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Life in the Darkness - Es hört niemals auf

Teil 3
von

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Was bisher geschah


 

Prolog: Was bisher geschah
 

 

Temari Sabakuno war die erste Tochter des berühmten Firmenchefs der Sabakuno Korporation. Sie war schon als Kind eine wunderschöne Blondine, doch wurde sie schon blind geboren. Aus diesem Grund hielt ihr Vater sie auch in der riesigen Villa der Sabakunos versteckt, sodass niemand wusste, dass Mamoru Sabakuno neben seinen zwei Söhnen auch noch eine Tochter hatte. Dem kleinen Mädchen machte das nicht viel aus, denn mit ihrer Mutter verbrachte sie viel Zeit im hauseigenen Blumenhaus und im Garten. Außerdem lehrte Karura ihr die Musik zu lieben. Schnell entdeckten sie so auch Temaris Talent fürs Klavierspiele, in welchem sie sie förderte. Leider verunglückte die junge Frau kurz vor Temaris fünften Geburtstag bei einem Autounfall. Das kleine Mädchen gab sich von da an die Schuld für den Tod ihrer Mutter, immerhin war diese wegen einem Streit mit ihrem Vater abgehauen, bei dem es mal wieder um sie und ihr Leben ging. Sie verschloss sich ihren Brüdern und ihrem Vater und gab sich nur der Musik hin, durch welche sie sich mit ihrer Mutter verbunden fühlte.

 

Nach dem Tod seiner Frau verschärfte Mamoru die Sicherheitsmaßnahmen seiner Tochter. An dem Todestag der jungen Frau hatte er mitansehen müssen, wie seine kleine Prinzessin sich die Augen ausweinte und am ganzen Körper zitterte. Er hatte sich geschworen, sie niemals wieder so sehen zu müssen. Dass er es dabei mit seiner Führsorge total übertrieb, fiel ihm gar nicht auf, auch wenn seine Söhne ihn immer wieder darauf hinwiesen. Mamoru wollte doch einfach nur das Beste für seine Tochter. Dabei fühlte sich Temari gefangen wie in einem Käfig und konnte es nur noch schwer im Haus ihres Vaters aushalten. Trotzdem spielte sie weiter das kleine glückliche Mädchen.

 

Ihre Brüder aber bemerkten schnell, dass etwas nicht stimmte. Aus diesem Grund organisierten sie in einem Club ein Treffen mit dem Besitzer für ihre Schwester. Diese sang im Club vor und wurde sofort engagiert. Die junge Frau aber spendet all das Geld, welches sie verdiente. Für sie spielte nur das Singen und das Klavierspielen eine Rolle, denn das war das, was ihr Spaß macht und ihr ihre Lebensfreude zurückgab. Allerdings wusste sie auch, dass ihr Vater davon niemals etwas erfahren durfte. Deshalb trat sie im Club auch unter dem Pseudonym Momokuno Shingano auf, was japanisch ist und blinde Sängerin bedeutet.

 

Ein Jahr lang geht das alles gut, doch dann wird ein junger Mann mit dem Namen Shikamaru Nara zum Auftritt der blinden Sängerin geschleift. Von da an änderte sich das Leben der beiden komplett, denn Shikamaru verliebte sich auf den ersten Blick in die Schönheit. Nur gab es dort ein kleines Problem. Die beiden Bodyguards der Sängerin ließen weder ihn noch irgendjemand anderes an sie heran. Erst durch eine List schaffte er es, mit ihr zu reden und sie so auf sein Konzert einzuladen, denn auch er seine Freunde bildeten eine kleine Band mit vielen Fans.

 

Auf dem Konzert trafen sie sich endlich wieder. Der Nara nahm sie mit sich nach Hause, wo sich lange unterhielten. Sie sprachen über sich selbst, aber auch über alltägliche Dinge. Dabei verliebten sich die beiden immer mehr ineinander, bis sie irgendwann zusammen in einem Bett einschlafen. Leider ergab sich daraus aber ein großes Problem, denn ihr Vater hatte nun bemerkt, dass seine Tochter immer wieder mal verschwand, ohne dass er es wusste. Aus diesem Grund stellte er nun auch Wachen vor ihrem Zimmer auf und verbat ihr weiter zu singen. Nur durch ihre Brüder war es ihr möglich ein letztes Abschlusskonzert zu geben. Bei diesem musste sich die hübsche Blondine nicht nur von ihren Fans verabschieden sondern auch von Shikamaru, da dieser Mamoru ein Dorn im Auge war. Dafür hasste sie ihren Vater und zeigte es im ab dem Moment auch ganz offen, auch wenn sie sich dafür in die Abgründe der Einsamkeit begeben musste, aber das war ihr egal, denn aus ihrem Zimmer durfte sie so oder so nicht mehr alleine.

 

Shikamaru aber wollte seine Liebe nicht so leicht aufgeben und machte sich auf eine lange Suche nach ihr. Diese war aber vergebens. Er konnte sie einfach nicht finden. Auch seine beiden Freunde Sasuke Uchiha und Neji Hyuuga konnten ihm nicht helfen, auch wenn sie beide glaubten, die hübsche Blondine zu kennen. Erst als sie eine Einladung zum Ball der Sabakunos bekamen, fiel es ihnen wieder ein, denn auch diese war oft auf einem der Bälle, die ihr Vater organisierte gewesen. Schnell war also der Plan gefasst Temari beim Ball wieder zu finden. Was sie nicht wussten: Es war Temaris Verlobungsball.

 

Glücklich fiel der Nara seiner Liebe in die Arme, auch wenn diese ihn eigentlich von sich halten wollte, immerhin wusste sie, dass sie einen anderen heiraten musste. Dennoch konnte sie ihre Gefühle nicht verbergen und so kam es, dass sie die Welt um sich herum vergaßen und einfach nur tanzten. Als Shikamaru ihr aber seine Liebe gestehen wollte, kehrte Temari in die Realität zurück. Um ihn und sich zu schützen, weißt sie ihn aber noch vorher zurück, obwohl ihr Herz dabei zerbricht. Doch wusste sie genau, dass sie einen anderen heiraten musste und dass ihre Liebe keine Zukunft hatte. Das bemerkte auch Shikamaru nachdem Mamoru es kurze Zeit später bekannt gab.

 

Obwohl er schon wieder gegen einen der größten Männer verloren hatte, gab der Nara nicht auf, denn nun hatte er auch Gaara und Kankuro auf seiner Seite, welche glaubten, dass er das Beste für ihre große Schwester war. Zusammen mit Hidan Hibari, welcher der Verlobt Temaris war, schmiedeten sie einen Plan, um sie beide aus dieser Zwangsehe zu holen, denn auch der Hibari hatte keine Lust darauf zu heiraten. Das einzige, was er wollte, war es so viele Frauen wie möglich flach zu legen. Auch an der Sabakuno war er interessiert. Würde er sie aber heiraten müssen, hatte er nicht mehr die Chance sich anderen Geschöpfen widmen zu können. Durch einen grandiosen Plan schafften sie es die hübsche Blondine aus ihrem goldenen Käfig zu befreien. Ab diesem Zeitpunkt lebte die Sabakuno bei ihrem Freund.

 

Nur langsam und mit der Hilfe seiner Söhne wurde Mamoru langsam klar, was er getan hatte und verstand das Verhalten seiner Tochter nun immer mehr. Noch mehr wurde ihm aber klar, dass er seine Tochter wieder haben wollte. Dabei halfen ihm Kankuro und Gaara. Erst ist es etwas holprig und ziemlich laut, doch nach einem langen Gespräch vertragen sich die beiden wieder. Trotzdem wohnte Temari weiterhin bei Shikamaru. Sie wollte es nicht zu schnell angehen lassen und so traf sie sich ein Mal in der Woche mit ihrer Familie. Es dauerte eine Weile aber langsam näherten sie sich wieder an.

 

Zur selben Zeit geht ein Traum für die junge Frau in Erfüllung, denn sie darf auf die Musikhochschule „Hidden Leaf“ gehen. Dort trifft sie wieder auf Hidan, was Shikamaru gar nicht gefällt, aber auch er ist mit der Übernahme der Firma seines Vaters beschäftigt. Auch die Songwriterin TenTen Ama lernt Temari dort kennen und freundet sich auch sofort mit ihr an. Zusammen haben sie alle viel Spaß.

 

Auch mit ihrer Beziehung lief es immer besser. An ihrem Jahrestag lud Shikamaru Temari zum Essen ein. Sie verbrachten einen wunderschönen Abend, an dem er ihr einen Ring schenkte. Es war ein Ring mit einem Unendlichkeitssymbol, weil er hoffte, dass ihre Beziehung bis in aller Ewigkeit so weiter ging. Den Tag ließen sie mit einer unglaublichen Nacht ausklingen. Dass sie bald ins Unglück stürzen würden, wussten sie da noch nicht.

 

Temari war fürs erste damit beschäftigt, ein Lied für Shikamaru zu schreiben, wovon er natürlich nichts erfahren durfte. Dabei halfen ihr TenTen und Hidan, weshalb sie mit beiden viel Zeit verbrachte. Das gefiel Shikamaru gar nicht. Genauso wie alle anderen auch wusste er genau, was Hidan von der hübschen Blondine wollte. Nur sie selbst sah das nicht ein. Für sie war Hidan der Mann, der ihr ihren Liebsten wiedergegeben hatte. Sie war einfach so naiv und das sollte ihr Verhängnis werden.

 

Alles begann mit einem Meeting zwischen der Uchiha Korporation und der Nara Korporation, welches Zufällig am selben Tag war wie auch der Geburtstag von Temaris Mutter, an welchem sie immer ihr Grab besuchte. Dies sagte er ihr aber erst kurzvorher per SMS. Temari war deshalb total sauer. Aus Provokation ging sie mit Hidan zuerst zum Grab und dann in seine Stammkneipe. Natürlich teilte sie das Shikamaru mit einer SMS mit. Allerdings ließ sie dabei alle Konsequenzen außer Betracht, was dazu führt, dass der Hibari ein leichtes Spiel hatte und sie ganz einfach abfüllen konnte. In diesem Zustand war es ein Leichtes sie ins Bett zubekommen. Erst später aber bemerkte er, dass sie dabei nur an Shikamaru gedacht hatte.

 

Durch Itachi Uchiha kam sie noch mitten in der Nacht wieder nach Hause, wo sie von Gaara, Kankuro und Mamoru empfangen wurde. Als sie aufwachte, war der besorgte Shikamaru schon lange an ihrer Seite. Sofort machte sich ein schlechtes Gewissen in ihr breit, das mit jeder Lüge, die sie ihm auftischte immer größer wurde. Shikamaru bemerkte natürlich, dass etwas nicht stimmte, denn beließ er es bei ihren Lügen und umsorgte sie weiter, bis es ihm irgendwann zu fiel wurde und er ging.

 

Auch Temari verließ nun das leere Haus und zog wieder bei ihrer Familie rein. Aber auch dort konnte sie keine Ruhe finden. Alle löcherten sie mit fragen, um zu erfahren, was passiert war, doch Temari blieb stur. Erst als ihr Vater sie zur Rede stellte, rückte sie mit der Sprach raus. Sie erzählte ihm von Shikamarus SMS, von ihrem Betrug, von ihren Gewissensbissen und vom Streit. Mamoru hörte ihr genau zu, jedoch war er dort nicht der einzige. Shikamaru war gekommen, um noch mal zu versuchen mit Temari zu sprechen. Durch Zufall hörte er ihr Gespräch mit an und es kam zu einem Streit. Er war nicht wirklich sauer, weil sie ihn betrogen hatte – natürlich verletzte es ihn –, er war sauer, weil sie ihm nicht die Wahrheit gesagt hatte. Für ihn war dies der größere Verrat. Hätte sie es ihm gesagt, wäre er sicher sauer gewesen, doch er hätte sie nicht verlassen. Dies tat er nun aber nach ihrem Streit.

 

Für Temari war in diesem Moment eine Welt zusammengebrochen. Sie zog sich nun nur noch mehr zurück. Ihre Brüder und TenTen schafften es aber, sie wieder heraus zu holen. Sie versprachen ihr, Shikamaru zum Weihnachtskonzert ihrer Schule zu bringen. Temari setzt sich daraufhin an ihr Klavier. Tag und Nacht arbeitet sie an ihrem geschrieben Lied und schrieb es um. Eigentlich sollte es um ihre Liebe zu Shikamaru gehen, nun war es aber ein Lied, um sich entschuldigen zu können. Sie hoffte, dass es etwas bewirkte, doch glaubte sie von Tag zu Tag immer weniger daran. Aus diesem Grund übergab sie auch Gaara den Ring, den Shikamaru ihr geschenkt hatte. Sie wollte ihn ihm wiedergeben, da es so schien, als wäre dies das Aus ihrer Liebe.

 

Irgendwie hatten die drei es wirklich geschafft, Shikamaru zum Weihnachtsball zu bringen. Gerade noch rechtszeitig kam er zu Temaris Auftritt. Er verfehlte seine Wirkung nicht. Shikamaru spürte wie seine Gefühle wieder in ihm hochkamen und wie er sich erneut in sie verliebte. Auf dem Weg zu ihr herunter trat ihr Verrat aber wieder in den Vordergrund. Er entschied für sich, dass es wohl besser wäre, wenn sie weiterhin getrennte Wege gingen, auch wenn sie sich nach wie vor über alles liebten. Vorher aber hängte er ihr die Ringkette erneut um den Hals und schwor ihr dabei seine Liebe.

 

Für Temari, die bei seiner Rede neue Hoffnung geschöpft hatte, brach erneut eine Welt zusammen. Ihr Herz zersprang in tausend Teile. Die Blondine war kraftlos in sich zusammengesackt, bis sie in totaler Dunkelheit gehüllt zu Boden gefallen war. Er hatte sie und ihr Herz völlig zerstört. Es saß nur noch leblos in ihrer Brust und hatte mittlerweile aufgehört zu schlagen. Shikamaru aber bekam davon nichts mehr mit, sonst wäre er sicherlich nicht einfach so gegangen, sondern an ihrer Seite geblieben, dann wäre sicher vieles in ihrer beider Zukunft wesentlich besser, leichter geworden. So hatten sie aber alle einen steinigen Weg vor sich.

Wacking up


 

1. Wacking up
 


 

Dunkelheit. Nichts als Dunkelheit. Temari hatte keine Ahnung, wo sie war oder was passiert war. Sie wusste nur eins. Sie war umgeben von Dunkelheit, wie eigentlich immer. Viel zu gerne würde sie nun etwas sehen können. Noch nie hatte sie diesen Wunsch geäußert. Es war ihr eigentlich immer egal gewesen, sie war auch so ganz gut zurechtgekommen, nun fühlte sie sich jedoch alleine. So alleine hatte sie sich noch nie gefühlt, nicht einmal als sie alleine bei Hidan gewesen war. Damals hatte sie wenigstens gewusst, was passiert war und wo sie ungefähr war. Nun wusste sie weder wo sie war noch was passiert war oder ob sie schlief oder wach war. Sie war einfach umgeben von lautloser Dunkelheit.
 

Aber stopp! Spürte sie da nicht etwas an ihrer Hand? Temari konzentrierte sich genau auf ihren Tastsinn und tatsächlich, sie spürte etwas. Jemand strich sacht über ihre Hand. Aber wer konnte das sein? Shikamaru? Nein, dieser hatte sich nun endgültig von ihr getrennt. Er würde sicher nicht an ihrer Seite sitzen und ihre Hand halten. Wer war es aber dann? Eigentlich konnte es doch nur jemand aus ihrer Familie sein. Nur wer? Vielleicht konnte sie das ja herausbekommen, wenn sie wusste, wo sie war. Aber wie sollte sie das herausfinden? Es blieb ihr doch eigentlich nur übrig, mit ihren Ohren auf ihre Umgebung zu lauschen. Also konzentrierte sich Temari genau auf ihre Ohren. Es waren mehrere Geräusche zu vernehmen. Sie hörte ein regelmäßiges Piepen, das Zwitschern der Vögel und murmelnde Stimmen. Nichts wies daraufhin, wo sie war oder wer bei ihr war.
 

Plötzlich aber hörte sie zwei Stimmen, die ihr mehr als nur bekannt vorkamen.

  „Wie geht es ihr?“, fragte die erste Stimme.

  „Den Umständen entsprechend. Die Ärztin meinte, dass sie sich in den letzten Wochen einfach zu viel zugemutet hatte und sich nun ausruhen muss. Sonst ist alles aber wieder ok. Trotzdem ist sie bis jetzt noch nicht einmal aufgewacht“, erklärte die zweite Stimme ruhig. Temari war sich ganz sicher, dass es sich hierbei um Gaara handelte, welcher auch ihre Hand hielt. Bei der anderen Person handelt es sich um TenTen, zumindest glaubte Temari das. Aus dem Gespräch nahm sie heraus, dass sie im Krankenhaus gelandet war. Wieso sie hier lag, würde sie sicher auch noch später herausbekommen. Erst mal musste sie aber aus ihrem Schlaf erwachen. Doch wie sollte sie das machen? Temari hatte keine Ahnung.
 

„Keine Sorge, sie wird sicher bald wieder aufwachen, du kennst doch unsere Temari. So schnell gibt sie sicher nicht auf. Du musst nur ein wenig Geduld haben, Gaara“, versuchte TenTen den Sabakuno aufzumuntern. Gaara brummte aber nur vor sich hin. Das wunderte Temari aber nicht. So kannte sie ihren kleinen Bruder. Er würde nie seine Gefühle offen zeigen, das war aber für sie ok. Sie liebte ihren Bruder, denn er war immer da für sie und sagte ihr, was das Richtige war, wenn sie es brauchte. Zu gerne würde sie endlich die Augen aufschlagen, um ihm seine Sorge zu nehmen. Doch noch immer wusste sie nicht, wie es gehen sollte. Sie fühlte sich einfach viel zu schwach und ausgelaugt. Vielleicht klappte es aber auch, wenn sie sich genau darauf konzentrierte. Sie konzentrierte sich einfach darauf endlich aufzuwachen, wollte sie doch aus diesem Zustand herauszukommen.
 

~~~


 

„Gaara, ich glaube, ihre Augenlieder haben gezuckt“, rief TenTen aufgeregt. Sofort legte sich der Blick des Rothaarigen auf die Augen seiner Schwester. Und Tatsache. Ihre Augenlieder zuckten. Es sah so aus als würde sie gerade darum kämpfen endlich aufzuwachen. Gaara aber glaubte fest daran, dass Temari es schaffen würde.

  „Temari! Streng dich ein bisschen mehr an, du hast es fast geschafft!“, feuerte er sie an, auch wenn er nicht wusste, ob es was brachte. Aber es funktionierte wirklich. Die Stimme ihres Bruders war der Ansporn, den sie gebraucht hatte. Ihre Augenlieder begannen zu flackern, dann schlug sie sie auf. Gaara und TenTen waren erleichtert. Endlich konnten sie in die blaugrünen Augen der Blondine sehen. Temari war zwar noch immer umgeben von Dunkelheit, doch fühlte es sich anders an als davor. Sie war nicht mehr alleine und so fühlte sie sich auch.
 

Plötzlich spürte sie das Gewicht einer anderen Person auf sich, welche sie fest in seine Arme geschlossen hatte.

  „TenTen, sei etwas vorsichtiger!“, wies Gaara TenTen zurecht. Diese löste sich mit einem Sorry schnell wieder von ihrer Freundin. Es war einfach über sie gekommen. Sie war so froh gewesen, dass es ihrer Freundin gut ging und sie wach war. Temari konnte das gut verstehen, weshalb sie nichts weiter dazu sagte, immerhin waren sie wirklich gute Freundinnen. Da war sowas normal. Kankuro hätte sie sicher auch in den Arm genommen, wenn er da gewesen wäre, genauso wie ihr Vater. Nur Gaara tat sowas nicht, obwohl sie an seiner Hand, die noch immer ihre hielt, genau spürte, dass auch er erleichtert war.
 

„Wie geht es dir, Temari?“, erhob er seine Stimme. Temari seufzte. Ja, wie fühlte sie sich eigentlich? Sie wusste es nicht genau. Wie sollte sie sich denn fühlen? Was war überhaupt passiert, dass sie im Krankenhaus gelandet war? So viele Fragen und doch keine Antworten. Das nervte!

  „Es geht. Ich bin ziemlich müde und erschöpft, aber sonst ist alles ok“, gab sie leise zu, „außer meinem Gebrochenen Herzen“, fügte sie noch leiser hinzu. Gaara konnte es trotzdem verstehen.

  „Er hat dich sitzengelassen, oder?“, stellte er fest. Temari nickte schwach.

  „Wusste ich‘s doch!“, brummte ihr Bruder. „Wir haben zwar gesehen, wie er dir die Kette wiedergegeben hat und dir einen Kuss aufgedrückt hat, aber dann bist du plötzlich umgekippt, ohne dass wir wussten, was los war. Die anderen meinten, dass ihr euch wieder vertragen habt, aber ich wusste, dass es anders war. Ich wusste, dass er dich nun endgültig verlassen hat“, erklärte er ihr. Mit dieser Erklärung prasselten auch alle Erinnerungen wieder auf sie ein. Sie erinnerte sich an das, was passiert war, aber vor allem erinnerte sie sich an das, was er gesagt hatte.

  „Er meinte er würde mich immer lieben, aber wir können nicht zusammen sein, weil er mir nicht mehr vertraut und mir nicht mehr vertrauen kann“, berichtete sie ihrem kleinen Bruder. Dieser strich ihr beruhigend über den Handrücken.
 

„Ich habe dir gleich gesagt, er ist ein Idiot!“, erklang Kankuros Stimme, welcher gerade durch die Tür in das Krankenzimmer spaziert kam. Eigentlich hatte er sich nur eine Limo holen wollen, doch, als er wiederkam, musste er das hören. Da konnte er einfach nicht schweigen.

  „Nein, hast du nicht“, erwiderte Temari bissig.

  „Doch, als wir ihn das erste Mal gesehen haben, bei deinem Konzert“, konterte er.

  „Da kanntest du ihn aber noch nicht“, meinte sie.

  „Wieso nimmst du ihn eigentlich noch in den Schutz?“, hakte Kankuro nach. Ein trauriges Lachen erklang.

  „Weil ich ihn liebe“, flüsterte sie leise. Daraufhin blieb es mucksmäuschenstill. Keiner wagte es etwas zu sagen. Wussten sie doch nicht, was sie sagen sollten, denn es war genauso traurig, wie Temaris Lachen…
 

Gerade, als sie ihre Sprache wiederfanden und wussten, was sie Temari sagen sollten, um sie wieder aufzuheitern, wobei das wahrscheinlich ziemlich schwer wäre, klopfte es an die Tür und eine rosahaarige, junge Frau trat ein. Sofort richteten sich die Augen aller auf sie.

  „Guten Tag, Dr. Haruno“, begrüßte Gaara sie. Sakura nickte ihm zu und trat weiter vor zum Bett der Sabakuno, welcher sie freundlich entgegen lächelte.

  „Guten Tag, Fräulein Sabakuno. Mein Name ist Sakura Haruno und ich werde Ihre Ärztin sein, während Sie hier ihren Aufenthalt haben“, erklärte sie ihr.

  „Freut mich, Sie kennenzulernen“, erwiderte Temari bloß. Zu mehr wäre sie auch gar nicht gekommen, weil TenTen nun ihre Stimme erhob.
 

„Was für eine Überraschung dich hier zu sehen, Sakura. Es ist schon lange her, dass wir uns das letzte Mal begegnet sind“, freute sich die Ama. Sakura wand sich zu ihr um und lächelte ihr entgegen.

  „TenTen? Bist du es wirklich? Ich hab dich gar nicht erkannt, aber auch ich freue mich, dich hier zu sehen. Es ist wirklich schon lange her, wobei der Anlass vielleicht hätte besser sein können“, erwiderte sie. TenTen nickte.

  „Vielleicht können wir das in Zukunft ja auch in einem schönen Café wiederholen. Wir haben uns sicher viel zu erzählen“, schlug die Braunhaarige vor.

  „Ja, das wäre schön, aber fürs erste würde ich nun gerne meiner Arbeit nachgehen“, bestätigte Sakura, wobei sie sich wieder an Temari wand.
 

„Ich würde gerne ein paar Tests machen und etwas mit Ihnen besprechen. Ich denke allerdings, dass es vielleicht besser wäre, wenn wir dabei unter uns wären. Natürlich ist das Ihre Entscheidung. Es ist nur ein Rat von mir an Sie“, erklärte sie. Temari nickte und dachte einen Moment lang nach. Warum wollte diese Frau, dass ihre Familie und ihre Freunde nicht dabei waren, wenn sie sich unterhielten? Hatte sie vielleicht etwas Schlimmes? War es vielleicht wirklich gar nicht so schlecht, wenn sie einen Moment lang alleine waren? Eigentlich war das doch gar nicht so schlimm. Ihre Familie würde draußen vor der Tür warten und war so ganz in ihrer Nähe. Sie konnte sie jeder Zeit rufen, wenn sie es wollte. Außerdem konnte sie so bestimmen, was ihre Familie erfuhr und was nicht, denn irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass hier etwas faul war, etwas stimmte nicht und sie war sich noch nicht wirklich sicher, ob ihre Familie das wissen musste. Sie wollte ihnen nicht noch mehr Schmerzen und Ängste bereiten. Nun wollte sie endlich einmal beweisen, dass sie stark war. Ja, sie war eine starke, junge Frau, auch wenn sie blind war.
 

„Gut. Könntet ihr bitte alle für einen Moment rausgehen?!“, bat sie. Dass nicht alle damit einverstanden sein würden, war der Sabakuno schon am Anfang klar gewesen, immerhin machten sie sich alle sorgen, trotzdem nervte sie das.

  „Wir bleiben hier, schließlich brauchst du doch jemand, der dir das Händchen hält“, lachte Kankuro. Temari verdrehte nur die Augen.

  „Kannst du nicht woanders dämlich sein“, erwiderte Temari genervt.

  „Nö, dann hättest du nämlich nichts zu meckern“, konterte er und lachte.

  „Pass lieber auf, sonst hast du nichts mehr zu lachen!“, zischte sie drohend. Darauf hörte Kankuro aber nicht. Erst, als ihn plötzlich jemand an seinem Ohr zur Tür schleifte, erstarb sein Lachen.

  „Man, TenTen, was soll das?!“, beschwerte er sich.

  „Wenn eine Dame verlangt, dass du verschwindest, dann hast du darauf zu hören“, tadelte sie lachend, wobei sie ihn weiter hinter sich her schleifte.

  „Sag bescheid, wenn etwas ist, Temari“, flüsterte Gaara ihr leise zu, bevor auch er den Raum verließ.
 

„Zuerst würde ich Ihnen ein paar Fragen stellen“, begann Sakura, als alle draußen waren. Auf eine Antwort wartete sie jedoch nicht.

  „Also wie fühlen Sie sich?“, fragte sie.

  „Müde und erschöpft.“

  „Das ist völlig normal, wird sich aber in ein paar Tagen wieder legen“, erklärte Sakura ihr.

  „Haben Sie irgendwelche Schmerzen?“

  „Nein, sonst ist alles ok.“

  „Ok. Das ist gut. Das ist wirklich sehr gut…“, meinte sie, während sie sich ein paar Notizen machte. „Wissen Sie warum Sie zusammen geklappt sind, Miss Sabakuno?“, hakte sie nach. Temari schüttelte den Kopf.

  „Nein, ich weiß nur, dass mein Freund mit mir Schluss gemacht hat, dann hatte ich plötzlich so ein komisches Gefühl. Mehr weiß ich leider nicht. Ich weiß auch nicht, woher das kam“, erwiderte sie.
 

„Das lag am Stress. Sie haben sich und Ihrem Körper einfach zu viel zugemutet. Sie müssen wirklich etwas mehr aufpassen. Das, was Sie in den letzten Wochen erlebt haben und durchstehen mussten, war einfach zu viel, darum hat ihr Körper die Notbremse gezogen“, erklärte Sakura.

  „Das verstehe ich ja, aber warum sollte das zu viel gewesen sein? Glauben Sie mir, gute Frau, ich habe schon schlimmeres durchgestanden und bin nicht ein einziges Mal umgekippt. Also was ist hier los? Das kann doch nicht nur an dem Stress und der Trennung meines Freundes gelegen haben, sonst wäre das Krankenhaus wohl dauerbesetzt. Außerdem würden Sie deshalb sicher nicht meine Familie rausschicken. Also erzählen sie mir, was hier gespielt wird!“, forderte Temari sie auf. Ein Lächeln huschte über Sakuras zarte Züge. Sie wusste, dass das nächste sicher nicht leicht für sie werden würde, aber sie wusste auch, dass Temari das sicher schaffen konnte, zumindest nachdem, was sie bereits von der blonden Sängerin gehört hatte.

  „Nun, Miss Sabakuno, Sie haben ganz richtig erkannt, dass hier mehr hinter steckt, denn das hier ist eine besondere Situation für Sie…“

Hiermit ist mein Leben zerstört!


 

2. Hiermit ist mein Leben zerstört!
 

 

„Nun, Temari, das hier ist momentan eine besondere Situation für Sie…“, begann Sakura, „aber Sie sind Schwanger, Temari“, endete sie. Temaris Augen weiteten sich geschockt und ihre Finger krallten sich in ihre Bettdecke. Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Sakura, die diese Reaktion bemerkt hatte, musterte Temari besorgt. Natürlich hatte sie gewusst, dass die Sabakuno keine Luftsprünge machen würde, immerhin hatte jeder mitbekommen, dass sich ihr Freund von ihr getrennt hatte. Da ist ein Kind nicht gerade praktisch. Sie konnte die Blondine also gut verstehen.

 

Temari brauchte erst einmal ein paar Sekunden, bis sie ihre Sprache wiedergefunden hatte.

  „Wie… wie weit bin ich schon?“, fragte sie mit zittriger Stimme. Es gab mehrere Gründe für ihre Reaktion. Dass Shikamaru sich gerade von ihr getrennt hatte, war nur einer von ihnen. Viel mehr hatte sie eine böse Vorahnung, vor der es ihr bangte. Sie hoffte wirklich, dass es anders war. Sakuras nächste Worte zerstörten ihre Hoffnungen aber wieder.

  „Im dritten Monat“, antwortete sie.

  „Fuck!“, murmelte Temari. Damit waren ihre Befürchtungen wahr geworden. Eigentlich hatte sie es ja wissen müssen. Bei dem Glück, das sie momentan hatte, musste ja noch etwas kommen. Warum mussten es auch gerade drei Monate sein? Konnten es nicht vier oder fünf sein? Dann wäre sie sich nämlich sicher gewesen, dass das Kind von Shikamaru war…

 

Drei Monate, war es nun her, dass sie mit Hidan geschlafen und Shikamaru betrogen hatte. Drei Monate war es aber auch her, dass sie das letzte Mal mit Shikamaru geschlafen hatte. Drei Monate lang war sie nun schwanger. Da stellte sich ihr eine Frage: von wem? Sie hatte absolut keine Ahnung und wusste auch nicht, wie sie das so schnell herausfinden konnte. Temari wusste, dass man nach der Geburt einen Vaterschaftstest machen konnte, aber so lange wollte sie nicht warten. Sie brauchte vorher Gewissheit, denn sie brauchte jemanden, der ihr während der Schwangerschaft half, diese würde sie nämlich nicht so leicht alleine meistern können. Allerdings wollte sie Shikamaru nicht belästigen, wenn sie nicht wusste, ob es wirklich sein Kind wäre. Temari wollte ihn nicht belästigen, wenn es Hidans Kind war, denn sie wusste, dass dies ihn nur noch mehr zerstören würde, denn eigentlich hatte er immer Kinder mit ihr zusammen gewollt. Wenn sie nun aber von diesem Mistkerl schwanger wäre, wäre es endgültig für ihn vorbei, immerhin liebte er sie noch immer.

 

Temari seufzte schwer. So hatte sie sich ihr Weihnachtsfest sicher nicht vorgestellt. Sie lag im Krankenhaus, weil Shikamaru sie zwar noch liebte, aber ihr nicht mehr vertrauen konnte und bekam dazu die beste Nachricht überhaupt, welche ihr Leben sicher zerstörte. Was sollte sie bitte mit einem Kind? Sie konnte sich doch gar nicht richtig um es kümmern. Ja, sie hatte es eingesehen. Nur weil sie willensstark war, hieß es nicht gleich, dass sie auch alles meistern konnte. Sie brauchte einfach die Hilfe anderer, um solche schweren Zeiten zu überstehen. Sicher, wenn man ihr zeigte wie, würde sie das auch alleine schaffen, aber erst einmal würde sie die Hilfe anderer brauchen. Hidan würde ihr sicher nicht helfen. Den brauchte sie erst gar nicht fragen. Für ihn war sie nur ein Zeitvertreib gewesen. Er wollte sicher kein Kind haben, egal mit welcher Frau. Und Shikamaru konnte sie nicht fragen…

 

„Ist alles Ok mit Ihnen?“, holte Sakura sie aus ihren Gedanken zurück.

  „Ähm, ja…“, antwortete Temari.

  „Haben Sie vielleicht noch Fragen? Sonst würde ich sie wieder alleine lassen“, erklärte die Rosahaarige.

  „Ja, zwei. 1. Kann man schon vor der Geburt einen Vaterschaftstest machen?“, als sie dies fragte, war Temari egal, was die Ärztin dabei dachte, denn für sie zählte nur die Antwort, „2. kann ich heute schon wieder nach Hause?“, fragte sie. Sakura sah sie dabei wirklich etwas verwirrt an. Sie verstand nicht, wofür Temari einen Vaterschaftstest brauchte.

  „Darf ich fragen, wofür Sie ersteres brauchen?“

  „Nein!“

  „Gut, dann nicht… Es gäbe da eine Möglichkeit, aber ich würde Sie ihnen nicht empfehlen, da es schädlich für den Fötus sein kann. Sie sollten lieber bis nach der Geburt warten. Auch rate ich Ihnen noch etwas im Krankenhaus zu bleiben und sich auszuruhen, aber auch dies ist Ihre Entscheidung“, erklärte sie ihr.

  „Dann werde ich das Krankenhaus nun verlassen“, bestimmte die Sabakuno.

  „Wie Sie wünschen. Ich werde die Papiere vorbereiten, dann können Sie gehen“, erwiderte die Rosahaarige, auch wenn sie dies nicht für gut hielt und verließ das Zimmer, um die Entlassungspapiere zu holen.

 

Sofort traten ihre Brüder, ihr Vater, welcher mittlerweile auch zu der Gruppe gestoßen war, und TenTen wieder zurück in den Raum. Erwartungsvoll sahen sie Temari an, doch die Blondine erzählte nichts, auch wenn sie die Blicke auf sich fühlte.

  „Was hat sie gesagt?“, fragte ihr Vater schließlich. Temari aber zuckte nur mit den Schultern.

  „Nichts Besonderes, aber ich habe mich gerade selbst entlassen. Also lasst uns gehen“, erwiderte sie, wobei sie sich aufrichtete. Die anderen betrachteten sie skeptisch.

  „Bist du sicher, dass das eine so gute Idee ist, Temari? Du siehst nicht gerade fit aus. Vielleicht solltest du dich noch etwas im Krankenhaus ausruhen“, erwiderte Kankuro.

  „Ach was. Ich kann mich auch zu Hause ausruhen, außerdem habe ich keine Lust Weihnachten im Krankenhaus zu verbringen“, widersprach sie.

  „Das verbiete ich dir!“, sagte ihr Vater streng.

  „Ich bin Volljährig, Dad, was heißt, dass ich es alleine entscheiden kann. Also entweder du bringst mich nach Hause oder ich fahre alleine“, konterte sie.

 

Ihr Vater knurrte. Trotzdem sagte er nichts weiter dazu, weil er wusste, dass seine Tochter das ernst meinte, was sie sagte. Er konnte sie ja nicht so einfach alleine nach Hause fahren lassen. Schon gar nicht in diesem Zustand. Das wäre unverantwortlich gewesen, also musste er sich ihrem Willen beugen. Allerdings würde er bei ihnen zu Hause dafür sorgen, dass sie gleich ins Bett kam und dort auch blieb. Sie würde sich sicher nicht im Haus bewegen, schon gar nicht alleine. Er wollte sie nicht plötzlich auf dem Boden ohnmächtig finden. Sie musste einfach einsehen, dass auch sie ihre Grenzen hatte und nicht alles schaffen konnte. Er war sich aber sicher, dass sie das noch irgendwann lernte.

 

Nachdem Sakura die Entlassungspapiere gebracht hatte, brachten sie Temari zuerst mit einem Rollstuhl zum Auto, da die Sabakuno nicht mal alleine stehen konnte, und fuhren dann zum Sabakuno-Anwesen. Dort wurde Temari ohne Umschweife ins Bett verfrachtet. Der Blondine gefiel das zwar nicht so sehr, aber es war trotzdem besser als im Krankenhaus zu bleiben. Hier konnte sie in Ruhe ihren Gedanken nachhängen. Dafür stellte sie ihre Stereoanlage an und lauschte den Bässen der Musik. So konnte sie am besten nachdenken. Und das brauchte sie nun wirklich. Sie musste darüber nachdenken, wie sie diese Situation meistern sollte.

 

Temari begann mit dem leichtesten. Sie würde ihr Kind nicht abtreiben. Ihr war egal, ob es das Kind von Hidan oder Shikamaru war, sie würde es behalten. Eine Abtreibung kam für sie nicht in Frage, denn ihr Kind konnte nichts für ihre Fehler. Außerdem würde sie das niemals übers Herz bringen. Sie konnte ihr eigenen Fleisch und Blut nicht einfach so umbringen. Das würde sie auf ewig verfolgen. Nein, sie, Temari Sabakuno, würde dieses Kind bekommen und für es da sein. Sie würde dafür sorgen, dass es ihm oder ihr gut gehen würde.

 

Da also klar war, dass sie das Kind bekam, stellte sich die Frage, wie sie es machen sollte, immerhin konnte sie nicht sagen, wer der Vater war. Sie konnte zu Hidan gehen und ihn um Hilfe fragen, allerdings war sie sich sicher, dass es Hidan nicht interessierte. Er würde sie einfach sitzen lassen und behaupten es wäre nicht sein Kind. Oh, wie sehr sie doch hoffte, dass er Recht behielt. Sie wollte nicht, dass ihr Kind so jemanden als Vater hatte. Es wäre ihr Lieber, dass es das Kind von Shikamaru war, denn dann hatte ihr Kind wenigstens einen Vater. Sie waren zwar nicht mehr zusammen, aber Shikamaru würde sich um sein Kind kümmern. Das wüsste sie genau. Vielleicht war dies auch der Schlüssel, damit sie wieder zueinander fanden.

 

Warum sie dann nicht gleich zu dem Nara ging? Das konnte sie einfach nicht. Sie hatte ihm mit ihren Lügen und ihrem Verrat das Herz gebrochen. Sie konnte nicht einfach zu ihm zurück kriechen. Temari wollte den Nara nicht noch mehr verletzten. Ein Kind von Hidan würde das sicher tun. Sie würde erst zu ihm gehen, wenn sie sich wirklich sicher war, dass es auch sein Kind war. Um Hidans Kind würde er sich nämlich sicher nicht kümmern. Wer sollte es ihm aber auch verübeln? Kein Kerl würde das Kind von dem Kerl aufziehen, mit dem man ihn betrogen hatte. Da spielte es keine Rolle, ob sie sich noch liebten oder nicht.

 

Was sollte sie dann machen? Eigentlich blieb ihr nur eine Möglichkeit. Sie musste sich ihrer Familie anvertrauen. Sie musste es ihnen erzählen. Ihre Familie würde ihr sicher helfen, aber sie würden auch versuchen, sie dazu bewegen zu Shikamaru zu gehen und mit ihm zu reden. Temari würde ihren Brüdern sogar zutrauen, dass sie selbst zu ihm gingen und ihm alles erzählten. Wenn sie es ihnen also erzählte, musste sie dafür sorgen, dass sie Shikamaru nichts erzählten. Das würde zwar sicher eine lange Diskussion werden, aber so zerstörte sie Shikamarus Leben wenigstens nicht noch mehr als sie es ohnehin schon getan hatte. Das alles hatte er einfach nicht verdient.

 

Seufzend richtete sich Temari wieder auf. Das würde sicher eine harte Zeit werden, aber sie war sich sicher, dass sie das irgendwie überstehen würde, zumindest mit der Hilfe ihrer Familie. Und vielleicht würde sie dann am Ende ihr Glück wiederfinden. Ihr Glück mit Shikamaru und ihr Glück im Allgemeinen. Vielleicht würde sie dann endlich wieder mit Shikamaru zusammenkommen. Trotzdem versuchte sie sich nicht allzu große Hoffnungen zu machen, denn sie wusste, dass das Leben kein Märchen war, in dem alles am Ende wieder gut wurde.

Zwei Brüder und ein Vater


 

3. Zwei Brüder und ein Vater
 

 

Im ganzen Haus roch es bereits nach den feinsten Leckereien. Zu Weihnachten wurde bei der Familie Sabakuno ein Festmahl aufgetischt. Temari lief das Wasser im Mund zusammen, als sie an die vielen Köstlichkeiten dachte. Es war wirklich eine gute Idee gewesen von ihr gewesen, sich aus dem Krankenhaus selbst zu entlassen, denn dort hätte sie sicher nicht so etwas zu Essen bekommen.

 

Seufzend schwang Temari ihre Beine aus dem Bett, um dann ins Wohnzimmer zu gehen. Soweit kam sie aber nicht.

  „Ich dachte, wir haben abgemacht, dass du im Bett bleibst“, erklang in dem Moment eine Stimme von der Tür aus. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen.

  „Nein, ihr habt bestimmt, dass ich im Bett bleibe, außerdem ist es langsam langweilig geworden“, erwiderte Temari, während sie schwankend aufstand. Sofort war Gaara zur Stelle und stützte sie.

  „Irgendwie ist das schon erbärmlich, dass ich mich von meinem kleinen Bruder stützen lassen muss“, lachte sie traurig.

  „Vielleicht hättest du dich doch noch etwas im Krankenhaus ausruhen sollen…“, seufzte Gaara.

  „Quatsch nicht. Hilf mir lieber runter!“, wies Temari ihn beleidigt an. Sie wollte nichts mehr davon wissen.

 

Zusammen gingen die beiden Geschwister also hinter ins Wohnzimmer, wo auch Mamoru und Kankuro bereits saßen. Jedoch blieben sie nicht lange dort, denn, wie Temaris Nase schon erkannt hatte, war das Essen bereits fertig, sodass sie im Esszimmer das Festmahl verspeisen konnten. Dabei sprachen sie miteinander ausgelassen. Früher war das nicht so gewesen. Früher hatten sie schweigend am Tisch gesessen. Niemand hätte damals etwas sagen dürfen. Die Zeit mit Shikamaru hatte wirklich alles verändert. Es war in ihrer Familie nichts mehr wie es früher war. Es hatte sich zum Besseren gewendet und darüber war Temari wirklich froh. Sie mochte die neue Struktur in ihrer Familie. Endlich konnten sie alle leben.

 

Trotzdem traute sich Temari nicht zu sagen, dass sie schwanger war. Es war einfach den Entschluss zu fassen, es ihnen zu sagen, es aber wirklich zu sagen, war wesentlich schwerer. Temari wusste einfach nicht, wie sie es machen sollte, weil sie einfach keine Ahnung hatte, wie ihre Familie reagieren würde. Frühe wäre ihr Vater an die Decke gegangen und hätte sie gezwungen abzutreiben, ihre Brüder hätten versucht sie so gut es ging zu unterstützen. Doch wie würde es nun aussehen? Sie wusste es nicht. Sie hatte absolut keine Ahnung. Zu viel hatte sich in dieser Zeit verändert.

 

Natürlich wusste Temari, dass Aufschieben zwecklos war. Sie würden es irgendwann so oder so erfahren. Und dann wären sie sicher sauer. Sie sollte es ihnen also so früh wie möglich erzählen. Dann wussten die drei wenigstens worauf sie sich einstellen konnten. In so einem Männerhaushalt dürfte das sicher für ein wenig Chaos sorgen. Aber was war schon das Leben ohne Spaß und Aktion?

 

„Temari, worüber denkst du den ganzen Tag eigentlich nach?“, fragte Gaara plötzlich, als sie zusammen im Wohnzimmer vor dem Kamin saßen. Er hatte seine große Schwester schon die ganze Zeit über beobachtet und bemerkt, dass ihr etwas auf dem Herzen lag.

  „Naja, ich weiß nicht so genau, ob es eine so gute Idee ist, das an Weihnachten zu klären“, erwiderte sie und wollte es dabei belassen. Ihre Familie sah dies aber anders.

  „Geht es um das, was die Ärztin im Krankenhaus erzählt hat?“, hakte ihr Vater nach, auch er hatte bemerkt, dass seine Tochter den gesamten Abend woanders gewesen war. Nur Kankuro hatte nichts bemerkt, weshalb er nun verwirrt zwischen den dreien hin und her sah.

  „Ja, aber es ist wirklich nicht so wichtig und hat bis morgen Zeit“, meinte die Blondine weiterhin. Da sie nicht wusste, wie ihre Familie reagieren würde, ließ sie es lieber an diesem Tag bleiben, immerhin wollte sie ihnen nicht das Weihnachtsfest vermiesen.

  „Das sah den Abend lang aber nicht so aus. Es hat so gewirkt, als würde es dich nicht mehr loslassen“, konterte Gaara. Temari wollte gerade etwas erwidern, als ihr Vater ihr zuvor kam.

  „Temari, du hast zwei Möglichkeiten: Entweder du sagst uns jetzt, was los ist oder wir nerven dich solange, bis du es erzählst. Du kannst entscheiden.“ Temari seufzte. Das war doch mal wieder typisch ihre Familie. Dass die sie auch immer so nerven mussten. Aber was sollte sie machen? Sie konnte sich den ganzen Abend nerven lassen oder einfach mit der Sprache rausrücken. Was war ihr wohl lieber?

 

„Ich bin schwanger“, platzte es plötzlich aus ihr heraus. Es verfehlte seine Wirkung nicht. Die drei Männer sahen sie an als wäre sie ein Zombie. Damit hatten sie nicht gerechnet. Sie hatten geglaubt, dass Temari krank war oder ihr sonst etwas fehlte. Dass Temari aber schwanger war, schockierte sie wirklich sehr, immerhin war ihre Schwester seit zwei Monaten von Shikamaru getrennt. Dass sie nun schwanger sein sollte, war für die drei wirklich nicht leicht…

 

Gaara war der erste, der sich aus seiner Starre wieder lösen konnte.

  „Du bist also wirklich schwanger…“, stellte er fest.

  „Jup“, sagte sie schlicht. Jetzt, wo sie bemerkt wie geschockt ihre drei Männer eigentlich waren, sah sie das ganze viel lockerer als davor. Es war ein gutes Zeichen, dass sie nicht gleich ausgeflippt waren. Irgendwie fand sie es sogar ganz lustig, immerhin erlebte sie es nicht jeden Tag, dass Kankuro nicht wusste, was er sagen sollte. Dies währte aber nicht für lange.

  „Ich werde Onkel? Wie cool ist das denn“, freute sich der Braunhaarige. Das ließ Temari schmunzeln.

  „Ja, sieht so aus“, erwiderte sie lächelnd. Es freute sie, dass ihre Brüder damit kein Problem zu haben schienen, dass sie sich sogar freuten. Nur eine Reaktion fehlte ihr noch. Ihr Vater hatte noch nichts gesagt. Sie wollte es so unbedingt wissen, was er dazu sagte, dabei fürchtete sie sich vor seiner Reaktion am meisten.

 

„Daddy?“, fragte sie leise, bis sich aber sogleich wieder auf die Unterlippe. Zu gerne würde sie nun sein Gesicht sehen und aus seiner Mimik lesen, was er dachte. Dieses Schweigen aber ließ sie immer nervöser werden. Es wäre ihr sogar lieber, wenn er sie anschrie als zu schweigen, aber Mamoru tat nichts. Er saß einfach nur da und starrte seine Tochter, sein kleines Mädchen, seine Prinzessin an. Dass sie nun schwanger war, konnte er einfach nicht glauben. Sie sah noch immer so wunderschön und schlank aus, wie sonst auch. Dass nun aber ein kleines Wesen in ihr heranwachsen sollte, war nicht zu sehen. Das war auch der Grund dafür, dass er kein Wort mehr heraus bekam. Was er damit in seiner Tochter auslöste, war ihm nicht klar. Sonst hätte er sicher schon irgendwas gesagt.

 

Erst, als er ein ersticktes Schulzen hörte, kam er in die Realität zurück. Temari wusste nicht genau, warum sie weinte. Es war einfach über sie gekommen, weshalb sie einfach mal die Hormone dafür verantwortlich machte, immerhin passte das ganze gar nicht zu ihr. Aber hey sie war schwanger, sie durfte emotional sein. Allerdings hoffte sie, dass das nicht zum Dauerzustand wurde.

 

Als ihr Vater das aber sah, waren seine Gedanken schnell vergessen und zog seine Tochter in seine Arme. Dies war die nötige Gestehe, die Temari zeigte, was Sache war. Es zeigte ihr, dass ihr Vater, egal was war, für sie da sein würde. Er würde sie vor allem unheilbeschützen und sie unterstützen. Das wurde ihr in dem Moment erst so richtig klar. Vor drei Jahren hätte ihr Vater sicher anders reagiert. Nun gut, zu dieser Zeit wäre es sicher auch wesentlich schwerer gewesen schwanger zu werden, immerhin war sie damals in ihrem goldenen Käfig gefangen gewesen und hatte keinen Kontakt zu einer anderen männlichen Person außer ihren Brüdern. Temari freute sich wirklich sehr über diese Veränderung. Gaara aber zerstörte diesen schönen Moment mit seinem Scharfsinn.

 

„Temari wie weit bist?“, fragte er misstrauisch.

  „Im dritten Monat“, flüsterte sie leise. Sofort legten sich alle Augen auf die Blondine, welche schuldbewusst ihren Kopf gesenkt hatte.

  „Ist es Hidans Kind?“, hakte ihr jüngster Bruder nach. Temari schluckte. Manchmal hasste sie ihn wirklich wegen seinem Scharfsinn. Dass er auch wirklich alles merken musste.

  „Vielleicht“, hauchte sie mit erstickter Stimme und biss sich erneut auf die Lippe. Ihr Vater drückte sie noch mehr an sich heran, weil er wusste, wie schwer das war.

  „Das heißt, es ist von Shikamaru oder von Hidan?!“, stellte Kankuro fest. Temari nickte zur Bestätigung.

  „Das ist scheiß“, erwidert er. Sie schnaubte.

  „Das kannst du laut sagen…“ Es freute sie, dass ihr Bruder noch immer Späße machte und sie so zum Lachen bringen konnte. Da konnte sie diese Zeit ja nur super überstehen.

 

„Und was machst du jetzt?“, hakte ihr Vater nach.

  „Das weiß ich noch nicht genau“, erwiderte sie.

  „Wirst du es Shikamaru sagen?“

  „Nein!“

  „Wieso nicht? Wenn er der Vater ist, hat er ein Recht darauf, es zu erfahren!“

  „Ja genau, wenn er der Vater ist, Kankuro. Wenn! Aber ich weiß nicht, ob er der Vater ist. Was meinst du denn, wie er reagieren wird, wenn ich ihm sage, dass ich vielleicht von ihm schwanger bin?! Ich habe ihm schon einmal das Herz gebrochen. Das werde ich nicht wiederholen. Ich werde erst zu ihm gehen, wenn ich weiß, dass es sein Kind ist!“, zischte sie.

  „Sind das aber nicht dieselben Lügen, wegen denen er dich verlassen hat?!“, konterte Gaara.

  „Das ist etwas anderes“, meinte sie bissig. Sie würde sicher nicht zu Shikamaru gehen, das war ihr immerhin von Anfang an klar gewesen.

  „Ich finde auch, dass du es ihm sagen solltest“, mischte sich Kankuro ein.

  „Sicher?“, fragte Temari ironisch. „Wie würdet ihr euch fühlen, wenn eure Ex, die ihr im Übrigen noch liebt, plötzlich zu euch kommt und euch sagt, dass sie vielleicht von euch Schwanger ist und dass der andere Mann, der der mögliche Vater ist, der Mann ist, mit dem sie euch betrogen hat? Was würdet ihr dann machen? Ihr werdet sie sicher nicht in eure Arme schließen!“

 

Ruhe kehrte in das Haus ein. Keine hatte mehr etwas zu sagen, denn sie alle wussten, dass Temari Recht hatte. So ziemlich jeder Kerl würde so reagieren. Alle würden sie wegschicken, auch sie. Was sollten sie also erwidern, wenn ihre Schwester doch Recht hatte? Sie war kein kleines Kind mehr, dass man sie pausenlos anlügen konnte. Temari wusste es, wenn man log. Dafür war sie alt genug. In all den Jahren hatte sie darin viel Erfahrung gesammelt. Mehr Erfahrung als ihre Brüder und ihr Vater gedacht hatten. Leider.

 

„Da ihr keinen Widerspruch einlegt, sehe ich diese Schlacht als gewonnen und niemand wird zu Shikamaru rennen“, meinte Temari nach einer Weile traurig. Sie hatte wirklich gehofft, dass ihre Familie das anders gesehen hätte, denn dann hätte sie vielleicht wieder ein wenig Hoffnung gehabt. So aber war die schöne Stimmung vorüber.

  „Ich werde dann in mein Zimmer gehen…“, sagte sie und erhob sich vom Sofa, um in ihr Zimmer zu gehen. So weit kam sie aber nicht, da zwei starke Arme sich um sie schlangen und sie an eine muskulöse Brust drückten. Temari wollte sich gerade beschweren, als sie durch eine raue Stimme an ihrem Ohr aufgehalten wurde.

  „Weißt du, Schwesterherz, ein Lächeln steht dir viel besser als diese Trauermine“, flüsterte er ihr ins Ohr, „dabei bin ich mir ganz sicher, dass du das auch alleine schaffen wirst und so ganz alleine bist du ja auch nicht. Papa und Gaara werden dir sicher helfen und ich sorge dafür, dass du bei der ganzen Geschichte noch die Alte bleibst“, schloss er lachend.

  „Du bist blöd Kankuro!“, maulte Temari und boxte ihrem Bruder gegen die Schulter. Trotzdem stieg sie in seinem Lachen mit ein und nicht nur sie sondern auch Mamoru und Gaara.

  „Stimmt blöd ist er manchmal, aber Recht hat er trotzdem. Wir werden dich sicher unterstützen, Temari, auch wenn ich noch immer der Meinung bin, dass du vielleicht doch Shikamaru um Hilfe bitten solltest, immerhin ist er anders als alle anderen Männer dieser Welt“, meinte nun auch Gaara.

  „Oder du bereitest Hidan schon mal darauf vor, dass er bald Vater werden könnte. Ich bin mir sicher, dass er ganz schnell freiwillig einen Test machen wird, um das Kind loszuwerden, was eigentlich traurig ist. Ich hoffe für dich und das Kind, dass er nicht der Vater ist. Shikamaru wäre der bessere Vater. Aber das brauche ich dir wohl nicht zu sagen. Ich werde auf jeden Fall für dich da sein“, mischte sich auch Mamoru mit ein.

 

Temari fiel ihrer Familie in die Arme. Sie war wirklich glücklich darüber, dass ihre Familie das so sah. Mehr freute sie sich aber, dass sie fürs erste eingesehen hatten, dass sie nicht zu Shikamaru gehen konnte. Trotzdem wusste sie, dass da noch etwas kommen würde, immerhin war sie erst am Anfang der Schwangerschaft, sodass sicher noch eine Menge auf sie zukommen wird. Dennoch ist sich Temari sicher, dass sie das mit ihrer Familie schaffen konnte. Und dafür war sie ihnen in diesem Moment wirklich unglaublich dankbar.

Ein Vater, der keiner sein Will


 

4. Ein Vater, der keiner sein will
 

 

Seufzend setzte sich Temari an den Flügel. Die Weihnachtstage waren vorüber und mit ihnen auch die freien Tage. Temari musste wieder in die Schule. Nachdem sie ihren Unterricht absolviert hatte, war sie sofort ins Theater gegangen, denn dies war ihr Ort. Jeder wusste das und das war auch gut so, denn dann würden die Leute sie in Ruhe lassen, bis auf einem. Temari rechnete stark damit, dass Hidan kommen würde, um sie erneut aufzuziehen, aber das war ihr egal. Nein mehr noch! Sie wollte es sogar. Sie wollte, dass er zu ihr kam. In den letzten Tagen hatte sie sich überlegt, dass es vielleicht gar nicht so schlecht war, wenn sie mit Hidan jetzt schon darüber sprach. Dies wäre auch der perfekte Zeitpunkt für ihre Rache. Oft hatte sie schon darüber nachgedacht, immerhin verdankte sie diese ganze Scheiße ihm. Sollte er aber, entgegen ihrer Vermutung, für seine Fehler gerade stehen wollen, würde sie wohl noch einmal über ihre Rachegedanken nachdenken. Temari hoffte nur, dass niemand etwas von ihrem Gespräch mitbekam.

 

„Wow, du bist also auch wieder in der Schule? Nach deinem Abgang beim Weihnachtskonzert hatte ich ja nicht mehr damit gerechnet und da war ich nicht der Einzige“, kam es lachend von der Tür. „Sag mal, Temari, was hat dir dein ach so toller Freund eigentlich gesagt, dass es dich so umgehauen hat, wobei ist er eigentlich noch dein Freund oder hat er dich sitzengelassen, weil er dich nicht teilen kann beziehungsweise will?“

  „Hallo Hidan, schön, dass du es hierher geschafft hast“, begrüßte sie ihn betont ruhig, wobei ihr dies wirklich sehr schwer fiel. Lieber hätte sie ihm so richtig ihre Meinung gesagt.

  „Was Shikamaru mir gesagt hat, geht dich absolut nichts an, aber ich würde gerne mit dir reden“, erwiderte sie, wobei ihre Finger über die Tasten des Flügels strichen. Hidan sah sie überrascht an.

  „Womit habe ich diese Ehre denn verdient?“, fragte er verwundert.

  „Schließ zuerst die Tür“, forderte sie ihn auf. Auch wenn Hidan sich nichts gerne befehlen ließ, schloss er die Tür und kam näher zur Bühne heran.

 

„Also, was willst du mit mir bereden?“, fragte er sie, wobei in seiner Stimme noch immer Neugier mitschwamm. Natürlich fragte er sich, was Temari von ihm wollte, immerhin hatte er gedacht, dass sie nie wieder mit ihm sprechen wollte. Er hatte Wochen lang versucht, eine Reaktion von ihr zu bekommen, doch jedes Mal hatte sie es geschafft sich zurück zu halten und nun war es plötzlich sie, die etwas von ihm wollte? Da war doch was gewaltig faul! Aber egal. Erst einmal wollte er hören, was sie zu sagen hatte.

 

„Du erinnerst dich doch sicher noch an den Tag, an dem du mich abgefüllt hast, um mit mir schlafen zu können, oder?“, begann sie, wobei sich ihre Mine verfinsterte. Nur ungern dachte sie an diesen Tag zurück, auch wenn sie sich kaum an die Geschehnisse erinnern konnte, schließlich war alles im Rausch passiert.

  „Natürlich erinnere ich mich noch daran. Es war eine der besten Nächte meines Lebens“, meinte er grinsend. Allerdings wurde sein Grinsen bei den nächsten Worten noch ein wenig breiter. „Und wenn du willst können wir das gerne noch mal wiederholen.“ Temari schüttelte es überall. Nie, wirklich nie wieder würde sie mit dem Kerl erneut ins Bett steigen.

  „Nein, das kannst du vergessen, aber weißt du vielleicht hast du schon bald ein Präsent von dieser Nacht“, erwiderte sie ironisch. Hidans Augen weiteten sich. Verstand er ihre Worte doch genau, dennoch fragte er nach.

  „Sag nicht, du bist schwanger“, hauchte er. Temari würde fast lachen, wäre es nicht so traurig. Dass etwas Hidan Hibari umhaute, hätte sie nie erwartet.

  „Doch du hast richtig geraten, ich bin schwanger und zwar im dritten Monat“, bestätigte sie schnippisch, wobei sie ihm das Ultraschalbild vor die Nase hielt.

 

Für einen Moment lang war Hidan wirklich aus der Fassung gebracht, doch hielt dieser Zustand nicht lange, denn schnell fiel er wieder in seine Rolle zurück.

  „Klar, als ob dieses Balg von mir wäre. Das ist doch sicher von deinem süßen, kleinen Freund“, erwiderte er grinsend. „Oh pardon, ich meinte natürlich Ex-Freund. Mir kannst du nichts vor machen, Temari. Du kommst doch nur zu mir, weil dein Ex nichts mehr von dir wissen will und du jemanden brauchst, dem du dein Kind unterschiebst. Aber nicht mit mir!“

  „Ja, du hast Recht, ich weiß nicht wirklich, ob es dein Kind oder das von Shikamaru ist. Ich will dir dieses Kind also nicht unterschieben, denn die Wahrscheinlichkeit liegt bei fünfzig Prozent, dass es dein Kind ist. So leid mir das auch tut“, konterte Temari bissig.

 

„Und wenn schon. Warum kommst du ausgerechnet zu mir und gehst nicht zu deinem Lover? Du weißt ebenso gut wie ich, dass ich mich um dieses Balg nicht kümmern werde, also geh lieber gleich zu ihm“, lachte er, „oder liegt es einfach daran, dass er nichts mehr mit dir zu tun haben will, weil er nicht mehr der einzige ist, der seinen Spaß mit dir haben durfte?!“ Während er dies sagte, kam er ihr immer näher und strich mit seinem Finger über ihre Wange, auch wenn Temari sich sofort von ihm wegdrehte. Sie wollte nicht, dass er sie berührte. Ekelte es sie noch immer so sehr an.

  „Meinst du nicht, mir wäre es auch lieber, wenn es die Möglichkeit gar nicht gäbe?! Aber egal es ist passiert und ich habe keine andere Wahl. Ich kann und werde nicht zu Shikamaru gehen. Es ist schon schlimm genug, dass ich ihn mit jemanden wie dir betrogen habe, da muss ich ihm nicht auch noch sagen, dass ich entweder von ihm oder von dir schwanger bin!“, fauchte Temari.

  „Weißt du wie Scheiß egal mir das ist, Temari?! Sieh zu, wie du klar kommst. Ich werde dir auf jeden Fall nicht helfen. So ein Kind ist einfach nur nervig und anstrengend. Ich hab lieber meinen Spaß, als dass ich mich um so einen Bastard kümmere. Also lass mich mit diesem Quatsch in Ruhe!“, schrie er sie an und baute sich mit seiner gesamten Größe vor ihr auf. Temari machte das aber nichts aus. Sie spürte zwar, dass von ihm eine gefährliche Aura ausging, dennoch zuckte sie nicht zurück. So weit käme es noch. Sie würde sicher nicht zulassen, dass dieser Kerl erst seinen Spaß mit ihr trieb, sich aber vor der Verantwortung drückte.

 
 

~~~
 

 

Lächelnd lief TenTen die Schulflure entlang. Was sie hier tat? Sie war auf der Suche nach Temari. Wobei Suche nicht das richtige Wort war, denn eigentlich wusste sie, wo die Blondine war. Von einem ihrer Mitschüler hatte sie erfahren, dass Temari, obwohl sie bei der Weihnachtsfeier zusammen geklappt war, wieder zur Schule ging. Als gute Freundin musste sie natürlich unbedingt nach ihr sehen, immerhin hatte sie während den freien Tagen die ganze Zeit versucht, sie anzurufen, um zu erfahren, ob alles mit ihr ok war. Temari aber war nicht ans Telefon gegangen und hatte all ihre Nachrichten ignoriert. Nun wollte sie ihre Freundin aber zur Rede stellen. Sie wollte endlich wissen, was hier gespielt wurde.

 

Aus diesem Grund machte sich das brünette Mädchen auch auf den Weg in das Theater, wo sie ihre Freundin vermutete, immerhin war sie dort die meiste Zeit. Doch schon von draußen konnte sie die lauten Stimmen von Hidan und Temari hören. Eigentlich war es nicht ihr Ding zu lauschen und normal würde sie nun auch von dannen ziehen, aber sie vertraute Hidan nicht. Sie hatte irgendwie das Gefühl, dass es besser wäre, wenn sie bei ihnen blieb, weshalb TenTen leise die Tür öffnete, um sich in das Theater zu schleichen. Hidan und Temari bekamen davon nichts mit, denn dafür waren sie viel zu sehr in ihrem Streit vertieft.

 
 

~~~
 

 

Böse bohrte sie ihren Finger in seine Brust.

  „Wenn du glaubst, dass du mich abfüllen kannst, um mich ins Bett zu bekommen und dich dann vor den Konsequenzen drücken kannst, liegst du falsch. Du hast zwei Möglichkeiten: 1. Du hilfst mir. 2. Ich hetze dir all die Anwählte meines Vaters auf den Hals, denn eigentlich verlange ich nur zwei Sachen von dir. Ich will einen Vaterschaftstest und wenn es dein Kind ist, dass du auch zu ihm stehst, auch wenn du der schlechteste Vater bist, den es nur gibt, aber ich habe keine andere Wahl, weil du mich abgefüllt und so zum Sex gezwungen hast“, zischte die Blondine böse. Aus ihren Augen schienen die Funken zu strömen und könnte man die Menschen mit seinem Blick töten, wäre Hidan schon lange zu Staub zerfallen.

 

Aber auch Hidan ließ sich nicht alles gefallen.

  „Jetzt pass mal auf, du kleine Schlampe“, schrie er sie an, wobei er sie immer weiter an die Wand drängte, „nur weil du so naiv warst und einfach mit mir mitgekommen bist und das getrunken hast, was ich dir vorgesetzt habe, lass ich mir weder ein Vergewaltigung vorwerfen noch ein Kind unterjubeln, das sicher nicht meins ist, klar?!“ Temari aber ließ sich nicht zurück drängen. Nun weniger denn je.

  „Ich habe doch schon gesagt, ich will dir dieses Kind nicht unterjubeln, sondern erst feststellen, ob es deins ist und dass du dann dafür Verantwortung übernimmst! Du solltest langsam lernen für deine Fehler die Verantwortung zu übernehmen“, fauchte sie.

  „Oh weißt du, Temari, das alles war kein Fehler. Das war der geilste Sex, den ich je hatte und ich werde sicher nicht dafür die Verantwortung übernehmen, dass du die Pille nicht nimmst. Da kannst du noch so viele Anwählte einschalten. Mein Vater ist nämlich auch reich. Also lass es lieber bleiben. Wir wollen ja nicht, dass die kleine Prinzessin daran zu Grunde geht“, erwiderte er süffisant.

 

„Ach ja?! Du bist doch nur sauer, weil ich noch immer Shikamaru liebe und weil du mich nur durch einen miesen Trick ins Bett bekommen hast, wobei ich bei dem Sex die ganze Zeit nur an den Mann gedacht habe, den ich liebe. Ich hoffe so sehr, dass du nicht der Vater von meinem Kind bist, denn dich als Vater zu haben, wäre für jedes Kind ein Graus. Das Beste wäre, wenn du einsam und alleine sterben würdest, aber wahrscheinlich wird dein ach so reicher Daddy dann dafür sorgen, dass du eine Frau bekommst, damit er dann einen vernünftigen Erben hat. Aber aus Liebe wird dich nie eine Frau heiraten und das ist eigentlich nur traurig, Hidan!“, raunte sie. In jedes dieser Worte steckte sie all ihr Hass, den sie in sich trug, doch war dies nicht gerade das Schlauste, was sie hätte tun können, denn Hidan würde dadurch nur noch wütender.

 

Blitzschnell ließ er seine Hand hervorschnellen und umfasst mit dieser ihren Hals. Mit einer enormen Kraft drückte er sie an die Wand, wobei er ihr langsam die Kehle zuschnürte. Auf seinen Lippen legte sich ein sadistisches Grinsen. Endlich hatte er einmal Macht über dieses widerspenstige Geschöpf. Es gefiel ihm, wie sie sich wand, wie sie ihre Fingernägel in seinen Arm bohrte, um ihn von sich zu stoßen und wie ihr Atem aus Angst immer schneller ging. Angst. Das war es, was ihn antörnte, was ihm den Kick gab, nachdem er sein ganzen Leben suchte. Er brauchte das einfach. Diese Macht über einen anderen Menschen. Da kam ihm dieses kleine, lästige Mädchen, das dachte, sie könnte sich alles leisten, gerade richtig.

 

„Jetzt pass mal auf, Temari, bis jetzt hat es noch niemand gewagt so mit mir zu reden und du, kleine Temari, solltest es auch lieber bleiben lassen! Haben wir uns verstanden?!“, zischte er ihr bedrohlich entgegen, wobei er den Druck um ihren Hals noch verstärkte.

  „L-lass… m-m-mich…“, versuchte Temari zu sagen, doch viel es ihr mehr als nur schwer, da sie kaum noch Luft bekam, außerdem unterbrach Hidan sie sofort wieder.

  „Du nimmst jetzt deinen Bastard und lässt mich für immer mit diesem Thema in Ruhe. Ich will nichts mehr, davon hören, dass ich vielleicht der Vater bin“, raunte er gefährlich, „hast du mich verstanden, Temari?“

  „L-lass…“, versuchte sie es erneut.

  „Ich habe gefragt, ob du ver~…“, wollte er schreien, doch war es dieses Mal er, der unterbrochen wurde.

  „Lass sie sofort los, Hidan!“, erklang eine laute, bedrohliche Stimme von der Tür.

Wie konnte das nur passieren?


 

5. Wie konnte das passieren?
 

 

Schnell rannte TenTen die Flure entlang. Das, was sie gesehen und gehört hatte, war zu viel gewesen. Sie musste jemanden finden, irgendwen, der ihr helfen konnte und das schnell. Es musste jemand sein, der stark war und sich traute etwas gegen Hidan zu sagen. Sie musste es einfach schaffen. TenTen konnte einfach nicht zulassen, dass Temari etwas passierte, vor allem jetzt. Nur wen könnte sie um Hilfe bitten? Einen Lehrer vielleicht? Aber die meisten von denen konnten auch nichts gegen ihn tun. Wen sollte sie also dann fragen.

 

 Plötzlich aber stieß sie gegen etwas Hartes. Sie war so in Gedanken vertieft gewesen, dass sie gar nicht gesehen hatte, wie jemand um die Ecke gebogen kam, außerdem war sie viel zu schnell gewesen, um rechtzeitig hätte bremsen können. Und so kam es, wie es komme musste, sie stieß mit ihm zusammen. Beinahe wäre sie dabei sogar zu Boden gefallen, allerdings hatte die Person sie noch rechtzeitig aufgefangen, indem er einen seinen Arm um ihren Rücken gelegt hatte. Genauso schnell wie er sie aber gefasst hatte, ließ er sie auch wieder los, sodass sie wieder auf ihren eigenen Füßen stand. Das passte einfach zu ihnen.

 

„Du solltest gucken, wohin du rennst, TenTen“, tadelte er. Verwirrt hob die Braunhaarige ihren Kopf und sah in seine Augen. Erleichterung spiegelte sich in den ihren wieder. Endlich hatte sie jemanden gefunden, der ihr helfen konnte.

  „Gut dass du da bist, du musst mir unbedingt helfen! Temari und Hidan, sie streiten sich im Theater. Ich mach mir totale Sorgen um Temari, weil Hidan richtig am ausrasten ist, außerdem ist Temari schwanger. Bitte, du musst mit mir kommen und ihn aufhalten. Alleine schaffe ich das nicht“, flehte sie ihn an.

 

Ein kurzes Nicken war die Antwort, dann rannten sie so schnell wie möglich zum Theater. Er wusste genau, dass mit Hidan nicht zu spaßen war. Sie mussten sich also beeilen. Das Bild, das sich vor ihren Augen abspielte, als sie das Theater erreichten, bewies diese These nur noch mehr. Hidan hatte Temari an die Wand gedrückt und würgte sie. Es sah wirklich nicht gut aus.

 

Das sah auch TenTen, weshalb die Ama schon losrennen wollte, um ihrer Freundin zur Hilfe zu eilen. Er aber hielt sie zurück. Ihm war klar, dass die Brünette nichts gegen Hidan ausrichten konnte, ohne verletzt zu werden. Mit einem eindeutigen Blick machte er es ihr auch deutlich. TenTen erkannte, dass sie sich keine Sorgen mehr machen musste, denn er würde das schon für sie beide klären. Temari würde also in Sicherheit sein.

 

  „Lass sie sofort los, Hidan!“, schrie er Hidan böse an. Dieser drehte sich zu ihm und TenTen herum und betrachtete sie beide mit einem bösen Blick. Dass man ihn auch nie etwas zu ende bringen lassen konnte. Das nervte doch total! Er wollte diesem kleinen Biest endlich zeigen, wer hier der Boss war, denn das schien sie schon lange wieder vergessen haben. Da konnte er ihn und ihre bescheuerte Freundin nicht bei gebrauchen.

  „Was willst du hier, Uchiha“, knurrte der Hibari. Allerdings dachte er gar nicht daran die Blondine loszulassen.

  „Ich wiederhole mich nur ungerne, Hidan. Lass Temari los!“, sprach Itachi drohend, wobei er langsam auf sie beiden zukam. Hidan machte das jedoch keine Angst. Er lachte nur, trotzdem behielt er den Uchiha im Auge. Das war aber ein Fehler, denn Temari nutzt diese Unachtsamkeit aus und trat Hidan in seine Weichteile.

 

Fluchend ließ Hidan von der Schönheit ab. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet, doch eigentlich hätte er das erwarten müssen, immerhin wusste er doch, dass Temari ein richtiges Biest sein konnte. Aber das würde sie ihm büßen! Er würde ihr zeigen, wo es lang ging. Nur war da ein Problem. Temari stand nicht mehr da, wo sie vorher gestanden hatte. Darüber konnte er sich nun aber keine Gedanken machen, denn Itachi baute sich vor ihm auf und warf ihm einen bösen Blick zu.

  „Du hast Glück, Temari, dass Uchiha da ist, sonst könntest du etwas erleben!“, knurrte er und drehte sich um, um zu gehen. Bevor er aber das Theater verließ, drehte er sich noch einmal um.

  „Ach und Temari, lass mich mit diesem Balg in Ruhe. Ich will nichts mit ihm oder dir zu tun haben, verstanden?!“, stellte er klar. Auf eine Antwort wartete er aber gar nicht mehr ab.

 

„Ich werde euch zwei dann mal wieder alleine lassen“, meinte Itachi, nachdem es eine Weile still gewesen war.

  „Danke für deine Hilfe, Itachi!“, erwiderte TenTen dankbar.

  „Schon gut, es ist ja noch mal alles gut gegangen“, sagte der Uchiha und drehte sich um, um ebenfalls das Theater zu verlassen. Aber auch er musste noch etwas loswerden, bevor er ging.

  „Temari, du solltest Hidans Rat annehmen und dich von ihm fernhalten. Er ist nicht gut für dich und schon gar nicht für ein kleines Kind“, riet er ihr, dann war er verschwunden. TenTen sah ihm noch ein paar Sekunden lang hinterher, während Temari sich langsam zu Boden gleiten ließ, dann tat sie es ihr gleich.

 

Schweigend saßen die beiden jungen Frauen nebeneinander. Jede von ihnen hing ihren Gedanken nach. Temari überlegt, was sie nun machen sollte, da ihr Plan wohl ziemlich nach hinten losgegangen war. Allerdings führte jeder Gedanke sie zu dem Schluss, dass sie das hier alleine meistern musste, wenn sie nicht zu Shikamaru gehen wollte, denn an diesem Entschluss hatte sich noch nichts geändert. TenTen betrachtete ihre Freundin währenddessen eingehend. Sie fragte sich, warum sie gar nicht bemerkt hatte, was momentan in der Blondine vorging. Hätte sie als beste Freundin nicht eigentlich etwas bemerk müssen, auf der anderen Seite hatte sich Temari aber in den letzten Wochen immer mehr von ihr entfernt, sodass sie eine Veränderung gar nicht hätte bemerken können. Dennoch fragte sie sich, wie das alles hatte passieren können. Wie konnte diese Schönheit nur schwanger von so einem Arsch sein?

 

„Temari, möchtest du mir erzählen, wie das alles passiert ist?“, fragte sie nach einer Weile. Temari seufzte. Wie oft hatte sie diese Geschichte schon erzählen müssen. Trotzdem fiel es ihr jedes Mal schwerer. Dennoch raffte sie sich auf, um TenTen die ganze Geschichte zu erzählen. Angefangen bei der Bar über Shikamarus Lauschattacke mit dem Anschließenden Streit und dem Treffen nach ihrem Musikstück bis hin zu dem, was Sakura ihr erzählt hatte. TenTen hörte ihr die ganze Zeit dabei zu, ohne auch nur ein Mal etwas zu sagen. Erst, als Temari endete, seufzte sie.

 

„Da bist du ja in etwas hinein geraten…“, seufzte sie.

  „Das kannst du laut sagen“, erwiderte Temari.

  „Und was machst du jetzt?“

  „Was wohl, ich werde das kleine Ding alleine großziehen.“

  „Du willst es Shikamaru nicht sagen?“

  „Nein.“

  „Wieso?“

  „Es würde ihn nur noch mehr verletzten. Ich habe schon so vieles versaut. Da kann ich nicht auch noch mit einem Kind ankommen, das vielleicht seines ist.“

  „Temari, ich weiß, dass du eine starke und unabhängige Frau bist, was aber nichts daran ändert, dass du noch blind bist. Ein Kind alleine groß zu ziehen ist so schon nicht einfach, aber meinst du, du schaffst das in deiner Lage wirklich ohne ihn?“

  „Ja… Ich muss, TenTen. Außerdem bin ich nicht alleine. Gaara, Kankuro und mein Vater wollen wir dabei helfen.“

 

  „Ich werde dich auch unterstützen, Temari, trotzdem denke ich, dass du es ihm sagen sollst. Das Kind wird einen Vater brauchen. Du hast doch selber gemerkt, wie es ist, wenn man nur noch einen Familienteil hat. Außerdem hat er ein Recht darauf es zu erfahren!“

  „Er hat nur ein Recht darauf, wenn er es wirklich ist, aber das weiß ich nicht! Also werde ich es ihm auch nicht sagen, denn, wenn es Hidans Kind ist, würde es ihn zerstören.“

  „Ich denke, er würde es verkraften, Temari, und zwar weil du es bist. Der Idiot liebt dich nämlich noch immer und das wird er auch noch tun, wenn du das Kind eines anderen in dir trägst.“

  „Hörst du dir eigentlich noch selber zu, TenTen?! Das glaubst du doch wohl selbst nicht, oder? Kein Mann würde so etwas akzeptieren. Nicht in dieser Situation.“

 

„Trotzdem wird dein Kind einen Vater brauchen.“

  „Der wird aber nicht Shikamaru sein.“

  „Wer dann?“

  „Ich denke Gaara und Kankuro wären gute Ersatzväter.“

  „Das meinst du doch nicht ernst, Temari! Das Kind braucht einen richtigen Vater und nicht ihre Onkel.“

  „Vielleicht finde ich ja irgendwann jemand anderen.“

  „Mach dir nichts vor, Temari, du wirst Shikamaru immer lieben. Selbst jetzt noch kommst du einfach nicht von ihm los. Du kannst sagen, was du willst, Temari, aber das taffe Mädchen, dem es nichts ausmacht, kauft dir keiner ab. Wir kennen dich. Du kannst uns nichts mehr vorspielen!“

  „Sieh es endlich ein, TenTen, egal, was du sagen wirst, ich werde nicht zu Shikamaru gehen. Er wird nichts davon erfahren. Spar dir also deinen Atem, denn meine Familie hat es auch schon ohne Erfolg versucht. Mein Entschluss steht schon lange fest, ich werde das hier alleine durchstehen. Shikamaru wird kein Wort erfahren weder von mir noch von jemanden anderen. Ist das klar?“, knurrte Temari drohend.

  „Ich heiße es zwar nicht gut, aber ich werde ihm nichts erzählen“, versprach TenTen, auch wenn es ihr nicht wirklich gefiel.

Ein trauriger Vater...


 

6. Ein trauriger Vater…
 

 

„I-ich werde jetzt gehen, Mister Nara“, erklang eine leise Stimme. Shikamaru hielt in seinem Tun inne, um zu seiner Sekretärin zu gucken.

  „Wie oft denn noch Hinata, du sollst mich nicht Mister Nara nennen. Dafür kennen wir uns viel zu lange“, brummte er. So oft hatte er es ihr schon gesagt, aber das blauhaarige Mädchen konnte sich einfach nicht daran halten, dabei kannten sie sich schon seit der High School.

  „E-entschuldige, ich vergesse das immer wieder“, erwiderte sie lächelnd. Dann drehte sie sich um, um das Büro ihres Chefs zu verlassen.

  „Komm gut nach Hause, Hinata, wir sehen uns dann morgen“, verabschiedete er sie.

  „Du solltest auch langsam nach Hause gehen. Es ist schon spät und du bist der letzte, der noch im Büro ist“, meinte sie. Mehr als ein Brummen konnte sie ihm aber nicht entlocken, weshalb sie seufzend sein Büro verließ, um nach Hause zu fahren.

 

Shikamaru widmete sich derweil wieder seiner Arbeit. Eigentlich hatte er kaum etwas zu tun. Das war aber auch kein Wunder, denn seit Tagen tat er nichts anderes mehr außer zu Arbeiten. Wie es gekommen war, dass der größte Faulpelz überhaupt plötzlich so vernarrt in seine Arbeit war? Ganz einfach, es war eine willkommene Ablenkung. Wenn er in seinem Büro saß und seiner Arbeit nachging, musste er nicht mehr an Temari und seine neu aufgekommenen Gefühle nachdenken. Saß er aber zu Hause alleine in seiner Wohnung, kreisten seine Gedanken nur um dieses eine Thema. Manchmal hatte er sogar das Gefühl, er würde verrückt werden. Warum musste das Leben auch so schwer sein?

  „Das Leben ist kein Ponyhof, Shikamaru“, tadelte er sich selbst. Natürlich war es das nicht. Wann war das Leben schon mal einfach? Man hatte immer damit zu kämpfen, dass alles gut ging. Das wusste Shikamaru natürlich. Aber momentan hatte er das Gefühl, dass das Leben ihn hasste. Alles ging auf einmal schief und er konnte nichts dagegen tun.

 

„Vielleicht ist das ja auch nur ein Zeichen?!“, erklang plötzlich eine Stimme. Shikamaru hob seinen Kopf und seufzte. Die hatte ihm noch gefehlt, vor allem weil sie sein Selbstgespräch mitbekommen hatte.

  „Was willst du hier?“, fragte er kalt. Natürlich musste sie in diesem Augenblick auftauchen. Es passte zu ihr. Schon immer hatte sie spaß daran ihn zu ärgern.

  „Was wohl, Shikalein? Ich werde dich an den Ohren aus diesem Büro ziehen und zu deiner Freundin schleifen, wo du dann um Vergebung betteln wirst, bis sie dich wieder nimmt“, lachte sie süffisant und kam mit eleganten Schritten auf ihn zu. Shikamaru verfolgte sie mit seinen Augen, an seiner Haltung änderte sich allerdings nichts, außer dass sein eiserner Blick sich in einen verwirrten wandelte.

  „Du findest es gut, dass ich mit ihr zusammen war?“, fragte er verblüfft. Damit hatte er eigentlich nicht gerechnet. Shikamaru hatte geglaubt, dass sie es gut fand, wie es nun war. Doch, wenn er länger darüber nachdachte, war dies eine blöde Idee. Hätte sie etwas gegen die Beziehung gehabt, wäre sie schon längst bei ihm aufgetaucht.

 

„So schlau wie eh und je, wobei die Entscheidung, sich von diesem Mädchen zu trennen und ihr auf diesem Konzert den Rest zu geben, nicht gerade schlau war“, kicherte sie und setzte sich schwungvoll auf seinen Schreibtisch, von dort aus beugte sie sich zu ihm herüber. Natürlich konnte sie auch seine Gedanken lesen. Das hatte sie auch früher schon immer getan.

  „Geh aus meinem Kopf raus“, erwiderte er genervt.

  „Aber Shikamaru, das kannst du doch nicht verlangen! Wer würde dir denn dann sagen, was richtig und was falsch ist? Ich bin ein Teil von dir, mein Schatz und das wirst du niemals ändern können“, hauchte sie liebevoll, wobei sie zart über seine Wange strich.

 

Shikamaru verengte seine Augen zu Schlitzen. Er durfte sie nicht an sich heran lassen, nicht schon wieder. Er musste sie aus seinen Gedanken, seinem Kopf, seinem Büro verbannen. Sie durfte ihn nicht schon wieder in ihren Bann ziehen. Das war aber leichter getan als gesagt, denn alles kam ihm so vor wie früher. Ihre Sprache war die gleiche wie damals. Ihre Augen waren dieselben. Ihre Berührungen fühlten sich wie die von damals an. Aber vor allem hatte sie dieselbe Wirkung wie früher auf ihn. Wie konnte es nur so weit kommen?

 

„Das weißt du doch, Shikamaru“, erwiderte sie lachend. Schon wieder war sie in seinen Kopf eingedrungen. Shikamaru warf ihr daraufhin einen bösen Blick zu.

  „Ich habe dir gesagt, du sollst aus meinen Kopf raus“, knurrte er sie wütend an. Sie aber lachte nur wieder amüsiert, während sie ihn breit angrinste.

  „Es wird langsam langweilig, weißt du. Ich habe dir doch gesagt, das geht nicht, weil ich ein Teil von dir bin. Du wirst mich nicht los“, wiederholte sie eindringlich. „Ich gehe erst, wenn du kapierst, warum ich wirklich hier bin.“

  „Du bist hier, weil sich mein übermüdeter Verstand dich ausdenkt“, konterte er bissig. Sie aber gähnte nur und warf ihm einen gelangweilten Blick, was Shikamaru nur noch wütender machte.

  „Fällt dir nichts Besseres ein? So wirst du mich sicher nicht los“, meinte sie gelangweilt, behielt ihr Grinsen aber noch immer auf ihren Lippen, um ihn noch ein bisschen mehr zu ärgern, wie sie es schon immer geliebt hatte..

  „Das brauche ich auch nicht. Ich muss dich einfach nur ignorieren, dann wirst du gehen“, behauptete er selbstsicher. So langsam reichte es ihm. Er hatte keine Lust auf ihre dämlichen Spielchen. Sie verletzten doch nur noch mehr.

„Dann wird es dir sicher auch nichts ausmachen, wenn ich ein paar Liedchen trällere“, lachte sie provozierend.

 

Shikamaru aber zuckte nur mit den Schultern. Sollte sie doch. Er würde sie so oder so ignorieren, egal ob sie sang, sprach oder einfach nur auf seinen Schreibtisch saß, denn eigentlich war sie nur eine Illusion. Sie war gar nicht wirklich da. Die Schlussfolgerung daraus war also nur, dass er sie einfach nur ignorieren musste, um sie verschwinden zu lassen. Zumindest dachte der Nara das. Allerdings ging sein Plan nicht auf, denn auch nach einer viertel Stunde saß sie noch immer da. Sie hatte ihre Drohung wirklich wahr gemacht und trällerte vor sich hin. Doch war es nicht irgendein Lied. Eigentlich hätte er es wissen müssen. Er hätte wissen müssen, dass sie ihn noch mehr quälte. Natürlich sang sie das Lied, ihr Lied. Zwar klang es nicht genauso wie bei Temari, trotzdem reichte es, um ihn noch mehr seelisch zu quälen. Hatte sie ihn nicht schon genug gequält? Erst tauchte sie hier einfach so auf und dann sang sie auch noch Temaris Lied. Was wollte sie damit bezwecken?

 

„Aber, aber, Shikamaru, das weißt du doch genau“, erwiderte sie auf seine Gedanken hin. Natürlich konnte sie sich nicht aus seinen Gedanken heraus halten, egal ob er sie ignorierte oder nicht. Er hätte es wissen müssen.

  „Wenn du alles weißt, warum weißt du dann nicht, was richtig ist?“, fragte sie ihn wieder provozierend. Es schien sie so langsam zu nerven, dass er es einfach nicht einsehen wollte, obwohl sie nun schon so oft bei ihm aufgetaucht war, doch noch immer wollte er ihre Existenz bestreiten.

  „Kannst du mal die Klappe halten?!“, fauchte er sie wütend an, wobei er von seinem Stuhl aufsprang. Dieser kippte durch die Wucht nach hinten, aber das schien ihn nicht zu stören. Er stierte sie einfach nur aus seinen rehbraunen Augen wütend an, wobei er seine Hände auf den Schreibtisch stützte. Sie ließ sich davon aber nicht weiter beeindrucken. Im Gegenteil, auch sie stützte sich nun auf den Schreibtisch und beugte sich zu ihm herüber, wobei sie den Blick erwiderte.

  „Seit wann so aggressiv?“, fragte sie süffisant. Wenn er glaubte, sie würde nur wegen einem bösen Blick aufgeben, hatte er sich getäuscht, dabei hätte er das eigentlich wissen müssen. Jedoch irritierte sie sein fieses Grinsen, welches nun seine Lippen zierte.

  „Seit wann wieder unter den Lebenden?“, konterte er böse. Er wollte, dass sie endlich ging, dass sie ihn endlich wieder alleine ließ.

  „Touché, mein Lieber“, gab sie zu. In Shikamaru machte sich die Hoffnung breit, dass sie nun endlich wieder verschwinden würde.

  „Kannst du dann jetzt gehen?“, fragte er sie Hoffnungsvoll. Sie machte ein nachdenkliches Gesicht, bevor sie schließlich grinsend sagte: „Lass mich nachdenken… Nein.“

  „Bitte, Ino, ich bitte dich, geh endlich aus meinen Kopf. Ich kann nicht mehr!“, flehte er sie an. Er fühlte sich mit seinen Nerven bereits am Ende.

 

„So muss sich auch Temari fühlen, meinst du nicht auch? Ich meine, ich bin einfach so gegangen, ohne mich von dir verabschieden zu können und nun steh ich plötzlich vor dir, aber du bist zwei Mal gegangen, du hast ihr Hoffnung gemacht und hast sie dann wieder alleine gelassen. Was meinst du, wie sie darauf reagiert hat?“, fragte sie, doch ließ sie ihm keine Chance zu antworten. „Ach ja, ich vergaß. TenTen hatte dir ja erzählt, dass sie danach ins Krankenhaus eingewiesen wurde. Du hast sie nicht mal gefragt, ob es ihr gut geht! Fühlst du denn gar nichts dabei?“, warf sie ihm entrüstet vor.

  „Ich weiß, dass es ihr gut geht! Sie ist schon lange wieder zu Hause. Das kannst du mir nicht vorwerfen!“, erwiderte er bissig, bevor er überhaupt realisierte, was er gesagt hatte. Ino aber hatte es genau gehört.

  „Du hast dich wirklich erkundigt?“, fragte sie überrascht. Shikamaru aber drehte seinen Kopf nur zu Seite. Das jedoch war ihr Antwort genug.

  „Nein, TenTen hat es dir gesagt, weil du keine Blöße zeigen wolltest. Findest du das nicht erbärmlich Shikamaru? Wieso hast du dich so verändert? Du bist nicht mehr der Mann, in den ich mich damals verliebt habe und sicher hat sich auch Temari in einen anderen verliebt“, hauchte sie traurig. Ihr lief sogar eine Träne die Wange hinunter.

 

Shikamaru aber schwieg. Er wusste, dass sie Recht hatte, aber was sollte er machen? Er konnte Temari einfach nicht mehr vertrauen. Wobei… Eigentlich wusste er gar nicht so genau, ob er nicht konnte oder nicht wollte. Dass er Temari noch immer liebte, konnte er nicht leugnen und dennoch ging es einfach nicht. Warum konnte er sich nicht einfach zusammenreißen und es versuchen? Er wusste doch wie sehr es ihr schmerzte. Er kannte ihre Gefühle, zumindest so ungefähr, vor allem, weil er auch jetzt litt. Eigentlich müsste er doch gerade deshalb, Verständnis haben. Wieso also nicht?

  „Liegt es vielleicht daran, dass du dich schützen willst, Shikamaru? Willst du sie nicht mehr in dein Herz herein lassen, weil du Angst hast, noch ein Mal verletzt zu werden?“, fragte sie sanft. Shikamaru hob seinen Kopf und sah in ihre fürsorglichen Augen. Vielleicht hatte sie wirklich Recht. Nein! Shikamaru wusste, dass sie Recht hatte. Tief in seinem Inneren wusste er das. Allerdings wollte die Erkenntnis nicht wirklich zu ihm vordringen.

  „Weißt du, Shikamaru, wenn du dein Herz wirklich schützen willst, geh zu ihr und sprich dich mit ihr aus, denn das hier ist nicht die Lösung. Oder fühlst du dich jetzt besser? Bist du glücklich?“, fragte sie ihn. Shikamaru wollte schon etwas erwidern, aber Ino ignorierte das. „Mach dir nichts vor, Shikamaru! Du sitzt alleine in deinem Büro, bist übermüdet und träumst von deiner toten Freundin und das alles nur, weil du diese Frau vermisst, weil du dich von deinem Schmerz ablenken willst!“, sagte sie einfühlsam, wobei sie ihm sacht über die Wange strich. Es schmerzte sie ihn so verletzt zu sehen…

 

Shikamaru wusste, dass sie Recht hatte. Aber das war das Problem. Gerade, dass sie Recht hatte, dass alles wahr war, was sie sagte, machte ihn unglaublich wütend. Er wollte die Wahrheit nicht wissen! Er wollte einfach nur aus diesem Albtraum aufwachen. Aus diesem Albtraum, der sein Leben war. Er wollte, dass alles so war, wie es früher war. Er wollte Temari an seiner Seite wissen. Er wollte wieder ihre Lieder hören. Er wollte wieder lieben. Er wollte wieder glücklich sein. Doch das ging nicht. Das wusste er. Und genau darum machte sie ihn so unglaublich wütend. Sie zeigte ihm all seine Fehler auf, aber eine Lösung auf die Probleme zeigte sie ihm nicht. Im Gegenteil. Sie machte es noch schlimmer, denn sein Albtraum wurde immer schlimmer, bis er schließlich mit einem lauten Schrei aufwachte.

 

Verwirrt sah sich der Nara um. Sein Büro war leer. Niemand war da außer ihm. Er hatte geschlafen. Natürlich hatte er geschlafen. Ino war seit Jahren tot. Engel und Geister gab es nicht. Nur in seinen Träumen konnte sie noch auftauchen, wobei dies eher ein Albtraum gewesen war. Er war wohl wirklich übermüdet und überarbeitet. Vielleicht sollte er doch etwas kürzer treten, aber dann würde er wieder an Temari denken und sein Leben war derselbe Albtraum, wie es jetzt schon war, abgesehen davon, dass er dann noch viel großer war als jetzt, denn er vermisste diese wilde Blondine wirklich sehr. Er vermisste einfach alles an ihr.

 

Seufzend schnappte sich Shikamaru seine Sachen. Er sollte langsam nach Hause, um endlich einen freien Kopf zu bekommen. Er musste endlich los von Temari, Ino und den ganzen Mist kommen. Er musste lernen, los zu lassen, um endlich wieder glücklich zu werden. Zumindest machte er sich das vor. In seinem Inneren wusste er natürlich, dass das nicht stimmte. Er wusste, dass er nur zusammen mit Temari glücklich werden konnte. Er wusste, dass sie beide Fehler gemacht hatten. Er wusste, dass sie miteinander darüber reden mussten. Er wusste, dass sie beide so lange unglücklich sein würden. Er wusste, dass er sie immer lieben würde. Er wusste, dass er sie deshalb nicht vergessen können würde. Er wusste, dass, obwohl er das alles wusste, er das nicht wahrhaben wollte und alles verdrängte. Ja, er wusste, dass er die Wahrheit so zurecht bog, dass eine für ihn erträgliche Lüge bei herauskam. Diese Lüge würde er versuchen zu leben, auch wenn es nur eine Lüge war. Er würde an dieser Lüge zu Grunde gehen. Aber all das war ihm egal, denn die Lüge war angenehmer als die Wahrheit. Das war sie schon immer gewesen und würde sie auch immer sein, denn jeder konnte nach einer Lüge leben, aber nur die Starken stellten sich der Wahrheit und kämpften um sie. Shikamaru hatte noch nie zu den Starken gehört und er würde es auch niemals tun. Er würde diese Lüge also leben müssen, auch wenn sie ihn unglücklich machte. Er würde sich und allen anderen vorspielen, dass er glücklich war und es irgendwann glauben. Nur in seinem Inneren würde er wissen, dass es eine Lüge war, die er hier lebte. Dass er etwas Besseres haben könnte, würde er nur versuchen darum zu kämpfen…

 

„Vielleicht…“, dachte Shikamaru, bevor er in sein Auto stieg, um in seine leere Wohnung zu fahren, „vielleicht, würde es sich für sie wirklich lohnen gegen die Wahrheit anzutreten. Aber wenn ich verliere, wird nichts mehr so sein wie es früher einmal war…“

...und eine traurige Mutter


 

7. …und eine einsame Mutter
 

 

„Es sieht alles gut aus, Temari. Ihr Kind hat sich wirklich hervorragend entwickelt“, meinte Sakura. Ein sanftes Lächeln legte sich auf Temaris Lippen. Sie war wirklich froh, dass es ihrem Kind gut ging.

  „Haben Sie bereits gespürt wie ihr Kind tritt, Temari?“, fuhr Sakura fort. Temari aber schüttelte den Kopf.

  „Müsste ich denn?“, fragte sie ihre Ärztin unsicher. Diese schüttelte aber den Kopf und lächelte ihre Patientin beruhigen an.

  „Nein, Sie sind gerade erst am Ende des fünften Monats, aber es könnte gut sein, dass sie in den nächsten Wochen etwas spüren. Das ist völlig normal. Sie müssen sich in diesem Fall also keine Sorgen machen“, erklärte sie ihr. Auf Temaris Lippen legte sich nun wieder das sanfte Lächeln von davor.

  „Gut, dann weiß ich bescheid.“

 

 „Möchten Sie denn wissen, was es wird?“, fragte Sakura lächelnd, nachdem sie wieder auf den Monitor gesehen hatte.

   „Kann man es denn schon sehen?“, fragte Temari verwirrt, zu gern hätte sie nun einen Blick auf den Monitor geworfen, um zu sehen, wie ihr Baby in ihr aussah. Leider war dies aber nicht möglich…

  „Ja“, lachte Sakura leise und sah ihre Patientin abwartend an.

  „Dann will ich es wissen“, meinte Temari selbstsicher. Dabei leuchteten ihre Augen vor Aufregung.

  „Gut“, erwiderte Sakura und warf einen erneuten Blick auf den Bildschirm, bevor sie antwortete: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass es ein Mädchen wird. Ich mache noch schnell ein Ultraschalbild, das Sie dann dem Vater des Kindes zeigen können.“

   „Das ist leichter gesagt, als getan“, flüsterte Temari leise mehr zu sich selbst als zu Sakura. Trotzdem hatte die Rosahaarige sie gehört und sah sie nun verwirrt an.

  „Der eine potenzielle Vater will nichts mit mir oder dem Kind zu tun haben, der andere weiß nicht, dass er Vater werden könnte“, erklärte Temari, weil sie den Blick der Ärztin auf sich spürte, niedergeschlagen. Warum sie es ihr verriet, wusste Temari selbst nicht so richtig.

 

Sakura sagte daraufhin nichts mehr. Sie wusste auch nicht, was sie darauf sagen sollte. Was sollte man auch einer schwangeren Frau darauf antworten? Jedes Wort wäre hier fehl am Platzt. Das wusste die junge Frau genau. Aus diesem Grund entfernte sie schweigend mit einem Tuch das Gel, bevor sie Temari aufhalf und ihr das Ultraschallbild gab. Danach begleitete sie sie zur Tür hinaus, wo sie Temari an Kankuro übergab. Immer wurde sie von Gaara, Kankuro oder ihrem Vater gebracht und abgeholt. Nur einmal hatte TenTen sie begleitet. Nie hatte sie aber eine andere männliche Begleitung gesehen. Nun wusste Sakura auch, warum das so war. Irgendwie tat sie ihr leid.

 

„Und wie war es?“, fragte Kankuro, während er sie aus dem Krankenhaus zu seinem Auto führte. Temari aber schwieg.

  „Hey, Temari, ich rede mit dir!“, sprach er sie erneut an. Temari jedoch schwieg noch immer. Sie reagierte nicht nur auf die Worte ihres Bruders. Viel mehr noch. Sie hörte ihn erst gar nicht, denn sie war tief in ihren Gedanken versunken. Woran sie dachte? Shikamaru. Woran sollte sie auch sonst denken? Temari dachte eigentlich die ganze Zeit nur an ihre große Liebe. Manchmal kam ihr sogar in den Sinn, dass sie falsch handelte, dass sie zu ihm musste, um ihm zu sagen, dass sie schwanger war, dass er vielleicht ein Kind bekam. Doch sie schaffte es nie. Immer stand ihr ihr Gewissen im Weg. Schrie sie an, dass sie ihn nicht noch mehr kränken sollte, dass sie ihm schon zu viel angetan hatte. Sie redete sich ein, dass er sie so oder so nicht mehr liebte, immerhin hatte sie ihn hintergangen. In ihrem Herzen aber wusste sie, dass er sie noch liebte, dass sie ihn noch liebte, dass sie einfach nicht mehr voneinander loskamen.

 

Plötzlich aber kniff Kankuro ihr in ihren Oberarm, wodurch Temari aus ihren Gedanken in die Realität zurückkam.

  „Mann, das tat weh, du Idiot! Was sollte das?“, beschwerte sie sich aufgebracht.

  „Schön, dass du wieder mit mir redest“, erwiderte Kankuro schlicht, wobei er die Augen verdrehte.

  „Entschuldige, Kankuro. Ich war in Gedanken“, erklärte sie, wobei sie ihm entschuldigend entgegen blickte und ein Lächeln schenkte. „Was wolltest du denn wissen?“

  „Hast du wieder an ihn gedacht, Temari?“, fragte er sie und ignorierte ihre Frage einfach. Temari aber antwortete nicht. Das reichte allerdings schon, denn es sagte Kankuro alles, was er wissen musste. Es sagte ihm, dass er mit seiner Vermutung Recht hatte. Er seufzte. Kankuro wusste, dass er ihr jetzt eigentlich sagen musste, dass sie aufhören sollte an ihn zu denken, dass es besser war, wenn sie ihn vergaß, aber er wusste, dass das nichts brachte. Er und sein Bruder hatten schon vor einiger Zeit lernen müssen, dass ihre Schwester nur glücklich werden konnte, wenn sie mit Shikamaru zusammen war, aber sie wussten auch, dass sie niemals mit ihm darüber reden würde und irgendwie konnte sie sie auch verstehen. Dies war auch der Grund dafür, dass er nichts sagte und sie einfach nur in sein Auto steckte, mit welchem er sie dann nach Hause fuhr. Dort ging sie direkt in ihr Zimmer, wo sie die Musikanlage laut aufdrehte und sich mal wieder ihren Gedanken hingab.

 

„Und?“, fragte Gaara, als Kankuro das Wohnzimmer betrat.

  „Sie hat schon wieder an ihn gedacht… Über die Ergebnisse hat sie nichts gesagt. Aber ich habe das Gefühl, es wird immer schlimmer. Vielleicht sollten wir es ihm doch sagen“, erwiderte er.

  „Wir haben es ihr versprochen“, erinnerte Gaara ihn, auch wenn er eigentlich anderer Meinung war, schließlich sah er genau, wie seine große Schwester litt.

  „Wir haben aber auch versprochen, dass wir sie beschützen wollen“, konterte der Braunhaarige.

  „Sie wird uns umbringen!“, meinte Gaara vorausschauend. Kankuro aber schnaubte.

  „Ach komm schon, Gaara, du musst nur ein wenig mit ihr reden und schon ist sie zahm wie ein Lamm“, lachte Kankuro, um die Situation etwas aufzulockern. Abgesehen davon stimmte dies sogar. Bis jetzt hatte sein kleiner Bruder es immer geschafft seine Schwester zu beruhigen. Gaara aber wurde traurig.

  „Und trotzdem kann ich ihr nicht helfen“, seufzte er niedergeschlagen. Kankuro aber schüttelte den Kopf.

  „Wir können ihr nicht helfen, Gaara“, verbesserte er seinen Bruder, „aber vielleicht solltest du jetzt noch mal mit ihr reden. Im Auto war sie irgendwie komisch. Ich glaube, ihre Gedanken haben irgendwas in ihr bewirkt. Vielleicht hast du jetzt ja mehr Glück. Mit meiner Art kann ich da nämlich nichts ausrichten“, erklärte er. Gaara nickte, wobei er leicht schmunzelte.

  „Dann werde ich mal mein Glück versuchen“, verkündete der Rothaarige seufzend, dann erhob er sich und machte sich auf den Weg zu Temaris Zimmer. Er hoffte, dass Kankuro Recht behielt, denn er spürte, wie seine Schwester Tag für Tag einsamer, trauriger wurde.

 

 

„Temari?“, fragte Gaara leise und klopfte an ihre Tür, als er bei ihrem Zimmer angekommen war. Ein paar Minuten lang wartete er auf eine Antwort. Als dann aber keine kam, öffnete er vorsichtig die Tür und spähte in den Raum herein. Das Zimmer aber war leer. Gaara wusste schon, wo er sie finden konnte. Leise betrat er also ihr Zimmer und ging auf die offene Balkontür zu. In letzter Zeit saß sie wirklich oft hier draußen und auch dieses Mal war es so. Alleine saß sie auf dem Boden, nur ein Kissen trennte sie von den kalten Fliesen. In ihren Händen hielt sie ihren Ring, mit welchem sie gedankenverloren spielte. Temari bemerkte gar nicht, wie sich Gaara neben sie setzte, obwohl sie ihn sonst schon immer vor der Balkontür wahrnahm. Dies zeigte Gaara nur noch mehr, dass etwas nicht stimmte und sie dringend etwas tun mussten, denn so konnte es nicht weitergehen. Vorher wollte der Sabakuno aber noch einmal mit seiner Schwester reden. Natürlich wusste er, dass das nicht so einfach war, wie er sich das dachte.

 

„Glaubst du, ich mache alles falsch?“, erklang plötzlich Temaris zarte Stimme. Sie hatte ihn also doch bemerkt. Vielleicht hatte er ja Glück und es war alles wie üblich, allerdings zeigte ihm schon ihre Stimme, dass nichts war, wie sonst. Sie klang so traurig, so zerbrechlich. So hatte er seine Schwester noch nie gehört und das machte ihm Angst. Es passte einfach nicht zu ihr.

  „Wie meinst du das, Temari?“, fragte er ruhig, wobei er sie prüfend musterte. Noch immer spielte sie mit dem Ring in ihrer Hand. Der Rothaarige wusste, wie wichtig ihr dieser war, immerhin hatte Shikamaru ihn ihr geschenkt als Zeichen seiner unendlichen Liebe. So gab er seiner Schwester ein Stückchen der Hoffnung wieder, die sie verloren hatte, als er gegangen war.

  „Mit dem Kind“, erwiderte sie und legte ihre Hand auf ihren Bauch, über welchem sie behutsam strich. „Meinst du, dass ich die richtigen Entscheidungen treffe?“ Gaara seufzte leise: „Temari, ich würde dir jetzt gerne sagen, dass du zu Shikamaru laufen und ihm alles erzählen sollst, weil wir alle denken, dass es das richtige ist, aber…“

  „…aber du bist der Meinung, dass ich meine eigenen Entscheidungen treffen muss und dass ich am besten weiß, was richtig ist?!“, beendete Temari seinen Satz, wobei sei den Ring nun fest mit ihrer Hand umschlungen hielt. Auf ihren Lippen lag dabei ein trauriges Lächeln.

„Ja“, bestätigte er und legte seiner großen Schwester eine Hand auf die Schulter, um ihr ein bisschen Trost spenden zu können. „Vielleicht wäre es in genau so einem Moment gut, wenn du unsere Mutter nach Rat fragen könntest, denn eigentlich haben wir hiervon keine Ahnung, trotzdem werden wir immer für dich da sein, Temari.“

  „Danke“, erwiderte sie und schloss ihren Bruder in die Arme. Gaara, der solchen Zuneigungen eigentlich aus dem Weg ging, zog seine Schwester näher an sich heran und legte beschützend seine Arme um ihren Körper. Ja, er würde seine große Schwester und ihr Baby für immer beschützen, zusammen mit seinem Bruder und seinem Vater, denn für sie war Temari das Wichtigste auf dieser Welt. Außerdem würde es total langweilig werden, gäbe es in ihrer Familie keine Probleme, denn eigentlich war immer etwas bei ihnen los, allerdings hoffte er, dass seine Schwester schon bald wieder lächeln konnte.

 

„Einen Rat habe ich aber noch für dich“, sagte er nach einer Weile. Temari hatte sich in ihren Bruder gekuschelt. Sie genoss die Wärme und Zuneigung, die ihr ihr Bruder spendete. Es fühlte sich so gut an, denn endlich konnte sie mal wieder an etwas anderes denken, als an Shikamaru und ihr Kind. Eigentlich schwirrten gar keine Gedanken in ihrem Kopf herum. Er war leer, so leer wie schon lange nicht mehr, dennoch half es ihr nicht dabei eine klare Entscheidung zu treffen. Vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass, wenn sie sich entschied, sie dieser Entscheidung auch folgen musste. Eine Entscheidung war etwas Endgültiges und davor hatte sie Angst. Nein. Eigentlich hatte sie Angst vor den Konsequenzen, denn sie wusste nicht, wie Shikamaru reagieren würde. Normal konnte sie so was ganz leicht sagen, aber in dieser Situation, nach allem, was passiert war… Sie wusste es einfach nicht und das verunsicherte sie, auch wenn sie das niemals zugeben würde.

 

Plötzlich holte sie Gaaras heißer Atem an ihrem Ohr aus ihren Gedanken zurück. Temari hatte gar nicht bemerkt, dass ihr Bruder ihr so nah gekommen war, dass sie seinem Atem an ihrem Ohr spüren konnte. Sie war wohl wirklich tief in Gedanken versunken gewesen, denn normal wäre ihr so etwas schon längst aufgefallen. Sie sollte wirklich aufmerksamer werden, wenn sie mit ihm alleine war, denn eigentlich wusste sie genau, dass er das ausnutzte, wobei Kankuro in diesem Fall noch schlimmer war. Oder aber sie war einfach nur müde und erschöpft von den Ereignissen der letzten Tage, Wochen, Monate, aber nicht mehr lange und all das war vorbei, dann konnte sie wieder klare Gedanken fassen, ohne von ihren Hormonen beeinflusst zu werden. Vielleicht sollte sie nun auch langsam ins Bett gehen und sich ausruhen, um wieder zu Kräften zu kommen, damit sie auch die nächsten Tage, Wochen und Monate unbeschadet überstand, immerhin musste sie nun auch acht auf das kleine Wesen in ihr drinnen Acht geben, damit ihm nichts passierte. Vorher wollte sie sich aber noch Gaaras Rat anhören, denn sie war sich sicher, dass er ihr sicher helfen konnte, auf ihrem steinigen Weg.

 

„Hör auf dein Herz, es wird dir den richtigen Weg weisen!“

Zwei Brüder + Zwei Freunde = Ein Plan


 

8. Zwei Brüder + Zwei Freunde = Einen Plan
 

 

Gemeinsam saßen Gaara, Kankuro, TenTen und Neji in einer Bar außerhalb der Stadt. Sie konnten sich das Elend von Shikamaru und Temari einfach nicht mehr mit ansehen, weshalb sie beschlossen hatten sich zu verbünden, um eine Lösung zu finden. Allen war klar, dass sich die beiden selber zerstörten, wenn sie so weiter machten, worunter später auch das Baby leiden würde. Dies galt um alle Umstände zu verhindern, schließlich konnte das kleine Geschöpf doch nichts dafür, dass ihre Eltern solche Idioten waren und einfach nicht über ihren eigenen Schatten springen konnten, wollten. Außerdem wollten sie weder Temari noch Shikamaru verlieren, zumal jeder von ihnen wusste, dass die beiden zusammen gehörten.
 

„Also das einfachste wäre, wenn wir Shikamaru sagen, dass Temari schwanger ist, er würde sofort zu ihr kommen und ihr helfen“, meinte TenTen leichtfertig und sah das Problem ihrer Freunde bereits gelöst.

  „Da bin ich mir nicht so sicher, immerhin kann Shikamaru ziemlich stur sein“, erwiderte Neji bedenklich. Er kannte seinen besten Freund wirklich gut und hatte so seine Sturheit schon oft miterleben dürfen.

  „Außerdem will Temari das nicht und sie wird uns killen, wenn sie erfährt, dass wir es ihm gesagt haben“, warf Kankuro ein. Er hatte nämlich keine Lust darauf mit seiner Schwester ärger zu bekommen, wusste er doch wie aufbrausend die Blondine sein konnte.

  „Temari muss man nun mal zu ihrem Glück zwingen“, konterte TenTen bissig. Sie hatte zwar auch keine Lust darauf sich mit Temari anzulegen, doch würde sie das auf sich nehmen, um ihre Freundin endlich wieder glücklich sehen zu können.

  „Du bist ja auch nicht die, die dann getötet wird“, erwiderte Kankuro ebenso bissig. Er sah es schon kommen, wie wütend Temari wurde, weil sie beide TenTen nicht aufgehalten hatten.

  „Ich bin mir nicht so sicher, ob sie uns wirklich töten wird. Zumindest nicht nachdem ich gestern mit ihr geredet habe, sie braucht wirklich Hilfe. Eine Hilfe, die wir ihr nicht geben können“, widersprach Gaara traurig. Gerne würde er seiner großen Schwester helfen, konnte er doch ganz genau sehen, wie mies es ihr mit dieser Situation ging, wie gerne sie doch wieder glücklich sein wollte, sich aber selbst im Weg stand.
 

„Und wie sollen wir ihnen dann helfen?“, fragte TenTen und warf einen verzweifelten Blick in die Runde. Sie hatte nämlich keine Ahnung, wie sie das schaffen sollten. Die Jungs aber wichen ihrem Blick aus und schwiegen. Sie alle hatten diesem Treffen zugestimmt, weil sie wussten, dass es ihren Freunden schlecht ging, aber sie hatten keine Ahnung wie sie ihnen helfen sollten. Zumal sie sich nicht einig waren oder einig werden konnten. Jeder der vier hatte eine andere Meinung und einen anderen Blick auf die Situation. Natürlich wollten sie alle dasselbe, aber im Wie waren sie sich noch nicht so recht einig, weshalb sie auf keine vernünftige Lösung kommen konnten. Wieso war ihnen nicht so wirklich klar, denn eigentlich wollten sie alle doch nur, dass es den beiden gut ging.
 

„Wie geht es eigentlich dem Baby?“, fragte TenTen nach einer Weile des Schweigens, weil sie dieses einfach nicht mehr ausgehalten hatte, immerhin hatten sie sich zum Reden getroffen und nicht zum Anschweigen.

  „Hat Temari dir das nicht gesagt?“, hakte Kankuro nach, wobei sich eine seiner Augenbrauen nach oben zog, immerhin war TenTen Temari beste Freundin, da dachte er schon, dass die beiden über sowas quatschten. TenTen aber schüttelte den Kopf.

  „Nein, auf das Thema Shikamaru und Baby reagiert sie bei mir allergisch, vor allem nach dem, was mit Hidan passiert ist, darum lass ich es lieber dabei“, erklärte sie traurig. Es tat ihr irgendwie leid, dass sie beide nicht mehr über alles reden konnten, wobei sie ihr doch so gerne helfen würde. Gaara und Kankuro aber sahen sie verwirrt an, verstand sie nicht so recht, was TenTen meinte.

  „Was war denn zwischen ihr und Hidan? Ich dachte, sie wollte diesen Typ nie wieder sehen?!“, erwiderte Kankuro verwirrt, wobei er TenTen einen verwunderten Blick zuwarf. Was wusste dieses Mädchen?

  „Sie hat es euch nicht erzählt?“, fragte TenTen ebenso verwirrt. Sie hatte eigentlich fest damit gerechnet, dass Temari ihren Brüdern von dieser Begegnung mit Hidan erzählt hatte. Die beiden Brüder schüttelten jedoch den Kopf.

  „Naja, ich weiß nicht, ob ich euch das jetzt sagen darf…“, meinte TenTen nach ein paar Minuten zweifelnd, schließlich hatte Temari nichts erzählt. Da war es doch gut möglich, dass sie gar nicht wollte, dass ihre Brüder etwas davon erfuhren. Die beiden Brüder sahen sie allerdings weiterhin auffordernd an. Sie würden nichts anderes als die Wahrheit zulassen und sie würden so lange warten, bis die Brünette mit dieser heraus gerückt hatte. Das sah auch TenTen, weshalb sie ergeben seufzte.

  „Na gut. Also sie wollte mit Hidan über das Baby reden, dass er vielleicht der Vater sein könne, so wie ihr es ihr geraten habt, aber Hidan wollte nichts davon wissen. Die beiden haben sich die ganze Zeit angeschrien, bis es ihm gereicht hat und er sie an die Wand gedrückt hatte. Er hat nach ihrem Hals gegriffen und sie gewürgt. Als ich es gesehen habe, habe ich sofort nach Hilfe gesucht und zum Glück auch Itachi Uchiha gefunden, welcher Hidan vertrieben hat. Der hat aber noch einmal klargestellt, dass er nichts mit Temari oder dem Baby zu tun haben will“, erzählte TenTen schließlich, doch sah sie die beiden Brüder dabei nicht an, sondern starrte in ihr Glas.
 

„Ich bring diesen Typen um“, knurrte Gaara bitterböse. Sein großer Bruder stimmte ihm ebenso böse zu. Sie konnten einfach nicht fassen, was dieser Typ mit ihrer Schwester getan hatte, jedoch verwunderte es sie mehr, dass Temari ihnen nichts davon erzählt hatte, immerhin wusste ihre Schwester doch, dass sie mit ihnen über alles reden konnte. TenTen aber versuchte die beiden Brüder ihrer besten Freundin zu beruhigen.

  „Ich denke, das solltet ihr lassen. Hidan lässt Temari momentan in Ruhe und das ist für sie und das Baby das Beste, solltet ihr aber eingreifen, könnte es passieren, dass er wieder auf sie losgeht und vielleicht ist dann kein Uchiha da, der uns helfen kann“, wand die Brünette ein, wobei sie die beiden warnend ansah. Zweifelnd erwiderten Gaara und Kankuro ihren Blick, waren sie sich doch nicht ganz so sicher, ob das wirklich die beste Option war.

  „Ey, ich kann euch gut verstehen, Jungs, aber in diesem Fall müsst ihr an Temari und ihr Baby denken, ihr wisst nicht, wie Hidan reagieren wird. Er ist unberechenbar!“, warnte sie die beiden verzweifelt. TenTen machte sich wirklich große Sorgen um die Konsequenzen. Sie wollte nicht, dass Temari oder ihrem Baby etwas passierte und das nur, weil Gaara und Kankuro nicht an sich halten konnten.

  „Ich glaube, TenTen hat Recht. Ich habe schon vieles über diesen Hidan gehört, ihr solltet es zum Wohl eurer Schwester und ihres Ungeborenen lieber lassen, außerdem wäre es auch für eure Gesundheit ratsam, wenn ihr euch nicht mit ihm anlegt“, riet Neji. Gaara und Kankuro tauschten ein paar Blicke aus, dann nickten sie. Sie verstanden, dass es wahrscheinlich besser so war. Temari hatte schon genug Stress, da mussten sie ihr nicht auch noch Hidan auf den Hals hetzen. Sie mussten sich also zurück halten, auch wenn die beiden ihn am liebsten getötet hätten.
 

„Also wie sieht es nun mit dem Baby aus?“, wiederholte TenTen ihre Frage neugierig. Sie war echt gespannt, was es werden sollte, wie es dem kleinen Geschöpf ging.

  „Der Kleinen scheint es gut zu gehen, zumindest hat Temari bis jetzt nichts schlechtes erzählt und da sie sich uns nicht verschlossen hat, denke ich, ist alles bestens“, erzählte Kankuro ihr Wahrheitsgemäß. Er war froh, dass es wenigstens eine gute Nachricht an diesem Tag gab.

  „Es ist also ein Mädchen?!“, stellte TenTen quiekend fest. Lange hätte sie gerätselt, was es wohl werden würde. Dass es jetzt ein Mädchen war, freute sie umso mehr. Gaara nickte zur Bestätigung, während Neji neben seiner Liebsten saß und diese nur kopfschüttelnd musterte. Er verstand nicht, warum sie sich so sehr darüber freut.

  „Das wird Shikamaru bestimmt gefallen“, kicherte sie leise. Verwirrt wurde sie dafür von den anderen angeguckt.

  „Naja, ich hab irgendwann mal so rein hypothetisch gefragt, ob er Kinder haben möchte und darauf meinte er, er will erst ein Mädchen und dann einen Jungen“, erklärte sie und kratzte sich verlegen am Nacken, wobei ein zartes Lächeln auf ihren Lippen lag. Die anderen schüttelten darüber nur den Kopf. Sie hätten andere wichtigere Themen, über die sie reden mussten.
 

„Kommen wir wieder zum Thema zurück“, meinte Gaara, um die anderen an den Grund ihres Treffens zu erinnern, immerhin suchten sie noch immer nach der Lösung ihres Problems. „Ich denke, erst mal sollten wir überlegen, ob es überhaupt möglich ist, die beiden zusammen zu führen, ansonsten hat diese Situation nämlich gar keinen Sinn“, fuhr er fort. Die anderen nickten zustimmend.

  „Von Temaris Seite steht dem eigentlich nichts entgegen. Sie liebt Shikamaru, geht aber nicht zu ihm, weil sie ihn nicht noch mehr verletzten will und angst hat, sie würde sein Leben zerstören, wenn es nicht sein Kind ist“, erwiderte Kankuro nachdenklich.

  „Außerdem glaube ich, dass sie Angst vor Abweisung hat“, fügte TenTen traurig hinzu. Es tat ihr Leid, dass Shikamaru sie so sehr verletzt hatte, dass sie sich nun so sehr vor einer Abweisung fürchtete.

  „Ich denke, diese Angst ist nicht berechtigt. Shikamaru ist zwar ein Sturkopf, aber er würde Temari sicher zurücknehmen“, meinte Neji nach einer Weile des Nachdenkens, immerhin hatte er sie schon einmal zurückgewiesen, jedoch glaubte er fest daran, dass er sein Herz nicht ein weiteres Mal verschließen konnte, sollten die beiden aufeinander treffen.

  „Das glaube ich auch, er vermisst sie wirklich sehr“, pflichtete TenTen ihm bei. Schon oft hatte sie den Nara dabei erwischt, wie er einfach vor sich hin geträumt und dabei ihr Bild betrachtet hatte. Das sprach doch deutlich dafür, dass er sie vermisste.
 

„Warum seid ihr euch da so sicher?“, hakte Gaara nach, dem das Wohl seiner Schwester am wichtigsten war. Neji und TenTen tauschten ein paar Blicke aus, dann nickte Neji.

  „Er… er hat von ihr geträumt. Es war vor einer Woche. Shikamaru war total übermüdet und ist plötzlich eingeschlafen, da ist sie ihm im Traum erschienen. Seine Ex-Freundin. Sie hat die ganze Zeit wie wild auf ihn eingeredet und verlangt, dass er wieder zu Temari geht. Ihr könnt sicher verstehen, dass er danach total verstört war, weshalb er zu uns gekommen ist, um nach Rat zu fragen. Ich habe ihm gesagt, er solle auf sie hören, weil es das ist, was sein Unterbewusstsein will. Shikamaru ist ohne ein Wort zu sagen wieder gegangen. Wäre er dagegen, hätte er das sicher gesagt“, argumentierte TenTen. Gaara nickte verstehend.

  „Also sind wir uns einig, dass die beiden zusammenkommen wollen, sich aber nur nicht richtig trauen und einen kleinen Anstubser brauchen“, stellte er fest. Die anderen nickten. Somit waren sie bereits einen großen Schritt nach vorne geschritten, denn nun mussten sie nur noch wissen, wie sie es anstellen sollten, die beiden wieder zusammen zu bringen.
 

„Also ich bin dafür, dass wir Shikamaru einfach sagen, dass sie schwanger ist. Der Rest wird sich dann von ganz alleine klären“, schlug TenTen vor. Kankuro wehrte diesen Vorschlag aber sofort wieder ab.

  „Wie schon gesagt, ich ziehe es lieber vor noch nicht zu sterben, denn Temari wird uns killen“, erwiderte er bissig.  

  „Sie muss ja nicht unbedingt erfahren, wer es war“, wand sie den Einwand ab, schließlich würde sie nicht alle leiden lassen, wenn es nur einer verbockt hatte, zumindest glaubte TenTen fest daran.

  „Sie wird uns trotzdem umbringen. Wir sind ihre Brüder, wen wird sie da wohl als erstes verdächtigen?“, konterte Kankuro schnaubend, wobei er der Brünetten einen bösen Blick zu warf.

  „Fällt dir denn etwas Besseres ein?“, knurrte TenTen zickig. Langsam ging ihr das alles auf die Nerven. Kankuro wollte gerade etwas erwidern, da wurde er mit einem Blick von Gaara zum Schweigen gebracht. Streiten würde doch gar nichts bringen, sie mussten Ergebnisse liefern, da war ein Streit nur hinderlich. Dies sah auch Neji so, welcher seine Freundin ebenfalls durch einen Blick zum Schweigen brachte.
 

Schweigend sahen sich die vier jungen Erwachsenen an. Eigentlich hatte TenTen dort ein berechtigtes Problem angesprochen, denn keinem von ihnen viel etwas Besseres ein. Keiner hatte eine Idee, wie man die beiden wieder zusammenbringen konnte. Klar, man könnte sie zusammen in einen Raum sperren, aber außer, dass danach vielleicht einer tot wäre, würde nichts passieren. Sie würden sich in verschiedene Ecken setzten und sich die ganze Zeit nur anschweigen. Temari aber brauchte einen Mann, der sich um sie und das ungeborene Kind liebevoll kümmerte, sie brauchte jemanden, der sie liebte, damit sie auch ihrem Kind die Liebe geben konnte, die es brauchte. Jedem der Anwesenden war klar, dass sie das nicht alleine schaffen konnte. Sie brauchte Shikamaru dafür, denn er war ihr Leben, ihre große Liebe. Aber auch Shikamaru brauchte die Sabakuno. Ohne sie war sein Leben einfach nur leer und langweilig. Natürlich hatte der Nara bereits eine vermeidliche Lösung des Problems erkannt, allerdings war er viel zu stur, um zu handeln, um das richtige für sie beide zu tun, wobei er doch genau wusste, dass sein Leben so besser werden wurde. Er war einfach viel zu stur, genauso wie die Sabakuno.
 

Seufzend erhob sich TenTen. Sie sah, dass sie heute einfach nicht weiterkamen.

  „Was haltet ihr davon, Jungs, ich rede noch einmal mit Shikamaru in Ruhe und versuche ihn davon zu überzeugen mit Temari zu reden. Dann wird er ja selbst sehen, dass sie schwanger ist oder sie sagt es ihm einfach. Kann ich ihn aber nicht überreden, werde ich es ihm selbst sagen, denn Shikamaru ist nicht der Typ, der seine große Liebe mit einem Kind alleine sitzen lässt, auch wenn es möglich ist, dass es von einem anderen Kerl stammt“, stellte TenTen schließlich klar. Gaara aber schüttelte den Kopf und auch Kankuro schien anderer Meinung zu sein.

  „Von mir aus, kannst du es noch einmal versuchen, aber das mit der Schwangerschaft zu erklären ist Temaris Part und den kann ihr keiner abnehmen. Das ist jetzt schon eine doofe Situation, weil sie nicht weiß, wer der Vater ist, würde er das dann auch noch von jemand anderes erfahren, wäre das einfach nur hart und er würde sich verschließen“, erklärte der Rothaarige. TenTen sah ihn jedoch noch nur zweifelnd an. Sie verstand nicht so recht, was die Jungs von ihr wollten.

  „Er hat Recht, TenTen!“, mischte sich nun auch wieder Neji ein. „Du siehst das alles aus der Sicht einer Frau, aus Temaris Sicht, aber du musst es von der anderen Seite sehen und da sieht es ganz anders aus. Vertrau uns!“ Die Brünette seufzte erneut.

  „Ok, dann werde ich einfach nur mit ihm reden, aber dann solltest du es auch noch einmal bei Temari versuchen, Gaara. Sie hat mir mal gesagt, dass sie dir am meisten vertraut. Vielleicht schaffst du es ja sie zu überreden“, erwiderte sie ergeben.
 

Die Jungs stimmten zu. Dies war der einzige Weg, der ihnen einfiel, ohne dass irgendjemand starb oder irgendwelche Gefühle verletzt werden. Die vier jungen Erwachsenen glaubten fest daran, dass es klappen würde, nur mussten sie noch lernen, dass bestimmte Situation bestimmte Reaktionen hervorriefen, auch wenn ein Mensch sonst ganz anders war…

Überreden muss gelernt sein


 

9. Überreden muss gelernt sein
 

 

Es klingelte. Warum klingelte es? Nein. Er stand nicht auf. Dieses Mal nicht. Er würde den gesamten Tag in seinem Bett verbringen. Das hatte er sich fest vorgenommen. Im Büro hatte er sich bereits krank gemeldet. Man hatte es gefasst aufgenommen. Er wusste aber, dass es seinem Vater nur recht war, dass er sich eine Auszeit nahm. Eigentlich hatte dieser schon lange darauf gewartet, dass er mal eine Pause einlegte. Er aber konnte, wollte dies nicht. Bei der Arbeit bekam er einen freien Kopf, zu Hause dachte er nach. Doch nun hatte er seinen Kopf ausgeschalten. Eigentlich hatte er immer gedacht, dass das gar nicht ging, jedoch klappte es erstaunlich gut.
 

Wieder klingelte es. Warum klingelte es? Er wollte doch nicht aufstehen. Man sollte ihn endlich in Ruhe lassen. Gönnte man ihm dies nicht einmal? Er wollte nicht an die Arbeit denken. Er wollte nicht an die Vergangenheit denken. Er wollte nicht an die Gegenwart denken. Er wollte nicht an die Zukunft denken. Aber vor allem wollte er nicht an sie denken. Nein. Eigentlich wollte er an gar nichts denken. Warum ließ man ihn also nicht in Ruhe? Wer stand da überhaupt vor der Tür?
 

Mittlerweile klingelte es Sturm. Genervt erhob sich Shikamaru. Vorbei war es mit seiner Ruhe, vorbei war es mit dem ausgeschalteten Kopf. Egal, wer da vor seiner Tür stand, er würde dieser Person die Hölle heiß machen. Er würde ihr an den Kopf werfen, was sie ruiniert hatte. Dann würde er die Tür zu schmeißen und versuchen, sich erneut der Stille hinzugeben und an nichts zu denken. Das nahm er sich fest vor, auch wenn er genau wusste, dass das nichts werden würde. Doch träumen, ja träumen das war das einzige, was man noch frei durfte. Was wäre eine Welt ohne Träume? Ein nichts, denn nur durch Träume lebte ein Mensch.
 

Noch einmal schloss Shikamaru seine Augen. Vielleicht sollte er sich wieder zurück in sein Bett legen. Irgendwann würde der Quälgeist schon aufgeben. Shikamaru war schon dabei umzudrehen, als eine ihm bekannte Stimme erklang.

  „Shikamaru, mach endlich die Tür auf! Ich weiß, dass du da bist!“, schrie sie. Er seufzte. Vorbei war es mit seinem genialen Plan. Da gab es kein Entkommen. Er konnte sich sogar vorstellen, dass sie ihm die Tür eintrat, wenn er sie nicht freiwillig öffnete. Aus diesem Grund atmete Shikamaru noch ein Mal tief ein, bevor er schließlich genervt die Tür öffnete.
 

„Was wollt ihr hier, TenTen?“, fragte er sie, nachdem er die Tür geöffnet hatte. Woher er wusste, dass auch Neji da war? Intuition. Vorahnung. Wissen. Wenn TenTen bei ihm aufschlug, war Neji meist nicht weit. Eigentlich schleifte die Braunhaarige ihren Freund immer zu ihm mit, weil sie der Meinung war, dass er näher an ihn heran kam, als sie. Doch eigentlich lag sie damit falsch. Es interessierte ihn nicht, was sie sagten. Meistens, nein eigentlich immer ging es um Temari, zumindest wenn TenTen dabei war. Neji wollte eigentlich nur sehen, wie es ihm ging, mit ihm ein Bier trinken oder Fußball gucken. Was Männer halt taten, wenn sie zusammen waren. Meist war er ihm für diese Ablenkung dankbar. Nur über Temari sprach er nicht. Seine Freunde hatten dies akzeptiert, nur TenTen konnte einfach nicht locker lassen. Dabei reichte es doch, wenn er sich mit seiner toten Ex-Freundin darüber auseinandersetzten musste. Denn immer häufiger erschien ihm die blonde Schönheit in seinen Träumen. Shikamaru wusste nicht, was er machen sollte, damit sie verschwand, hatte er doch noch niemanden davon erzählt. Was sollte er auch sagen? Hey Leute, Ino erscheint in meinen Träumen und verlangt, dass ich wieder mit Temari zusammen komme. Das klang doch völlig verrückt. Nein. Es klang nicht nur verrückt, es war es auch. Aber was sollte er machen? Shikamaru wusste keinen Weg aus dieser Situation.
 

„Shikamaru, willst du uns nicht erst mal rein lassen?“, fragte TenTen so lieblich wie möglich. Shikamaru aber gelang es einen Blick hinter ihre Maske zu werfen.

  „Nein, erst sagst du mir, was ihr wollt, denn dann kann ich die Tür wieder schließen, wenn es um Temari geht“, erwiderte er. Es genügte ihm ein Augenblick, um zu sehen, dass er Recht behielt. Es würde um Temari gehen. Um was auch sonst?!

  „Es geht also wieder um Temari“, stellte er fest. „Dann könnt ihr auch gleich wieder gehen. Ich habe schon oft genug gesagt, dass ich nicht darüber reden will.“
 

Das, was aber dann kam, hatte Shikamaru nicht vorhergesehen. Es war neu und unerwartet.

  „Shikamaru, wir wollen nur noch einmal mit dir reden, danach lassen wir dich in Ruhe“, versicherte ihm nun auch Neji. Shikamaru aber schüttelte den Kopf.

  „Wer sagt mir, dass ihr mich dann wirklich in Ruhe lasst“, konterte er.

  „Du bist so stur, Shikamaru. Du bist noch schlimmer als sie“, beschwerte sich TenTen, Neji aber strafte sie mit einem bösen Blick.

  „Ich denke, es ist besser, wenn wir das im Haus klären und nicht vor der Tür, meinst du nicht auch Shikamaru?“, erwiderte der Hyuuga schließlich.
 

Shikamaru seufzte. Er wusste, dass es keinen Sinn hatte zu widersprechen oder weiter zu diskutieren. Sie würden erst Ruhe geben, wenn sie miteinander gesprochen hatten, wenn sie das losgeworden waren, was sie ihm mitteilen wollten. Wollte er heute also noch seine Ruhe haben, so blieb ihm nichts anderes übrig als die Störenfriede hinein zu lassen und sich seinem Schicksal zu ergeben. Da er heute noch viel geplant hatte, nämlich den Tag mit nichts tun zu verschwenden, trat er zur Seite, damit sie an ihm vorbei treten konnten. Während die beiden also eintraten und sich ihre Schuhe auszogen, ging er schon einmal vor ins Wohnzimmer, um es sich dort auf einem Sessel bequem zu machen und darauf zu warten, dass die beiden zu ihm stießen und ihm endlich sagten, was so wichtig war.
 

Als TenTen und Neji aber im Wohnzimmer auf dem Sofa Platz genommen hatten, schwiegen sie. Auch Shikamaru sagte nichts. Gespannt sah er zu den beiden, fragte er sich doch, was sie von ihm wollten, dass es sogar TenTen die Sprache verschlug. Es musste etwas wichtiges sein und doch etwas, was ihm nicht gefallen würde, sonst ergäbe das Verhalten gar keinen Sinn. Umso länger sie so schweigend da saßen, desto mehr beschlich Shikamaru das Gefühl, dass er gar nicht wissen wollte, was sie ihm sagen wollten. Jedoch schien es auch so, als wären sich die beiden nicht mal einig darüber, was sie ihm sagen sollten, denn immer wieder tauschten sie Blicke aus, durch die sie sich zu streiten schienen. Egal worum es ging, wenn sie sich nicht beeilten, würde er sie früher oder später doch noch heraus werfen, wobei ihm früher lieber war als später.
 

„TenTen, sag mir endlich, weshalb ihr hier seid!“, fuhr Shikamaru die Brünette nach einer Weile an.

  „Ist ja schon gut, Shikamaru“, erwiderte TenTen genervt.

  „Ihr wolltet mit mir reden, nicht ich“, erinnerte er sie ebenso genervt.

  „Es ist halt schwer über ein Thema mit dir zu reden, von dem du nichts hören willst“, erklärte sie.

  „Dann lass es doch einfach sein und geh“, konterte Shikamaru. TenTen aber schmunzelte nur.
 

„Ich werde erst gehen, wenn ich dich überzeugt habe, das hab ich Gaara und Kankuro versprochen“, meinte sie.

  „Ach und wie willst du das machen?“, fragte er spöttisch. „Willst du mir wieder davon berichten, wie schlecht es ihr ohne mich geht? Oder soll Neji mir erneut vor Augen halten, wie sehr ich mich verändert habe? Was hast du vor, TenTen? Hast du nicht schon so vieles versucht? Bist du nicht schon so oft gescheitert? Wann gibt’s du endlich auf?!“

„Niemals“, murmelte sie. Natürlich wusste sie, dass sie eigentlich schon alles versuchte hatte, dass es vermutlich auch dieses Mal nichts bringen würde, außer sie sprach das Tabuwort aus. Jedoch hatte sie allen versprochen nichts zu sagen, auch wenn fast alle der Meinung waren, dass es das Richtige war. Es war zum verrückt werden. Sie hatten das Mittel, um die beiden wieder zusammen zu bringen, durften es aber nicht anwenden. Der Glaube der Jungs war dämlich. Egal, was passiert war, Shikamaru würde Temari mit einem Kind nicht sitzenlassen. Niemals! Dafür liebte er sie zu sehr.
 

„Warum schaffst du es nicht, ihr zu verzeihen?“, fragte sie schließlich. Shikamaru schloss die Augen und seufzte. Hatte er ihr das nicht schon so unzählige Male versucht zu erklären? Musste es auch noch ein weiteres Mal sein? Ihm schien so.

  „TenTen, wann verstehst du das endlich?! Es geht mir nicht ums Verzeihen. Es ging nie ums Verzeihen, hätte sie es mir von Anfang an gesagt, hätte ich nichts gemacht. Ich wäre bei ihr geblieben und hätte versucht es zu vergessen. Ich hätte es vergessen, weil ich sie über alles liebe…“

  „Und warum tust du es einfach nicht?“, unterbrach sie ihn. Wieder seufzte Shikamaru diesmal ein wenig genervter.

  „Könntest du mich bitte ausreden lassen!“, fuhr er sie an. „Es ging mir nie ums Verzeihen, weil das, was zählt, was mir wichtig ist, Vertrauen ist. Wie soll ich ihr je wieder vertrauen können? Ich habe ihr mehrmals die Chance geben, mir die Wahrheit zu sagen, doch sie hat nie diese Chance genutzt. Vertrauen ist das wichtigste in einer Beziehung. Ohne Vertrauen macht das ganze keinen Sinn und darum gehe ich auch nicht zu ihr und versöhne mich mit ihr, weil ich nicht weiß, ob ich ihr je wieder vertrauen kann.“
 

„Wenn du es nicht weißt, warum versuchst du es nicht einfach?“, erwiderte TenTen.

  „Weil er dadurch zwei Herzen auf einmal bricht und es weder ihr noch sich selbst antun möchte“, erklärte Neji.

  „Wenn er es aber nicht tut, gibt es auch zwei gebrochene Herzen“, konterte TenTen.

  „Ich werde ihr aber nicht noch einmal Hoffnung machen, um sie dann wieder zu zerstören. Du hast doch gesehen, was dabei herauskommt. Egal, was du sagst, ich werde nicht mehr mit ihr reden“, meinte Shikamaru.

  „Du bist so ein Feigling, Shikamaru!“, fuhr sie an. „Hast du schon mal von dem Spruch: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, gehört? Temari braucht dich!“, sagte sie eindringlich. Shikamaru verschloss sich ihr aber. Wie immer.

  „TenTen, sieh es endlich ein, Temari ist mir egal“, versicherte er. TenTen lachte.

  „Klar und darum macht dich das Ganze auch so fertig! Merkst du gar nicht, wie dich das alles von innen zerstört?“, lachte sie, wobei es kein fröhliches sondern ein trauriges Lachen war. „Temari braucht nicht nur dich, sondern auch du sie. Ohne einander könnt ihr nicht glücklich werden.“
 

Shikamaru schnaubte.

  „Ich brauche Temari nicht, um glücklich zu sein. Das bin ich auch so. Und Temari braucht mich nicht, sie hat genügend andere Menschen, die für sie da sind.“

  „Glaub mir Shikamaru, sie braucht dich mehr als jeden anderen“, erwiderte TenTen bitter. Shikamaru verstand nicht. Doch er verstand. Er verstand, dass dort mehr hinter stecken musste, dass sie ihm etwas sagen wollte, nur wusste er nicht, was. Auch Nejis gezischtes „TenTen“ verstärkte diesen Eindruck. Aber warum sprach sie dann nicht Klartext? Warum sagten sie ihm nicht einfach, was Sache war. Das wäre doch wesentlich leichter als diese Geheimniskrämerei. Da verstand doch kein Mensch etwas. Zumindest er verstand nicht, was sie ihm sagen wollte. Außerdem ging ihm das ganze mittlerweile mehr als nur auf die Nerven.
 

„TenTen, sag mir endlich, was du mir sagen willst oder verschwinde! Ich habe kein Lust mehr auf dieses Theater“, sprach er schließlich Klartext. TenTen aber zögerte. Sie wollte ihm etwas sagen, das sah er ihr an, doch Neji hinderte sie daran.

  „TenTen, du hast ihnen versprochen, dass du nichts sagen wirst, also halt dich daran“, wies er sie zurecht.

  „Er hat aber ein Recht darauf, es zu erfahren“, erwiderte sie.

  „Wir haben abgemacht, dass wir es ihr nicht abnehmen dürfen!“

  „Und trotzdem ist es falsch.“

  „Das ändert nichts daran, dass du das nicht bestimmen kannst.“

  „Es würde alles leichter machen.“

  „Du weißt, dass es nicht stimmt.“
 

Schweigend lauschte Shikamaru den beiden, doch irgendwann genügte es ihm.

  „Worum zum Teufel geht es hier?“, schrie er sie an. Erschrocken sahen Neji und TenTen ihn an. Es kam wirklich nur sehr selten vor, dass der ruhige junge Mann die Fassung verlor. Tat er dies, so lief etwas falsch. Und es lief gewaltig etwas falsch. Das wusste jeder, der in diesen Konflikt verwickelt war. Sie alle wussten, was richtig und was falsch war, doch keiner tat das Richtige. Vielleicht gab es ja auch wirklich nicht die optimale Lösung. Vielleicht war das alles ein Glücksspiel, von dem niemand wusste, wie es enden könnte. Jeder hatte eine Vermutung. Jeder dachte, sein Weg wär der Richtige. Doch was dabei herauskam, würde man erst am Ende erfahren, oder nie, denn jedes Glücksspiel brachte seine Risiken, so vieles konnte es zerstören, doch ging es hierbei um das Leben zweier Menschen. Doch irgendwann war es für TenTen zu viel. Sie hatte keine Lust mehr auf diesen ganzen Mist, sie wollte endlich den richtigen Weg gehen. Sie wollte ihrer besten Freundin dabei helfen, ihr Glück neu zu finden.

  „Temari ist schwanger, du Idiot“, fuhr sie ihn an.

Gedankenspiel


 

10. Gedankenspiel
 


 

„Temari ist schwanger, du Idiot“, fuhr sie ihn an.
 

Shikamaru schluckte. Nur langsam sickerten die Informationen zu ihm hindurch. Er konnte nicht glauben, was hier vor sich ging. Ja, zuerst war er geschockt gewesen, aber schnell hatte er sie durchschaut.

  „Glaubst du wirklich, dass ich dir diese Lüge glaube, TenTen“, fuhr er sie wütend an. Zu sagen, dass seine Temari schwanger war, ging einfach zu weit. Er konnte ja verstehen, dass TenTen gerne hätte, dass sie beide wieder zusammen kamen, doch ging diese Lüge wirklich zu weit.

  „Was meinst du, wie lange deine Lüge gehalten hätte?“, meckerte er weiter. Eigentlich wollte er die Freundin seines besten Freundes gar nicht so anmeckern, doch mussten all diese Gefühle endlich raus. Shikamaru konnte nichts machen. Es quoll einfach aus ihm heraus.

  „Das hätte alles nur noch mehr Schwierigkeiten mit sich gebracht! Sieh es endlich ein, Temari und ich…“
 

  „TenTen hat nicht gelogen“, unterbrach ihn Neji abrupt. „Temari ist wirklich schwanger.“ Eigentlich hatte er das nicht sagen wollen. Eigentlich hatte er sich an die Abmachung halten wollen. Eigentlich hätte es niemals so weit kommen dürfen, doch es war geschehen. Er hatte sich nicht mehr zurück halten können, immerhin konnte seine Freundin nichts dafür, dass die beiden ihr Leben nicht auf die Reihe bekamen und so unglaublich stur waren, obwohl sie sich doch so offensichtlich liebten. Er wollte sich das auf jeden Fall nicht mehr länger antun. Sollten sie doch sehen, was geschah. Sie hatten genug getan. Sie alle hatten es mehr als nur ein Mal versucht, aber Temari und Shikamaru waren einfach zu stur. Neji wusste, dass TenTen später wieder zu Temari rennen würde, aber er machte hier einen Schlussstrich. Ihm reichte es!
 

„Und warum kommt sie dann nicht selber zu mir?“, fragte Shikamaru forsch. Noch immer konnte er ihnen nicht glauben.

  „Sie will eigentlich nicht, dass wir dir das hier sagen“, gestand TenTen leise. Shikamaru sah die Braunhaarige verwirrt an.

  „Warum will sie nicht, dass ich es weiß“, hakte er misstrauisch nach. TenTen und Neji aber schwiegen. Neji, weil er sich von nun an hier raushalten wollte und höchstens seine Freundin rausboxte, und TenTen, weil sie sich nicht traute, den wahren Grund zu sagen. Shikamaru aber schaffte es aus ihrem Blick zu lesen.

  „Das Kind ist gar nicht von mir“, stellte er fest. Shikamaru spürte, wie sich ein Kloß in seiner Kehle festsetzte. Er wusste nicht, was er denken oder fühlen sollte. Konnte es sein, dass Temari schon wieder einen neuen hatte?
 

„Nein, so ist das nicht… Also nicht so, wie du denkst…“, druckste sie herum.

  „Komm zum Punkt, TenTen“, fuhr er sie genervt an. TenTen atmete noch einmal tief ein, bevor sie ihre Stimme erhob und schließlich mit der Wahrheit herausrückte.

  „Sie weiß nicht so genau, ob es dein Kind oder das von Hidan ist. Sie wollte dir nichts sagen, weil sie Angst hatte, dass es dich nur noch mehr verletzt, als dass sie dich ohnehin schon verletzt hat. Darum wollte sie warten, bis das Kind geboren ist und Hidan dann um einen Vaterschaftstest bitten. Erst, wenn sicher gewesen wäre, dass du der Vater bist, wäre sie zu dir gekommen“, erklärte ihm TenTen. „Allerdings klappt nicht alles so, wie sie sich das vorgestellt hat. Als sie Hidan damit nämlich konfrontiert hat, hat er ihr gedroht und sie gewürgt. Temari hat uns strengstens verboten, dass wir mit dir oder ihm darüber reden. Sie wollte das alles alleine machen, aber sie schafft das nicht, Shikamaru. Sie braucht dich!“, endete sie schließ, wobei sie ihn eindringlich ansah.
 

Shikamaru hatte ihr die ganze Zeit über zugehört. Nun waren seine Augen geschlossen. Er wusste nicht wieso, doch irgendwie glaubte er ihr die ganze Geschichte. Ihre Augen waren es. Ihre Augen waren es, die ihm sagten, dass sie die Wahrheit sagte und dass sie ernst war. Shikamaru aber stellte sich stur. Er wusste, dass Temari damit Recht hatte, was sie zu ihren Freunden sagte, denn schon jetzt spürte er den Stich in seinem Herzen, welcher sich immer weiter ausbreitete. Konnte man ihn nicht endlich mit dieser ganzen Sache in ruhe lassen? Er wollte endlich mit dieser ganzen Situation abschließen. Das wusste Temari, das wusste er genau, denn sonst hätte sie sicher nicht so viel Wert darauf gelegt, dass er nichts davon erfuhr. Zwar war sein Frieden nun dahin, doch änderte das alles nichts an den Fakten. Es änderte nichts daran, dass er nicht wusste, ob er ihr je wieder vertrauen konnte. Das änderte auch kein Kind, das vielleicht von ihm war.
 

„Shikamaru?“, holte ihn TenTens vorsichtige Stimme aus seinen Gedanken zurück. Emotionslos sah er sie an. Schon das verhieß ihr nichts Gutes.

  „Geht jetzt“, forderte er sie kalt auf. TenTen schluckte. Sie hatte nicht erwartet, dass er so reagieren würde.

  „W-was wirst du jetzt tun?“, fragte sie ängstlich. Eigentlich wusste sie die Antwort bereits, doch gab es noch einen kleinen Teil in ihrem Körper, der an das Gute in Shikamaru glaubte.

  „Nichts“, war seine vernichtende Antwort. Aber so schnell wollte TenTen sich nicht geschlagen geben.

  „Aber Temari, sie braucht dich, Shikamaru“, versuchte sie es erneut. Shikamaru aber kümmerte sich nicht mehr darum. Er hatte keine Lust darauf sich mit der Brünetten zu streiten. Würde es doch eh nichts an der Situation ändern.
 

Neji erkannte dies.

  „Wir sollten gehen“, wand er sich an seine Freundin, wobei er seinen besten Freund mit kalten Augen musterte. Zwar hatte er diese Reaktion erwartet, doch hatte er gehofft, dass TenTen vielleicht doch etwas hätte reißen können.

  „Aber…“, wollte TenTen widersprechen, doch sowohl Nejis als auch Shikamarus Blick machten ihr klar, dass das nichts bringen würde. Wütend drehte sie sich um und stapfte zur Tür, welche sie später so laut sie konnte zu knallen wollte, damit der Nara auch wirklich sah, wie sauer sie eigentlich auf ihn war. Vorher drehte sie sich aber noch ein Mal zu ihm um.

  „Du bist so ein Idiot, Shikamaru Nara“, fauchte sie wütend, wobei sie ihn ein wenig an Temari erinnerte. „Ich kann echt nicht glauben, dass Temari recht damit gehabt hat, dass du nicht mal für ein kleines Kind deinen Arsch zu ihr bewegst. Frag mich nicht, woher, aber sie hatte schon vorher gewusst, dass dir das alles scheiß egal sein wird, weil dieses Kind vielleicht von dem Typen, der deine Geliebte ausgetrickst und gevögelt hat, sein kann“, schrie sie ihn weiter an, ohne sich von Neji oder jemand anderen stoppen zu lassen, doch wurde sie bei ihren nächsten Worten immer leiser, immer trauriger. „Weißt du eigentlich, was für ein Idiot du bist? Dass du eine so wundervolle Frau einfach so gehen lassen kannst, ohne es überhaupt versucht zu haben, wieder mit ihr glücklich zu werden. Ich verstehe gar nicht, wie sie dich noch lieben kann!“ Dann war sie weg. Einfach so. Mit dem Knall, den sie sich schon vorher gewünscht hatte. Und Shikamaru stand da und konnte nichts anderes tun, als ihr hinterher zu blicken, bevor er mit geschlossenen Augen in seinen Sessel zurück fiel. Das war einfach zu viel für einen Tag und doch wusste er, dass es ihn nicht ruhen lassen würde…
 

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 „Und, was hast du nun vor?“, hakte Neji nach, während er seinen Wagen um die Kurve manövrierte. „Willst du Temari anrufen und ihr sagen, dass du ihr Tabu gebrochen hast und dass er genau so reagiert hat, wie wir es alle gesagt haben, allen vor an sie?“

  „Jaja, ich weiß, dass ich Mist gebaut habe! Das musst du mir nicht noch stundenlang vorhalten“, meckerte sie, bevor sie schwer seufzte.

  „Trotzdem bleibt die Frage, was du nun machen willst“, erwiderte er, ohne sich von ihren Worten aus der Ruhe bringen lassen.

  „Ich werde Gaara anrufen und ihm sagen, was passiert ist“, meinte sie schließlich.

  „Super, TenTen, du schiebst das alles auf andere zu, obwohl du hier den Mist verzapft hast“, lachte er trocken und sah sie kopfschüttelnd an.
 

TenTen aber wich seinem Blick aus und fixierte die Landschaft, an der sie vorbei fuhren. Natürlich wusste sie, dass das nicht richtig war, doch fiel ihr nichts Besseres ein. Sie wusste nicht wirklich, wie Temari reagieren würde, würde sie hören, was passiert war. Klar, konnte sie sich vorstellen, dass die Blondine unglaublich sauer wurde, aber sie konnte sich auch gut vorstellen, dass diese Nachricht sie nur noch mehr verletzte. Es tat TenTen unglaublich weh ihre Freundin so zu sehen. Oft saß sie einfach nur vor ihrem Klavier und spielte eine Melodie, die sie nicht kannte rauf und runter, oder sie strich gedankenverloren über ihren Bauch und wenn sie glaubte, unbeobachtet zu sein, floss sogar eine Träne über ihre Wange, welche sie schnell aber wieder wegwischte. Als sie Shikamaru alles an den Kopf geworfen hatte, hatte sie genau dieses Bild vor ihren Augen gehabt. TenTen wollte doch nur, dass es ihrer Freundin endlich wieder besser ging, dass sie wieder ihr strahlendes Lächeln zeigte und dass sie so frei und unbeschwert lebte wie zuvor, denn diese Maske aus Trauer und gekünsteltem Lächeln passte absolut nicht zu ihrer lebensfrohen und glücklichen Freundin, welche die ganze Welt überzeugen wollte, dass auch sie etwas schaffen konnte.
 

Seufzend nahm TenTen ihren Blick von der Landschaft und suchte in einer ihrer Taschen nach ihrem Handy. Schon jetzt wusste sie, dass Gaara sauer sein würde, doch sie würde ihm erklären, was passiert war. Vielleicht hatte sie ja glück und er hatte Verständnis für ihre Situation. Aber selbst wenn nicht, konnte keiner von ihnen das mehr ungeschehen machen...
 

~~~


 

„Und, was hat sie gesagt?“, fragte Kankuro an seinen Bruder gewandt, welcher nun sein Handy beiseite legte.

  „Sie hat Shikamaru alles erzählt“, erwidert Gaara.

  „Alles?“, hakte Kankuro nach. „Sie hat ihm nicht wirklich gesagt, dass Temari schwanger ist und wie sie sich gerade fühlt, oder?“

  „Doch.“

  „Und was hat er gesagt?“, fragte Kankuro nun weiter. „Jetzt mach es doch nicht so spannend, Gaara.“

  „Er hat so reagiert, wie Temari es gesagt hat. Es hat ihn nicht interessiert. Zuerst dachte er, es wäre ein Scherz, dann hat er sie angemeckert. Letztendlich mussten die beiden ohne Erfolg aus seiner Wohnung gehen“, berichtete Gaara kurz von dem Gespräch mit TenTen.

  „Ich bring ihn um“, knurrte Kankuro wütend.
 

„Du wirst gar nichts machen“, zischte es von hinten. Sofort drehten sich Gaara und Kankuro um.

  „Temari“, hauchte Kankuro, wobei sein Blick über ihren Körper streifte. Mittlerweile war der hübschen Blondine die Schwangerschaft richtig anzusehen. Ein dicker, runder Bauch zierte ihren Körper, doch ließ sich Temari davon keines Falls unterkriegen. Nur schlich sie seitdem unbemerkt durchs ganze Haus. Sehr zum Leidwesen ihrer restlichen Familie, denn diese bemerkten nie, wann die Schönheit hinter ihnen auftauchte, wodurch sie Sachen mitbekam, die sie eigentlich nicht hören sollte. So, wie jetzt auch.
 

Nun stand sie da. Sie hatte ihre Arme vor der Brust verschränkt und warf ihnen böse Blicke zu. Es war gruselig. Obwohl Temari blind war, verfehlte dieser Blick seine Wirkung nicht. Sie hatte es einfach drauf, ihnen Brüdern Angst einzujagen, denn momentan sah es so aus, als würde sie sie am liebsten töten wollen. Von außen wirkte sie ganz ruhig, doch ihr Inneres kochte.
 

„Was fällt euch eigentlich ein?!“, fuhr sie die beiden an, nachdem eine Weile Schweigen zwischen ihnen herrschte. „Habe ich euch nicht gesagt, ihr sollt Shikamaru in Ruhe lassen?! Verdammt, ihr habt mir versprochen, dass ihr ihm nichts darüber sagen werdet, dass ich schwanger bin. Ihr alle. Und was macht ihr. Schickt einfach mal TenTen hin, die ihm alles erzählt. Ich hab euch gesagt, wie das alles enden wird, aber keiner von euch wollte auf mich hören. Und was habt ihr damit erreicht? NICHTS!“, schrie sie so laut wie noch nie zuvor. „Ihr seid solche Idioten!“ Schwer atmete sie. Ihr gesamter Körper zitterte. Diese Wut. Diese ganze Wut, die sie in ihrem Körper hatte, tat ihr gar nicht gut. Das sahen auch ihre Brüder.
 

Schnell war die Predig ihrer großen Schwester vergessen, auch wenn sie noch lange nicht beendet war. Während Kankuro aus der Küche einen Stuhl holte, zwang Gaara sie dazu sich zu beruhigen. Jedoch war seine Schwester mal wieder sturer als es gut für sie war, bis es Kankuro irgendwann reichte.

  „Temari, jetzt hör auf dich aufzuregen, setzt dich auf deine verdammten vier Buchstaben und beruhig dich. Das ist nicht gut für dich und für dein Baby!“, fuhr er sie an und drückte sie auf den Stuhl herunter, sodass sie keine Chance mehr hatte zu wiedersprechen. Nur langsam ging der Atem der Blondinen ruhiger und auch das Zittern ebbte ab.
 

„Geht doch“, brummte Kankuro schließlich und holte auch für sich und seinen Bruder einen Stuhl. „Manchmal kannst du echt so stur sein wie ein Esel“, beschwerte er sich

  „Die einzigen Esel im Haus seid ihr“, konterte Temari bissig, wobei sie führsorglich über ihren Bauch strich. Es tat ihr leid, dass sie ihr Kind so unter Druck setzte, wobei es ihr doch ein paar Sorgen bereitete, dass es sie das nicht spüren ließ. Ihre Ärztin hatte zwar gesagt, dass es vorkam, dass Kinder erst später reagierten, doch beunruhigte sie dies trotzdem.

  „Schön, dass du wenigstens wieder blöde Witze reißen kannst“, lachte Kankuro. Temari aber knurrte.

  „Das war keine Witz sondern mein Ernst!“

  „Haben wir nicht abgemacht, dass du dich nicht mehr aufregst?“, fragte Gaara genervt. Temari seufzte und ließ ihren Kopf hängen. Am liebsten hätte sie laut geschrien. Ihren Schmerz. Ihre Verzweiflung. Ihre Angst. Ihre Wut. Alles hätte sie am liebsten in die Welt hinausgeschrien. Plötzlich war Temari sich gar nicht mehr so sicher, dass sie das alles alleine schaffte, nein, das stimmte nicht ganz. Sie hatte schon vorher gewusst, dass sie das nicht alleine schaffte…
 

Plötzlich spürte sie, wie Gaara ihre Hand nahm und sie an dieser hochzog. Temari wollte fragen, was das sollte, Gaara aber ließ ihr dazu gar nicht die Möglichkeit. Ohne ein Wort der Erklärung gab er ihr ihre Jacke und half ihr in ihre Schuhe.

  „Gaara, wenn wir raus wollen, muss ich mir noch andere Sachen anziehen“, jammerte sie, aber ihr Bruder achtete nicht darauf und zog sie weiter. Temari wollte Kankuro um Hilfe bitten, doch hatte sie keine Ahnung, wo der Braunhaarige war. Dieser stand nämlich weit genug von den beiden entfernt und betrachtete diese ganze Szene grinsend. Es war auch einfach zu komisch, wie Gaara seine große Schwester hinter sich her schleifte, während diese sich darüber ausließ, dass sie in ihrer alten Jogginghose und einem alten, ausgewaschenen, viel zu großen T-Shirt raus musste. Kankuro war sich sicher, dass der Ausflug mit Gaara seiner Schwester sicherlich gut tat. Er wusste zwar nicht genau, was sein kleiner Bruder vorhatte, doch war er sich sicher, dass es klappen würde, denn eigentlich klappten die Pläne seines Bruders immer, vor allem wenn es um ihre große Schwester ging. Es schien ihm so, als würde sein kleiner Bruder die blonde Schönheit einfach besser verstehen als er selbst.

 
 

~~~


 

Er musste hier raus! Er musste hier raus und zwar sofort! Die Wände begannen ihn zu erdrücken. Sie nahmen ihm die Luft zum Atmen. Shikamaru schnappte sich seine Schlüssel, zog sich Schuhe und Jacke an und ging hinaus. Eigentlich wollte er sich ihre Worte nicht zu Herzen nehmen. Eigentlich hatte er nicht mal darüber nachdenken wollen. Aber es war einfach so über ihn gekommen. Er hatte gar nicht bemerkt, wie seine Gedanken zu der hübschen Blondine gewandert waren, welche er noch immer liebte. Erst als ihn seine Gedanken zu erdrücken begannen und er dachte, die Wände kämen langsam auf ihn zu, hatte er bemerkt, dass er schon wieder an sie dachte. So lange. So lange hatte er die Gedanken an sie und ihren Verrat verdrängen können. Und dann tauchte TenTen auf und stellte seine gesamte Gefühlswelt erneut auf den Kopf. Wann hat das alles endlich ein Ende?

 
 

~~~


 

„Wir sind da“, erklang plötzlich Gaaras Stimme.

  „Wo sind wir?“, fragte Temari verwirrt. Zuerst hatte ihr Bruder sie ins Auto gesteckt, um dann mit ihr irgendwohin zu gehen und sie letztendlich auf eine Wiese zu drücken.

  „Wir sind im Park beim Ententeich“, erklärte er. „Kankuro hat mir mal erzählt, dass Mum oft mit uns hier hingegangen ist, vor allem wenn du geweint hast.“ Überrascht sah Temari ihren Bruder an. Obwohl es schon lange her war, konnte sie sich noch gut daran erinnern.

  „Mum war immer sauer, weil ich ihr nie erzählt habe, was los war“, erinnerte sie sich traurig lächelnd, wobei sie sich langsam ins Gras sinken ließ. „Darum hat sie mich immer hierher mitgenommen. Das war ihr Lieblingsplatz und irgendwie hatte er eine erlösende Wirkung auf mich, denn kaum waren wir hier, hab ich ihr immer erzählt, was mich bedrückt hat und so wurde dieser Ort auch zu meinem Lieblingsplatz. Aber ich war schon Jahre nicht mehr hier…“

  „Und hilft es jetzt auch“, hakte Gaara hoffnungsvoll nach, während er sich neben seine Schwester ins Gras legte, wobei er sie jedoch nicht aus den Augen ließ.
 

„Kommt darauf an, was du wissen möchtest…“, erwiderte sie ruhig. Temari hatte keine Ahnung, wieso, doch dieser Ort beruhigte sie.

  „Alles, was dich bedrückt“, flüsterte Gaara ihr zu. Temari lachte rau.

  „Was ist so witzig?“, fragte er sie neugierig.

  „Zum einen ist es irgendwie seltsam, dass gerade du mit mir darüber reden willst, zum anderen ist es so viel, was mich momentan bewegt“, gab sie zu.

  „Erzähl es mir. Vielleicht kann ich dir helfen.“

  „Zu aller erst beschäftigt mich die Kleine. Sie tritt einfach nicht. Klar, würde sich jede andere Mutter darüber freuen, aber ich frage mich, was mit mir nicht stimmt oder ob alles mit ihr ok ist“, erzählte sie leise.

  „Glaubst du, es wäre mit Shikamaru genauso?“, fragte er sie. Temari seufzte.

  „Du kommst ziemlich schnell zum Punkt“, stellte sie fest. Eine Antwort blieb sie ihm jedoch Schuldig. Gaara aber dachte gar nicht daran weiter zu reden. Nicht bevor sie ihm antwortete. Trotzdem würde er ihr die Zeit lassen, die sie brauchte.
 

„Ich vermisse ihn so sehr, Gaara“, hauchte sie nach einer Weile. Gaara, der eigentlich nicht mehr damit gerechnet hatte, dass sie ihm antwortete, dreht es sich zu ihr herum… und schluckte. Viele kleine Tränen liefen seiner großen, taffen Schwester die Wangen hinunter, während sie still neben ihm lag und sich auf ihre Lippe biss. Vorsichtig robbte Gaara zu ihr heran und schloss sie in seine Arme. Er war froh, dass sie sich ihm endlich geöffnet hatte, auch wenn sie nun in seinen Armen lag und weinte.

„Ich weiß, Temari, ich weiß“, flüsterte er ihr leise zu.

Ein überraschendes Zusammentreffen


 

11. Ein überraschendes Zusammentreffen
 

 

Verwirrt sah er sich um. Er war so in Gedanken gewesen, dass er gar nicht gemerkt hatte, wohin ihn seine Beine getragen hatten. Voran er gedacht hatte? An Temari. An ihr Baby. Wie es weitergehen sollte. Shikamaru hatte keine Ahnung, was er tun sollte. In seinem Kopf und seinem Herzen herrschte ein wildes Durcheinander. In beiden gab es einen Teil, der wollte, dass er sofort zu ihr rannte und sie in den Arm nahm, um ihr zu zeigen, wie sehr er sie liebte und einen Teil, der so weit wie möglich von ihr weg wollte, damit sie und ihre Freunde ihn nicht noch mehr verletzten konnten. Und nun war er hier im Park. Was er hier wollte, wusste er nicht. Doch tat es ihm irgendwie gut.

 

Shikamaru seufzte. Er hob seinen Kopf und sah sich um. Vielleicht half es ihm ja ein wenig im Park zu laufen. Vielleicht befreite es ihn. Shikamaru hatte keine Ahnung und doch lief er den Weg einfach weiter entlang. Im Nachhinein würde er sagen, es war Schicksal, doch in dem Moment wusste er einfach nicht, was es war. Er lief einfach den Weg entlang und genoss die schöne Natur.

 

Plötzlich aber stoppte er. Sein Blick war an einem Ententeich hängengeblieben. Jedoch hatten nicht die Enten im Teich seine Aufmerksamkeit erregt, sondern eine hübsche Blondine, die in den Armen eines Rothaarigen lag und sich die Augen ausheulte. Was sollte er nun machen? Sollte er zu ihr gehen? Sollte er einfach weitergehen? Sollte er sie weiter beobachten? Sollte er es riskieren und warten, was passierte? Was würde Gaara mit ihm machen, wenn er ihn sah? Was würde sie machen, wenn sie von ihm erfuhr? So viele Fragen und doch hatte Shikamaru keine Antwort auf sie. Eigentlich war er doch in diesen Park gegangen, um endlich von ihnen befreit zu werden. Und lag sie hier vor ihm, sodass er sehen konnte, was ihm TenTen schon erzählt hatte. Er konnte zwar nicht wirklich sehen, ob sie schwanger war, aber er konnte sehen, wie schlecht es ihr ging.

 

Geh zu ihr! Rief es in seinem Herzen und seinem Kopf. Geh weg! Kam die Gegenrede. Es war ein hin und her. Shikamaru hatte keine Ahnung, was er machen sollte. Sollte er sich wirklich darauf einlassen? Er wusste, dass dann die Gefahr groß wurde, dass sie sich wieder gegenseitig verletzten. Er wusste, dass es schwere Folgen für sie beide mit sich bringen würde, vor allem wenn sie wirklich schwanger war. Doch, würde er damit leben können, wenn er jetzt weiterging? Würde er je seinen Frieden finden? Shikamaru hatte keine Ahnung und darum schaffte er es auch nicht sich von der Stelle zu bewegen. Wüsste er was passieren würde, wüsste er, dass er damit klar käme, wenn er jetzt ging und sie wahrscheinlich nie wiedersehen würde, dann wäre er schon längst gegangen. Aber hier ging es nicht nur um ihn. Hier ging es um Temari, die er noch immer über alles liebte. Hier ging es um ihr ungeborenes Kind, das auch gut sein Kind sein konnte. Hier ging es um ihn, der hin und her gerissen war zwischen richtig und falsch ohne zu wissen, was richtig und was falsch war. Wieso war die Liebe und das Leben nur so anstrengend?

 
 

~~~
 

 

„Was würdest du machen, wenn er dir wieder gegenüberstehen würde?“, fragte Gaara nach einer Weile.

  „Ich weiß es nicht“, murmelte Temari und kuschelt sich mehr in ihren Bruder hinein. Es tat ihr gut seine Nähe und Wärme zu spüren. Irgendwie erinnerte sie das an die Momente mit ihrer Mutter, denn auch diese hatte sie immer in den Arm genommen, um sie zu trösten. Allgemein erinnerten solche Momente sie oft an ihre Mutter. Es war zwar schon lange her, dass sie diese genießen konnte, doch hatten sie sich tief in ihr Gedächtnis gebrannt, damit sie sie nie vergessen konnte. Für Temari war ihre Mutter eine Heldin, eine wunderbare Frau, die ihr beigebracht hat, dass sie alles erreichen kann, wenn sie nur wollte. Oft dachte sie an ihre Worte zurück, wenn sie nicht mehr weiter wusste, wenn sie eine Mutter brauchte, die ihr den richtigen Weg wies. Meistens half es ihr auch wirklich gut. Nur dieses Mal klappte es nicht. Bei dieser Sache konnte ihre Mutter ihr einfach nicht helfen.

 

„Ich glaube, ich schaffe das nicht, Gaara“, schniefte sie auf einmal. Neue Tränen kamen in ihr hoch. Diese Erkenntnis machte ihr unglaublich zu schaffen. Sie hatte zwar schon oft daran gedacht, doch es auszusprechen war etwas völlig anderes. Es hatte eine ganz andere Wirkung auf sie und ihre Gefühlslage, vor allem weil sie momentan von ihren Hormonen beeinträchtigt wurde. Normal würde sie auch nicht hier in der Öffentlichkeit liegen nur eine Jogginghose und ein altes verwaschenes T-Shirt tragend und sich nach langem einmal richtig ausweinend. Weinen. Ein Zeichen von Schwäche. Schwäche, etwas was sie eigentlich niemals zulassen wollte und doch konnte sie es nicht verhindern, es allen um sie herum zu zeigen. Nicht mal die Schluchzer konnte sie unterdrücken.

 

Gaara aber lag ganz ruhig neben ihr. Er strich seiner großen Schwester übers Haar und sagte kein Wort, auch wenn so ein Verhalten für sie völlig unüblich war. Eigentlich wunderte es ihn gar nicht, dass sie hier bei ihm lag und weinte. Seit Wochen versuchten er und sein Bruder sie zum Weinen zu bringen, damit sie all ihre Gefühle rauslassen konnte und sie nicht nur unterdrückte. Dass dafür ein Ort, der sie mit ihrer Mutter verband, hilfreich war, wurde ihnen erst vor ein paar Tagen klar, dabei lag es doch so sehr auf der Hand. Sie wussten doch, wie sehr ihre Schwester ihre Mutter liebte und wie sehr sie an ihr hing. Aber irgendwie konnten sie beide es auch verstehen. Gaara konnte sich zwar nicht wirklich an die Zeit erinnern, doch sagten ihm die Erzählungen seiner Geschwister, was für eine wundervolle Frau sie eigentlich war und wie sehr sie ihre geliebten Kinder immer unterstützte. Ja, er konnte verstehen, warum sie für Temari eine so besondere Person war und warum solche Orte so etwas in ihr auslösten, auch wenn sie dies gerade schamlos ausnutzten.

 

„Du bist nicht alleine, Temari“, flüsterte er ihr nach einer Weile zu, in der Hoffnung, es würde sie ein wenig beruhigen, doch gelang ihm dies nicht wirklich.

  „Gaara, du verstehst mich nicht, ich brauche ihn!“, erwiderte sie. „Ich weiß, dass es dämlich klingt und dass ich ihn eigentlich gar nicht verdient habe, geschweige denn dass wir glücklich werden könnten, immerhin haben wir uns in den letzten Monaten nur gegenseitig verletzt, aber ich braue ihn Gaara. Ich brauche ihn wirklich“, hauchte sie leise. Temari wusste, wie verzweifelt sie dort klang, aber es war die Wahrheit und es tat ihr gut, es endlich auszusprechen. Es befreite sie. Zwar nahm es nicht ihre Ängste, aber es half ihr wieder klar und frei zu denken. In den letzten Tagen war es ihr einfach nur noch schwer gefallen irgendwas zu tun. Sie hatte versucht alles zu unterdrücken, ihren Schmerz und ihre Ängste. Jetzt wusste sie, dass es ein Fehler war. Nein, sie hatte es schon vorher gewusst, aber erst jetzt wurde es ihr so richtig klar. Temari nahm sich vor, dass sie nichts mehr verheimlichen oder unterdrücken würde. Sie würde von nun an immer mit ihren Brüdern reden, denn es schien so als würde es ihr wirklich helfen. Es löste zwar nicht ihre Probleme, aber es half ihr dabei sich zu befreien.

 

„Möchtest du noch einmal mit ihm reden und ihm alles erklären?“, hakte Gaara nach. Noch immer ließ er seine Schwester nicht los. Noch immer strich er ihr über ihre Haare.

  „TenTen hat es doch schon versucht. Er will nichts mehr von mir“, erwiderte sie traurig.

  „Ich bin mir sicher, dass er bei dir anders reagieren wird, als bei ihr.“

  „Was macht dich da so sicher?“

  „Liebt dich!“

  „Woher weißt du das?“, fragte sie ihn mit zittriger Stimme.

  „Ich habe es in seinen Augen gesehen“, erklärte er ihr. „Ich habe es gesehen, als er das erste Mal mit dir gesprochen hat. Ich habe es gesehen, als er dich bei seinem Konzert getroffen hat. Ich habe es gesehen, als er dachte, er hätte dich verloren und er doch noch um dich kämpfen wollte. Ich habe es gesehen, als er uns mit Dad geholfen hat. Ich habe es gesehen, wenn er dich angesehen hat. Ich habe es gesehen, als du die ganze Nacht verschwunden warst. Ich habe es gesehen, als ich mit ihm bei deinem Konzert gesprochen habe“, zählte er ihr auf. „Temari, ich weiß, dass du das alles nicht sehen konntest, darum vertrau hierbei meinen Augen“, bat er sie schließlich. „Shikamaru liebt dich wirklich und wenn du mit ihm redest, wird er dir sicher zuhören, weil er dich so sehr liebt.“

  „Danke, Gaara“, hauchte sie und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Trotzdem blieb sie auf seiner Brust liegen.

 
 

~~~
 

 

„Warum tust du dich damit so schwer?“, fragte sie mit sanfter Stimme.

  „Ich habe Angst davor verletzt zu werden“, gab er zu. Er wunderte sich schon gar nicht mehr, dass sie hier vor ihm auftaucht. So oft war sie in letzter Zeit vor seinen Augen aufgetaucht. Shikamaru hatte sich mittlerweile an ihren Anblick gewöhnt. Irgendwie half sie ihm ja auch dabei das alles hier durchzustehen, auch wenn er niemand davon erzählen würde, denn sie würden ihn alle für verrück halten. Er hatte sich selbst ja am Anfang für verrückt gehalten. Warum sollte es jemand außenstehendes anders gehen? Er sah und sprach hier schließlich mit seiner toten Ex-Freundin!

 

„Sieht es momentan nicht eher so aus, als wäre sie es, die verletzt ist?“, hakte Ino nach. In Gedanken musste Shikamaru ihr Recht geben, doch fiel es ihm irgendwie schwerer als er dachte.

  „Ich finde, du solltest zu ihr gehen. Sprich mit ihr. Das wird ihr sicher helfen. Du kannst so oder so nicht von hier weggehen, ohne dass du den ganzen Abend an sie denken wirst, warum gehst du also nicht zu ihr hin und ersparst dir das ganze Denken?“, fragte sie weiter. Ja, warum ging er nicht einfach zu ihr? Shikamaru wusste, dass Ino Recht hatte. Er wusste, dass er den gesamten Abend an und sie an das Baby denken würde. Was hielt ihn also davon ab?

 

„Wenn du glücklich sein willst, Shikamaru, und das kannst du mit ihr sein, musst du über deinen eigenen Schatten springen, bevor es zu spät ist“, riet sie ihm.

  „Und wie soll ich das anstellen?“, fragte er sie genervt. Es ging ihm langsam so richtig auf die Nerven, dass sie ihn immer und immer wieder mit ihren schlauen Sprüchen volllabert, ihm aber nie sagte, wie er das alles schaffen sollte. Glaubte sie, es wäre so einfach für ihn? Es war nicht nur die Angst davor selbst verletzt zu werden sondern auch dass er sie erneut verletzte. Er hatte gehört, was passiert war, nachdem er damals gegangen war. Shikamaru wollte nicht, dass das noch einmal passiert. Vor allen nicht weil sie nun schon im sechsten Monat sein musste. Er hatte zwar nicht viel Ahnung von Babys und dem allem, aber er wusste, dass so was schlecht für diese kleinen Geschöpfe und ihre Mütter war. Er wollte nicht, dass er Temari schlecht ging. Noch immer liebte er sie über alles. Schon damals hatte er es ihr gesagt und er würde es auch wieder tun. Er würde sie immer lieben, egal was zwischen ihnen beiden war.

 

„Und warum schwingst du dann nicht deinen Arsch darunter und redest mit ihr? Du kannst nur wieder Vertrauen schaffen, wenn du ihr eine Chance dafür gibt’s“, holte sie ihn aus seinen Gedanken zurück.

  „Da ist auch noch Gaara, er wird mich sicher umbringen“, erwiderte er.

  „Er hat dich schon lange gesehen und das weißt du auch“, konterte sie. Dieses Mal würde sie ihm keine Chance geben zu entkommen. Das spürte er. Das hieß aber auch, dass er in seinem tiefsten inneren wollte, dass er jetzt da runter ging, sie in seinen Arm nahm, oder nein das wäre vielleicht übertrieben, aber er wollte, dass er mit ihr sprach und das zwischen ihnen endlich klärte. Und das würde er nun auch machen, auch wenn es sicher anstrengend werden würde.

 

Seufzend setzte sich Shikamaru erneut in Bewegung. Er wusste genau, dass Gaara ihn schon lange bemerkt hatte. Dass weder er noch Temari vor ihm standen, zeigte ihm, dass der Rothaarige ihm die Wahl überlassen wollte, dass er fest daran glaubte, dass er das richtige Tat. Auch Shikamaru hoffte dies. Doch in wenigen Minuten würden sie es sehen, denn mittlerweile stand er direkt vor den beiden. Temari schien ihn noch immer nicht bemerkt zu haben. Shikamaru ließ seinen Blick über ihren Körper wandern. Auf ihren Wangen konnte er noch immer die Überreste ihrer Tränen sehen. An dem gleichmäßigen Heben und Senken ihrer Brust erkannte er, dass Gaara es irgendwie geschafft hatte, sie wieder zu beruhigen. Langsam ließ er seinen Blick weiter über ihr T-Shirt streifen, welches sie irgendwie nur noch süßer aussehen ließ, bis sein Blick an ihrem Bauch hängen blieb. Als er die deutliche Rundung sah, schluckte er schwer. Shikamaru hatte zwar schon vorher gewusst, dass sie schwanger war, doch es zu sehen war noch einmal etwas anderes.

 

„Bist du sicher, dass du das hier durchziehen willst?“, fragte ihn Gaara forsch, wobei seine Augen den Braunhaarigen die ganze Zeit fixierten. Shikamaru nickt. Noch immer hing sein Blick an Temaris Körper, welcher sich nun langsam hob.

  „Wer ist dort Gaara?“, fragte sie mit kratziger Stimme, die ihm bewies, dass sie viel geweint hatte. Temari schien das aber egal zu sein.

  „Ich würde gerne mit dir reden, Temari“, sagte er ruhig.

Ein langes Gespräch


 

12. Ein langes Gespräch
 

 

„Ich würde gerne mit dir reden, Temari“, sagte er ruhig.

 

Shikamaru konnte hören wie Temari schwer schluckte, als sie sich von der Brust ihres Bruders erhob und sich schnell ihre Tränen wegwischte. Noch immer stand er neben den Beiden und sah auf sie hinab. Gaara hatte ihm die Wahl gelassen, nun würde er ihr die Wahl lassen. Würde sie nicht mit ihm reden wollen, würde er gehen. Sie hatte die Wahl, immerhin ging es hier nicht nur um sein Leben sondern auch um das von Temari und ihrem Baby.
 

Temari brauchte ein paar Sekunden, bis ihr Kopf realisierte, wer der dort gerade vor ihr und ihrem Bruder stand, wer gerne mit ihr reden wollte, wer sie in diesen alten Klamotten sah, wer ihren Babybauch betrachtete. Wie aus Reflex verdeckte Temari die Sicht auf ihren Bauch. Sie wusste, dass es Unsinn war, da er ihn zum einen so oder so schon gesehen hatte und er es zum anderen eh bereits von TenTen erfahren hatte. Und trotzdem beruhigte es sie irgendwie. Die Hand auf ihrem Bauch gab ihr Kraft und Mut. Beides brauchte sie, um nun selbst ihre Stimme erheben zu können.
 

„Was willst du, Shikamaru?“, fragte sie. Jedoch erschrak Temari selbst vor ihrer Stimme. Sie war so rau, so emotionslos. Das wollte sie doch gar nicht. Sie liebte Shikamaru. Sollte da ihre Stimme nicht auch sanfter klingen? Allerdings war er es gewesen, der sie so verletzt hatte. Nur gab es da ein Problem. Sie war selbst daran schuld. Sie hatte sich das alles eingebrockt, indem sie mit Hidan ins Bett gestiegen war und ihm nichts davon erzählt hatte. Sie hatte sich das eingebrockt, also musste sie sich da auch selber wieder heraus boxen. Erst dann konnte sie wirklich glücklich sein, erst dann konnte sie ihrem Baby einen Vater präsentieren, der das Wort Vater auch verdient hatte, egal ob er der richtige Vater war oder nicht.
 

„Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir über uns reden und das alles endlich klären“, holte Shikamarus mechanische Stimme sie aus ihren Gedanken zurück. Es klang so, als würde es ihm schwer fallen mit ihr zu reden. Aber warum sollte sie es ihm auch verübeln bei all dem, was sie ihm angetan hat.

  „Wie kommst du plötzlich auf die Idee? Sonst wolltest du doch nie mit mir reden“, erwiderte sie.

  „Die Zeiten haben sich geändert, Temari, außerdem…“

  „Das einzige, was sich geändert hat, ist, dass du mittlerweile weißt, dass ich Schwanger bin, was dich aber soweit ich weiß nicht wirklich beeindruckt hat, da auch Hidan der Vater sein kann“, konterte sie bissig.

  „Findest du nicht, dass wir gerade darum miteinander reden sollten, Temari?“, sagte er betont ruhig. Shikamaru wollte sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, er wusste, dass das seine Aufgabe war, da er akzeptierte, dass Temari ihr Temperament nicht wirklich unter Kontrolle hatte.
 

„Außerdem vermisse ich dich, Temari“, gab er letztendlich zu. Dies bewirkte, dass die hübsche Blondine, die bis vor ein paar Minuten noch die Unnahbare gespielt hatte, nun mit offenen Mund neben ihrem kleinen Bruder saß und versuchte ihre Worte wieder zu finden, was jedoch eher schlecht als recht gelang. Wie hätte sie auch mit diesen Worten rechnen sollen? Er hatte sie damit einfach so überfallen! Doch egal, wie sie sich später dafür rechtfertigen würde, Gaara würde sie immer und immer wieder daran erinnern, wie sie vor ihrer großen Liebe gesessen und ihn mit offenen Mund angestarrt hatte. Das nahm er sich fest vor, zumindest wenn das hier heute kein kompletter Reinfall war.
 

Seufzend erhob sich Gaara von seinem Platz.

  „Ich schätze mal, du willst mit ihm reden, oder?“, stellte er an Temari gewandt fest. Diese nickte kaum merklich. Auch Gaara nickte. Er drückte seiner großen Schwester einen Kuss auf die Wange, bevor er sich vollständig erhob und sich den imaginären Staub von seinen Klamotten wischte.

  „Lass dich von ihm nicht ärgern, klar?!“, flüsterte er ihr dabei zu. Dann baute er sich mit seiner gesamten Größe vor Shikamaru auf, welchem er einen bösen und zugleich drohenden Blick zuwarf.

  „Ich verlasse mich darauf, dass du sie sicher und wohlbehalten wieder zurück nach Hause bringst oder uns wenigstens anrufst“, sagte er betont ruhig, jedoch konnte Shikamaru aus seinem Blick herauslesen, dass, sollte er Temari verletzten, Kankuro und Gaara ihn bis auf den Mond prügeln würden. Er schluckte, nickte aber als Zeichen, dass er verstanden hatte. Noch einmal warf der Rothaarige einen warnenden Blick auf den Nara, bevor er seine Schwester schließlich mit dem Braunhaarigen alleine ließ.
 

Da saßen sie nun, Shikamaru und Temari, und schwiegen sich an. Seitdem Gaara gegangen war, war eine halbe Stunde vergangen und doch hatten sie noch kein einziges Wort herausgebracht. Sie saßen einfach nur so nebeneinander, wobei Shikamaru die Enten im Teich beobachtete und Temari das Gras aus der Erde riss. Keiner der beiden wusste so genau, wie er anfangen sollte. Wie fing man auch schon so ein Gespräch an? Sollte man übers Wetter reden? Sollte Temari ihn vielleicht fragen, was er in den letzten Monaten so gemacht hatte? Sollte Shikamaru fragen, wie es ihrem Baby ging? Es war seltsam, aber keiner der beiden wollte das hier versauen, darum wollte auch keiner der beiden den Anfang machen, denn erst wenn der Anfang gemacht wurde, konnte man es auch versauen.
 

„Warum hast du dich dazu entschieden mit mir zu reden? Du hättest auch einfach gehen können, so wie auch TenTen gehen musste, aber du hast dich dafür entschieden zu uns zu kommen. Warum?“, brach Temari das Schweigen nach einer weiteren halben Stunde. Gerne hätte sie ihm nun in die Augen gesehen, um in ihnen zu lesen, um zu sehen, ob er die Wahrheit sagte. Stattdessen griff sie aber nach seiner Hand und hielt sie fest. Oft konnte sie so spüren, ob jemand log oder die Wahrheit sagte. Das wusste auch Shikamaru. Jedoch hatte er gar nicht daran gedacht zu lügen, denn durch Lügen waren sie in diese Lage geraten, lügen würde es demnach nur noch schlimmer machen. Warum sollte er dann also lügen? Das würde absolut nichts bringen, außer dass sie noch mehr Probleme hatten als zuvor.
 

„Versprichst du, dass du nicht lachen wirst, wenn ich es dir sage?“, stellte Shikamaru schließlich die Gegenfrage. Temari nickte. Sie wusste zwar nicht, was jetzt kam, doch würde sie sich Mühe gegeben nicht zu lachen. Es schien ihr, als wäre ihm dies ziemlich wichtig.

  „Seit ein paar Monaten sehe ich immer wieder Ino vor meinen Augen“, begann er ihr zu erzählen. „Ich weiß, dass es totaler Unsinn ist, weil sie seit Jahren tot ist, aber sie ist plötzlich aufgetaucht und seitdem versucht sie mich immer wieder dazu zu bringen mit dir zu reden. Ich weiß auch nicht, aber als ich dich dort mit deinem Bruder gesehen habe und sie plötzlich aufgetaucht ist, hatte ich das Gefühl, dass ich endlich mit dir reden sollte. Wir waren schon viel zu lange stur, meinst du nicht auch?“, wand er sich nun an Temari, wobei er ihre Hand leicht drückte.

  „Und dir macht es nichts aus?“, fragte Temari ihn prüfend. „Ich kann dir nicht sagen, ob das hier dein Kind ist“, meinte sie und legte ihre Hand auf ihren Bauch.
 

„Meinst du nicht, wir sollten am Anfang unserer Probleme anfangen und nicht am Ende?“, wich er ihrer Frage aus. Temari hieß es zwar nicht für gut, dass er nicht auf ihre Frage geantwortet hatte, doch würde sie nun keinen Streit anfangen. Das würde nur noch mehr Probleme mit sich bringen. Also nickte sie einfach nur. Sie würde später noch einmal auf ihre Frage zurückkommen, immerhin gab es um sie keinen Weg herum. Vielleicht war es auch besser so, wenn sie erst alles andere klärten, denn momentan war sie sich nicht besonders sicher, ob sie hierbei wirklich so günstig wegkam, wie es ihr lieb war. Unbewusst wanderte ihre Hand zu ihrem Hals und griff nach dem Ring, der dort noch immer an ihrer Kette hing. Das tat sie immer, wenn sie unsicher war oder an Shikamaru dachte, denn es zeigte ihr, dass es früher eine Zeit gegeben hatte, in der alles besser gewesen war. Es half ihr neuen Mut zu fassen.
 

„Du hast ihn noch?“, fragte Shikamaru überrascht, nachdem er mit seinem Blick ihrer Hand gefolgt war und den Ring entdeckt hatte. Temari nickte.

  „Wieso?“ Verwirrt sah der Nara zu seiner Ex-Freundin.

  „Es erinnert mich daran, was ich zerstört habe, außerdem erinnere ich mich gerne an die Zeit mit dir zurück, weil es die schönste Zeit in meinem Leben gewesen ist“, gestand Temari, wobei sie ein wenig rot wurde. Shikamaru schmunzelte.

  „Es ist süß, wenn du rot wirst“, lacht er. Abrupt verfinsterte sich Temaris Blick.

  „Du bist blöd“, maulte sie. Shikamaru wusste nicht wieso, doch bei ihrem Anblick musste er beginnen zu lachen. Seine Hand legte sich wie von selbst auf ihre Wange. Mit seinen Fingern strich er ihr eine Strähne hinters Ohr. Im selben Augenblick zog er sie zu sich heran und gab ihr einen Kuss.
 

Doch so schnell dieser Moment gekommen war, so schnell war er auch wieder gegangen. Shikamaru hatte keine Ahnung, wie das hatte passieren können. Doch eigentlich wusste er es. Es hatte ihn an früheren Zeiten erinnert, an gute Zeiten, in denen sie beiden glücklich vereint gewesen waren. Nun hatte er es aber versaut. Er hatte es endgültig versaut. Er hätte sie nicht küssen dürfen. Niemals! Nun war die Distanz zwischen ihnen erneut gewahrt. Temari war von ihm weggerobbt. Beide Hände lagen nun auf ihrem Bauch. Ihr Atem ging unregelmäßig. Shikamaru hatte keine Ahnung, was er nun machen sollte. Ihm war nur klar, dass das, was hier gerade passierte nicht gut sein konnte, sonst würde ihr Atem ruhig und regelmäßig gehen und sie würde ihre Hände nicht so auf ihrem Bauch drücken, immerhin hatte sie die gesamte Zeit nur ruhig darüber gestrichen. Ihr war es vielleicht nicht aufgefallen, doch er hatte sie die ganze Zeit über beobachtet, hatte ihre Bewegungen analysiert und ihre Verhalten studiert, um wenigstens dieses eine Mal hinter ihrer Fassade blicken zu können. Was sollte er also nun machen?
 

Shikamaru entschied sich dazu, das zu tun, was ihm seine Instinkte sagten. Diese führten ihn wieder zu ihr heran und ließen ihn seine Hand auf ihre Schulter zu legen, sodass er erneut ihre Aufmerksamkeit erlangte. Sorge spiegelte sich in seinen braunen Augen wider.

  „Temari, ist alles mit dir ok? Soll ich dich zu einem Arzt bringen? Was ist mit dir, bitte sag etwas“, erhob er seine Stimme, in welcher sich ebenfalls Sorge und Panik widerspiegelte. Temari ließ dies schmunzeln. Es berührte sie, dass er sich solche Sorgen machte, denn es zeigte ihr, wie wichtig sie ihm noch immer war. Langsam beruhigte sich ihr Atem und ihre Hände lösten sich von ihrem Bauch. Mit einer ihrer Hände griff sie nach der seinen und legte sie vorsichtig auf ihren Bauch. Erst jetzt wusste Shikamaru, was los war.
 

„Es ist das erste Mal, dass sie sich bewegt“, erklärte Temari. „Darum war ich eben etwas neben mir. Entschuldige bitte, dass ich dir mit meinem Verhalten solche Sorgen bereitet habe.“

  „Ist schon ok, ich bin nur froh, dass es dir gut geht, Temari“, erwiderte er und schloss sie in seine Arme. Dieses Mal war es aber ganz bewusst. Er war wirklich froh, dass es ihr gut ging, denn er hatte sich unglaubliche Sorgen gemacht. Eigentlich hatte er sich doch schon die ganze Zeit über Sorgen gemacht. Das war auch der Grund dafür, weshalb er die ganze Zeit an sie denken musste, weshalb Ino immer wieder vor ihm aufgetaucht war und ihn zwingen wollte zu ihr zu gehen. Er hatte sich einfach nur Sorgen gemacht und sie unglaublich vermisst. Das spürte er nun, da sie in seinen sicheren Armen lag und sich in seine Brust kuschelte.
 

Aber auch Temari spürte, wie sehr er ihr in all der Zeit gefehlt hatte, wie sehr sie seine Nähe und seine Wärme vermisst hatte. Nun war sie einfach froh, ihn bei sich zu haben. Da war ihm in den Moment völlig egal, dass sie noch so vieles zu klären hatten. Ihn bei sich zu haben, gab ihr dafür die nötige Kraft. Außerdem zeigte es ihr, dass durchaus noch Hoffnung für sie beiden bestand. Ja, Temari war sich sicher, dass sie beide das wieder hinbekamen. Sie wusste zwar noch nicht genau, wie sie es schaffen sollten, aber das war erst einmal Nebensache. Wichtig war, dass sie sich beide hatten. Alles andere würde sich mit der Zeit ergeben.
 

„Shikamaru, ich weiß, ich habe mich schon ein Mal dafür entschuldigt“, durchbrach Temari irgendwann die Stille, „aber es tut mir wirklich leid, dass ich dich mit Hidan betrogen und viel schlimmer noch, dass ich dich angelogen habe. Eigentlich wollte ich das alles hier damit verhindern, aber hey auch eine Temari Sabakuno liegt mal falsch. Ich weiß, dass du mir nicht mehr vertrauen kannst, aber glaubst du, Shikamaru, du wirst mir irgendwann wieder vertrauen können?“, fragte sie ihn schließlich. Temari wusste, dass sie damit die Stimmung ruinierte, aber sie wusste auch, dass diese Frage sein musste. Klar, konnten sie im hier und jetzt leben und sich freuen, dass sie momentan glücklich waren, doch das brachte nichts, denn auch diese Zeit würde vergehen. Sie mussten an die Zukunft denken. Zumindest sie musste das, denn sie war nicht mehr alleine.
 

„Ich weiß es nicht“, gestand er ihr und biss sich auf die Lippe. Normal hätte er  ihr jetzt das gesagt, was sie hören wollte, aber das war Unsinn, denn sie sprachen hier von ihrer Zukunft, so was rettete man nicht mit Lügen, auch wenn ihm das lieber gewesen wäre.

  „Normal würde man jetzt wohl sagen, lass uns einen Neuanfang versuchen, aber ich bin nicht wirklich der Typ, der an so etwas glaubt“, meinte er. Temari war aber anderer Meinung. Mit einem Lächeln erhob sie sich von der Wiese, wobei sie mit ihrer Hand nach der seinen suchte.

  „Hallo, mein Name ist Temari Sabakuno“, sagte sie, als sie seine Hand gefunden hatte. „Ich bin das älteste Kind der Sabakuno-Familie. Viele kannten mich bis vor ein paar Jahren noch nicht, weil mich mein Vater versteckt gehalten hat. Aber mein Ex-Freund und meine Brüder haben mich da raus geholt. Mittlerweile verstehe ich mich super mit meinem Dad. Es gibt aber auch viele, die mich unter dem Namen Momoku Shingano kennen, was japanisch ist und blinde Sängerin heißt. Wie ich auf diesen Namen gekommen bin? Das ist eine sehr gute Frage. Ich bin seit meiner Geburt blind, aber meine Mutter hat mir zu ihren Lebzeiten Klavierspielen beigebracht, außerdem kann ich ganz passabel singen, weshalb ich viele wohl begeistere. Der Name ist japanisch, weil ich in Japan ein paar Wurzeln habe. Sie fragen sich sicher, warum ich schwanger bin. Das ist eine lange Geschichte, die ich Ihnen vielleicht mal erzählen kann, wenn wir zusammen einen schönen Tag verbringen. Fakt ist, dass ich leider nicht weiß, wer der Vater meines Kindes ist. Oh, jetzt habe ich Ihnen so viel von mir erzählt. Ich hoffe, ich habe Sie nicht gelangweilt. Und mit wem habe ich das Vergnügen?“, beendete Temari ihren Monolog und lächelte ihn charmant an, so wie es Shikamaru schon immer geliebt hatte. Auf seine Lippen legte sich ein Lächeln, als auch er sich erhob. Er glaubte, dass das wirklich funktionieren konnte. Seine Geliebte war wirklich die beste Frau, die er nur finden konnte.

Der Versuch


 

13. Der Versuch
 

 

„[… ] Und mit wem habe ich das Vergnügen?“, beendete Temari ihren Monolog und lächelte ihn charmant an, so wie es Shikamaru schon immer geliebt hatte. Auf seinen Lippen legte sich ein Lächeln, als auch er sich erhob. Er glaubte, dass das wirklich funktionieren konnte. Seine Geliebte war wirklich die beste Frau, die er nur finden konnte.

 

„Es ist mir eine Freude, Sie kennenlernen zu dürfen, Miss Sabakuno“, erwiderte er schließlich. „Mein Name ist Shikamaru Nara. Ich bin der Erbe des Nara Konzerns und übernehme momentan immer mehr Teile der Firma. Vielleicht haben Sie ja schon davon gehört, immerhin gehört auch die Firma ihres Vaters zu einer der größten. Wie Sie auch, kann ich ganz passable singen, weshalb ich in meiner Schulzeit mit meinen Freunden eine Band gegründet habe. Diese ist ziemlich erfolgreich, zumindest sagen das immer alle. Sie sind aber nicht die einzige, die viel erlebt hat. Sie müssen wissen, ich habe nur zwei Freundinnen gehabt. Weil ich meine erste durch einen Unfall verloren habe, habe ich mich einfach nicht mehr getraut mein Herz zu öffnen. Als ich aber vor ein paar Jahren in einer Disco war, traf ich eine wundervolle Blondine. Ich habe mich sofort in sie verliebt. Leider habe ich vor ein paar Wochen erfahren, dass sie mich betrogen hat, nun versuche ich verzweifelt über sie hinweg zu kommen. Dabei ist mir mein Kopf aber leider keine große Hilfe, denn der zeigt mir immer wieder Bilder von meiner toten Ex, die will, dass ich mich wieder mit ihr vertrage“, stellte er sich selbst vor und brachte Temari so zum Grinsen. Wenn sie nämlich ehrlich war, hätte sie nicht gedacht, dass er mitspielen würde. Dass er es tat, freute sie umso mehr.

 

„Das ist ja eine ganz schön verrückte Illusion, Mister Nara, davon würde ich gerne mehr hören“, kicherte sie mit hervor gehaltener Hand. „Sie können mich übrigens ruhig Temari nennen.“

 „Dann musst du mir aber etwas mehr über die Geschichte deiner Schwangerschaft erzählen“, erwiderte er. „Allerdings muss ich darauf bestehen, dass du mich Shikamaru nennst.“

 „Es würde mich freuen, dir etwas von meiner Geschichte zu erzählen. Mit meiner Familie und meinen Freunden kann ich darüber nämlich nicht so wirklich reden“, meinte sie lächelnd.

  „Wie wäre es, wenn ich dich zu einem Kaffee einlade? Ich denke dort ist es ein wenig entspannter als hier“, schlug er vor.

  „Nun eigentlich soll ich ja nicht mit Fremden mitgehen, aber ich denke, bei dir kann ich eine Ausnahme machen“, lachte sie grinsend, wobei ihre Hand nach seinem Arm griff, um sich daran fest zu halten. Shikamaru verstand diese Geste sofort und setzte sich in Bewegung, um mit Temari zum Café zu gehen.

 

Schweigend setzten sie den Weg fort. Allerdings war dies kein peinliches oder gar unangenehmes Schweigen. Beide fühlten sich hierbei wohl, außerdem konnten sie so ein wenig ihren Gedanken nachhängen. Diese liefen sowohl bei Shikamaru als auch bei Temari aufs Gleiche hinaus. Sie beide glaubten fest daran, dass das hier funktionieren konnte. Natürlich wussten sie, dass sie nicht einfach so tun konnten, als wäre nie etwas gewesen, doch hatten sie einen anderen Weg gefunden darüber zu reden. Vielleicht würde das ja besser funktionieren als das, was sie bis dato getan hatten. Nein, beide waren sich sicher, dass es besser funktionierte, denn bis jetzt hatten sie sich nur gegenseitig ignoriert. Nicht gerade die beste Option, wie sie im Nachhinein zugeben mussten, jedoch taten sie nun den ersten Schritt, um alles zu bessern, denn Rückgängig machen konnten sie nichts. Das wussten sie beide.

 

„Möchtest du draußen sitzen oder doch lieber drinnen?“, fragte er sie sanft, als sie am Café ankamen. Temari überlegte kurz, dann lächelte sie ihm entgegen.

  „Ich würde gerne draußen sitzen. Es ist so ein schöner Apriltag. Das muss man ausnutzen, meinst du nicht auch?“, meinte sie kichernd.

  „Ja, da hast du Recht. Es ist erstaunlich schön“, erwiderte er, während er Temari zu einem Tisch führte. Ganz Gentlemenlike zog er ihr den Stuhl zurück, damit sie sich setzten konnte und rückte  ihn danach wieder zurück. Dabei ließ er es sich nicht nehmen ihre Haut ganz kurz zu streifen, bevor auch er ihr gegenüber Platz nahm. Er hatte einfach zu lange darauf verzichten müssen, als dass er dem Drang widerstehen konnte. Temari hatte nichts dagegen, viel zu sehr berauschte sie das Gefühl seiner Haut auf ihrer. Wie sehr sie ihn doch vermisst hatte…

 

„Guten Tag, was kann ich Ihnen bringen“, begrüßte sie die freundliche Kellnerin, während sie ihren Stift zückte, um die Bestellung aufzunehmen.

  „Haben Sie Kuchen da?“, fragte Temari sie lächelnd.

  „Ja. Wir haben Käsekuchen, Kirschkuchen, Erdbeerkuchen, Mandarinenkuchen und eine Schokoladensahnetorte“, erwiderte die junge Frau. Temaris Augen begannen zu funkeln.

  „Dann nehme ich ein Stück von der Schokoladensahnetorte und einen schwarzen Tee bitte“, gab sie ihre Bestellung auf. „Und was möchtest du, Shikamaru?“

 „Ich möchte nur einen schwarzen Kaffee, mehr nicht“, meinte er, wobei sein Blick die ganze Zeit auf Temari lag, während sich die Kellnerin alles notierte und dann wieder ihrer Arbeit nachging. Temari spürte den Blick ihres Ex-Freundes auf sich.

 

„Was möchtest du wissen, Shikamaru?“, fragte sie schließlich, als Shikamaru nach langer Zeit noch immer nichts gesagt hatte, wobei sie ihn anlächelte. Shikamaru schmunzelte. Natürlich hatte sie seinen Blick bemerkt. Das war mal wieder typisch seine Temari.

  „Eigentlich nichts“, erwiderte er. „Ich hatte nur gerade gedacht, dass die meisten Frauen vor einer Schokoladensahnetorte abhauen würden, du aber bekommst strahlende Augen“, erklärte er ihr und brachte Temari so zum Lachen.

  „Nun, du musst wissen, dass alle Frauen in meiner Situation liebend gerne so ein Stück von einer Schokoladensahnetorte essen würden, immerhin kommt es darauf dann auch nicht mehr an. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass nicht nur ich auf dieses Stück Torte scharf bin, sondern auch die kleine. Sie will es bloß noch nicht zugeben“, erzählte sie ihm grinsend. „Aber abgesehen davon würde ich auch so ein Stück essen. Das trainiere ich mir schon wieder ab. Dafür ist Schokolade einfach viel zu lecker“, meinte sie, wobei sie ihm zuzwinkerte und sich über die Lippen leckte. Sie konnte es kaum erwarten ein Stück davon essen zu können. Shikamarus raues Lachen, das daraufhin erklang, förderte dieses Gefühl nur noch mehr. Es freute sie, ihn wieder lachen zu hören. Wie oft hatte sie sich dieses Lachen in den letzten Monaten vorgestellt, wenn sie ihn vermisst hatte?! Egal wie oft. Das Original klang um Längen besser als sie es sich hätte je vorstellen können. Vielleicht lag es aber einfach nur daran, dass sie gerade zusammen in einem kleinen Café im Park saßen.

 

„Es wird also ein Mädchen“, stellte Shikamaru fest. Temari nickte, während sie sich gedankenverloren über den Bauch strich. Ein sanftes Lächeln lag dabei auf ihren Lippen, welches Shikamaru zum Schmelzen brachte. Wie hatte er ihr Lächeln doch vermisst?! Er hatte ganz vergessen, wie wunderschön es an ihr aussah, wobei er fand, dass sie so oder so schön aussah, egal ob mit Lächeln oder Babybauch, denn sie war noch immer seine Temari, zumindest mehr oder weniger. Gerne würde er ihr eine Strähne aus dem Haar streichen, um sie dann ganz sanft und liebevoll zu küssen, allerdings wusste er, dass es nicht ging. Sie hatten beschlossen von vorne anzufangen, zumindest irgendwie, da konnte er sie nicht einfach so küssen. Er musste sich gedulden, bis der richtige Augenblick kam, außerdem hatten sie noch einiges zu klären. Sie hatten zwar gesagt, sie wollten neu beginnen, doch stand das alles noch zwischen ihnen. Sie konnten das nicht einfach so vergessen, nicht nach allem, was passiert war. Er war sich sicher, dass auch Temari das so sah, welche gerade ihr Stück Torte vor die Nase gestellt bekam.

 

„Wie wäre es, wenn ich mir jetzt mein Stück Torte schmecken lasse, während du mir von deiner seltsamen Vision mit deiner Ex-Freundin erzählst“, schlug sie ihm vor, wobei ihre Hand nach der Gabel tastete.

  „Wenn du diese verrückte Geschichte wirklich hören willst“, meinte Shikamaru und griff mit seiner Hand nach der Gabel, welche er ihr dann vorsichtig in die Hand gab. Er wusste genau, dass sie es auch alleine schaffte ihren Kuchen zu essen, immerhin war sie darin trainiert.

  „Wo soll ich anfangen?“, überlegte Shikamaru leise, bevor er seine Arme auf dem Tisch abstützte, seine Hände faltete und diese dann an sein Kinn legte, während er Temari genau in seinen Augen behielt.

  „Du musst wissen, meine Ex-Freundin, also die, die nicht tot ist, hat mich vor einiger Zeit betrogen, was ich ihr so vielleicht verziehen hätte, weil ich nicht ganz unschuldig dran war, allerdings hat sie es mir verschwiegen, weshalb ich mich von ihr getrennt habe“, begann er seine Erzählung, als wäre es eine ganz andere Frau von der er da sprach und nicht Temari. „Vor ein paar Stunden ist eine Freundin von ihr mich besuchen gekommen, um mich zu überzeugen wieder zu ihr zu gehen. Als ich dies aber abgelehnt habe, hat sie mir gesteckt, dass meine Ex schwanger ist, allerdings konnte sie mir nicht sagen, ob von mir oder von dem Typen, mit dem sie mich betrogen hat. Ich habe sie und ihren Freund aus der Wohnung geworfen. Du findest das sicher total dämlich, weil ich mich nicht um sie kümmern wollte“, fuhr er fort.

 

Temari aber schüttelte den Kopf.

  „Ich kann dich wirklich verstehen, immerhin hat sie dich betrogen und du wusstest nicht mal, ob das da dein Kind ist. Welcher Typ will das schon?!“, erwiderte sie zwischen zwei Bissen. Temari wollte ihm zeigen, dass sie das alles eigentlich gar nicht wollte. Sie hatte nicht gewollt, dass er es so erfuhr.

  „Auf jeden Fall hat sie etwas in mir ausgelöst“, fuhr Shikamaru ganz unbeirrt fort. „Ich habe, nachdem ich mich getrennt hatte, all meine Gefühle unter Verschluss gehalten, aber irgendwann ging es einfach nicht und dann war alles wieder hochgekommen. Ich fühlte mich unglaublich mies, aber ich wollte auch nicht nachgeben. Also stürzte ich mich in meine Arbeit, um nicht an sie und alles zu denken“, erklärte er, was Temaris Herz zum Schmerzen brachte, doch wollte sie ihm bis zum Ende zuhören. „Ich schätze, es war alles nur Einbildung, weil ich einfach zu überarbeitet war, aber an einem Abend ist dann plötzlich meine tote Ex-Freundin aufgetaucht. Sie hat die ganze Zeit auf mich eingeredet und verlangt, dass ich wieder zu ihr zurückgehe. Du verstehst sicher, dass ich verwirrt war, weil ich das von meiner vorherigen Freundin sicher nicht erwartet hatte. Das war das erste Mal, dass sie aufgetaucht ist, allerdings kam sie danach immer wieder und wieder. Als mir die Freundin meiner Ex dann auch noch sagte, dass diese schwanger sei, ist sie wieder gekommen… Ich war im Park, um endlich mal wieder einen freien Kopf zu bekommen und dann habe ich dich dort weinen gesehen, Temari“, endete er seine Erzählung.

 

Traurigkeit spiegelte sich in Temaris sonst so leeren Augen wieder, während sie sich auf ihre Unterlippe biss. Es tat ihr leid, dass er das alles wegen ihr hatte erleben müssen. Das hatte sie sicher nicht gewollt. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte er erst gar nicht erfahren, dass sie schwanger war, wobei sie sich dabei nicht mehr sicher war, immerhin saßen sie nun wieder zusammen in einem Café und das nach all der Zeit. Und doch tat es ihr so unglaublich leid, dass er leiden musste, obwohl auch sie in all der Zeit sehr gelitten hatte.

 

„Bitte weine nicht, Temari, wobei dein Gesicht auch Tränen benetzt noch immer wunderschön aussieht“, erklang Shikamarus Stimme plötzlich neben ihr. Sie könnte spüren, wie er über ihre Wange strich, um die Tränen fort zu streichen, die sich unbemerkt aus ihren Augen gestohlen hatten.

  „Ich will eigentlich gar nicht weinen“, schniefte sie leise. „Das liegt alles an den Hormonen und weil es mir so unendlich leidtut, dass du so leiden musstest“, erklärte sie ihm.

  „Aber das muss es doch gar nicht, du konntest nichts dafür, außerdem bin ich mir sicher, dass du genauso leiden musstest wie ich, wenn nicht sogar noch mehr, immerhin trägst du noch immer dieses Kind in dir“, sagte er sanft, wobei er ihr weiterhin über die Wange strich, obwohl schon lange keine Tränen mehr über ihre Wangen liefen. Temari ließ es zu. Sie hatte einfach schon viel zu lange auf seine Nähe warten müssen. Also lehnte sie sich mehr an seine Hand, um ihm zu zeigen, dass er ruhig weiter machen sollte. Shikamaru sah dies als Einladung an und zog Temari in eine Umarmung, bevor er sich wieder setzte mit ihr auf seinem Schoß.

 

„Und jetzt isst du erst mal deinen Kuchen. Wir wollen ja nicht, dass du oder dein Kind verhungerst“, meinte er und nahm sich die Gabel, mit der er ein Stückchen aufspießte.

  „Mach »ah«“, forderte er sie auf, bevor er ihr den Kuchen in den Mund schob. Das Spielchen wiederholte er, bis der Kuchen aufgegessen war. Temari unternahm nichts dagegen. Im Gegenteil. Sie fand sogar Gefallen daran und kuschelte sich unbemerkt näher an Shikamaru heran. Naja, nicht ganz. Shikamaru bemerkte es natürlich, allerdings unterstand er sich irgendetwas zu sagen, weil er wusste, dass sie sich danach sofort wieder zurückziehen würde, aber das wollte er nicht. Er wollte sie weiterhin bei sich spüren, immerhin hatte er es so lange ohne sie aushalten müssen. Noch dazu fühlte es sich einfach nur unglaublich an, sie so dicht bei sich zu haben. Seine ganze Haut kribbelte. Wäre er nun eins dieser pubertierenden Teenager, würde er sagen, in seinem Bauch flogen tausende Schmetterlinge. Da er dies aber nicht war, beließ er es dabei, dass es sich einfach nur unglaublich anfühlte, sie wieder bei sich zu haben.

 

Plötzlich stöhnte Temari auf. Besorgt sah Shikamaru zu ihr herunter.

  „Alles okay bei dir?“, fragte er sie fürsorglich, während seine Augen über ihren Körper huschten, um nach der Ursache ihres Stöhnens zu suchen.

  „J-ja…“, nuschelte Temari, wobei sich ihre Hand auf ihren Bauch legte und behutsam über diesen strich.

  „Ist etwas mit dem Baby? Soll ich dich zu einem Arzt fahren?“, fragte Shikamaru, in dem nun langsam Panik aufkam. Temari aber lächelte ihn überglücklich an.

  „Das ist nicht nötig. Die Kleine hat mich nur eben getreten. Es kam etwas unerwartet“, erklärte sie ihm. „Du musst wissen, ich habe mir ein paar Sorgen gemacht, weil sie sich bis jetzt noch nicht wirklich bemerkbar gemacht hat“, gestand sie ihm und brachte nun auch Shikamaru zum Lächeln.

  „Darf ich?“, bat er sie fragend. Temari nickte und nahm ihre Hand von ihrem Bauch, sodass auch er seine darauf legen und einmal darüber streichen konnte, bevor sie zum Ruhen kam. Zärtlich legte sie ihre Hand auf seine, wo sie sie dann miteinander verknoteten. Schweigend saßen sie einfach nur so da und genossen die Stille und die Nähe zueinander.

 

Doch wurde ihre Zweisamkeit jäh unterbrochen, als plötzlich das Klingeln eines Handys erklang. Peinlich berührt kramte Temari in den weiten Taschen ihrer Jogginghose, um das kleine Gerät heraus zu holen und ran zu gehen.

  „Hallo?“, fragte sie.

  „Ich bin’s Gaara, ich wollte nur wissen, ob er dir wehgetan hat oder so oder ob er dich jetzt lieb und brav nach Hause bringt, weil Vater auf dich wartet“, erklang die ruhige Stimme ihres Bruders am anderen Ende des Telefons.

  „Du musst dir keine Sorgen machen, Gaara, es ist alles okay“, erwiderte sie lächelnd. Es war wirklich alles okay, sie fühlte sich so wunderbar wie schon lange nicht mehr.

  „Gut, wir warten hier auf dich, also lasst euch nicht zu viel Zeit“, meinte der Sabakuno. „Ach und Temari, denkt bitte dran, dass verdrängen nichts bringt. Die Vergangenheit wird euch so oder so wieder einholen“, erinnerte er sie noch.

  „Ich weiß, Gaara, aber wir sind beide alt genug. Mach dir also keine Sorgen“, versicherte sie ihrem Bruder, bevor sie sich verabschiedete: „Wir sehen uns zu Hause.“

 „Bis später“, verabschiedete sich Gaara, dann legte er auf und Temari steckte ihr Handy wieder in ihre Hosentasche.

 

„Dann bring ich dich am besten mal nach Hause“, erklang die raue Stimme Shikamarus an ihrem Ohr, welcher bereits alles bezahlte. Temari nickte.

  „Ich denke, das ist besser“, erwiderte sie. „Sonst schicken die vielleicht noch einen Suchtrupp los, um nach mir zu suchen und mich nach Hause zu bringen. Du weißt, mein Vater versteht da keinen Spaß.“

 „Das wollen wir natürlich nicht“, lachte Shikamaru, wobei er sie etwas von seinem Schoß schob, damit sie beide aufstehen konnten, um zum Auto zu gehen, dabei hielten sie mit ihren kleinen Fingern Händchen. Allerdings brachte keiner der beiden ein Wort zu standen, doch das brauchten sie gar nicht, denn auch so wurde dies zu einer schönen Zeit. Gerade dieses ruhige Schweigen ließ es zu einem magischen Moment werden. Darum ließen sie dies auch noch bei der Autofahrt anhalten, wobei Temari den Tag Review passieren ließ und Shikamaru sich auf das Fahren konzentrierte. Erst, als sie aus dem Auto ausgestiegen waren, um zur Haustür zu gehen, brachen sie das Schweigen.

 

„Das war ein wirklich schöner Nachmittag und ich würde mich freuen, wenn wir das wiederholen könnten, damit ich mich für den Tee und den Kuchen revangieren kann“, meinte Temari, als sie vor der Tür standen.

  „Das kommt gar nicht in Frage“, erwiderte er eisern, doch verbesserte er sich sofort, als er ihren geschockten Gesichtsausdruck sah. „Ich werde dich natürlich auch das nächste Mal einladen, schließlich gehört sich das so für einen Gentleman. Dann kannst du mir auch deine Geschichte erzählen, auf die bin ich nämlich schon ganz schön gespannt.“

 „Ich weiß zwar nicht, ob meine Geschichte so spannend sein wird, aber es wird mich freuen“, sagte sie mit sanfter und ruhiger Stimme, bevor sie sich leicht zur Tür wand. Am liebsten hätte sie diesen Moment ewig anhalten lassen, doch wusste sie nicht, wie.

  „Du hast ja meine Telefonnummer, ruf mich einfach an, wenn es dir passt und können wir was ausmachen“, schlug sie vor, wobei ihre Hand nach der Klingel suchte und diese drückte. Gleich darauf wurde ihr Tür geöffnet – sie hatte sich bereits gedacht, dass ihre Brüder lauschten –, sodass sie eintreten konnte.

 

„Temari?!“, hielt Shikamaru sie noch einmal auf und kam ein Stückchen näher.

  „Ja?“, fragte Temari, wobei sie sich wieder umdrehte und ihm entgegen Lächelte. Es war das strahlenste Lächeln, das ihre Brüder seit langem zu Gesicht bekommen hatten.

  „Ich danke dir für diesen schönen Tag und dass du mir die Chance dazu ermöglicht hast“, meinte er, bevor er ihr einen hauchzarten Kuss auf die Wange gab. Temari wollte etwas darauf erwidern, sich bei ihm dafür bedanken, dass er sich dazu entschieden hatte, überhaupt zu ihr zu gehen, jedoch hielten seine nächsten Worte sie auf.

  „Du siehst in Jogginghose und Schlabbershirt übrigens richtig niedlich aus, vor allem mit dem Babybauch“, hauchte er ihr ins Ohr, sodass nur sie es hören konnte, bevor er sich von ihr abwand und ging. Temari brachte er damit nur zum Lächeln. Auch noch lange nachdem er weggefahren war, stand sie einfach nur da und lächelte selig vor sich hin, während ihre Brüder sie dabei beobachteten.

Zweites erstes Date


 

14. Zweites erstes Date
 

 

„TenTen!“, jammerte Temari zum nun gefühlten hundertsten Mal. TenTen brachte dies aber nur zum Kichern. Noch am gestrigen Abend hatte Temari sie angerufen und ihr von dem Treffen mit Shikamaru erzählt. Die Brünette hatte sich natürlich sehr für ihre Freundin gefreut, immerhin hatte sie doch ein wenig angst gehabt, was ihre Beichte bringen würde. Dass sie nun aber ausschlaggebend dafür war, dass Shikamaru und Temari wieder miteinander redeten, war einfach nur spitze. Jedoch hoffte sie wirklich innig, dass die beiden das schafften. Sie war sich nämlich noch nicht ganz so sicher, ob die beiden wirklich schon realisiert hatten, in welcher Lage sie waren. Doch wollte sie sich nicht schon wieder einmischen. Sie würde erst einmal sehen, wie es laufen würde und dann ihrer Freundin mit Rat zur Seite stehen. Auf jeden Fall würde sie nicht zulassen, dass die zwei das noch ein Mal versauten und sie war sich sicher, dass sie da nicht alleine war. Zumindest Gaara und Kankuro waren auf ihrer Seite und bestimmt auch Neji und Shikamarus Familie.

 

„Lass doch einfach das an, was du jetzt anhast“, schlug sie ihrer Freundin vor. Nach der Schule waren sie beide zu Temari gefahren, um für diese ein passendes Outfit zusammen zu suchen, immerhin würde Shikamaru heute kommen, um mit der Blondine sein zweites erstes Date zu haben. Dass gerade Temari nun wegen ihrer Klamottenwahl ausflippte, hätte sie nicht gedacht. Es amüsierte sie ein wenig, vor allem jetzt wo Temari sie vorwurfsvoll ansah.

  „Ich kann doch nicht mit diesen Klamotten zu einem Date gehen! Das sind alte Schlabbersachen. Die reichen für die Schule, aber doch nicht für ein Date“, fuhr Temari ihre Freundin an. TenTen grinste sie aber nur weiterhin an.

  „Ach ich bin mir sicher, dass es Shikamaru egal ist wie du aussiehst, außerdem hattest du doch gestern auch nur die Jogginghose und ein weites T-Shirt an“, erwiderte sie kichernd.

  „Das ist keine Hilfe!“, brummte die Blondine niedergeschlagen und ließ sich einfach auf den Boden fallen. Natürlich war sie darauf bedacht, dass ihrem Baby nichts passierte. Das war sie immer. Die Kleine war mittlerweile zu einem der wichtigsten Menschen in ihrem Leben geworden, auch wenn sie eigentlich noch gar nicht geboren war.

 

„Ich glaube, Shikamaru ist einer der letzten Menschen, denen das Aussehen egal ist. Was ihm wichtig ist, ist, dass er mit dir zusammen Zeit verbringen kann und dass ihr endlich wieder zusammen kommt. Er liebt dich und er braucht dich“, holte sie TenTens Stimme aus ihren Gedanken zurück. Sie konnte hören, wie sich ihre beste Freundin neben sie auf den Boden setzte und sie in ihre Arme zog, um sie zu beruhigen.

  „Außerdem siehst du mit Babybauch extrem scharf aus, zumindest wenn man den leisen Stimmen der Jungs glauben kann“, fügte sie kichernd hinzu. Temari brachte dies zum Grinsen. Spielerisch boxte sie ihrer Freundin gegen die Schulter.

  „Du bist bescheuert“, erwiderte Temari lachend. TenTen stieg in ihr Lachen mit ein. Es war schön, dass sie mal wieder mit ihrer Freundin lachen konnte, denn lange hatte die Blondine nicht mehr lachen können. TenTen hoffte, dass sich das nun ändern würde, wenn Shikamaru und Temari wieder mehr Zeit verbrachten. Sie würde es den beiden auf jeden Fall gönnen, immerhin hatten beide eine harte Zeit hinter sich…

 

„Ok, ich werde dann mal gehen“, meinte TenTen nach einigen Minuten des Schweigens, wobei sie sich vom Boden erhob.

  „Jetzt schon?“, fragte Temari leicht niedergeschlagen. Sie wusste schon jetzt, dass sie, bis Shikamaru kam, halb am durchdrehen war. Innerlich schüttelte Temari über sich selbst den Kopf. Sie benahm sich ja fast so als wäre das ihr erstes Date, dabei war sie doch schon oft mit Shikamaru aus gewesen. In den letzten Jahren hatte sie schon ein Haufen Dates mit dem Nara gehabt und doch fühlte sich es für sie so an, als wäre es ihr erstes. Irgendwie konnte man sogar sagen, dass es das erste war, schließlich wollten sie einen Neuanfang versuchen und in diesem Neuanfang war es ihr erstes Date. Lautlos seufzte die Blondine. Sie hoffte, sie würde nicht so einen Schwachsinn denken oder reden, wenn Shikamaru da war, dann würde sie sich doch total blamieren und darauf hatte sie absolut keine Lust.

 

TenTen hatte währenddessen ihre Sachen zusammengesucht und sich ihre Jacke angezogen.

  „Sorry, aber Neji wartet schon auf mich“, erklärte sie ihr Gehen, wobei sie sich auf den Weg zur Tür machten.

  „Na dann viel Spaß euch beiden“, erwiderte Temari lächelnd. Tenten erwiderte dieses.

  „Ja, das wünsche ich euch auch, aber bitte versaut es nicht wieder. Und denkt bitte daran, dass ein Neuanfang alleine nicht ausreichen wird. Ihr müsst trotzdem noch darüber sprechen, was passiert ist und wie es weitergehen soll, schließlich hast du bald ein Baby, um das du dich kümmern musst“, wies die Brünette ihre Freundin noch einmal hin.

  „Ja, ich weiß“, seufzte Temari. Natürlich wusste sie, dass sie noch darüber reden mussten, dass sie nicht von jetzt auf gleich wieder happy miteinander sein konnten und alles vergaßen. Es war nun Mal Fakt, dass das zwischen ihnen stand. Jedoch war es schön diese Tatsache außer Acht zu lassen. Sie wollte nach all der Zeit einfach nur mal wieder die Nähe ihres Geliebten spüren. Nähe und Wärme, die nicht nur sie brauchte sondern auch ihr ungeborenes Baby. Temari hoffte nur, dass Shikamaru nicht so reagieren würde, wie es Hidan getan hatte, denn dies war noch immer ein Thema, auf das sie nicht gut zu sprechen war. Doch jetzt wollte sie sich noch nicht darum kümmern, viel zu sehr freute sie sich auf ihr bevorstehendes Date mit Shikamaru.

 

Es war eigentlich nichts Besonderes. Sie waren einfach nur bei ihr zu Hause. Sie hatten nichts Besonderes für diesen Tag geplant gehabt. Shikamaru und Temari wollten einfach nur ein bisschen Zeit miteinander verbringen, um zu reden, schließlich gab es noch eine Menge zu klären. Den Ort hatte Shikamaru ausgesucht. Er hatte gemeint, dass sie ihn so jederzeit rausschmeißen konnte, würde es zu Streit kommen. Natürlich wollten sie nicht streiten, doch man konnte nie wissen. Hinzu kam, dass ihr Vater und ihre Brüder noch immer misstrauisch waren. Nur ungerne ließen sie Temari mit Shikamaru allein. Sie wollten schließlich nicht, dass ihre Schwester wieder unglücklich wurde, denn sollte Shikamaru es wagen ihre Schwester unglücklich zu machen, würden sie ihn killen, aber das war dem Nara von Anfang an klar gewesen. Eigentlich hatte er auch nicht vor sie erneut zu verletzen, denn sie war die Liebe seines Lebens. Er wollte es mit ihr erneut versuchen, auch wenn er wusste, dass es nicht einfach werden würde. Viel war zwischen ihnen passiert und die Spuren waren deutlich zu sehen. Trotzdem wollte er es versuchen mit ihr zusammen und da war er nicht der einzige, auch Temari wollte es versuchen.

 

Während Temari so in Gedanken versunken war, hatte sich TenTen auf den Weg gemacht. Sie wollte ihre Freundin nicht in ihren Gedanken unterbrechen. TenTen hatte nämlich genau gesehen, wovon sie handelten. Das wusste sie immer, wenn Temari an Shikamaru dachte. Sie hatte dann immer diesen seltsamen Blick drauf. Jedoch kannte sie diesen nicht nur von Temari sondern auch von Shikamaru. Es war erstaunlich wie ähnlich sich die beiden eigentlich waren. Das war auch der Grund, weshalb sie fest daran glaubte, dass die beiden wieder zusammen kamen. Die beiden waren einfach für einander geschaffen. Darum konnte sie nun auch ruhigen Herzens auf ein Date mit Neji gehen, ohne sich um Shikamaru oder Temari sorgen zu machen. Sie war davon überzeugt, dass die beiden das schon irgendwie hinbekamen.

 
 

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Seufzend schloss er die Tür seines Autos und sperrte den Wagen zu. Vor wenigen Stunden hatte er sich noch riesig auf dieses Date gefreut gehabt, doch nun war er sich nicht mehr so sicher, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war. Ja, er hatte Angst, aber wer sollte es ihm verübeln? Es war viel passiert und er wollte es nicht versauen. Er wollte sie nicht schon wieder verlieren. Das eine mal hatte ihm gereicht. Doch würden sie das hinkriegen? Würden sie diese Situation zusammen meistern? Zweifel kamen in ihm auf. Was war, wenn sie es nicht schaffte, wenn das, was zwischen ihnen lag, einfach zu viel war, zu groß für sie beide? Hierbei ging es nicht nur um sie beide sondern auch um das kleine Wesen, das in ihr heran wuchs. Die kleine sollte doch in geregelten Verhältnissen aufwachsen. Aber was war, wenn dieses Kind wirklich nicht seines war, wenn es ihn die ganze Zeit an ihren Verrat erinnerte? So konnte man doch keine Beziehung führen. Es wäre ein Lügengebilde, das keinen helfen würde. Wieder seufzte er. Er wusste wirklich nicht, ob das alles so richtig war. Vielleicht sollte er doch wieder nach Hause fahren und noch einmal darüber nachdenken, ob das richtig war…

 

„Wenn du einen Rückzieher machen willst, dann geh lieber jetzt, bevor sie sich wieder an dich gewöhnt hat“, riss eine Stimme ihn aus seinem Zwiespalt. Überrascht sah Shikamaru auf und blickte direkt in Gaaras türkisfarbene Augen. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er bereits die Stufen zur Tür hinaufgestiegen war. Dass Gaara ihn bereits durchschaut hatte, wunderte ihn nicht. Ihm war schon, als er noch mit Temari zusammen war, aufgefallen, dass der Rothaarige eine gute Auffassungsgabe hatte. So war es also auch nicht verwunderlich, dass er bereits bemerkt hatte, dass der Nara Angst davor hatte, was kommen würde und über einen Rückzug nachdachte. Jedoch waren es die Worte des Sabakunos, die ihn dazu veranlassten diesen Schritt zu wagen. Shikamaru wusste nicht genau wieso, doch hatten sie irgendetwas in ihm ausgelöst. Sie bewirkten, dass seine Angst teilweise verschwand und stattdessen sein Stolz an diese Stelle tat. Schon oft war er solchen Situationen aus dem Weg gegangen, dieser würde er sich aber stellen. Er konnte schließlich nicht sein ganzes Leben wegrennen und schon gar nicht vor der Frau, die er liebte. Außerdem hatte er ihr zugestimmt, dass er es versuchen wollte. Er hatte sogar schon den ersten Schritt getan und hatte ihr seine Geschichte erzählt, nun musste er nur noch weiter gehen. Er musste diesen Schritt einfach wagen!

 

„Nein, ich werde zu ihr gehen. Ich werde es versuchen“, erwiderte er nun standhaft. Gaara konnte die Entschlossenheit in seinem Blick sehen, doch reichte ihm das noch nicht. Er wollte seine Schwester nicht noch einmal weinen sehen. Er wollte, dass seine Nichte wohlbehütet aufwuchs und nicht immer wieder daran erinnert wurde, was zwischen den beiden vorgefallen war, was ihre Mutter getan hatte.

  „Wenn du ihr noch einmal weh tust, werden Kankuro und ich dich umbringen“, drohte er mit leiser Stimme, wodurch seine Worte nur noch mehr verstärkt wurden. Shikamaru schluckte, jedoch blieb er weiterhin standhaft.

  „Ich habe nicht vor ihr noch einmal weh zu tun. Ich liebe eure Schwester, darum bin ich hier. Ich möchte nicht, dass es ihr schlecht geht. Das würde ich mir niemals verzeihen“, erklärte er ruhig, wobei er Gaara weiterhin in die Augen blickte. Er wollte dem Rothaarigen zeigen, dass es ihm wirklich ernst war, dass er sich wirklich um das hier bemühen wollte und nicht gleich wieder ging, denn nur zusammen konnten sie das schaffen. Gaara nickte kurz, was der Nara als Erlaubnis zu gehen auffasste, doch hielt der Rothaarige ihn noch einmal auf.

 

„Wenn ich dir einen Tipp geben darf: Denke nicht nur an sie und an das Baby, denke auch an dich und wie du mit all dem klarkommen willst. Temari kann spüren, wenn du nicht mit dem Herzen bei ihr bist und es eigentlich nur tust, weil du das Gefühl hast, dass du es musst und sie wird dich dafür hassen. Wenn du glaubst, dass du damit nicht fertig bist, dann verlass sie lieber, damit richtest du nicht so viel an, wie wenn du ihr etwas vorlügst. Und denkt erst gar nicht daran euch etwas vorzulügen, ihr werdet sonst nur drei Leben zerstören“, riet er Shikamaru. Dieser reagierte aber nicht darauf, zumindest nicht sichtlich. Er ging einfach weiter, um zu Temari zu gelangen, doch in seinem inneren dachte er noch lange über all das nach, was Gaara dort gesagt hatte, denn er wusste, dass der Rothaarige mit allem Recht hatte, was er sagte. So leicht konnten sie einen Fehler machen. So leicht konnten sie den jeweils anderen verletzen. Aber er hatte schon immer gewusst, dass die Liebe auch ihre Schattenseiten hatte. Spätestens als Ino gestorben war, hatte er gemerkt, dass die Liebe ein schmaler Pfad war, auf den man wanderte. Die eine Seite war voller Liebe und Glück, doch die andere Seite, die Schattenseite, beinhaltete Schmerz, Leid und zerbrochene Herzen. Es war ein schmaler Pfad und nur wer für das richtige Gleichgewicht sorgte, konnte auf ihm wandern und von der warmen Seite kosten. Er und Temari waren in die Schattenseite gefallen, doch wollten sie nun versuchen, aus dieser wieder heraus zu kommen. Er wusste, dass es schwierig werden würde, doch daran wollte er in dem Moment nicht denken. Ja sie hatten viele Probleme zu bewältigen, doch zuerst wollte er das Date mit der Blondine genießen.

 

Sacht klopfte Shikamaru an ihre Zimmertür, als er vor dieser ankam. Von drinnen konnte er ein leises Poltern hören, das ihn dazu veranlasste, ohne ihre Erlaubnis einzutreten, doch wurde dort schon die Tür geöffnet. Lächeln trat Temari vor ihm. Sie sah einfach bezaubernd aus, wie sie da stand in ihren weiten Sachen, ihm Türrahmen stehend und darauf wartend, dass er etwas sagte, jedoch verschlug ihm ihr Anblick die Sprache. Sie hatte nichts Besonderes an und doch war sie für ihn so wunderschön wie an jedem anderen Tag auch. Am liebsten hätte er sie in seine Arme gezogen und seine Lippen auf ihre gelegt, aber er wusste, dass das falsch war. Sie waren noch immer in der Phase, dass sie es versuchen wollten. Ein Kuss konnte alles zerstören. Er könnte sie auf den Stand von vor ein paar Wochen oder Monate zurückwerfen, also beließ er es einfach dabei, dass er ihre Hand sacht in seine nahm und diese drückte, während er ihr zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange gab. Dass sich diese daraufhin rötlich verfärbte entging ihm nicht. Trotzdem sagte er nichts dazu. Es ließ ihn einfach nur Schmunzeln und bestätigte ihn in seiner Entscheidung zu bleiben.

 

„Es ist schön, dich zu sehen“, begrüßte er sie mit rauer Stimme, wobei er noch einmal ihren Duft einzog, bevor er sich zurückzog.

  „Es ist schön, dass du gekommen bist, Shikamaru. Ich hatte schon angst, dass du nicht kommen würdest“, erwiderte sie. Temari hatte sich wirklich sorgen gemacht, dass er vielleicht nicht kommen wollte. Er hatte schließlich genug Zeit gehabt, es sich noch einmal anders zu überlegen. Dass er sich nun aber für sie entschieden hatte, freute sie ungemein. Sie hoffte nur, dass es auch so bleiben würde, dass er sich ganz für sie und ihr Baby entscheiden würde. Sie würde auf jeden Fall alles dafür tun, denn in den letzten Stunden war ihr klar geworden, dass sie ihn wirklich brauchte. Diese Minuten in dem Café mit ihm hatten es ihr deutlich gezeigt. Sie hatten ihr aber auch gezeigt, wie unsicher er war. Natürlich hatte er es ihr nicht deutlich gezeigt, allerdings hatte sie es spüren können. Sie war nicht die einzige, die Angst davor hatte, was werden würde. Aber auch sie wollte in diesem Moment nicht daran denken.

 

„Ich habe dir gesagt, dass ich mit dir diesen Versuch wagen möchte, also kannst du darauf vertrauen, dass ich zu unseren Verabredungen komme“, sagte er mit fester Stimme, auch wenn es vor wenigen Sekunden noch anders ausgesehen hatte, wenn er vor wenigen Sekunden noch gezweifelt hatte.

  „Shikamaru, du solltest nicht lügen! Du weißt doch, dass ich es spüren kann, wenn du mich anlügst“, tadelte sie ihn, jedoch wich das Lächeln auf ihren Lippen nicht. Sie konnte verstehen, warum er gelogen hatte, doch das wollte sie nicht. Sie wollte nicht, dass sie schon wieder begannen zu lügen, denn, wenn das klappen sollte, dann mussten sie beide komplett ehrlich sein. Das hatte sie mittlerweile eingesehen.

  „Entschuldige“, murmelte er leise. Temari aber zuckte nur mit den Schultern. Es war ok für sie. Sie wollte nicht daran denken, sie wollte endlich Zeit mit ihm verbringen und nicht die ganze Zeit in der Tür stehen bleiben. Also drehte sie sich um und schritt in ihr Zimmer als Zeichen, dass er ihr folgen sollte.

 

Einen Moment lang sah Shikamaru ihr hinterher, bevor er sich schließlich doch in Bewegung setzte. Es verwirrte ihn, dass sie nichts weiter dazu sagte, dass er gelogen hatte, dass sie ihn nicht anschrie oder etwas in der Art. Aber warum beschwerte er sich. Er konnte froh sein und es würde ihm eine Lehre sein, immerhin verlangte auch er von ihr, dass sie immer ehrlich zu ihm war. Wie sollte er das von ihr erwarten, wenn er es nicht einmal selbst tat? Er war doch der gewesen, der sie wegen des Vertrauens verlassen hatte. Wenn er ihr je wieder vertrauen wollte, musste er ihr doch erst einmal zeigen, dass auch sie ihm vertrauen konnte. Aber das war gar nicht so einfach. Er hatte diese kleine Notlüge benutzt, um sie nicht zu verletzten, um sie nicht zu verunsichern, doch sie hatte ihn schnell durchschaut. Das würde sicher noch eine schwere Zeit werden…

 

Die lieblichen Töne des Flügels holten ihn aus seinen Gedanken zurück. Verwirrt sah er sich im Raum um, bis seine Augen an Temari hängen blieben, die an dem Flügel saß und eine wunderschöne Melodie spielte. Er sah dies als stille Aufforderung sich zu ihr zu setzen. Gerne kam er dieser Aufforderung nach, jedoch setzte er sich nicht direkt neben ihr sondern etwas weiter entfernt. Im Nachhinein konnte er auch nicht mehr sagen, wieso er das getan hatte. Er vermutete, dass er einfach nur Angst hatte, etwas falsch zu machen. Er wollte sie nicht berühren, weil er nicht wusste, ob sie es wirklich wollte oder ob es se vielleicht an etwas erinnerte. Shikamaru wusste nicht woher diese Gedanken plötzlich kamen, immerhin hatte gestern doch noch alles so wunderbar funktioniert. Sie hatten gelacht, während sie auf seinem Schoß gesessen hatte. Sie waren sich so nah gewesen und alles war gut gewesen. Warum klappte also jetzt nicht mehr alles? Woher kam plötzlich diese Furcht?

 

„Wolltest du nicht meine Geschichte hören?“, fragte Temari nach einer Weile des Schweigens. Sie hatte sein Unbehagen gespürt. Sie hatte gespürt, dass etwas nicht stimmt. Eigentlich sprach sie nämlich nur ungern über das, was passiert war, doch um ihn abzulenken, tat sie es gerne. Shikamaru selbst war ihr sehr dankbar dafür. Er fühlte sich schlecht, weil er plötzlich doch wieder abstand von ihr nahm.

  „Bitte erzähl mir, was du erlebt hast, Temari“, bat er leise, während nun auch er etwas auf dem Flügel spielte. Temari schenkte ihm ein kurzes kleines Lächeln, bevor sie zu erzählen begann.

  „Ich hatte dir ja bereits gesagt, dass ich meinen Ex betrogen habe, aber eigentlich habe ich das gar nicht gewollt. Du musst wissen, ich besuche meine tote Mutter immer an ihrem Geburtstag am Grab. Das wollte ich auch an diesem Tag machen, aber mein Freund hat mich versetzt. Er hat mir ein paar Minuten vorher eine SMS geschickt und dann seine Handy ausgemacht. Ich war in dem Moment so unglaublich sauer und enttäuscht, dass ich gar nicht mehr richtig denken konnte. Das hat der Typ ausgenutzt. Er wollte mich schon lange ins Bett kriegen und hatte nun seine Chance gesehen. Er hatte mich zum Grab begleitet und mich dann in die Bar seiner Freunde eingeladen. Dort hat er mich erst abgefüllt und dann mit mir geschlafen. Ich habe das eigentlich alles gar nicht gewollt und gleich, als ich bemerkt hatte, was passiert war, bin ich vor ihm geflohen“, erzählte Temari sachlich. Es kostet sie große Überwindung, ihre Stimme aufrecht zu halten, doch schaffte sie es nicht, ihre Tränen zu verstecken.

 

Shikamaru, der ihre Tränen sah, bemerkte erst jetzt wie sehr sie das die ganze Zeit belastet hatte. Natürlich hatte er damals gemerkt gehabt, dass sich etwas belastete, aber erst jetzt, wie er die Tränen sah, wusste er wirklich, wie schwer es ihr gefallen war. Er wollte die Tränen von ihren Wangen wischen, doch dafür hätte er ihr näher kommen müssen. In seinem inneren herrschte Chaos. Er wollte ihr helfen. Er wollte ihr zeigen, dass er für sich da war, aber er konnte es nicht. Mittlerweile war ihm auch klar geworden, wieso. Es lag nicht nur daran, dass er sie nicht verletzen wollte sondern auch an seinem Traum von der letzten Nacht. Es war eher ein Albtraum gewesen und es war nicht nur sondern mehrere, doch hatten sie alle dasselbe gezeigt. Sie hatten ihm alle auf die verschiedensten varianten gezeigt, wie Hidan gerade mit seiner Temari schlief. Vielleicht war auch das der Grund gewesen, weshalb er gezögert hatte. Er hatte den Traum zwar in die hintersten Regionen seines Gehirns geschoben, doch hatte ihre Geschichte alle das wieder hochgeholt. Er konnte die Bilder wieder direkt vor seinem Auge sehen. Es brachte ihn um. Es quälte ihn. Er konnte es einfach nicht, er konnte ihr nicht mal diese kleine Träne von der Wange wischen. Es ging nicht und das war schlecht. Wie sollte alles wieder gut werden, wenn er sie nicht einmal mehr berühren konnte?

 

Shikamaru war so in Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkt, wie sich Temari schnell über die Augen wischte und so die Tränen entfernte. Er bemerkte auch nicht, dass sie mit der Geschichte fortfuhr. Viel zu sehr war er mit sich und seinen Träumen beschäftigt. Temari aber bemerkte, dass etwas nicht stimmte. Das hatte sie schon von Anfang an. Schon als er vor ihrer Tür gestanden hatte, hatte sie gespürt, dass etwas anders war als am Vortag. Dass er sich so weit von ihr entfernt gesetzt hatte und ihr nicht über die Wange strich, um die Tränen zu entfernen, waren nur weitere Indizien dafür, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Unsicher biss sie sich auf ihre Lippe. Sie wusste, dass das Probleme mit sich bringen würde, würde sie ihn jetzt ansprechen. Sie wusste aber auch, dass es keinen anderen Weg gab als diesen. Nur so würden sie weiter kommen.

 

Vorsichtig suchten ihre Hände nach den seinen. Als sie diese gefunden hatte, wollte sie sie mit ihren umschließen, doch er entzog sie ihr unbewusst. Schnell zog Temari ihre Hände zurück und drückte gegen ihr Herz, das drohte zu zerbrechen. Hart schluckte sie, bevor sie einmal tief einatmete.

  „Das geht so nicht, oder?“, stellte sie mit heiserer Stimme fest, wobei sich neue Tränen in ihren Augen sammelten. Sie wollte ihn doch nicht schon wieder verlieren. Das hielt sie einfach nicht. Das würde sie nicht überleben. Sie brauchte ihn doch. Sie hatte ihn die ganze Zeit gebraucht. Er hatte sie verlassen und nun würde er sie ein weiteres Mal verlassen. Er würde sie und ihr Baby alleine lassen. Sie hatte es gewusst, sie hatte tief in ihrem inneren gewusst, dass es nicht funktionieren konnte. Ihr Vergehen war einfach viel zu groß gewesen als dass er es ihr verzeihen oder es vergessen konnte.

 

Erst jetzt realisierte Shikamaru, dass sie bereits weiter gesprochen hatte. Es dauerte ein paar Minuten, bis er wirklich realisierte, was sie da sagte, was sie meinte. Auch Shikamaru schluckte schwer. Es fiel ihm schwer dies zu zugeben, aber er wusste, dass sie Recht hatte, dass es so einfach nicht weitergehen konnte, nicht so wie es jetzt war, denn das war ein Nichts. So konnte keiner Leben und so konnten sie sicher keine Beziehung führen. So konnten sie sich auch nicht um ein kleines Baby kümmern. Wie sollte es funktionieren? Er konnte Temari schon nicht anfassen, wie sollte es dann erst werden, wenn sie das Baby bekam, wenn es Hidans war. Er würde ihr nicht helfen können. Er würde diesem Baby keine Liebe schenken können. Es würde immer der Grund sein, weshalb es zwischen ihm und Shikamaru nicht lief. Es würde ihn jedes Mal an das erinnern, was passiert war. Das heißt, ihr ungewollter Verrat würde ihn nicht nur im Schlaf verfolgen sondern auch am Tag, wann immer er das kleine Geschöpf sehen würde. Es wäre keinem von ihnen gerecht. Sie alle würden darunter leiden. So weit durfte es nicht kommen! Sein Körper verkrampfte sich.

  „Nein, so geht es nicht“, flüsterte er leise.

Die Vergangenheit kann man nicht vergessen!


 

15. Die Vergangenheit kann man nicht vergessen!
 

 

  „Nein, so geht es nicht“, flüsterte er leise.

 

Stille erfüllte den Raum. Schweigend saßen die beiden neben einander. Nicht einmal der Flügel gab noch einen Ton von sich. Die Freude und die Glücksgefühle waren vergessen. In ihren Gedanken dachten sie nur daran, dass es so einfach nicht ging. Sie konnten sich nicht gegenseitig von ihrer Vergangenheit erzählen und so tun als wäre es vergessen, denn das war es nicht. Es würde niemals vergessen sein. Die Vergangenheit würde immer ein Teil von ihnen sein, egal, was sie taten. Würden sie versuchen, ihre Vergangenheit zu  vergessen, würde sie sie früher oder später einholen. Das wussten sie beide. Sie waren ja nicht dumm. Sie hatten ja auch vorher gewusst, dass es nicht unbedingt einfach werden würde, doch wie es jetzt lief, so ging es einfach nicht.

 

„Wie soll es jetzt weitergehen?“, fragte Temari nach einer Weile, um das Schweigen zu brechen. Shikamarus Blick hob sich. Zweifelnd sah er sie an.

  „Ich weiß es nicht, Temari“, erwiderte er bedrückt. Er wusste es wirklich nicht. So leid es ihm tat, aber er hatte keine Ahnung. Hätte er doch bloß nicht diesen Traum gehabt, dann würden sie nun hier sitzen und zusammen Musik machen oder sich aneinander kuscheln, um die verlorene Zeit nachzuholen. Aber nein, er musste ja diesen absurden Traum haben, der alles zerstörte. Er wollte doch endlich glücklich werden. Glücklich mit seiner großen Liebe. Wie konnte ein einziger Traum seine komplette Entschlossenheit wieder ins wanken bringen? Er wusste es. Er hatte es schon vor dem Traum gewusst und er wusste es auch jetzt. Sie konnten nicht einfach wieder von vorne anfangen, ohne neues Vertrauen aufzubauen. Egal, was sie versuchten, die Vergangenheit hatte das Vertrauen zwischen ihnen zerstört und er wusste nicht, ob es je wieder bestehen könnte. Es war doch so unglaublich schwer nach einem Vertrauensbruch alles wieder aufzubauen, vor allem wenn du Betrug so schwerwiegend war. Wie sollten sie das schaffen, wenn er die ganze Zeit daran denken musste, dass Hidan sie an denselben Stellen berührt hatte, wie er, wenn er sich immer und immer wieder daran erinnerte.

 

„Was ist anders als gestern?“, stellte Temari die Fragen der Fragen. Shikamaru schluckte schwer. Natürlich kannte er die Antwort auf ihre Frage, aber sollte er es ihr wirklich sagen? Es würde noch viel mehr verändern als es so schon war. Aber wie sollte es noch schlimmer werden? Er konnte sie schon nicht anfassen, konnte kaum in ihrer Nähe sein, ohne dass er daran dachte, was Hidan und sie getan hatten. Vielleicht konnte Temari ihm dabei ja auch helfen, vielleicht schaffte sie es mit ihren Worten diese Gedanken beiseite zu schieben. Er hoffte es wirklich sehr, denn in seinem Herzen wollte er, dass das hier funktionierte, dass sie sich wieder so liebten wie zuvor und dass sie in eine neue Zukunft starten konnten, auch wenn sie dabei ein Mensch mehr waren, um den sie sich kümmern mussten. Allerdings sollten sie, bevor sie an die Zukunft dachten, ihre Probleme in der Gegenwart lösen, immerhin war ihnen ihre Vergangenheit dicht auf den Fersen, um sie für ihre Fehler büßen zu lassen. Wenn sie das also nicht schnell lösten, würde es nur noch schlimmer werden und vielleicht würde es dann nichts mehr zum Lösen geben, weil alles bereits zerstört war.

 

„Ich habe geträumt“, gestand er ihr schließlich, doch Temari verstand kein Wort. Wie sollte sie auch. Woher sollte sie wissen, was gerade in ihm vorging, was er gerade durchmachte, was ihn auch in seinen Träumen verfolgte. Sie hatte einfach keine Ahnung, doch das sollte sich schon bald ändern, denn Shikamaru fuhr bereits mit seinen Erklärungen fort: „Ich habe geträumt, wie du und Hidan… wie ihr… also…“ Temari legte ihre Hand auf die seine und strich vorsichtig darüber. So zeigte sie ihm, dass er nicht weiter sprechen musste, dass sie bereits wusste, was er sagen wollte und dass er sich nicht auch noch damit quälen sollte, es auch noch auszusprechen, immerhin wusste sie genau, wie weh ihm diese ganze Geschichte tat und dass er noch lange nicht darüber hinweg war. Sicher würde es noch lange dauern, bis er darüber hinweg kam.

 

„Die Sache mit Hidan ist einfach zu groß, oder?“, stellte sie leise fest, wobei sie seine Hand noch immer fest in ihrer behielt. Shikamaru selbst fiel dies gar nicht so sehr auf, doch für sie war es etwas ganz besonderes. Als er bei ihrem ersten Versuch ihrer Hand ausgewichen war, hatte es sie wirklich verletzt. Sie verstand, dass es für ihn nicht einfach war, schon gar nicht nach diesem Albtraum, doch was sollte sie machen? Sie konnte nicht in der Zeit zurück reisen, aber sie würde alles tun, um all das wieder rückgängig zu machen und das wusste er doch. Ihr war klar, dass er seine Zeit brauchte, aber war ein halbes Jahr nicht genug Zeit, um zu vergessen? Nein nicht vergessen. Sie wollte nicht mal, dass er es vergaß. Einen Betrug vergaß man nicht, man konnte ihn nur vergeben und darüber hinwegkommen, doch Shikamaru schien noch lange nicht darüber hinweggekommen zu sein und sie war sich nicht sicher, ob er es je schaffen würde, immerhin wusste sie, was passiert war, nachdem Ino gestorben war. Auch dort hatte er Jahre gebraucht, um sich wieder zu binden, aber sie hatten keine Jahre. Sie hatten ein paar Monate, dann war ihr Baby auf der Welt, dann würde alles anders sein. Ein paar Monate und dann müssten sie sich entschieden haben.

 

Ängstlich biss sich Temari auf die Unterlippe. Ohne es wirklich zu bemerken ließ sie wieder seine Hand frei und zog die ihre zu sich heran. Alte Ängste kamen in ihr hoch. Was war, wenn er sie verließ? Es konnte doch so viel passieren. Er konnte plötzlich sagen, dass er damit einfach nicht mehr fertig wurde, dass er ihr niemals mehr vertrauen konnte oder – und das war ihrer Meinung noch viel schlimmer – er könnte ihr wieder vertrauen, doch er könnte nicht mit einem Baby zusammenleben, das von einem anderen Mann war. Er könnte sie einfach so sitzen lassen mit einem kleinen Baby, um das sie sich kümmern musste. Nein, das würde sie nicht schaffen. Wie sollte sie das auch schaffen? Sie brauchte ihn! Sie braucht ihn nicht, um ihr Kind zu erziehen. Dabei konnten ihr auch ihre Bruder und ihr Vater helfen. Nein sie brauchte ihn, weil sie liebte. Sie brauchte ihn, damit sie endlich wieder glücklich werden konnte, so wie es gewesen war, als sie noch zusammen waren. Würde er sie nun alleine lassen, würde für sie eine Welt zusammenbrechen, vor allem wenn er sie erst an sich heran ließ und sie dann wieder abwies, sie einfach alleine ließ. Nein, noch einmal schaffte sie das nicht. Sie war stark, keine Frage, aber nicht so stark. Jeder Mensch brauchte jemanden, den man liebte und der diese Liebe erwiderte und für sie war dieser jemand Shikamaru. Für keinen Mann hatte sie je dasselbe empfunden, wie für ihn. Was war also, wenn er sie nun wirklich sitzen ließ?

 

Langsam baute sich Temaris Mauer wieder auf. Vor zwei Jahren hatte er sie zum Einsturz gebracht, nun war er der Grund, weshalb sie sie wieder aufbaute. Aber dieses Mal würde sie ihr Herz besser beschützen als davor. Sie würde die Mauer verstärken, sodass er nicht noch einmal durchkam und sie verletzte. Seelischer Schmerz tat dafür einfach viel zu sehr weh. Zwei Mal hatte sie dies schon erlebt und zwei Mal hatte es dieselbe Reaktion hervorgerufen. Sie versteckte sich einfach wieder hinter ihrer kalten Mauer und ließ niemanden dahinter, schon gar keine Personen, die leichte Chancen hatten ihrem Herzen schaden zu zufügen. Sie wollte dieses kleine empfindliche Organ in ihrem Körper so gut schützen, wie sie nur konnte.

 

Shikamaru aber bemerkt schnell, welcher Prozess gerade in ihr vorging, was sie vorhatte. Er wusste, dass, sollte sie es schaffen ihre Mauer wieder vollständig aufzubauen, würde er keine Chance mehr haben an sie heran zu kommen. Er wusste, wieso sie es tat und er konnte sie verstehen. Nicht einmal er konnte ihr garantieren, dass er sie nicht erneut verlassen würde, schon gar nicht nach dem gestrigen Traum. Er konnte ihr nur versprechen, dass er alles versuchen würde, um ihr wieder vertrauen zu können, wenn sie ihn nur an sich heran ließ. Er durfte nur nicht zulassen, dass sie sich ihm vollkommen verschloss.

 

„Bitte Temari, verschließ dich nicht schon wieder“, hauchte er ihr plötzlich ins Ohr. Temari hatte gar nicht bemerkt, wie er ihr näher gekommen war, weshalb sie vor Schreck die Luft anhielt. Schnell fiel die Anspannung wieder von ihr ab. Noch immer hatte er diese beruhigende Wirkung auf ihr. Jedoch spannte sich ihr Körper genauso schnell wieder an. Sie wusste, was er vorhatte. Sie wusste, dass er es in Kauf nahm, dass er sie erneut verletzten könnte. Sie wusste aber auch, dass sie das nicht zulassen konnte. Wäre sie alleine gewesen, hätte sie sich wahrscheinlich kopfüber in diese Beziehung gestürzt, doch sie war nicht alleine, sie hatte ein kleines Baby, um das sie sich kümmern musste. Was sollte ihr kleines Mädchen mit einer labilen Mutter, die unter der Trennung ihres Freundes litt, der vielleicht der Vater ihrer Tochter war? Auch wenn es ihr schwer fiel, sie musste jetzt an die kleine denken, bevor sie daran dachte, was sie wollte, vor allem wenn es um solch große Entscheidungen ging. Es schmerzte sie sehr, doch ihre Entscheidung war gefallen.

 

„Geh jetzt bitte, Shikamaru“, sagte sie leise, bevor sie sich von ihm abwand und sich auf ihr Bett legte. Ihre Gesten sagten ihm, dass sie kein Wiederspruch gestattete, doch so schnell würde sich Shikamaru nicht geschlagen geben. Viel zu langen hatten er und sie sich gequält. Da konnten sie nicht schon wieder einen Rückzieher machen. Das war doch feige! Sie konnten nicht dauernd weglaufen, wenn es mal schwierig wurde. Sie mussten stehen bleiben und dagegen ankämpfen. Das hatte er in den letzten Wochen gelernt, doch Temari schien lieber die sichere Variante wählen zu wollen. Ja er konnte sie verstehen, aber im Leben gab es nicht immer nur den sicheren Weg. Wenn man weiterkommen wollte, dann musste man auch mal Risiken eingehen, auch wenn diese Risiken bedeuteten, dass man verletzt wurde. Leid und Schmerz gehörten ebenso zum Leben wie Glück und Freude. Und er würde nicht eher gehen, bis sie das endlich eingesehen hatte, bis sie verstand, weshalb er, als er sie an dem Fluss gesehen hatte, auf sie und ihren Bruder zugegangen war. Er war das Risiko eingegangen und sie war diesen Schritt mit ihm zusammen gegangen. Ja auch er hatte einen Rückzieher machen wollen, jedoch hatte er sich wieder um entschieden, er war durch ihre Tür gegangen und hatte sich ihr gestellt. Sie wollte hier aber einen vollen Rückzieher machen, sie wollte nicht mal mehr mit ihm reden. Sie wollte sie aufgeben.

 

„Temari, bitte tu das nicht!“, sagte er eindringlich. „Renn nicht weg. Ich weiß, ich hab leicht reden, immerhin war ich es, der dich das letzte Mal von sich gestoßen hat und weggerannt ist, aber gerade darum weiß ich, dass es ein Fehler ist. Darum renn bitte nicht weg, es wird nichts bringen. Es wird alles nur noch schlimmer machen, weil wir uns einander brauchen!

  „Shikamaru, ich habe gesagt, du sollst gehen“, wiederholte sie sich dieses Mal ein bisschen aggressiver. Sie wollte nicht mit ihm reden, sie wusste, dass er sie dann nur wieder umstimmen würde und das wollte sie auf gar keinen Fall riskieren.

  „Ich weiß, dass für dich die Belastung und die Ängste noch größer sind, weil du auch an dein Baby denken musst, aber ich kenne dich, Temari. Ich weiß, dass du, wenn du dich jetzt mir verschließt, nie mehr wieder einen Mann an dich heranlassen wirst. Willst du wirklich, dass deine Tochter ohne Vater aufwächst, dass sie dich immer wieder nach ihrem Papa fragt? Temari, du hast am eigenen Leib gespürt, wie es ist, wenn man von einer Person aufgezogen wird, die angst davor hat zu lieben. Tu das deiner Tochter bitte nicht an“, versuchte Shikamaru es weiter. Er wollte sie nicht aufgeben. Er liebte sie doch so sehr. Sie war sein Leben und er wusste, dass er es auch für sie war.

 

Jedoch zeigten seine Worte bei ihr keine Wirkung, zumindest keine, die er sich erhofft hatte. Temari richtete sich abrupt auf und drehte sich zu ihm. Er konnte sehen, wie sie vor Wut zitterte.

  „Ich habe gesagt, du sollst gehen!“, schrie sie ihn wütend an. In ihre Augen traten die Tränen, welche langsam ihre Wange hinunterliefen. Verstand er denn nicht, dass das alles schon schwer genug für sie war? Musste er es ihr auch noch schwerer machen? Sah er denn nicht, wie verletzt sie bereits war? Ja, sie liebte ihn. Sie liebte ihn über alles, weil er ihr Leben war, aber sie hatte Angst vor dem, was kommen würde. Wer wusste schon, ob nicht wieder ein Traum kam, wenn er es gerade geschafft hatte, ihr wieder zu vertrauen. Sie konnte es einfach nicht riskieren, dass er sie eines Tages wieder verließ. Lieber rann sie weiter vor ihrer Vergangenheit davon, lieber lief sie ihr ganzes Leben und blieb nicht mehr stehen. Vielleicht war es ja ihr Schicksal. Vielleicht war sie dazu verdammt ihr Leben lang davon zu laufen…

 

Shikamaru sah, wie schlecht es ihr ging und er sah, wie sie ihre Gedanken plagten. Er wollte auf sie zugehen und ihr helfen. Er wollte sie in den Arm nehmen und ihre Tränen wegstreichen. Aber hier zählte nicht, was er wollte, denn hier ging es nicht um ihn. Hier ging es um ihn und Temari, um das sie beide. Wenn sie nicht wollte, dann hatte das Kämpfen keinen Sinn. Er konnte nicht für sie beide kämpfen, er konnte sich nur um sie bemühen und versuchen sie zu überzeugen. Alles andere lag bei ihr. Wenn sie nicht wollte, was sollte er dann bitte tun? Er konnte sie nicht dazu zwingen, dass sie wieder zusammen kamen, dass sie es versuchen sollte. Das wollte er auch gar nicht. Würde er sie zwangen, dann wäre es nicht richtig, So wollte er es nicht. Sie sollte es aus freien Stücken wollen, weil er sich erst dann sicher sein konnte, dass sie es auch wirklich wollte, dass sie mit ganzem Herzen dabei war und sich für ihre Liebe einsetzte. Da sie das aber scheinbar nicht wollte, drehte er sich um und ging. Sie würde zu ihm kommen, würde sie sich dafür entscheiden, es mit ihm zu versuchen und so lange würde er warten. Er würde warten, bis sie alles durchdacht hatte und bis sie sich sicher war, dass das war, was sie wirklich brauchte, was ihr Leben bestimmen sollte und was das richtige für sie und das Baby war.

 

Als er ging, kam ihm Gaara entgegen, jedoch senkte Shikamaru seinen Blick. Ja, er hatte ein schlechtes Gewissen, aber er hatte ja auch sein Versprechen gebrochen. Er hatte versprochen, dass er sie nicht schon wieder verletzten wollte, dass er es versuchen wollte und doch hatte sie ihn wütend aus ihrem Zimmer geworfen. Eigentlich konnte er froh sein, dass Gaara ihn mit Ignoranz strafte und sich um Temari kümmerte. Es hätte auch sein können, dass er nun sein blaues Wunder lebte, jedoch hatte er schon immer gedacht gehabt, dass Gaara nicht der Typ war, der einfach drauf los schlug. Er würde sich erst beide Seiten anhören, bevor er sein Urteil fällte. Zu erst hatte Shikamaru dies wirklich nicht gedacht gehabt, aber, auch wenn Gaara manchmal sehr kühl und angsteinflößend wirkte, war er eigentlich ein sehr gerechter und führsorglicher junger Mann. Er war ganz anders als sein Bruder Kankuro. Bei diesem war sich Shikamaru sicher, dass Entkommen zwecklos war. Würde der Braunhaarige es wollen, würde er ihm hier und jetzt zeigen, wo es lang ging. Schwer schluckte Shikamaru, als er eben jenem Braunhaarigen an der Tür lehnend sah, den Blick starr auf ihn gerichtet.

 
 

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„Ich habe gesagt, du sollst verschwinden“, meckerte Temari, als sie hörte, wie die Tür geöffnet wurde und jemand ihr Zimmer betrat.

  „Soll ich wirklich gehen?“, erklang plötzlich eine raue Stimme von der Tür aus. Auch wenn Temari ihn nicht sehen konnte, lächelte er sie sanft an. Natürlich kannte er die Antwort, auch ohne dass Temari von ihrem Bett aufsprang, auf ihn zu lief und ihre Arme um ihn schlang. Er hatte doch gewusst, dass etwas nicht stimmte. Er hatte an ihrer Stimme erkannt, dass es nicht Shikamarus Schuld gewesen war, dass es an ihr lag. Eigentlich hatte er gewusst, dass dieser Tag noch kommen würde, allerdings hatte er nicht gedacht, dass er so schnell kam. Er hatte gehofft, dass seine Schwester noch ein bisschen länger hätte glücklich sein dürfen, bevor sie sich ihrer Vergangenheit stellen musste. Er wusste, dass sie es nur ungern tat und er wusste, dass sie lieber davor weglaufen wollte, aber er wusste auch, dass sie das nicht konnte. Dieses Mal würde es nicht funktionieren und er würde es auch nicht zulassen.

 

„Wieso versuchst du schon wieder davon zu laufen“, fragte er leise an ihr Ohr, während er beruhigend über ihren Rücken strich.

  „Es ist besser so“, erwiderte sie schniefen. Natürlich fiel es ihr schwer Shikamaru aufzugeben, immerhin liebte sie ihn wirklich sehr, jedoch war sie von ihren eigenen Worten überzeugt. Sie glaubte fest an das, was sie dort sagte. Gaara aber schüttelte den Kopf.

  „Es ist nicht besser, Temari, es ist nur leichter, aber du kannst nicht immer den leichten Weg nehmen. Wenn du wirklich glücklich werden willst, dann musst du jetzt etwas riskieren, bevor es wieder zu spät ist“, sagte er mit ruhiger Stimme.

  „Wir werden das nicht schaffen, es steht einfach viel zu viel zwischen uns. Es ist ja nicht nur, dass ich mit Hidan geschlafen habe. Er kann mir einfach nicht mehr vertrauen. Das hat er selbst gesagt und wie soll man bitte eine Beziehung aufbauen, wenn man einander nicht mehr vertraut. Das geht einfach nicht, Gaara. Außerdem bin ich noch immer schwanger und ich habe keine Ahnung von wem das Baby ist. Was ist, wenn es von Hidan ist und Shikamaru mich dann deshalb verlässt. Das würde ich einfach nicht ertragen. Ich kann ihn nicht noch einmal verlieren“, erklärte sie ihm mit leiser Stimme.

  „Also stößt du ihn lieber weg, bevor er es vielleicht irgendwann machen kann?!“, stellt er fest. Temari nickte sacht.

  „Du weißt, dass das nicht stimmt, Temari. Ja, ihr habt momentan Probleme, aber die lassen sich lösen. Ihr müsst ein wenig Geduld haben. Vertrauen bekommt man nicht von jetzt auf gleich. Man muss es sich verdienen und du wirst es dir verdienen. Du musst nur ein bisschen mehr vertrauen in euch haben, dann wird alles wieder gut. Da bin ich mir sicher. Und wenn er sich erst dafür entschieden hat, bei dir zu bleiben, dann wird er es auch tun, egal ob das sein Kind ist oder das von einem anderen. Shikamaru liebt dich nämlich wirklich sehr. Du musst nur jetzt um deine Liebe kämpfen, denn vor deiner Vergangenheit wirst du niemals davon laufen können. Irgendwann wird der Moment gekommen sein, in dem sie dich eingeholt hat und dann wird alles zu spät sein, also tu etwas, bevor es so weit ist. Kämpfe!“, versuchte er sie zu überzeugen.

 

Eine ganze Weile blieb es still in Temaris Zimmer. Eine Weile, in der sich die hübsche Blondine noch einmal alles durch den Kopf gehen ließ, was ihr Bruder ihr gerade sagen wollte. Und ganz langsam wurde ihr klar, dass er Recht hatte, dass alles, was er dort gesagt hatte, war und dass sie nun einfach um ihre Liebe kämpfen musste. Shikamaru hatte den Anfang gemacht. Nun war sie an der Reihe. Sie musste den nächsten Schritt machen. Sie musste ihm zeigen, dass sie das auch wirklich wollte, dass sie genauso wie er um ihre Liebe und ihre Beziehung kämpfen wollte. Es würde der erste Schritt in ihre neue Zukunft sein, aber auch der erste Schritt ihrer Vergangenheit entgegen. Sie würde sich ihrer Vergangenheit stellen und nicht mehr vor ihr wegrennen. Gaara hatte recht gehabt. Man konnte vor seiner eigenen Vergangenheit nicht wegrennen. Man konnte sie auch nicht vergessen. Man konnte sie für eine kleine Weile in den Hintergrund rückenlassen und ihr so für geringe Zeit entkommen, aber irgendwann würde sie mit rasender Geschwindigkeit wieder auf einem zukommen und überrollen. Die Vergangenheit gehörte zu einer Person ebenso wie die Gegenwart und die Zukunft. Nur wer sich aller drei wirklich bewusst war, konnte es schaffen ein befriedigendes Leben zu führen. Das wurde ihr in diesem Moment erst so richtig klar. Nun war es an ihr, sich ihrer Vergangenheit stellen zusammen mit Shikamaru. Aber dafür musste sie nun ihren Stolz und ihre Ängste über Board werfen und auf Shikamaru zu rennen.

Vertrauen muss man gewinnen


 

16. Vertrauen muss man gewinnen
 

 

Schwer schluckte Shikamaru, als er eben jenem Braunhaarigen an der Tür lehnend sah, den Blick starr auf ihn gerichtet.

 

Er hatte keine Ahnung, was nun auf ihn zukommen würde. Er hatte eine Vermutung, immerhin hatte Temari ihn gerade lautstark herausgeworfen, allerdings hoffte er, dass sich diese Vermutung als falsch heraus stellte. Leider sah Kankuro nicht wirklich so aus, als wäre er ihm freundlich gesinnt. Es sah viel mehr danach aus also wollte er töten. Da half es auch nicht, dass er langsam auf ihm zukam. Im Gegenteil. Es verschlimmerte die Situation nur noch. Es war wie die Ruhe vor dem Sturm. Doch würde er diesen Sturm nicht so ohne weiteres an sich vorbei ziehen lassen. Er würde sich wehren, schließlich hatte er nichts falsch gemacht. Er hatte versucht Temari zu überzeugen. Sie war es gewesen, die ihn einfach herausgeworfen hatte. Sie hatten doch beide gewusst, dass es nicht einfach wurde. Das Leben war niemals einfach. Dass sie aber gleich bei der ersten Schwierigkeit aufgab, hatte er nicht erwartet, immerhin war sie doch sonst immer so eine Kämpferin, die nicht gleich bei der ersten Hürde aufgab. Warum also gerade jetzt? Warum wenn es um ihr Glück und ihre Liebe ging?

 

„Sie hat einen Rückzieher gemacht, oder?“, holte Kankuros Stimme ihn aus seinen Gedanken zurück. Überrascht sah Shikamaru ihn an. Damit hatte er nun gar nicht gerechnet. Es wirkte schon fast so als wäre er verständnisvoll, als würde er verstehen, was gerade in ihm vorging.

  „Du solltest ein wenig Geduld mit ihr haben. Du musst sie verstehen, die Hormone beeinflussen sie und sie hat Angst, dass du sie wieder alleine lässt“, erklärte er ihm, „und das kann ich wirklich gut verstehen. Wie soll sie vertrauen haben, wenn du ihr neue Hoffnung machst, um ihr dann zu sagen, dass du sie für immer lieben wirst, aber nicht mit ihr zusammen sein kannst, weil du nicht, weißt, ob du ihr je wieder vertrauen kannst. Aber weißt du, Shikamaru, jetzt muss nicht nur sie dafür sorgen, dass du ihr wieder vertrauen kannst, sondern auch du, denn auch wenn Temari das nicht wahr haben will, ist sie doch eine sehr sentimentale Frau, die versucht ihre Ängste und Schwächen hinter einer Maske zu verstecken. Du hast es schon einmal geschafft hinter diese Maske zu gucken, wenn du es noch einmal schaffst, wird sie dir sicher wieder vertrauen können, doch erst mal wirst du wohl dafür sorgen müssen, dass sie dich wieder näher an sich heranlässt.“

 

„Klasse Rat und wie soll ich das bitte machen, du Schlaumeier?!“, fuhr Shikamaru ihn an. Eigentlich wollte er das gar nicht. Er wollte ihn nicht anschreien, immerhin hatte Kankuro es nur gut mit ihm gemeint. Aber das klang aus seinem Mund alles so viel leichter als es in Wirklichkeit war. Wie sollten sie das nur schaffen, wenn sie beide nicht dazu in der Lage waren sich zu vertrauen? War Vertrauen nicht das Ah und Oh in einer Beziehung? Das konnte so doch einfach nicht funktionieren. Temari würde ihn immer und immer wieder rauswerfen, wenn es nur den Anschein machte als würde es schwierig werden. Wie sollten sie es da also schaffen Vertrauen aufzubauen? Shikamaru seufzte leise, bevor er sich an Kankuro wand.

  „Entschuldige, ich wollte dich nicht anmeckern. Aber vielleicht solltest du das auch deiner Schwester sagen, denn, wenn sie mich bei jedem kleinen Problem, das auftreten wird aus ihrem Zimmer schmeißt, werden wir es nie schaffen, Vertrauen aufzubauen. Das ist einfach keine Basis und ich weiß nicht, wie wir das schaffen sollen. Es ist so schon schwer verlorenes Vertrauen wiederherzustellen, aber so wird es niemals klappen“, erwiderte er traurig. Gerne hätte er etwas anderes gesagt, weil er an ihre Liebe glauben wollte, aber das war nun mal die Wahrheit.

 

„Also bist du der Meinung, wir sollten uns am besten gleich aufgeben und es erst gar nicht versuchen?“, erklang plötzlich eine leise Stimme hinter ihnen. Abrupt drehte sich Shikamaru zu ihr um. Unbewusst kaut er auf seiner Unterlippe herum. Er hatte nicht gewollt, dass sie dies hörte, denn er hatte gewusst, dass sie diese Schlüsse ziehen würde. Ja, es klang so als wäre er dieser Meinung, doch hatte er in den letzten Monaten gemerkt, dass er einfach nicht ohne sie konnte, dass er sie brauchte und darum würde er auch um ihre Lippe kämpfen. So schnell würde er nicht aufgeben, nicht schon wieder und er hoffte, dass auch sie es nicht tat, dass auch sie an ihrer Liebe zueinander glaubte, denn nur, wenn sie beide daran glaubten, konnte das auch alles funktionieren. Er zumindest glaubte fest daran, dass sie es schaffen würden, auch wenn es ein weiter weg war. Sie mussten nur einfach einmal wirklich über ihre Probleme reden und ihnen nicht immer aus dem Weg gehen.

 

„Nein, das glaube ich nicht. Ich bin der Meinung, dass wir es versuchen sollten, auch wenn es schwer sein wird. Aber wie dein Bruder schon gesagt hat, wir beide müssen dafür sorgen, dass der andere uns wieder vertrauen kann. Wir können uns noch so oft versprechen, dass es nicht noch mal passieren wird, allerdings wird es nichts bringen, wenn das Vertrauen nicht da ist“, erklärte er mit ruhiger Stimme, wobei er sich ihr langsam nähert und schließlich vor ihr stehen blieb. Führsorglich strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Schnell zog er seine Hand aber wieder zurück. Er war sich nicht sicher, ob sie ihm diese Intimität erlaubte, ob sie das überhaupt wollte, immerhin hatte sie noch nicht gesagt, dass auch sie es wollte, dass sie es mit ihm versuchen wollte, auch wenn ihre Chancen geringen waren. Er würde es sogar verstehen, würde sie es nicht wollen. Sie trug ein ungeborenes Kind in sich, an das sie denken musste. Vielleicht war sie mit der Kleinen einfach nicht dazu bereit dieses Risiko einzugehen. Sollte es so seien, würde er es akzeptieren, allerdings würde er auf jeden Fall für das Kind sorgen, sollte es seins sein. Er würde nicht zu den Vätern gehören, die sich aus dem Staub machten, weil man sie rausgeschmissen hatte. So einer war er einfach nicht und das wusste sicher auch Temari.

 

Temari aber griff nach seiner Hand und hielt sie fest in ihrer. Er konnte deutlich spüren, wie sie zitterte und das machte ihm Angst. Würde sie ihm jetzt sagen, dass sie das Risiko nicht eingehen konnte? Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass sie Angst vor ihren eigenen Worten hatte, dass sie sich nicht sicher war, ob sie wirklich das richtige tat. Er selbst hoffte so sehr, dass sie sich für ihn entschied, dass sie das Risiko nahm und ihr sicheres Leben beiseiteschob, um mit ihm zusammen glücklich zu werden, auch wenn er ihr nicht versprechen konnte, dass sie es wurden. Shikamaru konnte ihr nur versprechen, dass er alles dafür tun würde, dass er um sie kämpfen würde, egal ob sie es ihm glaubte oder nicht. Er würde sie auf jeden Fall nicht aufgeben, auch wenn es anstrengend werden würde und eigentlich nicht im Geringsten seiner Natur entsprach. Er einer der faulsten und gemütlichsten Menschen der Welt wollte sich so sehr anstrengen und das für eine Frau, aber er liebte diese Frau und das war auch der Grund, warum er das alles auf sich nahm, weil er sie einfach liebte und sie glücklich machen wollte.

 

„Ich denke, wir sollten es versuchen. Ich glaube, wenn wir es nicht versuchen würden, würden wir es den Rest unseres Lebens bereuen. Ich will meinem Kind nicht irgendwann erklären müssen, dass seine Eltern nicht mehr zusammen sind, weil ich Angst hatte, es zu versuchen. Ich will es aber nicht nur wegen meinem Kind tun, das erst durch dich angefangen hat sich zu regen, sondern weil ich dich wirklich liebe und mir die letzten Wochen gezeigt haben, dass ich dich wirklich brauche“, sagte sie nach einer schier endlosen Zeit, zumindest war es Shikamaru so vorgekommen. Aber als sie es endlich ausgesprochen hatte, war er einfach nur überglücklich gewesen. Natürlich war noch nicht gesagt, dass sie auch wieder zusammenkamen und dass alles so wurde, wie es war, aber es war der erste Schritt gewesen. Er wusste nicht, was er getan hätte, hätte sie nein gesagt. Sie war sein Leben und darum erfüllte ihre Antwort ihn auch so sehr mit Glück, sodass er nicht mehr wusste, was er tat. Ganz automatisch war er einen Schritt auf sie zugegangen und hatte sie in seine Arme gezogen. Fest drückte er sie an sich, als wollte er sie nie mehr loslassen. Temari schien dies aber nichts aus zu machen. Im Gegenteil. Sie erwiderte die Umarmung und gab sich ihm so vollkommen hin. Sie beide genossen diesen Moment und kosteten ihn vollkommen aus, zumindest so lange, wie sie die Möglichkeit hatten.

 

 

Für beide war es anfangs nicht leicht. Keiner von ihnen hatte wirklich eine Ahnung, wie sie das Vertrauen des anderen gewinnen sollten. Shikamaru hatte zwar einige Ideen für Vertrauensübungen, allerdings waren diese alle nicht mit einer blinden Schwangeren möglich, sodass er jede seiner Ideen über Bord werfen musste. In der Hoffnung, dass ihm vielleicht noch etwas Besseres einfiel. Aber ihm fiel nichts Besseres ein, genauso wenig wie auch Temari, die mehr als nur ratlos war. Auch ihre Freunde und Familien hatten dieses Mal keine Ideen, wie die beiden es schaffen sollten, wieder neues Vertrauen aufzubauen. Da den beiden also nichts anderes einfiel, setzten sich die beiden einfach zusammen und unterhielten sich. Sie sprachen eigentlich über nichts Besonderes. Meistens erzählten sie sich von ihrem Tag und wie es ihnen ergangen war. Es waren Gespräche, die man auch mit Freunden und der Familie am Abend beim Essen führte. Ab und zu spielte Temari ihm auch etwas vor oder sie sangen einfach zusammen. Es war nichts Besonderes, aber es funktionierte.

 

Langsam aber sicher lernten sie sich wieder anzunähern. Sie hielten keinen Sicherheitsabstand mehr, sondern kuschelten wieder miteinander und küssten sich auch hin und wieder. Es fühlte sich wieder genauso an, wie früher, denn ohne es wirklich zu merken hatten sie das Vertrauen Stück für Stück wieder aufgebaut. Dadurch, dass sie einfach nur miteinander Zeit verbracht hatten, hatten sie das geschafft, was sie eigentlich nicht mehr für möglich gehalten hatten. Sie hatten ihre Ängste beiseitegelegt und einfach darauf vertraut, dass es wieder besser werden würde, dass sie es schafften würden ohne Ängste miteinander leben zu können und das am besten für immer, denn noch einmal hielt es wohl keiner der beiden aus vom jeweils anderen getrennt zu sein. Allerdings hatte auch keiner der beiden vor den anderen zu verlassen, immerhin liebten sie sich über alles. Da sie sich nun sicher sein konnten, dass sie den anderen nicht mehr verlassen wollten und am liebsten jede Sekunde ihres Lebens mit ihm verbracht hätte, blieb nur noch eine wichtige Frage offen.

 

 

„Was wirst du tun, wenn das hier nicht dein Kind ist, wenn es wirklich das von Hidan sein sollte? Was wirst du dann tun?“, fragte Temari mit leiser Stimme. Dicht beieinander kuschelnd lagen sie auf Shikamarus Bett. Sie hatte ihren Kopf auf seien Brust gelegt, um seinen beruhigenden Herzschlag lauschen zu können, welcher sich nun beschleunigte. Shikamaru hatte seinen Arm um ihre Hüfte geschlungen und ließ ihre Hand auf ihrer Taille ruhen, doch konnte Temari deutlich spüren, wie sich sein Körper bei ihrer Frage verkrampfte. Bewusst hatte sie diese Frage die letzten Wochen umgangen. Natürlich wusste sie, dass das keine leichte Frage war. Dies war schließlich der Grund, weshalb sie ihm eigentlich gar nicht sagen wollte, dass sie schwanger war. Da sie nun aber wieder zusammen waren und das Vertrauen wieder da war, konnten sie diese Frage nicht mehr umgehen, schließlich würde es schon bald so sein und bis dahin musste er sich entschieden haben, wobei sie hoffte, dass es Shikamarus Kind war und nicht das von Hidan. So würde ihre Kleine wenigstens einen vernünftigen Vater haben, der auch für sie da war und sich um sie kümmerte, denn im Gegensatz zu Hidan hatte Shikamaru von Anfang an gesagt, dass er sich um sein Kind kümmern wollte, auch wenn es zwischen ihnen beiden nicht klappen sollte. Aber würde er sich auch um das Kind kümmern, wenn es von Hidan war? Temari war sich da nicht so sicher, aber sie würde es ihm auch nicht verübeln, würde er es nicht wollen. Nur wusste sie nicht, wie sie das dann schaffen sollten. Da würde sicher noch eine Menge Arbeit auf sie beide zukommen…

 

„I-ich weiß es nicht, Temari. Ich habe darüber noch nicht wirklich nachgedacht“, gestand er ihr, wobei er mit seiner Hand über ihrer Taille strich. Es stimmte, er hatte wirklich noch nicht darüber nachgedacht, aber das lag daran, dass er es eigentlich auch gar nicht wollte, denn er wusste nicht, was dabei herauskommen würde. Er wollte Temari einfach nicht verletzten. Außerdem machte ihm diese ganze Situation auch irgendwie angst. Es machte ihm Angst, dass das dort in Temaris Bauch, über den er gerade gedankenverloren strich, nicht sein Kind sein sollte. Es würde ihnen sicher viele Probleme bereiten. Sie sollten es auf jeden Fall klären, bevor das Kind auf der Welt war. Das wäre sicherlich auch besser für Temaris Nerven. Jedoch konnte er sich nicht einfach so von jetzt auf gleich für etwas entscheiden. Es wäre eine wichtige Entscheidung und diese traf man nicht mal so in ein paar Sekunden. Man musste das Für und Wieder abwiegen, um dann die richtige Entscheidung treffen zu können, wobei er sich nicht wirklich sicher war, ob es überhaupt eine richtige Entscheidung gab.

 

„Denk einfach darüber nach, Shikamaru“, holte ihre sanfte Stimme ihn aus seinen Gedanken, bevor er ihre zarten Lippen auf den seinen spüren konnte. „Aber bitte hab dich entschieden, bevor die kleine geboren ist. Wir sollten uns nämlich wenigstens ein bisschen auf den Fall vorbereiten“, murmelte sie gegen seine Lippen. Allerdings konnte er sich nicht ganz auf ihre Worte konzentrieren. Er war dafür viel zu sehr von ihren Lippen abgelenkt. Sie waren einfach viel zu nah an seinen. Er konnte ihren ruhigen Atem an seinen Lippen spüren. Es berauschte ihn so sehr, dass sein ganzer Körper nur noch den Wunsch hegte sie zu küssen und ihr so zu zeigen, wie sehr er sie liebte. Lange könnte er dem Drang allerdings nicht wiederstehen, weshalb er sie einfach küsste. Sacht und leidenschaftlich. Um ihr zu zeigen, dass er sie liebte, auch wenn das Kind von Hidan sein sollte. Er wollte sie nicht von der Tatsache ablenken, dass er ihr nicht sagen konnte, ob er auch das Kind von Hidan lieben konnte. Er wollte ihr einfach nur zeigen, dass er froh war, sie zu haben.

Stammtisch


 

17. Stammtisch
 

 

„Also wir haben hier vier Bier, eine Cola und ein Wasser“, meinte TenTen, wobei sie die Getränke an ihre Freunde verteilte und sich dann setzte. Sie alle hatten sich heute hier getroffen, um darauf anzustoßen, dass Shikamaru und Temari endlich wieder zusammen gekommen waren. Viel zu lange hatten sie alle darauf warten müssen, jedoch waren sie sich alle einig, dass sich dieses Warten wirklich gelohnt hatte, immerhin konnten sie nun das Lächeln der beiden genießen. Es war aber auch zu niedlich, wie die beiden da auf der Sitzbank saßen und miteinander kuschelten. Eigentlich war es genauso wie früher. Aber darauf hatten sie alle auch lange genug warten müssen.

 

„Wieso eigentlich nur vier Bier?“, fragte Temari überrascht. Eigentlich hatte sie gedacht, dass sie die Einzige wäre, die nichts alkoholisches bestellte, immerhin war sie schwanger.

  „Shikamaru hat gesagt, er möchte dir beistehen und hat darum eine Cola bestellt“, erklärte TenTen kichernd, wobei sie ihrem Kumpel zuzwinkerte. Dieser hatte nämlich eigentlich gesagt, dass sie es Temari nicht sagen sollte. TenTen hatte aber keinen Grund dafür gesehen, weshalb sie es ihr nicht doch sagen sollte. Sie fand, dass es eine wirklich niedliche Geste war. So was tat nicht jeder Mann für seine Freundin. Abgesehen davon hatte sie ihm nicht ihr Wort gegeben. Sie hatte ihm gesagt, dass sie es ihrer Freundin sagen würde, sollte sie danach fragen. Er hatte das nur mit einem Brummen hingenommen. Was sollte er auch anderes tun? Dafür bekam er nun von seiner Freundin einen Kuss auf die Wange gedruckt.

 

„Also worauf wollen wir denn jetzt eigentlich anstoßen?“, fragte Temari, nachdem sie sich wieder ein wenig von Shikamaru gelöst hatte. Nachdenklich blickten die anderen in die Runde, wobei sie überlegten, worauf man am besten anstoßen konnte.

  „Wie wäre es denn erst mal mit euch beiden?!“, schlug Kankuro fragend vor und ließ seinen Blick wandern, bis er bei Shikamaru und Temari hängen blieb. Diese schüttelten aber beide mit dem Kopf. Sie wollten nicht die komplette Aufmerksamkeit haben, immerhin ging es schon die letzten Wochen immer nur um sie beide.

  „Ich würde es besser finden, wenn wir auf uns alle anstoßen. Klar feiern wir hier, dass Shikamaru und ich wieder zusammen sind, aber ohne euch hätten wir das doch niemals geschafft. Also auf uns“, erwiderte Temari, wobei sie ihr Glas hob. Die anderen taten es ihr gleich und sagten im Chor: „Auf uns!“ Lachend stießen sie ihre Gläser aneinander, bevor sie einen Schluck daraus entnahmen.

 

 

„Wie geht es eigentlich deinem Kind“, fragte TenTen nach einer Weile, in der sie über Gott und die Welt gesprochen hatten.

  „Es geht ihr wirklich gut. Manchmal schmeißt sie mich nachts zwar aus dem Bett, weil sie einfach nicht still bleiben kann, aber das ist ok. Ich glaube, das ist mir sogar lieber als wenn sie sich gar nicht bewegen würde. Ich hatte zu der Zeit echt schiss, dass etwas nicht mit ihr stimmt“, erzählte sie strahlend. Für sie war ihre Tochter einfach das größte Glück, auch wenn sie noch gar nicht auf der Welt war. Natürlich war die Kleine nicht geplant, aber dafür freute sie sich nun umso mehr auf ihren Engel, allerdings würde sie sich noch mehr freuen, würde Shikamaru ihr endlich eine Antwort auf ihre Frage geben. Zwei Wochen waren seitdem vergangen, aber er hatte ihr noch nicht mal den Ansatz einer Antwort gegeben. Ja, sie hatte ihm gesagt, dass er sich Zeit lassen konnte, allerdings machte es sie von Tag zu Tag nervöser. Sie hatte Angst, dass er sich vielleicht gegen ihr Kind entschied.

 

„Allerdings habe ich immer einen ziemlichen Druck auf meiner Blase, weshalb ich andauernd auf die Toilette muss“, führte Temari ihre Erzählung fort. „Ich müsste auch schon wieder mal“, meinte sie peinlich berührt. TenTen verstand sofort. Lächelnd stand sie auf.

  „Ich werde dich bringen“, sagte sie schnell, wobei sie ihre Freundin hochzog und sich bei ihr unter hakte, um sie so von sich wegzuführen, denn insgeheim war dies das Stichwort, dass Temari mit ihr alleine reden wollte, immerhin war sie die einzige Frau in der Runde und somit auch die einzige, die sie zur Toilette bringen konnte. Wann sie sich das ausgedacht hatten, wussten sie beide nicht mehr, aber es war auf jeden Fall eine wirklich gute Taktik, um unter vier Augen zu sprechen, ohne dass die Jungs etwas davon mitbekamen.

 

„Also, was ist los?“, fragte TenTen, als sie außer Hörweite der Jungs waren. Misstrauisch musterte sie ihre beste Freundin. Sie fragte sich, was es so wichtiges gab, zumal Shikamaru und Temari nun endlich glücklich schien.

  „Ich hab dir doch erzählt, dass ich Shikamaru fragen wollte, was er machen wird, wenn mein Kind wirklich von Hidan ist. Vor zwei Wochen habe ich es dann wirklich getan, aber er konnte mir nicht gleich eine Antwort geben. Ich hab ihm gesagt, dass das ok ist und dass er meinetwegen so lange darüber nachdenken kann, bis das Baby kommt, aber ich mach' mir so langsam wirklich sorgen. Was ist denn, wenn er Hidans Kind nicht akzeptieren kann, wenn sie immer nur nebeneinander her leben? Es kann doch sein, dass er das schon lange weiß, es mir aber nicht sagen will, weil er Angst hat, dass es mich verletzen könnte, was ja dann auch stimmt. Es aber nicht zu wissen, macht mich einfach nur verrückt. Ich muss jede Sekunde daran denken“, erklärte sie ihr verzweifelt. Vielleicht wusste ihre beste Freundin ja wirklich einen Rat. Sie hatte nämlich keine Idee mehr und das obwohl sie schon viele Stunden darüber nachgedacht hatte.

 

TenTen aber seufzte. Sie hatte eigentlich schon mit so etwas gerechnet, als Temari ihr erzählt hatte, dass sie das noch immer nicht geklärt hatten, dabei war es doch eins ihrer größten Probleme. Natürlich hofften sie alle, dass es so oder so Shikamarus Kind war, aber was wäre wenn? Auch sie hatte darauf keine Antwort. Der einzige, der vielleicht ein Antwort haben könnte, wäre Shikamaru, denn keiner sonst wusste, was in seinem Kopf vorging. Sie konnten es nur vermuten, aber nur ungern würde TenTen Temari mit ihren Vermutungen zufriedenstellen, zumal das so oder so nicht funktionieren würde, immerhin erwartete sie eine klare Antwort. Eine Antwort konnte sie ihr zwar nicht geben, aber sie konnte versuchen ihr mit Rat zur Seite zu stehen, so wie es sich für eine beste Freundin gehörte. Sie würde Temari schon wieder auf den rechten Weg führen, denn diese Trauermiene gefiel ihr gar nicht. Sie fand es viel besser, als ihre Freundin gelächelt und sich mit verliebten Blicken an ihren Freund gekuschelt hatte. Das passte auch viel besser zu ihr als alles andere. Temari war nun mal ein Sonnenscheinkind und so sollte es auch bleiben.

 

„Weißt du, Temari, ich kann wirklich gut verstehen, dass du die ganze Zeit daran denken musst, aber du solltest versuchen diese Gedanken beiseite zu schieben. Niemand kann in Shikamarus Kopf sehen und so in Erfahrung bringen, was gerade dort in ihm vorgeht, auch nicht du. Einzig und alleine er kann es wissen. Ich weiß, dass es dir schwer fällt, aber du wirst ein bisschen Geduld haben müssen. Ich bin mir sicher, dass er auf dich zukommen wird, wenn er weiß, wie er sich entscheiden wird, aber ich bin mir sicher, dass er sich für das richtige entscheidet. Shikamaru ist nämlich ein kluger Mann“, versuchte TenTen ihre Freundin aufzumuntern. „Nur manchmal muss man auch den Klugen ein bisschen auf die Sprünge helfen. Frag ihn einfach noch einmal, aber dräng' ihn nicht. Das wird es nicht besser machen. Ich bin mir sicher, ihr beide schafft das zusammen“, riet die Brünette der Blondine. Zwar war das nicht direkt die Antwort, die Temari sich erhofft hatte, trotzdem zeichnete sich ein dankbares Lächeln auf ihren Lippen ab. Sie wusste, dass sie nichts Besseres erwarten konnte, weil alles andere gelogen wäre. TenTen war nun mal niemand, der seine Freunde anlog und dafür war Temari ihr auch dankbar.

 

„Ok, da wir das geklärt haben, wollen wir wieder zurück zu den Jungs?“, fragte TenTen schließlich. Temari kicherte.

  „Du vermisst wohl deinen Liebsten“, neckte sie ihre Freundin. TenTen streckte ihr frech die Zunge raus.

  „Na und ich liebe ihn halt“, erwiderte sie schnippisch. „Und nur damit du es weißt, ich habe dir gerade die Zunge herausgestreckt“, berichtete sie ihr, immerhin konnte Temari ihre Mimik und Gestik nicht sehen, aber das spielte auch keine große Rolle. Die hübsche Blondine schüttelte nur belustigt ihren Kopf.

  „Du wirst noch einen Moment warten müssen, bis du zu deinem Liebsten kannst, ich muss nämlich wirklich noch mal schnell auf die Toilette“, meinte sie entschuldigend lächelnd.

  „Dann beeil dich aber, nicht, dass die Jungs noch einen Suchtrupp nach uns schicken weil wir so lange weg sind“, lachte TenTen, wobei sie Temari zu eine der Toiletten führte und dann davor wartete, um später wieder mit ihr zurück zu ihrem Platz gehen zu können.

 
 

~~~
 

 

„Ich werde noch eine Runde holen. Wollt ihr auch etwas?“, fragte Shikamaru plötzlich. TenTen und Temari waren noch immer nicht wieder zurück, aber es war ja bekannt, dass Frauen meistens länger auf der Toilette brauchten als Männer, weshalb sich auch noch keiner der Anwesenden sorgen machte, wobei Shikamaru ein wenig nervös wirkte. Aber das ignorierten die anderen einfach.

  „Klar, wir nehmen noch ein Bier, oder Gaara“, erwiderte Kankuro grinsend. Sein Bruder nickte zustimmend.

  „TenTen und ich nehmen auch noch eins“, meinte Neji, nachdem er sich noch einmal nach seiner Freundin umgedreht hatte. Shikamaru nickte.

  „Hilfst du mir dann mit dem Tragen, Neji?!“, forderte er seinen besten Freund auf, wobei er ihm einen Blick zuwarf, der deutlich machte, dass er keinen Widerspruch zuließ. Neji verstand sofort und erhob sich von seinem Platz, um Shikamaru zu helfen. Er bezweifelte nämlich stark, dass der Braunhaarige nur Hilfe dabei brauchte, die Gläser zu tragen, immerhin hatte auch TenTen dies ohne weitere Hilfe geschafft, außerdem hatte er schon lange bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Nur hatte er nicht gewusst, ob er ihn wirklich vor Temaris Brüdern fragen sollte. Dass Shikamaru ihn von diesen weg lotste, sprach deutlich dafür, dass er nicht wollte, dass die Zwei etwas davon mitbekamen. Allerdings fragte er sich, wo das Problem lag.

 

„Was gibt es, Shikamaru?“, fragte der Braunhaarige schließlich, als sie an der Bar standen und auf ihre Getränke warteten, weil sein Kumpel noch nichts gesagt hatte. „Du wolltest doch nicht nur, dass ich mitkomme, um dir beim Tragen zu helfen. Da steckt doch mehr hinter, also erzähl endlich, was los ist und wenn du jetzt nichts sagst, werde ich wieder gehen.“

 „Ist ja schon gut“, brummte Shikamaru. Auf dem Weg zur Bar waren ihm Zweifel gekommen, ob er wirklich mit jemanden darüber sprechen sollte, immerhin war das hier sein Problem. Andererseits dachte er nun schon zwei Wochen darüber nach und war noch immer zu keinem Schluss gekommen. Aber er musste sich langsam entscheiden. Schon seit ein paar Tagen hatte er bemerkt, dass sie immer unruhiger wurde, vor allem in ihrem Schlaf schien sie seine Antwort immer wieder zu durchleben, zumindest wenn er ihre gemurmelten Worte richtig interpretierte.

 

„Vor zwei Wochen hat Temari mich gefragt, was ich machen würde, wenn ihr Kind wirklich von Hidan ist“, erzählte Shikamaru seinem besten Freund.

  „Und was hast du gesagt?“, hakte Neji neugierig nach. Er war wirklich daran interessiert, was für ein Problem sein Freund hatte und er hoffte, dass er ihm vielleicht irgendwie helfen konnte, immerhin tat man so etwas für seine Freunde, außerdem wollte er ja, dass Temari und Shikamaru glücklich wurden.

  „Ich hab ihr gesagt, dass ich ihr das nicht so ohne weiteres sagen kann und dass ich darüber nachdenken muss. Sie hat es akzeptiert, aber selbst nach diesen zwei Wochen, in denen ich kaum noch an etwas anderes denken konnte, habe ich keine Lösung gefunden. Ich weiß einfach nicht, was ich ihr sagen soll, aber ich kann spüren, dass sie von Tag zu Tag unruhiger wird“, erklärte Shikamaru sein Problem und senkte dabei seinen Kopf. Es tat ihm leid, dass er seiner Freundin solche Sorgen bereitete. Das hatte er sicher nicht gewollt.

  „Es macht dir Angst, dass das sein Kind sein könnte, oder?“, stellte Neji fest. Shikamaru nickte nur. Er wollte es nicht noch extra aussprechen. Es fühlte sich so schon dämlich an. Wer hatte bitte schon Angst vor einem ungeborenen Kind? Es konnte doch absolut nichts dafür, wer sein Vater war und was dieser alles verbrochen hatte, aber wenn er an es dachte, konnte er immer nur an Hidan denken.

 

„Ich kann dich verstehen, Shikamaru“, holte Nejis Stimme ihn aus seinen Gedanken zurück. „Und Temari kann das auch wirklich gut. Sie konnte es schon von Anfang an verstehen und darum musst du ihr die Wahrheit sagen. Temari ist eine wundervolle Frau, die es verdient, dass du mit ihr über deine Probleme redest und ich glaube, sie ist eine der wenigen, die deine Lage verstehen wird. Aber du solltest vorher noch einmal richtig darüber nachdenken. Selbst wenn du keine Lösung findest, kannst du dann mit ihr über etwas reden und ihr habt einen Ansatz zur Problemlösung“, riet Neji seinem Freund nach reichlicher Überlegung.

  „Hmm“, machte Shikamaru und dachte über den Vorschlag seines besten Freundes nach. „Wahrscheinlich hast du Recht. Ich sollte mit Temari darüber sprechen. Sie wird es sicher verstehen oder mir bei einer Entscheidung helfen“, gestand Shikamaru nachdenklich. „Danke, Neji, du hast mir wirklich geholfen“, meinte der Nara, wobei er bei seinem Kumpel einschlug um sich zu bedanken.

  „Man tut, was man kann“, erwiderte der Braunhaarige und schnappte sich drei Gläser, um zu ihrem Platz zu gehen. Shikamaru sah ihm einen Moment hinterher, bevor er sich die restlichen Gläser nahm und ebenso zu ihrem Tisch zurückkehrte, wo er sich noch lange mit seinen Freunden und seiner Liebsten unterhielt. Bevor er noch einmal genauer über sich und das Baby nachdachte, wollte er einfach noch einmal Spaß mit ihnen allen haben, aber vor allem mit Temari.

Shikamarus Entscheidung


 

18. Shikamarus Entscheidung
 

 

Seufzend ließ er sich auf sein Bett fallen. Warum mussten die wichtigen Fragen eigentlich immer so anstrengend sein? Wie er es doch hasste… Aber es musste sein. Das war ihm klar. Eigentlich war es ihm schon klar gewesen, bevor er mit Neji gesprochen hatte. Es war ihm klar geworden, als Temari diese Frage das erste Mal gestellt hatte. Er war ihr nun mal eine Antwort schuldig, aber dies wäre gar nicht so einfach, immerhin veränderte seine Antwort ihr gesamtes Leben. Doch wie sollte er ihr voraussagen, wie er reagieren würde, wäre das Kind von Hidan. Er wusste nicht, ob Temaris kleine Prinzessin ihn immer wieder an ihren Verrat erinnern würde oder ob er wieder einen Traum hatte, der alles veränderte. Wie sollte er ihr da also eine klare Antwort geben? Er wollte sie doch nicht verletzten, würde er ihr allerdings sagen, dass dieses Baby für ihn kein Problem darstellte, er später aber dann doch nicht mit der kleinen klar kam, würde es alles nur kaputt machen. Andersherum stellte er sich die Frage: Wie sollte das zwischen ihnen gut gehen, wenn er ein Problem mit Hidans Kind hatte, wenn er sie nicht lieben konnte?

 

Erneut seufzte Shikamaru. Sie hätten diesen Punkt vielleicht klären sollen, bevor sie wieder zusammengekommen waren, bevor es wieder ernst zwischen ihnen geworden war. Das hätte wahrscheinlich vieles erleichtert. Er hätte wieder aus ihrem Leben verschwinden können, wobei er sich in dem Punkt nicht wirklich sicher war. Er liebte seine Temari über alles und musste immer an sie denken. Nie hätte er einfach so aus ihrem Leben verschwinden können. Das hatten ihm die Monate ihrer Trennung deutlich gezeigt. Aber er bezweifelte auch, dass Temari dies gewollt hatte, immerhin liebte sie ihn genauso sehr wie er sie und sie hatte ihm oft erzählt, wie sehr sie in dieser Zeit gelitten hatte. Doch daran wollte er nun nicht mehr denken. Es war so oder so zu spät. Sie hatten sich wieder angenähert, neues Vertrauen geschöpft und so ihre Liebe neu entfacht. Und das war auch gut so. Er wünschte sich nichts anderes. Jetzt musste er nur noch eine Antwort auf ihre Frage finden…

 

Ihre Frage. Sie war ein kleines Hindernis, das er überwinden musste. So war es nun mal im Leben. Immer wieder tauchten kleinere und größere Hindernisse auf, die ein Mensch überwinden musste. Es waren Prüfungen, die sie bestehen mussten, um voran zu kommen. Nur diejenigen, die sich ihren Prüfungen stellten und sie überwanden, kamen weiter in ihrem Leben. Es war eine Art Belohnung. Diejenigen, die es nicht schafften, mussten einen neuen Weg einschlagen, auf dem sie neue Prüfungen bestehen mussten. Es hieß immer, das Leben war kein Spiel, aber eigentlich war es das. Das Leben war ein Spiel! Aber anders als in den Computerspielen, die die meisten Teenager so liebten, konnte man im Leben nicht auf Neustart drücken, wenn mal etwas nicht so klappte, man konnte auch nicht am nächsten Tag mit einer neuen Figur weiter spielen. Im echten Leben hatte man nur ein Leben und man konnte vergangenes nicht mehr rückgängig machen. Darum war das Leben auch das härteste Spiel, das gab. Eine Entscheidung konnte darüber entscheiden, ob man am nächsten Tag in der Gosse oder in einer Luxussuite schlief. So hart dies klang, aber so war das Leben nun einmal. Es war ein Segen und ein Fluch. Aber vielleicht war gerade darum das Leben ein so interessantes Spiel.

 

„Solltest du nicht lieber an das neue Leben denken, das bald geboren wird, als an den Sinn des Lebens?“, erklang plötzlich eine kichernde Stimme neben ihm. Stöhnend schloss Shikamaru daraufhin seine Augen und legte sich sein Kopfkissen auf seinen Kopf. Die hatte ihm gerade noch gefehlt. Nicht, dass das nicht schon so eine schwere Frage war, jetzt musste auch noch sie hier auftauchen. Dabei hatte er so sehr gehofft, dass er sie nun endlich los war, nachdem er sich wieder mit Temari vertragen hatte. Das war doch der Grund, warum sie überhaupt hier aufgetaucht war, oder? Konnte sie ihn nicht einfach endlich in Ruhe lassen? Warum war sie überhaupt da? Er war wieder mit Temari zusammen und sie waren glücklich!

 

„Aber, aber, Shikalein, du weißt doch ganz genau, warum ich hier bin“, lachte sie süffisant. „Außerdem habe ich dir schon beim letzten Mal gesagt, dass du mich nicht loswirst. Ich bin ein Teil von dir und das wird sich nie ändern. Abgesehen davon weißt du doch schon, dass ich eigentlich nur in deiner Fantasy existiere. Ergo komme ich nur zum Vorschein, wenn du mich brauchst. Also hier bin ich!“, erklärte sie ihm grinsend.

  „Ich brauch dich aber nicht! Ich komme auch alleine ganz gut klar! Ich werde schon alleine eine Antwort finden“, erwiderte er mürrisch. Er brauchte ihre Hilfe nicht, zumindest versuchte er es sich die ganze Zeit dies einzureden, denn in seinem innersten war er sich da gar nicht mehr so sicher.

  „Ha! Ich habe es gewusst! Du brauchst meine Hilfe!“, schrie sie laut auf, wobei sie vor Freude auf seinem Bett auf und ab sprang.

 

„Man Ino, kannst du bitte endlich deine Klappe halten“, fluchte er lautstark und schmiss dabei das Kissen, das vorher noch auf seinen Augen gelegen hatte, gegen die Wand. „Ich habe dir nun schon oft genug gesagt, dass du nicht in meinen Gedanken schnüffeln sollst!“

  „Also eigentlich gehöre ich ja auch irgendwie zu deinen Gedanken. Ergo sind das auch meine Gedanken und somit habe ich nicht in deinen Gedanken geschnüffelt, meinst du nicht auch?“, argumentierte sie grinsend. Shikamaru blieb nichts anderes übrig als sich gegen die Stirn zu schlagen. Wie konnte er nur mit so einer mal zusammen gewesen sein? Sie nervte einfach nur tierisch.

  „Aber, aber Shikamaru. Du weißt doch, dass du, obwohl du das immer leugnest, eigentlich auf anstrengende und nervige Frauen stehst“, konterte sie grinsend. „Aber du solltest wirklich nicht mehr darüber nachdenken. Die Nacht ist schon weit vorangeschritten und du hast Temari versprochen, dass du ihr morgen deine Antwort mitteilst.“

 

„Du bist bei meiner Entscheidung, aber nicht gerade hilfreich. Du nervst einfach nur, Ino“, knurrte Shikamaru.

  „Bis jetzt hatte ich ja auch noch keine Zeit, dir zu helfen. Du bist ja immer noch damit beschäftigt dich gegen meine Anwesenheit zu wehren. Du tust doch so wieso alles, nur um der Frage aus dem Weg zu gehen, wie du zu Temaris Kind stehst“, erwiderte Ino ernst. „Ich weiß, dass das für dich eine schwere Frage ist, aber es ist wichtig, dass du dich ihr stellst. Du hast es ja schon selbst herausgefunden. Das ist deine Prüfung und du musst sie bestehen, um im Leben weiterkommen zu können.“

  „Und, was würdest du mir empfehlen?“, fragte Shikamaru schließlich seufzend. Er hatte eingesehen, dass es keinen Sinn hatte mit Ino zu streiten. Er kam so oder so nicht weiter und vielleicht hatte er ja wirklich glück und Ino konnte ihm bei seiner Entscheidung helfen oder sie gab ihm einfach einen Denkanstoß, damit er wenigstens wusste in welche Richtung er denken musste.

 

„Weißt du, Shikamaru, Temari scheint mir eine ziemlich nette Frau zu sein, die sehr viel Verständnis für deine Situation hat“, begann Ino nach einer Weile des Nachdenkens.

  „Das ist mir nicht neu, Ino, außerdem hat Neji das auch schon gesagt“, fiel er ihr genervt ins Wort. Gerne würde er jetzt schon schlafen gehen, aber wenn er nun schlief, konnte er sich nicht mehr darüber klarwerden, was er eigentlich wollte und dann stand er morgen früh mit nichts vor Temaris Tür. Soweit würde er es auf keinen Fall kommen lassen.

  „Jaja, aber du solltest mich ausreden lassen, bevor du dich beschwerst!“, meckerte sie ihn an. „Aber wie er es damit, wenn du darüber nachdenkst, was du dir vornehmen willst, wenn das Kind von Hidan ist oder was du dir allgemein vornehmen willst und dann erklärst du dazu Temari einfach deine Situation. Ich bin mir sicher, dass Temari dich verstehen wird, oder meinst du nicht?“, schlug die Blondine ihm vor.

  „Ich glaube, du hast Recht…“, seufzte er, nachdem er eine Weile über ihren Vorschlag nachgedacht hatte.

  „Natürlich habe ich Recht“, kicherte Ino von sich selbst überzeugt. „Also ich werde dann mal gehen und dich deinen Gedanken überlassen“, verabschiedete sie sich grinsend von ihm und verschwand genauso schnell wie sie aufgetaucht war.

 

Shikamaru selbst war dies nur Recht. So hatte er wenigsten seine Ruhe, wenn er sich über das gesagt Gedanken machte. Nein, das stimmte nicht ganz. Er musste sich keine Gedanken darüber machen, was Ino gesagt hatte. Schon so wusste er, dass sie Recht mit dem hatte, was sie ihm vorgeschlagen hatte. Nun musste er nur noch eine Antwort finden. Shikamaru seufzte. Wie sich das anhörte… Er musste nur noch eine Antwort finden. Das war wesentlich leichter gedacht als getan. Natürlich hatte er von Anfang an gewusst, dass es nicht unbedingt einfach werden würde. Aber er hatte schon gehofft, dass leichter war, wenigstens ein bisschen. Er wollte Temari doch nur ein guter Freund sein, mit dem sie zusammen ihr Kind aufziehen wollte. Auch wenn er es vorher noch nicht gewusst hatte, wollte er einfach nur seine kleine Familie, mit der er glücklich sein konnte. Dass dieses Glück aber vor seiner Antwort abhängig war, machte das Ganze nicht gerade einfacher…

 
 

~~~
 

 

„Ich habe über deine Frage nachgedacht, Temari, und ich habe eine Antwort gefunden“, gestand er ihr leise. Den gesamten Abend und die halbe Nacht hatte er gestern noch darüber nachgedacht und auch wenn es ihm nicht leicht gefallen war, hatte er schließlich eine Antwort gefunden. Nun lag er zusammen mit Temari in seinem Bett enganeinander gekuschelt. Schon früh am Morgen hatte sie vor seiner Tür gestand. Natürlich hatte er gewusst, dass Temari eigentlich nur eine Antwort von ihm wollte, auch wenn sie es nie so direkt sagt hatte. Dafür war er ihr wirklich dankbar. Sie hatte ihm so die Chance gegeben, sich darauf vorzubereiten es ihr zu sagen und nun war er bereit. Er würde ihr eine Antwort geben, auch wenn er sich nicht sicher war, dass sie ihm gefallen würde.

 

„Und, wie hast du dich entschieden“, hakte sie nach, als er eine Weile nichts mehr gesagt hatte. Shikamaru seufzte. Er musste ihr das jetzt nur richtig rüberbringen, dann würde schon alles gut gehen, zumindest hoffte er das.

  „Kannst du mir versprechen, dass sich, egal was ich gleich sagen werde, nichts zwischen uns verändern wird?“, fragte er schließlich.

  „Ich würde dir das gerne versprechen, weil ich dich wirklich liebe Shikamaru, aber das Kind ist ein Teil von mir und ich muss mich so entscheiden, dass es das Beste für uns ist, aber ich hoffe, dass sich nichts zwischen uns beide verändern wird. Ich will dich nämlich nicht verlieren“, versuchte sie ihm zu erklären, auch wenn sie nicht so recht verstand, wie die beiden Sachen miteinander zusammenhingen. „Aber was hat das mit deiner Entscheidung zu tun?“

  „Ich hoffe, dass du sie so besser verstehen wirst, wenn dir selbst klar ist, dass man so eine ultimative Entscheidung schwer treffen kann“, meinte er seufzend.

 

„Ok, dann leg mal los“, forderte sie ihn auf, wobei sie sich ein wenig aufrichtete und sich ihm gegenüber aufs Bett setzte. Eigentlich wollte sie ihn ja nicht drängen aber nun hatte er sie wirklich neugierig gemacht.

  „Temari, du musst verstehen, es ist mir wirklich schwer gefallen, die richtige Antwort zu finden, weil ich dir nicht versprechen kann, dass ich nicht wieder so einen Traum habe oder, dass mich das Kind immer wieder daran erinnert was passiert ist. Ich möchte dich, was das betrifft nicht anlügen, weil ich dich wirklich liebe und weil ich will, dass du dich auf den Extremfall vorbereiten kannst, auch wenn ich hoffe, dass dieser niemals eintreten wird“, begann er seine Erklärung mit einem Seufzen. Temari lauschte seinen Worten dabei genau, aber noch wollte sie nichts dazu sagen. Erst einmal wollte sie abwarten, was noch kommen würde. Sie konnte deutlich hören, wie Shikamaru einmal tief ein und ausatmete, bevor er fort fuhr: „Aber ich kann dir versichern, dass ich alles, was in meiner Macht steht, tuen werde, um ein guter Vater für dein kleines Mädchen zu sein, egal ob es nun meins ist oder das von Hidan, weil ich denke, dass die Kleine nichts für ihren Vater kam und dass auch sie es verdient, einen richtigen Vater zu haben und dieser möchte ich gerne für sie sein. Ich möchte die Kleine zusammen mit dir, an deiner Seite großziehen, wenn du mich das lässt…“

 

Erleichtert sah Shikamaru Temari an. Er war froh, das endlich gesagt zu haben. Lange hatte er gestern Abend über seine Antwort und seine Möglichkeiten nachgedacht. Dies war die beste Lösung, die ihm eingefallen war. Er hoffte nur, dass auch Temari diese Lösung gefiel. Er hätte ihr gerne mehr versprochen, damit sie sich sicherer fühlen konnte, aber dann hätte er ihr das Blaue vom Himmel lügen müssen. Sie beide wussten, wie sehr er es hasste, wenn jemand log. Warum sollte er es dann tun? Würde sie bemerken, dass es eine Lüge wäre, wär die gesamte Arbeit der letzten Wochen zerstört. Das wollte er auf keinen Fall riskieren. Lieber blieb er dort bei der Wahrheit. Und er glaubte fest daran, dass Temari ihm dies hoch anrechnete, dass sie bei ihrer Entscheidung berücksichtigte, dass er alles tun würde, um sich glücklich zu machen, dass bei ihm Lügen aber noch immer keine Option war. Sie sollte wissen, dass es für ihn noch immer ein Tabu war. So wie es schon damals gewesen war, denn mit einer kleinen Lüge konnte man so viel zerstören…

 

„Ich denke, das ist die beste Möglichkeit, die ich von dir hören kann, ohne dass du lügen musst, aber ich will auch gar nicht, dass du lügst. Das würde alles nur kaputt machen. Also denke ich, dass das eine wirklich gute Antwort ist und ich hoffe ebenso wie du, dass alles gut gehen wird, ohne irgendwelche Zwischenfälle. Aber vielleicht haben wir ja Glück und es ist so oder so dein Kind, wodurch sich das Problem auch erübrigen würde“, sagte Temari, nachdem sie ein paar Minuten über das nachgedacht hatte, was Shikamaru sagte. Erleichtert fiel dieser ihr um den Hals und küsste sie. Temari erwiderte den Kuss leidenschaftlich. Sie beide waren froh, dass alles gut zwischen ihnen war. Sie hatten wirklich Angst gehabt, dass diese Frage das zwischen ihnen zerstören könnte. Ein wenig hatten sie das noch immer, aber daran wollten sie erst einmal nicht mehr denken. Sie wollten einfach nur ihr Glück genießen.

Eine neue Liebe


 

19. Eine neue Liebe
 

 

Lächelnd saß Temari mal wieder im Theater und spielte auf dem Klavier. TenTen saß neben ihr und sang zu der Melodie, die die Blondine dort spielte. Währenddessen hatten es sich Neji und Shikamaru auf zwei Stühlen bequem gemacht, um ihren Freundinnen bei ihrem Tun zu lauschen. Sie liebten es einfach, wenn sie sangen beziehungsweise spielten. Die Musik verband sie miteinander. Sie würde immer ein Teil von ihnen seien. Das war jedem klar. Doch waren sie nicht die einzigen, die dort saßen und den schönen Klängen lauschten. Heimlich hatten sich immer mehr Schüler und Lehrer in das Theater geschlichen. Die Musik, die dort gespielt wurde, war für sie alle einfach viel zu schön gewesen als dass sie hätten vorbeigehen können. TenTen und Temari hatten davon nichts bemerkt. Sie glaubten noch immer, dass sie nur für ihre beiden Freunde spielten, immerhin hatten sie dieses Lied auch extra für sie geschrieben. Temari hatte sich um die Musik gekümmert und TenTen um den Text. Nun wollten sie es den beiden präsentieren. Dass sie damit so viele Menschen anlocken würden, hätten die beiden nicht gedacht. Als sich das Lied jedoch dem Ende neigte und die letzten Töne verklungen waren, klatschen ihre Zuhörer respektvoll. Alle betrachten die beiden ehrfürchtig, da sie in so kurzer Zeit etwas so schönes geschaffen hatten.

 

„Habt ihr nichts Besseres zu tun, als hier zu sitzen und uns zu zuhören?!“, beschwerte sich Temari, nachdem der Applaus abgeklungen war. Es wussten doch alle auf der Schule, dass sie es nicht mochten, wenn man sich in das Theater schlich und ihnen zuhörte. Nur wenigen gestatteten sie ihren Proben bei zu wohnen. Für alle anderen war das Theater während dieser Zeit.

  „Temari, lass sie doch, es war ja nur ein Lied“, beschwichtigte TenTen die Blondine. Auch sie konnte es nicht leiden, wenn man ihr heimlich zu hörte, doch war sie der Meinung, dass ihre Freundin ein wenig zu streng zu den anderen Schülern war. Das sahen auch die anderen Schüler so. Nur manche hatten Mitleid mit der Situation der Pianistin und verstanden, dass sie durch die Schwangerschaft, welche sie mittlerweile nicht mehr verheimlichen konnte, gestresst und genervt war. Alle anderen warfen ihr und TenTen nun böse Blicke zu. Sie hatten doch nur ein wenig von der schönen Musik hören wollen. Sie sahen nicht ein, dass sie so blöd angemacht wurden, nur weil sie die Musik von Temari und TenTen liebten.

 

Temari wollte etwas erwidern, jedoch kam ihr Shikamaru zuvor. Lässig sprang er auf die Bühne und zog seine Freundin in seine Arme.

  „Ich denke, wir sollten gehen“, hauchte er ihr ins Ohr und schob sie sacht zum Rand der Bühne, von wo aus er sie hinunter hob. Die ganzen Schüler, die die beiden beobachteten, ignorierte er gekonnt. Er hatte schon oft bemerkt, dass Temari große Beachtung bekam, wenn sie durch die Gänge der Schule lief. Jedoch fand auch er das alles etwas übertrieben von ihr. Klar wusste er, dass ihr ihre Musik heilig war und dass sie heimliche Zuhörer hasste, aber die Reaktion war auf jeden Fall übertrieben, wobei er einen großen Teil auf ihre Hormone schob, immerhin war sie mittlerweile am Ende des achten Monats. Shikamaru würde das zwar nie offen zugeben, schon gar nicht vor Temari, doch freute er sich irgendwie schon auf das kleine Mädchen, das dort in seiner Freundin heran wuchs. Er wusste zwar nicht, ob er ihr biologischer Vater war, zumindest noch nicht, doch er hatte sich geschworen, dass er sie wie seine eigene Tochter großziehen würde. Sie konnte schließlich nichts für die Fehler, die sie alle gemacht hatten. Aus diesem Grund würde er sie an diesem Tag auch zum Arzt begleiten. Es war das erste mal, dass er es tat und er musste zugeben, er hatte sich wirklich sehr gefreut, als sie ihn gefragt hatte, ob er sie nicht begleiten wollte, schließlich konnte das auch gut sein Kind sein. Außerdem konnte er sich vorstellen, wie Temari sich fühlte, wenn sie immer mit ihren Brüdern dorthin ging, während andere ihre Freunde und Ehemänner mitnahmen.

 

„Na gut“, gab sich Temari seufzend geschlagen. Noch einmal drehte sie sich zu ihrer Freundin um und winkte ihr zu.

  „Wir sehen uns Montag, TenTen“, verabschiedete sie sich von ihr.

  „Wartet, Neji und ich kommen auch mit“, erwiderte TenTen und sprang ebenfalls von der Bühne, um sich ihre Tasche zu schnappen. Dabei griff sie auch gleich noch der von Temari und übergab sie an Shikamaru, welcher sie nach draußen führte. Zusammen verließen die vier das Theater, um dann zum Auto zu gehen und damit das Schulgelände zu verlassen. Doch bevor TenTen den Raum verließ, drehte sie sich noch einmal zu der wütenden Menge um.

  „Es tut mir leid, wie sie sich benommen hat, aber habt noch ein bisschen Geduld, bald ist es vorbei“, entschuldigte sie sich bei ihnen, dann ging auch sie.

 

Auf dem Parkplatz verabschiedeten sich die Paare noch einmal voneinander, bevor jeder in den dazugehörigen Wagen stieg. Neji und TenTen fuhren zu sich nach Hause, während Shikamaru und Temari sich auf dem Weg zum Krankenhaus machten. Sie waren in der Tat etwas spät dran. Shikamaru aber hatte Temari in ihrem Spiel einfach nicht unterbrechen wollen, schon gar nicht, weil Temari sich so sehr darauf gefreut hatte, ihm seine Überraschung zu überreichen. Wie hätte er ihr da einen Wunsch abschlagen können?! Doch nicht mit diesem Lächeln auf den Lippen. Er hatte gar nicht bemerkt, wie schnell er sich wieder in diese verrückte Frau neben ihm verliebt hatte. Jedoch würde es diesmal anders laufen. Er würde sie nie wieder gehen lassen. Noch einmal stellten sie sich sicher nicht so dumm an, immerhin hatten sie dann ja auch noch ein kleines Kind, für das sie sorgen mussten. Da konnten sie nicht so schnell wieder so eine Scheiße abziehen. Das war sowohl ihm als auch Temari klar, jedoch hatten sie beide aus ihren Fehlern, die sie begannen hatten gelernt.

 

 

„Wir sind da“, informierte er sie, als er auf den Parkplatz des Krankenhauses fuhr, wo er den Wagen abstellte. Schnell stieg er aus dem Auto aus, um dann Temari auf der anderen Seite die Tür auf zu halten.

  „Seit wann bist du denn ein Gentleman?“, kicherte sie leise, wobei sie sich bei ihm unterhakte und sich dann von ihm ins Krankenhaus führen ließ.

  „Seitdem ich weiß, dass du schwanger bist und du damit völlig sorglos umgehst. Einer muss sich schließlich darum kümmern, dass es euch gut geht“, erwiderte er Schultern zuckend.

  „Ich bin ja auch nur schwanger und nicht krank!“, beschwerte sich Temari. „Außerdem ist es bald vorbei, dann kann ich endlich wieder normale Sachen anziehen. Die gucken mich doch jetzt alle total bescheuert an. Die haben mich bestimmt auch damals schon im Park blöd angesehen, wo ich nur meine Jogginghose  und mein Schlabbershirt getragen habe.“

  „Seit wann interessiert es dich, was die anderen denken?“, konterte er.

  „Seitdem ich total fett bin“, maulte sie eingeschnappt. Prompt fand sie sich in den Armen Shikamarus wieder.

  „Sag so was nie wieder“, flüsterte er in ihr. „Für mich bist du die wunderschönste Frau, egal ob mit oder ohne Babybauch, wobei dich der Babybauch echt sexy macht.“ Sacht küsste er sie auf die Stirn.

  „Schleimer“, meinte sie, doch lag ein zarter Rotschimmer auf ihren Wangen. Lächelnd legte sie ihre Arme um seinen Hals und zog ihn zu sich herunter, um ihn zu küssen. Nachdem sie sich wieder gelöst hatten, meldeten sie sich an und warteten dann im Wartezimmer darauf, dass sie aufgerufen wurden.

 

 

„Temari Sabakuno“, wurde sie nach einer Weile aufgerufen. Lächelnd stand Temari auf und zog so auf Shikamaru mit sich auf, welcher ihre Hände miteinander verschlossen hatte. Zusammen gingen sie den Flur entlang, um dann in den Raum zu gelangen, wo sie Sakura bereits erwartete. Überrascht betrachtete die Rosahaarige den neuen Begleiter der Blondine. Schnell wurde ihr klar, dass dies einer der potenziellen Väter sein musste, weshalb sie sich wirklich sehr für ihre Patientin freute, immerhin kannte sie von TenTen die Geschichte der Blinden wirklich gut. Es war schön zu sehen, dass sich wenigstens einer der potenziellen Väter sich für das Baby und seine Mutter interessierte. Sie war sich nämlich nicht wirklich sicher gewesen, ob Temari das wirklich alleine geschafft hätte…

 

„Es freut mich einen der potenziellen Väter dieses süßen Babys kennenlernen zu dürfen. Mein Name ist Sakura Haruno und ich bin die Ärztin von Temari“, stellte sie sich vor und reichte dem jungen Mann die Hand. Shikamaru erwiderte etwas verwirrt die Begrüßung. Damit hatte er nicht wirklich gerechnet gehabt. Wer rechnete auch schon damit, wenn man mit seiner Freundin zur Ultraschalluntersuchung ging. Der Haruno schien sein Unbehagen allerdings nicht aufzufallen. Sie fuhr in ihrer gewohnten Rutine fort.

  „Ich würde ja gerne noch ein bisschen quatschen, aber heute ist echt viel los, also lasst uns am besten gleich anfangen“, plapperte sie wild drauf los. Temari nickte einfach nur, während Shikamarus Verwunderung von Sekunde zu Sekunde wuchs. Temari aber schien es gar nicht zu beirren, dass ihre Ärztin so ein Plappermaul war, vielleicht lag es aber auch einfach nur daran, dass sie diese Frau schon etwas länger kannte und sich einfach an ihre Art gewöhnt hatte.

 

Während Shikamaru also seinen Gedanken nachhinge, begann Sakura schon einmal mit der Untersuchung. Den beiden Frauen schien gar nicht aufzufallen, dass der einzige Mann in der Runde gar nicht bei der Sache war. Shikamaru selbst fiel auch gar nicht auf, dass sie bereits begonnen hatten. Erst als sich der Druck um seine Hand stärker wurde, kehrte er in die reale Welt zurück. Sein Kopf hob sich an und sein Blick fiel direkt auf den Monitor, auf dem er das kleine Geschöpf betrachten konnte. Es wirkte so riesig auf diesem Bildschirm und war doch in Wirklichkeit so wahnsinnig klein. Aber das war nicht das einzig, was ihn faszinierte, viel mehr war er davon geblendet, dass er bereits die Konturen des kleinen Mädchens erkennen konnte. Er konnte ihre Hände, ihre Füße und auch ihre Augen. Es war einfach nur unglaublich wie weit entwickelt sein kleines Mädchen war.

 

„Wie sieht sie aus?“, erklang auf einmal Temaris Stimme. Erst dort wurde ihm bewusst, dass Temari dieses kleine Wesen in sich trug, es aber nie betrachten konnte. In ihren Augen konnte er erkennen, wie gerne sie eine Antwort auf ihre Frage hätte, welche er ihr liebend gerne gab. Aus diesem Grund erhob er sich von seinem Platz und beugte sich zu ihrem Ohr. Dieser Moment sollte nur ihnen alleine gehören.

  „Unglaublich“, hauchte er leise. „Ich kann ihre kleinen Finger sehen, mit denen sie sich über ihre Augen reibt, sie hat bereits kleine Füßchen und auch die Konturen ihres Gesichts sind zuerkennen. Sie ist so klein und wirkt auf diesem Bildschirm doch so groß und sie hat ein Lächeln auf den Lippen“, berichtete er ihr und strich seiner Liebsten über den Handrücken. Auf Temari zeichnete sich ein Lächeln, dass von Sekunde zu Sekunde größer wurde. Lange Zeit hatte sie sich gewünscht ihr ungeborenes Baby sehen zu dürfen, nun konnte sie es sich wenigstens vorstellen.

  „Danke“, murmelte sie noch ganz in Gedanken. Shikamaru brachte dies zum Schmunzeln. Es freute ihn, dass er ihr hatte weiterhelfen können. Er konnte sich schon vorstellen, wie schwer es für sie war, ihr Baby nicht sehen zu können.

 

Sacht legte er seine Lippen auf ihre. Temari erwiderte den Kuss, doch löste Shikamaru ihn schnell wieder.

  „Bald kannst du sie schon mit deinen eigenen Fingern sehen“, hauchte er gegen ihre Lippen, sodass sein Atem diese streifte. Auf Temaris Körper breitete sich eine Gänsehaut aus. Ihre Arme legte sie um seinen Nacken und zog ihn so noch ein Stück weiter zu sich herunter, sodass sie erneut seine Lippen auf den ihren spüren könnte. Es war nur ein einfacher Kuss, ohne Zunge und ohne die übliche Wildheit und doch war es ein besonderer Kuss. Er drückte all das aus, was sie in diesem Moment fühlten. Sie brauchten gar nicht mehr zu sagen, dass sie sich liebten, der Kuss reichte dafür voll und ganz.

 

Jedoch konnten sie nicht lange so verweilen, denn ein leises Kichern riss sie aus ihren Gedanken und somit ihrer Zweisamkeit.

  „Entschuldigt, aber wir haben hier heute noch viel zu tun, darum muss ich euch darum bitten dies nach draußen zu verlegen“, kicherte die Rosahaarige. Verlegen sahen Temari und Shikamaru zur Seite, während ihre Wangen sich rot verfärbten. Sakura brachte dies nur noch mehr zum Kichern. Doch schnell fing sie sich wieder und kam ihrer Arbeit nach. Sie wischte das Gel von Temaris Bauch und tippte die Informationen in einem Computer ein. So ließ sie dem verliebten Paar die Zeit, die sie brauchten, um sich ebenfalls wieder zu fangen.

 

„Also so wie es aussieht, ist alles mit Ihrem Baby ok. Der Geburt steht nichts im Wege. Sie müssen sich nur noch ein bisschen gedulden. Wir sehen uns dann noch einmal in zwei Wochen wieder“, erklärte Sakura ihnen. Temari nickte verstehend.

  „Gut dann bis zum nächsten Mal“, verabschiedete sich die Blondine und reichte der Ärztin ihre Hand, welche diese ergriff.

  „Bis zum nächsten Mal“, erwiderte Sakura, bevor sie die beiden noch bis zur Tür begleitete. Von da aus gingen Shikamaru und Temari zum Empfang, um sich einen neuen Termin geben zu lassen. Danach verließen sie das Krankenhaus und gingen zum Auto, mit welchem Shikamaru Temari dann nach Hause brachte, schließlich wurde sie schon von ihrem Vater und ihren Brüdern erwartet. Diese waren nämlich schon ganz gespannt auf das neuste von dem süßen kleinen Mädchen.

 

„Ich hole dich dann Samstag um acht Uhr ab. Morgen kann ich leider nicht vorbei kommen, weil noch viel im Büro zu tun ist“, teilte Shikamaru Temari mit, als sie vor der Haustür zum Stehen kamen. Glücklich lächelte Temari ihn an. Sie freute sich schon sehr auf das Date mit ihm. Sie wusste nicht wieso, doch sie war sich sicher, dass es ein unvergessliches Date werden würde.

  „Was soll ich den Anziehen?“, fragte sie ihn, einfach nur um ihn noch nicht gehen zu lassen. Shikamaru dachte einen Moment nach.

  „Von mir aus kannst du auch die Jogginghose und das T-Shirt von unserem letzten Date anziehen“, erwiderte er grinsend. Temari fand dies gar nicht so lustig. Mit einem gebrummten: „Idiot“, schlug sie ihm kräftig gegen die Schulter. Shikamaru brachte dies nur noch mehr zum Lachen. Er fand es einfach nur niedlich, wie sie sich dort benahm.

 

Noch immer grinsend zog er sie in seine Arme und küsste sie leidenschaftlich. Temari erwiderte den Kuss mit einer ebenso großen Leidenschaft. Gerne würde sie noch stunden hier stehen. Einfach nur in seine Arme gekuschelt. Sie gaben ihr die Sicherheit und Nähe, die sie all die Monate vermisst hatte, in denen er nicht dagewesen war.

  „Ich muss los“, hörte sie seine raue Stimme an ihrem Ohr. Sie aber brummte nur. Sie wollte nichts davon hören, was er dort sagte.

  „Temari, ich muss wirklich los“, wiederholte er seine Worte, welche er verstärkte, indem er sich von ihr löste. Nur seine Hand ließ er an ihrer Wange.

  „Übermorgen sehen wir uns doch wieder“, meinte er, bevor er sich mit einem Kuss von ihr verabschiedete. Temari blieb nichts anderes übrig als ihn gehen zu lassen. Schon jetzt wusste sie, wie qualvoll die nächsten achtundvierzig Stunden werden würden. Mit einem Seufzer drehte sie sich also um und schritt durch die Haustür, wo sie bereits von ihrer Familie empfangen wurde.

Ein Essen, das alles verändern soll


 

20. Ein Essen, das alles verändern soll
 

 

„Und was meint ihr, Jungs? Wie sieht sie aus?“, lächelnd präsentierte TenTen Temari ihren Brüdern. Bis eben hatten sie noch in Temaris Zimmer gestanden, wo sie die hübsche Blondine für ihr Date fertig gemacht hatten. Da Shikamaru sie heute in ein Restaurant ausführen würde, war Temari der Meinung, dass sie ihn nicht wieder mit ihrer Jogginghose und dem weiten T-Shirt, das ihr mittlerweile so oder so schon zu klein war treffen konnte. Also waren die beiden Frauen erst mal Shoppen gefahren, um für die Blondine etwas Schönes zum Anziehen zu kaufen. Danach waren sie noch beim Friseur, wo sie sich die Spitzen schneiden ließen, bevor sie wieder zurück zu Temari fuhren. Nachdem Temari sich ihr neues Kleid angezogen hatte, hatte sich TenTen um ihr Make-up gekümmert, allerdings hatte sie dezent gehalten. Nun stand sie hier im Wohnzimmer in ihrem langen schlichten schwarzen Kleid, welches sie durch ein kunstvolles Band an ihrem Hals festband. Dazu trug sie ein paar schwarze Ballerinas, die mit goldenen kleinen Steinen überseht waren. In einer schwarzen Clutch brachte sie all ihre Habseligkeiten unter.  Als Accessoire trug sie nur den Unendlichkeitsring, den Shikamaru ihr vor Jahren geschenkt hatte, doch trug sie ihn dieses Mal nicht als Kette sondern an ihrem Finger als richtiger Ring.

 

Neugierig erhoben sich Gaara und Kankuro von ihren Plätzen, um ihre Schwester mustern zu können. Sie fanden es wirklich erstaunlich, was ihre große Schwester für diesen Kerl immer tat, aber irgendwie konnten sie es auch verstehen, schließlich liebte Temari ihn wirklich sehr. Hundertprozentig trauten sie Shikamaru zwar noch nicht, doch sie respektierten es, weshalb sie sie nun sanft anlächelten.

  „Du siehst echt umwerfend aus, Temari“, meinte Kankuro. „Wenn du nicht meine Schwester wärst und nicht das Kind eines anderen in dir tragen würdest, würde ich mit dir ausgehen.“

  „Ich frage ist nur, ob ich mit dir ausgehen würde“, erwiderte seine Schwester keck. „Und, was sagst du, Gaara“, wand sie sich an ihren anderen Bruder, auf dessen Meinung sie wesentlich mehr legte. Dieser kam langsam auf sie zu und nahm ihre Hand in seine, wobei er den Ring an ihrem Finger betrachtete, bevor er sie einmal um sich selbst drehte.

  „Ich denke, ausnahmsweise muss ich Kankuro Recht geben. Du siehst wirklich gut aus, auch, wenn ich der Meinung bin, dass du das nicht für Shikamaru machen musst. Er würde dich auch noch wunderschön finden, wenn du einen Jutesack trägst“, sagte er mit ruhiger Stimme. „Aber dass du den Ring trägst, wird ihn sicher umhauen“, flüsterte er ihr zu und entlockte ihr so ein leises Kichern.

 

„Und hat er dir gesagt, wohin es gehen soll?“, erkundete sich Kankuro, um wieder am Gespräch teilnehmen zu können.

  „Er hat nur gesagt, dass er mit mir essen will und dass er eine Überraschung hat. Mehr wollte er mir nicht verraten, egal wie lange ich gefleht und gebettelt hatte“, erzählte sie ihnen.

  „Der Kerl muss ja wirklich hart im Nehmen sein, wenn er es erträgt, so lange auszuharren, bis du es aufgibst“, lachte Kankuro munter.

  „Kankuro, würdest du bitte ein paar Schritte näher kommen“, fragte seine Schwester mit zuckersüßer Stimme, wobei sie ihn Freundlich anlächelte. Gaara und TenTen sahen dabei das Unheil schon kommen. Nur Kankuro hatte keinen blassen Schimmer, was kommen würde, weshalb er sich, ohne darüber nachzudenken, seiner großen Schwester näherte. Er ahnte nicht mal, dass sie sich vielleicht für seinen Spruch rächen könnten, aber da hatte er die Rechnung ohne seine Schwester gemacht. Als er nämlich vor ihr zum Stehen kam und sie sich war, dass er es war, holte sie mit ihrer Faust aus und verpasste ihm einen Schlag ins Gesicht.

  „Hammer Schlag, Temari“, lobte TenTen ihre Freundin kichernd. Sie wusste genau, dass man ihre Freundin auf keinen Fall unterschätzen durfte, auch wenn sie blind war.

  „Pass das nächste Mal besser auf, was du sagst“, warnte Temari ihren Bruder kalt. Nur weil sie blind war, ließ sie sich sicher nicht alles bieten. Es sollte niemand denken, dass sie ein hilfloses kleines Mädchen war, denn in Wahrheit kam sie auch ganz gut alleine zurecht.

 

Fluchend konnte Kankuro seiner Schwester nur noch hinterhersehen, wie sie zusammen mit ihrer Freundin auf die Haustür zu schritt und diese durchtrat, um dort auf ihren Freund warten zu können. Dieses Mal hatte er sie wohl wirklich unterschätzt, dabei ging er doch sonst immer auf Nummer sicher, schließlich wusste er genau, wie sie sein konnte. Allerdings glaubte er fest daran, dass ihm das nicht noch einmal passieren würde. Dieses einmal war ihm eine Lehre gewesen. Nichtsdestotrotz würde er sich an seiner Schwester rächen. Sie schlug ihm sicher nicht so einfach ins Gesicht und kam dann ungeschoren davon. Er wusste zwar nicht, wie er es anstellen sollte, aber er war sich sicher, dass ihm noch etwas einfallen würde.

 

„Wenn du gerade an Rache denkst, denk bitte auch daran, dass sie Mitte des achten Monats schwanger ist“, holte ihn Gaaras Stimme aus den Gedanken, wobei dieser ihm seine Hand reichte, um ihn auf zu helfen, da Temaris Schlag ihn zu Fall gebracht hatte.

  „Glaubst du wirklich, dass ich riskieren würde, dass ihr oder dem Baby etwas passiert?!“, erwiderte Kankuro vorwurfsvoll, nahm aber trotzdem die ihm gebotene Hanf dankend an, von welcher er hochgezogen wurde.

  „Ich wollte nur noch mal auf Nummer sicher gehen“, sagte Gaara trocken, bevor er sich von seinem Bruder wegdrehte und wieder zurück ins Wohnzimmer ging, um es sich dort auf dem Sofa gemütlich zu machen. Nach kurzem Nachdenken folgte Kankuro ihm. Er würde sich trotzdem rächen, außerdem hatte er schon daran gedacht, dass seine Schwester schwanger war und er etwas vorsichtiger sein musste.

 
 

~~~
 

 

„Also, ich bin ja auch der Meinung, dass er nicht so ganz ungeschoren davon kommt, aber meinst du nicht, dass der Faustschlag ein bisschen hart war?“, meinte TenTen, als sich die beiden Freundinnen auf den Treppenabsatz setzten, um dort auf ihre Freunde zu warten.

  „Ich bin schwanger, ich darf so reagieren, außerdem ist er mein kleiner Bruder. Da ist so was normal“, argumentierte sie. TenTen kicherte.

  „Du kannst aber nicht immer alles mit deiner Schwangerschaft begründen“, kicherte sie kopfschüttelnd.

  „Du siehst doch, dass ich das kann und glaub mir es klappt wirklich gut“, erwiderte sie frech grinsend.

  „Ich weiß zwar nicht, worum es geht, aber sie hat Recht. Eigentlich immer kommt sie mit der Begründung durch“, erklang plötzlich eine Stimme neben ihnen.

  „Sie hat Kankuro ihre Faust ins Gesicht geschlagen, nachdem er indirekt gesagt hat, dass sie ziemlich nervig sein kann, wenn sie etwas will, das aber nicht bekommt“, erklärte TenTen dem Neuankömmling.

  „Bist du noch immer beleidigt, dass ich dir nicht sage, was ich vor habe?“, neckte er Temari grinsend. Diese hielt ihm ihre Hand hin, damit er sie hochziehen konnte, wobei sie irgendetwas vor sich hin murrte, was sich stark nach „Idiot“ anhört. Nichtsdestotrotz begrüßte sie ihren Freund mit einem Kuss.

 

„Ist es für dich ok, TenTen, wenn ich dir Temari jetzt schon entführe und du hier alleine auf Neji wartest? Er wollte auch gleich kommen. Nur habe ich einen Tisch reserviert und wir wollen ja nicht zu spät kommen“, fragte Shikamaru die Braunhaarige lächelnd. Diese grinste ihn breit an und nickte, immerhin wusste sie genau, was er mit ihrer besten Freundin vorhatte, auch wenn er noch nicht wusste, dass sie es wusste.

  „Klar, geht ruhig schon. Ich warte hier so lange, bis Neji kommt. Er hat gemeint, dass es nicht lange dauern wird“, erwiderte sie. „Ich wünsche euch viel Spaß bei eurem Date.“

  „Das wünsche ich dir auch. Wir telefonieren später“, verabschiedete sich Temari von ihrer Freundin.

  „Klar“, kicherte sie.

 

Zusammen gingen Temari und Shikamaru zu seinem Auto. Ganz der Gentleman, der er war, öffnete er ihr die Tür und schloss, nachdem sie eingestiegen war. Danach ging er um das Auto herum und setzte sich hinters Steuer, bevor er den Motor startete.

  „Du wirst mir nicht sagen, wohin wir fahren, oder?“, erhob Temari seufzend ihre Stimme.

  „Nein, aber ich bin mir sicher, dass du sofort weißt, wo wir sind, wenn wir ankommen, also hab ein bisschen Geduld“, erwiderte er lächelnd, wobei er flüchtig mit seiner Hand über ihren Arm streifte, bevor er sie wieder auf Lenkrad legte, um eine bessere Kontrolle über seinen Wagen haben zu können. Temari aber schwieg. Konnte er ihr nicht einfach sagen, wohin es ging?

  „Du siehst wirklich gut aus“, sagte er mit einem sanften Ton, womit er ihr ein sanftes Lächeln entlockte. Ein kleiner Rotschimmer legte sich auf ihre zarten Wangen.

  „Danke, das Kleid hat TenTen für mich ausgesucht. Wir waren deshalb extra shoppen und ich habe mir meine Haare schneiden lassen“, erzählte sie ihm.

  „Das klingt so, als hättest du einen schönen Tag gehabt“, mutmaßte er. „Ich hatte dagegen nur einen langweiligen Bürotag…“

  „Ich bin mir sicher, dass wir das heute noch ändern können“, kicherte sie grinsend.

  „Ja, das glaube ich auch“, stimmte er ihr lächelnd zu. Hätten sie gewusst, was sie an diesem Tag noch alles erleben würden, hätten sie es sicher auf eine andere Art und Weise gesagt.

 
 

~~~
 

 

„Du bringst mich in Chojis Restaurant?!“, stellte Temari gleich fest, nachdem sie aus dem Wagen ausgestiegen war.

  „Ich wusste, dass du es erraten wirst, wenn wir hier ankommen“, erwiderte er grinsend und drückte ihre einen Kuss auf die Wange. Temari lächelte ihn sanft an.

  „Ich würde diesen Geruch unter tausenden erkennen“, meinte sie selbstsicher, was wohl daran lag, dass sie dieses Restaurant einfach liebte. Seit dem ersten Tag, an dem Shikamaru sie hier her geführt hatte, wollte sie nirgends anders mehr hin, zumindest wenn es um japanisches Essen ging. Oft war sie mit Shikamaru hier gewesen, als sie noch zusammen waren und doch war es für sie beide etwas ganz besonderes. Nun freute sie sich auf dieses Date umso mehr.

 

„Wollen wir?“, holte Shikamarus Stimme sie aus ihren Gedanken zurück, wobei er einen Arm über ihre Schulter legte und sie so näher zu sich heran zog.

  „Klar, ich freu mich schon“, erwiderte Temari glücklich lächelnd und kuschelte sich näher an ihren Freund, bevor sie zusammen auf die Eingangstür zugingen, um das Restaurant zu betreten.

  „Das ist aber noch nicht alles, was ich mir einfallen lassen habe“, offenbarte er ihr lächelnd, wobei er sie aus dem Augenwinkel die ganze Zeit beobachtete. Auf Temaris Lippen legte sich ein kleines Schmunzeln.

  „Du wirst mich damit nicht mehr ärgern können. Mir ist es egal, was du alles noch sagen wirst. Ich bin überhaupt nicht neugierig“, erklärte sie ihm, auch wenn sie selbst nicht zu hundert Prozent dran glaubte. „Mir reicht es zu wissen, dass wir beide hier zusammen essen werden und einen tollen Abend zusammen verbringen.“

  „Na wenn du das sagst…“, lachte er.

 

„Hallo ihr beiden, schön, dass ihr da seid“, begrüßte Choji die beiden, als sie das Restaurant betraten. Freundschaftlich schlug er mit Shikamaru ein, bevor er Temari lächelnd umarmte.

  „Hey Choji“, erwiderte Shikamaru lächelnd, bevor er seinen Arm wieder um ihre Schulter legte.

  „Es freut mich, mal wieder hier in deinem Restaurant zu sein, Choji“, sagte Temari, wobei sie sich mehr an ihren Freund kuschelte. Sie genoss die Zweisamkeit mit ihm sichtlich.

  „Es freut mich auch, dich wieder zusehen, vor allem an der Seite von Shikamaru“, meinte er mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. Er freute sich wirklich, dass zwischen den beiden alles wieder in Ordnung war, schließlich hatte auch gesehen, wie schlecht es Shikamaru nach der Trennung ergangen. Aber daran wollte er nun nicht mehr denken, schließlich hatte sein bester Freund eine Mission, bei der er ihn unterstützen musste, weshalb er die beiden erst einmal an ihren Tisch führte, welcher ein wenig abgelegen war, sodass sie ihre Ruhe haben konnten.

 

„Ich habe schon im Vorfeld unser Essen und unsere Getränke bestellt“, erklärte Shikamaru, nachdem sie sich gesetzt hatten und Choji wieder gegangen war. Dieser würde sie an diesem Tag persönlich bedienen.

  „Woher weißt du denn, was ich nehmen will?“, fragte Temari mit einem verführerischen Unterton.

  „Seit dem ersten Tag, an dem ich dich hierher gebracht habe, bestellst du jedes Mal dasselbe. Ich bin davon ausgegangen, dass es dieses Mal auch so sein würde, deshalb habe ich bereits bestellt, damit wir nicht so lange auf unser Essen warten müssen“, meinte er mit ruhiger Stimme, wobei er über den Tisch griff und ihre Hand in seine nahm, um mit seinem Daum über ihren Handrücken zu streichen. Erst da fiel ihm auf, dass sie seinen Ring an ihrem Finger trug, was sein Herz höher schlagen ließ.

  „Du trägst den Ring“, stellte er lächelnd fest und ließ seinen Finger über ihren Ring streichen.

  „Ja“, erwiderte sie ebenso lächelnd. „Du hast ihn mir damals geschenkt, weil er für unsere unendliche Liebe steht. Ich denke, da wir nun wieder wirklich glücklich zusammen sind, sollte ich den Ring wieder tragen, aber dieses Mal richtig.“

 

„Hier sind eure Getränke und euer Essen“, riss Chojis Stimme sie aus ihrer Zweisamkeit wieder zurück.

  „Oh danke, ich hab einen Bärenhunger“, sagte Temari breit grinsend und machte sich sofort an ihr Essen. Shikamaru und Choji beobachteten sie dabei schmunzelnd.

  „Durch die Schwangerschaft hat sie dauernd Hunger“, erklärte der Nara seinem Freund, bevor er ebenfalls zu essen begann.

  „In welchem Monat bist du denn?“, erkundete sich der Restaurantbesitzer neugierig.

  „Ich bin Mitte des achten Monats. Das heißt in ca. sechs Wochen habe ich eine kleine Tochter, wenn alles gut geht“, sagte sie zwischen zwei Bissen, wobei ein stolzes Lächeln auf ihren Lippen lag.

  „Wenn die Kleine auf der Welt ist, müsst ihr unbedingt zu mir kommen“, bat Choji seinen besten Freund und deren Freundin.

  „Klar, Temari isst hier so oder so am liebsten. Also denke ich, dass wir wohl auch weiterhin hierher kommen werden“, erwiderte Shikamaru, wobei er seine Freundin musterte.

  „Dann lass ich euch mal in Ruhe essen“, meinte Choji, bevor er sich von seinen Gästen abwand.

 

„Willst du wieder zu mir ziehen?“, platzte es plötzlich aus Shikamaru heraus, wobei er seine Freundin nicht aus den Augen ließ, jedoch konnte er keine Reaktion an ihrem Körper ablesen. Es war absolut keine Reaktion zu sehen. Langsam legte sie ihr Besteck zur Seite.

  „Wie kommst du gerade jetzt auf diese Idee, Shikamaru?“, fragte sie ihn mit ruhiger, vorsichtiger Stimme.

  „Du hast doch gesagt, dass der Ring für unsere unendliche Liebe steht und dass wir wieder glücklich sind, also warum nicht?“, erwiderte er lächelnd.

  „Shikamaru, ich bin mir nicht so sicher, ob wir das wirklich machen sollten“, redete sie sich weiter raus.

  „Warum nicht, Temari? Wir haben davor auch schon zusammen gewohnt. Wir wissen, dass es klappt. Was spricht also dagegen, dass wir wieder zusammen ziehen?“, argumentierte sie.

  „Ja, aber wir sind gerade mal eineinhalb Monate zusammen und in weiteren eineinhalb Monate bekomme ich mein Baby. So ein Umzug ist verbunden mit jeder Menge Stress, vor allem weil deine Wohnung nicht auf ein Baby ausgerichtet ist. Außerdem wer soll das alles machen? Du bist den ganzen Tag arbeiten und mit der kleinen schaffe ich das alles einfach nicht mehr“, erklärte sie ihm.

  „Temari, lüg dir bitte nichts selber vor. Es mag zwar sein, dass das vielleicht auch Gründe für dich sind, aber eigentlich hast du doch nur Angst, oder? Ich möchte dir diese Angst aber nehmen. Ich will für dich da sein und mich um dich und die Kleine kümmern. Weil ich aber den ganzen Tag arbeiten muss, schaff ich das einfach nicht, wenn du so weit weg bist. Außerdem glaubst du es wird leichter, wenn sie da ist? Lass es uns doch einfach jetzt schon machen. Wenn wir all unsere Freunde und unsere Familien um Hilfe bitten, dann schaffen wir das an einem Wochenende“, versuchte er sie zu überzeugen.

 

Tief atmete Temari ein und aus, wobei sie sich auf ihre Lippe biss.

  „Ja, ich habe Angst, aber warum beharrst du so sehr darauf? Warum möchtest du unbedingt, dass ich jetzt schon zu dir ziehe? Du kannst immer nach deiner Arbeit zu mir kommen und dort übernachten. Es kann mich auch jemand zu dir fahren und am Wochenende verbringen wir schon jetzt die gesamte Zeit zusammen. Ist es nicht gut wie es momentan ist? Warum willst du dir den ganzen Stress bitte antun? Es ist dir doch sonst immer alles viel zu anstrengend und nervig. Warum beharrst du also darauf, dass ich zu dir ziehen soll?“, fragte sie mit betont ruhiger Stimme. Sie wollte keinen Streit anfangen. Nicht hier. Nicht jetzt. Sie wusste doch wie schlecht so was für sie und das Baby war. Warum reizte er sie also so sehr? Konnte er es nicht einfach dabei belassen, dass sie sich noch nicht bereit genug dafür fühlte? Er redete doch die ganze Zeit auf sie ein, dass sie sich ausruhen musste, dass sie sich keinen Stress aussetzten sollte. Aber das hier war Stress für sie. Sah er das denn nicht? Bemerkte er nicht, dass er damit ihren schönen Abend ruinierte.

 

Seufzend erhob sich Shikamaru von seinem Platz, um einmal um den Tisch zu laufen und sich dann neben Temaris Stuhl zu hocken, wo er ihre Hand in seine nahm und sie fest in seiner hielt. Natürlich sah er, wie er sie bedrängte und dass das in einen großen Streit ausarten könnte, der den Stress bei ihr nur noch verstärkte. Aber er konnte das einfach nicht vergessen. Es war ihm einfach viel zu wichtig. Er hatte einfach schon zu lange darüber nachgedacht, als dass er jetzt einfach so aufgab. Noch einmal atmete er tief ein bevor er schließlich seine Stimme erhob und mit ruhiger Stimme sagte: „Ich bitte dich, Temari. Du solltest dich nicht aufregen. Das ist nicht gut für dich und das Baby. Ich weiß, dass meine Frage beziehungsweise meine Bitte ein wenig übereilt klingen kann und es tut mir leid, wenn ich dich damit überfallen habe, aber ich liebe dich Temari. Du bist mein Leben. Die Monate unserer Trennung haben mir gezeigt, dass ich dich für immer in meiner Nähe haben will und das ist der eigentlich Grund, warum ich das alles hier mache, warum ich dich zum Essen eingeladen habe und warum ich dich mit meiner Frage so sehr bedrängt habe. Temari, ich liebe dich und darum möchte ich dich bitten meine Frau zu werden!“

Perfektes Timing...


 

21. Perfektes Timing…
 

 

„[…] Temari, ich liebe dich und darum möchte ich dich bitten meine Frau zu werden!“

 

Es war als würde die Zeit still stehen. Noch immer hockte Shikamaru vor seiner Freundin, den Ring in der Hand und wartete darauf, dass sie etwas sagte, dass sie etwas tat, das ihm zeigte, dass auch sie sich für immer an ihn binden wollte. Temari aber tat nichts. Sie saß einfach nur dort auf ihrem Stuhl, den Mund leicht geöffnet, zumindest sah es von außen so aus. Doch in ihrem Inneren sah das ganz anders aus. Ihr Gehirn lief auf Hochtouren. Tausend Gedanken rasten durch ihren Kopf, ohne dass sie einen von ihnen fassen konnte. Sie wusste einfach nicht, was sie sagen oder machen wollte. Hatte sie doch nicht mit einem Antrag gerechnet. Was sollte sie auf einem Antrag antworten, wenn sie sich nicht mal dazu bereit fühlte mit ihm in eine Wohnung zu ziehen? Anderseits liebte sie diesen Menschen so sehr, dass sie genau wusste, dass sie nicht ohne ihn konnte, dass er für immer zu ihrem Leben gehören würde. Was sollte sie also machen? Sie hatte keine Ahnung. Verzweiflung machte sich in ihr breit. Sie konnte, wollte Shikamaru nicht zurückweise.

 

Dies spürte auch der Nara. Vorsichtig hob er seine Hand und legte sie auf ihre Wange, über welche er sanft strich, um sie zu beruhigen. Natürlich war ihm nicht entgangen, wie ihre Hände unter der großen Anspannung gezittert hatten. Das hatte er natürlich nicht mit seinem Antrag erreichen wollen. Vielleicht hätte er doch einen Rückzieher machen sollen, als sie so auf seine Frage, ob sie zusammenziehen sollten, reagiert hatte.

  „Du musst mir nicht gleich eine Antwort geben, Temari. Lass dir einfach ein bisschen Zeit und denk darüber nach und sag mir dann, wie du dich entscheidest“, sagte er mit sanfter Stimme, wobei er ihr den Ring in ihre Hand legen wollte, welche mittlerweile aufgehört hatte zu zittern. Doch Temari entzog sich ihm und legte ihre Hand auf seine Wangen, welche sie vorher ertastete, um ihn zu sich hoch zu ziehen und ihre Lippen auf seine zu legen. Sie wusste einfach nicht, womit sie diesen verständnisvollen Mann verdient hatte, der einfach alles für sie tun würde. Sie liebte ihn und das wollte sie ihm durch diesen Kuss zeigen, auch wenn sie es noch nicht schaffte, auf seinen Antrag zu antworten, trotzdem konnte sie beim Kuss nicht verhindern, dass ihre Gedanken noch immer um das Thema kreisten.

 

Shikamaru hätte zwar gerne schon jetzt ihre Antwort, doch konnte er gut verstehen, dass das für sie nicht so einfach war. Das akzeptierte er, schließlich wollte er sie zu nichts drängen. Allerdings war der Kuss, der von ihr ausgegangen war, Beweis für ihn genug, dass sie ihn noch immer wollte und das ließ sein Herz höher schlagen, schließlich bedeutete ihm diese Frau so viel. Leidenschaftlich erwiderte er also ihren Kuss, um auch ihr zu zeigen, wie sehr er sie eigentlich liebte, egal ob sie ihn nun heiraten wollte oder nicht. Er würde immer an ihrer Seite stehen. An ihrer und der Seite ihres Kindes. Mittlerweile war ihm auch egal, ob es seines oder Hidans zwar, naja nicht ganz. Er wünschte sich schon, dass es sein Kind war, allerdings würde er es auch lieben und akzeptieren, wenn es anders wäre, denn schon jetzt hatte er instinktiv Vatergefühle für das kleine Geschöpf in seiner Freundin. Er liebte sie genauso wie er auch Temari liebte. Sie gehörte einfach zu ihnen dazu. Das war ihm in den letzten Wochen klar geworden und er wollte es nun auch nicht mehr ändern.

 

Plötzlich aber stöhnte Temari in den Kuss hinein, jedoch war es kein leidenschaftliches Stöhnen sondern ein schmerzerfülltes. Schnell loste Shikamaru den Kuss, um sie besorgt zu mustern. Temaris Gesicht war schmerzverzerrt und ihr Körper verkrampfte sich. Er konnte sehen, wie sie sich auf die Unterlippen biss, um nicht erneut vor Schmerzen aufzustöhnen.

  „Was ist los mit dir, Temari? Sag mir, was ich tun soll“, sagte er alarmiert, wobei er nicht verhindern konnte, dass eine Spur von Panik in seiner Stimme mitschwang. Mit seiner Hand griff er dabei nach ihrer und drückte sie fest, um ihr zu zeigen, dass er für sie da war. Temari erwiderte den Druck.

  „Du wirst lachen“, meinte sie unsicher lachend. „Es ist zwar ein scheiß Timing, aber ich glaube, ich bekomme gerade Wehen…“ Schockiert sah Shikamaru sie an. Das konnte nicht ihr ernst sein!

  „Was jetzt schon?!“, fragte er sie entsetzt. „Ich dachte, es dauert noch eineinhalb Monate.“ Er konnte einfach nicht fassen, dass sie schon jetzt die Wehen bekam. Sein Gehirn setzte durch den Schock einfach aus. Er wusste nicht mehr, was er tun sollte…

 

„Shikamaru, Schatz, du verlierst jetzt doch nicht die Nerven, oder?“, meinte sie mit betont ruhiger Stimme, wobei sie jedoch nicht unterdrücken konnte, dass ihr Atem langsam schwerer wurde. Shikamaru aber antwortete ihr nicht mehr. Er hockte einfach dort vor ihr und starrte sie an, unfähig etwas zu tun. Temari konnte es einfach nicht fassen, dass ihr sonst so gefasster Freund plötzlich in Panik verfiel und einen Schock erlitt. Nicht jetzt, wo sie ihn doch so dringen brauchte! Die Blondine sah nur einen Weg, um ihn aus dieser Starre zu lösen, zumindest hoffte sie innig, dass es funktionierte. Ohne darüber lange nachzudenken, holte sie mit ihrer flachen Hand aus und verpasste ihm eine deftige Ohrfeige.

  „Shikamaru Nara. Ich verspreche dir, wenn du jetzt die Nerven verlierst, werde ich dir persönlich die Hölle heiß machen, wenn ich das alles alleine überstehen musste. Und glaub mir, das wird kein Zuckerschlecken für dich werden“, wetterte sie aufgebracht. Zwar konnte sie mittlerweile spüren, dass er sich regte, doch sagte er noch immer nichts. Für Temari ein Zeichen, dass es noch dauern konnte, bis er wieder richtig zu sich kam. Aber Temari hatte keine Zeit. Sie hatte jetzt ihre Wehen!

 

„Hey, ist alles bei euch ok?“, fragte plötzlich eine Stimme neben ihnen. Erleichtert atmete Temari aus. Choji. Er war durch ihr Geschrei auf sie aufmerksam geworden. Was für ein Glück.

  „Choji, du musst mir helfen“, presste Temari heraus. Die Schmerzen der Wehen wurden immer Schlimmer. „Ich habe die Wehen bekommen und Shikamaru hat die Nerven verloren. Du musst mich ins Krankenhaus bringen“, erklärte sie ihm, wobei sie inständig hoffte, dass er nicht so reagierte wie ihr Freund. Choji aber sah sie ein paar Sekunden lang an, in denen er realisieren musste, was gerade geschah und was zu tun war.

  „Natürlich. Warte ich helfe dir“, sagte er, bevor er ihr von ihrem Stuhl aufhalf. Leichtstützend führte er sie durchs Restraunt, um zum Hinterausgang zu gelangen, wo sein Wagen stand. Shikamaru trottete den beiden benommen hinter her. Noch immer war er nicht der Herr seiner Sinne. Trotzdem schaffte er es irgendwie, in Chojis Wagen einzusteigen und sich anzuschnallen, bevor sein Kumpel auch schon den Wagen startete und sich so schnell er konnte, auf dem Weg ins Krankenhaus machte, auch wenn ihm nicht wirklich wohl bei dem Gedanken war.

 

„Temari, ich will dich ja nicht beunruhigen oder so, aber ich habe von Geburten absolut keine Ahnung“, meinte er nach einer Weile unsicher. Tief atmete Temari ein und aus, wobei sie ihre Augen geschlossen hielt.

  „Du musst mich einfach nur ins Krankenhaus fahren. Ich werde meinen Vater anrufen. Der wird dann mit meinen Brüdern kommen, damit ich mich entscheiden kann, ob ich meinem Freund den Hals umdrehe oder ihnen die Hand zerquetsche. Vielleicht habe ich ja auch Glück und er kommt bis dahin wieder zu sich“, erklärte Temari ihm, doch konnte sie nicht verhindern, dass ein leichte Spur von Wut in ihrer Stimme mitschwang. Noch immer konnte sie nicht glauben, dass Shikamaru so schwache Nerven hatte.

  „Ich bewundere dich dafür, dass du so ruhig bleiben kannst…“, brummte er mit einem kurzen Blick auf ihre Gestalt, auch wenn er kleine Anzeichen von Nervosität wahrnehmen konnte.

  „Man tut, was man kann“, erwiderte sie schlicht, wobei sie aber immer mal wieder kleinere Pausen machen musste, um tief durchzuatmen. „Außerdem muss ja wenigstens einer von uns die Nerven behalten und da Shikamaru sich dafür entschieden hat, sie zu verlieren, bleibt mir nichts anderes übrig.“

 

Schnell wählte sie die Nummer ihres Vaters und hoffte dabei innerlich, dass er mindestens genauso ruhig blieb, wie der beste Freund ihres Freundes.

  „Temari? Was gibt es? Ich dachte, du hast ein Date mit Shikamaru und kommst erst morgen früh wieder zurück“, begrüßte Mamoru sie. Temari versuchte nun ihre Atmung im Zaun zu halten. Sie wollte ihren Vater nicht schon jetzt verunsichern. Das wäre wirklich schlecht.

  „Hey Daddy“, erwiderte Temari die Begrüßung. „Eigentlich hatte ich das auch, aber die kleine hat uns da wohl einen Strich durch die Rechnung gemacht“, erklärte sie ihm mit einer Spur von Unsicherheit.

  „Heißt das, du hast die Wehen bekommen?“, hinterfragte ihr Vater schockiert. Sie konnte sein Unglauben und sein Entsetzen aus seiner Stimme hören.

  „Ja, ich bin gerade auf dem Weg ins Krankenhaus. Könntest du mit Gaara und Kankuro dahin kommen? Shikamaru hat die Nerven verloren, wobei ich glaube, dass er langsam wieder zu sich kommt. Sein Freund Choji fährt mich“, erklärte sie mit ruhiger Stimme, auch wenn es ihr unglaublich schwer viel. „Daddy, ich brauch dich!“

  „Keine Sorge, ich bin schon fast unterwegs, mein Mädchen“, versuchte er sie zu beruhigen, denn obwohl sie es eigentlich nicht wollte, konnte er aus ihrer Stimme hören, dass sie Angst hatte. „Halt noch ein Wenig durch!“, bat er sie, dann hatte er aufgelegt.

 

Temari lehnte sich in dem Sitz des Autos zurück und bemühte sich um eine ruhige Atmung. Ihre Finger umfassten dabei krampfhaft ihr Handy. Dies tat sie, um nicht die Nerven zu verlieren und sich selbst die Angst vor dem kommenden zu nehmen. Sie hoffte nur, dass sie das alles schnell hinter sich bringen konnte. Temari hatte absolut keine Lust darauf, Stunden in den Wehen zu liegen und sich diesen Schmerzen auszusetzen, vor allem wenn sie das auch noch ohne Shikamaru durchstehen musste. Dabei hatte er ihr doch versprochen, dass er ihr hierbei beistehen würde. Er hatte versprochen, dass ihr helfen würde und nun saß er in diesem Wagen und musste sich darum bemühen wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Nie wirklich nie hätte sie gedacht, dass ihm so etwas passieren würde. Sonst war er doch immer so ruhig und gelassen. Warum dann nicht jetzt?

 

„Du wirst es ihm ewig vorhalten, oder Temari?“, versuchte Choji die Blondine abzulenken, da er bemerkt hatte, dass auch sie immer unruhiger wurde. Temari aber verstand nicht genau, wovon er da gerade sprach.

  „Ich meine, dass er die Nerven verloren hat, als du ihm gesagt hast, dass du die Wehen bekommen hast“, erklärte Choji ihr, als er dies bemerkte. Temaris Kichern erfüllte den Raum.

  „Natürlich, aber da ist er auch selbst schuld, wenn er einfach so erstarrt“, kicherte sie leise. „Ich hoffe, dass er bis zur Geburt wieder ok ist…“, murmelte sie dann aber leise.

  „Ich glaube, es geht ihm schon wieder ein bisschen besser“, wollte Choji sie aufmuntern. Schon lange wusste er, wie sehr sich die beiden eigentlich brauchten und vor allem wie sehr Temari ihn brauchte, auch wenn sie das nur wirklich ungerne zugab.

  „Du weißt gar nicht, wie sehr ich ihn gerade brauche. Gerade jetzt, wo er nicht da ist“, flüsterte sie leise. Nun würde sie gerne seine Hand spüren, um zu wissen, dass er bei ihr war und sie nicht so alleine wie sie sich in dem Moment fühlte.

  „Aber ich kann es mir vorstellen und Shikamaru weiß das auch, Temari“, erwiderte er mit ruhiger Stimme.

 

„Du hast gelauscht“, stellte Temari seufzend fest. Natürlich hatte Choji gelauscht. Shikamaru war schließ sein bester Freund. Da wollte man wissen, wie der Antrag ankam und ob er angenommen wurde.

  „Nein, ich habe nicht gelauscht, aber aus euren Reaktionen konnte man erahnen, dass du nicht ja gesagt hast“, stellte er ihre voreilige Annahme richtig. „Es tut mir leid, aber ich musste es einfach tun. Shikamaru ist mein bester Freund und er hatte das schon seit Tagen geplant. Er war so aufgeregt und so voller Zuversicht, dass ich einfach sehen musste, wie es läuft.“

  „Und bist du jetzt sauer, weil ich nicht ja gesagt habe?“, fragte Temari. Choji aber schüttelte den Kopf.

  „Nein. Shikamaru sah dennoch unglaublich glücklich aus“, erwiderte er. „Shikamaru liebt dich über alles und obwohl er für immer mit dir zusammen sein will, wird er auch glücklich sein, wenn du nicht seine Frau werden willst, solange du nur bei ihm bleibst. Solange du bei Shikamaru bleibst und ihn glücklich machst, bin ich auch zufrieden“, erklärte er ihr und brachte Temari so zum Schmunzeln. Sie war wirklich froh, das zu hören.

 

„So, wir sind da“, meinte Choji plötzlich und brachte den Wagen zum Stehen. Nun war es also soweit…

Nie hat man seine Ruhe...


 

22. Nie hat man seine Ruhe…
 

 

„Gaara, Kankuro!“, rief Mamoru durchs Haus, wobei man die langsam aufsteigende Panik in ihm heraushören konnte. „Macht Temaris Tasche fertig! Sie wird gerade mit Wehen ins Krankenhaus gebracht!“ Er konnte es einfach nicht glauben. Sein kleines Mädchen bekam ihr Baby. Natürlich wusste er, dass es zu früh kam, aber das interessierte ihn gerade gar nicht. Das einzige, was zählte, war, dass seine Prinzessin dort im Krankenhaus lag und ihn brauchte. Mamoru schwor sich, dass sie dieses Mal nicht enttäuschen würde, zumal ihr Freund dies schon getan hatte. Er konnte einfach nicht glauben, dass Shikamaru die Nerven verloren hatte.

 

Wenige Minuten später kamen auch Kankuro und Gaara zurück ins Wohnzimmer. Letzter hielt eine kleine Sporttasche in seiner Hand, in der die Brüder das wichtigste zusammengepackt hatten. Zwar waren auch sie überrascht, dass das Baby schon jetzt kommen wollte, doch hatten sie sich schnell wieder gefasst, zumindest Gaara hatte dies, sodass er Kankuro Anweisungen geben konnte, während er das Wichtigste zusammengesucht hatte. So hatten sie neben Shikamarus Eltern auch noch TenTen und Neji informiert, schließlich sollten alle wissen, was dort im Krankenhaus gerade vor sich ging, immerhin wäre jeder sauer gewesen, würde er oder sie nichts von der bevorstehenden Geburt erfahren. Niemand wollte schließlich die Geburt des kleinen Mädchens verpassen, weshalb sich nun auch die drei Sabakunos auf dem Weg machten.

 

„Wie geht es Temari?“, fragte Gaara nach einer Weile, als sie nicht mehr weit vom Krankenhaus entfernt waren.

  „Ihr schien es eigentlich ganz gut zu gehen, als ich mit ihr gesprochen habe. Abgesehen davon, dass die Schmerzen, die sie erleiden muss, immer stärker werden. Auf jeden Fall klang sie relativ ruhig und gefasst“, erklärte Mamoru seinen Söhnen, welche nickten.

  „Und warum hast du mit Temari gesprochen? Das hätte doch Shikamaru machen können“, hinterfragte Kankuro, nachdem er ein paar Minuten über die Worte seines Vaters nachgedacht hatte.

  „Der hat die Nerven verloren. Sie wurde gerade von einem guten Freund Shikamarus gefahren“, erzählte er ihnen, was Kankuro und Gaara nur dazu brachte mit den Köpfen zu schütteln.

  „Ich fass es einfach nicht, dass dieser Idiot die Nerven verloren hat. Da vertraut man ihm einen Abend Temari an und dann passiert so was“, fluchte Kankuro.

  „Das hätte aber auch niemand ahnen können. Shikamaru war einfach nicht darauf vorberietet“, versuchte Gaara den Freund seiner Schwester in Schutz zu nehmen, auch wenn auch er nicht so ganz glauben konnte, dass der Nara einfach so die Nerven verloren hatte. Allerdings war er sich sicher, dass Shikamaru noch lange genug darunter leiden musste, schließlich kannte er seine große Schwester wirklich gut und diese würde ihm das sicher ewig vorhalten, wenn sie ihn an diesem Abend nicht noch umbringen wollte, was sie natürlich alle zu verhindern wussten, immerhin würde Temari den Nara noch brauchen, auch wenn sie das momentan vielleicht nicht so sah. Aber vielleicht hatten sie ja alle Glück und der Nara kam wieder zu sich, sodass er sich doch noch um seine Freundin und ihr Baby kümmern konnte. Das hatte dieser Temari zumindest versprochen.

 
 

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„Wie geht es Shikamaru?“, fragte Temari seufzend, als Choji wieder ihr Zimmer betrat. Schon seit zwanzig Minuten lag sie in diesem Zimmer und musste wahrscheinlich auch noch ein bisschen länger hier drinnen liegen und warten, bis es endlich soweit war. Choji tingelte derweil immer wieder zwischen ihrem Zimmer und dem Warteraum hin und her. In diesem saß nämlich Shikamaru und versuchte dabei wieder zu Sinnen zu kommen, denn Temari wollte ihn in diesem Zustand nicht bei sich im Zimmer haben. Da bekam sie nur die Krise, zumal sie momentan an anderes denken wollte, um sich von den Schmerzen ablenken zu können. Dass ihre Gedanken dabei eigentlich nur um Shikamaru und seinem Antrag kreisten, war reiner Zufall,  doch war das einer der Gründe, warum sie nicht wollte, dass hier drinnen war, denn dann konnte sie sich nicht mehr darauf konzentrieren.

 

„Es geht ihm immer besser. Vielleicht schafft er es ja doch noch bis zur Geburt“, meinte Choji, nachdem er sie ein paar Minuten lang gemustert hatte. „Und wie geht es dir?“

  „Die Schmerzen werden immer schlimmer, aber davon abgesehen ist alles super“, erwiderte die Blondine bemüht um ein Lächeln, welches sich auf ihren Lippen abzeichnete. Choji aber betrachtete sie weiterhin misstrauisch. So ganz wollte er ihr das nicht abkaufen.

  „Soll ich vielleicht hier warten, bis deine Familie kommt?“, fragte er nach kurzem Überlegen. Temari aber schüttelte ihren Kopf, wobei ein zartes Lachen zwischen den Seufzern und dem Stöhnen aus ihrer Kehle drang.

  „Nein, pass du lieber auf Shikamaru auf. Ich glaube er hat es nötiger als ich, außerdem ist es bei mir total langweilig. Ich warte einfach nur darauf, bis die Abstände zwischen meinen Wehen kürzer werden, außerdem kommt sicher bald jemand“, lachte die hübsche Blondine.

  „Na gut, wie du meinst…“, brummte der Akimichi, bevor er sich von Temari wegdrehte, um das Krankenzimmer zu verlassen und wieder zu Shikamaru zurück zu kehren.

 
 

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„Shikaku, park du den Wagen. Ich geh schon mal rein. Als einzige Frau, die sich um das arme Ding kümmern kann, darf ich doch nicht zu spät kommen, vor allem wenn mein lieber Sohn so reagiert, wie du“, wies die braunhaarige Frau ihren Mann, bevor sie mit Schwung die Autotür öffnete und sie hinter sich wieder schloss. Ihr Mann konnte ihr nur kopfschüttelnd hinterhersehen, wie sie dort ins Krankenhaus stürmte, um ihrer Schwiegertochter in Spe beistehen zu können. Er hoffte nur für seinen Sohn, dass es ihm besser ergangen war als ihm selbst, denn sonst würde seine Mutter ihm gleich die Hölle heiß machen und das wünschte er keinem, vor allem nicht seinem Sohn. Vielleicht sollte er sich lieber beeilen, um, wenn nötig, das schlimmste verhindern zu können, immerhin wusste er genau, wie sich sein Sohn fühlte, schließlich war es für ihn ein Schock gewesen, als seine Frau ihn mit der Tatsache konfrontiert hatte. Dass es seinem Sohn genauso ergangen war, war für ihn sehr wahrscheinlich. Die Tatsache, dass sie den Anruf nicht von ihrem Sohn bekommen hatten sondern von den Brüdern seiner Freund, bestätigte diese Annahme nur noch mehr. Aus diesem Grund suchte Shikaku schnell nach einem Parkplatz, um dann, wenn er seinen Wagen abgestellt hatte, seiner Frau so schnell wie möglich folgen zu können und sie aufzuhalten, sollte sie etwas dummes machen, schließlich würde Temari seinen Sohn noch brauchen.

 
 

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„Neji, wie lange brauchen wir noch?!“, jammerte TenTen nun schon zum gefühlten hundertsten Mal. Neji atmete tief ein und wieder aus. Er war darum bemüht jetzt nicht seiner Wut freien Lauf zu lassen, denn seine Freundin ging ihm hier gerade tierisch auf die Nerven.

  „TenTen konntest du bitte für ein paar Minuten ruhig bleiben“, bat er sie betont ruhig, wobei er versuchte sich weiterhin auf die dunklen Straßen zu konzentrieren.

  „Aber meine beste Freundin bekommt ihr Baby. Da muss ich unbedingt dabei sein“, widersprach TenTen ihrem Freund aufgeregt. Sie konnte es kaum noch erwarten. Am liebsten hätte sich die Braunhaarige gleich ins Krankenhaus gebeamt, da dies aber nicht möglich war, blieb ihr nichts anderes übrig als geduldig darauf zu warten, dass sie im Krankenhaus ankamen. Doch das war für die Braunhaarige gar nicht so einfach…

  „Ja, ich weiß. Aber ich glaube, Temari braucht keine Freundin als Nervenbündel, wenn sie ihr Baby bekommt, also reg dich bitte ab, TenTen!“, erwiderte Neji mit ernster Stimme. Auch wenn TenTen körperlich noch immer nervös war, hielt sie von da an ihren Mund, um die Nerven ihres Freundes nicht noch mehr zu strapazieren.

 
 

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„Shikamaru Nara!“, wetterte die braunhaarige Frau, als sie den Braunhaarigen mit seinem besten Freund auf einem der Stühle sah. „Was fällt dir eigentlich ein, deine schwangere Freundin einfach alleine zu lassen?! Sie bekommt gerade ihr Baby und du sitzt hier einfach herum und tust nichts! Warum bist du nicht in ihrem Krankenzimmer und stehst ihr bei?“

  „Yoshino, ich bin mir sicher, dass…“, wollte Choji seinen Freund vor seiner Mutter in den Schutz nehmen, doch stoppte diese ihn durch eine einfache Handbewegung.

  „Du schwingst sofort deinen Arsch in ihr Zimmer, hast du mich verstanden?“, fuhr Yoshino ihren Sohn an, ohne darauf zu achten, dass sie von allen angestarrt wurde. Niedergeschlagen seufzte Shikamaru. Mittlerweile ging es ihm schon besser, aber er war sich nicht wirklich sicher, ob das auch so blieb, wenn er ihr Zimmer betrat und sie in diesem Bett liegen sah.

  „Mum, schrei hier bitte nicht so herum. Die Leute gucken schon alle“, wies er sie genervt auf das offensichtliche hin. „Ich bin nicht bei Temari, weil sie mich nicht bei sich haben will, zumindest nicht als Nervenbündel“, erklärte er ihr seufzend, denn eigentlich wäre er nun wirklich gerne bei ihr, um ihr zu zeigen, dass sie immer für sie da sein und sich kümmern würde.

 

„Dann reiß dich gefälligst zusammen. Ich habe dich nicht zum Weichei erzogen. Deine Freundin braucht dich jetzt da drinnen und du packst endlich deine Eier aus und stehst ihr bei, sonst werde ich dafür sorgen, dass du dieselben Schmerzen erleiden musst wie sie gerade“, drohte sie ihm mit einem gefährlichen Unterton in der Stimme. Sowohl Shikamaru als auch Choji war klar, dass das Yoshinos purer Ernst war. Sie würde ihre Drohung erfüllen, sollte Shikamaru sich nicht langsam zusammenreißen. Der Nara musste nicht lange nachdenken, um sich zu entscheiden. Er musste sich nur eine Frage stellen: Vor wem hatte er mehr Angst? In dem Moment war es definitiv seine Mutter und vielleicht hatte er ja Glück und Temaris Anblick half ihm dabei wieder zu klaren Sinnen zu kommen und wieder beruhigter zu sein. Also erhob er sich von dem Stuhl auf dem er saß und ging mit seiner Mutter zusammen zu Temaris Zimmer. Choji konnte seinem besten Freund nur zweifelnd hinterher sehen. Er war sich nicht so ganz sicher, ob dieser die richtige Wahl getroffen hatte, doch er würde warten und sehen, was passierte.

 
 

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Sollte sie oder sollte sie nicht? Schon eine Weile dachte sie darüber nach, doch bis dato war sie noch zu keinem Schluss gekommen. Erst war es auch nur ein einfaches Spiel gewesen, um sich ablenken zu können, doch so länger sie darüber nachdachte, desto ernster wurde ihr die ganze Sache. Es gab vieles, das dafür sprach, dennoch konnte sie es nicht ändern, dass sie Angst hatte. Sie war sich nicht sicher, ob sie beide das alleine schaffen konnten, immerhin war es so schon schwer genug mit einem Baby, aber würden sie in eine neue Wohnung ziehen, würde er sich fürs erste um das Baby und sie kümmern müssen. Aber das wollte sie nicht. Sie wollte ihnen zeigen, dass sie alleine klar kam, dass sie es auch mit einem Baby schaffen würde. Und trotzdem fiel ihr die Entscheidung nicht leicht. Sie wollte ihn einfach nicht enttäuschen und eigentlich wollte sie es doch auch! Sie liebte ihn und er war immer da für sie. So viel hatten sie zusammen durchgestanden. Sie hatten neues Vertrauen gefunden und ihre Liebe neu entfacht und doch stand ihr ihre Angst im Weg, denn schon seit Minuten ging es in ihrem Kopf hin und her. Nur ihr Herz schrie eine klare Antwort.

 

„Temari!“, erklang plötzlich eine sanfte und führsorgliche Stimme neben ihr und riss sie so aus ihren Zwiespalt. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie er ihr Zimmer betreten hatte. Viel zu sehr war sie in ihren Gedanken versunken, doch bei dem Klang seiner Stimme war sie wieder voll bei sich, leider waren nun aber auch die Schmerzen wieder realer, welche sie weiterhin versuchte zu ignorieren.

  „Na, glaubst du, dass du das hier durchstehst, ohne einen Nervenzusammenbruch zu erleiden?!“, wollte sie sich über ihn lustig machen, doch ging der Effekt unter ihrem Stöhnen unter. Natürlich ärgerte sie dies, doch war daran kaum zu denken, denn eine neue Welle der Schmerzen kam über sie, sodass sie die Zähne aufeinander beißen musste, um nicht laut zu schreien. Ihre Finger krallten sich dabei in ihrem Bettlacken fest. Auch wenn sie froh war, dass er nun da war, um ihr beizustehen, wünschte sie sich in diesem Moment der Schwäche, dass er sie so nicht sah. Sie wollte nicht, dass er sie für schwach hielt.

 

Shikamaru aber sah das ganz anders. Er war unglaublich stolz auf seine Freundin, dass sie so lange alleine durchgehalten hatte. Doch nun würde sich das ändern. Er würde sie nicht mehr alleine lassen, bis ihr Kind geboren würde. Er würde ihr beistehen. Er würde ihre Hand halten und er würde ihr gut zureden. Zumindest nahm er sich dies vor. Ungern ließ er sie noch einmal alleine.

  „Ich denke, dass ich das durchstehen muss, um dir zu helfen, mein Wirbelwind“, sagte er mit ruhiger Stimme, wobei er mit seiner einen Hand die ihre aus dem Lacken löste, um sie dann in seine zu legen und fest zu drücken, um ihr zu zeigen, dass er für sie da war. Währenddessen strich er ihr mit seiner anderen Hand eine Strähne aus dem Gesicht und streichelte zaghaft ihre Wange, wobei er spüren konnte, wie sie sich an seine Hand schmiegte. Dies bestätigte ihm nur noch mehr, dass sie ihn wirklich brauchte.

 

„Endlich kümmerst du dich um deine Freundin! Wie lange hättest du da sonst noch gesessen, wenn ich nicht gekommen wäre“, meckerte Yoshino, nachdem sie die beiden ein paar Minuten lang beobachtet hatte. Shikamaru seufzte nur. Er hatte seine Mutter schon wieder ganz vergessen.

  „Hallo Yoshino, sind Sie alleine hier oder haben Sie Ihren Mann auch mitgenommen?“, fragte Temari, wobei sie das seufzen ihres Freundes ignorierte.

  „Ich hab dir doch schon gesagt, dass du mich duzen sollst, mein Kind“, tadelte sie die Blondine kopfschüttelnd. „Zu deiner Frage: Mein Mann parkt gerade den Wagen, aber deine Brüder und dein Vater müssten auch bald kommen. Sie haben uns darüber informiert, dass ihr hier seid.“

  „Ich verstehe…“, murmelte Temari und ließ sich ein wenig mehr zurück in ihre Kissen sinken. Sie hoffte wirklich, dass ihr Vater es pünktlich schaffte. Sie war sich nämlich nicht so sicher, ob sie und Shikamaru das hier alleine durchstanden. Gerne hätte sie nun ihre Mutter bei sich, die das schon alles durchmachen musste und ihr ganz einfach Mut zureden und sie beruhigen konnte.

 

Yoshino schien zu sehen, welche Ängste die werde Mutter gerade durchlitt, weshalb sie nun näher trat und ihr führsorglich durchs Haar strich als wäre sie ihre eigene Tochter.

  „Mach dir keine Sorgen, Temari. Shikamaru hat mir erzählt, was mit deiner Mutter passiert ist. Shikaku hat mich so schnell hierher gefahren, damit ich dir helfen kann, wenn es soweit ist. Wenn du möchtest, werde ich hierbleiben und dich unterstützen, wie es sicher auch deine Mutter getan hätte. Ich bin mir sicher, dass alles gut gehen wird, hab nur vertrauen“, versuchte sie sie mit sanfter Stimme zu beruhigen. „Möchtest du, dass ich hier bei euch bleibe und versuchen werde deine Ängste zu nehmen?“, fragte Yoshino nach ein paar Minuten. Temari aber musste nicht lange nachdenken. Sie nickte einfach nur mit einem dankenden Lächeln auf den Lippen. Dass Shikamaru sie in diesem Moment für schwach halten könnte, war ihr egal. Sie war einfach nur dankbar, dass Yoshino ihr dies angeboten hatten.

 

„Gut, ich werde schnell nach Shikaku suchen und ihm sagen, dass ich bei euch bleiben werde“, erklärte Yoshino den beiden lächelnd. Auch sie freut sich über den Umstand, dass sie ihrem Sohn und seiner Freundin helfen konnte. Noch einmal strich sie Temari beruhigend übers Haar, bevor sie zur Tür des Zimmers schritt, um dieses zu verlassen. Doch sah sie noch einmal in den Raum ehe sie das Zimmer letztendlich verließ, wobei sie den dankenden Blick ihres Sohnes erhaschen konnte, welcher sie unglaublich glücklich machte, immerhin bekam sie wirklich selten solche Gesten von ihrem Sohn zu sehen. Dies würde sie auch ihren Mann erzählen, wenn sie ihn in diesem riesigen Krankenhaus gefunden hatte. Allerdings hatte sie schon eine Idee, wo sie ihn finden konnte, wohin sie sich gleich auf dem Weg machte, um Shikamaru und Temari nicht zu lange alleine zu lassen.

 
 

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„Wir sind~“, wollte Neji gerade sagen, doch da hatte TenTen bereits die Tür seines Autos geöffnet und war zum Krankenhaus gerannt. Der Hyuuga konnte nur zweifelnd mit seinem Kopf schütteln. Natürlich verstand er, dass TenTen ihrer besten Freundin helfen wollte, allerdings zweifelte er noch immer, ob sie wirklich eine so große Hilfe sein würde, schließlich war sie schon die gesamte Zeit das reinste Nervenbündel. Aber was sollte er sich noch weiter Gedanken darum machen? Aufhalten konnte er sie so oder so nicht mehr. Also stieg auch er aus dem Auto aus und schloss es dann ab, bevor er zum Krankenhaus schlenderte. Warum er nicht so wie seine Freundin war und gleich seinem besten Freund stürmte? Ganz einfach, er war davon überzeugt, dass er in diesem Raum einfach überflüssig wäre. Sein Kumpel würde ihn dort nicht brachen. Also wartete er einfach, bis das Kind kam, um ihm dann zu gratulieren.

 

Als er den Wartebereich des Krankenhauses betrat, sah er schon von weitem Choji auf einem Stuhl sitzen. Neben ihm saß ein Mann, den Neji schnell als Shikamarus Vater identifizierte. Mit schnellen Schritten ging er auf die beiden Männer zu, welche sich angeregt zu unterhalten schienen.

  „Hallo“, begrüßte er die beiden, bevor er sich auf einem Stuhl neben ihnen nieder ließ. Choji und Shikaku erwiderten den Gruß mit einem Kopfnicken, ehe sie sich weiter unterhielten. Worum es dort ging, konnte er nicht erkennen, aber es interessierte ihn auch nicht sonderlich, immerhin hatte TenTen ihn schon die gesamte Autofahrt über genervt, da braucht er sich jetzt nicht auch noch um ein Gespräch kümmern, dass ihn eigentlich nichts anging. Doch auch seine Ruhe schien ihm nicht vergönnt zu sein, denn schon konnte er eine laute Frauenstimme vernehmen.

  „Shikaku, Shikaku“, rief sie laut und aufgeregt.

 
 

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„Was hast du gemacht, als du hier so alleine lagst?“, fragte Shikamaru neugierig, nachdem seine Mutter den Raum verlassen hatte. Doch war seine Frage nicht nur von Neugier getrieben, sondern wollte er sie auch ein wenig ablenken.

  „Ich habe nachgedacht“, erwiderte sie ihm wahrheitsgemäß. Noch war sie sich aber nicht ganz so sicher, ob sie ihm die ganze Wahrheit sagen wollte, denn auch mit ihrer Antwort war sie sich noch nicht ganz sicher.

  „Worüber?“, fragte Shikamaru weiter, dem diese schlichte Antwort noch nicht reichte. Er wusste, dass dort mehr hinter steckte, dass sie ihm etwas verschwieg. Dabei strich er kontinuierlich über ihren Handrücken.

  „Über uns. Über dich. Über den Antrag“, zählte sie auf. Temari wusste, dass sie ihm nichts verheimlichen konnte. Dafür kannte er sie mittlerweile einfach viel zu gut. Er würde erkennen, wenn sie log oder wenn sie ihm etwas verheimlichte. So war das nun mal.

  „Und zu welchem Ergebnis bist du gekommen“, hakte Shikamaru nach, welcher nun wirklich neugierig war.

 

„Temari, da bist du ja. Ich hab dich schon überall gesucht. Wie geht es dir?“, platze TenTen plötzlich herein, gerade als Temari ihm eine Antwort geben wollte. Shikamaru stöhnte genervt auf. Wieso musste TenTen auch gerade in dem Moment auftauchen?

  „Hey TenTen“, begrüßte Temari ihre beste Freundin mit einem zarten Lächeln auf den Lippen.

  „Oh man, du siehst echt fertig aus. Ich hab Neji gesagt, er soll sich mehr beeilen, aber er meinte nur, dass er nicht schneller fahren kann. Ist das zu fassen. Da bekommen unsere besten Freunde ein Kind und er schleicht da weiter mit zweihundert über die Autobahn. Aber zum Glück sind wir ja noch rechtzeitig. Neji müsste auch gleich kommen“, plapperte TenTen einfach drauflos, ohne es überhaupt zu merken.

  „Das bezweifle ich…“, murmelte Shikamaru nur und brachte Temari so zum Kichern. Auch sie glaubte nicht wirklich daran.

 

„TenTen, was hältst du davon, wenn du erst mal tief durchatmest. Es ist alles ok, also sei bitte ein bisschen entspannter. So wie du jetzt drauf bist, bist du nämlich kaum auszuhalten“, sagte Temari mit ruhiger Stimme. „Weißt du, ich hab dich echt lieb, aber jetzt muss ich dich bitten draußen bei Choji, Shikaku und Neji zu warten. Es ist alles Ok. Yoshino und Shikamaru sind bei mir und werden sich um mich kümmern. Mach dir also keine Sorgen. Mir und dem Baby geht es gut“, versicherte Temari ihr und brachte TenTen so zum Nachdenken.

  „Hmm, ich glaube, du hast Recht… Vielleicht ist es besser, wenn ich draußen warte, bis das Baby geboren ist. Neji hatte auch schon gesagt, dass ich ein ziemliches Nervenbündel bin“, gab die Braunhaarige betreten zu. Dann drehte auch sie sich wieder um, um das Krankenzimmer zu verlassen. Sie hatte eingesehen, dass ihr Verhalten nicht gerade förderlich für Temari war. So würde sie nur alle verrückt machen und das wollte sie nun wirklich nicht.

 
 

~~~
 

 

Schnell rannten die drei Männer durchs Krankenhaus. Sie wussten, dass sie ziemlich spät dran waren, aber sie konnten nichts dafür. Sie hatten im Stau gestanden. Sie hatten sich beeilt, waren so schnell gefahren, wie sie nur konnten. Nun hofften die drei, dass Temari nicht sauer sein würde. Dass sie ihr Kind noch nicht geboren hatte, wussten sie bereits, allerdings hatten sie keine Ahnung wie die Blondine reagieren würde. Temari war schon immer unberechenbar gewesen, doch seitdem sie schwanger war, war es noch viel schlimmer. Nie wusste man, was sagen oder tun würde, was wohl auch daran lag, dass ihre Stimmungsschwankungen extrem waren. Doch so langsam hatten sie sich daran gewöhnt, zumindest mehr oder weniger.

 

Ohne groß zu klopfen, platzten sie in das Zimmer der Blondhaarigen. Dass sie damit aber Shikamaru und Temari in ihrer trauten Zweisamkeit störten, hätten sie sicher nicht gedacht, zumal sie Shikamaru nicht in ihrem Zimmer erwartet hatte. Allerdings zeigte ihnen der Blick des Naras, dass sie die beiden wohl bei etwas wichtigem gestört haben mussten, denn hätten Blicke töten können, wären sie drei nun tot. Daraus machten sich die Männer aber nicht viel, schließlich handelte es sich hierbei nur um den Freund der Sabakuno. Was sie interessierte war die Sabakuno selbst, aber auch diese hatte die Arme vor der Brust verschränkt und ihnen einen finsteren Blick zugeworfen. Scheinbar sah sie es genauso wie ihr Freund.

 

„Wie kommt es, dass ich nur euch angerufen habe und ihr trotzdem die letzten seid, die hier aufschlagen?“, fragte Temari erbost. Sie konnte einfach nicht glauben, dass ihre Familie so lange gebraucht hatte, denn auch wenn sie versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, spürte sie doch, dass der Augenblick der Geburt langsam näher kam. Sie konnte spüren wie die Schmerzen immer stärker wurden und auch ihre Atmung hatte sie kaum noch unter Kontrolle und doch wollte sie noch etwas loswerden, bevor sie ihr Kind bekam.

  „Wir, Schwesterherz, wir standen im Stau, außerdem mussten wir noch deine Sachen packen und die anderen anrufen“, erklärte Gaara mit ruhiger Stimme.

  „Und was macht der da?“, hinterfragte Kankuro. „Ich dachte er hat die Nerven verloren… Eigentlich hatte ich erwartet, dass du ihn aus deinem Zimmer verbannst.“

  „Wie wäre es, wenn ich dich verbanne?!“, knurrte Temari wütend. Sie konnte es nicht leiden, wenn ihr Bruder so über ihren Freund herzog. Shikamaru aber strich ihr beruhigend durchs Haar und küsste sanft ihre Stirn.

 

„Wie ich sehe, bist du in guten Händen“, stellte Mamoru fest, nachdem er die beiden eine Weile beobachtet hatte. Auf Temaris Lippen zeichnete sich ein Lächeln ab.

  „Ja, das bin ich. Shikamaru und Yoshino sind hier und helfen mir“, erwiderte sie lächelnd. „Würdest du bitte auch hier bleiben… Papa?“, fragte sie ihn leise, wobei sie lange überlegen musste, wie sie ihren Vater ansprechen wollte. Es war schon sehr, sehr lange her, dass sie ihren Vater mit Papa angesprochen hatte. Aufgehört hatte sie damit, kurz nachdem ihre Mutter gestorben war, kurz nachdem sich alles geändert hatte. Dass sie ihn nun mit Papa ansprach, überraschte nicht nur ihren Vater sondern auch sie, doch ihr gefiel es. Es passte zu diesem Augenblick, wie sie fand.

  „Gerne, Temari“, erwiderte ihr Vater freudestrahlend und kam ihr ein wenig näher, um nach ihrer anderen Hand zu greifen, denn Shikamaru hielt die eine noch immer fest in der seinen.

 

„Shikamaru?“, wand sich Temari nun wieder an ihren Freund, wobei ein schmerzhaftes Stöhnen ihre Lippen verließ, dass nichts daran änderte, dass ihre Lippen ein liebevolles und sanftes Lächeln zierte. Überrascht von dem Ausdruck erlangte sie die Aufmerksamkeit aller. Aber vor allem Shikamaru hatte seine Aufmerksamkeit auf sie gelenkt. Er konnte sehen, wie sie noch einmal tief ein und aus atmete, bevor sie ihre Stimme erhob: „Ja!“

Es ist da!


 

23. Es ist da!
 

 

Er konnte sehen, wie sie noch einmal tief ein und aus atmete, bevor sie ihre Stimme erhob: „Ja!“

 

„Ja?“, wiederholte Shikamaru verwirrt. Er verstand nicht, was sie damit meinen könnte. Für ihn klang es einfach nur aus dem Zusammenhang gerissen. Auch die anderen drei Männer sahen die Blondine verwirrt an. Temari konnte darüber nur mit dem Kopf schütteln. Wie konnte man(n) nur so dumm sein.

  „Ich habe dir noch nicht auf deine Frage geantwortet, falls du dich erinnern kannst. Meine Antwort ist ja!“, erklärte Temari ihm mit gespielter Gelassenheit, doch flog diese auf, als sie sich schmerzhaft auf die Unterlippe biss. Doch spürte sie diesen Schmerz nicht lange, denn wenige Augenblicke später konnte sie Shikamarus Lippen auf den ihren spüren. Genüsslich erwiderte sie den Kuss.

 

„Sagt mal, kann mir jemand erzählen, was hier gerade abgegangen ist?“, fragte Kankuro verwirrt, wobei er seine Augen aber nicht von den beiden lassen konnte. Doch auch die beiden anderen Sabakunos hatten keine Ahnung und schüttelten mit dem Kopf, um dies Kankuro zu zeigen.

  „Ich würde sagen, Temari hat gerade Shikamarus Antrag angenommen“, erklang plötzlich hinter ihnen eine weitere Stimme. Überrascht sahen sich die drei Sabakuno zur Tür um, in welcher sie Yoshino Nara zusammen mit einer Ärztin stehen sahen. Schnell wanderte ihr Blick wieder zu Shikamaru und Temari, welche sich noch immer küssten. So ganz konnten sie noch nicht glauben, was sie dort gerade gehört hatten, doch sprach das Bild, das sich ihnen dort gerade bot, dafür.

 

„Du kannst deinen Mund wieder zumachen, Kankuro“, lachte eine neckende Stimme. Beleidigt drehte sich Kankuro zu dem Nara, welcher gesprochen hatte, doch schluckte er, als sein Blick dabei auf Temari fiel. Diese krallte ihre Finger nun nämlich in Shikamarus Hand, auch wenn sie noch immer, um ein Lächeln bemüht war, bröckelte ihre Maske von Sekunde zu Sekunde immer mehr.

  „Sie… hat… Recht“, löste Temari nun das große Geheimnis. Mittlerweile bemühte sie sich nicht mal mehr, ihre Schmerzen zu verstecken. Sie wusste, dass die anderen dies bereits bemerkt hatten. Weshalb sollte sie ihre Energie also noch daran verschwenden? Sie würde dieser sicher noch später brauchen, wenn es endlich soweit war und sie von diesen Schmerzen erlöst wurde.

 

„Ich würde ihnen ja gerne gratulieren, Miss Sabakuno, aber ich denke, es ist Zeit, wir sollten beginnen. Miss Haruno wird auch jeden Moment kommen“, sagte die Ärztin, bevor auch nur jemand anderes etwas sagen konnte.

  „Dann sollten wir jetzt gehen“, meinte Gaara zu seinem Bruder, wobei er seine Schwester noch einmal kurz musterte. „Lass dich von nichts unterkriegen, Temari. Du schaffst das“, versuchte er seiner Schwester Mut zu machen, bevor er sich an Kankuro wand, um diesen zu bedeuten, dass sie gehen konnten.

  „Und zerquetsch denen schön die Hände“, lachte Kankuro, dann verließen die beiden Brüder zusammen das Zimmer, um zu den anderen zu gehen, wobei ihnen Sakura entgegenkam, wie sie in das Zimmer ihrer Schwester rannte.

 

„Sie beginnen jetzt“, teilte Gaara den anderen wartenden mit, als sie bei diesen im Wartezimmer ankamen. Dann setzten sie sich zu den anderen auf die Stühle. Nun blieb ihnen nichts anderes übrig als zu warten. Sie alle hofften dabei natürlich, dass sie nicht allzu lange warten mussten. Keiner von ihnen wollte, dass Temari diese Schmerzen länger als nötig ertragen musste, außerdem waren sie alle auf das kleine Mädchen gespannt.

 

 

„Wusste eigentlich einer von euch, dass Shikamaru Temari einen Antrag gemacht hat?“, fragte Kankuro nach einer Weile des Schweigens.

  „Ja, Shikamaru hat ihn ihr in meinem Restaurant gemacht. Dafür haben wir uns abgesprochen“, erklärte Choji. „Aber woher wisst ihr davon?“

  „Wartet, wartet, wartet! Shikamaru hat Temari wirklich den Antrag gemacht? Und warum hat sie mir nicht erzählt, wie es gelaufen ist?“, fragte TenTen empört, bevor jemand anderes etwas erwidern konnte.

  „Und woher weißt du schon wieder davon?“, beschwerte sich Kankuro. Wieso wussten eigentlich alle Bescheid, nur er nicht?

  „Shikamaru ist Nejis bester Freund und ich habe gelauscht, als er ihm das erzählt hat“, sagte TenTen schlicht. Dabei war ihr egal, dass sie gerade zugab, dass sie ihren Freund und seinen besten Freund belauscht hatte. Neji wusste so oder so schon davon und der Rest war ihr eigentlich relativ egal.

 

„Und was hat Temari nun geantwortet. Bitte sagt mir, sie hat ja gesagt?“, fragte TenTen ganz aufgeregt.

  „Noch nichts. Sie hat die Wehen bekommen, bevor sie ihm eine richtige Antwort geben konnte“, erklärte Choji traurig. Gerne hätte er etwas gesagt, denn auch er wünschte sich, dass die beiden heirateten oder sich zunächst verlobten.

  „Das ist nicht ganz richtig“, wand Gaara plötzlich ein, welcher sich bis eben noch ruhig verhalten hatte. „Temari hat, kurz bevor wir rausgeworfen wurden, seinen Antrag angenommen.“

  „Oh mein Gott“, kreischte TenTen erfreut. „Und ich dachte die kriegen das nie hin!“ Die Jungs stimmten der Braunhaarigen zwar zu, doch konnten sie über ihr Verhalten nur den Kopf schütteln, immerhin waren sie hier in einem Krankenhaus. Da sollte man leise sein und nicht durch das ganze Haus brüllen.

 

Shikaku beobachtete die Jüngeren nur still. Natürlich freute auch er sich darüber, dass sein Sohn das Mädchen seiner Träume nun endlich auch heiraten wollte. Allerdings befürchtete er, dass das noch eine lange Nacht werden würde, vor allem mit der Braunhaarigen. Er war davon überzeugt, dass es mit ihr noch sehr anstrengend werden würde, zumindest nach dem, was er bis dato von ihr gesehen und gehört hatte, denn dort war sie nur wild und aufgedreht gewesen. So hatte er sich seinen Abend auf jeden Fall nicht vorgestellt, doch hieß das nicht, dass ihm diese Wendung nicht gefiel, schließlich wollte auch er seine Enkelin in seine Arme schließen, dabei war ihm egal, ob sie Blutsverwand waren oder nicht. Shikaku war sich sicher, dass Shikamaru dieses Kind wie seine eigene Tochter behandeln würde, egal ob sie es war oder nicht, weshalb auch er und Yoshino sich dazu entschieden hatten, dieses Mädchen von Anfang an als ihre Enkelin zu sehen, wobei ihnen egal war, ob sie es nun wirklich war oder nicht. Für sie gehört das kleine Mädchen schon lange zur Familie und so sollte es auf für immer bleiben…

 
 

~~~
 

 

Krampfhaft zerquetschte sie die Hände Shikamarus und die ihres Vaters, während sie so gut es ging nach Yoshinos Anweisungen atmete. Mittlerweile war sie unglaublich froh, dass sie zugestimmt hatte, dass Shikamarus Mutter bei ihr bleiben durfte, um sie beide zu unterstützen. Sie hatte es nicht nur geschafft, dass ihr Freund dazu in der Lage war, bei ihr zu bleiben, sondern unterstütze sie auch, so gut es eben ging, im Gegensatz zu ihrem Vater, der einfach nur dazu in der Lage war die Hand seiner Tochter zu halten und zaghaft darüber zu streichen. Ganz anders als Shikamaru. Dieser strich ihr ab und zu über die Stirn, wischte ihr den Schweiß von der Stirn und sprach ihr Mut zu. Yoshino war unglaublich stolz auf ihren Sohn, vor allem weil er es schaffte sich in ein besseren Bild zu zeigen als Mamoru, allerdings war sie davon überzeugt, dass es dem sonst so gefühlskalte Sabakuno einfach nur eine riesige Angst bescherte seine Tochter so schreien zu höheren. Eigentlich hatte sie gedacht, dass jemand, der schon drei Geburten hinter sich hatte, da etwas härter im Nehmen war. Er wusste schließlich, was da auf ihm zukam.

 

Temari selbst verschwendete keinen einzelnen Gedanken daran. Sie wünschte sich einfach nur, dass sie das alles so schnell wie möglich beenden konnte, denn diese Schmerzen waren unerträglich. Nur Shikamarus leise Stimme schaffte es, sie zu beruhigen, sodass sie das alles durchstehen konnte. Sie war wirklich überglücklich, dass er nun doch an ihrer Seite war, um ihr beistehen zu können. Temari war sich nämlich nicht so sicher, ob sie das ohne ihn überstanden hätte. Dass ihr vor Schmerzen bereits die Tränen gekommen waren ignorierte sie, auch dass ihr Vater nicht gerade gut aussah. Sie konzentrierte sich einzig und alleine auf die sanfte Stimme Shikamarus und seinen führsorglichen Berührungen, während sie versucht ihre Atmung unter Kontrolle zu bekommen und presste, wenn es ihr Sakura sagte. Ja, mit ihrem Verlobten war sie unschlagbar. Er gab ihr die Kraft, die sie brauchte. Er war ihr Augenlicht, wenn sie sich gerade nichts Sehnlicheres wünschte als sehen zu können. Er war ihre Stütze, wenn sie drohte zu fallen. Er war ihr Führer, der ihr immer den rechten Weg wies. Zusammen mit Shikamaru konnte sie alles schaffen, konnte sie alles sein. Mit ihm zusammen würde keiner sie mehr für das arme blinde Mädchen halten, das sie niemals sein wollte, das ihre Mutter ihr von klein auf ausgetrieben hatte und nun würde sie selbst bald Mutter werden von einem süßen kleinen Mädchen, wenn sie den anderen Glauben schenken konnte.

 

„Ok, Temari, du hast es gleich geschafft, du musst noch einmal pressen. Ich kann ihr Köpfchen schon sehen“, sagte Sakura wieder. Temari wusste nicht, wie oft sie es schon gesagt hatte oder wie lange sie hier schon lag und versuchte dieses kleine Wesen aus sich heraus zu pressen, doch schien es ihr dieses Mal ernst zu sein, denn vorher hatte sie nie gesagt, dass sie das Köpfchen ihrer Tochter schon sehen konnte. Vielleicht musste sie ja wirklich nur noch einmal pressen, bevor sie das erlösende weinen ihrer kleinen Tochter hören konnte.

  „Jetzt Temari“, wies Sakura sie an. Temari nahm all die Kraft in sich zusammen, die noch übergeblieben war und presste so sehr sie konnte, wobei sie die Hand ihres Vaters und die Shikamarus fest drückte. Beide erwiderten den Druck, um ihr zu zeigen, dass sie nicht alleine war, dass sie ihr beistanden, solange, bis alles vorbei war. Noch einmal bäumte sich Temari auf, wobei ein markerschütternder Schrei ihre Kehle verließ. Dann war alles vorbei. Das leise weinen ihrer Tochter erklang und fühlte den Raum mit ihren Schreien. Erleichterung machte sich in der frischgebackenen Mutter breit. Mit einem Seufzen ließ sie sich in ihre Kissen fallen. Sie hatten es geschafft. Es war vorbei. Endlich!

 

Ganz führsorglich durchschnitten die Ärzte die Nabelschnur, um das kleine Mädchen zu säubern und seiner Mutter in die Arme legen zu können. Normalerweise hätten sie den Vater des Kindes gefragt, ob er dies machen wollte, doch der augenscheinliche Vater schien in dem Moment mit etwas anderem beschäftigt zu sein. Glücklich bedeckte er die Stirn seiner Verlobten mit hauchzarten Küssen, wobei er ihr liebvolle Worte zuflüsterte, welche nur für sie beide gedacht waren. Yoshino und Mamoru hörten deshalb aus Rücksicht einfach weg. Viel mehr interessierten sie sich für das kleine Mädchen, das nun frisch gebadet und in kleines Handtuch gewickelt auf den Armen der Hebamme lag. Diese kam mit einem Lächeln auf das junge Paar zu, um das Mädchen an seiner Mutter zu übergeben.

 

Temari hörte schon von weitem, dass es sich bei der Person, die näher kam um Sakura handeln musste und dass diese sicher ihr Baby bei sich hatte. Obwohl sie sich ausgelaugt, müde und erschöpft fühlte, richtete sie sich vorsichtig auf, um ihr Baby in Empfang zu nehmen. Ein glückliches Lächeln zierte ihre schmalen Lippen.

  „Es ist ein Mädchen“, verkündete Sakura, wobei sie die Kleine in die Arme ihrer Mutter legte. Sofort schloss diese ihr Arme enger an ihren Körper, um das Baby wie einen kostbaren Schatz zu hüten. Niemals würde sie zulassen, dass irgendjemand ihrem Kind schadete. Für sie würde die kleine ihr Allerheiligstes sein. Sie würde sie hüten und beschützen wie eine echte Mutter. Dafür brachte sie kein Augenlicht.

 

Nun warf auch Shikamaru einen Blick auf das kleine Mädchen, das er wie seine eigene Tochter behandeln und lieben wollte, egal von wem sie war. Schon jetzt hatte er sie in sein Herz geschlossen und war davon überzeugt, dass nichts auf dieser verdammten Welt etwas daran ändern konnte, auch kein Traum oder ein Gentest.

  „Sie ist so winzig und so wunderschön, genauso wie ihre Mutter. Sie hat sogar das gleiche süße Lächeln wie du“, murmelte Shikamaru leise. Er wusste, dass sie wissen wollte, wie sie aussah und gerne beschrieb er ihr, wie sie mit ihren kleinen Fingern versuchte nach etwas zu greifen und wie sie seinen Finger umklammerte, den er ihr reichte. Dabei konnte er sehen, wie sich ein immer größer werdendes Lächeln auf ihre Lippen zauberte. Das liebte er so sehr an ihr. Das aber auch noch vieles mehr, das er eigentlich gar nicht alles aufzählen konnte. Für ihn zählte nur. Das hier und jetzt. Seine kleine Familie. Dass die anderen draußen auf die Nachricht warteten, interessiert ihn gar nicht. Er konzentrierte sich auf Temari und die kleine.

  „Wie willst du sie nennen?“, flüsterte er in die ruhige Stille. Auch dass sie mittlerweile alleine waren, bemerkt er nicht. Die anderen waren gegangen, um ihnen einen Moment der Zweisamkeit zu lassen, zusammen mit dem neuen Familienmitglied.

  „Satsuki Karura Nara…“

Wieder Daheim


 

24. Wieder Daheim
 

 

Zusammen langen sie auf dem Bett des Krankenhauszimmers. Sie lag dicht an ihn gedrängt. Ihr Baby in ihren Armen gebettet. Er hatte seinen Arm beschützend um seine beiden Frauen gelegt. Beide genossen die Zeit zu zweit mit ihrem Baby. Keinen der beiden interessierte es noch, ob das Kind wirklich von Shikamaru war. Er hatte Amia schon von dem ersten Moment an lieb gewonnen. Sie brauchte gar nicht mehr seine Tochter zu sein, denn sie war es bereits und sie würde es immer bleiben…

 

„Du möchtest den Test trotzdem machen?“, stellte Shikamaru schließlich nach einer Weile fest. Temari nickte.

  „Möchtest du nicht auch lieber Gewissheit haben, ob es nicht doch dein Kind ist?“, erwiderte sie, wobei ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen lag. Shikamaru erwiderte dieses, wobei er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht stricht.

  „Es würde nichts ändern, Temari. Ich werde Amia so oder so lieben“, hauchte er gegen ihre Lippen und legte sie dann ganz kurz, ganz sanft auf ihre. „Aber ich kann verstehen, dass du die Gewissheit haben willst. Aber vielleicht wäre es wirklich besser“, lenkte er mit einem Blick auf das kleine Mädchen ein, bevor er ihr einen Kuss auf die Stirn gab. Das kleine Wesen gluckste fröhlich vor sich hin und zauberte den beiden Erwachsenen so ein Lächeln auf die Lippen.

 

 

Eine ganze Weile lagen die drei einfach nur so da, bevor Shikamaru schließlich seufzte. Temari runzelte ihre Stirn verwirrt, denn ihr Freund war bereits dabei sich zu erhoben.

  „Entschuldige, aber ich muss los. Ich komme morgen wieder und dann nehme ich euch beide mit nach Hause“, versprach er. Temari nickte.

  „Was hast du denn noch vor?“, erkundigte sie sich neugierig, weil sie eigentlich lieber weiter mit ihm gekuschelt hätte, auch wenn sie das sicher niemals zugeben würde. Nichtsdestotrotz konnte Shikamaru bereits aus ihrer Frage das nötigste lesen.

  „Ich würde auch lieber bleiben, Temari, aber Neji meinte, er müsse noch etwas Wichtiges mit mir klären, was nicht aufzuschieben ist. Ich hab also keine Wahl“, erklärte er, bevor er ihr einen Kuss auf die Stirn gab. „Aber ich komme morgen ganz früh und hole dich hier wieder raus.“

  „Ich hoffe für ihn, dass es wichtig ist“, brummte Temari niedergeschlagen, schenkte ihrem Freund aber gleich darauf wieder ein Lächeln. Sie konnte es kaum erwarten, Shikamaru wieder zu sehen und sogar mit ihm zusammen zu leben, auch wenn sie vorher noch vieles zu tun hatten.

 

„Ich liebe dich“, raunte er ihr zu, „euch beide, meine wunderschönen Frauen“, fügte er hinzu, bevor er sich mit einem letzten Blick auf die Schönheiten abwand und ging. Seufzend verließ er das Krankenhaus. Auch er wäre lieber bei den beiden geblieben, aber er wusste genau, dass das nicht ging. Nicht nur, weil er sich mit Neji traf, sondern auch weil er noch einiges zu tun hatte, bevor seine beiden Frauen wieder bei ihm in der Wohnung einziehen konnten. So viel Arbeit. Wie ihn das doch nervte…

 
 

~~~
 

 

„Und wie geht es den beiden?“, begrüßte Neji ihn, als er schließlich bei seinem Haus ankam, wo er bereits von dem Braunhaarigen erwartet wurde.

  „Ganz gut. Temari scheint noch ein bisschen erschöpft zu sein, aber sie ist unglaublich froh, dass es Amia gut geht, vor allem weil sie nicht mit der Blindheit leben muss wie ihre Mutter auch. Ich kann die beiden morgen mitnehmen“, erzählte er. „Das heißt, ich hab noch eine Menge zu tun. Was willst du?“

  „Wir sind hier, um dir zu helfen. Wir dachten, du könntest ein bisschen Hilfe beim Einrichten des Kinderzimmers gebrauchen, vor allem wenn die beiden morgen schon wieder nach Hause kommen“, erklärte der Braunhaarige.

  „Und wir heißt?“, hakte Shikamaru zweifelnd nach, wobei sich seine Augenbraue hob. Er konnte zwar ein bisschen Hilfe gebrauchen, allerdings nur wenn sie sich auch wirklich lohnte.

  „Es kommen gleich noch Choji, Sasuke, Naruto, Gaara, Kankuro und TenTen, wobei TenTen später noch mal zu Temari wollte“, erwiderte Neji. Shikamaru nickte, bevor er die Tür öffnete und seinen Kumpel rein ließ. Mit so viel Hilfe hatte er nicht gerechnet, jedoch freute es ihn, so hatte er schließlich weniger Arbeit…

 

Nach und nach trudelten die Freunde und die Familie des Liebespaares ein. Nicht nur ihre Freunde sondern auch ihre Familien wollten dem Nara dabei helfen, das Haus für den Neuankömmling vorzubereiten, denn sie waren sich sicher, dass der faule Braunhaarige das nicht alleine schaffte. Da sowohl Möbel als auch Farben bereits gekauft waren, konnte die Gruppe sich schnell ihrer Arbeit widmen. Während die Männer sich in zwei Gruppen teilten, die eine baute die Möbel zusammen und die andere strich das Kinderzimmer, machten sich die Frauen an der Küche zu schaffen, um für die anderen eine Stärkung vorzubereiten. Alle hatten jede Menge Spaß dabei.

 

Es war verrück, doch sie kamen unglaublich schnell voran. In nur wenigen Stunden hatten sie es geschafft das Zimmer zu streichen. Es trug nun die Farbe Orange. An der einen Seite hatte TenTen einen Regenbogen gezeichnet. Die Decke zierte nun ein unglaublicher Sternenhimmel, für den sie wohl die meiste Zeit gebraucht hatten, aber sie hatten es geschafft. Währenddessen hatten es die anderen geschafft alle Möbel auf zubauen, welche sie nun alle gemeinsam im Zimmer aufstellten, sodass Temari sich perfekt im Zimmer zurechtkommen würde, wenn sie nur ein bisschen Übung hatte…

 

Seufzend ließ sich Shikamaru auf dem schwarzen Teppichboden nieder. Er war wirklich froh, dass seine Freunde und Familie gekommen waren, um zu helfen, sonst hätte er es sicher nicht so schnell geschafft, zumal ihn die ganze Arbeit einfach nur nervte. Da war es doch gut, wenn man ihm einen Teil davon abnahm, vor allem wenn sich das Ergebnis sehen ließ. Das Kinderzimmer war wirklich großartig geworden. Er war sich sicher, dass es Temari gefallen würde, auch wenn sie es nicht sehen konnte, würde es ihr trotzdem gefallen. Das wusste Shikamaru genau. Er musste ihr nur erklären, wie alles aussah und wie  die Leute ihm geholfen hatten.

 

„Shikamaru“, erklang plötzlich eine Stimme neben ihm. Überrascht sah Shikamaru auf und blickte in ihre Augen.

  „Was gibt es, TenTen?“, fragte er die beste Freundin seiner Freundin und schenkte ihr ein mildes Lächeln.

  „Ich werde jetzt gehen. Temari wartet sicher schon auf mich“, erklärte sie grinsend. „Außerdem kann ich es kaum erwarten, die Kleine zu sehen“, kicherte sie. Shikamaru nickte nur.

  „Sie wird sich sicher freuen dich zu sehen“, erwiderte er schließlich. „Würdest du mir aber den Gefallen tun und ihr nichts verraten? Ich möchte sie damit überraschen.“ TenTen schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.

  „Klar mach ich gerne“, sagte sie schließlich, bevor sie sich umdrehte und das Kinderzimmer verließ. „Ach so, ich werde Neji mitnehmen, aber ihr sehr euch ja bald wieder“, fügte sie noch hinzu. Shikamaru nickte, blieb aber auf dem Teppich sitzen.

 

„Jo, Shikamaru, wir werden jetzt auch mal gehen. Wir haben noch einiges zu tun“, verabschiedete sich Sasuke, welcher im Türrahmen stand. Neben ihm standen Naruto und Choji. Shikamaru blickte auf.

  „Klar“, meinte er. „Danke für eure Hilfe. Das hat mich wirklich weiter gebracht. Ohne euch hätte ich das bestimmt nicht geschafft.“

  „Haben wir doch gerne gemacht, Shikamaru“, erwiderte Choji, wobei er Shikamaru freundschaftlich auf die Schulter klopfte. „Wir sehen uns demnächst dann“, verabschiedete er sich, indem er die Hand zur Verabschiedung hob. Die anderen taten es ihm gleich. Shikamaru erwiderte die Geste, bevor seine Freunde gingen.

 

Auch, als Gaara und Kankuro kamen, blieb er auf dem Teppich sitzen. Staunend sahen sich die beiden Brüder in dem Zimmer ihrer Nichte um. Auch sie waren davon überzeugt, dass es ihrer Schwester gefallen würde. Aber noch viel mehr glaubte sie daran, dass es perfekt für ihre Nichte wäre. Sie alle hatten wirklich viel Arbeit geleistet, aber es hatte sich gelohnt. Es hatte sich wirklich gelohnt.

 

„Wir werden dann auch mal gehen“, meinte Kankuro schließlich nach ein paar Minuten, in denen sie sich einfach nur umgesehen hatten.

  „Wir wollten auch noch mal nach Temari und Amia sehen“, erklärte Gaara. Shikamaru nickte.

  „Sie wird sich sicher freuen“, kommentierte er lächeln. Er war sich sicher, sie würde sich freuen, auch wenn momentan TenTen zu ihr auf dem Weg war.

  „Sie würde sich sicher mehr über deinen Besuch freuen“, lachte Kankuro. Er aber zuckte nur mit den Schultern und sagte: „Ich werde sie ja morgen abholen und dann hat sie mich den ganzen Tag.“ Die beiden Brüder nickte grinsend, der eine mehr der andere weniger, bevor auch sie das Kinderzimmer verließen, um zu gehen und Shikamaru so wieder alleine ließen.

 

„So sieht ein stolzer Vater aus“, hörte er nach einer Weile die kichernde Stimme seiner Mutter.

  „Es ist noch nicht mal klar, ob Amia meine Tochter ist, Mum“, brummte er. Seine Mutter aber verdrehte die Augen und setzte sich zu ihrem Sohn auf den Teppich.

  „Ach papperlapapp“, tat sie sein Brummen. „Du liebst Temari und du liebst ihre Tochter. Darum wirst du auch ihr Vater sein, egal, was so ein DNA-Test sagen wird und darum bist du stolz wie ein Vater.“

  „Wenn du meinst“, meinte der Braunhaarige dazu nur, weil er wusste, dass seine Mutter auf diesem Punkt beharren würde, egal was er sagte und irgendwie hatte sie ja auch Recht. Er würde Amias Vater sein, egal was der Test sagte.

 

„Ihr wollt den Test also wirklich machen?“, stellte Shikaku nachdenklich mit, wobei er sich noch immer im Kinderzimmer umsah. Shikamaru nickte.

  „Ja“, bestätigte er. „Temari möchte lieber Gewissheit haben und ich irgendwie auch. Ich denke, sie hat Angst, dass ich es mir irgendwann anders überlege oder dass ich in der kleinen ihn sehen werde“, erklärte er seufzend und fuhr sich durch seine Haare.

  „Und hat sie damit Recht?“, hakte Shikaku nach, wobei er seinen Sohn keine Sekunde mehr aus den Augen ließ.

  „Nein. Egal, was in diesem Wisch steht, ich werde meine Meinung nicht ändern und auch der Lauf der Zeit wird das nicht schaffen. Dafür ist die kleine viel zu süß und erinnert mich viel zu sehr an Temari. Das ist auch der Grund, warum ich mich mit ihr verlobt habe“, erwiderte er ernst. Shikaku nickte zufrieden. Er hatte gehoffte gehabt, dass sein Sohn sich so entscheiden würde, denn seiner Meinung nach war dies die einzig richtige Antwort, weshalb er Shikamaru anerkennend auf den Rücken klopfte.

 

Seine Frau quietschte währenddessen erfreut auf.

  „Ihr habt euch wirklich verlobt?“, fragte sie aufgeregt, doch ließ sie ihren Sohn gar nicht zu Wort kommen. „Wirklich? Ach Shikamaru, ist das schön. Wie lange hab ich darauf schon gewartet und nun ist es endlich soweit. Warum hast du mir denn nicht schon eher etwas davon erzählt, Shikamaru. Musst du deine Mutter denn immer solche Sorgen bereiten?! Jetzt sag doch mal etwas Shikamaru!“

  „Wie soll er denn etwas sagen, wenn du die ganze Zeit redest, Yoshino?“, unterbrach Shikaku den Redeschwall seiner Frau, welche ihn dafür eingeschnappt ansah.

  „Ich konnte es dir nicht eher sagen, weil ich sie gefragt habe, kurz bevor die Wehen gekommen sind. Temari hat mir dann erst kurz vor der Geburt eine Antwort gegeben“, erklärte der Braunhaarige seufzend. „Du bist die erste, die es erfährt. Ich glaube, Temari hat es noch nicht einmal ihren Brüdern gesagt. Hättest du also die Güte und regst dich nicht mehr auf. Ich bin schließlich keine zehn mehr!“ Mit dieser Ansprache hoffte der Nara nun ruhe vor seiner stürmischen Mutter haben zu können, doch im Gegenteil, sie stürzte sich auf ihren geliebten Sohn und drückte ihn fest an sich.

 

„Wir müssen jetzt aber auch mal los“, erklärte Yoshino nach ein paar Minuten, die Shikamaru wie Stunden vorkamen, wobei sie sich vom Teppich erhob, ihre Kleidung richtete und sich zu ihrem Mann stellte. „Dein Vater hat mir versprochen, noch mit mir shoppen zu gehen.“

  „So wie ich dich kenne, hatte er wohl keine Wahl“, murmelte der jüngste leise, damit seine Mutter seine Worte nicht verstand. Seinen Vater sah er dabei mitleidig an.

  „Hast du was gesagt?“, fragte seine Mutter scharf. Shikamaru schluckte, schüttelte aber schnell den Kopf und sagte: „Nein, natürlich nicht.“

  „Dein Glück“, erwiderte Yoshino, wobei sie Shikamaru ein Grinsen schenkte. Es war doch schön, wenn man auf seinen erwachsenen Sohn noch so eine Wirkung hatte. Mit diesem Gedanken hakte sie sich bei ihrem Mann ein, welcher nur mitleidig zu seinem Sohn hinunter sah, doch seine Frau kannte keine Gnade. Erbarmungslos zog sie ihn mit sich aus dem Haus ihres Sohnes.

 
 

~~~
 

 

„Hihihi, die kleine sieht ja unglaublich süß aus, findest du nicht auch?“, kicherte TenTen, wobei sie das kleine Mädchen in ihren Armen entzück betrachtete.

  „Da das jeder sagt, der sie sieht, würde ich mal sagen, ja. Genau kann ich es dir aber nicht sagen“, erwiderte die Blondine keck.

  „Argh, Mist. Entschuldige, Temari. Das war taktlos“, entschuldigte TenTen sich sofort. Temari aber wank ab.

  „Mach dir keinen Kopf. Shikamaru hat sie mir schon bis ins Detail beschrieben. Sie muss wirklich unglaublich süß aussehen“, meinte sie lächelnd, wusste sie doch, dass es keine Absicht gewesen war.

  „Aber sie sieh dir wirklich ähnlich. Hat er dir das auch gesagt?“, erwiderte die Braunhaarige grinsend, wobei sie das Baby an seine Mutter wieder übergab. Temari lachte und schloss das kleine Mädchen in ihre Arme.

  „Nein, das hat er mir nicht gesagt“, lachte sie erfreut. TenTen stimmte erfreut in ihre Lachen mit ein.

 

„TenTen, wir müssen langsam los. Mein Onkel wartet sicher schon und Hinata auch“, erklang auf einmal Nejis Stimme von der Tür aus und riss die beiden Frauen so aus ihrem Gelächter heraus.

  „Hallo Neji“, begrüßte Temari den Neuankömmling grinsend, bevor sie sich wieder an TenTen wand. „Du solltest nun wirklich los. Nicht dass ihr noch Probleme bekommt, weil du mich und Amia im Krankenhaus besucht hast. Ich wollte mich so oder so noch ein bisschen ausruhen. Shikamaru wollte morgen kommen und mich mitnehmen und dann müssen wir zu Hause noch das Kinderzimmer einrichten“, erklärte die Blondine. In diesem Moment war es wirklich gut, dass sie blind war, sonst hätte sie gesehen, wie TenTen an sich halten musste, um nicht laut los zu lachen.

  „Natürlich, wir wollen ja nicht, dass die dich noch länger hierbehalten“, erwiderte sie, nachdem sie sich beruhigt hatte und verabschiedete sich mit einem Bussi rechts und links, bevor sie sich ihrem Freund und somit auch der Tür zuwandte.

 

„Ach so, Temari“, sagte TenTen noch einmal, als sie an der Tür stand und schon fast draußen war. „Herzlichen Glückwunsch zur Verlobung“, gratulierte sie, bevor sie letztendlich wirklich ging. Temari konnte darüber nur den Kopf schütteln. Sie hatte nichts gesagt, trug nicht mal ihren Ring und doch hatte ihre beste Freundin ihr Geheimnis entdeckt, dabei wollte sie doch eigentlich noch ein bisschen warten, bis sie es jemanden verriet. Doch sie hatte schon immer gewusst, dass ihre Freundin unglaublich scharfsinnig war. Vielleicht hätte sie den Ring auch nicht auf dem Nachttisch liegen lassen sollen, doch nachdem ihre Brüder es nicht geschnallt hatten, hatte sie sich gedacht, dass es auch keinem anderen auffiel. Da hatte sie wohl falsch gedacht… Doch irgendwie freute es sie, dass ihr Geheimnis raus war, denn sie war unglaublich froh nun mit Shikamaru verlobt zu sein. Es würde sie beide und ihr Kind für immer verbinden und das war ein unglaublich schöner Gedanke…

 
 

~~~
 

 

„Hey Temari“, hörte sie eine Stimme flüstern, bevor sie zarte Lippen auf ihren spürte. Schnell erwiderte sie den Kuss, bevor er wieder vorbei war.

  „Guten Morgen“, murmelte sie noch ein wenig verschlafen, jedoch wurde sie von Sekunde zu Sekunde wacher. Sie konnte spüren, wie Shikamaru ihr durch ihr Haar strich.

  „Guten Morgen“, erwiderte er leise. „Entschuldige, ich wollte dich nicht wecken, aber ich dachte mir, du wolltest so schnell wie möglich hier raus, darum bin ich so schnell wie möglich hierher gefahren“, erklärte er sich. Temari schüttelte lächelnd den Kopf.

  „Ist schon gut, ich bin froh, wenn ich hier endlich raus bin. Lass uns Amia nehmen und abhauen“, erklärte sie, wobei sie ihre Decke beiseiteschob. Shikamaru nickte, wobei er ihr ihre Sachen reichte, welche Temari gleich daraufhin anzog.

 

Es dauerte nicht lange, dann hatten sie alle Sachen zusammen. Auch das Unterschreiben der Papiere ging erstaunlich schnell, sodass die beiden zusammen mit ihrer Tochter nach kurzer Zeit das Krankenhaus schon wieder verlassen konnten. Zusammen liefen sie zum Auto, wo Shikamaru Amia anschnallte, bevor er auf der Fahrerseite platznahm und ebenfalls seinen Sicherheitsgurt anlegte, während Temari sich bereits ausreichen gesichert hatte. Shikamaru startete den Wagen und fuhr sie drei in ihr trautes Heim.

 

„Hast du die Farbe und die Möbel besorgt, Shikamaru?“, fragte Temari ihren Verlobten nach einer Weile des Schweigens. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie zu Hause waren. Das wusste Temari genau.

  „Ja“, erwiderte Shikamaru, wobei er sich auf die Straße konzentrierte. Dabei lag ein Schmunzeln auf seinen Lippen. Er freute sich schon darauf, ihr seine Überraschung präsentieren zu können.

  „Mit den Möbeln kann ich dir zwar nicht helfen, aber ich kann ja ein bisschen Malern. Vielleicht rufen wir auch einfach Neji und TenTen an, damit sie uns helfen“, schlug sie vor. „Gaara und Kankuro würden sicher auch kommen, wenn ich sie frage.“

  „Mach dir darum keinen Kopf, Temari. Ich hab alles unter Kontrolle“, sagte er ruhig, bevor er den Wagen stoppte und den Motor abstellte. Sie waren angekommen.

 

Während Temari sich mit hochgezogener Augenbraue abschnallte, befreite Shikamaru auch ihre Tochter von den Gurten, bevor er sie ihrer Mutter in die Hand drückte und mit ihr zusammen das Haus betrat. Nachdem sie sich ihrer Schuhe entledigt hatten, für Jacken war es mittlerweile viel zu warm, führte Shikamaru Temari direkt ins Kinderzimmer, um ihr dann das Werk, das er mit ihren Freunden und ihrer Familie verbracht hatte, zu präsentieren. Sie würde es zwar nicht sehen können, doch er würde es ihr bis ins kleine Detail beschreiben, damit sie es sich vorstellen konnte, wo ihre Tochter leben würde.

 

„Wohin führst du mich?“, fragte Temari nach ein paar Sekunden kichernd. Ihr Baby trug sie mittlerweile in ihren Armen. Shikamaru schüttelte belustig den Kopf.

  „Du weißt doch, dass Geduld eine Tugend ist“, tadelte er sie noch immer kopfschüttelnd, führte sie dabei weiter.

  „Und du weißt, dass ich diese Tugend nicht beherrsche“, erwiderte sie keck, bevor Shikamaru sie zum Stehen machte, indem er einfach stehen blieb.

  „Dann ist es ja gut, dass wir bereits da sind, nicht wahr“, fragte er leise an ihrem Ohr und jagte ihr so mit seinem Atem eine Gänsehaut über den Rücken. Temari warf ihm einen verwirrten Blick zu.

  „Und warum genau hast du mich jetzt zu unserem Kinderzimmer geführt?“, hakte sie misstrauisch nach. Shikamaru lachte raus, bevor er sagte: „Das wirst du gleich bemerken, warte nur noch einen Moment lang.“

 

Lächelnd öffnete Shikamaru die Tür und schob seine Verlobte durch diese hindurch. Die Blondine ließ es zu, auch wenn sie nicht sicher war, ob ihr das gefiel, was sie dort drinnen erwartete. Der Braunhaarige aber fuhr unbeirrt fort. Er führte Temari durch den Raum und ließ sie in der Mitte stehen, bevor er ihr Amia aus dem Arm nahm und sie vorsichtig in das Bettchen legte. Dabei konnte er spüren, wie Temari unruhiger wurde, weshalb er schnell seine Stimme erhob und sagte: „Mach dir keine Sorgen, deiner kleinen Tochter geht es gut. Ich dachte mir, es tut ihr gut, etwas zu schlafen und sich auszuruhen, jetzt wo sie ihr eigenes Bettchen hat.“

 

  „Das heißt…?“, fragte Temari überrascht und fassungslos zu gleich. Shikamaru schmunzelte. Das war ein Anblick, an den er sich gewöhnen konnte, schließlich kam es nicht gerade oft vor.

  „Mal dir dein dreckiges Grinsen aus dem Gesicht und gib mir endlich eine Antwort“, knurrte sie ihn an. Shikamaru lachte. Ihre Stimmungsschwankungen waren doch zu schön…

  „Möchtest du nicht lieber wissen, was unsere Freunde und Familie geschaffen haben?“, fragte er kopfschüttelnd. Temari schluckte, nickte aber, weshalb Shikamaru begann ihr das Kinderzimmer in allen Einzelheiten zu beschreiben. Dabei kam er ihr Stück für Stück näher und blieb schließlich hinter ihr stehen. Seine Arme schlang er um ihren Bauch und zog sie so dicht an sich heran.

  „… Kurz, es haben sich alle viel Mühe gegeben und das sieht man auch“, endete er schließlich nach einigen Minuten. Lächelnd drehte Temari sich in seinen Armen um, sodass sie ihm gegenüber stand.

  „Ich. Liebe. Dich!“, hauchte sie sanft an seine Lippen, bevor sie ihre letztendlich auf die seinen legte und ihn leidenschaftlich küsste. Shikamaru erwiderte den Kuss. Zusammen standen sie da und gaben sich ihrer Liebe und Dreisamkeit hin…

Der Test


 

Epilog: Der Test
 

 

Seufzend ging Shikamaru den Flur entlang. In seiner Hand hielt er einen Brief, von dessen Inhalt er sich nicht sicher war, ob er ihn wirklich lesen wollte und trotzdem musste es sein. Das wusste er, denn dann hatten sie endlich wieder Gewissheit, dann wäre das alles endlich vorbei… Zumindest hoffte Shikamaru das, immerhin wollten sie heiraten und zu einer richtigen Familie werden. Nicht, dass sie das schon waren, sie wollten es einfach nur offiziell machen. Jeder sollte sehen, dass sie zusammengehörten.

 

Als er ins Wohnzimmer kam, sah er sie dort auf dem Sofa sitzen. In ihren Armen hielt sie ihr Baby, welches sie sanft hin und her wiegte. Bis eben hatte Amia noch geschrien, doch Temari schien sie schnell wieder beruhigt zu haben. Sie war wirklich eine wundervolle Mutter. Er war unglaublich stolz auf sie, weil sie das ganze fast alleine schaffte und das obwohl sie nichts sehen konnte. Shikamaru glaubt, dass auch sie ganz stolz auf sich war, auch wenn sie das nicht zeigte.

 

Mit einem Lächeln auf den Lippen schritt er auf das Sofa zu und setzte sich schließlich neben seiner Verlobten, welcher er ein Kuss auf die Wange drückte, bevor er sie an sich heranzog. Temari kicherte leise, bevor sie fragte: „Was ist denn mit dir los? Sonst bist du doch auch nicht so kuschelbedürftig.“ Shikamaru seufzte. Es missfiel ihm, dass sie ihn so schnell durchschaut hatte. So musste er eher mit der Wahrheit rausrücken. Er hätte es gerne noch etwas vor sich her geschoben, doch scheinbar gönnte man ihm das nicht.

 

„Der Brief ist gekommen“, erklärte er ihr bedrückt und küsste sanft ihr Haar. Auch Temari seufzte. Vorsichtig legte sie Amia auf ihre Babydecke, bevor sie sich ihrem Vorlobten widmete. Sanft strich sie ihm über seine Wange, wobei sie ihm ein beruhigendes Lächeln schenkte. Hauchzart gab sie ihm einen kleinen Kuss.

  „Ich habe dir doch schon gesagt, dass es mir egal ist, was rausgekommen ist. Es wird an meiner Liebe für dich nichts ändern und ich vertraue darauf, dass es auch an deinen Gefühlen für mich und für Amia nichts ändern wird, weil wir eine Familie sind“, sagte sie ganz sanft und eindringlich. „Ich möchte mir von meiner Tochter später nur nicht vorwerfen lassen, dass ich ihr nicht die Wahrheit über ihren Vater gesagt habe. Ich möchte einfach nur sicher gehen.“ Dankend hauchte er ihr einen Kuss auf die Lippen.

  „Danke, Temari. Das hat mir wirklich geholfen“, flüsterte er leise, bevor er Temari ein wenig von sich wegschob, um den Brief zu öffnen.

  „Bist du bereit?“, fragte er noch einmal. Temari nickte und sagte: „Ja, lies ihn mir vor, damit das Warten endlich vorbei ist.“ Shikamaru nickte und begann den Brief zu lesen, bis er schließlich an der Entscheidenden Stelle ankam.

 

„Und?“, fragte Temari nach ein paar Minuten, in denen Shikamaru nichts gesagt hatte. Ängstlich suchte sie nach seiner Hand und drückte sie fest. Von Sekunde zu Sekunde wurde sie immer nervöser. Erst nach einer schier unendlichen Zeit, blickte der Nara auf und sah seine Verlobte an, bevor er sagte: „Ich bin…“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das war es auch schon wieder von mir, wenn ihr schon mal hier seit, könnt ihr euch auch gleich mal meine neue Partner-FF angucken. Sie heißt Das Dschungelcamp à la Naruto.

LG Cherry Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wer steht da wohl vor der Tür?

Ich hoffe, euch hat bis jetzt meine Fortsetzung gefallen.
Da es nicht so aussieht, als würden sich viele hierfür interessieren, habe ich beschlossen, den 4. für immer in meinem Kopf zu verschließen.

LG Cherry Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey ho,

ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen.
Ich hab auch mal wieder etwas zur Empfehlung für euch. Wer auf Shikamaru und Temari steht und gerne mal sehen will, was Amor so auf der Schule treibt, sollte die FF Missile Love von den CrazyAuthors lesen. Ich finde, die beiden sind echt genial und haben ein bisschen mehr Aufmerksamkeit verdient.

LG Cherry Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey ho,

zum Ende meiner Trilogie melde ich mich hier noch einmal. Ja, das hier ist das Ende! Den 4. Teil, den ich mal in mein Kopf hatte, werde ich nicht mehr schreiben, was auf verschiedenen Gründen ruht. Einer ist, dass mir das Ende so, wie es ist, wirklich gut gefällt und das ist eigentlich selten. Ich werde aus diesem Grund auch nicht verraten, wer der Vater ist (natürlich weiß ich es), denn ich finde es schöner, wen sich jeder selbst aussuchen kann, wer nun der Vater ist.

Ich bedanke mich bei allen, die mich während der ganzen Zeit immer wieder mal mit ihren Kommentaren beglückt und ermutigt haben, aber natürlich gilt mein Dank auch allen anderen, die diese Story einfach nur bis zum Ende still verfolgt haben. Ich hoffe, euch ha meine Geschichte gefallen. Vielleicht möchte ja auch der ein oder adere zum Ende hin mir seine Meinung mitteilen.

Ein besonderes Dankeschön gilt allerdings Kamatari, weil sie immer mal wieder meine Kapitel gebetat hat und mir mit Rat und Tat zur Seite stand. DANKE!!!

Von mir war es das hier. Vielleicht ließt man sich ja irgendwann wieder. Mein nächstes Projekt habe ich bereits ausgesucht, allerdings möchte ich dort erst noch ein paar Kapitel vorschreiben, bevor ich "The forbidden Child" hochladen werde.

Ich wünsche euch einen guten Start ins Wochenende und für alle Schüler bald schöne Ferien.

LG Cherry
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Kommentare zu dieser Fanfic (87)
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Von:  Hokagebernd
2016-02-08T13:26:00+00:00 08.02.2016 14:26
Ha das is doch gemein du kannst doch nich so einfach an so einer wichtigen stelle auf hören Bitte bitte bitte schreib schreib weiiiiiiiiiiiiiiter !!!!!!!!!!!!!
Antwort von:  Little-Cherry
08.02.2016 14:59
Hihihi, ich hab doch am Anfang gesagt, dass ich mir offen gelassen habe, ob ich weiter schreibe oder nicht. (Mal ganz davon abgesehen, dass ich mir noch immer nicht sicher bin, wer der Vater sein soll...^^")
Antwort von:  Hokagebernd
08.02.2016 21:19
das is doch Klar shikamaru
Antwort von:  Little-Cherry
08.02.2016 21:26
Wie gesagt, ich bin mir da noch immer uneinig. Einer der vielen Gründe, warum ich genau da aufgehört habe. Ich denke, sollte ich das irgendwann mal fortsetzten, hängt die Vaterfrage davon ab, ob ich mehr Drama möchte oder doch lieber zu Friede-Freude-Eierkuchen tendiere.
Antwort von:  Hokagebernd
09.02.2016 09:05
Ich fände ein happy end verdient nach dem was die duch gemacht haben
Antwort von:  Little-Cherry
09.02.2016 15:38
Ein Happy End kann auch geschehen, wenn Hidan der Vater ist. Ich habe für alle Eventualitäten eine Storyline in meinem Kopf. Das heißt ich habe vier Storylines zur Fortsetzung.
Antwort von:  Hokagebernd
09.02.2016 21:19
Ja Okey ich hoffe das bald der 4 teil kommt :-)
Antwort von:  Little-Cherry
09.02.2016 21:21
Bald eher nicht.
Ich komme momentan nicht mal dazu meine laufende zu schreiben -.-"
Sollte es aber dazu kommen, wirst du die erste sein, die ich anschreibe.
Von:  Hokagebernd
2016-02-08T12:32:32+00:00 08.02.2016 13:32
Tolles kappittel das wahr ne gelungene üneaschung würde ich sagen
Antwort von:  Little-Cherry
08.02.2016 14:09
Schön, dass es dir gefallen hat.
Ja es ist schon schön, wenn man aus dem Krankenhaus mit dem Baby kommt und die Wohnung ist schon komplett fertig.
Von:  Hokagebernd
2016-02-07T09:33:29+00:00 07.02.2016 10:33
Tolles kappittel u. Tenten is noch ungeduldiger als timari selbst wie soll das nur werden wenn sie an der Reihe is :-):-)
Antwort von:  Little-Cherry
07.02.2016 11:01
Sie wird sterben vor Aufregung und Nervosität
Von:  Hokagebernd
2016-02-06T09:31:46+00:00 06.02.2016 10:31
Nun teten hat mass los über trieben neij man ein leid tuhen das wahr eine zereis Probe für seine nerven dann das sich ei fach reingeplatzt is is Zimmer wahr auch nich nett u. Das Yoshino auch ein höllisches drarama raus machen musste wahr auch nich grade förderlich für Shikamaru nerven
Antwort von:  Little-Cherry
06.02.2016 11:31
Aber ich hoffe, es war wenigstens für dich witzig zu lesen :D
Antwort von:  Hokagebernd
07.02.2016 00:13
ja das wahr es schon
Antwort von:  Little-Cherry
07.02.2016 10:53
Damit hat das Kapitel und ich mein Ziel erreicht :D
Von:  Hokagebernd
2016-02-04T08:22:10+00:00 04.02.2016 09:22
Na super ein unpassenden Zeitpunkt gab es wohl nich für die wehen u. Wer hätte gedacht dass Shikamaru die nerven verliert
Antwort von:  Little-Cherry
04.02.2016 09:26
Ich kann mir das richtig gut vorstellen, weil er sich nicht so richtig darauf vorbereiten konnte.
Antwort von:  Hokagebernd
04.02.2016 10:08
Ja da bringt es nix das er ein Qu vom 200 hat o. Höher
Von:  Hokagebernd
2016-02-03T12:56:03+00:00 03.02.2016 13:56
Ich finde er hat sie nich gereizt o. Sondern eine normale frage gestellt u. Das dann noch die eine frage Kamm hat sie wohl nich erwartet
Antwort von:  Little-Cherry
03.02.2016 14:04
Ein bisschen Überraschung muss ja auch sein. Wäre sonst ja auch langweilig.
Antwort von:  Hokagebernd
04.02.2016 10:05
Stimmt
Von:  Hokagebernd
2016-02-02T13:30:02+00:00 02.02.2016 14:30
Tolles kappittel da wahr woll der gute Shikamaru Nara woll überfordert
Antwort von:  Little-Cherry
02.02.2016 15:15
Hihihi, ja :D
Von:  Hokagebernd
2016-02-01T13:34:15+00:00 01.02.2016 14:34
Nun dann is ja die endscheidung ja gut aus gefallen für timari u. Shikamaru
Antwort von:  Little-Cherry
01.02.2016 14:49
Na hattest du am Anfang noch mit so einem Happy End gerechnet?
Antwort von:  Hokagebernd
01.02.2016 22:03
gerchnet nich abergehofft die gehören einfach zusammen wie naruto u. hinata sasucke u. sakura
Antwort von:  Little-Cherry
01.02.2016 22:04
Wie recht du doch hast :D
Von:  Hokagebernd
2016-01-31T16:49:07+00:00 31.01.2016 17:49
Eine endscheide endscheidung
Antwort von:  Little-Cherry
31.01.2016 18:04
Uhh, ein Wortspiel
Von:  Hokagebernd
2016-01-31T16:18:21+00:00 31.01.2016 17:18
Das is schon mal gut das die sich wieder vertrauen können
Antwort von:  Little-Cherry
31.01.2016 17:27
Ich denke, ohne Vertrauen kann keine Beziehung der Welt funktionieren. Egal um welche Beziehung es sich handelt.


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