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Am I not human?

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo und Willkommen zu meinem neuen Projekt :)
Inspiriert wurde ich von TomateMozarella, die auch eine ganz grandiose FF zu dem Thema gestartet hat - Schaut vorbei ;)

Und nun zu einer kleinen Anmerkung:
Ja, die FF wird ein bisschen härter werden und eigentlich kann man mit so einem Thema doch ins Hetalia Fandom gehen, richtig? Ja, eigentlich schon aber da sind die Charakter bereits auf Rollen zugeschnitten und man hat nicht mehr solche Freiheiten wie man sie bspw. hier hätte.
Ich habe mich bewusst für das etwas schwierige Thema entschieden - SS-Personal im KZ. Mich hat es in der Schulzeit damals schon brennend interessiert, wie die so gehandelt haben und vor allem das: Warum?
Ich glaube einfach nicht, dass damals alle Menschen bösartig waren. Ich glaube es einfach nicht. Es gab bestimmt Leute die sensibel waren, die gezwungen wurden solche Dienste anzutreten und damit möchte ich mich eben beschäftigen. Mit der menschlichen Psyche aus der etwas anderen Sicht.

Ich werde ab und an auch reale Personen ansprechen, wie z. B. hier in diesem Kapitel und auch echte Orte erwähnen. Der Rest jedoch, das Handeln der Charaktere sowie das Zwischenmenschliche entsprang meiner Fantasie.

Und nun genug gelabert. Der langen Rede gar kein Sinn - Viel Spaß mit dem Prolog zu "Am I not human?" Komplett anzeigen

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01.10.1942 - Der Anfang

„Itachi“, sagte Obito kühl und seine schmalen Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln. Der Jüngere sah von seiner Zeitung auf und musterte ihn prüfend: „Was gibt es?“

Obito lehnte sich gegen den Tisch und verschränkte seine Arme vor der Brust, er sah auf die Zeitung und schilderte: „Ich wurde befördert. Nach Dachau. Ich soll dort im Konzentrationslager der neue Lagerkommandant werden.“
 

Itachi faltete bei den Worten, die so beiläufig klangen als würde Obito ihm berichten, er habe sich einen Hund zugelegt, die Zeitung zusammen und legte sie beiseite.

Er wusste nicht so recht was er dazu sagen sollte. Itachi wusste das Obito die Zeit davor schon mal in einem solchen Lager gearbeitet hatte, damals in Auschwitz erinnerte er sich. Er war Adjutant des Kommandanten Höß.
 

Auschwitz.
 

Bei dem Gedanken daran überkam ihn eine Gänsehaut.

Er hatte von Obito gehört, wie es da zu ging und er selber wurde auch einmal in eine Abteilung versetzt als es ihnen dort an Personal mangelte.

Eine grauenvolle Zeit.

Er hatte dieses Lager gehasst und war froh als man ihn zurück nach Weimar beorderte um dort Büroarbeiten für das NS-Regime zu erledigen.

Doch die Bilder würde er nie wieder aus seinem Kopf bekommen.
 

„Morgen geht es los nach Dachau, du solltest deine Koffer auch packen“, sagte Obito mit fester Stimme und sah den Schwarzhaarigen vor sich eindringlich an.

Fragend kniff Itachi die dunklen Augen zusammen: „Warum das denn? Ich habe hier zu tun.“

„Du wirst mitkommen. Ich teile dich als ersten Schutzhaftlagerführer ein.“
 

Itachi gefiel das nicht. Ganz und gar nicht. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals hoch und er wollte zu einem Protest ansetzen.

Unter keinen Umständen würde er je wieder in einem Konzentrationslager arbeiten.

Und vor allem nicht in dieser Position!
 

„Du wirst es tun. Ich dulde keine Widerrede. Weißt du auch wieso? Weil dein kleines Geheimnis nur bei mir sicher ist.“

Er beugte sich gefährlich nahe an Itachis Ohr runter und raunte: „Oder willst du etwa das alle bei der SS erfahren was du mit deiner Familie getan hast?“
 

Itachi schluckte.

Seine Augen weiteten sich geschockt als der die Worte verarbeitet hatte.

Niemand sollte je davon erfahren.

Von dem was damals passiert war.

Es war sein Auftrag gewesen.

Man hatte ihn dazu gezwungen.

Er musste es tun.

Er hatte keine andere Wahl gehabt. Was hätte er denn tun sollen?

Das Leben seines kleinen Bruders stand auf dem Spiel.

Entweder sie oder er.
 

Ergeben seufzte er und nickte schwach, er erhob sich von seinem Platz und sagte: „Wir treffen uns um 17 Uhr am Bahnhof.“

Auf Obitos Lippen legte sich ein triumphierendes Lächeln: „Ich erwarte dich.“
 

***

Geschafft vom Tag warf sich Deidara auf sein Bett in seiner Wohnung. Er vergrub sein Gesicht in seinem Kissen und schloss angestrengt die Augen.

Er versuchte die Bilder an die Schlacht in Charkow zu verdrängen, die jedes Mal aufs Neue vor seinem inneren Auge tanzten sobald er diese schloss.

Es hatte unzählige Verluste gegeben.

Auf Beiden Seiten.

Und bitter musste er feststellen, dass er einfach nicht für die Front gemacht worden ist.

Vor allem nicht für die Ostfront.
 

Er hasste dieses Leben.

Er hasste dieses Leben als SS-Mann.

Er hasste es an der Front zu kämpfen.

Er hasste die Ostfront.

Er hasste die Grausamkeiten.
 

Er hasste den Krieg.
 

Doch er wusste dass egal wie sehr er es sich auch wünschte, es nicht seine letzte Schlacht gewesen ist. Die Vorgesetzten arbeiteten bereits in Hochtouren an den nächsten Schlachtplänen und Deidara bangte um das was noch kommen würde.

Und vor allem um das wie es ausgehen könnte.

Er setzte sich schließlich auf und sah auf seinen Nachttisch wo ein Schreiben lag. Er erkannte den Umschlag nur zu gut und er sollte mit seiner Vermutung recht behalten.

Er griff nach dem Kuvert und öffnete ihn mit fahrigen Fingern.

Der Blonde zog das feinsäuberlich gefaltete Papier hervor und las es sich durch.
 

Seine Augen weiteten sich und seine Hände begannen zu zittern.

Sein Herzschlag beschleunigte sich und er wünschte sich immer noch inständig, dass es doch nie soweit gekommen wäre.
 

Wieso hatte sein Vater ihn damals gezwungen sich bei der SS zu bewerben?

Wieso hatte die SS ihn auch noch angenommen?

Wieso hatte er sich nicht wehren dürfen?
 

Es hätte einfach nie soweit kommen dürfen.

Nie…
 

***

„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte der rothaarige Professor als er den uniformierten Mann reinkommen sah.

Der Mann übergab ihm schweigend ein Schreiben, er nahm dieses entgegen und nickte dankend. Er zog das gefaltete Papier aus dem Kuvert und klappte es auf.

Mit kühler Miene betrachtete er das Geschrieben und las es sich durch.
 

Die dünnen Lippen des Rothaarigen verzogen sich zu einem überheblichen Lächeln.

Das Konzentrationslager in Dachau braucht also einen neuen Standortarzt?

Und dann wollten sie ausgerechnet ihn anstellen?

Belustigt schnaubte er.

An ihm sollte es definitiv nicht scheitern und das Angebot klang ziemlich verlockend.
 

Er steckte den Brief zurück in den Umschlag und entdecke ein beiliegendes Zugticket. Sie hatten also damit gerechnet dass er zustimmen würde.

Sasori steckte den Umschlag in seine schwarze Aktentasche, nahm diese vom Pult und verließ dann den Lehrraum.
 

Zuhause angekommen packte er seine Koffer mit den wichtigsten Dingen und dachte über das Schreiben nach.
 

Standortarzt im Konzentrationslager also.

Ein seltsamer Gedanke an den er sich erst noch gewöhnen musste.

Er hatte schon öfter von dem Sanitätswesen von eben diesen Lagern gehört.

Genau so wie er von dem Arzt Mengele gehört hatte.
 

Er schüttelte die Gedanken an Mengele bei Seite.

Mit solch einem Menschen wollte er dann doch nicht so recht in einen Topf geworfen werden.
 

Er schloss seinen Koffer und ging hinunter zur Tür, öffnete diese und trat dann nach draußen.
 

Vom Medizinprofessor einer Frankfurter Universität zum Standortarzt in Dachau.

Die Welt war schon verrückt.

Vor allem in Zeiten des Krieges.

Ankunft in Dachau

Den Rücken durchgestreckt saß er im Zugabteil.

Er hatte den Kopf zum Fenster gedreht und sah die Landschaft schnell an sich vorbeiziehen.

Er befand sich mittlerweile kurz vor Dachau.

Für den Berliner ein absolut neues Gebiet hier, doch seine erster Eindruck als er über die Grenze des Bundeslandes fuhr war, dass er es doch als schön idyllisch empfand.

Sofern man in Zeiten des Krieges von schön und idyllisch sprechen konnte.

Er hob seinen Arm an und stützte den Ellbogen auf der kleinen Wölbung des Fensters ab. Der Blonde legte sein Kinn auf seiner Handfläche ab und seine Mimik änderte sich von gelangweilt zu wehmütig.

Angestrengt schloss er seine Augen und versuchte sich zu entspannen.

Doch die Bilder, die erneut auftauchten, wollten ihn nicht so ganz los lassen.

Sie rückten immer mehr in sein Sichtfeld und zogen seine ganze Aufmerksamkeit auf sie.
 

Verwundete Soldaten.

Tote Soldaten.

Kalter Schnee.

Der Kessel.
 

Stalingrad.
 

Er öffnete seine Augen, ehe der kleine Teil, den er seit dieser Schlacht, die sie haushoch verloren hatten, seiner Psyche an die Oberfläche dringen konnte und ihn für sich haben wollte.

Er schüttelte sich und setzte sich erneut gerade hin, strich über seine schwarze Uniform und rückte seine Schirmmütze zurecht.

Ein erneuter Blick in die Richtung des Fensters. Er blickte seinem Spiegelbild entgegen und das blaue Auge starrte ihn geschafft an, während das andere von einer Augenklappe bedeckt wurde.
 

Er hatte in der letzten Schlacht um Charkow an der Ostfront sein Auge einbüßen müssen.

Und da man mit einem Auge nicht fähig war, weiter an der Front zu kämpfen, hatte man ihn nach Dachau versetzt.

In das Konzentrationslager.

Sein neuer Posten?

Adjutant.
 

Einerseits war Deidara froh über die Tatsache nie mehr an die Ostfront zu müssen, auch wenn ihm das sein Auge gekostet hatte.

Doch Andererseits hatte er Angst vor dem was ihn in diesem Lager erwarten wird.

Ein Gefühl der Beklemmung kroch in ihm hoch und er versuchte die Gedanken zu verdrängen.

Er wusste, dass diese Konzentrationslager keine nett gesinnten Lager waren.

Netter wäre es wenn man sie als Gefängnislager mit Sadistischen Grundprinzipien für psychisch gestörte Anwärter nennen würde.
 

Doch er selber war gerade auf dem Weg in ein solches Lager.

War er deswegen auch gleich ein psychisch Gestörter?

Eigentlich ja nicht.

Oder?
 

Ehe er weiter seinen Gedanken nachgehen konnte, bremste der Zug ab.

Er musste wohl in Dachau angekommen sein.

Deidara erhob sich von seinem Platz, nahm seinen Koffer von der Anrichte und bügelte mit der behandschuhten Hand seine Uniform glatt. Er zog sich die Schirmmütze tiefer ins Gesicht, so dass sich ein Schatten über seinen Augen bildete und stieg dann aus.
 

Die kalte frische Winterluft kam ihm entgegen und er sog diese tief in seine Lungen ein. Er sah sich auf dem Bahnsteig um und stellte fest, dass er irgendwie der Einzige war.

Ein seltsames Gefühl beschlich ihn. Er setzte sich in Bewegung und ging den Weg entlang, bei welchem er vermutete, dass dies der richtige wäre.

Er vernahm ein Räuspern hinter sich und zuckte leicht zusammen. Unsicher drehte er sich um und sah direkt in die dunklen Augen eines Mannes.
 

„Sie müssen wohl Deidara Masaki sein, richtig?“

„Ja, der bin ich. Wer möchte das wissen?“, antwortete er und stellte sich aufrechter hin.

„Gut. Ich bin Itachi Uchiha und soll Sie hier abholen“, sagte der Mann mit den dunklen Augen und lief dann geradewegs an Deidara vorbei und bedeutete ihm zu folgen.
 

Schweigend liefen sie nebeneinander her, als sie schließlich das Tor zu Deidaras neuem Arbeitsort passierten.

Und somit öffnete sich auch das Tor zur Hölle.
 

Der erste Eindruck der sich Deidara bot war einfach schrecklich.

Er hatte ja gewusst welche Gräueltaten hier von statten waren aber das er gleich am ersten Tag so einen Eindruck davon bekam, das hatte er nicht mal zu träumen gewagt.

Der Mann namens Itachi ging weiter vor ihm her und führte ihn tiefer auf das Gelände, bis hin zu einem großen Gebäude.

Deidaras Blick huschte unruhig über das Gelände.

Häftlinge die hart bei der Kälte arbeiteten. Abgemagerte Gestalten, die bei jeder Bewegung zu zittern begannen und aufgeschreckt vor sich her starrten.

Bewaffnete SS-Männer die die Menschen anstachelten, sie demütigten und sie schlugen, wenn ihnen ein Fehler passierte.

Deidara wandte seinen Blick von dem Geschehen ab und musterte den Mann vor sich. Sein schmaler Rücken war kerzengerade aufgerichtet und er konnte die Anspannung von ihm förmlich greifen.

Scheinbar war nicht nur ihm unwohl bei dem Umgang der hier stattfand.
 

Deidara spitzte die Ohren als er lautes Gebrüll war nahm, er drehte seinen Kopf in die Richtung des Geräusches und erblickte einen Hof.

Offensichtlich war dies der Vorhof des Krematoriums.

Häftlinge befanden sich auf dem Hof und vor ihnen SS-Männer.

Die schwarz uniformierten Männer nahmen ihre Gewehre in die Hand und zielten auf die Häftlinge vor sich.

Sie hatten Angst. Er konnte ihre Angst fühlen. Nach ihr greifen und dann vernahm er die Stimmen.

Es mussten Sowjetische Häftlinge gewesen sein.

Deidara spannte sich an.

Seine Augenbrauen zogen sich verärgert zusammen und er war mit einem Mal ganz bei den SS-Männern.
 

Dann fielen die Schüsse und einer nach dem Anderen ging zu Boden.

Sie klappten federleicht um. Wie Schießbudenfiguren.

Deidaras Mundwinkel zuckten leicht nach oben.
 

Verdient.
 

Die beiden Männer betraten schließlich das Gebäude und Deidara bedachte seine Umgebung mit kühler Miene.

Häftlinge verliefen sich auf den Gang und musterten sie neugierig. Er konnte hören wie sie sich Sachen zu flüsterten.

Angsterfüllt mit vorgehaltener Hand sprachen sie untereinander.

Deidara ließ seinen Blick über die Menschen schweifen.

Einige zuckten unter seinem Blick ängstlich zusammen.
 

Sowie er damals unter dem kühlen Blick zusammenzuckte.

Doch ab heute, würde sich dieses Blatt wenden.

Nun war er an der Reihe.
 

Sie blieben vor einer Tür stehen und Itachi hob seinen Arm an, sanft klopfte er gegen das dunkle Holz, als sie von innen ein „Herein“ vernahmen.

Itachi öffnete die Tür und hielt sie Deidara auf, er bedeutete ihm mit einem Kopfnicken einzutreten.

Deidara trat in den Raum hinein und blieb vor einem Schreibtisch stehen. Der Schreibtisch war aus dunklem massivem Holz und hinter ihm saß ein Mann in einem Ledernen Sessel.

Er sah zu ihnen auf und sprach: „Danke Itachi fürs abholen von dem jungen Burschen.“

Itachi nickte nur zur Antwort.

„Du bist also mein neuer Adjutant?“, fragte er und die fast schwarzen Augen musterten Deidara prüfend.

„Ja. Ich wurde hierher versetzt und bin nun Ihr neuer Adjutant“, antwortete Deidara ruhig und sachlich.

Sein Herz jedoch pochte vor lauter Aufregung. Der Mann vor ihm strahlte eine absolute Autorität aus. Er bedachte ihn mit kühler prüfender Miene, doch seine Lippen deuteten ein Lächeln an.

Er fühlte sich zunehmend unwohler, als sich der Mann aufrichtete und sich in die Lehne seines Sessels lehnte.

„Bitte, setz dich doch“, ordnete er an und Deidara tat wie ihm befohlen.
 

„Du bist Deidara Masaki richtig? Du bist SS-Mann und hast an der Ostfront gekämpft? In welchen Schlachten warst du denn beteiligt?“, fragte der dunkelhaarige Mann und Deidara schluckte schwer, ehe er zu einer Antwort ansetzte: „Das ist Richtig, Herr…?“

„Uchiha. Obito Uchiha.“

„Herr Uchiha, ich war an der Ostfront eingesetzt. Ich habe in der zweiten Schlacht um Charkow mitgekämpft, ich war bei Stalingrad dabei und ich war in der dritten Schlacht und der Eroberung um Charkow dabei.“
 

Deidara hoffte inständig dass er bei Stalingrad nicht zu sehr ins schwanken geriet und seine Stimme zittrig klang.

Er hasste es über Stalingrad zu reden und er hoffe inständig, dass Obito nicht weiter nachfragen würde.

Seine Muskeln waren zum zerreißen angespannt.

Er wünschte sich aus dieser Situation hinaus.

Jetzt.
 

„Nun gut, dann hast du ja reichlich Erfahrung mit den Sowjeten sammeln können“, sagte Obito und lehnte sich nach vorne: „Ich schätze, dann könnte dir dieses Lager hier gefallen.“

Seine schmalen Lippen zogen sich zu einem freundlichen Lächeln, was ihn irgendwie sympathisch wirken ließ.

Deidara sah ihn misstrauisch an. Irgendwas passte nicht so ganz in das Bild was sich ihm bot.

Und wieso sollte ihm das Lager hier gefallen?

Es war ein Konzentrationslager, er war viel zu sensibel für sowas.

Er war generell viel zu sensibel für den Krieg.
 

Obito erhob sich von seinem Platz, nahm die schwarze Schirmmütze von der Tischfläche und setzte sich diese auf. Er zog sie sich schief ins Gesicht und ging auf Deidara zu: „Folg mir. Ich werde dich hier ein wenig rumführen, damit du dich auskennst. Morgen wird dann dein erster richtiger Arbeitstag hier sein.“

Deidara nickte und stand vom Sessel auf, bügelte sich erneut seine Uniform glatt und trat dann hinter Obito, welcher die Tür öffnete und an Itachi gewandt meinte: „Ihr beiden kennt euch ja bereits. Itachi du kannst gehen und deiner Arbeit nachgehen.“

Itachi nickte: „Jawohl.“

Er lächelte Deidara leicht an und verschwand dann als erster aus dem Raum.
 

War das etwa Unbehagen in seinem Lächeln?

Rundgang im KZ

Obito ging vor, Deidara musterte den großen Mann eingehend.

Seine ganze Haltung unterschied sich stark von seiner eigenen.

Obitos breiter Rücken war gestrafft und gerade, die Uniform saß perfekt an seinem Körper und mit erhobenem Kopf ging er die Gänge entlang.

Er strahlte eine gewisse Kälte aus, die ihm Autorität verlieh und gleichzeitig auch eine gewisse Sympathie.

Sobald sie an den Häftlingen vorbeikamen hielten diese in ihren Bewegungen inne, während sie vorhin noch angeregt flüsterten, als er mit Itachi den Gang entlang ging, veränderte sich die komplette Haltung seit Obito dabei ist.

Sie tuschelten nicht mehr, richteten den Blick gen Boden und verharrten stumm in ihren Positionen.

Wie verschreckte Tiere, denen man den Lauf eines Gewehres an den Kopf hielt.

Und diese Reaktion wurde einzig durch die bloße Anwesenheit von Obito ausgelöst.

Deidara faszinierte die Wirkung die der Mann auf sie hatte.
 

Obito blickte über seine Schulter zu Deidara und zwinkerte ihm aufmunternd zu, ehe er sprach: „Ich weiß wie der erste Gang durch ein Konzentrationslager ist aber glaub mir, wenn ich dir sage, du wirst dich noch früh genug daran gewöhnen.“

Deidara schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter und meinte: „Das glaube ich Ihnen.“

Inständig hoffte er, dass das stimmte. Er würde dieses mulmige Gefühl gerne von sich abschütteln, sich aus den Klammern des Unwohlseins befreien und die Last von sich werfen.
 

Doch er war gefangen. Gefangen in seinen Gefühlen. Gefangen in dem Teil seiner Psyche, den er jedes Mal versuchte wegzusperren und der es trotzdem irgendwie schaffte an die Oberfläche zu kommen, sobald auch nur irgendwas in diese Richtung erwähnt wurde.

Er straffte seine Schultern und richtete seine Position wieder auf.

Er durfte nicht so eingesunken hinter ihm laufen.

Er durfte keine Blöße und keine Schwäche zeigen.
 

Ja, er war an der Ostfront.

Ja, er hatte schreckliches durchgemacht.

Nein, er würde es nicht zeigen.

Nein, er würde auch nicht darüber reden wollen.
 

Er will es einfach wegschließen und verarbeiten. Besser noch, er will nie mehr damit konfrontiert werden.
 

Obito führte ihn schließlich nach draußen auf einen großen leeren Platz, sieben Wachtürme umgaben das große Gelände.

Der schwarzhaarige Mann kam zum stehen und drehte sich zu Deidara um, er erklärte ihm mit ruhiger und sachlicher Stimme, dass dies hier der Appellplatz war, an dem zu Tagesbeginn und –ende der Zählappell stattfand. Wenn irgendwer von den Häftlingen fehlte, dann wurde Strafappell gestanden, meist durch eine ganze Nacht oder durch den halben Tag. Die sieben Wachtürme wurden von je zwei SS-Wachen besetzt, welche Maschinengewehre bei sich hatten, welche zum Einsatz kamen sobald einer von ihnen einen Fluchtversuch starte oder anderweitig gegen die Regeln handelte.
 

Die Art und Weise jedoch wie Obito ihm alles erklärte ließ ihn schaudern. Er war sachlich und trocken, als würde er einem Schüler erklären wie Mathe funktionierte.

Entweder war dieser Mann bereits so abgestumpft durch die Grausamkeiten hier oder es war irgendwas anderes, was ihn so reden ließ.

Deidara sah sich den Appellplatz genauer an, im Grunde war es nur ein leeres Feld im freien und er musste sich vorstellen wie hier mehrere Leute standen, abgezählt wurden und schikaniert wurden.
 

Er wusste dass die SS nicht freundlich mit den Häftlingen umging.

War er schließlich selber einer von diesen und den Umgang kannte er vom hören sagen, anderer SSler.
 

Obito setzte sich schließlich wieder in Bewegung und führte ihn weiter zu den Baracken.

„Ich zeige dir nun das Sanitätswesen“, sagte er, ohne Deidara auch nur eines Blickes zu würdigen. Deidara hatte von dem Sanitätswesen schon mal gehört. Es war ihm auch bekannt als Häftlingslazarett.

Sie kamen bei den ersten beiden Baracken an, Obito trat durch die Tür in eben diese Räumlichkeiten und Deidara staunte nicht schlecht. Es war solide und modern eingerichtet. Zwei Operationssäle lagen Gegenüber vom Eingangsbereich. Geräte wie Elektrokardiograph und Röntgengerät waren ebenso vorhanden. Große Ambulanzen für Augen, Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten sowie eine Zahnabteilung waren eingerichtet.

Es existierten zudem zwei bis drei Räume mit normalen Krankenbetten und Nachttischen, Kanzleiräume, das Wannenbad und eine Diätküche.
 

Deidara musste zugeben, das hier auf Ordnung und Hygiene stark geachtet wurde.
 

Obito führte ihn schließlich weiter, er erzählte nicht viel zu den Räumlichkeiten, war es doch schon sehr selbsterklärend fand er und trat dann mit ihm hinter die Räumlichkeiten der sogenannten Vorzeigebaracken.

Die Totenkammer erstreckte sich vor ihnen.

Deidara musste schwer schlucken als sie eintraten, er versuchte flach zu atmen, als ihm der muffige Gestank von Blut und Tot in die Nase stieg.

Er sah SS-Männer, welche Zettel ausfüllten, die Leichen genauer besahen und irgendwas untereinander besprachen.

Feststand jedenfalls, dass Deidara sich niemals hierher verirren wollte.

Er spürte wie Obitos ruhiger Blick auf ihm ruhte, flehend sah er auf und der Kommandant verstand. Er führte den Blonden wieder nach draußen, in die Vorzeigebaracken.
 

„Lagerkommandant Uchiha“, kam es von einer monoton wirkenden Stimme, Deidara drehte sich in die Richtung aus der diese kam und sah einen großgewachsenen Mann auf sie zu kommen. Er hatte rote kurze Haare, trug die typische SS-Uniform und über dieser trug er einen weißen Kittel.

Er kam vor ihnen zum stehen und verschränkte die Arme vor der Brust, bedachte Deidara mit einem kühlen emotionslosen Blick aus seinen braunen Augen.

Der Blonde fühlte sich zunehmend unwohl unter dem Blick des Anderen.
 

„Deidara, darf ich vorstellen. Sasori Akasuna. Erster Lagerarzt hier“, erklärte Obito und deutete mit einer ausschweifenden Handbewegung zu dem rothaarigen Arzt.

„Sehr erfreut, ich bin Deidara Masaki, der neue Adjutant“, stellte er sich höflich vor und warf Sasori einen unsicheren Blick zu.

Die Mundwinkel des Arztes zuckten leicht und er erwiderte: „Die Freude ist ganz meinerseits.“

„War Itachi eigentlich schon bei dir?“, wollte Obito wissen und ein unheilvoller Ausdruck legte sich in die dunklen Augen.

Sasori verneinte die Frage und meinte: „Ich muss dann aber auch weiter machen, man erwartet heute noch weitere Berichte.“
 

Und mit diesem Satz drehte sich Sasori um, er warf Deidara noch einen letzten Blick zu, dann verschwand der Arzt hinter einer großen schweren Tür.

Der Blonde sah ihm gedankenverloren nach und die Anspannung löste sich langsam von ihm.
 

Was war das denn eben für eine Atmosphäre die sich da aufgebaut hatte?
 

Doch Obito ließ ihm keine Zeit sich weiter mit diesen Gedanken zu befassen, denn er scheuchte ihn wieder nach draußen zu einer weiteren Baracke. Sie traten ein, Obito kam zum stehen und wandte sich an Deidara, welcher sich im Raum umsah.
 

Es war ein großer kahleingerichteter Raum. Bänke und lange Tische standen in diesem Raum und links von ihnen befand sich eine Theke, die an eine Essensausgabe erinnerte.

„Das hier ist die Kantine“, erklärte Obito ihm: „Die Häftlinge kriegen hier Frühstück und Mittagessen. Den Ablaufplan bekommst du, wenn wir mit dem Rundgang fertig sind.“

Deidara nickte nur stumm verstehend. Der Raum löste irgendwas in ihm aus und er konnte nicht genau sagen was es war.
 

Unbehagen? Platzangst? Erinnerungen?
 

Obito bedeutete ihm schließlich, ihm wieder zu Folgen.

Er zeigte Deidara die Stehbunker und erklärte ihm wozu diese gut waren, zeigte ihm das „Bad“ und die Küche.

Sie gingen durch die Baracke und Obito zeigte ihm weitere Blöcke, Strafräume, die Schlafsäle der Häftlinge und vieles weitere.
 

Deidara dachte über die ersten Eindrücke nach, die er von diesen Räumlichkeiten bekam und er fühlte sich zunehmend unwohler.

Was hatte sich das NS-Regime gedacht, als sie beschlossen haben Deidara hierher zu versetzen? Es war ihm wahrlich ein Rätsel.

Der Lagerkommandant bedachte Deidara mit einem abwartenden Blick, ehe er fragte: „Ist alles in Ordnung bei dir? Du bist so ruhig.“

Deidara sah auf und nickte: „Ja, alles in Ordnung. Ich bin nur ein wenig überwältigt von diesem Eindruck, den Sie mir eben gegeben haben.“

Er lächelte: „Nun gut, wir sind noch nicht fertig. Ich werde dir nun das SS-Gelände zeigen, was für dich auch von großer Bedeutung sein wird.“

Obito machte auf dem Absatz kehrt und ging in die Richtung eines großen Teilbereiches des Gesamtlagers. Es war gut doppelt so groß wie der Häftlingsbereich und irgendwie fühlte sich Deidara schlecht.
 

Dabei hatte er sich nicht schlecht zu fühlen.
 

„Ein Teil des Geländes zählt nicht wirklich zum Lager dazu, da es sich um ein SS-Übungslager mit Kaserne und Schulungsräumen handelt, außerdem befinden sich hier die Werkstätten, in denen Häftlinge zu arbeiten haben und hier weiter hinten befinden sich die Mannschaftsbaracken, sowie Offizierswohnungen, Verwaltungsgebäude und eine Bäckerei“, erklärte Obito dem Blonden und wandte sich dann an ihn: „Hast du schon eine Wohnung zugeteilt bekommen?“

„Man hatte mir mitgeteilt, dass ich eine Wohnung gestellt bekomme“, antwortete Deidara und Obito lächelte: „Dann wirst du bei mir wohnen.“

„Das ist nicht nötig, ehrlich nicht, ich möchte Ihnen nicht zur Last fallen“, erwiderte Deidara und hob dabei beschwichtigend die Hände.

„Nicht doch, die Wohnungen sind meinem Wissen nach eh alle besetzt, und du willst doch nicht in den Mannschaftsbaracken schlafen habe ich recht? Du fällst mir schon nicht zur Last, schließlich bist du ja mein Adjutant“, sagte Obito mit sanfter Stimme und blickte ihm warm entgegen.

Deidara beschlich ein wohlig warmes Gefühl der Vertrautheit und er nickte schließlich: „Habt Dank, Herr Uchiha.“

„Obito. Wir wollen doch auf vertrauter Basis bleiben.“

„In Ordnung.“
 

Obito führte ihn schließlich weiter nach draußen, wo sie zu dem Krematorium kamen. Er erklärte ihm, dass ein spezielles Häftlingskommando, welches keinen Kontakt zu anderen Häftlingen hatte, die Einäscherung der Leichen vornehmen musste.

Der Weg zum Krematorium zweigte sich vom SS-Lager ab, womit er strikt vom Häftlingsbereich getrennt worden ist und daher wenig einsehbar ist. Zudem erklärte Obito ihm, dass die SS hier auch öfters Hinrichtungen vollstreckte.

Gegenüber dem Krematorium befanden sich ein weiteres Krematorium, sowie ein Gaskammerraum. Auch genannt „Baracke X“. Obito erklärte ihm, was es damit auf sich hatte und diese Erklärung ließ das Blut in Deidaras Adern gefrieren.

Das Krematorium an sich war es nicht mal was es so schlimm machte, die Tatsache jedoch, dass sich hier eine Gaskammer befand jedoch ließ ihn nicht wirklich los.

Brausebad stand über der Tür, innen drinnen befand sich ein weiß gekachelter Raum, er besaß ein Guckloch und 15 simple Duschköpfe die zur Attrappe angebracht waren.

Obito musste nicht aussprechen, was für Grausamkeiten hier von statten gingen, Deidara konnte es sich selbst zusammenreimen und wieder stellte er sich die Frage, wieso er ausgerechnet hier seinen neuen Arbeitsplatz finden sollte.
 

„Ich denke, wir werden dann für heute Schluss machen. Ich gebe dir noch den Ablaufplan und zeige dir dann meine Wohnung, dann kannst du das alles erst mal auf dich wirken lassen. Ich verstehe, wie du dich fühlst, mir erging es damals nicht anders“, erklärte Obito ihm und schenkte ihm ein warmes Lächeln.

Deidara nickte dankend und meinte: „Das weiß ich sehr zu schätzen.“

Obito legte seine Hand auf die Schulter des Blonden und drückte sanft zu, ein vertrautes Gefühl machte sich in ihm breit und eine wärme umschloss sein Herz.
 

Mit Obito als Lagerkommandant hatte er echt Glück. Oder?

Berauschendes Gift

Itachi sah den Braunhaarigen Mann vor sich eingehend an und wartete auf eine Erklärung, er tippte Ungeduldig mit der Schuhsohle auf den Boden und betrachtete den Rapportführer kühl.

„Lassen Sie mich das erklären, Herr Uchiha“, setzte der Mann an und hielt dabei immer noch den Häftling mit der Hand umklammert am Kragen fest, welcher nur röchelnd nach Luft schnappte.

„Erst lassen Sie den Mann hier los“, ordnete Itachi an und er tat wie ihm befohlen: „Und nun, langsam, wieso verprügeln Sie wahllos Häftlinge? Er war beim Zählappell anwesend und ist in die Richtung seiner Schlafsäle gegangen, richtig? Er hat nichts gesagt und nichts getan“, sagte Itachi ruhig und seine dunklen Augen hefteten sich an den Rapportführer, als er betont langsam seinen Namen sagte: „Nicht wahr Herr Endres?“

„Aber natürlich doch Herr Uchiha, ich hatte eigentlich nicht das Recht ihm was zu tun aber ich“, begann der Angesprochene sich zu erklären und verhaspelte sich dabei.

Itachi wusste genau das er im Grunde eigentlich keine Ahnung hatte wieso er das tat und so wie alle anderen hier, berief sich dieses Verhalten nur auf Macht.

Nur aus diesem einen Grund.
 

Macht.
 

Sie verdarb den Menschen und abfällig schüttelte Itachi seinen Kopf, ehe er seinen festen Blick wieder auf Endres richtete: „Ich verbitte mir so einen Umgang ohne mein Kommando, haben wir uns verstanden?“

Endres nickte eifrig, stellte sich stramm hin, zog den Häftling dabei auf die Beine und brachte ihn zu seinem Schlafsaal.
 

Itachi sah den Männern nach und seufzte dann auf, er führte sich seine Hand an seine Schläfen und massierte diese.

Er spürte in sich ein Verlangen aufkommen und eine kleine Stimme die zu ihm flüsterte.

Er wusste, dass es wieder an der Zeit war. Er brauchte es einfach. Er brauchte es jetzt.

Zielstrebig ging Itachi in die Dunkelheit zu dem Sanitätswesen hinter, er würdigte seine Umgebung keines Blickes, er sah einfach nur stur geradeaus und hatte nur ein Ziel vor Augen.
 

Sasori.
 

Dabei dachte er an den Tag zurück, an dem es angefangen hatte.

Es war nicht mal ganz sechs Monate her, als er den ersten Kontakt damit gemacht hatte.
 

Schnellen Schrittes ging Itachi das Gelände entlang, raus zu den Baracken des Sanitätswesens. Obito hatte ihn hierher geschickt und gesagt, er solle Sasori aufsuchen um ihm etwas mitzuteilen.

Wieso Obito nicht einfach selber ging, das war dem Jüngeren allerdings Schleierhaft.

Er öffnete die Tür zur Baracke und trat ein, ging dann zielstrebig auf die Räumlichkeiten zu, hinter denen Sasori vermutlich steckte. Zumindest laut Obitos Beschreibung.

Itachi legte die Hand an die Türklinke und drückte sie nach unten, er öffnete sie leise und trat vorsichtig in den Raum.

Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, es war spärlich beleuchtet und ein großes Fenster befand sich in der Wand, davor stand ein langer Schreibtisch, an welchem Sasori saß. Er war über etwas gebeugt, hob ab und an seinen Kopf zur Fensterscheibe und senkte den Kopf dann wieder. Offensichtlich schrieb der Arzt etwas nieder.

Itachi folgte der Bewegung von Sasori und ihm stockte der Atem.

Sein Blut gefror in seinen Adern und nervös begann sein Herz schneller zu schlagen.

Er sah zur Fensterscheibe und das Schauspiel dahinter beschwor ein Gefühl der Übelkeit in ihm auf.
 

Es waren Menschen die sich dahinter befanden.

Sie waren nackt.

Abgemagert.

Sie zitterten am ganzen Leib.

Sie hatten Angst und warfen sich untereinander verstörte Blicke zu.

Plötzlich warf einer von ihnen den Kopf in den Nacken.

Schnappte nach Luft.

Griff sich an seine Brust und an den Hals.

Die Augen waren weit aufgerissen, traten fast schon aus den Augenhöhlen hervor.

Sein Mund war verzerrt und er röchelte.
 

Dann klappte er leblos zusammen.

Sein Körper kam auf dem Fliesenboden auf und zuckte noch ein letztes Mal.

Panik machte sich unter den Häftlingen breit und dann ging alles ganz schnell.

Einer nachdem Anderen kippte röchelnd um, klappte zu Boden oder zuckte leblos zusammen.
 

Er konnte hören wie Sasori leise seufzte und etwas vor sich hinmurmelte, er schriebe etwas auf und knipste dann das Licht hinter der Glaswand aus.
 

Hatte der Arzt gerade das Ableben der Häftlinge dokumentiert?
 

Der Rotschopf erhob sich von seinem Platz und drehte sich um, aus kühlen braunen Augen sah er Itachi an.

„Was willst du hier?“, seine Stimme durchschnitt die kalte Anspannung, welche Itachi zurück in das hier und jetzt beförderte.

„Ich“, begann Itachi zu stottern doch er kam nicht sonderlich weit, denn eine plötzlich aufsteigende Panik erklomm ihn und schnürte sich wie ein Seil um ihn. Sein Hals fühlte sich geschwollen und trocken an, seine Brust zog sich schmerzlich zusammen und Itachi versuchte zu Atmen, brachte jedoch nur ein klägliches röcheln hervor, dann versagten ihm seine Beine den Dienst. Er ging in die Knie und umfasste seinen Hals. Mit Angsterfüllten Augen starrte er zu Sasori, welcher ihn kühl musterte, dann bewegte sich der Arzt durch den kleinen Raum und holte etwas aus einer kleinen Holzschatulle. Er setzte die Nadel der Spritze an den Verschluss des Fläschchens und zog sie bis zum Anschlag auf, wartete ab bis sich der Glashohlraum langsam füllte und setzte dann ab. Er ging auf Itachi zu und kniete sich neben ihn, umfasste das Handgelenk des Jüngeren und zog den Arm leicht zu ihm. Er krempelte den Ärmel der Uniformjacke zurück und setzte die Spritze an seinem Unterarm an, dann drückte er den Kolben langsam nach unten und injizierte ihm die Flüssigkeit.
 

Die Flüssigkeit breitete sich in Itachis Körper aus, floss durch seine Venen und er spürte eine tiefe Entspannung. Seine Sinne wurden benebelt, alle Schmerzen und die aufgekommene Panik waren wie davon geschwemmt. Erleichtert atmete er auf, ehe ihn eine plötzliche Übelkeit überkam. Er hielt sich eine Hand vor den Mund und hatte Glück das Sasori so schnell reagierte. Der Ältere schob ihm einen Eimer zu und Itachi erbrach schließlich.

Er spürte den prüfenden Blick des Arztes auf sich ruhen.
 

„Was war das?“, wollte Itachi wissen und sah gequält auf.

„Das war Morphium“, sagte Sasori und erhob sich wieder, stellte den Eimer weg und stellte dann nüchtern fest: „Wie es mir scheint hast du eine Psychische Belastungsstörung entwickelt, habe ich recht?“

Ertappt senkte Itachi seinen Blick und schwieg.

„Dachte ich mir fast.“

Flehend sah Itachi zu Sasori und wollte gerade zu einem Satz ansetzen, da redete der Ältere auch schon unbeirrt weiter: „Keine Sorge, ich werde niemandem davon erzählen. Ich mache dir stattdessen ein Angebot.“

Der Schwarzhaarige horchte interessiert auf: „Was für eines?“

„Ich stelle dir Morphium zur Verfügung, wenn du meinst dass du es brauchst, weil dich deine Panik belastet oder dich erneut einholt. Und du.“ Er unterbrach seinen Satz gemächlich und kniete sich hinter Itachi, er legte seine Hände auf die schmalen Schultern des Uchihas und fuhr mit seinen schlanken Fingern das Schlüsselbein durch den Stoff nach, dann griff er nach vorne und lockerte leicht die Krawatte des Jüngeren, dann raunte er ihm ins Ohr: „Und du könntest mir eventuell auch den ein oder anderen nützlichen Dienst erweisen. So als kleine Gegenleistung, verstehst du.“
 

Itachis Nackenhaare stellten sich auf, als er an das Angebot von damals dachte.

Und wie er es angenommen hatte. Nicht mal einen Tag später, stand Itachi auf der Matte zum Sanitätswesen und hatte ungeduldig auf Sasori gewartet, welcher nicht sonderlich überrascht war als er Itachi erblickt hatte.

Damals wurde es dann zu einer ziemlichen Regelmäßigkeit, doch das hatte sich dann auch irgendwann gelegt und der Zustand von Itachi hatte sich ein wenig gebessert.
 

Doch manchmal gab es dennoch Momente wo er stark Rückfällig wurde und eine minderdosierte Injektion des Morphiums einfach nicht ausreichte.
 

Momente wie eben gerade.
 

Ein zischen entfloh seinen Lippen und er stieß die Tür zum Sanitätswesen auf, trat in die dunklen Räumlichkeiten ein und erblickte Sasori welcher an der Wand gelehnt da stand. Seine Arme hatte er vor der Brust verschränkt und die braunen Augen waren auf Itachi gerichtet.

„Ich habe dich schon erwartet“, sagte der Arzt und stieß sich von der Wand ab, gemächlich ging er auf den Jüngeren zu und kam vor ihm zu stehen. Er legte seine kühlen Finger unter das Kinn von Itachi und hob es leicht an, er musterte ihn und seine dünnen Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln: „Du brauchst wieder etwas mehr davon.“

Es war keine wirkliche Frage, es war mehr eine Feststellung und Itachi nickte zur Antwort. Sasori beugte sich leicht zu ihm runter und hauchte gegen seine Lippen: „Na dann komm mal mit mir mit.“

Er löste sich von Itachi und ging voraus, der Schwarzhaarige folgte ihm stillschweigend in den Raum hinein.

Es war derselbe Raum wie beim ersten Mal. Der Raum, in dem Sasori seine Experimente durchführte.

Seine medizinischen Experimente wie er immer so schön zu sagen pflegte, doch trotzdem konnte Itachi dem ganzen nichts abgewinnen.

Er war kein Freund von diesen Experimenten und auch kein Befürworter von dem Umgang der Häftlinge, die für solche Experimente missbraucht wurden.
 

Itachi schloss die Tür hinter sich ab und Sasori hielt ihm eine kleine Holzschatulle hin.

„Hier, da sind insgesamt fünf Rationen Morphium drinnen, bereits in Spritzen verteilt. Du musst sie nur benutzen, wenn dir danach ist“, sagte er und in seiner Stimme lag eine Kälte, die Itachi eine Gänsehaut verpasste.

An diesem Arzt war nichts menschliches mehr.

Die Art wie er redete, die Art wie er mit seinen Mitmenschen umging, die Art wie er mit ihm umging.

Er war einfach nur objektiv, mitleidslos und gefühlskalt.
 

Und trotzdem war es genau das was den Arzt so anziehend machte.
 

Zwischen ihnen hatte sich eine Spannung aufgebaut. Itachi empfand diese Spannung als unbehaglich, er fühlte sich unwohl in dieser Situation und er möchte gerne auf dem Absatz kehrt machen und einfach gehen, doch er wusste genau dass das nicht so einfach ging.
 

Eine Zeitlang standen sie sich einfach nur Gegenüber und schwiegen sich an.

Das einzige was man im Raum vernahm, war das Ticken der Uhr.

Sasori musterte Itachi eingehend und Itachi wich den Blicken des Älteren aus. Der Blick des Älteren fühlte sich an als würde er Itachi mit Eiskristallen durchbohren wollen.

Die Hand des Uchihas verkrampfte sich zunehmend um die Schatulle, als er die kühle Hand von Sasori auf seiner spürte.

„Benutz sie endlich, ich kann mir das echt nicht weiter ansehen“, sprach der Arzt schließlich mit harschem Ton und Itachi schreckte auf, nickte aber und setzte sich auf den Stuhl. Er öffnete die Schatulle und nahm die Spritze raus. Itachi zog seinen Ärmel nach oben und setzte die Spritze an, dann drückte er den Kolben nach unten und beobachte wie die durchsichtige Flüssigkeit im Glashohlraum immer weniger wurde. Er spürte wie es sich in seinen Venen ausbreitete und sich der Schmerz verflüchtigte. Seine aufsteigende Panik wieder abklang und er sich entspannte.

Er seufzte und schloss seine Augen, sein Kopf fühlte sich wie in Watte gepackt und seine Sinne waren benebelt.
 

Die Flüssigkeit ließ ihn einfach alles für einen kurzen Moment vergessen.
 

Er öffnete seine Augen und sah zu Sasori auf, welcher das Schauspiel mit gleichgültiger Miene beobachtet hatte. Seine braunen Augen blitzten ihn kühl an und auf seinen Lippen zeichnete sich mit einem Mal ein kleines Lächeln ab.

Itachi warf die benutzte Spritze weg und schloss die Schatulle wieder. Er verweilte noch in dem Ledernen Sessel, als sich Sasori in Bewegung setzte und sich an ihn wandte. Der Ältere setzte sich breitbeinig auf das Becken des Jüngeren und legte seine Arme um dessen Nacken: „Du weißt was unsere Abmachung beinhaltet, richtig?“

„Ja, ich habe es nicht vergessen, keine Sorge“, erwiderte Itachi und in seine dunkle Augen mischte sich mit einem Mal ein unbändiges verlangen.
 

Das Verlangen nach Sasori.
 

Dieses Angebot hatte eindeutig zwei Vorteile für ihn.

Erster Vorteil: Er konnte Morphium konsumieren.

Zweiter Vorteil: Er konnte Sasori näher sein, als irgendwer anderes hier.

Nachts, wenn alles still ist

Im Büro hatte Obito Deidara die wichtigsten Papiere ausgehändigt, unter anderem ein Lageplan des Konzentrationslagers und der Tagesablaufplan der Häftlinge. Deidara sah auf die Papiere, überflog das Geschriebene des Planes und steckte diese dann feinsäuberlich gefaltet in seine Uniformjackentasche.

Er sah zu Obito, welcher ihn freundlich ansah: „Wollen wir dann?“

Deidara nickte nur und wurde dann sanft von dem Älteren aus dem Büro geschoben, er schloss die Tür hinter sich ab und ging mit ihm durch die dunklen Gänge des

Lagers.

Es musste wohl mittlerweile schon ziemlich spät gewesen sein, denn das Lager wirkte mit einem Mal noch gespenstischer als heute Nachmittag.
 

Die beiden Männer traten nach draußen auf das Gelände und liefen zu dem SS-Gelände rüber, die kühle Nachtluft empfing sie und ein leichter Wind wehte ihnen entgegen. Deidara schlang seine Arme enger um sich, war ihm doch ziemlich kalt geworden.
 

Oder lag es an der eisigen angespannten Atmosphäre, die sich hier erneut aufgebaut

hatte?
 

Deidara konnte sich keinen wirklichen Reim darauf machen und lief einfach weiter dem Lagerkommandanten nach, der scheinbar überhaupt nicht zu frieren schien. Mit geraden Schultern lief dieser vor ihm her, nahm die Schirmmütze vom Kopf und fuhr sich mit der Hand durch die schwarzen kurzen Haare, ehe er sich die schwarze Mütze erneut auf den Kopf setzte.
 

„Gleich sind wir in der Wohnung“, sagte er mit einem Mal und drehte sich nicht zu Deidara um, welcher ihn nur aus großen Augen ansah und nichts darauf erwiderte.
 

Bei der Wohnung angekommen blieb Obito vor der Tür stehen, holte die silberne Gliederkette

aus der hinteren Hosentasche hervor und suchte dann den Haustürschlüssel, ehe er die Tür aufschloss und sie Deidara aufhielt.

Der blonde Adjutant schob sich an Obito vorbei in den großen Flur und fühlte sich mit einem Mal verloren.

Er war es nicht gewohnt so viel Gastfreundlichkeit auf einmal zu kriegen.

Vor allem nicht nach seiner Zeit bei den Sowjeten.

Damals.

In Stalingrad.
 

Deidara schüttelte kaum merklich den Kopf und hoffte das diese kleine Geste unbemerkt blieb und er sollte Glück haben, Obito schien nichts davon zu merken.

Der Schwarzhaarige ging an Deidara vorbei, setzte sich auf einen Stuhl und begann

dann seine Stiefel aufzuschnüren, ehe er diese auszog. Er richtete sich auf und sah zu dem Blonden rüber: „Möchtest du was trinken? Einen Tee? Kaffee?“

„Tee wäre sehr nett.“

„Gut, ich setz dir gleich mal einen auf.“
 

Deidara sah dem Lagerkommandanten nach und tat es ihm dann gleich, er setzte sich und zog dann ebenfalls die Stiefel von den Beinen.

Ein befreiendes Gefühl überkam ihm, als er die schweren Stiefel los wurde. Er legte den Kopf in den Nacken und starrte an die Decke, er nahm seine Mütze vom Kopf und strich sich mit dem Unterarm über die Stirn.
 

Er musste zugeben, der Tag heute war schon anstrengend.

Nicht etwa im Körperlichen Sinne, war er doch schließlich Soldat an der Front gewesen und dementsprechend sportlich aber Psychisch hatte der Tag einiges von

ihm abverlangt.

Diese ganzen Eindrücke die auf ihm lasteten und sich wie Blei anfühlten, welches drohte ihn immer weiter runter zu ziehen.
 

„Du kannst dich gern zu mir in die Küche setzen wenn du willst“, sagte Obito, welcher aus dem Nebenraum raus sah und Deidara freundlich und warm anlächelte.

Deidara erwiderte das Lächeln und stand dann auf. Er tapste ebenfalls in die Küche und ließ sich dann auf dem hölzernen Stuhl an dem kleinen Esstisch nieder.
 

Der Raum war sehr hell eingerichtet. Die Küchenzeile war schwarz grau granuliert und über dieser hingen zwei weiße Schränke. Ein kleines Fenster befand sich zwischen diesen, durch welches das weiße Licht des Mondes hineinfiel.

Deidara umfasste die Tasse vor sich und er spürte die Wärme an seinen Händen. So langsam taute er endlich wieder auf.

Obito saß ihm gegenüber und nippte ab und an, an seiner Tasse.

Dem Geruch nach zu urteilen dürfte es sich hierbei um Kaffee handeln.
 

„Ich weiß ich wiederhole mich aber es gibt nichts wofür du dich schämen musst. Der erste Tag in einem Konzentrationslager ist immer hart, ich weiß das selber nur zu gut“, setzte Obito schließlich ein Gespräch an und Deidara sah auf.

„Würde es Ihnen was ausmachen, mir davon zu erzählen?“, fragte der Blonde interessiert nach.

Obito lachte leise auf und meinte: „Ich hoffe es reicht, wenn ich sage, dass ich vor Dachau in Auschwitz war."
 

Deidara schluckte schwer.

Auschwitz.

Er hatte viele Geschichten davon gehört.

Ein schreckliches Konzentrationslager.

Klar, alle waren irgendwo schrecklich aber die Geschichten um Auschwitz, waren wahre

Horrorgeschichten.
 

„Ich schätze mal, dass reicht eindeutig. Tut mir leid für diese unangenehme Frage“, sagte Deidara kleinlaut und sah beschämt in seine Teetasse.

„Halb so wild, das liegt jetzt auch schon an die zwei Jahre zurück“, erklärte Obito ihm und nahm erneut einen Schluck von seinem Kaffe: „Wie du siehst, bin ich nicht viel anders wie du. Ich verstehe dich sogar sehr gut. Man wird von der Front

heimgeschickt und landet plötzlich in einem Konzentrationslager.“
 

Deidara nickte schwach und murmelte: „Ja, das ist allerdings wahr. Ich weiß noch immer nicht, was besser ist. Die Front oder das hier.“

„Ostfront hattest du gesagt, richtig? Das ist eine schwierige Frage und im Grunde ist eigentlich weder noch besser“, gab Obito nachdenklich zurück.
 

Und es stimmte.

Es war eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera.

Im Grunde war keine Option besser.

Weder das Konzentrationslager, noch die Ostfront.

Deidara nahm einen Schluck von seinem Tee.

Er spürte wie die Wärme seinen Hals hinab lief und was für einen Durst er eigentlich hatte.

Der Blonde setzte die Tasse gar nicht richtig ab, sondern trank den Inhalt in einem Zug leer.

Er stellte die leere Tasse auf den Tisch zurück und fühlte wie sich die Wärme des Getränks in ihm ausbreitete und er sich etwas mehr beruhigte.
 

Er hatte seit seiner Ankunft hier nur unter Strom gestanden und verspürte jetzt zum ersten Mal an diesem Tag, so etwas wie Entspannung.
 

„Du musst müde sein, ich zeige dir dein Schlafzimmer und dann können wir schlafen gehen“, schlug Obito vor und erhob sich ohne auf eine Antwort zu warten von seinem Platz und Deidara empfand diesen Vorschlag als gut, er merkte wie schwer seine Glieder mit einem Mal wurden und wie schwer es ihm fiel die Augen offen zu halten.
 

Er erhob sich wackelig von seinem Platz und schlurfte hinter Obito her, welcher ihm sein Schlafzimmer zeigte.

Statt sich jedoch darauf zu konzentrieren was der Ältere ihm so sagte, wo was war und so weiter, musterte er diesen Mann einfach nur.

Er empfand ihn als angenehm sympathisch.

Er war fast schon fürsorglich im Umgang mit ihm und irgendwie fühlte sich Deidara

geborgen.
 

Nach langer Zeit an der Ostfront hatte er wieder das Gefühl willkommen zu sein.
 

Sasori erhob sich und knöpfte die schwarze Uniformhose zu, er betrachtete den Jüngeren welcher noch schweratmend auf dem Stuhl saß und leckte sich dabei über seine Lippen.
 

Er wusste genau welches Risiko er damit eingehen würde aber wenn er den Uchiha so vor sich sah, fragte er sich selbst, wie man dem denn sonst wiederstehen konnte.
 

Itachi hatte sich schließlich wieder gefangen, zog den Gürtel seiner Hose zu und erhob sich dann ebenfalls vom Sessel. Er nahm die kleine Holzschatulle von der Tischfläche und nickte Sasori zu, der Arzt zwinkerte vertraut mit den Augen, doch seine Mimik gab nichts über seinen derzeitigen Gefühlsstand frei.
 

Er beobachtete wie Itachi seine Räumlichkeiten verließ und die Tür hinter sich zu zog. Ein kleines Schmunzeln huschte über die dünnen Lippen des Rothaarigen und er beugte sich über seine Papiere, die er heute noch geschrieben hatte und überflog diese.
 

Bericht über die heutigen Polygal-Tests.
 

Ein Blutstillendes Mittel.
 

Er faltete die Papiere zusammen, steckte sie in einen Umschlag und öffnete eine Schublade unter seinem Schreibtisch, wo er den Umschlag samt Inhalt reinlegte.

Sasori schloss die Schublade wieder und streichelte fast schon sanft und vorsichtig über das

braune Holz.

Dort drin waren die Aufzeichnungen seiner Experimente.
 

Experimente, die so nicht angeordnet waren.
 

Ob er sich schlecht fühlen sollte?
 

Andere taten es gewiss.
 

Er jedoch nicht. Für ihn waren die Häftlinge nicht mehr wert wie für irgendeinen anderen SS-Mann.

Diese „Menschen“ waren einfach nur Objekte.

Objekte für seine medizinischen

Wissenschaften.

Nicht mehr und nicht weniger.

Seine Augen richteten sich auf das Glas, hinter welchem sich sein Experimentierlabor befand. Von hier aus konnte er gut sehen, wie Häftlinge um ihr Leben kämpften, während er sie seinen Tests unterzog.
 

Das Bild des Polygal-Tests von heute Nachmittag schob sich vor sein inneres Auge und er sah den blutenden Jungen vor sich, er hatte ihm eine Tablette – Polygal –

gegeben und beobachtet, ob diese Blutstillend wirkte.
 

Leider verstarb das Versuchsobjekt dabei.
 

Sasori müsse da wohl doch noch ein wenig mehr nachhelfen, bis das Medikament Fronttauglich war.
 

Er wandte sich von der Glasscheibe ab und verließ dann ebenfalls den Raum, er schloss die schwere Metalltür hinter sich und trat dann hinaus in die kühle Nachtluft.

Er ging von dem Sanitätswesen über zu dem SS-Gelände, wo sich seine Wohnung befand.

Auf dem Weg dorthin kam ihm einer der Rapportführer mit einem Häftling entgegen.
 

Der Mann zog den Häftling brutal hinter sich her, schlug mit dem Schlagstock zu als der Häftling nach ihm getreten hatte und verfestigte dann den Griff um den Kragen der Häftlingskleidung.
 

Gleichgültig betrachtete Sasori das Szenario vor sich, als der Mann mit dem Häftling in den Strafbaracken verschwand, setzte Sasori seinen Weg schließlich fort.

Er wollte unnötige Begegnungen dieser Art vermeiden.

Zu male er genau wusste, dass er spätestens morgen einen Totenschein für eben diesen Häftling ausstellen dürfe.
 

Denn dieser würde den morgigen Tag gewiss nicht mehr erleben, vor allem wenn man den Blick des Rapportführers dabei beobachtet hatte.

Wie verbissen und hasserfüllt er diesen Menschen hinter sich hergezogen hatte, fast als hätte dieser ihm irgendwas angetan.
 

Sasori jedoch wusste genau, dass die meisten SS-Männer hier keinen wirklichen Grund brauchten um Häftlingen sowas anzutun, einige hatten sich hier gemeldet um

ihre Machtexzesse auszuleben.
 

Er würde fast schon behaupten einige würden sich zu wahren Psychopathen entwickeln.
 

Aber er selber war doch auch nicht wirklich besser, oder?
 

Doch, war er. Er handelte im Deckmantel der Wissenschaft, was ihn nicht zu einem komplett schlechten Menschen machte.
 

Besser, die Leute bewunderten die Ärzte sogar.

Bewunderten das was die Ärzte rausfanden und was diese für Möglichkeiten schufen um es den Soldaten an der Front besser zu machen.
 

Er dachte dabei nur an die Tests für die Luftwaffen vor ein zwei Jahren.

Unterdruck- und Unterkühlungsversuche.
 

Wenn diese naiven Menschen doch nur wüssten, was die Ärzte dafür tun mussten.

Vielleicht wussten sie es aber auch und verschlossen einfach die Augen davor.

Sahen weg.

Wollten nicht damit konfrontiert werden.
 

Ein überhebliches kühles Lächeln schmückte Sasoris Lippen.

Er konnte stundenlang weiter über das törichte Verhalten der Menschen philosophieren, doch dafür war er nun eindeutig zu Müde.
 

Endlich war er bei seiner Wohnung angekommen, schloss diese auf und trat ein.

Hier konnte er endlich für sich sein und alles sacken lassen, ohne auch nur einen Gedanken an seine Arbeit verschwenden zu müssen.
 

Morgen würde ohnehin einer dieser Tage kommen, der viel von ihnen abverlangte.
 

Physisch und vor allem Psychisch.

Der Ort an dem niemand sein wollte

Am frühen Morgen hatte Obito Itachi für den Morgenappelle eingeteilt, er würde diesen heute bewachen und darauf achten, dass sich kein anderer SS-Mann an den Häftlingen vergriff, zudem sollte er sich im Nachhinein mit Sasori beraten und eine Lagerselektion durchführen.

Itachi gehorchte und verschwand mit dem Klemmbrett auf welchem Name und Nummer der Häftlinge vermerkt waren.
 

Deidara sah dem jungen Mann nach und wandte sich dann wieder an Obito, welcher sich seinen grauen Mantel schnappte und sagte: „Wir werden uns heute um die Rampe kümmern. Wir kriegen einen neuen Zug mit Häftlingen und du wirst heute bei der Selektion mit dabei sein.“

Deidara nickte verstehend, Obito deutete dann auf den Kleiderhaken hinter der Tür und gab dem Blonden so zu verstehen sich auch einen Mantel zu nehmen. Er warf sich diesen über und gemeinsam schritten die Männer nach draußen auf den Platz. Sie überquerten das Häftlingsgelände und liefen gemeinsam in die Richtung der sogenannten „Rampe“.
 

„Was meinen Sie eigentlich mit Selektion?“, fragte Deidara neugierig und fast schon ein wenig naiv nach.

„Selektion ist die Aussonderung der Häftlinge. Eine erfahrene Ärztekommission nimmt sich dieser Aufgabe an und sortiert die Ankömmlinge in „Arbeitsfähige“ und „Arbeitsunfähige“ aus. Wir selber sondieren nicht, wir sind für die Registration der arbeitsfähigen Häftlinge zuständig aber heute gucken wir den zuständigen SS-Männern für die Registration über die Schultern“, erklärte Obito ihm sachlich.

„Mhm. Und was passiert mit den Arbeitsunfähigen?“

„Du bist ganz schön neugierig, mein Junge.“
 

Deidara schwieg daraufhin und senkte seinen Blick, er schlang den dicken Stoff des schweren Mantels enger um sich, während ihm der kühle Wind entgegen wehte. Eine Gänsehaut breitete sich auf ihm aus und er erlitt einen leichten Schüttelfrost.
 

Ihm kamen die Wintertage noch nie so kalt vor, wie sie es jetzt taten.
 

Er dachte über das nach, was anstehen würde und wieso Obito ihm nicht einfach sagen konnte was mit den arbeitsunfähigen Menschen passieren würde.

Oder wollte er es ihm einfach nicht sagen?
 

Deidara verstand es jedenfalls nicht aber er würde es vermutlich rausfinden, sobald sie da waren.

Er ließ den Blick über das große Gelände vor sich schweifen und konnte schon die Gleise ausmachen, sowie eine kleine Traube von Menschen die sich dort versammelt hatten.
 

„Die Gutachter sind also bereits vor Ort, genauso wie unsere SS-Männer“, sagte Obito mehr zu sich selbst, als zu Deidara.

Der Schwarzhaarige kam schließlich zum stehen und wandte sich an Deidara: „Das was gleich kommt, wird dir vielleicht sehr auf den Magen schlagen aber es gehört nun mal dazu. Du als Adjutant, und somit stellvertretender Lagerkommandant, musst über jeden Aufgabenbereich hier Bescheid wissen, nur aus diesem Grund zeige ich dir das Ganze hier überhaupt.“

Deidara nickte nur verstehend, traute sich nichts darauf zu antworten, da Obitos Stimme so schneidend klang und einen Ton aufwies, den Deidara kurz zusammenfahren ließ.

Doch Obito lächelte ihn auf diese Reaktion hin nur leicht an.
 

Zielstrebig gingen sie auf die Gleise zu, wo im selben Moment ein roter Güterwagen angerollt kam und schließlich stehen blieb.

Deidaras Muskeln spannten sich an.

Seine Sinne schärften sich und nervös wartete er auf das, was ihn nun erwarten würde.
 

Die SS-Männer, welche hier bereits stationiert waren, schoben die Türen der Wagons auf und Deidara erhaschte einen Blick in das Innenleben des Wagons.
 

Zusammengekauert auf engstem Raum saßen die Menschen beisammen.

Verängstigt blickten sie nach draußen. Keiner wagte es irgendwas zu sagen oder zu tun, bis einer der uniformierten Männer mit lauter peitschender Stimme, die Leute nach draußen scheuchte. Grob halfen sie nach, zogen die zitternden Menschen nach draußen und schubsten sie achtlos weiter. Einige verloren den Halt, fielen zu Boden und wurden von den nachkommenden getreten und nieder getrampelt. Andere wiederum kamen nur wackelig voran und hoben sich schützend die Arme vor die Augen, um das grelle Licht der Scheinwerfer nicht sehen zu müssen, welche dem Platz einen unnatürlich sterilen Schein verlieh.
 

Deidaras Herz hämmerte gegen seinen Brustkorb, die aufsteigende Nervosität schoss ihm durch die Nervenbahnen und er spürte wie sich seine Körpertemperatur automatisch runter kühlte.

Mit geweitetem Auge sah er sich das Szenario vor sich an, er schluckte den Kloß in seinem Hals schmerzlich hinunter, versuchte seinen Blick nicht davon abzuwenden. Er zwang sich zum hinsehen, denn den Blick abwenden, bedeutet Schwäche zeigen und er zeigte keine Schwäche.
 

Nicht mehr zumindest.
 

Die Menschen wurden angewiesen sich auf zwei Reihen zu verteilen, Männer und Jungen ab 14 Jahren links und Frauen und Kinder rechts. SS-Männer leiteten sie harsch an, rissen Familien gnadenlos auseinander und stießen sie in ihre zugeteilten Reihen hinein. Kinder begannen zu weinen und zu wimmern, während die Erwachsenen versuchten krampfhaft still zu sein und sich nichts anmerken zu lassen. Einige unter ihnen jedoch wimmerten und weinten.
 

Die Gutachter positionierten sich, blickten kühl auf die Menschen herab und nickten dann. Wie auf Kommando traten die Menschen nun einzeln hervor und unterzogen sich dem Blick der Gutachter, zitternd wie Espenlaub standen sie da, den Blick vor Scham gesenkt und die Ärztekommission bedachten sie kritisch.
 

„Schau nun genau hin“, flüsterte Obito und Deidara wandte seinen Blick nicht vom Geschehen ab. Er beobachtete wie ein Mädchen vor der Kommission stand. Sie war Schätzungsweiße 14 Jahre alt. Ihre großen Augen blickten durch die Ärzte hindurch und ihr zierlicher Körper zuckte unkontrolliert, ihre Hände hatte sie verkrampft zu Fäusten geballt.
 

Der Arzt der vor ihr stand, ein groß gewachsener Mann mit dunkelblonden kurzen Haaren und einer Brille auf der Nase, beäugte sie forschend, dann hob er seine Hand und schickte sie zur linken Seite, an welcher zwei bewaffnete SS-Männer vor einem schwarzen Bus der sogenannten Gekrat standen. Die Männer sprachen mit dem Mädchen, der Blonde konnte nicht ganz verstehen, was sie sprachen aber einer der SSler packte das Mädchen schließlich zornig und grob am Arm, zerrte sie in den Bus und setzte sie auf einen der Plätze.
 

Der blonde Adjutant riss seinen Blick von dem Bus los und folgte dann Obito zu den SS-Männern die die Arbeitsfähigen Häftlinge registrierten, er sah ihnen über die Schultern und versuchte ausfindig zu machen was sich die Männer wichtiges notierten.

Name und Alter stand dabei an erster Stelle der Wichtigkeit, wie Deidara feststellen konnte.
 

Deidara sah schließlich wieder auf und erblickte wie die Ärzte immer mehr Leute in die Richtung des Busses schickte, zum Großteil gingen Frauen und Kinder in diese Richtung, einige alte gebrechliche Menschen und Menschen mit offensichtlichen Beeinträchtigungen.
 

„Wo bringen die Busse die Menschen hin?“

„Hm? Die Gemeinnützige Krankentransport GmbH bringt die Sondierten nach Hartheim“, sagte Obito und er beugte sich etwas zu Deidara hinunter und flüsterte ihm ins Ohr: „Eine Tötungsanstalt.“
 

Deidaras Auge weitete sich geschockt.
 

Diese Menschen waren also dem Tode geweiht?
 

Am meisten aber schockierte ihn die Tatsache, dass die Ärztekommission wie Gott über Leben und Tod dieser Menschen entschied.

Kaltherzig sortierten sie diese auf. Stellten ihnen keine Fragen oder sonstiges, ein Blick schien zu reichen und sie wussten, wen sie als Arbeitsfähig einstufen konnte und wen nicht.
 

Deidara wurde schlecht, er spürte wie seine Beine drohten unter ihm nachzugeben. Sämtliche Farbe wich ihm aus dem Gesicht und er fasste sich an die Schläfe, ein Schwindel übermannte ihn plötzlich und Obito sah ihn fragend an: „Ist alles in Ordnung bei dir?“
 

Deidara hob beschwichtigend die Hand und meinte: „Ja, geht gleich wieder.“

Obito richtete sich auf und schüttelte den Kopf, er legte seine Hand auf die Schulter des Kleineren und schob ihn dann vom Geschehen der Rampe weg. Er zwang Deidara sich zu setzen, er biss sich auf die Unterlippe und versuchte das aufkommende Übelkeitsgefühl zu unterdrücken.
 

Obito kniete sich vor ihn hin und musterte ihn eindringlich aus seinen dunklen Augen: „Geht’s langsam?“

„Ja, denke schon. Ich… Es tut mir leid, ich wollte nicht so schwach wirken, verzeihen Sie mir diesen Aussetzer bitte“, murmelte Deidara und schützend schlang er seine Arme um seinen Oberkörper.
 

Vor seinem inneren Auge tauchten Bilder auf.

Bilder aus seiner Gefangenschaft in dem Sowjetischen Lager.

Auch dort entschied man über Leben und Tod.

Jedoch in einem weitaus brutalerem Ausmaß.
 

Er ermahnte sich innerlich nicht zu hyperventilieren, zwang sich zu einer ruhigen Atmung und mit viel Willenskraft gelang ihm dies schließlich auch.

Die Übelkeit verschwand langsam und Deidara konnte wieder einen einigermaßen klaren Blick fassen.
 

„Weißt du, es gibt hier nur zwei Optionen“, setzte Obito plötzlich zu reden an, seine Stimme klang warm und weich, seine Augen strahlten Wärme aus und seine Lippen waren zu einem sympathischen Lächeln verzogen, doch sein nächster Satz war alles andere als nett gesinnt: „Entweder du spielst hier Gott und entscheidest über Leben und Tod, so wie die Ärzte, Schutzhaftlagerführer und Rapportführer, oder“, er legte eine kleine Kunstpause ein: „Du endest wie der jüdische und sowjetische Abschaum da drüben.“
 

Scharf sog Deidara die Luft ein, hatte er mit diesen harten Worten Seitens Obito nicht gerechnet.

Er brachte nur ein schwaches nicken zustande. Obito erhob sich schließlich wieder und Deidara tat es ihm gleich.

Immer noch leicht wackelig auf den Beinen folgte er Obito zurück auf die Rampe, während der Blonde über dessen Worte nachdachte.
 

Das hier war Krieg.

Das hier war das Konzentrationslager, hier gab es nur diese zwei Optionen.

Und er befand sich nun Mal eindeutig in der Machtposition.
 

Er wollte auf keinen Fall so Enden wie die Häftlinge die nicht mal mehr über ihr eigenes Leben entscheiden durfte.

Denn er wusste wie das war.

Er kannte diese Seite des Krieges.

Und er war froh, dass er es lebend da raus geschafft hatte.
 

Und er würde sich sicherlich nicht noch einmal in so eine Position drängen lassen.
 

Selbstsicher straffte Deidara seine Schultern. Hob sein Kinn leicht an und trat dann hinter Obito.

Er legte einen kühlen Blick auf und folgte den letzten Schritten der Rampenselektion, bis der letzte seinem Schicksal zugeteilt wurde.
 

Ein älterer Herr, buckelig ging er auf die Gutachter zu welche ihn ohne mit der Wimper zu zucken als „Arbeitsunfähig“ einstuften.
 

Das leben und sterben vieler Menschen wurde somit besiegelt.

Mit nur einer einzigen leichtfertigen Handbewegung.
 

Und er war dabei gewesen.
 

Nichts worauf man wirklich stolz sein konnte, doch für seine Arbeit als Adjutant war es nun mal unabdingbar.
 

Deidara schloss seine Augen und atmete einmal tief ein und wieder aus.

Er wiederholte den Vorgang ein paar Mal, bis er langsam spürte, wie sich sein aufgeregtes Herz beruhigte.

Es hatte nachwievor wie wild gegen seinen Brustkorb gehämmert und drohte sicher einige Male beinahe rauszuspringen.

Der Blonde spürte wie sich eine warme Hand auf seinen Rücken legte und diesen vorsichtig entlang strich.

Er öffnete seine Augen und drehte seinen Kopf, sah über seine Schultern und erblickte Obito, welcher hinter ihn getreten war und nur beruhigend flüsterte: „Es ist okay. Mein erster Tag damals an der Rampe sah ungefähr genauso aus, nur mit dem Unterschied, dass mich mein Lagerkommandant damals dazu beorderte mit zu selektieren.“
 

Obitos Stimme veränderte sich und er klang verbittert, als er das anmerkte. Betreten wandte Deidara seinen Blick von ihm ab.

„Das tut mir leid zu hören“, murmelte er leise und Obito meinte nur: „Muss es nicht.“
 

Schweigen legte sich über die Männer und sie starrten auf den Güterzug vor sich.

Er war leer.

Die Gutachter berieten sich noch mit den SS-Männern der Registratur, während sich der Bus des Gemeinnützigen Krankentransportes in Bewegung setzte und wegfuhr.

Sein Blick sprach Bände, mitfühlend sah er dem Wagen nach, seine Gedanken kreisten sich um die Menschen die keine Ahnung hatten wo es nun für sie hinging, vielleicht war es auch besser so dass sie es nicht wussten.
 

Doch Angst müssten sie trotzdem verspüren, oder?
 

Er senkte seinen Blick, drehte sich um und sah an den Horizont. Die Sonne kämpfte sich langsam hervor und es wurde zunehmend heller.

Deidara hatte ganz die Zeit vergessen und jegliches Gefühl für die Zeit verloren. Die Erfahrung eben hatte ihn viel zu sehr eingenommen und wog auf seinen schmalen Schultern wie schwerer Blei.
 

„Lass uns gehen“, sagte Obito und ging bereits vor, in die Richtung zurück zum Lager.

Deidara lief ihm schweigend nach, er hob den Kragen von seinem Mantel über seine Nase und vergrub die Hände tiefer in den Taschen von eben diesem. Der Wind wehte ihm durch seine Haare und betreten sah er den Weg vor sich an.
 

Selbst wenn er es wirklich wollen würde, konnte er die Gedanken an das Erlebte von eben nicht so einfach abschütteln. Er konnte es einfach nicht. Sein Blick wanderte schließlich zu Obito, welcher stur geradeaus sah, sein Blick war kühl und es wirkte als hätte ihn all das von eben kalt gelassen.
 

Dieser Mann musste in Auschwitz einiges erlebt und gesehen haben, schoss es Deidara durch den Kopf und er dachte daran wie sich Obitos Stimmung in den letzten Minuten oder gar Stunden gewandelt hatte.

Er war fürsorglich und verständnisvoll mit ihm umgegangen und doch hatte er etwas an sich, was ihn so kalt hat wirken lassen, dass Deidara für einen kurzen Moment geglaubt hatte das er jemand Fremdes vor sich hatte.
 

Der Schwarzhaarige öffnete schließlich die Türe zu einer Baracke und Deidara bemerkte erst jetzt das sie soeben beim Sanitätswesen angekommen waren.
 

Was wollten sie hier?
 

„Herr Lagerkommandant und Adjutant, wie gut das Sie hier sind, ich brauche etwas von Ihnen“, ertönte eine kühl schneidende Stimme, die Deidara einen Schauer über den Rücken jagte.

Es war die Stimme des Lagerarztes.

Er hob seinen Blick und sah wie der rothaarige Arzt auf sie beide zu ging, sein Blick war gefestigt und ließen nicht den Funken einer Emotion erspähen.

Obito nickte nur als Zeichen dafür, dass er dem Arzt zuhörte. Sasori kam vor ihnen zum stehen und dämpfte seine Stimme: „Ich brauche Häftlinge. Ausgesonderte am Besten.“

„Dann scheint ja heute dein Glückstag zu sein, Itachi ist gerade beim Zählappell, er sondiert heute dort aus und sollte sich ohnehin mit dir kurz schließen, vielleicht könnt ihr ja von denen welche entwenden.“

Sasori nickte nur und meinte: „Sehr schön, werden Sie dann später auch hinzukommen, wir müssten heute noch eine wichtige Beobachtung durchführen und für ihn hier“, er nickte mit dem Kopf in die Richtung von Deidara: „Könnte es auch durchaus interessant sein, sowas zu erfahren.“
 

Obito erhaschte einen Seitenblick auf Deidara, welcher fragend in die Runde sah. Ein Lächeln schmückte die Lippen des Uchihas und er meinte: „Wir werden da sein.“

„Gut, dann sehen wir uns später, ich werde Itachi aufsuchen“, verabschiedete sich der Arzt schließlich und verließ im Stechschritt das Sanitätswesen.
 

Verwirrt sah Deidara ihm nach und zog seine Augenbrauen zusammen, dann fragte er Obito, was er denn von den Häftlingen will, er dachte, sie würden alle nach Hartheim ausgesondert werden.

Obito schüttelte den Kopf, er beugte sich an Deidaras Ohr hin und flüsterte unheilvoll: „Medizinische Forschung.“

Macht über Leben und Tod

Seufzend hatte Itachi das Büro verlassen und ging zielstrebig auf den Appellplatz zu. Dort angekommen begrüßte er die bereits anwesenden SS-Männer, welche ihm unterstanden, sowie den Rapportführer. Er teilte sie in die jeweilige Position für den Zählappell ein und drückte ihnen die Klemmbretter in die Hände, ehe es schließlich abwarten hieß, bis die Häftlinge aus ihren Bunkern raus kamen und sich in Reih und Glied aufstellten.
 

„Achtung“, rief der Rapportführer Endres und die Häftlinge richteten sich auf und nahmen Haltung ein.

„Stillgestanden“, rief er weiter und die Häftlinge schlugen die Hacken zusammen, legten die Hände an die Hosennaht und guckten starr geradeaus.

„Mützen ab“, rief Endres und die Häftlinge rissen sich die Mützen vom Kopf.
 

Prüfend blickten die stationierten SS-Männer über die Häftlingsgruppen, dann begannen sie mit dem Zählen und gleichzeitig mit dem Selektieren. Die Häftlinge die aufgerufen worden sind gingen, nach dem Zählen und der Einteilung, ihrer Arbeit nach, während die Häftlinge die nicht genannt worden sind auf dem Platz verweilten.
 

Es war eine kleine Gruppe Menschen.

Hauptsächlich bestanden diese aus älteren Menschen, kaputten und geschwächten, Frauen und Kindern mit denen ohnehin nicht viel anzufangen waren.
 

Itachi schloss einen kurzen Moment seine Augen. Atmete ruhig aus und ein. Er öffnete seine dunklen Augen wieder und blickte kühl in die Menschenmenge vor sich. Bangend standen die Menschen in einer Traube vor ihm, wussten nicht so recht was jetzt mit ihnen passieren würde und Itachi gab den Befehl an den Rapportführer, dass dieser die Menschen durch die Baracken führen sollte und dann anschließend in die Kammer sperren sollte, dort sollte der Arzt über ihr Schicksal entscheiden. Endres nickte den Befehl ab und machte sich dann mit den anderen SS-Männern an die Durchführung des Befehles.
 

Itachi wandte sich von dem Geschehen ab, führte seinen Zeigefinger und Daumen an den Nasenrücken und schloss angestrengt die Augen.
 

Er würde sich nie daran gewöhnen, über das Leben fremder Menschen zu entscheiden.

Wer war er denn auch um so zu entscheiden?

Gott?
 

Ganz gewiss nicht.
 

„Herr Schutzhaftlagerführer“, ertönte eine ruhige kühle Stimme hinter ihm und Itachi wirbelte herum, sah aus den dunklen Augen direkt in die braunen Augen von Sasori.

„Kann ich Ihnen weiterhelfen, Herr Akasuna?“, stellte der Jüngere seine Frage und sah prüfend in das Gesicht seines Gegenübers, vielleicht auch mit der kleinen Hoffnung etwas aus dem Gefühlskalten wesen herauslesen zu können, doch dem war nicht so.

„Ich nehme an Sie sind mit dem selektieren fertig?“

„Ja, sind wir. Rapportführer Endres hat die selektierten Häftlinge in die Kammer gebracht.“

„Perfekt, dann werde ich das Ärztliche Gutachten tätigen.“

„Haben Sie neue medizinische Aufträge rein bekommen?“

„Unter anderem.“

„Ich werde mitgehen.“
 

In Sasoris Augen blitzte für einen kurzen Moment erstaunen auf, ehe sich die braunen Augen wieder gewohnt kühl auf den Uchiha richteten. Er zuckte mit den Schultern und meinte: „Meinetwegen.“

Die beiden Männer begaben sich schließlich durch die Baracken zu der besagten Kammer. Sasori und Itachi stellten sich an die Außentüre hin und ließen dann die Häftlinge nach einander durch die Stube laufen.
 

Nackt kam jeder Häftling zur Tür hinein.

Zitternd wie Espenlaub kamen sie vor ihnen zum stehen, drehten sich einmal im Kreis, den Blick stets beschämt zu Boden gerichtet und die Hände vor den Genitalien gehalten.

Sasori bedachte sie nur mit einem forschenden Blick, winkte sie anschließend weiter nach draußen und gab mit Fingerzeichen Itachi zu verstehen wer stirbt und wer leben sollte.

Itachi notierte sich das Ganze, fühlte sich zunehmend unwohler in dieser Position zu stehen.

Die Position die einzig aus Macht bestand.

Macht über Leben und Tod.
 

Und Sasori? Sasori ging mit ihnen um wie mit Gegenständen.

Gegenstände die man sich kurz ansah und dann entschied ob man sie entsorgte oder nicht.
 

Itachi sah sich das Szenario weiter an, bis mit einem Mal ein kleiner Junge hineinkam, er musste vielleicht gerade Mal die zwölf Jahre erreicht haben. Die großen Kinderaugen waren auf Sasori gerichtet, Tränen quollen aus ihnen heraus und die blasse Nase des Jungen war an der Spitze rot.

Nackt stand er vor ihm, schlotterte bis auf die Knochen und wusste wohl nicht so ganz wohin mit ihm.
 

Das Herz des Uchihas zog sich schmerzvoll zusammen, seine Kehle fühlte sich rau an und blickte zur Seite. Fixierte einen Punkt an der Kachelwand der Kammer und zwang sich zum ruhigen Atmen.
 

Es war ein Kind verdammt.

Ein Kind über welches gerichtet wird.
 

Lebst du? Stirbst du? Der Arzt wird entscheiden.

Und Itachi wird diesem Befehl nachgehen.
 

Er allein hatte mitunter die Macht über das Leben und Sterben dieser Menschen. Itachis Blick wanderte zu Sasori, der den Jungen vor sich ansah, seine braunen Augen waren mitleidslos auf den kleinen Körper gerichtet, dann winkte er ihn weiter nach draußen und gab Itachi das Zeichen für das Sterben.
 

Erneut zog sich sein Herz zusammen.
 

Die Selektion wurde schließlich abgeschlossen.

Von 100 sondierten Häftlingen aus dem Zählappell schafften es 20 Häftlinge in die medizinische „Obhut“.
 

Itachi jedoch wünschte ihnen dann doch viel lieber den Tod durch Vergasung oder einer Herzmuskelinjektion an den Hals, als das sich diese armen Geschöpfe irgendwelchen Experimenten oder Tests unterzogen.
 

Doch er wusste genau das Sasori das anders sah, wenn dieser Mann es überhaupt irgendwie human betrachten konnte.
 

Aber irgendwie bezweifelte Itachi das.
 

Er hatte schnell festgestellt, dass Sasori ein empathieloser Mensch war.

Er war Gefühlskalt. Gleichgültig. Mitleid verspürte er so gut wie gar nicht, außer es ging um Itachi selber, dann konnte der Jüngere manchmal eine Spur von Mitgefühl in den braunen kühlen Augen ablesen.

Doch sonst ging der Mann in dem weißen Arztkittel stets objektiv vor. Er war wie ein Puppenspieler. Seine eigene Vorstellung. Die Häftlinge waren die Marionetten und er hielt die Fäden ihres Lebens in seinen Händen, wenn er wollte konnte Sasori sie jederzeit durchschneiden.
 

Und dies tat er Gewiss auch.

Im Deckmantel der Medizin.
 

Itachi überkam ein kalter Schauer. Seine Nackenhaare stellten sich bei dem Gedanken auf und sein Blick ruhte nachwievor auf der schmal gebauten Gestalt des Arztes, welcher mit dem Rücken zu ihm stand und etwas ausfüllte.
 

Er registrierte nicht wirklich, dass Sasori sich bewegt hatte und an ihm vorbeiging, doch bevor der Ältere aus der Tür verschwand, legte er eine Hand auf die schmale Schulter von Itachi, drückte sie vertraulich und wisperte: „Du hast dich gut geschlagen.“

Dann schloss sich mit einem leisen Klicken die Tür.
 

Perplex sah Itachi auf und starrte verloren die Tür an, durch die der Rotschopf eben gegangen war.

Er verstand nicht so recht, was dieses Auftreten plötzlich sollte, doch ein warmes Gefühl machte sich in ihm breit. Er fasste sich mit einer Hand an die Schulter, auf der bis eben noch die kalte Hand des Arztes geruht hatte. Er atmete tief ein und aus, dann trat auch er durch die Tür nach draußen.
 

Auf dem Weg zurück zu den Geländern, haderte Itachi mit sich ob er das Morphium jetzt schnell einnehmen sollte oder doch erst am Ende des Tages.

Er warf den Gedanken jedoch bei Seite, während dem „Dienst“ das Rauschgift einzunehmen, war keine sonderlich kluge Idee.

Er ging den Weg zum Häftlingsgelände entlang und beschloss für sich einen kleinen Rundgang durch eben dieses zu machen, um nachzuschauen ob auch alles noch bei seiner Ordnung war.
 

Er lief durch das Häftlingslager, die Gänge entlang und musterte die Häftlinge die ihm entgegen kamen.

Häftlinge die es zwar durch die Selektion schafften aber nicht zum arbeiten genannt wurden.

Meistens wurden diese Häftlinge für eher sinnlose Arbeiten benutzt oder aber auch als Sklaven für die Gelüste der SS-Männer.
 

Die Häftlinge zuckten erschrocken unter seinem kühlen Blick zusammen. Er würde den Leuten gerne ein Lächeln schenken, doch er hatte Angst, dass diese Vertrauen zu ihm fassen würden, ihn vielleicht auch Sympathisch finden würden und das konnte er einfach nicht mit sich ausmachen.
 

Die Leute sollten ihre Mörder nicht sympathisch finden.
 

Mörder.
 

War er das wirklich?

War er wirklich ein Mörder?

Er hatte bislang noch nie einen Häftling in der Art angerührt. Er hatte auch noch keinen Misshandelt, einfach so aus Spaß an der Freude. Er ging immer so um, wie man es von ihm verlangte, dass man mit ihnen umging.
 

Gewissenhaft.

Pflichtbewusst.
 

Das war es, was er war.
 

Er schüttelte den Gedanken beiseite. Er durfte nicht darüber nachdenken. Nicht jetzt.
 

Auf halber Strecke kam schließlich zum stehen und beobachtete wie Obito mit Deidara um die Ecke kam. Sie liefen nebeneinander her, schwiegen sich an und hatten starr den Blick nach vorne gerichtet.
 

Sie unterschieden sich wie Tag und Nacht fand Itachi.
 

Deidara war geschätzt drei Jahre jünger wie er selbst, war an der Ostfront tätig, war in Stalingrad – Und was für Horrorgeschichten er gehört hatte er konnte sich kaum vorstellen, dass das jemand so auf die leichte Schulter nahm.
 

Doch der Blonde wirkte auf ihn ausgesprochen stabil, für das was er wohlmöglich dort erlebt hatte.
 

Sein Blick glitt über den Adjutanten und musterte ihn prüfend, nahm jedes Detail von ihm in sich auf. Die blonden langen Haare waren gut gepflegt, seine blauen Augen strahlten Sicherheit aus und seine Haltung war stets gehoben und streng. Die schwarze Uniform schmiegte sich passgenau an seinen Körper und die Schirmmütze war tief in sein Gesicht gezogen um die Augenklappe zu verdecken.
 

Alles in allem wirkte er auf ihn, wie jemand der sein ganzes Leben über nichts anderes getan hatte als für den Lagerkommandanten zu dienen.
 

Und dann war da Obito, die dunklen Haare schauten unter der schwarzen Schirmmütze hervor, welche er stets schief trug. Seine breiten Schultern waren straff und der Rücken gerade aufgerichtet. Sein Kinn war gehoben und die Narben auf der rechten Gesichtshälfte taten ihr übriges. Er wirkte autoritär und kalt, und doch strahlte er dabei eine gewisse Sympathie aus und würde Itachi ihn nicht so gut kennen, würde er letzteres sogar glauben.
 

Doch er kannte Obito gut genug um zu wissen, dass er alles andere als Sympathisch war und das würde Deidara noch früh genug lernen.
 

Er schreckte aus seinen Gedanken hoch, als er das gequälte aufschreien eines Mannes wahr nahm. Er richtete seinen Blick auf das Geschehen und geschockt hielt er den Atem an.
 

Wenn der Lagerkommandant wütend wurde und einen Häftling auf den Boden nagelte dann mit gutem Grund.
 

Und Gott bewahre, niemand wollte diese Situation jemals erleben.
 

Auch Deidara nicht, der als beteiligter wie ein geschlagener Hund daneben stand und hilflos auf den Mann starrte, der von Obito auf dem Boden gehalten wurde.
 

Schmerzlich sah Itachi zur Seite, er wusste, dass ihn diese Aktion zu keinem besseren Menschen machen würde, wie alle anderen in diesem Lager hier, doch der Häftling hatte soeben sein Todesurteil bekommen, da konnte selbst er nichts mehr machen.

Itachi machte auf dem Absatz kehrt und ging zurück in die Häftlingsbunker um sich zur Zimmerinspektion mit dem Rapportführer zu treffen.
 

Dem Geschehen hinter sich kehrte er den Rücken zu.

Auch wenn ihm der Mann leid tat aber sein Schicksal war besiegelt.

Mensch oder Monster?

Zusammen mit Obito lief Deidara den Weg an den Baracken entlang. Sie schwiegen sich an und blickten einfach nur stur geradeaus, und Deidara fragte sich ob Obito auch seinen Gedanken von der Rampe nachhing oder ob er diese Geschehnisse bereits abgefertigt hatte und einfach beiseiteschob.
 

Deidara jedenfalls ließen die Ereignisse nicht los.
 

Es war mitunter das schlimmste was er je zu sehen bekommen hatte, direkt nach Stalingrad zumindest.

Stalingrad war nachwievor das schlimmste was der Krieg für ihn zu bieten hatte.
 

Er biss die Zähne zusammen und bemühte sich den Gedanken erneut wegzukriegen.
 

Der Blonde wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er ein aufstöhnen hörte und eine hektische Entschuldigung in einem gebrochenen Deutsch. Er sah auf und erkannte einen kleinen Mann, welcher gekrümmt und zitternd vor ihnen stand, die Hände schützend vor sich hielt und den Blick schockiert zu Boden gerichtet hatte. Er öffnete seinen Mund um etwas zu sagen, doch Obito lächelte den Mann nur kühl an, dann trat er ihm gegen das Knie und der Mann ging zu Boden.

Jämmerlich jaulte er auf und hob die Hände abwehrend vor seinen Brustkorb. Die kleinen runden Augen waren entsetzlich weit aufgerissen und flehend sah er Obito entgegen, welcher jedoch keine Miene verzog und sein Fuß auf das Becken des Häftlings abstellte.

Vorsichtig übte er Druck auf die zerbrechlichen Knochen des Mannes aus und Deidara konnte hören wie es leise knackte.
 

Schmerzlich verzog er dabei das Gesicht.
 

So konnte Obito also auch sein?
 

Die Seite gefiel ihm nicht sonderlich an dem Älteren und er bekam es noch nicht so ganz auf die Kette, wie aus dem fürsorglichen Mann der ihm beruhigende Worte mitgab, ein Mann werden konnte, der einen Häftling zu Boden drückte und dabei seine Beckenknochen brach, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
 

„Verzeihen Sie mir Herr Lagerkommandant, ich, ich war unachtsam“, stotterte der am Boden liegende Mann vor sich hin, gab dabei kleine Schmerzenslaute von sich und Deidara stellte fest dass das Deutsch von ihm nicht nur sehr gebrochen war, sondern auch von einem stark östlichen Akzent geprägt wurde, welcher in Deidara etwas auslöste.
 

Zorn. Groll. Hass.
 

Er wusste nicht genau warum aber mit einem Mal zog er wütend die Augenbraue zusammen, ballte seine Hände zu Fäusten und verspannte seine komplette Muskulatur. Er bedachte den Mann mit einem Feindseeligen Blick und er spürte in sich, wie er es regelrecht genoss das Sowjetenschwein am Boden liegen zu sehen, sich krümmend vor Schmerzen.
 

Obito wandte sich ihm zu und grinste bei der Reaktion des Blonden und fing seinen Blick auf, dann flüsterte er fast schon dämonisch: „Du weißt was ich an der Rampe zu dir gesagt habe, richtig? Hier tummelt sich nur dieser Abschaum der Sowjeten rum, sieh dich um und du wirst deinen inneren Frieden schon noch finden, vertrau mir. Es wird dir gut tun.“
 

Und Deidara nickte verstehend.

Ein kleines Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab.

Ein funkeln erschien in den blauen Irden.
 

Obito ließ von seinem Opfer ab, er bückte sich und griff nach dem Kragen des Häftlings, zog ihn grob auf seine Beine zurück, wo der Mann unter Schmerzen aufbrüllte als er zum stehen kam.

Der Lagerkommandant sah bedeutungsvoll zu Deidara: „Sag an Adjutant, welche Strafe würden Sie ihm geben?“
 

Deidara senkte leicht seinen Kopf, seine Schirmmütze warf einen Schatten über sein Auge und die Augenklappe, das blaue Auge blitzte unheilvoll auf und hasserfüllt funkelte er den Mann vor sich an. Ein diabolisches Lächeln schmückte die schmalen Lippen des blonden Mannes und fast schon genießerisch sagte er: „Ich würde den Stehbunker bevorzugen, für den Anfang zumindest.“
 

Obito nickte den Befehl des Adjutanten ab, zog den Häftling mit Ruck hinter sich und ging dann zusammen mit Deidara in die Richtung der Stehbunker.

Dort angekommen öffnete der Blonde die Eisenriegel vor der Bunkertür und öffnete den Eingang zu der kleinen Zelle, er drehte sich um und sah erst zu Obito, der ihm zunickte und den Häftling an ihn übergab.

Deidaras Griff festigte sich um den dürren Arm des Mannes und er konnte spüren wie er diesen quetschte. Er schubste den Mann anschließend mit Wucht in die kleine Zelle, wo dieser mit dem Gesicht gegen die Wand prallte und sich die Nase brach. Mit verzerrtem Gesicht drehte er sich zu den beiden Kommandanten, hielt sich die blutende Nase zu und Deidara lächelte ihn an, dann schloss er die braune Türe des Bunkers und verriegelte diese, ehe er gefährlich gegen die Tür wisperte: „Du kommst hier erst mal nicht mehr raus du scheiß Sowjete.“
 

Er wandte sich von der Tür ab und schloss die Augen, atmete tief durch und mit einem Mal verstarb sein Lächeln.

Er öffnete die Augen und weitete diese geschockt.
 

Was hatte er da eben getan?

Der Mann hat doch nicht mal was getan?

Er war einfach nur unachtsam und ist gegen Obito gelaufen.

Mehr war da nicht.
 

Wieso also war er dann so grausam zu ihm gewesen?
 

„Weil er Sowjete ist Deidara“, kam es erklärend von Obito. Er sah zu dem Lagerkommandanten hin, er stand aufrecht vor ihm, die Arme hinter den Rücken gelegt und der lange Mantel hing offen an ihm herunter. Seine Augen wanderten kühl über Deidaras Körper und auf seinen Lippen zeichnete sich nachwievor das sympathische Lächeln ab.
 

Es war schwer zu sagen was in diesem Mann gerade vor sich ging und genau das faszinierte Deidara.
 

Und ihm war klar, dass er auch so werden musste, wenn er in diesem Lager als Adjutant überleben will.
 

„Da haben Sie recht. Sowjeten verdienen es nicht anders“, sagte Deidara leise knurrend.

„Du lernst schnell, mein Junge.“
 

Obito machte schließlich auf dem Absatz kehrt und verließ die Baracke mit den Stehbunkern. Wehmütig wagte Deidara einen letzten Blick über seine Schultern zu der Tür hinter der sich der alte Mann befand und sich geschwächt die Beine in den Bauch stand.

Dann verließ der Blonde schließlich ebenfalls die Baracke und zu seinem Erstaunen hatte Obito draußen auf ihn gewartet, mit verschränkten Armen stand der Ältere da und sah ihn fast schon besorgt an.
 

Von der vorigen Kälte nicht eine Spur.
 

„Wie geht es dir?“, fragte er den Jüngern mit sanfter Stimme und schenkte ihm ein warmes ehrliches Lächeln.

Deidara spürte sofort wie sich ein wohliges Gefühl um ihn legte und alle seine Bedenken und Zweifel an die vorige Situation hinfort spülte.

Die Anspannung fiel von ihm ab und er fühlte sich wieder frei.

„Besser“, gab er als knappe Antwort zurück und sah an Obito vorbei in die Ferne, welcher nur leise auflachte und dann meinte: „Das ist gut, weißt du, als ich damals bei der Rampe war und meinen ersten Häftling bestrafen musste lief das weniger glimpflich ab, mein ehemaliger Kommandant war ein wahres Monster.“
 

Deidara zuckte bei den Worten kaum merklich zusammen.

Seine Rückenmuskulatur spannte sich an und er dachte über das Wort nach.
 

Monster.
 

Er musste zugeben, genau so fühlte er sich gerade.

Wie ein Monster.

Nicht besser wie der Abschaum der Sowjetunion damals vor zwei Jahren.
 

Er wusste, er hatte mit der, doch ziemlich sinnfreien, Bestrafung von eben den ersten Teil seiner Menschlichkeit verloren.

Es fraß sich in sein Gewissen und neckte ihn höhnisch.

Zwang ihn, daran zu denken, dass er kein Deut besser war wie die.
 

Und doch umschloss ihn eine bittere Kälte und der Teil seiner Psyche kratzte an seiner Oberfläche, den er eisern unter Verschluss hielt.

Der Teil verlangte danach endlich raus zu dürfen und doch blieb Deidara standhaft und drängte ihn zurück in sein Unterbewusstsein.
 

Da wo dieser Teil gefälligst für immer bleiben sollte.
 

„Kommst du? Wir haben noch was zu erledigen, der Tag ist noch nicht rum“, scheuchte ihn die Stimme von Obito schließlich auf und Deidara nickte hektisch ehe er auf den Kommandanten zulief, der schon ein gutes Stück vorgegangen war und sich zu Deidara gedreht hatte.
 

Gemeinsam liefen sie über das SS-Gelände, folgten dem abgezweigten Weg welcher zum Krematorium führte, wo er bereits einige SS-Männer ausmachen konnte, die die Häftlinge wie Vieh in das Brausebad scheuchten.
 

Deidara schluckte den aufkeimenden Kloß in seinem Hals hinunter.
 

Ob diese Menschen wussten was gleich mit ihnen geschehen würde?
 

Deidara lief Obito weiter nach und kam mit ihm in einem kleinen Nebenraum an, in dem sich das Guckloch befand und vor diesem Guckloch befand sich ein gewisser rothaariger Arzt, welcher gebückt durch dieses durchsah. Neben ihm stand Itachi, kerzengerade und auf Befehle wartend, ruhte sein Blick auf dem Rücken des Rothaarigen.

Sie bemerkten die Neuankömmlinge offensichtlich nicht.
 

„Gut, sie sind in dem Raum drinnen“, sagte Sasori und erhob sich, er drehte sich um und wandte sich an Itachi, welcher unmittelbar neben ihm stand und auf seinen Befehl wartete.

„Ihr dürft das Kampfgas dann raus lassen.“
 

Itachi nickte und betätigte einen Hebel.

Von dem Nebenraum aus konnte man nicht viel sehen, nur wenn man durch das Guckloch sah und das tat derweil nur Sasori, der sich erneut runter gebeugt hatte und durch das Loch sah. Das Klemmbrett vom Tisch daneben hatte er an sich genommen und hielt es sich unmittelbar vor der Brust, bereit zum notieren.
 

Deidara musterte den Arzt interessiert und beobachtet jede seiner Handlungen, bis von der Kammer panische Geräusche zu vernehmen waren.
 

Die Menschen darin, schienen bemerkt zu haben, was man ihnen aussetzte und er zuckte unbewusst zusammen.
 

Zuerst drang nur eine Feststellung von der Kammer zu ihnen durch. „Gas, das ist Gas“, hatten sie gerufen und dann hörte man aufgewühlte Schritte. Körper die sich an etwas drückten und krampfhaft versuchten etwas aufzukriegen.
 

Und beim nächsten Geräusch riss Deidara erschrocken die Augen auf.
 

Es waren entsetzliche Schreie.

Schreie von Frauen und Kindern.
 

Sein Herz zog sich schmerzlich zusammen und er führte automatisch seine Hände an seine Ohren, drückte seine Handflächen gegen diese und hoffte, dass er die Schreie der Menschen nicht mehr hören musste, doch sie sickerten dennoch dröhnend zu ihm hindurch.
 

Er spürte wie sich plötzlich warme Hände um seine Handgelenke legten und diese sanft nach unten zogen, Obito stand vor ihm, der Ältere sah ihn aus dunklen Augen an und flüsterte: „Nicht, du zeigst so nur Schwäche und das dürfen wir uns nicht erlauben. Egal wie schwer auch sein mag.“
 

Deidara ließ seine Schultern sinken, unsicher sah er sich in dem Raum um, versuchte einen Punkt zu fixieren um sich zu konzentrieren, die Geräusche die er vernahm auszublenden, doch es will ihm nicht gelingen.
 

Doch die Todesschreie drangen klar und deutlich zu ihm durch.
 

Der Blick des Blonden blieb an Itachi hängen und er musterte ihn prüfend, er bemerkte, dass auch der Schwarzhaarige schwer mit sich zu kämpfen hatte.

Unbehagen konnte er im Blick des Älteren ablesen und seine ganze Haltung war zum zerreißen Angespannt. Man konnte unter der blassen Haut des Halses sehen, wie schnell sein Pulsschlag ging und Schweißperlen traten ihm auf die Stirn.
 

Ob das auch neu für ihn war?

Oder musste er öfters bei so etwas mitwirken?
 

Deidara konnte sich nicht vorstellen, wie es wäre, nahezu immer hier drinnen zu sein und die Menschen, die man ausselektiert hatte zu vergasen.

Ihnen bei ihrem Todeskampf zu zuhören oder ihnen dabei zu zusehen.

Er konnte und wollte es sich nicht vorstellen.
 

Und Itachi sah auch eher danach aus als würde er sich ebenso von hier wegwünschen.

Deidara bekam Mitleid mit dem Mann. Itachi kam ihm von allen hier noch am empathischsten vor.
 

Im Hintergrund konnte Deidara erstickte Laute wahr nehmen, gequältes röcheln und dann das Aufkommen von nackten Körpern auf dem Boden der Kammer.
 

„Gut, das Kampfgas hat gewirkt. Herr Uchiha, die Leichen durchchecken und verbrennen lassen“, kam es von dem Lagerarzt und dieser erhob sich, notierte sich was auf dem Klemmbrett und sah dann auffordernd zu Itachi, welcher nachwievor in einer Schock starre da stand und erst reagierte, als er den ruhigen Blick des Älteren auf sich spürte.

Er nickte schließlich und verschwand mit drei SS-Männern nach draußen.
 

Deidara atmete geschafft auf und war froh diese Anspannung der letzten Minuten los zu sein, die ihm wie eine Ewigkeit vorkamen.

Der Raum in dem sie sich befanden kam ihm mit einem Mal so unnatürlich ruhig vor, doch die Schreie der Häftlinge hallten noch immer in seinen Ohren.
 

„Wenigstens etwas hatte heute gewirkt“, kam es von Sasori, welcher einmal quer durch den Raum lief und vor dem Lagerkommandanten zum stehen kam.

„Das ist sehr erfreulich zu hören“, gab Obito zurück und lächelte den Arzt dabei an, welcher ihm nur kühl entgegenblickte.

„Weißt du Deidara, es tut zwar irgendwo weh das zu sagen aber ich find das Vergasen der Häftlinge angenehmer, als das erschießen. Das erschießen ist einfach nur grausig“, sagte Obito und er hatte zwar Deidara direkt angesprochen, wirkte aber eher so als würde er zu sich reden.
 

Deidara hingegen weitete geschockt die Augen und konnte nicht so recht glauben was er da gerade gehört hatte. Er schluckte und fühlte sich mit einem mal verdammt unwohl neben Obito.
 

Was hatte dieser Mann nur erlebt, dass er sowas von sich gab?

Was hat ihn zu diesem Mann gemacht, der er nun war?
 

Oder war er schon immer so und konnte es durch seine sympathische Ausstrahlung einfach nur wahnsinnig gut verstecken?
 

Deidara stand vor einem Rätsel, welches er vermutlich nicht so bald lösen würde, denn er bezweifelte das Obito ihm seine Lebensgeschichte erzählen würde.
 

Schweigend nahm er das Gesagte des Lagerkommandanten hin und wurde von genau diesem wieder in die Realität geholt, er fasste ihn leicht an der Schulter und meinte: „Komm Deidara. Unser Tag ist bald rum, wir müssen nur noch ein paar Kleinigkeiten erledigen und dann ist es geschafft.“
 

Der Blonde nickte nur schwach und lief dann wie ein treuer Welpe dem Älteren nach, mit seinen Gedanken aber hing er nachwievor an der Vergasung der Menschen.
 

Oder wie Sasori es betitelt hatte: Eine medizinische Erprobung des Kampfgaseinsatzes.
 

Und erneut fühlte er sich wie ein Monster.

Ein bestialisches Monster, welches soeben untätig den Todesschreien vieler Frauen und Kindern gelauscht hatte.

Nächtliche Gespräche

Itachi beobachtet mit ruhigem Ausdruck in den Augen den Zählappell am Abend. Dieser dauerte für gewöhnlich immer etwas länger wie am Morgen, da die Häftlinge nicht alle gleichzeitig auf dem Platz erscheinen konnten.

Der Rapportführer und drei weitere SS-Männer begannen schließlich mit dem durchzählen der Häftlinge, während Itachi selber einfach nur dastand und das Geschehen beobachtete, darauf achtete das niemand seine Position missbrauchen würde und das alles gesittet ablief.
 

Sofern man in einem Konzentrationslager von gesittet reden konnte.
 

Seine Gedanken drifteten jedoch an das Geschehen von vorhin ab, als sie gemeinsam in der Kammer standen und dem Todeskampf der Häftlinge beistanden. Er konnte noch immer hören wie die Häftlinge schrien. Kalt lief es ihm den Rücken runter und er schlang den schweren Stoff des Mantels enger um sich, als wolle er sich selber Trost und Wärme spenden.
 

Nach all den Jahren, seiner Stationierung in Auschwitz und den zwei Jahren die er hier arbeitete, kam ihm all das hier immer noch so unwirklich vor.

Wie ein Albtraum aus dem er jeden Moment erwachen könnte, er erwachte zwar jeden Morgen aufs neue, doch nicht aus diesem Albtraum.

Jeden Tag musste er sich den bösen Geistern stellen. Den Gräueltaten die hier stattfanden. Musste zusehen, wie Menschen starben und er konnte nichts dagegen unternehmen.
 

Er schloss für einen kurzen Moment seine Augen, atmete ruhig und tief ein und dann wieder aus.

Beruhigte sich selbst. Versuchte seinen Herzschlag zu kontrollieren, als die Angst versuchte erneut von ihm Besitz zu ergreifen.

Er wehrte sich dagegen.

Nicht hier und nicht jetzt.

Itachi fühlte sich eingeengt. Eingeengt auf dem großen Platz, in diesem Lager.
 

Er musste es unterdrücken.

Er konnte nicht jetzt an dieses süße Gift denken, welches ihm die Sinne benebelte und ihm die Schmerzen nahm.
 

Wie gerne würde er die Nadel in seiner kühlen blassen Haut spüren, die Flüssigkeit die sich durch seine Venen schlängelte und sich in ihm ausbreitete.
 

Und anschließend würde er Sasori spüren können.
 

Sein zweites berauschendes Gift, das ihn in eine andere Realität beförderte.

Der rothaarige Lagerarzt.
 

Itachi spürte wie ihm eine leichte röte in die Wangen schoss, er weitete seine Augen, schüttelte den Kopf und stellte sich gerade hin.
 

Er durfte jetzt nicht daran denken.
 

„Herr Uchiha, der Appell ist abgeschlossen. Es gab keinerlei Auffälligkeiten und auch keine Zwischenfälle. Die Häftlinge sind in ihre Bunker zurück gegangen und legen sich dann schlafen“, berichtete ihm der Rapportführer Endres und Itachi nickte seinen Bericht nur ab, ehe er kurz angebunden meinte: „Gut, dann können Sie auch weg treten. Bis morgen.“
 

Endres nickte und verschwand dann in der Dunkelheit.

Itachi sah dem jungen Mann nach und begab sich dann ebenso zurück auf den Weg zu dem SS-Gelände, auf welchem sich seine Wohnung befand.
 

In der Wohnung angekommen legte er seine Schirmmütze auf dem kleinen Tisch im Eingangsbereich ab, er schnallte die Gurte auf und entledigte sich seiner schwarzen Uniformjacke. Erschöpft von dem heutigen Tag ging er ins Wohnzimmer und ließ sich auf seinem Sofa nieder, er rutschte tiefer in die Polster rein und starrte die Decke an.

Sein Atem ging ruhig und gleichmäßig und er dachte für einen kurzen Moment, er würde es heute ohne Morphium schaffen.
 

Doch kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gedacht, überkam ihn ein wahrlicher Panikschub.

Sein Herz klopfte wie wild und seine Hände begannen zu zittern. Unruhig huschten seine Augen hin und her, versuchten einen festen Punkt zu fixieren und er hatte einen.

Die hölzerne Schatulle die Sasori ihm mitgab.

Er hievte sich nach oben und ging auf das Regal zu, in welches er die Schatulle gelegt hatte. Zittrig streckte er seine Hand danach aus und nahm sie dann schließlich an sich, er ging zurück zum Sofa und ließ sich erneut darauf nieder. Er öffnete den Deckel der kleinen Holzschachtel und legte sie dann geöffnet auf den gläsernen Wohnzimmertisch ab. Prüfend sah er den Inhalt an. Vier Spritzen. Gefüllt mit purem Glück. Er nahm sich eine Spritze raus, krempelte den schwarzen Ärmel seines Hemdes zurück und sah auf seinen Arm. Es waren mehrere Einstichstellen zu sehen, einige bereits schwächer, andere noch etwas frischer.

Er setzte die Nadelspitze schließlich an einer freien Stelle an, wo man die Vene gut sehen konnte, stach in diese ein und drückte den Kolben nach unten.
 

Seine Sinne verflüchtigten sich und er atmete hörbar aus. Sein Herzschlag normalisierte sich und seine Hände hörten auf zu zittern. Als sich der Glashohlraum geleert hatte, zog er die Spitze aus der Haut und ließ die Spritze fallen. Er stützte seinen linken Arm auf seinem Knie ab und vergrub sein Gesicht in seiner linken Hand.

Er verweilte einige Zeit schweigend in dieser Position und ihm war, als würden all seine Lasten von ihm fallen.

Die schweren Ketten die sich jedes Mal um ihn legten, fielen nach jedem Konsum des Rauschgiftes von ihm.
 

Und genau das war es, was es so schwer machte damit aufzuhören.
 

„Sagen Sie Obito, kommt sowas oft vor? Sie wissen schon Rampenselektion, Selektion beim Appell und das anschließende Vergasen?“, fragte Deidara neugierig geworden und sah von den Papieren auf, an denen er soeben noch gesessen hatte und die Worte die Obito ihm diktierte nieder schrieb. Der Ältere sah ihn überrascht über die Frage an und schüttelte den Kopf, dann erklärte er: „Eigentlich nicht so häufig. Mindestens ein Mal die Woche kommt ein Güterzug an mit neuen Häftlingen, aber da derzeit einige Lager aufgelöst werden, werden auch einige dieser Häftlinge mit hierher geschickt, weswegen wir hier ebenso Selektieren müssen um etwas mehr Platz zu schaffen.“
 

So wie Obito das sagte, klang das ganz schön grausam in Deidaras Ohren.
 

„Ah, gut zu wissen“, meinte dann Deidara und widmete sich wieder den Papieren, die er noch einmal überflog, ehe er sie zusammenfaltete und in einen Umschlag steckte.
 

„Bist du fertig?“

Deidara nickte zur Antwort.

„Gut, dann lass uns gehen. Morgen wirst du Itachi beim Zählappell zur Verfügung stehen, er soll dir alles Wichtige dazu erklären“, sagte Obito und ging dann voraus. Deidara lief dem Älteren nach, schloss die Tür hinter sich ab und folgte ihm dann nach draußen auf das Gelände.

Es war mittlerweile dunkel geworden, die Laternen an den Seiten erhellten die Wege zum Teil und die Fernlichter der Wachtürme taten ihr übriges.
 

Auf dem Weg zur Wohnung fing Obito ein Gespräch an: „Deidara?“

„Hm?“

„Für den ersten richtigen Tag heute, hast du dich ganz schön gut durchgeschlagen.“

„Danke.“

„Ich verstehe, wenn dir einige Dinge noch nahe gehen, aber lass mir dir sagen, dass du das schnell ablegen musst. Du darfst mit ihnen kein Mitgefühl haben, du musst gnadenlos mit denen umgehen, sonst geht man genauso mit dir um, verstehst du das? Ich kannte mal einen Lagerkommandanten eines KZs der sehr human mit den Häftlingen umging, er wurde seines Amtes entledigt.“
 

Deidara blinzelte ihn ungläubig an.

Des Amtes entledigt, weil er einen humanen Umgang an den Tag gelegt hatte?

Das kam selbst Deidara ziemlich hart und gleichzeitig unwirklich vor.
 

„Ich will dir gar nichts Böses mit diesen Anweisungen, ich möchte nur, dass du dich wie alle anderen auch, an die Regeln hältst. Und nachdem du mein Adjutant bist“, auf Obitos Lippen zeichnete sich ein undefinierbares Lächeln ab: „Solltet du dich besser daran halten. Spiel nach meinen Regeln und du wirst belohnt werden.“
 

Obito sprach die letzten Worte so gefährlich süß aus, dass es Deidara einen kalten Schauer über den Rücken jagte, dann sagte er: „Habe verstanden.“
 

Sasori schaltete das Licht in seinem Labor aus, er hatte den Bericht der heutigen Kampfgas Beobachtung fertig aufgezeichnet und weggelegt. Wie immer war er einer der letzten die das Sanitätswesen verließen. Er durchquerte die Eingangshalle der Baracke und trat dann nach draußen, ging den Feldweg entlang zu dem SS-Gelände, wo sich die Wohnungen befanden, doch statt zu seiner eigenen zu gehen, klopfte er bei Itachi.
 

Es gefiel ihm zwar nicht, das zugeben zu müssen, aber der Jüngere hatte auf ihn einen Eindruck gemacht, der ihn einfach nicht mehr losließ.

So kalkweiß und geschockt hatte er Itachi noch nie bei einer Vergasung erlebt und der Arzt konnte sich nicht wirklich erklären woran es lag.
 

Oder aber es war ihm noch nie davor so wirklich aufgefallen, wie sich der Uchiha bei dem Todeskampf verhielt.
 

Die Tür öffnete sich und Itachi sah ihm geschafft entgegen, Sasori schob sich an ihm vorbei in die Wohnung, entledigte sich seinem Arztkittel und seinen Stiefel, ehe er selbstverständlich ins Wohnzimmer ging. Er sah auf den gläsernen Tisch vor dem Sofa und schmunzelte leicht.

„Du hast also wieder zum Morphium gegriffen.“

„Ja, schlimm?“, kam es mürrisch von Itachi welcher sich erneut auf das Sofa zurücksetzte, noch immer geschwächt von dem Rauschgift und dem Tag.

„Nein, dafür hab ich es dir ja gegeben.“
 

Der Lagerarzt setzte sich schließlich auf den Sessel neben dem Sofa und überschlug seine Beine, er stützte seine Ellbogen auf den Armlehnen ab und verschränkte die Finger ineinander. Eindringlich sah er den Uchiha aus braunen Augen an. Prüfend wanderte sein Blick über Itachi, welcher leichenblass vor ihm saß, die dunklen Augen wirkten fahl und Schatten hatten sich unter ihnen gebildet.
 

„Wie geht es dir?“, fragte der Arzt geradewegs heraus, doch in seiner Stimme schwang nicht ein Hauch an Emotion mit, die irgendwie aufweisen würden dass sich Sasori um Itachi sorgte, stattdessen bedachte er ihn immer noch mit dem selben prüfenden Blick.

Itachi regte sich und meinte: „Geht schon. Das Morphium hat es besser gemacht, das heute war wieder viel zu viel für mich. Es lässt mich einfach nicht los, egal wie sehr ich mich bemühe es zu verdrängen, es wird mich immer verfolgen.“
 

Nachdenklich richtete der Uchiha seinen Blick an Sasori vorbei und dieser dachte über die Worte von eben diesem nach.
 

Da war was dran, es würde ihn nie los lassen, egal wie sehr er es sich auch wünschte.

Und das machte es unfassbar schwer für Itachi.

Sasori hatte schon vor zwei Jahren festgestellt das der junge Uchiha ein sensibler empathischer Mensch war, der sich eher im Hintergrund aufhielt und eigentlich so gar nicht für die Position des Schutzhaftlagerführers geeignet war.
 

Doch er kannte Obito gut genug, um zu wissen, dass er wohl damals seine Finger mit im Spiel hatte, als es darum ging, welche Position Obito hier bekleiden sollte. Nachdenklich seufzte Sasori auf.

Er wusste wie er Itachi auf andere Gedanken bringen konnte. Wie er den Jüngeren für einen Moment woanders hinbringen konnte, wo er dafür wie ansetzen musste und viel wichtiger noch; Er selber verspürte, dass er die Art der Entspannung dringend nötig hatte. Auch wenn man es ihm nicht unbedingt zutrauen würde aber der heutige Tag hatte auch an seinen Nerven gezerrt, wenn auch auf nicht ganz so Emotionaler Ebene wie bei Itachi.
 

Sasori erhob sich von dem Sessel, kam auf Itachi zu und stellte sich vor ihn, er sah ihn von oben herab mit einem undefinierbaren Blick an, legte seine kühle Hand an die kalte Wange von Itachi, strich mit seinem Daumen über den Wangenknochen und dieser lehnte sich gegen die Hand des Älteren, welcher bei der Gestik schmunzeln musste. Er griff um den Nacken des Mannes auf dem Sofa und zog ihn sanft nach hinten in die Lehne, während er sich auf den Hüften von eben diesen nieder ließ. Er sah ihm tief in die dunklen Augen und suchte nach diesem verlangenden Funkeln, welches immer aufblitzte, sobald es soweit war.
 

Es gehörte schließlich auch zu dem damaligen Angebot dazu, welches Sasori Itachi gemacht hatte damit dieser weiterhin das Morphium bekam.
 

Vertraut sahen sie sich an, dann lehnte sich Sasori zu Itachi hinunter und legte seine Lippen ganz sanft auf die seines Gegenübers, welcher den Kuss mit Druck erwiderte, was Sasori süffisant lächeln ließ.

Der Ältere bewegte sich gegen die Hüften von Itachi und wurde dafür mit einem süßen Keuchen belohnt, Sasori nutzte die Gelegenheit und glitt mit seiner Zunge in die Mundhöhle des Anderen.
 

Er hatte Itachi nun wieder soweit, wie er ihn haben wollte.

Nun könnten sie beide ihren Tag auf angenehme Art verarbeiten.
 

So wie sie es immer taten.

Arzt des Todes

Am frühen Morgen hatte Sasori sein Büro betreten, er ging zu seinem Schreibtisch über und nahm sich den Umschlag welcher auf diesem lag. Er öffnete diesen, nahm das sorgfältig gefaltete Schreiben raus und entfaltete dies.
 

Seine braunen Augen überflogen die Buchstaben und er las sich aufmerksam das Geschriebene durch. Es war ein neuer medizinischer Auftrag der reinkam, doch grünes Licht für diese Experimente würde er erst im Juli bekommen, wenn es die richtigen Temperaturen dafür hatte. Er faltete das Schreiben zusammen und steckte es zurück in den Umschlag, welchen er in eine der dortigen Ablagen legte.
 

Er wandte sich vom Schreibtisch ab und ging nach draußen, in die Hallen des Sanitätswesen, lief den Gang entlang und kam bei einer großen Metalltür zum stehen, er kramte seinen Schlüsselbund aus der Hosentasche heraus und schloss dann die Türe auf. Er öffnete diese und sah hinein.
 

Elendig zusammengekauert saß der Rest der aussortierten Menschen auf dem Boden. Seine aussortierten Menschen. Es waren die Häftlinge, die er sich aus der Selektion des Zählappells genommen hatte. 20 Häftlinge. 20 neue Marionetten.
 

Die Menschen sahen zu ihm auf, flehend blickten sie ihm entgegen, zitterten am ganzen Leib. Schlaff hingen ihre Arme um ihren Körper, schützend und wärmend suchten sie dadurch Halt. Die Augen der Menschen waren fahl und eingefallen, es herrschte kein Leben mehr in ihnen, nur noch ein einziges stummes Flehen.
 

Kühl sah Sasori auf die Menschen hinab, gleichgültig sagte er: „Aufstehen und mitkommen.“

Die Menschen nickten, flüsterten nicht, sie tauschten nur unbeholfene Blicke aus, hatten keine Ahnung was jetzt gleich kommen würde und Sasori würde ihnen die Einzelheiten ersparen.

Mit verschränkten Armen stand er an der Tür, tippte ungeduldig mit dem Fuß auf dem Boden herum und wartete auf die Menschen, die sich schwächelnd erhoben und versuchten auf schlotternden Knien stehen zu bleiben.
 

„Abmarsch“, zischte er und fügte gefährlich hinzu: „Ihr werdet mir folgen und wehe ihr lasst mich warten. Ich hasse warten.“
 

Dann drehte sich der Rothaarige Arzt um und ging voran. Er lief den Gang entlang, sah nicht über seine Schulter nachhinten, er verließ sich einzig und allein auf sein Gehör und vertraute darauf das die Häftlinge nicht mit ihrem Leben spielten. Er würde es zwar ohnehin bald beenden aber auf Zwischenfälle konnte er gut verzichten.

Er führte die Häftlinge in die Räumlichkeiten hinter der Glasscheibe seines Büros, er drehte sich zu ihnen, musterte die Menschen abschätzig und selektierte für sich selbst aus, wer das anstehende Experiment eher bestehen könnte und wer nicht.
 

Seine Wahl fiel letzten Endes auf fünf verschiedene Menschen. Unter ihnen war ein alter Mann, ein Mann mittleren Alters, eine junge Frau, ein Jugendlicher und ein kleines Kind. Im harschen Tonfall befahl er den Fünf sich nicht von der Stelle zu bewegen, er würde gleich wieder kommen, die restlichen 15 Häftlinge scheuchte er anschließend nach draußen. Er trat selber durch die Türe und schloss diese dann hinter sich, mit den 15 Häftlingen ging er anschließend in die hintersten Baracken des Sanitätswesens.
 

Die Tötungsbaracken.
 

Ohne ein Wort setzten sich die Häftlinge stumm auf die kleinen Hocker welche in dem Raum standen. Der Raum war nicht sonderlich erhellt, er roch muffig nach Tod und Verderben, und Sasori konnte an den Blicken der Häftlinge sehen, dass diese bereits ahnten was mit ihnen nun passieren würde.
 

Der Arzt schloss die Barackentür hinter sich, ging zu dem langen Holztisch über und kniete sich dann hin. Er kramte etwas aus einem der Schränke hervor. Eine kleine Aluminiumschale, in welcher sich Spritzen befanden.
 

15 Spritzen.
 

Eine für jeden Häftling.
 

Er erhob sich, stellte die Schale auf dem Tisch ab und ging dann quer durch den Raum zu einem Regal über, er schob einige Gläser beiseite und das schabende Geräusch von eben diesen erklang in diesem stummen Raum furchtbar laut. Er hatte schließlich das was er gesucht hatte und ging wieder zurück zu dem Tisch. Der Arzt schraubte das Glasfläschchen auf, nahm sich dann eine der Spritzen aus der Schale, setzte die Spitze an der Öffnung des Fläschchens an und kippte es auf den Kopf. Er zog den Kolben der Spritze an und ließ die Flüssigkeit so in den Glashohlraum der Spritze. Ab einer gewissen Menge setzte er die Flüssigkeit ab und wiederholte diesen Vorgang dann bei allen Spritzen.
 

Im Grunde hätte er sie alle mit einer Spritze töten können, doch das war dem Arzt zu wieder. Die Menschen hatten dann doch irgendwo einen hygienischen Abgang verdient.
 

Einen gesäuberten Abgang ins Jenseits, wie er immer sagte.
 

Er legte die Spritzen aufgefüllt zurück in die Schale, nahm diese dann in seine Hand und drehte sich zu den Häftlingen um. Die Häftlinge blickten ihn zum Großteil nicht mal wirklich an, ihr Blick war auf den Boden oder an die Decke gerichtet, er konnte ihre Anspannung spüren und dass diese bereit mit ihrem Leben abgeschlossen hatten. Einzig und Allein ein Kind sah ihn an, aus großen nassen grünen Augen blickte es ihn an. Neugierig folgte das Kind jedem seiner Schritte. Misstrauisch verengte der Rothaarige seine Augen, lief an dem Kind vorbei und nahm die erste Spritze raus. Er legte die Schale bei Seite und sagte mit monotoner Stimme: „Das Hemd aufknöpfen.“

Die Frau die vor ihm saß nickte schwach, führte ihre zittrigen Finger an ihr Häftlingshemd und knöpfte dieses dann auf. Sasori beobachtete ihre Bewegungen und als die Frau ihre Hände sinken ließ, beugte er sich nach vorne und tastete ihre Brust nach einer geeigneten Stelle ab, als er diese schließlich fand, er kniff in die geschundene Haut hinein, hörte wie die Frau schmerzhaft die Luft einsog, doch das kümmerte ihn nicht. Er setzte die Spritze an ihre Haut an, drückte die Spitze hinein und presste dann den Kolben nach unten. Die Flüssigkeit verflüchtigte sich und ehe der Glashohlraum komplett geleert war, fiel die Frau in sich zusammen wie ein Kartenhaus.
 

Die Phenolininjektion hatte gewirkt.
 

Es war meist ein schneller und schmerzfreier Tod.

Glück für die Häftlinge.
 

Sasori hob die Schale auf und ging dann zu dem nächsten Häftling über. Ein alter Mann, der bereits vor Erschöpfung kurz vor seinem Ableben stand.

Auch ihm injizierte er die Flüssigkeit und es war gerade mal ein Tropfen in den Herzmuskel des Mannes gekommen, da klappte auch dieser zusammen.
 

Der rothaarige Lagerarzt setzte diesen Vorgang bei allen anwesenden Häftlingen fort, sie alle gaben keinen Mucks von sich. Sie zuckten nicht einmal zusammen, als die kühle Nadel in die blasse magere Haut hineinstach. Sie sahen dem Arzt nicht mal in die Augen, doch er sah ihnen in die Augen. Beobachtete die Regung ihrer Blicke, das funkeln in ihren Augen, welches aufflackerte als die Erlösung kam und er beobachtete die Muskeln, wie sie sich zusammenzogen und den Körper erschlaffen ließen.
 

Es war durchaus faszinierend, fand Sasori.
 

Der Arzt kam schließlich bei dem Kind zum stehen. Er kniete sich vor das Kind hin, nahm die letzte Spritze aus der Schale und er spürte den neugierigen Blick von diesem auf ihn ruhen. Er hob seine Augenbraue an und sah mit einem interessierten Blick zu dem Kind hin.
 

„Werde ich nun meine Mama sehen können?“
 

Seine Augen weiteten sich erstaunt und für einen kurzen Moment war ihm, als würde er in sich eine Gefühlsregung spüren. Er schüttelte den Kopf und sah dann auf die Spritze, das Kind vor ihm hatte bereits das Hemd aufgeknöpft und sah ihn weiterhin aus den grünen großen Augen an. Der Blick hatte irgendwas erwartungsvolles, fast als würde es sich darüber freuen, dass es nun endlich starb.
 

„Mama der Todesengel ist gekommen, wir werden uns bald wieder sehen.“
 

Sasori schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter, der sich gebildet hatte, er blinzelte ein paar Mal und fixierte sich wieder mit festen Blick auf seine Arbeit, er setzte seine gefühlskalte Maske auf und stach fast schon grob und unsanft die Spritze in die nackte Brust des Kindes. Energisch und fest drückte den Kolben nach unten und die Injektion in den Herzmuskeln ließen den kleinen Körper schließlich leblos in sich zusammen sacken.
 

Der Arzt atmete hörbar aus, packte die Schale und erhob sich dann, er ging zu dem Holztisch zurück und stellte die Schale darauf ab. Er stützte sich mit seinen Händen auf der Platte ab und versuchte krampfhaft seine aufkommenden Gefühle zu unterdrücken.
 

Wieso hatte das Kind das gemacht?
 

Es war ihm von vornerein schon so seltsam überlegen vorgekommen.

Wie kann es sein, dass das Kind nicht mal geweint hat? Es hat nicht mal geschrien, nicht mal versucht irgendwie wegzukommen.
 

Nein, stattdessen hat es sogar schon auf diese Erlösung gewartet, sich fast schon darüber gefreut.
 

Und irgendwas hatte diese Situation, dieses Gesagte des Kindes, etwas in ihm ausgelöst.

Etwas, was er vor vielen Jahren verschlossen gehalten hatte.
 

Seine Muskulatur spannte sich an und durch die Verkrampfungen begann sein Körper zu zittern. Er krallte seine Finger in dem Holz fest und biss die Zähne aufeinander. Angestrengt schloss er seine Augen und versuchte die Gedanken an seine Eltern zu vertreiben.
 

Er musste es vertreiben. Er durfte es nicht zu nah an sich ran lassen, dass würde ihn nur schwach machen. Und er durfte nicht schwach werden. Nicht jetzt zumindest.

Als er das Gefühl hatte sich wieder gefangen zu haben, ließ er von der Tischplatte ab und wandte sich von dieser ab. Er ging zur Tür der Baracke über und öffnete die Tür.
 

Der Todesengel.
 

Ein Schmunzeln huschte über seine Lippen.

Er selber wusste, dass er viele Namen unter den Häftlingen und SS-Männern hatte.

Einer von den Namen lautete „Der Puppenspieler“ und bis jetzt empfand er diesen immer als treffend, aber Todesengel, das hatte er noch nie gehört.
 

Und er empfand es gar nicht mal als so unpassend.

Zumindest in der Hinsicht auf die Injektionen und das Abspritzen der Häftlinge.
 

Er ging raus in die Hallen und lief zurück zu den Vorzeigebaracken des Sanitätswesen, er müsse zu seinem Labor gehen und die ersten Tests einleiteten. Auf dem Weg dahin liefen ihm zwei SS-Männer über den Weg, welche in die Richtung zu den Tötungsbaracken unterwegs waren, er hielt diese auf und meinte: „Guten Morgen die Herren, wenn Sie in die Tötungsbaracken kommen befinden sich dort 15 neue Leichen. Durchsucht ihre Körper auf wichtige Dinge und schafft diese dann in das Krematorium. Es war eine 14f13 Aktion.“
 

Die SS-Männer nickten das gesagte ab und gingen dann ihren Weg weiter, Sasori öffnete die Tür seines Büros und trat hinein, er entledigte sich seinem Arztkittel und ließ sich auf dem Ledersessel vor seinem Schreibtisch nieder. Er stützte seine Ellbogen auf der Tischplatte ab und faltete seine Hände, legte sein Kinn auf diese und sah dann durch die Glasscheibe.
 

Die fünf übrigen Häftlinge standen genau so an Ort und Stelle wie er sie verlassen hatte. Er konnte allerdings sehen wie anstrengend das für die Häftlinge war, er seufzte und drückte auf den Knopf vor sich, dann sprach er: „Setzt euch, bevor ihr vor Erschöpfung zusammenbrecht. Tot nützt ihr mir nichts.“
 

Die Häftlinge gehorchten und setzten sich auf den Boden, zusammengekauert saßen sie da und die Blicke huschten unruhig im Raum umher, suchten Halt und Hilfe, doch diese würden sie hier nicht bekommen.
 

Sasori lehnte sich schließlich zur Seite und öffnete eine kleine Schublade, er nahm die oben liegenden Unterlagen heraus und blätterte diese noch einmal durch. Das Blutstillende Medikament würde noch nichts bringen, da er dieses erst noch überarbeiten musste, ehe er es erneut testen konnte und dann fiel ihm etwas ins Auge, fing seinen Blick förmlich faszinierend auf. Sasori hob den Blick, sah durch die Fensterscheibe und dann wieder auf die Papiere zurück.
 

Er würde neue Gifte testen können.

Auf seiner Liste hatte er noch Suman stehen und eine verbesserte Form von Kaliumcyanid.
 

Und hinter der Glasscheibe befanden sich fünf Menschen.

Fünf Menschen, die diese Stoffe in sich aufnehmen konnten und ihm die Reaktion auf diese Nervengifte zeigen konnte.
 

Ein diabolisches Lächeln legte sich auf seine Lippen, er nahm sich die Papiere mit den bisherigen Forschungen zu den Nervengiften heraus und legte sie auf seine Ablage.
 

Er könne sich ja gleich an die Arbeit damit machen, ein wenig Zyankali musste er noch über haben, das konnte er an dem alten Mann testen um zu sehen wie weit sie in der Entwicklung dieses Giftes mittlerweile waren.
 

Danach würde er sich daran machen es weiter auszuarbeiten und vielleicht würde er sogar auf neue Formeln kommen. Neue und bessere Formeln, denn sie würden wirkungsvolles Nervengift bestimmt bald schon in größeren und effektiveren Mengen gebrauchen.
 

Sasori hatte es im Gefühl.

Macht und Manipulation

Zielstrebig lief Obito den Weg zu den Bunkern entlang. Ihm kam der Tag noch kälter vor wie die Tage davor. Beißend fraß sich die Winterluft durch den Stoff seiner schwarzen Hose. Er schlang den schweren Mantel enger um sich und stieg die Treppen rauf, stieß mit dem Fuß die Tür zu den Bunkern auf und trat ein.

Ein muffiger Geruch trat in seine Nase als er reinkam und eine gespenstische Stille empfing ihn, das einzige was er vernahm, war das Pfeifen des Windes.

Der Uchiha ging gerade aus weiter, bog dann nach links in den langen Flur ein und lief die einzelnen Stehzellen entlang. Seine schweren schnellen Schritte hallten an den Wänden und schließlich kam er zum stehen. Er bückte sich leicht und sah durch das kleine Gitterfenster an der Tür.
 

Der sowjetische Häftling lehnte an der Wand, die dürren Beine zitterten unter der viel zu großen Stoffhose, seine Hände waren verkrampft und er stützte diese an der Wand hinter sich ab um seinen Halt zu bewahren.

Der Blick war stur geradeaus gerichtet, die Augen geweitet und geprägt von dunklen Schatten und roten Äderchen.
 

Ein diabolisches Lächeln legte sich auf die Lippen des Schwarzhaarigen, er erhob sich und schob den Riegel zur Seite um die Tür zu öffnen.
 

„Guten Morgen“, sagte er mit rauer Stimme und der Häftling sah ihn nicht an. Er wusste, dass hier der Mann stand, den er angerempelt hatte und dem er das zu verdanken hatte, es war respektlos seinem Mörder in die Augen zu sehen.
 

Das war es in der Tat.

Und die Häftlinge wussten das.

Die meisten hielten sich auch brav daran.
 

„Ich sehe, du redest nicht mit mir.“ Obito blickte den Mann weiter eingehend an, bis dieser dem Unwohlsein des Beobachtens nachgeben würde und das taten die Häftlinge gewiss auch nach einiger Zeit.
 

Er kannte die Funktionen der menschlichen Psyche gut genug, er wusste ab wann sie nachgaben.

Diese schwachen Menschen.
 

Und es brauchte in der Tat nicht lange, als der Häftling langsam seinen Blick von der Wand abwandte, gesenkt hielt er diesen, jedoch konnte Obito beobachten, wie die Pupillen langsam in seine Richtung wanderten.
 

Seine Mundwinkel zuckten nach oben und die schmalen Lippen verzogen sich zu einem überlegenen Lächeln.
 

„Immerhin siehst du mich nun an“, meinte er geduldig und blickte dem Mann mit einem warmen Blick entgegen.

Er machte einen Schritt nach vorne und der Mann zuckte zusammen, wich einige Zentimeter zurück und bewahrte so den vorigen Abstand zwischen ihnen.
 

Obito erkannte das Spiel, die Häftlinge spielten das Spiel gerne mit ihm und jedes Mal verloren sie es.

Ein spöttisch zischendes Geräusch kam über Obitos Lippen und er schüttelte amüsant lächelnd den Kopf.
 

„Ihr lernt es nicht oder? Ihr lasst euch wie Vieh in die Ecke treiben und wisst genau, dass die Männer in Schwarz wie Gott über euch richten können.“ Er lehnte sich gefährlich nahe zu dem Sowjeten rüber und wisperte an dessen Ohr: „Du weißt wer über dein Leben entscheiden wird, richtig?“
 

Eingeschüchtert nickte der Mann.
 

Obito erhob sich, lächelte auf den Mann hinab und legte eine Hand an dessen Nacken. Er betrachtete das Gesicht von ihm. Faltig und eingefallen, abgemagert traten die scharfen Wangenknochen heraus, die Lippen aufgeplatzt und trocken durch den Flüssigkeitsmangel. Die gebrochene Nase hatte sich entzündet und glänzte feucht in dem Licht, welches von dem kleinen Fenster hineinkam. Glasige Augen blitzten dem Kommandanten entgegen, er konnte den Blick nicht richtig deuten aber er konnte Verachtung und Angst in ihnen ablesen.
 

Er lächelte warm.

Es war krank seine Opfer so anzusehen, doch Obito wusste, dass wenn er dies tat, dann entspannten sich die Häftlinge in seiner Gegenwart, wurden leichtsinniger, begannen ihm ein wenig zu vertrauen, empfanden ihn als sympathisch.
 

Und genau darin lag ihr Fehler.

Der Verhängnisvolle Fehler, der ihnen das Leben kostete.
 

Obitos Lächeln erstarb mit einem Mal. Kühl sah er ihm entgegen, seine Augen verdunkelten sich finster und der Griff um den Nacken des Häftlings verstärkte sich mit einem Mal, dann schlug er den Häftling mit Kraft gegen die steinerne Wand.
 

Ein erschrockenes Keuchen war zu hören, gefolgt von einem knacken.
 

Obito lockerte den Griff und der Häftling ging zu Boden. Jaulend und vor Schmerzen krümmend hob der Mann die Hände über sein zerschmettertes Gesicht.

„Du bist ganz schön zäh“, sagte er unbeeindruckt und entfernte den Schlagstock von seinem Gürtel, er trat mit den Füßen die Hände von dem Häftling weg und ließ den Schlagstock schließlich auf dem Hals des Häftlings nieder, dann stellte er sich auf die eine Seite von dem schwarzen länglichen Gegenstand.
 

Der Häftling keuchte erstickt auf, rang nach Luft und japste auf, wie ein Fisch auf dem Trockenen versuchte er Luft zu bekommen, doch die würde er nicht bekommen. Obito verlagerte sein Gewicht etwas mehr und beobachtete mit gleichgültiger Miene den Todeskampf des sowjetischen Häftlings, als dieser schließlich mit einem letzten erstickten Laut erschlaffte.

Der Uchiha stieg vom Stock runter, nahm diesen an sich und hing ihn wieder im Gürtel ein, stupste den Häftling noch mal mit der Schuhspitze an um wirklich sicher zu gehen, dass dieser tot sei und machte dann auf dem Absatz kehrt. Er verließ die Zelle und schloss die Tür hinter sich.
 

Auf dem Appellplatz war die Arbeit schließlich vollrichtet, die Häftlinge hatten den kalten freien Platz verlassen und waren zu ihrer Arbeit gegangen, während Itachi sich noch mit dem Rapportsführer und den anderen SSlern beriet, wie der heutige Tag ablaufen würde.

Deidara wurde am frühen Morgen von Obito an Itachi weitergegeben, dass dieser die Arbeiten am Morgenappell mitbekam und den Ablauf von eben diesen kennenlernte, sowie die ab und an dazugehörige Selektion, welche dort stattfand.
 

Itachi und Deidara wurden schließlich irgendwann von den anderen Männern alleine gelassen. Der Blonde verschränkte die Arme vor seiner Brust, zog den Mantel enger um sich und sah dann zu Itachi, welcher den Anschein machte überhaupt gar nicht zu frieren. Aufrecht stand der schwarzhaarige Mann da, die Uniform glattgestrichen, die Klemmbretter unterm Arm haltend und die schwarze Schirmmütze in der anderen Hand, als er diese schließlich wieder aufsetzte.
 

„Und nun?“, fragte Deidara vorsichtig nach und sah abwartend aus blauen Augen zu dem Uchiha, welcher langsam den Blick zu ihm wandte, jedoch so wirkte als würde er an ihm vorbeisehen.

„Ich werde die Klemmbretter erst mal in das Büro bringen“, erklärte er ruhig.
 

Deidara nickte verstehend: „Alles klar. Ich begleite dich noch ein Stück, ich wollte einen Abstecher zu den Bunkern machen.“
 

Itachi sagte nichts dazu, er machte auf dem Absatz kehrt und lief den langen Kiesweg zum großen SS-Gebäude entlang. Schweigen breitete sich über die Männer aus. Der Wind pfiff unangenehm über die freie Fläche und die Kälte kroch den dünnen Stoff der schwarzen Uniformhose hoch. Fröstelnd zuckte Deidara zusammen, beobachtete den Uchiha vor sich, welcher nur nachdenklich den Blick geradeaus gerichtet hatte.
 

„Sag mal, es stimmt schon das die eigentlich wahre Herrschaft über Leben und Tod der Häftlinge der Schutzhaftlagerführer hat, richtig?“
 

Itachi stockte, verlangsamte seine Schritte und begann zu zittern.

Mit dieser Unterstellung, mit dieser Wahrheit, hatte er nicht gerechnet.

Er wagte es nicht den Blonden anzusehen, er nickte nur langsam zur Antwort, dachte über diese treffenden Wort nach und meinte betretend: „Das stimmt, im Grunde hat der Mensch mit dieser Position die größte und direkte Macht darüber.“
 

Ein süffisantes Lächeln legte sich auf die Lippen von Deidara: „Du hast die Position inne, wie fühlt sich das an?“
 

Die dunklen Augen des Uchihas richteten sich auf Deidara, kühl sah er ihn an und meinte: „Ich muss jetzt gehen.“

Ehe Deidara noch was darauf erwidern konnte, war der Uchiha auch schon verschwunden. Missmutig schnaubte der Blonde und lief dann zu den Bunkern weiter.
 

Das Spiel der Macht und Manipulation hatte er noch nicht so gut drauf, vielleicht würde er sich erst mal an einem Häftling vergreifen und seine Position so verinnerlichen und ausüben.
 

Er lief um das große Gebäude herum, an dem Eingangstor des Konzentrationslagers vorbei und bog dann in die Sackgassenstraße nach links ein, als er auf halbem Wege Obito traf, der soeben aus den Bunkern herauskam.
 

„Guten Morgen Deidara“, begrüßte dieser ihn freundlich und lächelte ihn warm an. Deidara nickte anerkennend und fragte nach: „Was machen Sie denn hier?“

„Ich wollte nach deinem Häftling von gestern sehen, nun ja, der gute Mann scheint wohl über Nacht verstorben zu sein.“

„Verstorben?“

„Ja.“
 

Deidaras Augen weiteten sich.

Wie konnte das denn passiert sein? Es starb doch keiner, nur weil er eine Nacht über stehen musste? Oder etwa doch?
 

„Der Mann ist wohl vor lauter Erschöpfung zusammengebrochen und hat sich den Kopf so gestoßen, dass er an den Folgen verstarb.“
 

Im Grunde wusste Obito, dass das was er ihm erzählte keinen Sinn machte, waren die Stehbunker doch dafür da, keinen wirklichen Platz zu haben, doch Deidara wirkte auf ihn so verstört, von diesem Gedanken, dass der Mann, der ihm nie was getan hatte, verstorben sei, dass er ihm dies sogar glauben würde.
 

Und er tat es auch.
 

„Ich verstehe, dass ist irgendwie“, er stockte: „Heftig. Was passiert denn nun mit dem Leichnam?“

„Ich habe Sasori bereits Bescheid gegeben, er wird sich diesem annehmen und uns einen Totenschein ausstellen, anschließend verbrennen wir den Leichnam im Krematorium.“
 

Deidara nickte verstehend.

Er wirkte auf Obito durcheinander.

Und dem Uchiha gefiel das. Es gefiel ihm, was für eine Macht er auf den Jüngeren hatte und wie schnell er ihm die Verantwortung für etwas zuschieben konnte.
 

Der Junge war ganz klar, viel zu empfänglich für Empathie.

Und genau diese Eigenschaft würde Obito noch zu gute kommen und sich als nützlich erweisen.
 

Besorgt trat er auf den Jüngeren zu, legte einen Arm um dessen Schulter und zog ihn an sich, drehte sich sachte mit ihm zurück Richtung Gelände und ging los.

„Hör zu, du musst dich nicht schlecht fühlen, dass der Mann gestorben ist. Er wäre so oder so gestorben, wenn nicht in dem Stehbunker, dann bei der Arbeit oder im Schlaf“, sagte er belehrend.

„Das ist mir schon klar aber dennoch, ich mach mir irgendwie Vorwürfe“, erklärte Deidara ihm leise, empfand die plötzliche vertraute Berührung des Anderen als wohltuend.

Obito sah ihn an, schenkte ihm ein warmes Lächeln und meinte: „Hör zu, die Häftlinge verdienen es nicht anders, du warst an der Ostfront, du solltest kein mieses Gewissen ihnen gegenüber haben, du weißt genau wie grausam die Sowjeten sind. Entweder Du oder Sie.“

Würde?

Kühler Wind wehte Itachi entgegen als er über das großflächige Gelände des Lagers lief. Unbewusst zog er die Schultern hoch und vergrub die Hände tiefer in den Manteltaschen, obwohl er in der dunklen schweren Uniform schlicht nicht wirklich frieren konnte, fror er dennoch irgendwie.
 

Warum das so war konnte er sich selber nicht genau erklären. Vielleicht weil er Mitleid mit den Häftlingen in ihrer Zebrauniform hatte, die bei klirrender Kälte keinerlei Schutz oder Wärme bot?
 

Vielleicht war das der Grund. Vielleicht fror er aus Solidarität oder aus Empathie heraus mit den Häftlingen mit.
 

Aber das wäre doch irgendwie absolut heuchlerisch, oder nicht?
 

Ihm war warm, das wusste er eigentlich auch aber dennoch fröstelte es ihn jedes Mal aufs Neue sobald er das Gelände betrat.
 

Er vertiefte die Gedanken über sein Dilemma, als er auf etwas Aufmerksam wurde. Er vernahm laute Stimmen, eine harte Aussprache, sowie viele schneidend bissige Worte – Vermutlich... Ach was dachte er da, ganz sicher sogar, von anderen SS'lern die wieder ihr Unwesen trieben.
 

Der Uchiha hob den Blick an und in sein Blickfeld rutschten tatsächlich zwei SS-Männer, die lauthals auf etwas einredeten und beschimpften.
 

Er konnte es nicht sofort ausmachen aber als seine Augen prüfend das Szenario musterten, bemerkte er schließlich einen Häftling, welcher auf dem Boden lag. Er hatte die dürren Arme schützend um seinen schmalen kaputten Körper geschlungen, flehte immer wieder leise etwas und für jedes leise flehen, bekam er von dem SS-Mann über sich einen Hieb mit der Ochsenschwanzpeitsche, was dem Häftling lauter schmerzhafte Töne entlockte.
 

Itachi schluckte schwer bei dem Anblick der sich ihm bot und er beschloss besser stehen zu bleiben, bevor er noch in das Visier der Männer geriet und diese ihn zum mitmachen anstachelten.
 

Und das wollte er auf keinen Fall, es war schon schlimm genug dass er in der richtenden Position über Leben und Tod der Häftlinge war, da wollte er nicht noch bei solchen unwürdigen Schikanen mitmachen.
 

„Komm du dreckiger Jude, zeig wie schnell du laufen kannst", kam es schneidend von dem einen SS'ler mit der Peitsche, während der andere nur lachte und meinte: „Ich weiß wie wir ihn zum Laufen bringen!" Der Mann bückte sich und riss dem Häftling die Mütze vom Kopf, er stellte sich gerade hin und sah mit einem diabolischem Grinsen auf den Häftling hinunter: „Nun wirst du uns zeigen können, wie schön du laufen kannst, nicht wahr?" Mit diesen Worten hatte der Mann die Mütze über den Zaun des Lagers geworfen.
 

Das sichere Todesurteil für den Häftling.
 

Itachi musste schlucken, sein Körper war wie festgefroren, er konnte sich nicht mal mehr umdrehen und einfach gehen, dem Szenario dem Rücken kehren so wie er es sonst immer tat. Nein, diesmal konnte er einfach nur hier stehen und zu sehen, weil ihm sein Körper keinen Deut gehorchen wollte.
 

Die SS-Männer schienen Itachi immerhin nicht zu bemerken – Zum Glück des Uchihas, stattdessen stachelten sie den Häftling weiter an. Sie beleidigten ihn, traten auf ihn ein, schlugen mit der Peitsche zu und spuckten auf ihn.
 

Es war ein fürchterlich entwürdigendes Szenario.
 

Und so sehr sich Itachi eigentlich auch wünschte einschreiten zu können, so durfte er es nicht.
 

Denn die Männer in schwarzer Uniform würden sicher einen Grund haben, dass sie den Häftling so behandelten, wie sie es nun Mal taten.
 

Irgendwas würde es schon rechtfertigen und sei es auch nur, dass der Häftling einen der Männer schief angeguckt haben soll.
 

Das wurde ihnen schließlich damals in der Ausbildung auch beigebracht. Sie wurden mit Hass und Zorn auf bestimmte Menschen vergiftet und das Lager war der Ort des Auslebens von eben diesem eingetrichterten Hass.
 

Schließlich bemerkte Itachi wie sich der Häftling bewegte, kläglich hustete er aber er hievte sich auf alle Viere hoch.
 

Auf Händen und Knien kroch er an den Bestien in Schwarz vorbei, der Blick stur und apathisch geradeaus gerichtet – Sein Ziel der Zaun hinter welchem die Mütze lag.
 

Oder wie Itachi es sagen würde, der Ort, an dem der Häftling gleich sein erlösendes Ende finden würde.
 

„Na sieh mal einer an, das Schwein kann ja doch noch kriechen", sagte der eine Mann spottend.
 

„Und dieses widerliche Subjekt hat sogar fast den Zaun erreicht", lachte der andere höhnisch.
 

Und ja, der Häftling hatte tatsächlich beinah den Zaun erreicht, er streckte den Arm nach dem Draht aus und verkeilte die Fingere daran, zog sich vorsichtig hoch auf die Beine...
 

Peng.
 

Ein glatter Schuss löste sich aus dem Gewehr vom Wachturm und der Häftling glitt zu Boden, eine Wunde im Nacken aus der das Blut austrat und in feinen Rinnsalen hinaus floss.
 

„Zu schade dass es so schnell vorbeiging", meinte der eine fast schon wehleidig und ging auf den toten Häftling zu: „Komm hilf mir mal."
 

Der andere nickte und half seinem Kollegen, den Häftling hoch zu heben und ins Sanitätswesen zu bringen, wo man vermutlich einen Totenschein ausstellen würde auf dem als Grund „Suizid" angegeben wird.
 

Weil Mord oder Anstiftung zum Suizid – Was im Prinzip auf dasselbe hinausläuft - wollte niemand dort stehen haben oder gar wahr haben.
 

Itachi schüttelte den Kopf, schloss dabei kurz die Augen und atmete tief durch, ehe er den Blick hob, seine Haltung korrigierte und wie der selbstbewusste SS'ler beziehungsweise Schutzhaftlagerführer, der er eigentlich nicht war, an den Männern vorbeilief. Er grüßte sie noch mit einem Kopfnicken und alles war so, als hätte er diesen Mord nie mitgekriegt.
 

Vermutlich war das auch besser so.
 

Zumindest dachte Itachi das und die anderen beiden Männer würden vermutlich auch so denken, hätten sie einen Funken Menschlichkeit und Itachi schon eher bemerkt.
 

*
 

Sasori sah auf als die beiden Männer hineinkamen und ihm den Leichnam des Häftlings auf den Tisch legten.
 

„Was ist die Todesursache?", fragte Sasori mit hochgezogener Augenbraue und beäugte skeptisch den Toten.
 

„Erschossen, er hat Suizid begannen in dem er flüchten wollte", erklärte der SS'ler ihm ruhig und sachlich.
 

„Aha? Dann werde ich das auf den Totenschein schreiben, einer meiner Untergebenen wird sich um die Leiche kümmern, gehen Sie nur", ordnete er kühl an und die Männer nickten, verschwanden dann schnellen Schrittes aus dem Sanitätswesen.
 

Sasori wusste selbstverständlich, dass es kein Suizid in diesem Sinne war. Er glaubte ihnen zwar, dass er bei einem Fluchtversuch erschossen wurde, der präzise Nackenschuss macht es ziemlich deutlich aber er „kannte" diese SS'ler und die Art und Weise wie der Häftling zugerichtet wurde ließ darauf schließen, dass sich diese beiden Sadisten an seinem Leid ergötzt haben und ihn dazu getrieben hatten.
 

Der Rothaarige seufzte. Sie hätten ihn wenigstens am Leben lassen können und ihm übergeben können, damit er neue Medikamente oder sonstiges testen könnte, aber Nein, für seine werten Kollegen war foltern mit anschließendem Mord, so ziemlich zum Lagervolkssport geworden, da blieb für Sasori nicht mehr sonderlich viel über und an toten würden die Experimente eher weniger Sinn machen.
 

Er rümpfte die Nase und meinte in den Raum hinein: „Totenschein ausstellen auf Suizid durch Fluchtversuch, anschließend bringt die Leiche zum Krematorium, die kümmern sich dann um den Rest."
 

Er wandte sich um und ging zurück in sein Büro, wo er den Bericht über die neu getesteten Nervengifte schrieb welche er noch bis vor kurzem getestet hatte.
 

Seine fünf Häftlinge, die fünf auserkorenen Menschen, die die Ehre hatten seine Nervengifte zu testen.
 

Sie alle waren durch diese gestorben.
 

Langsam oder schnell; Unschön oder kämpfend.
 

Einer hing sogar so wacker an seinem Leben, er schaffte es das Kaliumcyanid so lange zurück zu kämpfen, bis es ihn doch noch dahin raffte.
 

Sasori hatte diesen Vorgang selbstverständlich bis ins kleinste Detail aufgeschrieben, es war faszinierend wie viel unterschiedliches er gesehen hatte auf diese Gifte. Sie waren nahezu perfekt, aber dennoch würde er noch etwas am Kaliumcyanid ausbessern müssen.
 

Aber dafür bräuchte er erst noch neue Häftlinge und wenn die Idioten an SS-Kollegen so weiter machten wie bisher, dann würde sich dies nur noch unnötig weiter nach hinten verschieben.
 

Verflucht, dass waren doch Versuchsobjekte und keine Spielzeuge menschlichem Sadismus!
 

Sasori stieß dieses achtlose Verhalten tatsächlich etwas bitter auf aber er dürfte nichts dazu sagen.
 

Im Grunde war er kein Deut besser, wie seine werten Kollegen.
 

Oder war er das doch?
 

Selbst wenn nicht, er würde es selber nicht einsehen, denn er als Arzt, saß noch immer am längeren Hebel um Gott zu spielen und die Karte würde er weiterhin nutzen. Er würde weiterhin, dass tun, was für die Wissenschaft gut war.
 

Er räusperte sich schließlich um die Gedanken abzuschütteln und setzte sich schließlich an seinen Tisch, schrieb seinen Bericht zu Ende, ehe er sich ins Labor aufmachen würde um an dem Gift weiter zu feilen.
 

Er könnte es ja immerhin schon mal vorbereiten und irgendwann würde sich schon die Gelegenheit bieten dies weiter zu testen.
 

Ansonsten würde er einfach beim nächsten Appell selber die Häftlinge mitzählen und sich welche rauspicken, wenn seine Kollegen zu unfähig dafür waren.
 

Sasori schloss die Augen.
 

Ruhig bleiben.
 

Sich darüber zu ärgern wäre einfach unnötig und es wäre reine Verschwendung von Nerven. Nerven die er nicht wirklich hatte. Nerven die er für wichtigeres aufbringen sollte.
 

Seine Experimente zum Beispiel.
 

Im Namen der Medizin.

Menschlichkeit?

Der Abend war mittlerweile angebrochen und die Häftlinge fanden sich auf dem Appellplatz zum abendlichen Zählappell ein. Itachi und Endres leiteten diesen, während Deidara am Rand stand und zu sah.

Er musterte die vielen Häftlinge, welche geschwächt versuchten sich auf den Beinen zu halten.

Mühsam strengten sich einige von ihnen an, hauptsächlich ältere Männer und Frauen, vielleicht auch ein paar junge Menschen aber das war eher selten festzustellen.
 

Aufmerksam sah Deidara durch die Reihen.

Der Vorfall mit dem Häftling im Stehbunker hatte ihn zwar stark mitgenommen aber es hatte auch irgendwas in ihm ausgelöst, irgendwas was Deidara zu einem Entschluss brachte.
 

Ein Entschluss, den er heute noch unbedingt ausprobieren wollte.

Er hatte es sich so fest in seinen Kopf gesetzt, dass er nur spärlich an was anderes denken konnte.

Seine Gedanken kreisten sich regelrecht nur noch um diese eine Sache, die er für sich beschlossen hatte und er hoffte, dass ihn keiner aufhalten würde.

Oder gar erwischen würde.
 

Andererseits… Müsse er sich wirklich Sorgen darum machen erwischt zu werden?

Hier?

An diesem Ort?

An diesem Ort, wo es offensichtlich nicht eine Regel gab an die sich auch wirklich gehalten wurde?
 

Deidara schüttelte kaum merklich den Kopf über diesen Gedanken, amüsiert schnaubte er leise auf.
 

So ein Unsinn, natürlich müsse er sich keine Sorgen darum machen.

Wofür war er denn schließlich sonst hergekommen, wenn nicht gerade dafür? Um seine eigenen Wunden auf eine wunderbar grausame Art und Weise selber zu heilen, dass war es doch was Obito ihm Anfänglich auch erklärt hatte, oder nicht?
 

Der Blonde richtete seine schwarzen Handschuhe und trat schließlich auf den Appell zu welcher noch nicht komplett abgeschlossen war. Er nutzte also die Zeit und ging gemächlich die Reihen durch, musterte die Häftlinge abschätzig aus kühlen blauen Augen, er versuchte seine Miene so respekteinflößend und kühl wie möglich aufrecht zu erhalten. Versuchte bereits alles so anzuwenden, wie er es bei Obito beobachten konnte.
 

Und es schien Wirkung zu zeigen.
 

Die Häftlinge zuckten stellenweise unter seinem Blick zusammen, senkten den Kopf, schauten woanders hin und mieden ihn dabei ganz bewusst und angestrengt.

Für Deidara war dies ein riesiges Kompliment, denn es zeigte ihm, dass er ebenfalls respektiert wurde.
 

Dass die Häftlinge aber eigentlich Angst hatten ignorierte er in diesem Fall, dass würde nur seine menschliche Seite auf den Plan rufen und diese würde ihm ein schlechtes Gewissen einreden.

Nein, diesmal musste er standhaft bleiben.

Er darf nicht gebrochen werden, nicht erneut, er muss es versuchen!
 

So ein emotionaler Aussetzer, wie das mit dem Bunker darf nicht noch einmal geschehen.

Das war es, was Deidara sich kurz danach selbst geschworen hatte und nichts würde ihn daran hindern.
 

Schließlich wurde Deidara auf ein Mädchen aufmerksam, er schätzte sie auf vielleicht 16 Jahre alt, sie sah kaputt aus. Sie wirkte müde und aufgebraucht vom Arbeiten.

Ihre Augen waren stur auf den Boden gerichtet, ihr Gesicht war scharf geschnitten und die Wangenknochen traten hart hervor, ihre Haut war aschfahl. Deidara musterte sie eingehend, streckte seine Hand aus und umfasste ihr Kinn, zwang sie somit ihn anzusehen.
 

Grüne Augen blitzten ihm entgegen, sie wirkte nicht gerade so als hätte sie Angst vor ihm.

Leichtsinnige Jugend.
 

Seine Mundwinkel zuckten bei dem Anblick leicht nach oben, die Finger noch immer um ihr Kinn gelegt.
 

„Lassen Sie mich los“, forderte das Mädchen ihn auf, sie hatte einen schweren russischen Akzent, was in Deidara etwas bewegte. Er ließ von ihrem Kinn ab und packte sie grob am Handgelenk, zerrte sie aus den Reihen heraus während sie schrie und sich heftig gegen Deidara wehrte, doch es brachte ihr nicht viel.
 

„Deidara was ist hier los? Was soll das?“, wollte Itachi wissen, der von dem Trubel mitbekam und auf den blonden Adjutanten zu ging.

„Dieses Mädchen hier hat mich beleidigt als ich durch die Reihen bin“, erklärte Deidara ruhig und das Mädchen an seiner Hand setzte zu einem Protest an, doch Itachi schnitt ihr kühl das Wort ab: „Bring sie in einen der Stehbunker, dort kann sie in Ruhe über die Beleidigung nachdenken.“

Deidara nickte und zog grob an dem Arm der Russin, er zog sie mit sich und lief den langen Kiesweg in die Richtung der Bunker entlang.
 

Gewaltsam schubste Deidara das Mädchen nach vorne, sie verlor den Halt und fiel auf die Knie, sie hatte mit ihren Händen den Sturz abfedern wollen. Sie drehte sich um und sah aus großen Augen zu Deidara auf. Ihr Ausdruck verriet ihm eine leichte Angst, doch es war ihm noch nicht genug. Es war noch nicht das was er sehen wollte.
 

„Was soll das? Was haben Sie davon, wenn Sie mich so behandeln?“, fauchte sie nur wütend und entfernte sich von Deidara, als dieser immer weiter auf sie zu kam.

„Was ich davon habe? Genugtuung für das was mir dein Volk damals angetan hat“, erklärte sich Deidara und hielt stoppte sie vorm wegrobben, in dem er auf ihr Hosenbein trat. Er, beugte sich gefährlich nahe zu ihr runter.

Wirkte dabei wie ein Raubtier über seiner Beute, die Zähne gefletscht und die Sinne geschärft. Es würde nicht mehr lange dauern bis er zuschlägt. Die innere Uhr seiner Bombe tickt und er fragte sich, wie lange er dieses kleine Machtspiel aufrecht erhalten kann.
 

Er fragte sich, wie lange Obito dieses Machtspiel mit den Häftlingen aufrecht erhalten kann und ob er es auch so lange können würde.
 

Oder vielleicht sogar noch länger?
 

Deidara verhielt sich nach außen ruhig, er blieb gebeugt über dem Mädchen stehen, musterte sie scharf aus blauen Augen und lächelte leicht dabei.

Sie war irgendwie hübsch, nur hätte sie etwas mehr auf den Rippen und wären ihre Haare nicht geschoren, würde Deidara sie fast noch attraktiver finden.
 

„Kleines zartes Vögelchen“, flötete er melodisch leise: „Sag mir, was erhoffst du dir davon mich so zu provozieren?“

„Was… Ich“, begann sie zu stammeln: „Das Sie mich in Ruhe lassen verdammt!“
 

Deidara lachte amüsiert auf. Falsche Antwort.
 

Er holte mit der flachen Hand aus und schlug ihr auf die rechte Wange, der Kopf des Mädchens bewegte sich zur Seite und sie ließ einen überraschten Schrei vernehmen. Er konnte ein leises Schluchzen vernehmen.
 

„Falsche Antwort meine Liebe. Provokation trägt nicht unbedingt dazu bei dass ich dich in Frieden lassen werde“, meinte Deidara und erhob sich langsam wieder, er hob seinen Fuß von ihrem Hosenbein und ließ diesen auf ihrer Brust nieder, übte leichten Druck auf ihrem Brustkorb aus.

„Weißt du was mit vorlautem Abschaum wie dir passiert? Was wir mit Subjekten wie dir hier anstellen?“
 

Deidara war bemüht kontrolliert zu klingen, versuchte die aufgestaute Wut in sich zurück zu halten. Er kämpfte tapfer dagegen an, wollte nicht sofort diesem Gefühl nachgeben. Er wollte es hinauszögern, bis sie ihm diesen einen Blick schenkte.

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„Ich kann es mir denken“, erwiderte die Russin, sie wagte es bereits nicht mehr ihn anzusehen; Ihr Blick war weiterhin stur zur Seite gerichtet.

„Nein, kannst du dir nicht. Keiner kann sich denken was mit einem passieren wird“, sagte Deidara schneidend, ließ gänzlich von ihr ab und packte sie grob am Oberarm, zog sie zurück auf ihre Beine. Erstaunt von dieser Gestik sah sie ihn dann doch wieder an, sie hatte fast damit gerechnet er würde sie am Kragen zu den Bunkern schleifen und den Kies ihre Kleidung und Haut aufschürfen lassen um sie zu foltern. Doch das tat er nicht.
 

Warum?
 

Seine Tat eben schien Deidara selber wohl auch nicht zu verstehen, denn etwas verwirrt schüttelte er den Kopf, verstärkte den Griff um ihren schlanken Oberarm. Ihm fiel auf, dass sich seine Hand einmal perfekt um diesen herum schloss. Das Mädchen war wirklich dünn.
 

Er schloss kurz die Augen, atmete tief ein und aus, fing sich langsam wieder und versuchte seine gerechten moralischen gesunden Gefühle zurück zu kämpfen.

Er durfte nicht nachgeben. Er hatte es so weit schon geschafft, jetzt nach zu geben würde nur Schwäche bedeuten.
 

Nicht nachgeben, mahnte er sich innerlich selber an.
 

Deidara öffnete seine Augen und zog das Mädchen aggressiv mit sich. Als sie gemeinsam die Bunker erreichten öffnete Deidara energisch die Tür und schubste das Mädchen hinein. Sie verlor das Gleichgewicht durch den Schwung und kippte nach vorne gegen die Wand, sie konnte sich zwar irgendwie abfangen, jedoch schlug sie mit ihrem Gesicht voran gegen das kühle Mauerwerk. Schmerzerfüllt stöhnte sie auf und taumelte zurück, hielt sich dabei die Hand vor die blutige Nase.

Der Blonde trat hinter das Mädchen, er stieß ihr mit dem Knie in den Rücken und pinnte sie erneut gegen die Wand, umklammerte ihr linkes dünnes Handgelenk mit seiner Hand. Er konnte die spitzen Knochen darunter durch seine Handschuhe spüren.
 

Sie war so dünn. Sie war einfach so zerbrechlich.
 

Er zog sie ruckartig zurück und lief mit ihr die engen Gänge entlang, blieb schließlich irgendwann vor einem der Stehbunker stehen. Er öffnete die Tür und stieß sie hinein. Er wurde schnell und aggressiv mit seinen Taten und Reaktionen. Das Mädchen konnte gar nicht mehr richtig auf ihren Peiniger reagieren.
 

„Sie sind ein elendiges Monster! So wie alle hier! Ich dachte kurz sie wären anders aber das sind Sie nicht“, schrie das Mädchen nur noch verzweifelt, ihre Stimme war brüchig und sie bemühte sich die Tränen zurück zu halten und den Schmerz der von ihrer Nase ausging zu unterdrücken.

Angst und Panik machte sich in ihrem Blick breit.

Endlich hatte Deidara sie so weit, endlich schenkte sie ihm den Blick, den er sehen wollte.
 

Wehmütig lächelte er sie stattdessen an.
 

„Habe ich auch gedacht. Aber ihr Sowjeten seid alle gleich“, meinte er und verwirrt blickte die Russin ihn an, sie stellte fest das Deidara in seiner eigenen Realität gefangen war. In einer Realität in welcher er der Peiniger seiner Feinde war und der Feind zu seinem Opfer wurde.
 

In seiner Realität waren alle ohne Ausnahme gleich.
 

Der Adjutant griff an seinen Gürtel und entfernte den Schlagstock, nun hatte er die Bestie endgültig frei gelassen. Die Bestie die schon so lange raus wollte.
 

Wie in einem aggressiven Blutrausch prügelte er auf das Mädchen ein und dadurch dass die Zelle klein war, konnte sie nicht ausweichen, sie konnte nicht mal zu Boden gehen auch wenn ihr Körper so sehr protestierte. Sie konnte es nicht. Es muss eine ungeheuerliche Qual sein, niedergeschlagen zu werden, ohne niedergehen zu können.
 

Und es war eine absolute Befriedigung für Deidara.

Er erfreute sich daran endlich selber Hand an einen Sowjeten angelegt zu haben, diesen Abschaum nieder zu prügeln ohne dafür belangt werden zu können.
 

Es war sein Freifahrtsschein.

Es war seine Zeit.

Seine Zeit der Rache und Vergeltung war endlich gekommen.
 

Nach einigen Minuten klommen die Aggressivität und das Adrenalin in Deidara ab, er sah auf die leere Hülle des Mädchens vor sich. Leblos lehnte sie an der Wand, Blut klebte an dem Mauerwerk wo ihr Kopf lehnte und ihr Gesicht war bis zur Unkenntlichkeit malträtiert.
 

Und mit diesem Anblick kam auch die Erkenntnis von Deidara zurück. Alarmiert schreckte er auf, ließ den Schlagstock fallen und taumelte rückwärts.
 

Was hatte er getan?

Er hatte ein junges Mädchen gefoltert und zu Tode geprügelt?

Und wofür? Für eine sich selbst ausgedachte Lüge.
 

Leise fluchend zog er die Tür des Raumes zu, er könnte noch immer behaupten dass sie Suizidal war und ihr Gesicht selbst solange gegen die Wand geschlagen hatte, bis sie dabei umkommen würde.
 

Aber konnte er das mit seinem Gewissen vereinbaren?
 

Ein Klatschen allerdings riss Deidara aus seinen Gedanken. Er wirbelte erschrocken herum und erblickte seinen Kommandanten Obito welcher aus dem Dunkeln heraus trat und ihm mit einem Lächeln auf den Lippen applaudierte.
 

„Dein erster eigenständig getöteter Häftling“, sagte Obito: „Fühlt sich gut an, nicht wahr?“

Deidara senkte seinen Blick und schüttelte den Kopf: „Nein.“

„Bitte? Du hast es doch genossen, wie du auf sie eingeschlagen hast. Auf diese wertlose Russin, dein Feind. Sie hat es nicht anders verdient“, erklärte Obito ihm ruhig und legte den Kopf dabei schief: „Oder hattest du etwa doch Mitleid mit ihr?“

Deidara schluckte, dachte nach, er musste seine nächsten Worte vorsichtig wählen.

„Nein, es ist nur… Ich war nicht ganz bei Sinnen, ich bin etwas überrascht von mir selber, dass ich zu sowas fähig bin“, erklärte Deidara rettend.

„Du bist ein SSler schon vergessen? Natürlich bist du zu sowas fähig, du warst an der Ostfront und zwar sicher nicht zum Blumen pflücken. Du weißt was der Krieg mit sich bringt und du weißt das Opfer gebracht werden müssen. Ob du den Feind persönlich tötest und folterst wie hier oder ob du den Feind per Gewehr und auf Distanz auf einem Kriegsplatz erschießt, es kommt auf das Selbe hinaus.“
 

Und natürlich wusste Deidara das Obito recht hatte. Obito hatte mit allem recht was er sagte und um ihm das zu bestätigen, nickte Deidara zur Antwort.
 

„Siehst du mein Junge. Lass den Körper deines Opfers erst mal in der Zelle, wir kommen morgen wieder und übergeben sie dem Sanitätswesen für einen Totenschein“, erklärte Obito ihm und legte einen Arm um Deidaras Schultern. „Komm mit, du solltest dich ausruhen.“
 

Deidara sagte nichts, er nickte nur wieder und ließ sich von seinem Kommandanten führen. Schuldbewusst senkte er den Blick und wagte es nicht noch einmal zurück zu blicken.
 

Was hatte er da nur getan?

Der Anfang vom Ende

In der Wohnung angekommen stürzte sich Deidara recht schnell in Richtung Badezimmer und ließ sich vor der Kloschüssel nieder. Er würgte und erbrach sich schließlich, in seinem Kopf hatte er weiterhin das Bild des toten Mädchens.
 

Dieses schrecklich kalte Bild der Leiche eines jungen unschuldigen Mädchens, die eigentlich noch ihr gesamtes Leben vor sich hatte.
 

Blödsinn!

Sie hatte ihn als Monster betitelt.
 

Aber das schlechte Gewissen überkam ihn dennoch.

Aber wieso?

Er hatte doch schon mal Menschen getötet und er hatte dabei nie etwas verspürt, wieso sollte es nun anders sein?
 

Andererseits… Hatte dieses zarte zerbrechliche Wesen ihm je was getan?

Eigentlich nicht.

Hatte er einen triftigen Grund sie gewaltsam aus der Reihe zu ziehen und mit sich zu nehmen?

Eigentlich nicht.

Hat sie ihm überhaupt einen Grund gegeben Gewalt gegen sie anzuwenden?

Eigentlich nicht.
 

Und doch war da permanent dieses Wörtchen „eigentlich“ in seinem Kopf – Dieses Unwort, was selbst ein klares Nein wieder nichtig machen würde.
 

Hustend setzte er sich zurück auf seine Fersen und riss etwas von dem Toilettenpapier ab, wischte sich damit über den Mund und hustete hinein. Er warf das Papier in die Toilette und betätigte die Spülung, vorsichtig versuchte er Halt an der Klobrille zu bekommen und er hievte sich wieder nach oben. Deidara ging zu dem Waschbecken rüber und drehte den Wasserhahn auf, spritzte sich etwas von dem kühlen Wasser ins Gesicht und schloss die Augen. Er versuchte zwanghaft das Bild der Toten abzuschütteln, sowie die Schuld seiner Tat.
 

Das was er tat, war komplett gerechtfertigt.

Jedenfalls versuchte er es sich einzureden.

Er versuchte es wirklich.
 

„Deidara? Komm in die Küche, ich hab Tee gemacht“, ertönte die warm klingende Stimme von Obito.

„Danke. Ich komm gleich“, erwiderte Deidara nickend und lehnte die Stirn erschöpft gegen den Spiegel, welcher über dem Waschbecken hing.

Er hörte wie Obito wieder zurück ging und Deidara erneut allein mit sich und seinen Gedanken ließ.
 

Beruhig dich Deidara, das ist schwach was du hier veranstaltest. Du darfst dir solch eine Schwäche nicht erlauben. Menschlichkeit beziehungsweise ein normal funktionierendes Gewissen ist hier absolut fehl am Platz. Vergiss nicht wer und wo du bist, ermahnte sich Deidara stetig selber, versuchte sich erneut so auf die richtige Schiene zu bringen.
 

Er schloss kurz seine Augen und atmete tief ein und aus.

Er setzte sein kühles Lächeln auf.

Seine Maske, die er sich antrainierte und die er versuchte aufrecht zu halten, seit er hier ist.
 

Doch es war auch die Maske die immer wieder mal zerbröckelte. Vor allem mit Konfrontationen seines Gewissens nach solchen Taten.
 

Deidara trat einen Schritt zurück und sah in den Spiegel, so war es eindeutig besser. So war er eindeutig zufriedener mit sich und seinem Erscheinungsbild, dann trat er nach draußen und ging in die Küche wo Obito an der Theke stand und an seinem Tee nippte.
 

Wie er so da stand, wirkte er wie ein ganz normaler durchschnittlicher Mann. Nicht etwa wie ein Kommandant einer Tötungsanstalt, sondern einfach wie ein ganz normaler Mann, der eventuell Frau und Kinder haben könnte und normal arbeiten gehen würde.
 

Aber das war er nicht, dass wusste Deidara nur zu gut.
 

„Geht es dir wieder etwas besser?“, fragte Obito ihn und Deidara nickte zur Antwort, setzte sich schweigend an den Tisch und zog die warme Teetasse zu sich, umklammerte das Keramik mit seinen Händen und inhalierte den guten Duft der dampfenden Flüssigkeit. Es war Kräutertee. Er roch gut. Als würde man zuhause ankommen von einem normalen Arbeitstag, ohne einen tobenden Krieg da draußen der die Nationen spaltete.
 

„Wissen Sie worüber ich vorhin im Bad noch nachgedacht habe?“, fragte Deidara nachdenklich und sah in seine Tasse.

„Nein, worüber denn?“, hakte Obito nach und Deidara hörte wie der Kommandant seine Tasse zurück stellte.

„Ob ich anders gewählt hätte wenn ich eine wirkliche Wahl gehabt hätte. Ich glaube wenn ja, ich wäre nie hier her gekommen“, murmelte der junge Adjutant, was Obito nun skeptisch aufschauen ließ.
 

War ihm der „Mordfall“ etwa doch zu Kopf gestiegen, fragte sich Obito.
 

„Glaub mir Junge, selbst wenn du sie gehabt hättest, du wärst dennoch hier gelandet“, erwiderte Obito sachlich und verschränkte die Arme vor seiner Brust.

Deidara jedoch schüttelte stur den Kopf. „Niemals.“
 

„Lügner.“

„Bitte?“

„Du hast schon richtig gehört. Lügner.“
 

Der Kommandant stieß sich von der Theke ab, an welcher er bis eben gelehnt hatte und ging zu dem kleinen Esstisch über, stützte sich mit seinen Händen auf der Tischplatte ab und beugte sich zu seinem Adjutanten hinunter.
 

„Weißt du, jetzt würde jeder Mensch mit funktionierendem Gewissen sagen dass er nie so gewählt hätte, doch weißt du was?“, begann Obito ihm geduldig zu erklären. Viel zu geduldig für Deidaras Geschmack. „Früher oder später wärt ihr dennoch auf die Seite des Regimes geflüchtet und weißt du warum? Um euch selbst zu schützen; Denn sollte die Auflehnung gegen das Regime plötzlich doch viel zu gefährlich werden, dann wäre genau diese Sorte Mensch, wie du es glaubst einer zu sein, diejenigen die sofort Verrat ausüben würden um ihren eigenen Arsch zu retten, denn sollte es mal wirklich brenzlig werden ist sich plötzlich jeder selbst am Nächsten“, erklärte er in aller Seelenruhe und tippte dabei mit dem Zeigefinger auf die Tischplatte vor Deidara.

„Selbst wenn man dir die Wahl gelassen hätte, du wärst dennoch hier gelandet um dich selbst zu schützen. Du bist kein Deut besser wie die, die hier sind und sich fügen, die Leid und Terror unter den Häftlingen verbreiten um sich selbst überlegen zu fühlen. Wir haben genug Leute wie dich hier und sie alle lassen sich früh oder später in eine Richtung formen. Sie alle haben einen bestimmten wunden Punkt und den gilt es zu finden und zu stärken. Du weißt es. Ich weiß es. Die sowjetischen Häftlinge wissen es.“ Obito erhob sich und ging an Deidara vorbei. „Denk darüber nach. Du hast sie wissentlich gewollt getötet, nicht wahr?“ Damit verschwand der Kommandant auf sein Zimmer und ließ einen ziemlich fassungslosen Deidara zurück.
 

Der Blonde saß wie ein getroffener Hund an seinem Platz und starrte geschockt in die Teetasse.

Obito hatte Recht. Obito hatte immer Recht. Mit allem was dieser Mann sagte, traf er ins Schwarze und Deidara konnte sich nicht helfen außer gedanklich zu zustimmen.
 

Verdammt ja, selbst wenn er die Wahl gehabt hätte, wäre er zur Front gegangen. Man hatte in diesem Regime keine Wahl – Sei dafür und du stirbst, oder sei dagegen und du stirbst.

Das einzige worin sich das ganze unterscheidet ist die Dauer des Überlebens.
 

Soldaten hatten eine etwas längere Lebensspanne als Leute die sich sofort gegen das Regime lehnten.
 

Deidara wusste das, denn er hatte es an seinen früheren Freunden gesehen die von der Machtergreifung Hitlers und den Zügen die das Ganze genommen hatte, nicht sonderlich begeistert waren.
 

Frustriert schlug Deidara mit der Faust auf die Tischplatte, brachte den Tee somit zum bewegen und etwas von der Flüssigkeit schwappte über den Tassenrand. Leise fluchend stand er auf und holte einen Lappen um es weg zu wischen, schließlich hob er die Tasse an und nahm sie mit auf sein Zimmer. Er müsse sich nun wirklich beruhigen und versuchen an was anderes zu denken.
 

Warum verletzten ihn die Worte überhaupt?

Etwa weil er wusste das es der Wahrheit entsprach?

Weil Obito ihn so schwach gesehen hatte?
 

Wohl kaum.
 

Vielleicht aber wollte Deidara es jetzt gerade nur nicht einsehen, dass er die obigen Fragen eigentlich mit Ja beantworten könnte, denn das würde ihn nur noch schwächer darstellen als er ohnehin bereits war.
 

Schwach geworden durch einen unüberlegten Mord.

Eine unüberlegte Handlung aus einem Kurzschluss heraus.

Weil sie Sowjetin war.

Weil er jemanden brauchte, der für seine Rachegelüste herhielt.

Weil er dieses Ventil brauchte um sich überlegener zu fühlen.
 

Und verdammt Ja!

Obito hatte gesagt solche Leute wären einfach zu formen und das sind sie, er spürte es selber bei sich, wie er immer weiter Stücke seiner Menschlichkeit verlor.

Wie er immer mehr zum seelenlosen Werkzeug wurde, welches in dieser Anstalt arbeitete und über Leben und Tod richtete.
 

In direkter Position unter dem Kommandanten.
 

Er war es der nun für Leid und Qualen verantwortlich war. Obito hatte es geschafft ihn soweit zu bringen, ihn zu brechen und ihm ins Gewissen zu reden.
 

Und Obito hatte Recht, immer noch.

Denn wenn auch Du die Wahl gehabt hättest und alles davon abhing, wie hättest du dich entschieden?
 

Und mit diesem Gedanken ging ein weiteres Stück von Deidaras Menschlichkeit verloren. Obito hatte ihn gebrochen, denn ab hier ändert sich die gesamte Existenz von Deidara – Dem jungen Adjutanten, dem SS-Kämpfer an der Ostfront.

Der einst noch so menschlich war und immer wieder Stücke dieser Menschlichkeit zurück bekam.
 

Doch es brachte ihm nicht viel, denn gerate an einen Kommandanten wie Obito und man lässt sich viel zu einfach manipulieren.

Der Mann weiß wo er ansetzen muss um einem die Menschlichkeit zu rauben.

Er wusste gut wie er das bei Deidara anstellen musste.
 

Er hatte ihn zu einem Sklaven seiner selbst gemacht und zu einem wichtigen Zahnrad des Konzentrationslager.
 

Die Führungsebene war nun bereit für die dunkelsten Kapitel des Lagers in Dachau…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Keine Sorge :D Auch hier wird es bald wieder regelmäßiger weiter gehen :)
Ich hoffe ihr bleibt noch brav dabei und habt weiterhin Interesse am Lesen <3
Die nächsten Kapitel jedoch werden noch etwas brauchen, da ich zur Recherche vorher noch mal in die KZ Gedenkstätte möchte, so wie ich es für dieses Kapitel war :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey Leute :3
Ich wollte mich nur kurz Mal zwischenzeitlich melden - Diese FF hier ist nun ein Jahr alt und wir sind nun am Höhepunkt angelangt. Ich bin schon sehr gespannt darauf die nächsten Kapitel zu schreiben, da sich diese viel mehr auf historische Ereignisse beziehen werden wie die vorigen Kapitel.

Auch wollte ich mich für die unglaublichen Stats im gesamten Bedanken (FF.de, animexx.de und wattpad):
37 Favoriten und 35 Empfehlungen - Auch möchte ich mich für die lieben Kommentare bedanken, es freut mich wenn die Geschichte zum nachdenken anregt. :)
Vielen lieben Dank! Es bedeutet mir wirklich viel, da diese Geschichte eine ziemliche Herzensangelegenheit ist.

Ich hoffe wir lesen uns im nächsten Kapitel wieder! Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (14)

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Von:  Uchiha--Itachi91
2019-01-25T21:17:02+00:00 25.01.2019 22:17
Hi. Wollte mal wieder was schreiben.
Also ich finde deinen schreibstiel klasse. Im letzten kapitel Deis verhalten kann man sich irgendwie reinfühlen so wie du schreibst.
Bin swhr gespannt wie es weitergeht.
Antwort von:  Jestrum_Cosplay
25.01.2019 23:28
Hey :3
Vielen Dank für das Kompliment und den Kommentar~ x3
Du darfst gespannt bleiben

LG und bis zum nächsten Kapitel!
Von:  -AkatsukiHime
2018-05-01T15:44:25+00:00 01.05.2018 17:44
Stichwort: Psychische Manipulation, denn über die NSler kann man denken, was man möchte, das Spielchen hatten sie alle drauf, die Einen mehr, die Anderen weniger.
Und ich finde diese doch recht perfiden, animalischen Wesenszüge, die dem Menschen, trotz Vernunftslehrer nach wie vor inne wohnen, hast du äußerst gut rüber gebracht.
Wir sind unterm Strich einfach nur Tiere, vielleicht fortschrittlicher, als die restlichen Arten, was nicht zwangsläufig bedeutet, dass wir Klüger sind.
Aber gib dem Wolf ein Gewehr und sag ihm, wie es funktioniert, er würd' es genau so verwenden, wie unser eins es tuen würde, soviel steht fest.

Mir gefällt, wie du die kleinen Details eingebaut hast, die wir bei unserem KZ-Besuch bemerkt haben, die klirrende Kälte, den langen Kiesweg, die Lage der Stehbunker, ja ich hab alles wieder erkannt und es war gruselig lebendig.
Dafür, dass es relativ schwer ist, eine solche Kulisse mit der entsprechenden Atmosphäre ein zu fangen und wieder zugeben, hast du das außerordentlich gut hinbekommen! :)

Freue mich auf mehr.

*Ponpon-Wedeln*

Antwort von:  Jestrum_Cosplay
01.05.2018 17:51
Woah auf das Kommentar war ich nicht vorbereitet :D Vielen vielen lieben Dank! <3 Und freut mich das du einiges wieder erkannt hast von unserem kleinen Ausflug :3

Zu dem ersten Absatz; Ja da geb ich Recht, wir sind im Grunde Tiere - Etwas weiter entwickelt aber im Kernprinzip wie Tiere. :)
Antwort von:  -AkatsukiHime
01.05.2018 17:54
Da kann uns der gute Aristoteles noch so viel von der praktischen Vernunft predigen, wenn's hart auf hart kommt, dann heißt es für uns alle: Back to the roods.

Ja, unser kleiner Ausflug, aber du weißt ja, wo anders ist es schöner, aber da werden wir beide save ja auch irgendwann mal hinfahren.
Aber erstmal Tokio, Schatzi *g*

Ach und einen Kriktpunkt habe ich dennoch: Mir fehlten die Toiletten für die normalen Menschen <_<
Von:  -AkatsukiHime
2018-05-01T15:27:07+00:00 01.05.2018 17:27
Darauf war ich jetzt emotional nicht eingestellt.
Von:  -AkatsukiHime
2018-02-11T17:39:53+00:00 11.02.2018 18:39
"Dem Geschehen hinter sich kehrte er den Rücken zu."


Irgendwie hat es mir dieser Satz total angetan. Weil es einfach die damalige Haltung der Menschen so gut beschreibt. "Wegsehen und somit selbst Täter werden."
Auf der anderen Seite, kann ich mir vorstellen, dass das, was Itachi gerade durchmacht, dessen Gefühlswelt du im übrigen sehr gut auf den Punkt bringst, wie ich finde, vielleicht tatsächlich die Meisten so empfunden haben, zu dieser Zeit.
Mit Sicherheit, gibt es Leute wie Sasori, oder Obito, die tatsächlich in ihrer Arbeit aufgehen um irgendwelche Komplexe zu komprimieren, durch das Ausleben diese Machtexesse, dann gab es eben noch Deidaras, die mehr oder weniger selbst traumatisiert waren und somit in diese Rolle gedrängt wurden, geformt wie ein weicher Klumpen Lehm, bis er steinhart ist ;) - Aber ich denke, die meisten Leute waren "Itachis". - Die einfach nur ausgeführt haben, nicht mehr und nicht weniger und hofften. dass es einfach irgendwann sein Ende finden würde.
Ich finde die Rollen sind vorzüglich gewählt, man merkt definitiv, dass du dir Gedanken gemacht hast.

Sehr schön C:
Antwort von:  Jestrum_Cosplay
11.02.2018 18:45
Naaaaawwww omg das rührt mich gerade mega :3 ! Danke Danke q.q
Und es freut mich, dass die Charaktere passend getroffen wurden - Ich konnte mir Itachi schwer als kalten SSler vorstellen dem das alles egal ist, vorallem wenn man bedenkt was er im Anime/Manga durchmacht und damit umgeht. Also - Macht so eher Sinn :D
Die Anspielung mit dem Lehm u.û I see what you did there ;D Hehe

Vielen lieben Dank <3 <3
Von:  Markcus
2018-01-29T16:38:09+00:00 29.01.2018 17:38
Wow... ich bin etwas sprachlos .
Zum einen wegen deinem Thema und zum anderen, dass es wirklich so gut geschrieben ist das man nicht mehr auf hören kann zu lesen .
Ich habe lange darüber nach gedacht , ob ich mal ein Kommentar dalasse.
Ich gebe es zu ich gehören zu den notorischen schwarz Lesern .
Aber eine freie Fotografieausstellung bei mir im Kiez hat mich dazu gebracht eines zu schreiben , denn den Titel dieser Ausstellung ist ''Gegen das Vergessen'' .
Auch wenn es eine Fanfic ist erreichst du ,dass dieses dunkle Kapitel Europas nicht vergessen wird und regt an nachzudenken über die Welt in der wir leben .
Denn unser Bildungssystem tut es nicht . ... wirklich meine kleine Schwester wusste bis vor kurzem nicht was Auschwitz war ...

Daher freue ich mich schon sehr wie es weiter geht . :D

LG aus Berlin
Antwort von:  Jestrum_Cosplay
29.01.2018 19:29
Heii :)
Das freut mich wirklich sehr zu lesen! Mein Ziel ist es, die Thematik so rüberzubringen wie sie nun mal ist - Kalt und Grausam. Und es scheint mir gelungen :D
(Haha das ist voll okay :) Ich verstehe die Kommentarfaulheit irgendwie :D)
Das mit der Ausstellung klingt echt sehr interessant :)
Und ich danke dir dafür, dass du mir daraufhin einen Kommentar dagelassen hast^~^ !!
Und mit dem Bildungssystem gebe ich dir Recht, wir haben das Thema damals zwar sehr ausführlich und gut durchgenommen aber Fragen blieben dennoch (Insbesondere die Frage der Menschlichkeit.)

Es wird heute Abend auf jeden noch weiter gehen :D
Vielen Dank für dein Review <3

LG nach Berlin aus München ;3
Von:  -AkatsukiHime
2018-01-26T23:43:34+00:00 27.01.2018 00:43
Mal ganz davon abgesehen, dass ich dem Pairing so an sich nichts abgewinnen kann. Stellen wir uns mal vor, die beiden hätten Kinder - Ja, es sind zwei Männer, aber das scheint ja in diesem Fandom langsam keine Rolle mehr zu spielen, stellen wir uns vor, sie hätten Kinder, die wären ja vollkommen, emotional gestört.
"Lach mal." - "Was ist das... lachen?"

Ja, ja.
Hat mir gut gefallen, die Wirkung des Morphium hast du gut geschildert und Sasoris generelle Haltung kommt hier sehr gut rüber. Sasoro no Akasuna, der gestörte KZ-Arzt.
Und auch Itachi ist gut getroffen, dem das alles doch nicht ganz so egal ist, wie er vielleicht nach außen hin zu verkaufen versucht.


freue mich wenn's weiter geht <3

Hime
Antwort von:  Jestrum_Cosplay
27.01.2018 00:49
Die Kiddos wären echt gestört oO *schauder* Unheimliche Vorstellung.. :'D

Stundenlange Recherche zur Wirkung von Morphium :'D Hab die Artikel dazu förmlich aufgesogen.. Haha
Aber freut mich sehr wenn die Charaktere trotz des Settings einigermaßen so rüberkommen, wie sie sein sollen :3 Vielen Dank!
Von:  BijouOMG
2018-01-25T18:53:47+00:00 25.01.2018 19:53
Oh Gott ich liebe die Uchihas *sabber* xD Ich kann mir Obito in seiner Uniform richtig vorstellen.
Das Kapitel hat mir sehr gefallen! Ein wirklich nette Ablenkung zu meinem momentan blöden Prüfungsphase x///x
Mach weiter so! x3
Antwort von:  Jestrum_Cosplay
25.01.2018 20:20
Same here :') Ich kann mir das auch so gut vorstellen einfach ><" Und es ist halt auch wirklich passend.. Muss man ehrlich dazu sagen.
Danke sehr, das freut mich zu lesen :) Und ich wünsche dir schon mal viel Erfolg mit der Prüfungsphase^^ !!

LG und danke fürs kommentieren <3
Von:  BijouOMG
2018-01-25T07:19:37+00:00 25.01.2018 08:19
Heyho, :)
Mal was komplett anderes. Ne ER die in diese Richtung geht habe ich noch nie gelesen! Ich bin daher sehr gespannt was du darauf machst. Der Anfang hat mir schon mal ausgesprochen gut gefallen! :) Mach weiter so ~

Ich freue mich auf die nächsten Kapitel
Liebe Grüße
Bijou ♡
Antwort von:  BijouOMG
25.01.2018 08:20
Ne FF* scheiß Autokorrektur xD
Antwort von:  Jestrum_Cosplay
25.01.2018 08:25
Heii :3
Uiii das freut mich sehr zu lesen*_* ! Ich hoffe ich werde niemanden mit dem Verlauf enttäuschen ;D

Danke für das liebe Kommentar*.*
LG <3
Von:  -AkatsukiHime
2018-01-24T21:38:25+00:00 24.01.2018 22:38
Mir ist gerade was eingefallen, beim Lesen, der totale random-Fact, aber ich dachte, cih sag's dir trotzdem Mal.
Was für eine ausgeklügelte, psychologische Scheiße die Nazis eigentlich mit den Häftling abgezogen haben, abgesehen von den ganzen anderen Gräueltaten, von denen wir vermutlich nicht einmal anfangen wollen, denn die Liste ist ja endlos lang, der Spruch "Arbeit macht Frei." - hat die Leute immer noch auf Entlassung und Freispruch hoffen lassen.
Damit sie härter arbeiten, dabei was es letztendlich die Endstation...

Schon erschreckend, wie weit das alles weg scheint, eher wie ein Horrorfilm, wie eine fiktionale Geschichte, die sich ein Stephen King oder so ausgedacht hat, dabei ist es nicht mal 7o Jahre her.
Unsere Großeltern waren dabei, live und in Farbe, als die Welt einen gewaltigen Umbruch erlitt.
Kaum zu glauben, was ein einziger Mann alles auslösen kann, ein gruseliger Butterflyeffekt.

Okay, Ende der kleinen Philosophiestunde. - Hat mir wieder sehr gut gefallen, vor allem, wie du Deidaras erste Eindrücke geschildert hast, wie er es genießt, erstmalig am längeren Hebel zu sitzen.
Und was Menschen alles bereit sind zu machen, wenn ,an sie einfach nur wüten lässt. - Ein bisschen, wie The Purge, oder? :'D

bis dann, freu mich auf mehr <3


Antwort von:  Jestrum_Cosplay
24.01.2018 22:48
Das ist es eben :D Die Psychologie die sie damals drauf hatten und wie sie einfach mit der menschlichen Hoffnung gespielt haben, dass war schon echt hart.
Oh Ja, es kommt einem wirklich unwirklich vor, wie eine ausgedachte Horrorgeschichte, doch es war nun mal bittere Realität :') Menschen haben Macht und Manipulation und der richtige Moment sind alles entscheidend~

Danke Danke das freut mich^o^ ~
Oh ja >D Aber er wird noch in einen Zwispalt verfallen, ehe er sich vollends drauf einlässt.. :'D
Oh Ja - The Purge. Treffender gehts nicht :D

LG und danke <3
Antwort von:  -AkatsukiHime
24.01.2018 22:51
Naja, irgendwie wurde die Menschheit ja auch "gesäubert". Leider von den falschen Menschen, wie es scheint.
Von:  -AkatsukiHime
2018-01-24T14:22:02+00:00 24.01.2018 15:22
Here U go, ich war ja schon gespannt, wie deine Interpretation ausfallen würde, obwohl ich den Großteil und auch die Charakterverteilung ja bereits kannte.
Sasori als Lagerarzt, muss sein, passt auch, meiner Meinung nach am Besten. Du weißt schon, er ist der Typ für sowas.
Obito und Itachi, nja, Uchihas halt, ich glaube ich bin ein bisschen zu serious mit meiner Deidara-Fangirlelei, haha, meine Haltung ist dementsprechend.
Obwohl ich finde, keiner spielt die Rolle der NS-Anhäger so gut, wie diese Rot Augen-Bande.
Und Deidara unser Bubule, haha, der Arme :D

Viel kann ich ja noch nicht sagen, finde es gut geschrieben, vor allem die verschiedenen Sichten, ein bisschen wie in so nem' Film.
Und ich musste ja etwas schmunzeln, dass es schlussendlich doch Dachau geworden ist. :P
Ich freue mich auf jeden Fall, bin ganz heiß auf die Fortsetzung und etwas beruhigt, dass meine "seltsamen Story-Idees", nicht nur mir gefallen, sondern auch noch Anderswen inspirieren *-* - Yey! Lass uns zusammen komisch sein!

Bye, bye <3

btw.: Irgendwie ist Sasori für mich so nh bisschen Deutschland und Deidara ein bisschen Italien und Itachi so ein erster Japan.
Haha, seh nur ich das so?

Antwort von:  -AkatsukiHime
24.01.2018 15:23
*ein ERNSTER Japan. Wichtigsten Buchstaben vergessen. Gut gemacht, Hime,... * Schulterklopfen*
Antwort von:  Jestrum_Cosplay
24.01.2018 15:35
Ja der arme Deidara, der wird sich noch umschauen was der so erleben und erleiden muss :'D Es tut mir jetzt schon irgendwo so ein wenig leid, aber man hat mit ihm den perfekten Kontrast wie sich ein Charakter entwickeln kann... xD

Danke das freut mich sehr :) Ich dachte, es wäre klug die Charaktere zu Beginn etwas zu beleuchten wie sie zu ihren Positionen kamen (Wobei das bei Deidara ein langer Schlachtenweg war, bis es endlich soweit kam, aber dazu mehr im nächsten Kapitel xD)
Ja xD Dachau... Ich dachte mir ich nehme dann doch etwas, wo ich mich mitunter am besten auskenne und das ist es dann nun mal geworden :D
Du bist nicht allein mit deinen seltsamen Ideen xD Mir hat sie jedenfalls nen perfekten Anstoß in die Richtung gegeben :D

Bye Bye und bis zum nächsten Mal <3

Ja oder? :D Hahaha Itachi wäre sowas von Japan! :D Das geht nicht anders hahaha


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