aus meinem Büro, euren ausführlichen Bericht könnt ihr mir morgen abliefern, außerdem erwarte ich euch zu einer Teambesprechung! Hinata und Sakura wohnen im Ito-Weg, die vierte Ecke. Wir sehen uns morgen.”
 

*
 

Die beiden Männern legen den Weg zur Wohnung der beiden Frauen schweigend zurück, bis ausgerechnet Sasuke das Wort ergreift, bevor er durch das Gartentor tritt. „Dobe-“

„Ich weiß, Teme. Scheiße, wer hätte auch ahnen können, dass man dieses Dorf nicht verlassen kann, ohne dass sich eine Apokalypse an die andere reiht!“

„Dobe, es waren vier Jahre-“ Er unterbricht sich, als er den offensichtlichen Kummer in den hellen Augen seines besten Freundes sieht.

„Denkst du, das weiß ich nicht? Mein schlechtes Gewissen hat mich die letzten Jahre keinen Tag losgelassen und da habe ich mir noch nicht einmal im Traum vorgestellt, dass es so schlimm sein könnte.“

„Reue wird dir jetzt auch nicht weiterhelfen, Dobe.“

„Vielleicht solltest du es mal mit ein bisschen Reue versuchen, Teme. Sakura sieht nämlich nicht so aus, als würde sie dir bald eine Willkommensparty schmeißen!“

„Warum kannst du nicht einfach mal die Klappe halten?“

„Warum gehst du nicht wieder zurück zu deinen einsilbigen Primaten-Lauten?“

Es ist Hinatas ruhige, aber erschreckend gleichgültig Stimme, die ihre Kabbelei unterbricht. „Habt ihr vor heute noch einmal reinzukommen oder soll ich euch allein lassen, bis ihr wirklich die ganze Nachbarschaft aufgeweckt habt?“
 

.

.

.

Kumo

Es ist Hinatas ruhige, aber erschreckend gleichgültig Stimme, die ihre Kabbelei unterbricht. „Habt ihr vor heute noch einmal reinzukommen oder soll ich euch allein lassen, bis ihr wirklich die ganze Nachbarschaft aufgeweckt habt?“
 


 

Eine halbe Stunde früher
 

Als Hinata vom Büro der Hokagen direkt in ihre Wohnung tritt, findet sie diese in vollkommener Dunkelheit vor und für einen Moment zweifelt sie daran, dass Sakura nach Hause gekommen ist. Aber dann hört sie das leise Rauschen der Dusche und erinnert sich seufzend daran, dass ihre eigene Kleidung immer noch über und über mit Blut bedeckt ist.

Sie schließt erschöpft die Augen, aber als das Bild von Shinos leblosem Gesicht vor ihrem inneren Auge auftaucht, reißt sie keuchend den Kopf nach oben und schiebt die Gedanken energisch zur Seite. Sobald sie sich erlaubt zusammenzubrechen, wird sie so schnell nicht mehr auf die Beine kommen.
 

Sie kniet sich neben den Kamin und nutzt ihr Chakra, um das Feuer schneller zu entfachen, als es ihr ohne möglich gewesen wäre.

Die junge Hyuga starrt einen Moment lang reglos in die prasselnden Flammen, bevor sie ihre ANBU-Ausrüstung abnimmt und sich emotionslos aus ihren Klamotten schält, bis sie nur noch in Unterwäsche in dem dunklen Wohnzimmer steht.

Sie nimmt die Wärme des Feuers an ihrer Haut kaum war, so sehr hat sie ihre Empfindungen abgeschottet, aber der Anblick, wie ihre Kleidung Feuer fängt, als sie sie gleichgültig in den Kamin wirft, erfüllt sie beinahe mit Zufriedenheit.

Sie macht den Umweg in die Küche, um eine Kanne Wasser aufzusetzen, bevor sie ihre silbernen Schienen vom Wohnzimmerboden klaubt und lautlos den Flur überquert. Sie wirft ihre Schienen in die Badewanne des zweiten Badezimmers und sieht zu, wie das grausame Rot das Wasser färbt, bevor es im Abfluss verschwindet.

Sie schält sich aus ihrer Unterwäsche und beißt hart auf ihre Unterlippe, als das heiße Wasser der Dusche auf ihre Haut trifft und schmerzhaft beginnt ihre steifen Glieder zu lockern. Und sie wünscht sich, sie könnte ihren Schmerz genauso einfach wegwaschen, wie das Blut von ihrer Ausrüstung.
 

*
 

Bis sie das Badezimmer so weit aufgeräumt hat, dass sie es später an die Männer übergeben kann, sitzt Sakura regungslos auf der Couch und scheint das Pfeifen des Teekessels, das als einziges die Stille stört, nicht einmal wahrzunehmen.

Hinata macht sich auch jetzt nicht die Mühe das Licht einzuschalten, als sie wortlos durch das Wohnzimmer in die Küche tritt.

Erst als sie zwei dampfende Tassen vor ihr auf den niedrigen Wohnzimmertisch abstellt und neben ihr auf die Couch sinkt, nimmt Sakura ihren leeren Blick von den tanzenden Kaminflammen und lässt ihre Freundin die stummen Tränen sehen, die ihre Wangen benetzen.

Hinata beugt sich mit einem unterdrückten Schluchzen vor und Sakura kommt ihr auf halbem Weg entgegen und die Arme der anderen sind das einzige, was sie in den nächsten Minuten davon abhält, auseinanderzufallen.
 

Als Sakuras Schluchzen langsam verebbt, holt Hinata zitternd Luft und versucht ihr schmerzhaft pochendes Herz zu beruhigen. Sie wischt ihrer Freundin die Tränenspuren von den Wangen und kümmert sich gleichzeitig nicht um ihre eigenen.

„Wir werden auch das irgendwie überleben, Saku.“ Sie weiß, es klingt im Moment nach einem leeren Versprechen, aber nach allem was sie schon miteinander durchgemacht haben, wissen sie es besser.

Sakura fährt mit ihren Fingern über die blassen Wangen der hübschen Clanerbin, bevor sie ihre Stirn vertraut gegen Hinatas lehnt. „Solange wir einander haben!“

„Und das werden wir immer!“, schwört Hinata leise.
 

Die beiden verweilen schweigend auf der Couch, bis sie die herannahenden Chakren der beiden Männer ausmachen und Sakura sich schlagartig versteift. Sie nimmt ihren Kopf von Hinatas Schulter und beißt sich unsicher auf die Lippe, aber Hinata legt ihr tröstend eine Hand auf den Arm und nimmt ihr die Entscheidung ab. „Ist schon gut, ich kümmere ich um sie. Du kannst dich morgen in aller Ruhe mit ihnen auseinandersetzen.“

Sakuras ganzer Körper schreit nach Flucht, aber sie wird Hinata nicht verlassen, wenn diese sie braucht. „Bist du dir sicher?“

Die junge Hyuuga zeigt ein schmales Lächeln. „Keine Sorge, mit deinen beiden ehemaligen Teamkameraden werde ich gerade noch fertig.“

Sakura erhebt sich von der Couch und erlaubt sich einen schwachen Scherz. „Auch mit Naruto? Sicher?“

Hinata wirft neckend ein Kissen nach ihr und lächelt ehrlich, auch wenn es sich noch gezwungen anfühlt. „Du kennst das Sprichwort mit dem Glashaus, oder?“

Sakura schmunzelt, beugt sich dann aber dankbar vor und küsst ihre Freundin sanft auf die Stirn. „Ai shite imas, shimai.“

„Ich liebe dich auch.“
 

*
 

„Habt ihr vor heute noch einmal reinzukommen oder soll ich euch allein lassen, bis ihr wirklich die ganze Nachbarschaft aufgeweckt habt?“ Hinata lehnt mit verschränkten Armen im Türrahmen ihrer Haustür und sieht den beiden Männern mit perfektionierter Gleichgültigkeit entgegen.

Naruto mustert die hübsche Clanerbin kritisch. Ihre langen Haare fallen ihr offen über die Schultern und sind noch nass vom Duschen. Sie trägt nur ein langes T-Shirt und kurze Leggings und wenn man ihre Figur unter ihrer engen ANBU-Ausrüstung nur erahnen konnte, zeichnen sich die Kurven ihres zierlichen Körpers unter dem bequemen Outfit klar ab. Nur ihre Mimik und ihre Stimme passen nicht ganz in das Bild.

„Kommt ihr jetzt? Ich habe nicht vor die ganze Nacht hier draußen zu stehen und das mit den Nachbarn war kein Scherz.“

Die beiden Männer folgen ihr durch die Haustür in den kleinen Eingangsbereich, der direkt ins Wohnzimmer und in die andere Richtung in einen weiten Flur führt, an den sich diverse Türen anschließen.

Die junge Hyuuga hält die Hausführung kurz und monoton. „Das vordere Zimmer auf der linken Seite ist meins, das dahinter Sakuras, geradeaus ist ein Bad, das ihr zu zweit benützen könnt, Sakura und ich haben unser eigenes. Die Zimmer gegenüber von unseren sind eure, wer welches nimmt, müsst ihr unter euch ausmachen. Das hinter mir ist offensichtlich das Wohnzimmer und dahinter liegt die Küche mit einer kleinen Speisekammer.”
 

Hinata durchquert mit ruhigen Schritten das Wohnzimmer und die Männer folgen ihr in die Küche. „Wollt ihr auch eine Tasse Tee?“

Naruto, der es nicht gewohnt ist, nicht zu wissen, wie er sich in ihrer Gegenwart verhalten soll, solange noch so viel ungeklärt zwischen ihnen steht, belässt es bei einem vorsichtigen „Gerne.“

Aber als sie zum ersten Mal freiwillig seinen Blick sucht, zupft schon wieder ein zuversichtliches Grinsen an seinen Lippen.

„Hagebutte?“

Dass sie sich nach all den Jahren noch an seine Lieblingsteesorte erinnern kann, lässt ihn wirklich grinsen. Er nickt und beobachtet fasziniert, wie ihr T-Shirt nach oben rutscht, als sie sich streckt, um die Teesorte aus einem der oberen Regale zu holen.

Hinata wirft über die Schulter einen Blick auf den schweigsamen Uchiha. „Immer noch Kamille?“

Wenn es den Clanerben verwundert, dass sie auch seinen Lieblingstee kennt, verrät er es mit keiner Miene, aber vermutlich hat er längst Sakura im Verdacht. „Danke.“

Hinata greift auch nach der anderen Teepackung und verdreht im verborgenen die Augen. Aber dann denkt sie daran, dass Sakura spätestens jetzt zum nächsten Mal ausgerastet wäre und erlaubt sich, dass ein feines Schmunzeln ihre Lippen verzieht, bevor sie das heiße Wasser auf die Teebeutel gießt und die beiden Tassen an die Männer weiterreicht.

Sie stellt eine Zuckerdose auf den Tisch, zieht sich aber selbst mit beiden Armen elegant auf die Anrichte, in dem subtilen Versuch einen gewissen Abstand zu den beiden Männern zu wahren. Oder zumindest zu einem von ihnen.
 

Und da es Sasuke niemals einfallen würde und Hinata heute nicht unbedingt daran interessiert ist Konversation zu betreiben, ist es wieder einmal Naruto überlassen, ein Gespräch in Gang zu bringen. „Erzählst du uns was wir so alles verpasst haben?”

Die junge Hyuuga nimmt erst einen Schluck von ihrer eigenen Tasse, bevor sie sich zwingt seinen Blick zu erwidern. „Ich dachte deswegen wart ihr noch eine halbe Stunde bei Tsunade?“

Naruto wechselt einen stummen Blick mit Sasuke, aber er hat vergessen, dass es für Hinata nicht mehr braucht, um jemandes Absicht zu lesen.

„Verstehe, ihr habt also nur über uns geredet.“

Sie belässt es dabei und es juckt Naruto in den Fingern etwas gegen ihre gespielte Gleichgültigkeit zu unternehmen, aber die schöne Clanerbin spricht bereits ruhig weiter.

„Tsunade ist offensichtlich ganz die Alte, Iruka arbeitet immer noch an der Akademie und Kakashi nimmt hauptsächlich nur noch Einzelmissionen an. Sakura scherzt immer, dass er nach der Pleite mit euch kein anderes Team mehr trainieren wollte. Neji, Temari, Shikamaru und Sai bilden zu viert ein weiteres ANBU-Team. Tenten, Lee und Kiba sind als Jonin tätig und unterrichten jeweils ihre eigenen Genin-Teams. Ino hat das Ninja-Dasein aufgegeben und arbeitet seitdem im Krankenhaus und in dem Blumenladen ihrer Eltern. Choji hat sein eigenes Restaurant aufgemacht. Ach ja und Ino ist außerdem seit einem Jahr mit Sai verheiratet.”

Die beinahe nebensächliche Ergänzung des letzten Satzes, lässt Naruto sich heftig an seinem Tee verschlucken. „Was? Ino und Sai sind verheiratet?!”

Und seine ehrliche Fassungslosigkeit verzieht Hinatas Lippen zu einem gutmütigen Lächeln. „Ja.”

„Wow, das hätte ich nicht erwartet. Ino und Sai...“ Er schüttelt den Kopf. „Und ich dachte immer Ino würde Shikamaru solange nerven, bis er sie heiratet.”

„Shikamaru ist seit drei Jahren mit Temari zusammen, deswegen ist sie auch vor zwei Jahren nach Konoha gezogen. Und Ino hat solange auf Shikamaru eingeredet, bis er Temari vor einen halben Jahr endlich gefragt hat, ob sie ihn heiraten will. Und seitdem sind die Beiden verlobt. Tenten und Neji sind auch schon seit über drei Jahren zusammen und vor vier Wochen hat mein lieber Cousin Tenten endlich einen Antrag gemacht. Was wiederum mich einiges an Überredungskunst gekostet hat.” Ihr Blick verliert sich kurz in der Erinnerung und Naruto beobachtet beruhigt, dass unter der gleichgültigen Fassade immer noch seine sanfte, gutmütige Hinata steckt.

„Du hast Neji überredet Tenten einen Antrag zu machen?”

Hinata schüttelt mit einem leisen Lachen den Kopf. „Allerdings, der sture Idiot wäre allein noch in zwei Jahren nicht in die Gänge gekommen und Tenten braucht mit meinem wortkargen Cousin eh schon mehr Geduld, als ich ihr je zugetraut hätte.“ Das Lächeln rutscht schlagartig von ihren Lippen und Naruto hätte beinahe laut geflucht, als die Kälte in ihre Augen zurückkehrt.

„Außerdem werde ich nicht zulassen, dass meine Familie noch jemandes Glück ruiniert.“
 

Der Themenwechsel mag ihr nicht gefallen, aber Naruto bevorzugt es früher als später herauszufinden, was mit ihr und seiner besten Freundin passiert ist, während er weg war. „Was meinst du damit?“

Hinata wischt sich abwesend eine lange Haarsträhne aus der Stirn und bevorzugt es, aus dem Fenster zu sehen, während sie beginnt die Beiden über ihre verkorkste Familie aufzuklären. „Tenten will Kinder. Neji theoretisch auch, aber nicht solange ihnen das Bannmal und ein Leben in Sklaverei blüht. Und unter der Leitung meines Vaters wird sich daran so schnell nichts ändern. Ich schätze Tsunade hat euch erzählt, warum ich von Zuhause ausgezogen bin?“

Sie sieht Narutos angespanntes Nicken nur aus dem Augenwinkel, denn sie dreht sich bewusst nicht zu ihm. „Ja, das habe ich mir gedacht. Dann wisst ihr wie meine Wahl aussieht, sofern man es als solche bezeichnen kann. Ich könnte auf meine Ansprüche als Clanerbin verzichten, aber dann würde Hanabi das nächste Oberhaupt werden und so sehr ich meine Schwester auch liebe, könnte mein Vater sie zu leicht manipulieren und es würde sich immer noch nichts ändern. Im Moment lässt mein Vater mich weitgehend zufrieden und ich kann mein Leben so leben, wie ich es für richtig halte. Aber uns ist allen klar, dass auf dieser Gnadenfrist ein Ablaufdatum liegt. Und streng gesehen ist es meine Selbstsucht, die Nejis und Tentens Glück im Weg steht.“

Naruto öffnet protestierend den Mund, aber als er den Schmerz sieht, der über Hinatas Gesicht huscht, bevor sie schnell von der Anrichte rutscht und sich von ihnen abwendet, vergisst er was er sagen wollte.

Die hübsche Hyuuga hat unruhig atmend die Augen geschlossen, aber sie zuckt dennoch am ganzen Körper zusammen, als sie seine Hand auf ihrer Schulter spürt.

„Ist es dein Herz?“

Sie weicht ruckartig vor ihm zurück und beißt sich fest auf die Unterlippe, als sie sich in ihrer Hast hart die Hüfte an der Anrichte stößt. „Ach, das hat Tsunade euch auch schon erzählt? Dann hat sie hoffentlich auch daran gedacht zu erwähnen, dass sonst niemand davon weiß und dass ich will, dass das auch so bleibt!“

Naruto mustert sie ruhig und seine Gelassenheit macht wiederum sie wütend. „Du willst nicht, dass Neji es erfährt.“

„Das ist ganz allein meine Sache!“

Der blonde Chaot öffnet in sichtlichem Widerspruch den Mund, aber Hinata verengt die Augen und als sie das herannahende Chakra erkennt, zuckt sie erneut im Schmerz zusammen. „Ich habe euch die Zimmer bereits hergerichtet.“

Erst als sie sich umdreht und im Wohnzimmer verschwindet, bemerkt auch Naruto die verborgene Präsenz. Kurz entschlossen folgt er ihr in den Flur und kommt gerade dort an, als Hinata schwungvoll die Tür aufreißt und dem Blick ihres ehemaligen Teamkameraden begegnet. „Kiba!“
 

Der Inuzuka gibt sich keine Mühe die Tränen zu verbergen, die seine Wangen benetzen und Hinata fällt ihm zitternd um den Hals.

Der dunkelhaarige Shinobi schlingt beide Arme um den zierlichen Körper seiner langjährigen Freundin und birgt seinen Kopf an ihrer schmalen Schulter, aber Naruto kann seine Worte dennoch klar verstehen.

„Ich habe es gerade erfahren.“

Es ist ein Gefühl, dass ihm bis zu diesem Zeitpunkt vollkommen fremd war, das schlagartig von ihm Besitz ergreift, als er hört wie Hinata unterdrückt aufschluchzt und in Kibas Armen hemmungslos zu weinen beginnt.

„Ich konnte ihn nicht retten!“

Kiba hebt seine trauernde Freundin auf seine Arme und verschwindet mit einer natürlichen Selbstverständlichkeit mit ihr in ihrem Zimmer, ohne die beiden Männer eines einzigen Blickes zu würdigen.
 

Naruto ist nicht einmal bewusst, dass er immer noch finster auf die geschlossene Tür starrt, bis ihn die spöttische Stimme seines besten Freundes aus seinen freudlosen Gedanken reißt.

„Das, was dich gerade sämtliche Arten durchgehen lässt, wie man einen Mann möglichst grausam vernichten kann, nennt sich Eifersucht.“

„Habe ich nicht gesagt, du sollst die Fresse halten, Teme?“ Er wählt trotz seinem ungerechtfertigten Zorn das Zimmer gegenüber von Hinatas. „Ich geh duschen!“
 

.

.

.
 

Nachdem er mürrisch festgestellt hat, dass er noch nicht einmal an Schlaf zu denken braucht, hat Naruto sein neues Zimmer gleich wieder verlassen und seinen besten Freund ebenfalls frischgeduscht im Wohnzimmer angetroffen. Der Uzumaki begegnet dem gleichgültigen Blick des Schwarzhaarigen, aber bevor er dazu kommt etwas zu sagen, zieht das leise Klicken einer Tür ihre Aufmerksamkeit auf sich.

Kiba tritt lautlos aus Hinatas Schlafzimmer und bei dem Anblick des anderen Mannes ringt Naruto schon wieder mit dem Bedürfnis dem anderen Shinobi eine zu verpassen. „Kiba.“

Aber es ist er, der den Schlag nicht kommen sieht, als der Inuzuka in Sekundenschnelle vor ihm auftaucht und ihm einen ordentlichen rechten Haken verpasst.

Naruto dreht unter der Wucht des Schlages den Kopf zur Seite und als er reflexartig die Hand an die Wange hebt, beginnt diese bereits zu pochen.

Er hängt immer noch an der Tatsache fest, dass der Inuzuka ihm tatsächlich zur Begrüßung eine verpasst hat, als er spürt, wie Sasukes dunkle Aura neben ihm auftaucht.

„Inuzuka!“

Naruto hat es immer für eine Kunst gehalten, dessen unangefochtener Meister der Uchiha schon immer war, ein einziges Wort wie eine Drohung klingen zu lassen.

Aber Hinatas ehemaliger Teamkollege zuckt nicht einmal mit der Wimper. „Halt dich da raus, Uchiha, sonst bist du der Nächste!“

Sasukes Augenbraue beginnt augenblicklich zu zucken, aber Kiba wendet sich mit zornig verengten Augen an Naruto. „Darauf warte ich schon seit vier Jahren!“

Naruto vergräbt mürrisch die Hände in den Hosentaschen und widersteht der Versuchung auf die Provokation des anderen Mannes einzugehen. „Willst du mir auch sagen, wofür das war?“

Der Inuzuka knurrt beinahe. „Dafür sollte ich dir eigentlich gleich noch einmal eine verpassen!“

Aber statt dessen stößt er ihm nur grob die Schulter in die Seite, bevor er fluchend aus der Wohnung verschwindet.

Naruto wirft wütend die Hände in die Höhe. „Hier sind doch alle verrückt geworden!“

„Dobe, das waren sie schon immer.“

Nachdem an diesem verfluchten Tag nichts so läuft, wie er sich das vorgestellt hat, sollte er vielleicht doch ins Bett gehen.

Bevor er seinem besten Freund eine reinhaut, als ihm dieser grinsend nachruft „Brauchst du vielleicht Eis?“
 

*
 

Als Hinata aufschreckt, versucht sie vergeblich sich daran zu erinnern, wann Kiba gegangen ist. Aber sie muss wohl in seinen Armen eingeschlafen sein, während sie gemeinsam um ihren besten Freund getrauert haben.

Doch sie erkennt, was sie geweckt hat, als sich Sakuras Körper neben sie unter die Decke schiebt und sie dreht sich um und schließt ihre Freundin wortlos in die Arme. Und betet um einen traumlosen Schlaf, um diesem Schmerz wenigstens eine Weile entfliehen zu können.
 

.

.

.
 

Als Naruto am nächsten Morgen gegen 8.00 Uhr verschlafen in die Küche stolpert, fehlt von den Frauen jede Spur. Und eine Tüte Brötchen auf dem Tisch und eine Notiz sind alles, was sie ihnen als Hinweis zurückgelassen haben.

Er überfliegt gerade gähnend den Zettel, als er die Haustür und kurz darauf Hinatas fröhliches Lachen hört.

„Willst du auch was trin-“

Er dreht sich um, als er hört, wie sie sich der Küche nähert und die Art, wie die letzte Silbe auf ihren Lippen stirbt, als sie ihn sieht, verrät ihm, dass sie wohl nicht auf sein Chakra geachtet hat.

„Naruto!“ Sie flüstert seinen Namen beinahe entsetzt und er runzelt verständnislos die Stirn.

Aber bevor er sie fragen kann, was er jetzt falsch gemacht hat, verschwindet sie blitzschnell und steht im nächsten Wimpernschlag direkt vor ihm. Sie hebt die Hand an seine Wange und als ihr warmes Chakra beginnt den Schmerz in seiner Wange zu betäuben, erinnert er sich daran, dass er mit einem unschönen Veilchen aufgewacht ist.

„Was ist passiert?“

Er nutzt es aus, dass sie sich seiner Nähe nicht bewusst zu sein scheint, weil sie sich so auf seine Verletzung fixiert, und mustert ihre feinen Gesichtszüge. „Dein Freund.“

Hinata runzelt verständnislos die Stirn und beendet ihre Heilung, bevor sie es begreift und ruckartig den Blick zu seinen Augen hebt. „Kiba? Kiba, hat dich geschlagen?!“

Es ärgert ihn, dass er schon wieder nicht in ihrer Mimik lesen kann, was in ihr vorgeht, aber die spöttische Stimme seiner besten Freundin kommt ihm dazwischen. „Wie praktisch, dann muss ich das nicht machen.“

Sakura lehnt mit verschränkten Armen im Türrahmen und auch ihr sieht man an, dass sie beim Training war. Eines muss Naruto ihr lassen, sie zuckt kaum mit der Wimper, als Sasuke plötzlich hinter ihr steht.

„Was ist hier los?“

Aber es ist Hinata, die angespannt herumfährt „Das darf doch alles nicht wahr sein!“ und dann ohne ein weiteres Wort aus der Küche rauscht und im nächsten Moment die Badezimmertür hinter sich zuknallt.
 

Sakura holt sich wortlos eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank und Naruto gibt ihr noch eine Minute, bevor ihm das Ganze zu dumm wird. „Und wie lange hast du noch vor wütend auf mich zu sein?“

Und das ist alles, was es braucht, um Sakuras schwer erkämpfter Geduld ein jähes Ende zu bereiten. Sie knallt die Flasche hart auf den Tisch und fährt fauchend zu ihrem besten Freund herum. „Wie wäre es mit einem Monat für jedes Jahr, das du weg warst? Kommst du da selber drauf oder soll ich es dir vorrechnen?“

Aber so wie bei Hinata gestern, lässt Naruto ihren Zorn ruhig über sich ergehen. „Ich habe dir versprochen, dass ich ihn zurückbringe.“ Er zuckt erst zusammen, als sich ihr Zorn in offensichtlichen Schmerz wandelt.

„Und dafür musstest du mich auch für vier Jahre verlassen?“

Aber kurz bevor sie die Tür erreicht, hält sie noch einmal inne. „Und nur damit du es weißt: Ich hätte dich noch eine Weile mit dem Veilchen rumlaufen lassen. Den Schlag hattest du nämlich verdient!“

Sie dreht sich zu Sasuke um und verengt zornig die Augen, als sie seltenes Amüsement in den Zügen des Uchiha erkennt. „Und du brauchst gar nicht so dumm zu gucken, du hättest noch viel mehr verdient, als nur einen einfachen rechten Haken!“

Sasuke sieht ihr einen Moment schmunzelnd nach, bevor er sich wieder seinem besten Freund zuwendet. „Nicht ganz wie du dir das Wiedersehen vorgestellt hast?“

Naruto lässt sich seufzend auf einen der Stühle fallen und greift sich mürrisch ein Brötchen aus der Tüte. „Pass auf, dass ich dir keine verpasse, Teme!“

„Tse, Dobe.“
 

*
 

Sie sehen die beiden Frauen erst eine gute Stunde später wieder. Sakura greift in ihre Hosentasche und wirft ihnen zielsicher einen kleinen Gegenstand zu. „Eure Wohnungsschlüssel. Außerdem sollen wir uns bei Tsunade melden.“ Damit reißt sie die Haustür auf und verschwindet ohne ein weiteres Wort mit Hinata in Richtung Hokageturm.
 

Sakura stößt die Türen zum Büro der Hokage ohne Anzuklopfen auf und lässt sich ohne ein Wort zur Begrüßung auf einen der Stühle gegenüber des Kage-Schreibtisches fallen. Hinata grüßt die Kage, die über den Auftritt ihrer ehemaligen Schülerin nur perplex blinzelt, höflich, lässt sich dann aber ebenso gleichgültig in den Stuhl neben Sakura sinken.

Tsunade starrt die beiden Frauen noch einen Moment an, bevor sie resigniert erkennt, dass sie von den beiden heute nicht mehr zu erwarten hat und wendet sich räuspernd an die beiden Männer. „Gut, kommen wir zur Sache: Sasuke und Naruto, hiermit erhebe ich euch offiziell in den Stand der ANBU. Sasuke dein Deckname lautet Fuyu, Naruto deiner Aki.” Sie überreicht den Beiden ihre individualisierten ANBU-Masken und wirft erneut einen Blick auf die beiden Frauen, die aus dem Fenster starren, als würde sie das Ganze überhaupt nichts angehen.

„Ihr bleibt weiterhin Konohas 12. ANBU-Einheit, aber euer Teamname lautet ab heute Onaji.”

Onaji-Gleich. Sakura schnaubt leise. Ihre Decknamen sind die vier Jahreszeiten und ihr Teamname lautete gleich. Wie originell.

In der Ansicht, dass sie ihren Part erfüllt haben, erheben sich die beiden Frauen, aber Tsunade hält sie auf. „Sakura, Hinata, könnt ihr heute von 16.00 Uhr bis 19.00 Uhr das Krankenhaus übernehmen? Ich habe eine Besprechung mit den Ärztinnen. Und könnt ihr Naruto und Sasuke bitte zu Irezumi bringen, damit er ihnen ihre Tätowierung verpasst? Danke!”

Sakuras Augenbraue zuckt schon wieder bedrohlich und Hinata umfasst in weiser Voraussicht ihren Arm und zieht ihre Freundin mit sich aus dem Büro.
 

Sakura reibt sich genervt die Schläfen. „Diese Frau treibt mich in den Wahnsinn!”

Aber Hinata verschwindet wortlos um die Ecke und Sakura folgt ihr mit einem unguten Gefühl aus dem Hokage-Turm heraus.

Sie finden die junge Clanerbin vor dem Glaskasten neben dem Haupteingang, auf dem öffentliche Ankündigungen veranschlagt werden. Sakura tritt neben ihre Freundin und greift haltsuchend nach deren Hand.

„Die Beerdigung ist heute Abend um 20.00 Uhr.”

Auch Sakuras Augen fallen auf das schwarzumrandete Papier, das den Verlust von Shino und Shin publik macht. Sie spürt das feine Zittern von Hinatas Fingern in ihren, aber das ist die einzige Gefühlsregung, die die Hyuuga zulässt und auch Sakura blinzelt ihre Tränen energisch zur Seite.

„Lasst uns gehen.“

Hinata behält Sakuras Hand in ihrer, während sie die Männer zum Tätowieren bringen. Aber sie machen keine Anstalten ihren alten beziehungsweise neuen Teamkameraden in den Laden zu folgen.

„Wir müssen noch etwas erledigen. Bis später.”

Naruto sieht ihnen zähneknirschend nach. „Ich brauch jetzt dann ganz dringend etwas, dass sich als Sandsack eignet. Oder ein paar Bäume.“
 

*
 

In der Zwischenzeit bei den Frauen
 

Sakura und Hinata haben erleichtert festgestellt, dass Ino heute scheinbar keine Schicht im Blumenladen hat und ihre Gnadenfrist dadurch noch ein wenig verlängert wurde.

Zurück in ihrer Wohnung bereiten sie die vier Dutzend weiße Lilien auf ihrem Küchentisch aus und beginnen in einvernehmlichem Schweigen die Blumen zurechtzuschneiden und zusammenzubinden. Sie betten den Schmetterling und die Feder aus Blumen in eine Wasserschale, bevor sie das Haus erneut verlassen, um ihre Ablenkung zum zweiten Mal an diesem Tag im Training zu suchen.

Aber als sie die Haustür öffnen, stehen Naruto und Sasuke davor.

Der Erste von beiden grinst gutmütig und Sakura stellt genervt fest, dass er seinen unerträglich unerschütterlichen Optimismus in keinster Weise eingebüßt zu haben scheint. „Wo wollt ihr denn schon wieder hin?”

„Trainieren”, gibt Sakura einsilbig zu. Aber die sichtbare Zufriedenheit in den Gesichtszügen ihres besten Freundes verrät ihr, dass sogar das ein Fehler war. „Das trifft sich gut, das hatten wir auch vor.“

„Natürlich hattet ihr das“, murmelt die Haruno leise und schüttelt in Hinatas Richtung den Kopf, bevor sie gleichgültig vorausgeht.
 

Sie folgen den Frauen in den Wald am östlichen Dorfrand und so zielstrebig, wie sie die kleine Lichtung anstreben, kommen sie öfter hierher.

Sakura streift sich gelassen ihre schwarzen Handschuhe über und tauscht einen vielsagenden Blick mit Hinata, bevor sie sich an ihre beiden Teamkameraden wendet. „Dann lasst uns eines gleich Mal klar stellen: Ihr wart beide jahrelang abwesend und habt keine Ahnung was sich bei uns in der Zwischenzeit alles verändert hat. Ihr glaubt im Bilde zu sein, weil Tsunade euch gestern die Bilderbuchzusammenfassung gegeben hat? Vergesst es! Wir haben kein Problem damit, mit euch zusammenarbeiten, solange es genau das ist, eine Zusammenarbeit. Wir sind bereits seit zwei Jahren bei der ANBU, wenn ihr also meint, dass ihr uns irgendetwas zu sagen habt, dann bittet Tsunade besser gleich um eine andere Zuteilung. Wir sind schon lange nicht mehr die beiden Mädchen, die ihr einmal kanntet. Und da ich weiß, dass Zuhören nicht unbedingt eure Stärke ist-“

Sie verschwindet blitzschnell und während sie erwartet haben, dass Sakura zuerst auf Sasuke losgehen würde, muss Naruto plötzlich ihrem Faustschlag ausweichen, bevor er erneut ein blaues Auge davon trägt. Seine Teamkameradin lässt ihm keine Zeit sich zu sammeln, tritt mit dem rechten Fuß nach seiner Bauchgegend und zieht in der selben Bewegungen eine Handvoll Wurfnadeln, die präzise geworfen, nur Millimeter an seiner Halsschlagader vorbei sausen, als er blitzschnell den Kopf in den Nacken legt.
 

Hinata aktiviert ihr Bluterbe und begegnet dann Sasukes kühler Musterung. Sie erlaubt sich ein feines Schmunzeln, als ihr der Gedanke kommt, dass der Uchiha genauso ist, wie Sakura ihn immer beschrieben hat.

Es ist nicht ihr Stil zu provozieren, deshalb erwidert sie seinen Blick stumm und zählt kaum eine Minute, bis seine schwarzen Augen sich blutrot färben und sie den Blick schnell absenkt.

Aber es behindert sie nicht im Geringsten ihm nicht ins Gesicht sehen zu können und sie begreift schnell, dass die Legenden um die Machtkämpfe des Uchiha- und des Hyuuga-Clans alles andere als aus der Luft gegriffen sind.

Der Intuition folgend, dass Sasuke vermutlich noch weniger über die Kampftechnik ihres Clans weiß, als sie über seinen, kontert sie seinen frontalen Taijutsu-Angriff mit ihrem eigenen Kekkei Genkai. Aber als der Uchiha innerhalb von drei Minuten ihren dreizehnten Scheinangriff als solchen erkennt und ihren Schlag problemlos abblockt, erkennt sie fluchend, dass das mit dem Vorhersehen jeglicher Muskelbewegungen nicht übertrieben war. Aber sie bezweifelt, dass es eine gute Idee ist den Nahkampf aufzugeben, also muss sie sich schleunigst etwas anderes einfallen lassen.
 

Sasuke hat die schüchtere Clanerbin der Hyuugas kaum in Erinnerung behalten. Als Naruto das erste Mal von ihr gesprochen hat, konnte er sich gerade noch verschwommen ihre Gesichtszüge in Erinnerung rufen. Ihr Cousin ist eher ein paar Mal auf seinem Radar aufgetaucht, aber eigentlich hat er sich auch um den anderen Hyuuga nicht wirklich gekümmert. Und jetzt zeigt ihm ausgerechnet die schweigsame junge Frau vor ihm auf, warum das ein Fehler war.

Ihre Muskelbewegungen sind so untypisch, dass er tatsächlich Schwierigkeiten hat, sie rechtzeitig vorauszusehen. Und als ihre Handfläche seine Seite streift und er den Chakrastoß durch seinen ganzen Brustkorb vibrieren spürt, zieht er zischend sein Katana und verdrängt den Gedanken, dass dies eine beinahe kindische Handlung ist. Er führt die Klinge blitzschnell und zielt auf das rechte Schulterblatt der Clanerbin, aber statt ihm auszuweichen, prallt seine Klinge an einem Band aus blauem Chakra ab.

Sasuke flucht innerlich. Vielleicht hätte er doch einmal zuhören sollen, als der blonde Chaot ständig von der hübschen Hyuuga geschwärmt hat.
 

Auch Naruto hat schnell begriffen, dass die beiden Frauen nicht umsonst seit zwei Jahren Konohas ANBU angehören. Er hat Sakuras Schlagkraft schon mit 15 als ausgesprochen beeindruckend empfunden, aber die Härte, die mit einer unfassbaren Selbstverständlichkeit hinter jedem ihrer Schläge steckt, lässt so manchen Mann mit dem dreifachen ihres Gewichts wie eine Witzfigur aussehen.

Dann ist sie zusätzlich auch noch verdammt schnell geworden und das Einzige, was ihn tröstet, als er gerade wieder einen potentiell knochenbrechenden Fausthieb seiner besten Freundin abblockt, ist die unleugbare Tatsache, dass auch Hinata Sasuke bis jetzt äußerst erfolgreich daran hindert eine seiner grandiosen Uchiha-Shows abzuziehen.

Naruto rutscht geschickt in die Hocke und zieht Sakura blitzschnell die Beine weg und zwingt die Rosahaarige so, mit einem eleganten Rad zurück ihr Gleichgewicht wiederzugewinnen.

Sie erkennt das letzte Fingerzeichen, das der Blonde schließt und beginnt grinsend ihre eigenen Hände zu mehreren Zeichen zusammenzuführen, während Narutos Schattendoppelgänger sie zu Dutzenden umzingeln.
 

Naruto blinzelt immer noch perplex, während er zusieht, wie diese Frechheit von Technik, die seine Teamkollegin entwickelt hat, seine perfekten Kopien mit rasiermesserschafen Kirschblüten einen nach dem anderen niedermäht.

Aber dann beschließt er Sakuras Konzentration zu nutzen, um Sasuke ein Zeichen zu geben und das feine Nicken des Uchihas ist alle Zustimmung, die er braucht.
 

Hinata weicht Sasukes Katana problemlos aus, aber die Fingerzeichen, die er blitzschnell schließt, sind ihr gänzlich unbekannt. Es braucht jedoch kein Genie, um zu erahnen, dass der Uchiha nun auf sein anderes Fachgebiet zurückzugreifen scheint. Und als sein Feuerball auf sie zurast, hat sie ihre Verteidigung längst undurchdringlich aufgebaut.

Aber genau wie Sakura, wird ihr gerade noch rechtzeitig klar, dass es nur eine Ablenkung war, als die beiden Männer dieses Mal gleichzeitig unterschiedliche Fingerzeichen formen. Statt sich jedoch die Mühe zu machen, ihre Absicht zu erraten, verlässt sie sich auf Sakuras warnenden Ruf. „Hina!“
 

Und während die beiden Männer mit ihren Parade-Techniken auf sie zurennen, stellen sich die beiden Frauen Rücken an Rücken und formen ihrerseits gelassen synchrone Schriftzeichen. „Hogo sareta!”

Mit ihren Worten baut sich ein Schutzwall um sie auf und alles, was Sasukes Chidori und Narutos Rasengan bewirken, ist ein lauter Knall als ihr Angriff auf die Verteidigung der beiden Kunoichi trifft und ein Rücktstoß, der die Shinobi beinahe selbst von den Beinen reißt.

Sakuras Spott ist das erste, was durch den Rauch zu ihnen durchdringt. „Glaubt ihr wirklich, die Spielereien, mit denen ihr schon mit zwölf angegeben habt, ziehen noch?“

Naruto und Sasuke wechseln ein Grinsen und nicht einmal der Uchiha macht ein Geheimnis daraus, dass er beeindruckt ist.

Was die Frauen nicht kommen sehen, ist der Partnerwechsel, auf den sich ihre Teamkameraden stumm geeinigt zu haben scheinen.
 

Sakura stellt mit einem zynischen Lächeln fest, dass dies das erste Mal ist, dass sie dem Uchiha in einem ernsthaften Trainingskampf gegenübersteht. Und sie kann sich nicht entscheiden, was sie mehr ärgert: Ihre frühere Schwäche oder seine bis heute währende Gleichgültigkeit. Es wird Zeit, dass sie ihm beweist, dass sie ihren eigenen Wert hat.

Sie zieht wortlos ihr Schwert aus ihrem Gürtel, aber der schweigsame Clanerbe pariert den Hieb auf sein Schulterblatt problemlos.

Was er trotz seiner Sharingan beinahe nicht kommen sieht, ist dass Sakura ihr Schwert gleichgültig fallen lässt, sich blitzschnell um ihn dreht und ihm von hinten die Hand in die Seite schlägt. Er stöhnt beinahe unter der Stärke, die in ihrem Schlag liegt, aber sie erkennt zu spät, dass er sich absichtlich von ihr hat treffen lassen.

Sasuke umfasst blitzschnell ihren Arm und dreht ihn ihr grob auf den Rücken. Er beugt sich schon siegessicher grinsend zu ihrem Ohr hinunter, als er fassungslos registriert, dass seine Teamkollegin sich ohne mit der Wimper zu zucken, geübt aus seinem Griff windet und riskiert, dass sie sich dabei den Arm auskugelt.

Er lässt sie fluchend los und pariert das Kunai, mit dem sie in der Drehung schon auf seinen Oberarm zielt, schnell mit seinem Katana. Er begegnet ihrem Blick und sieht das spöttische Grinsen auf ihren vollen Lippen.

„Du wirst schnell lernen mich nicht mehr zu unterschätzen, Sasuke-kun.“
 

Hinata sieht sich mit einem ganz anderen Problem konfrontiert. Ihr verfluchtes Herz droht sie mal wieder in der unmöglichsten Situation im Stich zu lassen. Sie wünscht, sie hätte wie bei Sasuke einen Grund jeglichen Blick in Narutos Augen zu meiden. Stattdessen hält sie das durchdringende Blau seiner Augen gefangen und obwohl sie das nie im Leben zugeben würde, weil es eine Schwäche ist, die sie mit ihrer Erfahrung und in ihrem Rang nicht haben dürfte, lenkt es sie ab.

Und sie fängt besser gar nicht damit an, was es mit ihr macht, wenn seine Haut ihre streift, wenn sie seine Angriffe abblockt. Sie hat ernsthaft geglaubt, sie hätte ihr schwächliches jüngeres Ich endlich endgültig zurückgelassen.

Sie keucht, als sich seine Finger um ihren Unterarm schließen und er sie kompromisslos an sich reißt. Sie spürt seinen warmen Atem an ihrem Ohr und beißt sich hart auf die Innenseite ihrer Wange, um das schmerzhafte Pochen ihres Herzens nicht zu verraten.

„Wir müssen reden.“

Sie dreht den Kopf ein wenig zur Seite, aber es gibt keine Möglichkeit ihm jetzt zu entfliehen. Also gibt sie nach, um wenigstens für den Moment seiner Nähe zu entkommen.

Sie nickt stumm, aber sobald er sie loslässt, weicht sie beinahe drei Schritte zurück und sucht kindisch den Schutz ihrer Freundin. „Saku.“

Die Haruno bricht ihr Kräftemessen mit Sasuke sofort ab und erscheint blitzschnell neben ihrer Teamkameradin.

„Wir müssen uns für unsere Schicht im Krankenhaus fertig machen.“

Sakura nickt verstehend und die beiden Frauen verschwinden, ohne sich die Mühe zu machen auf die Männer zu warten.
 

Sasuke vergräbt die Hände in den Hosentaschen und tritt neben seinen besten Freund. „Das war interessant.“

Aber dieses Mal ist er es, der nur einen einsilbigen Laut als Antwort erhält. „Mhm.“

Das lässt sogar bei dem Uchiha die Alarmglocken schrillen, aber bevor er sich die Mühe machen kann nachzufragen, schüttelt Naruto den Kopf. „Lass uns einfach gehen.“
 

.

.

.

Ame

Die Männer sind selbst gerade erst aus der Dusche gekommen, als Sakura und Hinata mit einem kurz angebundenen „Bis später!“ an ihnen vorbei und aus der Tür rauschen.
 

Sakura überfliegt als erstes die heutige Einteilung der Schwestern und vermisst erneut erleichtert den Namen ihrer Kindergartenfreundin. Bei aller Liebe, sie weiß nicht, ob sie schon die Kraft für diese Auseinandersetzung hat.

Sie spürt Hinatas schmale Hand an ihrer Schulter und dreht sich fragend zu der Hyuuga um. „Nimmst du das Erdgeschoss, die 1. und die 2. Etage, dann nehme ich die 3.-5. Etage?”

Sie nickt lächelnd. „Klingt gut.“

Hinata wirft sich einen weißen Kittel mit ihrem Namen um und bindet sich geübt die langen Haare nach hinten. „Bis später, Shimai.“

„Bis später.“
 

.

.

.
 

Eine Viertelstunde vor ihrem Schichtende treffen sich die beiden Frauen im Erdgeschoss wieder, aber sie kommen gerade dazu ihre Berichte auszutauschen, bevor eine laute Stimme hinter ihnen Sakura zu einem offenen Augenrollen veranlasst.

„Hey, Saku, Hinata!”

Hinata sieht kurz zu Sakura, bevor sie sich vorsichtig ihren neuen Teamkameraden zuwendet. „Was macht ihr hier?”

Naruto ignoriert den skeptischen Tonfall in ihrer Stimme gekonnt. „Euch abholen, natürlich.”

Auch Sakura zieht spöttisch eine Augenbraue in die Höhe. „Wir hätten den Weg nach Hause auch gerade noch allein gefunden.”

Aber auch darüber sieht ihr blonder Teamkamerad lachend hinweg. „Ich wollte nur mal sehen, was sich hier in den letzten Jahren alles verändert hat. Wir sind die letzten zwei Stunden über durch Konoha gelaufen und es ist doch nicht mehr ganz dasselbe.“

Sakura rollt schon wieder genervt die Augen. „Was hast du nach vier beziehungsweise acht Jahren erwartet? Dass wir alle aus einem Dornröschen-Schlaf erwacht sind, nur weil ihr großzügigerweise endlich zu uns zurückgekehrt sein?”

Sie verschluckt sich beinahe an ihrem Spott, als sie aus dem Augenwinkel wahrnimmt, wie Hinata neben ihr schlagartig die Schultern strafft, bevor sie mit festen Schritten wortlos an den beiden Männern vorbei eilt. Und als ihr Blick ihrer Freundin zu dem Ursprung allen Übels folgt, schluckt sie den derben Fluch, der sich beinahe als Reflex auf ihrer Zunge bildet. „Auch das noch!”, zischt sie zornig, bevor sie der jungen Hyuuga augenblicklich nachsetzt.

Naruto und Sasuke drehen sich einmal mehr ahnungslos um, aber nach all den Jahren erkennt Naruto den Mann und das kleine Mädchen sofort, obwohl Hinata bis auf die Augen kaum äußerliche Ähnlichkeiten mit ihrer Familie teilt.

Sasuke sieht von Sakuras Rücken zu seinem besten Freund, als dessen wütendes Knurren an sein Ohr dringt. „Dieser Bastard!”

Als er die hellen Augen des Mannes sieht, begreift auch der Uchiha, dass er das Oberhaupt des Hyuuga-Clans vor sich hat.
 

Hinata reißt ihren zornigen Blick von ihrem Vater los und beugt sich mühsam beherrscht zu ihrer Schwester herunter, obwohl ihr die Art wie Hanabis linker Arm in unnatürlichem Winkel von ihrem Körper absteht, eigentlich schon genug sagt. „Hanabi, was ist passiert?” Sie sieht die mühsam verborgenen Tränen in den Augen ihrer Schwester und ihr eigener Zorn nimmt ihr fast die Sicht.

„Es tut so weh, Nee-san.”

Hinata legt zärtlich eine Hand an die Wange ihrer Schwester. „Ja, er ist gebrochen, aber mach dir keine Sorgen das kriegen wir schon wieder hin.“ Sie ergreift die unverletzte Hand ihrer Schwester, um sich selbst daran zu erinnern, dass sie es sich nicht leisten kann, im öffentlichen Flur des Krankenhaus eine Szene zu machen, bevor sie sich aufrichtet und sich kalt an ihren Vater wendet.

Sie senkt die Stimme und Naruto kann ihre Worte nur verstehen, weil sie mittlerweile alle direkt hinter Hinata stehen. „Warst du das?“

Er hat noch nie einen solchen Zorn in der Stimme der schüchternen Clanerbin gehört. Aber ihren Vater scheint das nicht im Geringsten zu berühren.

„Sie war einfach zu langsam.” Da ist keine Spur von Mitleid oder Reue in der Stimme des Clanoberhaupts und Naruto hört Sakuras wütendes Zischen neben sich.

Hinata ringt hart um ihre Beherrschung, aber ihrer Schwester steht der Schmerz ins Gesicht geschrieben und erinnert sie an ihre Prioritäten. „Du wartest hier!“, ist alles, was sie noch zu ihrem Vater sagt, bevor sie ihre Schwester sanft in das nächste freie Behandlungszimmer führt.
 

Sie nimmt gleichgültig wahr, wie Sasuke als letzter die Tür hinter sich schließt, während sie Hanabi mit Leichtigkeit auf die Behandlungsliege hebt und sich darauf konzentriert den Arm der Zwölfjährigen zu heilen. „Es dauert nur zwei Minuten, Süße, dann ist dein Arm so gut wie neu.“ Dass es etwas anderes ist, die Misshandlung ihres Vaters zu verarbeiten, weiß sie selbst nur zu gut.

Sakura steht direkt hinter Hinata, überlässt ihr aber schweigend die Heilung.

Doch sobald Hinata ihr heilendes Chakra deaktiviert und ihren Arm sinken lässt, schlingt Hanabi beide Arme um die Hüfte ihrer Schwester und beginnt hemmungslos zu weinen.

Naruto sieht den tiefen Schmerz über Hinatas Gesicht zucken, bevor sie die Augen schließt und ihre kleine Schwester fest in den Arm nimmt.

Hinata wartet geduldig, bis die kummervollen Schluchzer ihrer Schwester verebben, bevor sie den Kopf senkt, Hanabi auf den dunklen Schopf küsst und ihr zärtlich die Tränenspuren von den Wangen wischt. Hanabi hebt den Kopf und die hellen Augen scheinen wirklich das einzige zu sein, was sie äußerlich mit ihrer älteren Schwester verbindet. „Nees-an, kannst du nicht bitte wieder zurück nach Hause kommen? Seitdem du weg bist wird Vater von Tag zu Tag immer noch unausstehlicher. Man konnte ihm ja noch nie etwas recht machen, aber in letzter Zeit brüllt er schon wegen einer Kleinigkeit das ganze Anwesen zusammen. Und... ich habe Angst vor ihm, Nee-san.”
 

Hinata geht vor der Liege in die Hocke und nimmt das Gesicht ihrer Schwester zärtlich in beide Hände. „Sieh mich an, Hanabi. Ich verspreche dir, dass ich mich darum kümmern werde! Ich werde dafür sorgen, dass wir endlich alle frei sein können.”

Die Zwölfjährige sieht ihre große Schwester noch mit dem blinden Vertrauen eines Kindes an. „Kann ich dann auch Ärztin werden, so wie du und Sakura-chan?”

Kibas ehemalige Teamkameradin lächelt sanft. „Du willst Ärztin werden?” Hanabi nickt unsicher, aber ihre ältere Schwester sieht ihr weiterhin ernst in die Augen. „Wenn du das willst, dann kannst du es auch! Pass auf, in ein paar Jahren wirst du mich und Sakura in die Tasche stecken.”

Die jüngere Hyuuga mustert sie zweifelnd. „Meinst du das ernst?”

Hinata beugt sich schnell vor und küsst ihre Schwester auf die Stirn, um zu verbergen, dass in ihren Augen Tränen stehen. „Natürlich, ich glaube an dich.”

Ihr Blick gleitet beinahe unbewusst zu dem Mann, mit dem sie diesen Satz immer verbinden wird und begegnet seinen ernsten blauen Augen. Im Hyuuga-Clan glaubt niemand an irgendwen, außer sich selbst. Naruto war der erste Mensch in ihrem Leben, der an sie geglaubt hat. Und sie wird nie vergessen, dass er sie damit gerettet hat.

Sie schüttelt den Gedanken ab, erhebt sich fließend und zieht einen Geldschein aus ihrer hinteren Hosentasche und drückt in ihrer überraschten Schwester in die Hand. „Geh und lad Konohamaru und die anderen zum Essen ein. Und wenn Vater fragt wo du warst, sagst du, dass Tsunade vorbeigekommen ist und dich gebeten hat ihr ein paar Kräuter aus dem Wald zu holen.”

Hanabis Augen leuchten schon wieder, als sie ihre große Schwester erneut stürmisch umarmt. „Ich hab dich lieb, Nee-san, du bist die Beste!”

Aber Hinata ringt darum zu verbergen, dass ihr Herz gerade bricht. „Ich hab dich auch lieb, Imoto. Und egal was es ist, du kannst jederzeit zu mir kommen. Ich bin immer für dich da. So und jetzt lauf!”
 

Hanabi stürmt fröhlich aus dem Raum, aber mit der zufallenden die Tür, fällt auch Hinatas Schauspiel. Sie legt den Kopf in den Nacken und drückt sich ihre zitternden Handflächen hart gegen ihre geschlossenen Augen.

„Hina-“

Aber Hinata schüttelt den Kopf, strafft entschlossen die Schultern und als sie dem Blick ihrer besten Freundin begegnet, hat sie erneut jeglichen Kummer aus ihren Augen verbannt. „Ich kann nicht, Saku. Alles, worauf ich mich im Moment konzentrieren kann, ist meinem Vater nicht den Hals umzudrehen, wenn er in dreißig Sekunden durch diese Tür kommt.“

„Das kannst du auch ruhig mir überlassen!” Narutos unverhohlener Zorn zieht den Blick der hübschen Clanerbin auf seinen angespannten Körper.

„Nein. Du wirst dich da raus halten, Naruto!“

Der blonde Shinobi öffnet protestierend den Mund, aber in diesem Moment wird die Türklinke nach unten gedrückt und man kann die Kälte förmlich spüren, die Hiashi Hyuuga in den Raum folgt.

Sein kalter Blick fixiert sich einzig auf seine Erstgeborene. „Wo ist Hanabi?”

Hinatas Stimme ist mindestens so hart wie die ihres Vaters, aber sie macht sich nicht die Mühe ihre Verachtung zu kaschieren. „Tsunade ist zufällig vorbeigekommen und hat sie gebeten ihr ein paar Kräuter aus dem Wald zu holen. Es wird vermutlich etwas länger dauern, aber eine Bitte der Hokage schlägt man nicht ab.”
 

Hiashis Blick wandert von seiner ältesten Tochter zu deren Teammitgliedern und allein sein Ton zerrt gleichermaßen an Sakuras und Narutos Beherrschung und sogar Sasuke verrät mit einer gehobenen Augenbraue, was er von dem Verhalten des Älteren hält. „Lasst uns allein!“

Aber es ist Hinata, die mit unverhohlenem Spott antwortet und die Aufmerksamkeit ihres Vaters mit dieser Frechheit erfolgreich zurück auf sich lenkt. „Sie sind keine Hyuuga, Vater, du kannst ihnen nichts befehlen.“

Ihr Vater verengt die Augen und sie weiß genau, was ihr blühen würde, wenn sie jetzt alleine wären. „Dann wirst du mit mir nach draußen kommen.“

Aber sie denkt nicht daran. „Wir wissen beide, wie das ausgehen würde. Und ich bin nicht daran interessiert zu hören, was du mir zu sagen hast. Aber lass mich eines klar stellen.“ Sie macht blitzschnell einen Satz auf ihren Vater zu und obwohl er sie immer noch um einen guten Kopf überragt, hat sie endlich aufgehört ihn zu fürchten. „Ich melde diesen Vorfall der Hokage und wenn so etwas noch einmal vorkommt, werde ich Hanabi von der wegholen!”

„Was fällt dir ein, so mit mir zu reden?“

Hinata strafft die Schultern, aber sie rechnet nicht damit, dass ihr Vater ausgerechnet Naruto fixiert. „Das ist allein sein Einfluss.“

Hinata ballt die Hände zu Fäusten und das Bedürfnis jemand anderen so dringend schlagen zu wollen, ist ihr trotz acht Jahren als Kunoichi bis zu diesem Moment fremd gewesen. „Ich weiß ja, dass du Experte darin bist, die Schuld bei anderen zu suchen, aber Naruto ist gestern erst nach Konoha zurückgekommen. Und ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber ich bin schon vor zwei Jahren von Zuhause ausgezogen.“

„Und ich erinnere mich, dass ich dir schon vor Jahren den Umgang mit ihm verboten habe!“

Hinata kräuselt angewidert die Lippen. „Und soll ich wiederholen, was ich dir damals geantwortet habe?“

Keiner sieht es kommen, als Hiashi ausholt und seine Tochter mit brutaler Stärke ohrfeigt.
 

Die Welt scheint sich für ein paar Sekunden in Zeitlupe zu bewegen, als Hinata unter der Misshandlung ihres Vaters den Kopf zur Seite dreht und Narutos Chakra spürbar im Raum explodiert.

Aber es ist Hinata, die sich blitzschnell bewegt und in einem Wimpernschlag vor dem blonden Shinobi steht, dessen ganzer Körper unter seinem grenzenlosen Zorn erbebt. Doch die junge Hyuuga nimmt sein Gesicht zärtlich in ihre schmalen Hände und zwingt ihn seinen Blick auf sie zu fokussieren. „Sieh mich an, Naruto! Tu es nicht! Bitte!“ Sie wartet ab, bis ihre Worte zu ihm durchdringen, bevor sie ihn vorsichtig loslässt, als der sofortige Angriff seinerseits ausbleibt.

Sie bleibt aber dicht vor ihm stehen, nur um sicher zu gehen, dass er sich nicht doch noch auf ihren Vater stürzt, bevor sie sich eben diesem in perfektionierter Gleichgültigkeit noch einmal zuwendet. „Danke, dass du mir das Ganze so einfach machst. Wenn Hanabi auch nur noch einen blauen Fleck von deinen Erziehungsmethoden davonträgt, gehe ich zur Hokage. Und dank dir habe ich jetzt drei Zeugen, die nicht von deiner Gnade abhängig sind, die meine Aussage unterstützen können.“
 

In der Öffentlichkeit erscheint das Oberhaupt des Hyuuga-Clans stets gleichgültig beherrscht, aber als seine Tochter weiß Hinata, dass es sein unbeherrschter Zorn ist, den es zu fürchten gilt. „Du warst noch nie zu etwas gebrauchen, aber früher hast du wenigstens gewusst, wann es besser ist, den Mund zu halten!“

Hinata lehnt sich ein Stück zurück, als sie spürt, wie Naruto einen drohenden Schritt nach vorne macht und lässt zu, dass sie mit ihrem Rücken leicht gegen seinen Brustkorb lehnt. Sie sucht den Körperkontakt zu ihm, um ihn zu beruhigen, aber es ist eine automatische Nebenwirkung, dass seine Stärke auf sie überzugehen scheint. „Warum tust du uns nicht allen den Gefallen und verschwindest einfach, Vater?“

Zur Verwunderung aller, dreht sich der Hyuuga wirklich zur Tür um, aber Hinata ahnt mit untrüglicher Gewissheit, dass er es ihr nicht so einfach machen wird. Und obwohl sie geglaubt hat, auf alles vorbereitet zu sein, trifft sie seine Frage dennoch unverhofft, wie ein harter Schlag in den Magen. „Ich habe gehört, dass zwei deiner Teamkameraden gestern umgekommen sind.“

Sie macht sich nicht die Mühe zu nicken; sie weiß, dass er nicht auf eine Bestätigung aus ist. Sie hat ihn öffentlich gedemütigt, indem sie den Frevel begangen hat ihm die Stirn zu bieten und zur Strafe wird er ihr nun auf jede erdenkliche Art weh tun.

„Ich hoffe, sie mussten nicht sterben, weil du mal wieder beschützt werden musstest.“
 

So wie sie unter seiner körperlichen Misshandlung kaum mit der Wimper gezuckt hat, fährt Hinata jetzt zusammen, als hätte er sie erneut geschlagen und Sakura zieht fassungslos die Luft ein, aber Narutos Zorn frisst sich brennend durch seine Adern und unter dem Einfluss des Fuchses, sieht er erneut rot. „Du dreckiges-“ Er stürzt sich an der erstarrten Hinata vorbei auf das Clanoberhaupt, aber Sasuke greift beherzt nach seinen Armen und hält seinen besten Freund unnachgiebig zurück.

Hiashis abschätzender Blick fährt provozierend an dem tobenden Shinobi herab. „Du bist genau das, wofür alle dich halten-“

Aber Hinata hat ihren Schock schon überwunden und macht nun ihrerseits drohend einen Schritt nach vorne. „Wag es nicht! Du wirst ihn da raus halten! Sonst werde ich auch einmal anfangen ein paar Dinge laut auszusprechen. Und eines kannst du mir glauben, Vater, das willst du nicht!“

„Ich werde mir deine Frechheiten nicht mehr lange gefallen lassen, Hinata.“

Die zierliche ANBU hebt provozierend die Arme an ihrer Seite. „Natürlich nicht. Und jetzt verschwinde endlich!“

Hiashi öffnet tatsächlich die Tür, aber bevor sie hinter ihm zufällt beweist er, dass das eben noch immer nicht die Spitze seiner Grausamkeit gewesen ist. „Du solltest dir besser von deiner kleinen Freundin dein Herz untersuchen lassen. Wir wollen schließlich nicht, dass es dich doch noch umbringt.“
 

„Ich werde ihn umbringen!“

Hinata nimmt Narutos zornige Drohung durchaus wahr, aber sie hat nicht mehr die Kraft den aufgebrachten Blondschopf zu beschwichtigen. Denn natürlich muss ihr verfluchter Vater wie immer Recht behalten. Mit dem nächsten Schlag krampft ihr schwaches Herz in ihrer Brust und sie hebt im Reflex die Hand an, während sie die offensichtliche Schmerzensbekundung schluckt. Sie spürt wie Sakura lautlos neben ihr auftaucht und lässt zu, dass ihre Freundin ihre Hand beiseite schiebt und ihr heilendes Chakra aktiviert.

Sobald die rosahaarige Medic-nin jedoch erkennt, wie schlimm es wirklich um ihre Teamkameradin steht, flucht sie offen. „Naruto-“ Aber der Blondschopf beweist, dass er keine zwölf mehr ist und ist bereits ernst neben die beiden Frauen getreten. Er braucht die Aufforderung seiner Teamkameradin nicht.

Hinata hat die Augen geschlossen, aber das Gefühl, das durch ihren Körper zuckt, sobald seine Hände sie berühren, verrät ihr blind, dass es Naruto ist, der sie sorgfältig auf seine Arme hebt und sie die wenigen Schritte zu der Trage hinüber trägt, auf der sie vor wenigen Minuten noch ihre Schwester behandelt hat. Aber sie braucht im Moment all ihre Konzentration dafür, nicht die Beherrschung zu verlieren und ihren Schmerzen einen Ton zu geben.

Aber gerade als Naruto sie besorgt auf der Trage ablegt, stockt ihr Herz und ihr Körper bäumt sich mit einem schmerzhaften Keuchen auf. Sie spürt noch, wie Sakura ihr Chakra in ihren Brustkorb leitet, aber dann verschwimmen die Ränder in ihrem Blickfeld und ihr Bewusstsein gleitet ihr durch die Finger.
 

„Scheiße! Sie hat Kammerflimmern! Sasuke, finde Tsunade, sie muss hier noch irgendwo sein!“

Sakura dreht sich nicht um, um sich zu versichern, dass der Uchiha ihrer Bitte nachkommt. Sie mag von ihm halten, was sie will, aber in dieser Hinsicht wird sie ihm immer vertrauen. Stattdessen konzentriert sie ihr Chakra in der vertrauten Bewegung und wirft einen besorgten Blick in Hinatas regloses Gesicht. Die Herzprobleme der Hyuuga sind ihr nichts Neues, aber im Verborgenen ringt sie dennoch jedes Mal mit der Panik, dass sie sie einmal verlieren könnte. Aber dann ziehen die geflüsterten Worte ihres besten Freundes ihre Aufmerksamkeit auf sich, obwohl er sie nicht an sie richtet.

Naruto hält Hinatas schmale Hand fest in seiner umklammert und ohne darüber nachzudenken, beugt er sich vor und lehnt seine Stirn zitternd gegen ihre. Ihre Augen sind fest geschlossen und er hat keine Ahnung, ob sie überhaupt noch bei Bewusstsein ist, aber seine Worte dienen auch mehr seiner eigenen Beschwichtigung als ihrer. „Du schaffst das, Hinata, hörst du mich! Du darfst mich nicht verlassen! Ich durfte gerade erst zu dir zurückkommen und ich konnte mich noch nicht einmal entschuldigen! Ich habe dir so einiges zu sagen, Hinata Hyuuga, also wirst du gefälligst deine hübschen Augen wieder aufmachen! Du kannst auch gerne noch eine Weile wütend auf mich sein, schließlich wissen wir beide, dass ich es verdient habe. Aber ich werde es wieder gut machen! Nur dafür muss du zu mir zurückkommen, hörst du Hinata!“
 

„-Hinata!“ Seine Stimme ist das erste, was sie durch den Wall aus Schmerzen wahrnimmt. Und ohne ihr bewusstes Zutun, formen ihre Lippen leise seinen Namen. „Naru-to.“

Der blonde Shinobi spürt wie die Erleichterung seinen Körper schüttelt, als ihre sanfte Stimme schwach seinen Namen ausspricht. Er gibt einem tiefen Impuls nach, beugt sich vor und küsst sie zärtlich auf die Stirn. Als er sich zurücklehnt, begegnet er einzigartig fliederfarbenen Augen und in diesem Moment schwimmen so viele Gefühle in ihren hellen Seelenspiegeln, dass er kaum weiß auf welches er sich zuerst konzentrieren soll.

Aber schon in der nächsten Sekunde weicht sie ihm einmal mehr aus und richtet sich stöhnend auf, bevor sie den Blick ihrer besten Freundin sucht. Doch bevor Hinata den Mund öffnen kann, zweifellos um sich einmal mehr zu entschuldigen oder zu bedanken, hebt Sakura ihre Hand und legt sie zärtlich an die gerötete Wange ihrer Teamkameradin und aktiviert erneut ihr heilendes Chakra.

Die junge Clanerbin schließt müde die Augen. „Sakura-“

Aber ihre langjährige Freundin unterbricht sie gewohnt energisch. „Nichts, Sakura! Dir mag der Schmerz gleichgültig sein, aber der Rest der Welt braucht die offensichtliche Erinnerung, was für ein grausamer Bastard dein Vater ist, nicht in deinem Gesicht zu lesen. Und wenn du glaubst, dass Kiba auf der Beerdigung keinen Aufstand hinlegen wird, wenn er erfährt, dass dein Vater dir gegenüber einmal mehr handgreiflich geworden ist, dann hast du dich-“ Sie unterbricht sich hektisch, als ihr bester Freund blitzschnell in ihr Blickfeld tritt und bemerkt ihren Fehler zu spät.

„Einmal mehr?!“ Die Stimme des blonden Anbu ist in seinem Zorn schon wieder auf ein drohendes Knurren reduziert worden und Sakura wirft Hinata einen entschuldigenden Blick zu.

Die junge Hyuuga signalisiert ihrer Freundin stumm, dass sie ihr den Versprecher nicht übel nimmt und wendet sich seufzend an den zornigen Mann an ihrer Seite. „Naruto...“ Sie fährt sich unsicher mit der Zunge über die trockenen Lippen und sucht nach den richtigen Worten, um zu verhindern, dass der aufgebrachte Shinobi loszieht, um ihren Vater zur Rechenschaft zu ziehen, sobald sie ihn zum ersten Mal aus den Augen lässt. Und weil sie fürchtet, dass alle Worte der Welt nicht ausreichen werden, schluckt sie ihre Bedenken für den Moment hinunter, rutscht geschickt von der Liege und nimmt seine Hand. „Es geht mir gut und das muss dir für den Moment reichen. Ich bitte dich! Es wird keinem von uns helfen, wenn du meinen Vater jetzt konfrontierst.“

Er mag ihr das Herz gebrochen haben, aber der Schmerz in seinen Augen zerreißt sie beinahe. „Du kannst nicht von mir verlangen, dass ich tatenlos daneben stehe und zusehe, wie er dich so verletzt-“

Und weil sie weiß, dass er ihr niemals absichtlich weh tun wollte, schüttelt sie den Kummer der letzten vier Jahre ab und schlingt für einen kurzen Moment fest beide Arme um den überraschten Shinobi.
 

Naruto kommt nicht dazu ihre zärtliche Umarmung zu erwidern, denn in dem Moment, wo die Tür auffliegt, hat sie sich blitzschnell wieder von ihm gelöst.

Tsunade stürzt dicht gefolgt von Sasuke in den Raum. „Sakura-!“ Sie runzelt skeptisch die Stirn, als sie sieht, dass Hinata bereits wieder sicher auf ihren eigenen Beinen steht und nichts mehr darauf hindeutet, dass ihr Herz vor wenigen Minuten beinahe versagt hätte.

Sakura wendet sich zerstreut an ihre ehemalige Meisterin. „Tut mir leid, dass du herhetzen musstest. Es war nicht so schlimm, wie ich zuerst befürchtet habe.“

Der Blick der Hokage wandert kritisch an der jungen Hyuuga auf und ab. „Bist du sicher, dass es das war, Hinata?“

„Für heute“, räumt die hübsche Clanerbin müde ein und ist sich gleichzeitig bewusst, dass ihr heute noch eine weitere Auseinandersetzung bevorsteht, wenn sie Naruto das Ganze erklären muss. Aber für den Moment muss sich das hinten anstellen. Sie wendet sich höflich an Tsunade. „Ich danke dir für deine Sorge, Tsunade, aber wir müssen nach Hause und uns für die Beerdigung umziehen.“ Sie wirft einen vorsichtigen Blick auf Naruto und senkt unbewusst die Stimme, als sie sich an ihn wendet. „Wir können uns danach darüber unterhalten, wie verkorkst meine Familie ist.“

Der blonde Shinobi runzelt in offener Besorgnis die Stirn. „Das stehst du nicht durch.“

Aber die zierliche Hyuuga hebt stolz das Kinn und er erkennt niedergeschlagen, dass er sie für den Moment schon wieder verloren hat. „Ich habe schon ganz andere Sachen durchgestanden!“
 

.

.

.
 

Ihre eigenen Bewegungen fühlen sich fremd an, als sie ihre Trauerkleidung aus dem hintersten Eck ihres Schrankes zieht und mechanisch in den dunklen Stoff schlüpft.

Sie beschließt gerade, dass sie nicht die Energie hat, irgendetwas mit ihren Haaren zu machen, als Sakura leise in ihr Zimmer tritt. Die rosahaarige ANBU überquert schnell die wenigen Meter, die sie trennen und umarmt Hinata vertraut von hinten und verbirgt ihr Gesicht in deren langen Haaren.

Für einen Moment verweilen sie so, bevor Hinata mit einem tiefen Seufzen um die nötige Stärke fleht, die nächste Stunde durchzustehen. „Lass uns gehen.“

Sie treffen im Flur auf die beiden Männer, die ebenfalls komplett in schwarz gekleidet sind, aber in diesem Moment verliert keiner der Vier ein Wort.

Die beiden Frauen greifen sich die geflochtenen Lilien von dem kleinen Beistelltisch in ihrem Flur und Hinata tritt zuerst durch die Haustür nach draußen, wo ihr ehemaliger Teamkamerade bereits auf sie wartet. Sie stürzt sich blind in Kibas Arme und lässt gleichgültig zu, dass er ihr die Blumen abnimmt. Der Inuzuka wirft fahrig einen Blick auf die weißen Blüten, aber die Form des Schmetterlings, ringt ihm sogar ein schwaches Lächeln ab, bevor er die Blumen in die eine und Hinatas Hand in die andere Hand nimmt. Die junge Hyuuga wiederum greift mit ihrer freien Hand nach Sakuras und so machen sie sich stumm auf den grausamen Weg zum Friedhof.
 

Der wolkenverhagene Himmel kündigt drohend Regen an, aber Hinata ist beinahe dankbar für das launische Spätsommerwetter. Sonnenschein hätte sie heute vermutlich nicht ertragen.

Halb Konoha ist erschienen, um zwei von den ihren die letzte Ehre zu erweisen, aber vor Hinatas Augen verschwimmt alles zu einem wilden Gemisch aus schwarz und weiß. Tsunades Rede zieht an ihnen vorbei und alles was sie aufrecht hält, sind Kibas und Sakuras Hände, die sie die ganze Zeit über nicht los lässt. Akamarus klägliches Gejaule dringt dumpf an ihre Ohren, aber alles andere zieht spurlos an ihr vorbei.

Als sie mit Sakura nach vorne schreitet, um die Blumen auf den Särgen abzulegen, fürchtet sie, dass ihre Beine jede Sekunde unter ihr nachgeben werden. Aber irgendwie übersteht sie auch das.

Und dann ist es vorbei. Als würde sich der Himmel ihrem Kummer anschließen, öffnet er seine Schleusen und ergießt sich in einem wahrlichen Sturzbach über dem trauernden Dorf.
 

.

.

.
 

Naruto löst sich gerade aus der begrüßenden Umarmung von Ino, bevor sein Blick beinahe automatisch zurück zu Hinata wandert, die immer noch in der Mitte von Sakura und Kiba ein paar Meter vor ihm läuft. „Wo wollen sie hin?“

Sogar die Yamanaka senkt ungewöhnlich wortkarg den Kopf. „Zu Jichuku. In dem Restaurant hat Team 8 früher oft seine abgeschlossenen Missionen gefeiert.“

Naruto nickt wortlos und folgt mit Sasuke dem Rest seiner Freunde in ein helles Sushi-Restaurant. Aber statt dem zweifellos köstlichen Essen, bestellt Kiba ausreichend Sake um sogar Tsunade für eine Woche glücklich zu machen.
 

Die Stille an ihrem Tisch ist erdrückend, bis ausgerechnet Hinatas ruhige Stimme sie zuerst bricht. „An unserem ersten Tag als Team, bevor er sich überhaupt bei mir vorgestellt hat, hat sich einer von Shinos Käfern in mein Haar verirrt. Er hat mir das kleine Getier ganz vorsichtig aus den Haaren geklaubt und damit war das Ganze für mich erledigt. Aber nicht für Shino. Ich erinnere mich noch, wie er seine Sonnenbrille hochgeschoben hat, um mich anzusehen. Ich glaube, das war das einzige Mal für Jahre, dass er das verfluchte Ding einmal abgenommen hat. Da steht er, starrt mich an und plötzlich sagt er mir, dass ich etwas besonderes bin, dreht sich um und geht.“ Sie lacht, in der Erinnerung versunken und dreht versonnen ihr Glas. „Ich habe lange gedacht, er hätte meine Augen gemeint oder dass ich eine Hyuuga bin. Aber sobald ich ihn kennen gelernt habe, wurde mir klar, dass es das nicht gewesen sein konnte.“

Kiba mustert seine ehemalige Teamkameradin grinsend. „Shino war nicht oberflächlich.“

Hinata schüttelt lachend den Kopf. „Nein, das war er wirklich nicht. Es hat Jahre gedauert, bis ich ihn danach gefragt habe, was er damals gemeint hat.“

Sakura beugt sich mit einem sanften Lächeln vor. „Was war es?“

„Die Tatsache, dass ich nicht wie ein Mädchen gekreischt habe, als er mir gesagt hat, dass ein Käfer in meinem Haar sitzt.“

Ihre Erinnerung bringt die ganze Gruppe zum Lachen.

„Manchmal glaube ich, dass es seine Art war meinen Charakter zu prüfen. In Shinos Augen konnte ich danach nichts mehr falsch machen. Seinen Test habe ich bestanden und er hat mich nie daran zweifeln lassen, dass er immer für mich da sein würde.“ Sie wischt sich eine einzelne Träne von der Wange und hebt mit einem traurigen Lächeln ihr Glas. „Du wirst immer mein Bruder sein, Shino!“
 

Sie folgen Hinatas Tost, bevor Kiba haltsuchend die Hand seiner ehemaligen Teamkameradin umschließt. „Er hat mir einmal das Leben gerettet. Die Iwa-Mission vor sechs Jahren, als wir in dieses scheußliche Unwetter geraten sind?“

Hinata überlegt nicht lange und nickt stumm.

„Wir haben Kurenai, dich und Akamaru aus den Augen verloren, als mir plötzlich der Boden unter den Füßen weggerutscht ist. Ich hatte keine Ahnung, dass wir schon so nah an der Hosho-Schlucht waren, bis ich den Abgrund direkt vor Augen hatte und keinerlei Möglichkeit mich festzuhalten. Bis Shino mich in der letzten Sekunde am Arm gepackt hat. Es hat beinahe dreißig Minuten gedauert, bis seine Käfer euch zu uns geführt haben, aber Shino hat keine Sekunde gezweifelt. Er hätte in Kauf genommen, dass wir beide in den sicheren Tod gestürzt wären, bevor er auch nur daran gedacht hätte, mich loszulassen.“ Auch er erhebt sein frisch gefülltes Glas zu einem letzten Tost. „Du warst uns stets ein loyaler Freund und ein tapferer Kamerad, Shino! Wir werden dich nie vergessen!“
 

„Ich hab ihn einmal gefragt, warum er sich nie verabredet.“ Sakura schüttelt lachend den Kopf. „Er hat mich angeschaut, als wäre das die dümmste Frage der Welt und dann hat er tatsächlich gelacht. Und als ich ihn gefragt habe, was daran so witzig wäre, hat er nur den Kopf geschüttelt und gesagt, dass die Frau, der es nichts ausmacht, dass ihr Freund Tausende von Käfern unter seiner Kleidung verbirgt, erst noch erfunden werden muss.“

Sie leert ihr Glas und füllt es erneut, bevor sie Hinatas Blick sucht. „Die Moro-Mission.“

Die junge Hyuuga schüttelt versonnen den Kopf. „Verdammt, wir wären alle vier draufgegangen, wenn Shin nicht so schnell reagiert hätte. Und drei Monate zuvor-“

„Haben uns Shinos Krabbeltiere einmal mehr den Arsch gerettet!“
 

„Ich hab unzählige Nächte in Shinos Gästezimmer verbracht.“ Hinatas leise Stimme verrät ruhig eines ihrer bestgehüteten Geheimnisse und sogar Kiba runzelt überrascht die Stirn. „Jedes Mal, wenn ich nicht Zuhause sein konnte... mit fünfzehn und sechzehn war ich manchmal eine ganze Woche bei ihm, bis meinem Vater aufgefallen ist, dass ich nicht nach Hause komme.“

Sie sieht zu ihrem besten Freund und umschließt lächelnd seine Hand. „Ich weiß, dass ich genauso jederzeit zu dir hätte kommen können. Aber du wärst die Wände hochgegangen, wenn du mich nach den Auseinandersetzungen mit meinem Vater gesehen hättest. Und Shino hätte ihm garantiert ebenso gerne gezeigt, was er von ihm hält, aber er hat stumm akzeptiert, dass ich das nie wollte. Shino hat nie viele Fragen gestellt, Shino war einfach da.“

Ihre Stimme verliert sich, aber es ist überraschenderweise Sai, der die berührte Stille bricht. „Genauso war Shin. Jedes Mal, wenn ich mitten in der Nacht vor der Tür stand, hat er wortlos seine Couch ausgeklappt. Und wenn es besonders schlimm war, hat er sich mit mir betrunken. Er war mir stets ein treuer Freund, mein Bruder.“ Auch er erhebt sein Glas zum Tost auf seinen verlorenen Freund.
 

Hinata zieht eine Münze aus ihrer Hosentasche hervor und dreht sie lächelnd zwischen ihren Fingern, bevor sie sie ins Licht hebt und erneut zu Kiba sieht. „Wir sind so oft nach einer gelungenen Mission hierher gekommen.“

Der Inuzuka nickt lächelnd und weiß bereits, worauf sie hinauswill. „Und kurz bevor wir gegangen sind, haben wir an der alten Juke-Box ein letztes Lied ausgesucht.“

„Shino hat mir so oft eine Münze gegeben und mir gesagt, ich soll mir was wünschen und es mir selber erfüllen.“ Die junge Clanerbin rutscht von ihrem Stuhl und strebt zielstrebig die alte Musikbox an. „Aber einmal hat er sich selbst etwas gewünscht.“ Sie steckt die Münze in das Gerät und findet den Knopf sofort wieder.

Und als die leise Melodie in dem schwach beleuchteten Restaurant zu spielen beginnt, erhebt sich auch Kiba von seinem Platz, tritt an seine ehemalige Teamkameradin heran und zieht sie vertraut in seine Arme, bevor er sanft beginnt sich mit ihr im Takt der Musik zu bewegen.

Sai küsst Ino zärtlich auf die Stirn, bevor er ebenfalls von der Bank rutscht und Sakura stumm seine Hand anbietet. Die Haruno nimmt die Hand ihres ehemaligen Teamkameraden mit einem zarten Lächeln und lässt sich ebenfalls von ihm auf die provisorische Tanzfläche führen.
 


 

Hinter Kiba fällt die Restauranttür zu und mit einem finsteren Blick auf Naruto und Sasuke wendet er sich skeptisch an seine beste Freundin. „Bist du sicher, dass ich euch nicht nach Hause begleiten soll?“

Hinata streckt sich auf die Zehenspitzen, um ihren ehemaligen Teamkameraden umarmen zu können. „Ich danke dir, aber ich sehe dich morgen.“

Kiba nickt und haucht der jungen Clanerbin einen zärtlichen Kuss an die Schläfe, bevor er seinen Kopf zu ihrem Ohr senkt.

Sie können nicht hören, was Kiba der jungen Clanerbin im Vertrauen zuflüstert, aber Hinatas leise Antwort erscheint eindeutig. „Ich dich auch.“

Die liebevollen Worte treffen Naruto wie einen Schlag in den Magen, aber als Kiba in der Dunkelheit verschwindet, greift er dennoch nach Hinatas Unterarm und hält sie mit einem einzigen Wort auf. „Bitte.“

Hinata erwidert den Blick seiner tiefen, blauen Augen für einen Moment, aber ihr ist schon seit ein paar Stunden bewusst, dass sie mit ihm reden muss, also nickt sie Sakura zu und sieht müde zu, wie ihre Teamkameradin kurz darauf mit dem Uchiha um die nächste Ecke verschwindet. Und dann kann sie ihm nicht länger ausweichen und hebt den Kopf zurück zu seinen hellen Augen, die ihre Wirkung auf sie auch nach all den Jahren noch nicht verfehlen und ihr panisches Herz beinahe stocken lassen.
 

Der blonde Shinobi durchbricht die leise Stille zuerst. „Es tut mir so leid!“

Aber sogar seine ehrliche Entschuldigung vollbringt das Kunststück, die schüchterne Clanerbin wütend zu machen. „Und was genau wäre das? Dass du mich damals geküsst hast oder dass du vergessen hast zu erwähnen, dass du am nächsten Tag auf eine Mission aufbrechen wirst, die keine zeitliche Begrenzung hat?“

Naruto rauft sich bekümmert die hellen Haare. „Ich weiß, es war nicht fair von mir dich zu küssen, bevor ich zu dieser Mission aufgebrochen bin, aber ich konnte einfach nicht gehen, ohne zu wissen-“

Er unterbricht sich schuldbewusst, als er sieht wie sie offensichtlich verletzt die Augen schließt. Aber er kann seinen eigenen Schmerz nicht verdrängen und vergräbt mürrisch die Hände in den Hosentaschen, um sich davon abzuhalten, sie tröstend in die Arme zu schließen. „Aber ich schätze, letztendlich hat es keinen Unterschied gemacht oder?“

Die junge Clanerbin öffnet ruckartig die Augen und ihr ungewohnter Zorn gibt ihr die Kraft ihre Scham zu überwinden und ihn offen anzusehen. Auch wenn ihre Stimme kaum mehr als ein heiseres Flüstern ist. „Es hat keinen Unterschied gemacht?“
 

Naruto fährt sich erneut unglücklich durch seine zu lang gewordenen Haare. „Ich habe dich schließlich trotzdem an einen anderen Mann verloren.“

Hinata spürt, wie ihr fassungslos der Mund aufklappt, aber sie bringt kein Wort über die Lippen, während Naruto beschließt sich noch ein wenig mehr zu quälen. „Wie lange seid ihr schon zusammen?“

Die hübsche ANBU schüttelt ihre Verblüffung endlich ab und verengt angespannt die Augen. „Würdest du mir vielleicht freundlicherweise erklären, wovon du sprichst?“

Jetzt runzelt auch Naruto verständnislos die Stirn. „Von dir und Kiba.“

Er verfolgt irritiert, wie Hinata perplex blinzelt und sich ihre Lippen mehrmals stumm öffnen und wieder schließen, bevor sie sich doch noch in der Lage sieht fassungslose Worte zu formen.

„Du- Du denkst ich bin mit Kiba zusammen?“

Was er zuletzt erwartet hat ist, dass sie plötzlich aufgekratzt zu lachen beginnt.

Naruto verschränkt die Arme vor der Brust und versucht zu entscheiden, ob er dem Impuls zu schmunzeln nachgeben oder eher beleidigt sein soll. „Was ist daran so lustig?“

Sie kann es nur darauf schieben, dass der verfluchte Alkohol ihre Zunge löst und sie aussprechen lässt, was sie ihm vier Jahre lang nie sagen konnte. „Dass das ganze verdammte Dorf weiß, dass ich seit der Akademie in dich verliebt bin!“
 

Noch während sein Herz stockt, stolpert und dann zu rasen beginnt, als wolle es einen Marathon gewinnen, kann er beobachten wie sich ihre Augen fassungslos weiten und sie sich entsetzt eine Hand vor den Mund schlägt, als könnte sie ihre Worte so zurücknehmen. Sie weicht blind einen Schritt nach hinten und jeder Muskel in ihrem Körper spannt sich unter ihrem panischen Fluchtinstinkt an.

Aber bevor sie sich in Luft auflösen kann, schlingt sich sein Arm blitzschnell um ihre Hüfte und reißt sie schonungslos gegen seinen Körper.

Hinata sträubt sich mit aller Macht gegen seinen Halt und blinzelt hektisch gegen die Tränen, die ihr ihre eigene Dummheit in die Augen treibt. „Lass mich los!“ Vielleicht würde sie überzeugender klingen, wenn ihre Stimme mehr wäre, als nur ein schwaches Flüstern.

Aber Naruto schüttelt unnachgiebig den Kopf, wie um seine Worte zu verdeutlichen. „Ich denke gar nicht daran!“

Sein Arm hält sie nah an seinem Körper und die andere Hand legt er an ihr Kinn, um sie sanft dazu zu zwingen ihn anzusehen. „War oder bin, Hinata?“

Er spürt das rasche Klopfen seines eigenen Herzens, als sie die Schultern strafft und ihn – in dem stummen Entschluss, dass jetzt ohnehin schon alles zu spät ist – mit ihren hübschen Augen fixiert. Eine einzelne Träne löst sich aus ihren langen Wimpern und bahnt sich langsam einen Weg über ihre blasse Wange. „Ich habe dich immer geliebt.“
 

Ihre ehrlichen Worte reißen ihm den Boden unter den Füßen weg und alles, was er noch wahrnimmt, ist das rasende Pochen seines Herzens und ein seltsam lautes Rauschen in seinen Ohren.

Aber Hinata spürt, wie er unbewusst den Halt um ihren Körper lockert und nutzt seine Unachtsamkeit schamlos aus, um sich geschickt von ihm loszureißen. Während Naruto nur langsam den Verlust ihrer Nähe registriert, ist sie bereits spurlos in der Nacht verschwunden. Doch in seinem Kopf hallen immer noch ihre Worte wieder.

Ich habe dich immer geliebt.
 

*
 

Sakura läuft wortlos neben ihrem ehemaligem Teamkameraden durch das dunkle Dorf zu ihrer Wohnung. Aber dieses Mal ist ihr Schweigen nicht einmal in ihrer Wut auf den wortkargen Clanerben begründet, sondern einfach ihrer trauernden Gedankenversunkenheit geschuldet. Dennoch fällt sie beinahe aus allen Wolken, als der Uchiha von sich aus das Wort ergreift.

„Es tut mir leid. Das mit Shino und Shin... und vor allem der Verlust deiner Eltern. Und dass du es alleine durchstehen musstest.“

Die hübsche Medic-nin beißt sich hart auf die Unterlippe und ballt ihre zitternden Hände zu Fäusten. Wie kann es nur sein, dass jedes Wort von ihm, sie in einen glühend heißen Zorn versetzt? „Ich war nicht allein, ich hatte Hinata. Den einzigen Menschen, der mich nie verlassen hat!“

Aber im Gegensatz zu ihr bleibt der attraktive Mann vollkommen ruhig und wiederholt seine ernsten Worte. „Es tut mir leid.“

„Deine Anteilnahme bedeutet mir ungefähr so viel, wie dir meine früher bedeutet hat, also spar dir die Heuchelei und lass mich einfach zufrieden! Wir können wieder als Team zusammenarbeiten und wenn es sein muss, auch eine Weile zusammen wohnen. Mehr muss es nicht sein.“

„Dann bedeutet es etwas. Und es wird immer mehr sein.“

Sie legt spottend den Kopf in den Nacken und begegnet seinem leeren Blick ohne Furcht. „Für wen?“
 

Aber in diesem Moment erreichen sie ihre Haustür und Sakura zieht mürrisch ihren Schlüssel aus ihrer Manteltasche. Doch in dem unmöglichsten Moment verschwimmt die Welt vor ihren Augen und das helle Silber zittert auffällig in ihrer Hand. Was ihr jedoch schlagartig jegliche Luft zu entziehen scheint, ist der Körper ihres ehemaligen Teamkameraden, der sich dicht an ihren lehnt, als er an ihr vorbei greift, ihre schmale Hand mit seiner umfasst und ihr wortlos hilft die Tür aufzuschließen.

Sakura nimmt den Befehl ihres Verstandes, sich gefälligst zu bewegen, noch unterbewusst wahr, aber keiner ihrer Muskel scheint ihr gehorchen zu wollen. Der schwarzhaarige Clanerbe schiebt sie geschickt in den Flur und zieht sie an ihrer Hand ins Wohnzimmer, wo er sie ohne jegliche Erklärung stehen lässt und in der Küche verschwindet.

Und sie verharrt, wie der Idiot, der sie ist, blinzelnd an genau der Stelle, wo er sie zurückgelassen hat. Bis er mit einer Flasche Sake und zwei Bechern in der Hand zurückkommt und sie endlich aus ihrer Starre schnappt. „Und was wird das jetzt?“

Sasuke lässt sich elegant neben dem niedrigen Wohnzimmertisch auf den Teppich sinken und stellt seine Beute auf dem Tisch ab. „Wir werden den vielversprechenden Ansatz des Abends fortsetzen und uns betrinken.“

„Du willst dich mit mir betrinken?“

„Ich will dir helfen. Aber wir wissen beide, dass du das nicht zulassen wirst und tröstende Reden sind auch nicht unbedingt meine Stärke. Aber ich weiß das eine oder andere über Kummer... und wie man ihn verdrängt.“ Er schwenkt einladend die volle Sake-Flasche in seiner Hand und Sakura zögert nur einen Moment, bevor sie beschließt es drauf ankommen zu lassen, und sich unzeremoniell neben ihn auf den Teppich sinken lässt.
 

Sie leeren beinahe synchron die ersten Becher, bevor Sakura einen derben Fluch hinunterspült, als sie feststellen muss, dass ihre Jugendliebe scheinbar in den letzten Jahren gelernt hat eine Konversation zu führen.

„Was ist zwischen der kleinen Hyuuga und dem Dobe vorgefallen, dass sie so wütend auf ihn ist?“

Sie lässt sich noch einen Becher von ihm einschenken, bevor sie sich zu einer Antwort durchringt. „Das hat er dir nicht erzählt?“

Der selbstbewusste Clanerbe zuckt lässig mit den Schultern. „Er hat ständig von ihr gesprochen. Es ist gut möglich, dass ich ihn das eine oder andere mal einfach ausgeblendet habe.“

„Du bist armselig, Uchiha.“

„Hn, also?“

Sie greift selbst zu der Flasche, als sie spürt, wie die Erinnerung an den Liebeskummer ihrer besten Freundin schon wieder brodelnde Wut in ihr schürt. „Er hat sie geküsst – am Abend, bevor er zu dieser verfluchten Mission aufgebrochen ist.“

Sasuke verfolgt mit einem stummen Seufzen, wie sie in Gedanken vermutlich genüsslich ihren besten Freund in seine Einzelteile zerlegt und beschließt, dass der Dobe es sich verdient hat, dass er zumindest versucht sein Leben zu retten. „Er liebt sie, Sakura.“

Die talentierte ANBU dreht ruckartig den Kopf zu ihm, aber als sie in seinen Augen nur ehrliche Ernsthaftigkeit und die arrogante Gewissheit eines Uchihas sieht, hebt sie überrascht eine Augenbraue.

Nur um mit dem nächsten Becher Sake festzustellen, dass das nicht genug ist, um sie zu besänftigen. „Und du glaubst, das macht die letzten vier Jahre gut, die er nicht da war?“

„Nein. Aber es gibt ihnen eine Chance jetzt zusammen glücklich zu werden.“
 

Die ehemalige Schülerin der Hokage öffnet schlagfertig den Mund, zweifellos um seine plötzlichen Gefühlsregungen zu verspotten, als die Haustür hinter ihnen ruckartig auffliegt und sie zu einer offensichtlich verstörten Hinata herumfahren.

Sakura runzelt besorgt die Stirn. „Hina?“

Die weit aufgerissenen Augen der hübschen Clanerbin fahren hektisch zu ihnen und verraten stumme Panik, bevor sie wortlos den Kopf schüttelt und fluchtartig in die Richtung ihres Zimmers taumelt.

Sakura rappelt sich unsicher auf und folgt ihrer Freundin, ohne sich noch einmal zu dem Uchiha umzudrehen.
 

Die rosahaarige Haruno erkennt besorgt, dass Hinata nicht einmal das Licht angeschalten hat, aber als sie die Tür leise hinter sich schließt, kann sie die dunklen Umrisse ihrer besten Freundin auch in der Dunkelheit ausmachen. Und als sie neben ihr auf die Matratze rutscht erkennt sie auch das Zittern in dem zusammengekauerten Körper der jungen Hyuuga.

Sakura zieht Hinata wortlos an sich und in ihrer schützenden Umarmung beginnt die sensible Clanerbin hemmungslos zu weinen.
 

*
 

Sasuke kommt gerade aus der Küche, als die Haustür erneut aufgeht und sein bester Freund mit einer ungesund blassen Gesichtsfarbe die Wohnung betritt.

Der Uchiha verschränkt die Arme und lehnt sich gelassen in den Türrahmen. „Was hast du jetzt schon wieder gemacht?“

Naruto hebt perplex den Kopf und scheint seinen Teamkameraden gerade erst zu bemerken. „Was? Ich... nichts.“

„Dobe, du hast nicht gesehen, wie die Kleine gerade hier reingestürmt ist. Irgendetwas hast du garantiert gemacht.“

Der schwarzhaarige Clanerbe beobachtet stirnrunzelnd, wie sich ein geradezu seliges Lächeln auf die Lippen des blonden Chaoten legt, das sogar ihm beinahe Angst einjagt.

„Sie hat gesagt, sie liebt mich.“
 

.

.

.

Yosomono? Tomodachi?

Am nächsten Morgen
 

Sakura lehnt sich erschöpft gegen die Küchenanrichte, ignoriert ihre protestierenden Muskeln und konzentriert sich gerade darauf ihr ausgezehrtes Chakra zu erneuern, als Sasuke in die Küche tritt. Und der Anblick ihres ehemaligen Teamkameraden in lediglich einer Trainingshose, bricht ihre Konzentration äußerst effektiv. Nur verrät ihre spottende Stimme nichts von ihren Gefühlen. „Brauchst du Hilfe beim Anziehen, Uchiha?“

Sie begreift zu spät, dass sie das besser nicht hätte sagen sollen. In ihrem geschwächten Zustand reagiert sie zu verzögert und Sasuke drückt ihre Hände bereits grob mit seinen auf die Anrichte und drängt seinen Oberkörper vollkommen ungeniert gegen ihren, bevor sie ihm ausweichen kann. „Das mit dem Anziehen kann ich schon ganz allein. Aber du darfst mir jederzeit gerne beim Ausziehen helfen.“

Der verführerische Unterton in seiner Stimme lässt sich ebenso wenig leugnen wie die verfluchte Gänsehaut, die sich auf verräterische Weise auf ihrem ganzen Körper abzuzeichnen beginnt, als sein warmer Atem ihr Ohr streift.

„Nimm sofort deine Finger von mir!” Wo sie den dumpfen Schmerz in ihren Gliedern vor ein paar Minuten noch als willkommene Abwechslung zu ihren seelischen Quallen begrüßt hat, verflucht sie ihre vorübergehende Schwäche jetzt derb, weil es sie ihm geradezu ausliefert.

„Und wenn ich es nicht tue? Wir wissen beide, dass du dich im Moment sowieso nicht wehren kannst.”

„Du bist ein dreckiger Mistkerl, Uchiha!“

„Ja und noch dazu einer, der sich nimmt, was er will.“

Sakura reißt wütend den Mund auf, zweifellos um ihm die nächste klangvolle Beleidigung an den Kopf zu werfen, aber seine nächste Handlung lässt sie ausgesprochen wirkungsvoll in jeder ihrer Bewegungen einfrieren.
 

Sasuke nimmt die Starre seiner Teamkameradin belustigt zur Kenntnis, während er mit seiner Zunge und seinen Lippen eine heiße Spur von ihrem Ohr, ihren schlanken Hals hinunter zieht. Er beschließt grinsend, es noch ein wenig weiter zu treiben und legt seine Lippen an ihren Nacken, genau an die Stelle über ihren rasenden Puls.

Als Sasuke sie unerwartet zärtlich in den Hals beißt, reißt es Sakura grob aus ihrer erstarrten Hilflosigkeit und sie stößt ihn mit einem unnötigen Aufwand ihres Chakras grob von sich, bevor sie ihn auf die traditionelle Art, mit all ihrer Kraft, scharf ohrfeigt. „Mach das noch einmal und du wirst auch als der letzte Uchiha sterben!“

Sie rauscht blitzschnell aus der Küche, aber der attraktive Clanerbe fährt mit einem zufriedenen Grinsen auf den Lippen die brennende Röte auf seiner Wange mit seinen Fingern nach. Und er hat schon gedacht, es könnte schwierig werden, sie aus der Reserve zu locken...
 

*
 

Zur selben Zeit in Hinatas Zimmer
 

Hinata tritt mit einem leisen Stöhnen aus dem Bad in ihr Zimmer, mit lediglich einem knappen, weißen Handtuch um ihren zierlichen Körper geschlungen. Ihre langen Haare hat sie nur halbwegs geföhnt, weil ihr sogar diese einfache Bewegung in diesem Moment als zu anstrengend erscheint. Es ist gerade erst halb neun, aber Sakura und sie haben schon drei Stunden Ausdauertraining hinter sich.

Die schöne Clanerbin will gerade nach einer dunklen Hose in ihrem Kleiderschrank greifen, als sie die gut verborgene Präsenz hinter sich wahrnimmt und erschrocken herumfährt, bevor ihr ganzer Körper erstarrt, als sie eindrucksvollen blauen Augen begegnet. „Naruto.“
 

Eigentlich ist er gekommen, um sich erneut zu entschuldigen, aber bei dem Anblick ihres spärlich verborgenen Körpers hat er schlagartig jedes Wort vergessen. Er stößt sich wortlos von der Tür ab, denn die Dringlichkeit mit der es ihn zu ihr zieht, erscheint ihm als natürlicher Reflex, dem er ohne zu zögern nachgibt.

Hinata weicht unbewusst einen Schritt vor ihm zurück, aber die kühle Schranktür in ihrem Rücken beendet ihren Fluchtversuch unsanft. Sie rührt sich nicht, als er langsam die Hand hebt, sie an ihre Wange legt und beinahe andächtig mit dem Daumen über ihre zarte Haut streicht, aber ihr Atem stockt hart in ihrem Brustkorb und ihr heftiges Herzklopfen verursacht in Sekundenschnelle ein vertrautes Rauschen in ihren Ohren, das ihr gleichzeitig wirkungsvoll ihren Gleichgewichtssinn nimmt.

„Du bist so schön.“
 

Es braucht das schrille Klingeln der Haustür, um sie aus ihrer Starre zu reißen und ihr klar zu machen, warum sie im Moment so viel Abstand wie nur irgendwie möglich zu diesem Mann will. „Geh!“

Aber es ist eine schwache Bitte, der einmal mehr jegliche Durchsetzungsfähigkeit fehlt.

„Du tust besser, was sie sagt, Naruto.“ Sakura steht mit zwei Schritten im Raum und verleiht ihrer Stimme einen harten Unterton. „Sonst hast du gleich das nächste Veilchen im Gesicht! Und ich brauche wirklich nicht noch einen Grund, dich schlagen zu wollen!“
 

Hinata spürt erleichtert, dass das unsichtbare Gewicht mit Narutos Berührung von ihrem Brustkorb verschwindet und sie wieder frei atmen kann, als der blonde Mann ihr Zimmer verlässt. Sie lehnt ihre Stirn seufzend an die Schulter ihrer besten Freundin, als diese besorgt an sie herantritt. „Danke.“

Sakura schlingt schützend die Arme um die zierliche Clanerbin und birgt ihrerseits ihren Kopf an Hinatas Schulter. „Alles, das weißt du doch.“
 

Sie stehlen sich ein paar Minuten, aber dann nimmt Sakura seufzend den Kopf von Hinatas Schulter und die Hyuuga beginnt schweigend sich anzuziehen.

„Wer ist es?“ Sie hat das Klingeln natürlich auch gehört, hat aber im selben Moment beschlossen, dass ihr Bastard von ehemaligem Teamkamerad sich auch einmal nützlich machen kann.

„Ino.“

Sakura wirft stöhnend den Kopf in den Nacken. „Natürlich, weil dieser beschissene Tag ja nur besser werden kann!“

Die junge ANBU zieht sich einen dunklen Pullover über den Kopf, dreht sich um und küsst ihre beste Freundin schmunzelnd auf die Wange. „Geh duschen. Ich-“

„Jubel Ino solange ein Schlafmittel unter?“, versucht die Haruno es hoffnungsvoll.

Hinata legt schmunzelnd den Kopf schief, als müsste sie darüber nachdenken. „Ich hatte eigentlich daran gedacht ihr einen Tee anzubieten, aber-“

„Du bist ein Meister darin jemandem mit einer Tasse Tee alles Mögliche unterzujubeln, Hina. Vermutlich weil bei deinem liebevollen Gesicht und deinem ehrlichen Wesen nie jemand Verdacht schöpft. Ich werde ihr innerhalb von zwei Minuten den Hals umdrehen wollen und der Griff, den ich momentan um meine Beherrschung habe, ist nicht unbedingt fest.“

Die hübsche Clanerbin durchquert schmunzelnd das Zimmer. „Lass dir Zeit beim Duschen.“

Mit dem Seufzen ihrer Teamkameradin verlässt Hinata das Zimmer.

„Das wird auch nicht helfen.“
 

Hinata strafft die Schultern, bevor sie die Küche betritt und fleht sämtliche Gottheiten, von denen sie je gehört hat, auf einmal um Gnade an. Sie hört Inos vergebliche Bemühungen um ein verschwörerisches Flüstern schon im Wohnzimmer und es braucht kein Genie, um darauf zu kommen, dass die Yamanaka sofort auf den Punkt gekommen ist und mit den Männern über sie und Sakura spricht.

Sie klärt ihre Emotionen gekonnt aus ihren Gesichtszügen, bevor sie mit einem überzeugend freundlichen Lächeln in die kleine Küche tritt. „Ino! Was führt dich schon so früh hier her?“ Als wenn sie das nicht wüsste.
 

Die Yamanaka dreht sich ungeniert in ihrem Sitz um und das muss man ihr lassen: Sie hat ein beeindruckendes Pokerface. „Hina, guten Morgen. Ich musste eine frühe Blumenlieferung entgegen nehmen und da ihr auf meinem Weg nach Hause liegt, dachte ich mir ich schau mal vorbei und überzeuge mich mit meinen eigenen Augen, dass die Gerüchte wahr sind.“ Die redselige Blondine sieht grinsend zu den beiden Männern, die schweigend neben ihr am Tisch sitzen. „Das ganze Dorf spricht seit gestern von fast nichts anderem, als von eurer Rückkehr und der Tatsache, dass die beiden bei euch wohnen.“

Hinata tritt mit lautlosen Schritten an den Herd und lässt ihre Hände der vertrauten Tätigkeit nachgehen, Teewasser aufzusetzen. „Natürlich.“

„Das interessiert dich nicht?“ In der Welt von Ino Yamanaka ist das zweifellos ein Frevel ausgesprochen hohen Ranges, aber der jungen Clanerbin entlockt diese Tatsache keinerlei Regung.

„Das Gerede dieses Dorfes interessiert mich ungefähr so sehr wie ein Regenschauer in Iwa, Ino.“

Die ehemalige Teamkameradin von Shikamaru runzelt unzufrieden die Stirn, während sie den zierlichen Rücken der Hyuga anstarrt. „Du warst zu lange mit Sakura zusammen.“

Das würdigt Hinata nicht einmal mit einer Antwort, aber das Ausbleiben von Reaktionen hat Ino bedauerlicherweise noch nie abgehalten. „Wo ist die überhaupt?“

„Unter der Dusche.“

Die blonde Medic-nin fixiert die noch feuchten Haarspitzen der jungen Clanerbin kritisch und macht die einfache Rechnung. „Ihr wart schon trainieren.“

„Mhm.“

„Geht das jetzt schon wieder los?“
 

Während Sasuke dem einseitigen Gespräch der Frauen gewohnt gleichgültig mit einem Ohr zugehört hat und Narutos Augen unablässig auf Hinata ruhen, erkennen sie doch beide, wie Hinatas Körper sich schlagartig verspannt, bevor sie einen warnenden Blick über ihre Schulter wirft. „Ino-“

„Was, Ino? Ich mache mir nur Sorgen um euch. Und wir brauchen wirklich keine Wiederholung der Katastrophe von vor vier Jahren.“

Hinata versucht es noch einmal mit einer ruhigen Warnung und wirft entgegen ihrer Absicht einen vorsichtigen Blick auf die Männer. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“

Sie bemerkt zu spät, dass eben dieser Blick sie verraten hat, als die geborene Yamanaka ihm folgt und erneut skeptisch die Stirn runzelt, bevor sie den Zusammenhang begreift. „Du willst nicht, dass sie es erfahren-“

„Ino!“

Naruto und Sasuke heben beinahe synchron eine Augenbraue, bei dem verstörend wütenden Zischen, das den Lippen der blauhaarigen ANBU entflieht. Aber nicht einmal Hinatas ungewohnte Wut ist genug, um Ino Einhalt zu gebieten.

„Sie sind ihre Teamkameraden, Hinata-“

„Ja und wir alle wissen, dass nicht viel dazu gehört Teamkameraden zu sein.“

Sie fahren alle zu Sakura herum, die mit verschränkten Armen im Türrahmen lehnt und deren lautloses Herantreten wohl nur Hinata bemerkt hat. „Das ist Bestandteil unseres Berufs und zwingend nichts weiter. Es gehört wesentlich mehr dazu, Freunde zu sein. Und jetzt tu mir den Gefallen und halt die Klappe, Ino, meine Laune ist ohnehin nicht die Beste und ich habe keinen Nerv mich zu streiten.“

„Wir machen uns nur Sorgen um euch-“

Sakura ist längst nicht so zimperlich wie Hinata und rollt offen mit den Augen. „Öfter mal was neues, was?“

Als Ino zickig die Augen verengt, ist auch den beiden Männern im Raum klar, dass ihnen ein berühmt-berüchtigter Streit der beiden Kindergartenfreundinnen bevorsteht. „Komm mir nicht damit, Sakura! Deine Augenringe haben nur noch keine Augenringe, weil es da als Medic-nin so einen netten Trick gibt solche Makel zu vertuschen. Es ist offensichtlich, dass es euch nicht gut geht-“

„Natürlich geht es uns nicht gut! Wir haben vor zwei Tagen unsere zwei Teamkameraden und enge Freunde sterben sehen! Während wir direkt daneben standen und ihnen nicht helfen konnten! Und weil dir das in deinem perfekten Leben bis jetzt erspart geblieben ist, Prinzessin, lass mich dir erklären, was das mit dir macht: Dieselbe Szene spielt sich wieder und wieder in deinen Gedanken ab und du gehst alle Möglichkeiten durch, hundert- und tausendmal, bis du schließlich akzeptieren musst, dass nichts, was du anders hättest machen können, irgendetwas an dem Ergebnis geändert hätte! Dass es nichts als eine grausame Laune des Schicksals war, dass Shino und Shin sterben mussten, während wir lediglich mit ein paar Kratzern davon gekommen sind! Also entschuldige bitte, dass wir nicht kalt genug sind, dass wir zwei Tage später einfach so tun können, als wäre nichts gewesen! Für Tsunade mag es nichts weiter als zusätzlicher Papierkram sein, unsere verstorbenen Teamkameraden zu ersetzen, als würde ihr Verlust nichts bedeuten, aber dieser Schmerz", Sakura legt sich außer sich eine Hand auf die Brust, direkt über ihrem Herzen, „der wird nicht weggehen! Es wird irgendwann leichter, ja, aber das wird Monate, vielleicht Jahre dauern! Also lass mich mit deiner Besorgnis zufrieden, Ino!“
 

Während Sakura am ganzen Körper vor Wut zittert, erscheint Ino zum ersten Mal wirklich sprachlos. Hinata dreht den Herd wieder aus, dreht sich wortlos um und zieht Sakura fest in eine tröstende Umarmung. Es herrscht eine ausgesprochen unangenehme Stille in der kleinen Küche, während die junge Hyuuga ihre beste Freundin hält, bis deren Körper endlich aufhört unter ihrem unermesslichen Kummer zu beben.

Erst dann unterbricht Hinata vollkommen ruhig die Stille. „Wir bekommen Besuch.“

Die Adern um ihre Augen treten wortlos hervor und sie dreht den Kopf aus reiner Gewohnheit in Richtung Tür. „Es ist ein Bote der Hokage. Sieht nach Arbeit aus.“

Sie verlässt dicht gefolgt von Sakura die Küche und ist schon an der Haustür, bevor der überraschte Bote überhaupt die Gelegenheit bekommt zu klingeln.

„Die 12. ANBU-Einheit soll sich sofort bei der Hokage melden!“

Während Hinata dem Mann kurz angebunden dankt, kommt Sakura schon zurück und wirft ihrer Teamkameradin deren Ausrüstung zu. Ihre Wut schon wieder vergessen, wirft sie einen gleichgültigen Blick über ihre Schulter, wo ihre Kindergartenfreundin verharrt, während Naruto und Sasuke ebenfalls blitzschnell in ihren Zimmern verschwunden ist. „Du kannst den Tee trinken, wegen dem du gekommen bist. Lass dich einfach selbst raus!“

Und in der Sekunde, wo die beiden Männer zurück auf den Flur treten, sind sie alle Vier verschwunden.
 

In ihrer Geschwindigkeit brauchen sie keine zwei Minuten zum Hokageturm, aber Sakura wendet sich dennoch besorgt an Hinata. „Was glaubst du, ist es?“

Da sie ihre Maske noch nicht trägt, ist es offensichtlich, dass die junge Clanerbin angespannt die Stirn runzelt. „Nichts Gutes. Tsunade hat auch nach den anderen rufen lassen.“

Sakura nickt stumm und vor der Tür zum Büro treffen sie wirklich auf Neji, Temari, Shikamaru und Sai.

Neji nickt seiner Cousine stumm zu, bevor er nach einem knappen Klopfen auch schon die Türen aufreißt. Aber statt der Hokage gilt sein erstes Wort jemand anderem. „Lee? Was machst du hier? Ich dachte, du und Tenten ihr seid noch bis heute Abend-“ Hinatas Cousin unterbricht sich selbst, als er erkennt, dass die Anwesenheit seines besten Freundes in diesem Zusammenhang nichts Gutes bedeuten kann.

Und Gais liebster Schüler wirkt auch zum ersten Mal nicht wie die personifizierte Lebensfreude, sondern erscheint beinahe den Tränen nahe. „Neji, es tut mir so leid!”

„Verdammt, Lee, was ist los und wo ist Tenten?“ In seiner Sorge klingt der braunhaarige Teamleader augenblicklich ungehalten.

Der stets in grün gekleidete Jonin, ballt betreten die Hände zu Fäusten. „Wir waren bereits auf dem Rückweg noch Konoha, als wir von gut zwanzig Nuke-nin aus Iwa angegriffen wurden. Sie waren nicht zu unterschätzen und wir hatten ernsthafte Schwierigkeiten gegen sie zu kämpfen und gleichzeitig die Kinder zu verteidigen. Also hat Tenten mich vorgeschickt, um die Kinder in Sicherheit zu bringen, während sie unsere Angreifer ablenken wollte. Ich hatte keine Wahl, also habe ich die Kinder außer Reichweite gebracht und bin sofort zurück um sie zu holen. Aber ich war... zu spät. Das einzige, was ich noch gefunden habe, ist das hier.”
 

Auch Neji kann das Zittern in seinen Fingern nicht verbergen, als er seinem ehemaligen Teamkameraden das blutverschmierte Stirnband seiner Freundin aus der Hand nimmt. Aber bevor er sich dazu durchringen kann, etwas zu sagen, lässt ihn eine schmale Hand auf seiner Schulter aufsehen und er begegnet dem tröstenden Blick seiner Cousine. „Du hast mein Wort, Neji, wir holen sie zurück!“

Dann wendet sich die junge Clanerbin an Lee. „Wo seid ihr angegriffen worden?“

„Ungefähr 40 Kilometer südwestlich vom Westturm aus gesehen.“ Er hat den Punkt noch nicht hinter seinen Satz gesetzt, als sich der lebensfrohe Jonin alleine mit der Hokage in ihrem Büro wiederfindet.

Die Godaime verschränkt murrend die Arme. „Ich habe ihnen ihren Auftrag noch nicht einmal gegeben.”

„Den brauchen sie nicht.”
 

~
 

Kurz darauf in einem namenlosen Waldteil westlich von Konoha
 

„Ihr Trottel, habt mal wieder nicht aufgepasst! Wie konnte sich das kleine Miststück befreien?”

Tenten erlaubt sich ein überhebliches Grinsen, obwohl ihre Lage alles andere als rosig ist. Sie steht im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Rücken zur Wand, oder in ihrem Fall zu einer unüberwindbaren Felswand mitten im Nirgendwo und ihr einziger Fluchtweg nach vorne, wird ihr von den vierzehn Ninja versperrt, gegen die sie alleine keine Chance hatte.

Sie hat es gerade einmal geschafft sechs von ihnen auszuschalten, bevor es einem von diesen nutzlosen Bastarden gelungen ist sie niederzuschlagen und sie in ihr Lager zu verschleppen, wo sie vor zwei Minuten gefesselt und mit einer netten Platzwunde auf der Stirn wieder aufgewacht ist. Aber immerhin lebt sie noch.

Die Frage ist nur wie lange, wenn ihr nicht ganz schnell irgendetwas einfällt. Wenn sie an Wunder glauben würde, würde sie vermutlich spätestens jetzt anfangen, um eines zu beten. Sie kann nur hoffen, dass Lee und ihre Schüler rechtzeitig entkommen sind.

„So billig bin ich schon lange nicht mehr gefesselt worden.” Es wird ihr nicht helfen ihre Gegner zu verspotten, aber scheinbar hat Nejis verdammter Stolz nach all den Jahren doch noch auf sie abgefärbt.
 

Einer der Nuke-nin mustert sie unwirsch. „Warum haben wir das kleine Großmaul eigentlich am Leben gelassen?”

„Weil Itami meinte, dass wir noch unseren Spaß mit ihr haben könnten.“

Die braunhaarige Waffenexpertin verzieht angewidert das Gesicht. „Ihr hättet mich besser töten sollen.“

Diese Narren haben ihr nicht einmal ihre Schriftrollen abgenommen. Und allein deswegen kann sie solchen Armleuchtern nicht erlauben sie auszuschalten. Ein Haufen minderbemittelter Nuke-nin kann nach so vielen Jahren nicht das sein, was sie das Leben kostet. Nicht, wenn sie es verhindern kann, obwohl ihr Stolz ihre Überlebenschancen wohl kaum erheblich verbessern wird.

Sie schließt für eine einzige, schwache Sekunde die Augen und wispert eine kaum hörbare Entschuldigung, in der vergeblichen Hoffnung, dass er ihr eines Tages verzeihen wird, dass sie ihn verlassen muss. „Verzeih mir, Neji!“
 

„Dir immer.”

Sie hält seine tiefe Stimme hinter sich zuerst für einen grausamen Streich ihres Unterbewusstseins, aber die Wärme seines Körpers ist keine Illusion und auch nicht das wohlbekannte Kribbeln, das sich beinahe im selben Moment in ihrem Körper ausbreitet, das ihr versichert, dass er wirklich hier ist. Und sie erlaubt einem warmen Lächeln ihre Züge zu verziehen. „Du bist hier?”

„Natürlich.”

„Ich-” Aber mit ihrem Überlebenswillen verlässt sie das letzte, was sie noch aufrecht gehalten hat und sie bricht zusammen, bevor sie ihm sagen kann, dass sie ihn liebt. Sie wird sich später bei ihm dafür entschuldigen müssen, dass sie ihm Sorgen bereitet hat. Sie hört noch unterbewusst, wie er panisch ihren Namen ruft, aber die Dunkelheit verschluckt sie, bevor seine Arme sie sicher auffangen.

„Tenten!“
 

Hinata erscheint vor ihrem Cousin und überlässt das Abschlachten der übrigen Nuke-nin gleichgültig den anderen, während sie sich besorgt über ihre bewusstlose Freundin beugt und geschickt um die Arme des erstarrten ANBU-Leaders herumarbeitet, um Tentens Puls zu messen und gleichzeitig die tiefe Platzwunde auf ihrer Stirn zu heilen. Aber nach kaum einer Minute atmet sie erleichtert aus. „Sie hat sonst keine Verletzungen, sie ist lediglich am Ende ihrer Kräfte angelangt.“ Sie legt ihrem Cousin erneut rückversichernd eine Hand auf die Schulter, als er in keinster Weise auf ihre Worte reagiert. „Sie wird wieder vollständig gesund, Taka.“

„Hinata!“

Ihr Körper spannt sich reflexartig an und bevor Narutos panische Warnung an ihre Ohren dringt, fährt sie bereits herum, duckt sich unter dem Schwerthieb eines dunkelhaarigen Nuke-nin und trifft ihn mit ihrer flachen Hand zweimal hart gegen die Brust. Sein Herz hört schon auf den notwendigen Sauerstoff in seine Lungen zu pumpen, als der fremde Shinobi mit seinem letzten Gedanken fluchend erkennt, dass er eine Hyuuga vor sich hat.

Die junge Clanerbin sieht aus dem Augenwinkel, wie sich Sakura bei dem einen Wort von ihrem blonden Teamkameraden schlagartig anspannt, im nächsten Moment aber schon ein Ventil für ihren Zorn sucht, indem sie einem der letzten Gegner grausam ihr Katana durch den Rumpf rammt.
 

Hinata lässt ihren Blick kritisch über den Platz wandern und versichert sich mit einem konzentrierten Blick auf die regungslosen Körper ihrer Feinde, dass mit Sasukes und Temaris Gegner in diesem Moment die letzten beiden Nuke-nin fallen und sie auch wirklich alle tot sind.

Sie nickt Sakura bestätigend zu und die kalte Stimme ihrer Teamkameradin klingt hart über den schlagartig verstummten Kampfplatz. „Wir sind hier fertig!“
 

*
 

Zurück innerhalb ihrer eigenen Dorfmauern, schiebt sich Hinata ihre Maske aus dem Gesicht und wendet sich erneut an Neji, der die immer noch bewusstlose Tenten besorgt in seinen Armen trägt. „Bring du Tenten nach Hause, wir kümmern uns um Tsuande.“

„Und wir sagen Lee Bescheid”, pflichtet ihr Temari bei und zieht ihren mürrischen Verlobten kompromisslos hinter sich her.

Neji lässt sich zu einem leisen „Danke.” herab, bevor er einen Wimpernschlag vor Sai spurlos in der glühenden Mittagssonne verschwindet.
 

*
 

Kurz darauf im Hokageturm
 

Sakura stößt die Türen zum Büro ihrer ehemaligen Lehrmeisterin einmal mehr ohne jegliche Respektbekundung einfach auf und erkennt dann gereizt, dass diese einen Mittagsschlaf auf ihrem Schreibtisch hält. Hinata verschränkt schmunzelnd die Arme, als das berüchtigte Zucken in der linken Augenbraue ihrer Teamkameradin den kommenden Knall vorhersagt.

„Das darf doch nicht wahr sein! Ich hab heute echt keinen Nerv mehr für diesen Mist!” Die rosahaarige Medic-nin bewegt sich in einem Wimpernschlag durch den Raum und umfasst grob die Stuhllehne des großen Kagestuhls und zieht.
 

Die schlafende Godaime verschwindet mit einem unguten Poltern unter ihrem eigenen Schreibtisch, aber Sakura steht längst wieder neben Hinata.

„Was zum-“ Die Sanin taucht in einer beeindruckenden Geschwindigkeit wieder unter ihrem Tisch auf und fixiert ihre ehemalige Schülerin zickig mit ihren braunen Augen. „Sakura-“

Aber die rosahaarige ANBU verschränkt immer noch sichtlich angefressen die Arme. „Wir dachten, es interessiert dich vielleicht, dass Tenten nicht mehr als eine Platzwunde davongetragen hat. Und dass das Ninja-Reich jetzt vierzehn Versager weniger zählt.“

Hinata beschließt mit einem Seufzen, dass man sie scheinbar einmal mehr zum Schiedsrichter erklärt hat, als dasselbe warnende Zucken in Tsunades linker Augenbraue beginnt. Also greift sie nach den Schultern ihrer Teamkameradin und schiebt diese resolut mit sich aus dem Raum. „Und wir gehen dann auch wieder!“
 

*
 

Aber sie schaffen es kaum um zwei Straßenecken weg vom Hokageturm, bis jemand laut Sakuras Namen ruft und sogar Hinata ein genervtes Stöhnen entlockt, während die Angesprochene wie erstarrt verharrt.

„Sakura!“

Hinata wirft einen abschätzenden Blick über ihre Schulter, um blitzschnell zu kalkulieren wie viel Zeit ihnen noch bleibt. „Wenn du augenblicklich verschwindest, kann ich ihn vielleicht aufhalten.“

Aber die rosahaarige Medic-nin legt stöhnend den Kopf in den Nacken und massiert sich mürrisch die Schläfen, als könnte das ihre drohende Migräne noch verhindern. „Den Typ kann nichts abhalten. Bei Lee hat diese hoffnungslose Hartnäckigkeit wenigstens noch einen gewissen Charme.“

Naruto tritt unauffällig einen Schritt näher an Hinata, aber das reicht aus, um augenblicklich auch die Haltung der jungen Hyuga angespannt zu strecken. Aber der blonde ANBU tut so, als würde ihm nicht auffallen, dass sie seiner unmittelbaren Nähe penibel entflieht. „Wer ist der Kerl?“

Wider Erwarten erhält er sogar eine ausgesprochen ruhige Antwort, nachdem das stumme Abwinken von ihrer Teamkameradin Hinata versichert hat, dass sie zumindest diese Information mit den Männern teilen kann. „Hiyo, ein Jonin, der schon seit drei Jahren ziemlich hartnäckig versucht Sakura dazu zu bewegen mit ihm auszugehen.“

„Und ich weiß nicht, in welcher Sprache ich noch nein zu ihm sagen kann, damit er es endlich kapiert!“ Sakura erkennt stöhnend, dass es für jeglichen Fluchtversuch zu spät ist, als der braunhaarige Mann direkt vor ihnen zum stehen kommt und wappnet sich mental für die peinliche Szene, die dieses Aufeinandertreffen garantiert.

„Sakura-chan-“ Aber seine schmalzigen Liebesschwüre bleiben dem Jonin im Hals stecken.
 

Sakura spürt noch, wie sich ihr ganzer Körper anspannt, aber dann nimmt sie plötzlich nur noch das laute Pochen ihres Herzens wahr und könnte schwören, dass sie ihr eigenes Blut in ihren Ohren rauschen hört. Sie dreht vorsichtig den Kopf zur Seite und widersteht der Versuchung sich selbst in den Unterarm zu zwicken, um sich zu versichern, dass sie nicht träumt.

Aber ihr unnahbarer Teamkamerad steht tatsächlich direkt neben ihr, hat einen starken Arm um ihre Schultern geschlungen und sie so vertraut an sich gezogen, als würde er das ständig und nicht ohne jede Vorwarnung zum ersten Mal machen.

Aber seine dunklen Augen sind kalt auf den unbekannten Mann vor ihm gerichtet. „Können wir dir irgendwie helfen?“ Und die stumme Drohung hinter seinen Worten, hätte wohl auch einen mutigeren Mann als Hiyo dazu gebracht, die Beine in die Hand zu nehmen. Vor allem, da Sakura schwören könnte, dass sie für einen Moment die Sharingan in seinem Blick hat aufblitzen sehen.

„N-Nein, ich-“

Sakura und Hinata beobachten entgeistert, wie der Mann, der der Haruno drei Jahre lang hartnäckig nachgestellt hat, beinahe fluchtartig umdreht und mehr davon läuft, als dass es noch irgendetwas halbwegs Würdevolles an sich hätte.
 

Sakura dreht fassungslos den Kopf zu ihrem ehemaligen Teamkameraden, obwohl sie sich selbst noch nicht im Klaren darüber ist, was sie ihm jetzt sagen will.

Aber bevor sie dazu kommen das Ganze auszudiskutieren, dreht Hinata stirnrunzelnd den Kopf zurück Richtung Hokageturm und die Adern um ihre Augen verraten stumm, dass irgendetwas nicht stimmt. Und Sakura steht sofort neben ihr. „Was ist es?“

„Scheinbar hat Tsunade mal wieder irgendwas vergessen, was sie uns noch unbedingt sagen muss.“

Als Beweis ihrer Erklärung erscheint zum zweiten Mal an diesem Tag ein Bote der Hokage vor den Vieren. „Die 12. ANBU-Einheit soll sich sofort bei der Hokage melden!“

Sakura runzelt mürrisch die Stirn, während der andere Shinobi so schnell verschwindet, wie er erschienen ist. „Das hab ich heute schon mal gehört.“

Aber sie drehen geschlossen um.
 

.

.

.

Tatakai

Tsunade hebt skeptisch beide Augenbrauen, als die Türen zu ihrem Büro einmal mehr, ohne jegliches höfliches Anklopfen, grob aufgestoßen werden und ihre ehemalige Schülerin sich schon wieder grußlos in den Stuhl vor ihrem Schreibtisch wirft. Die Hokage sieht, dass Hinata, Naruto und Sasuke ihr folgen, aber sogar an der Haltung der jungen Hyuuga ist es offensichtlich, dass sie sich um einen möglichst großen Abstand zu den beiden Männern bemüht.

„Sakura?“

Die Angesprochene nimmt die vorsichtige Frage ihrer ehemaligen Meisterin knurrend zur Kenntnis. „Was? Du hast gerufen und hier sind wir. Also, was willst du schon wieder?“

Sogar Naruto und Sasuke blinzeln verdutzt, während Tsunade über die offene Feindseligkeit ihrer ehemaligen Schülerin entgeistert der Kiefer nach unten rutscht. Aber Hinata stößt ihre Freundin unter dem Tisch gutmütig gegen das Schienbein und bemüht sich nach Kräften das drohende Blutbad zu verhindern. „Was Sakura meint, ist, warum du uns so schnell erneut zu dir hast rufen lassen.“
 

Die Augenbraue der blonden Sanin zuckt immer noch bedrohlich, aber sie verliert kein Wort über das Benehmen ihrer talentierten Schülerin. „Ich habe eine Mission für euch.“

Sie wirft der überraschten Hyuuga eine Schriftrolle zu und diese entrollt sie stirnrunzelnd, während Sakura sich über ihre Stuhllehne beugt, um mitlesen zu können. Und offensichtlich passt ihr auch der Auftrag nicht. „Das ist keine Mission, sondern eine teambildende Aktivität. Und besser nicht dein Ernst!“

Die Godaime fährt sich müde über die Stirn. „Wir brauchen diese Schriftrolle zurück, Sakura, aber es darf uns niemand nachweisen können, dass wir sie uns zurückgeholt haben. Ich habe bereits einen Jonin danach losgeschickt, aber er war leider nicht erfolgreich. Und sobald sie über die Grenze gebracht wird-“

„Könnte man uns eine kriegerische Handlung vorwerfen, schon gut.“, lenkt die junge Medic-nin stöhnend ein.

Die Hokage nickt zufrieden. „Hinata, ich übertrage dir die Leitung für diese Mission.“

Aber sogar die junge Clanerbin erlaubt es sich mit einem Seufzen ihren Unwillen zur Schau zu tragen. „Na, herzlichen Dank.“
 

*
 

Da sie immer noch in ihrer Ausrüstung stecken, brechen sie direkt vom Hokageturm aus auf. Und nachdem sie den genauen Inhalt der Mission mit den Männern geteilt haben und mittlerweile durch den tiefen Wald westlich von Konoha laufen, kommunizieren die beiden Frauen erneut mit einem stummen Blick und Sakura richtet bemüht gleichmütig das Wort an ihre beiden Teamkameraden.

„Da es unserem geschätzten Oberhaupt offensichtlich wichtiger war, euch den Klatsch der letzten Jahre wiederzugeben, statt euch über eure Pflichten aufzuklären, bleibt auch das mal wieder an uns hängen. Lasst uns mit etwas Grundlegendem anfangen: Aki, es darf nie wieder vorkommen, dass du, wie bei der letzten Mission Natsus echten Namen nennst.“

Obwohl Harus Stimme selten ruhig ist, da sie scheinbar auch ihren Zorn mit allem anderen abgestellt hat, führt Natsu die Erklärung ihrer Teamkameradin erklärend fort. „Es gibt nur zwei Situationen, in denen es entschuldbar ist den richtigen Namen eines anderen ANBU preis zu geben. Wenn du ohne den geringsten Zweifel weißt, dass du deinen Gegner töten kannst, bevor dieser ihn verraten kann oder-“ Aber sie unterbricht sich selbst, als ihre Gedanken in einer unangebrachten Gefühlsregung zu der Situation zurückkehren, in der sie selbst zuletzt den Namen ihres Teamkameraden laut genannt hat.

Sakura beendet ihren Satz gespielt ungerührt. „Oder wenn du ebenso sicher weißt, dass derjenige sterben wird. Ihr müsst lernen, dass unsere wahren Identitäten keine Rolle mehr spielen, sobald wir unsere Masken aufsetzen. Was im realen Leben zwischen uns vorfällt, spielt auf einer Mission keine Rolle. Ihr seid unsere Teamkameraden, nicht mehr und nicht weniger. Wir würden für euch sterben. Nicht, weil ihr uns etwas bedeutet, sondern weil unser Oberhaupt euch unserem Team zugeteilt hat.“

Als Naruto und Sasuke einen Blick wechseln, der nach der bescheidenen Ansicht der Frauen ihren Unwillen deutlich ausdrückt, beendet Hinata die Diskussion mit einer ruhigen Erklärung, der nicht einmal die Männer widersprechen können. „Füreinander und für Konoha zu sterben, wenn es jemals nötig sein sollte, ist, was ihr geschworen habt, als ihr der ANBU beigetreten seid. Euer Leben gehört euch jetzt nicht mehr. Sobald ihr diese Maske aufsetzt, überschreibt ihr euch ganz dem Dorf, dem ihr dient.“
 

Damit kehrt eine nicht unbedingt einträchtige, aber dennoch anhaltende Stille zwischen den vier ANBU ein, während sie sich gleichmäßig durch den dichten Wald bewegen. Bis sie ihr Ziel schon beinahe mit bloßem Auge ausmachen können und ein kaum hörbares Schnauben von Hinatas Seite die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zieht.

Sakura hebt unter ihrer Maske verborgen eine Augenbraue. „Willst du mir erzählen, was dich so amüsiert?“

„Dass wir einmal mehr nur mit der Hälfte der Informationen losgeschickt wurden.“

Sogar die Männer können sich bildlich vorstellen wie ihre rosahaarige Teamkameradin unzufrieden unter der Maske das Gesicht verzieht.

„Eines Tages werde ich ihr doch noch den Hals umdrehen. Was ist es?“

„Der wirkliche Grund, warum ausgerechnet wir auf diese Mission geschickt wurden. Das hat nämlich scheinbar weniger mit unserer Teambildung und mehr mit meinen... besonderen Fähigkeiten zu tun.“

Sakura nickt verstehend. „So schlimm.“

„Ich kann die Fallen bereits von hier ausmachen. Was auch immer auf dieser Schriftrolle ist, ihr aktueller Besitzer hat sich wirklich Mühe gegeben sie zu beschützen.“
 

Sie halten im Schutz der Bäume am Dorfrand, wo sich ihnen bereits ein guter Blick auf das Hotelzimmer ihrer Zielperson bietet und Hinatas geübter Blick offenbart ihnen, dass der Besitzer in einem Restaurant zwei Häuser weiter zu Abend isst.

Sakura und Hinata verständigen sich scheinbar erneut wortlos, denn die beiden Frauen nicken sich lediglich stumm zu, bevor Sakura Sasuke bedeutet ihr zu folgen und Hinata wendet sich erklärend an Naruto.

„Natsu und Fuyu werden sich als Zivilisten verleidet in eines der Restaurants begeben und unsere Zielperson überwachen, während ich in seine Gemächer einsteige. Falls jedoch jemand vorzeitig zurückkommt, musst du ihn aufhalten, damit ich unbemerkt wieder aus dem Fenster steigen kann.“

Naruto hat Schwierigkeiten ihren Worten zu folgen, denn während sie spricht, nimmt sie gelassen ihre Rüstung ab. Zuerst ihre Arm- und Beinschienen und schließlich die silberne Weste, die ihren Brustkorb schützt, bis sie lediglich in einem hautengen schwarzen Pullover und passender Hose vor ihm steht.

„Aki?“

„Äh, ja.“

Entweder ignoriert sie seine peinliche Unaufmerksamkeit oder es fällt ihr tatsächlich nicht auf.

„Wir sollten uns auf ein Signal einigen, falls irgendwer kommt. Kannst du irgendeinen Vogelruf imitieren?“
 

*
 

Währenddessen bei Sakura und Sasuke
 

Sie halten sich immer noch im Schutz des Waldes verborgen, nicht weit von dem Restaurant, in dem sich ihre Zielperson befindet und Sakura beginnt ebenfalls gelassen ihre ANBU-Ausrüstung loszuwerden. „Wir müssen uns verkleiden und unser Aussehen verändern, damit wir in das Restaurant gehen und das Ziel im Auge behalten können, bis Natsu uns ein Zeichen gibt, dass der Auftrag erledigt ist.“

Der Uchiha folgt den Bewegungen seiner Teamkameradin mit den Augen, während er selbst seinen Gürtel, in dem sein Katana steckt abnimmt, und als nächstes nach seiner Waffentasche greift. „Und das hättet ihr nicht in Ruhe mit uns besprechen können?“

Sakura hebt überrascht den Kopf, als sie trotz seinem gleichgültigen Tonfall den stummen Vorwurf hinter seinen Worten liest. „Das war keine Absicht. Wir sind es nur nicht gewohnt jeden unserer Schritte erklären zu müssen.“ Ihr Blick verliert sich für einen minimalen Moment in der Ferne. „Wir waren ein eingespieltes Team.“
 

Aber bevor Sasuke etwas darauf erwidern kann, wendet sie sich ihm bereits wieder zu. „Aber du hast Recht, wir müssen euch bei der nächsten Gelegenheit einweisen.“

Sie schließt Fingerzeichen zu einem Jutsu, dass ihre langen rosa Haare schwärzt und kürzt, ihre Gesichtszüge verändert und aus ihren markanten, grünen Augen, blaue macht. „Jetzt mach schon, wir haben nicht viel Zeit!“

Er wiederholt ihre Fingerzeichen und färbt sowohl seine Haare, als auch seine Augen braun. Und einer plötzlichen Eingebung folgend, schlingt er einen Arm um die Schultern seiner überraschten Teamkameradin.

„Was tust du da?“, will sie lauernd wissen.

„Improvisieren“, erhält sie die gewohnt monotone Antwort, während er sie in die Richtung des Restaurants schiebt.

Und gerade als sie protestieren will, schockt sie seine nächste Handlung erneut in die Sprachlosigkeit. Denn in dem Moment, wo er ihr die Tür aufhält, um sie zuerst in das Restaurant treten zu lassen, senkt er den Kopf und küsst sie vertraut auf die Stirn.

Und wenn sie nicht eine talentierte ANBU wäre, der das Schauspielern schon längst in Fleisch und Blut übergegangen ist, wäre sie in diesem Moment fassungslos im Türrahmen neben ihrem undurchschaubaren Teamkameraden erstarrt.

Sie hat schon wieder nicht nachgedacht. Shino und Shin hätten gewusst, dass sie üblicherweise Bruder und Schwester spielen und wenn sie manchmal auf die Liebespaarrolle zurückgegriffen haben, hat es ihr mit den beiden nie auch nur das Geringste ausgemacht.

Verdammter Uchiha!
 

*
 

Ein paar Minuten später bei Naruto und Hinata
 

Naruto beobachtet angespannt, wie Hinata mit beeindruckendem Geschick den Riegel des Fensters knackt und sich durch einen möglichst kleinen Spalt in das Zimmer schlängelt. Und da er nichts besseres zu tun hat, zählt er die Sekunden, bis ihr dunkler Schopf zuerst wieder im Fensterrahmen auftaucht und sie kurz darauf schon wieder vor ihm steht.
 

Sie nickt ihm bestätigend zu und reicht die gestohlene Schriftrolle wortlos an ihn weiter, bevor sie schnell einige Schriftzeichen formt und sich anschließend zwei glühend rote Finger auf das linke Handgelenk legt.

Ihr Signal an Sakura, wie er vermutet und ihre ruhigen Worte bestätigen es. „Die beiden werden gleich hier sein.“
 

Sie legt ihre Ausrüstung geschickt wieder an und wie der liebestolle Idiot, der er ist, starrt er sie schon wieder an. Er schüttelt über sich selbst den Kopf und öffnet den Mund, um die Tatsache, dass sie ihm im Moment nicht davon laufen kann, zu nutzen, um den gestrigen Abend nochmal anzusprechen, aber in diesem Moment tauchen Sakura und Sasuke bereits lautlos neben ihnen auf.

„Sauber?“

Hinata bestätigt Sakuras Frage mit einem Nicken und stellt ihre eigene. „Keine Probleme?“

Die talentierte Medic-nin, die ihre rosa Haare wieder unter einer Kapuze verbirgt, nachdem sie ihre Tarnung aufgehoben hat, rollt genervt mit den Augen, bevor sie ihre Maske zurück über ihr Gesicht schiebt. „Wie der Idiot überhaupt erst an die Schriftrolle gelangt ist, ist mir ein Rätsel. Wahrscheinlich hat unser geschätztes Oberhaupt sie mit einer offenen Einladung herumliegen lassen.“

Hinata setzt ihre eigene Maske mit einem belustigten Schmunzeln wieder auf. „Lasst uns gehen!“
 

*
 

Es ist ein wortloser Rückweg, bis Sakura plötzlich Hinata mit einer einfachen Handbewegung bedeutet stehen zu bleiben und mit einem dringenden Aufruf auch die Männer aufhält.

„Wartet!“

„Braucht ihr eine Pause?“ Die Stimme des Uchiha klingt gewohnt gleichgültig, aber Sakura glaubt trotzdem den stummen Vorwurf in ihr zu hören und als Reaktion auf seine unerträgliche Überheblichkeit ringt sie schon wieder mit dem Bedürfnis ihm eine zu verpassen.

„Halt doch einfach die Fresse“, murmelt sie leise, nicht im Geringsten daran interessiert, ob er die Beleidigung hört oder nicht. Ihre volle Aufmerksamkeit gilt längst ihrer Teamkameradin, die sich unbemerkt an den nächsten Baumstamm gelehnt hat und für das geschulte Auge einer Medic-nin erkennbar unruhig atmet.

„Sicher?“, will sie leise wissen.

Die junge Hyuuga nickt bestätigend. „Es ist weit und breit niemand hier außer uns.“

„Dann nimm gefälligst deine Maske ab“, verlangt Sakura ruhig und schiebt ihre eigene Maske hinauf in ihre langen Haare.

Hinata kommt der Aufforderung ihrer besten Freundin wortlos nach, aber als sie ihre eigene Holzmaske von ihrem Gesicht nimmt, erkennen auch die beiden Männer, warum Sakura angehalten hat. Die talentierte Clanerbin ist beängstigend blass und auf ihren angespannten Gesichtszügen schimmert kalter Schweiß.
 

Naruto macht augenblicklich einen Schritt auf die beiden Frauen zu, aber Sakura lässt bereits prüfend ihr Chakra über Hinatas Brustkorb aufleuchten und kaut unzufrieden auf ihrer Unterlippe. „Wann hast du das letzte Mal was genommen?“

Hinata schließt erschöpft die Augen. „Kurz bevor wir aufgebrochen sind, um Tenten zurückzuholen.“

Naruto und Sasuke beobachten kritisch, wie Sakura nachdenklich die Stirn runzelt.

„Wie schlimm?“

„Sieben“, gibt die blauhaarige ANBU leise zu.

Aber Naruto hat genug davon, dass die beiden Frauen ständig an ihnen vorbei reden. „Sieben, was? Sieben auf einer Schmerzensskala?“

Hinata sieht ihn nicht einmal an, aber der eindringliche Blick, den sie stumm mit Sakura wechselt, macht sowieso jede Antwort überflüssig.

Der blonde Shinobi wartet noch eine Minute ab, ob seine beste Freundin noch etwas unternehmen wird, aber als die beiden Kunoichi weiterhin regungslos verharren, hat er genug. Er macht einen entschlossenen Schritt auf sie zu und dreht den beiden verständnislosen Frauen ruhig den Rücken zu, aber seine eindeutigen Worte richten sich klar an Hinata.

„Steig auf!“

„Was?“

Er hört die seichte Panik in ihrer Stimme, aber in dieser Hinsicht wird er sich nicht auf eine Diskussion mit ihr einlassen und mit einem einzigen Blick über seine Schulter, in ihr blasses Gesicht, macht er das auch unwiderruflich klar. „Ich werde mich nicht wiederholen. Und ich werde dich über meine Schulter werfen, Natsu, bevor ich schon wieder mit ansehe, wie du einen Herzanfall hast!“

Die Tatsache, dass sie schon wieder zu Sakura sieht, als würde sie deren Einverständnis suchen, ärgert ihn zunehmend, aber gerade als er sich darauf einstellt seine Drohung wahr zu machen, macht die junge Clanerbin seufzend einen Schritt auf ihn zu.
 

Die krampfhafte Anspannung ihrer Haltung lässt den ganzen Weg nach Konoha über nicht nach, aber er spürt auch den raschen, ungleichmäßigen Schlag ihres Herzens an seinem Rücken.
 

*
 

Wenig später in Konoha
 

Kurz nachdem sie das Südtor passiert haben, hält Naruto inne und grinst seine beste Freundin frech an. „Ich liefere die Schriftrolle bei Tsunade ab. Nicht, dass du ihr doch noch an die Gurgel gehst. Wir brauchen die alte Hexe noch ein wenig.“

„Mach doch was du willst“, ist alles was als Antwort von seiner rosahaarigen Teamkameradin kommt.

Hinata will von seinem Rücken rutschen, aber stattdessen festigt er den Halt um ihre Kniebeugen und läuft einfach los.

Und die gutmütige Hyuuga begreift zu spät, dass sie ihm direkt in die Falle gegangen ist. Was nicht heißt, dass sie nicht versuchen wird davonzukommen. „Naruto, lass mich runter!“

„Nein. Wir werden die Schriftrolle bei Tsunade abliefern und danach reden wir.“

Bei dem bloßen Gedanken an dieses Gespräch dreht sich ihr der Magen um und ihr Herz schlägt in ihrer Panik so hektisch in ihrer Brust, dass es weh tut. „Du kannst mich nicht dazu zwingen! Und ich will im Moment wirklich nicht mit dir allein sein!“

„Und wenn ich dich bitte?“

Sein ungewohnter Ernst lässt sie in ihrem verzweifelten Protest innehalten und mit einem stummen Seufzen verflucht sie die Tatsache, dass sie zu diesem Mann einfach nicht nein sagen kann. „Lass mich runter, Naruto.“

Ihre Stimme klingt überraschend ruhig und der blonde ANBU kommt ihrer Forderung unwillig nach. Sie ist immer noch beängstigend blass, aber in diesem Moment hat das weniger mit ihrem schwachen Herzen, als mit ihrer Situation zu tun.

„Lass es uns hinter uns bringen.“
 

*
 

Währenddessen bei Sakura und Sasuke
 

Sakura ist die Panik in den Augen ihrer besten Freundin nicht entgangen und sie will den beiden gerade nachsetzen, um ihrem besten Freund dieses Mal möglicherweise wirklich eine zu verpassen, als eine größere Hand blitzschnell ihre umfasst und sie mit dieser simplen Geste wirkungsvoll zurückhält. Sie fährt wütend herum und ist drauf und dran ihren anderen Teamkameraden einmal mehr anzuschreien, als dessen ernster Blick sie inne halten lässt.

„Lass die beiden das klären!“ Und ohne ihre Antwort abzuwarten, zieht er sie bestimmt mit sich in die Richtung ihrer Wohnung.

Sakura will gerade protestieren, aber als ihr klar wird, dass Sasuke Uchiha ihre Hand hält, entfällt ihr jedes Wort und sie wird tatsächlich rot um die Nase.
 

„Das mit ihrem Herzen... was ist, wenn das in einem Kampf passiert?“

Die junge Medic-nin runzelt überrascht die Stirn. Tatsächliches Interesse an Hinatas Gesundheitszustand ist so ziemlich das letzte, was sie von ihrem dunkelhaarigen Teamkameraden erwartet hätte. „Normalerweise passiert es nicht so leicht wie heute. Sie ist nur geschwächt und die Strapazen der letzten Tage wirken sich leider auch auf ihr Herz aus. Aber wenn es doch einmal passiert, kann ich mich in Sekunden darum kümmern. Und Shino und Shin haben uns solange den Rücken frei gehalten.“

„Das werden wir auch.“ Und bevor sie das mit einem verachtenden Schnauben anzweifeln kann, spricht er ruhig weiter. „Du kannst mir viel vorwerfen, Sakura, aber nicht, dass ich nicht als Kamerad für dich da war, solange wir zusammen in einem Team waren.“

Die junge Frau schweigt, denn er hat Recht, ihm das vorzuwerfen wäre eine Lüge. Er mag sie als nervige Last angesehen haben, aber er hat sie dennoch immer beschützt, wenn sie ihn gebraucht hat. Und wenn sie ihre unerwiderten Gefühle außer Acht lässt, ist er ihr zwar ein schweigsamer und mürrischer, aber dennoch ein verlässlicher Teamkamerad gewesen. Bis er sie verraten hat.

„Und ich weiß du vertraust mir nicht und das ist dein gutes Recht. Aber ich bin wieder da. Und ich arbeite nicht erst seit heute wieder für Konoha. Ich habe mich schon vor drei Jahren dazu entschieden zurückzukommen, als ich mit dem Dobe zu dieser Mission aufgebrochen bin. Und es tut mir leid, dass wir dir das nicht mitteilen konnten. Aber ich bin wieder da.“

Sie sieht ihm für einen Moment abschätzend in die Augen, aber statt ihr beängstigend tiefgründiges Gespräch fortzuführen, wechselt sie ausweichend das Thema. „Lass uns bei Ichiraku vorbeigehen und was zum Essen mitnehmen. Ich verhungere und das letzte, was ich heute noch machen will, ist kochen.“
 

*
 

Kurze Zeit später bei Hinata und Naruto
 

Hinata weicht vor ihm an das Geländer zurück und verflucht ihn dafür, dass er sie an denselben Ort zurückgebracht hat, an dem sie gestern schon gestanden haben und an dem er sie vor all den Jahren geküsst hat, bevor er für mehrere Jahre verschwunden ist. Sie haben die Schriftrolle bei Tsunade abgeliefert oder eher einfach auf dem Schreibtisch hinterlassen, da ihre geschätzte Kage sich schon wieder im Tiefschlaf befand, und jetzt hat sie keine Möglichkeit mehr das Ganze noch irgendwie hinauszuzögern. Vorzugsweise bis in die Ewigkeit.

Die junge Clanerbin ballt unauffällig die Hände zu Fäusten, weigert sich aber strikt ihn anzusehen. Und entgegen ihrer Natur, ergreift sie zuerst das Wort, als sie glaubt die spannungsgeladene Stille zwischen ihnen keine Sekunde länger ertragen zu können. „Wenn du mir nichts zu sagen hast, werde ich-“

Aber Naruto unterbricht auch ihren nächsten Fluchtversuch. Und es ärgert sie ungemein, dass er so ruhig bleiben kann, während ihr dummes, gebrochenes Herz Saltos in ihrer Brust schlägt.
 

„Ich überlege mir seit gestern, wie ich mich bei dir entschuldigen soll, aber nichts was ich sagen könnte, kann die letzten vier Jahre wieder gut machen. Und da habe ich noch gar nicht gewusst, wie sehr ich dich verletzt habe. Aber als du gestern gesagt hast-“

Sie unterbricht ihn panisch, als sie erkennt, wohin das führt. „Wie hast du es gestern formuliert? Letztendlich hat es keinen Unterschied gemacht?“

Sie keucht erschrocken, als er unvorhersehbar vor ihr auftaucht und ihr Gesicht beinahe grob in seine Hände nimmt und will automatisch zurückweichen, aber mit dem Geländer im Rücken kann sie nirgendwohin.

„Sag das nicht! Es bedeutet alles für mich, dass du mich liebst!“

Und ohne ihr die Gelegenheit zu geben, irgendwie zu reagieren, legt er seine Lippen stürmisch auf ihre.
 

Seine Berührung trifft sie wie ein Blitzschlag und wie beim ersten Mal verliert sie beängstigend schnell jegliche Kontrolle über ihren Körper. Sie heißt es beinahe willkommen, als er sie nach hinten, gegen das Geländer der Aussichtsplattform drängt, denn sie fürchtet, dass die Kraft in ihren Beinen sie jeden Moment verlassen könnte. Und als er seine Lippen gegen ihre öffnet und seine Zunge aufreizend über ihre Unterlippe zieht, kommt sie seiner stummen Bitte wehrlos nach.
 

Ihr erster Kuss hat sich beinahe jeden Tag in den letzten vier Jahren in ihren Gedanken wiederholt.

Wieder und wieder.

Es ist eine zärtliche, beinahe scheue und unsichere Berührung gewesen, die ihr dennoch wirkungsvoll den Boden unter den Füßen weggerissen hat.

Aber die Leidenschaft mit der er sie jetzt küsst, ist so viel rauer und wilder, als alles, was sie in ihrer naiven Unerfahrenheit für möglich gehalten hat. Und es macht ihr auf grausame Art und Weise klar, was sie eigentlich schon seit ihrer Zeit auf der Akademie weiß: Sie wird nie so für einen anderen Mann empfinden.
 

Aber als er sich langsam von ihr löst und sich der dichte Nebel um ihre Gedanken wieder lichtet, schreit ihr Verstand ihr entgegen, was es das letzte Mal mit ihr gemacht hat, als er sie geküsst hat. Und die Erinnerung an ihren eigenen Kummer gibt ihr die Stärke, ihn von sich zu schieben. „Naruto-“

Aber er unterbricht sie beinahe flehend und behält ihr errötetes Gesicht zärtlich in seinen Händen. „Bitte! Wir können es langsam angehen lassen, wenn du Zeit brauchst. Ich habe vier Jahre gewartet, ich habe nichts gegen ein paar Wochen mehr. Aber bitte, stoß mich nicht weg, Hinata! Ich war damals heillos mit meinen Gefühlen für dich überfordert und zuerst habe ich mir eingeredet, dass du mich nie lieben könntest. Ich habe gedacht, ich wüsste nicht einmal was Liebe ist. Aber nachdem ich zum hundertsten Mal von dir geträumt habe, habe ich es auch endlich begriffen. In den letzten vier Jahren ist kein Tag vergangen, an dem ich nicht an dich gedacht habe, Hinata.“

Er fährt zärtlich mit seinen Fingerspitzen über ihren rechten Wangenknochen, während die hübsche Clanerbin vollkommen erstarrt unter seiner Berührung erscheint. „Der Gedanke an dich hat mich überallhin begleitet und ich bin Sasuke mit meiner dauerhaften Schwärmerei von dir heftig auf die Nerven gefallen. Ich habe mich schon vor langer Zeit in dich verliebt, Hinata. Ich habe nur gewohnt lange gebraucht, um es zu begreifen.“ Er wischt zärtlich die vereinzelten Tränen fort, die von ihren langen Wimpern auf ihre geröteten Wangen fallen. „Ich liebe dich, Hinata.“
 

Die schöne Hyuuga schließt mit einem unterdrückten Schluchzen die Augen, vergräbt ihre Finger zitternd in seinem T-Shirt und lehnt schnell ihre Stirn schutzsuchend gegen seinen Brustkorb, um ihn ihre innere Unruhe nicht länger so direkt sehen zu lassen.

Und Naruto wartet mit angehaltenem Atem auf ihre Antwort.

Es dauert lange, bis sie in der Lage ist das Zittern ihres Körpers zu kontrollieren und ihre Gedanken so weit zu sortieren, dass sie ihm eine Antwort geben kann. Obwohl diese ohnehin von Anfang an feststand.

„Okay.“

„Okay?“

Sie lacht leise und er spürt es am ganzen Körper. „Wir wissen doch beide, dass ich noch nie nein zu dir sagen konnte.“

Der blonde Shinobi sieht grinsend auf ihren dunklen Schopf herunter. „Ich finde, du hast die letzten zwei Tage ganz gut nein zu mir gesagt.“
 

Er wartet noch einen Moment, aber sie macht immer noch keine Anstalten den Kopf zu heben. „Gibt es einen Grund, warum du mich nicht ansehen willst?“

„Nein, wie kommst du denn nur darauf?“

Er kann nicht anders. Er fährt ihr zärtlich durch die langen Haare und lässt seine Hand dann vertraut in ihrem Nacken ruhen.

Und dann sieht sie ihn endlich an. Ihr Sarkasmus mag eine Veränderung der letzten vier Jahre sein, die er verpasst hat, aber die tiefe Röte auf ihren Wangen ist ihm noch allzu vertraut.

Ihm ist gar nicht klar, dass er sie wortlos anstarrt, bis sich ihre Lippen öffnen und der Wind ihm ihre leisen Worte zuträgt.

„Ich liebe dich.“

Unter ihrem sanften Geständnis, das ihm auch beim zweiten Mal unverändert den Boden unter den Füßen wegzieht, senkt er beinahe reflexartig den Kopf, um ihre Lippen noch einmal auf seinen zu spüren.

Aber als seine Nase ihre streift und er ihren unruhigen Atem bereits auf seiner Haut fühlen kann, dreht sie plötzlich den Kopf zur Seite.

„Oh nein, den nächsten musst du dir verdienen.“

Ihre plötzliche Willensstärke reizt ihn und er fährt ihr mit einem zuversichtlichen Grinsen zärtlich mit dem Daumen über die Unterlippe. „Das werde ich.“

Hinatas Lippen verziehen sich unter seiner Berührung unwillkürlich zu einem liebevollen Schmunzeln. „Daran zweifle ich keine Sekunde.“

Aber dann löst sie sich von ihm. „Lass uns nach Hause gehen. Bevor Sakura ihren Frust an Sasuke auslässt.“

Der blonde Chaot legt gewohnt zuversichtlich einen Arm um die zierlichen Schultern der schüchternen Clanerbin. „Ach, der Teme ist zäh.“
 

*
 

Währenddessen bei Sakura und Sasuke
 

Sakura schließt nichtsahnend ihre Haustür auf und tritt vor ihrem schweigsamen Teamkameraden in den dunklen Hausflur. In einer unguten Ahnung, stellen sich ihr bereits die feinen Haare im Nacken auf, aber sie schüttelt das Gefühl als Einbildung ab. Doch in dem Moment, in dem sie den Lichtschalter im Flur umlegt, vernimmt sie bereits das unheilvolle Fiepen und in der Sekunde, in der sich ihre dunklen Augen an das helle Licht gewöhnen, sieht sie das kleine graue Knäuel bereits wenige Zentimeter vor ihren Beinen über den hellen Boden wuseln.

Mit einem panischen Kreischen, springt sie drei Schritte zurück und stolpert hart gegen Sasuke, der in seiner Überraschung haltlos mit ihr zu Boden fällt.
 

Sakura spürt den harten Aufprall kaum und rutscht sofort zurück auf ihre Knie. „Maus! Maus! Da war eine Maus!“

Die talentierte Medic-nin sieht sich aufgebracht um, aber der kleine Nager scheint spurlos verschwunden zu sein.

Ein dunkles Geräusch, das sie so noch nie gehört hat, lässt sie ihre Panik aber für einen Moment vergessen und zieht ihre Aufmerksamkeit zurück auf ihren Teamkollegen. Aber wenn sie auch keine Sekunde daran zweifelt, dass die Maus wirklich da gewesen ist, befürchtet sie in diesem Moment ernsthaft, unter Halluzinationen zu leiden. Denn Sasuke Uchiha sitzt vor ihr und lacht so schallend, dass sie im nächsten Moment an seinem Geisteszustand zweifelt.

Aber als sie sich des ganzen Ausmaßes ihrer verqueren Situation bewusst wird, zupft auch an ihren Lippen ein belustigtes Lachen und sie stößt ihren Teamkameraden schmunzelnd gegen die Schulter. „Verdammt, hör auf zu lachen! Ich kann die Viecher nun mal nicht ausstehen!“ Der Clanerbe verbeißt sich das Lachen, aber in seinen dunklen Augen tanzt eine Belustigung, die sie so noch nie an ihm gesehen hat.

Plötzlich verunsichert, wendet sie den Blick von seinem und erkennt erleichtert, dass die zwei weißen Tüten scheinbar unversehrt, neben dem dunkelhaarigen Clanerben auf dem Boden stehen. „Naja, wenigstens ist das Essen heil geblieben.“ Das fröhliche Lachen stirbt jedoch auf ihren Lippen, als sie dem eindringlichen Blick ihres Teamkameraden begegnet. „Sasuke?“
 

Der Clanerbe sitzt wortlos vor ihr auf dem Fußboden und starrt sie so eindringlich an, dass es ihr beinahe Angst macht. Sie stützt sich auf ihre Hände und beugt sich unsicher zu ihm vor. „Hast du dir weh getan?“

„Sakura.“

Als sie seinen warmen Atem auf ihrer Haut spürt, wird ihr zu spät bewusst, wie nah sie ihm unbewusst gekommen ist und sie will erschrocken zurückweichen, aber er ist schneller. Und bevor sie seine Absicht auch nur erahnt, greift er mit einer Hand in ihren schlanken Nacken, überbrückt den restlichen Abstand zu ihr und legt seine Lippen ohne jegliche Vorwarnung bestimmend auf ihre.
 

Mit der unvorhergesehenen Berührung des Uchiha, scheint es Sakura, als hätte jemand anderes in diesem Moment ihren Körper übernommen und sie zur tatenlosen Zuschauerin erklärt. Sie spürt wie ihre Lider hilflos flattern und sie ihrem Teamkameraden hilfesuchend beide Hände auf die Schulter legt, weil ihr das Zittern ihres eigenen Körpers Angst macht. Der Druck seiner unerwartet warmen Lippen auf ihren, ist ein Gefühl, das sie sich als junges Mädchen unzählige Male ausgemalt hat, und dass sie als erwachsene Frau dazu verführt, alles andere zu vergessen.

Und für eine Sekunde erliegt sie der Versuchung und erwidert seine Berührung, bevor sie ihn keuchend von sich stößt. Sie rutscht auf dem Boden vor ihm zurück und widersteht mühevoll der Versuchung eine Hand an ihre brennenden Lippen zu legen.

Sie begegnet den dunklen Augen des berüchtigten Clanerben und seine endlose Gelassenheit treibt sie einmal mehr in Sekundenschnelle auf die Palme.

„Was hast du dir nur dabei gedacht?!“

Das leise Klicken des Türschlosses halt in der angespannten Stille wieder und die talentierte Medic-nin springt hektisch auf die Beine. Auch Sasuke erhebt sich, bevor Hinata und Naruto gemeinsam zu ihnen in den Flur treten, aber Sakura weiß, dass ihre Haltung dennoch viel zu auffällig ist. Vor allem für die aufmerksamen Augen ihrer besten Freundin.
 

Wie sie es erwartet hat, fahren Hinatas Augen von ihr selbst zu Sasuke und zurück und Sakura ist klar, dass sie sich diese Erklärung später schenken kann, aber dann fällt ihr ein, wie diese Misere ihren Anfang genommen hat.

„Wir haben eine Maus!“

Hinata nickt verstehend und aktiviert wortlos ihr Bluterbe. Aber während sie ihr Haus nach dem kleinen Nager durchsucht, bemüht sie sich gleichzeitig darum die peinliche Stimmung aufzulockern und wendet sich betont natürlich an Naruto. „Ich habe doch gesagt, dass die beiden bestimmt was zum Essen geholt haben.“

Sakura geht erleichtert auf den Themenwechsel ein. „Und was habt ihr dann mitgebracht?“

Die schöne Clanerbin hebt schmunzelnd die rosa Schachtel in ihren Händen an. „Torte. Wir haben den Eintritt der beiden noch nicht gefeiert.“

Und sie haben bis jetzt jede bestandene Prüfung einer ihrer Freunde gefeiert. Ganz zu schweigen von dem rauschenden Fest, als sie vor zwei Jahren alle gemeinsam ANBU wurden, das allen, die nicht mit den Künsten einer Medic-nin vertraut sind, einen zweitägigen Kater eingebracht hat.

Die ehemalige Schülerin der Hokage beschließt spontan auf das Friedensangebot einzugehen und verschränkt grinsend die Arme vor der Brust. „Ja, und die Tatsache, dass wir zwei Jahre vor euch zu ANBU ernannt wurden, ist wirklich ein Grund zum Feiern.“
 

Hinata reicht die Kuchenschachtel an ihre beste Freundin weiter. „Geh in die Küche.“ Was bedeutet, dass sie ihren ungebetenen Gast entdeckt hat.

Die rosahaarige ANBU kräuselt angewidert die Lippe. „Wir schaffen uns eine Katze an!“

Hinata dreht schmunzelnd den Kopf zu ihr zurück, bevor sie auf die Knie sinkt, um unter den Wandschrank zu greifen. „Und dann? Willst du Ino einen Schlüssel zu unserer Wohnung geben, damit sie das arme Ding füttern kann, wann immer wir auf Mission sind?“

Der derbe Fluch aus der Küche, bringt sie alle zum Schmunzeln. „Ich hasse es, wenn du Recht hast!“
 

.

.

.
 

Ein paar Stunden später in Hinatas Zimmer
 

„Er hat dich geküsst“, wiederholt Hinata ungläubig und sogar in der Dunkelheit kann man erahnen, wie Sakura, die einmal mehr neben ihr in ihrem Bett liegt, mit den Augen rollt.

„Hör auf so überrascht zu klingen. Nach allem was du mir gerade erzählt hast, scheint Naruto großen Gefallen daran gefunden zu haben, dich zu küssen.“

„Er hat gesagt, er liebt mich.“

Das leise Flüstern der jungen Clanerbin klingt so ungläubig, dass Sakura augenblicklich ernst wird. „Süße, dass er endlich kapiert hat was er an dir hat, habe ich ihm schon an der Nasenspitze angesehen, als wir die beiden Helden vor ein paar Tagen im Wald aufgegabelt haben.“

„Aber-“

Doch die rosahaarige Medic-nin legt ihrer besten Freundin energisch einen Finger auf die Lippen. „Oh nein, das lässt du sein! Du wirst gar nicht erst anfangen daran zu zweifeln, wie er dich lieben kann, hörst du mich! Der vertrottelte Baka hat Glück, dass du so viel Geduld mit ihm hast und viel zu gutmütig bist, um nachtragend zu sein!“

„Saku?“

„Mhm.“

„Ich hab dich lieb.“

Die beiden Frauen drehen die Köpfe zueinander und das sanfte Lächeln auf Hinatas Lippen überträgt sich auch auf Sakuras Züge. „Ich dich auch.“

„Und egal was passiert, die Tatsache, dass die beiden wieder da sind, wird an uns rein gar nichts ändern.“

Sakura verschränkt ihre Finger zustimmend mit denen ihrer besten Freundin, aber dann verzieht ein neckendes Grinsen ihre Lippen. „Außer der Tatsache, dass irgendwann Naruto statt mir in diesem Bett schlafen wird.“

„Sakura!“

Die junge Clanerbin greift blitzschnell nach ihrem Kopfkissen und wirft es der lachenden Medic-nin ins Gesicht, während sie bereits spürt, wie ihr die verhasste Röte in die Wangen schießt.
 

.

.

.

Hēwa

Abends in der Wohnung der Vier, zwei Tage später
 

Sakura verbringt in den nächsten Tagen die meiste Zeit damit, Sasuke tunlichst aus dem Weg zu gehen. Und obwohl sie und Naruto seit der Rückkehr der Männer erhebliche Fortschritte gemacht haben, bleibt Hinata selbstverständlich an ihrer Seite. Sie verbringen beinahe den ganzen Tag im Krankenhaus und hängen morgens und abends eine Trainingseinheit dran, um auch ja kaum Zuhause zu sein.
 

Sie sind auch heute gerade erst nach Hause gekommen, als es an der Tür klingelt und Hinata bereits die Stirn runzelt, bevor sie diese überhaupt öffnet. Und als ihr ihre beste Freundin ohne ein Wort schluchzend um den Hals fällt, kennt sich auch die hübsche Clanerbin sichtlich nicht mehr aus. „Ten?“

Aber sie erhält keine verständliche Antwort, also schlingt Hinata lediglich tröstend die Arme um die aufgebrachte Kunoichi und schiebt sie sanft in die Wohnung, um wenigstens die Haustür hinter sich schließen zu können. Sie fängt Sakuras fragenden Blick auf und bedeutet ihrer Teamkameradin mit einem subtilen Kopfschütteln, dass ihr das ungewöhnliche Verhalten der Waffenexpertin ebenfalls unerklärlich ist.

„Ten, was ist los?“ Die sanfte Stimme der Hyuuga verfehlt ihren beruhigenden Effekt nicht und Gais ehemalige Schülerin ringt sich zitternd zu einer Antwort durch, ohne jedoch die Stirn von der Schulter ihrer besten Freundin zu nehmen oder ihren hilfesuchenden Halt in irgendeiner Weise zu lösen. „I-Ich- Ich bin... Ich bin schwanger!“

Die beiden Männer, die hinter Sakura in den schmalen Flur getreten sind, hören wie ihre rosahaarige Teamkameradin bestürzt die Luft einzieht, aber Hinata schließt nur für einen winzigen Moment die Augen, bevor eine tiefe Entschlossenheit ihre Gesichtszüge verdunkelt. Aber was die beiden Shinobi beunruhigt, ist die seichte Panik, die sich kaum verborgen in Sakuras Augen spiegelt, bevor sie sich rasch umdreht und wortlos in der Küche verschwindet.
 

Hinata hat es gerade erst geschafft Nejis aufgebrachte Freundin auf die Couch in ihrem Wohnzimmer zu manövrieren, als Sakura mit einer dampfenden Tasse Tee in der Hand aus der Küche zurückkommt und Tenten diese mit ein paar tröstenden Worten in die Hand drückt.

Die junge Clanerbin rutscht neben die niedergeschlagene Waffenexpertin auf das Sofa und legt ihrer langjährigen Freundin tröstend einen Arm um die Schulter. „Hast du es gerade erst erfahren?“

Tenten nickt unglücklich. „Es ging mir die letzten Tage über nicht gut und ich habe es zuerst auf meine Verletzung bei der Mission geschoben, aber heute Nachmittag bin ich doch zu Tsunade gegangen. Und da hat sie – hat sie mir gesagt, dass ich“, die sonst so beherrschte Kunoichi ringt schwer um ihre Fassung, bevor sie die freudige Nachricht verkündet, wie einen Urteilsspruch, „dass ich in der achten Woche schwanger bin.“

Hinata zögert eine Sekunde lang sichtbar ihre nächste Frage auszusprechen, obwohl sie sich sicher ist die Antwort eigentlich schon zu kennen. „Hast du schon mit Neji gesprochen?“

Sie rutscht augenblicklich näher an Tenten heran, als diese sichtbar zusammenzuckt und panisch den Kopf schüttelt. „Ich weiß nicht, wie ich es ihm sagen soll! Hina, ich kann ihm das nicht antun-“

Aber Hinata greift resolut nach den Händen ihrer Freundin und wartet, bis diese ihren eindringlichen Blick erwidert. „Das einzige, was du für Neji tust, ist sein Leben in jeder Hinsicht zu bereichern! Dieses Baby ist ein Geschenk, Tenten! Und du hast ein Recht darauf, dich darüber zu freuen!“

„Aber-“

„Nichts aber! Du wirst dir das von meiner verkorksten Familie nicht kaputt machen lassen!“ Hinata wird beständig leiser, als Tentens Lider sich immer weiter über ihre dunklen Augen senken. „Dafür sorge ich.“ Die junge Clanerbin hat ihren Schwur kaum ausgesprochen, als die talentierte Waffenexpertin scheinbar bewusstlos zur Seite sackt, von Hinata und Sakura aber geschickt aufgefangen und sorgfältig zurück auf die Couch gelegt wird.
 

„Was hast du ihr da reingetan”, will Sasuke, der wie Naruto mit der Situation überfordert bis jetzt geschwiegen hat, ruhig von Sakura wissen.

„Ein starkes Schlaf- und Beruhigungsmittel”, kommt die abwesende Antwort von seiner Teamkameradin, denn deren Aufmerksamkeit gilt allein Hinata, die ihre schlafende Freundin umsichtig zudeckt, bevor sie sich abwendet und ihre Teamkollegen förmlich beobachten können, wie jegliche Gefühlsregungen aus ihrer Mimik verschwindet.

Während sie sich wortlos ihre Haare nach oben bindet und an ihnen vorbei in den Flur tritt, sehen die beiden Männer zum ersten Mal seit ihrer Rückkehr, wie Hinata Sakuras Blick ausweicht.

Aber die talentierte Medic-nin schließt im Flur zu ihr auf und hält ihre Teamkameradin am Arm zurück. „Tus nicht, Hinata, ich flehe dich an!“

Mit ihren Gefühlen tritt tiefes Bedauern zurück in Hinatas Züge, als sie dem verzweifelten Blick ihrer engsten Freundin begegnet. „Ich habe keine andere Wahl, Saku, und das weißt du. Ich kann nicht länger vor meiner Verantwortung davon laufen. Jetzt erst recht nicht mehr. Ich muss das irgendwie in Ordnung bringen.“

„Es muss einen anderen Weg geben-“

Aber statt sie weiter zu beschwichtigen, schlingt Hinata fest beide Arme um die zitternde Haruno. „Ich wünschte, den gäbe es. Und es tut mir leid! Aber ich muss es wenigstens versuchen!“

Sakura erwidert ihre Umarmung hilflos und hält sie so fest, als könnte sie so verhindern, dass sie geht. „Ich kann dich nicht auch noch verlieren!“

„Das wirst du nicht-“

Aber Sakura macht sich in ihrer Angst plötzlich zornig von der resignierten Hyuuga los. „Das kannst du mir nicht versprechen, wenn du gleich mit der Absicht unser Haus verlässt, deinen verfluchten Vater herauszufordern! Ein einziger Treffer von ihm, auch nur halbwegs in der Nähe deiner Herzgegend, wird dich umbringen!“

„Was?!” Naruto tritt entsetzt einen Schritt nach vorne und greift selbst nach Hinatas Hand, aber diese weicht sowohl seiner Berührung als auch seinem Blick aus und sieht weiter Sakura an. „Ich muss es versuchen“, wiederholt sie leise, während Sakura nur verzweifelt den Kopf schüttelt. „Versuch bitte Neji zu finden. Tenten wird ihn brauchen, wenn sie wieder aufwacht.“ Damit dreht sie sich um und verschwindet rasch durch die Haustür nach draußen.

Naruto sieht für einen Moment fassungslos von der geschlossenen Tür zu seiner besten Freundin, die sich schluchzend eine Hand vor den Mund schlägt, bevor er sich wortlos in Bewegung setzt und der jungen Clanerbin nachläuft.
 

Sasuke macht gelassen einen kalkulierten Schritt auf die talentierte Medic-nin zu, die seine Anwesenheit in ihrer Verzweiflung nicht einmal wahrzunehmen scheint. Aber als er die Arme um ihren zitternden Körper schlingt, sträubt sie sich im ersten Moment heftig gegen ihn. „Lass mich los-“

Doch der arrogante Clanerbe greift ruhig nach ihren Armen. „Nimm dir zwei Minuten. Zwei Minuten. Dann nimmst du dich zusammen und wir suchen zusammen nach Hyuuga. Und anschließend gehen wir zum Hyuuga-Anwesen und sehen zu, dass die Kleine keine Dummheiten anstellt.“

Mehr zu seiner eigenen Überraschung scheinen seine ruhigen Worte tatsächlich zu ihr durchzudringen. Ihr Widerstand stirbt in seiner unerwartet tröstenden Umarmung und sie vergräbt ihre Finger haltsuchend in dem dunklen Stoff seines T-Shirts, während sie ihre Stirn verzweifelt gegen seinen Brustkorb lehnt und ihn an ihrer Sorge teilhaben lässt. „Ich kann nicht auch noch Hinata verlieren.“

Es steckt ein tiefer Kummer in ihren Worten, den sie in den letzten Tagen beinahe meisterhaft verborgen hat, aber von dem er durchaus weiß wie verankert er noch in ihr ist. Es ist ein Schmerz, der ihm selbst allzu vertraut ist. Er nimmt einen Arm von ihrer zierlichen Gestalt und greift sanft unter ihr Kinn, um sie dazu zu bewegen ihn anzusehen und zu erkennen, dass er seine Worte durchaus ernst meint. „Ich verspreche dir, das wirst du nicht.“

Er erwartet nicht, dass sie ihm glaubt, aber sie nickt und wischt sich entschlossen die einzelnen Tränenspuren von den Wangen. „Lass uns gehen.“
 

*
 

Sie müssen Neji nicht wirklich suchen, da er schon die Haustür vor ihnen aufreißt, bevor Sakura dazu kommt an seiner und Tentens Wohnung zu klingeln.

„Habt ihr Tenten gesehen?“

Sakura nickt kurz angebunden. „Sie ist bei uns und schläft im Moment. Ich soll dir von Hinata ausrichten, dass du nach ihr sehen sollst.“

Damit will sich die schöne Medic-nin hektisch wieder abwenden, aber der talentierte ANBU greift nach ihrem Unterarm und hält sie angespannt zurück. „Warum ist sie bei euch? Und wo ist Hinata? Was ist hier los, Sakura?“

Die junge Kunoichi macht sich auffällig grob von dem Hyuuga los. „Ich habe jetzt keine Zeit dir das zu erklären-“

„Dann hör auf Zeit zu verschwenden und sag mir gefälligst, was hier los ist.“

„Hinata hat vor ihren Vater herauszufordern.“

Sasuke beobachtet selten interessiert, wie bei dieser Offenbarung sogar der beherrschte Hyuuga schlagartig erblasst. „Das kann sie nicht-“

Aber Sakura dreht ihm bereits den Rücken zu und verschwindet dicht gefolgt von Sasuke in der Dämmerung.
 

*
 

Währenddessen vor dem Hyuuga-Anwesen
 

Er erwischt sie gerade noch, weil sie einen winzigen Moment vor ihrem Elternhaus inne hält.

„Hinata!“

Er sieht, wie sich ihre Schultern unter seinem Ruf minimal härter verspannen, aber als sie sich zu ihm umdreht, verrät ihre Miene nicht das Geringste.

Naruto greift außer Atem nach ihrem Unterarm, weil er das dringende Bedürfnis hat, sie festzuhalten und am besten ganz aufzuhalten. „Das kannst du nicht machen!“

„Naruto.“ Sie schließt für einen flüchtigen Moment die Lider, da sie ihre Gefühle in seiner Nähe trotz ihrer größten Bemühungen haltlos übermannen. Aber sie dreht dennoch den Kopf und sieht ihm fest in die Augen. „Ich liebe dich, aber das gibt dir nicht das Recht mir Vorschriften zu machen.“
 

Doch Naruto greift flehend auch nach ihrer anderen Hand. „Du kannst nicht von mir verlangen, dass ich tatenlos mit ansehe, wie dein verdammter Vater dich möglicherweise umbringt!“

Sie hätte nie gedacht, dass sie überhaupt in der Lage wäre, ihm etwas abzuschlagen, aber in diesem Moment weiß sie ganz sicher, dass sie seiner Bitte nicht nachgeben kann. „Ich habe noch nie etwas von dir verlangt, aber du musst dich da raushalten, Naruto!“

Er zieht sie ruckartig an seinen Körper und die Dringlichkeit, mit der er sie hält, verrät ihr seinen sehnlichen Wunsch, sie weiterhin bei sich halten zu können. Seine flehenden Worte bestärken nur, was ihr seine Körpersprache bereits lautstark verrät. „Ich würde alles für dich tun, aber das kann ich nicht!“

„Du hast keine Wahl, Naruto. Und ich auch nicht!“

„Tu´s nicht“, fleht er unglücklich. „Bitte, wir finden irgendwie einen anderen Weg!“

Sein Kummer bricht ihr das Herz und um zu verbergen, dass sie nichts lieber tun würde als nachzugeben, umfasst sie zärtlich sein Gesicht mit beiden Händen, streckt sich geschickt auf die Zehenspitzen und küsst ihn, direkt vor ihrem Elternhaus.
 

„Ich liebe dich!“

Der blonde Shinobi schließt verzweifelt die Augen. „Sag das nicht so!“

„Wie?“

„Als könnte es das letzte Mal sein.“

„Naruto.“ Sie wartet, bis er ihren eindringlichen Blick erwidert. „Egal was passiert, ich werde dich immer lieben.“

Aber bevor er nach ihr greifen und sie aufhalten kann, tritt sie an ihm vorbei in ihre persönliche Hölle.
 

Als hätte er nur auf sie gewartet, hat sich ihr Vater bereits im Hof aufgebaut und sieht ihr gewohnt unnachgiebig entgegen. „Was willst du hier?“

Hinata strafft entschlossen die Schultern. Sie hat längst gelernt, dass es fatal ist ihrem Vater gegenüber auch nur einen Funken Schwäche zu zeigen. „Ich bin hier, um meinen rechtmäßigen Platz als Oberhaupt dieses Clans einzufordern.“

Obwohl er keine Miene verzieht, erkennt sie, dass ihr tatsächlich das Kunststück gelungen ist ihn zu überraschen. „Dann fügst du dich endlich?“

„Nein. Ich fordere dich heraus.“

Für einen Moment glaubt sie so etwas wie Belustigung in seinen Zügen zu erkennen, aber eine Sekunde später trägt er nichts weiter als die Verachtung, die das einzige zu sein scheint, das er je für sie übrig hatte. Doch dann findet sein Blick Naruto, der ihr wieder gefolgt ist, und die Tatsache, dass sie nicht die einzige ist, für die ihr Vater so empfindet, macht sie lediglich wütend.

„Was will er dann hier?“

„Er wird sich nicht einmischen.“ Um genau das zu verhindern, formt sie bereits mehrere Fingerzeichen und schließt sich wenige Sekunden später mit ihrem persönlichen Albtraum in einer undurchdringlichen Schutzhülle ein.

Ihr Vater verschränkt abschätzend die Arme. „Nenn deine Bedingungen.“

„Du kennst meine Bedingungen: Wenn ich gewinne, werde ich den Hyuuga-Clan nach meinen Vorstellungen leiten und du wirst dich mir nicht in den Weg stellen.“

Dieses Mal schmunzelt er wirklich beinahe. „Und wenn du verlierst?“

Aber seine älteste Tochter zuckt unter seiner anhaltenden Grausamkeit nicht einmal mehr. „Wir wissen beide, dass ich dann kein Problem mehr für dich darstellen werde.“

Während ihr Vater gleichgültig nickt, als sie emotionslos ihr Leben mit ihm verhandelt, spürt sie Narutos Chakra hinter sich ausschlagen, aber sie blendet es im selben Moment vollständig aus. Sie wird alles brauchen, was sie hat, wenn sie die Versprechen, die sie den wichtigsten Menschen in ihrem Leben gegeben hat, halten will.

„Lass uns anfangen.“
 

Naruto verliert schon nach wenigen Minuten jeglichen Überblick über den lebensgefährlichen Machtkampf, der sich direkt vor seinen Augen abspielt, obwohl er es kaum wagt zu blinzeln. Auch sein Zeitgefühl kommt ihm erschreckend schnell abhanden. Er nimmt nur am Rande wahr, dass ihm immer mehr von Hinatas Verwandten Gesellschaft leisten und dem Geschehen vor sich makaber fasziniert zu folgen scheinen.

Das einzige, was ihn dazu bringt, für einen kurzen Moment seine Aufmerksamkeit von seiner Teamkameradin zu wenden, ist die kleine Hand, die sich zitternd in seine eigene schiebt.

In den hellen Augen von Hinatas jüngerer Schwester stehen ängstliche Tränen. „Sie muss gewinnen!“

Er drückt die schmalen Finger in seiner Hand ermutigend, aber mehr Zuspruch hat er in diesem Moment nicht für das junge Mädchen.
 

Er ist so konzentriert auf Hinata und ihren Vater, dass er zusammenzuckt, als plötzlich vier Gestalten lautlos neben ihm auf dem Rasen landen. Aber statt auf seine ehemaligen Teamkameraden konzentriert er sich mit einem plötzlichen Hoffnungsschimmer auf deren unerwartete Begleitung. „Tsunade!“

„Du musst diesen Wahnsinn augenblicklich beenden“, fleht Sakura mit einem hektischen Blick auf den Kampfplatz vor ihnen, ihre ehemalige Meisterin verzweifelt an, aber diese nickt bereits grimmig. „Genau das habe ich vor!“

„Sie können das jetzt nicht unterbrechen!“

„Neji-“

„Du verdammtes, selbstsüchtiges-“

Aber bevor Naruto sich auf den Hyuuga stürzen kann, der Sasuke und Sakura zu seinem eigenen Geburtsort gefolgt ist, stellt sich ihm seine beste Freundin beschwichtigend in den Weg. „Hör auf, Naruto! Er weiß es nicht. Er weiß nicht, dass jede Sekunde dieses Kampfes lebensgefährlich für sie ist.“

„Was soll das heißen?!“

Sakura schließt erschöpft die Augen, als die schneidende Stimme von Hinatas Cousin ihr klar macht, dass sie gerade einen fatalen Fehler begangen hat, aber sie ist längst nicht gewillt Hinatas Geheimnis zu verraten. Doch Tsunade kommt ihr zuvor. „Hinata lebt seit Jahren mit einem schweren Herzfehler.“
 

Der talentierte ANBU begreift sofort, was ihm die beiden Medic-nin noch verschweigen. Entsetzen und tiefes Bedauern spiegeln sich in den sonst so stoischen Gesichtszügen wieder, als er sichtlich betroffen die Augen schließt. „Seit unserer ersten Chunin-Prüfung.“

Es ist ausgerechnet Sakura, die den Mund öffnet, um Hinatas aufgebrachten Cousin zu beruhigen, aber das leise Gemurmel, das in diesem Moment die gespenstische Stille unter den Anwesenden unterbricht, lässt sie alle zurück zu dem Kampfgeschehen herumfahren.
 

Hinata und ihr Vater verharren, beide schwer atmend, regungslos voreinander, ohne ihre klassische Kampfhaltung aufzugeben oder den anderen auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.

Und dann geht einer von ihnen zuerst in die Knie.

Hiashi Hyuuga sinkt vor allen Anwesenden langsam zu Boden und kurz bevor sich seine Augen schließen, als er getroffen das Bewusstsein verliert, könnte man ihm glatt unterstellen, dass für einen Moment Überraschung in seinen Augen zu lesen war.
 

Der zögernd einsetzende Jubel ihrer befreiten Verwandten dringt nicht mehr bis zu ihr durch. Alles was sie wahrnimmt ist das Rauschen ihres eigenen Blutes in ihren Ohren. Sie hebt ihre Hände, um sie trotz dem schmerzhaften Brennen in ihren Muskeln noch einmal zu ein paar raschen Fingerzeichen zusammenzuführen, um den Schutzwall, der sie mit ihrem Vater einsperrt, aufzulösen. Sie dreht den Kopf zu den Menschen, an denen ihr zerbrechliches Herz mehr hängt als an ihrem Leben und öffnet ihre Lippen, kurz bevor sie spürt, wie ihr schwächlich polterndes Herz sich noch einmal schmerzhaft zusammenzieht, bevor es aussetzt.
 

Sakura und Naruto laufen schon los, bevor Hinata den Schutzwall ganz aufhebt. Sie dreht den Kopf zu ihnen und das gewohnt sanfte Lächeln auf ihren Zügen würde beinahe beruhigend wirken, wenn die Worte nicht wären, die ihre Lippen stumm formen. „Es tut mir leid.“ Und bevor sie sie erreichen können, schließen sich ihre Augen und sie bricht haltlos zusammen.

„NEIN!“

Sakura stürzt panisch neben ihrer engsten Freundin auf den Boden und setzt sofort ihr Chakra über ihrem Brustkorb frei. Aber als sie keinen Puls findet, legt sich ein feuchter Schleier über ihren Blick und es dauert einen Moment bis die talentierte Medic-nin begreift, dass sie weint. Sie lässt zu, dass ihre ehemalige Lehrmeisterin ihre Hände beiseite schiebt und die Wiederbelebung übernimmt.

Die nächsten 48 Sekunden sind die längsten ihres Lebens.
 

. . . . .
 

Sie nimmt nur ihren eigenen Herzschlag war, bis Tsunades laute Stimme sie aus ihrer Lethargie reißt.

„Sie ist wieder da! Bringt sie ins Krankenhaus, sofort!“
 

Mit diesem Satz kehrt das Leben auch in sie zurück und als zwei Shinobi die bewusstlose Clanerbin auf eine Trage heben, steht Sakura bereits wieder. Bevor sie zu einem Sprint ins Krankenhaus ansetzt, greift sie jedoch nach Nejis Unterarm und drückt ihm ihren Haustürschlüssel in die Hand. „Kümmer dich um Hanabi und dann musst du nach Tenten sehen!“

Sie wartet die Antwort des talentierten ANBU nicht ab und folgt den anderen hektisch ins Krankenhaus, wo Tsunade sie schonungslos mit der nächsten Herausforderung konfrontiert. Allerdings richtet sie sich damit direkt an Sakura. „Wir müssen operieren.“

Die schöne ANBU schließt müde die Augen, aber eigentlich hat sie das schon längst gewusst.

„Ich kann sie nicht fragen und du stehst in ihrer Patientenverfügung als Notfallkontakt. Es ist deine Entscheidung, Sakura.“

Die willensstarke Medic-nin begegnet dem forschenden Blick ihrer früheren Mentorin ohne jeden Zweifel. „Denkst du, dass wir nicht schon vor zwei Jahren darüber geredet haben? Sie will die Operation, Tsunade. Und ich will dabei sein.“

Die berüchtigte Sanin hebt skeptisch eine Augenbraue. „Das klingt nicht nach einer Bitte.“

„Es ist auch keine.“

„Schön, mach dich fertig, wir fangen sofort an.“

Sakura nickt und verschwindet sofort durch die Flügeltüren in Richtung OP-Säle, aber Naruto tritt einen Schritt auf seine Kage zu. „Tsunade-“

Als sie den offenen Schmerz in den sonst so fröhlichen Gesichtszügen des lebensfrohen Shinobi sieht, legt sie ihm in einer selten mütterlichen Geste eine Hand auf die Schulter. „Sie hat einen feinen Riss am Herzen. Wir müssen sie operieren, um an den Riss heranzukommen.“

„Das-“, der blonde ANBU schließt kurz verzweifelt die Augen, „das klingt verflucht riskant.“

„Das ist es auch“, gibt die Godaime ehrlich zu. „Aber sie ist jung und stark. Sie hat gute Chancen das zu überleben, Naruto. Daran musst du dich festhalten.“

Jirayas ehemaliger Schüler nickt geschlagen und die Hokage wechselt einen eindringlichen Blick mit Sasuke. „Ich muss jetzt gehen, aber ich schicke eine Schwester zu euch, sobald es etwas zu berichten gibt.“
 

Die Türen sind schon lange wieder hinter ihr zugeschwungen, als Naruto immer noch regungslos auf dieselbe Stelle starrt.

„Ich kann sie nicht verlieren, Sasuke.“

Den Satz hat er heute schon einmal gehört und alles was er darauf zu sagen hat, ist dieselbe leere Beschwichtigung. „Das wirst du nicht, Dobe.“
 

.

.

.
 

Es sind grausame Stunden vor dem Warteraum des Operationssaals für sie.

Die wenigen Schwestern, die in dieser Zeit durch die Flügeltüren rauschen, hetzen jedes Mal ohne eine einzige Erklärung oder Beschwichtigung an ihnen vorbei.
 

Als Tsunade endlich durch die Türen tritt und er hektisch aufspringt, befürchtet Naruto für einen Moment seine Beine könnten ihn womöglich nicht mehr tragen. Er hat noch nie solche Angst empfunden, als er den Blick seiner Kage sucht.

Die Erleichterung, als die Sanin beruhigend nickt, zieht ihm wirklich beinahe noch den Boden unter den Füßen weg.

„Die Operation ist gut verlaufen. Ihr Herz ist noch einmal stehen geblieben, aber wir konnten sie wiederbeleben. Jetzt können wir nur hoffen, dass sie die Nacht ohne weitere Komplikationen übersteht. Sakura hat sie hinten raus bereits auf ihr Zimmer gefahren. 202.“ Sie legt Naruto tröstend eine Hand auf die Schulter, bevor sie ungewohnt müde wirkend um die nächste Ecke des Gebäudes verschwindet.
 

Als sie den kleinen Raum betreten, in dem die junge Clanerbin umgeben von zahlreichen Maschinen in einem künstlichen Schlaf verweilt, ist Sakura offensichtlich erschöpft bereits auf ihrem Stuhl neben Hinatas Bett eingeschlafen, den Kopf sanft auf der sterilen Matratze gebetet und die schmale Hand ihrer besten Freundin fest in ihrer eigenen verschlossen.

Naruto braucht einen Moment, um seinen Blick von den beiden Frauen losreißen zu können, doch als er über seine Schulter zu seinem besten Freund sieht erkennt er, dass es diesem genauso geht.

„Du kannst gehen, wenn du willst“, flüstert er so leise wie möglich.

Aber, seinen Blick weiterhin auf seine rosahaarige Teamkameradin gerichtet, schüttelt der dunkelhaarige Clanerbe nur stumm den Kopf und so nehmen sie beide möglichst geräuschlos die anderen beiden Stühle des Raumes in Beschlag.

Naruto glaubt nicht daran in dieser Nacht auch nur eine Minute Schlaf zu finden. Aber das leise Piepen der Maschine, die Hinatas Herzschlag überwacht, lullt ihn doch irgendwann ein...
 

.

.

.
 

Am nächsten Morgen
 

Sie ist sich nicht sicher, was sie geweckt hat, aber das steife Gefühl in ihrem Nacken ist eine durchaus realistische Möglichkeit.

Doch als das vertraute Piepen an ihre Ohren dringt, ruckt ihr Kopf mit der Erinnerung an den letzten Abend panisch nach oben. Und begegnet den hellen Augen ihrer engsten Freundin.

Die vollen Lippen der jungen Clanerbin verziehen sich zu seinem sanften Lächeln, obwohl noch eine tiefe Erschöpfung in ihren weißen Pupillen schwimmt. „Was macht ihr denn für Gesichter? Ihr seht aus, als wäre jemand gestorben.“

Obwohl Hinatas Stimme noch ein wenig krächzend klingt in ihrem schwachen Versuch die spannungsgeladene Stimmung aufzulockern, fällt Sakura der mitgenommenen Hyuuga in ihrer grenzenlosen Erleichterung mit einem erstickten Schluchzen unzeremoniell um den Hals und flüstert ihr, für die ebenfalls erwachten Männer, nicht verständliche Worte zu.
 

Doch als sie sich wieder aufrichtet, ist die Schwäche ihres Gefühlsausbruchs bereits wieder Großteils aus ihrer Miene verbannt worden.

Hinata lehnt sich scheinbar entspannt in ihr übergroßes Kissen zurück und mustert ihre beste Freundin mit einem leichten Schmunzeln. „Habe ich jetzt eine schöne Narbe mehr?“

Sakura steigt mit einem Augenrollen und einem Schnauben darauf ein. „Was denkst du denn? Tsuande und ich haben dich behandelt. In ein paar Tagen wird man da gar nichts mehr sehen und du bleibst makellos schön.“

„Makellos, huh?“

Die talentierte Medic-nin grinst erleichtert und stupst ihrer engsten Freundin neckend mit dem Zeigefinger gegen eine blasse Wange. „Hast du schon mal in den Spiegel geschaut?“

Die hübsche Clanerbe verzieht ablehnend das Gesicht. „Ich glaube, das sollte ich im Moment lieber lassen.“

Doch bevor Sakura mit einer weiteren Neckerei antworten kann, unterbricht Narutos schneidende Stimme das sorglose Geplänkel der beiden. „Wie könnt ihr darüber Witze machen?!“
 

Sakura mustert ihren ungewohnt aufgebracht wirkenden Teamkameraden kritisch und wechselt einen stummen Blick mit Hinata, bevor sie sich auf deren sanftes Nicken hin an ihren anderen Teamkollegen wendet „Komm mit, Uchiha, du musst mir bei was helfen!“ und ihn umstandslos mit sich aus dem Raum zerrt.

Sie schließt die Tür hinter Sasuke, dreht sich dann aber um und schreitet mit energischen Schritten den Flur hinunter, ohne sich umzudrehen, um zu überprüfen ob er ihr folgt. Aber sie spürt seine Präsenz, die ihr in den kleinen Lagerraum folgt.

Sie macht sich nicht die Mühe den Lichtschalter umzulegen und wartet nur, bis die Tür hinter ihm klickend ins Schloss fällt, bevor sie mit einem tiefen Seufzen die Arme um sich selbst schlingt und ihre Stirn gegen die kühle Mauer lehnt. Normalerweise würde sie alles tun, um ihren Gefühlsausbruch vor ihrem mürrischen Teamkameraden zu verbergen, aber sie hat nicht mehr die Kraft noch eine Sekunde länger dagegen anzukämpfen. Das Beben ihrer schmalen Schultern erschüttert ihren ganzen Körper und sie spürt den nächsten keuchenden Atemzug bis in ihre Rippenbögen.

Aber was sie wirklich bewegt ist die Hand des schweigsamen Mannes, die sich zögernd, in einer ungeübten Form des Trosts um ihre Schulter schließt.

Sie schluckt zweimal angestrengt, bevor sie ihrer Stimmte zumindest bedingt wieder vertraut. „Du glaubst gar nicht wie... erleichtert ich bin.“

„...“

Sie hatte nicht vor ihm all das zu erzählen, aber ihre Zunge scheint ungefragt ein Eigenleben zu entwickeln. „Die letzten zwei Jahre habe ich ständig mit dieser Angst leben müssen. Mit dem Wissen, dass sich jeder Herzanfall zu einer tödlichen Komplikation entwickeln könnte. Und jetzt“, sie räuspert sich unauffällig, aber der belegte Unterton verschwindet nicht aus ihrer Stimme, „die Operation war riskant, aber jetzt wird es ihr so viel besser gehen und ich-“ Es ist nur noch ein geflüstertes Geständnis. „Ich hätte es nicht überlebt, auch sie zu verlieren.“

Ihr Atem stockt überrascht in ihrem Brustkorb, als sich unerwartet von hinten zwei Hände um sie schlingen und sie schließt bewegt die Augen. Sie braucht seine Worte nicht, das wäre nicht seine Art. Aber sein stummer Trost manipuliert ihr Gefühlswirrwarr noch weiter und lässt ihr törichtes Herz so schnell in ihrem Brustkorb klopfen, dass sie befürchtet er könne es möglicherweise hören.
 

*
 

Hinata wartet, bis die Tür hinter ihren beiden Teamkameraden zufällt, bevor sie sich vertraut an den aufgebrachten Mann neben sich wendet. „Naruto, setz dich zu mir.“

Obwohl er immer noch sichtlich aufgewühlt ist, kommt er ihrer ruhigen Bitte augenblicklich nach und lässt sich vorsichtig auf der Kante der sterilen Matratze nieder, doch Hinata greift nach seiner Hand und verschränkt ihre Finger beschwichtigend mit seinen. „Es tut mir leid! Ich wollte dir nicht weh tun.“

Er nickt stumm und sie sieht klar in seinen Augen welche Fragen er ihretwegen hinunterschluckt.

„Es ist wegen Sakura“, gesteht sie leise und im ersten Moment starrt er verständnislos in ihre hellen Augen, bis sie ihren Blick ausweichend von ihm wendet und er erkennt, was sie nicht aussprechen will. Sie hat es getan, um es für Sakura einfacher zu machen.
 

Er beugt sich nach vorne und die junge Clanerbin dreht ihren Kopf ruckartig zurück zu ihm, als er seinen Oberkörper senkt bis seine Nasenspitze über ihre streift.

Während ihr Atem hart in ihrem Brustkorb stockt, schiebt er beide Hände in ihre offenen Haare und lehnt seine Stirn mit einem erleichterten Seufzen gegen ihre. „Für einen Moment habe ich gedacht, ich verliere dich.“

Dieses Mal ringt auch die schöne Hyuuga mit ihren Tränen, als sie ihre Hände beschwichtigend auf seine legt. „Ich bin hier“, flüstert sie tröstend und sucht den Blick seiner stahlblauen Augen.

Es ist beinahe ein Reflex, in dem sich sein Kinn zu ihrem senkt, bis sie seinen Atem heiß auf ihren Lippen spürt. Doch als er nur Millimeter von ihr entfernt inne hält, weiß sie genau, was ihn zögern lässt.

„Küss mich, Naruto“, fordert sie rau und noch bevor die letzte Silbe ihre Lippen verlassen hat, erfüllt er ihr die atemlose Bitte.

Er küsst sie ohne jede Eile und bewegt seine Lippen sanft und liebevoll, aber unter der Oberfläche brodelt noch seine Panik von vorhin, als er schmerzhaft erkennen musste, wie leicht er sie verlieren könnte. Doch ein schrilles Piepen veranlasst ihn hartnäckig dazu, sich von der hübschen Clanerbin zu lösen und seinen ungehaltenen Blick einer der Maschinen neben dem Krankenbett zuzuwenden, während Hinata stöhnend den Kopf zurück in ihr Kissen wirft.

„Gut, dass das nicht peinlich ist!“

Erst mit ihrem zynischen Flüstern begreift er, dass die Maschine warnend ihren erhöhten Herzschlag vermeldet hat. Er verliert den Kampf gegen das Grinsen auf seinen Lippen, das nur noch breiter wird, als er den Kopf zu ihr zurückdreht und die warme Röte auf ihren Wangen entdeckt, die im Gegenzug auch seinen Herzschlag spürbar beschleunigt.

Sie hat ihren Blick verlegen von ihm abgewandt, aber der blonde ANBU legt seine Hände sanft zurück an ihre Wangen und fordert ihre ganze Aufmerksamkeit zurück, in dem er seine Lippen noch einmal federleicht auf ihre senkt.

„Du kannst dir gar nicht vorstellen, was es für mich bedeutet dein Herz schlagen zu hören.“
 

.

.

.
 

Kurze Zeit später
 

Nur ein paar Sekunden nach Sakuras und Sasukes Rückkehr wird die Tür zu Hinatas Krankenzimmer erneut geöffnet und die Kage tritt mit selten ernstem Gesichtsausdruck ein.

„Tsunade.“

Der klare Blick der legendären Sanin wandert über die vier ANBU, bevor sie mit dem Kopf eindeutig und umstandslos Richtung Tür nickt. „Raus mit euch, ich will allein mit Hinata reden.“

Die beiden Männer heben lediglich verständnislos eine Augenbraue, aber Sakura verschränkt gewohnt störrisch die Arme vor der Brust und legt es einmal mehr auf eine lautstarke Auseinandersetzung mit ihrer ehemaligen Lehrmeisterin an. Und wieder interveniert Hinata gewohnt gelassen, bevor es dazu kommt.

„Ist schon gut. Es reicht, wenn einer von uns sein Gehör einbüßt.“

Allein deswegen, weil es Hinata gesagt hat, fügt sich ihre beste Freundin tatsächlich. Es dauert auch nur, bis die Tür hinter dem ehemaligen Team 7 ins Schloss fällt. Aber bloße Mauern sind nicht genug um das Stimmorgan ihrer Kage zu dämpfen.

„HINATA HYUUGA, WAS HAST DU DIR NUR DABEI GEDACHT-“

Und auch auf dem Flur zucken die drei Shinobi noch sichtlich zusammen.

„…“

„UNVERANTWORTLICH! IN DEINEM ZUSTAND-“

„Tsunade?“ Die junge Clanerbin ringt wirklich darum das feine Schmunzeln um ihre Mundwinkel zu verbergen, aber ganz gelingt es ihr nicht.

„WAS?!“

Aber ihre nächsten Worte sind ernst. „Es tut mir leid, dass du dir Sorgen gemacht hast.“ Und die Hokage erkennt es mit einem mürrischen Nicken an.

„Sag´s mir.“

Die schöne Hyuuga begegnet dem Blick der talentierten Medic-nin direkt.

„Dein Herz hat noch auf dem Platz aufgehört zu schlagen. Es ist uns nach einer knappen Minute gelungen dich zu reanimieren, aber während der Operation bist du erneut kollabiert...“
 

*
 

Tsunade hat den Raum gerade mit der ernstgemeinten Drohung, bald wieder zu kommen, verlassen und die vier ANBU zurückgelassen, als es bereits erneut an der Tür klopft und sie, auf Hinatas ruhiges „Herein.“, gleich wieder aufgerissen wird. Hanabi klettert ohne Umschweife auf das Krankenbett und schlingt schluchzend beide Arme um den Hals ihrer großen Schwester. „Nee-san!“

Neji und Tenten folgen der jungen Hyuuga in den Raum und schließen die Tür betroffen hinter sich, während Hinata ihrer aufgebrachten Schwester leise Beschwichtigungen zuflüstert.

Erst als Hanabi sich weitestgehend beruhigt hat, ergreift Sakura ruhig das Wort. „Hanabi, warum gehen wir nicht und holen für alle etwas zu essen aus der Cafeteria?“ Mit einem rückversichernden Blick auf ihre große Schwester nickt Hiashis jüngste Tochter schniefend und lässt sich von Sakura aus dem Raum führen. Und Sasuke folgt ihnen mit einer Selbstverständlichkeit, die nach letzter Nacht nicht einmal mehr Sakura zu ärgern scheint.
 

Hinata erwidert auch Tentens bestürzte Umarmung mit ihrer gewohnten Gelassenheit.

„Das hättest du nicht tun dürfen!“

„Hast du es ihm schon gesagt?“, will die schöne Clanerbin stattdessen flüsternd wissen und nimmt ein sanftes Lächeln an, als ihre beste Freundin unauffällig nickt. Denn das glückliche Funkeln in Tentens Augen erzählt ihr alles, was sie wissen muss.

Dann sucht sie den stoischen Blick ihres Cousins und es dauert nicht lange, bis dieser ihrer stummen Aufforderung nachkommt.

„Du hast es mir verschwiegen. Es ist meine Schuld und du hast es mir nie gesagt!“

Tenten erhebt sich rasch vom Krankenbett ihrer Freundin, aber die einzige Reaktion, die diese auf den Ausbruch ihres Cousins zeigt ist ein Wimpernschlag. „Es ist nicht deine Schuld.“

„Lüg mich nicht an!“

„Ich lüge nicht. Nicht einmal Tsunade kann im Nachhinein feststellen, was mein Herz so sehr geschwächt hat, dass es vor drei Jahren nach einem Training mit meinem Vater einfach versagt hat. Es könnten die Nachwirkungen der Chunin-Prüfung gewesen sein, aber genauso wahrscheinlich ist es, dass es eine spätere Verletzung war oder ein angeborener Herzfehler. Und das ist niemandes Schuld. Und ich will nicht, dass du noch eine Sekunde länger darüber nachdenkst, hörst du?“

Der ältere Hyuuga ringt einen Moment lang sichtlich mit sich, bevor er sich dafür zu entscheiden scheint, der eindringlichen Bitte seiner Cousine nachzukommen. „Ist das ein Befehl“, will er neckend wissen.

Die schöne Clanerbin schmunzelt unbeschwert. „Setz dich zu mir“, verlangt sie stattdessen, aber als der ältere Hyuuga dem nachkommt und sie ihre Hände zu seiner Stirn hebt, sind ihre nächsten Worte zweifellos eine Bitte. „Darf ich?“

Der talentierte Hyuuga nickt, aber die Einwilligung geschieht mit sichtbarem Zögern. Er lässt zu, dass seine Cousine ihm sein Stirnband abnimmt, runzelt aber verständnislos die Stirn, als Hinata beginnt wortlos unzählige Schriftzeichen zu formen.

Erst als ihre Hände gelblich zu glühen beginnen, führt sie ihre Finger zurück an die Schläfen ihres Cousins.

„Was tust du?“, will dieser atemlos wissen, aber Hinata antwortet ihm erst, nachdem sie das Jutsu beendet hat und ihre Hände zurückzieht und die anderen fasziniert verfolgen können, wie sich das eingebrannte Mal auf Nejis Stirn Stück für Stück zurückzieht, bis seine Haut so makellos zurückbleibt, als hätte es die Verstümmelung nie gegeben.

Tenten schlägt schluchzend eine Hand vor den Mund und weint stumme Tränen und niemand bemerkt, dass Hanabi mit Sakura und Sasuke in den kleinen Raum zurückgekehrt ist und sie das Ganze ebenfalls gespannt verfolgen.
 

„Ein Exempel an dir statuieren“, scherzt Hinata leise. Aber sogar das einzelne Jutsu hat sie sichtlich erschöpft.

Neji führt seine Hand ungläubig zu seiner brennenden Stirn und schluckt zweimal, bevor er seiner Cousine antworten kann. „Das- Das hättest du nicht tun sollen.“

„Ich bin jetzt offiziell Oberhaupt dieses Clans, Neji, ich tue, was mir gefällt.“, neckt sie ihn scherzend und lehnt sich mit einem zufriedenen Lächeln zurück in ihre Kissen. „Außerdem macht es mich so glücklich.“

„Es macht dich glücklich?“ Der ältere Shinobi schüttelt fassungslos den Kopf. „Hinata, das-“

Aber die junge Clanerbin ergreift zusichernd seine Hand und unterbricht ihn. „Du bist frei, Nii-san. Und ich verspreche dir, dass auch dein Kind in Freiheit geboren wird.“

Der ältere Shinobi kann nur nicken und nimmt seine schluchzende Freundin beruhigend in die Arme und auch Sakura wischt sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel.
 

.

.

.
 

Bis Neji und Tenten den Raum verlassen, um Hanabi nach Hause zu bringen, ist es früher Abend und Tsunade erfüllt ihre vorherige Drohung mit ihrer Rückkehr.

„Die Besuchszeit ist seit einer halben Stunde vorbei-“

„Das ist nicht dein Ernst!“

„Sakura, ich habe euch letzte Nacht erlaubt hier zu bleiben, aber ich kann nicht ständig eine Ausnahme für euch machen.“

Die ehemalige Schülerin der Hokage verschränkt störrisch die Arme. „Dann teil mir die Nachtschicht zu.“

„Ganz bestimmt nicht-“

Es braucht einmal mehr Hinata in ihrer favorisierten Rolle als Schiedsrichter zwischen den beiden willensstarken Frauen. „Ist schon gut, Sakura. Mit mir ist heute eh nicht mehr viel anzufangen.“

Man sieht Sakura an wie sehr es ihr widerstrebt, aber letztendlich fügt sie sich einmal mehr Hinatas beschwichtigender Bitte, küsst ihre beste Freundin mit einem leisen Flüstern auf die Stirn und verlässt ohne einen weiteren Blick an ihre ehemalige Lehrmeisterin oder ihre beiden Teamkameraden mit trotzigen Schritten den Raum.
 

.

.

.
 

Ein paar Stunden später in Sakuras und Hinatas Wohnung
 

Naruto ist gleich nach ihrer Rückkehr in seinem Zimmer verschwunden, aber Sakura hat sich stattdessen auf die Couch geworfen und nach der Fernbedienung gegriffen. Es fällt ihr beinahe nicht mehr auf, wie selbstverständlich Sasuke immer in ihrer Nähe zu sein scheint, bis seine Stimme nach einer ganzen Weile die Stille durchbricht.

„Geh ins Bett.“

Ihr fallen schon seit einer Weile immer wieder die Lider über die Augen, aber bisher kämpft sie hartnäckig gegen die bleischwere Müdigkeit, die tief in jedem ihrer Glieder zu stecken scheint.

„Sag mir nicht was ich tun soll, Uchiha!“ Aber selbst ihre Stimme verrät ihre Erschöpfung und sie reibt sich wütend über ihre verräterischen Augen. Und wird in der nächsten Sekunde perplex durch die Luft und auf die Armen ihres Teamkameraden gehoben. „Verdammt, Sasuke-“

Doch der schweigsame Shinobi unterbricht ihre Schimpftirade unerträglich gelassen. „Du bist vollkommen ausgelaugt, Sakura und du hast letzte Nacht schon kaum geschlafen.“

Er betritt umstandslos ihr Zimmer und scheint nicht im Geringsten davon berührt zu sein, dass sie sich hartnäckig gegen seinen Griff sträubt.

„Du arroganter, Mistkerl, das ist nicht dein Problem! Ich will nicht-“ Aber sie unterbricht sich gerade noch rechtzeitig, bevor sie eines ihrer tiefsten Geheimnisse preis gibt. Und erkennt bei seinen nächsten Worten schockiert, dass es dafür scheinbar längst zu spät ist.

„Du willst nicht allein sein.“

Er setzt sie umsichtig auf ihrem Bett ab, aber es ist nicht ihre verletzliche Position, die sie in diesem Moment dazu bringt, sich so schwach und angreifbar zu fühlen, wie seit Jahren nicht mehr.

Es ist der durchdringende Blick seiner ernsten Augen und seine Worte, die an all ihren beinahe undurchdringlichen Wänden vorbeisausen und direkt ihre größte Schwachstelle treffen – ihr loyales, naives Herz.

„Wie oft wart ihr beide in den letzten Jahren getrennt?“

Sie weiß natürlich, dass er von Hinata spricht und ebenso dass sie ihm nicht antworten, sondern ihn schleunigst aus ihrem Zimmer werfen sollte. Aber stattdessen beißt sie sich lediglich hart auf die Unterlippe und verweigert ihm so die Antwort. Sie hat sich zwar auf ihre Unterarme gestützt, aber da er in seiner vollen Größe neben ihrem Bett steht, überragt er sie in diesem Moment um beinahe einen Meter, was seine Überheblichkeit nur noch unterstreicht.

„Soll ich raten? Ihr habt euch nicht mehr länger als ein paar Stunden getrennt, seit du deine Mutter verloren hast.“

Sie zuckt nicht, als er ihre Mutter erwähnt. Aber nur, weil sie längst gelernt hat Gefühlsregungen dieser Art zu unterdrücken. Innerlich fühlt es sich an, als hätte er sie geohrfeigt.

„Verschwinde einfach und lass mich allein!“ In die Enge gedrängt, greift sie ihn verbal an, obwohl sie sich physisch immer noch nicht rührt.

Doch als Sasuke neben ihr in ihre Matratze sinkt und sich über sie kniet, ringt sie mit einem instinktiven Fluchtreflex. Aber sie bewegt sich nicht, nicht einmal, als er den Kopf senkt, bis sie seinen warmen Atem auf ihren Lippen fühlen kann.

Sie erwidert den undurchschaubaren Blick seiner dunklen Augen einen Moment lang, bevor sie ihren zuerst senkt und ausgerechnet an seinen Lippen hängen bleibt. Und als könnte er nicht nur ihre tiefsten Ängste, sondern auch ihre verborgensten Wünsche in ihren Augen lesen, beugt er den Kopf ein wenig weiter, bis seine Lippen ihre streifen.

„Ich bin nur ein Zimmer von dir entfernt“, flüstert er leise, doch bevor sie die Bedeutung seiner Worte ganz begreift, drückt er ihr seine Lippen erneut auf und küsst sie dieses Mal wirklich.
 

Doch als er sich von ihr löst, greift sie beinahe im Reflex nach seinem T-Shirt und ihre nächsten Worte haben ihre Lippen schon verlassen, bevor sie es verhindern kann.

„Geh nicht!“

Sie hasst sich selbst dafür, dass sie das laut ausgesprochen hat. Sogar den Gedanken hätte sie sich am liebsten verboten. Aber statt sie für diese unerträgliche Schwäche zu verspotten, lässt er sich wortlos neben ihr in die Matratze sinken, zieht die Decke über sie beide und schlingt einen Arm um ihre Hüfte.

Ihr Körper verspannt sich spürbar und von ihrem rasenden Herzschlag schwindelt ihr, aber ganz tief in sich spürt sie eine unsägliche Erleichterung und trotz seiner ungewohnten Nähe dauert es nicht lange bis sie in einen entspannten Schlaf fällt.
 

.

.

.
 

In derselben Nacht in Hinatas Krankenzimmer
 

Im ersten Moment kann sie nicht sagen, was sie geweckt hat, aber noch bevor sie die Augen aufschlägt, verflucht sie die Maschine, die mit einem nervigen Piepen ihren erhöhten Herzschlag vermeldet.

Es ist immer noch eine schmerzhafte Anstrengung für sie, ihr Bluterbe zu aktivieren, aber es kostet sie keine zwei Sekunden zu erkennen, wer durch das Fenster in ihr Zimmer eingestiegen ist und sie deaktiviert ihr Kekkei Genkai erleichtert wieder.

„Naruto, was machst du hier?“

Sie beobachtet mit einem liebevollen Lächeln, wie der blonde Chaot sich verlegen am Hinterkopf kratzt. „Ich musste sicher sein, dass es dir gut geht.“

Statt seine Sorge zu belächeln, rührt es sie zutiefst.

„Es geht mir gut“, versichert sie ihm leise und rutscht langsam auf der Matratze ein wenig zur Seite.

Er runzelt fragend die Stirn. „Was-“

„Die Nachtschwester kommt um 5.00 Uhr das nächste Mal“, fügt sie erklärend hinzu und für einen Moment verweilt er vollkommen verdattert an Ort und Stelle, bevor er den Bewegungsbefehl an seine Beine weiterleitet und vorsichtig zu ihr auf die Matratze rutscht, penibel darauf bedacht die Kabel, die sie mit Medikamenten versorgen und an die überwachenden Maschinen binden, nicht zu berühren.

Aber als sie sich an ihn lehnt und ihren Kopf vertraut an seiner Schulter bettet, fühlt es sich an, als hätte sie schon immer genau hierhin gehört.
 

.

.

.

Ni Chimu

Am nächsten Morgen
 

Als sie aufwacht, ist sie allein und für einen Moment hält sie ihre peinliche Schwäche für einen schlechten Traum. Aber als sie vorsichtig die Finger nach der anderen Seite ihres Bettes ausstreckt, spürt sie die Wärme auf dem Laken noch, die untrüglich bestätigt, dass er wirklich hier gewesen ist und die ganze Nacht an ihrer Seite geblieben ist.

Sakura rollt sich grummelnd zurück auf ihren Rücken und schließt mit einem Seufzen die Augen. „Verdammt!“

Als hätte sie nicht schon genug mit ihren Gefühlen zu kämpfen gehabt, bevor er beschlossen hat einmal in seinem Leben ausnahmslos selbstlos zu sein. Nur wird es ihr nichts nutzen sich den Rest des Tages in ihrem Zimmer zu verschanzen oder vielleicht die nächsten zwei, drei Tage…
 

Ihre eigene, ungewohnte Zögerlichkeit verfluchend, schwingt sie energisch die Beine aus dem Bett und reißt achtlos die ersten umliegenden Kleidungsstücke aus ihrem Schrank und zieht sich lustlos an, bevor sie ihr Zimmer verlässt und im Flur natürlich nicht nur einem, sondern gleich ihren beiden Teamkameraden begegnet. Sie weicht dem fesselnden Blick aus dunklen Augen zu schnell aus und mustert ihren besten Freund mit verengten Augen. „Wo kommst du um diese Uhrzeit schon her?“

„Ich… war spazieren.“

Selbst wenn sie glauben würde, dass Naruto Uzumaki Fan ausgedehnter Spaziergänge ist, gibt es da noch dieses kleine verräterische Detail „In den Klamotten von gestern?“.

Der blonde Chaot kratzt sich ertappt am Hinterkopf und Sakura grinst amüsiert, als sie glaubt sogar einen leichten Rotstich auf seinen Wangen ausmachen zu können.

„Geh dich umziehen, sonst gehe ich alleine zurück ins Krankenhaus.“

Sie sieht ihrem besten Freund belustigt nach, doch als seine Zimmertür hinter ihm ins Schloss fällt, erkennt sie zu spät, dass er sie damit mit Sasuke allein gelassen hat. Als sie sich innerlich seufzend umdreht, steht er direkt hinter ihr.

„Sasuke-“ Sie hat keine Ahnung was sie sagen soll, aber sie gibt einem tiefen Impuls nach, der an das impulsive, kleine Mädchen erinnert, das sie einmal gewesen ist. Sie überwindet den Abstand zu ihm in Sekundenschnelle, streckt sich auf ihre Zehenspitzen und schlingt beide Arme fest um den überraschten Clanerben.

Obwohl es ein offenes Geheimnis ist, dass er Körperkontakt in der Regel ebenso sehr meidet wie andere einen unangenehmen Arzttermin, erwidert er ihre überschwängliche Umarmung ohne zu zögern.

„Danke!“ Ihr Flüstern ist jedoch kaum verklungen, als sie sich schon wieder von ihm zurückzieht und bevor er sich dazu durchringen kann etwas darauf zu sagen, tritt Naruto durch seine Zimmertür zurück auf den Flur.

„Was, ich dachte du hast es eilig?“

Sakura schüttelt grinsend den Kopf, während sie ihrem besten Freund nach draußen folgt und hebt einer alten Tradition folgend plötzlich die Hand.

„Au!“ Der blonde Shinobi reibt sich stöhnend den Hinterkopf, an dem ihn die Faust seiner besten Freundin überraschend und doch nach all den Jahren vertraut grob getroffen hat. „Wofür war das denn?!“

„Glaub mir, wenn du sie noch einmal, wird es das nächste Mal noch viel mehr weh tun.“

Angesichts des plötzlich ernsthaften Themeninhalts wird der Blick des vorlauten Chaoten schlagartig weich. „Ich wollte ihr niemals weh tun, Sakura.“

Die ehemalige Schülerin die Hokage verdreht die Augen und seufzt dann betont theatralisch. „Das ist mir klar. Aber du bist und bleibst nun einmal ein Baka ersten Grades!“

„Hey!“

Und während Sasuke die Hände in den Hosentaschen vergräbt und seinen beiden zankenden Teamkameraden mit einem kaum sichtbaren Schmunzeln ins Dorfzentrum folgt, fühlt es sich beinahe an wie in alten Zeiten.
 

Doch das Lachen bleibt ihnen im Hals stecken, als sie um die letzte Ecke im dritten Stock des Krankenhauses biegen und gerade noch Hiashi Hyuuga aus dem Krankenzimmer seiner Tochter treten sehen.

Sakura überquert beinahe im Eilschritt die wenigen Meter des Flures und gleichzeitig streckt sich ihre gesamte Haltung, als sie mit geballten Fäusten vor dem Clnaoberhaupt inne hält. „Was haben Sie hier verloren?!“

Es ist kaum sichtbar, so fein hebt das Clanoberhaupt in seiner unerträglichen Überheblichkeit eine Augenbraue, aber die Verachtung hinter der Geste ist leicht zu erfassen. „Passt es dir nicht, dass ich meine Tochter besuche?“

„Mir passt so einiges nicht“, murmelt die ehemalige Schülerin der Hokagen hörbar, aber - zweifellos Hinata zuliebe - schiebt sie sich ohne einen weiteren Kommentar an deren Vater vorbei. Aber mit der Hand schon an der Türklinke zum Zimmer ihrer verletzten Freundin, lässt sie die ungewohnt schneidende Stimme ihres besten Freundes in ihrem Rücken noch einmal inne halten.

„Ich weiß, was sie von mir halten. Aber wissen Sie, was der Vorteil davon ist, wenn jeder nur das Schlechteste von einem annimmt? Man hat nichts zu verlieren! Sie werden sich von Hinata fern halten, denn wenn Sie ihr das nächste Mal in irgendeiner Art auch nur den geringsten Schaden zufügen, werde ich zu Ihrem schlimmsten Albtraum!“

Sakura fährt herum, denn sie rechnet schon fest damit, dass die Situation jede Sekunde eskalieren wird und macht beinahe synchron mit Sasuke einen Schritt auf die beiden Männer zu, die gefährlich nah beieinander stehen.

„Du und meine Tochter, ihr habt euch wirklich verdient.“ Aber mit dieser letzten verachtenden Aussage, verschwindet das Oberhaupt überraschenderweise ohne einen weiteren Eklat zu provozieren.
 

Sakura reißt die Tür zu Hinatas Krankenzimmer ohne anzuklopfen auf und findet ihre langjährige Freundin nicht wie erwartet in ihrem Krankenbett, sondern aufrecht stehend und in Straßenkleidung an dem großen Fenster lehnend, das einen Großteil des östlichen Dorfzentrums überblickt.

„Hina!“

Die junge Clanerbin dreht sich zu Sakura um, als diese ihren Namen ruft, wartet aber mit verschränkten Armen, bis Sasuke die Tür hinter sich geschlossen hat, bevor sie auch den Blickkontakt zu ihrer Teamkameradin aufnimmt und zweifellos deren Beschwichtigung anstrebt. „Ist schon gut, Saku, es geht mir gut.“

Aber die ehemalige Schülerin der Hokage scheint mit keinster Faser gewillt zu sein, diese Ausweichtaktik kommentarlos hinzunehmen. „Versuch es mit ner anderen Antwort. Wie wärs damit, wer dir erlaubt hat aus dem Bett aufzustehen?“

„Das habe ich gerade noch selber geschafft.“ Naruto und Sasuke heben beinahe synchron eine Augenbraue, denn schnippische Antworten von Hinata sind so selten wie hitzeverachtende Suna-nins.
 

„Hina-“

Aber Hinata fällt Kakashis ehemaliger Schülerin ruhig ins Wort. „Meinem Vater auf Augenhöhe zu begegnen ist schon ein Ding der Unmöglichkeit, wenn ich direkt vor ihm stehe. Ich will ebenso wenig vor ihm in einem Krankenbett liegen, als auf dem Boden knien.“

Das veranlasst die rosahaarige Medic-nin gereizt dazu, erneut beide Hände zu Fäusten zu ballen, um ihrem Zorn zumindest ein vorübergehendes Ventil zu bieten. „Was wollte er hier?“

Die sanftmütige Kunoichi hebt ihre rechte Hand an und erst dann fällt den drei ANBU auf, dass sie einen Anhänger zwischen den Fingern hält. „Mir das hier geben.“

Sakura tritt einen Schritt nach vorne, berührt die junge Clanerbin aber noch in keinster Weise. „Was ist das?“

„Das Symbol des Clanoberhaupts.“ Die schönen Gesichtszüge der Hyuuga nehmen einen sichtlich bitteren Zug an, als sie das Schmuckstück beinahe verächtlich mustert. „Ich wollte es niemals haben.“ Und doch hängt sie es sich im nächsten Atemzug um den Hals und schiebt den silbernen Anhänger unter den Kragen ihres Oberteils.

Sakura überwindet doch noch den geringen Abstand zu ihrer engsten Freundin und greift sanft nach ihrem Unterarm. „Rede mit mir“, verlangt sie leise, aber es klingt mehr wie eine verzweifelte Bitte. Aber ihre nächsten Worte sind bereits wieder gewohnt unnachgiebig. „Wenn es an ihnen liegt, werfe ich sie in zehn Sekunden raus, das weißt du.“
 

Aber während die Männer eine Sekunde brauchen, um zu begreifen, dass Sakura von ihnen spricht, wirft Hinata nicht einmal einen Blick in ihre Richtung und schließt stattdessen die Augen.

„Es ist nur einer dieser Tage.“ Sie schlägt die Augen wieder auf und greift erneut nach dem verhassten Anhänger um ihren Hals. „Er ist nur deswegen vorbei gekommen. Nicht um zu sehen, ob ich überhaupt noch am Leben bin, denn wenn es nicht so wäre, wäre es ihm wahrscheinlich lieb-“

Doch Sakura greift nun mit beiden Händen nach den Schultern der Clanerbin und schüttelt sie beinahe grob. „Sag das nicht!“

Aber der Ausdruck in Hinatas Augen und der Klang ihrer Stimme ist am treffendsten mit resigniert zu beschreiben. „Aber es ist wahr.“

„Das ist es nicht und ich will das nicht hören! Du bist alles, was ich noch habe, hörst du! Und ich hätte es nicht ertragen dich zu verlieren!“

Es ist Sakura, die in ihrer Verzweiflung zu zittern beginnt und so schnell tauschen sich die Rollen der beiden, als nun Hinata beruhigend die Arme um die angespannte Form ihrer besten Freundin schlingt.
 

„Es tut mir leid!“ Sie schließt für einen winzigen Moment erneut die Augen. „Ich schwöre, meistens glaube ich darüber hinweg zu sein und dann macht es mir nahezu nichts aus. Er hat mir jahrelang erzählt, dass ich nichts wert bin und manchmal... habe ich ihm geglaubt. Aber ich dachte, das liegt so lange hinter mir. Ich suche seine Anerkennung schon seit Jahren nicht mehr und ich habe mir eingeredet, dass es mir egal ist. Und gestern, es war nicht meine Absicht, aber gestern habe ich ihm und unserem gesamten Clan bewiesen, dass er sich geirrt hat und dass ich jetzt diese dämliche Kette trage, beweist es auch. Es fühlt sich an wie ein Gefängnis und ich wollte es nie. Aber...“ Sie löst sich ein Stück von Sakura und schüttelt mit geschlossenen Augen und einem solche zynischen Lächeln den Kopf, dass Naruto hilflos einen Schritt nach vorne macht und doch inne hält, weil ihr Schmerz in diesem Moment so offensichtlich ist, dass es ihm den Atem raubt.

„Er hat seine Verachtung für mich immer damit begründet, dass ich nicht würdig bin seine Erbin zu sein. Und jetzt wo er sich nicht mehr dahinter verstecken kann, liegt immer noch derselbe Ausdruck in seinen Augen, den er schon hat seit ich denken kann – jedes Mal, wenn er mich ansieht.“ Sie wendet ihren Blick erneut aus dem Fenster und er möchte schreien, um sie aus dieser Lethargie zu reißen, aber Jirayas ehemaliger Schüler hat in diesem Moment nicht die geringste Ahnung, was er sagen soll.

„Was sagt es über mich aus, dass mein eigener Vater mich hasst?“
 

Das gebrochene Flüstern ihrer engsten Freundin reißt aber endlich Sakura aus ihrer Starre und sie greift erneut unnachgiebig nach Hinata, bis diese ihren eindringlichen Blick erwidert.

„Dass er das größte Arschloch ist, das ich kenne und wir wissen beide das sagt etwas! Dass er nie wissen wird, was er verpasst, weil er nicht sehen kann, was für ein einzigartiger und besonderer Mensch du bist! Dass es umso beeindruckender ist, dass du bist wie du bist, obwohl du mit so einem Mistkerl als Vater gestraft worden bist! Dein Vater mag es nicht sehen, aber jeder andere, der dich einmal getroffen hat, kann gar nicht anders als deinem Liebreiz zu verfallen. Du bist die gutmütigste, freundlichste und treuste Seele, die ich kenne, Hina. Jeder unserer Freunde schätzt dein sanftes Wesen und deine Zuverlässigkeit. Du bist immer da, wenn dich jemand braucht. Wir wissen beide, dass ich ohne dich heute nicht hier wäre. Du hast meinem Leben einen Sinn gegeben, als ich dachte jeden verloren zu haben und warst seitdem immer für mich da. Du bist Hanabi eine liebende Schwester und das beste Vorbild, das ein kleines Mädchen haben kann. Du hast gerade dein Leben riskiert, um deinem Cousin und deiner besten Freundin ihr Glück zu ermöglichen. Und obwohl dein Nichtsnutz von Vater dir dein ganzes Leben lang erzählt hat, dass du dieses und jenes nichts kannst, hast du dich nie unterkriegen lassen! Und heute bist du eine von gerade mal vier weiblichen ANBU eines der besten Ninja-Dörfer und seit neuestem das Oberhaupt des mächtigsten Clans Konohas. Du hast es weiß Gott nicht verdient, von deinem Vater so behandelt zu werden, aber das ist sein Fehler und bestimmt nicht deiner! Niemals deiner! Du bist etwas ganz besonderes, Hinata und ich bin unendlich dankbar, dass du immer auf meiner Seite stehst. Ich weiß nicht, wie ich es hätte ertragen sollen, dich zu verlieren!“
 

Die erste Träne hat sich schon ungefähr bei Sakuras drittem Satz aus den langen Wimpern der jungen Hyuuga gelöst, aber nun wischt sie sich mit einem erstickten Schluchzen die Tränenflut von ihren Wangen, lächelt dabei aber unter ihren Tränen. „Du sollst mich doch nicht zum Weinen bringen.“

Sakura schließt die schöne Clanerbin selbst schluchzend in die Arme und die beiden Frauen halten sich für einen langen Moment fest, während die Männer von all dem, was sich ihnen in den letzten beiden Minuten offenbart hat, vollkommen erstarrt hinter ihnen verharren.

Als Tsunades ehemalige Schülerin sich von ihrer besten Freundin löst, wischt sie ihr mit einem schiefen Lächeln die letzten Tränen von den Wangen. „Ich werde dich nach Hause bringen. Es ist sowieso um Welten besser für mein Seelenheil, wenn ich deine Genesung selbst überwache. Außerdem soll dein Vater mir den Gefallen tun und zu unserer Wohnung kommen, dann habe ich endlich die Rechtfertigung ihm den Schlag zu verpassen, den er sich schon vor Jahren verdient hat.“

Hinatas Schmunzeln wirkt trotz allem schon wieder ehrlich und Sakura greift sich kompromisslos die wenigen persönlichen Gegenstände der Hyuuga aus dem Krankenzimmer, umfasst dann die Hand ihrer besten Freundin und zieht sie hinter sich aus dem Raum.
 

„Und erinner mich beim nächsten Mal daran, nie wieder auf die alte Hexe zu hören.“

„Und welche alte Hexe wäre das?“

Tsunades lautloses Auftauchen sollte sie nicht überraschen, aber sogar Naruto kratzt sich ein wenig verlegen am Hinterkopf.

Sakura zuckt jedoch vollkommen ungeniert mit den Schultern. „Na du.“

Hinatas warnender Ellenbogen trifft die Rippen der Haruno dieses Mal zu spät, beschert ihr dafür aber die Aufmerksamkeit der Sanin, an deren Schläfe zwar bereits wieder jene berüchtigte Ader pocht, die die unverschämte Äußerung ihrer ehemaligen Schülerin sonst aber mit keiner Reaktion würdigt.

„Und wo denkt ihr, dass ihr hingeht?“

Es ist wieder Sakura, die es unumwunden auf den Punkt bringt. „Hinatas Entlassungspapiere unterschreiben.“

„Sakura-“

Aber da tritt schlagartig ein bitterer Ernst in die Gesichtszüge der talentierten Kunoichi, der in seiner Intensität sogar die Hokage inne halten lässt. „Komm mir jetzt ja nicht mit Sakura, Tsunade. Ich musste heute Morgen hier ankommen, um Hiashi aus ihrem Zimmer kommen zu sehen. Du hast mich gezwungen sie mit ihm allein zu lassen, sie überhaupt allein zu lassen! Und nur damit das klar ist: Wenn ihr etwas passiert wäre, hätte ich dir das nie verziehen!“

Sie wartet die Antwort ihrer früheren Sensei nicht mehr ab und hätte vermutlich auch keine bekommen, denn die legendäre Sanin erscheint vollkommen erstarrt zu sein, als Sakura Hinata an ihr vorbeizieht und die beiden Männern ihnen, ebenfalls nah an der Sprachlosigkeit rangierend, folgen.
 

Die eindeutig missbilligenden Blicke der Schwester ignorierend, unterschreibt Hinata ausdruckslos einen Haufen Papiere, in denen Narutos Meinung nach viel zu oft Wörter wie „Risiko“, „eigenverantwortlich“ und „eindringlich abgeraten“ vorkommen.

Aber kurz vor einem unauffälligen Seitenausgang, hält Sakura plötzlich inne und wendet sich überraschenderweise mit einer skeptischen gehobenen Augenbraue an ihren besten Freund. „Naruto?“

Der blonde Shinobi kann mit dem erwartungsvollen Gesichtsausdruck seiner rosahaarigen Teamkameradin nichts anfangen und sieht für eine Sekunde beinahe hilfesuchend zu seinem wortkargen besten Freund.

„Ja?“

Die schöne Medic-in rollt gereizt mit den Augen. „Soll ich Hinata nach Hause tragen? Denn nur fürs Protokoll, das würde ich.“

Naruto tritt augenblicklich an die schöne Clanerbin heran und plötzlich verlegen, sucht diese nach einem glaubwürdigen Grund seinem eindringlichen Blick ausweichen zu können und fixiert deshalb Sakura.

„Ich kann durchaus laufen.“

Dieses Mal öffnet Naruto den Mund, in der festen Absicht, seine Meinung zu diesem Thema Kund zu tun, aber Sakura kommt ihm auch damit zuvor.

„Du hättest noch nicht einmal aufstehen, geschweige denn rumlaufen dürfen! Und über das eigenhändige Absetzen deiner Schmerzmitteldosis werden wir Zuhause auch nochmal reden!“

Im Kontrast zu Sakuras energischer Stimme nimmt Hinatas Gesichtsausdruck noch weichere Konturen an, als sie ihre engste Freundin liebevoll mustert und sie widerspricht mit keiner Silbe mehr, als Naruto sie ausgesprochen vorsichtig auf seine Arme hebt.

Wenigstens für den Moment erscheint alles in Ordnung, als sie vertraut ihren Kopf gegen seine Schulter betet und ihr warmer Atem den ganzen Heimweg über, bei jedem Schritt den er tut, sanft die freie Haut an seinem Schlüsselbein streift.
 

.

.

.
 

Kurze Zeit später in der Wohnung der Vier
 

Nachdem Sakura Hinata mit ein wenig Überzeugungsarbeit dazu genötigt hat ihre Schmerztabletten zu nehmen, auf die sie in weiser Erwartung des unerwünschten Besuches ihres Vaters in der Früh verzichtet hat, hat es kaum mehr eine halbe Stunde gedauert, bis die angeschlagene Clanerbin auf ihrem improvisiertem Krankenbett auf der Couch eingeschlafen ist.

Sakura erhebt sich vollkommen lautlos von der Couch und streicht der schlafenden Hyuuga liebevoll eine lange Haarsträhne aus der Stirn, bevor sie ihren beiden Teamkameraden bedeutet ihr in die Küche zu folgen und dann die Tür hinter ihnen schließt.

Sie kehrt ihnen in den Rücken zu und kramt zielstrebig in den Wandschränken, von denen die Männer bisher nur bei der Hälfte überhaupt eine ungefähre Vorstellung davon haben, was sich hinter den Klapptüren befindet.

„Spucks aus, Naruto.“

Der blonde Chaot kann den zusammenhanglosen Gedankensprüngen seiner besten Freundin beim besten Willen nicht folgen und fährt sich ebenfalls plötzlich erschöpft durch die wilden Haare. „Was?“

Die talentierte ANBU dreht sich doch zu ihnen herum und lehnt sich locker gegen die Anrichte der Küchenzeile, während sie dem fragenden Blick aus blauen Augen begegnet. „Was auch immer du zu sagen hast. Denn was es auch ist, ich werde das nachher bestimmt nicht vor Hinata mit dir diskutieren. Ich habe sie aus dem Krankenhaus geholt und ich weiß, das passt dir nicht, aber sie dazulassen, hätte uns allesamt in den Wahnsinn getrieben oder Tsunade und ich wären uns in absehbarer Zeit wirklich an die Gurgel gegangen.“

Statt auf diese Vorlage einzugehen, mustert Naruto seine meinungsstarke Teamkameradin stirnrunzelnd. „Ich hätte nicht gedacht, dass du ihr so klar widersprechen kannst. Du bist immer auf ihrer Seite, egal ob du ihre Meinung teilst oder nicht. Sogar gestern, als sie dir gesagt hat, dass sie ihren Vater herausfordern will und du genau wusstest, was das bedeutet, hast du sie nicht aufgehalten.“

Die unerwartete Ernsthaftigkeit ihres Gesprächs überrascht die erfahrene Medic-nin und sie fährt sich nachdenklich durch die langen Haare, bevor sie ihm antwortet. „Ich verlasse mich in der Regel auch vorbehaltlos auf ihr Urteil. Es braucht kein Genie, um zu erkennen, dass Hinata 99% der Zeit über zweifellos die Besonnenere und Vernünftigere von uns beiden ist. Ich verlasse mich seit vier Jahren in jedem Aspekt unseres Lebens zweifelsfrei auf sie und habe das noch nie bereut. Aber wenn es um sie geht, um ihre Gesundheit oder ihr Glück gleichermaßen, dann steckt sie immer zurück. So war sie schon immer. Und es ist mein Job, sie bei Zeiten davon abzuhalten.“
 

Naruto öffnet den Mund, aber die passenden Worte verlassen ihn erneut und Sakura ist viel zu gut darin geschickt das Thema zu wechseln, bevor einer der beiden Männer noch weiter darauf eingehen kann.

„Wir haben so gut wie nichts Essbares mehr Zuhause. Es kennt nicht zufällig einer von euch beiden den Unterschied zwischen Kümmel und Koriander, oder?“

Der vollkommen verständnislose sowie der ausdruckslose Gesichtsausdruck dem sie daraufhin begegnet, beantworten ihre Frage wie erwartet. „Ja, das habe ich auch nicht angenommen“, murmelt sie augenrollend, kaut dann aber hin- und hergerissen auf ihrer Unterlippe herum.

„Wenn wir heute noch etwas essen wollen, was nicht aus Plastiktüten kommt, muss jemand von uns einkaufen gehen. Und übersetzt bedeutet das ich muss gehen.“

Naruto gibt die Worte „Ich bleibe bei Hinata!“, beinahe im selben Moment Preis, indem von ihrem anderen Teamkamerad ein gewohnt emotionsloses „Ich begleite dich.“ kommt, was Sakura erneut zu einem Augenrollen und unverständlichen Gemurmel veranlasst.
 

Aber scheinbar nicht gewillt Hinata in ihrem Zustand nur mit Naruto zurückzulassen, formt Sakura plötzlich bekannte Fingerzeichen und wenige Sekunden später taucht der majestätische Panther in der schmalen Küche auf, den die beiden Männer seit ihrem ersten Tag in Konoha nicht mehr gesehen habe.

Sakura sinkt vor ihrem stolzen Partner in die Hocke und fährt ihrem vertrauten Geist mit beiden Händen durch das Fell an seinem Hals. „Ich brauche dich, um auf sie aufzupassen, während ich weg bin. Wenn du ihren Herzschlag oder ihre Atmung stocken hörst, musst du mir Bescheid sagen. Ich werde sofort kommen, ich-“

Aber das edle Tier unterbricht das besorgte Gemurmel seiner Partnerin mit einem sanften Stupser seiner breiten Nase. „Ich passe auf sie auf.“

Die ehemalige Schülerin der Hokage erhebt sich mit einem dankbaren Nicken und noch während sie Sasuke bedeutet ihr zu folgen, nimmt ihr vertrauter Geist bereits zu Hinatas Füßen vor der Couch Platz, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt.
 

*
 

Kurz darauf auf dem Marktplatz
 

Der stolze Uchiha lehnt gelassen an der Mauer eines der hohen Gebäude im Dorfinneren und verfolgt mit seinen dunklen Augen, wie seine schöne Teamkameradin mit einer auffallenden Konzentration die Gemüseauswahl vor sich begutachtet, bevor sie ihre Wahl selten überlegt trifft. Er weiß, sein anhaltendes Schweigen ärgert sie mal wieder maßlos. Die pochende Ader an ihrer Schläfe verrät sie.

„Warum hast du das getan?“

Die spöttisch hochgezogene Augenbraue in ihrem hübschen Gesicht verrät ihm bereits, dass er sich damit einmal mehr eine schnippische Antwort verdient hat.

„Er spricht“, grummelt die talentierte Medic-nin sarkastisch und formuliert ihren nächsten Satz übertrieben fröhlich. „Jetzt müssen wir nur noch am sinnvollen Ablauf von Gesprächen arbeiten.“ Ihre aufgesetzte, heitere Miene verschwindet hinter ihrem genervten Augenrollen und plötzlich ringt er mit dem Impuls sie auf der Stelle zu küssen. Vor all den Leuten, wenn es sein muss. Aber er kalkuliert das Risiko einer öffentlichen Abfuhr als zu hoch ein.

Kleine Schritte, Sasuke.
 

„Schon mal was von einleitenden Gedanken gehört“, zickt Sakura.

„Du hättest den Koriander bestimmt nicht so dringend gebraucht, dass du nicht auch einen von uns zum Einkaufen der essentiellen Sachen hättest schicken können. Du hast Naruto erlaubt eine Weile mit Hinata allein zu sein, obwohl dir nicht wohl dabei ist, sie ohne deine medizinische Aufsicht zurück zu lassen.“

Er ist sich nicht sicher, ob die Überraschung in ihrem Blick daher rührt, dass er ihren subtilen Kupplungsversuch durchschaut hat oder an der überdurchschnittlichen Anzahl der Wörter, die gerade seinen Mund verlassen haben.

Sie tut es mit einem Schulterzucken ab. „Glaub mir, Raya ist ein guter Aufpasser.“

Er nimmt ihr eine der Tüten voller Lebensmittel ab, die sie gerade erstanden hat und folgt der Richtung ihrer gleichmäßigen Schritte. „Du weißt, das meine ich nicht.“

Seine selten ehrlichen Worte überraschen sie wirklich und auch um das zu verbergen, richtet sie ihren Blick nachdenklich über die vertrauten Dächer ihres Heimatdorfes in die Ferne. „Die beiden gehören zusammen. Das steht schon so lange fest, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann, wann es endgültig in Stein gemeißelt wurde. Aber der Baka hat erst nach Jahren kapiert, was jeder von uns schon längst wusste und hat es dann nach Strich und Faden versaut. Wenn ich daran denke, wie unglücklich sie damals war, habe ich ihm noch viel zu schnell verziehen und eigentlich sollte ich es ihm schwerer machen, statt es ihm zu erleichtern.“ Es liegt ein seltsamer Ausdruck in ihren markanten Augen, den Sasuke trotz all seiner peniblen Beobachtungsgabe nicht zu lesen vermag.

„Für jeden, der Hinata kennt war seit jeher unumstößlich klar, dass sie niemals einen anderen Mann lieben würde. Und wenn er niemals zurückgekommen wäre, würde ich alles was ich besitze darauf verwetten, dass sie ihr Leben allein verbracht hätte. Die beiden haben es verdient endlich glücklich zu werden. Das bedeutet aber auch, dass ich ihn wirklich umbringen werde, sollte er das noch einmal kaputt machen!“

„Du hast ihm vergeben“, stellt er ruhig fest und das darauf folgende Achselzucken wirkt nicht mehr ganz so glaubwürdig gleichgültig.

„Ich habe ihm in dem Moment vergeben, in dem Hinata es getan hat.“

„Was ist mit mir?“
 

Der erneut abrupt wirkende Richtungswechsel des arroganten Clanerben beschert ihr beinahe ein Schleudertrauma bei dem Versuch, seiner verstörenden Redseligkeit zu folgen. „Wovon redest du?“

Die erfahrene Kunoichi stellt stirnrunzelnd fest, dass ihr selbstbewusster Teamkamerad zum ersten Mal auffällig ihrem Blick ausweicht. Aber seine erschütternde und absolut unerwartete Ehrlichkeit lässt sie schnell vergessen, was sie bei jedem anderen als Verunsicherung interpretieren würde, ihm aber keineswegs zu unterstellen wagt.

„Ich bin nicht Naruto, Sakura. Sein schlimmstes Vergehen war es, dass er Hinata nicht gesagt hat, dass er auf diese Mission gehen wird. Glaub mir, das ist gar nichts im Vergleich zu dem, was ich in den letzten Jahren getan habe.“

Seine Miene ist gewohnt stoisch und sie kann es ihm nicht nachweisen, aber sie glaubt einen vertrauten Schmerz in ihm zu spüren. Reue.

Und ihre nächste Handlung erfolgt beinahe mit derselben Verständlichkeit wie ein angeborener Reflex.

Sasuke reißt überrascht den Kopf zu seiner früheren Schulkameradin herum, als er spürt wie sich eine kleine Hand in seine Hosentasche schiebt, in der er in einer alten Angewohnheit seine freie Hand vergraben hat und sich schmale Finger sanft um seine größeren schließen.
 

„Ich habe dir schon zur Hälfte vergeben, als du mit Naruto vor ein paar Tagen zurück in das Innere dieser Dorfmauern gekehrt bist. Und über den Rest bin ich spätestens seit gestern Abend auch hinweg. Jeder von uns verdient eine zweite Chance, Sasuke und wir wissen beide, dass ich mir immer gewünscht habe, dass du irgendwann zurückkommen würdest.“

Sie drückt seine Hand kurz bestätigend, aber als er spürt, wie sie sich anschließend von ihm lösen will, gibt auch er einem spontanen Impuls nach.

Sakuras Augen weiten sich fassungslos, als sich die Finger ihres unnahbaren Teamkameraden verborgen im Stoff seiner Hosentasche zwischen ihre schieben und ihre lang ignorierte innere Stimme dazu bringen einen Freudentanz in ihrem Brustkorb zu veranstalten.

Er hält meine Hand! Er hält-

Sein warmer Atem an ihrem Ohr lässt sie überrumpelt zusammenzucken und sie erkennt beschämt, dass sie nicht einmal bemerkt hat, dass er den Kopf vertraut zu ihr herabgesenkt hat. Sie muss die Augen schließen, um das heiße Kitzeln, das seine geflüsterten Worte über ihre Haut zeichnen, überstehen zu können, ohne nach der ganzen Zeit hier und heute ihre höchst geschätzte Vernunft zu verlieren.

„Niemand wird es sehen.“

Nach all den Jahren ist sie immer noch schwach, was ihn betrifft. Sie lässt ihre Hand wo sie ist.

Kami, dieser Mann wird ihr Verderben sein.
 

*
 

Das erste, was sie beim Aufwachen fühlt, sind die mittlerweile vertrauten Schmerzen in ihrem Brustkorb.

Doch etwas anderes lenkt sie wirkungsvoll davon ab, noch bevor sie die Augen aufschlägt. Ein pochender Herzschlag unter ihrem Ohr, den sie nach ein paar verwirrenden Sekunden von ihrem eigenen, schmerzhaften unterscheiden kann.

Erst dann nimmt sie die Finger wahr, die kaum spürbar durch ihre offenen Haare fahren. Und das erklärt auch das heftige Pochen ihres Herzens.

„Naruto“, flüstert sie leise, bevor sie die Augen öffnet und seinem verlegenen Blick begegnet.

Er nimmt seine Hand aus ihren Haaren, doch bevor sie über den Verlust seiner Berührung enttäuscht sein kann, fährt er mit zwei Fingern sanft über ihre Wange und sie spürt förmlich wie eine vertraute Hitze in ihre Haut schießt.

„Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken“, gesteht er reuevoll.

Die schöne Clanerbin setzt sich ein Stück weit auf und ignoriert gleichgültig den Schmerz, der sich unter ihrem beschleunigten Herzschlag automatisch weiter in ihr ausbreitet.

Sie lässt widerspruchslos zu, dass er ihr zärtlich eine lose Haarsträhne aus der Stirn schiebt. „Wie geht es dir?“

Seine offensichtliche Sorge zaubert schon automatisch ein Lächeln auf ihre Lippen und sie lässt sich zu einer kleinen Lüge hinreißen. „Es geht schon, mach dir keine Sorgen. Wo sind Sakura und Sasuke?“ Ihr aufmerksamer Blick findet den Panther, der seinen Posten am Fußboden zu keiner Zeit verlassen hat. „Raya?“

„Sie sind nur kurz einkaufen gegangen“, beschwichtigt Naruto sie, während Sakuras vertrauter Geist aufmerksam den Kopf hebt und beinahe skeptisch aussieht.

Hinata öffnet den Mund, aber bevor sie etwas sagen kann unterbricht das tiefe Knurren des Panthers die Stille zwischen ihnen. „Dein Herz schlägt unnatürlich schnell.“

Die schöne Clanerbin schließt augenblicklich verlegen die Augen und sieht dann unter gesenkten Lidern zu Naruto, bevor sie seinem Blick und dem wissenden Grinsen auf seinen Lippen erneut ausweicht. „Ja, aber das hat keine gesundheitlichen Hintergründe.“
 

Sie dankt den Göttern, dass scheinbar doch noch irgendwer Erbarmen mit ihr hat, denn in diesem Moment schwingt die Haustür auf und Sakura tritt vor Sasuke zurück in die Wohnung.

„Hinata!“ Sakura stellt die volle Einkaufstüte, die sie auf dem Arm getragen hat, achtlos auf dem Boden ab und eilt sofort neben ihre langjährige Freundin auf die Couch. Sie greift mit einer Hand um das Handgelenk der talentierten Clanerbin und misst nach jahrelanger Übung beinahe blind ihren Puls, während sie ihre andere Hand auf die Stirn ihrer schweigsamen Teamkameradin legt.

„Willst du noch etwas gegen die Schmerzen nehmen?“

Aber die junge Hyuga kräuselt ablehnend die Nase. „Damit ich gleich wieder einschlafe?“

Kakashis ehemalige Schülerin lässt sich für den Moment breitschlagen. „Okay, dann koche ich zuerst etwas. Aber wenn die Schmerzen wieder schlimmer werden, sagst du es mir.“

Hinata lehnt sich mit einem gemurmelten Einverständnis zurück gegen die Couch und als Sakura noch einmal einen Blick auf sie wirft, bevor sie in die Küche tritt, hat sie ihren Kopf gegen Narutos Schulter gelehnt und bereits wieder die Augen geschlossen.
 

Sie nimmt wahr wie Sasuke ihr mit den restlichen beiden Tüten in die Küche folgt und die Tür hinter sich schließt. Sie haben den Rückweg über kein Wort mehr gesprochen und im Moment würde sie so einiges darum zu geben zu wissen, woran er gerade denkt.

Sie setzt in einem ihrer größeren Töpfe Wasser auf und beginnt stumm ihre Einkäufe einzuräumen, lässt gleichzeitig aber das Gemüse und die Nudeln, die sie für ihr geplantes Gericht braucht, auf der Anrichte liegen. Sie spürt seinen Blick auf sich und widersteht der Versuchung sich ihre innere Unruhe nach außen anmerken zu lassen. Aber derartige Schwächen hat ihr die ANBU schon vor Jahren ausgetrieben. Sie muss sich nur in seiner Gegenwart ein klein wenig mehr darum bemühen.

Ein klein wenig mehr, ja.
 

Sie fokussiert sich übertrieben genau darauf das Gemüse zu schneiden, aber als er mit einem Küchenmesser neben sie tritt, schneidet sie sich beinahe zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt an einem Messer.

„Sag mir, wie ich dir helfen kann“, verlangt er gewohnt ruhig.

Sie ist sich ziemlich sicher, dass ihr Mund unappetitlich offen steht, aber sie kann sich in ihrer grenzenlosen Fassungslosigkeit nicht beherrschen. Sie hat schon nicht mehr daran geglaubt, dass Sasuke Uchiha jemals noch einmal in ihrer Küche stehen würde, aber der Gedanke, dass er ihr tatsächlich beim Kochen helfen könnte ist so grotesk, dass er nicht einmal ihren verquersten Träumen vorgekommen wäre.

Der arrogante Clanerbe hebt möglicherweise amüsiert eine Augenbraue, nachdem seine hübsche Teamkameradin ihn jetzt schon seit mehreren Sekunden scheinbar sprachlos anstarrt.

„Äh, du- könntest die Gurken schneiden“, gibt sie schließlich wenig geistreich von sich, aber der rehabilitierte Nuke-nin nickt nur und für ein paar Sekunden bewundert sie das geübte Geschick mit dem seine langen Finger das Küchenmesser führen, bevor sie innerlich den Kopf über ihr kindisches Verhalten schüttelt und sich wieder ihrer eigenen Aufgabe zuwendet.
 

Die überraschend angenehme Stille zwischen ihnen hält gerade lange genug an, um ihr die Chance zu geben sich wieder einzukriegen, bevor sie erneut ausgerechnet von dem sonst so wortkargen Shinobi unterbrochen wird.

„Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du früher gekocht hast.“

Die talentierte Medic-nin verbeißt sich die bissige Bemerkung, dass sie damals auch erst zwölf gewesen ist und zuckt schwach mit den Schultern. „Hinata hat es mir beigebracht.“

Sasuke nimmt ihre Erklärung mit einem stummen Nicken hin und bis auf die wenigen Anweisungen, die er sich ungewohnter Weise von ihr geben lässt, arbeiten sie in einer relativ einvernehmlichen Stille nebeneinander. Und Sakura stellt erstaunt fest, dass sie seine Gegenwart in diesem Moment als ungemein angenehm empfindet…
 

.

.

.
 

1 ½ Stunde später
 

Naruto hat sich überraschenderweise freiwillig bereit erklärt den Abwasch zu übernehmen, was darin resultiert hat, dass Sakura zunächst seine Temperatur überprüft hat, um sich zu vergewissern, dass er sich keinen schweren Infekt eingefangen hat, der seinen Verstand beeinträchtigt.

Er kommt gerade zurück aus der Küche, als es penetrant an der Tür klingelt.

Hinata schreckt augenblicklich aus ihrem Halbschlaf auf und für eine Sekunde entnimmt man ihrem Stirnrunzeln, dass es ihr überhaupt nicht passt ihren Besucher nicht längst wahrgenommen zu haben, aber dann treten trotz ihrer Schwäche scheinbar mühelos die vertrauten Adern um ihre Augen hervor.

Sie wirft einen vorsichtigen Blick auf Sakura. „Es ist Ino.“

Tsunades ehemalige Schülerin legt stöhnend den Kopf in den Nacken und unterdrückt offensichtlich einen genervten Fluch, aber Hinata ist noch nicht fertig.

„Mit Neji, Tenten, Temari, Shikamaru und Kiba.“

Nun flucht Sakura wirklich, während sie sich schwungvoll von ihrer Position auf der Couch erhebt und die dunkle Haustür anstrebt. „Was glauben die, was das hier ist? Eine Party?“

„Nein“, antwortet Ino sarkastisch, nachdem Sakura die Haustür mürrisch aufgerissen hat und drückt ihrer grummelnden Freundin umstandslos einen prächtigen Blumenstrauß in die Hand, „aber wir wollten Hinata im Krankenhaus besuchen, nur um zu erfahren, dass sie sich heute Morgen bereits wieder selbst erlassen hat.“

Shikamarus ehemalige Teamkameradin drückt die angeschlagene Clanerbin gewohnt energisch und Hinata lässt die überschwängliche Umarmung gutmütig über sich ergehen, während Sakura offen mit den Augen rollt.

„Das hab ich gesehen“, faucht die energische Blondine und erntet ein erneutes Augenrollen, als sie anklagend mit dem Finger auf ihre beste Freundin zeigt. „Und darüber, dass ihr uns Hinatas Herzfehler in den letzten Jahren verschwiegen habt, reden wir auch noch!“
 

Daraufhin breitet sich unangenehmes Schweigen über die Gruppe Elite-Ninja, aber gerade als Hinata beschwichtigend den Mund öffnet, erbarmt sich Kiba des Ganzen. „Wahnsinn, Ino, du bist ein wahrhafter Stimmungskiller.“

Er wirft sich mit einem amüsierten Grinsen neben seine ehemalige Teamkameradin auf die Couch und schlingt vertraut einen Arm um die zierliche Clanerbin. „Ich weiß ja, dass blass dein bevorzugter Hautton ist, Hina, aber du hast auch schon mal besser ausgesehen.“

Die schüchterne Hyuga zwickt ihren besten Freund gutmütig in die Seite und als der Inuzuka theatralisch das Gesicht in seinem angeblich empfundenen Schmerz verzieht, löst sich die Spannung in amüsiertem Lachen auf.
 

.

.

.
 

Mehrere Stunden später
 

Die Anwesenheit der anderen hat doch noch zu einer party-ähnlichen Stimmung geführt und nachdem schon vor einer ganzen Weile irgendwer ein paar Flaschen Sake ausgepackt hat, dauert es einen Moment, bis Sakura begreift, dass Hinata nicht mehr bei ihnen im Raum ist. Als sie sich stirnrunzelnd von ihrer Position auf dem Wohnzimmerboden erhebt, ignoriert sie das Schwächegefühl in ihrem Körper, das ihr die Auswirkungen der Strapazen der letzen Tage hartnäckig aufzeigt und entfernt sich unbemerkt aus dem überbevölkerten Wohnzimmer.
 

Sie erhält keine Antwort, als sie an Hinatas geschlossene Zimmertür klopft und als sie die Klinke vorsichtig nach unten drückt, wird der kleine Raum nur noch von dem schwindenden Tageslicht erhellt, das durch die zugezogenen Vorhänge dringt.

Sie erkennt die zusammengerollte Gestalt ihrer engsten Freundin versteckt unter ihrer Bettdecke, schließt lautlos die Tür hinter sich und rutscht Sekunden später vorsichtig neben sie auf die breite Matratze. Ihr geschultes Auge erkennt die restlose Erschöpfung sofort in den feinen Zügen der jungen Clanerbin, obwohl sie diese die letzten Stunden über selbst vor ihr meisterhaft verborgen hat. Als sie besorgt das Handgelenk ihrer langjährigen Teamkameradin umfasst, schlägt diese seufzend die Augen auf und sucht in der spärlichen Beleuchtung den Blickkontakt.

„Hey.“ Selbst die eine Silbe verrät ihren geschwächten Zustand und Sakura rutscht mit einem besorgten Stirnrunzeln tiefer auf die Matratze, um sich vertraut neben Hinata zu legen.

„Warum hast du nichts gesagt, verdammt!“, verlangt sie leise zu wissen und kaschiert damit ihre eigene Besorgnis.

„Wir hatten schon lange nicht mehr so viel Spaß wie heute Abend.“

Die sanfte Erklärung, die so typisch ist, beschert Sakura ein unangenehmes Ziehen in der Magengegend, aber auch wenn sie schon wieder darin versagt hat, ihre selbstlose Freundin vor sich selbst zu beschützen, beschließt sie diesen Kampf auf einen anderen Tag zu verschieben.

„Glaubst du, es fällt jemandem auf, wenn ich einfach hier bleibe? Ich bin nur müde.“

Statt zu antworten beugt sich Kakashis frühere Schülerin ein Stück vor und küsst die talentierte Clanerbin vertraut auf die Stirn, bevor sie die Arme um sie schlingt und wartet bis ihre Atemzüge die bezeichnende Regelmäßigkeit tiefen Schlafes annehmen.

„Ich hab dich lieb.“
 

.

.

.
 

Am nächsten Morgen
 

Die Vier haben gerade einen selten harmonischen Morgen hinter sich gebracht, als das vertraute Hervortreten der Adern um Hinatas Augen erneut relativ unerwünschten Besuch vermeldet. Es ist ein weiterer Bote der Hokage, der sie einmal mehr in Tsunades Büro zitiert.
 

.

.

.
 

Kurz darauf im Hokageturm
 

Nachdem Naruto heute wohlweislich das Öffnen der großen Eingangstüren übernommen hat, gestaltet sich ihr Eintritt ein wenig gemäßigter als an den vorherigen Tagen und nachdem sie alle vor dem Schreibtisch ihrer Kage Platz genommen haben, wendet sich die legendäre Sanin zunächst einmal an die Clanerbin der Hyuugas.

„Hinata, wie geht es dir?“

Während die junge Hyuuga nur mit einer ausweichenden Beschwichtigung antwortet, die Naruto die Stirn runzeln lässt, tauscht Sakura mit ihrer ehemaligen Lehrmeisterin einige fachliche Floskeln bezüglich des Gesundheitszustandes ihrer Teamkameradin aus und bestreitet damit die längste und friedfertigste Konversation der beiden Frauen, die die Männer seit ihrer Rückkehr mitangehört haben. Allerdings hätte ihnen klar sein sollen, dass dieser ungewohnte Frieden nicht lange anhalten würde.

Tsunade kommt umstandslos dazu, warum sie sie wirklich herbestellt hat. „Ich habe eine Mission für euch. Naja, eigentlich zwei.“

Betretene Stille senkt sich über das geräumige Büro, als der Großteil der anwesenden Shinobi hofft, dass sie die eben geäußerten Worte noch als Witz herausstellen werden.

Aber ihre Kage fischt vollkommen ungerührt zwei Schriftrollen aus ihrer Schreibtischschublade und wirft eine davon Sasuke und die andere einer perplexen Hinata zu.

„Naruto, Hinata ihr werdet mich vertreten, während ich mir ein paar Tage wohlverdienten Urlaub gönne. Und Sasuke und Sakura-“

Aber mit gefährlich pochender Ader an der Schläfe, entreißt Sakura dem dunkelhaarigen Clanerben grob den Auftrag, den er in der Hand hält.

„Gib das Teil her!“ Ihre markanten Augen huschen hastig über das Pergament und der drohende Ausdruck in ihren facettenreichen Seelenspiegeln verrät bereits stumm ihren Zorn. „Das ist doch wohl nicht dein Ernst oder?! Teil die Mission jemand anderem zu!“

„Sakura-“

„Komm mir nicht so, Tsunade! Du weißt genau, dass ich Hinata im Moment niemals so lange allein lassen würde, außerdem wirst du wohl jemand anderen für einen simplen Auftragsmord finden!“

Die Sanin verschränkt seufzend die Arme und sieht in diesem Moment wirklich urlaubsreif aus. „Ich brauche ein gemischtes Team dafür, Sakura. Temari und Shikamaru sind gerade unterwegs und Tenten fällt aus offensichtlichen Gründen aus. Und ihr wisst nur zu gut, wie der Frauenanteil in der ANBU darüber hinaus ausfällt. Außerdem ist Hinata nicht allein. Falls du es nicht mitbekommen hast, ich habe Naruto keine Außenmission zugeteilt.“

„Tut mir leid, habe ich in den letzten vier Jahren vielleicht auch Narutos Ausbildung zum Medic-nin verpasst?“ Die spottende Verachtung in der Stimme der rosahaarigen ANBU ist längst jenseits der Grenze höflicher Kritik, aber das temperamentvolle Dorfoberhaupt bleibt dennoch überraschend gelassen oder scheint vielmehr angesichts der anhaltend feindseligen Haltung ihrer ehemaligen Schülerin zu resignieren.

„Du weißt, wenn ich Hinata vom aktiven Dienst beurlaube, muss sie sich danach einer ausführlichen Gesundheitsprüfung unterziehen, um wieder für die ANBU zugelassen zu werden. Und dieses Mal werden sie definitiv ihr Herz überprüfen.“ Tsunade wirft ihrer wütenden Schülerin einen bedeutungsvollen Blick zu, bevor sie sich mit verschränkten Fingern an Hinata wendet.

„Willst du, dass ich dich beurlaube?“

Die Antwort der schönen Clanerbin kommt vollkommen ungerührt. „Nein.“

Aber die legendäre Sanin runzelt, einer plötzlichen Eingebung folgend, nachdenklich die Stirn. „Oder wirst du ohnehin aufhören?“

„Warum sollte sie das tun?!“, wirft Sakura knurrend ein.

„Sakura, mit dem Triumph über ihren Vater wurde Hinata wirkungsvoll als neues Oberhaupt des Hyuuga-Clans eingesetzt. Alles was jetzt folgt ist nur noch lästiger Papierkram. Und Oberhaupt des derzeit mächtigsten Clans dieses Dorfes zu sein, ist in der Regel ein Vollzeitjob.“

Sakura öffnet den Mund, zweifellos um eine weitere patzige Antwort abzugeben, aber dieses Mal schreitet Hinata ein und greift sanft um den Unterarm ihrer besten Freundin.

Keiner kann verstehen, was die schöne Clanerbin ihrer Teamkameradin im Vertrauen zuflüstert, aber die Wirkung stellt sich augenblicklich ein, als Sakura mit einem letzten giftigen Blick in die Richtung ihrer Lehrmeisterin mit einem „Gib die verdammte Schriftrolle Sasuke mit!“, durch die große Tür nach draußen rauscht.
 

Und Hinata tut so, als wäre nichts gewesen. „Ich nehme an, in der Schriftrolle steht mehr als nur „vertretet die Hokage“?“.

Das entlockt der legendären Sanin tatsächlich ein Schmunzeln. „Shizune hat euch alles im Detail aufgeschrieben. Wir werden vermutlich fünf Tage fort sein. Eure Mission beginnt morgen. Aber das aktive Training ist dir natürlich weiterhin untersagt.“

„Natürlich“, stimmt die schöne Clanerbin widerspruchslos zu und erhebt sich mit einer höflichen Verbeugung. „Ich wünsche dir einen erholsamen Urlaub.“

„Hinata“, hält Tsunade das junge Oberhaupt jedoch noch einmal zurück, als diese sich der Tür zuwendet. „Du bist genau das, was dein Clan braucht. Du wirst so viel bewegen, also zweifel nicht an dir. Und denk daran: Wir können die Umstände, in die wir hinein geboren werden, nicht ändern-“

„Aber unser Schicksal bestimmen wir selbst“, ergänzt Hinata die Worte, die sie scheinbar schon mehr als einmal gehört hat, mit einem sanften Lächeln, bevor sie mit einem dankbaren Nicken gefolgt von ihren beiden Teamkameraden das Büro verlässt.
 

*
 

Vor dem Turm hält Hinata inne und Naruto ringt einmal mehr um die richtigen Worte, als sich ihr heller Blick in den grauen Wolken des behangenen Himmels verliert.

„Hinata-“

Sie wendet sich ihm zu und trotz der anhaltenden Blässe in ihren Gesichtszügen, die ihre körperliche Schwäche verraten, ist sie so schön, dass er augenblicklich den Faden verliert.

„Ich muss nach Sakura sehen.“

Bevor die Männer ihr Unverständnis über diese Aussage äußern können, fügt die junge Clanerbin erklärend hinzu „Wenn sie so wütend ist, geht sie nicht nach Hause.“

Bei dem Gedanken sie in ihrem geschwächten Zustand alleine auch nur irgendwohin gehen zu lassen, runzelt Naruto augenblicklich in tiefer Besorgnis die Stirn. „Bist du sicher, dass du das schaffst? Wir könnten dich nur hinbegleiten und dann warten...“

Ihre schmalen Finger, die sich sanft um seinen Unterarm legen, unterbrechen seine eindringliche Bitte liebevoll.

„Wir bringen was zum Abendessen mit.“

Damit bleibt ihm nichts anderes übrig, als zu nicken und ihren Wunsch zu respektieren.
 

.

.

.
 

Kurz darauf in einem der Waldgebiete an der Ostseite Konohas
 

Sakura sitzt am Ufer des kleinen Flusses, der sich durch diesen äußerst unbekannten Waldteil schlängelt. Sie sieht erst auf, als sich Hinata lautlos neben sie auf einen flachen Felsbrocken sinken lässt und gibt umstandslos zu, was sich unter ihrem aufgebrachten Zorn verbirgt.

„Ich weiß nicht, ob ich es ertrage, solange von dir getrennt zu sein.“

„Du wirst nicht allein sein-“

Aber ihre beste Freundin unterbricht die gut gemeinte Beschwichtigung der talentierten Clanerbin mit einem verächtlichen Schnauben. „Ja, aber ich glaube auch nicht, dass es so eine gute Idee für mich ist, mit Sasuke allein zu sein.“

Aber Hinata spricht weiter, als hätte es den mürrischen Einwand gar nicht gegeben. „Außerdem gehe ich nirgendwohin. Und es sind nur ein paar Tage.“

„Ich weiß“, lenkt die rosahaarige ANBU seufzend ein und lehnt ihren Kopf vertraut gegen die Schulter ihrer langjährigen Teamkameradin.
 

Für einen Moment herrscht ein vertrautes Schweigen zwischen den beiden Frauen, bis Sakuras leises Flüstern die Stille stört. „Unsere Tarnung für die Mission ist die Ehepaar-Nummer.“

„Deshalb warst du also gar so wütend“, analysiert Hinata geübt und verbirgt das schmale Schmunzeln um ihre Lippen.

„Ich war noch nie so lange mit ihm allein. Und ich weiß nicht, ob ich das ändern will.“

„Du hast immer noch Gefühle für ihn“, stellt die junge Clanerbin nüchtern fest und obwohl sie beinahe ärgerlich das Gesicht verzieht, widerspricht Sakura nicht.

„Kannst du es dann nicht vielleicht als Chance sehen, endlich einmal alles, was unausgesprochen zwischen euch liegt, zu klären?“

„Bei uns ist das nicht so einfach wie bei dir und Naruto“, gibt die talentierte Medic-nin seufzend zu, aber für einen Moment spiegelt sich verborgene Sehnsucht in ihren smaragdfarbenen Augen, bevor sie blinzelt und das Gefühl damit verschwindet.

„Einfach ist relativ.“
 

Sie lehnen in jahrelanger Vertrautheit Schulter an Schulter und sehen eine ganze Weile lang nur dem vorbeifließenden Wasser zu.

Bis Hinata sich schließlich erhebt und ihrer Freundin schmunzelnd eine Hand hin hält. Doch statt ihr nur aufzuhelfen, zieht sie Sakura in eine feste Umarmung.

„Wir werden immer einander haben, Saku. Ganz egal, was sonst passiert.“
 

.

.

.

Chikaku

Am nächsten Morgen in der Wohnung der Vier
 

Sie ist schon wach, seit Sakura und Sasuke vor einer ganzen Weile mit der Morgendämmerung aufgebrochen sind. Aber sie wartet noch eine halbe Stunde, bevor sie mit einem abschätzenden Blick Narutos Zimmertür fixiert. Sie hat ihr Frühstück längst hergerichtet und nachdem noch kein Laut aus seinem Zimmer gedrungen ist, ist sie sich ziemlich sicher, dass ihr neuer Teamkamerad immer noch tief und fest schläft.

Und ihr sind schon vor fünf Minuten die Ausreden ausgegangen, warum sie nicht in sein Zimmer gehen sollte.

Mit einem schweren Seufzen, schüttelt sie über sich selbst den Kopf und klopft stärker als nötig gegen das helle Holz von Narutos Zimmertür in der Hoffnung, ihn vielleicht dadurch zu wecken. Vergeblich.

Also drückt sie die Klinke nach unten und tastet blind nach dem Lichtschalter neben der Tür. Als sie ihn umlegt, blinzelt sie für ein paar Sekunden, bis sich ihre Augen wieder an das Licht gewöhnen, aber als ihr Blick schließlich auf seine unbeeindruckt weiterschlafende Gestalt fällt, ist es plötzlich ihr Herz, das ihr Probleme macht. Sie hat ihn noch nie schlafen sehen.

Das hektische Pochen ihres Herzens treibt ihr eine vertraute Röte in die Wangen, bevor sie beinahe nervös einen Schritt in den Raum hineintritt und zögernd weitergeht, bis sie direkt neben seinem Bett steht.

„Naruto? Naruto, wach auf!“

Aber der blonde Shinobi dreht sich gerade mal auf die andere Seite. Ja, sie hat auch nicht erwartet, dass das funktioniert.
 

Die schöne Clanerbin sinkt ein wenig zögernd auf die Kante seines Bettes und ignoriert ihr klopfendes Herz, als sie die Hand nach ihm ausstreckt.

„Naruto-“ Aber sie hat seine Schulter kaum berührt, als der Raum plötzlich vor ihren Augen verschwimmt.

Sie schreit ehrlich überrascht auf, als er sich unerwartet mit der Geschwindigkeit eines ANBU bewegt, nach ihren Handgelenken greift, sie herumdreht und sie in der nächsten Sekunde unter ihm auf seiner Matratze liegt.

Der letzte Rest des Schlafes klärt sich aus seinem Blick und sie erkennt schon, dass er im Reflex auf ihre Berührung reagiert hat, bevor er eine überforderte Entschuldigung stammelt.

„Hinata, ich- Was- Tut mir leid!“

Er lässt ihre Handgelenke los und rappelt sich überstürzt auf. Noch während sich die junge Clanerbin auf seinem Bett aufsetzt, fährt sich Jirayas ehemaliger Schüler beinahe beschämt mit einer Hand über den Nacken. „Es tut mir leid ich-“

„Red keinen Unsinn, Naruto, es ist nichts-“ Die junge Clanerbin erhebt sich ebenfalls von der Matratze und hebt in einer beschwichtigenden Geste eine Hand zu seinem Brustkorb, aber als ihre Fingerspitzen seine bloße Haut streifen, zieht sie ihre Hand ruckartig zurück und wendet ihren Blick errötend von ihm ab. „Ich warte draußen auf dich-“

Aber als sie sich verlegen von ihm abwenden will, um sein Zimmer zu verlassen, greift er blitzschnell nach ihrem Oberarm und die schöne Kunoichi keucht erschrocken, als er sie zu sich herum reißt und im nächsten Moment seine Lippen leidenschaftlich auf ihre senkt.
 

Hinata gibt dem hilflosen Flattern ihrer Lider mit einem Seufzen nach und schiebt ihre freie Hand an seinem Hinterkopf haltsuchend in seine wilden Haare.

Naruto legt seine Hände an ihre Hüften und wandert neckend mit seinen Fingern über ihre Seiten nach oben, bis zu ihren oberen Rippenbögen und entlockt ihr ein weiteres atemloses Keuchen, das er schamlos ausnutzt, um seine Zunge neckend über ihre Unterlippe zu ziehen.

Die schöne Clanerbin erwidert den stetig wilder werdenden Kuss seufzend, aber als sich die anhaltenden Schmerzen in ihrem Brustkorb nicht länger ignorieren lassen, ist es überraschend sie, die ihre intime Umarmung zuerst löst. Sie wendet sich vollständig von ihm ab und macht noch während sie spricht bereits Anstalten sein Zimmer zu verlassen. „Ich bin in der Küche-“

Aber Naruto greift schnell nach ihrer Hand und hält sie vorsichtig zurück. „Hinata-“

Beinahe beschämt von seinem eigenen ungestümen Verhalten fährt sich der Blondschopf mit seiner freien Hand unsicher durch die wilden Haare und erinnert Hinata dadurch unbewusst daran, dass sie vor ein paar Sekunden noch selbst ihre Finger in seinen Haaren vergraben hat. Sie wendet ihren Blick augenblicklich wieder von ihm ab, bevor dieses Mal sie eine unüberlegte Dummheit begeht.

„Es tut mir-“

Doch bevor er zu Ende spricht, fährt die junge Hyuga herum und legt ihm kopfschüttelnd einen Finger auf die Lippen. „Tut es nicht. Und das muss es auch nicht. Ich bin durchaus in der Lage nein zu sagen, wenn ich etwas nicht will, Naruto. Und jetzt tu mir den Gefallen und mach dich fertig, ich will nicht an unserem ersten Tag zu spät kommen.“

Aber bevor sie erneut Anstalten machen kann sein Zimmer zu verlassen, legt er liebevoll beide Hände an ihre Wangen und küsst sie noch einmal. Dieses Mal belässt er es aber bei einer kurzen, beinahe unschuldigen Berührung, bevor er sich ein Stück weit von ihr zurückzieht. „Ich liebe dich.“

Sie schüttelt schmunzelnd den Kopf, als er ihr damit einmal mehr aufzeigt, warum ihr Herz seit ihrem 12. Lebensjahr so hoffnungslos an dem blonden Chaoten hängt. „Ich liebe dich auch.“ Eigentlich sollte sie es ihm schwerer machen, aber sie ist sich ziemlich sicher, dass sich auch der winzige Rest ihres Widerstands spätestens in den nächsten Tagen in Luft auslösen wird. Und eigentlich kann sie es kaum erwarten…
 


 

Sie verbringen den ganzen Vormittag ausschließlich mit dem Versuch, einen Überblick über Tsunades Aktenchaos zu erlangen, auch wenn es offensichtlich ist, dass Shizune ihr möglichstes getan hat, um ihnen den Einstieg weitestgehend zu erleichtern.

Als Naruto sich zum wiederholten Mal seine Kage verfluchend durch die blonden Haare fährt, beschließt Hinata schmunzelnd, dass es höchste Zeit für ihre Mittagspause ist und der Uzumaki überschlägt sich beinahe, als er anbietet ihnen etwas zum Essen zu holen. Er küsst sie zum Abschied auf die Stirn und ist sich der Vertrautheit der zärtlichen Geste dabei nicht einmal bewusst, aber Hinatas Herz flattert unruhig in der Reaktion auf seine Berührung.

Sie lehnt sich seufzend in Tsunades breitem Stuhl zurück, als die Tür hinter Naruto ins Schloss fällt.

Aber nur wenige Minuten später ertönt ein Klopfen, das ihr in seiner autoritären Stärke ein wenig zu vertraut ist. Als die Tür zum Büro der Hokage auf ihr „Herein.“ augenblicklich aufschwingt, bestärken sich ihre schlimmsten Befürchtungen und ihr Vater tritt in den Raum. Seine Manieren gebieten ihm scheinbar erst die Tür zu schließen, bevor er seinen verachtenden Blick auf sie richtet und Hinata erhebt sich augenblicklich aus ihrer Position, um ihrem Vater zumindest annähernd auf Augenhöhe zu begegnen.
 

„Was tust du hier?“ Seine Haltung mag nichts davon verraten, aber sie hört die Missbilligung in jedem einzelnen Wort.

„Wir vertreten diese Woche die Hokage.“

„Wir?“

„Ja, ich und ein Kollege.“ Sie erinnert sich selbst daran, dass sie ihm keine Rechenschaft mehr schuldig ist und dass es außerdem nichts bringen wird, ihm in diesem Kontext Narutos Namen zu nennen. „Was führt Euch her?“

Er wirft achtlos eine Akte vor ihr auf den Schreibtisch. „Das sind die Unterlagen über den Führungswechsel im Hyuuga-Clan.“ Hiashi dreht sich um, ohne seine Tochter noch eines Blickes zu würdigen, aber natürlich kann er nicht gehen ohne noch einmal nachzutreten. „Dir allein obliegt jetzt die Verantwortung für den Hyuuga-Clan. Sieh zu, dass du nicht in wenigen Tagen alles zerstörst, was deine Vorfahren in Jahrzehnten aufgebaut haben.“

Sie hat nicht die Kraft darauf etwas zu erwidern und wartet lediglich bis die Tür hinter ihm ins Schloss fällt. Die junge Hyuga versucht angestrengt ihren schmerzhaft beschleunigten Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen und sie will hektisch nach ihrer Tasche greifen, die sie hinter dem Schreibtisch der Kage abgelegt hat, aber als sie sich nach ihrem Rucksack bückt, überwältigt sie ein vertrautes Schwindelgefühl und sie sinkt mit einem leisen Stöhnen auf die Knie.

Sie spürt bereits, wie ihr Bewusstsein unter ihrem unrhythmischen Herzschlag zu schwinden beginnt, als sie ihre rechte Hand angespannt über ihren Brustkorb führt und mit ihrer verbleibenden Konzentration gerade noch ihr heilendes Chakra aktivieren kann, um es direkt in ihr Herz zu leiten.
 

Als der stechende Schmerz in ihrem Brustkorb endlich nachlässt, nimmt sie auch langsam ihre Umgebung wieder war und hört so auch knallend die Tür ins Schloss fallen, als Naruto zurückkommt.

„Ich hoffe du magst- Hinata!“

Sie zwingt ihre Augen nach oben, als er panisch vor ihr auf die Knie fällt und vorsichtig beide Hände an ihre Wangen legt.

„Was ist passiert? Soll ich dich ins Krankenhaus bringen?“

„Nein, es geht schon wieder.“ Sie lässt sich von ihm aufhelfen, gesteht jedoch ihre anhaltende Schwäche ein, indem sie ihre Stirn seufzend gegen seinen Brustkorb lehnt. Als sie spürt wie Naruto vorsichtig beide Arme um sie schlingt und ihr tröstend einen Kuss auf den Haarschopf haucht, schließt sie die Augen und erlaubt sich seinen Halt zu nutzen, bis sich ihr Körper wieder vollständig von seinem Schwächeanfall erholt.

„Bist du sicher?“

„Ja.“ Sie versichert sich, dass sie alleine stehen kann, bevor sie sich wieder vollständig aufrichtet, jedoch lockert Naruto seinen Halt um ihre zierliche Gestalt nur minimal und macht keinerlei Anstalten sie loszulassen.

Als sie seinem besorgten Blick begegnet, hebt sie tröstend eine Hand an seine Wange. „Wirklich, mach dir keine Sorgen.“

Er ringt sich ein Schmunzeln ab, das jedoch längst nicht so unbeschwert ist wie sonst. „Ich fürchte, das ist unmöglich.“

„Du brauchst dich aber nicht zu sorgen. Es wird nur noch eine Weile dauern, bis ich mich vollständig erholt habe. Komm lass uns essen, bevor es kalt ist.“

Ihm ist durchaus klar, dass sie ihren Gesundheitszustand einmal mehr herunterspielt und dass Sakura ihn höchstwahrscheinlich dafür vierteilen würde, dass er ihr das durchgehen lässt, aber er sieht keinen Sinn darin sie zu bedrängen oder sie zu bevormunden. Aber er schwört gleichzeitig stumm, dass er sie die nächsten Tage über keine fünf Minuten mehr aus den Augen lassen wird.
 


 

Der Rest ihres Nachmittags verläuft im Vergleich dazu ereignislos, aber der Stapel Arbeit auf dem Schreibtisch hält sie bis in die späten Abendstunden in Tsunades Büro.

Hinata unterdrückt ein Gähnen und legt die letzte Akte, die sie gerade bearbeitet hat auf den Stapel abgeschlossener Fälle. „Und willst du nach diesem Tag immer noch Hokage werden?”

Doch statt einer Antwort, lässt sie ein unerwartetes Gewicht auf ihrer Schulter plötzlich aufsehen.

Sie hat nicht bemerkt, dass Naruto neben ihr eingeschlafen ist. Sein Kopf ist im Schlaf zur Seite und direkt auf ihre Schulter gerutscht, ohne dass er davon aufgewacht ist. Sie spürt eine vertraute Wärme in ihre Wangen schießen und mustert einen Moment lang seine entspannten Gesichtszüge. Er wirkt in diesem Moment so jungenhaft, dass er sie unweigerlich an den übermütigen Genin erinnert, der er einmal war und in den sie sich vor so vielen Jahren verliebt hat.

Mit dem Gedanken, dass sie ihn in fünf Minuten wecken wird, lehnt sie ihren Kopf zurück gegen das schwere Holz des Schreibtisches und schließt die Augen.
 


 

Naruto stößt die Tür zu Hinatas Zimmer vorsichtig auf, sorgfältig darauf bedacht die junge Frau in ihrem friedlichen Schlaf nicht zu stören.

Sie wacht nicht einmal auf, als er ihre Decke zurückschlägt und ihr vorsichtig die Schuhe von den Füßen streift, doch als er sie auf ihr Bett legt und sich leise von ihr zurückziehen will, hält ihn ihre zierliche Hand auf, die sich fest im Schlaf fest in sein T-Shirt vergraben hat und ihn so wirkungsvoll vom Gehen abhält. Er zögert einen Moment lang, aber er will sie wirklich nicht wecken. Und obwohl das wahr ist, ist es gleichzeitig nur eine Ausrede. Er hofft, dass sie ihm verzeihen wird, aber er hat weder die Kraft noch den Willen ihr zu widerstehen.

Er streift seine Schuhe ab und wird mit einer Hand auch seine Hose los, bevor er in T-Shirt und Unterwäsche zu ihr unter die Decke schlüpft und sie vorsichtig zurück in seine Arme zieht.
 

.

.

.
 

Etliche Stunden früher, bei Sasuke und Sakura
 

Zur Mittagszeit haben sie die Hälfte ihrer Strecke zurückgelegt und ihr Plan sieht vor, dass sie an dieser Stelle ihre Ninjaausrüstung ablegen und ihre Tarnidentitäten annehmen, um eine glaubwürdige Spur ihrer Anreise zu legen.

Sakura bindet gerade den Gürtel ihres vornehmen Kimonos fest, als Sasuke, gekleidet in die entsprechende männliche Variante der Traditionskleidung, aus dem Waldstück heraustritt, in das er sich hauptsächlich zurückgezogen hat, um ihr die Möglichkeit zu geben sich ungestört umzuziehen.

Seine dunkle Stimme durchbricht das anhaltende Schweigen zwischen ihnen zuerst und Sakura runzelt skeptisch die Stirn.

„Wir sollten unsere Geschichte absprechen.“

„Hast du die Lebensläufe nicht gelesen, die Tsunade dem Auftrag beigelegt hat?“ Allein der Gedanke an ihre erfundene Geschichte, die für Sakuras Geschmack viel zu viele Parallelen zu ihrem eigenen Leben aufweist, um sie an einen Zufall glauben zu lassen, lässt die talentierte Medic-nin ihre ehemalige Lehrmeisterin einmal mehr verfluchen.

Haben sich in der Schule kennen gelernt…

Früh geheiratet, nachdem er ein paar Jahre im Ausland verbracht hat…

Sasukes Antwort reißt sie aus der Erinnerung an ihre widerlich frisierten Lebensläufe. „Natürlich habe ich das, aber du weißt so gut wie ich, dass in solchen Identitäten gerade mal das Nötigste aufgelistet ist. Das wird uns für diese Mission kaum reichen.“

„Dann improvisieren wir eben.“

„Und riskieren im Zweifelsfall die Mission?“
 

Sie unterdrückt jeglichen bissigen Kommentar in der Richtung, wann aus ihrem desinteressierten Teamkameraden von früher ein solcher Pedant geworden ist, aber sie mahnt sich selbst jene Ruhe zu bewahren, die ihr in seiner Gegenwart jedes Mal viel zu leicht abhanden kommt. „Was müssen wir dann deiner Meinung nach noch unbedingt über den anderen zu wissen?“

„Wir sind verheiratet. Niemand wird uns glauben, dass wir uns noch nie über Kinder unterhalten haben.“

Seine Aussage verleiht ihrem Gespräch eine unerwartet intime Tiefe, die sie im Moment wirklich nicht mit ihrem früheren Teamkameraden teilen will. Aber als sie ihn gerade darauf hinweisen will, dass sie hinter ihrem Zeitplan zurückfallen werden, wenn sie nicht gleich aufbrechen werden, schließen sich seine Finger um ihren Oberarm und zwingen sie so wirkungsvoll ihn anzusehen.

„Würdest du mich heiraten, ohne zu wissen, ob ich Kinder will?“

Es liegt ihr auf der Zunge ihm gehässig an den Kopf zu werfen, dass sie daran noch nie einen Gedanken verschwendet hat, aber das wäre eine ausgesprochen dreiste Lüge und er würde es ebenso wissen wie sie. Auch wenn es schon viele Jahre her ist, dass sie sich als schwärmender Teenager unzählige Male ausgemalt hat, später einmal auf diese Art an seiner Seite sein zu dürfen.

Sie hofft, dass die Wahrheit ihr Gespräch schneller beenden und es für sie nicht noch schlimmer machen wird. „Ich weiß, dass du Kinder willst.“
 

Der dunkelhaarige Shinobi hebt skeptisch eine Augenbraue und ist sich nicht einmal bewusst, dass er sie mit seinem anhaltenden Zweifel an ihrer Person schon wieder beleidigt.

„Ich bitte dich, du hast mit zwölf schon öffentlich erklärt, dass du vorhast deinen Clan wieder aufzubauen, nachdem du deine Familie gerächt hast. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass du den Uchiha-Clan mittlerweile aussterben lassen willst oder irre ich mich?“

Der trotzige Unterton in ihrer Stimme amüsiert ihn, auch wenn man seiner stoischen Miene diese Emotion natürlich in keinster Weise entnehmen kann. „Nein, ich will Kinder. Mehrere“, betont er, als wäre ihr seine bewusste Verwendung des Plurals nicht aufgefallen.

„Schön“, die talentierte Medic-nin verdreht offen die Augen, „ich auch. Hätten wir das dann jetzt geklärt?“

„Nein. Wie viele?“

„Verdammt, Sasuke! Sagen wir drei.“

Sein arrogantes Grinsen bringt ihr Blut auf eine Art zum Kochen, die ganz bestimmt nicht gesund ist. „Ich will mindestens vier.“

„Tja, auch in einem Paralleluniversum bekommt man nicht alles, was man will. Dann sagen wir einfach, dass wir uns noch nicht ganz einig sind und zunächst einmal mit einem anfangen wollen, dass wir jedoch beide auf keinen Fall wollen, dass unser Kind als Einzelkind aufwächst.“

Er zuckt gleichgültig mit den Achseln, als wäre nicht er derjenige, der seit Minuten auf diesem Thema herumreitet. „Okay, aber da wäre noch etwas.“

Die talentierte Medic-nin schließt müde die Augen und unterdrückt die wenig herzlichen Gefühle, die bei dem Gedanken daran, dass sie dieses Schlamassel einzig und allein ihrer ehemaligen Lehrmeisterin verdankt, erneut sauer in ihr aufsteigen, mühsam. Sie hasst einfach alles an ihrer momentanen Situation.

Dass sie sich mit einem lächerlichen Auftragsmord herumschlagen muss und Sasuke in der ganzen Sache ihr Partner ist, wo Professionalität in seiner Gegenwart schon immer das letzte war, wozu sie je in der Lage war.

Am schlimmsten ist aber, dass sie nicht bei Hinata sein kann. Die Angst, dass ihrer angeschlagenen Freundin etwas passieren könnte, während sie mehr als eine Tagesreise von ihr entfernt ist, bringt sie fast um.

Außerdem hat sie obendrein noch viel zu viele Geheimnisse, von denen sie niemals will, dass ausgerechnet Sasuke sie erfährt, um die nächsten Tage auch nur halbwegs entspannt unentwegt an seiner Seite verbringen zu können.

Und dann wäre da noch die klitzekleine Tatsache ihrer Tarnung…
 

Als sie die Augen wieder aufschlägt, ist jede winzige Spur von Emotionen daraus verschwunden und der Clanerbe erkennt unzufrieden, dass der leere Ausdruck in ihren Augen ihn ein wenig zu sehr daran erinnert, was ihm selbst jeden Tag im Spiegel begegnet.

„Wirst du mir heute noch sagen, was dich beschäftigt, damit wir endlich weiter können oder soll ich raten, was dir auf deiner zarten Seele lastet?“

Ihr vorlautes Mundwerk wiederum amüsiert ihn ein wenig zu sehr.

„Was wirst du tun, wenn ich dich küsse?“

Irgendwie hat sie unheilvoll erwartet, dass er darauf hinaus will. Sie fragt sich schon seit Tagen, warum er seitdem kein Wort über diesen Vorfall verloren hat. Die Tatsache, dass sie eine ähnliche Frage längst erwartet hat, erlaubt es ihr die Farce von Gelassenheit aufrecht zu erhalten, obwohl ihr Herz in ihrem Brustkorb viel, viel zu schnell schlägt.

„Ich habe schon andere Männer geküsst, Uchiha. Und meine Tarnung während einer Mission ist seit meinem Eintritt in die ANBU noch nie aufgeflogen.“

Sein nächster Schritt wird ihr schon klar, als sie noch sieht wie seine schwarzen Augen noch eine Nuance dunkler werden, bevor er sich mit der Geschwindigkeit eines ANBU auf sie stürzt. Er drängt sie grob gegen den Baum in ihrem Rücken und eigentlich wollte er das Ganze ein klein wenig subtiler angehen und sie noch ein wenig schikanieren, aber ihr Kommentar über andere Männer schürt einen Zorn in ihm, den er schon eine ganze Weile nicht mehr auf diese Art zugelassen hat. Er hat ihr seine Lippen rau aufgedrückt, um sie zum Schweigen zu bringen, aber als er ihren Kuss vertieft, hat das rein gar nichts mehr damit zu tun. Seine Finger vergraben sich mahnend in die zarte Haut an ihrer Hüfte, als ihr Oberteil unter seiner dominanten Berührung nach oben rutscht und er nutzt seinen Halt um ihren Körper, um sie noch näher gegen seinen zu ziehen.
 

Ihr Herz ist ein elender Verräter. Von der Sekunde an, in der Sasukes Lippen zum zweiten Mal die ihren berühren, lässt es keinen Zweifel daran, dass seine achtjährige Abwesenheit an ihren Gefühlen für diesen Mann rein gar nichts geändert hat. Sie ringt mit ihren Emotionen, als ihr von dieser unbequemen Gewissheit schwindelt und statt sich damit auseinanderzusetzen, schiebt sie das Wissen um diese Erkenntnis weit von sich und erwidert den leidenschaftlichen Druck seiner Lippen seufzend.

Ihr letzter bewusster Gedanke ist, dass sie weiß, dass er sie küsst um etwas zu beweisen. Aber das ist nicht der Grund, warum sie eine Hand in seinen Nacken schiebt und ihre Lippen gegen seine öffnet, als er aus diesem Kuss weit mehr macht, als für ihre Tarnung jemals nötig sein wird.
 

Als er sich von ihr löst, ist es ihr unmöglich auch nur zu schätzen, wie lange sie so dagestanden haben, aber sie verbietet ihren Gefühlen sich in ihrem ganzen bunten Wirrwarr in ihren Gesichtszügen zu zeigen, auch wenn sie durchaus dankbar dafür ist, dass der Baum in ihrem Rücken ihr weiterhin stützend Halt gibt, als Sasuke seinen dominanten Griff von ihr nimmt und einen Schritt zurücktritt.

Die schöne Medic-nin widersteht dem Versuch sich mit der Zunge über die leicht geschwollenen Lippen zu fahren und betet, dass ihre Stimme sie nicht verraten wird, als sie ihre nächsten Worte betont gelassen über ihre Stimmbänder zwingt. „Können wir jetzt endlich gehen?“

Sie dreht sich augenrollend um, als sie die männliche Selbstzufriedenheit in seinen Augen sieht und versichert sich, dass ihre Ausrüstung gut verborgen ist, bevor sie die wenigen hundert Meter restlichen Wald durchquert, um als Zivilist ein unbedeutendes, kleines Dorf zu betreten, das auf ihrer Route liegt. Ihr Plan sieht vor am nächsten Tag von dort aus den Rest des Weges zum Anwesen des Grafen zurückzulegen, zu dessen Geburtstag ihre Tarnidentitäten eine Einladung haben.
 

Sakura erwägt die Ironie der Tatsache, dass der Graf an seinem Geburtstag auch sterben wird, während Sasuke ihnen in einer kleinen Pension ein Zimmer für die Nacht mietet.

Es ist mehr eine alte Gewohnheit als ernsthafte Besorgnis, dass sie zuerst den Kleiderschrank öffnet, das angrenzende Badezimmer betritt und sogar einen Blick unter das breite Bett wirft, um sich zu versichern, dass ihnen niemand auflauert.

Sie spürt den Blick ihres schweigsamen Teamkameraden auf sich und fragt sich stumm, wie lange es dieses Mal dauern wird, bis er auf den Vorfall im Wald zu sprechen kommt. Denn sie wird das Thema bestimmt nicht anschneiden.

„Wie willst du ihn töten?“

Sakura sieht überrascht auf, als der dunkelhaarige Clanerbe sein Schweigen tatsächlich zuerst bricht, als sie sich gerade seufzend auf die Kante des Bettes sinken lässt, das sie heute Nacht teilen werden. Nicht, dass ihr Unterbewusstsein sie auch nur eine Sekunde lang vergessen lässt, dass sie bereits eine Nacht an der Seite des letzten Uchihas verbracht hat.

Als sie ihm nicht gleich antwortet, kommt sie in den seltenen Genuss der Tatsache, dass er sich sogar dazu herablässt, seine Frage weiter auszuführen. „Tsunade hat explizit betont, dass du den Anschlag selbst ausführen wirst.“

Sie wüsste gerne, wie er es erträgt, dass er in dieser Mission wirklich nur ihr Partner ist und sie die Hauptarbeit übernehmen wird, aber sein stoisches Verhalten lässt wie üblich keinen Rückschluss darüber zu, was er wirklich denkt.

„Ich brauche keine 30 Sekunden unauffälligen Körperkontakt zu einem Mann, um in seinem Körper eine Reaktion auszulösen, die niemand je von einem Herzinfarkt wird unterscheiden können. Ein Mann in seiner Position ist zu vorsichtig, um sich in einem solchen Rahmen Gift unterjubeln zu lassen, außerdem ist das die unauffälligste Art jemanden zu töten, die ich kenne. Von den raffinierten Künsten des Hyuuga-Clans einmal abgesehen. Ich werde sein Herz beschädigen, aber es wird fast eine halbe Stunde dauern, bis es unter dem Schaden versagt. Alles, was ich brauche, ist ein Vorwand um nah genug an ihn heranzukommen, aber gemäß seinem Ruf macht er es sich zur Aufgabe, auf jedem seiner Feste mindestens einmal mit allen anwesenden Frauen zu tanzen, also sieht Plan A vor, dass er sich mir selbst ans Messer liefert. Und sollte das nicht funktionieren, können wir immer noch einen ehelichen Streit inszenieren, der mich dazu treibt Trost in den Armen eines anderen Mannes zu suchen.“ Sie erhebt sich und löst bereits den Gürtel ihres Kimonos, während sie durch die angrenzende Tür ins Bad tritt. „Ich geh duschen.“
 


 

Sie hat noch wachgelegen, als Sasuke eine ganze Weile nach ihr ebenfalls aus dem Bad gekommen und beinahe lautlos neben sie in das Hotelbett gestiegen ist. Und auch noch bestimmt zwei Stunden, nachdem sein Atem eine untrügliche Gleichmäßigkeit angenommen hat. Aber irgendwann ist sie offensichtlich doch eingeschlafen. Ansonsten würde ihr jetzt nicht die zweifelhafte Freude zu Teil, aus einem Albtraum aufzuwachen, in der sie ihre beste Freundin wieder und wieder hat sterben sehen, ohne dass sie ihr helfen konnte.

Die talentierte Medic-nin schreckt keuchend in sitzende Position und ist sich dunkel bewusst, wo sie ist, aber die Bilder ihres Traumes hängen ihr noch zu sehr nach und sie zuckt spürbar zusammen, als sich eine Hand um ihren Unterarm legt.

Ihr Körper reagiert bereits auf den Reflex, nach dem Messer unter ihrem Kopfkissen zu greifen, als ihr Verstand erst langsam meldet, dass es Sasuke ist, der sie hält, aber er unterbindet ihre Bewegung, indem er seinen Griff um ihren Unterarm geschickt festigt, seinen anderen Arm um ihre Hüfte schlingt und sie schnell zurück gegen seinen Körper zieht. Ihr Widerstand stirbt in seinem Halt, aber sie befreit sich auch nicht daraus.

„Ich bin sicher, es geht ihr gut.“

Als seine tiefe Stimme leise an ihr Ohr dringt, fährt sie perplex herum und rutscht aus seinem Halt, während sie ihn in der Dunkelheit so gut wie möglich mustert. Aber sie hat auch nicht das geringste Verlangen danach das Licht anzuschalten und ihn damit noch mehr sehen zu lassen, als er scheinbar auch so schon tut.

„Woher weißt du-“

„Du hast im Schlaf nach ihr gerufen.“

Sie sieht zwar undeutlich, wie er seine Hand hebt, zuckt aber erst zusammen, als seine Finger die Haut an ihrer Wange berühren und ihr erst dadurch bewusst wird, dass sie weint. Ihre eigene Schwäche hassend, fährt sie sich unwirsch mit dem Arm über die Wangen und ringt angestrengt um ihre Beherrschung.
 

Sie lehnt sich zurück in die Kissen und dreht sich von ihm weg, bevor sie gestresst die Augen schließt. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht-“

Doch der Rest ihrer Entschuldigung bleibt ihr im Hals stecken, als sich ihr schweigsamer Teamkamerad hinter sie legt und sie erneut ungefragt in eine überraschend tröstende Umarmung zieht.

„Naruto würde nie zulassen, dass ihr etwas passiert.“

„Ich weiß.“ Aber ebenso weiß sie, dass Hinatas Gesundheit und zu viele andere Faktoren weit außerhalb des Einflussbereichs ihres besten Freundes liegen. Sie ist jedoch dennoch zu stur anzuerkennen, dass es wohl nur an der Gegenwart eines anderen Mannes an ihrer Seite liegt, dass sie in dieser Nacht auch nur eine weitere Minute schlafen kann.
 

.

.

.

Inochi

Am nächsten Morgen in Sakuras und Sasukes Hotelzimmer
 

Als Sasuke am nächsten Morgen zum ersten Mal die Augen öffnet, ist er bereits allein in dem breiten Hotelbett, aber eine Sekunde später entdeckt er seine junge Teamkameradin im Türrahmen des angrenzenden Badezimmers. Er hebt fragend eine Augenbraue, angesichts des skeptischen Gesichtsausdrucks mit dem sie ihn mustert, aber die talentierte Medic-nin schüttelt nur ablehnend den Kopf.
 

Das hier ist weder der passende Ort noch der richtige Zeitpunkt, um dieses Gespräch zu führen. Der Gedanke, dass sie endlich gelernt hat, ihre Gefühle hinter ihrem Beruf zurückzustellen, entlockt ihr ein ironisches Schmunzeln und eine halbe Stunde später verlässt sie hinter Sasuke das Hotelzimmer und mahnt sich selbst an der Rolle der verliebten Ehefrau festzuhalten. Kami, wie sehr sie Tsunade im Moment hasst.
 


 

Sie erreichen das Anwesen des Grafen zur vorgesehenen Zeit am späten Nachmittag und werden bereits an der imposanten Eingangstür von einer jungen Bediensteten begrüßt.

„Guten Tag! Sie müssen das Ehepaar Koun sein, wir haben Sie bereits erwartet. Bitte kommen Sie herein, ich zeige Ihnen ihr Zimmer. Die Begrüßung findet um 18.00 Uhr im großen Saal statt. Man wird sie eine Viertelstunde vorher abholen. Sollten Sie etwas benötigen, zögern Sie bitte nicht danach zu fragen. Mein Name ist-“ Das Gequassel des jungen Mädchens gleichgültig ausblenden, bemüht Sakura sich darum einen faszinierten Ausdruck auf ihre Miene zu legen, während sie sich mit jedem Schritt die Lage des Hauses einprägt.

Gleichzeitig erinnert sie all die übertrieben zur Schau gestellte Herrlichkeit, warum sie Aufträge wie diesen seit jeher verabscheut hat. Die gestelzte Förmlichkeit und die Bedeutungslosigkeit hinter Veranstaltungen wie diesen haben sie schon immer angewidert.

„Bitte sehr, hier ist Ihr Zimmer, angrenzend befindet sich auch ein Badezimmer. Ich lasse Sie jetzt allein.”

Na, Kami sei Dank. Das lose Mundwerk der Kleinen erinnert sie ein wenig zu sehr an Ino und wenigstens davon hätte sie während dieser verleideten Mission gerne Urlaub.

Sie überlässt die Überprüfung des Zimmers dieses Mal Sasuke und öffnet stattdessen ihre elegante Tasche, die Tsunade heute Morgen an ihr Hotelzimmer hat liefern lassen, um den festlichen Kimono herauszuholen, der zweifellos für die Feierlichkeiten an diesem Abend vorgesehen ist und dessen Prunk in ihren Augen eine einzige Verschwendung darstellt. Obwohl das versteckte Mädchen in ihr die Schönheit des Kleidungsstücks still und leise doch zu würdigen weiß.

„Ich geh ins Bad!“

Sie hört das gewohnt gleichgültige „Hn.“ ihres dunkelhaarigen Teamkameraden noch, bevor sie die elegante Holztür ins Schloss drückt und sehnsüchtig einen Blick auf die prunkvolle Badewanne des Raumes wirft.

Aber bis sie sich aus dem einen Kimono raus und in den anderen hineingeschält hat, werden sie wohl schon beinahe abgeholt werden und sie kann nur hoffen, dass sie vielleicht nach der Feier noch die Gelegenheit haben wird, zumindest diesen kleinen Luxus zu genießen.
 

Die talentierte Medic-nin wirft einen kritischen Blick in den prunkvollen Spiegel zu ihrer Linken, um den Sitz ihrer komplizierten Hochsteckfrisur zu überprüfen und streicht abwesend über eine nicht existente Falte in der kostbaren Seide, die sie auf der Haut trägt, während sie mit einem schweren Seufzen aus dem Badezimmer tritt.

Aber als ihr Blick auf ihren herrischen Teamkameraden fällt, der sich längst umgezogen und bis zu ihrer Rückkehr beinahe abwesend aus dem hohen Fenster gestarrt hat, stockt ihr Atem beinahe schmerzhaft in ihrem Brustkorb. Während ihr eigener Kimono in einem hauchzarten grün gehalten und mit goldenen Ornamenten verziert ist, besteht das traditionelle Gewand des Uchihas passend aus einem blau, das so dunkel ist, dass es beinahe schwarz ist, aber der Gürtel den er trägt, ist in demselben lindgrün gehalten wie ihr Kleid und symbolisiert so stumm, dass sie zusammen gehören.

Die Tatsache, dass sie ein Paar abgeben müssen, hinterlässt ein weiteres Mal einen bitteren Beigeschmack auf ihrer Zunge, aber sie schiebt den ablenkenden Gedanken mit all den zusammenhängenden Emotionen entschlossen zur Seite und stählt ihre Haltung.
 

Vertieft in ihre eigenen Gedanken, entgeht ihr die eindringliche Musterung, der ihr früherer Teamkamerad ihren Körper unterzieht. Aber als er den ersten Schritt auf sie zutritt, schreckt sie auf und beobachtet stirnrunzelnd, wie er sich ihr mit gleichmäßigen Schritten nähert, ohne ein einziges Wort zu verlieren.

Sie sieht seine nächste Handlung kaum kommen, so schnell überwindet er den Abstand zu ihr, greift um ihre Hüfte und reißt sie beinahe grob gegen seinen Körper. Während sie noch überrascht die Augen aufreißt, liegen seine Lippen bereits auf ihren und er nutzt ihr atemloses Keuchen schamlos aus, um ihren Kuss weiter zu vertiefen und seine Zunge aufreizend über ihre zu ziehen.

Sakura schiebt ihre Hände seufzend in die dunklen Haare des Clanerben und erwidert seinen Kuss schnell, um das feine Schmunzeln auf ihren Lippen zu verbergen. Aber als seine Finger an dem Gürtel ihres edlen Kimonos ziehen, stößt sie ihn energisch von sich und mustert sein selbstzufriedenes Grinsen kopfschüttelnd.
 

„War nur ein Test.“, behauptet er süffisant und fährt sich anmaßend mit dem Daumen über seine eigene Unterlippe.

„Pass auf, dass ich nicht gleich teste wie es sich anfühlt dir eine zu verpassen.“ Aber es steckt keine ernsthafte Härte hinter ihren Worten, deshalb rechnet er auch nicht damit, dass sie, statt sich bei ihm einzuharken, ausholt und ihm einen durchaus spürbaren Haken in die linke Seite verpasst. „Ich warne dich, wenn du auch nur einen Gedanken daran verschwendest vor all diesen Leuten mehr zu tun, als mich zu küssen, werde ich in aller Öffentlichkeit einen Ehekrach inszenieren, der sich ge- SASUKE!“

Er genießt ihr empörtes Keuchen, als er seine Hand neckend über ihren Rücken schiebt und sie durch die Lagen Stoff hindurch spürbar in den Hintern zwickt. Die talentierte Medic-nin fährt fluchend zu ihm herum und hebt bereits die Hand, aber er bewegt sich dieses Mal schneller, greift gelassen nach ihren Handgelenken und nutzt seinen Halt um eben diese, um die fluchende ANBU grob zurück gegen die nächste Wand zu drängen und ihr zum zweiten Mal seine Lippen aufzudrücken.

Doch dieses Mal wehrt sie sich energisch gegen seinen Halt und ihr Widerstand lässt die Berührung zwischen ihnen in Sekunden eskalieren.
 

Das tiefe Knurren, das nur von ihrem sonst so beherrschten Teamkameraden kommen kann und bewegend gegen ihre Lippen vibriert, lässt Sakura für einen Moment vergessen, dass sie seine ständige Bevormundung in den Wahnsinn treibt und als sich sein Griff um ihre Handgelenke löst, schlingt sie sie um seinen Nacken, um ihn näher zu sich zu ziehen, anstatt ihn wegzustoßen.
 

„Du elender Mistkerl“, flüstert sie heiser, als er sich schließlich von ihr löst, aber sie spürt lange verdrängte Gefühle durch ihren Körper flimmern und sie weiß, dass sie mit einiger Sicherheit auch sichtbar in ihren Augen schwimmen.

„Lass uns das hinter uns bringen.“

Aber es beschwichtigt ihren rasenden Puls ein wenig, dass auch seine Stimme nicht ganz so gleichgültig klingt wie sonst.

„Und dann?“, will sie mutig wissen. Denn langsam ist sie das ewige Hin und Her leid.

„Reden wir.“

Das bringt sie nun wirklich zum Lächeln. „Wir wissen beide, was du vom Reden hältst.“

Aber das seltene Grinsen auf seinen Lippen lässt ihr dummes Herz tatsächlich flackern.

„Dann werden wir halt weniger reden“, raunt er gegen ihre Lippen und die erfahrene Kunoichi hat Mühe das Zittern ihres Körpers vor ihm zu verbergen.

„Lass uns endlich erledigen, wofür wir hergekommen sind.“ Bevor sie zum ersten Mal in ihrer Zeit als ANBU ernsthafte Gefahr läuft, das Missionsziel aus den Augen zu verlieren.
 

.

.

.
 

Ein wenig früher in Konoha
 

Sie zuckt beinahe zusammen, als sie beim Aufwachen das fremde Gewicht um ihren Körper registriert, aber als sie die Augen aufschlägt, erstarrt sie wirklich. Sie liegt halb auf Narutos rechtem Arm, während sein linker fest um ihre Hüfte geschlungen ist und sie ist so nah bei ihm, dass sie seinen Herzschlag unter ihrer Wange fühlen kann.

Von ihrer derzeitigen Lage überrascht und ein klein wenig überfordert, ist der schönen Clanerbin entgangen, dass der junge Mann an ihrer Seite bereits erwacht ist und sie keucht überrascht, als er seinen sanften Halt um ihren Körper plötzlich festigt.

„Sei nicht sauer“, flüstert er leise und sie hebt ihren Blick überrascht zu seinen blauen Augen.

Ihr Verstand ist noch zu schlaftrunken, um zu der Bedeutung seiner Worten aufzuschließen und auch das kann sie zweifellos ihrer schweren Verletzung zuschreiben, denn normalerweise ist sie schon hellwach bevor sie überhaupt die Augen aufschlägt. Aber er spricht sichtbar besorgt hektisch weiter und versucht ihre Situation zu erklären.

„Wir sind eingeschlafen und dann habe ich dich hergetragen und… du hast mein T-Shirt festgehalten und ich-“

Der chaotische ANBU unterbricht sich stockend, als Hinata ihm mit einem Schmunzeln ihren Zeigefinger auf die Lippen legt, um seine aufgeregte Erklärung zu unterbinden.

„Naruto, ich bin nicht sauer.“

„Bist du nicht?“

„Nein.“ Die schöne Hyuuga lehnt ihre Stirn lächelnd gegen seinen Brustkorb und schließt entspannt die Augen, als er seinen Halt um ihren Körper beinahe automatisch festigt. „Das hier ist schön.“

„Ja“, stimmt er ihr mit einem entspannten Seufzen erleichtert zu und zieht sie noch ein wenig näher an sich.

Sie verweilen einen Moment lang in ihrer zärtlichen Umarmung, bevor Hinata seufzend einen Blick auf die Uhr neben ihrem Bett wirft. „Aber wir müssen trotzdem aufstehen.“

„Nein.“ Der blonde Eliteshinobi birgt sein Gesicht grummelnd an ihrer Schulter und macht keinerlei Anstalten sie loszulassen, während die talentierte Clanerbin ausgelassen lacht und ihre Finger spielerisch in seinen wilden Haaren vergräbt.

Was machen schon die paar Minuten…
 


 

Natürlich kommen sie an diesem Morgen viel zu spät ins Büro der Hokage, aber Naruto zeigt sich von dieser Tatsache nicht im Mindesten beeindruckt und auch Hinata vergisst schon nach einer Sekunde, warum sie gerade noch ein schlechtes Gewissen gehabt hat, als der blonde Shinobi sie umstandslos gegen die kaum geschlossene Tür des Büros drängt und sie in einen Kuss verwickelt, der sie beinahe ihren eigenen Namen vergessen lässt.

„Naruto“, flüstert sie leise und viel zu atemlos, um irgendwie zu kaschieren, was seine Nähe mit ihr macht. Aber dieses Geheimnis hat sie ohnehin schon vor langer Zeit verraten.

„Ja?“

Sie spürt sein zufriedenes Grinsen an ihrem Hals, während er gleichzeitig mit seinen Lippen weiter neckend über den oberen Knochen ihres Schlüsselbeins streift und ihr damit in Sekunden am ganzen Körper eine verräterische Gänsehaut beschert.

Während die Hinata noch um ihre Beherrschung ringt, wandert sein Mund gefährlich tief ihren Ausschnitt entlang, bis er den oberen Saum ihres Oberteils erreicht und die junge Clanerbin vergräbt ihre Zähne hart in ihrer Unterlippe, um das Seufzen zu unterdrücken, dass ihr zu entfliehen droht. Sie hat längst vergessen, dass sie seine Nähe eigentlich unterbinden und ihn ermahnen wollte, endlich an die Arbeit zu gehen, aber das laute Klopfen, das das dunkle Holz in ihrem Rücken spürbar vibrieren lässt, erinnert sie zu spät daran.
 

Hinata registriert das Chakra ihres besten Freundes erst jetzt und spürt beschämt, wie sich die Röte auf ihren Wangen verräterisch vertieft, als ihr klar wird, dass ihr früherer Teamkamerad augenblicklich erraten wird, worin sie und Naruto gerade verwickelt waren.

Das jungenhafte Grinsen auf den Lippen des Uzumaki lässt ihr Herz erneut schmerzhaft flattern, während sie gleichzeitig hektisch versucht ihre Haare zurück in eine halbwegs ordentliche Frisur zu bringen.

„Tut mir leid“, flüstert er leise und vergräbt gleichzeitig ein wenig selbstgerecht beide Hände in den Hosentaschen, während er endlich ein paar Schritte zurücktritt und sich vollkommen entspannt zurück gegen den breiten Schreibtisch der Hokage lehnt.

Nejis Cousine versucht wenigstens ihn streng anzusehen, während sie den hoffnungslosen Kampf aufgibt die Situation noch irgendwie retten zu wollen und nach der Klinke in ihrem Rücken greift, um ihren früheren Teamkameraden hereinzulassen. „Das bezweifle ich.“
 

„Kiba.“

Der Inuzuka betritt bereits grinsend den Raum und wirft einen Blick auf die roten Wangen seiner besten Freundin, bevor er schmunzelnd einen Arm um ihre Schulter schlingt und zulässt, dass sie ihr Gesicht verlegen an seiner Schulter verbirgt. „Ich dachte mir schon, dass es sicherer für mein Seelenheil wäre vorher anzuklopfen, als ich gehört habe, dass ihr beide die Hokage vertretet.“

Naruto kann nicht verstehen, was Hinata gegen den Hals ihres früheren Teamkollegen nuschelt, aber er ringt für einen Moment mit seiner unbegründeten Eifersucht, als Kiba daraufhin schallend lacht und den zierlichen Körper der Hyuuga mit beiden Armen fester gegen seinen Körper zieht.

Aber die nächsten Worte des Inuzuka lassen ihn diese unangebrachte Emotion schlagartig vergessen und geben ihm stattdessen einmal mehr das Gefühl kolossal versagt zu haben.

„Wie geht es dir?“

Der Uzumaki kann die Antwort seiner Freundin wieder nicht verstehen, dafür ist ihm schmerzhaft klar, dass der Jonin diese Frage nicht nur auf den Gesundheitszustand der jungen Clanerbin bezieht.

Er ist so ein Idiot.

Hinatas Herzfehler und die Gefahr, die davon ausgeht, solange sie weiter im aktiven Dienst tätig ist, gehen ihm beinahe ununterbrochen durch den Kopf, aber er hat sie in den letzten Tagen nicht einmal gefragt, wie sie den tragischen Verlust ihrer Teamkameraden erträgt. Kiba dagegen kann es gar nicht vergessen, weil er ihren Schmerz teilt.
 

Versunken in seine Selbstvorwürfe bemerkt er zuerst nicht, dass der Inuzuka mittlerweile einen Großteil seiner Aufmerksamkeit ihm zugewandt hat. Aber Naruto weiß den Blick, den der andere Shinobi ihm über die Schulter seiner Teamkameradin warnend zuwirft, durchaus zu deuten. Und er weiß, irgendwann wird er den Moment finden müssen, dem Inuzuka dafür zu danken, dass er in den letzten Jahren immer für Hinata da war, während er diese Rolle nicht erfüllen konnte.

Nejis Cousine löst sich schließlich mit einem verlegenen Räuspern aus der Umarmung ihres besten Freundes und bemüht sich sichtlich, die angespannte Stimmung wieder ein wenig aufzulockern. „Was führt dich eigentlich her?“

„Ein absolut langweiliger Missionsbericht.“ Er zieht das Schriftstück relativ achtlos aus einer der zahlreichen Taschen seiner Weste und überreicht sie grinsend seiner ehemaligen Teamkameradin. „Viel Spaß damit.“

Aber Hinata wirft nur einen kurzen Blick auf die vertraute Schrift, bevor sie lächelnd wissen will „Wie machen sich die drei?“

Die Augen des Inuzukas beginnen mit ehrlicher Begeisterung und sichtlichem Stolz zu leuchten, als er augenblicklich zu einer ausführlichen Erzählung über die Fortschritte seines Genin-Teams ansetzt und während Naruto entspannt der Unterhaltung der beiden Freunde zuhört, erkennt er schließlich, was ihm wohl längst aufgefallen wäre, wenn er nicht zu sehr damit beschäftigt gewesen wäre sich wie ein eifersüchtiger Idiot aufzuführen: Ihre Beziehung erinnert ihn an die Verbindung, die er mit Sakura vor seinem fatalen Verschwinden geteilt hat. Und übersetzt bedeutet das, dass er sich über den Inuzuka nicht die Geringsten Sorgen machen muss.
 

.

.

.
 

Am Abend desselben Tages in Konoha
 

Es ist nicht ganz so spät wie am Abend zuvor, als sie beschließen, dass sie ihre morgendliche Verspätung mehr als ausgeglichen und sich ihren Feierabend redlich verdient haben, deshalb wirft Naruto einen fragenden Blick auf die junge Clanerbin an seiner Seite, als sie neben ihm den Hokageturm verlässt.

„Hast du Lust noch was Essen zu gehen?“

Er hat keine Worte dafür, was es mit ihm macht, als sie ihn unter gesenkten Lidern liebevoll anlächelt.

„Ichiraku?“, fragt sie wissend, aber zu ihrer Überraschung schüttelt der Blondschopf verneinend den Kopf und Hinata erkennt stirnrunzelnd, dass ihr übermütiger Freund beinahe nervös wirkt, als er ein wenig zu vorsichtig nach ihrer Hand greift und seine Finger mit ihren verschränkt.

„Ich dachte mir, wir könnten in das kleine Suchi-Restaurant gehen, das du so gerne magst.“

Sie nickt immer noch ein wenig perplex und studiert nachdenklich sein Profil, während sie sich von ihm durch die sich leerenden Straßen des Dorfes bis zu dem kleinen Lokal führen lässt, das in der Tat ihr Lieblingsrestaurant im ganzen Dorf ist. Sie hat jedoch nicht gewusst, dass er sich dessen offensichtlich ebenfalls bewusst ist. Die Tatsache, dass ihm eben dies aufgefallen ist und er es trotz ihrer jahrelangen Trennung behalten hat, wärmt ihr flatterndes Herz und sie erkennt überrascht, was das bedeutet: Sie hat ihm längst vergeben.
 

Die Bedienung, die sie mit ihrem Namen anspricht, reißt die junge Clanerbin aus ihren Gedanken und sie nimmt die angebotene Speisekarte höflich an, obwohl sie sie nicht brauchen wird. Stattdessen wirft sie einen liebevollen Blick auf den jungen Mann, der ihr gegenüber Platz genommen hat und im Gegensatz zu ihr bereits angestrengt die Speisekarte studiert. Aber als ihre geschulten Augen die Anspannung in seiner Haltung entdecken, fällt ihr auch auf, dass er die Essensangebote ein wenig zu konzentriert liest.

Erst dann begreift sie, was sie übersehen hat und kann auch seine Nervosität endlich in den entsprechenden Kontext setzen: Naruto Uzumaki hat sie um ein Date gebeten, ohne dass sie es gemerkt hat.
 

Wenn sie ihm sein jahrelanges Verschwinden nicht schon verziehen hätte, hätte spätestens das den Ausschlag gegeben. Außerdem ist sie so hoffnungslos verliebt in diesen Mann, dass sich daran wohl nicht einmal etwas ändern würde, wenn er morgen noch einmal für vier Jahre verschwinden würde.

Ihr ist nicht bewusst, dass ihre Augen schon seit mehreren Minuten unumwunden auf ihm liegen, bis der blonde Shinobi schließlich aufsieht und ihrem Blick mit einem vertrauten Grinsen begegnet.

Ihr eigenes Lächeln ist beinahe schon ein Reflex, aber es rutscht ihr auch schnell von den Lippen, als sie verfolgen kann, wie Narutos Augen in einer eindeutigen Geste zu ihren Lippen wandern, bevor er seinen Blick wieder anhebt, um ihrem zu begegnen. Was auch immer er in ihren hellen Augen liest, färbt seine eigenen merklich dunkler und lässt ihn auf seinem Stuhl so weit nach vorne rutschen, dass seine Lippen schon beinahe ihre berühren, als er sich über den schmalen Tisch zu ihr beugt.

„Wenn du mich weiter so ansiehst, kann ich nicht versprechen, dass wir es bis zum Essen schaffen.“

Er streift seine Lippen mit jedem geflüsterten Wort neckend über ihre und als sie begreift, worauf seine Worte anspielen, spürt die schöne Clanerbin augenblicklich eine tiefe Röte in ihre Wangen steigen, die sie in seiner Gegenwart wohl nie ganz verlassen wird. Jetzt schlägt sie die Speisekarte doch noch auf, um ihre Verlegenheit dahinter zu verstecken, aber das tiefe Lachen des blonden Chaoten, der sie so hoffnungslos ihres Herzens beraubt hat, lässt sie vorsichtig über die Karte schielen und seinem glücklichen Blick begegnen.

„Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich dich liebe.“

Ihr Herz schlägt schon wieder schmerzhaft schnell, aber seine Worte machen sie so grenzenlos, lächerlich glücklich, dass es ihr vollkommen egal ist.
 


 

Sie stolpert lachend in ihre dunkle Wohnung, aber sie befürchtet, sie kann ihre seltene Ausgelassenheit nicht nur auf die kleine Flasche Sake schieben, die sie sich im Restaurant mit Naruto geteilt hat. Sie tastet blind nach dem Lichtschalter und blinzelt für einen Moment gegen das grelle Flurlicht, aber als sie dann Narutos eindringlichem Blick begegnet, verstummt ihr Lachen schlagartig.

Die Art wie der junge Mann sie mustert, lässt sie beinahe einen Schritt zurückweichen und während ihr rasender Puls ihr ein leichtes Schwindelgefühl beschert, lehnt sie sich atemlos gegen die Wand in ihrem Rücken und hebt ihren Blick zurück zu seinen Augen.

Doch statt ihre Position auszunutzen, um ihre Nähe in dem kleinen Flur weiter zu vertiefen, sieht sie einen plötzlichen Wandel in seinem Gesichtsausdruck, als das sengende Verlangen in seinen Augen schlagartig tief empfundenen Schuldgefühlen weicht.
 

Der blonde ANBU fährt sich in einer bekennenden Geste nervös durch die wilden Haare, bevor er mit einem tiefen Atemzug zu jener Entschuldigung ansetzt, die er in den letzten Tagen nie ganz so formulieren konnte, wie sie das verdient hat. „Ich muss dir etwas sagen. Wie das vor vier Jahren mit uns gelaufen ist-“

„Naruto-“

Aber Jirayas ehemaliger Schüler hebt bittend eine Hand, um ihren sanften Protest zu unterbinden.

„Nein, bitte, lass mich das sagen. Du hattest Recht, ich habe mich damals nicht richtig verhalten und das war dir gegenüber nicht fair. Auch dass Sakura und du jahrelang nicht wissen durftet, dass ich noch am Leben bin-“ Er schließt gequält die Augen und sein sichtlich schlechtes Gewissen drängt ihr für einen Moment die Sorge auf, dass er ihr noch etwas anderes verschweigt. Aber sie schiebt die absurde Intuition, auf die sie sich normalerweise blind verlässt, beiseite, um sich ausschließlich auf seine ehrlichen Worte zu konzentrieren.

„Ich kann nichts davon rückgängig machen und ich weiß, ich verdiene es nicht, dass du mir vergibst, aber ich-“

Sie unterbricht ihn doch wieder, weil sie nicht will, dass er sich weiter für etwas bestraft, was aus ihrer Sicht schon lange nicht mehr zwischen ihnen steht. „Naruto, ich habe dir längst vergeben.“

„Ich weiß, aber ich-“

Seine anhaltende Hilflosigkeit lässt sie endlich erkennen, was ihn wirklich quält; ein Gefühl, das ihr selbst viel, viel zu vertraut ist: die Angst nicht gut genug zu sein. Und weil sie nicht weiß, mit welchen Worten sie noch versuchen soll ihn zu überzeugen, überwindet sie mit einem einzigen Schritt den geringen Abstand zwischen ihnen und drückt ihre Lippen entschlossen gegen seine.
 

Ihre überraschende Initiative erwischt ihn kalt und innerhalb weniger Sekunden drohen seine Gefühle für sie ihn mit der Gewalt einer Flutwelle zu überwältigen und er bemüht sich mit aller Macht seine ungestüme Art im Zaun zu halten und es bei einem Kuss zu belassen. Nach allem was er ihr mit seinem Verschwinden angetan hat, hat er nicht das Recht sie jetzt auch noch zu bedrängen.

Aber letztendlich sind es Hinatas Finger, die zuerst vorsichtig unter den Saum seines Oberteils wandern. Sie zieht ihre Fingerkuppen testend über die nackte Haut an seinem Bauch, aber selbst diese beinahe unschuldige Berührung lässt ihn scharf die Luft einsaugen und kostet ihn seine schwer umkämpfte Beherrschung.

Die junge Clanerbin keucht atemlos, als Naruto sie ungestüm zurück gegen die Wand drängt und augenblicklich die Kontrolle über ihren Kuss übernimmt. Seine Finger wandern zielstrebig über die Knopfleiste ihrer förmlichen Bluse und sie ist sich sicher, dass er in seiner Hast mindestens einen der hellen Knöpfe aus seiner Halterung reißt, aber sie hat es nicht in sich, sich mit einer solchen Lappalie aufzuhalten.

Seine Lippen verlassen ihre keine Sekunde lang, während er ihr den dunklen Stoff achtlos vom Körper streift, aber als seine Finger zum ersten Mal über ihre kaum verhüllten Brüste fahren, hat sie Angst, dass ihre lächerlich schwachen Knie tatsächlich unter ihr nachgeben könnten. Doch als wüsste er genau was sie braucht, schlingt er beinahe im selben Moment einen Arm um ihre Hüfte und hebt sie auf seine Arme.
 

Die junge Hyuuga nimmt kaum wahr, dass er sich bewegt hat, bis sie die weiche Decke seines Bettes in ihrem Rücken spürt und sie hebt eher reflexartig ihr Becken an, als er mit einer Hand den Knopf ihrer Hose öffnet, um ihr auch dieses lästige Kleidungsstück umstandslos vom Körper zu streifen, setzt sich dann jedoch auf, um auch ihm sein Oberteil über den Kopf zu ziehen und während er sie in einen erneuten Kuss verwickelt, vernimmt sie unbewusst das leise Klicken seines Gürtels, als er sich selbst seiner Hose entledigt, bevor er sich über sie auf die Matratze kniet.

Aber als er den Großteil seines kaum bekleideten Körpers zum ersten Mal auf ihren senkt, dreht sie keuchend den Kopf zur Seite und schließt zitternd die Augen, als sie all ihre Gefühle für einen Moment zu überwältigen drohen.

Seine Hände berühren sie weiterhin, aber statt sie auch ihrer restlichen Kleidung zu entledigen, lässt er sie für den Moment beinahe unschuldig auf ihrer Hüfte ruhen, bis sie sich in der Lage sieht, aufzusehen und seinem fragenden Blick zu begegnen.

„Bist du-“

Aber sie lässt ihn nicht ausreden, setzt sich auf und bringt ihn mit einem eindringlichen Kuss zum Schweigen. Sie will nicht, dass er mit dieser Frage die Ereignisse der letzten vier Jahre wieder ausgräbt. Nicht in diesem Moment.

Sie will der Vergangenheit nicht länger nachhängen und nicht länger betrauern, was sie hätten haben können. Er ist jetzt hier. Und für sie ist das genug.

Aber weil sie weiß, dass er dennoch ihre Bestätigung sucht, nickt sie wortlos und greift schließlich selbst nach dem kleinen Verschluss in ihrem Rücken und streift sich den dunklen Stoff, der ihren Oberkörper noch bedeckt hat, langsam vom Körper.
 

Seine Augen folgen jeder ihrer Bewegung und er erkennt fasziniert, dass sich die sanfte Röte, die immer sofort ihre Verlegenheit verrät, nicht nur auf ihre Wangen beschränkt, sondern weiter über ihren Oberkörper bis in die Tiefe ihres Dekolletés dunkle Muster ziehen.

„Du bist so unglaublich schön.“

Er verfolgt lächelnd, wie ihr Brustkorb sich mit ihrem nächsten Atemzug stockend hebt, bevor er seinen Blick wieder zu ihrem hebt. Doch als er erkennt, dass sie seinen Augen schon wieder ausweicht, greift er sanft nach ihrem Kinn und sucht erneut ihre Lippen, während er sie zurück in die Kissen drängt, bevor er mit seinem Mund testend eine heiße Spur über ihren Oberkörper zieht und schließlich zuerst sie und dann sich selbst ihrer letzten Kleidungsstücke entledigt, bevor er zu ihr zurückkehrt und sie noch einmal küsst, dieses Mal aber mit jedem Funken Verlangen, das er für sie empfindet.

„Ich liebe dich“, flüstert er heiser, während er seine Finger liebevoll mit ihren verschränkt.

„Ich habe dich immer geliebt.“ Ihre geflüsterte Erwiderung lässt ihn jedoch stockend inne halten und für einen Moment gebannt in ihre zarten Gesichtszüge heruntersehen. Er glaubt nicht, dass sie weiß, was für ein Geschenk sie ihm mit diesen Worten macht, aber während er ihre Körper zum ersten Mal miteinander vereint, schwört er leise, dass er sie in diesem Leben niemals wieder an seinen Gefühlen zweifeln lassen wird.
 

.

.

.
 

Ein wenig früher bei Sasuke und Sakura
 

„Es ist so weit“, murmelt Sakura leise und Sasuke spürt wie ihr Körper sich kaum merklich an seiner Seite anspannt, als sie sich darauf vorbereitet zu erledigen weshalb sie hergekommen sind.

„Wenn es irgendwelche Schwierigkeiten gibt-“

„Wird es nicht“, unterbricht sie ihn entschieden und er lässt ihr ihren Willen.

Der Graf ist ein beleibter Mann, dessen fünftes Lebensjahrzehnt Anlass dieser ausschweifenden Feierlichkeiten ist, und der dem dunkelhaarigen Clanerben schon gefährlich auf die Nerven geht, seit sie sich gerade einmal fünf Minuten auf dieser Feier aufgehalten haben und seine lüsternen Augen zum ersten Mal Sakuras Gestalt gefunden haben. Und das ist mittlerweile beinahe zwei Stunden her, die nur zu ertragen waren, wenn er Sakura über die ausladende Tanzfläche schwingen konnte.

Aber so wie sie es vorausgesagt hat, hat der Graf seinen Abend ebenfalls auf der Tanzfläche verbracht. Bei jedem Lied mit einer anderen Frau im Arm. Zum Ende des letzten Stücks hin, hat er jetzt erneut Sakura fixiert und der Uchiha beißt unauffällig seine Kiefer aufeinander, als der ältere Mann schwankend auf sie zutorkelt.

„Die Eheleute Koun! Verzeihen Sie mir, dass ich noch keine Gelegenheit hatte, Sie persönlich zu begrüßen. Es freut mich sehr, dass Sie es einrichten konnten, zu kommen. Aber jetzt müssen Sie mir erlauben, mit Ihrer wunderschönen Frau zu tanzen.“

„Natürlich.“ In einer kleinen Abweichung von ihrem Plan, senkt er den Kopf und küsst Sakura in einer liebevollen Geste auf die Schläfe, bevor er zulässt, dass sie sich aus seinem Halt löst und die Hand des Grafen ergreift.
 

In dem stummen Beschluss, dass er Alkohol brauchen wird, um diesen Anblick länger als zwei Sekunden zu ertragen, überquert der gefürchtete Shinobi mit schnellen Schritten den hohen Raum in Richtung der einladenden Bar, ohne seine Teamkollegin jedoch auch nur einen einzigen Moment aus den Augen zu lassen.

Deswegen entgeht ihm auch, trotz des dritten Glas Alkohols, das er gerade in sich geschüttet hat, nicht, wie die Hand des Grafen von Sakuras tiefem Rücken unverschämt noch tiefer wandert und, statt es wie ein Versehen aussehen zu lassen, dreist zudrückt. Zum ersten Mal seit einer definitiven Ewigkeit, spürt der letzte Uchiha seine Geduld schlagartig reißen.

Es kostet ihn alles an Beherrschung, die ihm schon in jungen Jahren unvergesslich eingedrillt wurde, lediglich in normaler Geschwindigkeit den Raum zu durchqueren und sein berühmtes Pokerface aufzusetzen, während er sich dem Ehrengast und seiner Teamkameradin nähert.

„Entschuldigung, aber ich fürchte, ich muss Ihnen meine Frau entführen.“ Er wartet jedoch keine Antwort ab, ergreift Sakuras Hand und zieht sie ein wenig zu grob aus dem Halt des Grafen und in seine Arme.

Aber die Haruno beißt sich hart auf die Zunge, bis sie den Rand des Raumes erreichen und damit außerhalb der direkten Hörweite der umstehenden Gäste sind, doch gleichzeitig ist sich die talentiere Medic-nin der zahlreichen neugierigen Augen auf ihnen durchaus bewusst. Sie stählt ihre Miene, um ihren Ärger zu verbergen und öffnet den Mund, aber ihr mürrischer Teamkamerad kommt ihr überraschend zuvor.

„Ich hoffe, du hast was du brauchst, denn du wirst nicht noch einmal so nah an ihn herankommen.“

Sein gereiztes Zischen ist glücklicherweise leise genug, um nicht problemlos überhört werden zu können, aber der Zorn in seinen Augen schockiert sie. Aber im Gegensatz zu ihm weiß sie, dass dieser Moment nicht der richtige Zeitpunkt ist, um sein absurdes Verhalten zu diskutieren, deswegen senkt sie ihre eigene Stimme auf ein Minimum.

„Verdammt, Sasuke, hör auf! Du wirst alles ruinieren!“

Aber sie sieht bereits, dass ihre Worte längst nicht mehr zu ihm durchdringen. Also greift sie verzweifelt zu Plan B: Ohne sich umzusehen, stützt sie sich mit beiden Händen auf seine Schultern und streckt sich so weit auf die Zehenspitzen, bis sie an seine Lippen heranreicht.

Sie küsst ihn leidenschaftlicher, als sie es normalerweise in der Öffentlichkeit auch nur in Erwägung ziehen würde und löst sich erst von ihm, als er nach einigen überraschten Sekunden beginnt, ihre Berührung mit derselben Heftigkeit zu erwidern.
 

Sie schiebt ihn ein Stück weit von sich und sucht eindringlich den Blick in seine unergründlichen Augen. „Wir müssen hierbleiben, bis es vorbei ist, also benimm dich gefälligst.“

Aber sie weiß, dass immer noch zu viel Aufmerksamkeit auf ihnen liegt, die sie weder wollen noch brauchen, deshalb versucht sie verzweifelt ihre Rolle wiederzugewinnen und greift in einer hoffentlich beschwichtigenden Geste nach der Hand ihres immer noch sichtlich aufgebrachten Teamkameraden. Sie reduziert den Abstand zwischen ihnen auf das Mindeste und widersteht der Versuchung sich umzusehen, bevor sie den Blick in seine dunklen Augen sucht, von denen sie sicher ist, dass sie vorhin für eine Sekunde beinahe rot aufgeblitzt haben. „Es wird noch ein paar Minuten dauern, bis er die Wirkung soweit spürt, dass er sich entschuldigen und die Feier verlassen wird und wir müssen abwarten, bis sie die Feierlichkeiten kurz darauf auflösen werden, also reiß dich zusammen!“

„Sakura-“

Aber die junge Medic-nin schüttelt warnend den Kopf. „Wir reden später darüber.“

Der Uchiha nickt in seltener Zustimmung und Sakura fühlt ihren Atem hart stocken, als er im nächsten Moment beide Arme um ihren Körper schlingt und seinen Kopf vertraut an ihrer Schulter bettet. Aber die erfahrene Shinobi in ihr erkennt seine Absicht und damit es für alle Aussenstehenden glaubhaft so aussieht, als würden sie sich wieder vertragen, dreht sie ihren Kopf, um ihre Lippen in einer zärtlichen Geste für eine Sekunde gegen seinen Hals zu legen.

Sie spürt wie er zischend ausatmet und unterdrückt gerade noch den Impuls angesichts dieser seltenen Emotion seinerseits die Stirn zu runzeln. Statt dessen verweilen sie ein paar Minuten in dieser intimen Haltung und die erfahrene Medic-nin registriert erleichtert, dass die anderen Gäste ihre Aufmerksamkeit wieder auf andere Dinge zu richten beginnen und auch der Graf hat schon wieder ein neues Opfer gefunden.
 

Ein amüsiertes Räuspern zwingt die beiden schließlich dazu wieder einen respektableren Abstand zueinander einzunehmen, bevor sie sich dem älteren Ehepaar zuwenden, das von hinten an sie herangetreten ist.

Das schalkhafte Glitzern in den Augen des leicht ergrauten Mannes versetzt Sakura im ersten Moment einen Stich, so sehr erinnert sie der Unbekannte eine Sekunde lang an ihren Vater, aber ihre stoisch freundlich gehaltene Miene verbirgt die Emotion meisterhaft.

„Seien Sie nicht sauer auf ihn Liebes, ich an seiner Stelle hätte genau dasselbe getan.“

Die schöne ANBU verfolgt schmunzelnd wie der fremde Mann sich daraufhin einen gutmütigen Hieb von seiner Frau einfängt, während diese offen mit den Augen rollt.

Sie unterhalten sich in den nächsten Minuten gut mit dem Ehepaar Hewa, wie sie sich ihnen vorstellen und wie Sakura es prophezeit hat, vergehen keine zehn Minuten, bevor bekannt gegeben wird, dass der Graf sich aufgrund von gesundheitlichen Beschwerden leider zurückziehen muss und die Medic-nin in ihr weiß, dass er keine weiteren fünf Minuten überleben wird.

Tatsächlich werden die Gäste kurz darauf allesamt gebeten sich auf ihre Zimmer zurückzuziehen und das Fest wird für beendet erklärt.
 

Sie hört das leise Klicken der Tür, als Sasuke den schmalen Riegel ins Schloss schiebt und aus unerklärlichen Gründen, beschert ihr das kleine Geräusch eine Gänsehaut, die sie verborgen zittern und an ihrem Geisteszustand zweifeln lässt. Er hat auch die Tür ihres Hotelzimmers letzte Nacht verschlossen und da hat sie dem keinerlei Bedeutung beigemessen. Warum also jetzt?

Sie sucht nach ihrem vorherigen Zorn und der Gedanke daran, dass seine kindische Eifersucht ihre ganze harte Arbeit beinahe zunichte gemacht hätte, bringt ihre Wut tatsächlich schlagartig zurück, als sie aufgebracht zu ihm herumfährt, sich jedoch bemüht ihre Stimme gesenkt zu halten, um nicht Gefahr zu laufen überhört zu werden.

„Was hast du dir nur dabei gedacht?! Du hättest alles ruinieren können! Und wozu? Ich hatte ihn im Griff, ich-“

Aber bei allem, was sie erwartet hat, dass er sagen könnte, von einer zornigen Rechtfertigung bis hin zu dem gewohnten emotionslosen „Hn.“, hat sie nicht geglaubt die nächsten Worte jemals von dem dunkelhaarigen Clanerben zu hören. Und seine ruhige Äußerung zieht ihr wirkungsvoll den Boden unter den Füßen weg.

„Ich liebe dich.“
 

.

.

.

Chudoku

„Ich liebe dich.“

Ich liebe dich.

-liebe dich.
 

Wenn sie nicht eine wahnsinnig gut ausgebildete, erfahrene ANBU wäre, darauf trainiert Genjutsus jeglicher Art zu durchschauen, hätte sie das Ganze zweifellos für eine Halluzination gehalten. Einen unglaublich hinterlistigen, abwegigen Streich ihres Geistes.

Aber auch ohne sich selbst physischen Schmerz zuzufügen, um sich in der Wirklichkeit zu ankern, weiß sie es besser. Sie ist sehr stolz darauf, dass man mittlerweile über sie sagt, dass sie in jeglicher Situation einen kühlen Kopf bewahrt. Und natürlich braucht es nur Sasuke Uchiha um all ihre harte Arbeit der letzten Jahre mit nicht mehr als drei Wörtern über den Haufen zu werfen. Und schon ist sie wieder zwölf.

Sein unfassbar unerwartetes Geständnis hallt wie ein Echo durch ihre Gedanken, die für den Moment ebenso erstarrt zu sein scheinen, wie ihr ganzer Körper.

Es vergehen Minuten, die der dunkelhaarige Clanerbe in einer unerklärlichen Gelassenheit geduldig abzuwarten scheint, bis sie schließlich eine einzige Silbe krächzend über ihre Lippen bringt.

„Was?!“

Das entspannte Schmunzeln auf seinen Lippen lässt seine kompletten Gesichtszüge fremd aussehen. „Du hast mich verstanden, Sakura.“

„Du-“ Sie bricht ihren Satz hilflos ab. Sie will ihm nicht unterstellen, dass er nicht weiß, wovon er spricht, aber seine plötzliche Offenbarung erscheint ihr beinahe bizarr.
 

„Wie kommst du nur jetzt darauf“, will sie schließlich fassungslos wissen, weil sie immer noch nicht begreifen kann, dass er das gerade wirklich gesagt haben soll. „Du bist gerade Mal seit ein paar Tagen wieder da-“

Die erfahrene Medic-nin unterbricht sich erneut und schweift mit ihrem Blick für einen Moment unfokussiert durch den Raum, bevor sie sich schließlich mit einem entschlossenen Kopfschütteln erneut auf ihn konzentriert. „Du weißt kaum, wer ich heute bin, Sasuke. Du kannst mich unmöglich lieben.“

Genau das ist es: unmöglich.

Sasuke Uchiha wird sie niemals lieben.

Damit hat sie sich schon vor vielen Jahren abgefunden.
 

Er setzt sich mit einer Seelenruhe in Bewegung, die ihr trotz allem unter die Haut geht und sie stählt ihre ganze Haltung, um sich den Impuls zu verbieten vor seiner Annäherung zurückzuweichen. Vor allem als er eine Hand hebt und seine Finger spielerisch über die leicht gerötete Haut an ihrer Wange zieht.

„Du kräuselst die Nase, wenn du dich vor etwas ekelst, was nicht auf viele Dinge zutrifft, aber ganz offensichtlich auf Mäuse.“

Allein bei der Erwähnung des kleinen Nagers zieht sie unbewusst die Nase hoch, bis ihr klar wird, was sie tut und sie ihre Mimik augenblicklich zum Entspannen zwingt.

„Du ziehst deine Unterlippe zwischen deine Zähne, wenn du eine Entscheidung abwägst und du legst Daumen und Zeigefinger deiner rechten Hand an dein Ohrläppchen, wenn du nervös bist, was heute längst nicht mehr so häufig vorkommt wie früher.“

Sie will ihm sagen, dass die Tatsache, dass er ihre Gestik und ihre schlechten Angewohnheit aufgrund seiner gruseligen Beobachtungsgabe besorgniserregend genau kennt, noch lange nichts über ihren Charakter aussagt, aber er spricht weiter, bevor sie es kann.

„Du vermisst deine Eltern. Deinen Vater ein klein wenig mehr als deine Mutter, denn mit ihm hat dich mehr verbunden. Deine Mutter hat nie verstanden warum du eine Kunoichi sein wolltest und du wirfst dir immer noch vor, dass ihr euch darüber entfremdet habt.“

Die Erwähnung ihrer Eltern bringt sie auch nach all den Jahren noch an den Rand ihrer Beherrschung und Tsunades ehemalige Schülerin ballt ihre Hände zu harten Fäusten, weil sie sich nicht entscheiden kann, ob sie ihn anschreien soll aufzuhören oder ob sie zulassen soll, dass er weiter macht.

„Du bist weit wütender auf Naruto als auf mich, nicht nur weil er dich auch verlassen hat, sondern weil du ihn wirklich gebraucht hättest und er nicht da wa-“

Aber jetzt hat sie mehr als genug gehört. „Hör auf“, verlangt sie leise und das Zittern ihrer Stimme verrät weit mehr an ihn, als das wortlose Eingeständnis, das darin liegt, dass sie doch noch einen Schritt von ihm zurücktritt.
 

Doch der dunkelhaarige Clanerbe folgt ihrem Rückzug entschlossen und fasst mit beiden Händen sanft um ihre Wangen, obwohl sie erneut Anstalten macht ihm auszuweichen.

„Ich will dir nicht weh tun, Sakura-“

„Was willst du dann?“ Sie hebt ihren Blick zu seinem, so wütend darüber, dass sie sich von ihm in diese Position hat manövrieren lassen, dass es ihr mittlerweile egal ist, dass er vermutlich all ihre verwirrenden Gefühle in ihren Augen lesen kann. „Ich bin kein Spielzeug, dass du nach acht Jahren einfach wieder aufheben und dann wieder fallen lassen kannst, wie es dir gerade pa-“

Es sind einmal mehr seine Lippen, die sie wirkungsvoll zum Schweigen bringen, aber dieses Mal lässt sie sich nicht darauf ein und statt sie weiter zu bedrängen, lehnt der rehabilitierte Nuke-nin seufzend seine Stirn gegen ihre.

„Ich bitte dich um eine zweite Chance.“

Noch etwas von dem sie nie gedacht hätte, dass sie es je von ihm hören würde.

Sein selten ehrliches Geständnis lässt sie schmerzerfüllt die Augen schließen, während ihr Teamkamerad ruhig weiterspricht.

„Ich weiß, ich-“

Aber sie kann es in diesem Moment nicht ertragen noch ein einziges Wort aus seinem Mund zu hören und ohne eine Möglichkeit ihm auszuweichen, bedient sie sich ausgerechnet seiner bevorzugten Methode, um ihn zum Schweigen zu bringen.

Sakura verlagert ihre Gewicht leicht auf ihre Fußballen, um in einer einzigen geschmeidigen Bewegung den lächerlichen Abstand zwischen ihnen noch weiter zu verringern und drückt ihre Lippen zum ersten Mal in reiner Eigeninitiative forsch gegen seine, während sie einem lange gehegten Wunsch aus ihrer Jugend nachgeht und ihre Finger an beiden Seiten langsam in seine dunklen Haare schiebt. Und weil sie wütend und verwirrt und vollkommen überfordert ist und das allein seine Schuld ist, zieht sie ein wenig zu fest an den pechschwarzen Strähnen und stiehlt dem Uchiha damit unwissend den letzten Funken seiner Beherrschung.
 

Ihr überraschtes Keuchen stirbt an seinen Lippen, als er ihren zierlichen Körper mit einem unterdrückten Brummen ruckartig an sich reißt und sie gleichzeitig herrisch zurück drängt, bis sie schließlich vollkommen zwischen ihm und der Wand eingesperrt ist. Ihr Körper berührt beinahe mit jedem ihrer winzigen 161 Zentimeter seinen, während er den von ihr begonnenen Kuss begierig vertieft.

Er nippt mit seinen Zähnen neckend an ihrer Unterlippe, bevor er sich wenige Sekunden von ihr löst, nur um dann mit seinem Mund quälend langsam eine brennende Spur über ihren entblößten Hals bis zu dem tiefen Ausschnitt ihres Kimonos zu ziehen.

Sie sind sich so nah, dass sie keine Chance hat das Zittern ihres Körpers vor ihm zu verbergen und in der Antwort vergräbt er seine Zähne leicht in der makellosen Haut über ihrem Schlüsselbein.

„Sasuke!“

Ihr heiseres Flüstern scheint den dunkelhaarigen Clanerben nur noch mehr zu reizen, denn er hebt seine Hände von ihren Hüften und schiebt seine Finger ohne innezuhalten provozierend unter den Saum ihres weiten Ausschnitts. Er wirft einen Blick in ihre vertrauten Augen, bevor er seine Lippen zurück auf ihre senkt und sie in einen Kuss verwickelt, der ihr wirksam die Herrschaft über ihre Sinne stielt, während er mit seinen Fingern unter dem teuren Stoff aufreizend über ihre sensible Haut fährt.
 

Doch als der Uchiha spürt, wie sich die schlanken Finger der schönen Medic-nin kurz darauf an der Gürtelschlaufe seines Kimonos zu schaffen machen, löst er sich ruckartig von ihr und beweist, dass er doch noch ein Gewissen hat.

„Sakura-“

Aber seine eigensinnige Teamkameradin hat im Moment keinerlei Interesse daran seine neu gefundene Moral weiter zu erforschen.

„Halt den Mund“, verlangt sie rau und greift statt nach seinem dieses Mal nach ihrem eigenen Gürtel, aber der dunkelhaarige Clanerbe schiebt ihre Finger mit einem dunklen Fluch zur Seite und öffnet den teuren Stoff in wenigen Sekunden, während sich ihr triumphierendes Lächeln gegen seine verlangenden Lippen verliert.

Er streift ihr den edlen Stoff ungeachtet seines Preises beinahe unsanft von den Schultern und bewegt sie so schnell durch den Raum, dass die junge ANBU für einen Moment in ihrem Gleichgewicht schwankt. Ihre kurze Orientierungslosigkeit, als er sie mit der Geschwindigkeit eines Elite-shinobi durch den Raum bewegt, erlaubt ihm die talentierte Medic-nin mit einem einzigen unsanften Stoß zielsicher in die weichen Kissen des breiten Bettes zu befördern.
 

Sakura vergräbt ihre Schneidezähne unsanft in ihrer eigenen Unterlippe, um ihr atemloses Keuchen zu kaschieren und stützt sich elegant auf ihre Unterarme, aber als sie dem Blick ihres talentierten Teamkameraden begegnet, stockt sie in jeder ihrer Bewegungen.

Der Blick des stolzen Clanerben wandert ohne jegliche Hast über jeden Zentimeter ihres spärlich bekleideten Körpers und sie spürt wie sich die feinen Muskeln in ihrem Bauch kribbelnd anspannen, als sie erneut bekennendes Rot in seinen dunklen Augen aufblitzen sieht.

Er hebt seinen Blick zurück zu ihren Augen und sein zutiefst selbstzufriedenes Lächeln ärgert sie zum ersten Mal nicht, als er in einer arroganten Seelenruhe nach der Halterung greift, die seinen eigenen Kimono zusammenhält und die traditionelle Kleidung bewusst langsam auseinander schiebt.

Selbst wenn sie wollte, könnte sie ihre Augen nicht davon abhalten dem Weg des teuren Stoffes zu verfolgen, als er seinen Körper verlässt. Er war schon vor acht Jahren ärgerlich attraktiv, aber wie er jetzt vor ihr steht ist ohne einen Funken Zweifel klar, warum dieser Mann trotz seines zweifelhaften Charakters seinen eigenen Fanclub hat und die Frauen Konohas seit seiner Rückkehr reihenweise durchdrehen lässt.

Seine Bewegung holt sie zurück in die Gegenwart und sie verfolgt angespannt, wie er mit all seiner Selbstsicherheit die wenigen Zentimeter zu ihr überwindet und sich langsam über sie auf die Matratze kniet, bis sein Körper schließlich an allen entscheidenden Stellen ihren berührt und ihr trotz ihrer besten Bemühungen ein hörbares Keuchen entlockt.

Sie verfolgt für einen Moment interessiert, wie sich ihr Körper instinktiv an seinen anpasst, bevor sie ihren Blick schließlich zu seinen dunklen Augen anhebt. Aber er setzt schon wieder an etwas zu sagen und da es beim ersten Mal überraschend gut funktioniert hat, legt sie beide Hände an seinen Hals und drückt ihre Lippen erneut einladend gegen seine.

Ihre Finger fahren ohne Eile, tastend und erkundend über sein Schlüsselbein und weiter über jede noch so winzige Spur auf seinem Brustkorb. Sie zieht ihre Fingerspitzen neckend über seine Rippenbögen und als sie spürt wie er unter ihrer Berührung tief Luft holt, wiederholt sie die Geste gleich ein zweites Mal, höchst zufrieden mit dem erneut eintretenden Resultat.
 

Aber dieses Mal war sie wohl nicht erfolgreich genug ihn abzulenken oder aber sie hat tatsächlich sein Gewissen unterschätzt, denn in der nächsten Sekunde löst sich der dunkelhaarige Clanerbe unerwartet sanft von ihr.

„Sakura“, murmelt er rau, aber sie hat beinahe Angst davor, was er sagen könnte, also unterbricht sie ihn erneut.

„Du sollst endlich aufhören zu reden“, flüstert sie, fordernd und bittend zugleich. Sie fährt mit ihren Fingern tiefer über seinen Bauch und streift mit ihrem kleinen Finger neckend über seinen Bauchnabel, bevor sich seine Hände hart um ihre schmalen Handgelenke schließen und ihre weitere Erkundungstour schlagartig unterbinden.

Sie hebt ihre flatternden Lider und vergräbt ihre Zähne erneut leicht in ihrer Unterlippe, als ihr glühendes Rot entgegen funkelt, das sie trotz allem nie gefürchtet hat und das ihr in diesem Moment verrät, dass sie ihr kleines Spielchen gewonnen und er endgültig den letzten Rest seiner Beherrschung eingebüßt hat.

„Du hast jetzt lange genug gespielt“, brummt er dunkel und drückt ihr seine Lippen so hart auf, dass sie unter seinem Körpergewicht zurück in die Kissen sinkt. Unter der Berührung seiner Hände und der ungewohnten Wärme, die zwischen ihren Körpern entsteht, verschwimmt die Welt vor ihr und sie schließt seufzend die Augen, während sie ihre Finger haltsuchend in den breiten Schulterblättern ihres eigenwilligen Teamkameraden vergräbt, während er ihr den Rest ihrer Kleidung umstandslos vom Körper streift.

Und als ihre Körper nach all der Zeit zum ersten Mal zusammenfinden, beseitigt die intime Verbindung auch den letzten Rest ihrer Zweifel.
 

.

.

.
 

Einige Stunden später in Sakuras und Sasukes Zimmer
 

Er kann nicht sagen, was ihn mitten in der Nacht aus dem Schlaf schrecken lässt, aber die Tatsache, dass die Bettseite neben ihm leer ist, erscheint Sasuke durchaus als mögliche Erklärung. Er spürt ihr nahezu perfekt verborgenes Chakra jedoch immer noch im Raum, deshalb setzt er sich ohne Eile in dem breiten Bett auf und findet die zierliche Gestalt seiner Teamkameradin zielsicher auf dem Vorsprung des breiten Fensters ihres Zimmers und stellt fest, dass ihre Augen ebenfalls auf ihm ruhen.
 

Sakura sitzt schon seit beinahe einer Stunde auf dem Fenstersims und sieht ihn nur an. Sie hat sich nur eine der beiden dünnen Überdecken um ihren bloßen Körper gewickelt und der kühle Stoff auf ihrer nackten Haut ist bloß eine weitere konstante Erinnerung daran, was vor ein paar Stunden zwischen ihnen passiert ist.

„Frühe Reue“, will er in einem distanzierten Tonfall wissen, von dem sie mittlerweile zu 97,9 Prozent sicher ist, dass es ein alter Schutzmechanismus ist.

Aber die talentierte Medic-nin erhebt sich ohne ein Wort der Erklärung und hält seinen forschenden Blick gelassen stand, während sie ruhig den Raum durchquert und sich elegant neben ihm auf der Bettkante niederlässt. Sie hält die helle Decke mit einer Hand weiterhin an ihrem Körper, während sie die andere anhebt und sie gedankenversunken auf seinen Brustkorb legt. Sie spreizt ihre Finger auseinander und studiert interessiert die sichtbaren Kontraste ihrer hellen Haut auf seiner, während sie seinen ruhigen Herzschlag unter ihren Fingerspitzen spürt. Sakura registriert mit einem Schmunzeln, dass er sie bisher wortlos gewähren lässt, bevor sie ihre Augen zurück zu seinen hebt.

„Ich liebe dich.“

Sie wird vermutlich nie sagen können, ob ihre früheren Gefühle für ihn einfach verstärkt zurückgekommen sind oder ob es neue Emotionen sind, die sie dazu gebracht haben sich ein zweites Mal in denselben Mann zu verlieben. Aber letztendlich hat sie es sich so oder so eingestehen müssen.
 

Die junge ANBU verfolgt liebevoll, wie sich die dunklen Augen ihres störrischen Teamkameraden minimal weiten, bevor der Raum erneut vor ihren eigenen Augen tanzt, als er mit beiden Händen nach ihr greift und sie zu schnell herumdreht, bis sie erneut unter ihm in den weichen Kissen des Bettes liegt.

Sasuke drückt ihr ungestüm seine Lippen auf und seine Hände fahren bereits an allen Stellen aufreizend unter die Decke, die alles ist was ihren Körper bedeckt, bevor er sich noch einmal gerade so weit von ihr löst, dass er ihr in die Augen sehen kann.

„Sag es nochmal“, verlangt er rau und sie legt ihre Hände zärtlich an seinen Hals, bevor sie seiner Aufforderung schmunzelnd und mit einer neu gefundenen Leichtigkeit nachkommt.

„Ich liebe dich.“ Sie legt ihre Lippen nur für einen winzigen Moment auf seine, bevor sie sich ein Stück von ihm zurückzieht und noch einmal seinen Blick sucht. „Aber wenn du es wagen solltest, mich noch einmal-“

Es steckt keine Härte in ihren Worten, doch dieses Mal will er sie nicht ausreden lassen und sie lässt sich mit einem zufriedenen Seufzen in einen weiteren Kuss verwickeln, aus dem in der Hitze des Augenblicks ein weiteres Mal schnell mehr wird...
 

.

.

.
 

Am nächsten Morgen in Konoha
 

Er braucht nach dem Aufwachen einen Moment, bis er begreift, dass es ausnahmsweise nicht normal ist, dass er alleine in seinem Bett aufwacht. Und die Erinnerungen an die letzte Nacht und die Tatsache, dass die Bettseite neben ihm enttäuschend leer ist, lassen Naruto überstürzt aus seinem Bett aufspringen.

Er zieht sich gerade mal eine Hose über, bevor er aus seinem Zimmer in den Flur stürzt, aber in diesem Moment nimmt er mit ihrer verborgenen Chakrapräsenz auch ihre Stimme wahr und zwingt sich seine hastige Annäherung auszubremsen.

Die Haustür ist angelehnt und er kann Hinatas ruhige Stimme durch den kleinen Spalt ausmachen, auch wenn sie zu leise spricht, als dass er ihre Worte über die wenigen Meter verstehen könnte. Als er jedoch registriert, dass die Stimme ihres Gesprächspartners einem Mann gehört, den er nirgendwo zuordnen kann, reißt er die Haustür doch ein wenig zu überstürzt auf. Und sieht sich schlagartig nicht einem, sondern zwei markant hellen Augenpaaren gegenüber.

„Naruto.“ Hinatas Blick wandert von ihrem verschlafenen Teamkameraden zu ihrem Gesprächspartner, der zweifellos mit ihr verwandt ist und verabschiedet diesen mit einem knappen Nicken. „Danke, Yamamoto. Seien Sie so gut und überbringen Sie meinem Vater meine Antwort.“

„Natürlich, Hinata-sama.“ Der dunkelhaarige Hyuuga verabschiedet sich mit einer respektvollen Verbeugung und verschwindet mit dem nächsten Windhauch, während Hinata zurück in ihre Wohnung tritt und die Tür hinter sich schließt, bevor sie ihren Blick zu Naruto hebt.

„Guten Morgen.“
 

„Ist alles in Ordnung“, will er vorsichtig wissen und beobachtet stirnrunzelnd, wie die junge Clanerbin sich selten entspannt gegen die Wand in ihrem Rücken lehnt und schmunzelnd die Arme verschränkt.

„Abgesehen von der Tatsache, dass in fünf Minuten der ganze Hyuuga-Clan wissen wird, dass wir miteinander schlafen? Ich denke schon.“

Ihre uncharakteristische direkte Wortwahl lässt seinen Mond offen stehen und erst dann geht ihm auf, dass sein spärlich bekleideter Aufzug in Kombination mit seiner überstürzten Reaktion vielleicht ein wenig zu viel des Guten war und der blonde Shinobi kratzt sich verlegen am Kopf.

„Es tut-“

Aber statt ihn aussprechen zu lassen, streckt Hinata sich flink auf ihre Zehenspitzen, legt ihre Hände an beiden Seiten an seinen Hals und zieht ihn zu sich herunter, bis ihre Lippen an seine heranreichen.

Der blonde Shinobi lässt sich mit einem zufriedenen Brummen von seiner schönen Freundin in einen ungestümen Kuss verwickeln, der seiner Meinung nach viel zu schnell endet.

„Mir nicht.“ Dass sie überhaupt zu einer derartig kecken Antwort fähig ist, ist definitiv eine weitere Veränderung, die er in den letzten vier Jahren verpasst hat, aber nach der letzten Nacht schmerzt ihn diese Erkenntnis nicht mehr so sehr wie zuvor.
 

„Ich glaube dein Vater hatte tatsächlich in einer Sache recht“, stellt Naruto schmunzelnd fest und fährt mit seinem Daumen sanft über Hinatas Stirn, als sie diese angesichts der Erwähnung ihres Vaters augenblicklich in Falten legt.

„Und das wäre?“

Er grinst frech. „Ich glaube, ich habe wirklich einen schlechten Einfluss auf dich.“

Der blonde Shinobi beobachtet fasziniert, wie die junge Hyuga mit einem ausgelassenen Lachen den Kopf in den Nacken legt und als sie seinem Blick wieder begegnet, kann er nicht anders, als die Hand zu heben und mit seinen Fingern die letzten Spuren ihres Lachens auf ihren Lippen nachzuziehen. „Du bist wunderschön.“

Sie nimmt das Kompliment mit einem Lächeln hin, aber eine leichte Röte schleicht sich dennoch in ihre Wangen, als sie unumwunden zugibt „Ich bin vor allem lächerlich glücklich.“

Ihr Geständnis zaubert auch auf seine Lippen schlagartig ein zufriedenes Grinsen, während er seine Hände an ihre Wangen legt und sie zärtlich zurück gegen seine Lippen zieht. „Ich liebe dich.“
 


 

Es ist der zweite Tag an dem sie viel zu spät ins Büro der Hokage kommen und erst dann fällt Naruto auch wieder ein, dass er einmal mehr eine entscheidende Frage nicht gestellt hat.

„War der Mann vorhin ein Bote deines Vaters?“

Er bereut es beinahe nachgefragt zu haben, als sich Hinatas schmale Schultern unter der Erwähnung ihres Vaters beinahe augenblicklich anspannen, aber ihr Gespräch mit Kiba hat ihn gestern eindringlich gelehrt, lieber einmal zu viel nachzufragen.

„Ja. Er hat Yamamoto vorbeigeschickt, um mich daran zu erinnern, dass meine Schwester heute Geburtstag hat. Weil ich es andernfalls bestimmt vergessen hätte.“

Er kennt sie gut genug um die feine Verärgerung aus ihrer Stimme herauszuhören, auch wenn sie andernfalls gut verborgen ist.

„Er weiß genau, dass ich heute Nachmittag arbeiten muss und genau deshalb hat er ihre Geburtstagsfeier auch spontan von heute Abend auf 15.00 Uhr verlegt.“

Der blonde Shinobi tritt stirnrunzelnd an seine verärgerte Freundin heran und legt ihr beruhigend beide Hände auf die Schultern. „Was nicht heißt, dass du nicht trotzdem gehen kannst.“

Aber die junge Clanerbin schüttelt ablehnend den Kopf. „Naruto wir haben noch so viel Arbeit vor uns-“

Aber er greift sanft nach ihrem Kinn und hebt es an, bis sie seinem Blick begegnet. „Unser Auftrag lautet Tsunade zu vertreten. Glaubst du wirklich die alte Schachtel hätte in den letzten zwei Tagen auch nur ein Drittel des Papierkrams erledigt?“

Die Mundwinkel der Clanerbin zucken trotz ihrer besten Bemühungen verdächtig nach oben. „Mit Shizunes Hilfe vielleicht.“

„Wenn Shizune das ganze alleine gemacht hätte vielleicht.“ Seine freche Bemerkung bringt sie zum Lachen und er kann der Versuchung nicht widerstehen ihr einen weiteren Kuss zu stehlen, bevor er weiter spricht.

„Also geh auf den Geburtstag deiner Schwester und ich halte hier solange die Stellung. Es sei denn, du willst, dass ich mitkomme. Ich kann dir allerdings nicht versprechen, dass dein Vater und ich in diesem Fall nicht eventuell über dem Geburtstagskuchen unsere Meinungsverschiedenheit austragen müssten.“

„Das ist lieb, aber es reicht wohl, wenn in diesem Fall einer von uns die Arbeit schwänzt.“

„Gibs zu, das ist dein erstes Mal“, flüstert er verschwörerisch und entlockt der schönen Clanerbin damit erneut ein unbeschwertes Lachen.

„Was hat mich nur verraten“, will sie lachend wissen, während sie beide Arme um seinen Hals schlingt und sich leicht zurück gegen den Schreibtisch lehnt.

„Ich kenne dich einfach zu gut“, gibt er selbstzufrieden zu, bevor er den Abstand zwischen ihnen erneut überwindet und seine Lippen verlangend auf ihre legt.
 


 

Es sind drei Stunden vergangen seit Hinata zu der Geburtstagsfeier ihrer Schwester aufgebrochen ist und er sitzt gelangweilt hinter dem Schreibtisch der Kage, da in ihrem Heimatdorf natürlich ausgerechnet heute nicht viel los zu sein scheint, als die Bürotüren unzeremoniell aufgestoßen werden und ein gehetzter Bote in den Raum stolpert.

Mit seinem Erscheinen nistet sich schlagartig ein ungutes Gefühl in seiner Magengegend ein, während er sich überstürzt aus seinem Stuhl erhebt.

„Im Hyuuga-Clan gab es anscheinend einen Todesfall.“

„WAS?!“ Er ist schon beinahe durch die Tür draußen, als er eine weitere Frage über seine Schulter wirft. „Weißt du, um wen es sich handelt?“

„Nein, aber anscheinend war es ein Herzinfarkt-“

Diese Neuigkeit lässt ihn beinahe stolpern, als er mit einem Satz über die Treppe in das untere Stockwerk springt und in Höchstgeschwindigkeit das nah gelegene Hyuuga-Anwesen anstrebt. Nein! Nein, nein, nein, nein, nein!
 


 

Vor dem Anwesen des mächtigsten Clans Konohas herrscht eine seltene Aufregung und es dauert mehrere Minuten bis er ihre dunklen Haare endlich in der Menge findet. „Hinata!“

Da steht sie, gesund und munter und für einen Moment möchte er auf die Knie fallen und sämtlichen Göttern danken, an die er mehr oder weniger glaubt.

Aber stattdessen schlingt er unzeremoniell beide Arme um die junge Clanerbin, sobald er sie erreicht und hält sie in einer Umarmung, die vielleicht ein wenig zu fest und definitiv zu intim ist für all die neugierigen Augen, die spürbar auf ihnen liegen. Aber als sich ihre schmalen Hände sanft auf seinen Rücken legen, ist ihm all das vollkommen egal. Hauptsache es geht ihr gut. Kami-sama sei Dank, es geht ihr gut!

„Was ist passiert“, will er leise wissen, aber erst als er sich von ihr löst, erkennt er den verräterisch glasigen Ausdruck in ihren Augen.

„Es ist mein Vater.“
 

.

.

.
 

Am Abend bei Sakura und Sasuke
 

Sakura schließt die Tür zu demselben Hotelzimmer, das sie schon bei ihrer Hinreise für ihre Scharade benutzt haben, mit einem entspannten Seufzen hinter sich.

Der Rest ihrer Mission ist reibungslos und für ihren Geschmack sogar ein bisschen zu glatt verlaufen, aber angesichts der Tatsache, was alles beinahe schief gegangen wäre, beschließt die junge Medic-nin sich ausnahmsweise mit dem leichten Ausgang zufrieden zu geben, während sie abwesend den Gürtel ihres Kimonos löst.

„So schön die Dinger sind, aber diese eingeschränkte Beinfreiheit ist und bleibt eine Strafe“, murmelt sie mürrisch, während sich ungeniert aus dem edlen Stoff schält. Zumindest bis sie den Blick ihres Teamkameraden auf sich spürt und innehält, um fragend seinen Blick zu suchen.

Als sie jedoch den Ausdruck in seinen Augen erkennt, mit dem er sie mustert, vergisst sie für einen Moment, was sie sagen wollte und wählt schließlich ganz andere Worte, während sie den teuren Stoff, den sie eben noch getragen hat, achtlos über den Rücken eines nahestehenden Stuhls wirft.

„Soll ich vielleicht noch eine Weile so stehen bleiben“, will sie schließlich neckend wissen, nachdem der Uchiha nach mehreren Minuten immer noch keine Anstalten macht seine Augen von ihrem spärlich bekleideten Körper zu nehmen.

Sie blinzelt wenig überrascht, als er mit ihrem nächsten Wimpernschlag vor ihr auftaucht und besitzergreifend nach ihren Hüften greift und sie herrisch an seinen Körper reißt.

„Du kannst den Rest auch gleich noch ausziehen“, grummelt er bestimmend, bevor er mit einer Hand ihre langen Haare aus ihrer Hochsteckfrisur befreit und ihr im selben Moment rau seine Lippen aufdrückt.

Ja, sie kann sich über den Ausgang dieser Mission wirklich nicht beschweren…
 

.

.

.
 

Währenddessen in Konoha
 

Als er aus dem Badezimmer kommt, steht sie immer noch vor dem großen Fenster in seinem Zimmer und scheint sich in den letzten zehn Minuten keinen Zentimeter bewegt zu haben. Sie hat kaum fünf Wörter gesprochen, seit sie das Hyuuga-Anwesen verlassen haben, nachdem sie den restlichen Abend dort damit verbracht hat ihre kleine Schwester zu beruhigen.

Naruto tritt vorsichtig an sie heran, aber statt sie zu berühren, verschränkt er mit einer ungewohnten Unsicherheit die Arme vor dem Oberkörper.

„Wie-“ Er bricht die Frage ab. Sie zu fragen, wie es ihr geht, kommt ihm dämlich vor. Er hat keine Ahnung, wie es ist ein Elternteil zu verlieren. Alles was er kennt, ist das Leben ohne. Aber Hinatas Vater war-

Ihre Stimme reißt ihn aus seinen Gedanken und lenkt seine Aufmerksamkeit zurück auf ihre feinen Gesichtszüge, die durch die Fensterscheibe nur durch das helle Mondlicht beleuchtet werden.

„Ich werde ihn bestimmt nicht vermissen“, flüstert sie leise, beinahe trotzig.

Aber das stumme aber hängt unheilvoll zwischen ihnen und bringt Naruto dazu den Abstand zwischen ihnen doch noch zu verringern und ihr in einem schwachen Trost eine Hand auf die Schulter zu legen.

„Er war trotz allem dein Vater, Hinata. Es ist okay-“

Aber die junge Clanerbin macht sich selten energisch von ihm los. „Nichts ist okay!“

Ihre zierlichen Schultern beben und verraten wie schwer sie um ihre Beherrschung ringt, während sie beide Arme um ihren Bauch legt, als müsste sie sich selbst zusammen halten. „Mein ganzes Leben hat sich darum gedreht es ihm möglichst Recht zu machen, bis ich mich irgendwann damit abgefunden habe, dass ich doch nie gut genug für ihn sein würde! Und seit er von meinem Herzfehler erfahren hat, hat er mich bei jeder Gelegenheit wissen lassen, dass mein Herz genauso schwach ist, wie ich es bin! Und jetzt schafft er es sogar noch aus dem Jenseits, dass ich mich seinetwegen schlecht fühle!“

Naruto tritt erneut an seine aufgebrachte Freundin heran und schlingt nun doch sanft von hinten beide Arme um ihren schmalen Körper, macht jedoch keine Anstalten sie in ihrem Ausbruch zu unterbrechen.

„Wie kann er es nur wagen, einfach vor meinen Augen umzukippen und sich nicht einmal reanimieren zu lassen?! Hiashi Hyuuga stirbt nicht an so etwas lächerlich menschlichem wie einem Herzinfarkt! Ich bin die mit dem schwachen Herzen nicht-“

Hinata beißt sich hart auf ihre Unterlippe und er will ihr sagen, dass sie sich vor ihm nicht beherrschen muss, aber er weiß, es geht ihr nicht um ihn. Nach allem was sie unter ihrem Vater zu erleiden hatte, würde sie es vermutlich als weiteres Versagen ihrerseits ansehen, wegen dem Mistkerl auch nur eine Träne zu vergießen. Und auch wenn Hiashi Hyuuga es bestimmt nicht verdient hat, dass man um ihn trauert, könnte er es doch verstehen.
 

„Ich will nicht so sein wie er-“

Hinatas geflüstertes Eingeständnis reißt Naruto aus seinen Gedanken und veranlasst den blonden Shinobi dazu, seine gutmütige Freundin ruckartig in seinen Armen herumzudrehen und sie mit einer Hand um ihr Kinn entschieden dazu zu zwingen ihn anzusehen.

„Du bist nicht im Geringsten so wie er!“

„Aber ich fühle mich so… leer. Da ist nichts-“ Und genau das trifft auf den Ausdruck in ihren Augen zu. Leer.

Und weil er sich und ihr nicht anders zu helfen weiß, senkt er seinen Kopf und drückt ihr sanft seine Lippen auf.

Aber als seine Ablenkung ein wenig zu gut zu funktionieren scheint und Hinata seufzend beide Arme um seinen Hals schlingt, löst er sich ein wenig außer Atem von ihr und lehnt seine Stirn zärtlich gegen ihre.

„Es tut mir so leid.“ Denn dass sie erneut einen solchen Kummer erleiden muss, schmerzt ihn zutiefst, auch wenn er selbst das Clanoberhaupt der Hyuugas keine Sekunde vermissen wird.

Hinata fährt sich störrisch mit dem Handrücken über ihre Augen, denen sie immer noch verbietet, ihrer unerwarteten Trauer eine äußere Form zu geben. „Ich will mich nicht so fühlen.“ Sie kann nicht um ihn weinen. Nicht, weil er es nicht verdient hat, sondern weil sie in jeder Sekunde seine hämische Stimme in ihrem Kopf hören würde, die ihr vorhält schwach und erbärmlich zu sein.
 

Naruto bringt es nicht übers Herz ihr zu sagen, dass ihr nichts anderes übrig bleiben wird, als sich früher oder später mit ihrem Kummer auseinander zu setzen, ganz gleich ob ihr Vater diese Emotion verdient hat oder nicht. Stattdessen küsst er sie noch einmal, bevor er sie auf seine Arme hebt und sich mit ihr auf seinem Bett nieder lässt, ohne sie ein einziges Mal loszulassen.

„Ich bin hier.“ Es ist der einzige Trost, den er ihr im Moment bieten kann.
 

.

.

.

Tochaku shimas

In den frühen Morgenstunden in Sakuras und Sasukes Hotelzimmer
 

Sasuke stellt grummelnd fest, dass er schon wieder zu früh wach ist, aber dieses Mal findet er den Schuldigen schnell in seiner rosahaarigen Teamkameradin, die sich gerade anschickt, eine gleichmäßige Spur in den hässlich roten Teppich auf dem Boden ihres Hotelzimmers zu laufen.

„Sakura? Was ist los?“

„Nichts, schlaf einfach weiter.“

Die knappe Antwort veranlasst den dunkelhaarigen Clanerben augenblicklich dazu sich seufzend aufzusetzen und kalkuliert abzuwägen, ob es bereits erforderlich ist, dass er aufsteht. „Sakura.“

Sein ruhiger und zugleich mahnender Tonfall veranlasst die junge Medic-nin immerhin schon dazu, sich ihm zuzuwenden und für einen Moment seinem Blick zu begegnen, bevor sie seufzend die Augen schließt. „Ich kann es nicht erklären, es ist nur so ein Gefühl-“

Sie bricht ihren Satz ab und kaut besorgt auf ihrer Unterlippe, während der Uchiha nun doch aus dem Bett steigt und ihr beide Hände auf die Schultern legt, weil ihm von ihrem unruhigen Gezappel beinahe schwindelig wird.

„Willst du, dass wir bereits abreisen?“

Sakura sieht überrascht auf und erkennt an der stoischen Miene ihres Teamkameraden, dass er seine Aussage durchaus ernst meint. „Denkst du nicht, das könnte unsere Tarnung gefährden?“

Aber Sasuke zuckt gewohnt gleichgültig mit den Schultern. „Nicht, wenn wir es glaubhaft verkaufen. Der Tod des Grafen hat sich bestimmt schon bis hierher rumgesprochen, also werden sie auch wissen, dass wir dort waren. Ich geh runter, sag ihnen, dass du aufgrund der Geschehnisse im Haus des Grafen keine Ruhe findest und wir deshalb beschlossen haben schon jetzt abzureisen.“

Es braucht kein Genie, um zu erkennen, dass seine unruhige Teamkameradin seiner Logik nur zu gerne zustimmen würde, aber ihr Pflichtgefühl lässt sie trotzdem immer noch zögern. „Bist du-“

Aber Sasuke greift einmal mehr auf seine bevorzugte Methode zurück ihren Protest wirkungsvoll zu unterbinden und drückt ihr kurz seine Lippen auf. „Ich bin gleich wieder da.“ Damit fischt er seinen Kimono von einem Stuhl, bindet sich das Kleidungsstück mit wenigen, geübten Handgriffen um und verschwindet ohne einen weiteren Ton durch die Tür nach draußen.
 

Sobald ihr Entschluss feststeht, verschwendet Sakura keine Zeit und wirft ihre wenigen Habseligkeiten innerhalb weniger Minuten in ihre Tasche und zieht sich selbst an, während sie ungeduldig auf Sasukes Rückkehr wartet.

Was sie ihrem Teamkameraden verschwiegen hat ist die Tatsache, dass es nicht nur ein ungutes Gefühl ist, dass sie nicht hat schlafen lassen – sie weiß, dass irgendetwas nicht stimmt…
 

.

.

.
 

Ein paar Stunden später in Konoha
 

Naruto stellt an diesem Morgen fluchend fest, dass er schon wieder alleine in seinem Bett liegt und greift stirnrunzelnd nach dem kleinen Zettel, der neben ihm auf dem leeren Kissen ruht und von vorne betrachtet wesentlich unschuldiger wirkt als sein Inhalt.
 

„Guten Morgen,

es tut mir leid, aber ich habe einiges im Anwesen zu tun. Ich werde sobald ich kann ins Büro kommen, um dir zu helfen.

Ich liebe dich,

Hinata“
 

Die Knappheit und die wenig persönliche Note der Nachricht bescheren ihm ein ungutes Gefühl, das sich schwer in seiner Magengegend niederlässt. Den instinktiven Impuls, sie sofort aufzusuchen, angestrengt niederringend, fährt sich Naruto seufzend durch die Haare und beschließt mit einem kurzen Blick auf die Uhr, dass er dringend eine Dusche braucht, bevor er diesen Tag beginnt.
 


 

Aber seine Sorge um Hinata lässt ihn bereits kurz darauf unruhig das Haus verlassen und er befindet sich bereits in dem Viertel, in dessen Zentrum das Hyuuga-Anwesen liegt, als er fluchend inne hält.

Sie hat in keinster Weise nach ihm gefragt. Wenn sie gewollt hätte, dass er sie begleitet, hätte sie ihn nur wecken müssen. Vielmehr hat sie mit ihrer Nachricht ausgesprochen klar gemacht, dass sie nicht wünscht, dass er ihr folgt. Der Blondschopf hadert noch einen langen Moment mit sich, bevor er resigniert beide Hände in den Hosentaschen vergräbt, umdreht und stattdessen den Hokage-Turm anstrebt.

Als er jedoch gedankenverloren das Büro der Hokage betritt, reißt ihn ein bekanntes Räuspern aus seinen Gedanken und der blonde ANBU erkennt überrascht, dass der Stuhl hinter dem breiten Schreibtisch nicht so leer ist wie er erwartet hat.

„Du bist wieder da.“

Tsunade runzelt unzufrieden die Stirn, während sie den selten übersichtlichen Papierstapel auf ihrem Schreibtisch ungeduldig durchsucht. „Natürlich. Nachdem man dieses vermaledeite Dorf scheinbar keine drei Tage unbeaufsichtigt lassen kann, ohne dass das Oberhaupt unseres mächtigsten Clans überraschend verstirbt, ist mein wohlverdienter Urlaub gestrichen.“

Naruto registriert das mürrische Gegrummel seiner Kage erleichtert, als das einzig normale in all diesem Irrsinn und will mit einem schmalen Grinsen wissen „Nachdem mein Auftrag damit erledigt ist, kann ich dann ja auch wieder gehen.“

Aber die Godaime sieht ruckartig von ihrem Schreibtisch auf und fixiert den talentierten ANBU mit verengten Augen. „Du wirst nirgendwo hingehen, bevor du mir nicht erklärt hast, was ihr mit meinen Akten gemacht habt! Ich finde hier rein gar nichts mehr!“

Dieses Mal ist Narutos Grinsen ausgewachsen und er macht keine Anstalten seine Belustigung zu kaschieren, während er sich amüsiert zu seinem Dorfoberhaupt begibt. „Es gibt da so ein faszinierendes Konzept, das nennt sich Ordnung“, er öffnet die Schublade des kleinen Rollschranks neben dem Schreibtisch und präsentiert die dort in alphabetischer Reihenfolge einsortierten Akten mit einer übertriebenen Verbeugung, der ihm augenblicklich einen strafenden Hieb auf den Hinterkopf beschert.

„Tu nicht so als wäre das deine Idee gewesen, du unverschämter Bengel! Und jetzt verschwinde, bevor ich es mir anders überlege!“

Dieses Mal hält Naruto sich nicht mit einer weiteren Stichelei auf. Er hätte von Anfang an gar nicht erst herkommen sollen.
 

.

.

.
 

Ein paar Minuten später
 

Die Pflichtschuld treibt sie zuerst in den Hokageturm, aber als Sakura einmal mehr die großen Flügeltüren ohne anzuklopfen aufreißt, hält sie für einen Moment überrascht inne.

„Tsunade!“

Die Sanin sieht ruhig von dem Dokument auf, dass sie bereits seit ein paar Minuten anstarrt. „Sakura, Sasuke. Wie lief eure Mission?“

Aber ihre ehemalige Schülerin hat einmal mehr kein Interesse daran irgendwelchen Konventionen zu folgen. „Warum bist du schon wieder da? Wo sind Hinata und Naruto?“

Angesichts der Tatsache, dass ihre Kage eigentlich erholt und deshalb gruselig gut gelaunt sein sollte, gefällt ihr der müde Ausdruck in den Augen der Godaime noch weniger und ihr Rücken strafft sich angespannt der unguten Vorahnung, die sie augenblicklich befällt.

„Sakura, setz dich.“

Die Einleitung für alle schlechten Nachrichten.

Es ist eine Anerkennung dessen, dass sie ihre ehemalige Lehrmeisterin trotz all ihrer Differenzen in den letzten Wochen zutiefst respektiert, dass die junge Medic-nin der ruhigen Aufforderung trotz allem nachkommt.

„Was ist passiert, verdammt?!“

Aber bevor Tsunade auch nur ansetzen kann die dringliche Frage ihrer vorlauten Schülerin zu beantworten, fällt deren Blick auf das Dokument, mit dem sich die Hokage vor ihrer Ankunft auseinandergesetzt hat und ihre markanten Augen weiten sich panisch. „Ist das eine Sterbeurkunde?! Verdammt, wessen Krankenakte ist-“

Aber dann liest sie den auf dem Kopf stehenden Namen des Patienten und ihr ganzer Körper sackt geschockt zurück in den Stuhl, während sie ihren Blick entsetzt zu der ruhigen Miene ihrer früheren Sensei anhebt.

„Was ist passiert“, wiederholt sie ihre Frage leise und Tsunade beginnt mit einem Seufzen die Ereignisse des letzten Abends aufzurollen, soweit sie ihr denn bekannt sind.

Sakura nimmt kaum wahr, dass Sasuke in einem Versuch des Trostes eine Hand auf ihre Schulter legt, während sie fassungslos zuhört, wie Tsunade ihr Hiashi Hyuugas Tod schildert.
 

.

.

.
 

Kurz darauf
 

Er steht seit beinahe einer halben Stunde unentschlossen vor den Toren des Hyuuga-Anwesens und ringt mich sich, ob er nun seinem Instinkt vertrauen und einfach in was auch immer sich hinter den verschlossenen Türen abspielt reinzuplatzen oder ob es dieses eine Mal vielleicht doch angebrachter wäre, sich zurückzuhalten.

Gerade als er eine Hand hebt, um nach dem alten Griff an dem prunkvollen Tor zu greifen, lässt ihn die vertraute Stimme seiner besten Freundin herumfahren.

„Naruto!“

Während er gerade noch daran gezweifelt hat, was die richtige Entscheidung ist, lässt Sakura keinen Zweifel daran, was sie von seiner Unentschlossenheit hält.

„Wo ist sie?!“

Der blonde ANBU kratzt sich verlegen am Hinterkopf. „Ich schätze noch da drinnen.“

Sakura hält schlagartig inne und ihre Stimme senkt sich auf ein gefährliches Minimum, als sie ihren Teamkameraden genauer fixiert. „Du schätzt? Du weißt also nicht sicher, wo sich Hinata aufhält? Nachdem sie vor ein paar Tagen eine schwere Herzoperation hatte und ihr Vater gestern an einem Herzinfarkt gestorben ist, weißt du nicht wo sie ist?!“

„Sakura.“ Aber Sasukes sanfte Mahnung geht in dem verzweifelten Zorn seiner schönen Teamkameradin vollkommen unter.

„Ich wusste, es war ein Fehler sie dir anzuvertrauen.“

Der blonde Shinobi zuckt zusammen, als hätte sie ihn geohrfeigt, aber Sakura fährt ohne jede Reue herum und greift energisch nach dem Griff, nur um aus dem Gleichgewicht gebracht nach vorne zu stolpern, als das Tor im selben Moment von innen geöffnet wird.

„Sakura-“

Aber den überraschten Neji erwartet dieselbe charmante Begrüßung wie sie Naruto gerade erfahren hat.

„Wo ist sie?“

„Sie wollte noch nach Hanabi sehen.“ Der talentierte ANBU fährt sich seufzend durch die Haare. „Die Kleine ist wohl die Einzige, die es wirklich bedauert, dass unser ehemaliges Oberhaupt endlich die Quittung für all seine Sünden bekommen hat.“

Aber als Sakura an ihm vorbei das Anwesen betreten will, hält er sie zurück. „Warte.“ Und für einen Moment treten die prominenten Adern um seine Augen hervor. „Sie hat gerade den Hinterausgang genommen.“

„Danke!“ Damit hetzt die talentierte Medic-nin dicht gefolgt von ihren beiden Teamkameraden die ausladenden Mauern des Anwesens entlang.
 

Die enttäuschende Leere der Straße hinter dem Hyuuga-Anwesen veranlasst Sakura zu einem erneuten Fluch. „Sie kann nicht weit sein, ich kann ihr Chakra immer noch spüren.“

Sie spricht mehr zu sich selbst und schenkt ihren beiden Teamkameraden kaum Beachtung, als sie für eine Sekunde die Augen schließt, bevor sie ihrem Gefühl folgend hektisch die nächste Seitenstraße anstrebt.

„Hinata!“

Sakuras panischer Ausruf veranlasst die beiden Männer ebenfalls dazu ihre Schritte zu beschleunigen, aber bis sie die kleine Seitengasse erreichen, liegen sich ihre Teamkameradinnen bereits in den Armen und erst, als Sakura sich ein Stück weit von der jungen Clanerbin löst, erkennen auch Naruto und Sasuke woher die Besorgnis der Haruno stammt. Hinata ist leichenblass und in ihrer direkten Nähe lässt sich auch das verräterische Flackern ihres Chakras nicht mehr verbergen.

„Hinata-“

Aber während die markanten Augen der Hyuuga erschöpft zu ihrem besorgten Freund wandern, spricht Sakura einmal mehr über den Einwand des Blonden hinweg, als hätte es ihn nie gegeben.

„Ich bringe dich ungesehen nach Hause, okay?“

Hinata nickt nur und als sie und Sakura in der nächsten Sekunde verschwinden, bleibt den beiden Männern einmal mehr nichts Anderes übrig, als ihnen zu folgen.
 

Sakura bugsiert Hinata auf die Couch und verlässt den Raum für genau 17 Sekunden und kehrt mit einem Wasserglas und einer Schachtel Tabletten zurück, von der sie ihrer besten Freundin umstandslos zwei mit dem Glas in die Hand drückt.

Während Hinata die Tabletten protestlos schluckt, rutscht Sakura neben sie auf das Sofa, greift ungefragt mit einer Hand nach ihrem Handgelenk und führt die andere über ihren Brustkorb und lässt ihr Chakra aufflackern.

„Dein Puls geht durch die Decke.“

Es kostet die junge Clanerbin sichtlich genug Anstrengung bloß die Augen offen zu halten und sie auf ihre beste Freundin zu fokussieren. „Sakura-“

Aber die Haruno unterbricht sie mit einem versöhnlicheren Tonfall und einem abrupten Themenwechsel. „Ich kann sagen, es tut mir leid?“

Aber Hinata schüttelt nur den Kopf. „Neji hat Recht, Hanabi ist die Einzige, die wirklich um ihn trauert.“

Sakura rutscht auf der Couch tiefer und bettet ihren Kopf dicht neben Hinatas auf die Lehne. „Das ist nicht wahr“, flüstert sie leise und ergreift tröstend die Hand ihrer langjährigen Teamkameradin. „Und das ist okay. Er mag ein herrisches Arschloch gewesen sein, aber er war trotz allem dein Vater.“

Die Wirkung, die diese wenigen Worte auf Hinata haben, ist einmal mehr stummer Zeuge der engen Verbindung der beiden Frauen, als den langen Wimpern der jungen Clanerbe ungewollt eine einzelne Träne entwischt, die sie augenblicklich an Sakuras Schulter verbirgt.

„Er hat es nicht verdient, dass man um ihn trauert.“

Sakura zieht ihre Finger mit einem zynischen Schmunzeln sanft durch die langen Haare ihrer besten Freundin. „Nein.“

„Und gewollt hätte er es auch nicht.“

„Dann tu es aus Trotz.“, flüstert die junge Medic-nin und dann ist es für einen Moment gespenstisch still in ihrem Wohnzimmer, bis Sakura leise verlangt zu wissen „Hat es sich wenigstens gelohnt, dass du deine Gesundheit heute aufs Spiel gesetzt hast?“
 

Hinata richtet sich mit einem müden Seufzen ein wenig auf und die Anzeichen ihrer körperlichen Schwäche lichten sich, als hätte sie einen Schalter umgelegt. „Ich habe meinen Kopf durchgesetzt.“

„In allen Punkten?“, fragt Sakura aufgeregt, die einmal mehr genau zu wissen scheint, worum es geht, während die beiden Männer schon lange ausgestiegen sind.

„In allen Punkten“, bestätigt Hinata mit einem selten zufriedenen Lächeln.

Und weil Naruto verdächtig verstummt erscheint, stellt Sasuke schließlich die leise Frage „Wovon redet ihr?“

„Über die Reformen im Hyuuga-Clan, die wir heute dem Rat vorgelegt haben.“, erklärt Hinata ruhig und streicht sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr, während sie einen Schluck von ihrem Glas nimmt. „Neji und ich werden uns die Leitung des Clans vorerst teilen. Zumindest bis auch Hanabi volljährig ist. Wir haben uns darauf verständigt, statt einem einzigen Oberhaupt einen Rat zu bilden, der immer sowohl aus Mitgliedern der Neben- und der Hauptfamilie zu bestehen hat.“

Der Uchiha runzelt die Stirn, mit den Abläufen und Regeln seines eigenen Clans noch vertraut genug, um sich bewusst zu sein, dass das nicht einmal ansatzweise so einfach ist, wie Hinata es gerade dargestellt hat. „Und das geht so einfach?“

Hinatas Lächeln nimmt einen zynischen Zug an, der bereits genug verrät, um die anderen erahnen zu lassen, dass ihr Tag bisher aus mehr als einem Grund die pure Hölle war. „Einfach ist nicht unbedingt das Wort, das ich wählen würde. Es hat heftige Kritik von jenen gegeben, die von der alten Ordnung profitieren und an ihr festhalten wollen, aber letztendlich läuft es einfach darauf heraus, dass die Mehrheit unseres Clans der Nebenfamilie angehört. Und überraschenderweise war jedes einzelne Mitglied mit unseren Reformvorschlägen einverstanden.“

„Ihr habt den Hyuuga-Clan also in eine Demokratie umgestaltet?“

Der Gedanke zaubert Hinata ein selten verschlagenes Lächeln auf die Lippen. „So weit haben wir es dann auch wieder nicht getrieben. Aber vielleicht hätten sie schneller kooperiert, wenn ich ihnen damit gedroht hätte, das nächste Oberhaupt durch Wahlen bestimmen zu lassen.“

Sakura schlingt grinsend einen Arm um ihre beste Freundin, aber ihre Belustigung verfliegt schnell angesichts ihres nächsten Gedankens. „Was ist mit Hanabi“, will sie leise wissen und für einen Moment sieht man erneut ihren tiefen Schmerz über die Züge der jungen Hyuuga huschen, den sie sonst so meisterhaft verbirgt. „Meine Tante wird sich um sie kümmern und-“

Aber Sakura unterbricht sie erneut mit einem selbstverständlichen Zuspruch. „Und wir werden sie so oft es geht zu uns holen.“

Hinata nickt dankbar und wechselt dann das Thema. „Tenten ist bereit nach ihrer Hochzeit mit Neji in das Anwesen zu ziehen. Und sie wird dem Hyuuga-Clan seinen ersten Erben sichern. Und das bedeutet-“

„Dass du endlich frei bist!“

Die junge Clanerbin lehnt sich müde zurück gegen die Couch, aber sie erwidert das strahlende Lächeln ihrer besten Freundin sanft. „So frei, wie man es als Mitglied des Hyuuga-Clans sein kann, aber ja, das ist mehr, als sich jeder von uns erträumt hat.“

„Ich bin so stolz auf dich.“
 

Aber dann legt Hinata sich plötzlich ihren Handrücken über den Mund und die Art wie sie für einen Moment zu lange die Augen schließt ist ein eigenes Alarmzeichen. Und natürlich liest Sakura allein darin eine ganze Geschichte und verengt misstrauisch die Augen. „Hast du heute schon etwas gegessen?“

Das stumme Kopfschütteln ihrer besten Freundin, veranlasst die Haruno zu einem derben Fluch. „Verdammt, Hinata! Ich sollte dir das eigentlich nicht sagen müssen, aber der Herzinfarkt deines Vaters ändert auch für dich alles! Die Wahrscheinlichkeit, dass zumindest ein gewisses Risiko bei euch in der Familie liegt-“ Sie unterbricht sich selbst und fügt dann mit einem Blick auf Narutos panische Miene leise hinzu. „Ich werde nicht zulassen, dass du ebenfalls verfrüht an einem Herzinfarkt stirbst, verstanden!“

Aber Hinata setzt sich bereits auf und schlingt mit einer geflüsterten Beruhigung beide Arme um ihre langjährige Teamkameradin. „Du verlierst mich nicht.“

Die junge Medic-nin schnieft angespannt. „Das will ich auch hoffen.“ Dann fällt ihr Blick auf ihre beiden Teamkameraden und sie verdreht genervt die Augen. „Was sitzt ihr zwei da so rum? Geht und holt uns was zum Essen. Vorzugsweise etwas mit mehr Nährwert als Ramen.“

Sasuke wirft seiner Teamkameradin einen unergründlichen Blick zu, greift dann aber nach Narutos Arm und zieht den Blondschopf aus dem Haus, während Sakura sich von Hinata löst und sich von dem Sofa erhebt.

„Leg dich hin und mach die Augen zu, bis die beiden wieder da sind. Du kannst dich kaum noch aufrecht halten.“

„Heißt das, du wirst nicht losziehen und neuen Streit mit Tsunade anfangen, sobald ich dir den Rücken zudrehe“, will die talentierte Clanerbin neckend wissen, während sie bereits in die Kissen der Couch sinkt.

„Ich glaube, ich habe meinen Standpunkt vorhin bereits ausgesprochen klargemacht.“

„Natürlich“, nuschelt Hinata leise. „Du darfst mich aber nur schlafen lassen, bis Naruto und Sasuke mit dem Essen wieder da sind. Wir haben nicht viel Zeit.“

Die leisen Worte veranlassen Sakura zu einem fragenden Stirnrunzeln. „Warum, was haben wir heute noch vor?“

„Ich muss meinen Vater beerdigen.“

Die Aussage lässt Sakura in jeder ihrer Bewegungen innehalten und sie fährt entgeistert zu ihrer Freundin herum. „Heute?“ Aber Hinatas ruhige Atemzüge verraten ihr, dass sie bereits eingeschlafen ist, was ein Ausmaß an Erschöpfung verrät, das die talentierte Medic-nin unzufrieden die Lippen zusammenpressen lässt.
 


 

Es vergeht eine halbe Stunde bis die beiden Männer mit zwei gut gefüllten, weißen Tüten zurückkommen und Naruto sinkt ohne ein Wort vorsichtig neben der Couch auf den Boden und streicht seiner schönen Freundin vorsichtig eine lose Haarsträhne aus der Stirn, was sie im Schlaf die Nase kräuseln lässt, bis sie schließlich blinzelnd die Augen aufschlägt.

„Hey.“, murmelt sie leise und setzt sich seufzend auf.

„Hey.“

Hinata lehnt ihren Kopf müde gegen die Rückenlehne und sucht entschuldigend seinen Blick, den der Ausdruck in seinen Augen hat ihr schon vor einer Stunde verraten, wie sehr ihr wortloses Verschwinden heute Morgen ihn gekränkt hat. „Es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst.“

Er lässt ihre Entschuldigung einen Moment so stehen, bevor er versöhnlich nach ihrer Hand greift und seine Lippen für einen Moment gegen ihre Handfläche drückt. „Ich weiß.“
 


 

Derweil findet Sasuke Sakura in der Küche und stellt das Essen auf dem Tisch ab, bevor er seine Teamkameradin aus dunklen Augen fixiert und wie gewohnt, unumwunden auf den Punkt kommt. „Ich weiß, du hast Angst sie zu verlieren, aber-“

Doch die talentierte Medic-nin unterbricht ihn seufzend. „Ich weiß, ich hätte das vorhin nicht sagen sollen.“ Dass sie ihre mehr oder weniger gerechtfertigte Wut an Tsunade auslässt, ist das eine, aber was sie Naruto vorhin an den Kopf geworfen hat, war nicht fair.

„Er liebt sie auch.“, ist alles, was der Uchiha noch dazu zu sagen hat und veranlasst Sakura dazu schmunzelnd beide Arme um seinen Hals zu schlingen.

„Seit wann hast du eigentlich diese furchtbar weise Haltung?“, will sie neckend wissen.

Der Uchiha hebt arrogant eine Augenbraue, während er seine Hände vertraut an ihre Hüfte legt. „Ich war schon immer der einzig vernünftige in diesem Team.“

Der Blick, den er sich daraufhin einfängt, bringt den dunkelhaarigen Clanerben immerhin dazu, mit einem seltenen Schmunzeln hinzuzufügen. „Zumindest bevor wir Hinata dazu bekommen haben.“
 

Sakura und Sasuke kehren mit dem Essen ins Wohnzimmer zurück und für einen Moment hüllt sich ein angespanntes Schweigen über die Vier, bevor Hinata sich leise erkundigt wie ihre Mission verlaufen ist und der Haruno damit ein Thema gibt, um die anhaltende Stille zu füllen.

Aber sobald Hinata ihre Essstäbchen zur Seite legt, kommt Sakura umstandslos auf den unsichtbaren Elefanten im Raum zu sprechen.

„Die Beerdigung ist also schon heute?“

Hinata fixiert ausdruckslos ihre ineinander verschränkten Finger. „In einer Stunde genau genommen.“

Sakura verzieht betroffen das Gesicht. „Findest du das nicht ein wenig…“

„Überstürzt?“ Die junge Clanerbin lacht freudlos. „Mein Vater hat sogar für seine eigene Bestattung detaillierte Anweisungen hinterlassen. Wahrscheinlich hat er befürchtet, ich würde sogar das falsch machen.“ Damit erhebt sie sich und verschwindet ohne ein weiteres Wort in ihr Zimmer.

Es vergeht keine Minute, bevor Sakura aufsteht, um ihr zu folgen, aber dann fährt sie noch einmal herum und fixiert ihren besten Freund reuevoll.

„Es tut mir leid, was ich vorhin gesagt habe.“

Der blonde Shinobi fährt sich unzufrieden durch die Haare. „Ist schon gut.“

Aber Sakura schüttelt den Kopf und legt Naruto eine Hand auf die Schulter, um ihn dazu zu bringen sie anzusehen. „Ist es nicht. Und ich habe es nicht so gemeint. Ich weiß, dass du alles tun würdest, um sie zu beschützen.“

Damit folgt sie ihrer besten Freundin in deren Zimmer, während Naruto stöhnend zurück auf die Couch sinkt.

„Es war wohl zu naiv zu glauben, dass wir sie nur dazu bringen müssen uns eine zweite Chance zu geben, um alles wieder in Ordnung zu bringen, was?“

„Hn.“
 

.

.

.
 

Ein paar Stunden später
 

Hinata hält die zitternde Hand ihrer Schwester fest in ihrer eigenen, während sie sich von der Trauergemeinde löst und vor dem Grab ihres Vaters in die Hocke sinkt, um eine weiße Lilie niederzulegen.

Ihr Vater mochte keine Blumen.

Sie schließt für einen winzigen Moment die Augen, als sie sich an den Mann erinnert, der ihr solange sie denken kann das Leben zur Hölle gemacht hat, statt sie zu lieben, wie es seine Aufgabe gewesen wäre und flüsterte leise Worte in den Wind. “Leb wohl, Vater.”

Sie spürt Hanabi an ihrer Seite verdächtig zittern und löst ihre Hände, um ihren Arm stützend um ihre Schwester zu legen, auch wenn sie nicht das Gefühl hat genügend Kraft übrig zu haben, um sie noch herzuleihen.

Es ist die letzte Grausamkeit ihres Vaters, sie noch aus dem Jenseits heimzusuchen und ihr einmal mehr das Gefühl zu geben versagt zu haben.

Du bist so schwach.
 

Der Rest des Bestattungsritus zieht an ihr vorbei, ohne dass sie viel davon wahrnimmt und die zahlreichen Beileidsbekundungen verschwimmen vor ihrem Auge zu einem einzigen wilden Durcheinander. Alles worauf sie sich noch konzentriert ist ab und zu zustimmend zu nicken und an der richtigen Stelle einen höflichen Dank zu murmeln, während sie Hanabis Hand ununterbrochen in ihrer hält.

Irgendwann spürt sie jemanden auf ihrer anderen Seite ihre Hand ergreifen und als sie aufsieht, findet sie die tröstenden Augen ihrer besten Freundin und erkennt erstaunt, dass sich die Trauergemeinde vor ihren Augen aufzulösen beginnt und nur ihre Freunde zurückbleiben.

Nejis Mutter tritt an sie heran und als Hanabi leise angibt mit ihr nach Hause gehen zu wollen, schlingt Hinata noch einmal tröstend beide Arme um ihre kleine Schwester, bevor sie sie widerstrebend loslässt.

Aber Sakura verweilt an ihrer Seite und beginnt sie nach einem Moment sanft mit sich zu ziehen. „Komm. Ich weiß, was wir jetzt brauchen.“

„Ja“, murmelt Kiba mit einem tröstenden Grinsen, als er an ihre Seite tritt und freundschaftlich die Arme um Hinatas zierliche Gestalt schlingt. „Der Sake steht schon bereit.“
 

.

.

.
 

Spät am Abend in der Wohnung der Vier
 

Er liegt schon im Bett, die Arme gedankenverloren hinter dem Kopf verschränkt, auch wenn er nicht glaubt, dass er in dieser Nacht viel Schlaf finden wird, als es leise an seiner Zimmertür klopft. Naruto setzt sich gerade auf, als Hinata durch die Tür schlüpft und das dunkle Holz zögernd hinter sich schließt.

„Hey.“

„Hey.“ Er beobachtet wie sie in einer alten Angewohnheit ihre Finger miteinander verschränkt und die kleine Geste verrät ihre Nervosität besser als alle Worte. Und die Tatsache, dass diese starke, junge Frau, die diesen abscheulichen Tag durchgestanden hat, ohne ein einziges Mal nach seiner Hand zu greifen, in seiner Gegenwart immer noch nervös wird, wärmt ihm das Herz und erlischt den Schmerz, den er darüber empfindet, dass sie ihn heute nicht gebraucht hat.

Hinata fährt sich unbewusst mit der Zunge über die Lippen, bevor sie sich mit einem tiefen Atemzug zwingt ihrem Freund in die Augen zu schauen und den Mund aufzumachen. „Kann ich heute Nacht bei dir bleiben?“

Sie sieht Überraschung über ihre Bitte in seinen Zügen, aber er streckt ohne zu zögern einen Arm nach ihr aus und dieses Mal flüchtet sie sich bereitwillig in seine Arme.

Naruto zieht die Decke über sie beide und es vergehen ein paar ruhige Minuten, bevor er beschließt seine Ängste doch noch offen anzusprechen. „Ich habe gedacht, du würdest lieber bei Sakura sein.“

„Naruto.“ Hinata richtet sich in seinen Armen ein wenig auf, bis sie ihn ansehen kann und legt ihm zärtlich eine Hand an die Wange. „Während wir uns Jahre nicht gesehen haben, haben Sakura und ich fast jede Minute dieser Zeit zusammen verbracht. Wir wissen alles voneinander und ja, es ist einfach, weil wir einander nichts erklären müssen, um uns zu verstehen. Aber das ändert nichts daran, dass ich dich liebe.“

„Ich liebe dich auch“, flüstert er leise, als wäre es immer noch ein Geheimnis und die junge Clanerbin drückt ihre Lippen lächelnd gegen seine.

„Es wird vielleicht nicht immer einfach sein, aber-“

Aber dieses Mal unterbricht er sie leise. „Ich fürchte, ich wüsste nicht einmal wie man einfach schreibt.“

Hinata bettet ihren Kopf mit einem Schmunzeln zurück auf seinen Brustkorb und Naruto hört leise zu, wie ihr Atem innerhalb weniger Minuten eine perfekte Gleichmäßigkeit annimmt, als sie in seinen Armen ihrer Erschöpfung erliegt. Mit dem Wissen, dass sie an seiner Seite sicher ist, schließt auch er die Augen.
 


 

Währenddessen in Sasukes Zimmer
 

Auch der Clanerbe hat sich bereits auf der dunklen Decke seines Bettes niedergelassen und starrt gelangweilt an die Decke, als Sakura ungefragt sein Zimmer betritt und ihn dazu veranlasst spottend eine Augenbraue zu heben.

„Das Konzept des Anklopfens ist dir wirklich nicht vertraut, was?“

„Halt die Klappe.“ Die junge Medic-nin greift umstandslos hinter ihren Rücken, zieht den Reißverschluss nach unten und zerrt sich das grässliche, schwarze Kleid ungeniert über den Kopf, bevor sie elegant zu ihm auf das Bett steigt und anzüglich ein Bein über ihn schwingt. Ihre langen Haare fallen wie ein heller Vorhang um sie und der dunkelhaarige Clanerbe hebt in einer seltenen Zärtlichkeit eine Hand, um ihr die ungebändigten Strähnen zurück über die Schulter zu legen.

„Ich will nicht mehr reden“, flüstert sie leise, bevor sie ihm ungestüm ihre Lippen aufdrückt.

Sasuke erwidert ihren Kuss brummend und ihr atemloses Keuchen verliert sich gegen seine Lippen, als er ihre Hüften herumfasst und sie ruckartig herumdreht, bis sie unter ihm in den Kissen liegt.

„Ich war schon immer der Meinung, dass Reden überwertet wird.“ Seine neckenden Worte sind ein aufreizendes Wispern auf ihrer Haut, während er mit seinen Lippen genüsslich über die entblößte Haut an ihrem Schlüsselbein wandert.

Seine Worte entlocken der jungen Medic-nin ein selten ausgelassenes Lachen, aber als ihr Körper sich in ihrer Belustigung unter seinem aufbäumt, greift Sasuke mit einem rauen Stöhnen in seinen Nacken und zieht sich sein eigenes T-Shirt über den Kopf.

Sakura setzt sich ein Stück weit unter ihm auf, dreht die Arme erneut auf den Rücken und entledigt sich innerhalb von Sekunden des dunklen Stoffs ihres BHs, bevor Sasuke sie mit einem unterdrückten Knurren zurück an seine Lippen zieht.
 

.

.

.
 

Vier Tage später im Hokageturm
 

Sakura betritt das Büro der Hokage wie immer ohne anzuklopfen und lässt sich lässig in einen der Stühle vor dem Schreibtisch sinken.

„Und, wozu hast du uns dieses Mal herbestellt? Und wenn es um eine Mission geht-“

Aber Tsunade unterbricht ihre ehemalige Schülerin mit einer simplen Handbewegung. „Ich benötige lediglich eine Information.“

„Was für eine Information“, will Sakura lauernd wissen, während Hinata sich an ihrer Seite in den anderen Stuhl sinken lässt und die beiden Männer hinter ihnen stehen bleiben.

Die Sanin reibt sich geschäftig die Hände. „Seit eurer Rückkehr brodelt die Gerüchteküche“, die Hokage ignoriert das verächtliche Schnauben ihrer ehemaligen Schülerin gekonnt, „und ihr werdet mir jetzt bestätigen, was da dran ist.“

„Ich wüsste nicht war-“ Hinatas gut platzierter Ellenbogen gegen ihre Rippen, bringt Sakura tatsächlich dazu in ihrer gewohnt patzigen Antwort inne zu halten und sich mit einem genervten Augenrollen dazu herabzulassen ihrer früheren Sensei zu geben, wonach sie verlangt. „Und wenn schon.“

Aber das Grinsen, das sich daraufhin auf die Lippen ihrer Kage legt, lässt die vier ANBU gleichermaßen Schreckliches ahnen.

„Ich wusste es!“

Sogar Hinatas Augen weiten sich überrascht, als die Sanin sich ruckartig erhebt und unzeremoniell die Arme um die beiden Frauen schlingt, die kaum wissen wie ihnen geschieht. „Auf meine Mädchen ist eben doch Verlass!“

Die beiden Kunoichi wechseln einen fassungslosen Blick über die Schulter ihrer Kage, die ungeachtet der Reaktionen, die ihr entgegenschlagen, weiterspricht, während sie von Sakura und Hinata ablässt, um sich eine in ihrem Papierkorb versteckte Sakeflasche zu angeln. „Ich würde euch ja befördern, aber ich fürchte ihr seid die Karriereleiter ein bisschen zu schnell hochgeklettert-“
 

Aber die bedrohlich pochende Ader an Sakuras Stirn steht bereits kurz vor einem Ausbruch, als die schöne Medic-nin mit einem tiefen Atemzug beide Handflächen auf die Tischplatte legt, hinter der ihre ehemalige Lehrmeisterin erneut Platz genommen hat. „Tsunade“, die beinahe sanft gesprochenen Silben lassen jetzt auch die Hokage alarmiert in die betont ruhige Miene der Haruno sehen. „Mit wem hast du gewettet?“

„Naja, eurer ehemaliger Sensei scheint bei weitem nicht so viel Vertrauen in euch zu setzen wie ich-“

Aber Sakura hat erneut kein Interesse darin, ihr Dorfoberhaupt ausreden zu lassen. „Lass mich nur kurz sicherstellen, dass ich das auch richtig verstehe: Du hast mit Kakashi darum gewettet ob wir“, sie umfasst ihre anwesenden Teamkameraden mit einer ausholenden Handbewegung, „zusammen kommen würden?“

„Nach der Rückkehr der Jungs, ja. Ich meine es war schließlich ein offenes Geheimnis, dass ihr Gefühle für die beiden hattet und nachdem ihr angefangen habt zusammen zu wohnen und zu arbeiten, haben Kakashi und ich eines Abends darüber sinniert, ob ihr jetzt endlich die Kurve kriegen und erwachsen werden würdet. Ich meine, die Frage war ja nicht wirklich nicht ob, sondern eher wa- aber da fällt mir ein, ich muss dringend noch was erledigen, macht´s gut!“

Und damit verschwindet die Hokage winkend in einer Rauchwolke.

Sakuras Kopf ruckt zornig nach oben. „Du bleibst hier!”

Aber der Platz vor ihr ist bereits leer.
 

Die talentierte ANBU fährt aufgebracht herum, als die Tür zum Büro der Hokage unter einem höflichen Klopfen aufschwingt. Kakashi liefert sich vollkommen unwissend selbst ans Messer, indem er in genau diesem ausgesprochen unglücklichen Moment den Fuß über die Schwelle in das Büro der Hokage setzt.

Sensei!” Sakuras vor Sarkasmus Stimme triefende Stimme, durchbricht schneidend die Stille und hätte ihren ehemaligen Lehrmeister besser dazu bewegt, ebenso schnell zu verschwinden, wie seine Kage. „Wie schön dich zu sehen.”

Aber der Angesprochene sieht lediglich überrascht von dem obligatorischen Buch in seinen Händen auf. „Sakura? Hinata? Ah Jungs, lange nicht gesehen.”

Allerdings verweilte sein Blick nicht lange bei seinen ehemaligen Schülern, sondern wandert gleich aufmerksam zurück zu der rosahaarigen Kunoichi vor ihm und bei ihrem Anblick springen sämtliche Warnglocken in seinem Kopf auf einmal an. Auch wenn er in den letzten Jahren nur wenig mit seiner früheren Schülerin zu tun hatte, dass sie fuchsteufelswild ist, hätte auch ein Blinder erkannt. Und wenn er es sich genauer überlegt, sehen sogar Naruto und Hinata irgendwie ein wenig wütend aus und Uchihas Aura wirkt noch bedrohlicher, als er sie in Erinnerung hat. Und wo ist eigentlich sein geschätztes Dorfoberhaupt?
 

Das drohende Knacken von Sakuras Fingerknöcheln lenkt die Aufmerksamkeit des erfahrenen Shinobis wirkungsvoll zurück auf seine ehemalige Schülerin. „Du wettest also neuerdings mit unserer geschätzten Hokage?”

Der Hatake schluckt deutlich sichtbar unter seiner Maske und seine jahrelange Erfahrung bei der ANBU bringt ihn dazu blitzschnell sämtliche Fluchtmöglichkeiten durchzugehen, in einem untrüglichen Instinkt, dass er eine davon gleich brauchen wird. Verdammt, er hätte wissen sollen, dass es eine schlechte Idee war sich auf diese Wette einzulassen, obwohl jeder weiß, dass Tsunade eigentlich immer verliert. „Ah, nun ja, das war eher eine einmalige Angelegenheit-”

Das Lächeln, das berechnend über Sakuras Lippen huscht, jagt ihm einen kalten Schauer über den Rücken und erinnert ihn ein wenig zu sehr an Tsunade, kurz vor einem ihrer berüchtigten Wutausbrüche. Ja, ein Fluchtplan ist definitiv angebracht.

„Warum erklärst du uns nicht, wie genau sich diese einmalige Angelegenheit abgespielt hat, Sensei?“

Doch es knallt lediglich laut, als sich ihr ehemaliger Sensei vor ihren Augen in Rauch auflöst.

Sakura knurrt aufgebracht. „Elende Feiglinge!” Aber das boshafte Lächeln, das sich gleich darauf auf ihre vollen Lippen schleicht, als sie sich berechnend umdreht, ist noch wesentlich beunruhigender. „Dann fangen wir doch gleich mal mit Tsunade an. Hinata?“

Die junge Clanerbin, die den ein wenig wirr erscheinenden Gedankensprüngen ihrer besten Freundin scheinbar mühelos folgen kann, aktiviert mit einem stummen Seufzen ihr Bluterbe. „Linker Aktenschrank, oberste Schublade. Hinter dem Blumentopf, unter den Pergamentrollen, im Papierkorb...“

Sasuke und Naruto beobachte durchaus fasziniert, wie Sakura aus jedem Versteck, das Hinata aufzählt, eine randvolle Sakeflasche zu Tage fördert, die sie unzeremoniell ihren beiden Teamkameraden in die Hand drückt. „Macht euch nützlich und bringt die zum Shogi-Club. Sagt ihnen, es ist eine kleine Spende ihrer großzügigen Hokage.“ In der Gewissheit, dass es keinen Widerspruch geben wird, dreht sich Sakura zurück zu Hinata. „Und wir finden so lange heraus, wann Kakashi seine nächste Mission beginnt.“
 

Kurz darauf erhält auch Konohas Bücherei eine unerwartete Spende: die Komplettausgabe der Icha-Icha-Reihen, handsigniert, von einem großzügigen, anonymen, unwissenden Spender.
 

Und damit kehrt zumindest für die nächsten Wochen eine Art Frieden in dem kleinen Dorf hinter den Blättern ein.

.

.

.

Mirai

Drei Monate später
 

Sakura und Hinata sitzen in seltener Stille an dem kleinen Fluss, der ein gutes Stück außerhalb von Konohas Mauern verläuft und bereits seit vielen Jahren ihr geheimer Zufluchtsort ist.

Heute haben sie sich zum ersten Mal seit langem dorthin zurückgezogen, um ein Gespräch fernab von ihren Freunden zu führen.

Es ist Sakura, die mit einem bedrückten Seufzen zuerst darauf zu sprechen kommt, was sie heute hierher geführt hat. „Denkst du, wir sollten es ihnen sagen?“

Die rosahaarige Medic-nin nimmt erleichtert zur Kenntnis, dass ihre engste Freundin wie üblich und im vollkommenen Gegensatz zu ihr gewohnt ruhig bleibt. Sie selbst kann nicht aufhören unruhig auf dem Gesteinsbrocken auf dem sie sitzt, hin und her zu rutschen, weil sie der Grund ihres Gespräches auch nach all den Jahren immer noch mit einem übelkeitsverursachenden Unbehagen erfüllt.

Hinata, die um all das weiß, ergreift die Hand ihrer besten Freundin und drückt ihre Finger beruhigend. „Du weißt, dass ich auf deiner Seite bin, egal wofür du dich entscheidest. Aber es ist deine Entscheidung.“

Da sie eine diplomatische Antwort in genau diesem Stil erwartet und befürchtet hat, kaut Sakura weiterhin unentschlossen auf ihrer Unterlippe herum. „Denkst du wir- dass ich ihnen eine Erklärung schulde?“

Obwohl Hinata in ihrer Antwort vollkommen ruhig bleibt, liegt ihren Worten auch eine tiefe Entschlossenheit zugrunde. „Nein. Sie haben dich beide verlassen. Du schuldest ihnen gar nichts. Es geht nicht darum, dass sie sich besser fühlen sollen. Es geht darum, was du willst.“

Wenn es nur danach ginge, wüsste sie genau, wofür sie sich entscheiden würde.

„Ich will es ihnen nicht sagen. Ich habe all das endlich hinter mir gelassen und ich will nicht mehr zurück! Außerdem habe ich Angst, dass sie… mich anders ansehen würden, wenn sie es wüssten. Und ich will mich nicht auch noch mit ihren Schuldgefühlen rumschlagen müssen.“

Die junge Hyuuga schlingt tröstend einen Arm um die Schultern ihrer langjährigen Freundin, als sie sieht wie deren Körper unter ihrer panischen Rage zittert. „Sie müssen es nie erfahren, Sakura.“

Aber sie wissen beide, dass es vermutlich nicht ganz so einfach werden wird.
 

„Warum fühle ich mich dann trotzdem schlecht?“, flüstert die erfahrene Medic-nin müde und Hinata bemüht sich automatisch ihre unglückliche Teamkollegin zu beschwichtigen.

„Solltest du nicht. Es gibt auch einiges, von dem ich nie vorhabe es Naruto zu sagen.“

Statt ihre Freundin zu beruhigen, beschert diese Aussage der jungen Clanerbin jedoch einen finsteren Blick. „Das ist etwas ganz anderes! Du bewahrst diese Geheimnisse nur, damit er sich nicht schuldig fühlt!“

Aber Hinata bleibt erneut in alter Gewohnheit ruhig, wo Sakura laut wird. „Mein Vater ist tot, Sakura. Ich sehe keinen Grund diese alten Geschichten jemals nochmal aufzuwärmen.“

„Wie wäre es, damit du dich vielleicht ein bisschen besser fühlst?“

„Dadurch würde es mir auch nicht besser gehen.“ Der Blick der schönen Hyuuga verliert sich für einen Moment in der Ferne und sie unterdrückt den Impuls ein Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern, um glaubhaft zu versichern, dass es ihr bereits bestens geht. Das ist einer ihrer obersten Grundsätze: zumindest voreinander keine Geheimnisse zu haben. Keine Geheimnisse, keine Lügen.

Sie spürt Sakuras Hand an ihrer und verschränkt ihre Finger mit einem ehrlichen Lächeln erneut miteinander.

Aber die junge Haruno hegt immer noch Zweifel. „Ich will nicht, dass du meinetwegen Ärger mit Naruto hast.“

„Das schaffen wir auch noch ganz gut alleine“, flüstert Hinata und denkt mit einem Kopfschütteln an ihren ersten richtigen Streit, als sie vor ein paar Wochen wieder angefangen hat in der ANBU zu arbeiten und Naruto schließlich offen ausgesprochen hat, dass es ihm lieber wäre sie würde ihren Beruf ihrer Gesundheit zuliebe aufgeben.

„Also ist es amtlich: Wir behalten es für uns?“

„Das ist kein Schuldspruch, Sakura. Du kannst deine Meinung jederzeit ändern. Egal wofür du dich entscheidest, ich werde immer hinter dir stehen.“

Die junge Haruno nickt entschlossen und drückt die Finger ihrer besten Freundin dankbar. Aber sie glaubt nicht, dass sie ihre Meinung jemals ändern wird. Sie sollen niemals erfahren, was an jenem Abend passiert ist.
 

*
 

In der Zwischenzeit bei Naruto und Sasuke
 

Die seltene Abwesenheit der beiden Frauen hat sie in einer alten Angewohnheit zu Ichirakus getrieben, aber nach einer halben Stunde verdächtigen Schweigens gibt der Uchiha schließlich seufzend nach und dreht den Kopf zu seinem besten Freund, über dessen aktuelles Dilemma er zu seinem eigenen Verdruss nur zu gut informiert ist. „Du denkst doch wohl nicht immer noch darüber nach es ihr zu sagen?“

Naruto nimmt einen großen Schluck von seinem Sakebecher und ringt die Schuldgefühle nieder, die ihn seit Wochen nicht mehr loslassen. Seine Antwort überrascht den Uchiha wohl beinahe ebenso sehr wie ihn selbst. „Nein. Es würde ihr nur weh tun, wenn ich es ihr sagen würde. Es ist nicht fair sie für meine Fehler büßen zu lassen.“

„Hn.“

Die ewig monotone Antwort des Clanerben veranlasst den blonden ANBU dazu verärgert die Stirn zu runzeln. „Was? Bist du jetzt etwa plötzlich der Meinung, dass ich es ihr doch sagen sollte?“

Der Uchiha dreht gelangweilt seinen Sakebecher in den Händen. „Nein. Ich denke, du tust gut daran in diesem Fall ausnahmsweise mal den Mund zu halten.“

„Worum geht es hier dann?“

„Darum, dass du nicht der einzige mit einem Geheimnis bist.“

Nach all der Zeit kann er der kryptischen Aussage des ehemaligen Nuke-nin sogar folgen. „Du meinst Hinata und Sakura?“

„Hn.“

„Denkst du nicht, dass wir auf dieses Konzept dieselbe Gleichung anwenden und es einfach gut sein lassen sollten?“

„Hn.“

„Sasuke“, grummelt der Uzumaki warnend.

„Du brauchst mir nicht zu sagen, dass es eine verquere Logik ist. Ich will trotzdem wissen, was sie vor uns verbergen.“

Naruto nimmt genervt noch einen Schluck Reiswein. „Schön, aber wenn Sakura davon erfährt, wird das deine Beerdigung.“

„Tse.“
 

Ja, ganz so einfach würde es wohl nicht werden…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich musste ja bei der alten Version des Kapitels beim Schreiben schon fast weinen, aber irgendwie finde ich die neue Version noch trauriger...
Außerdem ist sie irgendwie auf einmal 5000 Wörter länger geworden - ups x3
Ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen ;)
GLG
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Zwischendrin ein kleiner Part für alle NejiTen-Fans unter euch^^
Ich hoffe, dass euch auch die neue Version gefallen hat ;)
GLG
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wieder eine große Veränderung zur ursprünglichen Form des Kapitels und ich hoffe es hat euch gefallen ;)
GLG
Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Es tut mir sehr leid, dass ihr so lange auf diese Neufassung warten musstet, aber ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen ;)
GLG
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, ich hoffe die Neuversion hat euch gefallen, auch wenn die Veränderungen zum Ende hin jetzt nicht mehr ganz so groß sind wie am Anfang ;)
GLG
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, das Kapitel kann euch zumindest ein bisschen über die lange Wartezeit hinweg trösten!
GLG
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich bin nicht besonders zufrieden mit diesem Kapitel, aber ich wollte es jetzt endlich veröffentlichen und euch nicht noch länger warten lassen...
Jetzt bleibt nur noch der Epilog ;)
Bis dahin
GLG
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Diejenigen von euch, die bereits die alte Version von ANBU kannten, wissen wahrscheinlich, dass es einmal eine Fortsetzung zu dieser Fanfic gab...
Und der Rest kann sich vermutlich spätestens nach diesem Epilog denken, dass da noch einiges fehlt.
Ich habe lange überlegt, ob ich die Fanfic hiermit abschließen und die Fortsetzung einfach begraben soll, aber ANBU war schon immer darauf ausgelegt, mehr zu sein, als diese zwölf Kapitel...
Ich habe deshalb vor, in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft auch die Fortsetzung von ANBU komplett zu überarbeiten.
Ich danke euch allen, dass ihr mich durch diese langwierigen Überarbeitungsmaßnahmen begleitet habt und hoffe, dass ihr auch weiterhin so viel Freude an dieser Fanfic habt wie ich!
Vielen Dank für all eure lieben Kommentare!
Hoffentlich bis bald
GLG
Eure Hinarika Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (366)
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11...30] [31...37]
/ 37

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Black_Sabbath
2019-09-28T19:14:51+00:00 28.09.2019 21:14
Ach, beinahe hätte ich es vergessen:
In deiner Kurzbeschreibung habe dich einen Ausschnitt von Edguys "Superheroes" gesehen - Du hast einen guten Musikgeschmack! ;)
Von:  Black_Sabbath
2019-09-28T13:19:57+00:00 28.09.2019 15:19
Bin jetzt mit dem ersten Fanfic komplett fertig und es hat richtig Spaß gemacht ihn zu lesen, hast Dir wirklich mühe gegeben und sicher viel Zeit investiert. Und bei einem so kryptischen Epilog bleibt einem ja garnichts anderes übrig als gleich weiter zu lesen, bin echt gespannt, was du dir da ausgedacht hast.
Von:  Black_Sabbath
2019-09-27T11:31:49+00:00 27.09.2019 13:31
okay, eigentlich hatte ich nicht vor, gleich nach jedem Kapitel einen Kommentar zu hinterlasssen, aber jetzt mal im ernst, Du lässt mir keine andere Wahl:
Der Ablauf, die bisherigen Entwicklungen, die Dialoge, die Charaktere... du hast wirklich an ALLES gedacht! Ich habe noch nicht viele naruto Fanfics gelesen, da diese meistes, ich möchte es mal so sagen, kindliche oder kitschige Kurzgeschichten junger Fans waren... aber DEIN Fanfic grenzt ja jetzt schon ans professionelle O.O Da ist ja mehr Tiefe drin als im Orginal!
Von:  Black_Sabbath
2019-09-27T10:44:19+00:00 27.09.2019 12:44
Okay, ich habe deine Fanfics erst heute Nacht per Zufall gefunden und damit angefangen, deine Ersten entwürfe zu lesen. Jetzt bin ich gerade mal beim zweiten Kapitel (hab den Prolog mitgezählt) und schon beginne ich ein richtiger Fan zu werden. Dein Stiel, einfach klasse :) Und auch sehr inspirierend! Überlege schon, ob ich es auch mal mit einem Fanfic versuche.
Freue mich auf auf noch viele weitere Kapitel^^
Von:  LikeParadise
2019-08-31T21:22:02+00:00 31.08.2019 23:22
Hinatas herzfehler ist jetzt sehr überraschend gekommen. Aber ich finde gut, wie du das eingebaut hast. Nach dem Kampf mit neji, ist das irgendwie auch total nachvollziehbar und das war ein guter Punkt um da anzusetzen. Denn es wäre ziemlich verwunderlich, wenn sie plötzlich wie aus dem Nichts ein herzfehler entwickelt. Das mit der WG ist auch eine gute Idee, das habe ich so bisher noch nicht gelesen.
Von:  LikeParadise
2019-08-31T20:00:24+00:00 31.08.2019 22:00
Also das ist definitiv mal etwas anderes, was die Handlung angeht Punkt aber der Verlauf gefällt mir bisher ganz gut und ich bin gespannt wie es weitergeht.
Von:  LikeParadise
2019-08-31T19:16:10+00:00 31.08.2019 21:16
Okay, ich weiß schon warum ich anfange alle deine fanfictions zu lesen Punkt dann schreib sie lässt sich unglaublich gut und wahnsinnig fliessend lesen und da es scheint, dass das deine erste fanfiction war, hat sich das Schreiben bei dir mit den Jahren natürlich verbessert. Der Anfang ist gemacht und ich bin gespannt darauf, was im Laufe der Geschichte noch passiert. Ich lese jetzt mal weiter. Bis nachher!
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-07-30T23:45:01+00:00 31.07.2019 01:45
Ja sehr . Super Kapitel.
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-07-30T22:37:29+00:00 31.07.2019 00:37
Na endlich hat Naruto seinen arsch bewegt und Hinata seine Liebe gestanden.

Bei Sakura und sasuke dauert es anscheinend noch ein wenig bis die zwei zusammen kommen.

Klasse Kapitel.
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-07-30T21:41:03+00:00 30.07.2019 23:41
Ist ein schönes Kapitel.


Zurück