Liebe ist Besitzanspruch
Besitz ist eigentlich eine trostlose Angelegenheit. Alles, was man erlangt, was man sein eigen nennt, gerinnt zur Selbstverständlichkeit. Die Begeisterung dafür, das Begehren, das vorher da war, erlischt sofort. Man will dies, man will das, und all der Krempel - Klamotten, Taschen und so weiter - verkommt sofort, nachdem man es erworben hat, zu einem bloßen Exemplar der Sammlung. Man trägt das Zeug ein paarmal, und schon hat es den Reiz des Neuen eingebüßt. Mit der Ehe ist es wohl nicht anders, auch hier geht es darum, den anderen zu besitzen. Und selbst wenn man nicht verheiratet ist, neigen doch die Typen im Laufe der Beziehung dazu, herrisch zu werden - gemäß dem Sprichwort: "Einen Fisch an der Angel braucht man nicht zu füttern". So läuft das doch. Und was, wenn dem Fisch das Futter ausgeht? Dann hat er lediglich die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten: entweder zu verrecken oder zu flüchten. Besitz ist eine heikle Angelegenheit, und trotzdem wollen wir Dinge und Menschen für uns haben.
"Tokyo Love" von Hitomi Kanehara