Schubladendenken
Und dann werden wieder Schubladen gefordert. "Schubladen, Schubladen", brüllen sie auf den Straßen, machen Fackelzüge durch Innenstädte, kloppen auf Trommeln und brüllen: "Schubladen, Schubladen". Zumachbare, geschlossene, solche, in die man bequem Kinderhände quetschen kann, wenn sie nach karieserzeugendem Süßkram langen, die dicken, bereits im Kindergartenalter verbitterten Biester. Menschen halten ja so gerne fest an dieser Schubladenromantik, denken immer "was draufsteht, ist drin" und so. Auch wenn auf der Lade ein Aufkleber mit der Aufschrift "Subkultureller Individualist" klebt, dann kann ein Typ drin sein, der so sehr auf Archivierung steht, dass er selbst zu einer geworden ist. Und in der Lade mit der "bequemen Kleidung", da ist ja auch meistens die Zwangsjacke drin. Ich plädiere hier nochmal für das undramatische Verbrennen von Schubladen. Die Dinger stören Abläufe, das Auf- und Zumachen ist Zeitverlust.
Dirk Bernemann