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Plan zur Vollendung der Menschheit Humor

Autor:  halfJack

Die meisten Menschen werden es als wichtiges Anliegen betrachten, die Menschheit auch in Zukunft als Bestandteil dieses Planeten zu erhalten - Zukunftsvisionen, die das Verlassen der Erde thematisieren einmal ausgenommen. Es wird sicher niemand bestreiten, dass es für dieses Unterfangen unabdingbar ist, die Natur/Umwelt als Ganzes wieder zu ihrer ursprünglichen Gesundheit, so weit es eben noch möglich ist, zurück zu verhelfen. Da der Mensch für die krankhafte Veränderung der Umwelt verantwortlich ist, hat er auch die größtmöglichen Opfer zu erbringen, die nötig sind, um dieses zu erreichen.
Dieses große Ziel vor Augen sind viele und zum Teil radikale Maßnahmen nötig, von denen hier vorerst nur diejenigen erläutert werden sollen, die am Anfang der großen Veränderung stehen, die zu einem gesunden Verhältnis zwischen Mensch und Natur führen soll.

Für eben benanntes gesundes Verhältnis ist es unerläßlich, die übergroße Anzahl der Menschen auf diesem Planeten deutlich zu senken.
Dies soll mit folgenden Maßnahmen erreicht werden:

1. Pro Familie ist nur ein Kind erlaubt.
2. Sollte ein weiteres Kind geboren werden, ohne dass das erste verstorben ist, wird dieses zweite Kind an eine andere kinderlose Familie übergeben und die Mutter ist zur Sterilisation verpflichtet.
3. Frauen, die als Gebährmaschinen fungieren, werden zwangssterilisiert.
4. Umweltvergehen gelten in Zukunft als Schwerverbrechen.
5. Wer trotz körperlicher Befähigung keiner für die Allgemeinheit nützlichen Arbeit nachgeht, macht sich ebenfalls eines Schwerverbrechens schuldig.
6. Schwerverbrechen werden mit dem Tode bestraft.
7. Geistig oder körperlich Behinderte, die keiner sinnvollen Arbeit nachgehen können, gelten zwar nicht als Schwerverbrecher, werden aus Gründen der Menschheitsdezimierung dennoch eliminiert. (Ausgenommen Fälle, in denen die Behinderung nicht angeboren und ein Dienst an der Gemeinschaft schon geleistet worden ist)
8. Verbrechen, die nicht in der Kategorie "Schwerverbrechen" eingeordnet sind, werden wie folgt geahndet:
Diebstahl = 100 g Fleisch pro 20 € (Wert des Gestohlenen)
Ehebruch = 1 Kilo Fleisch
Körperverletzung = 100g Fleisch pro Stunde der ärztlichen Zuwendung (bei kleineren Verletzungen) oder pro Tag der häusliche Pflege/Krankenhausaufenthalt (bei größeren Verletzungen); sollte dabei ein Wert von über 100 (also 10 Kg) erreicht werden, wird diese Straftat als Mordversuch angesehen und wird ebenfalls mit dem Tode bestraft.
Diese Kg-Angaben beziehen sich auf die Menge Fleisch (erlaubter Fett-Anteil max. 20%), die der Verurteilte aus seinem eigenem Körper herauszuschneiden hat - Mengen über 2 Kg dürfen dabei in Raten "bezahlt" werden.

Diese Maßnahmen werden nicht ausreichend sein und verstehen sich nur als 1. Schritt in die richtige Richtung.

Nantej, in Zusammenarbeit mit den Mitgliedern von Psychosis NOS

Neujahr Humor, Literatur

Autor:  halfJack
Und wieder ist ein Jahr vergangen, die Pforten zu neuen Vorsätzen sind geöffnet, alte Meinungen können abgestreift werden... kurz: ein neues Leben beginnt.
Wie haben Sie Ihren Jahreswechsel vollzogen? Doch hoffentlich auf angenehme Art und Weise, denn mich persönlich stimmt diese Wende immer traurig. Manche Leute sitzen jedes Jahr im Wohnzimmer und sehen sich 'the Dinner for one' an, wobei fast, ich betone fast, allen Zuschauern die allzu tragische Gegebenheit dahinter entgeht. Man trinkt, man plaudert mit Bekannten oder bleibt allein. Nun gut... man besäuft sich, streitet mit Bekannten und bleibt allein. Doch möchte ich nicht pedantisch erscheinen. Letztendlich sind das auch nur Bagatellen im Anbetracht der Wucht des alten Jahres, in diesem Fall des Jahres 2004, das sich unaufhaltsam in den Abgrund der Vergessenheit stürzt.
Meist steht zu dieser Stunde der Weihnachtsbaum noch im Wohnzimmer, direkt neben dem Fernseher, auf dessen Bildschirm eine der unzähligen Silvestersendungen läuft. Der geschmückte Baum sieht jetzt schon ziemlich lächerlich aus, da er entweder bereits nadelt oder, falls er unecht ist, sowieso nur dümmlich krumm im Wege steht. Sollte man keinen Baum besitzen, macht das die ganze Situation auch nicht weniger trostlos.
So bald sich alles dem Ende entgegen neigt, steht man gemeinschaftlich im Wohnzimmer, jeder ein Glas von dem billigen Sekt in der Hand, da man nicht das Geld hatte, sich Champagner zu leisten, und zählt den Countdown in der Flimmerkiste herunter.
...Drei ...Zwei ...Eins ...Null!
Alles jubelt. Jeder tut so, als würde er sich freuen. Man stößt extra lang mit den Sektgläsern an, um es noch ein wenig hinauszuzögern, sich das Gesöff in den Rachen gießen zu müssen. Viele nutzen dann die Methode, auf Freundschaft, wie es im Volksmund heißt, zu trinken, damit es hoffentlich nicht auffällt, dass man nur kurz am Glas nippt. Es sei denn, man war so klug, sich vorher zu betrinken, dann schmeckt das Zeug nur halb so schlimm.
Schließlich gehen alle nach draußen, man schaut dem Feuerwerk zu oder beteiligt sich sogar aktiv daran. Jeder Mensch hat dieses bestimmte Glitzern in den Augen. Sie wissen schon, was ich meine: die Tränen in den Augen, da man den Sekt gar nicht so widerlich in Erinnerung hatte. War das im letzten Jahr auch schon so gewesen?
Nun steht man auf der Straße, blickt sich um und erkennt viele neue und alte Gesichter. Dort ist der Nachbar, das ist der Enkel, den vorbeilaufenden Mann kennt man nicht... und plötzlich denkt man sich: Eigentlich... ja, eigentlich kennen wir uns alle gar nicht, diese Leute sind wie Fremde. Jeder einzelne.
Im nächsten Moment geht man noch einen Schritt weiter. Das Jahr ist vorbei. Wie war es überhaupt? Hat man irgendetwas erreicht? Sie wissen sicher, wovon ich spreche.
Wussten Sie, dass sich zu Neujahr unglaublich viele Selbstmorde ereignen? Es ist erstaunlich... es gibt tatsächlich noch kluge Menschen, denen eines klar ist: das letzte Jahr war beschissen, das nächste wird auch nicht besser sein. Auf ein Neues? Gute Frage...
Dazu kommt die Tatsache, dass man an jeder Ecke einer Uhr begegnet. Alles ist vergänglich - muss man daran auch noch jede Sekunde erinnert werden?
Also dachte ich mir in diesem Jahr, man könnte auf die Familie auch verzichten. Es hat hervorragend funktioniert, wie sich schnell für mich herausstellte.
Meine Partnerin und ich entschieden uns zu meinen Freunden zu gehen. Verstehen Sie mich nicht falsch. Freunde sind nicht nur Bekannte. So fremd man ihnen ist so nah steht man ihnen auch. Blut ist dicker als Wasser? Das ließe sich überdenken.
Natürlich ließen meine Partnerin und ich nicht davon ab, schon im Voraus ein wenig intus zu haben und nicht allzu früh auf der Feier zu erscheinen: Wir beide kommen lieber stilvoll zu spät.
Doch endlich dort angekommen, nur ein wenig angetrunken, starrten uns unbekannte Gesichter entgegen, ein paar Typen, die es schick fanden, sich mit einem Bier in der Hand auf der Treppe zu sammeln. Wortlos gingen wir an ihnen vorüber und wurden von der Gastgeberin mit den Worten begrüßt:
"Gott, ich bin schon so betrunken. Und ich habe mich mit Riki rumgeknutscht."
Zur näheren Erläuterung: Riki ist eine Freundin von meiner Seite, die auf Oldies steht, die dementsprechenden Klamotten trägt und ansonsten Tiere und Pflanzen mag. Desweiteren sagte sie mir einst, sie stehe nicht auf Titten... so viel dazu.
Wibke, die Gastgeberin, ließ es sich nicht nehmen, das Gesagte noch in der Tür zu demonstrierten. Das war also unser Einstieg.
Durch die Wohnung dröhnte Rammstein und an einigen Stellen saßen suspekte jugendliche Männer, die wirkten, als seien sie von der Straße aufgelesen worden. Wir betraten das Zimmer der Gastgeberin nicht ohne Schwierigkeiten, da einer der Jugendlichen direkt vor der Tür lag. Sein Mund war von etwas Rotem verschmiert, als er sich schwerfällig erhob und mit einem anderen Kerl aus dem Zimmer verschwand. Keine Sorge, das dient nicht zu Ihrer Beunruhigung. Mir schien es nur eben erwähnenswert.
Wibke lag mittlerweile auf dem Bett und war damit beschäftigt einem Mädchen die Zunge in den Hals zu schieben. Wie? Riki? Nein, das war Uli, die beste Freundin von Wibke. Sie sind halt sehr, sehr gut miteinander befreundet... wie auch immer.
Wir sahen uns um.
Das einzige Licht in dem vollständig weißen Zimmer ging von Kerzen aus, eine Menge Fotos von Bands und Leadsängern hingen in schwarzweiß an den Wänden und Decken, Poster von den Murderdolls, Bilder von Luis Royo, ein Seil hing von der Decke. Falls es Sie interessiert: Die Frage, ob sie schon einmal versucht hätte sich damit zu erhängen, verneinte Wibke.
Wir setzten uns auf das Bett, sodass Wibke und Uli ihr Spiel bald auf den Schoß meiner Partnerin verlegten. Nun gibt es erst einmal nur Belanglosigkeiten zu erzählen. An dem Bett waren übrigens auch Seile befestigt, an dem man bequem jemanden festbinden konnte. Meine Partnerin und ich... aber lassen wir das.
Interessant wurde es erst, als Wibke nach dem stumpfen Messer auf ihrer Kommode griff und es über ihren Arm zog. Die Schnitte waren normal, bluteten, sodass man damit auf ihrer weißen Haut malen konnte, was sich meine Partnerin und ich nicht entgehen ließen. Jedoch konnte man mit solch einem stumpfen Messer sowieso nicht mehr erwarten. Also gab ich ihr das meinige, welches sich zufälligerweise in meiner Tasche befand. Ein wirkungsvolleres Resultat stellte sich heraus. Der Abend schien nett zu werden, noch bevor es zehn Uhr wurde. Ich musste feststellen, dass sich das binnen kurzer Zeit verstärkt bestätigen würde.
Wibke kam auf die geniale Idee, gleich ihre Rasierklinge zu benutzen, damit es mehr brächte. Das hat es auch...
Meine Partnerin war im Nachhinein der Meinung, dass die Wunde, die sich unsere Gastgeberin am Oberarm zufügte, nicht breiter offen stand als ein bis zwei Zentimeter. Nun ja, für mich sah es bereits wie drei aus, aber ich denke, diese Täuschung stellte sich bei mir nur durch den Alkohol ein. Das Blut sippte noch nicht einmal heraus, nur das Fleisch wölbte sich nach oben, sodass die weisen Fettzellen die Wunde gänzlich ausfüllten. Lange würde der Körper nicht brauchen, bis er mitbekam, was passiert war. Jedenfalls sahen meine Partnerin und ich uns fragend an, während die Verletzte beteuerte, es sei nicht so schlimm, nur die Haut sei angekratzt. Ihre Stimme klang dabei sehr hysterisch. Dann wollte sie das Blut ablecken, woran ich sie natürlich hindert. Okay, so konnte die Sache nicht bleiben. Doch Wibke entschloss sich schon vor uns aufzustehen und ins Bad zu gehen, nicht ohne Blut auf der Kommode, dem Boden, dem Türrahmen und dem Albinohasen zu verteilen.
Riki, die als einzige andere Anwesende neben uns saß, sagte kurz, dass das Ganze widerlich sei, sie es aber nicht weiter interessierte. Damit war das auch erledigt und meine Partnerin und ich konnten der Verletzten ins Bad folgen.
Im Bad hatte Wibke bereits das Wasser aufgedreht, um ihren Arm darunter zu halten. Ich brauche die Gründe doch sicher nicht zu erklären, weshalb wir sie daran unbedingt hindern mussten: Die Wundverschließung würde nicht einsetzen, da Blut im Kontakt mit Wasser nicht gerinnt. Wollte Wibke sich umbringen, wäre das eine gute Methode gewesen.
Im nächsten Augenblick war sie wieder aus dem Bad in ihr Zimmer gerannt und fing an eine Mullbinde um ihren Arm zu wickeln. Ich nahm ihr die Arbeit ab, da sie sich nicht davon abbringen ließ. Eigentlich hätte man warten müssen. Vielleicht hätten meine Partnerin und ich es sogar in Erwägung gezogen, die Wunde mit einem Tacker zu schließen - das wäre am sichersten gewesen. Dann wäre ein Druckverband darüber gekommen und letztendlich die Mullbinde. Wir fingen also mit der Mullbinde an...
Den Druckverband holte meine Partnerin aus dem Verbandskasten im Zimmer, der übrigens nicht ohne Grund dort ist, und das Tackern ließen wir ganz. Nun war der Arm notdürftig abgeschnürt, auch wenn sich der Verband vom Blut bereits rot färbte.
"Irgendwie ist es lustig", sagte meine Partnerin zu mir, "dass ich Blut an den Händen habe, das weder von dir noch von mir stammt."
Als die anderen Anwesenden im Haus, darunter Wibkes Bruder, dies bemerkten, ging das Gehetze wirklich los. Irgendwelche Besserwisser meinten, dass eine Hauptschlagader getroffen worden sein könnte und dass Wibke ins Krankenhaus müsse. Diese wollte das allerdings nicht. Nichts lag ihr ferner. Verständlich.
Man schrie sie an, sie schrie zurück, einige Freundinnen von ihr weinten und meine Partnerin und ich tauschten amüsierte Blicke. Dann wurde sie ins Bad gezerrt und drei Männer, darunter ihr Bruder und der Bruder ihrer Freundin, redeten auf sie ein, um die Moralapostel zu spielen. Sie wusste sich nicht mehr zu helfen, kauerte sich zusammen und hörte irgendwann mit der Gegenwehr auf, um sich berieseln zu lassen, ohne Erfolg für die Apostel.
Während die weinenden Freundinnen in Wibkes Zimmer saßen und die Jungs sich mit Wibke im Bad eingeschlossen hatten, standen meine Partnerin und ich im Flur zwischen beiden Zimmern. Durch die Zimmer klang mittlerweile die Stimme von Ville Valo. Er sang 'Gone with the Sin', während wir an der Wand lehnten und belustigte Blicke austauschten. Lachen musste meinereiner jedoch erst, als ich auf das Schild an Wibkes Tür sah. Ein Bild hing dort von Samsas Traum, unter dem groß die Worte standen:
"Heute Nacht sterben wir!"
Wir? Nicht ganz...
Zeitsprung: Nach dem vielen Gerede, Geschrei und Blut saß man also wieder in Wibkes Zimmer. Noch immer dröhnte die Musik von HIM durch den Raum. Sehr passend.
Der Gastgeberin ging es soweit wieder gut und ich schloss kurzerhand die Wette ab, dass sie bis zum Jahreswechsel überleben würde. Das war auch der Fall. Sie überlebte.
Jedenfalls konnte sie mühelos und nur wenig schwankend von ihrem Bett aufstehen, als ich sie kurz nach Mitternacht mit einigen anderen in die Küche schleifte. Gut, wir hatten den Wechsel verpasst, aber was machte das schon? Alle standen halb betrunken in der Küche, wir hoben die Gläser und wünschten ohne Countdown, da das ein wenig zu spät gekommen wäre, ein schönes neues Jahr. Jeder goss sich das Billiggetränk in den Rachen und seltsamerweise schmeckte es gar nicht so schlecht... zumindest für mich. Der Alkohol in meinem Blut tat fleißig seine Arbeit.
Was gibt es sonst noch zu erzählen? Das Feuerwerk war schön von drinnen anzuhören, als wir uns kurz entschlossen zu fünft in Wibkes Bett legten, welches eigentlich selbst für zwei schon zu klein war. Die Handschellen in meinem Rucksack fanden in dieser Nacht leider keine Verwendung mehr, aber es war trotzdem nett.
Am nächsten Morgen war Wibkes Arm bereits ein wenig blau und eiskalt geworden, aber es ging, wie sie selbst versicherte. Das erfuhr ich jedoch nur per Telefon, da meine Partnerin und ich uns bereits vorher dazu entschlossen hatten, besser Zuhause zu übernachten. Was mittlerweile mit ihrem Arm ist, weiß ich nicht. Ihr Bruder wird sie verpfiffen haben und dann muss Wibke wahrscheinlich, wenn sie sich nicht zu wehren weiß, wieder ins Sanatorium. Das geht mich jetzt allerdings nichts mehr an. Ich hatte mein schönes Silvester und nun bereite ich mich auf die Wucht des Jahres 2005 vor, mit einem Start, den ich mir besser kaum hätte vorstellen können.
Auf ein Neues? Aber immer doch...

Telefongespräch Humor, Literatur

Autor:  halfJack
Als Einstieg:

>Dringlingling... Klick!<

"Zum Geburtstag viel Glück. Zum Geburtstag viel Glück. Zum Geburtstag dir...
Oh, ich habe deinen Namen vergessen."

"Wer sind Sie?"

"Ah, danke. Zum Geburtstag dir Wer-sind-sie. Zum Geburtstag viel Glück.
Alles Gute zum 31. Geburtstag!"

"Sie müssen mich mit jemandem verwechseln. Ich habe nicht..."

"Halt den Mund! Heute ist dein 24. Geburtstag.
Also... ich habe ein Geschenk für dich. Was ist dir lieber? Schmerzen zuzufügen oder sie zu erleiden?
Du kannst das haben, was du am meisten hasst. Hi hi hi...
Alles Gute zum Geburtstag!"

>Klack!<

Aus: Silent Hill 3


Letztens habe ich ein interessantes Gespräch geführt.
Sie kennen diese Art von interessanten Gesprächen, die sich die ganze Zeit nur um ein Thema drehen, wobei beide Parteien entweder derselben Meinung sind und sich in ihrer Übereinkunft gar nicht genug bestätigen können oder wo besagte Parteien gegensätzlicher Meinung sind, diese jedoch nicht auf Falschheit zurückzuführen ist. Es geht also um Geschmack und Ansichten.
Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Es soll tatsächlich Leute geben, die diesen Aphorismus ernst nehmen. Offensichtlich war die geschätzte Persönlichkeit jenes Geistesblitzes, insofern sie überhaupt existierte, ein Scherzkeks, wie für alle Beteiligten zu erkennen sein sollte. Geschmack ist eines der wenigen Themen, die man am ausführlichsten, kaum schöner ausgeschmückt und belegt, als Streitpunkt verwenden kann. Mit Verlaub, die eigenen Ansichten vertreten viele Menschen in intensivster Weise – ein professioneller Regentanz ist nichts dagegen. Gesprächsstoff geht nie aus, solange man um den eigenen Brei tanzen kann, ist es nicht so?
Ein einfaches Beispiel: Was haben Sie bis jetzt in diesem Bericht, von meiner Wenigkeit erzählt, gelernt beziehungsweise erfahren? Natürlich nichts. Allein vom eigenen Hauptgedanken abzuweichen ist eine Sache, die wohl nicht einfacher zu bewerkstelligen wäre, erst recht, wenn sich plötzlich die Prioritäten verschieben. Sehen Sie, was ich meine? In meinem ungeheuren Wortschwall ist es Ihnen gar nicht möglich, zu Wort zu kommen. Dabei habe ich mit meiner eigentlichen Erzählung noch gar nicht angefangen. Ich führe momentan quasi einen monologischen Dialog.
Und hier wären wir also bei meinem persönlichen Hauptgedanken: Gespräche.
Gespräche werden erst richtig interessant, wenn man den Partner dabei beobachten kann, seine Mimik, Gestik, ganz wichtig sind die Augen. Aber das wissen Sie sicher alles selbst. Außerdem sollen diese Einflüsse bei dem von mir geführten Gespräch ausgeblendet sein.
Es ist nämlich so, dass ich telefonierte.
Um auf den Punkt zu kommen: Ich telefonierte mit dem Tod.
Nichts Neues, denken sie jetzt sicher. Wieder ein Klischee, das im Grunde jeder vollzieht oder zumindest kennt. Nun, für mich war es durchaus etwas Neues. Ich hätte gehofft, diese bereichernde Erfahrung zu machen, bevor ich sterbe. Allerdings war es nach meiner Geburt schon zu spät. Sie kennen das – man stirbt sein ganzes Leben vor sich hin. Und irgendwann klingelt das Telefon, sie gehen ran und eine tiefe Stimme sagt zu Ihnen:
„Sie sind tot.“
Humbug, sicher doch. Aber anders könnte es doch gar nicht sein. Es wäre schön gewesen, hätte mich der Tod angerufen, um mir den Unterschied zwischen dem Sterben und dem Tod zu erklären. Hierbei hat er mich allerdings ausgespart.
Was blieb mir also Anderes übrig, als mich in mein Grab zu legen und anzurufen? Somit ist auch das 'Wo' geklärt: Ich lag in meinem Grab und telefonierte mit dem Tod.
Sie fragen sich, was dabei herauskam? Ich mich auch, das können sie mir glauben. Ich verweise auf den ersten Absatz – Tod und ich waren eindeutig nicht derselben Meinung. Worum es ging, spielt keine Rolle. Jedenfalls legte er kurze Zeit später wieder auf.
„Schlafen Sie jetzt. Sie sind tot.“
Logischerweise war ich erregt, wütend über so viel Unverfrorenheit. Warum hatte der Tod mich nicht angerufen, wenn mein Sterben nun endlich ein Ende hatte. Es hatte eindeutig kein Ende und ich wollte gerechterweise meinen Tod haben, den ich mir nicht nehmen ließ, nur wegen eines verpassten Telefonanrufes. Wenigstens Rache wollte ich. Eine sympathische Eigenschaft des Menschen: bekommt er seine Rache, dann geht es ihm wieder gut und alles scheint vergessen.
Am anderen Ende klingelte es. Tod nahm ab:
„Ja?“
„Sie sind tot“, versuchte ich.
„Ja, ich bin Tod.“
„Nein, Sie sind nicht Tod, Sie sind tot“, versuchte ich es weiter.
„Logischerweise.“
„Müssten Sie dann nicht an meiner Stelle hier liegen?“
„Warum rufen Sie mich zweimal an?“
Dass der Tod dazu neigt, auf Fragen immer Gegenfragen zu stellen, konnte ich mir schon denken. Also antwortete ich.
„Weil Sie es nicht getan haben.“
„Ich muss Sie doch nicht anrufen, damit Sie wissen, dass sie tot sind.“
„Ich dachte, sie seien Tod.“
„Ich bin beides.“
Der Tod seufzte, bevor er fortfuhr.
„Also, gut. So geht es auch.“
Jetzt merkte ich, dass ich gleichgültig wurde. Sie können mit Sicherheit erraten, was geschah: Ich hörte auf zu sterben.
Den Bruchteil einer Sekunde implodierten meine Gedanken, welche sie hier lesen konnten. Es ging (und geht Ihnen wahrscheinlich soeben) viel zu überstürzt. Warum das Wichtigste – das eigentliche Gespräch – weggelassen wurde, werden Sie selbst erfahren. Bei Ihrem eigenen Telefongespräch mit dem Tod.
Gute Nacht und auf Wiederhören.

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