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Schubladendenken Literatur, Zitatsammlung

Autor:  halfJack

Und dann werden wieder Schubladen gefordert. "Schubladen, Schubladen", brüllen sie auf den Straßen, machen Fackelzüge durch Innenstädte, kloppen auf Trommeln und brüllen: "Schubladen, Schubladen". Zumachbare, geschlossene, solche, in die man bequem Kinderhände quetschen kann, wenn sie nach karieserzeugendem Süßkram langen, die dicken, bereits im Kindergartenalter verbitterten Biester. Menschen halten ja so gerne fest an dieser Schubladenromantik, denken immer "was draufsteht, ist drin" und so. Auch wenn auf der Lade ein Aufkleber mit der Aufschrift "Subkultureller Individualist" klebt, dann kann ein Typ drin sein, der so sehr auf Archivierung steht, dass er selbst zu einer geworden ist. Und in der Lade mit der "bequemen Kleidung", da ist ja auch meistens die Zwangsjacke drin. Ich plädiere hier nochmal für das undramatische Verbrennen von Schubladen. Die Dinger stören Abläufe, das Auf- und Zumachen ist Zeitverlust.

Dirk Bernemann

Verwandtschaft des Schreibens mit dem Tod Literatur, Philosophie, Zitatsammlung

Autor:  halfJack

Die Erzählung wiegt den in Kauf genommenen Tod auf.
Dieses Thema des Erzählens oder des Schreibens, das dazu bestimmt ist, den Tod zu bannen, hat in unserer Kultur eine Metamorphose erfahren.
Das Schreiben ist heute an das Opfer gebunden, sogar an das Opfer des Lebens, an das freiwillige Auslöschen, das in den Büchern nicht dargestellt werden soll, da es sich im Leben des Schriftstellers selbst vollzieht. Das Werk, das die Aufgabe hatte, unsterblich zu machen, hat das Recht erhalten, zu töten, seinen Autor umzubringen.
Die Beziehung des Schreibens zum Tod zeigt sich auch im Verblassen der individuellen Züge des schreibenden Subjekts. Durch alle Barrieren, die das schreibende Objekt zwischen sich und dem, was es schreibt, errichtet, bringt es alle Zeichen seiner individuellen Besonderheit durcheinander. Das Merkmal des Schriftstellers besteht nur noch in der Eigentümlichkeit seiner Abwesenheit. Er muss die Rolle des Toten im Spiel des Schreibens einnehmen.

Michel Foucault

Elle me ne regarde pas Literatur, Philosophie, Zitatsammlung

Autor:  halfJack

Die Geschichte ist wahr. Sie stammt aus der Zeit meiner, ich würde sagen, meiner Zwanzigerjahre - ich hatte damals, als junger Intellektueller, natürlich nichts Besseres zu tun als rauszugehen und mich irgendeiner Tätigkeit hinzugeben, die nur direkt und ländlich sein sollte, also zum Beispiel Jagd oder Fischen. Eines Tages nun war ich auf einem kleinen Boot zusammen mit einigen Leuten aus einer Fischersfamilie, die an dem kleinen Hafen zu Hause war. Damals war unsere Bretagne noch unberührt von der Großindustrie, und Fischerei im großen Stil gab es noch nicht. Die Fischer fischten in ihrer Nussschale auf eigenes Risiko und eigene Gefahr. Und eben dieses: Gefahr und Risiko wollte ich mit ihnen teilen. Nur gab es Gefahr nicht immer, es gab auch Tage schönsten Wetters. Eines Tags nun, wir warteten auf den Augenblick, wo die Netze eingeholt werden sollten, zeigt mir ein gewisser Petit-Jean, wir nennen ihn so - er ist mit seiner ganzen Familie dann plötzlich von der Tuberkulose dahingerafft worden, die damals tatsächlich so etwas wie die Krankheit einer ganzen Sozialschicht war - eines Tags also zeigt mir Petit-Jean ein Etwas, das auf den Wellen dahinschaukelte. Es war eine kleine Büchse, genauer gesagt: eine Sardinenbüchse, ausgerechnet. Da schwamm sie also in der Sonne, als Zeuge der Konservenindustrie, die wir ja beliefern sollten. Spiegelte in der Sonne. Und Petit-Jean meinte:
Siehst du die Büchse? Siehst du sie? Sie, sie sieht dich nicht!
Er fand sie sehr lustig, die kleine Geschichte, ich weniger. Ich habe mich gefragt, warum ich sie weniger komisch fand. Das ist sehr aufschlussreich.
Zunächst, wenn es einen Sinn haben soll, dass Petit-Jean mir sagt, dass die Büchse mich nicht sehe, so deshalb, weil sie in einem bestimmten Sinn mich tatsächlich anblickt, angeht.* Sie blickt mich an auf der Ebene des Lichtpunktes, wo alles ist, was mich angeht, und das ist hier durchaus nicht als Metapher gemeint.
Was erklärt die Bedeutung dieser kleinen Geschichte, die ich dem Einfall des Gefährten verdanke, und was erklärt, dass er sie so komisch fand und ich weniger? Die Geschichte ist mir erzählt worden, weil ich in dem Moment damals - so wie ich mich geschildert habe zusammen mit diesen Leuten, die so schwer für ihre Existenz zu schuften hatten in fortgesetztem Kampf gegen etwas, was für sie rohe Natur hieß - weil ich damals also ein unsäglich komisches Bild gemacht haben muss. Oder vielmehr: Ich fiel aus dem Bild heraus, ich machte mehr oder weniger einen Fleck im Bild.** Und weil mir das bewusst ist, kann nichts mich bei dieser komischen, ironischen Geschichte, die ich mich jetzt hervorbringen höre, davon abbringen, sie wenig komisch zu finden.
 

* Elle me regarde: Der Doppelsinn des Französischen "sie blickt mich an" und "sie geht mich an"
** Je faisais tant soit peu tache

Jacques Lacan

Das Land der Menschen Literatur, Zitatsammlung

Autor:  halfJack

Niemand kann sich erinnern, dass diese Erde einst unter einer dicken Eisschicht verborgen war. Aber tief in jeder Seele gibt es eine leise Stimme, die noch von der Kälte erzählt, vom Schnee und von Sonnenstrahlen, die sich im Eis zu bunten Lichtfontänen brechen. In den Herzen tragen auch die Menschen hier einen winzigen Klumpen vom ewigen Eis. Deshalb verspüren sie eine Sehnsucht nach dem Weiß, nach Sauberkeit und Stille. Niemand versteht diese Sehnsucht, aber alle kennen sie. In jedem Jahr muss es Winter werden, damit das Stück Erinnerung zum Leben erwacht und die Menschen glücklich sind. Sie brauchen den Winter.

Juli Zeh

Buchvorstellung: Atmen Buchvorstellung, Zitatsammlung

Autor:  halfJack

Stefan Kalbers

Atmen
Jemand muss atmen

"Und ich weiß nicht, wie viel Zeit mir noch bleibt. Jeden Tag mache ich weiter und beginne wieder von vorn. Aller Hoffnungslosigkeit zum Trotz.
Ich weiß nicht, wovon andere Menschen träumen. Doch in meinen Träumen bewege ich mich stets durch ein dunkles, kaltes All. Geräuschlos, unfähig, auch nur einen Laut von mir zu geben, gleiche ich einem leeren Gefäß, ohne Emotion, ohne einen klaren Gedanken in mir zu tragen.
Es gibt nur das Bewusstsein dafür, anwesend zu sein, und meine Augen, an denen alles, was geblieben ist, vorüberzieht. Namenlose Planeten verglühen, schicken ihr Licht wie eine Botschaft durch den Raum. Empfänger unbekannt. Diesen Träumen liegt eine tiefe Sehnsucht nach Frieden und Ruhe zugrunde. Schicht um Schicht gilt es, meine Einsamkeit aufzugraben, bis die Schaufel am Grund der Wahrheit zerbricht."

Stefan Kalbers schickt seinen Protagonisten scheinbar ziellos durch die kalte, herzlose Welt, die um ihn herum in sich zusammenfällt. Er rutscht ab, gerät auf die schiefe Bahn und scheint unrettbar verloren, ist immer im falschen Moment am falschen Ort, an sich ein netter Kerl, aber ein Verlierer - und am Ende steht lediglich die Erkenntnis: Jemand muss atmen.

"Der wahre Horrortrip war immer der Alltag. Diese unabwendbare Abfolge nicht enden wollender Banalitäten. Horror war, sich in einen festen Tagesablauf pressen lassen zu müssen. Horror, das war der Druck, sich durch irgendeine aufgezwängte Tätigkeit den Lebensunterhalt verdienen zu müssen, niemals genügend Schlaf zu bekommen und sich jeden Tag, immer aufs Neue, gehetzt und getrieben zu fühlen. Horror, das waren die Nachbarn, die einen grüßten, der Geruch von Putzmittel im Treppenhaus und ein Blick in das Gesicht des Vermieters, der drängende Fragen stellte. Horror, das war das Vergehen der Zeit, die Wiederkehr eines Geburtstages, ein weiteres Weihnachten, Silvester, Ostern. Horror, das war der Lärm der Straße, die Masse an glücklosen, dumpfen Menschen um mich herum. Menschen - sie waren überall.
Man konnte ihnen nicht entkommen. In der Wohnung über mir, neben mir, unter mir. Ihre Stimmen waren da, ihre Sprache, das Dröhnen des Fernsehers, das Klingeln des Telefons, die Türen, die ständig auf- und zugingen. Horror, das war die Erkenntnis, dass selbst enge Freunde die eigenen Gedankengänge nicht mehr nachvollziehen konnten. Mein ganzes Leben lang hatte ich mir gewünscht, unsichtbar zu sein und möglichst früh zu sterben.
Ich war noch immer hier.
Horror, das war ein nüchterner Kopf ohne die Möglichkeit, sich zu berauschen. Ich wollte aufhören zu denken, aufhören zu fühlen. Ich wollte aufhören."

Lyricon - Stillste Stund Alice im Wunderland, Liedtexte, Zitatsammlung

Autor:  halfJack

Alice III
(Schwesterherz)

Löscht nun alle Lichter und schweigt still,
vor Erwartung weit geöffnet Augen und Mund.
Und lasst mit uns gemeinsam ein letztes Mal erwachen: Alice!
Und einem Schauspiel gleich ergründen dieser armen Seele tiefsten Abgrund...

Alice’ Wahrnehmungen waren schlagartig klar.
Als hätte ihr Schrei giftigen Staub von Jahren aus ihren Gedanken geblasen.
Jetzt blickt sie an sich herab und war doch verwundert,
denn sie fand sich barfuß und im Nachthemd mitten in einem dunklen Zimmer stehend.

Und obwohl sie ganz still stand, dort wo sie war,
Knarrten die Holzdielen ganz sonderbar.
Als ginge im Raum jemand herum –
Dem Tode gleich unheimlich und stumm

Und so formte sie im Geiste Laute:

Oh Schwesterherz, spielst ein grausam' Spiel.
Oh Schwesterherz, du verlangst viel zu viel.
Was du begehrst, kann ich dir kaum geben,
was du verlangst, das trennt mich vom Leben!

Alice erblickte vor sich auf der Kommode einen Spiegel.
Das heißt, es war nur Rahmen, denn das Glas war zerschlagen und fehlte.
Der ihr mittlerweile fremde Anblick ihres eigenen Gesichts hätte sie ohnehin nur noch mehr verwirrt,
waren doch Jahre vergangen, die sie im Dämmerzustand verbracht hatte.

So stand Alice im Mondenschein,
doch sie glaubte sich nicht allein.
In ihren Wimpern der Schlaf langer Zeit.
In ihrem Geiste so schrecklich entzweit.

Und so formten trockene Lippen Laute:

Oh Schwesterherz, schlägst so kalt in mir.
Oh Schwesterherz, quälst mich oh so sehr.
Bist bei mir so lang schon dicht an dicht.
Im Dunkel gefangen spüre ich dich.

Und hätte jemand an der Tür gelauscht oder gar durchs Schlüsselloch geblickt,
er wäre wohl sehr erschrocken.
Denn er hätte miterlebt, wie das Mädchen mit sich selbst wild diskutierend und gestikulierend zwei Stimmen imitierte.
So wirr im Kopf...

Wieviel Schmerz kann eine Seele ertragen?
Wie laut ein Herz in fremder Brust schlagen?
Wieviel Realität unser Auge betrachten?
Wieviel der Wahrheit ein Geist verkraften?

Oh Schwesterherz, wiegst so schwer wie Blei.
Oh Schwesterherz, willst nichts sein als frei.
Was du begehrst, kann ich dir kaum geben,
Was du verlangst, das trennt mich vom Leben.

Oh Schwester mein, wie kann das sein?
Das Herz in mir kann doch nicht sein dein?
Ich bitte dich, lass ab von mir
Gab ich doch schon so viel Herzblut dir.

Ein Schmerz schießt in ihre Brust: Alice stockt der Atem!
Das Mädchen spürt einen scharfen Gegenstand,
der sich durch Fleisch und Rippen bohrt.
Sie sieht an sich herunter und erblickt voller Entsetzen ihre eigenen Hände,
die blutverschmiert eine Spiegelscherbe umklammern und damit in ihrem Brustkorb herumrühren.
Doch sie kann diese Hände nicht kontrollieren!

Und alles wird dunkel.
Und alles wird schwarz.

Diesmal wird jede Hilfe kommen zu spät.
Die Augen starr geöffnet, liegt das Mädchen erschreckend blass und still.
Und diesmal wird der Befund eindeutig sein und nicht fallen allzu schwer: Tod aufgrund fehlenden Herzens.
Doch sollte man finden dieses Herz nimmer mehr...

Stillste Stund

Lyricon - Stillste Stund Alice im Wunderland, Liedtexte, Zitatsammlung

Autor:  halfJack

Alice III
(Schwesterherz)

Löscht nun alle Lichter und schweigt still,
vor Erwartung weit geöffnet Augen und Mund.
Und lasst mit uns gemeinsam ein letztes Mal erwachen: Alice!
Und einem Schauspiel gleich ergründen dieser armen Seele tiefsten Abgrund...

Alice’ Wahrnehmungen waren schlagartig klar.
Als hätte ihr Schrei giftigen Staub von Jahren aus ihren Gedanken geblasen.
Jetzt blickt sie an sich herab und war doch verwundert,
denn sie fand sich barfuß und im Nachthemd mitten in einem dunklen Zimmer stehend.

Und obwohl sie ganz still stand, dort wo sie war,
Knarrten die Holzdielen ganz sonderbar.
Als ginge im Raum jemand herum –
Dem Tode gleich unheimlich und stumm

Und so formte sie im Geiste Laute:

Oh Schwesterherz, spielst ein grausam' Spiel.
Oh Schwesterherz, du verlangst viel zu viel.
Was du begehrst, kann ich dir kaum geben,
was du verlangst, das trennt mich vom Leben!

Alice erblickte vor sich auf der Kommode einen Spiegel.
Das heißt, es war nur Rahmen, denn das Glas war zerschlagen und fehlte.
Der ihr mittlerweile fremde Anblick ihres eigenen Gesichts hätte sie ohnehin nur noch mehr verwirrt,
waren doch Jahre vergangen, die sie im Dämmerzustand verbracht hatte.

So stand Alice im Mondenschein,
doch sie glaubte sich nicht allein.
In ihren Wimpern der Schlaf langer Zeit.
In ihrem Geiste so schrecklich entzweit.

Und so formten trockene Lippen Laute:

Oh Schwesterherz, schlägst so kalt in mir.
Oh Schwesterherz, quälst mich oh so sehr.
Bist bei mir so lang schon dicht an dicht.
Im Dunkel gefangen spüre ich dich.

Und hätte jemand an der Tür gelauscht oder gar durchs Schlüsselloch geblickt,
er wäre wohl sehr erschrocken.
Denn er hätte miterlebt, wie das Mädchen mit sich selbst wild diskutierend und gestikulierend zwei Stimmen imitierte.
So wirr im Kopf...

Wieviel Schmerz kann eine Seele ertragen?
Wie laut ein Herz in fremder Brust schlagen?
Wieviel Realität unser Auge betrachten?
Wieviel der Wahrheit ein Geist verkraften?

Oh Schwesterherz, wiegst so schwer wie Blei.
Oh Schwesterherz, willst nichts sein als frei.
Was du begehrst, kann ich dir kaum geben,
Was du verlangst, das trennt mich vom Leben.

Oh Schwester mein, wie kann das sein?
Das Herz in mir kann doch nicht sein dein?
Ich bitte dich, lass ab von mir
Gab ich doch schon so viel Herzblut dir.

Ein Schmerz schießt in ihre Brust: Alice stockt der Atem!
Das Mädchen spürt einen scharfen Gegenstand,
der sich durch Fleisch und Rippen bohrt.
Sie sieht an sich herunter und erblickt voller Entsetzen ihre eigenen Hände,
die blutverschmiert eine Spiegelscherbe umklammern und damit in ihrem Brustkorb herumrühren.
Doch sie kann diese Hände nicht kontrollieren!

Und alles wird dunkel.
Und alles wird schwarz.

Diesmal wird jede Hilfe kommen zu spät.
Die Augen starr geöffnet, liegt das Mädchen erschreckend blass und still.
Und diesmal wird der Befund eindeutig sein und nicht fallen allzu schwer: Tod aufgrund fehlenden Herzens.
Doch sollte man finden dieses Herz nimmer mehr...

Stillste Stund

Lyricon - Stillste Stund Alice im Wunderland, Liedtexte, Zitatsammlung

Autor:  halfJack

Alice II
(Nie Allein Mit Dir)

Alice! Du bist nicht tot...

Alice öffnete ihre Lider – grelles Licht!
Auch wenn es nur das fahle Mondlicht war, welches in ihr Zimmer schien,
fiel es ihren Augen doch sehr schwer, sich nach all der Zeit in tiefster Dunkelheit langsam wieder daran zu gewöhnen.

Da man sie im ersten Moment tot glaubte, hätte man ihren schwachen Herzschlag in jener Nacht, in der sie vor dem großen Spiegel zusammengebrochen war, beinahe nicht bemerkt. So lag sie nun aber in ihrem Bett; bis zu diesem Moment ohne Bewusstsein.
Seit eben dieser einen Nacht - vor nunmehr genau vier Jahren...

Alice versuchte, ihre schmerzenden Augen zu bewegen. Langsam wanderte ihr Blick die Decke ihres Zimmers entlang und an einer Wand hinunter.
Sie freute sich, neben einem Spiegel auf der Kommode ihre alte Spieluhr
erkennen zu können. Doch zog sich diese plötzlich wie von Geisterhand auf...

Ihr Lächeln verflog wie im Nu vom Gesicht
Etwas war bei ihr, was wusste sie nicht.
Doch beim Blick in den Spiegel wurd ihr bald klar:
Es war die blasse Gestalt, die sie wieder dort sah.

Schon seit langer Zeit sitzt etwas tief in dir,
Hört dich atmen und schreit, lacht und weint mit dir
Könntest du ahnen was in deinem Kopf geschieht...
Du bist nie allein - allein mit dir, Alice!

Sie versuchte sich weiter aufzurichten, um aufzustehen, doch es war ihr anfangs kaum möglich ihren Körper auch nur wenige Zentimeter zu bewegen.
Immernoch alles verschwommen in ihren Augen, gelang es ihr nach einer ganzen Weile schließlich doch und so wankte und tastete sich das Mädchen durch den nur schwach erhellten Raum.

Sie zwang sich voran, ängstlich, Schritt für Schritt
Ihr Körper so schwach, er machte kaum mit.
Hin zum Spiegel dem Gesicht entgegen.
Es konnte nur dort eine Antwort geben.

Später wird man übereinkommen, Alice sei schwer krank, und wird sie unter starke Beruhigungsmittel stellen. Denn so pflegt man es stets zu handhaben, wenn jemand der Wahrheit zu nahe rückt...

Sie berührte den Spiegel: kalt war er nicht.
Es war nichts mehr zu sehen, auch nicht das Gesicht.
Vielleicht war es gut jetzt und alles vorbei.
Doch dann zerriss die Nacht ihr grässlicher Schrei.

Schon seit langer Zeit sitzt etwas tief in dir,
Hört dich atmen und schreit, lacht und weint mit dir
Oftmals ist dir fremd was du im Spiegel siehst
Du bist nie allein - allein mit dir, Alice!

Was siehst Du, Alice? Was ist dort im Spiegel?
Alice!

Stillste Stund

Lyricon - Stillste Stund Alice im Wunderland, Liedtexte, Zitatsammlung

Autor:  halfJack

Alice II
(Nie Allein Mit Dir)

Alice! Du bist nicht tot...

Alice öffnete ihre Lider – grelles Licht!
Auch wenn es nur das fahle Mondlicht war, welches in ihr Zimmer schien,
fiel es ihren Augen doch sehr schwer, sich nach all der Zeit in tiefster Dunkelheit langsam wieder daran zu gewöhnen.

Da man sie im ersten Moment tot glaubte, hätte man ihren schwachen Herzschlag in jener Nacht, in der sie vor dem großen Spiegel zusammengebrochen war, beinahe nicht bemerkt. So lag sie nun aber in ihrem Bett; bis zu diesem Moment ohne Bewusstsein.
Seit eben dieser einen Nacht - vor nunmehr genau vier Jahren...

Alice versuchte, ihre schmerzenden Augen zu bewegen. Langsam wanderte ihr Blick die Decke ihres Zimmers entlang und an einer Wand hinunter.
Sie freute sich, neben einem Spiegel auf der Kommode ihre alte Spieluhr
erkennen zu können. Doch zog sich diese plötzlich wie von Geisterhand auf...

Ihr Lächeln verflog wie im Nu vom Gesicht
Etwas war bei ihr, was wusste sie nicht.
Doch beim Blick in den Spiegel wurd ihr bald klar:
Es war die blasse Gestalt, die sie wieder dort sah.

Schon seit langer Zeit sitzt etwas tief in dir,
Hört dich atmen und schreit, lacht und weint mit dir
Könntest du ahnen was in deinem Kopf geschieht...
Du bist nie allein - allein mit dir, Alice!

Sie versuchte sich weiter aufzurichten, um aufzustehen, doch es war ihr anfangs kaum möglich ihren Körper auch nur wenige Zentimeter zu bewegen.
Immernoch alles verschwommen in ihren Augen, gelang es ihr nach einer ganzen Weile schließlich doch und so wankte und tastete sich das Mädchen durch den nur schwach erhellten Raum.

Sie zwang sich voran, ängstlich, Schritt für Schritt
Ihr Körper so schwach, er machte kaum mit.
Hin zum Spiegel dem Gesicht entgegen.
Es konnte nur dort eine Antwort geben.

Später wird man übereinkommen, Alice sei schwer krank, und wird sie unter starke Beruhigungsmittel stellen. Denn so pflegt man es stets zu handhaben, wenn jemand der Wahrheit zu nahe rückt...

Sie berührte den Spiegel: kalt war er nicht.
Es war nichts mehr zu sehen, auch nicht das Gesicht.
Vielleicht war es gut jetzt und alles vorbei.
Doch dann zerriss die Nacht ihr grässlicher Schrei.

Schon seit langer Zeit sitzt etwas tief in dir,
Hört dich atmen und schreit, lacht und weint mit dir
Oftmals ist dir fremd was du im Spiegel siehst
Du bist nie allein - allein mit dir, Alice!

Was siehst Du, Alice? Was ist dort im Spiegel?
Alice!

Stillste Stund

Lyricon - Stillste Stund Alice im Wunderland, Liedtexte, Zitatsammlung

Autor:  halfJack

Alice I
(Spiegeltanz)

Alice... komm zu mir.

Eigentlich hätte Alice längst schlafen sollen, doch in dieser Nacht glaubte sie eine Stimme ihren Namen rufen gehört zu haben. So stand sie also auf und wandelte barfuß durch das dunkle Haus...

Sie fand sich vor einem bemerkenswerten Spiegel wieder, mit einem riesigen, zerschrammten Rahmen, der sich eindrucksvoll vor ihr in die Höhe reckte. In dem Mondlicht erinnerten seine Verzierungen an alte knorrige Finger, welche die Spiegelkanten zu umklammern schienen.

Jeden hätt' es wohl erschreckt,
Hätt' er wie sie in den Spiegel geblickt
Denn tief im Dunkel wurd sie gewahr
einer blassen Gestalt, die sie starr ansah

Komm tanz mit mir in die Spiegelwelt
Komm tanz mit mir bis der Vorhang fällt
Es gibt keine Schatten in einer Welt ohne Licht
Komm tanz mit mir, bis der Spiegel bricht!

Sie wollte sich abwenden, wegrennen, doch sie war wie gelähmt. Ihr Mund öffnete sich, doch die Kehle wie zugeschnürt, drang kein Laut über ihre Lippen. Sie fühlte sich wie in einem Alptraum und ihre weit aufgerissenen Augen waren nicht in der Lage, sie wachzublinzeln.

Eine Stimme im Kopf, das Mondlicht im Haar
Vor Angst wie versteinert im Geiste sie war
Doch des Mädchens Körper, apathisch und stumm,
fing an sich zu drehen, herum und herum

Komm tanz mit mir in die Spiegelwelt
Komm tanz mit mir bis der Vorhang fällt
Es gibt keine Schatten in einer Welt ohne Licht
Komm tanz mit mir, bis der Spiegel bricht!

Wieder und wieder, herum und herum!

Komm, komm zu mir...

Am Morgen wird man das Mädchen im ganzen Haus suchen, vergeblich nach ihr rufen. Denn in seinem Nachthemd, von Blut entsetzlich rot, wird man es schließlich inmitten von Spiegelscherben liegend finden - tot!

Stillste Stund


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